98. Spielarten von Intertextualität in literarischen Übersetzungen 953 Mickiewicz, Edgar Allan Poe, Henrik Ibsen und August Strindberg. Als ein Fall von Systemreferenz wird das Vokabular bzw. 'Lexikon' der polnischen 'Schlüsseltradition', d.h. der Hochromantik, gewählt. Die ersten Beispiele haben nur einen Protobzw. Prätext. Als Kryptozitat findet sich in einer Reihe von Folgetexten eine der „übersetzungsauffälligen Leitvarianten" (Frank/ Hulpke 1987,103) in E. A. Poes Gedicht "The Raven" (1849), die Refrain-Formel nevermore. Der polnische Avantgarde-Künstler Stanislaw Ignacy Witkiewicz verwendet diese Formel in seinem Drama Kurka wodna (poln. 1921; Das Wasserhuhn) als Kryptozitat, und zwar als Eigenname: Ksiqzna Alicja of Nevermore (Fürstin Alice of Nevermore; vgl. Witkiewicz, Dramaty 2, 1972, 8). In allen eingesehenen Übersetzungen wurde die Direktübernahme als Wiedergabemodus gewählt: In Heinrich Kunstmanns deutscher Übersetzung lautet der Rollenname Fürstin Alice of Nevermore (Witkiewicz, Narr und Nonne, 1965, 7); in der englischen Übersetzung von Daniel Gerould und C. S. Durer heißt die Figur Duchess Alice of Nevermore (Witkiewicz, The Madman and the Nun and other Plays, 1968, 43) usw. Zu den besonders häufig verwendeten Direktzitaten und Quasizitaten gehören Wendungen aus Shakespeares Hamlet. In Slawomir Mrozeks Dreiakter Tango (poln. 1964) ist Hamlets Entgegnung auf den wortklauberischen Polonius - Words, words, words (Shakespeare, The Complete Works, ed. P. Alexander, 1959,1042) - nicht dem neuzeitlichen moralischen Rigoristen Artur, sondern Arturs Vater, dem Künstler Stomil, in den Mund gelegt: Slowa, slowa, slowa (Mrozek, Utwory scenicznel, 1973,95). Das Zitat, das - sinnstiftend - dem 'modernen Hamlet' abgenommen worden ist (Artur ist ein Phrasendrescher), lautet in Ludwig Zimmerers - den genauen Wortlaut der Vorlage öfter ignorierender deutscher Übersetzung: Worte, Worte, nichts als Worte (Mrozek, 'Tango' und andere Stücke, 1980,244). Hier wählen andere Übersetzer die Form des Ausgangstextes. Die bulgarische Übersetzung lautet: Dumi, dumi, dumi [Worte, Worte, Worte] (Mrozek, 'Tango' i drugi piesi, 1990, 257). Ähnlich wie der Ausruf Richards III a kingdom for a horse (vgl. 6) wird auch Hamlets to be, or not to be bevorzugt als Quasizitat aufgenommen. In Stanislaw Ignacy Witkiewiczs Kurka wodna ist Hamlets Schicksalsfrage parodiert: Die Rollenfigur Wojciech Walpor, ein Vorläufer von Mrozeks ostentativ liberalem Stomil, fragt in dem Augenblick, als eine Revolution die westliche Zivilisation zu zerstören droht: Wint czy auction bridge?... That is the question. (To jest pytanie.) [Wint oder auction bridge?... (Das ist [die] Frage.)] (Schultze/Paul 1990, 175). Diese dreigliedrige Referenz besteht aus einem Quasizitat, einem direkt übernommenen Halbzitat und einer Direktübersetzung des gleichen Halbzitats. Die Direktübersetzung kann dabei die Tonstellen des englischen Texts erhalten: To jést pytânie. In einem schicksalhaften Augenblick für die europäische Zivilisation und Kultur als Wahl zwischen zwei Kartenspielen formuliert, erfährt Hamlets Frage eine fundamentale Entwertung. Sowohl der deutsche Übersetzer Heinrich Kunstmann als auch das amerikanische Übersetzer-Team Daniel Gerould und D.S. Durer machen aus der dreigliedrigen eine zweigliedrige Referenz: Wint oder Auction bridge? That ist the question bzw. Whist or auction bridge? 'That ist the question1 (Schultze/ Paul 1990,176f.). In beiden Wiedergaben geht damit die für Witkiewiczs Œuvre kennzeichnende Dreizahl verloren. In der deutschen Übersetzung, die das Halbzitat durchaus wiederholen könnte (Das ist die Frage), wird damit auf ein Signal der polyglotten Textur in Witkiewiczs Texten verzichtet. Mit einem Halbzitat in der Zielsprache konfrontiert, verzichtet das amerikanische Team auf eine Doppelung von Hamlets Worten. Beispiele wie dieses zeigen, dass gerade das Spiel mit Zitaten und Zitationsweisen übersetzerische Herausforderungen bereithält. Dies gilt in spezifischer Weise für die Stücke des polnischen Dramatikers