Theater und Theatralität im Internet von Andreas Horbelt 1 Hausarbeit zur Erlangung des Magister Artium Theater und Theatralität im Internet von Andreas Horbelt Referent: Prof. Dr. Jürgen Schläder Vorgelegt im Wintersemester 2001 An der Ludwig-Maximilian-Universität München Institut für Theaterwissenschaft 2 Theater und Theatralität im Internet A. DIE VERLOCKUNG DER WEIßEN FLECKEN....................................................... 4 B. DAS INTERNET ALS THEATRALES MEDIUM ..................................................... 8 B.1. Theatralität........................................................................................................8 B.1.1. Kurze Begriffsgeschichte................................................................................10 B.1.1.1. Anfänge ..................................................................................................10 B.1.1.2. Die (historische) Theatralitätsdebatte ........................................................13 B.1.1.3. ‚Vereinigungstheorien‘ ..............................................................................16 B.1.2. Arbeitsdefinitionen ........................................................................................21 B.1.2.1. Theatralität .............................................................................................21 B.1.2.2. Theater...................................................................................................22 B.2. Theatralität im Internet.....................................................................................24 B.2.1. Zur Literatur.................................................................................................26 B.2.2. Exkurs: Kurze Beschreibung der Kommunikationsangebote des Internets ..........29 B.2.2.1. Internet Relay Chat (IRC) .........................................................................29 B.2.2.2. Multi User Domains (MUDs) ......................................................................32 B.2.2.2.1. ‚Adventure MUDs‘................................................................................34 B.2.2.2.2. ‚Social MUDs‘ ......................................................................................35 B.2.2.2.3. ‚Educational MUDs‘..............................................................................35 B.2.2.3. Grafisch unterstützte Formen der CMC.......................................................36 B.2.3. Computergestützte Kommunikation und Theatralität ........................................39 B.2.3.1. Präsenz und Interaktion............................................................................40 B.2.3.1.1. Telepräsenz: virtuelle Körper in virtuellen Räumen.................................42 B.2.3.1.2. Akzeptanz, Identifikation und Immersion ..............................................45 B.2.3.2. Transitorität ............................................................................................47 B.2.3.3. Selbstpräsentation, Präsentation, Repräsentation........................................49 B.3. Rückschlüsse I : Theatralität im Internet?...........................................................57 C. THEATERPROJEKTE IM INTERNET................................................................. 58 C.1. Abgrenzungen..................................................................................................58 C.2. Theater im IRC.................................................................................................60 C.2.1. Beispiel I: The Hamnet Players - Hamnet, 1993...............................................61 C.2.1.1. Der Text: Reduce to the max? ..................................................................61 3 C.2.1.2. Die Aufführungen: #hamnet .....................................................................67 C.3. Theater in MOOs ..............................................................................................71 C.3.1. The Plaintext Players.....................................................................................71 C.3.1.1. Beispiel II: The Plaintext Players - Orpheus. Sono la musica, 1997...............74 C.3.2. ATHEMOO....................................................................................................78 C.3.2.1. Kenneth G. Schwellers Theaterraum..........................................................79 C.3.2.2. Beispiel III: Rick Sacks - MetaMOOphosis, 1996-2001 .................................81 C.4. Theater im Palace.............................................................................................85 C.4.1. Beispiel IV: Desktop Theater - Barnstorming the Palace, 2000 ..........................87 C.5. Rückschlüsse II: Theater im Internet?................................................................91 C.5.1. Theater: Institutionalisierte Theatralität?.........................................................91 C.5.2. Text statt Theater? .......................................................................................93 C.5.3. Körper und „Gesellungsereignisse“ .................................................................94 C.5.4. Exkurs: Theater und Neue Medien - Drei Wege in die Zukunft ..........................96 C.5.5. Theater und Virtuelle Realität - Ein Ausblick ....................................................98 C.5.6. Zusammenfassung: Virtuelles Theater .......................................................... 100 D. THEATRALITÄT UND THEATER IM INTERNET ..............................................102 E. LITERATUR ..................................................................................................106 F. LINKS...........................................................................................................119 G. ANHANG.......................................................................................................121 G.1. Abkürzungsverzeichnis.................................................................................... 121 G.2. Abbildungsverzeichnis..................................................................................... 122 G.3. Materialien..................................................................................................... 123 G.3.1. Hamnet - Script.......................................................................................... 123 G.3.2. Logfile der ersten Hamnet Performance ........................................................ 125 G.3.3. Logfile der zweiten Hamnet Performance ...................................................... 131 G.3.4. Orpheus. Sono la musica - Script................................................................. 136 G.3.5. MetaMOOphosis - vorprogrammierte Texte................................................... 147 G.3.6. Barnstorming the Palace - Logfile ................................................................ 152 4 A. Die Verlockung der weißen Flecken Theater und Internet? Auf den ersten Blick scheinen diese beiden Dinge wenig miteinander zu tun zu haben, vielleicht gar nichts. Handelt es sich nicht eher um ein Gegensatzpaar? Und wie sollte sich Theater, wie Theatralität im Internet finden? Auf der Suche nach Berührungspunkten finden sich Spuren in den verschiedensten Bereichen: Die Theaterwissenschaftlerin und Computerforscherin Brenda Laurel bringt als erste Computer und Theater in Verbindung: Sie schlägt schon 1993 vor, Computers as Theatre1 zu betrachten und Interfaces zu konstruieren, die dramatische Strukturen aufweisen. Der Medienphilosoph Mike Sandbothe konstatiert bei der Untersuchung des Internet die „Selbstinszenierung von Menschen, Institutionen und Themen“2 und schlägt vor, diese Phänomene als Theatralität zu bezeichnen. Die Psychologin Sherry Turkle konstatiert, „[...] daß wir uns an Computerbildschirmen in unsere eigenen Dramen projizieren, in denen wir Produzent, Regisseur und Star in einem sind. [...] Computerbildschirme sind eine neue Arena für unsere erotischen und intellektuellen Phantasien.“3 Manfred Beilharz, Intendant der Bonner Bühnen, sieht keine großen Unterschiede zwischen Theater und Virtueller Realität: „Seit 2.500 Jahren arbeiten wir mit virtuellen Welten.“4 Und auch der VR-Forscher Howard Rheingold bringt die beiden Begriffe in Verbindung: “Wenn die ganze Welt eine Bühne ist, wie Shakespeare sagt, wenn dieser Welt bevorsteht, zu einem elektronischen Medienraum verkabelt zu werden, wie McLuhan prophezeit, und wenn die VR-Datennetze der Zukunft jeden einzelnen in die Lage versetzen, an jedem beliebigen Ort jede beliebige Rolle in jedem Cyberspace zu spielen [...], was werden die Leute dann für ihre Unterhaltung tun?”5 Die kurze Aufzählung von Zitaten zeigt, daß die Begriffe Theater und Internet immer wieder aus den unterschiedlichsten Perspektiven in Verbindung gebracht werden. Computer- und VR-Experten sehen Zusammenhänge genauso wie Psychologen und Philosophen, und auch Theatermacher glauben Parallelen auszumachen. In der deutschsprachigen Theaterwissenschaft haben solche Fragen und Anregungen bisher allerdings kaum Spuren hinterlassen. Das Internet ist, zumindest aus theaterwissenschaft- 1 Laurel, Brenda: Computers as Theatre, Reading 1993 2 Sandbothe, Mike: Theatrale Aspekte des Internet. Prolegomena zu einer zeichentheorethischen Analyse theatraler Textualität. In: Göttlich, Udo et al (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 216 3 Turkle, Sherry: Leben im Netz. Identität in Zeiten des Internet, Reinbek 1999, S. 38 4 Beilharz, Manfred: Theater in der Informationsgesellschaft. In: Mahle, Walter A. (Hrsg.): Kultur in der Informationsgesellschaft. AKM-Studien Band 42. Tagungsbericht über das Dreizehnte Wissenschaftliche Gespräch am 9. Und 10. Dezember 1997 in Boppard. München 1998, S.83 5 licher Perspektive, ein weißer Fleck auf der Landkarte, terra nova, unbekanntes Gebiet. Ein Grund dafür ist sicher der Glaube in den „Mythos der Unmittelbarkeit“6 , die Überzeugung, daß sich Theater (bzw. Theatralität) und mediale Vermittlung grundsätzlich ausschließen. Doch diese Abgrenzung wackelt: Die Telepräsenz erobert die Leere zwischen Anwesenheit und Abwesenheit und stellt alte Grenzziehungen in Frage. Chatrooms, MUDs und andere Formen der Online-Kommunikation erweitern den Begriff der Präsenz zur Telepräsenz. Es stellt sich die Frage, ob sich dadurch nicht auch die Grenzen der Begriffe Theater und Theatralität, die eng mit dem Begriff Präsenz verbunden sind, verschieben. Diese Arbeit möchte erkunden, ob es jenseits der „Unmittelbarkeit“ für die Theaterwissenschaft untersuchenswerte Phänomene gibt. Lassen sich die vielen Anregungen aus Philosophie, Ethnologie, Psychologie, Soziologie und den Computerwissenschaften aus der Sicht der Theaterwissenschaft vielleicht zu einem schlüssigen Blickwinkel auf das Internet verbinden? Dazu will diese Arbeit im Idealfall eine allererste Anregung sein. Zwei unterschiedliche Fragestellungen gliedern die vorliegende Arbeit in zwei große Teile. Zuerst soll untersucht werden, inwieweit der Begriff Theatralität im Internet Anwendung finden kann. Dazu wird, wegen der keineswegs einheitlichen Verwendung des Begriffes, zuerst kurz seine Geschichte innerhalb der Theaterwissenschaft nachgezeichnet, um dann auf der Basis dieser Begriffsgeschichte eine Arbeitsdefinition zu entwickeln. Basierend darauf soll dann auch eine vorläufige Definition für den Begriff Theater erarbeitet werden. Danach werden kurz die Kommunikationsangebote des Internet beschrieben, die für die Suche nach Theatralität im Internet in Frage kommen: Chatrooms, MUDs und grafische Chatsysteme, die sogenannte synchrone computergestützte Kommunikation (CMC). Diese Kommunikationswege sind bisher keineswegs Allgemeinwissen, es scheint also angebracht, kurz auf die jeweiligen Spezifika dieser ‚Räume‘ hinzuweisen. Von Seiten der Psychologie und Soziologie wurde dabei schon öfter darauf hingewiesen, daß diese Kommunikationsangebote geprägt sind von Selbstverstellungen und alternativen Identitäten, Anonymität und Pseudonymität. So ist z.B. der Wechsel des Geschlechts im Chat keineswegs unüblich, sondern, vor allem in sexuell ausgerichteten Chatrooms, eher die Regel. Es stellt sich die Frage, ob derartige Befunde nicht treffend mit dem Begriff Theatralität beschrieben werden können. Diese Arbeit wird keine eigene Feldstudie in diesem Bereich durchführen, es soll vielmehr versucht werden, Ergebnisse anderer Disziplinen aus theaterwissenschaftlicher Perspektive neu zu bewerten. 5 Rheingold, Howard: Virtuelle Welten. Reisen im Cyberspace, Reinbeck 1992, S. 441 6 Damit ist auch die Frage nach der Literatur geklärt: Es gibt sie, und es gibt sie nicht. Es finden sich etliche Veröffentlichungen aus benachbarten Disziplinen wie z.B. der Soziologie und der Psychologie zu diesem Thema, außerdem einige aus dem Bereich der angloamerikanischen Theaterforschung. Beide Gruppen bedürfen (abgesehen von der sprachlichen) einer Art wissenschaftlicher Übersetzung, einer Veränderung der Perspektive. Ein Problem, auf das in einem eigenen Kapitel noch detaillierter eingegangen werden soll.7 Ziel der Arbeit ist, bezogen auf die Theatralität, zweierlei: Zum einen soll untersucht werden, ob sich nicht durch die Anwendung des Konzeptes der Theatralität auf die synchrone computergestützte Kommunikation zentrale Merkmale dieser Kommunikationswege treffend interpretieren lassen. Zum anderen gilt es aber auch zu überprüfen, wie sich der Begriff der Theatralität verändert, wenn man Teile der medial vermittelten Kommunikation unter ihn subsumiert. Kommt es zu einer Ausweitung des Begriffes, die die Bedeutung verwischt? Oder ist es möglich, ihn unter Beibehaltung klarer Grenzen auf diesen Bereich auszuweiten? Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich dann mit den Möglichkeiten des Theaters im Internet. Es gibt inzwischen eine regelrechte kleine ‚Szene‘ von Theatermachern, die die in den ersten Kapiteln untersuchten Räume der synchronen computergestützten Kommunikation für Theateraufführungen nutzen. Aus diesem Bereich, der dabei nur einen kleinen Ausschnitt der Theateraktivitäten im Netz darstellt, sollen mehrere Beispiele vorgestellt werden. Bei der Diskussion dieser Projekte kommen zwei Perspektiven zum Tragen: Einerseits geht es um eine funktionale Beschreibung, die den Vergleich mit realem Theater erlaubt. Andererseits sollen die Projekte aber auch ansatzweise inhaltlich diskutiert werden, um dem theaterwissenschaftlichen Blick Raum zu geben. Nach der Beschreibung der unterschiedlichen Projekte stellt sich schlicht die Frage, ob es sich dabei um Theater handelt. Wie verhalten sie sich einerseits zum Konzept der Theatralität, sind sie also theatral, wie verhalten sie sich aber vor allem zu realem Theater? Was wird gewonnen, was verloren, wenn der Bildschirm zum Bühnenbild wird? Wo bleiben die Mittel des Schauspielers, wenn sich seine Äußerungsmöglichkeiten auf das Tippen von Text beschränken? Kann von einem Publikum die Rede sein, wenn jeder Zuschauer alleine vor seinem Rechner sitzt? Handelt es sich also um Theater, oder lassen sich solche Projekte viel eher mit anderen Begriffen beschreiben, z.B. als Literatur? Eng damit verbunden ist zwangsläufig die Frage, was Theater eigentlich ist. Welche Kriterien sind ausschlaggebend, um ein Projekt als Theater zu bezeichnen oder eben nicht? Wie ver- 6 Stromberg, Tom: ‚Mythos der Unmittelbarkeit‘ oder ‚Terror der Präsenz‘? In: Mahle, Walter A. (Hrsg.): Kultur in der Informationsgesellschaft. AKM-Studien Band 42. Tagungsbericht über das Dreizehnte Wissenschaftliche Gespräch am 9. Und 10. Dezember 1997 in Boppard. München 1998, S.80 7 hält sich das Theater zu den Neuen Medien? Gibt es eine Zukunft des Theaters in den Neuen Medien oder schließen sich beide Begriffe aus, stehen sie in Opposition? Es wird nötig sein, diese Fragen zu diskutieren, um abschätzen zu können, ob sich die ‚Theater‘-Projekte der Hamnet Players und ihrer Nachfolger als Theater bezeichnen lassen oder nicht. Auch hier zeigt sich also wieder eine doppelte Fragestellung. Einerseits wird untersucht, was für Theaterprojekte es im Internet gibt und ob es sich dabei um Theater handelt. Andererseits stellt sich damit auch die grundsätzliche Frage, was Theater eigentlich ist, und wie es sich generell zu den Möglichkeiten der Neuen Medien verhält. Die Literaturlage gleicht hier dabei der zum Thema Theatralität. Zu den einzelnen Theaterprojekten finden sich zwar einige Veröffentlichungen der Theatermacher selbst, von einer Aufarbeitung kann aber nicht die Rede sein. Die mit einer Einordnung dieser Projekte eng verbundene Frage nach dem Wesen des Theaters wurde zwar oft und ausführlich behandelt, aber kaum aus der hier vorliegenden Perspektive. Insgesamt stellt sich dabei das Problem, das viele Texte der Sekundärliteratur lediglich im Netz erschienen sind. Zwar haben sich diese Texte entgegen der weit verbreiteten Meinung als relativ ‚stabil‘ erwiesen, sind also dauerhaft unter der selben Adresse zu finden, es stellt sich aber ein grundsätzliches Problem mit der Zitierweise: Das Wiederfinden eines Zitates kann zum Problem werden, schließlich gibt es keine Seitenangaben und auch sonst haben sich noch keine Standards herausgebildet. Hier wurde – je nach Maßgabe durch den Text – flexibel verfahren. Bei einem Zitat findet sich jeweils die Internetadresse und, falls möglich, anstatt einer Seitenangabe die Kapitelüberschrift oder ähnliches. Das Literaturverzeichnis enthält zusätzlich das Datum, an dem die Seite vom Autor das letzte Mal aufgerufen wurde. Die Interdisziplinarität des Themas, der Charakter des ‚weißen Flecks‘, macht einerseits sicher die Faszination der Themenstellung aus, ist aber auch eine zusätzliche Herausforderung: Es gilt, sich in Kommunikationsmodelle und Begriffsdefinitionen, technische Möglichkeiten und Unmöglichkeiten einzuarbeiten. Wie funktioniert ein Chatroom und was bietet ein MUD? Und was ist eigentlich ein „Head Mounted Display“? Es soll versucht werden, diese Fragen möglichst detailliert und einfach zu klären. Vermutlich werden sich dabei immer wieder deutlich die Grenzen der Möglichkeiten dieser Arbeit zeigen. Es kann oft nur um einen ersten Eindruck, einen ersten Vorstoß in die Interdisziplinarität gehen. Die zentrale Frage bleibt dabei: Findet die Theaterwissenschaft im Internet ihren Gegenstand wieder, oder sollte sie das Feld Soziologen, Psychologen und - nicht zu vergessen Informatikern überlassen? 7 Vgl. Kapitel B.2.1. 8 B. Das Internet als theatrales Medium B.1. Theatralität „Alle Versuche, das traditionelle Verständnis von Theater durch einen erweiterten Theaterbegriff abzulösen, sind aus theatertheoretischer Sicht außerordentlich problematisch. Denn wer alle öffentlichen Schaustellungen, in denen Akteure vor Publikum auftreten, als ‘Theater’ bezeichnet, wird auch die rituellen Massenschlachtungen der Azteken, die magischen Praktiken der Schamanen, die physischen und psychischen Folterungen der Inquisition, die Hexenprozesse, die Hinrichtungs-Rituale der französischen Revolution, den kostümierten Terror des Ku-Klux-Klan, die Moskauer Schauprozesse dem Theater zuschlagen müssen. Vor dieser unerträglichen und beleidigenden Familiarisierung kann die Theatertheorie die Theaterpraxis mit triftigen Argumenten bewahren.“8 Dieses Zitat von Klaus Lazarowicz aus dem Jahr 1991 zeigt, wie erbittert die Diskussion um die Begriffe Theatralität und Theater (und damit um den Gegenstand der Theaterwissenschaft) auch vor wenigen Jahren noch geführt wurde. Zunächst scheinen Lazarowiczs Vorbehalte gegenüber einem weiten Theaterbegriff durchaus berechtigt: Nikolaj N. Evreinov, der 1908 den Begriff Theatralität im heutigen Sinne ‚erfindet‘, definiert ihn als „[...] eine ästhetische Monstranz von offen tendenziösem Charakter, die selbst weit von einem Theatergebäude entfernt durch eine einzige bezaubernde Geste, durch ein einziges schön ausgesprochenes Wort Bühnenbretter und Dekorationen erzeugt und uns leicht, freudig und unabänderlich von den Fesseln der Wirklichkeit befreit“9 . Für ihn ist Theatralität ein „allgemeinverbindliches Gesetz der schöpferischen Transformation der von uns wahrgenommenen Welt“, ein „vorästhetischer Instinkt“10 , und damit das Kultur schaffende und die Kulturgeschichte vorantreibende Prinzip. Theatralität ist dementsprechend eine „anthropologische Kategorie“11 , die z.B. auch Religion, Recht, Sitte und Politik zugrunde liegt. Diese ursprüngliche Definition trägt nicht gerade zur Klärung des Begriffes bei. Xander konstatiert: „Durch den Versuch, Theatralität als vorästhetisches Phänomen zu bestimmen, führt Evreinov die Entgrenzung des Theaterbegriffs bis zu dessen vollständigen Auflösung. 8 Lazarowicz, Klaus: Einleitung. In: Ders., und Balme, Christopher: Texte zur Theorie des Theaters, Stuttgart 1991, S. 29 9 Evreinov, Nikolaj N.: Apologija teatral’nosti [Apologie der Theatralität]. In: Utro, 08.09.1908, zitiert nach Xander, Harald: Theatralität im vorrevolutionären russischen Theater. Evreinovs Entgrenzung des Theaterbegriffs. In: Fischer-Lichte, Erika et al. (Hrsg.): Arbeitsfelder der Theaterwissenschaft, Tübingen 1994, S. 113 10 Ebd. 11 Fischer-Lichte, Erika: "Ah, die alten Fragen..." und wie Theatertheorie heute mit ihnen umgeht. In: Nickel, Hans-Wolfgang (Hrsg.): Symposium Theatertheorie, Berlin 1999, S.16 9 Weder Begriffsumfang noch Begriffsinhalt können länger sinnvoll angegeben werden. Der Theaterbegriff kann auf beliebige Erscheinungen der Lebenswelt bezogen werden.“12 Damit wären – stellvertretend durch Evreinov und Lazarowicz – die beiden Extrempole der Diskussion abgesteckt: Auf der einen Seite die „Agenten der Theatralität“13 und die „Entgrenzung bis zur Auflösung“, auf der anderen „fachterminologischer Eifer“ und „immer wieder renovierte Grenzbefestigungsanlagen“14 . Helmar Schramm hält 1990 in einer detaillierten Studie zum Begriff Theater fest: „Eine prinzipielle Gegenstandsbegrenzung des Theatralischen im Rahmen einer systematischen Theorie ist zur Zeit nicht absehbar, eher ein langer Marsch durch die Fragmente“15 . Und Rudolf Münz sieht auch 1994 noch die Gefahr, daß der Begriff, „zu inflationieren droht, noch ehe seine Brauchbarkeit im Gewirr theaterwissenschaftlicher Termini erwiesen ist“16 . Trotz dieser Vorbehalte aber ist der Begriff in aller Munde. Man spricht von der Inszenierung der Politik, von Shopping-Events und gesteigerter Selbstdarstellung. Die modernen Medien werfen – man denke nur an den Golfkrieg und den Film Wag the Dog – die Frage auf, ob unser Erleben der Welt nicht grundsätzlich mit dem Besuch eines gut inszenierten Theaterstückes zu vergleichen ist. Simulation und Virtualität prägen unsere Wahrnehmung. Die Philosophie entdeckt das Theater als grundsätzliche Metapher17 , und die Performance wird zum „Hauptkennzeichen einer postmodernen Epoche“18 . Man glaubt eine „Kultur der Inszenierung“ zu erkennen - und eine „Inszenierung von Kultur“19 . Nachbardisziplinen sprechen zusammenfassend von der Theatralisierung der Alltagswelt und halten sich nicht lange mit Problemen der Definition auf. So untersucht beispielsweise der Band Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien20 zeitgenössische Phänomene 12 Xander: Theatralität, S. 114 13 Lazarowicz, Klaus: Gespielte Welt. Eine Einführung in die Theaterwissenschaft an ausgewählten Beispielen, Frankfurt 1997, S. 301 14 Schramm, Helmar: Theatralität und Öffentlichkeit. Vorstudien zur Begriffsgeschichte von 'Theater'. In: Barck, Karlheinz (Hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe. Studien zu einem historischen Wörterbuch, Berlin 1990, S. 206 15 Ebd. S. 235 16 Münz, Rudolf: "Ein Kadaver, das es zu töten gilt". Das Leipziger Theatralitätskonzept als methodisches Prinzip der Historiographie älteren Theaters. In: Ders.: Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 84 17 Von vielen Seiten wurde dabei auf die Unterschiede zum barocken ‚Theatrum mundi‘ hingewiesen. Der barocke Mensch spielte vor Gott als Spielleiter, Autor und Zuschauer. Diese Instanz fehlt heute vollkommen. Der (post-)moderne Mensch spielt für sich selbst (Vgl. z.B. Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 15). 18 Fiebach, Joachim: Zur Geschichtlichkeit der Dinge und Perspektiven. In: Möhrmann, Renate (Hrsg.): Theaterwissenschaft heute, Berlin 1999, S. 384 19 Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 14 20 Göttlich, Udo et al. (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998 10 wie Fernsehwerbung, Daily Soaps und „die staatsmännische Performance“21 unter dem Gesichtspunkt der Theatralität und fordert, das Konzept der Theatralität müsse „eine notwendige, über die engere theaterwissenschaftliche Fundierung [!] hinausgehende Ausdehnung erfahren“22 . Dabei sind die Erwartungen in den Begriff groß: „Es [das Konzept der Theatralität] kann dazu beitragen, die Differenz zwischen Literaturund Sozialwissenschaften zu überwinden, weil eine gemeinsam getragene Verständigung auf ein erfahrbares Grundmuster es ermöglicht, das jeweilige Bezugssystem zu präzisieren und so den anderen zu vermitteln.“23 Diese Möglichkeit wird auch in der Theaterwissenschaft gesehen, so schreibt z.B. Helmar Schramm: „Theatralität läßt sich vorläufig nicht als exakter Begriff definieren. Die Funktionsweise als interdisziplinäres Diskurselement [...] zielt eher in eine entgegengesetzte Richtung (Relativierung disziplinärer Grenzen; Vermittlung fremder Wissenschaftsgebiete, Begriffssysteme, Kulturen; Erprobung von Spielraum für die Koexistenz des Nicht-Identischen).“24 Festzuhalten bleibt also, daß das ‚Konzept Theatralität‘ die Gefahr der Entgrenzung und Unschärfe in sich trägt. Andererseits scheint der Begriff Theatralität die Möglichkeit zur interdisziplinären Vermittlung und zur Interpretation zeitgenössischer Phänomene (‚Theatralisierung des Alltags‘) zu bieten, die sich anders kaum erklären lassen. Im folgenden soll versucht werden, die Geschichte des Begriffes nachzuzeichnen, den aktuellen Stand der Diskussion in der Theaterwissenschaft wiederzugeben und eine Arbeitsdefinition für diese Untersuchung zu erarbeiten. B.1.1. Kurze Begriffsgeschichte25 B.1.1.1. Anfänge Der Begriff Theatralität im Sinne eines erweiterten Theaterbegriffes geht, wie schon erwähnt, auf den Russen Nikolaj N. Evreinov zurück. Seine extrem weite Begriffsbestimmung hat wenig praktischen theoriebildenden Nutzen, verweist aber deutlich auf Entwicklungen seiner Zeit. Evreinovs Beiträge stehen im Kontext der russischen Theaterdebatte, die 21 Kugler, Christine: Die staatsmännische Performance. In: Göttlich, Udo et al. (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 154-168 22 Göttlich, Udo: Medien und Theatralität des Alltäglichen. In: Göttlich, Udo et al. (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 258 23 Krotz, Friedrich: Kompatibel nach allen Seiten. In: Göttlich, Udo et al. (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 254 24 Schramm: Theatralität, S.234 11 zwischen 1902 und 1912 Theatertheorien „wie Pilze in einem regenreichen Sommer aus dem Boden schießen“26 läßt, wie ein zeitgenössischer Kritiker schreibt. Vsevolod N. Gerngross (bzw. Vsevolodskij) z.B. propagierte ab 1911 ebenfalls eine Ausdehnung des Theaterbegriffes, ohne allerdings den Theatralitätsbegriff zu verwenden: „Aus dem allen folgt, daß [...] alle Arten von Handeln schauhafte Benutzung zulassen, d.h. Theater bilden können [...].“27 In seiner 1929 erschienenen Geschichte des russischen Theaters untersucht er beispielsweise Gottesdienste, Hofetikette und die Rituale der Freimaurerlogen.28 Jurij Ajchenval’d hält 1913 einen Vortrag mit dem Titel Otricanie teatra, Ablehnung des Theaters, in dem er dem Theater seine Kunsthaftigkeit abspricht.29 Damit ist die Tür zu einer anthropologischen, kultur- und sozialwissenschaftlichen Sicht auf das Theater geöffnet. Diese Erweiterung des Theaterbegriffs steht freilich in engem Zusammenhang mit der Veränderung der Theaterpraxis. Die historische Avantgarde versucht zu Beginn des Jahrhunderts mit allen Mitteln, die traditionelle Theaterpraxis aufzubrechen: Appia und Craig, die Futuristen, Dadaisten, Surrealisten und Artaud revolutionieren mit ihren Provokationen und Experimenten das Verständnis von Theater und stellen dadurch die Begrifflichkeiten in ihren traditionellen Bedeutungen in Frage. Joachim Fiebach sieht diesen „Zusammenbruch der klassisch-aufklärerischen und romantischen Vorstellung von Kunst“ zusammen mit der späteren „Erschütterung des Ethnozentrismus“30 als die Grundlage für eine Veränderung der Perspektive und damit für eine kulturwissenschaftliche Betrachtung des Theaters. Andererseits befruchtete die theoretische Ausweitung des Theaterbegriffes sicher die Ausweitung der Theaterpraxis. Insgesamt kann also „von einer Parallelität zwischen der Entgrenzung des Theaterbegriffes und der Entgrenzung des Theaters ausgegangen werden“31 . Auf die zeitgenössische deutsche Theatertheorie hat diese Entwicklung allerdings zunächst wenig Einfluß. Die sich ausbildende Theaterwissenschaft orientiert sich an einem sehr engen Theaterbegriff. Helmar Schramm schreibt: 25 Die folgende kurze Begriffsgeschichte bezieht sich auf den Diskussionsverlauf innerhalb der deutschsprachigen Theaterwissenschaft. Fremdsprachige Texte und Beiträge anderer Disziplinen werden nur berücksichtigt, wenn sie diese Debatte entscheidend mitgeprägt haben. 26 Kizevetter, zitiert nach Xander: Theatralität, S. 118 27 Gerngross, Vsevolod, zitiert nach Baumbach, Gerda: Immer noch Theatralität. Historisch-kritische Erwägungen in Anbetracht der russischen Theaterhistoriographie des frühen 20. Jahrhunderts. In: Münz, Rudolf: Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 19 28 Ebd. S. 24 29 Ebd. S. 28 30 Fiebach: Zur Geschichtlichkeit, S. 377 31 Xander: Theatralität, S. 121. Dabei hat Xander allerdings auch nachgewiesen, daß in Rußland die theoretische Diskussion der praktischen Entwicklung vorausging: „Die Entgrenzung des Theaterbegriffs verläuft hier mit beispielloser Geschwindigkeit, Entschiedenheit und Explizität, der die künstlerische Praxis erst allmählich folgen kann“ (Xander: Theatralität, S. 121). 12 „Zu einer Zeit nämlich, da durch die europäischen Avantgardebewegungen allmählich der tradierte Kunst-Begriff ganz grundsätzlich in Frage gestellt wird, etabliert sie sich als neue Kunst-Wissenschaft mit dem Ziel, gegen die Dominanz des Dramas die theatralische Aufführung als eigenständige Kunst zu behaupten. Es handelt sich dabei gewissermaßen um eine Akzentverschiebung im Rahmen des bestehenden Werk-Begriffes.“32 Die Theaterwissenschaft übernimmt die von der Avantgarde erstrittene Forderung nach der Autonomie des Theaters (‚Entliterarisierung‘, ‚Retheatralisierung‘). Der weite Theaterbegriff, wie er in der russischen Theaterdebatte diskutiert wurde und wie ihn die historische Avantgarde, z.B. Futuristen und Dadaisten, teilweise ausprobierte, findet dagegen keinen Eingang in die neue (Kunst-) Wissenschaft, die erst einmal gegenüber der Literaturwissenschaft nachweisen muß, „[...] daß das Theater eben doch etwas anderes ist als das Drama, selbst wesenseigene Autonomie aufbringen und sich damit als Gegenstand ausweisen kann, der nach den auch sonst gültigen Regeln der Wissenschaft zu traktieren ist“33 . Die Geschichte des ‚engen‘, ästhetisch-kunstwissenschaftlichen Theaterbegriffes, der wie der Theatralitätsbegriff Veränderungen und Entwicklungen unterworfen ist, soll an dieser Stelle allerdings nicht weiter verfolgt werden. Erste Verweise auf einen weiten Theaterbegriff finden sich in der deutschsprachigen Theorie (vorerst ohne Folgen auf die zeitgenössische Theaterwissenschaft) bei Bertolt Brecht. Er schreibt am 06.12.1940 in seinem Arbeitsjournal: „Anschließend an die Untersuchungen in der ‚Straßenszene‘ müßte man [...] die Gelegenheiten aufsuchen, wo im täglichen Leben Theater gespielt wird. In der Erotik, im Geschäftsleben, in der Politik, in der Rechtspflege, in der Religion usw. Man müßte die theatralischen Elemente in Sitten und Gebräuchen studieren. [...] Aber dazu müßte das alltägliche Theater studiert werden, das die Individuen ohne Publikum machen, das geheime ‚eine Rolle spielen‘.“34 Brechts Äußerungen werfen die Frage auf, inwieweit Kunst und Theater auch in anderen, unkünstlerischen Lebensbereichen eine Rolle spielen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auf einem anderen Gebiet zur gleichen Zeit die Prager Schule, die untersucht, inwieweit Poesie in den alltäglichen Sprachgebrauch eindringt.35 In beiden Fällen geht es darum, 32 Schramm: Theatralität, S. 233 33 Girshausen, Theo: Zur Geschichte des Faches. In: Möhrmann, Renate (Hrsg.): Theaterwissenschaft heute, Berlin 1999, S. 24 34 Brecht, Bertolt: [Journal-Eintrag vom 6.12.1940]. In: Ders.: Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Berlin und Frankfurt 1993, Bd. 26, S. 443 35 Vgl. Fiebach: Zur Geschichtlichkeit, S. 379 13 „[...] zu untersuchen, was es für das Verständnis der Künste und, auf der anderen Seite, für das Begreifen allgemeiner kultureller Vorgänge heißt, daß die gleichen oder sehr ähnliche Handlungstechniken [...] sowohl für den Kunst-Bereich wie für andere, nicht künstlerische Lebenspraktiken charakteristisch sind oder sein können“36 . Derlei Erwägungen finden allerdings vorerst keinen Eingang in die damalige Theatertheorie. Die spätere ‚Wiederentdeckung‘ der Brechtschen Texte hat aber einen entscheidenden Einfluß auf die deutschsprachige Theatralitätsdebatte der 70er und 80er Jahre. B.1.1.2. Die (historische) Theatralitätsdebatte Die Theatralitätsdebatte kann heute als historisches Phänomen angesehen werden. Das soll nicht bedeuten, daß zwischenzeitlich Einigung über den Theater- und Theatralitätsbegriff und damit über den Gegenstand der Theaterwissenschaft erzielt wäre. Das ist nicht der Fall. Die Mehrdeutigkeiten der Begriffe, die verschiedenen möglichen Ausrichtungen und Ansatzpunkte des Faches sind allerdings bekannt und akzeptiert und geben keinen Anlaß mehr zur ‚Debatte‘. Den Glauben in, und damit den Streit um die eine, richtige Lösung gibt es nicht mehr. Die postmoderne Vielstimmigkeit hat, spätestens mit dem Ende des Kalten Krieges37 , die Theaterwissenschaft erreicht. In diesem Sinne ist die Theatralitätsdebatte abgeschlossen. Diese Arbeit möchte es nicht leisten, den detaillierten Verlauf dieser Debatte nachzuzeichnen. Im Sinne einer kurzen Begriffsgeschichte soll vielmehr nur aufgezeigt werden, wie sich der Begriff Theatralität entwickelt hat. Die Äußerungen der grundsätzlichen Gegner des ‚Konzepts Theatralität‘, der Verfechter des engen Theaterbegriffes, sollen hier weitgehend unbeachtet bleiben. Dies erscheint angesichts der heutigen (vergleichsweise friedlichen) Koexistenz der Begriffe und Auslegungen legitim.38 Ihren Anfang nimmt die Theatralitätsdebatte nicht in der Theaterwissenschaft, sondern vor allem in der Soziologie. 1959 erscheint Erving Goffmans Buch The Presentation of Self in Everyday Life39 , in dem er Theaterbegriffe wie Darsteller, Zuschauer, Rolle, Vorstellung, 36 Ebd. S. 379 37 Die Theatralitätsdebatte hatte auch in vielen Punkten den Charakter einer ideologischen Auseinandersetzung zwischen Ost (weiter Theaterbegriff) und West (enger Theaterbegriff). Dies zeigt sich z.B., wenn Joachim Fiebach 1978 den sich durchsetzenden Kapitalismus als Ursache für das Entstehen des engen (Kunst-)Theaterbegriffs identifiziert (vgl. Fiebach, Joachim: Brechts 'Straßenszene'. Versuch über die Reichweite eines Theatermodells. In: Ders.: Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Versuche um Theaterkunst und Theatralität, Berlin 1998, S. 15-19). 38 Die Auseinandersetzung ist dabei nicht im Sinne eines Gegeneinanders mit Siegern und Verlierern, sondern im Sinne eines interagierenden Nebeneinanders zu sehen. Dementsprechend ist die Auseinandersetzung dieser Arbeit mit dem Theatralitätsbegriff auch keineswegs als Parteinahme zu verstehen. Der Begriff ist schlichtweg bei der Untersuchung des Gegenstandes unumgänglich. 39 Goffman, Erving: The Presentation of Self in Everyday Life, New York 1959, übersetzt als: Wir alle spielen Theater, München 1983 14 Bühnenbild, Hinterbühne, etc. zur Untersuchung des alltäglichen menschlichen Verhaltens in die Soziologie einführt: „Ich werde darauf eingehen, wie in normalen Arbeitssituationen der Einzelne sich selbst und seine Tätigkeit anders darstellt, mit welchen Mitteln er den Eindruck, den er auf jene macht, kontrolliert und lenkt, welche Dinge er tun oder nicht tun darf, wenn er sich in seiner Selbstdarstellung vor ihnen behaupten will.“40 Er selbst spricht aber auch von der „offensichtliche[n] Unzulänglichkeit eines solchen Verhaltensmodells“41 und bezeichnet sein Vorgehen als „rhetorisches Manöver“42 : „Unser Bericht hat nichts mit Aspekten des Theaters zu tun, die ins Alltagsleben eindringen“43 . Trotzdem hält er, ähnlich wie Brecht, die Analogien für beachtenswert: „[Die Techniken des Theaters sind] die gleichen Techniken, mit deren Hilfe man sich im Alltagsleben in seiner realen sozialen Situation behauptet.“44 Eine Weiterentwicklung fanden Goffmans Thesen in Elizabeth Burns‘ 1972 erschienenem Buch Theatricality45 , mit dem sie den Theatralitätsbegriff (erneut) in die wissenschaftliche Diskussion einführt. Burns untersucht die Aussagekraft und Bedeutung der von Goffman als „mere analogy“46 bezeichneten Parallelität zwischen Theater und Leben. Sie geht einen entschiedenen Schritt weiter als Goffman, wenn sie untersucht, wie sich Theatralität im Theater und im sozialen Leben manifestiert.47 Dabei bestimmt sie Theatralität als einen Begriff der Rezeption: „It [der Begriff Theater] is an audience term [...]. Behaviour is not therefore theatrical because it is of a certain kind but because the observer recognises certain patterns and sequences which are analogous to those which he is familiar in the theatre.“48 Was als Theater, als theatral erkannt wird, ist also eine Frage der Wahrnehmung, es ist „determined by a particular viewpoint, a mode of perception.“49 Theatralität kann damit nur von denen wahrgenommen werden, die eine Vorstellung von Theater, ein Muster, haben. Und dafür sind – hier finden sich die Folgen der „Erschütterung des Ethnozentrismus“ wieder 40 Goffmann: Wir alle, S.3 41 Ebd. 42 Ebd. S. 232 43 Ebd. 44 Ebd. S. 233 45 Burns, Elizabeth: Theatricality. A Study of Convention in the Theatre and in Social Life, London 1972 46 Goffman zitiert nach Burns: Theatricality, S. 2. Das Zitat findet sich in der deutschen Übersetzung Goffmans auf S. 232. 47 Burns: Theatricality, S. 6 48 Ebd. S. 12 49 Ebd. S. 13 15 – gelernte soziale Normen und Konventionen verantwortlich. Die Wahrnehmung von Theatralität ist also „culturally determined“50 . Damit steht eine der wichtigen Prämissen der Theatralitätsdiskussion fest: Theater- und Theatralitätsbegriff sind historisch und kulturell bedingt, d.h. „bestimmte Verhaltens- oder Ausdrucksformen lassen sich nicht per se als theatral definieren“51 . Insgesamt führt Elizabeth Burns Theatralität als eine Frage der Wahrnehmung, als eine rezeptionsästhetische Kategorie in die Diskussion ein. Als einer der ersten deutschsprachigen Autoren setzt sich Joachim Fiebach ab 1978 für die Erweiterung des Theaterbegriffes ein. Er bezieht seine Anregungen nicht, wie Goffman und Burns, aus der Soziologie, sondern aus den Texten Brechts, aus den zeitgenössischen Performing Arts- und Spektakel-Theorien52 und vor allem aus der (vergleichenden) Kulturwissenschaft. Die fehlenden „Grenzen zwischen sozialen symbolischen Handlungen und theatral-ästhetischen Äußerungen“53 in „vorkapitalistischen Kulturen“ und die Ausweitung der Theaterpraxis durch die historische Avantgarde lassen ihn Theatralität54 als alle „Vorgänge zwischen [...] Darstellenden und ihrer unmittelbaren Wechselbeziehung mit Zuschauenden“55 definieren. Weiteres entscheidendes Kennzeichen der Theatralität ist die Transitorität: „Mit dem Produzieren [verschwindet] das Produkt.“56 Innerhalb dieses weiten Theatralitäts-Begriffes, dem allgemeinen „Zur-Schau-Stellen“57 , verortet Fiebach dann den engeren Begriff Theater: „Theater können jene bewußt verabredeten Veranstaltungen sein, in denen das Vorführen von Handlungen, Fertigkeiten und Dingen in unmittelbarer Wechselbeziehung mit anderen, Zuschauenden, zugleich auch etwas anderes sind oder (genauer) bedeuten als die Tätigkeit selbst.“58 Demnach wäre ein Stierkampf zwar dem Bereich der Theatralität zuzuweisen, nicht aber dem Theater, da er primär auf sich selbst bezogen ist. Theater muß „auf etwas anderes verweisen, qualitativ über die reine sinnliche, unmittelbare Handlung hinausgehen.“59 50 Ebd. 51 Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 17 52 z.B. Schechner, Richard: Essays on Performance Theory 1970-1976, New York 1977 und Ders.: Performance Theory, London 1988 53 Fiebach: Straßenszene S. 14 54 Erst in Fiebachs zweitem Aufsatz zu diesem Thema von 1983 verwendet er den Begriff Theatralität. Vorher operiert er mit einem sehr weiten Theaterbegriff. (Vgl. Fiebach, Joachim: König und Dirigent für die Musik seiner Rede. In: Ders.: Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Versuche um Theaterkunst und Theatralität, Berlin 1998, S. 44). 55 Fiebach: Straßenszene, S. 24 56 Ebd. 57 Fiebach: König, S. 40 58 Fiebach: Straßenszene, S.26f 59 Ebd. S. 26. Damit implizieren Fiebachs Texte bereits Ansätze der Semiotik, die später von Erika Fischer-Lichte herausgearbeitet wurde. 16 Insgesamt betont Fiebachs Theatralitätskonzept die Intention des Darstellenden gegenüber dem von Burns hervorgehobenen Rezipienten. Damit kann sein Entwurf als „handlungstheoretisch“ bzw. „darstellungsästhetisch“60 gelten. Darüber hinaus spielen Fiebachs Schriften eine zentrale Rolle in der Diskussion um die Ausweitung des Gegenstandes der Theaterwissenschaft und die Kooperation mit der Kulturwissenschaft. Eine vor allem semiotische Annäherung an den Begriff Theatralität betreibt Erika FischerLichte in ihrer Semiotik des Theaters61 . Sie beschreibt theatrale Zeichen als „Zeichen von Zeichen“62 : Ein Bühnenkostüm ist ein Zeichen für ein Bekleidungsstück, das aber wiederum als kulturell hervorgebrachtes Zeichen verstanden werden kann. Kennzeichen theatraler Zeichen sind ihre hohe Polyfunktionalität und Mobilität 63 : Ein Stuhl kann einen Stuhl bedeuten, aber auch einen Tunnel, einen Berg, ein Haus, etc. Genauso kann der Mensch auf der Bühne als theatrales Zeichen verwendet werden, ein Objekt ersetzen oder durch ein Objekt ersetzt werden. Auch er ist Zeichen von einem Zeichen. Dies wird für Fischer-Lichte zum entscheidenden Kennzeichen: „Wo immer [...] die semiotische Funktion, als Zeichen eines Zeichens zu dienen, als dominant wahrgenommen wird, können das Verhalten, die Situation und der Kommunikationsprozeß als theatral betrachtet werden.“64 Damit definiert sich Theatralität als eine spezielle Art und Weise der Zeichenverwendung: „Das Theater realisiert diese seine Ästhetizität auf eine besondere, nur ihm eigene Weise, die wir mit dem Terminus Theatralität bezeichnen wollen.