Klopstock, Friedrich Gottlieb * 2. 7. 1724 Quedlinburg, † 14. 3. 1803 Hamburg Der junge Lessing hat 1752 - vier Jahre nach dem epochalen Erscheinen der ersten "Messias" - Gesänge - die Kluft zwischen dem häuifigen Lob des Dichters und der wirklichen Kenntis senier Texte auf die griffige Formel gebracht: "Wer wird nicht einen Klopstock loben? Doch wird ihn jeder lesen? Nein. Wir wollen weniger erhoben Und fleißiger gelesen sein." Lessing ahnte nichts von der Ambivalenz seiner Prophezeiung. Tatsächlich war es Klopstock, der in den folgenden Jahrzehnten im literarischen Bewußtsein breitester Leserkreise tiefer verankert war als sein aufklärerischer, streitbarer Kritiker. Zur Biographie Klopstocks: Von 1736 an besuchte er das Gymnasium Quedlinburg, 1739-1745 die Fürstenschule Pforta[1]. Er erhielt dort eine gründl.humanistische Ausbildung, beschäftigte sich intensiv mit Bibelexegese, griech. u. lat. Dichtern u. Historikern. Von 1745 an studierte er in Jena Theologie u. Philosophie. Im Juni 1746 wechselte er nach Leipzig. In Leipzig hatte er die Bekanntschaft mehrerer literarisch ambitionierter Studenten, der sog. Bremer Beiträger, gemacht. In ihrer Zeitschrift »Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes«[2] veröffentlichten sie 1748 die ersten drei Gesänge des Messias. 1748 verließ er Leipzig, um in der Familie von Verwandten in Langensalza eine Hofmeisterstelle zu übernehmen. In die Kusine Maria Sofia Schmidt verliebte er sich ohne Glück - sie war die »Fanny« seiner Oden. Als er im Juli 1750 nach Zürich aufbrach, um einer Einladung Bodmers zu folgen, war er schon berühmt. Als Bodmer feststellen mußte, daß KLOPSTOCK keineswegs der von ihm erwartete fromme Messias-Dichter sei, der sein Epos in Zürich fortsetzen sollte, entstanden persönliche Verstimmungen. Im Febr. 1751 reiste er nach Dänemark; bereits im Aug. 1750 hatte ihn die Nachricht von Johann Hartwig Ernst von Bernstorff erreicht, Friedrich V. von Dänemark habe ihm eine jährliche Pension (400, später 600 Taler) ausgesetzt mit der einzigen Verpflichtung, den Messias zu vollenden. KLOPSTOCK lebte bis 1770 in Dänemark. In Kopenhagen fand er einen literarisch u. politisch engagierten Freundeskreis, zu dem Johann Andreas Cramer, Gerstenberg,[3] Helferich Peter Sturz, die Grafen Stolberg u. Basedow zählten. Als KLOPSTOCKs Gönner u. Freund Bernstorff im Herbst 1770 durch Christian VII. seiner Ämter enthoben wurde u. nach Hamburg zog, begleitete ihn KLOPSTOCK u. blieb bis zu seinem Tod dieser Stadt treu. In Hamburg wurde KLOPSTOCK der geistige u. gesellige Mittelpunkt eines großen Freundeszirkels, zu dem Claudius, Voß, Gerstenberg u. die Grafen Stolberg gehörten. Für die Besucher der Stadt war es geradezu Pflicht, den berühmten Dichter zu sehen u. zu sprechen. Wegen seines schon vor dem Sturm auf die Bastille erwiesenen »Civismus« ernannte ihn die frz. Republik am 26. 8. 1792 zum Ehrenbürger. Zu seinem Epos inspirierte ihn die gründl. Lektüre von John Miltons Paradise Lost. Aber erst 1772 hatte er den »Hauptzweck« seines Lebens vollendet. Für die Gesamtausgaben von 1781 u. 1798 nahm er sich das Werk erneut vor und verbesserte den Text. Die 20 Gesänge enthalten nahezu 20 000 Verse. Erzählt wird die Leidensgeschichte Christi vom Einzug in Jerusalem bis zur Himmelfahrt. Wie klasische Epen erzählt er ohne Vorgeschichte, in medias res. Dabei ist der Messias der »Mittler« zwischen dem Vatergott u. der durch Sünde gefallenen Menschheit. Selbst die Teufel können, wenn sie wie Abbadona Reue zeigen, erlöst werden. Den Berichten der Evangelien