Witold Gombrowicz, in dessen Verständnis von der conditio humana menschliches Sprechen grundsätzlich nicht-authentisch, d.h. zitierend bzw. rezitierend ist (Maskala 1993). Die Dramenfiguren zitieren somit ihre eigene Rolle oder andere Texte und Rollen (teilweise bewusst, teilweise unbewusst), ggf. nehmen sie auch metatextuell zu ihrem zitierenden Sprechen Stellung. Übersetzer sind somit gefordert, nicht allein unterschiedliche Formen von Text-Text-Bezügen zu reproduzieren, sondern zugleich Signale für ein 'zitierendes Sprechen des Zitats' zu erfinden. In Gombrowiczs Dreiakter Slub (poln., abgeschlossen 1946; Die Trauung), der sich intertextuell vor allem auf Shakespeares Hamlet, daneben z.B. auch auf Goethes Faust (1808) bezieht, gibt es ein dichtes Netz von Allusionen auf Hamlet-Worte. Die Wendungen, mit denen Hamlet seinen Freund Horatio auf sein bewusstes Rollenspiel vorbereitet (How stränge or odd some'er I bear myself), sind in- 954 XIII. Literaturwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Übersetzungsforschung 98. Spi< tertextuell aufgerufen, wenn die zentrale Rollenfigur Henryk dem Freund Wladzio erklärt: Przepraszam cig, jakos sztucznie mi siq mówi... nie mogg mówič w sposób naturalny [Ich entschuldige mich bei dir, irgendwie künstlich spricht's aus mir... ich kann nicht auf natürliche Weise sprechen]. Während sich der Hamlet des Prätextes absichtlich verstellt (shall think meet / To put an antic disposition on -), erfolgt das künstliche Reden in diesem „Echo" (Perri 1978, 290) auf Shakespeares Text spontan, unfreiwillig: Vor eine undurchschaubare Situation gestellt, erfährt Gombrowiczs Figur sich als deformiert. Die französische Übersetzung von Koukou Chanska und Georges Sédir lautet: Pardonne-moi si des mots artificiels me viennent ...je suis incapable de parier simplement (Schultze/Paul 1990, 181). Durch die Wendung Pardonne-moi (bei Shakespeare: so help you mercy) eingeleitet, lässt sich die französische Übersetzung der Allusion mit ähnlicher Sicherheit identifizieren wie die Allusion in dem polnischen Ausgangstext. Das 'zitierende Sprechen eines Kryptozitats' liegt z.B. vor, wenn die Rollenfigur Henryk Hamlets Klage Oh God! / How weary, stale,flat and unprofitable / Seem to me all the uses of the world! aufnimmt: Bože! / Bože i Bože! [Gott! Gott und Gott!] (Schultze/Paul 1990,181 f.). Die syndetische Fügung (i-und) zeigt an, dass der 'künstlich' sprechende Henryk den Gottesanruf gleichsam aufsagt. Die deutsche Übersetzung von W. Tiel und deren überarbeitete Fassung von Helmar Harald Fischer geben das Kryptozitat nicht als 'zitiertes Zitat', sondern als natürliche, mimetische Äußerung wieder: Oh du lieber Gott! / O Gott! O Gott! (Schultze/Paul 1990, 181). Mit Blick auf den poetischen Code des Stückes ist der Transfer der Textreferenz somit kontraproduktiv. Hier findet die französische Übersetzung einen Weg, das zitierende, 'geleierte' Sprechen des Kryptozitats zu reproduzieren: Odieu. / Odieu, odieu, et Dieu! (Schultze/Paul 1990,178-183). Für einen zielseitigen Referenzwechsel einander überlagernder Textreferenzen kann Mrožeks Drama Tango als Beispiel dienen. In seiner HybrisRede verkündet Artur: Ja jestem silny [...] jestem czynem,jestem wolq,jestem energiq Silq jestem! [Ich bin stark [...] ich bin Tat, bin Wille, bin Energie! Kraft bin ich!] (Schultze/ Paul 1990, 170). Mit diesem 'verbalen Kraftakt' bezieht sich Mrožeks Figur direkt auf Mickiewiczs Konrad, d.h. auf die 'Improvisation' in den Dziady (poln. 1833; Ahnenfeier): Taka piesň jest sila, dzielnošč, [...] czuly jestem, silny jestem i rozumny [Ein solcher Gesang ist Kraft, Energie [...] empfindsam bin ich, stark bin ich und verständig] (Schultze/ Paul 1990, 170). Aus den Worten von Mickiewiczs Konrad und Mrozeks Artur lassen sich darüber hinaus Fausts Übersetzungsprobleme mit dem Anfang der Genesis heraushören: 'das Wort' - 'der Sinn' - 'die Kraft' - 'die Tat'. Sowohl der deutsche Übersetzer Ludwig Zimmerer als auch das amerikanische Team Ralf Manheim und Teresa Dzieduszycka wählen hier zielseitig (offensichtlich unabhängig voneinander) einen neuen, anderen Bezugsort - nämlich ein Sprichwort: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg" bzw. ..Whcrc there is a will there is a way." Die Erklärung des übersetzten Artur lautet: Ich bin die Tat, der Wille und der Weg; I am the act, the will and the wav (Schultze/Paul 1990, 171). Durch den Referenzwechsel von der hohen Literatur - der Bibel, Goethe, Mickiewicz - zum Sprichwort wird dabei zielseitig die Allusion auf einen weiteren Bibeltext erzeugt, Joh. 