“65 Damit wird neben der rezeptionsästhetischen und der handlungstheoretischen eine dritte Perspektive in die (funktionale) Diskussion um den Theatralitätsbegriff eingeführt: die semiotische. B.1.1.3. ‚Vereinigungstheorien‘ Als einer der Ersten entwickelt Rudolf Münz Ende der Achtziger Jahre mit dem ‚Leipziger Theatralitätskonzept‘ einen Vorschlag, der es ermöglicht, die verschiedenen Perspektiven im Umgang mit dem Begriff Theatralität in sich zu vereinen. Münz interpretiert Theatralität nicht wie Fiebach als ein Verhalten, sondern als ein Verhältnis, als die „historisch veränderliche, 60 Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 17 61 Fischer-Lichte, Erika: Semiotik des Theaters, Bd 1, Tübingen 1983 62 Ebd. S. 181 63 Ebd. S. 183 64 Fischer-Lichte, Erika: Theater als kulturelles Modell. In: Jäger, Ludwig (Hrsg.): Germanistik. Disziplinäre Identität und kulturelle Leistung, Weinheim 1995, S. 178 65 Fischer-Lichte: Semiotik S. 196 17 dynamische Relation“66 einzelner korrespondierender Elemente, die die Theatralität einer Epoche ausmachen. Die einzelnen Elemente der Theatralität sind „Nicht-Theater“, also Theaterverbote etc., „>>Theater<<“, das theaterähnliche Verhalten von Menschen im außerkünstlerischen Bereich, das (Kunst-) „Theater“, und „>Theater<“, das Gegentheater des Harlekin.67 Innerhalb dieses extrem weiten Untersuchungsfeldes lassen sich alle bisher in der Diskussion genannten Sichtweisen als Aspekte von Theatralität verorten. Ob es allerdings möglich ist, auf der Basis dieser weiten Definition überhaupt noch Aussagen zur Theatralität zu machen, bleibt fraglich.68 Hauptinteresse des Leipziger Theatralitätskonzepts ist das Problem der Theatergeschichtsschreibung. Es wendet sich vor allem gegen Theatergeschichte als positivistisch, chronologisch-lineare Darstellung und als Anhängsel der allgemeinen Geschichte.69 In diesem Zusammenhang wurde der Entwurf stark diskutiert. Für diese Arbeit, die mehr an einer funktionalen Definition von Theatralität interessiert sein muß, kann er nur als Anregung dienen: Er lenkt den Blick auf die Möglichkeit, Theatralität als ein Verhältnis verschiedener Komponenten zu definieren. Helmar Schramm konstatiert zwar, wie schon zitiert, noch 1990, daß sich Theatralität „vorläufig nicht als exakter Begriff definieren“70 läßt und schlägt vor, den Begriff hauptsächlich als „Diskurselement“71 aufzufassen, also den Hauptaugenmerk weniger auf das Phänomen als auf den Diskurs darüber zu richten. Nichtsdestotrotz präsentiert er 1996 in seinem Buch Karneval des Denkens72 das „magische Dreieck“73 aus Aisthesis, Kinesis und Semiosis, das für ihn die Theatralität bestimmt. Theatralität bündelt die „drei entscheidenden Faktoren kultureller Energie“74 in sich: Wahrnehmungsstil, Bewegungsstil und semiotischen Stil.75 Damit sind die schon beschriebenen Bedeutungsfelder in einer Theorie vereint: Wahrnehmung – Elizabeth Burns, Handeln/Darstellen – Joachim Fiebach, Semiotik – Erika Fischer-Lichte. Diese ‚Vereinigung‘ geht allerdings auf Kosten der Klarheit und Konkretheit. Die Begriffe bleiben ‚magisch‘: abstrakt und unbestimmbar. Kinesis beispielsweise ist bestimmt als „das widerstreitende Zusammenspiel des energetischen Einflusses von Aisthesis 66 Münz, Rudolf: Theatralität und Theater. Konzeptionelle Erwägungen zum Forschungsprojekt "Theatergeschichte". In: Ders.: Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 70 67 Vgl. ebd. S. 69f 68 Vgl. Kotte, Andreas: Theatralität. Ein Begriff sucht seinen Gegenstand, S. 128 69 Münz: Theatralität, S. 66 70 Schramm: Theatralität, S.234, vgl. Kapitel B.1.1. 71 Ebd. 72 Schramm, Helmar: Karneval des Denkens. Theatralität im Spiegel philosophischer Texte des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin 1996 73 Ebd. S. 249 74 Ebd. S. 44 75 Ebd. S. 254 18 und Semiosis auf Bewegung und umgekehrt als Beeinflussung von Aisthesis und Semiosis durch Bewegung“76 – eine Aussage, deren Nutzen fraglich bleibt. Schramms Verdienst ist es, auf die Vereinbarkeit der bisherigen Untersuchungen zur Theatralität hinzuweisen. Die Definition eines schlüssigen Arbeitsbegriffes gelingt ihm nicht. Seit dem Sommer 1996 untersucht Erika Fischer-Lichte mit ihrem interdisziplinären DFGSchwerpunktprogramm Theatralität die „Bedeutung theatraler Prozesse für die europäische Kultur“77 . In mehreren Aufsätzen78 hat sie versucht, die Verwendung des Begriffes zu konkretisieren und ebenfalls eine Kombination der verschiedenen Theorien zu erreichen. Für sie ist Theatralität eine „mögliche kulturwissenschaftliche Grundkategorie“79 . Der Begriff findet ihrer Meinung nach eine sinnvolle Anwendung nur außerhalb des (Kunst-)Theaterbereiches, er beschreibt die „Einwanderung“80 des Theaters in die anderen Künste, die Medien und in die allgemeine Kultur.81 Zur Auseinandersetzung mit Theatralität müssen für Fischer-Lichte zwei Prämissen erfüllt sein, auf die auch schon früher in der Debatte hingewiesen wurde: Zum einen die Transitorität aller theatralen Phänomene, zum anderen die Abhängigkeit der Begriffe Theater und Theatralität (wie im übrigen aller Begriffe) von ihrem jeweiligen historisch und kulturell bedingten Umfeld. 82 Auf der Basis dieser Prämissen sieht Fischer-Lichte, ähnlich wie Rudolf Münz in seinem historiographischen Leipziger Theatralitätskonzept, den Begriff als Oberbegriff einer Art Matrix. Theatralität bestimmt sich durch die Aspekte Performance, Inszenierung, Körperlichkeit und Wahrnehmung und ihre jeweilige Konstellation.83 Dabei darf keiner der vier Aspekte fehlen.84 76 Ebd. S. 258 77 Fischer-Lichte, Erika: Theatralität und Inszenierung, In: Dies. (Hrsg.): Inszenierung von Theatralität, Tübingen 2000, S. 11 78 Fischer-Lichte, Erika: Alte Fragen, sowie: Dies.: Theatralität und Inszenierung, sowie: Dies.: Verwandlung als ästhetische Kategorie. Zur Entwicklung einer neuen Ästhetik des Performativen. In: Dies. et al. (Hrsg.): Theater seit den 60er Jahren, Tübingen 1998, S. 21-91. Da die genannten Aufsätze oft wortgleich den Theatralitätsbegriff erläutern, sei hier vor allem aus dem erstgenannten, theorielastigsten zitiert. 79 Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 18 80 Ebd. S. 20 81 Ebd. S. 14. Dabei steht die Untersuchung von Theatralität in den Medien eigentlich im Widerspruch zu ihrer Definition des Begriffes (vgl. Aspekte Performance/Körperlichkeit). 82 Ebd. S. 17 83 Ebd. S. 18 84 Fischer-Lichte: Verwandlung, S. 88 19 Performance meint dabei den „Vorgang einer Darstellung durch Körper und Stimme vor körperlich anwesenden Zuschauern“85 . In diesem Sinne kann Performance also Rituale, Feste, Hochzeiten, Sportveranstaltungen, Parteitage etc. bezeichnen. Inszenierung bedeutet für Fischer-Lichte „Kulturtechniken und Praktiken, mit denen etwas zur Erscheinung gebracht wird, und zum anderen eben dasjenige, was sie zur Erscheinung bringen“86 bzw. konkreter einen „spezifischen Modus der Zeichenverwendung in der Produktion“87 . Körperlichkeit fokussiert „den Körper als Darstellungsmittel und Ausstellungsobjekt“88 und andererseits die sinnliche Wahrnehmung von Körpern. Im Vordergrund des Aspektes Wahrnehmung stehen „Beobachterperspektive, -modus und -funktion sowie das Zuschauerverhalten in sozialen und künstlerischen Prozessen“89 . Dieser Blickwinkel umfaßt die Rolle und Funktion des Zuschauers (und bietet damit Berührungspunkte zum Aspekt Performance) und das Verhältnis zwischen Wahrnehmung und Wahrgenommenen, das wieder als Grad der Inszeniertheit interpretiert werden kann. Andreas Kotte faßt Fischer-Lichtes Theatralitätskonzept folgendermaßen zusammen: „Die durch interagierende Körper (Korporalität) entstehende Situation (Performance) wird, weil in besonderer Weise strukturiert (Inszenierung), auch in ihrer Form erkannt (Wahrnehmung).“90 Trotzdem birgt die Definition etliche Unklarheiten. Die genannten Begriffe in ihrer Weitläufigkeit und Vieldeutigkeit markieren Untersuchungsfelder, aber keine Kriterien. Nicht alles, was von Menschen wahrgenommen wird, erfüllt wohl das Kriterium Wahrnehmung für Theatralität. Es handelt sich also nicht – auch wenn die Texte das stellenweise vorgeben – um eine Definition im Sinne von ‚wenn a, b, c, d erfüllt sind, dann ist x theatral‘. FischerLichte gibt vielmehr, ähnlich wie Münz, verschiedene Felder an, deren Untersuchung im Zusammenhang mit Theatralität lohnt. Auch Andreas Kotte hat in den letzten Jahren in mehreren Aufsätzen versucht, den „kleinsten gemeinsamen Nenner“91 der verschiedenen Theatertheorien zu finden. Er plädiert dabei für eine Abkehr vom Theatralitätsbegriff, der nur zu der unfruchtbaren Diskussion führe, wie 85 Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 18 86 Ebd. S. 19 87 Fischer-Lichte: Theatralität, S. 20 88 Fischer-Lichte: Alte Fragen, S. 19 89 Ebd. 90 Kotte, Andreas: Theatralität, S. 120 91 Kotte: Der Mensch verstellt sich, aber der Schauspieler zeigt. Drei Variationen zum Theater im Medienzeitalter. In: Balme, Christopher; Hasche, Christa und Mühl-Benninghaus, Wolfgang (Hrsg.): Horizonte der Emanzipation. Texte zu Theater und Theatralität, Berlin 1999, S. 163 20 Theatralität von Theater zu unterscheiden sei. Statt dessen schlägt er, ähnlich wie Fiebach in seinen frühen Veröffentlichungen, eine Erweiterung des Theaterbegriffes vor, der die Gemeinsamkeiten der Bereiche Theater und Theatralität betont.92 Theater (Theatralität) beruht für Kotte immer auf „hervorgehobenen Handlungen“93 . Hervorgehobene Handlungen sind Handlungen, durch die sich Menschen von anderen abheben, die auffallen: Ereignisse. Der Begriff impliziert und konkretisiert dabei in gewisser Weise die Aspekte Körperlichkeit, Performance und Inszenierung aus Fischer-Lichtes Definition. In späteren Veröffentlichungen erweitert Kotte diese Sicht um den Aspekt der „Präsentation“ (Repräsentation – Präsentation – Selbstpräsentation)94 , der vor allem die Absicht des Produzenten beleuchtet. Zentral aber ist für alle Zugänge Kottes, daß die Entscheidung darüber, was theatral ist, beim Zuschauer liegt: „Er [der Zuschauer] benutzt für eine bestimmte Relation zwischen Akteuren und sich den Namen Theater, für andere benutzt er ihn nicht. [...] Eine Situation wird demnach als Theater erfahren, wenn C die Hervorhebungen der Körperbewegungen von A als Hauptfunktion seiner Interaktion mit A bewertet.“95 . Damit ist auch Fischer-Lichtes Aspekt der Wahrnehmung in Kottes Konzept integriert. Kotte gelingt eine schlüssige Definition von Theater (Theatralität), die aber wegen ihrer starken Bezugnahme auf körperliche „Hervorhebungen“ für diese Arbeit nicht uneingeschränkt übernommen werden kann. Die strikte Beschränkung auf körperliche Interaktionen scheint im Hinblick auf die intensive Verwendung des Begriffes Theatralität im Bereich der Medienwissenschaften problematisch. Im folgenden soll versucht werden, in Anlehnung vor allem an Kotte und Fischer-Lichte, eine vorläufige Arbeitsdefinition von Theatralität zu entwickeln, auf deren Basis das Internet und seine Phänomene untersucht werden können. Darüber hinaus soll eine mögliche Abgrenzung zwischen den Begriffen Theatralität und Theater vorgeschlagen werden. Dabei kann eine abstrakte Definition von Begriffen vorab immer nur den Charakter einer Absichtserklärung haben. Die Überprüfung der Begriffe ist, neben der praktischen Untersuchung, ein zweiter wichtiger Aspekt dieser Arbeit. 92 Kotte, Andreas: Theatralität, S. 123 93 Darauf weist Kotte schon in seinen ersten Veröffentlichungen zu diesem Thema hin, z.B. in: Kotte, Andreas: Dreissig Thesen zur Spezifik theatralen Handelns. In: Ders.: Theaterwissenschaft. Materialien zum Studium der Theaterwissenschaft in Bern, Bern 1994, S. 97 94 Kotte: Der Mensch, S. 164 95 Ebd. S. 166 21 B.1.2. Arbeitsdefinitionen B.1.2.1. Theatralität Der Begriff Theatralität beschreibt ein Phänomen das sich unter der Bedingung der Liveness (Transitorität, Präsenz, Interaktion) durch Präsentation (Repräsentation, Präsentation, Selbstpräsentation) und deren besondere Wahrnehmung auszeichnet. Liveness hat dabei den Charakter einer negativen Bedingung im Sinne von: wenn a nicht live ist, ist es nicht theatral96 und ersetzt den von Fischer-Lichte genannten Aspekt Körperlichkeit, der relativ problematisch erscheint. Für Fischer-Lichte fokussiert Körperlichkeit „den Körper als Darstellungsmittel und Ausstellungsobjekt“97 . Als Untersuchungsfeld berechtigt, erscheint dieser Aspekt als Bedingung bzw. Kriterium kritisch. Der Begriff Liveness beschreibt dagegen eine Grundsätzlichkeit: Theatralität gibt es – wie Theater – nur live. Dabei läßt sich Liveness in drei Aspekte aufteilen: Transitorität, Präsenz und Interaktion. Theatrale Phänomene sind immer transitorisch, daß heißt, sie existieren nur im Moment der gleichzeitigen Produktion und Rezeption und lassen sich nicht reproduzieren: „Mit dem Produzieren [verschwindet] das Produkt“98 . Kino und Fernsehen sind wegen ihrer Reproduzierbarkeit daher per se nicht theatral. Präsenz beschreibt Theatralität als einen Prozeß, den mehrere Menschen zur gleichen Zeit am gleichen Ort erleben. Interaktion schließlich drückt aus, daß zwischen den Teilnehmern an einem theatralen Prozeß eine Interaktion stattfinden muß, ein „wechselseitiges Aufeinandereinwirken von Individuen“99 . Damit fallen alle ‚Einwegmedien‘ (ein Sender, viele Empfänger, keine Interaktion) als Träger von theatralen Phänomenen weg. In wie weit das Medium Internet und seine neuen Formen der ‚Telepräsenz‘ Platz für theatrale Prozesse bietet, wird diese Arbeit untersuchen. In seinem „Präsentationsmodell“100 hat Andreas Kotte die Präsentation als eine entscheidende Kategorie des Theaters, bzw. der Theatralität, beschrieben. Präsentation besagt grundsätzlich, daß ein Mensch anderen Menschen etwas zeigt, vor ihnen etwas darstellt, verkörpert, vertritt. Basierend auf der Grundsatzdefinition Bentleys101 konkretisiert Kotte die Aspekte Performance und Inszenierung aus Fischer-Lichtes Definition und gibt ihnen so den Charakter eines Kriteriums. Dabei unterscheidet Kotte in Repräsentation („Vor 96 Die positive Umkehrung gilt nicht! 97 Fischer-Lichte: Alte Fragen S. 19 98 Xander: Theatralität, S. 114 99 Kotte: Theatralität, S. 121 100 Kotte: Der Mensch, S. 164f 101 „Die theatralische Situation, auf ihren geringsten Nenner gebracht, besteht darin, daß A den B verkörpert während C zusieht“. In: Bentley, Eric: Das lebendige Drama. Eine elementare Dramaturgie, Hannover 1967, S. 149 22 anderen etwas von der eigenen Person verschiedenes vertreten“), Präsentation („Etwas von der eigenen Person verschiedenes zeigen“) und die Selbstpräsentation („Auftreten in eigener Sache“).102 Beispiele für die verschiedenen Formen der Präsentation wären das Darstellen einer Rolle (Repräsentation), das Halten einer Rede, das Vorsingen eines Liedes (Präsentation) und die besondere Betonung der eigenen Person, z.B. durch besondere Kleidung oder exzentrisches Verhalten (Selbstpräsentation). Besonders der letzte Aspekt, der häufig als Inszenierung oder Theatralisierung des Alltags beschrieben wird, findet damit schlüssig Eingang in die Definition. Angefangen mit Elizabeth Burns wurde immer wieder darauf hingewiesen, daß zuletzt der Zuschauer entscheidet, was Theater bzw. theatral ist und was nicht. Die Präsentation eines Individuums wird ihn dazu verleiten, dessen Handlung zu beobachten, aber erst daraufhin wird er entscheiden, ob es sich um Theater handelt oder nicht. Diese Sichtweise soll auch hier für die Theatralität gelten. Theatrale Prozesse existieren nur in der Beteiligung mehrerer Menschen, also mit Zuschauern. Ein Vortrag ohne Zuhörer ist nicht theatral. Die Zuschauer sind es, die bewerten, ob eine Handlung als theatral gelten kann oder nicht, je nach dem, in welchem Maß sie die Repräsentation ihres Interaktionspartners wahrnehmen. Erst wenn C die Präsentation von A als „Hauptfunktion seiner Interaktion“103 mit A bewertet, können wir von einem theatralen Prozeß sprechen. Als theatral sollen hier also transitorische Prozesse bezeichnet werden, die sich live zwischen mehreren Menschen zur gleichen Zeit am gleichen Ort abspielen und in deren Vordergrund die Präsentation eines Individuums steht, die von den anderen Beteiligten als Hauptfunktion ihrer Interaktion bewertet wird. Dabei hat die Liveness den Charakter einer formalen Bedingung. Die inhaltlichen Aspekte der Präsentation und deren primäre Wahrnehmung müssen gegeben sein, können aber in sehr unterschiedlichen Intensitäten auftreten. B.1.2.2. Theater Problematisch erscheint jetzt, wie im Zusammenhang mit fast allen Theatralitätsdefinitionen, die Bestimmung des Begriffes Theater. Erika Fischer-Lichte geht auf dieses Problem nicht ein, Andreas Kotte schlägt vor, vom Begriff Theatralität Abstand zu nehmen und statt dessen einen weiten Theaterbegriff zu verwenden, der die bisherigen Bereiche Theatralität und Theater abdeckt.104 Dieser Weg soll hier allerdings nicht eingeschlagen werden. Zwischen 102 Kotte: Der Mensch, S. 164 103 Ebd. S. 166 104 Kotte: Theatralität S. 121 23 Theater und Theatralität gibt es eine erkennbare Differenz, wenn man vom Theaterbegriff im (engen) Wortsinn des Kunsttheaters ausgeht. Eine Unterscheidung der Begriffe Theatralität und Theater auf funktionaler Ebene scheint dabei nicht möglich: Theater läßt sich wie Theatralität durch die oben genannten Aspekte bestimmen. Natürlich verschiebt sich der Schwerpunkt der verschiedenen Formen von Präsentation im Theater normalerweise hin zur Repräsentation, also zum Zeigen einer Rolle. Zu einer Zeit aber, in der z.B. Frank Castorf, Einar Schleef und der Großmeister der Selbstpräsentation, Christoph Schlingesief, an Staats- oder Stadttheatern arbeiten und die Performance Art die Theaterlandschaft verändert hat, kann die Betonung der Repräsentation vielleicht noch als Indiz, keinesfalls aber mehr als Kriterium gelten. Vorstellbar wäre eine einfache Definition über den Ort der Aufführung. Theater ist, was die Kriterien der Theatralität erfüllt und in einem Theater aufgeführt wird. Allerdings ist Theater heute keineswegs mehr an klassische Örtlichkeiten gebunden. Die Definition bleibt mangelhaft. Sie wird z.B. auch von einem (theatralen) Vortrag über Geflügelzucht im Rahmen eines Kongresses im Prinzregententheater formal erfüllt, ohne daß irgend jemand diesen Vortrag als Theater bezeichnen würde. Auch in diesem Zusammenhang wird oft auf die Rolle des Publikums hingewiesen. Sei es bei Burns oder Kotte, sei es bei Theoretikern, die von einer „Verabredung“ zwischen Publikum und Akteuren sprechen, immer liegt die Entscheidung darüber, was Theater ist, zum größten Teil beim Publikum. Theater ist also, was vom Betrachter als Theater bezeichnet wird? Dies erscheint zu einfach. Eine Kombination aus dem genannten Aspekt der Örtlichkeit und dem der Zuschauerbewertung bietet die institutionalistische Kunsttheorie, wie sie von Arthur Danto und George Dickie105 vertreten wird: „Something is a work of art as a result of its being dubbed, baptized, or honored as a work of art by someone who is authorized thereby to make it an artwork by her position within the institution of the artworld.“106 Theater wäre also analog, was von den Mitgliedern der ‚Theaterwelt‘ zum Theater ‚getauft‘ wird. Dabei nimmt der Ansatz eine deutlich andere Wendung als rein rezeptionsästhetische Theorien. Es geht hier nicht primär nur um die Rezeption durch die Zuschauer, sondern auch um die Institutionen, den Markt, der die Theaterpraxis umgibt: Theater ist, was sich als Theater verkauft, was in einem Theater gespielt wird, was von der ‚Theaterwelt‘ (Autoren, Regisseuren, Schauspielern, Intendanten, Kritikern, Zuschauern, etc.) im Konsens als 105 Vgl. Davis, Steven: Definitions of Art, London 1991, S. 78-114 24 Theater bezeichnet wird, was – als Theater – Fördermittel erhält, in Programmheften auftaucht, angekündigt wird... Kurz: Theater ist, was sich als Theater ‚labelt‘ und als Theater gelabelt wird.107 Versuchsweise soll der Begriff Theater hier analog zum Kunstbegriff nach der institutionalistischen Theorie verwendet werden. Diese Sichtweise bietet sich für diese Arbeit deswegen an, weil die Unterscheidung zwischen Theatralität und Theater für sie in gewisser Weise auch irrelevant ist. Für die Untersuchung der Theatralität sind konkrete Kriterien unumgänglich. Hier werden bestimmte Phänomene untersucht und daraufhin überprüft, ob sie theatral sind. Die Untersuchungen über Theater im Netz dagegen gehen von bestehenden Theaterprojekten aus, also Projekten, die sich im Sinne der institutionalistischen Theorie als Theater bezeichnen, und untersuchen diese Projekte auf ihr Verhältnis zu Theatralität und realem Theater hin. Der Weg der Argumentation ist damit genau umgekehrt. Es kann also vorerst problemlos von einem Theaterbegriff ausgegangen werden, der Teil des genannten Theatralitätsbegriffes ist, sich von diesem aber dadurch unterscheidet, daß die theatralen Prozesse hier in einer bestimmten Weise institutionalisiert sind. Im folgenden sollen zuerst bestimmte Phänomene des Internets auf ihre Theatralität hin untersucht werden, um dann später zu beschreiben, wie die Kommunikationswege und ‚Räume‘ des Internets für Theaterprojekte genutzt werden. B.2. Theatralität im Internet Von vornherein sei zugegeben: Die Formulierung ‚theatrales Medium‘, die diesem Kapitel voransteht, ist, basierend auf obiger Definition, eigentlich ungültig. Ein Medium kann nicht theatral sein. Es kann aber auffällig oft Träger von theatralen Situationen und Prozessen sein, derartige Prozesse also durch seine Struktur fördern, und in diesem Sinne soll die Fragestellung, ob das Internet ein theatrales Medium ist, hier verstanden werden. Um diese Frage zu klären, sollen im folgenden Chatrooms, Multi User Dimensions (MUDs), und einige andere Aspekte der synchronen „Computer Mediated Communication (CMC)“108 106 Ebd. S. 78 107 In der Theatertheorie hat dieser Ansatz erst einmal Spuren hinterlassen. Hans-Thies Lehmann schreibt im Zusammenhang mit dem Begriff ‚Performance‘: „Die Definition, was Performance sei, wo etwa die Grenze zu einem lediglich exhibitionistischen, auffallenden Benehmen verlaufe, wird unmöglich. Die letzte Auskunft kann nun keine andere mehr sein als das Selbstverständnis der Künstler: Performance ist, was von denen, die sie zeigen, als solche angekündigt wird.“ (Lehmann, Hans-Thies: Postdramatisches Theater, Frankfurt 1999, S.245). 108 Die Abkürzung „CMC“ ist im Englischen sehr gebräuchlich und markiert den Gegensatz zu „F2F“ (Face to Face). Anke Bahl hat darauf hingewiesen, daß die Übersetzung „computergestützte Kommunikation“ besser trifft als die gebräuchliche „computervermittelte Kommunikation“, da der 25 untersucht werden. Es kann und soll dabei allerdings nicht um eine grundsätzliche, allumfassende Analyse der unterschiedlichen Formen von computergestützter Kommunikation gehen: "To tackle both IRC and a MUD or MOO would thus be something like trying to study two very different real-world cultures at the same time. An added difficulty is that a case study of one MUD or MOO and of one IRC channel might be of limited generalizability - each is a little cultural world of its own. Still, some ambitious graduate student who is ‘hooked’ on these chat modes will no doubt tackle such a study in the next two to three years."109 Die vorliegende Arbeit will nicht die prophezeite Studie eines (über-)ambitionierten Studenten sein, sie konzentriert sich lediglich auf den Aspekt der Theatralität. Andere Aspekte wie die Auswirkungen der computergestützten Kommunikation auf das Empfinden der eigenen Identität, die Veränderung der Sprache, neue Funktionsweisen der Schrift oder die viel diskutierte ‚Suchtgefahr‘ sollen hier nur am Rande erwähnt werden oder unbeachtet bleiben. Basis der Untersuchung ist dabei der Internet Relay Chat (IRC), auf dem die anderen synchronen computergestützten Kommunikationsangebote basieren. Diese Arbeit hat dabei nicht den Charakter einer Feldstudie, Beispiele sind fiktiv oder entstammen der Literatur und dienen lediglich dazu, die beschriebenen Phänomene zu illustrieren. Bewußt soll diese Arbeit dabei auch einen beschreibenden Charakter haben, also im Sinne kurzer Anleitungen erläutern, wie die einzelnen Kommunikationsangebote des Internets funktionieren. Chatrooms, MUDs und Onlinespiele sind noch lange kein Allgemeingut, sondern erfordern immer noch ein relativ großes Spezialwissen, das nur eine vergleichsweise kleine Gruppe von Usern hat. Es scheint also unumgänglich, die einzelnen Phänomene der synchronen CMC hier zuerst möglichst allgemeinverständlich zu beschreiben, um daran eine Analyse ihrer theatralen Aspekte anzuschließen. Zuvor soll aber kurz auf die zu diesem Thema vorhandene Literatur eingegangen werden. Dabei wird nochmals die Auswahl der hier untersuchten Phänomene begründet. Computer eben nicht nur Kommunikation vermittelt, sondern ganz neue Kommunikationsräume schafft. Diese Übersetzung soll im folgenden verwendet werden. Im Allgemeinen unterscheidet man in asynchrone CMC (Newsgroups, Email, etc) und synchrone CMC, also Kommunikations-formen, die live und zeitgleich stattfinden (Chatrooms, MUDs, etc.). Für theatrale Aspekte kommen nur letztere in Frage (vgl. Bahl, Anke: Zwischen On- und Offline. Identität und Selbstdarstellung im Internet, München 1997, S. 17). 109 Danet, Brenda: General Introduction, in: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, 1995, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/genintro.html, Kapitel „Comparing MUDs and MOOs and IRC“ 26 B.2.1. Zur Literatur Erwartungsgemäß findet sich zum Themenkomplex Theatralität und Internet, wie auch zum Zusammenhang zwischen Theater und Internet, sehr wenig Literatur. Relativ viele Publikationen beschäftigen sich allerdings mit verwandten Themen wie etwa mit der im Zusammenhang mit der Postmoderne und den Gender Studies viel diskutierten Frage nach der (oder den) Identität(en) im Internet.110 Die dort erarbeiteten Forschungsergebnisse können auch für die Fragestellung dieser Arbeit nützlich sein. Begriffe wie „Rolle“, „Maske“ „Bühne“ und „Inszenierung“ finden hier oft Anwendung, sind aber eher soziologisch oder psychologisch fundiert. Eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Theatralität findet nicht statt. Die Begriffe Computer und Theater ‚zusammengedacht‘ hat als erste Brenda Laurel in ihrem Buch Computers as Theatre von 1993. Laurel untersucht darin im Hinblick auf das Design von Interfaces die Parallelen zwischen Mensch-Maschine-Interaktionen und Theater. Sie kommt, im Rückgriff auf Aristoteles, zu einer „poetics of human-computer-activity“111 : „In a theatrical view of human-computer activity, the stage is a virtual world. It is populated by agents, both human and computer-generated, and other elements of the representional context (windows, teacups, desktops, or what-have-you). The technical magic that supports the representation, as in the theatre, is behind the scenes [...]. In other words, the representation is all there is.“112 Alles, was uns ein Computer zeigt, ist aus diesem Blickwinkel Repräsentation. Es gilt, Laurels grundsätzliche Erkenntnisse nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn sie für diese Arbeit, die sich mit der Kommunikation zwischen Menschen und nicht der Interaktion zwischen Mensch und Maschine beschäftigt, eher den Charakter der Grundlagenforschung haben. Fast alle Texte, die den Begriff der Theatralität mit dem Internet in Zusammenhang bringen, stammen aus dem angloamerikanischen Raum. Der Ausdruck „theatricality“ ist hier aber bei weitem nicht so problematisiert, wie er es in der deutschsprachigen (Theater-)Wissenschaft ist. Die Arbeiten untersuchen schlicht, inwieweit zwischen bestimmten Phänomenen der CMC und dem traditionellen Theater Analogien bestehen. So beschreibt Juli Burk die Übereinstimmungen zwischen dem Aufbau und den Funktionen eines MOOs und einem Theatergebäude und schlußfolgert: 110 Vgl. z.B. Turkle: Leben. Ähnliche Ansätze untersuchen die Autorinnen Amy Bruckman, Brenda Danet, Susan Herring, Lori Kendall, Ruth Nestvold, Elizabeth Reid, Sandy Stone und andere (vgl. Literaturliste). 111 Laurel: Computers, S. XVII 112 Ebd. S. 17 (Hervorhebung im Original) 27 „Multiple elements of theater performance define the MOO environment and shape the activities that take place therein.“113 Die Argumentation mit derartigen Analogien prägt letztlich alle englischsprachigen Veröffentlichen zu diesem Thema.114 Die im Zusammenhang mit der deutschsprachigen Theatralitätsdebatte zentrale Frage, was denn eigentlich Theater sei, wird dabei nicht problematisiert. So trifft die grundsätzliche Kritik Rudolf Münz‘: „Repräsentanten von Sozial- und Humanwissenschaften, die sich der Theaterbegrifflichkeit bedienen, begründen diese Verfahrensweise im Allgemeinen nicht, und so läßt sich kaum feststellen, wovon sie ihre Theaterbegriffe je ableiten. [...] Dabei [herrscht] allgemein eine eher enge Vorstellung von Theater vor [...] - ‚Das Theater des Herrn Diderot‘ [...].“115 Dabei soll der angloamerikanische Umgang mit dem Begriff Theatralität keineswegs als unwissenschaftlich abgetan werden. Viele englischsprachige Veröffentlichungen kommen zu hervorragenden Resultaten, weil sie eben nicht schon in den Grundsätzlichkeiten stecken bleiben, und diese Arbeit profitiert in vielen Punkten von den dort erarbeiteten Ergebnissen. Hier soll nur das Augenmerk darauf gerichtet werden, daß vor dem Hintergrund der (vielleicht typisch deutschen) Theatralitätsdebatte der Zugang über eine „mere analogy“116 für diese Arbeit nicht möglich scheint, und die erwähnten Arbeiten daher, neben der sprachlichen, einer Art ‚theoretischer Übersetzung‘ bedürfen. Als erster deutschsprachiger Autor hat der Philosoph Mike Sandbothe den Versuch unternommen, das Internet und den Begriff Theatralität zusammenzudenken.117 Sein Versuch, Theatralität dabei zum zentralen Leitbegriff des Internets zu machen, scheint relativ problematisch, und sei hier kurz diskutiert: Sandbothe unterscheidet drei Arten von Theatralität. Die erste, „im engen und primären Wortsinn von Theatralität“118 , kommt der in dieser Arbeit verwendeten Definition nahe und findet sich auch für ihn in den synchronen Kommunikationsangeboten der CMC. 113 Burk, Juli: The Play's the Thing: Theatricality and the MOO Enviroment, In: Haynes, Cynthia und Holmevik, Jan Rune: High Wired. On the Design, Use, and Theory of Educational MOOs, Michigan 1998, S. 239 114 Vgl. z.B. auch Nina LeNoir und andere (siehe Literaturliste). 115 Münz, Rudolf: Ein Kadaver, S. 92 116 Goffman zitiert nach Burns: Theatricality, S. 2 117 Sandbothe: Theatrale Aspekte, S. 209-226. Am Rande taucht die Frage der Theatralität im Internet auch auf bei Waldemar Vogelsang: Ich bin, wen ich spiele. Ludische Identitäten im Net. In: Thimm, Caja: Soziales im Netz, Opladen 2000, S. 240-261 118 Sandbothe: Theatrale Aspekte, S. 215 28 Der zweite Aspekt der Theatralität beschreibt die „Selbstinszenierung von Menschen, Institutionen und Themen“119 im Netz: „Das Internet läßt sich als Ort permanenter Public Relations, als Raum einer auf Dauer gestellten Öffentlichkeitsarbeit beschreiben. Wer mit einer eigenen Homepage im Web ist, inszeniert sich und das, wofür er steht. [...] Das Internet funktioniert als eine Form kollektiver Prostitution, die häufig die Veröffentlichung auch noch des Individuellsten und Intimsten einschließt. [...] Diese Rituale der Selbstentblößung habe ich im Blick, wenn ich von Internet-Theatralität im weiten Sinn spreche."120 Sandbothes Beobachtungen sind sicher richtig, doch fraglich bleibt, warum für diese Phänomene der Begriff Theatralität angewendet werden muß, der dadurch seinen zentralen Aspekt, die Liveness, verliert (wie Sandbothe selbst zugibt). Würde nicht der Begriff Inszenierung die beschriebenen Phänomene viel besser beschreiben? Gleiches gilt für die dritte von Sandbothe ausgemachte Form der Theatralität, die „Tiefentheatralisierung der symbolischen Formen menschlicher Kommunikation“121 oder „theatrale Textualität“122 . Sie bezeichnet die Aspekte Verschriftlichung der Sprache, Verbildlichung der Schrift und Verschriftlichung des Bildes, die im Internet zu beobachten sind: "Die semiotische Verfassung theatraler Textualität läßt sich auf diesem Hintergrund rezeptionsästhetisch als eine Wahrnehmungshaltung bestimmen, die zwischen den beiden Extremen einer unmittelbaren, aktiven Partizipation, die das reale Handeln in der konkreten Lebenspraxis charakterisiert, und der reflektierenden Distanz der Theorie anzusiedeln ist, die durch das Medium des Buches befördert wird. Die Theatralisierung unseres Umgangs mit Bild, Sprache und Schrift, die sich im World Wide Web vollzieht, kristallisiert sich in einer Verfassung von Textualität, die den Leser aktiv in das Geschehen nicht nur der interpretativen Sinnkonstitution, sondern auch der materiellen Textkonstruktion miteinbezieht. Der Leser eines Hypertextes ist nicht nur theoretisch engagiert in dem Sinn, daß er interpretierend den Sinn des Textes miterzeugt. Durch die individuelle Auswahl der Links greift er darüber hinaus in den textuellen Raum mit ein und konstruiert das, was er liest, indem er es liest."123 Wieder ist das Phänomen durchaus beachtenswert, warum es sich allerdings um Theatralität handeln sollte, bleibt unklar. Die Bezeichnung als theatrales Phänomen bringt zum einen wirklich die viel gefürchtete „Entgrenzung [des Begriffes] bis zu dessen vollständigen Auflösung“124 , zum anderen scheint es auch aus einer rein umgangssprachlichen Perspektive völlig unklar, warum diese Beobachtungen als theatral zu bezeichnen sein sollte. 119 Ebd., S. 216 120 Ebd. 121 Ebd., S. 217 122 Ebd., S. 218 123 Ebd., S. 222 124 Xander: Theatralität, S. 114 29 Insgesamt erscheint Sandbothes Versuch, Theatralität zum Leitbegriff des Mediums Internet avancieren zu lassen, relativ bemüht. Die Zusammenfassung der beschriebenen Phänomene unter dem einen Begriff Theatralität führt zu dessen Undefinierbarkeit und Auflösung, auch wenn Sandbothe verschiedene Arten von Theatralität unterscheidet. Es erscheint sinnvoller, die einzelnen Phänomene mit verschiedenen Begriffen zu beschreiben, auch wenn so die Schlagkraft der Argumentation verloren geht. Selbstinszenierungen auf Websites, in Newsgroups und in den anderen Angeboten der asynchronen CMC sollen hier daher nicht untersucht werden, genausowenig wie die Veränderung der Funktionen von Schrift, Sprache und Bildern. Diese Arbeit beschränkt sich, um mit Sandbothe zu sprechen, auf die „Theatralität des Theaters“125 in dem im letzten Kapitel definierten Sinne. Eine Aufgabe, die durchaus noch genügend offene Fragestellungen bietet. So konstatiert der Linguist Michael Beißwenger noch im Jahr 2000, daß die Forschung „[...] sicherlich davon profitieren dürfte, wenn sie in ihrer Sichtweise auf den Chat künftig die Aspekte Theatralität und Inszenierung noch konsequenter integriert und [...] die Spezifik der im Rahmen dieser ‚neuen‘ Kommunikationsform vollzogenen simulativen Spiele und textuell erzeugten Spiel-Welten stärker in den Blick nimmt“126 . B.2.2. Exkurs: Kurze Beschreibung der Kommunikationsangebote des Internets B.2.2.1. Internet Relay Chat (IRC) Die Erfindung des IRC geht auf Jarkko Oikarinen zurück, der 1988 an der Universität Oulu in Finnland ein Programm startete, das dem heutigen IRC zugrunde liegt.127 Damals hatte das System zehn Benutzer und war auf Finnland beschränkt, 1990 gab es schon circa 2000 User weltweit128 , im Jahr 2000 gibt es etwa 300.000 und für Ende 2001 werden über 500.000 prognostiziert.129 IRC ermöglicht die Live-Kommunikation zwischen beliebig vielen Personen über den Computer. Das Programm funktioniert nach dem Client-Server-Prinzip: Ein User lädt auf seinem Computer einen IRC-Clienten, ein Programm, daß sich via Internet mit dem IRC- 125 Sandbothe: Theatrale Aspekte, S. 215 126 Beißwenger, Michael: Kommunikation in virtuellen Welten: Sprache, Text und Wirklichkeit, Stuttgart 2000, S. 214 127 Bahl, Anke: Zwischen, Fussnote 154, S. 58 128 Kobilke, Andreas: Die Faszination an Internet-Chat-Lines, Mgisterarbeit, München 1998, S. 18 129 Zahlen und Prognosen nach den Internetstatistiken von Kajetan Hinner: „the growth is certainly extraordinary“. Vgl. http://hinner.com/ircstat/, 19.12.2000 30 Server verbindet. Über verschiedene Server, die untereinander vernetzt sind, sind damit alle IRC User, die gleichzeitig eingeloggt sind, in einer Art Netz verbunden. Beim Einwählen fragt das IRC-Programm nach einem ‚Nickname‘, einem Spitznamen, mit dem sich der User anmelden möchte. Dieser Nickname ist frei wählbar, es können allerdings nicht zwei Personen gleichzeitig unter dem selben Namen eingeloggt sein. Danach wählt der User einen oder mehrere ‚Channels‘ aus, in denen er sich mit anderen Usern unterhalten kann. Die Channels werden oft auch als Räume bezeichnet und dienen vor allem dazu, die Menge der IRCer in überschaubare Gruppen zu teilen.130 Die Namen der Channels geben dabei oft einen Anhaltspunkt, worüber dort gesprochen wird. So gibt es regionale Bezeichnungen wie #muenchen oder #berlin, aber auch allgemeinere wie #germany oder #deutschland, die eigentlich nur noch anzeigen, in welcher Sprache dort kommuniziert wird. Andere Kanäle bezeichnen bestimmte Hobbys wie #fishing oder #cars, oder konzentrieren sich auf spezielle Themen wie #unix.de, ein Titel, der vermuten läßt, daß dort vor allem deutschsprachige Unix-User anzutreffen sind. Daneben spielen vor allem Erotik und Sex eine große Rolle (#flirtline, #hottube, #bdsm.de...). Nachdem man sich für einen oder mehrere Channels entschieden hat, erscheint auf dem Bildschirm ein dreigeteiltes Fenster. Rechts ist eine Liste mit den Nicknames aller User, die sich momentan in diesem Channel aufhalten. Unten gibt es eine Zeile, in der man Text eintippen kann. Das große Fenster zeigt die Unterhaltung im Chatroom. Abbildung 1 - Screenshot: IRC via mIRC 130 Am 29.11.2000 waren um 18:45 Uhr beispielsweise 69.901 User in 15.671 Channels alleine über das Internet Relay Network, einen Teil des IRC, eingeloggt. 31 Hat man sich z.B. als „Cafu“ eingeloggt und tippt in das untere Fenster ‚hallo‘, dann erscheint auf dem eigenen Bildschirm und auf dem aller anderen User in diesem Kanal ‚ hallo‘, Cafu sagt hallo. Eine typische Chatunterhaltung könnte also beispielsweise so aussehen131 : (1) *** Now talking in #muenchen (2) *** Topic is ‚Regnet’s?‘ (3) (4) Hallo (5) Hey Cafu :-) (6) Moin, wie ist das Wetter? (7) Hallo CC4, wie geht’s? (8) Kondenswasser und Nebel :-i (9) *lol* (10) * Cafu hustet Cafu hat den Kanal #muenchen betreten, das Motto heißt dort gerade „Regnet’s?“. Nachdem er hallo gesagt hat, wird er von zwei Chattern begrüßt. CC4 verwendet dabei ein „Emoticon“, einen Smiley.132 Auf Steffis Frage, wie das Wetter sei, antwortet CC4 mit einem Witz. Er schwitzt und raucht, wobei letzteres auch durch das Emoticon angezeigt wird. Steffi lacht und verdeutlicht dies mit einem Akronym133 : *lol* (Loughing out loudly), Cafu hustet in Anspielung auf den Rauch.134 Schon hier zeigt sich ein typisches Problem der Chatkommunikation, das des Nebeneinanders, der Gleichzeitigkeit: In Zeile 8 antwortet CC4 nicht auf Cafus vorangegangene Frage, wie es ihm gehe (Zeile 7), sondern auf Steffis Frage aus Zeile 6. 131 Das Beispiel ist fiktiv und dient nur dazu, den IRC zu veranschaulichen und verschiedene Phänomene des Chattens zu erklären. Die vorangestellten Zahlen in Klammern dienen lediglich der leichteren Zitierbarkeit. 132 Neologismus aus Emotion und Icon. Ein Emoticon ist ein aus verschiedenen Zeichen zusammengesetztes kleines Symbol bzw. Gesicht, mit dem Gefühlsregungen oder körperliche Zustände dargestellt werden. Zum Lesen der Emoticons legt man den Kopf auf die linke Schulter und liest die Zeichen somit seitwärts. Bei :-) bspw. bildet der Doppelpunkt die Augen, der Gedankenstrich die Nase und die Klammer den Mund. Das Langenscheidts Internet-Wörterbuch kennt z.B. 82 Emoticons, ohne Anspruch auf Vollständigkeit (vgl. Hochrath, Eva: Langenscheidts Internet-Wörterbuch, Berlin 2000, S. 187-192). 133 Akronyme sind Abkürzungen, die aus den Anfangsbuchstaben der Wörter eines Satzes zusammengesetzt werden und dadurch ein neues (eigentlich aussprechbares) Wort ergeben, z.B. KISS für „Keep it simple, stupid!“, RTFM für „Read the fucking manual!“ oder IMHO für „in my humbling opinion“. Akronyme werden oft durch sie umgebende Sterne ** gekennzeichnet und gehören zum typischen Chat-Slang. Sie sind zusammen mit den Emoticons ein Grund dafür, daß Chatneulingen (sogg. ‚Newbies‘) die Kommunikation in Chatrooms anfangs oft relativ schwer fällt. 134 Durch den Befehl „/me“ ist es möglich, nicht nur mit den anderen Chattern zu sprechen, sondern auch körperliche Aktionen zu schildern. Die Eingabe „/me wirft sich auf den Boden und beißt in den Teppich“ würde auf dem Bildschirm folgendermaßen erscheinen: „* Cafu wirft sich auf den Boden und beißt in den Teppich“. Ähnlich genutzt wird die Beschreibung von Aktionen innerhalb von zwei Sternzeichen: „ Ciao *wink*“. Zusammen mit Emoticons, Akronymen und Veränderungen der 32 Was hier relativ harmlos erscheint, kann in einem Chatroom, der voll belegt ist und in dem die Zeilen über den Bildschirm fliegen, zu großen Kommunikationsproblemen führen. Die Folge ist, daß intensivere Unterhaltungen meist in sogenannten ‚Separees‘ geführt werden, Chatrooms, in denen sich nur zwei oder drei Chatter aufhalten.135 IRC oder ähnliche Systeme (Chatrooms auf WWW-Seiten, etc.) bieten also die Möglichkeit, sich über den Computer live mit Menschen auf der ganzen Welt zu unterhalten. Dabei prägt der Kommunikationsweg einen eigenen Stil, wie schon das kurze, fiktive Beispiel gezeigt hat: Chatten hat den Charakter einer eigenen Kommunikationskultur, die ein bestimmtes Spezialwissen erfordert. B.2.2.2. Multi User Domains (MUDs) „Und genau das ist MUD: eine elektronische Blase, ohne Tiefe oder Dauer, in Echtzeit dahintreibend, den virtuellen Strand wie phosphorierender (VR-) Schaum überspülend, um dann wieder im Daten-Ozean zu verschwinden. MUD, das ist der evolutionäre Anfang der Ursuppe des Lebens im elektronischen Nichts - eine Schnittstelle zwischen dem (Daten-) Ozean und der (Menschen-) Welt zwecks Ergründung des präbiotischen Ursprungs der molekularen Entwicklung virtualisierter Leiber: kybernetischer Schaum.“136 "Each MUD system begins as a blank space. It is nothing more than a set of commands and possibilities. [...] The first step in the use of a MUD program is the creation of a MUD world and the peopling of it. Those setting up the program must act as their titles suggest, as Gods and Wizards. They must create the universe - they must, to invoke a MUD command, '@create light.'"137 Lange bevor der IRC erfunden wurde, 1978/79, entwickelten Roy Trubshaw und Richard Bartle an der Universität Essex in England ein Programm, das sie MUD nannten, „Multi User Dungeon“.138 Dieses erste MUD orientierte sich an den populären Rollenspielen der Firma ADD, und war der Versuch, ein solches Rollenspiel online möglich zu machen. Heute steht die Bezeichnung MUD für alle Kommunikationsangebote dieser Art. Wegen der großen VielTypographie (unterstrichen, farbig, in Großbuchstaben...) steht damit in Chatrooms eine nicht zu unterschätzende Bandbreite an Möglichkeiten der Kommunikation zur Verfügung. 135 Im IRC und in den meisten anderen Chatsystemen ist es sehr einfach, einen neuen Chatroom zu eröffnen. Im IRC genügt der Befehl „/join xyz“ (Join xyz) um einen neuen Kanal namens „xyz“ zu öffnen, vorausgesetzt, dieser existiert noch nicht. In vielen anderen Chatsystemen genügt es, auf den Namen eines Charpartners zu klicken, um einen Raum zu öffnen, in dem sich dann nur derjenige und man selbst befindet. 136 Arthur Kroker in Anspielung auf die englische Wortbedeutung von Mud gleich Schlamm und eine Theorie, wonach das erste Leben aus Blasen im Urschlamm entstanden ist (Kroker, Arthur: Spielen im MUD. In: Hartwanger, Georg; Iglhaut, Stefan und Rötzer, Florian (Hrsg.): Künstliche Spiele. München 1993, S. 80). 137 Reid, Elizabeth: Cultural Formations in Text-Based Virtual Realities, Magisterarbeit, Melbourne 1994, http://www.aluluei.com/, Kapitel „Making Sense of the world“ 33 falt an MUDs, inzwischen gibt es über 1700139 , die zumeist nichts mit ‚Dungeons‘ zu tun haben, steht MUD heute allgemeiner für „Multi User Domain“ oder „Multi User Dimension“140 . MUDs sind dem IRC nicht unähnlich, auch sie bieten die Möglichkeit, sich live und synchron mit Usern auf der ganzen Welt zu unterhalten. Auch der optische Eindruck der Programmoberfläche ähnelt dabei, je nach verwendetem Programm, dem des Chats: oben ein Textfeld, in dem die Äußerungen der Mitspieler und die Beschreibungen der Umgebung erscheinen, unten ein einzeiliges Textfeld, in das Befehle und Äußerungen getippt werden können. Im Gegensatz zum IRC simulieren MUDs aber zusätzlich eine virtuelle Umgebung, eine textbasierte virtuelle Realität. Der User spielt eine Figur, eine persona141 , die er mittels eingetippter Befehle durch eine virtuelle Textwelt steuert. Wer beispielsweise das ScienceFiction MUD Final Frontier betritt (indem er sich z.B. über telnet oder einen MUD-Client auf dem Final Frontier Server einloggt)142 , findet sich in der Mission eines Raumhafens wieder: Abbildung 2 - Screenshot: MUD Final Frontier via telnet 138 Reid: Cultural formations, Kapitel „Introduction“ 139 Am 21.01.2001 waren im Mudconnector 1700 MUDs verlinkt: http://www.mudconnector.com 140 Inzwischen gibt es viele verschiedene Arten von MUDs, die sich vor allem in der Art der Programmierung unterscheiden. COOLMUDs, DikuMUDs, DUMs, LP-MUDs, MAGEs, MOOs, MUCKs, MUSEs, MUSHes, TinyMUDs, YAMUDs („Yet Another MUD“) und alle anderen sollen hier unter dem Oberbegriff MUD zusammengefasst werden. 