über die Passion folgt der Messias vom fünften Gesang an genauer, aber das Christusbild KLOPSTOCKs entspricht weder dem der Schrift noch dem der lutherischen Christologie. KLOPSTOCK versucht eine Psychologisierung u. Vergöttlichung der Passion. Eine Klimax der Klagen über das Ereignis von Golgatha – er stirbt im zehnten Gesang: Es gipfelt in den anaphorischen Passagen der Ergriffenheit: Er rufte: Mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen? /…/ Schnell ergriff ihn, allein zum letztenmale der Menschheit Ganzes Gefühl. Er rufte mit lechzender Zunge: Mich dürstet! Ruft´s, trank, dürstete! bebte! ward bleicher! blutete! tufte: Vater, in deine Hände befehl´ich meine Seele! Dann (Gott Mittler! erbarme dich unser!) Es ist vollendet! Und er neigte sein Haupt, und starb. Die folgenden zehn Gesänge umfassen den überirdischen Schauplatz und die Auferstehung. Entsprechend den Stufen der Klage im erstren Teil steigert sich der Ton zum Freudenjubel, der mehr an den Psalmen als am epischen Vortrag orientiert ist: Die Grenze vom Epos zur Lehrdichtung wird überschritten. Seine Hexameter u. Stilmittel (komplizierter Satzbau mit vielen Einschüben u. der Nachstellung von Subjekt oder Objekt, Wortwiederholungen, gehäufte Vergleiche, Partizipialkonstruktionen, zahlreiche Genitivmetaphern u. absolute Komparative) sollen die Seele des Lesers in Bewegung[4] versetzen. Um Geschehnisse in ihrer Wirkung mehrfach darstellen zu können, werden zahlreiche Zeugen – bis hin zu Gestorbenen u. Ungeborenen – fingiert. Die Betrachtung des Geschehens hat oft Vorrang vor dem knapp erzählten Geschehen selbst. Gerhard Kaiser hat gezeigt, daß etwa das Auferstehungsgeschehen in einem Nebensatz von neun Versen erzählt wird, während sich der Hauptsatz von drei Versen mit den Empfindungen der Zuschauer beschäftigt, die ihrerseits in 14 Versen mit den Gefühlen der Auferstehenden am Jüngsten Tag verglichen werden. Die oft mehrfache Spiegelung der erzählten Begebenheiten führt zu einem Polyperspektivismus der Darstellung. - Welche Rechtferigung des poetischen Unternehmens liefert der erste Gesang, ist es nicht Profanation[5]? Aber, o Tat, die allein der Allbarmherzige kennet, Darf aus dunkler Ferne sich auch dir nahen die Dichtkunst? Weihe sie, Geist Schöpfer, vor dem ich hier still anbete, Führe sie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzückung, Voll unsterblicher Kraft, in verklärter Schönheit, entgegen. - Welchen Adressatenkreis setzt er voraus? Sein Gesang gilt nur den wenigen Edlen. …ihr vor allen, ihr wenigen Edlen, Teure, herzliche Freunde des liebenswürdigen Mittlers, Ihr mit dem kommenden Weltgerichte vertrauliche Seelen, Hört mich, und singt den ewigen Sohn durch ein göttliches Leben. KLOPSTOCKs Messiade war sowohl in der künstlerischen Anlage und Gestaltung als auch in der Wirkung ambivalent. Das Überwiegen der betrachtenden über die traditionell epischen Passagen legte es den religiös orientierten Lesern nahe, das Werk als Erbauungsbuch[6] zu verstehen. An kaum einem anderen Werk aus der Mitte des 18. Jh. läßt sich präziser der Wandel verschiedener Lesereinstellungen studieren. Den modernen Viellesern war der Messias ein Kunstgebilde wie andere auch, das oft nicht einmal vollständig gelesen wurde. Für die Frommen eignete sich das Epos zu einer erbaulichen Wiederholungslektüre. Das Buch war ein buchhändlerischer Erfolg . Richard Alewyn hat in einer Studie über KLOPSTOCKs Leser[7] dargelegt, daß mit drei großen Lesergruppen gerechnet werden muß. Das traditionale bürgerl. Publikum, die Gelehrten u. der