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben." Da sich Mrozeks Artur - gemäß dem Kontext des Dramas der polnischen Hochromantik als 'Erlöser' bezeichnet, folgt diese übersetzerische Option - ungeachtet der veränderten Referenzorte - teilweise dem Sinnangebot des Ausgangstextes. Gerade bei Allusionen und Reminiszenzen, die aus größerer zeitlicher Distanz zum Ausgangstext übersetzt werden, besteht die Gefahr, dass sie unerkannt bleiben. Während lebende Autoren ihren autorisierten Übersetzern teilweise genaue Hinweise dazu geben, welche Text-Text-Bezüge zu beachten sind, wobei der Übersetzer als 'privilegierter Leser' einen anderen Text erhält als die Leserschaft der Zielkultur (Runkel/Bergling 1997, 12). müssen spätere Übersetzer die notwendige kulturelle Kompetenz - soweit dies möglich ist - erwerben. Ein aussagehaltiger Beispielfall ist die extrem dichte Textur von Ibsen- und Strindberg-Zitaten, -Allusionen und -Reminiszenzen im Dramenwerk von Witkiewicz. Dieser Fall von gesteigerter Referenzialität ist insbesondere darin begründet, dass Witkiewicz sein avantgardistisches Konzept eines Theaters der 'Reinen Form' u.a. im Rekurs auf das Dramenwerk Ibsens und Strindbergs verhandelt (Soköl 1990). Hier zeigt sich somit eine Anschlussstelle von Intertextualität und Metatheatralität. Weitere Begründungszusammenhänge sind Anschlussstellen an die polnische Dramentradition seit der Hochromantik sowie an Witkiewiczs persönliches 98. Spielarten von Intertextualität in literarischen Übersetzungen 955 Leben. Da die vor allem zwischen 1918 und 1924 geschriebenen Stücke des polnischen Avantgardisten erst seit den 1960er Jahren übersetzt wurden und werden, ist bei den Übersetzern ggf. mit einer nurmehr eingeschränkten Vertrautheit mit den Stücken beider Skandinavier zu rechnen. Mehrfach wiederkehrende Allusionen und Reminiszenzen (Witkiewicz, der die skandinavischen Texte in polnischer oder deutscher Übersetzung rezipiert haben kann, hatte ein geradezu rares Gedächtnis) liegen z. B. beim Thema der großen (illusionären) Lebensaufgabe vor, die sich ein männlicher Protagonist gestellt hat oder vor die er sich gestellt sieht. (Durch seinen Vater von allen Möglichkeiten einer Sozialisation ferngehalten, sollte Witkiewicz sich als unverwechselbare Künstlerpersönlichkeit entwickeln.) In Ibsens Wildanden (norw. 1884; Die Wildente), erklärt Hjalmar Gregers gegenüber: [...] det er livsopgaven, som st&r for mig nat og dag [das ist die Lebensaufgabe, die Tag und Nacht vor mir steht] (Ibsen, Samlede Verker 10,1932,103). Solche und ähnliche Äußerungen kehren in Witkiewiczs Dramen als Allusionen wieder, etwa wenn in einer der Eingangssequenzen von Matka (poln. 1924; Die Mutter) die Titelfigur äußert: Ja mego syna uratowalam od wojny, bo on musi zbawic ludzkosc calq [Ich habe meinen Sohn vor dem Kriege bewahrt, denn er muß die ganze Menschheit retten] (Witkiewicz, Dramaty 2, 1972, 395). Alain van Crugtens französische Übersetzung gibt an die Zielkultur weiter, dass Leon, der Sohn der Titelfigur, mit einer Aufgabe bzw. Mission betraut ist (er will das Individuum retten, die Gesellschaft vor der Vermassung bewahren); car il doit sauver l'humanité entière. In der amerikanischen Wiedergabe von Gerould und Durer ist diese 'Spur', die sowohl zu Strindbergs Bühnenschaffen als auch zum Drama der polnischen Hochromantik und zu Witkiewiczs persönlicher Existenz führt, getilgt: since he is going to save the entire human race (vgl. Schultze/ Paul 1990,207). Es darf vermutet werden, dass Leitwörter der skandinavischen Prätexte, wie z.B. livsopgave [Lebensaufgabe] in Ibsens Stücken, hier nicht identifiziert wurden. Ein Übersehen von Allusionen oder auch Reminiszenzen kann nicht nur zu Abweichungen vom Deutungsangebot des Ausgangstextes, sondern auch zu Unsinn und Gegensinn führen. In Witkiewiczs Matka wird z.B. auch das Motiv karger Mahlzeiten aufgenommen, wie es in mehreren Strindberg-Dramen, u.a. in Spöksonaten (schwed. 