Schaut man sich die Jahresangaben der Buchausgaben von Falladas Werken in Tschechien an, stellt man fest, dass seit der ersten Veröffentlichung der tschechischen Erscheinung von „Kleiner Mann – was nun?“ im Jahre 1933 die Romane von Fallada in Böhmen regelmäßig jedes Jahrzehnt unter verschiedenen politischen Regimes herausgegeben wurden.[1] Diese Tatsache kann man nicht als selbstverständlich betrachten, denn viele andere berühmte deutschsprachige Autoren, deren Werke zum ersten Mal zwischen den Weltkriegen in tschechischer Übersetzung erschienen sind, unter anderen auch große Namen wie Alfred Döblin oder Erich Maria Remarque, konnten später aus politischen Gründen überhaupt nicht erscheinen. Dabei hatte es gerade Hans Fallada nicht leicht. Auf dem Wege zum tschechischen Leser standen seinen Romanen viele politische und kulturelle Hindernisse im Wege. Bei der Erfassung von Falladas Rezeption dürfen diese retardierenden Momente nicht unberücksichtigt bleiben. Es war sowohl sein problematisches Verhältnis zu dem braunen Regime als auch seine komplizierte Biographie, die die Verbreitung seiner Werke in Tschechien erschwerten. I. In diesem Artikel befasse ich mich mit der Rezeption in den Jahren 1918 bis 1945, also in der Zeit der demokratischen Ersten Republik (1918 – 38), der kurzen Zweiten Republik (Oktober 1938 – März 1939) und des Protektorats Böhmen und Mähren (1939-45). Der erste ins Tschechische übersetzte Roman von Fallada erschien im Jahre 1933 nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. Die politische Atmosphäre wirkte sich damals auf Kriterien der Literaturkritik aus. Tschechische Kritiker überprüften seit 1933 nicht nur die Qualität der literarischen Werke, sondern auch die biographischen Daten des Autors. Für die Rezeption der deutschen Literatur in intellektuellen Kreisen der Ersten Republik (1918 – 1938) war entscheidend, dass das tschechische Bildungsbürgertum seit 1918 auf Frankreich und französische Kultur orientiert war, die Fachzeitschriften für Literatur befassten sich zum großen Teil mit französischen Neuerscheinungen. Jeder Student träumte von einem Studium in Paris. Die deutsche Literatur wurde in den Literaturzeitschriften von der französischen und englischen teilweise überschattet. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Rezeption von Falladas Romanen war eine allgemeine Missachtung von sozialen und reportage-ähnlichen Romanen bei der auf „Dichtung“ orientierten Kritik. Daraus ergab sich eine Zurückhaltung zu Falladas Werk.[2] Die Situation auf dem Büchermarkt beeinflusste auch stark die Anzahl der übersetzten Neuerscheinungen. In den 30er Jahren, als Falladas Romanen Tschechien zum ersten Mal erschienen, mussten die tschechischen Verlagshäuser mit der ökonomischen Krise kämpfen, die einen Rückgang der Produktion auf dem Büchermarkt brachte. Diese Situation hat sich allerdings gleich in der ersten Hälfte der 30er Jahre wesentlich verbessert und bald war die Anzahl der Publikationen sogar größer als vor der Krise. Der Anstieg der tschechischen Produktion in den 30er Jahren fußte zum großen Teil auf der übersetzten Literatur. Im Durchschnitt ging die Anzahl der Übersetzungen von Boulevardautoren zurück und fast alle bedeutenden Autoren aus allen literarisch wichtigen europäischen Ländern – Frankreich, Russland, Deutschland oder England – wurden herausgegeben.