Schiller: Die Räuber. Ein Schauspiel Wann und wo entstand das Stück? lGötz von Berlichingen, 1773 l„Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken!“ lSchiller war noch nicht 22 lIn einem Geschichtgen Schubarts, das 1775 erschienen war, fand Schiller den Stoff. Die Räuber Den 1781 im Selbstverlag herausgegebenen Text fand der Intendant des Mannheimer Nationaltheaters von Dalberg und verlangte von Schiller Verlegung der Handlung in die Mitte des 15. Jhs. August Wilhelm Iffland (1759- •Einen Namen machte er sich 1782 als ....................... in der Erstaufführung von Friedrich Schillers Stück Die Räuber. •1796 folgte Iffland einem Ruf nach Berlin als Direktor des Nationaltheaters •Robert Dölle als August Wilhelm Iffland im Fernsehfilm Schiller Geniezeit •Auf welche Gefahren des Freiheitstaumels, der Hybris sich gottgleich, unabhängig vom Schicksal zu wähnen, weist Schiller hin? Wie ändern sich Karl Moors Ansichten zwischen dem ersten und fünften Akt? • Freiheitstaumel Siehe, da fällt's wie der Staar von meinen Augen, was für ein Thor ich war, daß ich ins Käficht zurück wollte! – Mein Geist dürstet nach Thaten, mein Athem nach Freiheit. – Mörder, Räuber! – mit diesem Wort war das Gesetz unter meine Füße gerollt – Menschen haben Menschheit vor mir verborgen, da ich an Menschheit appellierte, weg denn von mir, Sympathie und menschliche Schonung! – Ich habe keinen Vater mehr, ich habe keine Liebe mehr, und Blut und Tod soll mich vergessen lehren, daß mir jemals etwas theuer war! – Kommt, kommt! – Oh ich will mir eine fürchterliche Zerstreuung machen – es bleibt dabei, ich bin euer Hauptmann! und Glück zu dem Meister unter euch, der am wildesten sengt, am gräßlichsten mordet, denn ich sage euch, er soll königlich belohnt werden – Tretet her um mich ein Jeder, und schwöret mir Treue und Gehorsam zu bis in den Tod! – Schwört mir das bei dieser männlichen Rechte! Alle (geben ihm die Hand). Wir schwören dir Treu und Gehorsam bis in den Tod! Moor. Nun, und bei dieser männlichen Rechte schwör' ich euch hier, treu und standhaft euer Hauptmann zu bleiben bis in den Tod! Den soll dieser Arm gleich zur Leiche machen, der jemals zagt oder zweifelt, oder zurücktritt! Ein Gleiches widerfahre mir von Jedem unter euch, wenn ich meinen Schwur verletze! Seid ihr's zufrieden? Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden ereilet endlich sein Tag, es sei auf dem weichen Kissen von Flaum, oder im rauhen Gewühl des Gefechts, oder auf offenem Galgen und Rad! Eins davon ist unser Schicksal! Räuber singen, IV.Akt Stehlen, morden, huren, balgen Heißt bei uns nur die Zeit zerstreun. Morgen hangen wir am Galgen, Drum laßt uns heute lustig sein. Ein freies Leben führen wir, Ein Leben voller Wonne; Der Wald ist unser Nachtquartier, Bei Sturm und Wind hantieren wir, Der Mond ist unsre Sonne, Mercurius ist unser Mann, Der's Prakticieren trefflich kann. Karl Moor, Entwicklung Räuber. Ha, Muthloser! wo sind deine hochfliegenden Plane? Sind's Seifenblasen gewesen, die beim Hauch eines Weibes zerplatzen? R. Moor. O über mich Narren, der ich wähnete, die Welt durch Gräuel zu verschönern und die Gesetze durch Gesetzlosigkeit aufrecht zu halten! Ich nannte es Rache und Recht – Ich maßte mich an, o Vorsicht, die Scharten deines Schwerts auszuwetzen und deine Parteilichkeit gut zu machen – aber – o eitle Kinderei – da steh' ich am Rand eines entsetzlichen Lebens und erfahre