1907; Gespenstersonate), vorkommt: Hon kokar ur köttet, ger oss trädarne och vatten, medan hon själv dricker ur buljongen [Sie kocht das Fleisch aus, gibt uns die Fasern und das Wasser, während sie selbst die Bouillon austrinkt.] (vgl. Strindberg, Kamarspei, 1991, 215). In einem metatheatralen Kommentar gibt Leon seiner Mutter gegenüber Strindberg den Vorzug vor Ibsen: Raczej juz niech bqdzie tragedia zimnych zup i wygotowanego z soköw miçsa à la Strindberg [Eher schon sei es eine Tragödie kalter Suppen und aus Fleischsäften zubereiteter [Suppen] à la Strindberg] (vgl. Schultze/Paul 1990, 203). Mit den Suppen ohne Nährwert kann die deutsche Übersetzerin Irmtraut Zimmermann-Göllheim nichts anfangen: Wenn schon, dann eher die Tragödie der kalten Suppen und der unterschlagenen Fleischgeschäfte à la Strindberg (vgl. Schultze/Paul 1990, 203). Bei van Crugten wird diese 'übersetzte Mahlzeit' auf andere Art ungenießbar: de la viande trop cuite à la Strindberg (Schultze/Paul 1990,204). Für Rezipienten der Zielkulturen gehen die intertextuellen Bezüge teilweise verloren, teilweise erscheinen sie als bloßes Spielmaterial. Die mehrfache Kontextualisierung und damit das mehrfache Deutungsangebot von Ibsens und Strindbergs Œuvre in Witkiewiczs Dramen bleibt zielkulturellen Rezipienten gewiss weitgehend verborgen. Weitere Fallbeispiele zum übersetzerischen Umgang mit Text-Text-Bezügen, etwa Beispiele aus dem Bereich der Lyrik, könnten gleichfalls zeigen, dass diese Spielart von Intertextualität ein extrem sensibler Ort übersetzerischen Transfers ist. Für den Umgang mit Systemreferenzen sei nur ein Fall erschwerter Identifizierbarkeit vorgestellt. In Slawomir Mrozeks Dreiakter Policja (poln. 1958; Polizei) hält der Gefangene eine große Rede, in der er zum einen den Makrotext der polnischen Kultur, zum anderen das spezifische Lexikon der Hochromantik mit Vokabular wie rozkosz [Wonne], blçkit [Himmelsbläue], tçcza [Regenbogen] u.a.m. aufruft (Mrozek, Utwory sceniczne, 1963,13). In Ludwig Zimmerers Übersetzung sind diese Wörter weitgehend, jedoch nicht völlig am Ausgangstext orientiert wiedergegeben: gibt uns ein Gefühl der Wonne, im Strahlenkranze der Herrschaft (statt 'in der Himmelsbläue der Herrschaft'), den reinen Regenbogen unseres Staatswesens (Mrozek, ,,Tango" und andere Stücke, 1980, 14). Zielkulturelle Rezipienten dürften aufnehmen, dass hier lexikalisch gestützte Systemreferenz vorliegt. Möglicherweise ruft der Regenbogen auch die Romantik 956 XIII. Literaturwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Übersetzungsforschung98.Spi< auf. Dass der Gefangene den totalitären Staat mit jenem Code preist, der in der polnischen Kultur den höchsten Wert hat, d.h. mit dem Code der romantischen 'Schlüsseltradition', kann kaum rezipiert werden. Systemreferenzen lassen sich in erster Linie dann vermitteln, wenn sie kulturenübergreifend verfügbar sind. 6. Übersetzerischer Umgang mit Spielarten des Zitats und Systemreferenzen im Textganzen Der übersetzerische Umgang mit Direktzitaten, Kryptozitaten, Paraphrasen und leicht modifizierten Direktzitaten im Stückganzen sei an fünf deutschen und einer englischen Wiedergabe von Anton Pavlovic Čechovs Drama Tri sestry (russ. 1901; Drei Schwestern) veranschaulicht. Das Stück ist ein Beispiel für Poetik der Textreferenz (Košny 1971). Diese ist durch eine dichte Textur lateinischer und russischer Zitate gegeben. Die lateinischen Zitate, von denen die meisten den Charakter geflügelter Worte haben (In vino veritas, Omnia mea mecum porto, Mens sana in corpore sano), stammen aus Texten von Cicero, Juvenal, Plinius d.