[3] Falladas Romane erschienen meistens in Editionen der etablierten Verlagshäuser wie zum Beispiel Sfinx (Bohumil Janda), Václav Petr, Borový oder Vilímek. Am wichtigsten war der Verlag Sfinx, der in den 30er Jahren einen Riesenaufschwung erlebte. Er gab vor allem Boulevardliteratur heraus, aber er führte auch einige repräsentative Editionen, zu denen auch die Edition von Václav Tille Die europäische Bibliothek zählte. In dieser Edition erschien die erste tschechische Übersetzung von Falladas Werk. II. Die erste Bemerkung zu der Übersetzung des Romans „Kleiner Mann – was nun?“ veröffentlichte im Jahr 1933 Bedřich Václavek, ein tschechischer marxistischer Literaturkritiker, Ästhetiker und Theoretiker, der in den 20er Jahren der Gruppierung tschechischer Avantgardkünstler Devětsil nahe stand, in seinem Artikel „K současnému románu sociálnímu“. Über die neue Welle des Sozialromans in den 30er Jahren schreibt er: „In der letzten Zeit erscheinen neue Sozialromane, die von der heutigen sozialen Lage gerade erzwungen sind – und wir sehen, dass ihre Verfasser dem übertriebenen Maβ an schwer verdaulicher Ideologie erfolgreich ausweichen. Weil sie aber noch nicht klar und von einzelnem Aspekt die ganze soziale Problematik überblicken können, beschränken sie sich auf engere Themen und ‚verschönern sie’ mal durch ihre Fabulierkunst, mal durch eine empfindsame Grundierung.“[4] Auch wenn der herabsetzende Unterton dieser Worte nicht zu überhören ist, kann man im Grunde genommen zustimmen. Hans Fallada war ein Meister des Details, auf komplexere soziale Zusammenhänge ging er nur selten ein. Es scheint heute auch nicht angebracht, die Romane von Fallada aus dem „ideologischen“ Blickwinkel zu interpretieren. Fallada war und ist tatsächlich kein Ideologe und selten kommentiert er das Dargestellte mit Abstand. Man könnte denken, dass er diese Rolle auch nicht annehmen würde, er will bleiben und bleibt ein konsequenter Erzähler. Das wurde ihm allerdings immer unabhängig von politischen Konstellationen von tschechischen Kritikern vorgeworfen, sowohl in der Ersten Republik als auch später in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (bzw. Tschechoslowakischen Volksdemokratischen Republik), als bei der Aufnahme seiner Werke in die Verlagsprogramme sein mangelndes politisches Engagement immer entschuldigt werden musste. Václaveks Beobachtung, dass die düsteren Themen mittels sentimentaler Untermalung „verschönert“ werden, erscheint in mehreren tschechischen Kritiken, die sich mit Falladas Romanen beschäftigen und auch bei seinem deutschen Biographen, Jürgen Manthey. Manthey schreibt über „die idyllischen Züge“ oder „romantische Grundstimmung des Romans Kleiner Mann – was nun?“[5] Bedřich Václavek befasst sich mit drei Romanen: „Ich habe Hunger“ von Georg Fink, „Kleiner Mann - was nun?“ von Hans Fallada und „Von drei Millionen drei“ von Leonhard Frank. Über Fallada schreibt er: „Fallada verschönert die bedrückende Handlung: die warme Menschheit seiner Figuren und die junge Liebe, die dem Arbeitslosen im Augenblick, wo er sich von aller Welt verlassen fühlt, die Sicherheit gibt: Wir sind zwei, du bist nicht allein.“[6] An einer anderen Stelle beanstandet er – in Übereinstimmung mit seiner marxistischen Literaturauffassung – die mangelnde Sozialanalyse, Falladas Verzicht auf die Bezeichnung der Ursachen der Zustände: „Der Roman bleibt aber nur ein Ausschnitt, fast wie eine Reportage. Das wird an den Stellen markant, wo der Autor mit höchstem Maβ an sozialer Erfahrung schreibt …[an Stellen], die das Leben der Angestellten im Kaufhaus beschreiben. [...] Eben da bleibt der Roman nur eine Reportage, die das Leben der Angestellten im Kaufhaus dokumentiert.