Adel nahmen von KLOPSTOCKs Werk kaum Notiz. Seinen Erfolg verdankte die Messiade einem neuen Publikum, das sich im wesentlichen aus den literarisch Desinteressierten, die nur Erbauungsliteratur schätzten, aus den Frauen u. jungen Leuten zusammensetzte. Mit KLOPSTOCKs Messias u. Oden verbindet sich eine bislang in den deutschsprachigen Ländern unbekannte Kultur des öffentl. Vortrags dieser Dichtungen. Sie wirkten in dieser Form gemeinschaftsbildend. Von Schubart sind mehrere Berichte über seine Klopstock-Deklamationen überliefert. Die Wirkung des Vortrags auf die Zuhörer war KLOPSTOCK selbst außerordentlich wichtig. So bildete sich für einige Jahrzehnte v. a. unter der Jugend eine »Klopstock-Gemeinde«. Es genügte, den Namen des Dichters auszusprechen, um einer starken Sympathetik sicher zu sein (Gewitterszene im Werther). Von bes. Bedeutung für die ungewöhnl. Rezeption eines so schwierigen Werks waren die lesenden Frauen. Nach KLOPSTOCKs Auffassung waren sie bes. zum »Verstehen« befähigt. Schließlich übte die Messiade auf die Unbelesenen eine nachhaltige Wirkung aus: Durch ihre Lektüre des Epos als Erbauungsbuch wurden sie oft als Leser für weltlicher Literatur gewonnen. Die Schweiz u. Schwaben wurden durch KLOPSTOCKs Werk gleichsam literarisiert. Die Wertschätzung, die der Messiade von Literaturkritikern zuteil wurde, äußerte sich in kühnenVergleichen u. Formulierungen unüberbietbaren Lobes. So wagte ein Kritiker schon 1749 die Prophezeiung, der Messias werde einmal »unmittelbar« nach der Ilias u. Äneis genannt werden. Gerstenberg war 1769 überzeugt, daß sich »alle Nationen der Christenheit und alle künftigen Weltalter« dies Werk aneignen würden, das dann Eschenburg 1790 als »die klassische Epopee unserer Nation« bezeichnete. Lessing u. Goethe erkannten in KLOPSTOCK das »große Genie«. Von Herder stammt eine der treffendsten Charakteristiken. In Klopstock mit Homer verglichen in der zweiten Sammlung von Fragmenten Über die neuere deutsche Literatur (1767) verteidigte er die Unsinnlichkeit der Messiade: Die »gleichsam unsichtbar in die Seele« gemalten Bilder seien vielleicht »unsrer geistigen Zeit« gemäßer; vielleicht übertreffe das »Moralische« in KLOPSTOCK sogar »alles schöne Sinnliche in Homer«. Schiller verstand den Messias-Dichter als »musikalischen Dichter«, der die Einbildungskraft auf kein bestimmtes Objekt beschränke - seine Sphäre sei immer das Ideenreich. Vopr allem nach 1800 nahm auch eine negative Kritik zu. Zu einer vernichtenden Kritik paßt das Bekenntnis des Teufels in Grabbes Komödie Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, KLOPSTOCKs Messias sei sein »altes unfehlbares Schlafmittelchen« (1, 4). In seiner mittleren Periode entstehen die großen Hymnen, darunter Dem Allgegenwärtigen (1758) u. Die Frühlingsfeier (1759 als Das Landleben). Bis hin zu den Hymnen von 1764 entfaltet sich KLOPSTOCKs lyr. Kunst in Annäherung an Form u. Sprache der Psalmen, aber auch in der Verarbeitung moderner naturwissenschaftl. Einsichten (z.B. der Astronomie). Unter Verzicht auf die poetische Bild-Tradition u.in der Entwicklung einer unsinnl. Sinnlichkeit der musikalisch-rhythm. Sprachbewegung entfaltet KLOPSTOCK aus der poetischen Praxis heraus eine geradezu moderne Ästhetik. Doch gibt es durchaus Unterschiede in der Radikalität u. Innovationskraft zwischen seinen theoret. Schriften. Die technisch-metrischen (v. a. Vom deutschen Hexameter. 