141 Vgl. Kapitel B.2.3.1. 142 telnet://finalfrontier.mud.de:7600/. telnet ist dabei die ‚rohste‘ Form des Muddens. Inzwischen gibt es etliche MUD-Clients, die grafische Oberflächen, Landkartenfunktionen, Buttons für vielbenutzte Befehle und etliches mehr bieten. 34 Der Spieler könnte sich jetzt, wie in einem Chatroom, mit anderen Spielern unterhalten (wobei er in obigem Beispiel sowohl in der Post als auch in der Mission gerade alleine ist). Er könnte aber auch, durch Eingabe des Wortes ‚Norden‘, die Post verlassen und andere Räume erkunden. Außerdem ist es möglich, mit der beschriebenen Umgebung zu interagieren, also Briefe zu verschicken oder den Gerichtscomputer zu untersuchen. MUDs stellen eine erste Form der virtuellen Realität dar, einer Realität freilich, die lediglich textlich dargestellt wird. Sie sind der „evolutionäre Anfang der Ursuppe des Lebens im elektronischen Nichts“, deren drei Grundtypen im folgenden kurz beschrieben werden sollen. B.2.2.2.1. ‚Adventure MUDs‘ Adventure MUDs haben noch am meisten Ähnlichkeit mit ihren Offline-Vorfahren, den Rollenspielen. In Adventure MUDs gilt es, Punkte zu sammeln, Monster zu töten, seiner Figur Nahrung, sichere Schlafplätze und ein Vermögen zu verschaffen, zu handeln, zu lernen und vor allem Rätsel zu lösen, um so im Spiel weiterzukommen, es ‚durchzuspielen‘. Adventure MUDs orientieren sich meist thematisch an Romanen oder Filmen143 und bieten ihren Spielern die Möglichkeit, in diesen Welten Abenteuer zu erleben. Die Auswahl der Spielfiguren ist oft auf Charaktere (‚Rassen‘) beschränkt, die in diesen Kontext passen. Der Spielverlauf folgt einer (mehr oder weniger) vorgegebenen Geschichte, einer Dramaturgie. Wer alle Rätsel gelöst hat, alle Punkte gesammelt hat, der steigt vom Spieler auf zum ‚Wizard‘, einer Mischung aus mythischer Gottheit und Systemadministrator. Wizards, auch Gods genannt, erlangen die Fähigkeit (respektive die Paßwörter), die bestehenden Welten zu erweitern und können in den Spielverlauf eingreifen, indem sie z.B. Spieler bestrafen, die mogeln. Im Vordergrund der Adventure MUDs steht „hack and slay“144 , das Töten von Monstern (und Mitspielern). Soziale Interaktion findet statt, meist aber in Form von Kampfbünden, Gilden oder Tauschgeschäften im beiderseitigen Interesse. Zentral ist das Spiel. Es gibt meist eine breite Auswahl an Befehlen um z.B. einen Schwertkampf zu führen, offene und kreative Befehle wie z.B. ‚emote‘, die die sozialen MUDs prägen, sind meist nur in bestimmten Bereichen erlaubt. 143 Das erste MUD aus dem Jahr 1978/79 orientierte sich z.B. an Tolkiens Roman Der Herr der Ringe, andere bieten Welten aus Star Trek oder anderen Science Fiction Romanen. Fantasy, Science Fiction und mittelalterliche Zauberwelten scheinen die bestimmenden Genres zu sein. 144 Tukle: Leben, S.292 35 B.2.2.2.2. ‚Social MUDs‘ Nachdem Jim Aspnes festgestellt hatte, daß viele User MUDs nur besuchen, um zu chatten, Freunde zu treffen und Spaß zu haben und nicht um Monster zu töten und Mitspieler hereinzulegen, gründete er 1989 das erste soziale MUD: TinyMUD.145 Soziale MUDs sind gänzlich anders ausgerichtet als Adventure MUDs. Es gibt keine Aufgaben und kein Ziel, kein Spiel, das es zu lösen gilt. Im Vordergrund steht die soziale Interaktion und das ‚Bauen‘: „‘Bauen‘ in MUDs ist eine Mischung aus dem Schreiben von Computerprogrammen und fiktiven Geschichten. Einen Whirlpool und eine Terrasse in einem MUD beschreibt man zwar mit Worten, aber eine formale Kodierung ist schon erforderlich, damit die Terrasse in einem MUD auch tatsächlich von dem angrenzenden Wohnzimmer aus zu betreten ist und die Spielcharaktere ‚den Whirlpool einschalten‘ können, wozu sie einen speziell gekennzeichneten ‚Knopf‘ drücken müssen.“146 In sozialen MUDs ist es sehr viel einfacher, sich ein eigenes Haus zu programmieren mit Möbeln, verrückten Waschmaschinen und einer Roboterfrau. Wer erfolgreich ein Haus geschaffen hat, bekommt schnell die Erlaubnis, neue öffentliche Räume zu bauen. Generell sind die zur Verfügung stehenden Befehle in einem sozialen MUD wesentlich flexibler: Der gebräuchlichste Befehl - neben ‚say‘ - ist ‚emote‘, vergleichbar mit dem Befehl ‚/me‘ im IRC: Die Eingabe ‚emote claps his hands‘ erscheint auf den Bildschirmen aller Mitspieler als ‚Cafu claps his hands‘. Insgesamt sind soziale MUDs wesentlich offener, sie haben kaum Regeln und Vorschriften. Allerdings zeigen viele soziale MUDs die Tendenz, gesellschaftliche Strukturen herauszubilden. Im wohl berühmtesten sozialen MUD, Pavel Curtis‘ LambdaMOO147 , haben sich über Jahre hinweg feste soziale Strukturen gebildet, mit Petitionen, Wahlrecht und Strafmaßnahmen bei ‚Gesetzesbrüchen‘.148 B.2.2.2.3. ‚Educational MUDs‘ Educational MUDs dienen weniger dem Spiel oder der Unterhaltung als der Forschung und der Lehre. Das erste Educational MUD, MediaMOO149 , wurde von Amy Bruckman am MIT in Boston gegründet. Es bildet das MediaLab des MIT als MUD nach und dient vor allem der Forschung und dem Austausch zwischen Wissenschaftlern. Ähnliche Beispiele wären 145 Reid: Cultural Formations, Kapitel „Introduction“ 146 Turkle: Leben, S. 292 147 Zugang über telnet://lambda.moo.mud.org:8888/ 148 LambdaMOO ist sicher eines der bestuntersuchtesten Phänomene des Internet. Vgl dazu z.B. Curtis, Pavel: Mudding, Reid: Cultural Formations, Dibbel: A Rape u.v.a. 149 Zugang über telnet://mediamoo.cc.gatech.edu:8888/ , weitere Infos unter http://www.cc.gatech.edu/fac/Amy.Bruckman/MediaMOO/ 36 PMCMOO150 („Post Modern Culture MOO“), das BioMOO151 der Biologen oder MOOs an Universitäten, die dem Lernen von Sprachen oder der Untersuchung von virtueller Realität dienen. Mit dem ATHEMOO, dem MOO der amerikanischen Theaterorganisation ATHE, gibt es sogar ein MOO, das sich dem Thema Theater und Internet widmet.152 Abbildung 3 - Screenshot aus dem ATHEMOO Fast alle Educational MUDs sind der Programmierung nach MOOs (MUDs Object Orientated), weil diese besonders leicht von den Benutzern verändert werden können. Im Gegensatz zu den anderen MUDs besucht man ein Educational MUD nicht mit einem Nickname, sondern mit seinem realen Namen, hier spielt die Realität eine wesentlich größere Rolle. B.2.2.3. Grafisch unterstützte Formen der CMC Neben IRC und MUDs, die auf rein textlicher Basis funktionieren, gibt es immer mehr Kommunikationssyteme, die auch eine grafische Darstellung bieten. Eine einfache Form davon ist Palace, ein 1995 entwickeltes 2D-Chatsystem, das in den letzten Jahren sehr große Popularität erlangte, inzwischen aber nicht mehr weiterentwickelt wird. 150 Zugang über telnet://hero.village.virginia.edu:7777/, weiter Infos unter http://jefferson.village.virginia.edu/pmc/pmc-moo.html 151 Zugang über telnet://bioinformatics.weizmann.ac.il:8888, weitere Infos unter http://bioinfo.weizmann.ac.il:8888/ 152 Zugang über http://moo.hawaii.edu:7000/, vgl. Kapitel C.3.2. Wie das Bild zeigt, verfügt das ATHEMOO über eine halbgrafische Benutzeroberfläche. 37 Abbildung 4 - Screenshot aus dem Palace Palace funktioniert wie ein Chatroom, illustriert die Nicknames der User aber durch kleine Avatare153 , die über den Bildschirm bewegt werden können und, ähnlich Comicfiguren, kleine Sprechblasen ausstoßen. Neben dem Text steht dem User jetzt also auch ein - leicht zu veränderndes - Erscheinungsbild als Ausdrucksmittel zur Verfügung, sowie die Möglichkeit, sich räumlich zu bewegen, und die damit verbundene Proxemik. Die Kommunikation wird ‚räumlicher‘ und gewinnt dadurch an Ausdrucksmöglichkeiten, andererseits wird es durch die graphische Darstellung des Textes wesentlich schwieriger, einer Unterhaltung zu folgen. Eine Weiterentwicklung der Adventure MUDs stellen in gewisser Hinsicht die vielen Computerspiele dar, die inzwischen online mit mehreren Beteiligten zu spielen sind. Diese Spiele bieten inzwischen eine ausgefeilte 3D-Grafik, in der man aus der Sicht der ersten 153 Ein Avatar ist die grafische Abbildung eines Nicknames, einer persona. Das Wort bezeichnet dabei ursprünglich in der indischen Mythologie „jene körperliche Hülle, die die Götter sich schaffen, wenn sie geruhen zur Erde hinabzusteigen“ (Adamowsky, Natascha: Spielfiguren in virtuellen Welten, Frankfurt 2000, S. 204). 38 Person agiert und live mit oder gegen andere User spielt. In den meisten dieser Spiele, z.B. den Onlineversionen von Halflife154 , geht es um ‚erschießen oder erschossen werden‘. Eine Mischform stellt das Onlinespiel Ultima Online (UO) dar.155 Die in UO dargestellte Welt teilt sich in einen Kontinent, der einem Adventure MUD ähnelt, in dem gekämpft und getötet wird, und einen zweiten, der eher an ein soziales MUD erinnert. UO bietet alle Möglichkeiten eines MUDs, ist aber ebenfalls vollständig dreidimensional animiert. Der User steuert einen kleinen Avatar durch die virtuelle Welt und interagiert mit anderen Spielern oder sogenannten programmierten Robotern, sogenannten ‚bots‘. Abbildung 5 - Screenshot aus Ultima Online Im Gegensatz zu IRC, MUDs und Palace, die für jedermann frei zugänglich sind156 , kosten Onlinespiele Geld. Hier ist die Anschaffung der Software nötig und, im Fall von Ultima Online, eine monatlich zu entrichtende Gebühr.157 154 http://www.sierrastudios.com/games/half-life/ 155 http://www.uo.com/ 156 IRC, MUDs und Palace sind entweder über Freeware (also kostenlose Software), oder über Programme, die Teil des Betriebssystems oder des Browsers sind (telnet, plugins), zugänglich. 157 Über die Unterschiede, die zwischen den sozusagen ‚ehrenamtlichen‘ Organisationen der textlich dargestellten MUDs und den wirtschaftlich orientierten Computerspielen bestehen, soll hier nicht gesprochen werden. Offensichtlich ist, daß viele Entwicklungen wie die dreidimensionale Grafik wohl nur durch Unternehmen entwickelt werden konnten, damit geht aber auch einher, daß viel vom ursprünglichen Geist des Muddens verloren ging. 39 Inzwischen sind neben UO verschiedene andere grafisch animierte Versionen von MUDs im Netz zu finden. Ein weiteres Beispiel wäre Cybertown158 , das ebenfalls einem sozialen MUD gleicht und mittels eines Avatars die Bewegung in einer dreidimensionalen Welt erlaubt. Abbildung 6 - Screenshot aus Cybertown Nach diesen kurzen Beschreibungen der unterschiedlichen Kommunikationssysteme der CMC wird sich diese Arbeit nun der eigentlichen Fragestellung dieses Kapitels widmen, der Frage, inwieweit diese Kommunikationsarten theatral sind. B.2.3. Computergestützte Kommunikation und Theatralität Zwei Menschen unterhalten sich in einem Chatroom. Der eine, Mr. Smith, sitzt vor seinem Computer in seinem Arbeitszimmer in Los Angeles, Herr Meier sitzt vor einem Laptop in seinem Münchener Wohnzimmer. Wo findet diese Unterhaltung statt? Im Computer, in den Glasfaserkabeln, die die beiden Gesprächspartner verbinden, im „Cyberspace“ oder in der „virtuellen Realität“159 ? Und wer unterhält sich eigentlich? Die beiden Internetuser oder ihre virtuellen Abgesandten, ihre „Fernlinge“160 ? Ist die Unterhaltung live, einmalig und unwiederholbar oder problemlos reproduzierbar wie eine Fernsehsendung? Und welche Rolle 158 http://www.cybertown.com 159 Virtuell meint hier und im folgenden nach Jaron Lanier, „daß etwas nur als elektronisches Bild existiert, aber sonst keine konkrete Gegenständlichkeit besitzt“ (Bollmann, Stefan: Einführung in den Cyberspace. In: Ders. (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien. Trends in Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur, Mannheim 1995, S. 165). 160 Rötzer, Florian: Vom zweiten und dritten Körper oder: Wie es wäre, eine Fledermaus zu sein oder einen Fernling zu bewohnen? Ein Essay. In: Krämer, Sybille (Hrsg.): Medien – Computer – Realität, Frankfurt 1998, S. 152 40 spielt der Körper? Wird er überflüssig, steht er „at the edge of destinction“161 ? Und was hat das alles mit Theatralität zu tun? Im folgenden soll versucht werden, diese Fragen zu klären. Überprüft werden dabei zuerst die oben fixierten formalen Vorbedingungen der Theatralität, Präsenz, Interaktion und Transitorität, um danach die inhaltlichen Aspekte der Theatralität zu untersuchen, also die Frage, inwieweit die verschiedenen Formen der Präsentation die synchrone CMC prägen. B.2.3.1. Präsenz und Interaktion Zurück zum obigen Beispiel: Offensichtlich ist, daß die physischen Körper der beiden Chatpartner Meier und Smith voneinander getrennt sind, sie sind sich nicht physisch präsent. Der Kommunikationsort trennt sich vom geographischen Ort162 , ein Effekt, den schon die Erfindung des Telefons mit sich brachte. Präsenz wird ersetzt durch die sogenannte „Telepräsenz“. Was aber bedeutet das? In welchem Raum findet die Unterhaltung statt? Im „Cyberspace“, lautet gemeinhin die Antwort. Der Begriff „Cyberspace“ geht auf den Science Fiction Roman Neuromancer von William Gibson aus dem Jahr 1984 zurück: „Cyberspace. A consensual hallucination experienced daily by billions of legitimate operators, in every nation, by children being taught mathematical concepts... A graphic representation of data abstracted from the banks of every computer in the human system. Unthinkable complexity. Lines of light ranged in the nonspace of the mind, clusters and constellations of data. Like city lights, receding...“163 Der Begriff fand bald Eingang in die wissenschaftliche Diskussion, und bezeichnet heute, nach längeren Diskussionen um die Abgrenzung zur Virtual Reality (VR)164 , „die neue Form von Interaktivität und Intersubjektivität [...], die entsteht, wenn der Computer mit dem Telefonnetz verbunden wird"165 , also die soziale, erlebare Seite dessen, was technisch als einfache Verkabelung, als Datennetz zu beschreiben ist. Der Cyberspace ist also der Raum, 161 Dautenhahn, Kerstin: The physical body in Cyberspace: at the edge of destinction? Berlin 1997, , http://duplox.wz-berlin.de/docs/panel/kerstin.html 162 Kobilke: Die Faszination, S.25 163 Gibson, William: Neuromancer, New York 1984, S. 51 164 Immer noch wird der Ausdruck Cyberspace auch verwendet, um den Raum zu beschreiben, in dem sich der Mensch in einer (zukünftigen) perfekten virtuellen Realität bewegt. Da sich diese Arbeit aber auf Räume beschränkt, die über das Interface Computer plus Telefonnetz zugänglich sind, soll der Cyberspace der „head mounted displays“ hier unberücksichtigt bleiben (Vgl. Bollmann: Einführung, S. 164f). 165 Bollmann: Einführung, S. 165 41 in dem beispielsweise IRC-Unterhaltungen stattfinden und bedeutet schlicht „mit jemanden, der physisch nicht anwesend ist, im selben Raum zu kommunizieren.“166 Zwei Menschen unterhalten sich also im Cyberspace. Ihre Körper bleiben ‚zuhause‘, im Real Life (RL), sie können nicht mit. Natürlich werden sie (noch) zum Tippen gebraucht, aber ansonsten erscheinen sie auf den ersten Blick überflüssig. Im Cyberspace, egal ob in IRC, MUDs oder graphischen Systemen, treten sich nicht die realen Gesprächspartner gegenüber, sondern ihre virtuellen Abkömmlinge, die mit Sherry Turkle „personae“167 genannt werden sollen. Diese personae verfügen nicht nur über einen eigenen (Nick-)Namen, sondern, wie noch zu zeigen sein wird, auch über eine eigene Identität, die durchaus von der ihres Besitzers abweichen kann, sie zeigen Fragmente eines Körpers, haben ein spezifisches Geschlecht und - in MUDs und graphischen Systemen - ein ganz individuelles Aussehen, einen individuellen Avatar. Abbildung 7 - Kommunikationsmodell für die synchrone CMC Wie die Abbildung deutlich zeigt, findet das Gespräch zwischen Herrn Meier und Mr. Smith über den Umweg der personae statt. Nicht die beiden an ihren Computern sitzenden Herren teilen sich einen Raum, sondern ihre personae, nicht im Real Life wird interagiert, sondern im Cyberspace. Dabei werden beide personae live von ihren Besitzern gesteuert, folgen getreu und zeitgleich (abgesehen von den Zeitverzögerungen des „lags“168 ) ihren Befehlen. 166 Barlow, John Perry: Wein ohne Flaschen. Globale Computernetze, Ideen-Ökonomie und Urheberrecht. In: Bollmann, Stefan (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien, Mannheim 1998, S. 85 167 Turkle: Leben, S. 293. Der Begriff persona erscheint mir am geeignetsten, da er im Gegensatz zu den Begriffen Rolle, Charakter, Figur oder Maske zunächst neutral zu verwenden ist, keine kritische Begriffsgeschichte hat und vor allem kein Adäquat im Real Life aufweist, sondern gezielt ein Phänomen benennt, das nur im Internet anzutreffen ist. 168 Als „lag“ bezeichnet man die Zeitverzögerung, mit der die Eingaben des Users auf den Bildschirmen seiner Kommunikationspartner ankommen. Bei überlasteten Leitungen oder technischen Problemen kann ein lag jede Kommunikation unmöglich machen. Herr Meier Mr. Smith Steffi_24 Cafu Cyberspace Real Life •Präsenz •Interaktion 42 Die Situation gleicht formal der eines Puppenspiels.169 Zwei Puppenspieler unterhalten sich auf dem Umweg über ihre Puppen, wobei sie sich nicht sehen können, weil sie beispielsweise durch eine Wand getrennt sind. Vermutlich würde niemand diesem Puppenspiel die Möglichkeit der Theatralität mit dem Argument absprechen, die Interaktion sei medial vermittelt. Der Unterschied zwischen Puppenspiel und computergestützter Kommunikation liegt lediglich in der Wahl des Interfaces, hier Puppen an Fäden, da virtuelle Textgeschöpfe. Obwohl aus dieser Perspektive die von vielen Theoretikern lautstark vertretene These, Theatralität und mediale Vermittlung schlössen sich aus, relativ beliebig erscheint, soll die beschriebene Kommunikationssituation noch näher untersucht werden. Aus obigem Schaubild gehen, versinnbildlicht durch die jeweiligen Pfeile, zwei grundlegende Fragen im Zusammenhang mit der Kommunikation in Chatrooms hervor: a) was kennzeichnet die Beziehung zwischen den personae und b) wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen der persona und ihrem jeweiligen ‚Besitzer‘. B.2.3.1.1. Telepräsenz: virtuelle Körper in virtuellen Räumen Es wurde schon darauf hingewiesen, daß die persona, die einen User im Internet vertritt, über einen eigenen Namen, eine Identität, ein Geschlecht, einen Körper und, je nach Art der CMC, ein spezifisches Aussehen verfügt. Für die Frage nach Präsenz und Interaktion erscheint vor allem der Körper von zentraler Bedeutung. Die Behauptung, die persona eines IRC-Benutzers habe einen Körper, mag zunächst irritieren, erscheint doch die Kommunikation in einem Chatroom auf den ersten Blick als körperlos. Jörg Müller hat jedoch darauf hingewiesen, daß auch im Cyberspace der Körper eine entscheidende Rolle spielt, der virtuelle Körper.170 Er übernimmt die Funktionen des realen Körpers und ermöglicht so (Tele-)Präsenz, Interaktion und andere Funktionen, für die er auch im Real Life zuständig ist. Schon das kurze Beispiel einer Chatunterhaltung171 hat gezeigt, wie viele Bezüge auf den Körper es in der scheinbar körperlosen Welt des Chattens gibt. Erst die Körpersprache gibt dem getippten Wort den nötigen Kontext, und körperbezogene Eingaben wie das verbreitete Akronym *ROTFLBTC* (Rolling on the floor, laughing, byting the carpet), Handlungsbeschreibungen in der dritten Person (*wink*), Emoticons oder die Möglichkeit, über den ‚/me‘ 169 Brenda Danet reisst diese Metapher kurz an, wenn sie vorschlägt, MUDs als „verbal puppetry“ zu betrachten (Danet: General Introduction, Kapitel „Verbal Puppetry“). 170 Müller, Teil der ‚Projektgruppe Internet‘ des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin, hat das Konzept des „virtuellen Körpers“, das ungenannt vielen Veröffentlichungen zu Grunde liegt, am Klarsten zum Ausdruck gebracht (Müller, Jörg: Virtuelle Körper. Aspekte sozialer Körperlichkeit im Cyberspace, Berlin 1996, http://duplox.wz-berlin.de/texte/koerper/). 171 Vgl. Kapitel B.2.2.1. 43 Befehl körperliche Aktionen zu beschreiben, dienen dazu, diesen Kontext zu schaffen. Sie erzeugen aber gleichzeitig einen virtuellen Körper, der offensichtlich für die Kommunikation unvermeidlich ist: „In jeder Kommunikation schwingt die Vorstellung eines Körpers mit.“172 Die Chat-Eingabe ‚/me grinst freundlich in die Runde‘, die auf den Bildschirmen der User im selben Channel als ‚* Cafu grinst freundlich in die Runde‘ erscheint, ist z.B. kaum adäquat ohne Bezug auf den Körper wiederzugeben173 , wie auch Howard Rheingold schreibt: „Ohne Mimik, Unterton der Stimme, Körpersprache, Kleidung, gemeinsame reale Umgebung oder andere Kontextelemente, die mit der physischen Präsenz in einer sozialen Gruppe verbunden sind, verwenden IRC-Teilnehmer ausschließlich Worte, um ihren Identitäten einen gemeinsamen Kontext zu geben. ‘Actions’ (Handlungen) werden hinzugefügt, um dem laufenden Dialog eine Metaebene hinzuzufügen [...].“174 Körper sind also für die Kommunikation entscheidend, auch im Cyberspace. Den realen Körper können wir nicht mitnehmen: "In contrast to face-to-face encounters, then, computer networks nullify our physical existence. In a way, they free us from inhibitions created by our physical identity. We are more equal on the net because we can ignore it, and create a new self in cyberspace."175 Dieses „Aufheben unserer physischen Existenz“, dessen Auswirkungen im nächsten Kapitel noch näher untersucht werden, führt aber offensichtlich zu einer sofortigen virtuellen Neukonstruktion des Körpers. Seine Funktionen, die Kerstin Dautenhahn mit dem Schlagwort „the social body“176 beschreibt, sind im Cyberspace nicht ohne weiteres ersetzbar: „The connection between the body and social interaction is that humans are experts to take the body as a social tool. It is not just of our way of being in the world but also about our way of interacting with others living in the world. In human species we find the most elaborated forms of self-manipulation, using the body as a means to express personality and social roles, also as a means of manipulating others.”177 Jörg Müller hat neben der Funktion des virtuellen Körpers als Kontextvermittler durch Elemente der Körpersprache wie Gestik und Mimik noch weitere Funktionen beschrieben, die den virtuellen Körper als unverzichtbar erscheinen lassen: Er dient „als Grundlage von 172 Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 8 173 Vgl. Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 7 174 Rheingold, Howard: Virtuelle Gemeinschaft. Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers, Bonn 1994, S. 220 175 Bechar-Israeli, Haya: From to . Nicknames, Play, and Identity on Internet Relay Chat, in: in: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/bechar.html 176 Dautenhahn: The physical body, Kapitel „The social body“ 44 Werten und Normen zur Etablierung von Umgangsregeln“178 , eine Funktion, die sich deutlich zeigt, wenn man als IRCer beispielsweise in einem Chatroom, der nicht für sexuelle Interaktionen bestimmt ist, einer Unbekannten einen Kuß gibt. Die Eingabe (1) * Cafu küßt Olinda lange auf den Mund würde sicher zu ähnlichen Verwicklungen und Restriktionen führen, wie sie diese Handlung gegenüber einer Unbekannten in der U-Bahn zur Folge hätte: „Die chat-Gemeinde achtet darauf, daß durch bestimmte Körpergestiken unterschiedliche soziale Beziehungen zum Ausdruck gebracht werden. Seinem virtuellen Gegenüber Schläge auszuteilen bedeutet etwas anderes, als ihn/sie/es zu umarmen, d.h. die Umarmung, eine Geste die gewisse Vertrautheit zwischen den Beteiligten zum Ausdruck bringt, gilt auch im Cyberspace als Geste körperlicher Nähe, und wird deutlich von anderen Aktionen zwischen charactern unterschieden.“179 Daneben dient der virtuelle Körper auch als Signifikant180 : „Gender Swapping“ beispielsweise, also der Wechsel des Geschlechts im Internet181 , dürfte ohne den Bezug auf einen virtuellen Körper nur schwer möglich sein. Körperlos wäre der Mensch im Internet eben auch geschlechtslos – eine Behauptung, die nicht zuletzt in den zahlreichen Cybersex-Kanäle des IRC leicht zu widerlegen ist: „Nicht die Materialität des Körpers verbürgt seine Existenz im Cyberspace, sondern seine Eigenschaft als Signifikant, d.h. das was er konnotiert - sei es soziales Geschlecht, Lebensstil oder kulturelle Identität.“182 Außerdem gibt erst der virtuelle Körper die Möglichkeit zur Orientierung und Navigation183 , eine Funktion, die im IRC eine untergeordnete Rolle spielt, im Zusammenhang mit den MUDs aber von entscheidender Bedeutung ist: Wie könnte man einen anderen Raum betreten, wie ganze Welten erkunden oder Schwertkämpfe austragen, wenn nicht im Rekurs auf den Körper? Zusammenfassend schreibt Müller: "Der virtuelle Körper ist fragmentarisch, er zeigt sich auf unterschiedliche, in ihrer Verwirklichung voneinander unabhängige Art und Weise. Erstens durch seine Räumlichkeitsund Bewegungsfunktionalität, die entweder graphisch oder rein textorientiert verwirklicht sein kann. Zweitens zeigen Gestik und Mimik als Ausdrucksmittel virtuelle Körperlichkeit 177 Dautenhahn: The physical body, Kapitel „The social body“. Es ist dieser „soziale Körper“, der Phantasien von der Trennung von Körper und Geist und der damit zu erreichenden Unsterblichkeit wenig einladend und anstrebenswert erscheinen läßt. 178 Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 11 179 Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 8 180 Vgl. Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 11 181 Vgl. Kapitel B.2.3.3. 182 Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 8 183 Vgl. Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 4 45 an. Drittens strukturiert der Körper als Signifikant Kommunikation im Netz, und viertens bietet er sich als Grundlage von Werten und Normen zur Etablierung von Umgangsregeln an. Durch drei dieser vier Aspekte virtueller Körperlichkeit eröffnen sich uns soziale Erfahrungswelten, die bisher an die Stofflichkeit, Permanenz und ‚Natürlichkeit‘ des realen Körpers gebunden waren."184 Die Kommunikation in computergenerierten Räumen konstruiert also zwangsläufig einen fragmentarischen virtuellen Körper, der die sozialen Funktionen des Körpers übernimmt: „No matter, how virtual the subject may become, there is always a body attached.“185 Dabei soll keineswegs behauptet werden, zwischen dem realen und dem virtuellen Körper bestünden keine Unterschiede: Der Körper im Netz bleibt ein Fragment. Dies führt einerseits zu einer Befreiung von der physischen Bedingtheit bis hin zur Möglichkeit des Gender Swappings, andererseits bleiben Interaktionen, Erfahrungen und Erlebnisse des virtuellen Körpers in gewisser Weise unwirklich: „Bis zu einem gewissen Grad entsteht Wissen aus konkreter [physischer] Erfahrung, basiert es auf einer Körperlichkeit, die jeder von uns anders erlebt."186 Der virtuelle Körper ist kein vollwertiger Alternativkörper, er übernimmt nur bestimmte (soziale) Funktionen des Körpers, er ist Produkt und Bedingung der Anwesenheit und Präsenz im Cyberspace und erlaubt die Interaktion mit anderen Usern. Die beiden User teilen sich also über ihre personae und deren Körper einen gemeinsamen Raum und eine gemeinsame Zeit, sie sind sich präsent. Diese Form der medial vermittelten Präsenz im Cyberspace soll als Telepräsenz bezeichnet werden. Um die Qualität der Telepräsenz im Vergleich zur RL-Präsenz abzuschätzen, soll im folgenden noch kurz auf die Beziehung zwischen User und persona eingegangen werden. B.2.3.1.2. Akzeptanz, Identifikation und Immersion „Real Life ist ein Fenster unter vielen, [...] und es ist gewöhnlich nicht mein bestes.“187 Joachim Höflich hat darauf hingewiesen, daß es von entscheidender Bedeutung ist, „die Einstellung der Beteiligten zu dem Medium zu berücksichtigen.“188 Dabei kann man von einem ‚Gewöhnungseffekt‘ ausgehen: 184 Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 11 185 Stone, Alluquere Rosanne: Will the Real Body Please Stand Up? Boundary Stories about Virtual Cultures. http://www.rochester.edu/College/FS/Publications/StoneBody.html 186 Turkle: Leben, S. 386. Andererseits beweisen Turkles Untersuchungen aber auch, wie real viele User ihre Erfahrungen in der CMC nehmen (vgl. Kapitel B.2.3.1.2.). 187 Ein MUD-Spieler, zitiert nach Turkle: Leben, S. 16 188 Höflich: Technisch vermittelte interpersonelle Kommunikation, Opladen 1996, S. 59 46 „Unter der Prämisse der Reziprozität kommt hier [...] zum Ausdruck, daß ein technisches Kommunikationsmedium unter gewissen Bedingungen, und zwar dann, wenn es ‚erlebnismäßig zurücktritt‘ - zu einem psychologisch neutralen Vehikel bei der Übermittlung von Botschaften werden kann, ja möglicherweise werden muß. [...] Man denke nur an das Telefon, daß im Kontext der alltäglichen medienvermittelten Kommunikationszusammenhänge selten thematisch in den Vordergrund tritt.“189 Dieses Zitat macht deutlich, wie unterschiedlich die Beziehung eines Users zur CMC sein kann. Ein sogenanntes ‚Newbie‘ – jemand, der das erste Mal in einem Chatroom ist – wird sich anders verhalten als ein User, der seit Jahren Tag für Tag parallel zur Arbeit chattet. Die Akzeptanz eines Mediums spielt sicher eine große Rolle für die Bewertung der Beziehung zwischen User und persona. Untersuchungen im IRC haben ergeben, daß die meisten User sich stabile personae aufbauen, denen sie über lange Zeit treu bleiben, obwohl es problemlos möglich ist, seinen Nickname jederzeit zu ändern.190 Nur so ist es möglich, eine ‚Community‘ aufzubauen, Freunde zu finden und vor allem von diesen auch wiedererkannt zu werden.191 Sherry Turkles Untersuchungen belegen in etlichen Beispielen, daß für viele User die persona zum festen Bestandteil der eigenen Persönlichkeit wird, sie spricht von „parallelen Identitäten“ und „parallelen Lebenswelten“192 . Bekannt sind beispielsweise viele Geschichten von ‚Hochzeiten‘ in MUDs oder bei Ultima Online193 , die deutlich belegen, wie weit die Identifikation der User mit ihren personae geht. Das meistzitierte Beispiel ist aber sicher der von Julian Dibbel dokumentierte „Rape in Cyberspace“194 im LambdaMOO. Einem Spieler war es mittels eines Programms (das er als eine Voodoo-Puppe beschrieb) gelungen, Kontrolle über andere Spieler zu erlangen. D.h. er konnte in deren Namen Befehle eingeben, die die Figuren dann ausführten, ohne daß die Besitzer der Figuren es verhindern konnten. Der Spieler zwang im vollbesetzten Wohnzimmer von LambdaMOO mehrere Figuren, gegen ihren 189 Ebd. S. 59 190 Der Befehl ‚/nick cafu22‘ ändert den Nickname auf ‚cafu22‘. Auf den Bildschirmen aller anderen User im selben Channel erscheint ‚*** cafu is now known as cafu22‘. 191 Darauf hat zuerst Elizabeth Reid hingewiesen, ihre Ansichten wurden von Bechar-Israelis Untersuchungen bestätigt. Bekannt sind auch etliche Geschichten über sogenannten ‚NicknameDiebstahl‘, wenn sich also ein User unter einem Nickname einloggt, den ein anderer schon längere Zeit benutzt, und diesem somit sozusagen seine virtuelle Identität stiehlt (z.B. Bechar-Israeli: From Bonehead). 192 Turkle: Leben im Netz, S. 17 193 Baur, Timo: Virtuelles Britannia. Eine Feldstudie in der virtuellen Realität, unveröffentlichtes Manuskript, München 2000, S. 45 194 Dibbel, Julian: A Rape in Cyberspace or How an Evil Clown, a Haitian Trickster Spirit, Two Wizards, and a Cast of Dozens Turned a Database Into a Society, The Village Voice, 21.12.1993, S. 36-42, bzw. http://www.levity.com/julian/bungle_vv.html 47 Willen sexuelle Handlungen zu vollziehen. Erst durch die Kenntnisse eines erfahrenen Spielers konnte dem ‚Zauber‘ ein Ende bereitet werden. Am nächsten Tag entbrannte eine wilde Diskussion, wie mit dem virtuellen Vergewaltiger zu verfahren sei. Die Reaktionen der betroffenen Spieler waren sehr unterschiedlich: „Während die virtuelle Realität und ihre Konventionen uns einerseits glauben machen wollen, Legba und Starsinger seien in ihrem eigenen Wohnzimmer brutal vergewaltigt worden, begnügte sich Legba damit, Mr. Bungle [den ‚Vergewaltiger‘] für einen Verstoß gegen die ‚gesitteten Umgangsformen‘ zu rügen. [...] [Dagegen] forderte der gekränkte Spieler Legba auf herzergreifende Weise die Zerstückelung von Mr. Bungle. Grotesk übertrieben im Lichte von RL, jämmerlich untertrieben aus der Sicht von VR, ergab die Ambivalenz von Legbas Reaktion nur Sinn in der dissonanten Kluft zwischen beiden.“195 Hier zeigt sich deutlich, wie weit die Identifikation eines Users mit seiner persona gehen kann, und wie schwer es wird, Grenzen zwischen Realität und Virtualität zu ziehen. Im Kontext der Virtuellen Realität wird die Identifikation des Users mit der virtuellen Umgebung oft als „Immersion“ bezeichnet, vergleichbar dem Betreten eines Bildes, dem Eintauchen des Users in die virtuelle Welt. Die genannten Beispiele zeigen deutlich, daß die Beziehung zwischen User und persona von zwei unterschiedlichen Faktoren abhängt: von der Akzeptanz, die dem Medium entgegengebracht wird und von der Identifikation mit der persona und der damit verbundenen Immersion. Bei der Betrachtung von Phänomenen der CMC muß also darauf geachtet werden, daß die Beziehung der User zum Medium und seinen Angeboten sehr unterschiedlich sein kann. Die vorliegende Arbeit basiert auf der Annahme, daß im Normalfall die persona als ein Teil der eigenen Identität aufgefaßt wird und daß damit die Präsenz und Interaktion der persona auch als eigene Präsenz und Interaktion interpretiert werden. B.2.3.2. Transitorität Nachdem die Aspekte Präsenz und Interaktion sich in der Auseinandersetzung mit virtueller Körperlichkeit, Telepräsenz und Immersion wiedergefunden haben, stellt sich noch die Frage, inwieweit Unterhaltungen in Chatrooms oder über andere Kommunikationsformen der synchronen CMC transitorisch sind. Immer wieder taucht die Ansicht auf, CMC wäre problemlos aufzuzeichnen und daher nicht transitorisch.196 Natürlich ist das Gespräch in einem Chatroom relativ leicht aufzuzeichnen. Die Frage ist allerdings, inwieweit das Produkt 195 Ebd., in der deutschen Übersetzung zitiert aus Turkle: Leben, S. 410. Mr. Bungle wurde schließlich von einem Wizard ‚getoaded‘, gelöscht und damit getötet. Der Vorfall führte zur Einführung eines Wahlsystems im LambdaMOO, mit dessen Hilfe über die Folgen solchen Verhaltens abgestimmt werden kann. 196 Vgl. z.B. Sandbothe: Theatrale Aspekte, S. 213 48 dieser Aufzeichnung dem Aufgezeichneten gleicht. Der Mitschnitt einer Chatunterhaltung ist auf den ersten Blick mit der Unterhaltung selbst identisch. Mediale Unterschiede, wie sie etwa zwischen einer Theateraufführung und ihrer Aufzeichnung auf Video bestehen, gibt es nicht. Eine aufgezeichnete Chatunterhaltung, ein sogenannter Logfile, wäre also beispielsweise eine Textdatei folgenden Inhalts: (1) Aber Du hast mir doch versprochen, Du kommst (2) Versprochen? Stiimmt nicht! (3) :-(((((((( (4) Ok, es war versprochen, aber ich kann wirklich nicht kommen. Der Logfile gleicht dem Chat bis ins Detail, sogar der Tippfehler in Zeile 2 bleibt erhalten. Trotzdem besteht ein fundamentaler Unterschied: Die Aufzeichnung ist nicht live! Der Leser dieser Zeilen weiß nicht, ob Steffi zögert, bevor sie in Zeile 4 zugibt, daß sie ihr Kommen versprochen hat. Ein Logfile erhält einen zentralen Punkt nicht, den die Videoaufzeichnung eines Theaters festhält: das Timing. Außerdem verändert sich die Leseperspektive fundamental: Wer chattet, ist über seine persona in der ersten Person an der Unterhaltung beteiligt. Wer eine Aufzeichnung liest, wird zum Außenstehenden, zum ‚Lurker‘. Er erfährt nicht die Enttäuschung, die Cafu in Zeile 3 zum Ausdruck bringt. Er ist nicht am Gespräch beteiligt. Wie bei allen transitorischen Medien bleibt es ein fundamentaler Unterschied, ob man live dabei ist, oder eine Aufzeichnung konsumiert. Dies zeigt sich z.B. auch bei Videoaufzeichnungen von Theaterstücken: ‚Der Zauber ist weg‘, die emotionale Anteilnahme, die Liveness. Dabei ist der Unterschied zum Liveerlebnis bei einem Logfile noch wesentlich größer als bei einer Videoaufzeichnung. Vor dem Video bleibe ich wie im Theater Zuschauer, es verändert sich (nur) die mediale Vermittlung, bei der Aufzeichnung eines Chats werde ich vom (potentiellen) Mitschreiber zum Leser, vom aktiven Teilnehmer zum passiven Konsumenten, verliere die Möglichkeit der Interaktion, die Möglichkeit einzugreifen und den Lauf der Unterhaltung zu verändern. Bei nichttransistorischen Medien besteht zwischen Original und Kopie, Aufgezeichnetem und Aufzeichnung, generell kein Unterschied. Es ist egal, ob ich das Mastertape eines Filmes sehe oder seine hundertste Kopie. Bei der synchronen computergestützten Kommunikation besteht dieser Unterschied sehr wohl. Die Möglichkeit der problemlosen Aufzeichnung kann nicht davon ablenken, daß diese Kommunikationsformen definitiv transitorisch sind, wie auch Elizabeth Reid für MUDs schlußfolgert: 49 "Interaction on a MUD is, after all, interactive, synchronous and ephemeral. [...] This interaction is not enacted to be read as an artefact, but to be experienced subjectively. It is not a text but a context. Virtual interaction loses emotional and social meaning when transposed to a computer file and re-read. The pauses, breaks, disjunctions, speed and timing of virtual conversations are lost in such transposition [...]."197 In der synchronen CMC, in IRC, MUDs und Onlinespielen, zeigt sich ein „style of communication, which is ordinarily as ephemeral as the wind“198 . Insgesamt kann also festgehalten werden, daß die Vorbedingungen der Theatralität in der synchronen computergestützten Kommunikation zu finden sind, nachdem gezeigt wurde, daß Präsenz, Interaktion und Transitorität - in zugegebenermaßen veränderter Form - auch für diese Kommunikationswege kennzeichnend sind. Im folgenden soll die zentrale Frage untersucht werden, inwieweit sich Chatrooms durch die inhaltlichen Bedingungen der Theatralität auszeichnen: den Charakter der Präsentation und ihrer primären Wahrnehmung. B.2.3.3. Selbstpräsentation, Präsentation, Repräsentation Ein bekannter Bilderwitz aus dem Time Magazine zeigt zwei Hunde vor einem Computer. Der eine sagt zum anderen: „On the Internet, nobody knows you’re a dog.“199 Dieser Witz zeigt überdeutlich, wie wenig gesicherte Informationen über seine Gesprächspartner man bei der synchronen computergestützten Kommunikation eigentlich hat. Ein User erscheint unter einem Nickname, den er frei gewählt hat. Weitere Informationen sind nur aus seinen Texteingaben zu entnehmen, die er bewußt an seine Gesprächspartner weitergibt.200 Anke Bahl hat für den IRC darauf hingewiesen, daß sogar die Art des Tippens die Bewußtmachung der Informationsvergabe, die „Objektivierung“201 , fördert. Im Gegensatz zu 197 Reid, Elizabeth: Cultural Formations, Kapitel: „Making sense of each other“ 198 Danet, Brenda: Curtain Time, Kapitel „The Textual Freezing of Online Style“ 199 Zitiert nach Kobilke: Die Faszination, S. 34 200 Zwar lassen sich z.B. mit dem ‚/whois‘ Befehl im IRC einige zusätzliche Informationen über einen User abfragen, diese sind aber auch problemlos manipulierbar. Die Abfrage ‚/whois cafu‘ bringt folgende Antwort: ‚cafu is langer@p3E9ECC4A.dip.t-dialin.net * Captain Future cafu on #theater cafu using freenet.de [irc.freenet.de] freenet.de AG, D'dorf, Germany cafu has been idle 17 secs’ Cafu ist im freenet-Channel #theater eingeloggt und hat seit 17 Sek. nichts mehr getippt, sein Provider ist T-Online, als vollen Namen gibt er „Captain Future“ an. Außer dem Provider sind alle Angaben problemlos zu manipulieren und sagen darüber hinaus kaum etwas über den User aus. 201 Bahl: Zwischen, S. 69 50 Talk202 , bei dem jeder Buchstabe sofort nach dem Eintippen auf dem Bildschirm des Gegenübers erscheint, tippt der User bei IRC und MUDs einen Satz ein, kann ihn noch einmal lesen und schickt ihn erst dann mit der Return-Taste los. Eine unabsichtliche Informationsvergabe, ein ‚Rausrutschen‘, wie es in der F2F-Kommunikation oder bei Talk des öfteren vorkommt, ist also weitgehend ausgeschlossen. Unbewußte (und vielleicht sogar ungewollte) Informationsvergaben wie durch Aussehen, Geschlecht, Kleidung, Bewegungsart, Sprachstil und Dialekt, Mimik und Gestik, die die Faceto-Face Kommunikation deutlich mitprägen und die sprachliche Kommunikation kontextualisieren, fallen so weg. Die Abwesenheit des realen Körpers erzeugt ein Klima der „Anonymität“203 . Der User hat jederzeit die volle Kontrolle darüber, welche Informationen er an seine Gesprächspartner weitergibt, wie Elizabeth Reid für den IRC konstatiert: „Essentially there is nothing that one IRC user can ascertain about another - beyond the fact that they have access to the Internet - that is not manipulable by that user.”204 Durch das Wegfallen aller nichtsprachlichen Kommunikationswege werden die Nicknames zum entscheidenden Zeichen der Anwesenheit eines Users im Cyberspace, sie begründen seine persona: „Um die eigene Anwesenheit im Chat herzustellen, muß ein Chatwilliger zunächst einmal [...] die Möglichkeit der eigenen Anwesenheit im Rahmen des gewählten Chat-Dienstes etablieren, indem er die Existenz der eigenen Identität qua Benennung deklariert. Denn ohne Namen ist es unmöglich, an einem Chat teilzunehmen.“205 Dadurch spielt die Wahl des Nicknames eine zentrale Rolle: „Since a person's physical existence and identity must be condensed textually into a single line which states the nickname [...], the person will attempt to make these representational elements as prominent as possible. The way to do so is to choose an original nick which conveys something about the person's ‚self‘ and which will tempt other participants to strike up a conversation with that person.“206 Der Nickname wird also zum zentralen Mittel der unterschiedlichen Formen von Präsentation – und zum Kommunikationsanlaß. Ein User, der sich unter einem witzigen Nickname einloggt, wird leichter Gesprächspartner finden als jemand, der einen langweiligen Namen 202 Talk ist eine Form der CMC, die die Unterhaltung zwischen zwei Partnern ermöglicht. Dabei wird der Bildschirm zweigeteilt, oben erscheint der Text des einen, unten der des anderen. Jeder Buchstabe erscheint sofort, es werden also auch ein Zögern oder ein Löschen und Verbessern übertragen. Talk stammt aus der Anfangszeit der CMC und ist nicht mehr besonders gebräuchlich, ist aber z.B. noch Teil des Kommunikationsprogrammes ICQ. 203 „Anonymität“ wird eigentlich von allen CMC-Forschern als ein entscheidendes Kennzeichen der synchronen CMC hervorgehoben. Vgl. Bahl: Zwischen S. 81ff, Kobilke: Die Faszination S. 33 und Reid: Electropolis, Melbourne 1991, http://home.earthlink.net/~aluluei/electropolis.htm 204 Reid: Electropolis 205 Beißwenger: Kommunikation, S. 166 51 trägt. Schließlich wird im IRC in den seltensten Fällen über ein dezidiertes Thema gesprochen, statt dessen herrscht primär Smalltalk vor – Gespräche, die in gewisser Weise nur in diesem Medium existieren, von ihm abhängen: „Metakommunikation“207 nennt das Kobilke treffend, die banale Bestätigung von McLuhans berühmten Slogan „The medium is the message“. Diese Ebene der Selbstdarstellung, die Ebene der persona, soll im folgenden als Präsentation bezeichnet werden. Ein User zeigt „vor anderen etwas von der eigenen Person Verschiedenes [...]