1."Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts." Zu Hamanns Aesthetica in nuce und der Literaturauffassung des Sturm und Drang. Josef Simon[1]: Vorurteil der "Dunkelheit" und, wie HEGEL es ausdrückt, im merkwürdig doppelseitigen "Bewußtsein der Achtung und der Ungenießbarkeit" Er sprach in Anspielungen und Bildern, die in die konkreten Situationen zielten, um damit sowohl die bedeutungsdifferenzierende Situationsbezogenheit der Sprache soweit wie möglich auszuschöpfen als auch den Leser vor einem entschärfenden Verständnis des Zusammenhang "im Allgemeinen" zu bewahren. HAMANN wünscht sich Leser, "welche 'schwimmen' könnten". Er bezieht sich auf SOKRATES als Leser der Schriften des HERAKLIT, indem er schreibt, "ein Zusammenfluß von Ideen und Empfindungen in jener lebenden 'Elegie' vom Philosophen machte desselben Sätze vielleicht zu einer Menge kleiner Inseln, zu deren Gemeinschaft 'Brücken' und Fähren der Methode fehlten". HAMANN widersetzte sich entschieden der Notwendigkeit, daß auch die Kritik am System sich um ihrer inneren Stringenz willen systematisch darstellen muß. "Sein Geist", so formuliert HEGEL dessen philosophisches System die Anstrengung des Begriffs impliziert, das Nichtidentische systematisch zu begreifen, ohne es dadurch abstrakt "aufzuheben", "behielt die höchste Freiheit, in der nicht ein Positives bleibt, sondern sich zur Gegenwart und Besitz des Geistes versubjektiviert" und "gegen die Thätigkeit in und für bestehende Verhältnisse abstrakt behauptet. HAMANN hat kein zusammenhängendes Buch geschrieben, sondern nur Gelegenheitsschriften, Rezensionen, Polemiken usw., in denen er, neben seiner ausgedehnten Korrespondenz, seine Impulse mitteilte. 1770 – Begegnung zwischen Herder und Goethe in Straßburg Die Epoche erhielt ex post ihren Namen nach Klingers Drama gleichen Titels (1776), das urspr. Wirrwarr hieß u. von dem Schweizer Christoph Kaufmann umgetauft wurde. Einem reinen Irrationalismus redeten sie nicht das Wort; vielmehr sahen sie in der Versöhnung von Ratio u. Gefühl, Vernunft u. Natur ihr eigentl. Anliegen. Das Individuum mit seinem Glücksverlangen steht im Mittelpunkt, wenn es sich im Prozeß seiner Emanzipation zu behaupten sucht. So kann Werner Krauss zugestimmt werden, wenn er im S. u. D. eine - zwar bes. dynamische - Phase der Aufklärung sieht. verweist. Keine Generation im 18. Jh. hat allerdings die Normen der Älteren, die Konventionen der Gesellschaft u. Kultur so radikal in Frage gestellt wie der S. u. D. Es verband sie Grundsätzliches, z.B. die Tendenz zu Sozialkritik u. Utopie. Hamanns Kreuzzüge eines Philologen (Königsb. 1762) enthalten die »Aesthetica in nuce«, in der er seine Theorie des Sensualismus vorstellte: Erst der ganze Mensch mit seinen Sinnen, Gefühlen, Empfindungen ist Ausdruck der vollkommenen Natur; die Ganzheit ist der Schlüssel zur Wahrheit, zur Wirklichkeit. Die Freiheit der individuellen Entfaltung wird als urspr. Recht des Menschen verteidigt. Hamanns frühe Zivilisationskritik wirkte anregend auf Herder. 1756 folgte H. der Aufforderung seines Studienfreundes Johann Christoph Berens nach Riga und trat in dessen Handelsgeschäft ein, um sich der Volkswirtschaft zuzuwenden. Eine wichtige Geschäftsreise führte ihn über Lübeck, Hamburg und Amsterdam im Frühjahr 1757 nach London, die aber völlig mißriet, da ihm für diesen Auftrag die Kenntnisse und Fähigkeiten fehlten. In größter äußerer und innerer Not erlebte H. im März 1758 durch ernsthafte Bibellektüre die Wende seines Lebens: er rang sich durch zu einem offenbarungsgläubigen Christentum pietistischer Färbung. H. kehrte im Sommer 1758 nach Riga und Anfang 1759 nach Königsberg zurück, wo er sich nun dem Studium der Bibel, der Schriften Martin Luthers (s. d.) und der Weltliteratur und schriftstellerischen Arbeiten widmete. 1764 reiste H. nach Frankfurt am Main, weil ihm Friedrich Karl Moser (s. d.), Ministerpräsident in Hessen-Darmstadt, die Stelle eines Erziehers am Herzoglichen Hof angeboten hatte, erreichte aber nichts, da sich sein Gönner auf einer Auslandsreise befand. Bald nach seiner Rückkehr brach er nach Kurland auf in der Hoffnung, bei einem befreundeten Rechtsanwalt Arbeit zu bekommen. Doch auch diese Reise verlief ergebnislos. Während seiner Abwesenheit starb sein Vater im September 1766. Im Januar 1767 kehrte H. nach Königsberg zurück und erhielt durch Immanuel Kants (s. d.) Vermittlung bei der Königsberger Zollverwaltung die Stelle eines Übersetzers. Er fühlte sich verpflichtet, für