“[7] Die Schwächen des Romans bestehen nach Václavek also darin, dass manche Absätze nur zu einer Reportage werden, denn alles, was als Journalismus in der Literatur empfunden wurde, wurde von der linken Literaturkritik als mangelnde künstlerische Durchdringung des Themas abgewiesen.[8] Noch deutlicher wird die Kritik Václaveks am Ende des Berichtes: „Dieser Mangel hängt eben auch mit dem ganzen kleinbürgerlichen Charakter des Romans, der dann keinen wirklichen Ausweg zeigt“.[9] Ich möchte nur hinzufügen, dass man fast dieselben Worte auch in den späteren Texten findet. Nicht aber aus demselben Grund, Václavek vermisst eine distanzierte wertende Betrachtung der Lage der Figuren, die sozialistische Kritik wird später Falladas Romanen mangelndes politisches Engagement und ideologische Seichtigkeit und außerdem natürlich sein problematisches Verhältnis zum NS-Regime vorwerfen. Auch die zweite Kritik über diesen Roman erschien in der Zeitschrift Listy pro umění a kritiku, der Autor blieb anonym. Es könnte ein Redaktionsbeitrag sein. Die Rezension heiβt „Ein optimistischer Roman“. Sie schätzt vor allem Falladas Kunst, Johannes Pinneberg als einen Typ darzustellen, wobei er aber eine lebendige individuelle Persönlichkeit bleibt. Der Kritikpunkt ist Falladas Vorliebe für die Idylle, seine Naivität, mit der er die Haupthelden über Wasser halten lässt. „Warum sollte es den guten Leuten schlimm gehen? Diese Frage kommt im Roman vielmals vor und der Roman endet mit dem Unwillen zu akzeptieren, dass so etwas Absurdes langfristig möglich sein sollte.“[10] Der Rezensent stellt ferner fest, dass Fallada in seinem Buch einer Lösung ausweicht, dass er sich vor einer politischen Stellungnahme drückt. Der grundsätzliche Mangel des Romans ist aber nach diesem Autor – was auch in der ersten Kritik von Bedřich Václavek beiläufig erwähnt wurde – Falladas künstlerische Auffassung: „Der wirkliche Optimismus eines Werkes besteht nur in seiner eigenen künstlerischen Qualität. Aber dem Autor lag es in seiner Bemühung, der Zeit verpflichtet zu bleiben nicht daran, diesem Gebot zu folgen, sondern er bietet dem Kranken Medikamente, die schon hundertmal versagt haben, mit dem guten Glauben, dass die Ursache des Misserfolges bis jetzt nur die falsche Vignette war.“ [11] Dieser Vorwurf erscheint oft im Zusammenhang mit dem Roman„Kleiner Mann – was nun?“ und ist nicht ganz unberechtigt, denn in der Tat scheinen einige Szenen und Handlungswechsel des Romans allzu versöhnlerisch und idyllisch. In Falladas Biographie von Jürgen Manthey findet man eine detaillierte Analyse der idyllischen Züge in diesem Roman. Manthey weist darauf hin, dass Fallada an diesem Roman in den bedrückendsten Tagen seines Lebens schrieb, in der äußeren materiellen Not, aus der er oft auf seine Robinson-Insel der literarischen Erfindung floh, um seiner Lage zu entrücken. Die idyllischen Züge des Romans Kleiner Mann – was nun? rühren von dieser Entrückung her, und nicht, wie in einigen späteren Romanen, von der bewussten Absicht, der Empfindungsseligkeit einfacherer und damit zahlreicherer Leser entgegenzukommen. Und Fallada selbst verteidigt sich folgendermaßen: Ich habe gewiss nicht meiner Leser wegen geschrieben. Ich denke nie an meine Leser, wenn ich ein Buch schreibe. Ich denke nur an das Buch, an seine Gestalten, an seine Schicksale. Wenn ich außer diesen Dingen an etwas denke, so denke ich sehr eifersüchtig an mich selbst.