. A zeigt B vor C“208 . Dieses „von der eigenen Person Verschiedene“ ist in diesem Fall die persona, nicht wirklich der User selbst, nicht wirklich eine Rolle. Natürlich ist auch vorstellbar, daß ein Nickname allein zur Selbstrepräsentation verwendet wird: Herr Meier loggt sich als ‚HerrMeier‘ ein. Bechar-Israelis Untersuchungen des IRC haben allerdings ergeben, daß sich nur etwa 8% der User unter ihrem richtigen Namen einloggen, obwohl das problemlos möglich ist.209 In den anderen Kommunikationsangeboten der synchronen CMC dürfte diese Zahl noch geringer sein.210 Dazu kommt, und das ist zentral, daß für die anderen User die Selbstpräsentation nicht als solche zu erkennen ist, sie nicht abschätzen können, ob ‚HerrMeier‘ ein Nickname ist oder der tatsächliche Name des Users. Das Einloggen unter einem Pseudonym ist in Chatrooms und MUDs normal und allseits akzeptiert. Das Verhältnis zwischen der persona und der realen Identität des Users kann dabei sehr unterschiedlich sein. Prinzipiell erlaubt es die „Pseudonymität“211 und Anonymität der CMC natürlich, vom realen Selbst stark unterschiedliche personae anzunehmen, sich einen vom realen Körper stark abweichenden virtuellen anzueignen. Die ‚Verstellung‘ reicht dabei von kleinen Flunkereien (rundliche Herren, die ihr Gewicht um 10 kg nach unten korrigieren) bis zum Extrem des Geschlechterwechsels. Vor allem in den Channels für „Cybersex“212 ist „Gender Swapping“213 , der virtuelle Geschlechterwechsel, an der 206 Bechar-Israeli: From Boenhead 207 Kobilke: Die Faszination, S.22 208 Kotte: Der Mensch, S. 164 209 vgl. Bechar-Israeli: From Bonehead 210 Eine Ausnahme stellen die Educational MUDs dar, vergleiche Kapitel B.2.2.2.3. 211 Bahl: Zwischen, S. 86 212 „Virtueller Sex [...] besteht darin, daß zwei oder mehr Spieler Beschreibungen von körperlichen Handlungen , mündlichen Äußerungen und emotionalen Reaktionen ihrer Figuren in den Computer eintippen. Diese Aktivität ist im Cyberspace nicht nur weit verbreitet, sie bildet für viele Leute sogar das Kernstück ihrer Online-Erfahrung“ (Turkle: Leben, S. 362). 213 Bruckman, Amy: Gender Swapping on the Internet, San Francisco 1993, http://www.usyd.edu.au/su/social/papers/bruck1.txt 52 Tagesordnung214 : „If you meet a character named ‚FabulousHotBabe‘, she is almost certainly a he in real life.“215 Aber auch in Chatrooms, in denen es nicht primär um Sex und Erotik geht, neigen viele männliche User dazu, sich mit einem weiblichen Nickname einzuloggen, da dies die Kommunikation erheblich erleichtert. Weibliche Nicks werden meist sofort angesprochen, wenn sie einen Chatroom betreten, wohingegen von männlichen Nicks meist keine Notiz genommen wird.216 Die Pseudonymität und ihre Folgen bis hin zum Gender Swapping sind dabei ein allseits akzeptierter Teil der Chat- und MUD-Kultur: „Whatever may be the attitude of individual users of the IRC program to such examples of gender experimentation, the crucial point is that it is an inherent possibility offered by the IRC software. Exploitation of this potential is an accepted part of the 'virtual reality' [...] of IRC. [...] A willingness to accept this phenomenon, and to join in the games that can be played within it, is an aspect of the culture of IRC users."217 Und auch Bechar-Israeli hält fest: „[...] nicks serve many functions. They are, first of all, a means to announce one's willingness to play. They are a kind of mini-ritual in which, each time participants log on, they declare their entrance into the state of play on IRC.”218 Diese Formen der ‚Verstellung‘ sind dabei immer noch als eine (extreme) Form der Präsentation zu interpretieren, denn auch hier ist es für die anderen User nicht erkennbar, ob ‚Steffi_24‘ wirklich eine Frau ist oder ein Mann. Die Frage, ob es sich um Selbstpräsentation, Präsentation oder Repräsentation handelt, ist, darauf hat Andreas Kotte hingewiesen219 , eine Frage der Rezeption. Der User nimmt die Nicknames der anderen Chat-Teilnehmer als Präsentation wahr, weil er im Normalfall nicht abschätzen kann, ob sich hinter einem Nickname ein Gender Swapper oder eine reale Person des selben Namens verbirgt. Selbstpräsentation und Repräsentation werden in der Rezeption zur Präsentation. 214 Da diese Kanäle fast ausschließlich von Männern besucht werden, ist es für das Zustandekommen einer heißen virtuellen Nacht fast unumgänglich, daß einige von ihnen das Geschlecht wechseln. 215 Curtis, Pavel: Mudding: Social Phenomena in Text-Based Virtual Realities, http://www.eff.org/pub/Net_culture/MOO_MUD_IRC/curtis_mudding.article 216 Bruckman: Gender Swapping 217 Reid: Electropolis. Dabei hat sich diese eigene Kultur des IRC erst langsam herausgebildet. Bei mehreren IRC-Forschern findet sich die Anekdote über den New Yorker Psychiater Stanford Lewin, der sich Mitte der 80er Jahre in einem Chatroom als behinderte Frau ausgab, um Frauen kennenzulernen und ihre Psyche zu studieren. Die Sache flog mit einem großen Eklat auf, eine Reaktion, die heute unter IRC-Nutzern eher mit Unglauben aufgenommen wird: Das Spiel mit der Identität wird heute als grundsätzlicher Bestandteil des IRC akzeptiert (Vgl. z.B. Müller: Virtuelle Körper, Kapitel 10). 218 Bechar-Israeli: From Bonehead 219 Kotte: Der Mensch, S. 165 53 Andererseits kann ein Nickname auch ein Mittel der Repräsentation sein, im Sinne eines Spielangebotes. Das folgende Beispiel zeigt, wie der Nickname „Matrose“ zum Ausgangspunkt eines Rollenspiels zwischen zwei Usern wird: „(zora) Jetzt noch ein bißchen Party Mucke? Wer schlägt was vor? [...] (Matrose) stromgitarrenmusik!! [...] Daniro nimmt Matrose seine Musik weg [...] Matrose knuepft Daniro an der obersten rah uaf [...] Daniro wehrt sich mit Händen und Füßen [...] Matrose laeest daniro zur Strafe erstmal auspeitschen [...] Daniro hat die Peitsche mit einer Schaumgummipeitsche vertauscht [...] Matrose laesst daniro kielholen [...] Daniro zieht seinen Taucheranzug an [...] Matrose fuellt helium in daniros sauerstoffflasche [...] Daniro schreit um sein Leben *wieMickyMaus* [...] Matrose lacht sadistisch und schmeisst Daniro ins Wasser [...] Daniro ruft seinen Freund Flipper [...] Matrose teilt Daniro mit, daß flipper gestern auf seiner thunfischpizza gelandet ist [...] Daniro schwimmt auf eine einsame Insel [...] Daniro geht in einen anderen Raum: Einsame Insel [...] Matrose geht in einen anderen Raum: Einsame Insel“220 Das Beispiel verdeutlicht den Unterschied zwischen persona und Figur, Präsentation und Repräsentation. Der Nickname ‚Matrose‘ ist zuerst ein normales Pseudonym im Sinne der Präsentation, kann aber auch im Sinne der Repräsentation als ein Spielangebot 220 Mitschnitt aus dem unicum-Chat vom 24.11.1998, zitiert nach Beißwenger: Kommunikation, S. 194- 197 [Tippfehler wie im Original]. Beißwenger hat auch dezidiert untersucht, wie ein Gespräch 54 wahrgenommen werden. Dabei ist der Rollenspielcharakter der Unterhaltung, oder um mit Beißwenger zu sprechen, der Charakter der „Simulation“221 , für alle Gesprächspartner deutlich. Wenn also ein Nickname nicht im Sinne der Präsentation als persona, sondern als Name einer Figur aufgefaßt wird, was sich daran erkennen läßt, daß sich das Gespräch in einem fiktionalen Rahmen bewegt, dann kann von Repräsentation gesprochen werden. Kurz sei anhand des obigen Beispiels darauf hingewiesen, daß auch die Benennung eines Raumes zum Kommunikationsanlaß werden kann. In den meisten Chatsystemen und in den sozialen MUDs ist es problemlos möglich, jederzeit einen neuen Raum zu schaffen, in den man, will man sich dort unterhalten, dann andere User ‚locken‘ muß. Michael Beißwenger hält fest, daß die Eröffnung eines neuen Raumes nicht nur ein potentielles Kommunikationsangebot im Sinne der Präsentation, sondern auch ein „Konstituieren von Spielen“222 , eine Art Regelvorgabe für die Besucher dieses Raumes ist. Die Benennung eines Raumes als „Gemütliche_Almhütte_in_den_Bergen“, oder wie im obigen Beispiel „Einsame Insel“, hat also wie ein Nickname die Funktion, Interesse zu wecken, legt aber auch Besuchern dieses Raumes ein bestimmtes (Spiel-) Verhalten nahe: Sie sollen sich verhalten, als wären sie in einer gemütlichen Almhütte oder auf einer einsamen Insel. „Insofern besitzt ein Chat-Teilnehmer, indem er einen Chat-Raum eröffnet, die Möglichkeit, diesen als ein Spiel zu konstituieren, indem er eine eigenmächtige Setzung vornimmt und somit über eine irgendgeartete Simulation den Ausgangspunkt schafft für eine spezifische Art von Interaktion [...].“223 In MUDs, die es ermöglichen, einen Raum samt Inventar detailliert zu beschreiben, ihm eine eigene Zeit, ein eigenes Wetter und programmierte Bewohner zu schaffen, ist dieses „Konstituieren von Spielen“ noch deutlicher zu sehen. Ähnlich wie die Benennung der eigenen persona dient also das Benennen eines neuen Raumes der Präsentation, kann aber auch als Angebot zur Repräsentation verstanden werden. Die Benennung der persona und neuer Räume spielt allerdings eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist in MUDs und Chatrooms die Kommunikation: Das, was man tippt. Über den Kommunikationserfolg in einem Chatroom entscheiden vor allem (Tipp-) Geschwindigkeit und Schlagfertigkeit: „Speed of response and wit are the stuff of popularity and community on IRC. The Internet relays chat, and such social endeavour demands speed of thought - witty ablaufen muß, damit ein solches Rollenspiel funktioniert. Eine derart detaillierte Betrachtung ist für diese Arbeit aber unnötig. 221 Beißwenger: Kommunikation, S. 159 222 Ebd. S. 161 223 Ebd. S. 162 55 replies and keyboard savoir faire blend into a stream-of-consciousness interaction that valorises shortness of response time, ingenuity and ingenuousness in the presentation of statements. The person who cannot fulfil these requirements – who is a slow typist, who demands time to reflect before responding, will be disadvantaged.”224 Es geht nicht darum, etwas Schlaues oder Wohlüberlegtes zu sagen, es geht um Schlagfertigkeit und Schnelligkeit. Wer die anderen zum Lachen bringt (*lol*), der beherrscht sein Fach, mit dem unterhält man sich gerne. Die Kommunikation auf der Ebene der persona soll dabei als Form der Präsentation bezeichnet werden. Aber auch hier sind Selbstpräsentation („ Ich wohne in Gelsenkirchen“) und Repräsentation möglich. Sobald die Unterhaltung wie in obigem Beispiel einen fiktionalen Charakter bekommt, sobald die „Fernlinge“ nicht mehr als personae, sondern als Figuren interpretiert werden, bewegt sich das Gespräch auf der Ebene der Repräsentation. Daniro und Matrose befinden sich ihrer Unterhaltung nach nicht in einem Chatroom, sondern auf einem Schiff. Der Ort der Unterhaltung wechselt vom Virtuellen ins Fiktionale. Hier beginnt die Repräsentation. Insgesamt zeichnet sich die synchrone computergestützte Kommunikation in hohem Maße durch die verschiedenen Formen der Präsentation aus, sie fordert sie sogar. Dabei kann die Art der Präsentation von Zeile zu Zeile wechseln, ähnlich wie es Andreas Kotte für die Performances von Christoph Schlingensief nachgewiesen hat.225 Selbstpräsentation Präsentation Repräsentation Wer User Persona Figur Wo Realer Ort z.B. vor dem Computer Virtueller Ort z.B. Chatroom Fiktionaler Ort z.B. Segelschiff Was Bezüge auf das Real Life und die reale Person ‚Metakommunikation‘ Rollenspiel Abbildung 8 - Das Präsentationsmodell im Bezug auf die synchrone CMC Für den IRC scheint dabei vor allem der ständige Wechsel zwischen den verschiedenen Formen der Präsentation kennzeichnend. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Natascha Adamowsky, die die CMC aus dem Blickwinkel des Spiels untersucht hat: 224 Reid: Electropolis 225 Kotte: Der Mensch, S. 162 56 „Es ist der paradoxe Kommunikationsmodus des Spiels, in dem sich Netzkommunikation vorrangig ereignet. Die performances entrollen sich zwischen ‚nicht wirklich‘ und ‚nicht unwirklich‘, und es liegt eine besondere Lust in diesem Schwebezustand, der sich durch die Oszillation der Mehrdeutigkeiten charakterisiert.“226 Untersucht man MUDs aus dem Blickwinkel des Präsentationsmodells, so fällt auf, daß in den verschiedenen Arten jeweils verschiedene Arten von Präsentation schwerpunktmäßig vertreten sind. Adventure MUDs sind z.B. geprägt durch fiktionale Rollenspiele, in manchen, wie dem freien Ultima Online Server Neue Welt, ist es gar verboten, die Ebene der Repräsentation zu verlassen, wie folgender Paragraph aus den allgemeinen Regeln deutlich macht: „§11 OOC im Spiel (Out Of Character) ist verboten. Ebenso ist es verboten, seine Skills zu erwähnen. Umschreibt in solchen Fällen das ganze einfach (ich bin ganz gut im Schmieden) oder benutzt den UO Chat oder ein externes Programm wie ICQ. Bei Zuwiderhandlung können harte Strafen folgen. a) Genauso verboten ist es, seine Gedanken mit Emotes auszudrücken. Denn keiner kann Gedanken lesen [...].“227 Wer „Out Of Character“ spielt, sich auf seine reale Person (Selbstpräsentation) oder die technische Ebene des Spiels (Skills, Bugs, etc.) und damit auf die Ebene der Präsentation bezieht, wird mit ‚Gefängnis‘, bestraft, also für mehrere Tage vom Spiel ausgeschlossen. Während in Adventure MUDs also fiktionale Rollenspiele und damit die Repräsentation vorherrschen, zeichnen sich Educational MUDs durch das genaue Gegenteil, durch eine besondere Betonung des Real Life aus: Die User loggen sich mit ihrem richtigen Namen ein (der oft sogar überprüft wird, bevor man einen Account bekommt), die Gespräche drehen sich vorrangig um das Real Life. In sozialen MUDs kommen zwar sicher alle Arten der Präsentation vor, trotzdem läßt sich hier ein Schwerpunkt auf der Präsentationsebene konstatieren. Educational MUDs Social MUDs Adventure MUDs Selbstpräsentation Präsentation Repräsentation Abbildung 9 - MUDs und die Formen der Repräsentation228 226 Adamowsky: Spielfiguren S. 215. Inwieweit die Begriffe ‚Spiel‘ und ‚Theatralität‘ und ihre Zugänge zur CMC sich ergänzen oder ausschließen, ist eine Frage, die im Rahmen dieser Arbeit aber nicht geklärt werden kann. 227 Auszug aus den „Allgemeinen Regeln“ des Ultima Online Servers Die neue Welt (http://195.227.87.208/DNW/pages/regeln/allgemein.htm, 12.02.2001). 228 Die Grafik sagt nur aus, welche Art der Präsentation vorrangig vorkommt. Natürlich sind auch die jeweils anderen Arten der Präsentation anzutreffen. 57 Zusammenfassend kann also festgehalten werden, daß sich die verschiedenen Arten der CMC durch ein extrem hohes Maß an Selbstpräsentation, Präsentation und Repräsentation auszeichnen. Die Formen der Präsentation werden dabei zweifelsohne von den Kommunikationspartnern als Hauptfunktion ihrer Interaktion229 wahrgenommen, sie sind in diesem Fall gleichbedeutend mit der Interaktion und werden sogar gefordert, ihr Fehlen wird mit Kommunikationsverweigerung bestraft. Insgesamt kann also für die synchrone computergestützte Kommunikation ein hohes Maß an Theatralität konstatiert werden, es scheint sogar, als wäre Theatralität die zentrale Qualität dieser Kommunikationsform. Würde diese Qualität beispielsweise beim Chatten wegfallen, z.B. indem man Chatrooms mit Livevideobildern der User kombinieren würde, wäre der zentrale Reiz, das Spiel mit den verschiedenen Arten der Präsentation, zerstört. Die synchrone CMC fördert das Spiel mit der Theatralität und ihren Formen in einem Maß, wie es in der F2F-Kommunikation nicht vorkommt. In diesem Sinne ist die Kommunikation in Chatrooms und MUDs auch ein „Identity Workshop“230 , und, sollte man der Ansicht sein, wir leben in einer postmodernen Gesellschaft, ein typisches Kind ihrer Zeit.231 B.3. Rückschlüsse I : Theatralität im Internet? Zusammenfassend läßt sich sagen, daß im Internet durchaus theatrale Phänomene anzutreffen sind. Die Theatralität ist sogar ein zentraler Aspekt der synchronen computergestützten Kommunikation – diese Kommunikationsformen verlangen ihren Benutzern theatrales Verhalten ab. Das Medium verändert die Art der Kommunikation. Dabei erfüllen die beschriebenen Phänomene nicht nur die formalen und inhaltlichen Aspekte der oben erarbeiteten Definition von Theatralität, es scheint auch im umgangssprachlichen Sinne logisch, diese Phänomene als theatral zu bezeichnen. Diese Untersuchung hat damit eine Ausweitung des Theatralitätsbegriffes zur Folge, wenn auch nicht „bis zu dessen vollständigen Auflösung“232 . Wie sich durch die technische Entwicklung die Präsenz zur Telepräsenz ausweitet, so weitet sich auch der Begriff Theatralität (ohne daß hier analog von ‚Teletheatralität‘ gesprochen werden soll). Radio, Fernsehen und Kino sind nach dieser Definition damit weiterhin nicht Untersuchungsgegenstand der Theatralitätsforschung, Chatrooms, MUDs und Online-Computerspiele sind es, genauso wie - 229 Vgl. Kotte: Der Mensch, S. 166 230 Bruckman, Amy: Identity Workshop. Emergent Social and Psychological Phenomena in Text-Based Virtual Reality, Boston 1992, http://www.usyd.edu.au/su/social/papers/bruck3.txt 231 Der Zusammenhang zwischen Postmoderne und computergestützter Kommunikation aus dem Blickwinkel der Theatralität wäre ein spannendes Untersuchungsfeld, soll im Rahmen dieser Arbeit aber aus Gründen der Stringenz keine Beachtung finden. 232 Xander: Theatralität S. 114 58 soviel zum Thema „beleidigende Familiarisierung“233 - Telefon- und Cybersex. Das Theater wird es verkraften, und für die Einbeziehung dieser Phänomene sprechen gute Argumente. Die verschiedenen Formen der Präsentation gehören zu den zentralen Aspekten der synchronen CMC, sie werden nicht nur als Hauptfunktion der Interaktion ausgemacht, sie sind ein Großteil dieser Interaktion. Natürlich stellt sich damit die Frage, ob ein Medium, das die Theatralität derart fordert, nicht auch zwangsläufig für das Theater geschaffen ist. Zumindest ließe das die obige Definition (Theater gleich Theatralität plus Institutionalisierung) vermuten. Im folgenden sollen verschiedene Theaterprojekte aus dem Internet vorgestellt werden um danach die Frage zu diskutieren: Ist das Theater? C. Theaterprojekte im Internet C.1. Abgrenzungen „Theater ist live!“. Der Slogan des Deutschen Bühnenvereins, der - über die Bedingung der „Liveness“ - auch Eingang in die in Kapitel B.1.2.2 entwickelte Definition des Begriffes Theater gefunden hat, schränkt die Suchfelder, in denen man nach Theater im Internet suchen kann, erheblich ein. Livekommunikation ist im Internet, darauf wurde in den vorhergehenden Kapiteln schon hingewiesen, nur in den Kommunikationsangeboten der synchronen computergestützten Kommunikation (CMC) möglich. Es scheint also eine schlüssige Einschränkung, im Rahmen dieser Arbeit nur Projekte zu untersuchen, die sich der Möglichkeiten der synchronen CMC bedienen, die also Chatrooms, MUDs oder ähnlichen Systeme künstlerisch nutzen. Außerdem sollen hier, um das Untersuchungsfeld weiter einzuschränken, nur Projekte berücksichtigt werden, die speziell für das Internet konzipiert sind, die also die ‚Räume‘ des Internet als Aufführungsort nutzen. Es geht um Theater im Internet und nicht um Theater mit dem Internet. Diese Einschränkung erscheint folgerichtig, da ja auch die vorangehenden Kapitel netzimmanent argumentiert haben. Unbestritten ist, daß durch diese Einschränkungen viele Projekte und künstlerische Strömungen im Internet, die auf die eine oder andere Weise mit dem Theater verbunden sind, unberücksichtigt bleiben müssen: Grundsätzlich fallen z.B. alle „Mixed Media“-Projekte, die das Netz als zusätzlichen Distributionskanal oder als Übertragungsweg nutzen, weg. Beispiele 233 Lazarowicz: Einleitung, S. 29 59 hierfür wären Real Life-Projekte, die gleichzeitig oder nachträglich per ‚Streaming Video‘234 ins Netz übertragen werden.235 Von der Untersuchung ausgeschlossen werden desweiteren Performances, die ‚Videoconferencing‘236 oder ähnliche Systeme zur Übertragung zwischen zwei oder mehreren Aufführungsorten nutzen, ein Ansatz, der vor allem im sogenannten ‚Dance Tech’-Bereich237 sehr oft genutzt wird.238 Ebensowenig sollen hier Projekte besprochen werden, denen der Aufführungscharakter fehlt, die die grundsätzliche Bedingung der Liveness nicht erfüllen. Damit gehört der große Bereich der „Netzliteratur“ nicht zum Gegenstand dieser Untersuchung. Obwohl man HypertextProjekten durchaus eine gewisse Performativität zusprechen kann, wenn z.B. die Entscheidung über den Fortgang eines in sich verlinkten Hypertextes dem Leser überlassen wird, fehlt diesen Projekten doch die Transitorität, die das Theater auszeichnet. Der Weg des Lesers durch den Text ist jederzeit wiederholbar, der Text ist, als Leseangebot, ständig im Netz verfügbar und nicht an spezielle Aufführungszeiten gebunden. Dies gilt auch, wenn sich Netzliteratur in Dramenform präsentiert.239 Auch Projekte, die das Internet nutzen, um im Vorfeld der Aufführung die Kommunikation zwischen den Beteiligten zu erleichtern, oder die die Öffentlichkeit über das Netz an der Entstehung eines Textes oder Konzeptes beteiligen, sollen hier nicht besprochen werden.240 Hier handelt es sich um spezielle Produktionsformen, deren Ergebnisse entweder gar nicht oder traditionell zur Aufführung kommen. Unbeachtet bleiben auch die sogenannten ‚Webauftritte‘ von Theatern, also die Websites von Theatern. Viele Häuser, z.B. das Schauspielhaus Hamburg, versuchen in letzter Zeit verstärkt 234 Als Streaming Video bezeichnet man die Liveübertragung ins Internet. Momentan sind diese Übertragungen, bedingt durch die geringen Bandbreiten, noch nicht ausgereift: Die Bilder sind extrem klein und werden oft nur einmal pro Sekunde oder seltener aktualisiert. Ton und Bild stimmen nicht überein. Auf dem derzeitigen Stand der Technik ist Streaming Video keineswegs als Alternative zum Fernsehen zu verstehen. 235 Vgl. z.B. die Übertragungen von Peter Steins Faust: www.theaterkanal.de 236 Der Ausdruck Videoconferencing bezeichnet in etwa das, was man im Deutschen ‚Bildtelefon‘ nennt: die Livekommunikation über das Internet, gestützt auf Übertragungen von Ton und Bild. Inzwischen gibt es etliche Projekte, die diese Kommunikationsform künstlerisch nutzen, z.B. Isabelle Jenniches Projekt I do fly (http://www.9nerds.com/isabelle/). Die Entscheidung, derartige Projekte hier nicht zu besprechen, ist nicht eindeutig. Sie hängt ab von der Entscheidung, ob man Videoconferencing als bloße Übertragung definiert oder von einem dritten, virtuellen Ort ausgeht, an dem eine Videoconferencing-Unterhaltung stattfindet. Ich möchte für ersteres plädieren und daher hier keine derartigen Projekte besprechen. 237 Vgl. z.B. die sehr aktive gleichnamige Mailingliste. 238 Z.B. Company in Space (http://www.companyinspace.com/), Gertrude Stein Repertory Theatre (http://www.gertstein.org) oder das Projekt Oudeis (http://kaneda.iguw.tuwien.ac.at/oudeis/). 239 Vgl. z.B. Charles Deemers Hyperdrama The last song of Violeta Parra (http://www.teleport.com/~cdeemer/chile/chile-m.html). 240 Vgl z.B. Virtopera (http://www.virtopera.com) oder das Impronet (http://www.szenator.de/Impronet/impronet.htm). 60 und unter großem Marketingaufwand, ihre Websites als ‚Theater im Internet‘ zu verkaufen. Aus der Perspektive dieser Arbeit ist das ein Etikettenschwindel.241 Im folgenden sollen einige Projekte beschrieben werden, die die Angebote der synchronen computergestützten Kommunikation als Aufführungsorte künstlerisch nutzen und sich auch selbst im Theaterbereich verorten. Dabei soll einerseits versucht werden, einen Überblick über die Aktivitäten in diesem Segment zu geben242 . Andererseits sollen einzelne Projekte (mehr oder weniger) detailliert diskutiert werden, um im Rahmen dieser Arbeit nicht nur formal zu beschreiben, sondern auch inhaltlich zu argumentieren. Die grundsätzlichen Fragen, ob es sich bei derlei Projekten um Theater handelt, was verloren geht oder gewonnen wird, wenn Theater auf dem Computerbildschirm stattfindet, oder ob es gar sinnvoller erscheint, solche Aktivitäten im Netz nicht als Theater zu bezeichnen, sollen dabei erst am Ende dieses Kapitels, in Kenntnis aller Beispiele, diskutiert werden.243 C.2. Theater im IRC Schon 1993, in der Frühphase des Internets - das World Wide Web war noch nicht erfunden - experimentierte eine Gruppe von IRC-Usern um Stuart Harris mit Theater im IRC. Ihr erstes Stück, Hamnet, eine Adaption von Shakespeares Hamlet, war wohl der erste Versuch überhaupt, Theater im Internet zu verwirklichen.244 Stuart Harris, der Begründer der Hamnet Players und Autor des Stückes, war ein ehemaliger Schauspieler aus England, der später in die USA auswanderte und Computerbücher, v.a. über den IRC, veröffentlichte. Harris war ein großer Fan des Internet Relay Chats, kritisierte aber dessen Inhaltslosigkeit und Banalität. Hamnet war für ihn ein Versuch, Kultur in den IRC zu bringen, den IRC für Kunst zu nutzen.245 Die Uraufführung von Hamnet fand am 12.12.1993 im IRC-Channel #hamnet 241 http://www.schauspielhaus.de. Die Seite bietet einige bunte Flashfilmchen von Aufführungen, ein Angebot zum kollektiven Schreiben und einen Schreibwettbewerb. 242 Das Internet ist groß. Unabhängig von Aufwand und Suchstrategien wird man immer nur einen Teil der für eine Untersuchung relevanten Internetseiten kennen. Das gilt sicher auch für diese Arbeit. 243 Unabhängig von dieser Fragestellung sollen die Projekte dabei im folgenden als ‚Theater‘ bezeichnet werden, und auch verwandte Begriffe wie Regisseur, Darsteller, Zuschauer etc. sollen Anwendung finden. Diese Bezeichnungen sind im folgenden als vorläufig zu verstehen, ihre Verwendung erleichtert schlicht die Auseinandersetzung mit den Arbeiten. 244 Die Aufführungen des Hamnet im November und Dezember 1993 stellen eine umso größere Leistung dar, wenn man sich die in der Kunstgeschichte verbreitete Ansicht vor Augen hält, Netzkunst existiere erst seit dem Jahreswechsel 1993/94, da zu dieser Zeit der erste Browser namens Mosiac veröffentlicht wurde: „[...] künstlerische Arbeiten im WWW gibt es im Prinzip erst seit dem Jahresbeginn 1994“ (Huber, Hans Dieter: digging the net - materialien zu einer geschichte der kunst im netz. In: Artechock, München 1999, http://www.artechock.de/kunst/magazin/re/netzku3.htm, Absatz 1 und Fußnote 2). 245 (Chat-) Gespräch mit dem Autor am 21.01.2001 61 statt246 , es gab eine weitere Aufführung.247 Nach dem Hamnet, der ein großer Erfolg war (bei der zweiten Aufführung gab gar ein Mitglied der Royal Shakespeare Company den Hamlet), produzierten die Hamnet Players zwei weitere Stücke im IRC, PCBeth, an IBM Clone (1994)248 und An IRC-Channel named #Desire (1995)249 , bevor sie sich aus organisatorischen Gründen – der „Cyberturge“ stieg aus – auflösten. Ich möchte im folgenden relativ detailliert auf Hamnet eingehen, weil es sich um das erste ‚Theaterstück‘ des Internet handelt, die Dokumentationslage ausgesprochen gut ist und auch der Aufführungsort eine Besonderheit darstellt. Nach den Hamnet Players hat niemand mehr den IRC für Theaterexperimente genutzt. Da sie die technischen Angebote dieses Mediums extrem ausschöpften, bedarf es detaillierter Erklärungen, um den Text und seine Qualitäten sowie die Vor- und Nachteile des Aufführungsortes verstehen zu können. C.2.1. Beispiel I: The Hamnet Players - Hamnet, 1993 C.2.1.1. Der Text: Reduce to the max? Das Script des Hamnet250 besteht aus einem ‚Bühnenbild‘, einem Prolog und 80 Zeilen Text in fünf Szenen. Schon formal zeigt sich hier – gegenüber den knapp 3800 Versen der Shakespeareschen Vorlage251 – die radikale Verkürzung des Dramas. Die Zahl der Darsteller verringert sich auf elf.252 Allerdings sind alle Hauptfiguren vertreten, wenn auch teilweise nur noch mit einem einzigen Satz: Arrrghhhh!!! [50] 246 Ein erster Versuch am 14.11.1993 scheiterte, da ein Sturm die Stromversorgung in Kalifornien unterbrach und Stuart Harris so nicht ins Netz gelangen konnte (vgl. Danet, Brenda et al: Curtain Time 20:00 GMT: Experiments with Virtual Theater on Internet Relay Chat, In: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, 1995, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/contents.html, Kapitel: „The Logistic of Virtual Production“). 247 Vgl. Logfiles im Anhang, Kapitel G.3.2. und G.3.3. 248 Vgl. http://www.hambule.co.uk/hamnet/ . Die Wahl des Stückes Macbeth beruhte auf einem Wortspiel: „If Shakespeare would have had a choice, he would have taken a PC, not a Mac“ (Stuart Harris im Gespräch mit dem Autor am 21.01.2001). 249 Ebd. Es handelt sich (offensichtlich) auch bei diesem Stück um eine Parodie, diesmal auf A Streetcar named Desire von Tennessee Williams. 250 Vgl. Anhang, Kapitel G.3.1. Die Zitierweise ist folgende: Zeilenangaben in eckigen Klammern, z.B. [17], bezeichnen die Zeile im Script. Zeilenangaben der Form 1,139 bezeichen Zeilen aus den Logfiles, in diesem Fall also Zeile 139 aus dem Logfile der ersten Aufführung (Anhang Kapitel G.3.2.). 251 Shakespeare, William: Hamlet, zweisprachige Ausgabe übersetzt von Holger M. Klein, Stuttgart: Reclam 1984 252 Die technischen Darsteller nicht mitgerechnet, vgl. weiter unten. 62 Nach dem Prolog, der kein direktes Vorbild im Hamlet hat, folgen fünf Szenen, die sich, abgesehen von der dritten Szene253 , sehr klar als Parodien einzelner Szenen des Hamlet identifizieren lassen:254 Hamnet Hamlet Inhalt Prolog - Publikumsanweisungen, Zitat aus As you like it Szene 1 I.5 Gespräch zwischen Hamlet und dem Geist Szene 2 III.1, Z. 56-147 „To be or not to be“-Monolog, Gespräch mit Ophelia Szene 3 III.2, Z.292-367 Gespräch mit Rosenkranz und Güldenstern Szene 4 III.4 Streit mit der Mutter und Ermordung Polonius‘ Szene 5 V.2, Z. 215-E Finale: Alle sterben; Thronbesteigung Fortinbras Abbildung 10 - Hamnet-Kurzszenar Die Handlung wird wesentlich reduziert. Nicht nur Nebenhandlungen wie die Sorge um das Rüsten Fortinbras, die Einblicke in Ophelias Familie oder die bekannte Totengräberszene fehlen, sondern auch das zentrale Motiv der Mausefalle. Auch die übernommenen Szenen werden teilweise inhaltlich stark verändert. So behauptet der Geist keineswegs, von seinem Bruder umgebracht worden zu sein. Er beanstandet lediglich, daß sein Bruder und seine Witwe ein sexuelles Verhältnis haben. Rosenkranz und Güldenstern erleben das Finale, und die Königin stirbt nicht durch einen Unfall, sondern durch Hamlets Hand: Holy shit this Danish vodka is like poison :-@ [63] and u always thought i was just wasting my time in chem lab, hehehe [64] Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Szenen werden nicht explizit genannt, sie sind durch den gemeinsamen Kontext, den Hamlet, gegeben. Wer Shakespeares Hamlet nicht kennt, wird der Handlung des Hamnet kaum folgen können. Daher erscheint auch die Auswahl der Szenen als zweitrangig, denn die Handlung des Hamnet steht nicht im Vordergrund. Wichtig ist, daß man die Vorlage erkennt.255 Im Fokus auf die Shakespearesche 253 Die Übereinstimmung zwischen den beiden Szenen ist nicht so deutlich, sie gleichen sich aber in vielen der vorkommenden Motiven, so daß man davon ausgehen kann, daß III.2 der Szene zugrunde liegt, aber wesentlich freier bearbeitet wurde als der Rest: Rosenkranz und Güldenstern waren offensichtlich schon einmal da („re“ [33],[34]), sie sorgen sich um Hamlet, Hamlet gibt keine Antwort und verschwindet schlechtgelaunt („Exit Hamlet in a sulk“ [38]). Die darauffolgende Szene ist in beiden Fällen die Unterredung mit der Mutter. Das Motiv des Beobachtens und Belauschens wird hier wohl stellvertretend für die vielen Male, die es im Hamlet (und im IRC) vorkommt, auf Rosenkranz und Güldenstern übertragen ([40]-[42]). 254 Neben der Handlung werden z.B. auch die Originalszenenanweisungen verwendet ([8], [30], [43]) sowie Originalzitate aus der jeweiligen Szene (vgl. weiter unten). 255 Aus dieser Perspektive ist Szene 3 sicher die schwächste. 63 Vorlage erfüllt der Hamnet damit die literaturwissenschaftlichen Kennzeichen der mit der Parodie verwandten literarischen Travestie: „Als Travestie bezeichnet man [...] einen zweiten Typus von Parodie, in denen der Grundtext und die Figuren und Situationen in ein anderes Umfeld versetzt werden, d.h. also ein neues ‚Kostüm‘ bekommen. Sie werden auch zeitlich in die dem jeweiligen Publikum vertraute Gegenwart versetzt.“256 Entscheidend ist außerdem, daß eine Travestie nur mit einem sehr berühmten Stück als Vorlage funktionieren kann: Sie „wirkt [...] erst bei Kenntnis des Originals und bevorzugt daher antike oder allgemein bekannte Stoffe und Werke [...]“257 . Die Zuschauer müssen die Vorlage kennen, um den Witz und die Dreistigkeit der Verkürzungen wahrnehmen zu können. Die zweite Szene zeigt deutlich, wie Harris mit dem Original umgeht: **<< Action >>** : _Enter Ophelia [21] Here's yr stuff back [22] Not mine, love. Hehehehehe ;-D [23] O heavenly powers: restore him! [24] **<< Action >>** Ophelia thinks Hamlet's nuts [25] Make that "sanity-deprived", pls.... [26] Oph: suggest u /JOIN #nunnery [27] :-( [28] *** Signoff: Ophelia (drowning) [29] Das Original liest sich so: Oph. My lord, I have remembrances of yours That I have longed long to re-deliver. I pray you, now receive them. Ham. No, not I! I never gave you aught. Oph. My honour'd lord, you know right well you did, And with them words of so sweet breath composed As made the things more rich. Their perfume lost, Take these again; for to the noble mind Rich gifts wax poor when givers prove unkind. There, my lord. Ham. Ha, ha! Are you honest? [...] Oph. Heavenly powers, restore him!258 256 Müller-Schwefe, Gerhard: Shakespeare im Narrenhaus. Deutsche Shakespeare-Parodien aus 2 Jahrhunderten, Tübingen 1990, S. XIII 257 Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur, Stuttgart 7 1989, S. 966 258 Shakespeare: Hamlet, III.1, Z. 93-103 und Z. 140 64 Die Szene wird extrem verkürzt, bleibt aber nahe am Original. Diesen Eindruck unterstützt die Übernahme des Originalzitates [24] und des zentralen Wortes „nunnery“259 . Fünfmal fordert Hamlet Ophelia im Original auf, ins Kloster zu gehen.260 Harris verwandelt dieses zentrale Motiv in: Oph: suggest u /JOIN #nunnery [27] Hamlet schlägt also Ophelia vor, den Chatroom #hamnet zu verlassen, und statt dessen (mittels des IRC-Befehls /JOIN) den Channel #nunnery zu besuchen. Die Originalzitate stehen, wie schon obiges Beispiel gezeigt hat, in deutlichem Kontrast zum sprachlichen Niveau des restlichen Textes. Diese Polarität ist Harris bewußt, wie in der vierten Szene deutlich wird: Er.... [46] Psst! Thou hast thy father much offended. [47]261 Oh, right.... Yr dad's pissed at u [48] Die Königin übersetzt den Einwurf des Souffleurs aus der Sprache Shakespeares in die Sprache des IRC, der den übrigen Text prägt. Dieser zweite Bezugsrahmen, die Welt des Chattens, wird schon im Prolog offen genannt (wobei das zugrundeliegende Zitat nicht aus dem Hamlet, sondern aus As you like it stammt262 ): All the world's a Unix term.... [3] ...and all the men & women merely irc addicts.... [4] Harris übersetzt den Hamlet in die Welt des IRC. Das Stück parodiert dadurch nicht nur den Hamlet, es kommentiert auch auf ironische Weise die Sprache, Technik und Inhalte des IRC: “To appreciate fully the clever humor in this [...] scripts, and in participants' often virtuoso improvisations on them, one must have an excellent command of both of these two very different cultural codes. One must not only know Shakespeare quite well, but also have a good command of computer, and especially IRC jargon and culture. [...] Inevitably, those knowing both codes will laugh the hardest.”263 Deutlich ist dieser Bezug auf den IRC an der Sprache zu sehen. Harris übernimmt Ausdrücke und Abkürzungen des IRC-Slang, z.B. in Hamlets ‚Monolog‘: 259 Ein weiteres Beispiel wäre die Übernahme des altertümlichen Ausdrucks „arras“ in Zeile [49]. Im Original findet sich der Ausdruck fünfmal im Kapitel III.4, Zeilen 20-25. 260 Shakespeare: Hamlet, III.1, Zeilen 119, 127, 136, 139, 147 261 Entspricht Shakespeare: Hamlet, Szene III.4, Zeile 8 262 Shakespeare, William: As you like it. Zweisprachige Ausgabe, übersetzt von Herbert Geisen und Dieter Wessels, Stuttgart 1994, Szene II.7, Zeile 140f 263 Danet: Curtain Time, Kapitel „Incongruity“ 65 2b or not 2b... [17] Hmmmmmm... [18] :-( Bummer... [19] Der berühmte Eingangsvers wird in IRC-Manier aufs äußerste verkürzt, „bummer“ steht dabei wie das Emoticon für „an unpleasant or depressing experience, especially one induced by a hallucinogenic drug; a disappointment, a failure”264 . Ein weiteres Beispiel wäre: Don't flame me, i'm yr Ma! [45] ‚Flame‘ steht im IRC für die üblen Beschimpfungstiraden, eine Folge der Anonymität des IRC, die in manchen Channels an der Tagesordnung ist. Hier zeigt sich auch eine der typischen Abkürzungen, „yr“ für your. Brenda Danet bezeichnet diese Übernahme von stilistischen Merkmalen des Chatslangs treffend als „the textual freezing of online style“265 . Ein weiterer Bezug zum IRC ist in der generellen Obszönität der Sprache zu sehen: „Yr uncle's fucking yr mum” [12] oder „Ma: what the fuck's going on?” [44] spiegeln das allgemeine niedrige Sprachniveau des IRC wieder. Harris selbst schreibt: „Those of a nervous or puritanical disposition are warned that this is adapted for the generally ribald irc population: This is not your father's Shakespeare.“266 Mehr noch als auf die Sprache bezieht sich Harris auf die technischen Vorgaben des IRC und ihre Nutzung. Dies geschieht vor allem, indem er Handlungsabläufe aus dem Original in den IRC übersetzt. Yr uncle's fucking yr mum. I'm counting on u to /KICK the bastard. [12] ======== GHOST /MODE * +o Hamlet [13] *** Mode change "+o Hamlet" on channel #Hamnet by Ghost Holy shit!!!! Don't op me, man!!!! I've gotta think abt this, + I've got chem lab in 1/2 hr. :-(((( [14] Der Geist verlangt von Hamlet, den Onkel aus dem Channel zu werfen, d.h. zu töten. Dazu verleiht er ihm den Status eines Operators. Hamlet reagiert zögerlich. Er will nicht ‚geopt‘ werden. Das ‚kicken‘ entspricht hier wie auch später dem töten, der Operatorstatus symbolisiert die (technische bzw. moralische) Berechtigung zu töten, die Hamlet im Original durch die Informationen des Geistes erlangt. Ein weiteres Beispiel wäre das Ende des Stückes: ============ FORT_BRAS /NICK _King [78] ** Fort_bras is now known as _King 264 Ebd. Kapitel „The Textual Freezing of Online Style“ 265 Ebd. 266 Stuart Harris, zitiert nach Danet: Curtain Time, Kapitel „Obscenity“ 66 Fortinbras ändert schlicht seinen Nickname zu _King. Damit ist der Thronwechsel vollzogen. Neben Shakespeares Vorlage und dem IRC persifliert Harris eine weitere Ebene: die des Theaters. Das Stück beginnt, indem sich ein Vorhang öffnet. Ein Darsteller mit dem Namen _The erreicht durch die Eingabe ‚/me CURTAIN RISES to reveal the stage set...‘ die Ausgabe _The CURTAIN RISES to reveal the stage set... Danach wird durch ein vorbereitetes Script, das ein Darsteller namens _Set einspielt, ein ASCII-Bühnenbild267 gezeigt, das das Schloß Elsinore darstellt, später tritt sogar ein Souffleur auf [47]. Hier zeigt sich deutlich, daß der Text einen klassischen Theaterraum suggeriert und damit die Erwartungen des Publikums an ein „Theater“ persifliert. Wie der Vorhang und das Bühnenbild erwachen auch die Szenenanweisungen268 und die Auf- und Abtritte (_Enter und _Exit)269 zum Leben, werden von Usern gespielt. Beides läßt sich einerseits als Persiflage auf die Formalitäten eines Dramas verstehen, wie Brenda Danet vorschlägt270 , ist aber auch unumgänglich, um innerhalb des virtuellen Raumes fiktionale Räume zu generieren und klarzumachen, wer sich gerade darin aufhält. Stuart Harris‘ Hamnet ist als Travestie auf Shakespeares Hamlet zu sehen. Die Travestie funktioniert dabei über Analogien, die sich zwischen einzelnen Handlungselementen der Vorlage und den Gebräuchen und technischen Möglichkeiten des Aufführungsortes ergeben. Die Handlung wird nicht in einen zweiten fiktionalen Rahmen übertragen (wie z.B. bei den Plaintext Players, deren Orpheus im Musikbusiness spielt), sondern in die Welt des IRC, die gleichzeitig den Aufführungsort darstellt. Dadurch ergibt sich eine humorvolle und kritische Bestandsaufnahme der Gebräuche und Möglichkeiten des Mediums. Darüber hinaus spielt Harris mit den Erwartungen der Zuschauer an ein Theater im Internet, eine erstaunliche Haltung, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Hamnet der erste Versuch war, Theater ins Internet zu übertragen. 267 ASCII bezeichnet die Textzeichen einer Standarttastatur. In der Anfangszeit von Computern und Internet, als grafische Darstellungen noch nicht möglich waren, war ASCII-Kunst, also grafische Darstellungen durch Textzeichen, sehr verbreitet. 268 Vgl. Hamnet, Zeilen [8], [16], [30], [43], [54] 269 Vgl. Hamnet, Zeilen [9], [10], [15], [21], [31],[32], [38], [56], [73] Die technischen Anweisungen Scene, Enter und Exit machen alleine schon 17,5% des Scripts aus. 270 Vgl. Danet: Curtain Time, Kapitel „Play with the Conventions of Script Writing“ 67 C.2.1.2. Die Aufführungen: #hamnet Bei den Aufführungen des Hamnet befanden sich alle Beteiligten, Schauspieler, Zuschauer und das ‚Regieteam‘ in ein und dem selben Chatroom: #hamnet. Ein großes Problem stellte das Casting dar. Wurden User im Vorfeld der Aufführungen gebeten, als Schauspieler mitzuwirken, bestand die Gefahr, daß sie nicht erscheinen würden. Ernannte man erst unmittelbar vor der Performance Zuschauer zu Darstellern, waren sie oft überfordert. Harris versuchte daher, größere Rollen im Vorfeld zu vergeben, kleine erst unmittelbar vor der Aufführung. Dabei legte er großen Wert auf Improvisation. Es gab keine Proben, nur ‚technische Durchläufe‘ mit den Darstellern Scene, _Exit und _Enter in denen technische Fragen wie die des Channelmodus‘ geklärt wurden.271 Die Darsteller erhielten im Vorfeld nicht den ganzen Text, sondern nur ihre Zeilen. Der Darsteller Scene erhielt beispielsweise folgendes Script: /q scene *** Starting conversation with scene /l scene *scene* ME 1: THE BATTLEMENTS [8] *scene* ME 2: AFTER HAMLET'S CHEM LAB [16] *scene* ME 3: INTERIOR [30] *scene* ME 4: THE QUEEN'S CLOSET [43] *scene* ME 5: GRUESOME FINALE [54] *scene* ********** PLEASE ADD / BEFORE EACH ME ******** /q272 Die Zeilenangaben in eckigen Klammern am Ende jeder Zeile waren daher von entscheidender Bedeutung. Die Darsteller warteten, bis ihre Nummer an die Reihe kam und tippten dann ihre Zeile ein. Diese Praxis gleicht der Vorgehensweise zu Shakespeares Zeiten. Auch hier kannten die Darsteller nur ihre eigenen Texte (wobei diese Tatsache hier eher dazu diente, den Text vor Raubkopierern zu schützen).273 Harris dagegen wollte durch dieses Vorgehen die Improvisation der Schauspieler fördern, indem er sie zwang, bei ihrer Eingabe auf den unbekannten Kontext zu reagieren.274 Die Aufführung war für die Schauspieler die erste Begegnung mit dem ganzen Text. 271 (Chat-) Gespräch mit dem Autor am 21.01.2001 272 Zitiert nach Danet: Curtain Time, Kapitel „Performing the Text, not the Play“ 273 Schabert, Ina (Hrsg.): Shakespeare Handbuch, Stuttgart, 4 2000, S. 108 274 Auch wenn es nicht immer möglich war, versuchte Harris, bei jeder Aufführung alle Rollen neu zu besetzen, um diesen Effekt zu wahren (Gespräch mit dem Autor am 21.01.2001). 68 In den Logfiles finden sich dann auch viele Fälle von Improvisation. Ob es sich dabei allerdings um spontane Reaktionen handelt oder um vorbereitete Textänderungen von Schauspielern, die den Text schon kannten, bleibt ungewiß: 2.082 Here's your crap back, babe: your Mac, your WP 51.a, amd your dirty 2.083 +mags [22] 2.084 Not mine, love. Hehehehehe ;-D [23] [...] 2.086 Oh Heavely powers!! Restore his manhood andletr him do bad things 2.087 +to me! [24] [...] 2.089 * Ophelia thinks Hamlet is a fucking goober. [...] 2.090 Make that "sanity-deprived", purleez.... [26] 2.091 Oph: suggest u /JOIN #nunnery [27] 2.092 :o [...] 2.095 :( :( :( [28] 2.096 -> *ophelia* drown, baby, drfown [Regieanweisung] 2.097 * Ophelia is drowing in a sea of her archelogy of the soul...amnd the damn 2.098 +water. SHIT! 2.099 [29] [...] 2.101* Ophelia is dead [...] 2.103 *** Ophelia has left channel #hamnet [...] 2.109 *** aelphO (~Vgrey@apm-b337-7.ucsd.edu) has joined channel #hamnet Ophelia erweiterte ihren Text wesentlich. Aus dem „stuff“ der Hamnet-Vorlage wird „your Mac, your WP 51.a, amd your dirty mags“, also ein Macintosh-Computer, eine Word Perfect Software und einige schmutzige Magazine. Auch ihre Enttäuschung spielt Ophelia wesentlich breiter aus, um schließlich als aelphO, Ophelia rückwärts inklusive Tippfehler, wieder im Chatroom zu erscheinen. Die gemeinsame Anwesenheit von Zuschauern und Darstellern brachte große Vorteile, aber auch etliche Nachteile mit sich. Vorteilhaft war, daß die Zuschauer die Möglichkeit zur echten Interaktion hatten – und nutzten. Dieser Effekt war von Stuart Harris durchaus erwünscht: „If irc actors ever got so skilled, and the irc audience so tame, that the entire script came out exactly as written, the performance would be a failure by definition.