Ä. u.a. Diese Zitate sind bereits in den russischen Ausgaben in Fußnoten oder aber im Anhang übersetzt (A. P. Čechov, Polnoe sobranie sočinenij v 30 tt., 12-13, 1978, 464-466). Die lateinischen Zitate, die für stereotype, abgenutzte Intertextualität stehen, dienen ausschließlich der Charakteristik des wohlmeinenden, selbstzufriedenen, in seiner beruflich bedingten Textwelt erstarrten Gymnasiallehrers Kulygin. Im Felde der externen Kommunikation bildet diese konstante Textur einen Kontrast zu der desintegrierenden gesellschaftlichen Ordnung, der Instabilität zwischenmenschlicher Beziehungen, der Infragestellung gültiger Orientierungen usw. In den russischen Zitaten werden vor allem russische Klassiker und kanonische Texte des 19. Jhs. aufgerufen: Aleksandr Sergeevič Puškins Poeme Ruslan i Ljudmila (russ. 1820; Ruslan und Ludmila) und Cygany (russ. 1824; Die Zigeuner) sowie der 'Roman in Versen' Evgenij Onegin (russ., vollst. Ausgabe 1833; Eugen Onegiri), Aleksandr Sergeevič Griboedovs Gore ot uma [wörtl. Kummer vom Verstand] (russ., entst. 1824, vollst. Erstdruck 1862; Verstand schafft Leiden), Michail Jur'evic Lermontovs Gedicht „Parus" (russ. 1832; „Das Segel"), Ivan Andreevič Krylovs Fabeln „Kresťjanin i Robotnik" (russ. 1815; „Der Bauer und der Arbeiter") und „Gusi" (russ. 1811; „Die Gänse") Nikolaj Vasil'evic Gogol's Erzählungen Povesť o tom, kak possorilsja Ivan Ivanovic s Ivanom Nikiforovičem (russ. 1834; Erzählung davon, wie sich Ivan Ivanovic und Ivan Nikiforovič verzankten; auch: Die zwei Ivane) und Zapiski sumasšedšego (russ. 1835; Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen). Darüber hinaus kommen einzelne Zitate aus Musikstücken vor (Čechov, Polnoe sobranie sočinenij v 30 tt., 464-466). Die markierte Verwendung intertextueller Bezüge ist dadurch hervorgehoben, dass teilweise die Autorennamen mit genannt sind und das Zitierverfahren metatextuell kommentiert ist; das zitierende Sprechen ist überdies durch den Sprechgestus angezeigt (er deklamiert), auch werden neben den Autoren der aufgerufenen Texte weitere Schriftstellernamen, etwa Dobroljubov und Voltaire, genannt. Im Felde der internen Kommunikation ist von 'aktiver' und 'passiver' Textreferenz zu sprechen: Die Zitate werden teilweise bewusst eingesetzt, sind teilweise aber auch spontane Äußerungen, die innere Befindlichkeit durchscheinen lassen. Durch diese Poetik der Intertextualität sind sowohl in der externen als auch in der internen Kommunikation gleichzeitig mehrere Kontexte aufgerufen, somit auch mehrere Sinnstiftungen geschaffen: Im Felde externer Kommunikation ist ein kulturologischer Kommentar zu Rußland und seinem „literaturzentrierten Imperium" gegeben (Boym 1994, 2); an den Zitaten wird in besonderer Weise die 'gestörte Kommunikation' der Rollenfiguren untereinander exponiert; durch die Wahl von Zitaten und den Umgang mit Textreferenzen werden einzelne Rollenfiguren, neben Kulygin vor allem Maša, Veršinin, Čebutykin und Solěnyj. charakterisiert; einzelne Textreferenzen haben vorausdeutende Funktion, unterstützen somit das Dramensytagma. Im Felde der internen Kommunikation hat jeder Zitatfall eine spezifische Kontextualisierung - im Hinblick auf die aktuelle und die permanente Befindlichkeit der sich äußernden Rollenfigur, im Hinblick auf Beziehungen zwischen den dargestellten Personen usw. Die vergleichend betrachteten fünf deutschen Übersetzungen sind von: Hilde Angarowa (Čechov, Schauspiele, 1947, 153-250), Johannes von Guenther (Čechov, Dramen, 1955, 323-423), August Scholz (Čechov, Drei Schwestern, 1959), Sigismund von Radecki (Čechov, Dramatische Werke, 1968, 359-452) und Peter Urban (Drei Schwestern, 1974). Es ergibt sich folgendes Bild: Die lateinischen Zitate sind ausnahmslos direkt in die Zieltexte 98. Spielarten von Intertextualität in literarischen Übersetzungen 957 übernommen; die meisten Zitate werden auch in deutschen Übersetzungen gegeben; Johannes von Guenther traut zielseitigen Rezipienten einige Lateinkenntnisse zu, d. h. er verzichtet zumeist auf Anmerkungen. Alle Textreferenzen sind in deutlicher