seinen geisteskranken Bruder bis an dessen Lebensende im Sommer 1778 zu sorgen und seines Vaters Magd und treue Pflegerin, Anna Regina Schumacher, ein Bauernmädchen, das nicht einmal des Lesens und Schreibens kundig war, zu bitten, bei ihm zu bleiben. H. schloß mit ihr - ohne Trauung - eine »Gewissensehe«, aus der vier Kinder hervorgingen. Er lebte beständig in Not und Sorge und blieb auch noch nach 1777 als städtischer Packhofverwalter in wirtschaftlicher Bedrängnis. Durch seine Schriften gewann H. auch die Freundschaft der katholischen Fürstin Amalie von Gallitzin (s. d.) in Münster. In ihm erwachte der Wunsch, noch einmal in die Ferne aufzubrechen, um seine Freunde zu sehen. Nachdem seine jahrelangen Bemühungen um Urlaub ihm die Versetzung in den Ruhestand eingebracht hatten, reiste er mit seinem Sohn Michael am 21.6. 1787 nach Westfalen und traf Mitte Juli in Münster krank ein. H. suchte in Pempelfort auf dem Landsitz seines »Jonathan«, des Philosophen Jacobi, von Mitte August bis Oktober vergeblich Erholung. Als Schwerkranker verlebte H. den Winter in Welbergen auf dem Stammschloß seines Freundes Buchholz, ließ sich aber im Frühjahr nach Münster zurückbringen. Unmittelbar vor dem Aufbruch zur Reise nach Königsberg starb er und wurde im Garten der Fürstin von Gallitzin begraben, später auf dem Oberwasser-Friedhof in Münster beigesetzt. J. G. H. Sokrat. Denkwürdigkeiten - Aesthetica in nuce. Mit einem Komm. hrsg. v. Sven-Aage J<179>rgensen (RUB 926. 926a), 1968 (Rez. v. Kurt Neff, in: Germanistik 10, 1969, 107 f.) Marie-Theres Küsters, Inhaltsanalyse v. J. G. H.s »Aesthetica in Nuce, eine Rhapsodie in kabbalist. Prose« (Diss. Münster), Bottrop/Westfalen 1936; - Alice Hirschfeld geb. Hoff, Die Natur als Hieroglyphe. Ein Btr. z. Natursymbolik v. H. bis Novalis (Diss. Frankfurt/Main), Breslau 1936; Verlag Traugott Bautz www.bautz.de/bbkl ___________________________________________________________________________________________________ Band II (1990) Spalte 496-500 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz HAMANN, Johann Georg, philosophischer Schriftsteller, * 27.8. 1730 in Königsberg (Preußen) als Sohn eines Wundarztes, † 21.6. 1788 in Münster (Westfalen). - H. studierte seit 1746 an der Universität seiner Vaterstadt Philosophie, Theologie, Mathematik und die Rechte, ohne sich für einen bestimmten Beruf vorzubereiten. Er wurde 1752 Hauslehrer auf einem Gut in Livland, dann im Haus des Generals von Witten auf Gut Grünhof in Kurland. 1756 folgte H. der Aufforderung seines Studienfreundes Johann Christoph Berens nach Riga und trat in dessen Handelsgeschäft ein, um sich der Volkswirtschaft zuzuwenden. Eine wichtige Geschäftsreise führte ihn über Lübeck, Hamburg und Amsterdam im Frühjahr 1757 nach London, die aber völlig mißriet, da ihm für diesen Auftrag die Kenntnisse und Fähigkeiten fehlten. In größter äußerer und innerer Not erlebte H. im März 1758 durch ernsthafte Bibellektüre die Wende seines Lebens: er rang sich durch zu einem offenbarungsgläubigen Christentum pietistischer Färbung. H. kehrte im Sommer 1758 nach Riga und Anfang 1759 nach Königsberg zurück, wo er sich nun dem Studium der Bibel, der Schriften Martin Luthers (s. d.) und der Weltliteratur und schriftstellerischen Arbeiten widmete. 1764 reiste H. nach Frankfurt am Main, weil ihm Friedrich Karl Moser (s. d.), Ministerpräsident in Hessen-Darmstadt, die Stelle eines Erziehers am Herzoglichen Hof angeboten hatte, erreichte aber nichts, da sich sein Gönner auf einer Auslandsreise befand. Bald nach seiner Rückkehr brach er nach Kurland auf in der Hoffnung, bei einem befreundeten Rechtsanwalt Arbeit zu bekommen. Doch auch diese Reise verlief ergebnislos. Während seiner Abwesenheit starb sein Vater im September 1766. Im Januar 1767 kehrte H. nach Königsberg zurück und erhielt durch Immanuel Kants (s. d.) Vermittlung bei der Königsberger Zollverwaltung die Stelle eines Übersetzers. Er fühlte sich verpflichtet, für seinen geisteskranken Bruder bis an dessen Lebensende im Sommer 1778 zu sorgen und seines Vaters Magd und treue Pflegerin, Anna Regina Schumacher, ein Bauernmädchen, das nicht einmal des Lesens und Schreibens kundig war, zu bitten, bei ihm zu bleiben. H. schloß mit ihr - ohne Trauung - eine »Gewissensehe«, aus der vier Kinder hervorgingen. Er lebte beständig in Not und Sorge und blieb auch noch nach 1777 als städtischer Packhofverwalter in wirtschaftlicher Bedrängnis. H. stand in regem Briefwechsel mit vielen