“275 275 Stuart Harris, zitiert nach Danet: Curtain Time, Kapitel „Improvisation in Hamnet Performances“ 69 In den Logfiles finden sich viele Beispiele, wie Zuschauer witzig auf das Stück eingehen, sich also, um auf die vorigen Kapitel zurückzukommen, spontan auf die Ebene der Repräsentation einlassen. Bei der ersten Aufführung hat z.B. ein Zuschauer, der den Nickname ‚audience‘ gewählt hatte, den Chatroom verlassen: 1.170 *** audience has left channel #hamnet 1.171 Haha [...] 1.174 the audience left. ;-) 1.175 oh shit we've lost the audience [...] 1.181 * Prompter knew we would lose the audience [...] 1.189 There is still an audience! Go already. 1.190 -> *_enter* KEEP GOING Während der selben Aufführung persiflierte ein Zuschauer geschickt die Sprache Shakespeares, indem er sich als ‚_exeunt‘, die Shakespearesche Bezeichnung für Abgang bezeichnete: 1.149 *** Brazil is now known as _exuent 1.150 * _exuent The Pope and his entourage. Des öfteren bekundeten die Zuschauer auch ihre Zustimmung oder Ablehnung zum Stück und der Leistung der Schauspieler: 1.080 (AUDIENCE/#hamnet) this is absurd. sorry folks, i'm out of here. Still 1.081 +unimpressed by the wonders of irc.276 Während derartige Äußerungen durchaus von Stuart Harris erwünscht waren, brachte der gemeinsame Raum von Zuschauern und Darstellern auch willkürliche Störungen mit sich, wie das folgende Beispiel zeigt: 1.271 *** Kona (chaler@netcom4.netcom.com) has joined channel #hamnet [...] 1.279 vincent price, bill bixby. [...] 1.281 garry moore, frank zappa, kathryn hepburn [...] 1.283 frank zappa [...] 1.285 *** Kona has been kicked off channel #hamnet by ThE_QuEeN (ThE_QuEeN) 276 Weitere Beispiele wären z.B. Hamnet Logfiles, 1.049, 1.107, 1.161, 1.164, 2.088, 2.105 70 Solche Störungen können zwar, wie in diesem Fall, dadurch bestraft werden, daß der Verursacher aus dem Channel geworfen wird, aber auch das „Kicken“ eines Users erzeugt Textausgaben, wie überhaupt das Kommen und Gehen von Darstellern und Zuschauern, das Umbenennen und Begrüßen, ein beachtliches Hintergrundrauschen erzeugen, in dem das eigentliche Stück unterzugehen droht. Es dauerte z.B. in beiden Aufführungen relativ lang, bis die Zuschauer begriffen hatten, daß das Stück angefangen hatte. Dazu kommt das Fehlen eines Backstage-Channels, so daß auch Regieanweisungen und Ablaufprobleme das ‚Rauschen‘ des Kanals noch verstärkten: Bei der ersten Aufführung z.B. hatte der Darsteller des Fortinbras seine Zeilen nicht erhalten, so daß er während der Aufführung mehrmals danach fragte.277 Harris, der in dieser Aufführung noch selbst den Hamlet spielte, agierte ständig auf zwei Ebenen, als Darsteller und als Produzent, und spielte daneben noch mehrere kleine Rollen, (_Set, Colours, Attends), letztlich auch den Fortinbras.278 Da dessen Rolle aber im wesentlichen aus dem Wechsel seines Nicknames besteht, war für Zuschauer, die den Text nicht kannten, diese Adaption der Schlußhandlung des Hamlets kaum erkennbar: Es war einer von vielen Nicknamewechseln Harris‘, die im Normalfall einem Backstage-Kostümwechsel und nicht einem Onstage-Rollenwechsel entsprachen. Die Situation gleicht insgesamt einer Theateraufführung, in der sich die Zuschauer lauthals unterhalten und gleichzeitig die gesamte Kommunikation, die normalerweise hinter der Bühne abläuft (Abendspielleitung, Inspizienz, Unterhaltungen zwischen Schauspielern) ebenfalls auf der Bühne stattfindet. Zusätzlich zum Rauschen des Kanals gab es bei den Hamnet-Aufführungen auch große technische Probleme. Bei der ersten Inszenierung wurde Harris, der den Hamlet darstellte, wegen „Floodings“279 von einem ‚Bot‘, einem automatischen Programm, aus dem Kanal geworfen, nachdem er das Bühnenbild eingespielt hatte.280 Bei der zweiten Aufführung wurde der Hamletdarsteller von dem Bot Duck9 aus dem Kanal gekickt, nachdem er Polonius getötet (d.h. aus dem Chatroom geworfen) hatte. Der Bot gehörte dem Polonius-Darsteller und war programmiert, sich zu rächen, falls sein Besitzer gekickt werden sollte.281 Auch Vorfälle dieser Art, nicht zu vergessen das Problem des Lags, hemmen den Fluß der Aufführung. 277 z.B. Hamnet Logfiles, 1.041, 1.056, 1.102 278 Hamnet Logfiles, 1.296ff 279 Als „Flooding“ bezeichnet man das Überschwemmen eines Channels mit (oft identischen) Textbeiträgen, was jede sinnvolle Kommunikation unterbindet. 280 Hamnet Logfiles, 1.054-1.067. Wie lang dieser Vorfall dauerte, geht aus dem Logfile, wie in Kapitel B.2.3.2 beschrieben, nicht hervor. 281 Hamnet Logfiles, 2.152-2.180. 71 Zweifellos erfordert die Aufführung in einem Chatroom eine enorme Konzentration von Darstellern und Zuschauern, um der Handlung folgen zu können. Andererseits ist diese Situation für IRC-User, die an die Gleichzeitigkeit mehrerer Gespräche im Chatroom gewöhnt sind, nichts ungewöhnliches. Legt man den Fokus auf das Drama und seine Vermittlung, dann scheint der IRC ein sehr problematischer Aufführungsort, es stellt sich die Frage, ob der unbestritten gelungene Text, nicht besser zur Geltung kommt, wenn man ihn liest. Sieht man dagegen das Drama als Ausgangspunkt einer sozialen Interaktion, wie es die Ethnologin Brenda Danet tut, wenn sie den Hamnet als eine Form des Karnevals beschreibt282 , dann scheint der IRC – abgesehen von technischen Problemen - ein idealer Aufführungsort zu sein. Diese Ansicht scheint auch Stuart Harris zu vertreten, wenn er die Improvisation aller Beteiligten fordert und fördert. Die Aufführung gleicht damit eher einem Happening als einer traditionellen Theateraufführung. Die Konzentration auf die soziale Interaktion ist dabei nur eine Möglichkeit, mit den Gegebenheiten der computergestützten Kommunikation umzugehen, und durchaus nicht allen Online-Theaterstücken zu eigen, wie die weiteren Beispiele zeigen werden. C.3. Theater in MOOs Fast zur selben Zeit, als die Hamnet Players begannen, die Möglichkeiten des IRC für das Theater zu testen, gab es die ersten Versuche, MOOs für Theaterexperimente zu nutzen. MOOs bieten viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten als der IRC, hier lassen sich relativ leicht Räume und Objekte programmieren oder Backstage-Channels einrichten, um das Kommunikationsproblem des IRC zu lösen. Aus der Auseinandersetzung von Theatermachern mit den Möglichkeiten der MOOs, die 1994 begann und bis heute anhält, bildeten sich zwei Zentren heraus, zwei ‚Schulen‘: Die Plaintext Players um Antoinette LaFarge und die Aktivitäten im ATHEMOO, dem MOO der amerikanischen Theaterorganisation ATHE. Im folgenden sollen diese beiden Gruppen und ihre Projekte näher vorgestellt werden. C.3.1. The Plaintext Players Die Plaintext Players283 , eine feste Gruppe von etwa 8 Personen, wurden 1994 von Antoinette LaFarge gegründet. Sie spielen seitdem regelmäßig in verschiedenen MOOs Theater und sind, über Liveprojektionen, auch in Kunstgalerien, auf der Documenta X in Kassel und der Bienale in Venedig zu sehen gewesen. 282 Danet: Curtain Time, Kapitel: „A Carnival of Wordplay“ 283 http://yin.arts.uci.edu/~players/ 72 Abbildung 11 - Liveübertragung der Plaintext Players ins Literaturhaus München Die Liveübertragungen stellen dabei nur einen weiteren Distibutionskanal dar, die eigentliche Aufführung findet live im MOO vor einem Internetpublikum statt. Grundlage der Stücke der Plaintext Players ist meist eine bekannte literarische Vorlage: „These are stories that are sufficiently well known to both the Players and their audience that the plot and characters can be stretched a great deal while still providing some degree of structure [...].“284 Die Christmas-Serie von 1994/95 hatte ihren Ausgangspunkt in dem Stück Christmas von Robert Allen. Danach folgte LittleHamlet (1995), wie Hamnet eine Hamlet Adaption. Gutter City (1995/96) und The White Wale (1997) waren Bearbeitungen von Moby Dick, die Performanceserie The Candide Campaign (1996) basierte auf Voltaires Roman Candide. Danach inszenierten die Plaintext Players mehrere Bearbeitungen der Orpheus-Sage (1997), die Weihnachtsgeschichte (Birth of the Christ Child (1999)) und eine Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf: The Roman Forum (2000). Aus diesen allgemein bekannten Geschichten wird vom jeweiligen Regisseur ein Szenario entwickelt: „What the performers work from is a very general scenario that I write ahead of time, and that we rehearse and discuss. [...] For example, I'll tell them how many scenes there are, where each scene is set, and what kinds of things are supposed to happen in each 284 Corcoran, Marlena: Life and Death in the Digital World of the Plaintext Players. In: Leonardo 32, Nr. 5, MIT 1999, S. 360 73 scene or act. Each performer has certain goals to accomplish in each scene - In Act 1 of Orpheus, for example, Eurydice must die before the end.“285 Auf der Basis dieser Szenarien beginnen die Plaintext Players jeweils mit einer längeren Phase des Improvisierens und Probens, die oft bis zu 2 Monate dauern kann. Die folgenden Aufführungen, die manchmal über eine Stunde dauern, sind dann auch improvisiert, wobei Materialien und Erfahrungen der Probenphase in die Aufführung mit einfließen. Bestimmte Handlungsorte (z.B. „DownUnderWorld“) und Figuren tauchen dabei immer wieder in den Stücken der Plaintext Players auf, so daß sich zwischen den einzelnen Stücken starke intertextuelle Bezüge ergeben. Die Aufführungen finden in einem speziellen Theaterraum im PMCMOO oder im YINMOO statt. Dabei läßt sich das Problem der sich überlagernden verschiedenen Kanäle, das die Aufführungen der Hamnet Players im IRC prägte, hier durch die Programmierung lösen. Im Normalfall erscheinen auf den Bildschirmen der im MOO anwesenden Zuschauer die Texteingaben der Schauspieler und der Zuschauer286 , die Spieler hören dagegen nur sich selbst und den „Digital.Director“, der Regie führt. Damit ist den Zuschauern keine Möglichkeit gegeben, auf den Ablauf des Stückes Einfluß zu nehmen, da die Spieler ihre Texteingaben einfach nicht zu sehen bekommen. Diese Lösung, die den Schwerpunkt der Aufführung im Vergleich zu den Hamnet Players offensichtlich zur Vermittlung des Stückes hin verschiebt, scheint in ihrer Radikalität ebenfalls problematisch: Für die Performer macht es kaum Unterschied, ob sie vor Publikum spielen oder nicht, auch wenn Antoinette LaFarge schreibt: „Perhaps it is the IDEA of an audience that is what really matters to the Players more than the actual PRESENCE of the audience – which makes an odd kind of sense in a virtual space.“287 Aber auch kompliziertere Eingriffe in die Kommunikation sind im MOO möglich: So wurde für eine der Aufführungen aus der Orpheus-Serie das Bühnenbild (d.i. der Bildschirm) in drei Spalten geteilt: die Erde, die Tore der Hölle und die Hölle. Während sich bestimmte Figuren immer in einer Spalte aufhielten, z.B. Cerberus am Eingang der Hölle, reiste Orpheus zwischen den drei Orten / Spalten hin und her.288 285 LaFarge, Antoinette: Email an den Autor, 08.03.2001 286 Für Liveübertragungen wird zusätzlich ein spezieller Charakter programmiert, der nur die Eingaben der Spieler ‚hört‘ und aus dessen Blickwinkel die Übertragung dann besteht (vgl. Cocoran, Marlena: „The Birth of the Christ Child“ in the Year 2000. An Internet Performance for the Third Millenium. Unveröffentlichtes Manuskript, München 2001, S. 2). 287 LaFarge, Antoinette: Email an den Autor, 13.03.2001 288 Cocoran: Life and Death, S. 362 74 Einzelne Stücke der Plaintext Players, z.B. Teile aus The Candide Campaign und The Roman Forum, wurden, nachdem sie im MOO aufgeführt wurden, bearbeitet und auf realen Theaterbühnen gezeigt. Diese Adaptionen zeigen deutlich den Unterschied zwischen Online-Theater und RL-Theater und werden später noch näher untersucht werden. Ich möchte im folgenden auf eine Aufführung der Orpheus-Serie näher eingehen: Orpheus. Sono la musica, am 26.07.1997 aufgeführt in einem MOO und live übertragen auf die documenta X in Kassel. C.3.1.1. Beispiel II: The Plaintext Players Orpheus. Sono la musica, 1997 Orpheus: Sono la musica ist eine Bearbeitung der griechischen Überlieferung von Orpheus und Eurydice. Das Stück teilt sich, abgesehen von Vorspann, Prolog und Abspann, in drei Szenen, die die zentralen Motive des Orpheus-Mythos zur Vorlage haben: Szene Ort Handlung Vorlage im Mythos Vorspann (1-28) Unbestimmt (Venedig) Beschreibung Venedigs, Ankündigung der Performance, Besetzung. Prolog (29-126) Unbestimmt (Venedig) Ankündigung der Handlung, Streit um die Schlange. Szene 1 (127-219) Nachtklub Zeus will Orpheus für sein Plattenlabel gewinnen, doch Orpheus zögert. Eurydice stirbt, als sie, Aufmerksamkeit fordernd, am Mikrofon leckt. Der Biß der Schlange Eurydices Tod Szene 2 (220-437) Unterwelt Orpheus will Eurydice aus der Unterwelt holen Hades ist, im Tausch gegen einen Socken, einverstanden. Beim Verlassen der Unterwelt wir Orpheus mehrmals von Eurydice gebissen, so daß er sich umdreht und sie verliert. Der Gang in die Unterwelt Hades‘ Nachgeben Orpheus‘ Scheitern Szene 3 (438-617) Venedig Orpheus leidet. Die Mänaden, ein Rocktrio, zerreißen ihn. Seine Körperteile singen weiter. Apollo erscheint und sichert das Gedenken an Orpheus. Orpheus‘ Trauer und sein Tod durch die Mänaden Orpheus‘ Nachleben Abspann (620-E) Unbestimmt Verbeugungen, Besetzung. Abbildung 12 - Orpheus Kurzszenar Die grundsätzliche Handlung des Orpheus-Mythos bleibt erhalten289 , auch wenn einzelne Punkte grundsätzlich verändert werden: Eurydice will beispielsweise gar nicht aus der Unterwelt gerettet werden. Viermal beißt sie Orpheus auf dem Rückweg, bis er sich schließlich umdreht: 289 Vgl. z.B. Ovid [d.i. Publlius Ovidius Naso]: Metamorphosen, übersetzt von Hermann Breitenbach, o.O. 1958, Buch X, Vers 1-147 und Buch XI, Vers 1-84 75 Eurydike runs off. Free at last. She fades back into the embrace of Hell. Eurydike kicks her heels up in joy.290 Angesichts der Tatsache, daß der Text der Performance improvisiert ist, scheint es allerdings schwer, solche Änderungen zu interpretieren, obwohl man hier durchaus einen emanzipatorischen Hintergrund annehmen könnte. Grundsätzlicher als die Handlung ändern sich das Umfeld der Handlung und der Figuren, die Welt, in der die Geschichte spielt: Aus dem Gott Zeus wird der „CEO of MountOlympus Record Co.“291 , Orpheus ist, basierend auf der englischen Doppelbedeutung des Wortes rock, ein „Rock Star“, der ständig von einem „Rock Chorus“ begleitet wird, eine Anspielung auf die Überlieferung, daß sich Bäume, Tiere und sogar Steine von Orpheus‘ Musik bewegt zeigten: Orpheus says, „Mainly my fans to date have been inanimate objects.“292 Eurydice stirbt bei einem Unfall im Nachtklub, nicht durch einen Schlangenbiß, wie Orpheus klargemacht wird, als er nach Eurydices Tod aus der Ohnmacht erwacht: That was not a meadow, that was a club in Venice. And that was no snake, that was an open mike.293 Das Zitat zeigt deutlich, wohin die Handlung des Orpheus übertragen wird: In die Welt der Rockmusik. Auch die Mänaden verwandeln sich z.B. in eine Mischung aus Kannibalen und „hot girl trio“294 . Auch hier lassen sich, wie bei Hamnet, die Kennzeichen der Travestie festmachen. In beiden Fällen wird eine sehr bekannte Vorlage in ein anderes Umfeld übertragen. Allerdings zeigt sich hier auch ein zentraler Unterschied: Bei den Hamnet Players wird die Handlung in die Welt des IRC, das Medium der Aufführung, übertragen, indem z.B. Analogien gezogen werden (kicken gleich töten). Die Plaintext Players übertragen die Handlung dagegen nicht in ein MOO, sondern in eine eigenständige fiktionale Welt, eine Art mystisches Rockbusiness. Die Aufführung funktioniert, abgesehen von wenigen Ausnahmen295 , nicht auf der Ebene der 290 Orpheus. Sono la musica. Logfile, Z. 420-422 291 Ebd. Z. 139 292 Ebd. Z. 185 293 Ebd. Z. 255f 294 Ebd. Z. 466 295 „Orpheus has disconnected. [...] The housekeeper arrives to cart Orpheus off to bed. [...] Orpheus digitally reconstructs here.“ (Orpheus Logfile Z.232-242 und Z. 446-453 ) Diese Sequenz, die in beiden Fällen eine Ohnmacht Orpheus‘ symbolisiert, gleicht den typischen Textausgaben, die in ein MOO einprogrammiert sind und ausgegeben werden wenn ein Spieler sich ausloggt und wieder einloggt. Weitere Anspielungen auf das MOO sind die typische Darstellung von Gedanken („ .oO“) und das 76 Analogie zwischen der Vorlage und den Möglichkeiten des Aufführungsortes. Die Plaintext Players generieren eine eigene fiktionale Welt, einen eigenen Bezugsrahmen. Der Aufführungsort selbst wird kaum thematisiert. Dafür könnte es zwei Gründe geben: Zum einen spielen die Plaintext Players schon sehr lange in MOOs Theater, der Aufführungsort wird irgendwann ‚normal‘, Bezüge darauf langweilig. Zum anderen bietet ein MOO wesentlich größere technische Möglichkeiten. Im IRC bleibt, durch den engen technischen Rahmen, kaum eine Möglichkeit, sich auf etwas anderes zu beziehen als auf diese Umgebung selbst. MOOs dagegen sind wesentlich offener und erlauben einen wesentlich kreativeren Umgang mit der Technik. Ein zentraler Unterschied ist die Möglichkeit, über den ‚announce‘-Befehl Textausgaben zu erreichen, die vom User unabhängig sind.296 Die Eingabe „an Have a nice day“ erzeugt beispielsweise die Ausgabe „Have a nice day“, ohne daß der Verursacher dieser Zeilen festzustellen wäre. Die Plaintext Players nutzen diesen Befehl sehr intensiv. Zum einen wird er für Ortsangaben und Beschreibungen benutzt: Venice the Athens of the North, under whose stone bridges flow Lethe, the Styx, and the other rivers of the Underworld. If you cross the wrong bridge, you will find yourself among the dead, the near-dead, and the not-living.297 Darüber hinaus dient der Befehl aber vor allem zur Kommentierung: hell looks awfully like one of those high-class sanitariums. new kind of therapy [...] what did you expect?298 Oder: Orpheus has arrived in the DownUnderWorld without even crossing the street. nice trick299 Die Handlung wird ständig durch eine zweite Ebene, die der Kommentierung, begleitet. Diese Kommentare erzeugen einen speziellen Tonfall oder Stil, der eigentlich allen Performances zeitweise sehr niedrige Sprachniveau, das dem eines MOOs gleicht: „What will you give me for this used-up bitch?“ (Orpheus Logfile Z. 315). 296 Vgl. dazu auch: Cocoran: Life and Death, S. 363 297 Orpheus Logfile, Z. 1-5 298 Ebd. Z. 245-248 299 Ebd. Z. 267 77 der Plaintext Players zugrunde liegt, und viel von der Faszination der Texte ausmacht. Cocoran schreibt treffend: „Commentary is on a formal par with stage directions and description; commentary - the musing of the players - thus functions as a form of intellectual scenery. In MOO space, thoughts as well as objects set the space.“300 Über den ‚announce‘-Befehl können außerdem Figuren eingeführt oder Figuren anderer User ‚ferngesteuert‘ werden.301 Im Orpheus werden z.B. die Steine über diesen Befehl gesteuert. Das bedeutet, daß nicht ein einzelner Spieler die Figur spielt, sondern alle zusammen. Ein Performer im MOO hat damit nicht nur die Macht über seine eigene Figur, sondern kann auch jederzeit neue Figuren einführen, den fiktionalen Raum verändern, oder andere Figuren übernehmen.302 Diese Einflußnahmen haben dabei, wie für Improvisationen typisch, immer den Charakter eines Angebotes: So führt einmal ein Spieler eine weiter Figur ein, ‚Pozzo‘, die aber von den anderen nicht angenommen wird und daher nach drei Zeilen wieder verschwindet.303 Hier zeigen sich deutliche Parallelen zur den Spielen mit der Repräsentation in Chatrooms und MUDs, wie sie in Kapitel B.2.3.3. beschrieben wurden. Die Performer in den Aufführungen der Plaintext Players können insgesamt viel mehr in die Handlung eingreifen als Stuart Harris‘ Darsteller. Ihre Vorlage ist nur ein grobes Szenario, kein Script, daß sie nur in einem engen Rahmen verändern können. Außerdem bieten ihnen die technischen Möglichkeiten des MOOs wesentlich mehr Einflußmöglichkeiten, verbunden aber auch mit einem gewissen Risiko: „HOW the scene actually unrolls changes each time it is rehearsed or performed – and to make this happen at all coherently, the performers must pay VERY close attention to each other. This is the essence of all improvisational theater, in fact. I only work with performers who can actually do this – it's much harder than it sounds.“304 Damit zeigt sich im Vergleich ein divergentes Bild: Einerseits legen die Plaintext Players durch die Programmierung der MOOs ihren Schwerpunkt auf die Vermittlung ihres Stückes, andererseits ist das Stück selbst weit weniger fixiert als bei den Hamnet Players. Zu mutmaßen wäre, daß die eine oder andere Einschränkung nötig ist, um eine funktionierende Aufführung zu ermöglichen, in der eine Vermittlung des Stückes noch möglich ist. 300 Cocoran: Life and Death, S. 363 301 vgl. den „Rape in Cyberspace“, vgl. Kapitel B.2.3.1.2. 302 In diesem Punkt liegt auch ein entscheidender Unterschied zum realen Theater, doch dazu später mehr. 303 Beleg (S. 4). Welche Figuren über den „announce“ Befehl gesteuert wurden, läßt sich durch einen einfachen Vergleich der auftretenden Figuren mit der Besetzungsliste herausfinden. 304 LaFarge, Antoinette: Email an den Autor, 08.03.2001 78 Durch den Bezug der Travestie auf eine weitere fiktionale Ebene und nicht auf den Aufführungsort selbst, erscheint das Stück der Plaintext Players darüber hinaus wesentlich ernsthafter. Die Handlung ist, bei einer Dauer von etwa einer Stunde, wesentlich komplexer und weniger auf den schnellen Witz hin organisiert, die Sprache hat poetische Qualitäten und kopiert nicht das niedrige Sprachniveau des Aufführungsortes. Die Aufführungen der Plaintext Players wirken dadurch wesentlich literarischer, auch wenn die folgende (Eigen-)Interpretation von Marlena Cocoran übertrieben erscheint: „The individual plays can each be seen as versions of one great morality play. [...] Life against Death, and we know what happens in the end: Death wins - and Life triumphs.“305 C.3.2. ATHEMOO Juli Burk bekam 1993 als Vizepräsidentin des amerikanischen Theaterverbandes ATHE306 die Aufgabe, die nächste Konferenz der Vereinigung in San Francisco zu organisieren. Sie hatte die Idee, die Konferenz parallel in einem MOO stattfinden zu lassen, um so auch Mitgliedern, die sich die Anreise nicht leisten konnten, die Teilnahme an der Konferenz zu ermöglichen.307 So entstand das ATHEMOO.308 Abbildung 13 - Übersichtsplan des ATHEMOO 305 Cocoran: Life and Death, S. 360f 306 = Association for Theatre in Higher Education 307 Burk, Juli: ATHEMOO and the Future Present: Shaping Cyberspace into a Theatre Working Place. In: Schrum, Steven (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting and Directing, New York 1999, S. 112ff 308 Der Zugang zum ATHEMOO erfolgt am einfachsten über die Webseite http://moo.hawaii.edu:7000/. 79 Die Aufgabe, den Zugang zu den ATHE-Konferenzen zu erleichtern, findet sich zunächst auch im räumlichen Aufbau des ATHEMOO wieder: Es gleicht einem typischen Konferenzzentrum mit Lobby, Konferenzräumen und einem Café. Bald entstand ein zweiter Schwerpunkt der Arbeit im ATHEMOO: das Experimentieren mit Online-Performances (vgl. den „Aphra-Behn-Theatre-Complex“ im Norden des ATHEMOO). Immer wieder versuchen seitdem verschiedene Theaterschaffende, die Möglichkeiten des ATHEMOOs für das Theater auszuloten. Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Beispielen liegt hier die Kontinuität der Arbeit nicht in einer Person oder einer Gruppe, sondern in einem Raum und seinem Angebot. Dementsprechend zeichnen sich die Experimente im ATHEMOO durch eine enorme Bandbreite und Verschiedenheit aus, da sie von verschiedenen Leuten initiiert wurden. Die Aufführungen reichen von kurzen Experimenten von Theaterklassen (z.B. Iphigenia in ATHEMOO309 (1998)) über Stücke, bei denen das Publikum die klassische Rolle des passiven Zuschauers einnahm wie bei Charles Deemers The Bridge of Edgefield (1996) bis hin zu Provokationen und Anregungen zur gemeinsamen Improvisation, wie Steven Schrums Netseduction310 (1996) oder Twyla Mitchells A Place for Souls311 (1997). Dazu kommen Szenarien, in denen die Besucher gezwungen waren, mitzuspielen, wie bei Scheherazade’s Daughters312 (2000) oder Rick Sacks MetaMOOphosis, das hier noch detaillierter besprochen werden soll. Bevor aber auf dieses Beispiel näher eingegangen wird, soll hier noch kurz einer der vielen Räume des ATHEMOO näher vorgestellt werden, Kenneth Schwellers Theater. C.3.2.1. Kenneth G. Schwellers Theaterraum Wie die bisherigen Beispiele gezeigt haben, stellt der Umgang mit den verschiedenen Kommunikationskanälen einer Theateraufführung (Publikum - Aufführung - Backstage) eines der zentralen Probleme des Theaters in den Räumen der synchronen computergestützten Kommunikation dar. Während die Hamnet Players alle diese Kanäle durch einen Channel laufen ließen, und die daraus resultierende „cacophony of voices“313 billigend in Kauf nahmen, reagieren die Plaintext Players mit einer relativ strikten Trennung der einzelnen Bereiche, was aber beispielsweise zur Folge hat, daß die Schauspieler während der Aufführung die Anwesenheit des Publikums gar nicht wahrnehmen können. Es macht daher aus ihrer Perspektive kaum Unterschied, ob sie vor Publikum spielen oder nicht. 309 http://www.geocities.com/Athens/Delphi/3749/Iphigenia/ 310 http://socks.ntu.ac.uk/archive/net/netseduction.html 311 http://www.geocities.com/Wellesley/2190/souls/aplaceforsouls.html 312 http://moo.hawaii.edu:7000/3184/ 80 Um dieses Problem zu lösen, programmierte Ken Schweller einen eigenen Theaterraum für das ATHEMOO314 , der dem Vorbild eines echten Theaters folgt. Nach dem Betreten des Foyers kann sich der Zuschauer entscheiden, ob er der Vorstellung im „Main Floor“ oder auf dem „Rowdies‘ Balcony“ folgen will. Die Besucher, die im Parkett Platz nehmen, können sich nur durch die Befehle ‚whisper‘ und ‚page‘ verständigen, sie stören sich nicht gegenseitig und werden nicht auf der Bühne gehört. Auf dem Balkon dagegen gibt es keinerlei Beschränkungen, hier sind alle Formen der Kommunikation möglich. Die Balkonbesucher hören sich zwar gegenseitig (und natürlich auch das Stück), ihre Äußerungen sind aber nicht auf der Bühne und im Parkett zu hören. Allen Besuchern stehen allerdings die Befehle ‚boo‘, ‚laugh‘ und ‚shout‘ zur Verfügung, die im ganzen Theater, auch auf der Bühne, gehört werden.315 So bleibt es dem Zuschauer überlassen, auf welche Art und Weise er den Theaterbesuch genießen will, ob sein Hauptaugenmerk auf dem Stück oder der sozialen Interaktion mit den anderen Besuchern liegt. Die Darsteller bleiben relativ ungestört, trotzdem ist es den Zuschauern möglich, mit ihnen zu interagieren. Das Theater verfügt noch über etliche andere Details, die einem realen Theater nachgebildet sind: Es gibt einen Regiekasten, von dem aus ein Vorhang, die Beleuchtung, ein Ansagesystem und etliches anderes gesteuert werden können. Dazu kommen Seitenbühnen, über die die Backstagekommunikation läuft und die es ermöglichen, Kulissen zu programmieren und einzusetzen. Diese Bühnenbilder bestehen aus vorbereiteten Sätzen, die in bestimmten Zeitabständen automatisch zwischen die Texte der Schauspieler ausgegeben werden, Wortkulissen im besten Shakespearschen Sinn: „ the squirrels chatter in the treetops“316 Das Schweller-Theater bietet also eine fast perfekte Kopie eines realen Theaters in der textlichen virtuellen Realität der MOOs. Trotzdem wird das ‚Haus‘ kaum bespielt, im ATHEMOO nützte bisher nur eine einzige Performance diesen Raum.317 Alle anderen Performances fanden in speziell dafür kreierten Räumen statt, wie z.B. A Place for Souls, das auf einem Südsee-Atoll spielte. 313 Schweller, Kenneth G.: Staging a Play in the MOO Theater, in: Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in cyberspace. Issues of teaching, acting and directing, New York 1999, S. 147 314 http://moo.hawaii.edu:7000/. Einloggen, und dreimal nach Norden bis ins Foyer. Der beschriebene Theaterraum findet sich, wie für viele MOO-Programme üblich, nicht nur im ATHEMOO, sondern in vielen anderen, z.B. auch in Schwellers CollegeTownMOO. 315 vgl. Schweller: Staging a Play, S. 150-152 316 Beispiel übernommen aus Schweller: Staging a Play, S. 150 317 The Crosswaves Festival Performances von Cat Herbert im Rahmen des gleichnamigen Festivals 1996. 81 Es stellt sich die Frage, ob Online-Theater sich nicht grundsätzlich von realem Theater unterscheidet und ein purer Nachbau daher den speziellen Qualitäten des Online-Theaters nicht gerecht wird. Darauf soll am Ende dieses Kapitels zurückgekommen werden. C.3.2.2. Beispiel III: Rick Sacks - MetaMOOphosis, 1996-2001 Das Projekt MetaMOOphosis des kanadischen Künstlers und Musikers Rick Sacks nähert sich, obwohl es sich auch im ATHEMOO findet318 , gänzlich anders als die bisherigen Beispiele dem Thema Theater und Internet. MetaMOOphosis ist eine Adaption von Kafkas Verwandlung319 in der Form einer ständigen Installation. „The MetaMOOphosis exists as an artwork, a teaching device, and an exercise in improvisation - or simply as an entertaining theatre piece.“320 Sacks programmierte das Haus der Familie Samsa, wie es Kafka in seiner Erzählung beschreibt, als begehbare MOO-Räume nach.321 Abbildung 14 - MetaMOOphosis - Gregor‘s Room 318 http://moo.hawaii.edu:7000/. Einloggen und „@go Kafka“ eingeben. 319 Kafka, Franz: Die Verwandlung, Stuttgart: Reclam 1999 320 Sacks, Rick: The MetaMOOphosis: A visit to the Kafka House - A report on the permanent installation of an interactive theatre work based on Franz Kafka’s Metamorphosis. In: Schrum, Steven (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting, and Directing, New York 1999, S. 159 82 Besucher des Hauses können in einem Schrank im Foyer verschiedene „costumes“ auswählen. Als Kostüme stehen die zentralen Figuren aus Kafkas Erzählung (Gregor, die Schwester Grete, Vater und Mutter), der Doktor (der in Kafkas Erzählung nur erwähnt wird) sowie ein Journalist und ein „Observer“ (Figuren, die Sacks selbst dazuerfunden hat) zur Verfügung. Neben den Kostümen sind noch die Bedienerin und die drei Zimmerherren in der Form von zwei ‚Bots‘ anwesend.322 Sacks MetaMOOphosis gleicht bei Betreten des Hauses ungefähr dem Beginn des dritten Kapitels in der Verwandlung323 , die Zimmerherren sind eingezogen, die alte Bedienerin versorgt die Familie. Generell zeigt sich schon hier, daß Sacks sehr frei mit der Vorlage umgegangen ist: Zu Beginn des dritten Kapitels müßte Gregor z.B. schon schwer verletzt sein324 , in Sacks MetaMOOphosis dagegen liegt der Apfel (der programmiert ist, Gregor zu töten) noch unberührt in der Küche. Dazu kommen die hinzugenommenen Figuren, die den klaren Bezug zur Vorlage weiter verwischen. Wer das Haus der Familie Samsa im ATHEMOO betritt, kann dann seiner persona eines der Kostüme anziehen. Erst die Wahl eines dieser Kostüme gibt dem Besucher die Möglichkeit, im Haus zu sprechen (wer kein Kostüm trägt, also Zuschauer bleibt, kann nur über den page-Befehl private Mitteilungen versenden). Zieht man ein Kostüm an, wird man aufgefordert, eine Selbstbeschreibung einzugeben, und erscheint für die anderen User im Raum fortan unter dem Namen des Kostümes. Kostümträger können über den Befehl ‚read‘ Zeilen aus ihrem Script lesen, d.h. zufallsgesteuert in das Kostüm einprogrammierte Textzeilen abrufen. Wenn beispielsweise der Träger des Grete-Kostümes ‚read Grete‘ eingibt, wird eine beliebige Zeile (aus einem Vorrat von max. 30 Zeilen pro Kostüm325 ) ausgegeben: Grete, eyes wide, says, oh poor, poor, Gregor...326 Für die anderen personae im selben Raum, egal ob Mitspieler oder Zuschauer, ist dabei nicht zu unterscheiden, ob es sich um eine der vorprogrammierten Textzeilen, oder um eine ‚echte‘ Eingabe des Users handelt. Die Zufallstexte, Zitate aus der Verwandlung oder im Stil von Kafkas Text, sollen die Besucher zum Improvisieren anregen: 321 Die von Sacks vorgeschlagene Anordnung der Räume über zwei Stockwerke bleibt dabei nur eine der möglichen Deutungen des Textes. Pfeiffer z.B. plädiert für eine einstöckige Anordnung (Pfeiffer, Joachim: Franz Kafka: Die Verwandlung / Brief an den Vater, München 1998, S.51f). 322 Vgl. auch weiter unten. 323 Kafka: Die Verwandlung, S. 44ff 324 Vgl. ebd. S. 41-44 325 Sacks, Rick: MetaMOOphosis - Vorprogrammierte Texte, vgl. Anhang Kapitel G.3.5. 326 MetaMOOphosis - Vorprogrammierte Texte: Grete, vgl. Anhang Kapitel G.3.5. 83 „In the MetaMOOphosis, the main device is improvisation. As an aid to the improvisations there are built-in scripts that generate text and that supply plot and tonal material from which to improvise.“327 Dem selben Ziel wie die „built-in scripts“ dienen die beiden im Haus anwesenden ‚Bots‘, kleine automatische Programme, die auf bestimmte Keywörter reagieren, und zwei weitere Figuren der Verwandlung darstellen („The Charwomen“, „The Three Lodgers“). Fällt z.B. in einem Raum, in dem sich die Bedienerin befindet, das Wort ‚insect‘, so erscheint auf den Bildschirmen aller User im selben Raum: The Charwomen says „Disgusting!“328 Auch die beiden Bots sollen durch ihre Einwürfe die Besucher zur Improvisation anregen. Im Idealfall besucht also eine größere Gruppe von Leuten, bzw. personae, gemeinsam die MetaMOOphosis, ein paar bleiben Zuschauer, ein paar legen Kostüme an und improvisieren, und alle gemeinsam bewegen sich durch die Zimmer des Hauses, den Raum der Performance. Da sich in allen Räumen Spieler aufhalten können, wird ein User nie Zeuge der gesamten Performance, er bekommt nur Teile davon mit und steht jederzeit vor der Entscheidung, in diesem Raum zu bleiben oder einen anderen zu besuchen um zu sehen, was dort passiert. Der Zuschauer bekommt also nur einen Ausschnitt der Performance mit, ein Konzept, daß Charles Deemer im Hinblick auf seine Theaterexperimente, in denen z.B. ein ganzes Haus gleichzeitig bespielt wurde, treffend als „Hyperdrama“329 bezeichnet hat.330 Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Kafkas Verwandlung und Sacks MetaMOOphosis genauer, so fällt auf, das es eigentlich relativ wenige Berührungspunkte gibt. Die nachgebildeten Räume entsprechen zwar ungefähr dem von Kafka beschriebenen Haus, sie sind aber sehr kahl beschrieben und bieten wenig Anknüpfungspunkte an die Verwandlung. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Kostüme und ihr Bezug zur Vorlage bleiben beliebig. Die eingebauten Textzeilen sind oft nicht konsequent, es zeigen sich noch Überreste von Sacks ursprünglichen Konzept, die Verwandlung in der heutigen Zeit spielen zu lassen: 327 Sacks: The MetaMOOphosis, S. 168 328 MetaMOOphosis - Vorprogrammierte Texte: The Charwomen, vgl. Anhang Kapitel G.3.5. 329 vgl. Deemer, Charles: The New Hyperdrama. How Hypertext Scripts Are Changing the Parameters of Dramatic Storytelling, In: Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in Cyberspace, New York 1999, S. 39-52 330 Die Logfiles, die Sacks auf seiner Homepage zur Verfügung stellt, werden dann auch automatisch Hypertexte. Jedesmal, wenn eine Figur den Raum verläßt, kann der Leser entscheiden, ob er ihr per Hyperlink folgt oder lieber weiterliest, was in diesem Raum weiter passiert (vgl. http://www.vex.net/~rixax/KAFKA/yard.html). 84 Grete says „I’m learning moo programmin g and French.“331 Sacks selbst beschreibt diesen Sinneswandel: „After a year or so, I had abandoned the idea of using the work as a jumping off point for a modern allegory about a programmer and his sister. I decided to use the work itself as a jumping off point for theatrical improvisations ‚in the style of‘ a Kafka work.“332 Insgesamt übertragt das Projekt MetaMOOphosis sehr wenig von der atmosphärisch dichten Handlung und Sprache Kafkas. Die Parallelitäten beschränken sich hauptsächlich auf Formalien wie die Räume und die Figuren, wie auch Kari Banta kritisiert: „one wishes Sacks had drawn more from Kafka's text to flavor the space and give inspiration for improvisation“333 . Der Wert der in die Kostüme eingebauten Textzeilen bleibt fraglich: Regen sie zur Improvisation an oder zerstören sie durch ihre Zufälligkeit eher bestehende Handlungszusammenhänge in den Gesprächen der User? Sacks obige Einschätzung der eigenen Arbeit als „jumping off point for theatrical improvisations” ist sicher richtig, im Vordergrund steht nicht die Vermittlung eines Textes, sondern die Einladung zur Improvisation. “MetaMOOphosis concerns itself more with improvisation than a critical understanding of Kafka's text. The participants in the recorded performance do not however look like students, so the looseness of their improvisation may come from not knowing the text or simply an interest in exploring other aspects of performance.“334 Zusammenfassend werden in Rick Sacks MetaMOOphosis die Möglichkeiten eines MOOs für das Theater gänzlich anders genutzt als in den bisherigen Beispielen. Sacks bietet einen Repräsentationsrahmen, den die User füllen müssen, indem sie sich auf das Spiel einlassen. Sacks institutionalisiert sozusagen das Spiel mit der Repräsentation, daß Chatrooms und MUDs immer prägt. Zu dieser Form des Online-Theaters lassen sich nur noch schwer Parallelen im Real Life ziehen. Am ehesten läßt sich Sacks Experiment wohl mit verschiedenen Formen von Mitmachtheater vergleichen, also z.B. Mörderjagden auf abgelegenen Schlössern, bei denen einige Schauspieler eine Rahmenhandlung vorgeben und alle Anwesenden mitspielen und versuchen, den Fall zu lösen. 331 MetaMOOphosis - Vorprogrammierte Texte: Grete, vgl. Anhang Kapitel G.3.5, Tippfehler im Original. 332 Sacks, Rick: The MetaMOOphosis brings Kafka into the Net [Interview]. In: The Oudeis News, Januar 1997, http://www.oudeis.org/status/statjan.html#kafka 333 Banta, Kari: Literature Study on the Web: Improvising with Kafka as Guide, o.O. 2000, http://www.cwrl.utexas.edu/~edweb//lit/metamoo.shtml, Abschnitt 2 334 Ebd, Abschnitt 3 85 Sacks gibt den fiktionalen Bezugsrahmen der Interaktion zwischen den Usern vor und entzieht ihm dem üblichen Spiel von ‚Angebot und Nachfrage‘ wie es das Beispiel mit dem Segelboot in Kapitel B.2.3.3. beschreibt. In der Vorgabe, über Kafkas Verwandlung zu improvisieren, sieht er dabei auch durchaus pädagogischen Nutzen. So bietet er z.B. auf seiner Homepage ein Curriculum an mit dem Ziel, den Schülern Kafkas Verwandlung mittels MetaMOOphosis näherzubringen.335 Dies erscheint angesichts der vielen Unstimmigkeiten, die die Beziehung zwischen MetaMOOphosis und der Verwandlung prägen, allerdings ein fragliches Unterfangen. Die Logfiles, die Sacks auf seiner Homepage veröffentlicht hat, beinhalten dann auch allerlei witzige Unterhaltungen (wie sie für die synchrone CMC typisch sind), mit Kafka hat das Ganze aber nicht mehr viel zu tun: Mrs. Samsa says, "Um, HD [Herr Doctor], while you're here, I have this pain in my chest." Herr Doctor says, "Now, how can I leave your son alone. I am his doctor" Mr.Samsa sighs, "At long last, I believe it's finally going to work out for us." TwylaM-S . o O ( Veterinarian? ) Herr Doctor says, "Well, let me have a look at your chest, Mrs. Samsa" Mr. Samsa finishes his toast and moves on to the slightly runny eggs. Mr. Samsa raises an eyebrow at the doctor. Mrs. Samsa can't figure out how to open the dress. Herr Doctor says, "IT's all right, Mr. Samsa, I am a doctor" Mrs. Samsa doesn't have much practice lately. Mr. Samsa raises an eyebrow at his wife. Mr. Samsa lowers both eyebrows gently. Herr Doctor says, "Hmmm...I think I see the problem" Mrs. Samsa begins to hyperventilate. Mr. Samsa wonders if this exam will be covered by his HMO. Herr Doctor says, "Mrs. Samsa, someone has taken your nipples!" Mrs. Samsa wonders if that's a common cause of asthma. Mr. Samsa is certain that was not a pre-existing condition. Herr Doctor says, "Oh wait, here they are...I just forgot to put on my glasses"336 C.4. Theater im Palace Die 2D-Chatsoftware Palace, die es als eine der ersten ermöglichte, synchrone computergestützte Kommunikation um grafische Darstellungsebenen zu erweitern, bot sich von Anfang an ähnlich wie MOOs für Theaterprojekte an. Die grafische Darstellung des Palace verändert die Möglichkeiten für das Theaters dabei grundsätzlich. 335 http://www.vex.net/~rixax/KAFKA/curriculum.html 336 Auszug aus einem Logfile: http://www.vex.net/~rixax/KAFKA/kitchen.html 86 Im heute meist verlassenen Palace „House of Media“337 finden sich noch Überreste einer Gruppe von Usern, die den Palace in den Jahren 1996-1999 für Theaterexperimente nutzten. Die Projekte, die ursprünglich improvisiert waren338 , lassen sich heute noch als eine Art Videofilm betrachten. Die Handlung, ursprünglich live gespielt, läuft jetzt automatisch ab, die Schauspieler sind Bots, der Palace vermittelt den Eindruck eines Museums. Abbildung 15 - Screenshot aus Die First Lady, Palace House of Media Immer noch aktiv nutzen dagegen die beiden Amerikanerinnen Adriene Jenik und Lisa Brenneis seit 1997 als ‚Desktop Theater‘339 das Chatsystem Palace als Aufführungsort für Ihre Theaterexperimente. Ihre Arbeiten umfassen inzwischen vier „Plays“: waitingfor- godot.com340 (1997), Santaman’s Harvest (1999), Spectacled Society341 (2000) und World of Park342 (2000). 337 palace://houseofmedia.com:9998, zusätzliche Infos unter: http://www.mediamischief.com/theatre.html 338 Auskunft eines anonymen Users vom 05.03.2001 339 http://www.desktoptheater.org 340 Eine Bearbeitung von Becketts Warten auf Godot. 341 „A compression of Guy deBord's Situationist manifesto The Society of the Spectacle performed by and for the spectacled society.“ (http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/files/a_fr_01.htm) 342 Eine Bearbeitung von Yoko Ono's Performancetext Grapefruit in the World of Park (1961). 87 Daneben experimentieren Jenik und Brenneis aber vor allem mit verschiedenen Formen von Improvisation, Guerillaaktionen, die sich an Augusto Boals Unsichtbarem Theater orientieren. Ein Beispiel dieser Improvisationen, Barnstorming the Palace, soll im folgenden detailliert beschrieben werden, um eine weitere Nutzungsmöglichkeit der synchronen computergestützten Kommunikation für Theateraktivitäten zu schildern und gleichzeitig die Unterschiede zwischen rein textlicher und grafischer Vermittlung zu untersuchen. C.4.1. Beispiel IV: Desktop Theater - Barnstorming the Palace, 2000 Im Januar 2000 nahm das Desktop Theater den US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen Al Gore und George W. Bush zum Ausgangspunkt für die Performance Barnstorming the Palace. Jennik und Brenneis besuchten einen (thematisch auf Sex ausgerichteten) Palace als AlGore und GeeBush, ausgerüstet mit den passenden grafischen Avataren und einem Sammelsurium von Textstellen aus Reden und Interviews der beiden Präsidentschaftskandidaten.343 Abbildung 16 - Screenshot aus Barnstorming the Palace AlGore und GeeBush gaben vor, im Palace auf der Jagd nach den Stimmen der anderen Besucher zu sein: 343 vgl. z.B. AlGore’s ‚Rede‘: Logfile, Zeilen 158-176 88 AlGore: Hi BURN AlGore: I'd like your vote AlGore: tell me what I need to do to get it BURN: :can you sodomize me? TwiTch': LOL344 Das Auftreten der beiden Kandidatenklone sorgte für Verwirrung im Chatroom. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Einige User waren durchaus nicht sicher, ob es sich nicht doch um die echten Kandidaten handeln könnte: Flanx22: you are not al gore [...] Flanx22: you cannot Flanx22: you can't be [...] Flanx22: i'm starting to believe that you really are al gore345 Andere User reagierten zwar wesentlich abgeklärter („ALGORE IS FAKE“346 ) oder gar wütend („leave damn political aces“347 ), waren aber auch verunsichert. Damit dürfte die Aktion für die Performerinnen ihr Ziel erreicht haben: „This work is posed against audience passivities (and in this case banalities) presupposed in the mainstream/commercial exploitation of media. It seeks to prompt unexpected exchanges which confront chatroom participants with their individual and collective existence. To do so, we use humor combined with cheap (FREE!) simple, accessible, popular images and technologies. We inject art and critical questioning into a larger framework of competing discourse [...].”348 Das Auftreten von Al Gore und George W. Bush dürfte zwar kaum das politische Bewußtsein der Zuschauer gestärkt haben, machte ihnen aber sicher die grundsätzlichen Bedingungen der Kommunikation im Palace bewußt. Gerade in sexuell ausgerichteten Chatrooms liegt die Faszination ja in der Verdrängung der Funktionsweise des Mediums. Ein Avatar, der eine gutaussehende Blondine darstellt, wird gerne für bare Münze genommen, obwohl jedermann weiß, daß sich vermutlich ein 50jähriger Mann dahinter verbirgt. Diesen Verdrängungsprozeß können Aktionen wie Barnstorming the Palace offenlegen: 344 Logfile, Zeilen 46-50 345 Logfile, Zeilen 214-219, 256 346 Logfile, Zeile 287 347 Logfile, Zeile 22 348 Jenik, Adriene: The early years of desktop theatre, in: Riding the Meridian: Literature, 2000, http://www.heelstone.com/meridian/jenik/jenik.html, 03.03.2001, S. 4 89 „In many instances our presence provoked passionate discussions of online performativity, identity and ethics.“349 Damit ist die Performance deutlich in der Tradition von Augusto Boals Unsichtbarem Theater zu sehen: „Unsichtbares Theater [...] handelt stets von einem aktuellen Thema, von dem mit Sicherheit angenommen werden kann, daß es bei den Zuschauern auf Interesse stößt. Zu diesem Thema wird gemeinsam ein Text erarbeitet [...], der, je nach den Umständen, für Korrekturen offen ist und sich an den Einwürfen der Zuschauer orientiert. Die Schauspieler spielen ihre Rollen genau wie im konventionellen Theater, aber nicht im Theater, und vor Zuschauern, die nicht wissen, daß sie Theaterzuschauer sind.“350 Dieses Prinzip hat das Desktop Theater erfolgreich in den Palace übertragen. Die grafischen Möglichkeiten des Palace hatten dabei sicher entscheidenden Anteil am Funktionieren der Performance: Die Avatare, in diesem Fall Konterfeis von Bush und Gore, verliehen den Auftritten zusätzliche Authentizität, die Authentizität der Fotografie. In einer rein textlich simulierten Umgebung hätte dieser Auftritt so sicher nicht funktioniert. Die Nicknames alleine hätte vermutlich niemanden dazu verleitet, die ‚Echtheit‘ der Figuren in Erwägung zu ziehen, das gelingt erst durch die Fotografie, die als authentisch wahrgenommen wird. So finden die User ihre Anhaltspunkte, daß die beiden Kandidaten „FAKE“ sind, auch hauptsächlich in der Sprache der beiden: Al Gore: I’m tight here with Flanx22 NiteEyes: tight? [...] NiteEyes: a politician wouldn’t use that word [...] NiteEyes: what kind of politician uses TIGHT?351 Niemand dagegen weist darauf hin, daß man auch ein Foto der Kandidaten leicht beschaffen könnte, es also keinerlei Authentizitätsbeweis darstellt. Für Jennik und Brenneis stellt die Produktion der passenden Avatare einen wichtigen Teil der kreativen Arbeit dar: „Each of these improvisations documented here was spawned by an initial idea which led to a fast and furious avatar production session, and culminated in an ‘outing’, ending with an analysis of what occurred.”352 349 Desktop Theater Archive: http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/files/a_fr_01.htm 350 Boal, Augusto: Theater der Unterdrückten, Frankfurt a.M. 1989, S.74 351 Logfile, Zeilen 280-290, vergleiche auch: Logfile, Zeilen 241-245 352 Desktop Theater Archive: http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/files/a_fr_01.htm 90 Gegenüber den rein textlichen Theaterprojekten im IRC und in MOOs steht hier also eine zusätzliche künstlerische Ebene zur Verfügung, die sich nicht in den Avataren erschöpft, sondern, im Falle der „Plays“ auch die Einbeziehung von passenden ‚Bühnenbildern‘ ermöglicht. So fand z.B. die Aufführung von waitingforgodot.com in einem eigens dafür geschaffenen „Waiting Room“ statt: Abbildung 17 - Desktop Theater: waitingforgodot.com - Waiting Room Insgesamt läßt sich also festhalten, daß sich Chatrooms auch für Improvisationen nützen lassen, wie sie Augusto Boal entwickelt hat. Die grafische Darstellung stellt dabei eine große Veränderung gegenüber den rein textlichen Kommunikationswegen der CMC dar. Einerseits erlaubt sie grafische und fotografische Darstellungen, was einen großen Einfluß auf die wahrgenommene Authentizität haben kann, andererseits schränkt sie die Freiheit der MOOs, jeden beliebigen Gedanken sofort in die Tat umsetzten zu können - es handelt sich schließlich nur um Worte - erheblich ein. Im folgenden wird diskutiert, wie sich die Darstellungsmöglichkeiten in Chatrooms, Palace und MOOs zu realem Theater verhalten. Handelt es sich bei den beschriebenen Aktivitäten um Theater oder scheint es vernünftiger, diese Art der Netzkunst anders zu bezeichnen? 91 C.5. Rückschlüsse II: Theater im Internet? C.5.1. Theater: Institutionalisierte Theatralität? Obige Beispiele haben gezeigt, was für unterschiedliche Formen sich innerhalb des Theaters im Netz bisher ausgebildet haben, und was alles entstehen kann, wenn die Möglichkeiten der synchronen computergestützten Kommunikation auf die des Theaters treffen: Die Vermittlung von festen Texten genauso wie das Improvisieren eines Textes, die Schaffung eines Rahmens für das Spiel der User genauso wie die Übertragung der Konzepte Augusto Boals. Offensichtlich ist dabei der enge Zusammenhang mit der Theatralität. Deren Kennzeichen, die Liveness (Transitorität, Präsenz, Interaktion) und die unterschiedlichen Formen der Präsentation, bleiben – mit den für die synchrone CMC festgehaltenen Veränderungen gegenüber der RL-Theatralität353 – erhalten. Die Projekte der Hamnet Players und ihrer Nachfolger sind theatral und definieren sich selbst als Theater, bzw. werden von ihrem Umfeld als Theater definiert. Sie erfüllen damit die in Kapitel B.1.2.2. aufgestellte vorläufige Definition von Theater: Sie sind theatral und institutionalisieren sich gesellschaftlich als Theater. Untersucht man das Verhältnis der Projekte zur Theatralität auf der funktionalen Ebene genauer, dann fallen einige Besonderheiten auf: Zum einen bewegen sich alle beschriebenen Beispiele primär auf der Ebene der Repräsentation, der Figur. Selbstpräsentation und Präsentation spielen eine untergeordneten Rolle.354 In Rick Sacks MetaMOOphosis werden die Besucher gar gezwungen, eine Rolle anzunehmen, sonst können sie sich nicht artikulieren. Die Rolle ist dabei im Normalfall nur eine zweite Maske: Hinter der Repräsentation wartet die Repräsentation, wie sich zeigt, wenn Marlena Cocoran die Beziehung zwischen ihrer Person, ihrer persona „stay“ und ihren Rollen in den Stücken der Plaintext Players beschreibt: „Claudius, Candide, Orpheus - these where all played not by Marlena, but by stay. When the actors took bows at the end [...], it was stay who blushed to applause. On the MOO, there is never a maskless reality.“355 Aus dieser Perspektive stellen die Theaterexperimente gleichsam eine Doppelung der Theatralität der CMC dar. Bei MetaMOOphosis sind es z.B. die personae, die Kostüme anlegen, nicht die User. Hier zeigt sich erneut, wie wichtig die Akzeptanz der User für 353 Vgl. Kapitel B.3. 354 Beispiele für Äußerungen auf der Ebene der Präsentation wären z.B. der Prolog des Orpheus und die ständigen Brüche zwischen Darstellen, Organisieren und (‚normalem‘) Chatten bei den Hamnet Players. 355 Cocoran: Life and Death, S. 360 92 derartige Projekte ist.356 Nur wenn die User die Telepräsenz über ihre personae akzeptieren, wird es ihnen möglich sein, diese zweite Ebene der Theatralität anzunehmen. Neben dieser Doppelung der Theatralität zeichnen sich alle Projekte – auf die eine oder andere Art – durch ein Fixieren der Repräsentation auf der zweiten Ebene aus. Rick Sacks beispielsweise legt für MetaMOOphosis den fiktionalen Rahmen fest, in dem die User interagieren sollen, er gibt also eine feste Repräsentationsebene vor. Ähnlich arbeiten die Plaintext Players: Hier gibt das Szenario eine Vorgabe für die Performer, auf deren Basis sie improvisieren. Das Szenario fixiert also den fiktionalen Rahmen der Improvisation. Das selbe gilt für die Hamlet Players, nur das hier die Vorgaben über das Script wesentlich detaillierter sind. Beim Desktop Theater stellt die Verabredung zwischen den beiden Performern diesen Rahmen auf: Sie agieren, als ob sie George W. Bush und Al Gore wären. Die (zweite) Ebene der Repräsentation wird also in allen Fällen dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage, der Suche nach dem ‚fiktionalen Konsens‘, entzogen.357 Sie wird gleichsam institutionalisiert. Ausgehend von der Theatralität der CMC ist das eine naheliegende Idee, denn in einem MOO z.B. ist es „a small step to creating roles around a specific dramatic scenario“358 , wie Antoinette LaFarge schreibt. Die entscheidenden Unterschiede zur allgegenwärtigen theatralen Kommunikationssituation der synchronen CMC liegen aus einer funktionalen Perspektive also in der Einführung einer zweiten Ebene der Repräsentation, die über die Präsentationsebene gelegt wird, und einer Fixierung des Rahmens der repräsentativen Improvisation auf dieser zweiten Ebene. Dieser Vorgang ließe sich als eine Art der funktionalen Institutionalisierung beschreiben. In diesem Sinne stellen die hier beschriebenen Projekte - aus funktionaler wie auch gesellschaftlicher Perspektive im Sinne der Institutionalisierungstheorie - eine Institutionalisierung der allgegenwärtigen Theatralität der synchronen CMC dar. Damit wären sie, entsprechend der in dieser Arbeit aufgestellten vorläufigen Definition, als Theater zu bezeichnen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob für Theater nicht doch mehr nötig ist, als die Erfüllung dieser formalen Bedingungen. Ist Theater mehr als ‚institutionalisierte Theatralität‘? Offensichtlich ist, daß für die hier beschriebenen Projekte das Theater ein entscheidender Bezugspunkt ist. Dies zeigt sich nicht nur in der Theatralität der Projekte und ihrer – zumindest in Kreisen der Online-Welt – akzeptierten Bezeichnung als Theater. Es zeigt sich auch in vielen formalen Übereinstimmungen zum traditionellen Theater, in der Anwesenheit 356 Vgl. Kapitel B.2.3.1.2. 357 Vgl. Kapitel B.2.3.3. 358 LaFarge, Antoinette: A world Exhilarating and Wrong: Theatrical Improvisation on the Internet, o.O. 1995, http://yin.arts.uci.edu/~players/leo/leo95.htm, Kapitel „Live Fiction“ 93 von Performern und Regisseuren, in der Rollenverteilung des Textes, im Aufführungscharakter und dem Eigenverständnis der Produzenten. Fraglich bleibt aber, ob nicht a) andere Bezugspunkte für die beschriebenen Projekte eine größere Rolle spielen oder b) eine andere Definition von Theater, die solche Projekte ausschließt, angebrachter erscheint. Diese beiden Fragen, die eng miteinander zu tun haben, sollen in folgenden erörtert werden. C.5.2. Text statt Theater? Ein weiterer möglicher Bezugsrahmen für die oben beschriebenen Projekte wäre neben dem Theater die Literatur. Schließlich handelt es sich, abgesehen von den Experimenten des Desktop Theaters, schlicht um Text. Die ‚Materialität‘ der Aufführungen ergibt einen starken Bezug zur Literatur, wie auch einige der Performer selbst meinen: „This locates the experience of MOO theatre somewhere between that of reading a novel and watching a traditional theatre production as it unfolds in space and time.”359 „A hybrid form, online theater draws as heavily on the performative tradition as it does on the written.“360 „The work of the Plaintext Players lies somewhere between poetry and theater.“361 Diese Argumente fußen vor allem in der technisch vorgegebenen Beschränkung der Ausdrucksmöglichkeiten auf Text, eine Einschränkung362 , die zum zentralen Merkmal der Literatur gehört. Zwangsläufig muß sich ein Performer auf die Ausdrucksmöglichkeiten des Textes konzentrieren, so wie es auch ein Autor tun muß. Vor allem auch aus der Sicht des ‚Zuschauers‘ hat das Theater im Internet viele Ähnlichkeiten mit der Literatur. Seine Tätigkeit besteht hier wie dort vor allem im Lesen und zeichnet sich aus durch die „Freiheit der Konstruktion“363 , wie Wolfgang Iser den Vorgang der bildhaften Vorstellung des Beschriebenen beim Lesen eines Buches bezeichnet, die Leistung des ‚inneren Auges‘. Die Zuschauerleistung, die z.B. dem Publikum der Plaintext Players abverlangt wird, differiert stark von der, die im traditionellen Theater nötig ist, und ist viel mehr mit der des Lesenden zu vergleichen. 359 Burk, Juli: Moo-ving Online: A new venue for making and teaching Theatre, Hawaii 1998, http:// leahi.kcc.hawaii.edu/org/tcon98/paper/burk.html, Kapitel II 360 LaFarge: A world, Kapitel „The ham beneath the bones“ 361 Cocoran: The Birth, S.1 362 Diese Beschränkung basiert natürlich vor allem in der ‚Körperlosigkeit‘ des Internet, ein Punkt, der im folgenden Kapitel noch detailliert diskutiert werden soll. 363 Iser, Wolfgang, zitiert nach Kobilke: Faszination, S. 36 94 Andererseits bestehen auch Unterschiede zur Literatur: Es gibt nicht den einen Autor, sondern viele, nicht nur das Produkt entscheidet, sondern eben vor allem auch der Prozeß, das Tippen, und sein Verschwinden. „Why call it theater? [...] There is no question that this [online theater] is a world now dominated by writerly conventions [...]. If I think of it as a form of theater, it is because the real power of this world lies in the ways people inhabit personalities (roles) through words. As with other forms of theater, the point is the enactment of the text, not the text in and of itself.“364 Es sind die Eigenschaften des Theaters, die die oben beschriebenen Projekte von der traditionellen Literatur unterscheiden. Es scheint daher angebracht, die Literatur als einen weiteren gleichberechtigten Bezugspunkt der beschriebenen Projekte zu benennen, um so ein Spannungsfeld zu beschreiben, in dem sie sich verorten lassen. Bevor dieses Spannungsfeld auf weitere mögliche Bezugspunkte hin untersucht werden soll, scheint es angebracht, den zentralen Unterschied zwischen Theater im Internet und realem Theater zu untersuchen, der z.B. auch die Beschränkung auf die Möglichkeiten des Textes zur Folge hat: die Abwesenheit des physischen Körpers. C.5.3. Körper und „Gesellungsereignisse“ Von Theaterschaffenden und aus der Theaterwissenschaft kommen starke Argumente, die dagegen sprechen, Experimente wie die der Plaintext Players als Theater zu bezeichnen. Hier wird die Körperlichkeit als grundsätzliche Bedingung des Theaters genannt, wie es z.B. Helmar Schramm tut: „Wie auch immer ‚Theater‘ definiert sein mag, unumstritten dürfte die Tatsache sein, daß es sehr wesentlich mit der physischen Präsenz darstellender Personen verbunden ist.“365 Dieser Einwand scheint berechtigt: So stellt sich beispielsweise die Frage, was bei Theater im Internet von den spezifischen Mitteln des Schauspielers überbleibt: Er hat keine Sprache, keine Bewegung, keine Mimik, statt dessen sitzt er alleine vor dem Computer und tippt, ohne jeden physischen Kontakt zu seinen Kollegen. Wie ließe sich die grandiose Körperbeherrschung eines Tänzers, die Stimmgewalt eines Sängers mit dem Tippen eines Onlineperformers vergleichen? Natürlich könnte man auch hier mit der Telepräsenz argumentieren. Der Performer verfügt mittels seiner persona über einen Körper, er kann sich bewegen, sprechen. Klar ist aber 364 LaFarge: A world, Kapitel „comedia dell arte“ 365 Schramm: Karneval, S.258 95 auch, daß dieser virtuelle Körper kein gleichwertiger Ersatz für die Anwesenheit des realen Körpers ist. Er bleibt eine Vorstellung, ein Konstrukt. Diese Veränderung, die im Kontext der Theatralität annehmbar erscheint, da hier der Schwerpunkt auf den Strategien der Darstellung liegt und nicht auf der Körperlichkeit selbst, scheint im Theater, dessen Kunst sich oft zentral in der grandiosen Beherrschung des Körpers zeigt, nur schwer zu akzeptieren. Ein Einwand, den auch Brenda Danet sieht, eine Verfechterin der Hamnet Players: “The very physicality of theater has always been a very important component of it. Indeed, some might argue that without the presence of the body, theater cannot exist."366 Die Körperlosigkeit des Theaters im Internet trifft aber nicht nur die Darsteller, sie trifft vor allem auch die Zuschauer. Jeder Zuschauer sitzt alleine zuhause vor seinem Rechner und verfolgt die Performance. Damit fällt ein entscheidendes Merkmal des Theaters weg, das des sozialen Miteinander-Erlebens, des „Gesellungsereignisses“367 . „Offensichtlich ist das Sitzen vor dem Bildschirm - sei’s vor dem PC, dem Fernseher, dem Internet - nicht in der Lage, den Menschen ihr Bedürfnis nach Gemeinschaftserlebnissen, nach gesellschaftlicher Nähe [...] zu erfüllen.“368 Gerade durch die ständige Zunahme der medialen Vermittlungen in unserem Alltagsleben, durch den „Hiatus der Mathematisierung“369 , wird der „gemeinsame Zeit-Raum der Sterb- lichkeit“370 zu etwas Besonderem. So ist auch Tom Stromberg der Ansicht, daß „[...] es neben der Erfahrung der Massenmedien das ist, was das Neue, das Aufregende der nächsten Zeit sein wird: Das Live-Dabeisein, das sich-Treffen, das Gemeinsame. [...] Der ‚Mythos der Unmittelbarkeit‘ wird wiederbelebt, je deutlicher sich das Global Village definiert, nicht gegen es, sondern als Alternative zu ihm. Der Stellenwert des unmittelbaren Erlebnisses und Dabei-Seins wächst.“371 Deutlich zeigt sich in diesen Aussagen die Hoffnung, daß im Informationszeitalter das Theater gerade wegen seiner medialen Unvermitteltheit eine große Zukunft vor sich habe. Florian Rötzer sieht diese Perspektive für den gesamten Kunstbereich: „Aus dieser Perspektive wird, was sich heute bereits abzeichnet, die apparatfrei wahrgenommene und materielle Wirklichkeit, in der man sich leiblich im Hier und Jetzt bewegt, eine ganz neue Bedeutung erhalten, was sich auch auf die herkömmlichen 366 Danet: Curtain Time, Kapitel „Computers and Theater“ 367 Fiebach, Joachim: Kommunikation und Theater. Diskurse zur Situation im 20. Jahrhundert. In: Ders.: Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Versuche um Theaterkunst und Theatralität, Berlin 1998, S. 164 368 Beilharz: Theater in der Informationsgesellschaft, S. 86 369 Lehmann: Postdramatisches, S. 410 370 Ebd. 371 Stromberg: Mythos der Unmittelbarkeit, S.80 96 Kunstformen auswirken wird. Möglicherweise wird Kunst noch mehr wie jetzt bereits zu einem Organ einmaliger Realitätserfahrung, die zentriert ist auf die leibliche und materielle Präsenz von Subjekt und Objekt. Der Gang in die Museen, Theater, Kinos, wird weniger davon bestimmt sein, dort etwas zu Kenntnis zu nehmen, sondern davon, einem der virtuellen Realität konkurrierenden Ereignis beizuwohnen, das gerade dadurch faszinierend ist, weil man selbst leiblich präsent ist [...].“372 Derartige Ansichten373 prägen einen Theaterbegriff, der Theater vor allem dadurch definiert, daß es eben nicht medial vermittelt ist, daß es uns Raum läßt für echte Körpererfahrungen und das Sammeln realer sozialer Kompetenzen. Eine solche Definition schlösse damit die Subsumierung der hier besprochenen Theaterprojekte im Internet unter den Begriff Theater aus, Theater wird vielmehr zum Gegenbegriff der Mediatisierung: „Part of the side effects of a process of virtualisation and mediated and non-corporeal communication, is a certain loss of ‚humanity‘, and hence the need for a countervailing force. [...] So we are convinced that the theatre, this intense physical and emotional technology, can play a strong ‚anti-virtual‘ role.“374 Michel Bauwens, von dem dieses Zitat stammt, hat aber auch darauf hingewiesen, daß diese Perspektive nur eine von mehreren möglichen ist, und daß er ein nebeneinander verschiedener Theaterformen und Beziehungen zur Mediatisierung für wahrscheinlich hält. In einem kurzen Exkurs soll auf diese verschiedenen Perspektiven eingegangen werden, bevor diese Arbeit, dann unter einem anderen Blickwinkel, noch einmal zu den oben beschriebenen Beispielen für Theater im Netz zurückkehrt. C.5.4. Exkurs: Theater und Neue Medien - Drei Wege in die Zukunft Für die Auseinandersetzung des Theaters mit den Neuen Medien sieht Michel Bauwens drei verschiedene Szenarien. Das erste wäre das schon beschriebene, ein Theater der Körperlichkeit und physischen Präsenz, das eine bewußte Gegenposition zur Mediatisierung vertritt.375 372 Rötzer, Florian: Einleitung, In: Ders.: Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk, München 1993, S.14 373 vgl. z.B. auch Fiebach: Kommunikation, S. 144f 374 Bauwens, Michel: Cyberspace and Theatre, o.O. 1997, http://www.kyberco.com/cyberspa.htm 375 Sollte sich diese Perspektive bewahrheiten, dann wird sie, darauf hat Hans-Thies Lehmann hingewiesen, allerdings tiefe Spuren in der Theaterlandschaft hinterlassen: „Es ist kein Zufall, daß zeitgleich mit dem Erscheinen und der Verbreitung einer Zivilisation der Mediatisierung [...] das bis dahin wesentlich ‚dramatische‘ Theater der in dieser Studie beschriebenen Strukturwandlung unterliegt. Die Dominante von Drama und Illusionierung wandert in die Medien ab, während die Aktualität der Performance zur neuen Dominante des Theaters wird.“ (Lehmann: Postdramatisches, S. 408f). Eine derartige grundsätzliche Veränderung und Neuausrichtung des Theaters hat, wenn auch aus einer gänzlich anderen Perspektive, auch Martina Leeker prophezeit (vgl. Leeker, Martina: Die Zukunft des Theaters im Zeitalter technologisch implementierter Interaktivität. In: Erdmann, 97 Daneben sieht er aber auch die Möglichkeit, daß das Theater Elemente der Neuen Medien verwendet, um seine Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.376 Dieser Weg wird heute schon von vielen Theatermachern beschritten.377 Nach Hans-Thies Lehmann gibt es dabei vier grundsätzliche Möglichkeiten des Umgangs mit den Medien:378 Mediale Elemente können gelegentliche Verwendung finden, oder sie dienen als Quelle der Inspiration, indem z.B. die „Ästhetik der Inszenierung erkennbare Inspiration durch die Medienästhetik“379 aufweist. Medien können aber auch, wie z.B. in den Arbeiten der Wooster Group, für das Theater „konstitutiv“ sein. Oder sie nähern sich dem Theater von der Seite der Technik, was Lehmann unter dem Punkt „Videoinstallationen“ zusammenfaßt. Gerade für die letzten beiden Punkte, in denen es um eine Integration der Technik (und nicht nur ihrer Auswirkungen) in die Theaterarbeit geht, gibt es inzwischen interessanten Beispiele. Kurz genannt seien hier z.B. die Theaterexperimente von Mark Reaney an der Universität Kansas380 , der reale Schauspieler vor virtuellen Bühnenbildern spielen läßt. Abbildung 18 - The Adding Machine381 Neben diesen Mischformen erwartet Michel Bauwens für die Zukunft aber auch vollständig virtuelles Theater, und es scheint durchaus möglich, die oben beschriebenen Theaterprojekte in dieser Entwicklungslinie zu sehen: Johannes Werner; Rückriem, Georg und Wolf, Erika (Hrsg.): Kunst, Kultur und Bildung im Computerzeitalter. Berlin 1996, S. 85-103). 376 vgl. Bauwens: Cyberspace and Theatre 377 VGl. z.B. die in Kapitel C.1 beschriebenen Beispiele. 378 Lehmann: Postdramatisches, S. 416 379 Lehmann: Postdramatisches, S. 419 380 http://kuhttp.cc.ukans.edu/~mreaney/index.html 381 Das Bild zeigt der Darsteller der Hauptfigur Mr. Zero im Gespräch mit seinem Chef, der hinter der Bühne aufgezeichnet und per 3D-Technik auf die Bühne projeziert wird. Im Verlauf des Gespräches wird die Projektion immer größer, bis nur noch ein riesiges Gesicht zu sehen ist. Die Aufführung kombiniert so schlüssig Theater mit den Möglichkeiten der Neuen Medien. 98 „Will purly virtual theatre take hold? Will it be engaging to look at virtual actors on a screen, or later with a VR headset? Only the future can tell and settle the question. But in the meantime, the possibility alone will give experimental theatre a new lease of life, as it tries a new way of expression. Even if it does not succeed, the quest for a new digital theatrical art form should give us some exciting years ahead.“382 Im folgenden soll kurz darauf eingegangen werden, inwieweit Theater und Virtuelle Realität in Zusammenhang zu bringen sind und auf welche Art die in dieser Arbeit beschriebenen Beispiele auf die Virtuelle Realität Bezug nehmen. C.5.5. Theater und Virtuelle Realität - Ein Ausblick Vor allem in den Projekten der Plaintext Players zeigt sich der Bezug auf die Virtuelle Realität relativ deutlich. Die improvisierenden Performer können nicht nur, wie im Real Life, über ihren Körper und seine Handlungen bestimmen, sie können auch jederzeit neue Figuren kreieren, Gegenstände entstehen lassen, den (fiktionalen) Raum und seine Beschreibung ändern. Die Einflußmöglichkeiten eines Onlineperformers sind damit ungleich größer, als die eines Performers auf einer realem Bühne: „Players in online theater consistently report a unique sense of total immersion and exaltation. It is not the things imagined that create this sense, not the act of imagination per se; it is the experience of imagination. What happens in online theater is the immediate embodiment of the imagination; what you think comes immediately to light and life.“383 Diese „unmittelbare Verkörperung der Vorstellung“ ist der zentrale Unterschied zum Theater. Ein Schauspieler oder Performer auf einer realen Bühne ist (nur) Herr seines Körpers, ein Online-Performer ist Herr der ganzen ihn umgebenden Welt. Dies zeigt sich auch, wenn die Plaintext Players ihre Onlinestücke auf reale Bühnen übertragen. Die Stücke müssen vollkommen umgearbeitet werden, sie werden auf die Dialoge reduziert. Alles andere wird nonverbal erzählt, und manches ist – wegen der plötzlichen physischen Beschränkung – einfach unmöglich zu übertragen.384 Die Grenzen der physischen Realität sind für das Theater im Internet aufgehoben, ihre Beschränkungen kein wirklicher Bezugspunkt mehr: „Verisimiltude is, however, not an issue for the Plaintext Players. It’s all words.“385 Die Beschränkung auf Text ermöglicht die sofortige Verwirklichung jeder beliebigen Idee, weswegen realistische ‚Nachbauten‘ wie das Schweller Theater386 auch nur bedingt 382 Bauwens: Cyberspace and Theatre 383 La Farge: A world, Kapitel „To speak is to do“ 384 Vgl. Cocoran: Life and Death, S. 364 385 Ebd. S. 362 99 faszinieren. Theater im Netz braucht den Theaterbau nicht mehr, um fiktionale Welten entstehen zu lassen, es schafft sie mit dem Computer. Damit stehen die oben beschriebenen Theaterexperimente auch an der Schwelle zur Virtuellen Realität, deren Zukunftsperspektiven Florian Rötzer folgendermaßen beschreibt: „Es geht um die totale Programmierung der Sinne und der Umwelt in eine virtuelle Realität, die über die Nachahmung der bestehenden Wirklichkeit hinaus ganz neuartige Spektakel zu produzieren in der Lage sein wird, ohne dabei noch Versatzstücke der Realität benutzen zu müssen. Der Unterschied zwischen Wahrnehmung und Imagination wird weiter eingezogen, die Wahrnehmung irrealisiert, die Imagination realisiert, insofern alles, was nur genau genug vorgestellt wird, auch in eine dementsprechend realistische Szene umgesetzt werden kann.“387 Eine Parallele zu den Zukunftsaussichten der Virtuellen Realität läßt sich auch für die MetaMOOphosis ziehen. Für Rick Sacks ist nicht das Entwickeln einer Handlung zentral, sondern die Entwicklung einer Umgebung, in der andere (dramatisch) handeln können. Diese Tätigkeit steht für den VR-Forscher Randal Walser im Mittelpunkt der Anforderungen an den Designer virtueller Welten: „Während man den Film benutzt, um dem Publikum eine Wirklichkeit zu zeigen, verwendet man den Cyberspace, um dem Anwender einen virtuellen Körper und eine Rolle zuzuweisen. [...] Dramatiker und Filmregisseure versuchen, die Idee einer Erfahrung plastisch zu machen, der Schöpfer virtueller Welten versucht, die Erfahrung selbst zu vermitteln. Ein VR-Schöpfer erschafft eine Welt, in der das Publikum agieren kann. [...] Der Filmregisseur sagt: ‘Seht her, was ich Euch zeige.’ Der VR-Schöpfer sagt: ’Hier, ich helfe Euch beim Entdecken.’“388 Das die Experimente in den textbasierten Umgebungen der CMC dabei erst ein allererster Anfang auf dem Weg zur Virtuellen Realität sein können, ist offensichtlich. MUDs sind, wie Arthur Kroker sagt, der „evolutionäre Anfang der Ursuppe des Lebens im elektronischen Nichts“389 , die ersten technisch verwirklichbaren Vorboten der Virtuellen Realität. Theaterexperimente in MUDs und MOOs können dementsprechend als allererste Versuche interpretiert werden, zu untersuchen, inwieweit Formen von Theater spätere Virtuelle Realitäten prägen werden.390 Es sind Experimente eines Übergangsstadiums, die vermutlich, genau wie 386 Vgl. Kapitel C.3.2.1. 387 Rötzer: Einleitung, S. 13f 388 Walser, Randal: Elements of a Cyberspace Playhouse, 1990, zitiert nach Rheingold, Howard: Virtuelle Welten. Reisen im Cyberspace, Reinbeck 1992, S.437 in der dortigen Übersetzung 389 Kroker: Spielen im MUD, S. 80, vgl. Kapitel B.2.2.2. 390 Das derartige Versuche wissenschaftlich durchaus ernst genommen werden, beweist das Projekt Oz der Carnegie Mellon School of Computer Science in Pittsburgh, das über zehn Jahre lang „interactive drama“ untersucht hat, um dessen Potentiale für eine zukünftige Virtuelle Realität zu untersuchen (http://www.cs.cmu.edu/afs/cs.cmu.edu/project/oz/web/). 100 ihre Räume, irgendwann wieder verschwinden werden. Dies prophezeite Brenda Danet schon 1995, als sie zurecht schrieb: "The primarily textual experiments in virtual theater studied here are already obsolescent, though none the less important for their pioneering achievements."391 Welche Bedeutung dramatische Strukturen später für die Virtuelle Realität haben werden, und welche Zukunft derartige Theaterexperimente damit haben, bleibt ungewiß. Stellt man sich eine Kombination der Theatertechniken der Plaintext Players mit den heute schon zur Verfügung stehenden virtuellen Darstellern wie z.B. ‚Robert T-Online‘392 und einer Weiterentwicklung der Head Mounted Displays (HMD) der Virtualitätsforschung vor, dann ist der Schritt nicht mehr weit bis zum ‚Theater‘ im Holodeck, wie es in der Science-Fiction Serie Star Treck geschildert wird.393 Derartige Zukunftsperspektiven bleiben für diese Arbeit nebensächlich, zeigen aber, daß neben Theater und Literatur die Virtuelle Realität ein weiterer wichtiger Bezugsrahmen der beschriebenen Theaterprojekte ist. C.5.6. Zusammenfassung: Virtuelles Theater Theater, Literatur und Virtuelle Realität sind also die Bezugsrahmen der hier beschriebenen Theaterexperimente. Der Schwerpunkt scheint dabei jeweils auf den theatralen Aspekten zu liegen, die Orientierung an Literatur und Virtueller Realität ist unterschiedlich stark ausgeprägt. So haben z.B. sowohl die Hamnet Players als auch die Plaintext Players einen sehr starken Bezug zum Theater, das feste Script des Hamnet zeigt mehr Bezug zur Literatur, wohingegen für die Arbeit der Plaintext Players die Möglichkeiten der Virtuellen Realität stärker ausschlaggebend sind. Der Aufbau der MetaMOOphosis orientiert sich ebenfalls stark an dem Möglichkeiten der VR, hier spielt das Theater als Bezugspunkt eine untergeordnete Rolle. Für die nicht auf Text beschränkten Experimente des Desktop Theaters ist die Literatur der schwächste Bezugspunkt, Barnstorming the Palace beruht als einziges Stück nicht auf einer literarischen Vorlage. 391 Danet: Curtain Time, Kapitel „The scope of this paper“ 392 Vgl. Malone, Paul M.: Cyber-Kleist: The Virtual Actor as Über-Marionette. In: Voigts-Virchow, Eckart (Hrsg.): Mediated Drama - Dramatized Media, Trier 2000, S. 57-66 393 Das Raumschiff ‚Enterprise’ verfügt mit dem Holodeck über eine Art virtuelles Theater. In diesem Holodeck können beliebige Situationen durch Hologramme und Avatare, die nicht von der realen Umgebung zu unterscheiden sind, dargestellt werden. Der Benutzer kann eine beliebige Rolle einnehmen und mit realen und ‚replizierten‘ Mitspielern interagieren. Es besteht kein Unterschied zur Realität, außer der gottähnlichen Machfülle des Benutzers: „Computer, Programm beenden“. 101 Damit erscheint es möglich, die beschriebenen Projekte auch grafisch im Spannungsfeld ihrer drei Bezugspunkte Theater, Literatur und Virtuelle Realität grob zu verorten: Abbildung 19 - Theater, Literatur, Virtuelle Realität Dabei wurde deutlich gemacht, daß es sich bei den beschriebenen Projekten um Experimente des Übergangs handelt, die sich mit dem jeweiligen Fortschritt der Technik verändern werden oder verschwinden. Inwieweit die Bezeichnung ‚Theater‘ für solche Projekte angemessen erscheint, ist daher schwer abzuschätzen. Dies hängt zum einen davon ab, welche Zukunft solche Projekte haben, ob man sie später als einen der Ursprünge einer neuen Technologie interpretieren wird (die vielleicht einen ganz neuen Namen trägt) oder als eine technologische Sackgasse. Es hängt auch davon ab, wie sich das Theater entwickeln wird, ob sich die beschriebene Gegenposition zur Mediatisierung ergibt oder ob das Theater womöglich gar in einer Form der Virtuellen Realität aufgeht. Die Frage, was Theater ist, darauf hat schon Elizabeth Burns hingewiesen, ist „culturally determined“394 . Die Frage, was Theater sein wird, hängt damit aber auch extrem von der Entwicklung unserer Gesellschaft ab. Insgesamt erscheint die funktionale Definition des Begriffes Theaters, die für diese Arbeit vorgeschlagen wurde, durchaus angebracht. Dabei haben die obigen Ausführungen aber auch die Grenzen jeder funktionalen Diskussion aufgezeigt. Analog zur Diskussion um die Theatralität zeigt sich auch hier, daß die Ausweitung der Präsenz zur Telepräsenz auch Auswirkungen auf die Begriffe hat, die, wie der des Theaters, eng mit dem Begriff Präsenz verbunden sind. So wäre der Begriff ‚Teletheater‘ für die hier beschriebenen Projekte vorstellbar, es scheint aber angebrachter, die hier beschriebenen Projekte als ‚Virtuelles Theater‘ zu bezeichnen. Die Merkmale des Theaters bleiben die entscheidenden Kennzeichen in den Arbeiten der Hamnet Players und ihrer Nachfolger. Darüber hinaus stellt das Theater für sie auch aus der Sicht der Produzenten den Theater Literatur Virtuelle Realität Orpheus Barnstorming the Palace Hamnet MetaMOOphosis 102 entscheidenden Bezugsrahmen dar. Die Bezeichnung ‚Virtuelles Theater‘ macht durch ihren Bezug auf die Virtualität andererseits die Unterschiede zum traditionellen Theater, die Nachteile wie Körperlosigkeit und Seperatisierung genauso wie die Vorteile der „world on demand“, ausreichend klar. Die Bezeichnung ‚virtuell‘ impliziert dabei, angesichts des heutigen Standes der Technik, die entscheidende Rolle textlicher Vermittlung und den damit verbundenen starken Bezug zur Literatur. Wohin sich das Genre des Virtuellen Theater entwickeln wird oder ob es vielleicht nur ein unbedeutender Nebenschauplatz der Entwicklung unserer Gesellschaft hin zur Mediatisierung und Virtualisierung bleiben wird, wird erst die Zukunft zeigen können. D. Theatralität und Theater im Internet Diese Arbeit hat sich vorgenommen, eine erste Untersuchung des Internets und einiger seiner Phänomene aus theaterwissenschaftlicher Sicht zu versuchen. Die Frage, ob sich Theatralität und Theater in den Kommunikationsangeboten des Internet finden lassen, kann jeweils mit ‚ja, aber‘ beantwortet werden. Basierend auf einer kurzen Begriffsgeschichte der Theatralität wurde eine mögliche Theatralitätsdefinition entwickelt, die sich auf die formale Bedingung der Liveness (Transitorität, Präsenz, Interaktion) und das von Andreas Kotte beschriebene Präsentationsmodell stützt. Demnach zeichnet sich eine theatrale Kommunikationssituation durch die drei Formen der Präsentation aus: Selbstpräsentation, Präsentation, Repräsentation. Wenn diese Formen der Präsentation darüber hinaus vom Betrachter als zentraler Moment der Interaktion wahrgenommen werden, kann man von einer theatralen Kommunikationssituation sprechen. Auf der Basis dieser Definition wurde die synchrone computergestützte Kommunikation (CMC) im Internet untersucht: IRC, MUDs und vergleichbare grafische Systeme. Es hat sich gezeigt, daß diese Kommunikationswege entscheidend durch theatrale Strategien gekennzeichnet sind: Die verschiedenen Formen der Präsentation finden nicht nur Anwendung, sie machen zu einem Großteil die Faszination der synchronen computergestützten Kommunikation aus. Sie sind die zentrale Qualität dieser Kommunikationsformen. Durch die Anonymität der synchronen CMC und den Wegfall aller nichtsprachlichen Kommunikationskanäle fördern IRC & Co. die Formen der Präsentation: Kleine Flunkereien sind genauso üblich wie das Wechseln des Geschlechtes, das sogenannte Gender Swapping. Dabei ist es möglich, die verschiedenen Formen der Präsentation detailliert am Verhalten der User festzumachen. Während sich Bezüge auf die reale Person des Users als Selbstpräsentation deuten lassen, findet sich die Präsentation in der typischen 394 Burns: Theatricality, S. 13, vgl. Kapitel B.1.1.2. 103 ‚Metakommunikation‘ auf der Ebene der personae. Sobald der Ort der Unterhaltung sich vom virtuellen zum fiktionalen verändert, die User ihre personae also als fiktionale Rollen interpretieren, scheint es angebracht, von Repräsentation zu sprechen. Damit ist der in dieser Arbeit entwickelte Theatralitätsbegriff sehr gut geeignet, zentrale Merkmale der synchronen computergestützten Kommunikation zu beschreiben. Der entscheidende Unterschied zur Theatralität im Real Life liegt dabei in der Präsenz der Kommunikationspartner. Im Internet sind sie sich nicht mehr real präsent, sondern mittels ihrer personae. Die Präsenz erweitert sich zur Telepräsenz, und mit ihr erweitert sich auch der Begriff der Theatralität. Diese Begriffsausweitung bleibt aber überschaubar: Radio, Kino und Fernsehen bleiben nach wie vor vom Theatralitätsbegriff ausgeschlossen. Diese Medien sind nicht live, sie bieten keine Präsenz und keine Möglichkeit zur Interaktion, die Kommunikation bleibt eine ‚Einbahnstraße‘. Die Ausweitung des Begriffes betrifft also nur die Kommunikationswege der synchronen computergestützten Kommunikation, den IRC, MUDs und MOOs und darauf basierende grafische Systeme. Es besteht also nicht die Gefahr einer Verwässerung des Begriffes. Es bleiben klare Begriffsgrenzen erhalten, in denen der Begriff klar definiert ist und gewinnbringend angewendet werden kann. Dabei mußte diese Arbeit viele Fragen offenlassen: Es wäre notwendig, den hier entwickelten Theatralitätsbegriff auf seine Tragweite im Real Life hin zu überprüfen und ihn mit der wissenschaftlichen Begriffsgeschichte der Präsentation und ihrer Formen abzugleichen. Beides hat Andreas Kotte, auf dessen Texten die Definition beruht, bisher nur sporadisch getan.395 Gleiches gilt für den zentralen Begriff der Telepräsenz. Es war wegen des Umfangs der Recherchen für diese Arbeit nur bedingt möglich, den aktuellen Stand der Diskussion um diesen Begriff zu erarbeiten. Es böte sich darüber hinaus an, die Bezüge des Theatralitätsbegriffes zur PostmoderneDiskussion offenzulegen und so auf der Basis der Theatralität die Verbindung zwischen Postmoderne und computergestützter Kommunikation zu untersuchen, wie es Sherry Turkle aus psychologischer Sicht getan hat, ohne sich jedoch auf den Theatralitätsbegriff zu stützen.396 Eine derartige Untersuchung könnte den Theatralitätsbegriff ins Zentrum der Postmoderne-Diskussion rücken. Auch die Untersuchung der Kommunikationsangebote des Internet müßte im Detail vorangetrieben werden. Es scheint problematisch, die verschiedenen Formen der CMC trotz 395 Vgl. Kotte: Der Mensch 396 Z.B. Turkle: Leben, S. 63ff. Die Behauptung, moderne Computer und ihre Kommunikationsangebote wären gleichsam die praktische Einlösung der theoretischen Versprechen der Postmoderne (z.B. durch die Auflösung eindimensionaler Identitäten), zieht sich durch Turkles gesamtes Buch. 104 ihrer Unterschiede zusammen zu diskutieren397 , wie es in dieser Arbeit aus Gründen der Stringenz getan wurde. Auch im Zusammenhang mit dem Theater im Internet hat sich die Telepräsenz als zentraler Begriff erwiesen. Diese Arbeit untersuchte Theaterprojekte, die die ‚Räume‘ der synchronen computergestützten Kommunikation als Aufführungsorte nutzen. Die unterschiedlichen Beispiele der Hamnet Players, Plaintext Players, des Desktop Theaters und aus dem ATHEMOO haben dabei gezeigt, daß es sich hier um ein Genre handelt, daß relativ stark verbreitet ist und schon sehr unterschiedliche Formen hervorgebracht hat. Die beschriebenen Projekte erfüllen dabei eindeutig die vorab entwickelte Definition von Theater, sie sind theatral und institutionalisieren sich auch als Theater. Fraglich blieb allerdings, ob das ausreicht, oder ob nicht die Präsenz von Darsteller und Zuschauer, der „gemeinsame Zeit-Raum der Sterblichkeit“398 , zur zentralen Bedingung des Theaters gemacht werden sollte. Die Ausweitung in den Bereich der Telepräsenz ist für den Theatralitätsbegriff leicht zu akzeptieren, da hier die Strategien der Handelnden im Vordergrund stehen, die unterschiedlichen Formen der Präsentation. Beim Theater erscheint diese Ausweitung wesentlich problematischer. Hier steht der reale Körper, seine Mittel und deren kunstvolle Beherrschung im Vordergrund, hier greift der „Mythos der Unmittelbarkeit“399 . Diese Arbeit hat aber gezeigt, daß die Arten des Theaters, die die Körperlichkeit als Antwort auf die zunehmende gesellschaftliche Mediatisierung betonen, nur eine Möglichkeit des Umgangs des Theaters mit der Virtualisierung unserer Gesellschaft sind. Auch eine Vermischung der Mittel des Theaters mit denen der Neuen Medien und ein Aufgehen des Theaters in der Virtualität scheinen möglich, und die in dieser Arbeit beschriebenen Beispiele für Theater im Internet lassen sich als ‚Vorgeschmack‘ auf das Theater der Virtualität interpretieren. Die Arbeiten der Hamnet Players und ihrer Nachfolger zeigen Bezüge auf das Theater, auf die Literatur und auf die Virtuelle Realität. Es scheint angebracht, sie im Spannungsverhältnis dieser drei Bezugspunkte zu interpretieren. Dabei wurde vorgeschlagen, die beschriebenen Beispiele unter dem Begriff „Virtuelles Theater“ zusammenzufassen, ein Begriff, der sowohl den starken Bezug zum Theater offenlegt als auch die Unterschiede betont. Welche Rolle derartige Projekte aber wirklich spielen, wird wohl erst die Zukunft zeigen. Auch steht – zumindest für den deutschsprachigen Raum – eine grundsätzlichere Untersuchung der zugrundeliegenden Frage noch aus: Was unterscheidet das Theater von der 397 Vorallem der Unterschied zwischen grafischen und nichtgrafischen Systemen fand hier zu wenig Beachtung. 