Nähe zum Ausgangstext übersetzt. Dabei wird in vielen Fällen der Zitatcharakter verstärkt: durch Hinzufügung von Anführungsstrichen, durch zusätzliche Markierung von Versgrenzen oder graphische Exponierung der jeweils aufgerufenen Zweizeiler. Masas wiederkehrende Referenz auf Puskins Poem Ruslan i Ljudmila - U lukomor'ja dub zelenyj, zlataja cep' na dube tom... Zlataja cep' na dube tom - (Tri sestry, 124) wird z.B. von August Scholz in Anführungszeichen gesetzt: ,,Ein Eichbaum grünt am Meeresstrande, ein goldnes Kettlein hängt daran... ein goldnes Kettlein hängt daran" {Drei Schwestern, 10). Das dreimal wiederkehrende Zitat aus Krylovs Fabel „Krest'janin i Robotnik" - On achnuf ne uspel, kak na nego medved' nasel - (Tri sestry, 125) wird in Hilde Angarowas Übersetzung bei der ersten Nennung in Versform gegeben: Ehe er sich recht besann,! packte ihn der Bär schon an (Drei Schwestern, 162). Mehr noch als der Ausgangstext nutzt Angarowa dieses Zitat als Vorausdeutung auf die Tötung Tuzenbachs im Duell. Während im Ausgangstext dreimal das Direktzitat wiederholt wird, lässt Angarowa den 'Mörder im Rahmen der Konvention', Solenyj, sowie dessen Mitwisser Cebutykin im 4. Akt, kurz vor dem Duell, das Zitat leicht variierend wiederholen: Ehe er sich recht besann, fiel ihn auch der Bär schon an (Drei Schwestern, 238). In einigen, wenigen Fällen kommt es vor, dass der übersetzerische Umgang mit Zitaten ein Auffinden der Prätexte erschwert oder zu Missverständnissen führt. Im 3. Akt verwendet Solenyj, der sich als ein - seines Lebens überdrüssiger - Lermontovscher Held stilisiert, eine Art Zitatmontage, die zunächst Griboedovs Drama Gore ot uma, danach Puskins Poem Cygany aufruft: Ja stranen, ne stranen kto z! Ne serdis' Aleko! [Ich [bin] sonderbar [auch: fremd], wer [wär] nicht sonderbar! Zürne nicht, Aleko!] (Trisestry, 150). Die erste Phrase ist ein Direktzitat aus einer Replik des moralischen Rigoristen Cackij, der in der heuchlerischen Moskauer Gesellschaft als Fremdling erscheint. Auf das Poem Cygany, in dem der - seinem städtischen Milieu entflohene - Aleko, mit der Unbeständigkeit der Liebe einer Zigeunerin konfrontiert, sowohl die Zigeunerin Zemfira als auch deren neuen Geliebten tötet, verweist allein der Name Aleko. In der Übersetzung von August Scholz ist diese Zitatmontage durch Anführungszeichen markiert: ,,Mich nennst Du sonderbar - und wer ist's nicht? Sei böse nicht, Aleko." (Drei Schwestern, 51). Durch die Anführungszeichen ist für zielkulturelle Rezipienten der Eindruck verstärkt, dass hier ein einziger Prätext aufgerufen wird. Dadurch, dass Cackijs Selbstcharakteristik - Ich bin sonderbar - in eine Du-Anrede umgewandelt ist, erhalten die beiden Zitatelemente zusätzliche Kohärenz. Eine Identifizierung der Prätexte ist erschwert. Gerade im Hinblick auf Puskins Poem, in dem die Zigeunerin Zemfira als Sprecherin zu denken wäre, entsteht eher Unsinn als ein Sinnangebot. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass die fünf exemplarisch untersuchten deutschen Übersetzungen von Tri sestry die Textreferenzen in großer Nähe zu den Prätexten übersetzen. Einzelne intertextuelle Bezüge, wie etwa das Krylov-Zitat, können zielseitig als Sinnangebot genutzt werden. Dass jede einzelne Referenz polyvalenten Sinn transportiert, dürfte sich dagegen zielkulturellen Rezipienten kaum erschließen. Der Transfer der Zitate in Cechovs Drama erweist sich kaum als Übersetzungs-, wohl aber als Verstehensproblem, d. h. als Problem der kulturellen Kompetenz. Unter den englischen Übersetzungen und Bearbeitungen von Tri sestry bietet die Bearbeitung von David Mamet (nach einer Arbeitsübersetzung von Vlada Cernomordik, The Three Sisters, New York 1990) einige spezifische Lösungen im Umgang mit der Intertextualität. Die Frequenz an Referenzen ist in dieser gekürzten Textfassung reduziert. Die Personencharakteristik der Rollenfigur Kulygin mit Hilfe lateinischer Zitate ist dadurch verändert, dass Mamets Gymnasiallehrer etwas 'lockerer' mit diesen Prätexten umgeht. Aus den - Cebutykin gegenüber