bedeutenden Männern seiner Zeit, mit Johann Gottfried Herder (s. d.), Johann Kaspar Lavater (s. d.), Friedrich Heinrich Jacobi (s. d.), Matthias Claudius (s. d.) u.a. Ein junger Verehrer, Franz Buchholz, Eigentümer eines Landsitzes bei Münster (Westfalen), bat ihn im Sommer 1784 brieflich, ihn als Adoptivsohn an- und in sein Haus aufzunehmen. H. legte dem Fremden rückhaltlos seine notvolle Lage dar, worauf ihm jener ein »fürstliches Geschenk« sandte und eine bedeutende Geldsumme zur Erziehung der Kinder bestimmte. Durch seine Schriften gewann H. auch die Freundschaft der katholischen Fürstin Amalie von Gallitzin (s. d.) in Münster. In ihm erwachte der Wunsch, noch einmal in die Ferne aufzubrechen, um seine Freunde zu sehen. Nachdem seine jahrelangen Bemühungen um Urlaub ihm die Versetzung in den Ruhestand eingebracht hatten, reiste er mit seinem Sohn Michael am 21.6. 1787 nach Westfalen und traf Mitte Juli in Münster krank ein. H. suchte in Pempelfort auf dem Landsitz seines »Jonathan«, des Philosophen Jacobi, von Mitte August bis Oktober vergeblich Erholung. Als Schwerkranker verlebte H. den Winter in Welbergen auf dem Stammschloß seines Freundes Buchholz, ließ sich aber im Frühjahr nach Münster zurückbringen. Unmittelbar vor dem Aufbruch zur Reise nach Königsberg starb er und wurde im Garten der Fürstin von Gallitzin begraben, später auf dem Oberwasser-Friedhof in Münster beigesetzt. - H. führte in seinen Schriften, die wegen des orakelhaften Stils schwer verständlich sind und ihm den Namen »Magus des Nordens« eingebracht haben, den Kampf gegen die vernunft- und kulturselige Aufklärung. In jener glaubensarmen Zeit war er ein Zeuge und Verkünder der Offenbarung Gottes im Wort der Heiligen Schrift. Mit Kant persönlich befreundet, war er doch in den Prinzipien sein entschiedener Gegner. H. stand unter seinen Zeitgenossen als ein »Prediger in der Wüste«, für den aber heute das Verständnis erwacht ist. Hist-krit. Ausg. v. Josef Nadler. I: Tgb. eines Christen, 1949; II: Schrr. über Philos., Philologie, Kritik. 1758 bis 1763, 1950; III: Schrr. über Sprache, Mysterien, Vernunft. 1772 bis 1788, 1951; IV: Kleine Schrr. 1750-88, 1952; V: Tgb. eines Lesers. 1753-88, 1953; VI: Der Schlüssel. 1750-88, 1957; - Werke: Sokrat. Denkwürdigkeiten (gg. die Aufklärung), 1759; Aesthetica in nuce, 1761; Kreuzzüge des Philologen, 1762; Des Ritters v. Rosencreuz letzte Willensmeynung, 1772; Metakritik über den Purismus der reinen Vernunft (gg. Kant), 1784; Golgatha u. Scheblimini (= Setze dich zu meiner Rechten, Ps 110, 1), Erniedrigung u. Erhöhung, Christentum u. Luthertum (gg. den jüd. Popularphilosophen Moses Mendelssohn), 1784.- Ausgg.: Schrr. (u. Briefe), hrsg. v. Friedrich Roth u. Gustav Adolf Wiener, mit Nachtrr., 9 Bde., 1821-43; - Carl Hermann Gildemeister, H.s Leben u. Schrr., 6 Bde., 1857 bis 1873; - Carl Franklin Arnold, H. Ausw. aus Briefen u. Schrr., 1888; - Schrr. Ausgew. u. hrsg. v. Karl Widmaier, 1921; - Wahrheit, die im Verborgenen liegt. Aus Schrr. u. Briefen des Magus im Norden. Ausw. u. Einf. v. Johannes Herzog, 1927; -Hauptschrr., hrsg. v. Otto Mann, 1937; - Heiml. Weisheit. Kleine Auslese aus Schrr. u. Briefen, 1937; - Bibl. Betrachtungen eines Christen. Eingel. u. hrsg. v. Isabella Rüttenauer, 1939; - Sämtl. Werke. Hist-krit. Ausg. v. Josef Nadler. I: Tgb. eines Christen, 1949; II: Schrr. über Philos., Philologie, Kritik. 1758 bis 1763, 1950; III: Schrr. über Sprache, Mysterien, Vernunft. 1772 bis 1788, 1951; IV: Kleine Schrr. 1750-88, 1952; V: Tgb. eines Lesers. 1753-88, 1953; VI: Der Schlüssel. 1750-88, 1957; - Wir sehen jetzt durch einen Spiegel, Zürich 1949; - Das Wort v. Kreuz. Ausw. aus Briefen u. Werken mit einer biogr. Einl. v. Isabella Rüttenauer, 1949; - Der Magus im Norden. Aus den Schrr. u. Briefen v. J. G. H. Ausw. u. Nachw. v. Walther Ziesemer, 1950 (Insel-Bücherei 415); - Briefwechsel. Hrsg. v. Walther Ziesemer u. Arthur Henkel, I (1751-59), 1955; II (1760-69), 1956; III (1770-77), 1957; IV (1778-82), 1959; V (1783-85), 1965 (Rez. v. Sven-Aage J<179>rgensen, in: Orbis litterarum. Revue internationale d'études littéraires 24, Kopenhagen 1969, 230 f.); VI (1785-86), 1975 (berechnet auf 7 Bde. u. 1 Erl.Bd.); - H.s Hauptschrr., erkl., hrsg. v. Fritz Blanke u. Lothar Schreiner. I: Die H.-Forsch. Einf. v. F. Blanke; Gesch, der Deutungen v. Karlfried Gründer; Bibliogr. v. L. Schreiner, 1956; VII: Golgatha u. Scheblimini, erkl. v. L. Schreiner, 1956 (Rez. v. Hans Urner, in: Dt. Lit.