1779) gehen weiter als diejenigen über Gegenstände u. Darstellung oder die rein gegenstandsästhetischen Schriften. »Seele« u. »Empfindung« beziehen sich tendenziell eher auf den »Tanz« der Silben als auf empfindsame Affekte. Die Frühlingsfeier Nicht in den Ozean der Welten alle Will ich mich stürzen! schweben nicht, Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts, Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung[8] vergehn! /../ Welche Rolle spielt die Inversion für die Rezeption der Hymne? Wie wirkt die Inkongruenz zwischen dem Titel und den einleitenden Versen? Aber du Frühlingswürmchen, Das grünlichgolden neben mir spielt, Du lebst; und bist vielleicht Ach nicht unsterblich! Ich bin herausgegangen anzubeten, Und ich weine? Vergib, vergib Auch diese Träne dem Endlichen, O du, der sein wird! Du wirst die Zweifel alle mir enthüllen, O du, der mich durch das dunkle Tal Des Todes führen wird! Ich lerne dann, Ob eine Seele das goldene Würmchen hatte. An wen wendet sich das lyrische Subjekt? Wie wird Gott in der Hymne angeredet bzw. überhaupt bezeichnet? Bist du nur gebildeter Staub, Sohn des Mais, so werde denn Wieder verfliegender Staub, Oder was sonst der Ewige will! Ergeuß von neuem du, mein Auge, Freudentränen! Du, meine Harfe, Preise den Herrn! /.../ Der Wald neigt sich, der Strom fliehet, und ich Falle nicht auf mein Angesicht? Herr! Herr! Gott! barmherzig und gnädig! Du Naher! erbarme dich meiner! Welche Wirkung hat die Kummulation der Anreden in den letzten zwei (vier?) Zeilen? Seht ihr den Zeugen des Nahen, den zückenden Strahl? Hört ihr Jehovas Donner? Hört ihr ihn? hört ihr ihn, Den erschütternden Donner des Herrn? Apostrophe vokativischer Anthropomorphismus Der Rhetor wendet sich von dem Normalen Publikum des Zusammenhangs ab -*apo-stréphein – und redet eine andere Art Publikum an. Er apostrophiert dabei Lebloses und Abstraktes, Erscheinungen der Natur oder Körperteile, so hätte das alles Leben, Körperlichkeit, Personalität. Wie wirken die Wiederholungen der Fragen mit einem Verbum sentiendi? Aber nicht unsre Hütte! Unser Vater gebot Seinem Verderber, Vor unsrer Hütte vorüberzugehn! Ach, schon rauscht, schon rauscht Himmel, und Erde vom gnädigen Regen! Nun ist, wie dürstete sie! die Erd, erquickt, Und der Himmel der Segensfüll' entlastet! Welche Wirkung ergibt sich aus dem Einschub von „wie dürstete sie!“? Siehe, nun kommt Jehova nicht mehr im Wetter, In stillem, sanftem Säuseln Kommt Jehova, Und unter ihm neigt sich der Bogen des Friedens! (komplizierter Satzbau mit vielen Einschüben u. der Nachstellung von Subjekt oder Objekt, Wortwiederholungen, gehäufte Vergleiche, Partizipialkonstruktionen, zahlreiche Genitivmetaphern u. absolute Komparative) Ergeuß von neuem du, mein Auge, Freudentränen! Du, meine Harfe, Preise den Herrn! Welche Funktion fällt den Kontrasten zu? Die Frühlingsfeier ist eine Hymne. Hymnisierung bedeutet, dass der unendliche Gegenstand in der erhabensten, freiesten Sprache dargestellt. Dabei werden alle Grenzen der sinnlichen Wahrnehmung überschritten, um die Idee der Unendlichkeit zu vermitteln. Die bedeutendste Hymne, die Frühlingsfeier, ist denkbar weit entfernt von den idyllischen oder sentimentalen Naturschilderungen der zeitgenössischen Lyriker. Die äußeren Naturphänomene werden nur insoweit berücksichtigt, als sie Gefühlsenergien im lyrischen Subjekt freizusetzen imstande sind. Das Gedicht setzt ein mit hymnischer Feier der Schöpfung in Hinsicht auf die Erde: Selbst das Gewitter, das zerstörerisch den Frieden der Erde zu erschüttern droht, weist sich als Segensfülle aus, und am Schluß läßt Klopstock den Regenbogen, Symbol der Versöhnung zwischen Himmel und Erde, aufziehen: das Gedicht