[12] III. Wenn man die ersten zwei Kritiken zum Roman Kleiner Mann - was nun? miteinander vergleicht, stellt man fest, dass sie zwar in einigen Aspekten übereinstimmen, im Grunde aber einander widersprechen und zwei gegensätzliche Positionen innerhalb der damaligen tschechischen Kritik darstellen. Die erste Kritik kommt unbestritten aus dem marxistischen Lager. Bedřich Václavek verlangt im Einklang mit der marxistischen Methodologie eine konsequentere Auseinandersetzung mit den sozialen Verhältnissen. Obwohl man den Namen des Autors der zweiten Kritik nicht kennt, kann man seine Positionierung in der kritischen Gesellschaft erraten. Er gehört wahrscheinlich, wie auch der damalige Chefredakteur der Zeitschrift Bedřich Fučík, zur werkautonomen Kritik, die sich auf die rein künstlerische Bewertung eines Werkes konzentrierte. Das bestätigt das hier schon erwähnte Zitat: Der wirkliche Optimismus eines Werkes besteht nur in seiner eigenen künstlerischen Qualität. Die werkautonome kritische Einstellung vertraten viele bedeutende kritische Persönlichkeiten der Ersten Republik. Die bedeutendsten Vertreter der tschechischen Ästhetik in der Ersten Republik waren unter anderen František Xaver Šalda oder Otakar Zich. Von dieser Literaturauffassung ließ sich auch der Strukturalist Jan Mukařovský beeinflussen.[13] Diese Kritiker verlangten, dass sich die Poetik ausschließlich mit der ästhetischen Funktion der Literatur befasst, denn die außerästhetische Funktion stellt eigentlich keine Frage für die Poetik dar, sondern für die Soziologie des Dichtens.[14] Die nicht ästhetische Funktion sei nur dann relevant, wenn sie einen unmittelbaren Einfluss auf den künstlerischen Aufbau habe. Es ist offensichtlich, dass Falladas Romane einer solchen Literaturauffassung und ihren Forderungen kaum entsprechen konnten. Dank der Analyse der zwei erwähnten Kritiken kommen wir zur Erkenntnis, dass Falladas Romane bei der Kritik keinen großen Beifall fanden, sie wurden allerdings auch nicht entschieden abgelehnt. Die Vorbehalte gegen sein Werk waren nicht ideologischer Natur, und so konnte sein leserwirksames Werk unabhängig von der gerade herrschenden politischen Doktrin erscheinen. Man könnte auch über politische und ideologische Unbestimmtheit seiner Werke sprechen, die ermöglichte, dass seine Romane in der Ersten demokratischen Republik als politisch neutral und optimistisch eingestuft, in der Zweiten Republik und im Protektorat als nicht regimefeindlich herausgegeben, von der sozialistischen Kritik als links orientiert interpretiert und von den Übersetzern Věra und Karel Holubovi im Jahre 1997 als durchaus postmodern aber auch düster rezipiert wurden[15]. IV. Das zweite Buch, das in der Tschechischen Republik erschienen ist, fand nur wenig Resonanz bei der tschechischen Kritik. Es war das Buch „Bauern, Bonzen und Bomben“ (Seldáci se bouří, 1934, übersetzt von Z. Hoffmanová). Eine Kritik erschien in der Zeitschrift Lumír im Jahre 1935. Ihr Autor, Karel Sezima, tschechischer Literaturkritiker und impressionistischer Schriftsteller, lobt zuerst das Tempo, den Puls des Romans. „Der Roman enthüllt mit ungedämpfter Intensität die Entsetzlichkeit der Verhältnisse, die rufen, schreien nach einem energischen Besen“.[16] Der Roman wird als dramatisch bezeichnet, als eine „fortdauernde Diskussion, erregt und aufgeregt, aufregend, eine heftige Polemik, die sehr oft die Schläge und Hiebe als Argument benutzt.