-Ztg. f. Kritik der internat. Wiss. 79, 1958, 193 ff.); V: Mysterienschrr. Erkl. v. Evert Jansen Schoonhoven u. Martin Seils, 1962; IV: Über den Ursprung der Sprache. Erkl. v. Elfriede Büchsel, 1963 (Rez. v. Sven-Aage J<179>rgensen, in: Orbis litterarum 24, 1969, 231 ff.) (auf 8 Bde. berechnet); - Ronald Gregor Smith, J. G. H. A Study in Christian Existence, with Selections from His Writings, London - New York 1960; - J. G. H. Entkleidung u. Verklärung (Werke, Ausz.). Eine Ausw. aus Schrr. u. Briefen des Magus im Norden. Hrsg. v. Martin Seils, 1963; - J. G. H. Socratic Memorabilia. A translation and commentary by James Carneal O'Flaherty, Baltimore/Maryland 1967 (Rez. v. Sven Aage J<179>rgensen, in: Modern language notes 84, Baltimore/Maryland 1969, 822 ff.; v. Ph. Merlan, in: Germanistik 10, 1969, 108 f.; v. Jerry Glenn, in: Lessing Yearbook 1, München 1969, 276 f.; v. Roy J. Enquist, in: Lutheran quarterly 23, Gettysburgh/Pennsylvania 1971, 87 f.; v. Harold v. Hofe, in: Erasmus. Speculum scientiarum 23, London 1971, 29 ff.; v. John P. Anton, in: Bibliographie de la philosophie 18, Paris 1971, 239); - J. G. H. Sokrat. Denkwürdigkeiten - Aesthetica in nuce. Mit einem Komm. hrsg. v. Sven-Aage J<179>rgensen (RUB 926. 926a), 1968 (Rez. v. Kurt Neff, in: Germanistik 10, 1969, 107 f.). Lit.: Julius Disselhoff, Wegweiser zu J. G. H., 1871; - Jacob Minor, J. G. H. in seiner Bedeutung f. die Sturm- u. 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Es muss doch etwas damit auf sich haben, ein Schriftstück "Versuch" zu nennen und in der Folge dann ein ganzes Genre als "Versuch" zu betiteln. Was steckt hinter diesem Wort "Versuch"? Es weist mir einen Weg. Josef Simon Johann Georg Hamann (1730-1788) HAMANN gilt in der Philosophie- und Geistesgeschichte in erster Linie als Anreger und Vorläufer der Epoche, die sich in der Literatur vom 'Sturm und Drang' zur deutschen Klassik, in der Philosophie von KANT zum deutschen Idealismus entwickelte. Die Bedeutung, die ihm in dieser Hinsicht zugesprochen wird und die er zum Teil schon zu seinen Lebzeiten erreichte, sein Einfluß über HERDER auf den jungen GOETHE, später über JACOBI auf SCHELLING, seine freundschaftlichen Auseinandersetzungen mit KANT durch mehrere Jahrzehnte hindurch, der geistige Rang der Personen, die sich mit seinen Schriften befaßten oder sich auf ihn beriefen, unter anderen HEGEL und KIERKEGAARD, und schließlich seine weitgespannte Korrespondenz erscheinen in einem seltsamen Gegensatz zu seinen Schriften, wie sie sich dem Leser unmittelbar präsentieren, und nicht weniger im Gegensatz zu den äußeren Umständen seines Lebens. Nach einer Studienzeit in Königsberg ohne Abschluß durch ein Examen, einigen Jahren als Hauslehrer in Livland und einem Zwischenspiel im Dienst der Rigaer Kaufmannsfamilie Berens, in das die gescheiterte ökonomische Mission nach London fiel (1756-1758), wo er eine geistige und religiöse Krise durchlebte, und nach einer Reihe von berufslosen Jahren im Hause seines Vaters, eines Königsberger Baders, war HAMANN auf KANTs Fürsprache hin 1767 Übersetzer bei der preußischen Zollbehörde geworden, und endlich war er froh, als er 1777 Verwalter des Packhofes im Hafen am Pregel werden konnte, in einer Position, an der ihn die relative Unabhängigkeit und die freie Zeit, die sie gewährte, gereizt hatten. Noch weniger erfüllten seine familiären Verhältnisse bürgerliche Vorstellungen eines geordneten Lebens. Die Schriften scheinen dem in ihrem Mangel an systematischen Aufbau zu entsprechen, und da HAMANN in ihnen durchweg gegen einen abstrakten Rationalismus seiner Zeit polemisiert, soweit dieser seine eigene historische Bedingtheit nicht reflektierte, lag es wohl nahe, daß er, oft nicht ohne Vorliebe, als Begründer eines auf dem subjektiven Gefühl basierenden Irrationalismus eingestuft wurde. Einem rein geistesgeschichtlich orientierten Interesse schien damit eine befriedigende "Erklärung" der Stellung HAMANNs in seiner Zeit gegeben zu sein. Sein eigenes Werk blieb in dieser Betrachtungsweise einer systematisch-philosophischen Diskussion unter dem - zum Teil allerdings in ihm selbst angelegten - Vorurteil der "Dunkelheit" und, wie HEGEL es ausdrückt, im merkwürdig doppelseitigen "Bewußtsein der Achtung und der Ungenießbarkeit" weitgehend verschlossen. Gerade darin blieb es offen für Versuche, in HAMANN den Apologeten eines vernunft- und aufklärungsfeindlichen Tiefsinns zu sehen und von da her auch den durch ihn maßgeblich beeinflußten Zeitabschnitt in