entfaltet eine Theodizee der prästabilierten Harmonie zwischen Schöpfer und Geschöpf. Darin kommt dem Dichter eine besondere Funktion zu. Als zweiter Moses steht er im Wetter, empfängt er Gottes Wort, als zweiter David singt und preist er Güte und Allmacht des Namenlosen. Klopstock nimmt damit eine Vision des heiligen Amtes der Poesie voraus, wie sie Hölderlin später gestaltet: »Doch uns gebührt es, unter Gottes Gewittern,/ Ihr Dichter! Mit entblößtem Haupt zu stehen,/ Des Vaters Strahl, ihn selbst mit eigner Hand/ Zu fassen und dem Volk ins Lied/ Gehüllt die himmlische Gabe zu reichen« (Wie wenn am Feiertage). nach: Christoph Siegrist. in: . Zmegac-GddL Bd. I/1 ________________________________ [1] Mit dem Grundbesitz des 1137 gegründeten und 1540 aufgehobenen Zisterzienserklosters St. Marien zur Pforte wurde von Kurfürst Moritz von Sachsen eine Schule gegründet, die heute vom Land Sachsen-Anhalt getragen wird. Das Internatsgymnasium hat drei inhaltliche Schwerpunkte: Fremdsprachen, Musik und Naturwissenschaften. Zu den berühmten Schülern zählten der Philosoph Fichte, der Historiker Ranke und die prägende Persönlichkeit des Fin de siecle Friedrich Nietzsche. [2] die wöchtentliche erscheinende Zeitschrift wurde vom Schriftsteller Karl Christian Gärtner 1744 in Bremen gegründet und galt als das Sprachrohr der sächsischen Dichterschule. Das Wort Witz meinte damals nicht "witzig", sondern eine Art Zusammenschau. Zu dem Umkreis gehörten Gottlieb Wilhelm Rabener, Johann Adolf Schlegel, später auch Christian Fürchtegott Gellert und Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. [3] 1760 trat Gerstenberg als Kornett in die dänische Armee ein und diente als Adjutant für zwei Jahre im Stab von Generalmajor Caspar von Gähler. Mit seinen Tändeleien (1750) - ganz im Stile Johann Wilhelm Ludwig Gleims - konnte Gerstenberg als Schriftsteller debütieren und stand damit noch ganz im Schatten der hallischen Anakreontiker. Seine Kriegslieder (1762) brachten ihm bei Erscheinen von der Kritik großes Lob ein, sind allerdings heute nahezu vergessen. Während seiner Kopenhagener Zeit pflegte Gerstenberg einen ausgedehnten Briefwechsel u.a. mit Johann Gottfried Herder, Friedrich Nicolai und einigen Mitgliedern des Göttinger Hainbunds. 1768 erschien seine Tragödie Ugolino, mit der Gerstenberg dem Sturm und Drang den Boden bereitete bis heute als sein Hauptwerk gilt. [4] Leiterin ist sie euch nicht die Regel (verzeiht dem Greise, Daß er fortspricht), wird euch nie Ihren goldenen Stab erheben: wenn euch nicht Geist ward, Dem die Empfindung heißer glüht, wie ihn Bilder entflammen, Und in dem, Beherrscher der Flamm' und der Glut, das Urteil Unbezaubert den Ausspruch tut; [Klopstock: Die Ratgeberin Regel des Dichtenden, oder hörst Ratgeberin lieber Du dich nennen? doch welcher der Name sei, den du wählest; Bist du ernster, bist tiefsinniger, als im Taumelflug dich der Ungeweihte kennt, AW, S. 155. [5] profan machen, entweihen entwürdigen [6] erbaulich / vom positiven Einfluß aud das Gemüt, in eine besinnliche Stimmung versetzen, religiös erhebend; povznést, zušlechtit [7] Klopstocks Leser. In: Festschrift für Rainer Gruenter. Hg. v. Bernhard Fabian. Heidelberg 1978, S.100-21. Über die Klopstock-Rezeption im Werther vgl. In: Euphorion 73 (1979), S.357-64. [8] ent|zü|cken [mhd. en(t)zücken = eilig wegnehmen, rauben]: [plötzlich] mit freudiger Lust erfüllen, jmds. Wohlgefallen erregen, jmdn. begeistern: die Musik entzückte ihn; sie war hell entzückt über die Blumen; (iron.:) er wird von deinem Angebot wenig entzückt sein;