nun mit Zähnklappern und Heulen, daß zwei Menschen, wie ich, den ganzen Bau der sittlichen Welt zu Grund richten würden. ... Räuber. Nehmt ihm den Degen weg – er will sich umbringen. R. Moor. Thoren ihr! zu ewiger Blindheit verdammt! Meinet ihr wohl gar: eine Todtsünde werde das Äquivalent gegen Todsünden sein? Meinet ihr, die Harmonie der Welt werde durch diesen gottlosen Mißlaut gewinnen? (Wirft ihnen seine Waffen verächtlich vor die Füße.) Er soll mich lebendig haben. Ich geh', mich selbst in die Hände der Justiz zu überliefern. Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet (1784) Gesetze, wollte er sagen, drehen sich nur um verneinende Pflichten – Religion dehnt ihre Forderungen auf wirkliches Handeln aus. Gesetze hemmen nur Wirkungen, die den Zusammenhang der Gesellschaft auflösen – Religion befiehlt solche, die ihn inniger machen. Jene herrschen nur über die offenbaren Aeußerungen des Willens, nur Thaten sind ihnen unterthan – diese setzt ihre Gerichtsbarkeit bis in die verborgensten Winkel des Herzens fort und verfolgt den Gedanken bis an die innerste Quelle. Gesetze sind glatt und geschmeidig, wandelbar wie Laune und Leidenschaft – Religion bindet streng und ewig. Welche Verstärkung für Religion und Gesetze, wenn sie mit der Schaubühne in Bund treten, wo Anschauung und lebendige Gegenwart ist, wo Laster und Tugend, Glückseligkeit und Elend, Thorheit und Weisheit in tausend Gemälden faßlich und wahr an dem Menschen vorübergehen, wo die Vorsehung ihre Räthsel auflöst, ihren Knoten vor seinen Augen entwickelt, wo das menschliche Herz auf den Foltern der Leidenschaft seine leisesten Regungen beichtet, alle Larven fallen, alle Schminke verfliegt und die Wahrheit unbestechlich wie Rhadamanthus Gericht hält. Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gerichte sich endigt. Parallelhandlungen Pathos In der antiken Tragödienlehre bezeichnet Pathos das schwere Leid, das über den Helden hereinbricht und seine innere Unerschütterlichkeit auf die Probe stellt. Heute: feierliches Ergriffensein, leidenschaftlich-bewegter Gefühlsausdruck Pathos bezeichnet bei Schiller das pathetisch Erhabene als „Ausgang aus der sinnlichen Welt“, also einen Effekt, der aus der Überwindung von Leiden resultiert, nicht mehr dieses selbst. Im Grunde werden von Schiller damit Leidenserfahrungen an 'große Ideen' angebunden. Die leidende Natur spricht wahr, aufrichtig und tiefeindringend zu unserm Herzen in der Homerischen Dichtung und in den Tragikern; alle Leidenschaften haben ein freies Spiel, und die Regel des Schicklichen hält kein Gefühl zurück. Die pathetische Darstellung als Mittel zu Zweck, den in der Tragöfie das Erahbene bildet. Pathos Gewagte Metaphern: Pfui! pfui über das schlappe Kastraten-Jahrhundert, zu nichts nütze, als die Thaten der Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Alterthums mit Commentationen zu schinden und zu verhunzen mit Trauerspielen. Epitheta: Daheim labt er sich mit süßem köstlichem Wein und pflegt seiner morschen Glieder in Kissen von Eider, während sein großer, herrlicher Sohn darbt Hyperbeln: Auch, sagt, er, werdest du dir keine Hoffnung machen, jemals Gnade zu seinen Füßen zu erwimmern, wenn du nicht gewärtig sein wollest, im untersten Gewölb seiner Thürme mit Wasser und Brod so lang tractiert zu werden, bis deine Haare wachsen wie Adlersfedern, und deine Nägel wie Vogelklauen werden. verrammelt, wie der