entsprechender Einfärbung erscheinen zu lassen. Solche Interpretationen bleiben genau von dem Begriff einer sprachlosen Vernunft abhängig, gegen den HAMANN sich wandte, während HAMANN selbst, nach HEGELs Zeugnis, sich "in die Mitte des Problems der Vernunft stellt". In HAMANNs Werk ist Vernunft, in der Einsicht ihrer sprachlichen Bedingtheit und ihrer beschränkten gesellschaftlich-politischen Möglichkeit, sich selbst zum Problem und zum Problem der Sprache geworden. HAMANNs zeitgebundene Schriften verweisen damit zugleich auf den systematisch-philosophischen Gedanken der Selbstreflexion der Vernunft. "Mit ihnen läßt sich vielleicht zum ersten Male das Verhältnis von Sprache und Philosophie aussprechen" (B.Liebrucks), in dem philosophisches Denken sich in einem untrennbaren Verhältnis zu seiner geschichtlichen und gesellschaftlichen sprachlichen Möglichkeit, allgemein sein zu können, begreift, statt sie über real bestehende Beschränkungen der Autonomie der Menschen im abstrakten Begriff einer vom Menschen abgelösten "reinen" Vernunft hinweg zu 'setzen'. Das Sprachproblem ist bei HAMANN das Problem, wie solche abstrakten Voraussetzungen einer Autonomie in ihrem reinen 'Begriff' zur Menschenwelt zurückzuvermitteln und in diesem Sinn zu verwirklichen sind. Da nach ihm die Sprache in ihrer jeweiligen Gestalt die "Lage" einer Gesellschaft und damit auch ihr Verständnisvermögen widerspiegelt, kann solche Vermittlung nur innerhalb dieser selben Sprache geschehen, so daß die Produktivität eines Denkens, das sich nicht in der Abstraktion begnügt, innerhalb der jeweiligen Sprache nur als 'Stil' sich manifestieren kann, allerdings so, daß es alle sprachlichen Möglichkeiten einbezieht und jeglichen volks- und fachsprachlichen Purismus als "setzende" Regression unter die bestehende Freiheit vermeidet. Dieser befreiende Sprachgestus ist vielleicht der Grund der erstaunlichen Wirksamkeit HAMANNs gewesen, die dem gegenwärtigen Leser zunächst rätselhaft erscheinen muß. Er wird von dem Phänomen des HAMANNschen Stils wohl eher abgestoßen, weil ihm dessen gegenständliche Seite wie die einer fremden, aber doch nicht als fremde Sprache entgegentritt. HAMANN hat nicht wie die Philosophen vom Fach sich von Allgemeinbegriffen her verstanden, die den Anschein geben, über Jahrhunderte hinweg in ihrer Bedeutung rein identisch zu sein. Er sprach in Anspielungen und Bildern, die in die konkreten Situationen zielten, um damit sowohl die bedeutungsdifferenzierende Situationsbezogenheit der Sprache soweit wie möglich auszuschöpfen als auch den Leser vor einem entschärfenden Verständnis des Zusammenhang "im Allgemeinen" zu bewahren. Nichts scheute HAMANN mehr als einen allgemeinen Nenner, auf den er gebracht und durch den sein Stil neutralisiert werden könnte. Er kämpft stilistisch gegen den abstrakten Allgemeinbegriff an und ist damit natürlich dem wesentlichen Moment der Sprache im Wege, das ihre 'unmittelbare' Allgemeinverständlichkeit gewährt, wenn es auch das Phänomen einer Scheinverständlichkeit entstehen läßt. Ohne diese unmittelbare Allgemeinverständlichkeit als Vorstufe ist eine wirkliche Vermittlung der Individuen aber wohl ebenfalls nicht denkbar. So stellt sich die Frage, wie HAMANN zu lesen sei. Es waren immer wieder einzelne Stellen aus seinen Schriften und Briefen, die begeistert akzeptiert und immer wieder zitiert wurden. HEGEL spricht von "Perlen". Er regte, im Unterschied zu GOETHE, der eine umfassende Ausgabe plante, eine Art Anthologie aus HAMANNs Schriften an, die sich aber doch auch wieder als sorgfältig aufgesetzte Zusammenhänge erweisen. Der Zusammenhang ist allerdings nicht von der Art, wie er sich einem gewohnten inhaltsgerichteten Sprachverständnis ergeben könnte. Von einem assoziierenden Vorverständnis wird geradezu absichtlich immer wieder abgelenkt. HAMANN wünscht sich Leser, "welche 'schwimmen' könnten". Er bezieht sich auf SOKRATES als Leser der Schriften des HERAKLIT, indem er schreibt, "ein Zusammenfluß von Ideen und Empfindungen in jener lebenden 'Elegie' vom Philosophen machte desselben Sätze vielleicht zu einer Menge kleiner Inseln, zu deren Gemeinschaft 'Brücken' und Fähren der Methode fehlten". In den Zusammenhang der "Ideen", der allgemeinen Bedeutungen, fließen "Empfindungen" ein als die individuelle Erfahrung, die das Allgemeine dem Schein einer allgemeinen Vermitteltheit entzieht und im Ausdruck der Empfindungen zum individuellen Sprachgebrauch konkretisiert. Die Verbindung zwischen den Sätzen