398 Lehmann: Postdramatisches, S. 410 105 Virtuellen Realität und was haben beide gemeinsam? Wie verhalten sich die Begriffe Fiktionalität und Virtualität, Illusion und Simulation, Interaktion und Partizipation zueinander? Und was können beide Seiten voneinander lernen? Solche Fragestellungen konnten hier nur angerissen werden. Auch die Möglichkeiten des Theaters im Netz, die diese Arbeit nur in einem kleinen Teilausschnitt aufgezeigt hat, harren der detaillierten Untersuchung. Dies gilt vor allem für Mixed Media Projekte, die z.B. Videoconferencing-Systeme verwenden. Insgesamt konnte diese Arbeit nur einen ersten theaterwissenschaftlichen Blick auf die Möglichkeiten des Internet werfen. Die Liste der offenen Fragen ist ähnlich lang wie die der Ergebnisse, und diese bedürfen zum Teil noch der detaillierten Überprüfung. Ein derartiges Resümee scheint aber für einen Vorstoß in den ‚interdiziplinären Raum‘, wie er in dieser Arbeit versucht wurde, unumgänglich. Und es bleiben die grundsätzlichen Ergebnisse: Das Internet lohnt sich das Untersuchungsgegenstand der Theaterwissenschaft, der Begriff der Theatralität könnte gar zu einem der Zentralbegriffe des Netzes avancieren, und auch die Möglichkeiten des Theaters im Netz sind vielfältig und interessant. In diesem Sinne möchte diese Arbeit vor allem als ‚Door Opener‘ verstanden werden, und zieht hoffentlich die Untersuchung einiger der hier beschriebenen Fragen nach sich. 399 Stromberg: Mythos, S. 80 106 E. Literatur Adamowsky, Natascha: Spielfiguren in virtuellen Welten, Frankfurt 2000 Bahl, Anke: Zwischen On- und Offline. Identität und Selbstdarstellung im Internet, München 1997 Banta, Kari: Literature Study on the Web: Improvising with Kafka as Guide, o.O. 2000, http://www.cwrl.utexas.edu/~edweb//lit/metamoo.shtml, 25.02.2000 Barbatsis, Gretchen; Fegan, Michael und Hansen, Keneth: The Performance of Cyberspace: An Exploration Into Computer-Mediated Reality, in: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 5, Issue 1, http://www.ascusc.org/jcmc/vol5/issue1/barbatsis.html, 23.07.00 Barlow, John Perry: Wein ohne Flaschen. Globale Computernetze, Ideen-Ökonomie und Urheberrecht. In: Bollmann, Stefan (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien, Mannheim 1998, S. 79-108 Baumbach, Gerda: Immer noch Theatralität. Historisch-kritische Erwägungen in Anbetracht der russischen Theaterhistoriographie des frühen 20. Jahrhunderts. In: Münz, Rudolf: Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 9-59 Baur, Timo: Virtuelles Britannia: Eine Feldstudie in der virtuellen Realität, unveröffentlichtes Manuskript, München 2000 Bauwens, Michel: Cyberspace and Theatre, o.O. 1997, http://www.kyberco.com/cyberspa.htm, 13.03.2001 Baym, Nancy K.: The Performance of Humor in Computer-Mediated Communication. In: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/baym.html , 27.03.01 Bechar-Israeli, Haya: From to . Nicknames, Play, and Identity on Internet Relay Chat. In: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, 1995, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/bechar.html , 27.03.01 Beilharz, Manfred: Theater in der Informationsgesellschaft. In: Mahle, Walter A. (Hrsg.): Kultur in der Informationsgesellschaft. AKM-Studien Band 42. Tagungsbericht über das Dreizehnte Wissenschaftliche Gespräch am 9. Und 10. Dezember 1997 in Boppard, München 1998, S.83-87 Beißwenger, Michael: Kommunikation in virtuellen Welten, Stuttgart 2000 Bentley, Eric: Das lebendige Drama. Eine elementare Dramaturgie, Hannover 1967 Berg, Bov: Netzliteratur als Improvisationstheater - lose Gedanken zum künstlerisch produktiven Mailwechsel, unveröffentlichtes Manuskript, Berlin 2000 Boal, Augusto: Theater der Unterdrückten, Frankfurt a.M. 1989 107 Bolbrinker, Julia: „Wir gestalten nicht Wirklichkeit“. Interview mit Tom Stromberg, Spiegel Online, 23.11.2000, http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,104280,00.html, 20.01.2001 Bolbrinker, Julia: Hamburger Schauspielhaus. Theater im virtuellen Raum, Spiegel Online, 23.11.2000, http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,104299,00.html, 20.01.2001 Bollmann, Stefan (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien. Trends in Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur, Mannheim 1995 Bollmann, Stefan und Heibach, Christiane (Hrsg.): Kursbuch Internet. Anschlüsse an Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur. München 1996 Bollmann, Stefan: Einführung in den Cyberspace. In: Ders. (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien. Trends in Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur, Mannheim 1995, S. 163-165 Brandenburg, Detlef: Einflüsse der Informationsgesellschaft auf die Darstellenden Künste. In: Deutscher Kulturrat (Hrsg.): Kulturpolitik für das 21. Jahrhundert – Anforderungen an die Informationsgesellschaft. Bonn 1999: S.51-67 Brecht, Bertolt: [Die Strassenszene]. In: Ders.: Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Berlin und Frankfurt 1993, Bd. 22.1, S. 370-381 Brecht, Bertolt: [Journal Eintrag vom 6.12.1940]. In: Ders.: Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Berlin und Frankfurt 1993, Bd. 26, S. 443 Brecht, Bertolt: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Rede über die Funktion des Rundfunks. In: Ders.: Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Berlin und Frankfurt 1993, Bd. 22, S. 552-557 Bruckman, Amy und Resnick, Mitchell: The MediaMOO Project: Constructionism and Professional Community. In: Convergence, 1:1, Frühling 1995, http://asb.www.media.mit.edu/people/asb/convergence.html, 20.12.2000 Bruckman, Amy: Gender Swapping on the Internet, San Francisco 1993, http://www.usyd.edu.au/su/social/papers/bruck1.txt, 04.12.2000 Bruckman, Amy: Identity Workshop, Emergent Social and Psychological Phenomena in TextBased Virtual Reality, Boston 1992, http://www.usyd.edu.au/su/social/papers/bruck3.txt, 04.12.2000 Burk, Juli: ATHEMOO and the Future Present: Shaping Cyberspace into a Theatre Working Place. In: Schrum, Steven (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting and Directing, New York 1999, S.109-134 Burk, Juli: Moo-ving online: A new Venue for making and teaching Theatre, Hawaii 1998, http://leahi.kcc.hawaii.edu/org/tcon98/paper/burk.html, 19.12.2000 Burk, Juli: The Play's the Thing: Theatricality and the MOO Enviroment. In: Haynes, Cynthia und Holmevik, Jan Rune: High Wired. On the Design, Use, and Theory of Educational MOOs, Michigan 1998, S. 232-249 108 Burns, Elizabeth: Theatricality. A Study of Convention in the Theatre and in Social Life, London 1972 Büscher, Barbara: Interfaces: Theater - Performative Medienkunst. In: Fischer-Lichte, Erika et al. (Hrsg.): Transformationen. Theater der Neunziger Jahre, Berlin 1999, S. 147-162 Carl, Carsten: Soziale Gebrauchsweisen des Internets. Eine techniksoziologische Untersuchung auf empirischer Basis, Diplomarbeit, Hamburg 1998, http://www.privat.schlund.de/f/funkyboy/Carsten/1.html, 05.12.2000 Chalmers, Jessica: The Screens. All the World's a Cyber Stage: The State of Online Theater. In: The Village Voice, New York 02.12.1998, http://www.villagevoice.com/arts/9849/chalmers.shtml, 20.12.2000 Coco, Donna: 3D Goes to the Opera. In: Computer Graphics World, Juni 1998, http://cgw.pennwellnet.com/Articles/Article_Display.cfm?Section=Archives&Subsection=Dis play&ARTICLE_ID=49839&KEYWORD=Donna%20Cox, 20.12.2000 Cocoran, Marlena: „The Birth of the Christ Child“ in the Year 2000. An Internet Performance for the Third Millenium. Unveröffentlichtes Manuskript, München 2001 Corcoran, Marlena: Internet-Performance als netz.kunst. In: Artechock, München 1999, http://www.artechock.de/kunst/magazin/re/netzku4.htm, 01.03.2001 Corcoran, Marlena: Life and Death in the Digital World of the Plaintext Players. In: Leonardo 32, Nr. 5, MIT 1999, S. 359-364 Curtis, Pavel: Mudding: Social Phenomena in Text-Based Virtual Realities, http://www.eff.org/pub/Net_culture/MOO_MUD_IRC/curtis_mudding.article, 07.12.2000 Daisley, Margaret: The Game of Literacy. The Meaning of Play in Computermediated Communication. In: Computers and Composition 11.2, 1994, S. 107-119 Danet, Brenda et al: "Hmmm...where's all that smoke coming from?" Writing, play and performance on Internet Relay Chat. In: Journal of Computer-Mediated Communication, Volume 2, Issue 4, 1997, http://www.ascusc.org/jcmc/vol2/issue4/danet.html , 23.07.00 Danet, Brenda et al: Curtain Time 20:00 GMT: Experiments with Virtual Theater on Internet Relay Chat. In: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, 1995, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/contents.html, 06.07.2000 Danet, Brenda: General Introduction. In: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, 1995, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/genintro.html , 23.07.00 Danet, Brenda: Text as Mask: Gender and Identity on the Internet, 1996, http://atar.mscc.huji.ac.il/~msdanet/mask.html, 23.07.00, 17:05 Dautenhahn, Kerstin: The physical body in Cyberspace: at the edge of extinction?, Berlin 1997, http://duplox.wz-berlin.de/docs/panel/kerstin.html, 04.12.2000 Davis, Stephen: Definitions of Art, London 1991 109 Deemer, Charles: Hyperdrama and Virtual Development. Notes on creating new hyperdrama in cyberspace, http://www.teleport.com/~cdeemer/chile/virtdev.htm , 08.12.99 Deemer, Charles: The last song of Violeta Parra, Santiago 1996, http://www.teleport.com/~cdeemer/chile/chile-m.html, 27.03.2001 Deemer, Charles: The New Hyperdrama. How Hypertext Scripts Are Changing the Parameters of Dramatic Storytelling, In: Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting, and Directing, New York 1999, S. 39-52 Dibbel, Julian: A Rape in Cyberspace or How an Evil Clown, a Haitian Trickster Spirit, Two Wizards, and a Cast of Dozens Turned a Database Into a Society. In: The Village Voice, 21.12.1993, S. 36-42, bzw. http://www.levity.com/julian/bungle_vv.html, 01.12.2000 Dibbel, Julian: My Tiny Life: Crime & Passion in a Virtual World, o.O. 1999 Donath, Judith: Body language without the body: situating social cues in the virtual world, Berlin 1997, http://duplox.wz-berlin.de/docs/panel/judith.html, 01.12.2000 Ehmke, Holger: Theaterarbeit und politische Bildung. Anforderungen an ein multimediales Netz. In: Görres-Everding, Christiane und Weber, Richard (Hrsg.): Die Kultur und die Medien. Referate der Tagung „Am Ende Kultur?“, Bonn 1998, S. 108-114 Esposito, Elena: Fiktion und Virtualität. In: Krämer, Sybille (Hrsg.): Medien – Computer – Realität, Frankfurt 1998, S. 269-296 Ferál, Josette: Performance and Theatricality. The Subject Demystified. In: Modern Drama 25, 1, 1982, S. 170-183 Fiebach, Joachim und Münz, Rudolf: Thesen zu theoretisch-methodischen Fragen der Theatergeschichtsschreibung. In: Klier, Helmar (Hrsg.): Theaterwissenschaft im deutschsprachigen Raum, Darmstadt 1981 [Erstveröffentlichung 1974], S. 310-326 Fiebach, Joachim: Brechts 'Straßenszene'. Versuch über die Reichweite eines Theatermodells. In: Ders.: Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Versuche um Theaterkunst und Theatralität, Berlin 1998 [Erstveröffentlichung 1978], S. 9-34 Fiebach, Joachim: Kommunikation und Theater. Diskurse zur Situation im 20. Jahrhundert. In: Ders.: Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Versuche um Theaterkunst und Theatralität, Berlin 1998, S. 85-182 Fiebach, Joachim: König und Dirigent für die Musik seiner Rede. In: Ders.: Keine Hoffnung, keine Verzweiflung. Versuche um Theaterkunst und Theatralität, Berlin 1998, S. 35-62 Fiebach, Joachim: Zur Geschichtlichkeit der Dinge und Perspektiven. In: Möhrmann, Renate (Hrsg.): Theaterwissenschaft heute, Berlin 1999, S. 371-388 Fischborn, Gottfried: Theatralität – Dramaturgie - Dramatisierung. In: Forum Modernes Theater, Bd 10, Heft 2, Tübingen 1995, S. 126-134 110 Fischer-Lichte, Erika: "Ah, die alten Fragen..." und wie Theatertheorie heute mit ihnen umgeht. In: Nickel, Hans-Wolfgang (Hrsg.): Symposium Theatertheorie, Berlin 1999, S. 11-30 Fischer-Lichte, Erika: Die Zeichensprache des Theaters. In: Möhrmann, Renate (Hrsg.): Theaterwissenschaft heute, Berlin 1999, S. 233-260 Fischer-Lichte, Erika: From Theatre to Theatricality – How to Construct Reality. In: Theatre Research International, Vol. 20, No. 2, o.O. 1995, S. 97-105 Fischer-Lichte, Erika: Grenzgänge und Tauschhandel. Auf dem Weg zu einer performativen Kultur. In: Dies. et al. (Hrsg.): Theater seit den 60er Jahren, Tübingen 1998, S. 1-20 Fischer-Lichte, Erika: Inszenierung und Theatralität. In: Willems, Herbert und Jurga, Martin (Hrsg.): Inszenierungsgesellschaft. Ein einführendes Handbuch, Opladen 1998, S. 81-92 Fischer-Lichte, Erika: New concepts of spectatorship. Towards a postmodern theory of theatricality. In: Semiotica 101, 1/2, o.O., 1994, S. 113-123 Fischer-Lichte, Erika: Semiotik des Theaters, Bd 1, Tübingen 1983 Fischer-Lichte, Erika: Theater als kulturelles Modell. In: Jäger, Ludwig (Hrsg.): Germanistik. Disziplinäre Identität und kulturelle Leistung, Weinheim 1995, S. 164-184 Fischer-Lichte, Erika: Theatralität und Inszenierung, In: Dies. (Hrsg.): Inszenierung von Theatralität, Tübingen 2000, S. 11-30 Fischer-Lichte, Erika: Verwandlung als ästhetische Kategorie. Zur Entwicklung einer neuen Ästhetik des Performativen. In: Dies. et al. (Hrsg.): Theater seit den 60er Jahren, Tübingen 1998, S. 21-91 Freyermuth, Gundolf: Hetzjagd zum Holodeck, o.O. 2000 Gallery, Heike: „bin ich - klick ich“. Variable Anonymität im Chat. In: Thimm, Caja: Soziales im Netz, Opladen 2000, S. 71-88 Gibson, William: Neuromancer, New York 1984 Girshausen, Theo: Zur Geschichte des Faches. In: Möhrmann, Renate (Hrsg.): Theaterwissenschaft heute, Berlin 1999, S. 21-40 Goffman, Erving: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, München 6 1997 [Erstveröffentlichung als: The Presentation of Self in Everyday Life, New York 1959] Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe und Schatz, Heribert (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998 Göttlich, Udo: Medien und Theatralität des Alltäglichen. In: Göttlich, Udo et al. (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 258-274 111 Hafner, Katie: Arpa Kadabra. Die Geschichte des Internet, Heidelberg 1997 Harris, Stuart: Chat-Gespräch mit dem Autor, 21.01.2001 Hayles, Katherine: Embodied Virtuality: Or how to put bodies back into the picture. In: Moser, Mary Ann (Hrsg.): Immersed in Technology. Art and Virtual Enviroments, Cambridge 1996, S. 1-28 Haynes, Cynthia und Holmevik, Jan Rune (Hrsg.): High Wired. On the Design, Use, and Theory of Educational MOOs, Michigan 1998 Hegemann, Carl: Das Theater gehört ins Museum. In: Ders. (Hrsg.): Kapitalismus und Depression II, Berlin 2000, S. 153-165 Hegemann, Carl: Das poetische Gespenst , Süddeutsche Zeitung, Berlinseite, 29.11.2000 Herring, Susan: Gender differences in CMC: bringing familiar baggage to the new frontier, http://www.cpsr.org/cpsr/gender/herring.txt, 01.12.2000 Hinner, Katejan: Gesellschaftliche Auswirkungen moderner Kommunikationstechnologien am Beispiel des Internet, Berlin 1996 Hochrath, Eva: Langenscheidts Internet-Wörterbuch, Berlin 2000 Hoffmann, Ute: Identität und Sozialität in der Netzwelt, In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier: Die Welt im Internet 1/98, 96-97, oder: http://duplox.wz-berlin.de/texte/ident/, 01.12.2000 Höflich, Joachim: Technisch vermittelte interpersonelle Kommunikation, Opladen 1996 Huber, Hans Dieter: digging the net - materialien zu einer geschichte der kunst im netz. In: Artechock, München 1999, http://www.artechock.de/kunst/magazin/re/netzku3.htm, 01.03.2001 Husmann, Heike: Chatten im Internet Relay Chat (IRC), München 1998 Iglhaut, Stefan; Rützer, Florian und Schweeger, Elisabeth (Hrsg.): Illusion und Simulation. Begegnungen mit der Realität, Ostfildern 1995 Jenik, Adriene: The early years of desktop theatre. In: Riding the meridian: Literature, 2000, http://www.heelstone.com/meridian/jenik/jenik.html, 03.03.2001 Jenkins, Henry: From Home[r] to the Holodeck: New Media and the Humanities, Sydney 1998, http://media-in-transition.mit.edu/articles/index_australia.html, 20.12.2000 Jenniches, Isabelle: The Light Cast. Telepresent Characters as new dramatis personae, Abschlußarbeit, Groningen 1999, http://www.media-gn.nl/mfa/isabelle/thesis/, 14.03.2001 Kafka, Franz: Die Verwandlung, Stuttgart: Reclam 1999 Kobilke, Andreas: Die Faszination an Internet-Chat-Lines, Magisterarbeit, München 1998 112 Kotte, Andreas: Der Mensch verstellt sich, aber der Schauspieler zeigt. Drei Variationen zum Theater im Medienzeitalter. In: Balme, Christopher; Hasche, Christa und MühlBenninghaus, Wolfgang (Hrsg.): Horizonte der Emanzipation. Texte zu Theater und Theatralität, Berlin 1999, S. 151-168 Kotte, Andreas: Die Suche nach der Mitte. Gibt es einen kleinsten gemeinsamen Nenner für Theatertheorien? In: Nickel, Hans-Wolfgang (Hrsg.): Symposium Theatertheorie, Berlin 1999, S. 81-90 Kotte, Andreas: Dreissig Thesen zur Spezifik theatralen Handelns. In: Ders.: Theaterwissenschaft. Materialien zum Studium der Theaterwissenschaft in Bern, Bern 1994, S. 91-106 Kotte, Andreas: Simulation als Problem der Theatertheorie. In: Forum Modernes Theater, Bd 11, Heft 1, Tübingen 1996, S. 33-44 Kotte, Andreas: Theatralität. Ein Begriff sucht seinen Gegenstand. In: Forum Modernes Theater, Bd 13, Heft 2, Tübingen 1998, S. 117-133 Kotte, Andreas: Theatralität. Ein starker Impuls für die theaterwissenschaftliche Forschung. In: MIMOS, Nr 3, o.O. 1995, S. 12 Krämer, Sybille: Was haben die Medien, der Computer und die Realität miteinander zu tun? Zur Einleitung in diesen Band. In: Krämer, Sybille (Hrsg.): Medien – Computer – Realität, Frankfurt 1998, S. 9-28 Kroker, Arthur: Spielen im MUD. In: Hartwanger, Georg; Iglhaut, Stefan und Rötzer, Florian (Hrsg.): Künstliche Spiele. München 1993, S. 79-82 Krotz, Friedrich: Kompatibel nach allen Seiten. Zum Konzept Theatralität als Verbindungsstück zwischen literatur- und sozialwissenschaftlicher Medienforschung. In: Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe und Schatz, Heribert (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 253-256 Kugler, Christine: Die staatsmännische Performance. In: Göttlich, Udo et al. (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S. 154-168 LaFarge, Antoinette: A World Exhilarating and Wrong: Theatrical Improvisation on the Internet. In: Leonardo Special Issue 28, 11/1995, S. 415-422, oder: http://yin.arts.uci.edu/~players/leo/leo95.htm, 19.12.2000 LaFarge, Antoinette: Did Anyone bring a Word or an Axe?: Towards an Id Theater, Vortragsmanuskript , o.O. 1997, http://yin.arts.uci.edu/~players/caa/id.html, 26.03.2001 LaFarge, Antoinette: Email an den Autor, 08.03.2001 LaFarge, Antoinette: Email an den Autor, 13.03.2001 Lasko-Harvill, Ann: Identität und Maske in der virtuellen Realität. In: Rötzer, Florian und Weibel, Peter (Hrsg.): Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk, München 1993, S. 305-316 113 Laurel, Brenda: Computers as Theatre, Reading 1993 Lazarowicz, Klaus: Einleitung. In: Ders. und Balme, Christopher: Texte zur Theorie des Theaters, Stuttgart 1991, S. 19-44 Lazarowicz, Klaus: Gespielte Welt. Eine Einführung in die Theaterwissenschaft an ausgewählten Beispielen, Frankfurt 1997 Leeker, Martina: Die Zukunft des Theaters im Zeitalter technologisch implementierter Interaktivität. In: Erdmann, Johannes Werner; Rückriem, Georg und Wolf, Erika (Hrsg.): Kunst, Kultur und Bildung im Computerzeitalter. Berlin 1996, S. 85-103 Leeker, Martina: Mime, Mimesis und Technologie, Dissertation, München 1995 Leeker, Martina: Vorschläge zu einer medientheoretischen Betrachtungsweise des Theaters. Ein versuchsweiser Beitrag zur Theatertheorie. In: Nickel, Hans-Wolfgang (Hrsg.): Symposium Theatertheorie, Berlin 1999, S. 33-54 Lehmann, Hans-Thies: Postdramatisches Theater, Frankfurt 1999 LeNoir, Nina: Acting in Cyberspace: The Player in the World of Digital Technology. In: Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting, and Directing, New York 1999, S. 159-174 Malone, Paul M.: Cyber-Kleist: The Virtual Actor as Über-Marionette. In: Voigts-Virchow, Eckart (Hrsg.): Mediated Drama - Dramatized Media, Trier 2000, S. 57-66 Marvin, Lee-Ellen: Spoof, Spam, Lurk and Lag: the Aesthetics of Text-based Virtual Realities. In: Journal of Computer Mediated Communication, Volume 1, Issue 2, 1995, http://www.ascusc.org/jcmc/vol1/issue2/marvin.html , 23.07.00 Mattusek, Peter: Computer als Gedächtnistheater. In: Darsow, Götz-Lothar (Hrsg.): Metamorphosen. Gedächtnismedien im Computerzeitalter; Stuttgart 2000, S. 81–100, oder: http://www.culture.hu-berlin.de/PM/Pub/Kul/Computer.html, 20.12.2000 Meyer, Kathrin: Theater im Cyberspace - Cyberspace im Theater?! Unveröffentlichte Seminararbeit, Hildesheim 2000 Müller, Jörg: Virtuelle Körper. Aspekte sozialer Körperlichkeit im Cyberspace, Berlin 1996, http://duplox.wz-berlin.de/texte/koerper/, 01.12.2000 Müller-Schwefe, Gerhard: Shakespeare im Narrenhaus. Deutsche Shakespeare-Parodien aus 2 Jahrhunderten, Tübingen 1990 Münker, Stefan: Was heißt eigentlich ‚Virtuelle Realität‘? In: Münker, Stefan und Roester, A. (Hrsg.): Mythos Internet, Frankfurt 1997, S. 108-130 Münz, Rudolf: "Ein Kadaver, das es zu töten gilt". Das Leipziger Theatralitätskonzept als methodisches Prinzip der Historiographie älteren Theaters. In: Münz, Rudolf: Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998 [Erstveröffentlichung 1994], S.82-103 114 Münz, Rudolf: Theatralität und Theater. Konzeptionelle Erwägungen zum Forschungsprojekt "Theatergeschichte". In: Ders.: Theatralität und Theater. Zur Historiographie von Theatralitätsgefügen, Berlin 1998, S. 66-81 Musfeld, Tamara: MUDs oder das Leben im Netz. Zwischen Alltag, Spiel und Identitätssuche. In: Medien Praktisch 2 /1997 S. 23-26 Nakatsu, Ryohei et al.: Interactive Movie System with Multi-person Participation and Anytime Interaction Capabilities, Kyoto o.J., http://www.mic.atr.co.jp/~tosa/pc/im/index.html, 20.12.2000 Nestwold, Ruth: Die digitale Maskerade. Das Unbehagen am unbestimmten Geschlecht. In: Bettinger, Elfi und Funk, Julinka (Hrsg.): Maskeraden. Geschlechterdifferenz in der literarischen Inszenierung, Berlin 1995, S. 292-306 Neuhaus, Wolfgang: Die Vernetzung der Fiktionen. In: Telepolis 2000, http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/sa/4245/1.html#l6, 08.12.2000 Nichols, Goodeve Thyrza: Houdini's Premonitions: Virtuality and Vaudeville on the Internet, In: Leonardo 28:5, 1995 On Line, CD-ROM Beilage zu Performance Research, Volume 4, No. 2, 1999 On Line, Performance Research, Volume 4, No. 2, 1999 Ovid [d.i. Publlius Ovidius Naso]: Metamorphosen, übersetzt von Hermann Breitenbach, o.O. 1958 Pfeiffer, Joachim: Franz Kafka: Die Verwandlung / Brief an den Vater, München 1998 Reaney, Mark: Art in Real-Time: Theatre and Virtual Reality, Paris o.J., http://dpa.ntu.ac.uk/dpa_site/papers/reaney.htm, 20.12.2000 Reeve, Carlton: Presence in Virtual Theatre, o.O., o.J., http://www.eimc.brad.ac.uk/research/presence.html Reid, Elizabeth: Cultural Form in Text-Based Virtual Realities, Abschlußarbeit, Melbourne 1994, http://home.earthlink.net/~aluluei/cult-form.htm, 27.03.2001 Reid, Elizabeth: Electropolis, Abschlußarbeit, Melbourne 1991, http://home.earthlink.net/~aluluei/electropolis.htm, 27.03.2001 Rheingold, Howard: Virtuelle Realitäten, Reinbeck 1999 Rheingold, Howard: Virtuelle Gemeinschaft. Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers, Bonn 1994 Rheingold, Howard: Virtuelle Welten. Reisen im Cyberspace, Reinbeck 1992 Rice, Elmer: The Adding Machine, Frankfurt a.M. 1998 Rosenbaum, Oliver: Online Lexikon, Berlin 1998 115 Rosenberg, Scott: Clicking for Godot, o.O. 1997, http://www.salon.com/21st/feature/1997/10/02godot.html, 03.03.2001 Rötzer, Florian: Einleitung. In: Ders. (Hrsg.): Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk, München 1993, S. 9-14 Rötzer, Florian: Konturen der ludischen Gesellschaft im Computerzeitalter. Vom homo ludens zum ludo globi. In: Ders. (Hrsg.): Schöne neue Welten? Auf dem Weg zu einer neuen Spielkultur, München 1995, S. 171-216 Rötzer, Florian: Vom zweiten und dritten Körper oder: Wie es wäre, eine Fledermaus zu sein oder einen Fernling zu bewohnen? Ein Essay. In: Krämer, Sybille (Hrsg.): Medien – Computer – Realität, Frankfurt 1998, S. 152-168 Ruedenberg, Lucia; Rosenbaum-Tamari, Yehudit und Danet, Brenda: Virtual Virtuosos: Play and Performance at the Computer Keyboard, Jerusalem 1995, http://ace.ulyssis.org/~pete/ruedenberg.htm, 26.01.2001 Runkehl, Jens: Sprache und Kommunikation im Internet, Überblick und Analysen, Opladen 1998 Sack, Tilmann: Theater und Internet. Überlegungen zu einem Konzept „Chattheater“. In: Dichtung Digital, o.O. 2000, http://www.dichtung-digital.de/Interscene/Sack/index2.htm, 04.03.2001 Sacks, Rick: Email an den Autor, 25.02.2001 Sacks, Rick: The MetaMOOphosis Brings Kafka Into The Net [Interview]. In: The Oudeis News, Januar 1997, http://www.oudeis.org/status/statjan.html#kafka, 20.12.2000 Sacks, Rick: The MetaMOOphosis: A visit to the Kafka House - A report on the permanent installation of an interactive theatre work based on Franz Kafka’s Metamorphosis. In: Schrum, Steven (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting, and Directing, New York 1999, S. 159-174 Sandbothe, Mike: Der Pfad der Interpretation. Medienethik im Zeitalter des Internet. In: Telepolis. Die Zeitschrift der Netzkultur, Heft 0, Mannheim 1996, S. 424-433, oder: http://www.uni-jena.de/ms/medeth.html, 20.12.2000 Sandbothe, Mike: Theatrale Aspekte des Internet. Prolegomena zu einer zeichentheorethischen Analyse theatraler Textualität. In: Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe und Schatz, Heribert (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S.209-226 [Oder in: Willems, Herbert und Jurga, Martin (Hrsg.): Inszenierungsgesellschaft. Ein einführendes Handbuch, Opladen 1998, S. 583-595. Oder: http://www.uni-jena.de/ms/theatral.html, 27.03.2001] Sandbothe, Mike: Wie der Ausflug in die Welt der virtuellen Quasselbuden unser reales Dasein bereichern, o.O. 2000, http://www.uni-jena.de/ms/diewelt.html, 29.01.2001 Schabert, Ina (Hrsg.): Shakespeare Handbuch, Stuttgart, 4 2000 116 Schaffer, Nicole: Tinysex. Sexualität und Identität in Multi User Dimensions, Wien o.J., http://www.univie.ac.at/Publizistik/Dorer1997-8.htm, 12.12.2000 Schechner, Richard: Essays on Performance Theory 1970-1976, New York 1977 Schechner, Richard: Performance Theory, London 1988 Schildmann: Spiel- und Sozialverhalten im Morgengrauen, Bielefeld o.J., http://www.mud.de/Forschung/verhalten.html, 01.12.2000 Schmidt, Siegfried: Cyber als Oikos? Oder: Ernste Spiele. In: Rötzer, Florian (Hrsg.): Schöne Neue Welten? Auf dem Weg zu einer neuen Spielkultur, München 1995 , S. 69-90 Schneider, Irmela: Einige Überlegungen zur Diskussion um das Internet, in: Göttlich, Udo; Nieland, Jörg-Uwe und Schatz, Heribert (Hrsg.): Kommunikation im Wandel. Zur Theatralität der Medien, Köln 1998, S.227-237 Schramm, Helmar: Die Vermessung der Hölle: Über den Zusammenhang von Theatralität und Denkstil. In: Forum Modernes Theater, Bd 10, Heft 2, Tübingen 1995, S. 119-125 Schramm, Helmar: Karneval des Denkens. Theatralität im Spiegel philosophischer Texte des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin 1996 Schramm, Helmar: The open book of Alchemy in/on the Mute Language of Theatre: ‚Theatricality‘ as a key for Current Theatre/Research. In: Theatre Research International, Bd 20, Nr 2, Oxford 1995, S. 156-164 Schramm, Helmar: Theatralität und Öffentlichkeit. Vorstudien zur Begriffsgeschichte von 'Theater'. In: Barck, Karlheinz (Hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe. Studien zu einem historischen Wörterbuch, Berlin 1990, S. 202-242 Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in cyberspace. Issues of Teaching, Acting, and Directing, New York 1999 Schweller, Kenneth G.: Staging a Play in the MOO Theater. In: Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting and Directing, New York 1999, S. 147-158 Seidler, Kai: Internet Relay Chat - Eine möglichst kurze Einführung, Berlin 2000, http://irc.fu-berlin.de/einfuehrung.html, 20.12.2000 Sempsey, James: Psyber Psychology: A literature review pertaining to the psycho/social aspects of multi-user dimensions in cyberspace. In: The Journal of Virtual Realities, Bd. 2, Nr. 1, Januar 1997, http://www.brandeis.edu/pubs/jove/HTML/v2/sempsey.html, 17.12.2000 Shakespeare, William: As you like it. Zweisprachige Ausgabe, übersetzt von Herbert Geisen und Dieter Wessels, Stuttgart 1994 Shakespeare, William: Hamlet. Zweisprachige Ausgabe, übersetzt von Holger M. Klein, Stuttgart 1984 117 Slevogt, Esther: Klone im Netz. Financial Times Deutschland, 5.01.2001, Weekend-Beilage, S. III Slevogt, Esther: Sein oder Web-Design. Financial Times Deutschland, 29.12.2000, Weekend-Beilage, S.IV Spielart (Hrsg.): Webscene. Ausschreibung eines Internationalen Wettbewerbs, München 2000 Stevenson, Jake A.: MOO Theatre: More than Words? In: Schrum, Steven A. (Hrsg.): Theatre in Cyberspace. Issues of Teaching, Acting, and Directing, New York 1999, S. 135-146 Stone, Alluquere Rosanne: Interaction, Interface, and Desire, o.O. 1997, http://duplox.wz-berlin.de/docs/panel/sandy.html, 01.12.2000 Stone, Alluquere Rosanne: Will the Real Body Please Stand Up? Boundary Stories about Virtual Cultures. In: Benedikt, Michael (Hrsg.): Cyberspace: First Steps. Cambridge 1994 Oder: http://www.rochester.edu/College/FS/Publications/StoneBody.html, 12.12.2000 Stromberg, Tom: ‚Mythos der Unmittelbarkeit‘ oder ‚Terror der Präsenz‘? In: Mahle, Walter A. (Hrsg.): Kultur in der Informationsgesellschaft. AKM-Studien Band 42. Tagungsbericht über das Dreizehnte Wissenschaftliche Gespräch am 9. Und 10. Dezember 1997 in Boppard. München 1998, S.77-81 Suler, John: Life at the Palace. A Cyberpsychology Case Study, o.O. o.J., http://www.rider.edu/users/suler/psycyber/palacestudy.html, 07.03.2001 Suter, Beat: Performanz und Rollenspiele. Einige Notizen und persönliche Anmerkungen zur Diskussion um Internet und Literatur an zwei Veranstaltungen, Romainmôtier 2000, http://www.dichtung-digital.de/Interscene/Suter/index0.htm Turkle, Sherry: Leben im Netz. Identität in Zeiten des Internet, Reinbek 1999 Utz, Sonja: Kommunikationsstrukturen und Persönlichkeitsaspekte bei MUD-Nutzern, Diplomarbeit, Erlangen o.J., http://www.tu-chemnitz.de/phil/psych/professuren/sozpsy/Mitarbeiter/Utz/Diplom1.htm, 01.12.2000 Vogelsang, Waldemar: Ich bin, wen ich spiele. Ludische Identitäten im Net. In: Thimm, Caja: Soziales im Netz, Opladen 2000, S. 240-261 Waldby: Catherine: Circuits of Desire: Internet Erotics and the Problem of Bodily Location. In: Diprose, R. et al. (Hrsg.): The Politics of Erotics. New York 1998, oder: http://wwwmcc.murdoch.edu.au/ReadingRoom/VID/Circuits3.html, 20.12.2000 Walser, Randal: Elements of a cyberspace Playhouse. In: Hensel, Sandra und Roth, Judith Paris (Hrsg.): Virtual Reality. Theory, Practice and Promise, Westport 1991, S. 51-64 Willems, Herbert und Jurga, Martin: Inszenierungsgesellschaft. Ein einführendes Handbuch, Opladen 1998 118 Willems, Herbert: Inszenierungsgesellschaft? Zum Theater als Modell, zur Theatralität von Praxis. In: Willems, Herbert und Jurga, Martin: Inszenierungsgesellschaft. Ein einführendes Handbuch, Opladen 1998, S. 23-80 Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur, Stuttgart 7 1989 Witmer, Diane: Risky Business: Why People Feel Safe in Sexually Expicit On-Line Communication. In: Journal of Computer Mediated Communication, Vol. 2, No. 4, 1997, http://www.ascusc.org/jcmc/vol2/issue4/witmer2.html, 20.12.2000 Wunderer, Monika: Die virtuellen Bretter der Welt: Theater in Public Space, Diplomarbeit, Wien 1997, http://st1hobel.phl.univie.ac.at/~wunderer/bretter/, 20.03.2001 Wunderer, Monika: Global Thinking. The Performing Arts Sector Online, Abschlußarbeit, New York 1999, http://st1hobel.phl.univie.ac.at/~wunderer/txt/thesis, 20.03.2001 Wunderer, Monika: Roter Samt und Ascii-Staub, Wien 1996, http://st1hobel.phl.univie.ac.at/~wunderer/thint/, 26.01.2001 Xander, Harald: Theatralität im vorrevolutionären russischen Theater. Evreinovs Entgrenzung des Theaterbegriffs. In: Fischer-Lichte, Erika et al. (Hrsg.): Arbeitsfelder der Theaterwissenschaft, Tübingen 1994, S. 111-124 Zapp, Andrea: Neue Helden im Cyberspace - Erzählmodelle in neuen Medien. Vortrag im Rahmen der Kurzfilmtage Oberhausen, April 1997, http://www.uni-potsdam.de/u/scenario/modelle.html, 09.12.2000 119 F. Links Die folgende Auflistung beinhaltet nur die im Text genannten Websites, sowie einige wenige weitere Seiten von grundlegender Bedeutung. a) IRC: Mirc - Offizielle Website: www.mirc.com IRC-Statistik: http://hinner.com/ircstat/ b) MUDs und MOOs: Mudconnector: www.mudconnector.com Mud.de: www.mud.de Final Frontier: telnet://finalfrontier.mud.de:7600/ LambdaMOO: telnet://lambda.moo.mud.org:8888/ MediaMOO: telnet://mediamoo.cc.gatech.edu:8888/ bzw. http://www.cc.gatech.edu/fac/Amy.Bruckman/MediaMOO/ PMCMOO: telnet://hero.village.virginia.edu:7777/ bzw. http://jefferson.village.virginia.edu/pmc/pmc-moo.html BioMOO: telnet://bioinformatics.weizmann.ac.il:8888 bzw. http://bioinfo.weizmann.ac.il:8888/ ATHEMOO: http://moo.hawaii.edu:7000/ c) Grafische Chatsysteme und Multiplayer-Computerspiele: Palace - Offizielle Website: http://www.thepalace.com Cybertown: http://www.cybertown.com/ UltimaOnline - Offizielle Website: http://www.uo.com/ UltimaOnline - Neue Welt Server: http://195.227.87.208/DNW/ Halflife- Offizielle Website: http://www.sierrastudios.com/games/half-life/ d) Theaterprojekte in den Räumen der synchronen CMC: Hamnet Players Archives: http://www.hambule.co.uk/hamnet/ Plaintext Players: http://yin.arts.uci.edu/~players/ MetaMOOphosis Homepage: http://www.vex.net/~rixax/Kafka.html MetaMOOphosis Curriculum: http://www.vex.net/~rixax/KAFKA/curriculum.html 120 MetaMOOphposis Logfiles: http://www.vex.net/~rixax/KAFKA/yard.html Desktop Theater: http://www.desktoptheater.org Desktop Theater Archives: http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/files/a_fr_01.htm Weitere ATHEMOO Projekte (Auswahl): Among Immortals: http://www.oudeis.org/among.html Iphigenia in ATHEMOO: http://www.geocities.com/Athens/Delphi/3749/Iphigenia/ Netseduction: http://socks.ntu.ac.uk/archive/net/netseduction.html A Place for Souls: http://www.geocities.com/Wellesley/2190/souls/aplaceforsouls.html Scheherazade’s Daughters Logfile: http://moo.hawaii.edu:7000/3184/ Sonstiges: House of Media: palace://houseofmedia.com:9998 bzw. http://www.mediamischief.com/theatre.html Projekt Oz: http://www.cs.cmu.edu/afs/cs.cmu.edu/project/oz/web e) Sonstige Websites: Company in Space: http://www.companyinspace.com/front/cis_fs.htm Gertude Stein Repertory Theater: http://www.gertstein.org/ i.e.VR - University of Kansas: http://kuhttp.cc.ukans.edu/~mreaney/index.html Impronet: http://www.szenator.de/Impronet/impronet.htm Isabelle Jenniches - I do fly: http://www.9nerds.com/isabelle/ariel/ Peter Steins Faust: www.theaterkanal.de bzw. www.faust-stein.de Projekt Oudeis: http://kaneda.iguw.tuwien.ac.at/oudeis/ Schauspielhaus Hamburg: http://www.schauspielhaus.de Virtopera: http://195.180.245.241/virtopera/deutsch/index_frame.php3?Nation=Deutsch 121 G. Anhang G.1. Abkürzungsverzeichnis ASCII Summe der Zeichen einer Standardtastatur ATHE Association for Theater in Higher Education Amerikanischer Theaterverband CMC Computer Mediated Communication - Computergestützte Kommunikation DFG Deutsche Forschungs-Gesellschaft F2F Face to Face HMD Head Mounted Display - ‚Bildschirmbrille‘ zur Simulation virtueller Welten HTML Hyper Text Modeling Language - Programmiersprache des WWW IRC Internet Relay Chat - Chatsystem IRL In Real Life MUD Multi User Dungeon / Domain / Dimension MOO MUD Object Orientated RL Real Life UO Ultima Online - Online Computerspiel VR Virtual Reality WWW World Wide Web 122 G.2. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 - Screenshot: IRC via mIRC.........................................................................30 Quelle: mIRC - Channel #muenchen, 10.12.2000, 18:56 Uhr Abbildung 2 - Screenshot: MUD Final Frontier via telnet...................................................33 Quelle: telnet - telnet://finalfrontier.mud.de:7600/, 28.03.20001, 19:45 Uhr Abbildung 3 - Screenshot aus dem ATHEMOO.................................................................36 Quelle: ATHEMOO - http://moo.hawaii.edu:7000/4104/, 25.03.2001, 18:12 Uhr Abbildung 4 - Screenshot aus dem Palace ......................................................................37 Quelle: Palace in Wonderland, palace://wonder.lag.com:9998, 23.01.2001, 22:34 Uhr Abbildung 5 - Screenshot aus Ultima Online....................................................................38 Quelle: Ultima Online, 14.01.2001, 23:12 Uhr Abbildung 6 - Screenshot aus Cybertown........................................................................39 Quelle: http://www.cybertown.com, 12.12.2000, 17:32 Uhr Abbildung 7 - Kommunikationsmodell für die synchrone CMC...........................................41 Abbildung 8 - Das Präsentationsmodell im Bezug auf die synchrone CMC ..........................55 Abbildung 9 - MUDs und die Formen der Repräsentation .................................................56 Abbildung 10 - Hamnet-Kurzszenar................................................................................62 Abbildung 11 - Liveübertragung der Plaintext Players ins Literaturhaus München ...............72 Quelle: http://www.community1.de/corcoran/mainz/dia8.jpg Abbildung 12 - Orpheus Kurzszenar ...............................................................................74 Abbildung 13 - Übersichtsplan des ATHEMOO .................................................................78 Quelle: http://www.mindspeak.com/schrum/TICS/moomap.html Abbildung 14 - MetaMOOphosis - Gregor‘s Room ............................................................81 Abbildung 15 - Screenshot aus Die First Lady, Palace House of Media...............................86 Quelle: palace://houseofmedia.com:9998, 29.03.2001, 12:39 Uhr Abbildung 16 - Screenshot aus Barnstorming the Palace..................................................87 Quelle: http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/improv/bushgore /images/igal/gallery/images/presidential06.jpg Abbildung 17 - Desktop Theater: waitingforgodot.com - Waiting Room.............................90 Quelle: http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/plays/Godot/images/godbig2.jpg Abbildung 18 - The Adding Machine...............................................................................97 Quelle: http://www.ukans.edu/~mreaney/machine/boss.gif Abbildung 19 - Theater, Literatur, Virtuelle Realität ....................................................... 101 123 G.3. Materialien G.3.1. Hamnet - Script Quelle: http://www.hambule.co.uk/hamnet/hscript.htm /\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\ THE COMPLETE SCRIPT........OFFICIAL SOUVENIR EDITION /\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\/\ rhubarb... **<< Action >>** : _The CURTAIN RISES to reveal the stage set... <_Set> : <_Set> ______* ______* *______ *______ <_Set> < | < | | > | > <_Set> <______| <______| |______> |______> <_Set> | | | <_Set> ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ <_Set> | + | | + | | + | | + | <_Set> | + |________| + |________| + |________| + | <_Set> | <_Set> | + + + + + + + | <_Set> |___ ___| <_Set> | + + + + + | <_Set> | | <_Set> | + + __________ + + | <_Set> | |########| | <_Set> / | + + |########| + + |\. <_Set> / | | | | \ <_Set> / |_____________________| |||||| |_____________________| . \. <_Set> / . . . |||||| . .\. <_Set> _______________________________ |||||| ______________________________ <_Set> <_Set> W E L C O M E T O E L S I N O R E!!! <_Set> ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ <_Set> [0] Clap,clap,clap.... etc.... [1] =====PROLOGUE /TOPIC World_Premiere _irc_Hamlet_in_Progress [2] *** PROLOGUE has changed the topic on channel #Hamnet to "World_Premiere _irc_Hamlet_in_Progress" All the world's a Unix term.... [3] ...and all the men & women merely irc addicts.... [4] This show is Copyright 1993 The Hamnet Players [5] Enjoy our show + no heckling plz [6] Script should not be re-staged w/out permish [7] **<< Action >>** : SCENE 1: THE BATTLEMENTS [8] **<< Action >>** : _Enter Hamlet [9] **<< Action >>** : _Enter Ghost [10] re, Ghost. Zup? [11] Yr uncle's fucking yr mum. I'm counting on u to /KICK the bastard. [12] ======== GHOST /MODE * +o Hamlet [13] *** Mode change "+o Hamlet" on channel #Hamnet by Ghost Holy shit!!!! Don't op me, man!!!! I've gotta think abt this, + I've got chem lab in 1/2 hr. :-(((( [14] **<< Action >>** : _Exit Hamlet [15] **<< Action >>** : SCENE 2: AFTER HAMLET'S CHEM LAB [16] 2b or not 2b... [17] Hmmmmmm... [18] :-( Bummer... [19] Ooops, here comes Ophelia [20] **<< Action >>** : _Enter Ophelia [21] Here's yr stuff back [22] Not mine, love. Hehehehehe ;-D [23] 124 O heavenly powers: restore him! [24] **<< Action >>** Ophelia thinks Hamlet's nuts [25] Make that "sanity-deprived", pls.... [26] Oph: suggest u /JOIN #nunnery [27] :-( [28] *** Signoff: Ophelia (drowning) [29] **<< Action >>** : SCENE 3: INTERIOR [30] **<< Action >>** : _Enter R_krantz [31] **<< Action >>** : _Enter G_stern [32] re [33] re [34] re, guys... :-\ [35] zup? [36] Fucked if i know. brb... [37] **<< Action >>** : _Exit Hamlet in a sulk. [38] fuckza matter w/him? [39] Guess he must be lagged. Let's lurk [40] **<< Action >>** : R_krantz lurks [41] **<< Action >>** : G_stern lurks [42] **<< Action >>** : SCENE 4: THE QUEEN'S CLOSET [43] Ma: what the fuck's going on? [44] Don't flame me, i'm yr Ma! [45] Er.... [46] Psst! Thou hast thy father much offended.. [47] Oh, right.... Yr dad's pissed at u [48] **<< Action >>** : Hamlet slashes at the arras [49] Arrrghhhh!!! [50] ========= HAMLET /KICK * Polonius [51] *** Polonius has been kicked off channel #Hamnet by Hamlet Now look what u've done u little nerd. :-( [52] Wrong man...... Bummer... [53] **<< Action >>** : SCENE 5: GRUESOME FINALE [54] ========= QUEEN /TOPIC DEATH [55] *** Queen has changed the topic on channel #Hamnet to "DEATH" **<< Action >>** : _Enter Hamlet, Queen, King, Laertes, R_krantz, G_stern [56] **<< Action >>** : Queen takes a drink [57] **<< Action >>** : King gives Ham & Laer swords [58] Go for it, lads! [59] **<< Action >>** : Laertes stabs Hamlet [60] **<< Action >>** : Hamlet stabs Laertes [61] **<< Action >>** : Hamlet stabs King [62] Holy shit this Danish vodka is like poison :-@ [63] and u always thought i was just wasting my time in chem lab, hehehe [64] **<< Action >>** : Queen dies in agony [65] Aaaaarrgghhh! [66] **<< Action >>** : King dies [67] AAaaaarrrrrrhhhhh!!!! [68] **<< Action >>** : Laertes dies [69] AAAAaaaaaarrrrrrhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! [70] **<< Action >>** : Hamlet dies [71] **<< Action >>** : R_krantz + G_stern GULP!!!!!! [72] **<< Action >>** : _Enter Fortinbras + drum + colours + attendants [73] EEEEEEEuuuuuucchhhhhh!!!!!! What's been hpng here? [74] Like, rat-a-tat, man [75] Hmmmmmmm...... [76] Holy sheeeeet!!!!! [77] ============ FORT_BRAS /NICK _King [78] ** Fort_bras is now knwn as _King **<< Action >>** _The CURTAIN SLOWLY FALLS. {{{{{{{--THE END--}}}}}}} [79] hmmmmmmmm..... [80] 125 G.3.2. Logfile der ersten Hamnet Performance Anmerkung des Verfassers: Dieser Logfile dokumentiert die Hamnet-Performance vom 12.12.1993 aus der Sicht des Producers und Hamletdarstellers Stuart Harris. Das Original ist im Internet zugänglich unter http://www.hambule.co.uk/hamnet/h1log.htm. Der hier veröffentlichte Teil ist nur ein bearbeiteter Ausschnitt des Original-Logfiles. Um den Umfang zu reduzieren wurden große Teile, die die Vorbereitung der Performance (im Internet die Kapitel 1-4) und "The Post-Mortem & Cast Party" (Kapitel 6) schildern, weggelassen. Hier abgedruckt finden sich nur Kapitel 5 , "The Performance". Die Zeilennummern wurden zum Erleichtern des Zitierens vom Autor nachträglich eingefügt, die Zitierweise ist Lognummer, Zeile, also 1,1 für die erste Zeile dieses Logs. *****************THE HAMNET PLAYERS**************************** "HamNet" World Premiere, 12th Dec 1993 20:00 GMT - CAPTURE FILE ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ ***IMPORTANT NOTE*** THIS EVENT, LIKE ALL PRODUCTIONS OF THE HAMNET PLAYERS, IS IN THE PUBLIC DOMAIN AS AN INTERNET EXHIBIT. THE CAPTURE FILE MAY BE FREELY DISTRIBUTED BUT THE ACTUAL CYBER-PLAY IS COPYRIGHTED AND SHOULD NOT BE RE-STAGED WITHOUT PERMISSION, WHICH WILL UNDOUBTEDLY BE GIVEN IN ALL CASES. sirrah@beachmedia.com FOR ALL INQUIRIES. =============================================================== /nick _Set1 *** Hamlet is now known as _Set2 I signed off before so you're the official ghost.3 /l ncastle4 > ______* ______* *______ *______5 > < | < | | > | >6 > <______| <______| |______> |______>7 > | | | |8 > ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^9 > | + | | + | | + | | + |10 > | + |________| + |________| + |________| + |11 > | |12 > | + + + + + + + |13 > |___ ___|14 > | + + + + + |15 > | |16 > | + + __________ + + |17 > | |########| |18 > / | + + |########| + + |\.19 > / | | | | \.20 > / |_____________________| |||||| |_____________________| . \.21 > / . . . |||||| . .