“[17] Dann aber beanstandet Karel Sezima an dem Roman seine mangelnde Erbaulichkeit und seine Eindimensionaliltät: „Doch wächst die Seele unter dem Eindruck des ganzen Buches so wenig! In all den Trivialitäten und Vulgarismen, zweifellos verlässlich dokumentiert und durch den sachlichen Ausdruck bis zur Trockenheit, aber wenig plastisch gestaltet, wird das alles zu einem kaum bewegten Wasserspiegel [...] Das Werk, obwohl es jede bedeutsame Einzigartigkeit wegräumt, kann in aller äußeren Breite die pluralistische Totalität und Polyphonie der Wirklichkeit kaum erfassen.“[18] Wieder das gleiche Problem, Fallada fehle nach der Meinung der Kritik eine komplexere Sicht der Probleme, man schätzt den Versuch eine neue Sichtweise zu finden, aber: „ohne tieferen Sinn, als dass er die stramme Form des Romans ein wenig auflöst und somit den Boden für eine geistvollere Saat auflockert. Denn der Autor übersieht, was er, wahrscheinlich, später mit seiner politischen Wende zugestanden hat: dass die Schicksale der Menschheit und der Völker bei solcher Erziehung in politisch überwärmten Haushalten der Parteien weiterhin in einsamen Arbeitsräumen der Einzelnen geschmiedet werden, die sich inbrünstig mit dem menschlichen Leiden und Armut beschäftigen. Oder schlimmer, in primitiven seelischen Rüstkammern der Ehrgeizigen, die immer wieder bereit sind mit erhofftem Erfolg die Schwachen brutal zu unterjochen.“[19] Hier kommt auch implizit der politische Aspekt zum Ausdruck, eines der wichtigsten Argumente bei der Rezeption der deutschen Schriftsteller war die Anpassung an das NS-Regime in Deutschland. V. Die Kritik war also Fallada nicht sehr wohlgesinnt, man kann aber beweisen, dass es bei der Leserschaft in der Ersten Republik anders war. Falladas Bücher wurden während der ganzen Existenz der Ersten Republik herausgegeben. Immer fanden seine Bücher genug Leser um wieder erscheinen zu können. Viele Leser wurden aber von seinem Roman „Der eiserne Gustav“ enttäuscht, als er im Jahre 1941 in tschechischer Übersetzung erschien. Kamila Jiroudková schreibt im Nachwort zu ihrer Übersetzung der Rekonstruktion diesen Romans (rekonstruiert von Günter Caspar, dem Chefredakteur des Berliner Verlags Aufbau, herausgegeben 1967) im Jahre 1977: „Dieser Roman ist eine neue Version, in der, wie es Becher verlangt hat, alle nazistischen „Aufbesserungen“ und Korrekturen beseitigt wurden. [...] Diese Bemerkung führe ich vor allem wegen der älteren Lesern an, die Hans Falladas Erzähltalent, lebendige Dialoge, seine treue Beschreibung der Figuren und des Milieus, den Volkshumor und seine Empfindsamkeit besonders schätzten – eben bis zum Tag, an dem der Roman „Der eiserne Gustav“ im Jahre 1941 in tschechischer Übersetzung erschienen ist.“[20] Unter den Umständen des Protektorats kann man Fallada, wie Mukařovský berichtet, als einen in Tschechien erfolgreichen Schriftsteller bezeichnen, denn er war einer „der wenigen deutschen zeitgenössischen Schriftsteller, die herausgegeben wurden, wobei das Hauptinteresse der deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts galt.“[21] Aber wegen dem Roman „Der eiserne Gustav“ verlor Fallada tatsächlich viele Leser. Der Roman galt allgemein als ein Beweis dafür, dass er sich kaufen ließ. Im Jahre 1977 erschien dann die „korrigierte“ Version von Kamila Jiroudková unter einem anderen Titel, „Zlato za železo“ (Gold für Eisen), mit der Intention, Fallada der tschechischen Leserschaft wieder zugängig zu machen, was nur teilweise gelungen ist, denn nie erschienen seine Bücher in so großen und zahlreichen Auflagen wie vor dem Jahre 1942. Nach der Herausgabe der Übersetzung der Geschichten aus der Murkelei im Jahre 1942 trat eine dreizehnjährige Pause ein, die im Jahre 1954 