ist nicht die erwartete. Vom Erwarteten her gesehen bleibt sie verborgen. Verständnis ist nicht methodisch abgesichert, d.h. es ist in seinem Begriff nicht auf schon Verstandenes zurückbezogen, sondern von der Möglichkeit der Mitteilung von etwas Neuem her begriffen, das dann, wenn das allen schon Gemeinsame im Verständnis einer Sprache das Allgemeine ist, als das Individuelle erscheint. HAMANN bemüht sich um eine Sprache, die die Sagbarkeit der als "ineffabile" abgedeckten individuellen, nicht schon integrierten Erfahrung innerhalb des geltenden Allgemeinen zugleich als Durchbruch durch es versucht. Solche Selbstreflexion HAMANNs verbietet es, die Eigenart seines Stils nur in seiner psychischen Verfassung und mangelnden Integrationsfähigkeit in die ihn umgebende Gesellschaft begründet zu sehen. Eine Zurechnung des Individuellen gegenüber dem Allgemeingültigen zum Nurpsychologischen, wie sie sich etwa bei Kant in dem Gegensatz zwischen empirischer und transzendentaler Reflexion ausdrückt, geht an der Intention HAMANNs völlig vorbei. HAMANN schreibt zwar an KLOPSTOCK, er verdanke seine "Theorie der Sprachen" "größtentheils der unseel. Mühe", die ihm selbst Reden und Schreiben bereite. Wenn das aber nur psychologisch gemeint sein sollte, wären daraus wohl kaum allgemeine Einsichten zu gewinnen gewesen. Das Psychologisch-Einzelne wird bei HAMANN Symbol für Allgemeines, insofern es an ihm selbst Ausdruck des Verhältnisses zwischend dem niemals vollständig integrierten Einzelnen und einer mächtigen, auf Integration abzielenden Allgemeinheit ist. Es ist immer wieder das "System", gegen das er polemisiert, insofern es die Tendenz zu einer Verabsolutierung in sich hat. Das ist nicht nur diese besondere Gesellschaft seiner Zeit, als deren nützliches Glied HAMANN sich nicht verstehen konnte, sondern die allgemeine Systematik eines Systems, die Tendenz zur Nivellierung des Besonderen und die darin liegende Verneinungstendenz der jeweiligen Besonderheit und zeitlichen Bedingtheit einer jeden Institution, wie sie ihm exemplarisch in der Zollverwaltung des absolutistischen preußischen Staates entgegentrat. Das Persönlich-Einzelne ist für HAMANN an ihm selbst Chiffre und verweist auf das Verhältnis zwischen ihm und dem Allgemeinen, das nie zur vollen Identität geraten kann. Der Einzelne ist somit an ihm selbst sprachlich auf das Allgemeine bezogen, und das heißt bei HAMANN immer zugleich: er ist an ihm selbst kritisch und politisch, indem er auch auf die Nichtidentität zwischen ihm selbst und dem Allgemeinen reflektiert. Wenn Kierkegaard bemerkt, das "System" sei aber "gastfrei" gewesen, so soll das darauf hinweisen, daß dem Einzelnen in diesem Staat ein Raum geblieben war, seine zu seinem Wesen zwischen absoluter Nichtidentität und absoluter Identität mit dem System gehörende politische "Würde" zur Sprache zu bringen. KIERKEGAARD sieht gerade darin die Gefahr, daß der Einzelne, sobald er sich ausdrückt, an seiner Sprache erfaßt und "in Reih und Glied eingeordnet" wird; eine Gefahr, die HAMANN durchaus reflektiert, wenn er auch nicht verhindern konnte, daß seine Schriften später nicht nur von MICHELET "auf einen § reduziert" wurden. HAMANNs stilistische Anstrenungen bestehen in der Auslotung dieses schmalen Spielraums, in der "Hoffnung" seiner eventuellen produktiven Erweiterung, und dazu gehören solche "Äußerlichkeiten" wie die maskenhafte Verbergung sowohl vor der Zensur als dem Eingriff von "oben", als auch vor dem zu schnellen Verstandenwerden im Sinne einer vorherrschenden "öffentlichen Meinung", der etablierten Aufklärungsphilosophie Wolffscher Prägung. HAMANN widersetzte sich entschieden der Notwendigkeit, daß auch die Kritik am System sich um ihrer inneren Stringenz willen systematisch darstellen muß. "Sein Geist", so formuliert HEGEL dessen philosophisches System die Anstrengung des Begriffs impliziert, das Nichtidentische systematisch zu begreifen, ohne es dadurch abstrakt "aufzuheben", "behielt die höchste Freiheit, in der nicht ein Positives bleibt, sondern sich zur Gegenwart und Besitz des Geistes versubjektiviert" und "gegen die Thätigkeit in und für bestehende Verhältnisse abstrakt behauptet. Das ist der Hegelsche Vorwurf der abstrakten Innerlichkeit als einer bloßen Vorstufe der Freiheit. HAMANN selbst hätte allerdings in dieser "Behauptung", die bei ihm ja nicht Untätigkeit bedeutet, sondern sich literarisch als Sprachgestaltung äußert und sich mitzuteilen versucht, nichts Abstraktes, sondern