Himmel der Hölle Apostrophen: In den Staub mit dir, du prangendes Geschmeide! (Sie reißt sich die Perlen vom Hals.) Seid verdammt, Gold und Silber und Juwelen zu tragen, ihr Großen und Reichen! Seid verdammt, an üppigen Mahlen zu zechen! Verdammt, euren Gliedern wohl zu thun auf weichen Polstern der Wollust! Karl! Karl! so bin ich dein werth ... Aposiopesen: Daß dich, Bärenhäuter! Meinen Ring einer Metze? Pathos Steigerungen: Blut, Blut - höre nur weiter! Blut, sag' ich dir, wird deine ganze Seele füllen. Sie war bürgerlicher Geburt, eine Deutsche - aber ihr Anblick schmelzte die Vorurteile des Adels hinweg. Mit der schüchternsten Bescheidenheit nahm sie den Trauring von meiner Hand, und übermorgen sollte ich meine Amalia vor den Altar führen. Ausrufe: Blut, Blut - höre nur weiter! Blut, sag' ich dir, wird deine ganze Seele füllen. Superlative: dein Fingerhut voll Gehirn rhetorischer Parallelismus: Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus. Geflügelte Worte Otto Ludwig hat behauptet, Schillers Stücke glichen einem „Christbaum“, an dem die Sentenzen hängen, „um leicht herunter-genommen zu werden“. Geflügelte Worte ist eine Zitatensammlung des Berliner Oberlehrers Georg Büchmann (Geflügelte Worte – der Citatenschatz des deutschen Volkes), deren erste Auflage im Jahr 1864 erschien. Vgl. http://www.aronsson.se/buchmann/0226.html Tod Karl Moor: Willst du Unsterblichkeit mit Mordbrennereien erkaufen? Merk dir's, ehrgeiziger Jüngling! Für Mordbrenner grünet kein Lorbeer! Auf Banditensiege ist kein Triumph gesetzt - aber Fluch, Gefahr, Tod, Schande. - Siehst du auch das Hochgericht dort auf dem Hügel? Spiegelberg (unwillig auf und ab gehend). Ei wie dumm! Wie abscheulich, wie unverzeihlich dumm! Das ist die Manier nicht! Ich hab's anders gemacht. Kosinsky. Was soll der fürchten, der den Tod nicht fürchtet? (III.Akt) Moor. Brav! Unvergleichlich! Du hast dich wacker in den Schulen gehalten, du hast deinen Seneca meisterlich auswendig gelernt. - Aber, lieber Freund, mit dergleichen Sentenzen wirst du die leidende Natur nicht beschwätzen, damit wirst du die Pfeile des Schmerzes nimmermehr stumpf machen. - Besinne dich recht, mein Sohn! Geglügelte Worte Kleinigkeiten Franz (betet). Ich bin kein gemeiner Mörder gewesen, mein Herrgott! – hab mich nie mit Kleinigkeiten abgegeben, mein Herrgott – Daniel. Gott sei uns gnädig! Auch seine Gebete werden zu Sünden. (Es fliegen Steine und Feuerbrände. Die Scheiben fallen. Das Schloß brennt.) Franz. Ich kann nicht beten – hier, hier! (Auf Brust und Stirn schlagend.) Alles so öd – so verdorret. (Steht auf.) Nein, ich will auch nicht beten – diesen Sieg soll der Himmel nicht haben, diesen Spott mir nicht anthun die Hölle – Franz, die Canaille Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft sind unsere Gesetze. Franz heißt die Canaille?" - Die Räuber I, 2 / Schweizer Richard III. von Shakespeare, wie Franz hässlich und missgebildet, schreckt vor nichts zurückt, um die Königskrone zu bekommen. Er beseitigt seine beiden Brüder - den regierenden König Edward IV. und George, den Herzog von Clarence, und wirbt um Prinzessin Anne, die aber auf sein Ansinnen empört reagiert, da sie davon ausgeht, dass Richard ihren Gatten Edward und dessen Vater König Heinrich VI. getötet hat. Richard entblößt seine Brust und bietet Anne sein Schwert an. Sie zielt nach ihm, lässt das Schwert dann aber fallen und wird seine Frau.