mit der Herausgabe des Romans Jeder stirbt für sich allein (I ve smrti sami, Československý spisovatel, Praha:1954) endete. Eine Übersicht der tschechischen Übersetzungen der Romane von Fallada von 1918 bis 1945: Kleiner Mann was nun? (Občánku – co teď, übersetzt von Josef Vrbata – ein Pseudonym von Ivan Olbracht und Evženie Nová, Praha: Sfinx, Bohumil Janda, 1933. Es gab noch eine zweite Ausgabe dieses Romans: Čelákovice: Josef Hampl, 1936). Bauern, Bonzen und Bomben (Seldáci se bouří, übersetzt von Zdena Hoffmanová, Praha: Václav Petr, 1934) Wer einmal aus dem Blechnapf frisst (Ubohý pan Kufalt, übersetzt von Olga Laurinová, Praha: Sfinx, B. Janda, 1934) Wolf unter Wölfen (Vlk mezi vlky, übersetzt von Jan Münzer, Praha: František Borový, 1938) Wir hatten mal ein Kind (Měli jsme dítě, übersetzt von Jan Münzer, Praha: Jos. R. Vilímek, 1938) Altes Herz geht auf die Reise (Staré srdce jde do světa, übersetzt von Milan Rusínský, Praha: Evropský literární klub, 1938) Kleiner Mann, großer Mann, alles vertauscht (Občánek milionářem: veselý román, übersetzt von Bohumil Mathesius, Praha: Čin, 1941) Altes Herz geht auf die Reise (Staré srdce jde do světa, übersetzt von Milan Rusinský, Praha : Evropský literární klub, 1938. Es gab noch eine zweite Ausgabe: Praha: Sfinx, B. Janda, 1941) Der eiserne Gustav (Železný Gustav, díl I., II., III., übersetzt von Jaroslav Schreiner, Praha: Nakladatelské družstvo máje, 1941) Das Märchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog (O písaři, který letěl na venkov, übersetzt vom Prof. Karel Kraus, Praha: Ústřední dělnické knihkupectví a nakladatelství, 1941) Wer einmal aus dem Blechnapf frisst (Ubohý pan Kufalt, zweite Ausgabe, Praha: Sfinx, Bohumil Janda, 1942) Geschichten aus der Murkelei (Pohádky z Batolína, übersetzt von A.K, Praha: Všetečka a spol, 1942 ________________________________ [1] Vor drei Jahren, 2007 sendete sogar der Tschechische Rundfunk 3 – Vltava ein Hörspiel, dessen Vorlage Der Trinker war. Im Jahre 2004 verfilmte der bekannte tschechische Regisseur Dušan Klein mit finanzieller Unterstützung des Tschechischen Fernsehens den Roman Jeder stirbt für sich allein. – I ve smrti sami. [2] Siehe die erste Kritik der tschechischen Übersetzung von „Kleiner Mann, was nun?“: Václavek, Bedřich: K současnému románu sociálnímu. (Zum zeitgenössischen Sozialroman), Listy pro umění a kritiku 1933, S. 627 [3] Mukařovský, Jan: Dějiny české literatury. 4, Literatura od konce 19. století do roku 1945. Praha: Victoria Publishing, 1995, S. 356 [4] Václavek, Bedřich: K současnému románu sociálnímu. Listy pro umění a kritiku 1933, S. 627 [5] Manthey, Jürgen: Hans Fallada in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1963, S. 86-87 [6] „Také Fallada nadlehčuje tíživý děj svého románu: teplou lidskostí svých osob a mladou láskou, která nezaměstnanému ve chvíli, kdy se cítí být opuštěn celým světem dává pocit: jsme dva, nejsi sám.“ - Václavek, Bedřich: K současnému románu sociálnímu. Listy pro umění a kritiku 1933, S. 628 [7] „[...] ale přece zůstává jen výsekem, takřka reportážním. To je viděti na oněch kapitolách, které jsou psány s nejvyšší měrou sociální zkušenosti a jsou opravdu jedinečné, oněch které líčí život zaměstnanců ve velkém obchodním domě. [...] Právě zde zůstává román jen na úrovni reportáže, snášející doklady k životu obchodních zaměstnanců.“ – ebenda S. 629 [8] Noch deutlicher wird dies in anderen Rezensionen der ins Tschechische übersetzten Romane von Fallada aus der Zeit er Ersten Republik, die in diesem Artikel ferner analysiert werden. [9] Václavek, Bedřich: K současnému románu sociálnímu. Listy pro umění a kritiku 1933, S.