etwas der konkreten Situation entsprechendes gesehen. Die philosophische Sprache, wie sie sich bis zu Hegel hin später ausgebildet hat, stand ihm nicht zur Verfügung. Daß eine solche "philosophische Sprache" nicht zur Verfügung steht, gilt ihm als exaktes Symptom der wirklichen in sich unausgesöhnten Verhältnisse. Ihre Konstruktion erschiene HAMANN als "ästhetische Lüge". Der Akzent liegt bei ihm im Zweifelsfall hinsichtlich der Möglichkeit wirklicher "Mitteilung" auf dem Extrem der unvermittelten Individualität, beim späteren HEGEL zumindest wohl eher auf dem "Ganzen", so daß HAMANNs Schriften aus dieser Sicht als Ausdruck abstrakter Innerlichkeit erscheinen. Sie müßten dann auch bloßer Ausdruck bleiben und könnten nicht zugleich Mitteilung sein, was sie nach HAMANN aber sein sollen. So findet sich bei HEGEL schon der für den größten Teil der HAMANNdeutungen bezeichnende Hinweis auf den "innerlichen" Glauben: "Der an die göttliche Gnade erlangte Glaube" ist "die Burg, in der er sich isoliert". Nur ist das bei 'Hegel' noch kritisch gemeint und damit HAMANN doch wohl näher als viele spätere Berufungen auf ihn. Denn auch im Theologischen scheut HAMANN vor jeder dogmatischen Positivität als einer innerlichen Selbstgewißheit zurück. Er bleibt auch hier Antipode des Cartesianismus. Weder ein reiner Verstand noch ein reiner Glaube werden für ihn zum Punkt autonomer Selbstgewißheit des Subjekts. Aus einer "Katastrophe" der "ganzen Denkungsart" wird nach HAMANN "die 'Grundlage' einer 'Sympathie'", also der Vermittlung zu anderen, statt einer Zuflucht in innerliche Selbstgewißheit. Das Positive wird darin zum Mittel der Vermittlung zu anderen, zu Sprache. HAMANN ist kein "Glaubensphilosoph". An JACOBI schreibt er, was in dessen Sprache das "Sein" sei, möchte er lieber das "Wort" nennen. Solcher Negation des Positiven in seinem Inbegriff entspricht stilistisch die isolierte Aussage, der fehlende, ja absichtlich verweigerte Zusammenhang, der von einer geltenden, ausgemachten Gewißheit oder einer herrschenden Meinung aus konstruierbar wäre, die Zrücknahme des Gesagten, das ihm nur als Zeichen für das 'so' noch nicht Sagbare wichtig ist. Er "isoliert" sich also nicht um der Isolierung willen, sondern um ebenfalls von 'einzelnen' Menschen und nicht "im Allgemeinen" 'verstanden' zu werden, und bringt damit allerdings den Glauben an das deduktiv nichtbeweisbare "Daseyn" individueller Existenz in seiner Sprachhaltung ins Spiel. Diese Vorbemerkung zum Stil HAMANNs leiten zugleich in ein Verständnis des gehaltlichen Themas über, das sich durch fast alle Schriften zieht und das auch zum bestimmenden Gesichtspunkt dieser Auswahl genommen wurde, zur Sprache, wie HAMANN sie versteht Sprache ist bei ihm nicht idealistisch als positiv bestehende Möglichkeit der Vermittlung über eine in sich unvermittelte Wirklichkeit gesetzt. Eine bestimmte Sprache, als Gegenstand betrachtet, ist selbst, wie nach HAMANN alles Wirkliche, Ausdruck bestehender Verhältnisse; d.h. sie ist nicht "die" Bedingung der Möglichkeit des Sprechens, die sprachliches Verhalten als Möglichkeit a priori sicherstellte, so daß man sich ihrer unbefangen "bedienen" könnte. Aus Ausdruck der "Lage eines Volkes" ist sie vielmehr selbst beredtes Symbol, und wer zu andern spricht, steht immer zugleich auch im Dialog mit dieser Sprache. Dieses Sprachbewußtsein impliziert die für HAMANN bezeichnenden sprachlichen Hemmungen und Schwierigkeiten. Eigener Stil und philosophische Reflexion auf die Sprache sind nicht auseinanderzuhalten, das eigene Schreiben ist auch wieder unmittelbar in seiner Verflechtung mit der allgemeinen Sprache Ausdruck ihres theoretischen Begriffs. "Je länger man" über die Sprache "nachdenkt, desto tiefer und inniger man verstummt und alle Lust zu reden verliert". Einmal ist sie ihm "Zeichen ... einer neuen, geheimen, unaussprechlichen, aber desto innigern Vereinigung, Mittheilung und Gemeinschaft göttlicher Energien und Ideen", und zum andern "auch der 'Mittelpunct des Misverstandes der Vernunft mit ihr selbst'". Zwischen beiden Aspekten liegt wieder das 'System', "worunter" die "Creatur" "gegenwärtig ... verstummt", also redend doch nicht mehr spricht und, scheinbar verstehend, gelenkt ist, oder der "unendliche" Abstand der "Rede- vor den Schlußfiguren, und dergleichen viel mehr". Das die Individualität in ihrer historisch-gesellschaftlichen Lage überspielende Systematische hat in der Sprache seine Analogie, insofern die Sprache auf das formal