geäußerten Worten Molodec! In vino veritas, govorili drevnie [Prachtkerl! In vino veritas sagten die Alten] (Tri sestry, 161) wird z. B.: That's my lad! Vino veritas, as the OldFolks explainedit. (The Three Sisters, 71). Die Referenzen auf russische kanonische Texte sind weitgehend graphisch markiert. Das Krylov-Zitat lautet z.B.: Hardly had he cried >alack< / Before the bear was on his back... (The Three Sisters, 9). Textreferenzen gehen jedoch nicht nur durch Streichungen, sondern auch dadurch verloren, dass sie offensichtlich keine Beachtung fanden. Die wohl einzige Shakespeare-Referenz, ein Quasizitat, das sich auf Shakespeares Richard III 958 XIII. Literaturwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Übersetzungsforschung98.Spi< (V/3) bezieht - Polzizni za stakan caju [Ein halbes Leben für ein Glas Tee] ( Tri sestry, 145) - ist z.B. in dieser Aussage unkenntlich gemacht: I would give all that is in my power to bestowfor half a glass of tea (The Three Sisters, 41). Während die deutschen Übersetzungen für die russischen Zitate nahezu ausnahmslos die Direktübersetzung wählen, finden sich in Mamets Stückfassung auch Paraphrasen. Die Referenz auf den letzten Satz aus Gogol's Erzählung von den zwei Iwanen - U Gogolja skazano: skucno zit' na ètom svete, gospoda! [Bei Gogol' heißt es: öde ist es, auf dieser Welt zu leben, Herrschaften!] (Tri sestry, 147) - lautet hier: In Gogol somewhere it says: living in the world, Ladies and Gentlemens, is Hell. (The Three Sisters, 44). Bedenkt man den in Gogol's Œuvre mitgeführten metaphysischen Diskurs, gemäß dem das Wort skucno auf das gottferne Leben der Menschen anspielt, ist diese Lösung als explizierende Übersetzung zu sehen. Während diese Transferlösung eine Annäherung an das versteckte Sinnangebot des Ausgangstextes schafft, ist die auf Griboedov und Puskin verweisende Zitatmontage so verfremdet, dass gleichsam eine 'Verrätselung' der Prätexte entsteht: Yes. I am strange. / But are we all not strange / If one were, for the briefest / nonce / To peek behind this drape of / Normalcy, Good Don Alekko... (The Three Sisters, 49). Für den Kenner der intertextuellen Bezüge in diesem Stück maskiert sich Solënyj hinter einer Aussage von Griboedovs Cackij, die jedoch der Zigeunerin Zemfira in Puskins Poem in den Mund gelegt ist. Wahrscheinlich soll die hinzugefügte Anredeform Don signalisieren, dass in dem Prätext das Carmen-Thema behandelt ist. Festzuhalten bleibt dies: Die englische Bühnenfassung vermittelt an die Zielkultur, dass Textreferenzen zu den bevorzugten Äußerungsformen der Dramengestalten gehören. Dass die Intertextualität in Cechovs Stück ein komplexes Deutungsangebot schafft, dass überdies die 'Einstellung' der Rollenfiguren auf die Klassiker das Bild einer ganzen Kultur abgibt, teilt sich Rezipienten der deutschen Übersetzungen gewiss mehr mit als Rezipienten dieser englischen Bühnenversion. Die Textreferenzen scheinen weniger als eigenständiges Sinnangebot denn als ein Ausdruck der russischen Vorliebe zum 'Philosophieren' gesehen zu werden (filosofstvovaf, philosophizing; The Three Sisters, 8). In den Ausgangstexten gehört das Ausweichen in lateinische Zitate mit quasiphilosophischem Inhalt zu der Rollenfigur Kulygin, wohingegen die Funktion der russischen Textreferenzen weitgehend anders gerichtet und sehr polyvalent ist. Als Beispiel für den übersetzerischen Umgang mit Systemreferenzen im Textganzen sei der von Vladimir Propp beschriebene gattungspoetische Code des russischen Zaubermärchens(vgl. Propp 1975, 31-66) in Valentin Grigor'evic Rasputins Povest' [Erzählung] Den'gi dlja Marii (russ. 1967; Geldfür Maria i und in der deutschen Übersetzung von Juri Elperin (Ü. dt. 1978; Geldfür Maria) betrachtet. An die Stelle des Initiierungswegs des Märchenhelden ist hier der Erfahrungsweg des Ehemanns und Familienvaters Kuz'ma getreten. Die Mangelsituation, die Kuz'ma zu seiner Reise und seinen Bewährungsproben aufbrechen lässt, ist in der Lebenswelt begründet: In dem von Kuz'mas Frau Marija - aus Gutmütigkeit, jedoch ohne jeden Geschäftssinn - geführten Dorfladen ist ein Defizit von 1000 Rubeln entstanden. Der Rechnungsprüfer des Kolchosdorfes will von einer Meldung und der zu erwartenden Bestrafung absehen, wenn die Summe innerhalb von fünf Tagen beschafft wird. In der Darstellung von Kuz'mas Versuch, das Geld zunächst in seinem Dorf, hernach bei dem Bruder in der Stadt zusammenzubringen, lassen sich die Funktionen, Agenten und Motive von Propps Schema identifizieren (vgl. Schultze 1985. 