[9] „ A tento nedostatek souvisí právě tak s celkovým jeho maloměstským rázem jako to, že neukazuje skutečného východiska.“ - ebenda S. 629 [10] „Proč by se dobrým prostým lidem mělo vést špatně? Tato otázka se románě několikrát opakuje a román končí nevírou, že by něco tak absurdního bylo vůbec trvale možno.“ - R.Č: Optimistický román. Listy pro umění a kritiku 1933, S. 284 [11] ebenda S.[11] „Skutečný optimismus uměleckého díla tkví jen v jeho uměleckosti. Autoru však nezáleželo ve snaze sloužit době na tom, aby vyhověl tomuto příkazu, ale nabízí nemocnému léky, které se už stokrát neosvědčily v té dobré víře, že příčinou neúspěchů byla dosud vždy jen špatná viněta.“ - R.Č: Optimistický román. Listy pro umění a kritiku 1933, S. 284 [12] Manthey, Jürgen: Hans Fallada in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1963, S. 87 [13] Kudrnáč, Jiří. Česká literární kritika v dotyku se strukturalismem (1880-1940). Brno: Host, 2003. s. 239-240 [14] Mukařovský Jan, Studie II, Brno: Host, 2007, S. 13 [15] Umschlag von: Fallada, Hans: Pijan. übersetzt von Věra und Karel Holubovi, Praha: Odeon, 1997 [16] „Slovem, román z tlumenou intensitou osvětluje hrůzu věcí, jež volají ba křičí po energickém koštěti.“ - Sezima, Karel: Z literatury překladové. Lumír 1934-5/3, S. 163 [17] „Je to téměř ustavičná diskuse, pohnutá a rozčilená i rozčilující, prudká polemika, pracující velmi často argumenty ran a kopanců“ - ebenda S. 163 [18] „Přesto přese vše se vám výsledním dojmem rozšíří duše tak málo! Ve spoustě trivialit a vulgárností, bezpochyby hodnověrně dokladovaných a traktovaných i výrazem věcným až do suchosti, ale neplastickým, všecko nakonec bředne v jedinou slabě zvlněnou hladinu. [...] Skladba přesto, že úmyslně odklízí každou význačnější jedinečnost, ani při vší vnější šíři nepostihuje pluralistickou celistvost a mnohohlasost skutečnosti“ ebenda S. 163 [19] „[...] avšak bez jiného smyslu, než že uvolňuje ztrnulou formu románovou a zkypřuje zprahlou půdu pro setbu duchovnější. Neboť autor přezírá, co sám, zdá se, přiznal později svým politickým obratem: že se budou osudy lidstva a národů za takové výchovy v politicky přetopených domácnostech stran nadále kouti v osamělých pracovnách jedinců, vroucně zaujatých lidským hořem a bídou. Nebo hůře, v primitivních duševních zbrojnicích ctižádostivců, brutálně a s nadějnými vyhlídkami se hotovících nanovo ujařmovat slabochy.“ - ebenda S. 163 [20] „Román, který se dostává čtenáři do rukou, je právě verze očištěná, jak to Becher žádal, ode všech nacistických úprav a přídavků. […] Předesíláme tuto poznámku hlavně kvůli starším čtenářům, pro něž patříval Hans Fallada pro svůj vypravěčský dar. Živý dialog, umění barvité kresby postav i prostředí, lidový humor i hluboké citové zaujetí k autorům nejmilejším – právě až do dne, kdy v r. 1941 vyšel Železný Gustav česky.“ - Nachwort von Kamila Jiroudková In: Fallada, Hans: Zlato za železo. übersetzt von Kamila Jiroudková, Praha: Odeon, 1977, S. 643 [21] „Příznačné však je, že ze současných německých autorů bylo překládáno jen nepatrně (například H. Fallada), kdežto hlavní zájem se soustředil na německou literaturu 18. a 19. století, k spisům Lessingovým, Schillerovým, Kleistovým, Hebbelovým a pracím filozofickým (výbor z Herderova díla...).“ - Mukařovský, Jan: Dějiny české literatury. 4, Literatura od konce 19. století do roku 1945. Praha: Victoria Publishing, 1995, S. 446