Logische an ihr einerseits und das jargonhaft Modische andererseits reduziert wird. Sie ist nicht schlechthin für ihn göttlich, sondern nur in ihrem "'Ursprung'" als "Mitteilungswort", der sich in ihr selbst aber ebensogut verstellt und zum entfremdeten Gegenteil hinüberführt. Von dieser Dialektik der Sprache her polemisiert HAMANN gegen jeden Versuch 'systematischer' "Erklärungen" ihres Ursprungs, in denen immer davon ausgegangen werden muß, eine an das "Wesen" zurückreichende wesentliche, nicht entfremdete Sprache und die dazugehörenden Zustände seien in der Gegenwart erreicht, und solch eine Sprache sei positives Allgemeingut philosophischer, an die Sachen selbst reichender Auseinanderlegungen. Vor allem in den Herderschriften zeigt sich das tiefe Mißtrauen gegen einen "'allgemeinen Charakter einer philosophischen Sprache' als bereits erfunden", in diesem Fall einer zureichenden Sprache 'über' die Sprache, in der das konstruierte Logisch-Systematische nicht mehr einseitig die Oberhand über die Rezeptivität gegenüber der Sprache gewonnen haben dürfte. Das Verständnis der Sprache verläuft für HAMANN, wo in ihr wirklich Neues mitgeteilt wird, nach der formal-logisch keine Notwendigkeit und damit auch keine Kontrollmöglichkeit implizierenden "'Analogie'". Sie ruft im Bewußtsein des anderen nicht garantiert die gleichen Vorstellungen hervor, was eine 'geregelte' Semantik 'voraussetzte', sondern entsprechende, so daß sie darin den Verstehenden in seinem "Einlassen" zugleich frei läßt, statt sein Verstehen ausschließlich als Folgenkönnen innerhalb eines Systems von Ableitungen aus dogmatisch gesetzten Voraussetzungen aufzufassen. HAMANNs Sprachtheorie, sofern von einer solchen die Rede sein kann, geht von der Erfahrung aus, daß das Übergewicht eines Systems wie auch eines nur im 'Gebrauch' herrschenden Vorverständnisses freies sprachliches Verhalten nicht zuläßt oder doch sehr erschwert. (Sie bildet von daher eine Gegenposition zur Wittgensteinschen Theorie der "Sprachspiele".) Seine "subalterne" Position in einem preußischen Zollamt und seine Empörung gegen eine ihn spürbar treffende Gehaltskürzung, die er direkt an den König adressiert, diese sehr persönlichen "Zufälligkeiten" bleiben für ihn, der zugleich "die Überlegenheit seiner Geistesgaben aufs naivste" fühlte, bedeutende Chiffre für die klar erkannte Bedrückung konkreter Freiheit des Einzelnen und für die "'Dunkelheit' seiner ganzen 'Lage'", im Verhältnis zu der er gerade 'seinen' Stil als "genau ... angemessen" und damit auch als 'exakt' bezeichnet. HAMANN hat kein zusammenhängendes Buch geschrieben, sondern nur Gelegenheitsschriften, Rezensionen, Polemiken usw., in denen er, neben seiner ausgedehnten Korrespondenz, seine Impulse mitteilte. Trotz dieser Veröffentlichungen hat er sich, genau genommen, nicht an 'die' Öffentlichkeit gewandt. Dieses Abstraktum blieb ihm unter den herrschenden Verhältnissen unwirklich. Der Deutlichkeit halber schickte er seiner ersten Schrift ein Vorwort "an das Publicum, oder Niemand, den Kundbaren" voraus. Es bleibt auch dieser Auswahl als Vorwort HAMANNs vorangestellt. Dort heißt es: "'Wir wissen, daß es keinen Götzen in der Welt giebt'", kein Abstraktum, das existierte. "Ein Mensch bist 'Du' auch nicht." Das "Publicum" bleibt für ihn ein "künstlicher", "tauber" Götze, der aber "Glauben" findet, ein leerer Begriff von einem allgemeinen Bewußtsein, unter dessen sprachlicher Scheinwirklichkeit sich die Menschen betrügen, soweit sie ihn nicht als noch einzulösenden begreifen. HAMANNs Veröffentlichungen richten sich an Einzelne, z.B. an seine Freunde KANT, BERENS, HERDER als an seiner Meinung nach 'ansprechbare Repräsentanten' des Geistes der Zeit, der er in ihnen provozieren will. Es handelt sich um beabsichtigte Provokation im wörtlichen Sinn. Literatur: Josef Simon, Einleitung zu "Johann Georg Hamann", 'Schriften zur Sprache', Frankfurt/Main 1967 Vgl. Heinz Gockel MYTHOS UND POESIE:. FRANKFURT. Klostermann, 1981. http://books.google.cz/books?id=tHmkHnWpzlcC&printsec=titlepage&dq=%22Hamann%22++Muttersprache+des+ Menschengeschlechts&source=gbs_toc_s&cad=1#PPR10,M1 Zum Mythosbegriff in Aufklärung und Frühromantik (Klostermann, Vittorio) ISBN: 978-3-465-01416-4 1. Aufl. 1981 Aus der Reihe : Das Abendland. Forschungen zur Geschichte europäischen Geisteslebens 12 ________________________________ [1] Johann Georg Hamann: Schriften zur Sprache. Einl. u. Anm. von Josef Simon Frankfurt a.M. : Suhrkamp, 1967 Umfang/Format: 265 S.