54 ff.). Der Vergleich von Ausgangstext und Übersetzung sei an einigen Strukturformeln veranschaulicht: Refrainartig kehrt die Formel „Einem Familienmitglied fehlt etwas" (Propp 1975, 39) wieder, etwa hier: Tysjaca - podtverdil revizor [Tausend, bestätigte der Revisor] (Rasputin, ..Proscanie s Materoj" und andere Erzählungen, 1981, 464). Bei Elperin lautet die Stelle: ,,Stimmt, Tausend sind's", bestätigte der Revisor. Oder: „Dem Helden wird eine Bitte bzw. ein Befehl übermittelt" (Propp 1975, 40): Kuz'ma, spas: menja, sdelaj cto-nibud', Kuz'ma! [Kuz'ma. rette mich, tu irgendetwas, Kuz'ma!]. Bei Elperin lautet diese Bitte der Marija: Kusma rette mich, unternimm irgendwas, Kusma!. Oder auch : „Der Held wird auf die Probe gestellt, ausgefragt" (Propp 1975, 43): Slysal ja pro Mariju, - otvetilpredsedatel'... Cto budes delat'? [Ich habe von Marija gehört / von der Sache mit Marija gehört /, antwortete der Vorsitzende, ... Was wirst du tun?]. Elperin übersetzt: ,,Ich hab schon von der Sache mit Marija gehört", antwortete der Vorsitzende, ... ,,Was willst du tun?" Ein Beispiel aus dem weiteren Verlauf des Geschehens, als Kuz'ma bereits eine Reihe von Proben hinter sich hat: „Der 98. Spielarten von Intertextualität in literarischen Übersetzungen 959 Held gelangt in den Besitz des Zaubermittels" (Propp 1975, 47): Ona protjanula im den'gi, i on vzjal ich, budto prinjal s togo sveta [Sie reichte ihm das Geld hin, und er nahm es, empfing es gleichsam von jener / der anderen / Welt], Elperin gibt die Stelle so wieder: Sie reichte ihm das Geld, und er nahm es, als bekäme er es aus dem Jenseits. Mit Blick auf die dichotomische Struktur der Märchenwelt, auf die Scheidung in 'eigen/fremd', 'dieser Raum/ der andere Raum' hätte der intertextuelle Bezug zum Märchen übersetzerisch noch verdeutlicht werden können. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass die gesamte Textur systemreferentieller Bezüge in der deutschen Übersetzung ausgebracht ist. In welchem Maße die Strukturformeln des Zaubermärchens im Rezeptionsprozess aufgenommen werden, hängt von der Kompetenz des zielkulturellen Lesers ab. Für den translatorischen Umgang mit gattungspoetischen Systemreferenzen ergeben sich selbstverständlich andere Bedingungen, wenn sich ein Ausgangstext auf einen poetischen Code bezieht, der in der Zielkultur unbekannt ist. Hier ist jedoch auch zu bedenken, dass durchaus die Möglichkeit besteht, im Rahmen der vollständigen Übersetzung, die Vorstellung von einem fremden gattungspoetischen Muster weiterzuvermitteln. Die - notwendig sehr begrenzte - Auswahl von Problemfällen mag veranschaulicht haben, in welchem Maße Intertextualität an der Sinngenerierung fiktionaler Texte beteiligt ist und welche Folgen übersetzerische Optionen für die zielseitige Rezeption haben können. Der translatorische Umgang mit Formen der Intertextualität verrät überdies Trendbefunde, zu einzelnen Übersetzerpersönlichkeiten (s. Ludwig Zimmerer als Mrozek-Übersetzer). Fragen des übersetzerischen Umgangs mit den verschiedenen Spielarten von Intertextualität gehören weiterhin zu den vernachlässigten Aspekten der Übersetzungsforschung. 7. Literatur (in Auswahl) Bachtin, M.M. (1963). Problemy poetiki Dostoevskogo. Moskva. Baibus, St. (1993). Mi^dzy stylami. Krakow. Ben-Porat, Z. (1976). "The Poetics of Literary Allusion." Journal for Descriptive Poetics and Theory of Literature 1: 105-128. Ben-Porat, Z. (1979). Ästhetik des Wortes. Frankfurt a.M. Boym, S. (1994). Common Places: Mythology of Everyday Life in Russia. 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