\.22 > _______________________________ |||||| ______________________________23 >24 > W E L C O M E T O E L S I N O R E!!!25 > ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~26 126 /nick Hamlet27 * Brazil thinks he could organize something better than this givven a week28 > :29 /nick Hamlet30 * Brazil thinks this should be +m so he knows when the play has started and31 +can shut up.32 *** _Set is now known as Hamlet33 /mode * -p34 *** Mode change "-p" on channel #Hamnet by Hamlet35 Don't keep this a private channel.36 have we started?37 I'm not going to haunt that castle.38 -i39 -> *prologue* GO AHEAD40 *Fort_bras* I need lines if I have any :-)41 Boom Boom Boom42 ;-)43 *** Signoff: jojo (Leaving)44 <----lagged!45 THE_QUEEN - fancy a bit of nookie?46 *** Signoff: The_King (Error 0)47 *** The_King: No such nick/channel48 mild clapping and shouts of "this better be good! we have fruit!"49 * TheGhost passes his lines on to ghost and bids farewell...50 Yeah..Private then its not watchable51 *** KaiKul has left channel #hamnet52 hi53 *** You have been kicked off channel #hamnet by Prologue (Automated kick for54 +flooding)55 fortbras here are your lines..56 /l fbras57 *** #hamnet : Cannot send to channel (from irc.arnes.si)58 /join #hamnet59 *** #hamnet :Sorry, cannot join channel. (Invite only channel)60 -> *_enter* get me back in61 /join #hamnet62 *** #hamnet :Sorry, cannot join channel. (Invite only channel)63 -> *prologue* help! get me back in64 *** TheGhost invites you to channel #Hamnet65 /join #hamnet66 *** Hamlet (sirrah@cg57.esnet.com) has joined channel #hamnet67 *** Topic for #hamnet: Hamlet in progress. Shush!68 *** Users on #Hamnet: Hamlet The_King mortal GHOST +_enter TheRaven @_exit69 +kizala stremler PsychoA trammie masc0789 vanGogh Brazil +R_krantz +Prompter70 +Guran @TheGhost halleen +Prologue MeDoc pcarver Fort_bras +SCENE Recorder71 +lmcdermot laertes @ophelia @ThE_QuEeN DRUM +AUDIENCE @G_Stern72 * laertes is falling for ophelia he thinks73 Repeat after me... "/mode #hamnet -i+m"74 Welcome Hamlet!75 *** Mode change "+o The_King" on channel #Hamnet by ThE_QuEeN76 Am I in private?77 *** Mode change "-i" on channel #Hamnet by G_Stern78 (Prologue/#hamnet) Enjoy our show + no heckling plz [6]79 (AUDIENCE/#hamnet) this is absurd. sorry folks, i'm out of here. still80 +unimpressed by the wonders of irc.81 (_enter/#hamnet) op the actors and +m the channel............82 hi83 * ophelia gives laertes a SMOOCH (you big stud you)84 if this is private i mightaswell leave85 yo hamlet (you shagged my missus! you're facking dead mate!)86 it's not IRC, it's the ops87 *** TheRaven is now known as budgie88 WE WILL SKIP THE PROLOGUE. GO AHEAD SCEN WITH LINE 889 ta Queen *hug*90 *** budgie has left channel #hamnet91 (Prologue/#hamnet) Script should not be re-staged w/out permish [7]92 need an audience? :)93 (SCENE/#Hamnet) wtf?94 127 * ThE_QuEeN pinches the King95 er line 896 * ThE_QuEeN punches the King97 *** trammie is now known as audience98 * The_King gropes the Queen99 scene do line 8100 ooopsa101 *Fort_bras* Could you tell me if I have lines and who can send them to me???102 (_enter/#hamnet) FUCK THIS>>>LETS GO>>>>>103 *** Gallery (~dsollers@home.interaccess.com) has joined channel #Hamnet104 * SCENE 1: THE BATTLEMENTS [8]105 *Prologue* sorry - my scripts aren't used to irc shows :(106 * audience wonders what's going on107 * _enter HAMLET (9)108 why not the prologue?109 * ophelia says HANDS OFF MA110 lord what fools these ircsters be111 SOMEONE MODE +M THIS CHANNEL ALREADY!112 sssshhhhh....113 * ThE_QuEeN looks for a flirt114 * Prompter groans115 * _ENTER HAMLET (9)116 /l ham11117 re, Ghost. Zup? [11]118 * _ENTER HAMLET (9)119 *** Brazil is now known as _flirt120 WWOOOOOOooooooo.......121 * audience is restless122 hey pres! didn't notice ya there!123 *** _flirt is now known as Brazil124 * SCENE shakes and throws everybody off125 Yr uncle's fucking yr mum. I'm counting on u to /KICK the bastard.126 +[12]127 /MODE * +o Hamlet [13]128 * _ENTER GHOST (10)129 /l ham14130 Holy shit!!!!!! Don't op me, man!!!!!! I've gotta think abt this +131 I've got chem lab in 1/2 hr :-((((( [14]132 *** Mode change "+o Hamlet" on channel #Hamnet by TheGhost133 I won't use that kind of language, shame on you...!134 * _exit hamlet [15]135 * SCENE 2: AFTER HAMLET'S CHEM LAB [16]136 (Prompter/#hamnet) hello? This is going to hell here...137 /l ham17138 2b or not 2b...... [17]139 /l ham18140 *** Signoff: lmcdermot (Leaving)141 * Hamlet Ponders..... "Hmmmmmm........" [18]142 /l ham19143 <:-(( Bummer..... [19]144 * audience is shocked by the languaged used by the actos145 /l ham20146 Ooops, here comes Ophelia. [20]147 * _ENTER OPHELIA (21)148 *** Brazil is now known as _exuent149 * _exuent The Pope and his entourage.150 <_exuent> wtf?151 heres your stuff back [22]152 /l ham23153 Not mine, love. Hehehehehe ;-D [23]154 * Prompter bangs his head on the wall155 * _exuent The Pope and his entourage.156 Better clean up this ghost of an act.157 CUE OPHELIA158 Oh heavenly powers restore him [24]159 * ophelia thinks hamlets nuts160 * audience wonder what's going on161 /l ham26162 128 Make that "sanity-deprived," pls.... [26]163 <_exuent> what about his nuts? :)164 /l ham27165 *** alice (U51121@uicvm.uic.edu) has joined channel #hamnet166 Oph: suggest u /JOIN #nunnery [27]167 * ophelia :-( [28]168 /set lag off169 *** audience has left channel #hamnet170 Haha171 *** yandros (yandros@PODGE.MIT.EDU) has joined channel #hamnet172 *** Ig (mwhitson@DRAGONS-LAIR.MIT.EDU) has joined channel #hamnet173 the audience left. ;-)174 oh shit we've lost the audience175 *** alice has left channel #Hamnet176 *** PsychoA has left channel #hamnet177 -> *ophelia* KEEP GOING178 *** ophelia has left channel #hamnet179 * _ENTER R_krantz (31)180 * Prompter knew we would lose the audience181 *** Cyberpook (meger001@maroon.tc.umn.edu) has joined channel #hamnet182 *** ophelia (~FSKMR2@acad2.alaska.edu) has joined channel #hamnet183 *** _exuent is now known as Brazil184 * _ENTER G_STERN (32)185 hello????????????????????186 *** yandros is now known as Yandros187 (R_krantz/#hamnet) re [33]188 There is still an audience! Go already.189 -> *_enter* KEEP GOING190 re191 34192 *** ark3 (ark3@MILQUETOAST.MIT.EDU) has joined channel #hamnet193 *** ark3 has left channel #Hamnet194 /L HAM35195 *** HAM35: File not found196 *** Signoff: masc0789 (Dead Socket)197 *_ENTER* trying!!!!! =]198 *** masc0789 (masc0789@ucssun1.sdsu.edu) has joined channel #hamnet199 *Prompter* DRUM needs his lines200 * The_King fumbles with The Queen's dress (time for a quickie b4 the show!)201 *** ark3 (ark3@MILQUETOAST.MIT.EDU) has joined channel #hamnet202 RE, GUYS...:-\203 [35]204 (R_krantz/#hamnet) zup? [36]205 /l ham37206 Fucked if I know. brb. [37]207 * _exit Hamlet in a sulk [38]208 fuckza matter w/him 39209 (R_krantz/#hamnet) Guess he must be lagged [40]210 * R_krantz lurks [41]211 * G_Stern lurks [42]212 * SCENE 4: THE QUEEN'S CLOSET [43]213 /l ham44214 Ma: What the fuck's going on???? [44]215 Don't flame me, im yr ma [45]216 ER [46]217 *** bicsux (lawrenc@o231-03.nextwork.rose-hulman.edu) has joined channel218 +#hamnet219 (Prompter/#hamnet) Psst! Thou hast thy father much offended.. [47]220 intermission yet?221 this sucks. huh huh. Change it, butthead.222 Oh right ... yr dads pissed at you [48]223 th th th th that's all folks. [9999999999]224 /l ham49225 * Hamlet slashes at the cyber-Arras [49]226 (polonius/#hamnet)227 +AAAAAAAAAARRRRRRRRRRRRRRGGGGGGGGGGGGGGGHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!! (50)228 /l ham51229 *** _ENTER has been kicked off channel #hamnet by Hamlet (Hamlet)230 129 great acting polonius231 Mitchell!232 > [51]233 Now look what u've done u little nerd :-( [52]234 /l ham53235 Wrong guy..... Bummer...... [53]236 * SCENE 5: GRUESOME FINALE [54]237 *** _ENTER (471700@XAVIER.XU.EDU) has joined channel #hamnet238 * bicsux thinks its about bloody time239 *_ENTER* what the fuck was that for?240 *** Brazil is now known as TomServo241 -> *_enter* cue line 56242 *** ThE_QuEeN has changed the topic on channel #Hamnet to DEATH243 + [55]244 * _ENTER kiong queen hamlet rkrantz gstern and laertes (56)245 I need a Joel and a Crow to MST3kify this thing :)246 * ThE_QuEeN Takes a drink [57]247 *** bicsux is now known as Crow248 * The_King gives Ham and Laertes two fucking huge swords [58]249 Go fr it Lads! lots violence!!! [59]250 * laertes stabs at Halmlet [60}251 Isn't it neat how they all enter the room at the same moment?252 /l ham61253 * Hamlet stabs Laertes [61]254 *** Signoff: GHOST (Leaving)255 /l ham62256 * Hamlet stabs King [62]257 Cool. Heh-heh.258 Holy shit this Danish Vodka is like Poison :-@ [63]259 /l ham64260 and u always said I was wasting my time in chem lab, heheheh ;-| [64]261 * ThE_QuEeN dies in agony [65]262 AAAAARRRRRgggGGGGhhhHHHHHH!!!!! That fucking hurts ya bastard! [66]263 (SCENE/#Hamnet) NO264 265 * The_King dies, horribly [67]266 /kick * the_king267 *** The_King has been kicked off channel #hamnet by Hamlet (Hamlet)268 arrrrgh. i am dead {68}269 *** The_King (cs2ce@m10.herts.ac.uk) has joined channel #hamnet270 *** Kona (chaler@netcom4.netcom.com) has joined channel #hamnet271 /l ham70272 AAAAAaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrgggggggghhhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!273 *** The_King is now known as exKing274 * laertes dies275 /l ham71276 * Hamlet dies [71]277 * R_krantz + G_stern GULP!!!!!!! [72] :)278 vincent price, bill bixby.279 * _ENTER fortinbras+drum+colours+attendents (73)280 garry moore, frank zappa, kathryn hepburn281 /nick colours282 frank zappa283 *** Hamlet is now known as colours284 *** Kona has been kicked off channel #hamnet by ThE_QuEeN (ThE_QuEeN)285 Boom Boom Boom286 But she's DEAD287 *** Kona (chaler@netcom4.netcom.com) has joined channel #hamnet288 Hmmmmmmmm [76]289 /nick attndts290 *** colours is now known as attndts291 Holy sheeeet!!! [78]292 river phoenix293 even chickens can kick after their dead294 *** rmpol (rmpol@netcom5.netcom.com) has joined channel #hamnet295 /nick fort_bras296 *** fort_bras : Nickname is already in use.297 *** You have specified an illegal nickname298 130 *** Please enter your nickname299 Nickname:300 f_bras301 *** attndts is now known as f_bras302 /nick _king303 *** f_bras is now known as _king304 * exKing fancies a bit of necrophilia with the Queen...305 *** Signoff: Yandros (Leaving)306 /nick _The307 *** KevinII (henning@W20-575-28.MIT.EDU) has joined channel #Hamnet308 *** _king is now known as _The309 * laertes has stolen the show.310 /l the79311 * _The CURTAIN SLOWLY FALLS. <<<<<<== THE END ==>>>>>> [79]312 131 G.3.3. Logfile der zweiten Hamnet Performance Anmerkung des Verfassers: Dieser Logfile dokumentiert die zweite Hamnet-Performance vom 06.02.1994 aus der Sicht des Producers Stuart Harris. Das Original ist im Internet zugänglich unter http://www.hambule.co.uk/hamnet/h2log.htm Der hier veröffentlichte Teil ist nur ein bearbeiteter Ausschnitt des Original-Logfiles. Um den Umfang zu reduzieren wurden große Teile weggelassen, die die Vorbereitung der Performance (im Internet die Kapitel 1-2) und "The Post-Mortem & Cast Party" (Kapitel 4) schildern. Hier abgedruckt findet sich nur Kapitel 3, "The Performance". Die Zeilennummern wurden zum Erleichtern des Zitierens vom Autor nachträglich eingefügt, die Zitierweise ist Lognummer Komma Zeile, also 2,1 für die erste Zeile dieses Logs. *****************THE HAMNET PLAYERS************************** "HamNet" performance of 6th Feb 1994 20:00 GMT - CAPTURE FILE ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ ***IMPORTANT NOTE*** THIS EVENT, LIKE ALL PRODUCTIONS OF THE HAMNET PLAYERS, IS IN THE PUBLIC DOMAIN AS AN INTERNET EXHIBIT. THE CAPTURE FILE MAY BE FREELY DISTRIBUTED BUT THE ACTUAL CYBER-PLAY IS COPYRIGHTED AND SHOULD NOT BE RE-STAGED WITHOUT PERMISSION, WHICH WILL UNDOUBTEDLY BE GIVEN IN ALL CASES. sirrah@beachmedia.com FOR ALL INQUIRIES. ======================================================================= <_Producer> HERE WE GO HUSH1 CAn we get rid of the +i please?2 :I3 *** Mode change "-i" on channel #hamnet by Ghost4 *** Mode change "+v attndts" on channel #hamnet by aurra5 (_Enter/#hamnet) let's get the play started6 *** Prologue has changed the topic on channel #hamnet to7 +ircHamlet_World_Premiere_In_Progress8 * _The CURTAIN RISES to reveal the lavish sewt...9 /nick set10 *** _The is now known as set11 /l ncastle12 *** Darkside (csc002@cent1.lancs.ac.uk) has joined channel #hamnet13 ______* ______* *______ *______14 < | < | | > | >15 <______| <______| |______> |______>16 | | | |17 ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^18 | + | | + | | + | | + |19 | + |________| + |________| + |________| + |20 | |21 | + + + + + + + |22 |___ ___|23 | + + + + + |24 | |25 132 | + + __________ + + |26 | |########| |27 / | + + |########| + + |\.28 / | | | | \.29 / |_____________________| |||||| |_____________________| . \.30 / . . . |||||| . .\.31 _______________________________ |||||| ______________________________32 33 W E L C O M E T O E L S I N O R E!!!34 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~35 /nick _Producer36 *** Oli_ (olit@rvik.ismennt.is) has joined channel #hamnet37 -> *audience* GO LINE 138 *** set is now known as _Producer39 *** audience: No such nick/channel40 All the world's a Unix term.... [3]41 ...and all the men & women merely irc addicts.... [4]42 This extravaganza is Copyright 1993 The HamNet Players [5]43 Enjoy our show + no heckling plz [6]44 Script should not be re-staged w/out permish [7]45 *** _QUEEN (lorenz@olymp.wu-wien.ac.at) has joined channel #hamnet46 * _Enter Hamlet [9]/me Hamlet [9]ccDO> *** On SERVER_NOTICE from "KILL" do47 * +ni $3 [SILENT] <0>48 (_Enter/#hamnet) DO>49 *** attndts has left channel #hamnet50 (_Enter/#hamnet) me Ghost [10]/me Hamlet [9]/me Hamlet [9]/me Hamlet51 +[9]/me Hamlet [9]/me Hamlet [9]/me H52 *** Shakespea is now known as Spaceboy53 *** attndts (ac3w@faraday.clas.Virginia.EDU) has joined channel #hamnet54 (_Enter/#hamnet) argh55 (_Enter/#hamnet) lagged56 *** Mode change "+v attndts" on channel #hamnet by aurra57 ?58 * _Enter Hamlet [9]59 * _Enter Ghost [10]60 -> *hamlet* GO LINE 1161 re, Ghost. Zup? [11]62 Yr uncle's fucking yr mum. I'm counting on u to /KICK the bastard.63 +[12]64 *** Mode change "+o hamlet" on channel #hamnet by Ghost65 /invite tyree66 *** Inviting tyree to channel #hamnet67 Holy shit!!!! Don't op me, man!!!! I've gotta think abt this,68 + I've got chem lab in 1/2 hr. :-(((( [15]69 <_Prompter> ATDT 1-412-481-464470 *** tyree (TYREESGT@192.80.63.1) has joined channel #hamnet71 *** Signoff: Darkside (Error 0)72 *** Polonius is now known as SCENE73 (_Enter/#hamnet) telnet sugar-bombs.gnu.ai.mit.edu74 * SCENE AFTER HAMLETS CHEM LAB [16]75 *** Signoff: SP (Leaving)76 2b ............. or not 2b... [17]77 Hmmmmmm... [18]78 :-( Bumm-errrr!! [19]79 Ooops, here comes Ophelia [20]80 * _Enter Ophelia [21]81 Here's your crap back, babe: your Mac, your WP 51.a, amd your dirty82 +mags [22]83 Not mine, love. Hehehehehe ;-D [23]84 *** SkinnyPup (zens@ucsu.Colorado.EDU) has joined channel #hamnet85 Oh Heavely powers!! Restore his manhood andletr him do bad things86 +to me! [24]87 -> *ophelia* GREAT!!!!88 * Ophelia thinks Hamlet is a fucking goober.89 Make that "sanity-deprived", purleez.... [26]90 Oph: suggest u /JOIN #nunnery [27]91 :o92 *** Signoff: Prologue (Error 0)93 133 *** SkinnyPup is now known as SP94 :( :( :( [28]95 -> *ophelia* drown, baby, drfown96 * Ophelia is drowing in a sea of her archelogy of the soul...amnd the damn97 +water. SHIT!98 [29]99 * SCENE INTERIOR......[30]100 * Ophelia is dead101 * _Enter R_Krantz [31]102 *** Ophelia has left channel #hamnet103 * _Enter G_Stern [32]104 -> *aurra* loved oph's perf105 *** aurra is away: the show has begun...please do not enter106 re [33]107 re [34]108 *** aelphO (~Vgrey@apm-b337-7.ucsd.edu) has joined channel #hamnet109 re, guys... :-\ [35]110 zup? [36]111 Fucked if i know. brb... [37]112 *** Clive (~ch@surreal.dircon.co.uk) has joined channel #hamnet113 /nick _exit114 *** _Producer is now known as _exit115 /me Hamlet in a sulk [38]116 *aurra* yer cue go!117 * _exit Hamlet in a sulk [38]118 *aurra* sorry...119 /nick _Producer120 fuckza matter w/him? [39]121 *** _exit is now known as _Producer122 Guess he must be lagged. Let's lurk [40]123 * R_krantz lurks [41]124 * G_Stern lurks [42]125 *** Signoff: Melisha (I've been killed by my master :-)126 *** Clive has left channel #hamnet127 * SCENE THE QUEENS CLOSET [43]128 Ma: what the fuck's going on? [44]129 /w queen130 *** aelphO is now known as ailehpO131 *** queen: No such nick/channel132 /w _queen133 *** _QUEEN is lorenz@olymp.wu-wien.ac.at (Bernhard Lorenz)134 *** on channels: #hamnet135 *** on irc via server olymp.wu-wien.ac.at ([137.208.8.30 6666] Vienna,136 +Austria)137 *** _QUEEN is an IRC Operator138 *** Mode change "+v _QUEEN" on channel #hamnet by aurra139 *** Signoff: Badil (stork.doc.ic.ac.uk dismayl.demon.co.uk)140 <_QUEEN> Don't flame me, i'm your Ma! [45]141 <_QUEEN> Er.... [46]142 <_Prompter> Psst! Thou hast thy father much offended [47]143 *** s-mac (smacdoug@halifax-ts2-18.nstn.ns.ca) has joined channel #hamnet144 <_QUEEN> Oh, right...Yr dad's pissed at u [48]145 *** SCENE is now known as Polonius146 * hamlet slashes at the arras [49]147 Arrrrrrrrrrrgh!!!!!!!!!!!!!148 *** _Prompter is now known as _Drums149 [50]150 *** Polonius has been kicked off channel #hamnet by hamlet (hamlet)151 *** hamlet has been kicked off channel #hamnet by Duck9 (Duck9)152 > [51]153 *** SCENE (smiguel@lonestar.utsa.edu) has joined channel #hamnet154 <_QUEEN> Now look what u've done u little nerd :-( [52]155 *** Inviting hamlet to channel #hamnet156 *** Mode change "+o SCENE" on channel #hamnet by Duck9157 /w hamlet158 *** hamlet is ~mark@dismayl.demon.co.uk (Mark Turner)159 *** on irc via server stork.doc.ic.ac.uk (Dept of Computing, Imperial College,160 +London UK)161 134 *** Mode change "+o _QUEEN" on channel #hamnet by aurra162 /invite hamlet163 *** Spaceboy is now known as Charlie164 *** Inviting hamlet to channel #hamnet165 *R_krantz* I do think that line needs to change... pissed should be pissed off166 +with I think...167 *** Mode change "-sm" on channel #hamnet by _Producer168 * SCENE GRUESOME FINALE [54]169 drgdf170 *** _QUEEN has changed the topic on channel #hamnet to DEATH171 <_QUEEN> [55]172 -> *hamlet* come back173 * _Enter Hamlet, Queen, King, Laertes, R_Krantz, G_Stern [56]174 * _QUEEN takes a drink [57]175 * _King gives Ham and Laer swords [58]176 <_King> Go for it, Lads! [59]177 *Ghost* -m ???????178 /w laertes179 *** hamlet (~mark@dismayl.demon.co.uk) has joined channel #hamnet180 *** laertes: No such nick/channel181 /nick Laertes182 *** _Producer is now known as Laertes183 /me stabs Hamlet....Woooof!!!!!! [60]184 * Laertes stabs Hamlet....Woooof!!!!!! [60]185 *** Erdor (~daemon@dismayl.demon.co.uk) has joined channel #hamnet186 * hamlet stabs Laertes [61]187 * hamlet stabs King [62]188 <_QUEEN> Holy shit this Danish vodka is like poison :-@ [63]189 and u always thought i was just wasting my time in chem lab, hehehe190 +[64]191 * _QUEEN dies in agony [65]192 <_King> Aaaaarrgghhh!!!!! [66]193 * _King dies [67]194 *** Signoff: SP (Leaving)195 /me VAAAAAAaaaaaaaaaarrrrrrrrrrggggggggggg196 *** Signoff: Charlie (Error 0)197 * Laertes AAAAAAaaaaaaaaaarrrrrrrrrrgggggggggggHHHHHH!!!!!!198 /nick _Producer199 *** Laertes is now known as _Producer200 *** klor (cumcl@uxa.ecn.bgu.edu) has joined channel #HAMNET201 /nick Laertes202 *** _Producer is now known as Laertes203 /me dies [69]204 * Laertes dies [69]205 /nick _Producer206 AAAAAAAAAAaaaaaaaaaarrrrrrhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!207 +[70]208 * hamlet dies of overacting :) [71]209 *** Laertes is now known as _Producer210 * R_krantz and G_Stern.....GULP!!!!!!!!! [72]* _Enter Fortinbras + drums +211 colours + attendant [73]*** SCENE is now known as The_*** _Butthead212 (irc8013@irc.nsysu.edu.tw) has joined channel #hamnet*Ghost* :) *hehehee**** klor213 has left channel #hamnet214 /w fort_bras215 * The_ CURTAIN SLOWLY FALLS {{{{{{{{{{{[----THE END-----}}}}} [74]216 *** fort_bras: No such nick/channel217 <_Butthead> huhuhuh huhuh.. you SUCK. [75]218 :I219 Hmmmmmm... [76]220 oops221 Holy sheet!!!! [77]222 *** Signoff: _Butthead (Leaving)223 /nick Fort_bras224 BRAVO!225 *** _Producer is now known as Fort_bras226 /nick King227 * Oli_ klappar..228 *** Fort_bras is now known as King229 135 *** NOxide (imp@mct212mac09.mct.anl.gov) has joined channel #hamnet230 /nick _The231 *** King is now known as _The232 *** Signoff: Gobbo (Leaving)233 234 *aurra* now the curtain235 *** ailehpO is now known as Ophelia236 The crowd cheers wildly! It thinks you're terrific!237 /nick _Producer238 * Skywalk is standing and claps loudly *CLAP* *CLAP*239 *** _The is now known as _Producer240 *** Signoff: _Drums (Ping timeout)241 *Whistle*242 /l creds243 > :244 > ***<<< THE HAMNET PLAYERS >>>***245 > Artistic Director.........."El_Ingles".....sirrah@cg57.esnet.com246 > Stage Manager.............."aurra".........aurra@netcom.com247 > Cyberturge................."minou".........hn2563@handsnet.org248 > Manager, Systems & Bots...."RokinDuck".....bradley@andromeda.rutgers.edu249 > London co-ordinator........"twasntme"......mark@demon.net250 > Set designer..............."zendar"........jimvs@cg57.esnet.com251 > :252 > The producers gratefully acknowledge Demon Internet Ltd., who generously253 > provided facilities in London, England for this production.254 136 G.3.4. Orpheus. Sono la musica - Script Quelle: LaFarge, Antoinette: Email an den Autor, 08.03.2001 Die Zeilennummern wurden vom Verfasser nachträglich eingefügt. Venice1 the Athens of the North, under whose stone bridges flow Lethe, the2 Styx, and the other rivers of the Underworld. If you cross the wrong3 bridge, you will find yourself among the dead, the near-dead, and the4 not-living.5 a small snake scurries across the floor.6 Digital.Director turns to the audience and bows.7 Orpheus tunes up.8 Digital.Director says, "Welcome One and All and the rest of you too.."9 Zeus bends over.10 Hades dies.11 tune TUNE tune12 Zeus drinks another cup of coffee.13 tune SCREECH14 Digital.Director says, "...To today's performance by the Plaintext Players..."15 Digital.Director says, "...Performing their original version of the16 Orpheus myth."17 so fa so la18 Digital.Director says, "Today's cast includes the following performers:"19 Orpheus says, "This lyre only has four strings."20 a snake21 Digital.Director says, "As Orpheus..... Marlena Corcoran.."22 Digital.Director says, "As Eurydike.... Cathy Caplan.."23 Digital.Director says, "As Hades... Lise Patt.."24 Digital.Director says, "As Zeus... Joe Ferrari.."25 Digital.Director says, "As the Maenads.... All, plus Thomas Buesch.."26 Digital.Director says, "As Digital.Director.... Antoinette LaFarge.."27 Digital.Director says, "And now, without further or future ado....."28 PROLOGUE29 Digital.Director says, "Today we are telling the story of Orpheus,30 the musician who went to hell to get his wife back after she was31 bitten by a snake."32 "Only the details are being changed to protect the innocent."33 "There will be no snake today. In place of the snake.."34 Orpheus says, "No snake? What do you mean, no snake?"35 Digital.Director says, "What I said, no snake."36 Orpheus exclaims, "Come on-- I wanted to play the snake! Why do I37 always have to play the dork? The complete idiot? The sucker?"38 Some people have such an overwhelming, irrational fear of snakes that39 the phobia may restrict their lifestyles.40 Digital.Director says, "Only a complete idiot would ask to play a snake."41 This fear -42 Orpheus breaks down: "I must be the only kid on the planet who never43 wanted to be a rock star. I just--tuned up my lyre--and they came. I44 mean, I was just plagued by rocks! Animals! Wild women!"45 This fear -46 Hades polishes his black marble throne.47 Hades says, "I hate this shit... why do I always have to be the bad48 guy? God... I need a wife."49 Orpheus says, "I was once the happiest of men."50 Hades asks, "Do you want to be a rock star, or do you want to make a51 bargain for your dead wife?"52 Orpheus casts a glance at Eurydike.53 Orpheus says, "Surely you were in love once, Hell? In love with the54 Springtime?"55 137 Hades says, "I'm still in love. With the Mythic Snake."56 Orpheus exclaims, "The one whose part I wanted"57 Digital.Director says, "What IS all this about a snake? You guys are58 in the WRONG MYTH. This is not EDEN."59 Digital.Director points to Eurydice, "That is not EVE."60 Hades looks in his pants at the Mythic Snake.61 Orpheus exclaims, "Eurydice was out in a meadow when she was bitten62 by a snake! Same one as in that copycat story across the63 Mediterranean, OK?"64 Hades says, "They just wanted you to believe that."65 Digital.Director says, "Forget the snake, there is no snake."66 Orpheus says, "Yeah, thanks to that stupid Digital.Director. She67 always writes out the good parts."68 Digital.Director says, "Snakes only come in dreams."69 Orpheus says, "I dreamed all afternoon about that one. And I call up70 the director and say, "I want to play the snake, OK?"71 Digital.Director says, "Snakes are only symbols."72 Hades says, "Yeah, no symbols are allowed in hell."73 Digital.Director says, "Look around you, we got a three-headed dog,74 we got black koalas, we got dancing rocks, what's with the snake75 obsession?"76 Orpheus exclaims, "And she says, 'Hey, good news--you get to play77 that rock star--Orpheus!'"78 Digital.Director says, "Snakes don't play."79 Orpheus asks, "All I wanted to play was the Prologue and the snake,80 OK? So she says, 'No, I play the Prologue, remember? *I always* play81 the Prologue. And by the way, there will be no snake.'"82 Digital.Director says, "Right, no snake. And if I hear any more lip,83 no Prologue either."84 Orpheus lets out a long sigh and says, "I need a drink."85 Digital.Director says, "You guys are going to get a COW, and see how86 great a drama you can make with that."87 Unless you really want to surround yourself with a boring, uninviting88 landscape, it is much easier.89 Hades [to Orpheus]: "She wants the snake for herself, it's obvious."90 Digital.Director says, "No, I don't. I hate snakes. Nasty phallic91 symbols. Don't want them in our nice classical myth. It's tacky, it's92 totally Disney, it's been done."93 Orpheus says, "Not like in my dreams this afternoon."94 Digital.Director says, "We don't need the fucking snake. The snake95 has another gig. The snake has a first-class ticket to Eden."96 Hades says, "Let me tell you a thing or two about our nice classical97 myth. Orpheus WAS the Mythic Snake in the original myth. Why do you98 think he ended up with his body all chopped up?"99 Digital.Director shakes with indignation.100 Digital.Director says, "It wasn't a Mythic Snake originally! It was101 just a dumb piece of snake-shaped cloth."102 Digital.Director says, "It was a PROP, for god's sake. A painted SOCK."103 Orpheus exclaims, "It was not! It was the world's first living dildo!104 It gets the grrls."105 Digital.Director says, "Clearly there is a big divergence in the myth here."106 Orpheus asks, "What do you think, a snake has *brains*?"107 Digital.Director says, "OK, I'll tell you the truth. I asked the108 Snake to join us for this performance. He refused. Said he was tired109 of being used as a sex toy."110 Hades says, "Likely story."111 Digital.Director says, "OK? so no more snakesploitation shows."112 Orpheus says, "Mythos legein."113 Hades [to Orpheus]: "Like I said, she wants the snake for herself."114 Orpheus sulks.115 Orpheus says, "Which makes me wonder... where are a snake's ears?"116 Orpheus asks, "Can I sing my song now?"117 Hades says, "Where is a snake's penis, for that matter?"118 Digital.Director says, "Just hold yer horses a minute."119 Orpheus searches the Discovery channel for a show on snakes...120 Digital.Director morphs into a sleazy club somewhere in Venice...121 138 Orpheus sings.122 Zeus scratches himself.123 Orpheus sings, "I am the music."124 Eurydike is half-dressed.125 Zeus listens attentively...126 a sleazy nightclub, signaling that the Prologue is over127 Orpheus sings, "The music tells a story."128 Orpheus sings, "This is my story."129 Zeus says, "Testify sister.."130 This is the real thing.131 Orpheus sings, "Orpheus loves Eurydike."132 without snakes133 Zeus eyes his potential new star over.134 Orpheus sings, "No one knows the whole of it."135 with caffeine136 Orpheus sings, "Each one plays a part."137 Zeus . o O (No one wants to know)138 That's Zeus, CEO of MountOlympus Record Co.139 Orpheus sings, "Eurydike is my heart."140 Orpheus, singing, doesn't notice Eury parading half-naked in front of him.141 Eury puts on her lipstick.142 Zeus stares into Orpheus' eyes..143 Little rocks cascade down the mountainside.144 half her lipstick145 Orpheus won't stop singing.146 The river leaps for joy.147 shut him up148 The animals line up and bat their paws.149 Pozzo says, "la la laaa.."150 Zeus [to Orpheus]: "OK, That was really nice, man."151 There's one problem.152 Eurydike.153 bat their paws?154 Eurydike tries to kiss Orpheus silent.155 Where is she?156 Pozzo says, "I think people like the performance... they start hitting me."157 the rocks weep with desire at Orpheus' singing.158 Pozzo says, "HELP.."159 Rocks tumble down for joy.160 Zeus [to Orpheus]: "Yo, here's the deal."161 no help here162 rocks cheer for Orpheus' record contract.163 The Rock Chorus echoes Orpheus' song.164 they're desperate.165 Zeus [to Orpheus]: "I know you want to sing. I know you want to be166 ROCK Star..."167 Eurydike feels frustration at Orpheus' non-stop singing.168 The Rock Chorus sings, "Eury Eury Eurydike."169 Eury turns to them for a moment of reconfirmation.170 Little animals join paws in a circle and sing.171 talk about Disney172 Zeus says, "Sign up now, with mountOlmpusMusicCo, and we'll make you173 a *star*..."174 Rock chorus smiles at Eury and points to Zeus.175 No Disney animals in this show!176 Little animals sing, "Eurydike is my heary."177 heart178 hairy heart179 Orpheus says, "Well, I don't know about the star part."180 very hairy hearts181 yuk182 Zeus eyes the bulge in Orpheus' pocket... and approves.183 Eury starts licking Zeus's ear.184 Orpheus says, "Mainly my fans to date have been inanimate objects."185 Zeus smacks the bitch away.186 Orpheus says, "Hey--give me that microphone."187 139 Zeus gets excited.188 Zeus [to Eurydike]: "Uh, no thanks honey."189 Orpheus tries to get the mike back.190 Orpheus says, "I am the music."191 Zeus says, "Then you can sing..."192 this is a very low-rent club.193 Orpheus says, "Not you, babe."194 Eury grabs the mike.195 Zeus grabs the mike.196 Orpheus lets go.197 ---------ZAPPPPP!!!!!!!!!198 Eurydike says, "Is this what you want, come and get it..."199 Orpheus exclaims, "Eurydike."200 Orpheus exclaims, "No."201 Zeus rolls his eyes.202 Orpheus exclaims, "No."203 Eury puts the mike to her mouth, begins to lick it and...204 Eury is fired... no fried!205 explosion206 20000 volts and then some207 can she be fired too?208 Zeus signals his assistant to up the wattage on the mike.209 electroclub therapy210 Eurydike says, "ouchhh.."211 Eurydike says, "aaahhhh.."212 THE CURTAIN FALLS213 THE CURTAIN HIDES THE TREMBLING BODY FROM ALL YOU VOYEURS214 Eury sings, "Take me higher.."215 ain't in the cards for you, sorry216 YOU GUYS ARE DISGUSTING, WANTING TO WATCH THIS POOR GIRL GET FRIED217 heh, that fell on my foot.218 Is this performance insured?219 -----------------------220 SCENE 2 BEGINS HERE221 Zeus has a photographer take a few shots for the album cover.222 -------------->RIGHT OVER HERE223 sorry, that was the last scene224 We are now in the DownUnderWorld, where Eury has taken a break...225 >from her life226 Hades put on his Digital.Director Lies T-shirt.227 20000 volts from an open mike was just a bit too much.228 the moans of dead rocks vibrate the walls of hell.229 the rocks down here won't sing or dance to Orpheus' music.230 vultures tear out livers.231 Orpheus has disconnected.232 The housekeeper arrives to cart Orpheus off to bed.233 Orpheus is trying to figure out what happened to his lovely wife.234 Zeus loves those gruesome album cover shots.235 The album will be called Electro-Girl Therapy.236 Hades irons Eury's hair.237 Eurydike says, "mmmm mmmmm.."238 Zeus is gonna make millions on this Orphie guy, if he could just get239 him to forget his wife.240 Eurydike says, "aaahhhh aaaahhh.."241 Orpheus digitally reconstructs here.242 Hades irons Eury's hairy armpits.243 Eurydike says, "orrphhhh orrphhhh.."244 hell looks awfully like one of those high-class sanitariums.245 new kind of therapy246 Orpheus wakes up, dazed.247 what did you expect?248 Eurydike says, "zeuuuu zeuuuuu.."249 not so high-class250 Orpheus must have fainted from the shock of seeing his wife fried on stage.251 Orpheus says, "I was . . . I was . . . in a meadow. And then..."252 Zeus is not here... that was the last scene.253 140 Orpheus says, "...I asked to see my wife."254 that was no meadow, that was a club in Venice.255 and that was no snake, that was an open mike.256 and your wife is DSAED.257 Eurydike brushes her imaginary hair.258 DEAD259 Hades . o O (You talking to me?)260 Orpheus says, "They told me I'd have to go to the DownUnderWorld to get her."261 dSAED?262 Eurydike says, "Orphhh Orphhh.."263 Orpheus says, "Kind of a cross between Australia and Hell."264 Hades shoves a sock in Eury's mouth.265 Eurydike says, "ma ma. ma ma."266 Orpheus has arrived in the DownUnderWorld without even crossing the street.267 nice trick268 Orpheus whispers, "There she is!269 that ain't no sock.270 it once played a snake sock.271 Orpheus whispers, "I see her with my eyes."272 Eurydike shakes her burnt legs.273 Orpheus cries, "Eurydike!274 Eurydike says, "mmmmm mmmmmm..."275 little pebbles scamper round Orpheus' feet, waiting for a song.276 Orpheus cries, "Come back."277 Hades shields Eurydike from Orpheus.278 .......there are no snakes here, but there are a lot of papier mache279 rocks and black koalas.280 Rocks are not afraid of hell.281 I just saw a snake.282 black koalas?283 But little animals are.284 Eurydike feels tired.285 rocks are not afraid of anything.286 well, wake up.287 Orpheus [to Hades]: "I came for Eurydike."288 Hades begins tap-dancing.289 Eurydike feels so tired.290 Orpheus [to Hades]: "Give me back my wife."291 Eurydike says, "Orphh Orpphhhh.."292 After that shock, Eurydike is lucky to feel anything at all.293 Hades [to Orpheus]: "What wife?"294 Zeus looks down, far down, from his office on mountOlympus.295 Orpheus fixes Hades with a glare and raises his voice.296 Eurydike says, "The hills are green..."297 She is flat-lining.298 Orpheus sings.299 flat-lining300 Hades says, "You mean this pile of burnt hair and bones?"301 Eurydike says, "ummm ummmm..."302 flat-lining303 Orpheus sings, "Eurydike, my only song."304 ---------------------305 Orpheus sings, "Eurydike, my heart."306 Zeus . o O (Maybe if I offer him a joint concert with The Snakes,307 he'll forget about his wife)308 that's a picture of Eury's brain wave.309 Eurydike says "The grass is sweet..."310 Orpheus sings, "I came to sing my part..."311 Eurydike says, "The grass is sweet..."312 Eurydike says, Mmake a song with that line."313 Orpheus sings, "And win tears from the King of Hell."314 Hades [to Orpheus]: "What will you give me for this used-up bitch?"315 Eurydike says, "Orphh Orphhh."316 Orpheus turns to Persephone, the Queen, a shade of the future.317 Hades says, "This flat-lining ex-girl."318 Hades says, "And keep your eyes off of her."319 141 Orpheus sings, "O woman who brings spring to earth."320 Eurydike says, "The earth smells like worms."321 Persephone?322 Orpheus sings, "And love to Hell."323 Orpheus sings, "Join my song."324 Zeus shouts into his cellular, "Get me that picture of that fried325 girl... I want it for the album cover we're doing for Orpheus."326 Orpheus says, "Please."327 Hades [to Orpheus]: "Shut-up already, will you shut up if I give you the girl?"328 Eurydike says, "Orphh Orphh."329 Orpheus says, "Give her back to me."330 Eurydike says, "Don't give in to him."331 Orpheus turns to Hades.332 Orpheus raises his arms.333 Hades puts duct tape over Orpheus' mouth.334 Orpheus raises his voice.335 Hades [to Orpheus]: "This is the deal..."336 Zeus leaves a message on Hades' answering machine: whatever you do,337 don't let that girl outta there alive."338 Orpheus sings, "You will have her forever."339 nothing can stop Orpheus singing.340 Eurydike says, "The sky is so blue today."341 Orpheus sings, "But now it's my turn."342 Hades . o O (she's already dead)343 Hades kicks Orpheus.344 Orpheus sings, "Eurydike."345 Hades says, "I said shut up."346 Zeus . o O (and she better stay that way)347 Orpheus sings, "Eurydike."348 Hell echoes Orpheus' song.349 10 out of 12 scientists agree, there is no way to reverse brain350 damage from electroshock therapy.351 Eurydike feels happy to have the air in her nostrils.352 Hades says, "You can have the girl if you give me the MS."353 Hell sings, "Eu-ry-ri-ri---354 Eurydike says, "Orphh Orphhh."355 11 outta 12 scientist disagree, there is no way to reverse death by356 electroMikeInjury.357 Hell sings, "Di-ke-ke-ke."358 Hades ties up Orpheus so we can move on.359 What manuscript?360 The rocks echo Orpheus.361 The rocks are Orpheus' friends.362 Hades [to Orpheus]: "Give me the fucking Mythic Snake and you can363 have the girl."364 The rocks want to be entertained.365 The rocks have always wanted to play backup for Orpheus.366 Eury whinnies.367 Eurydike kicks her heels in the air.368 Eurydike says, "Neigh neigh."369 Hell echoes Orpheus' song.370 not very ladylike371 give him the nonexistent snake.372 Hades blushes.373 Hades says, "Give me a sock, I don't care."374 how quaint375 Orpheus says, "The grrl, Hades."376 Eurydike bites Orpheus on the shoulder.377 ouch378 Hades says, "I hate girls anyway."379 Orpheus backs slowly out of Hell.380 Hades sure doesn't expect much out of life.381 Orpheus says, "Come on, Eurydike."382 Hades sure doesn't expect much out of death.383 Hades [to Orpheus]: "But whatever you do..."384 Orpheus says, "Follow me."385 142 Eurydike kicks up her heels for the hell of it.386 Eurydike says, "Neigh neigh"387 Hades says, "DON'T LOOK BACK."388 Eurydike whinnies.389 Orpheus says, "Come on, grrl."390 Orpheus says, "Don't look back."391 Eurydike stands on her hind legs.392 Hell echoes, "Don't look back."393 .........this girl thinks she is a horse?394 Orpheus turns and slowly leads the way.395 Eurydike bites Orph again on the shoulder. A little love nip. It's396 been a long time.397 Hell holds out some sugar.398 a rock throws itself at Eury's legs.399 Eurydike says, "Neigh neigh."400 Orpheus Orpheus picks his way through the singing rocks.401 the moaning rocks402 the whining rocks403 the Dry Salvages404 Hades rips out his ears.405 Eurydike butts Orph in the butt.406 Orpheus walks slowly up the path to the light.407 a little voice says, "Don't look back."408 Orpheus exclaims, "Yikes."409 Orpheus spins around.410 oh no not again411 Eurydike bites Orph on the butt. A little love nip.412 Orpheus asks, "What'd you do *that* for?"413 Hades yells "LOOK BACK."414 Eurydike says, "Neigh neigh"415 you HAD to look... didn't you?416 he looked back.417 Orpheus looks at Eurydike in horror.418 Orpheus exclaims, "Eurydike."419 Eurydike runs off. Free at last.420 She fades back into the embrace of Hell.421 Eurydike kicks her heels up in joy.422 Hades sucks on his sock.423 Eury slowly vanishes into the meadows beyond.424 CURTAIN DOWN425 Orpheus exclaims, "Aaaaaahhhhhh."426 ACTUALLY, HELL HAS NO CURTAIN, IT'S TOO CHEAP427 BUT IF IT DID HAVE A CURTAIN, THAT WOULD BE THE END OF THAT SCENE428 Digital.Director Lies.429 YES, ORPHEUS BLEW IT AGAIN430 Eurydike neighhhhhs (from a distance).431 but they don't so get on with it...432 -------------433 HE NEVER LEARNS434 curtainless hell just never goes away.435 OK, FORGET EURYDIKE. SHE'S A GONER.436 Eurydike eats some flowers by a stream.437 IT'S TIME FOR.... SCENE 3438 You only learn through mistakes.439 Eurydike says, "Neigh neigh"440 WE'RE BACK IN VENICE441 LOVELY VENICE442 Orpheus is blanked out on the floor.443 How can we have scene 3 if the curtain won't go down on hell?444 can we kill Orpheus now?445 Orpheus has disconnected.446 The housekeeper arrives to cart Orpheus off to bed.447 no wait, we lost Orpheus.448 no fair449 he's really down and out now.450 he lost the girl, he lost his voice, he lost his contract.451 143 and finally QUIET452 Orpheus digitally reconstructs here.453 we'll have to rip DD apart instead.454 the rocks are very disappointed.455 Orpheus moans.456 he still thinks this story needs a snake, but it's too late for that.457 Orpheus says, "Doo wah doo wah."458 no snake can redeem us now.459 Orpheus says, "She always does this to me."460 Maenad#3 says, "Look at those hands."461 Orpheus says, "She always makes me play a complete idiot"462 maryMaenad says, "Look at that butt."463 Maenad#3 says, "Playing on his instrument."464 Orpheus weeps.465 you may have noticed The Maenads, hot girl trio.466 maryMaenad says, "Ohh, I'd love to have a piece of that."467 except that there are four of them.468 Orpheus says, "I could rip them all to pieces."469 maryMaenad . o O (I need to have a piece of that)470 and they need SONGS.471 Orpheus exclaims, "Grrls."472 Maenad#3 says, "Those tapered fingers."473 maryMaenad . o O (I WILL HAVE a piece of that)474 Maenad#3 says, "I'd like to have them play on my instrument."475 Orpheus says, "I got no more songs for grrls."476 Hey, girls, you want the music, not the guy, right?477 Maenad#3 says, "Songs we don't need."478 Orpheus says, "And get off my butt."479 maryMaenad [to Orpheus]: "Toucha toucha toucha touch me..."480 Maenad#3 says, "Those hands."481 Orpheus exclaims, "Give me that lyre back."482 Orpheus exclaims, "You should see what happened to the last grrl who483 grabbed my equipment."484 maryMaenad [to Orpheus]: "You must sing along with us."485 confusedMaenad says, "What time is this performance over?"486 Orpheus says, "I'm not singing squat."487 soon....488 maryMaenad [to Orpheus]: "You just must sing about us."489 plenty of time for a denouement490 Maenad#3 says, "I want those hands to play me."491 maryMaenad licks her lips.492 Orpheus says, "I sang for that other grrl, damn it."493 youngMaenad licks her lips.494 Orpheus says, "I sang the hell out of that grrl."495 he looks good enough to eat.496 maryMaenad slaps Orpheus upside the head.497 Orpheus says, "And look what I got for it."498 Maenad#3 says, "Regrets. She's gone. We're here."499 Orpheus says, "Sing for yourself, Maenads."500 Maenad#3 says, "We're the present tense."501 deafMaenad signs, "Can I go back to Hell?"502 maryMaenad [to Orpheus]: "Look sing... NOW"503 Orpheus rips up the score.504 bad move, Orph505 Orpheus exclaims, "Take that, you Grrl Group."506 Maenad#3 says, "Come on. Let me have a little bit of that finger."507 Maenad#3 says, "yummmm."508 don't forget the mythic snake.509 maryMaenad's loins tighten expectantly.510 Maenad#3 says, "A little bit of that left ear."511 They tear into Orpheus512 what is a Maenad anyway?513 Maenad#3 says, "Delish.."514 they're messy eaters.515 Orpheus exclaims, "Give me back my finger, damn it."516 maryMaenad says, "Oh baby, I do need some of you."517 144 maryMaenad says, "Just a little piece."518 Orpheus exclaims, "And my finger too."519 Maenad#3 says, "The best part. Shall we share it amongst us?"520 maryMaenad says, "To have and to hold."521 Maenad#3 says, "Fair is fair."522 youngMaenad says, "Let's get it over with. Then he'll stop singing."523 Orpheus rips the score to shreds.524 maryMaenad says, "I will not be denied."525 Orpheus exclaims, "You can't have my songs, you ghouls."526 Maenad#3 says, "Start with the thighs. Work your way up."527 maryMaenad says, "And now we want MORE."528 Orpheus exclaims, "I'll rip the music to pieces."529 so Maenads are ghouls?530 no531 then what?532 Nothing is left but the head.533 just bitches in heat534 Little pieces of Orpheus strew the landscape.535 Maenad#3 says, "The snake. Yummm."536 The river leaps up and grabs Orpheus' head!537 Orpheus stew538 It's an ugly sight, if you care to look closely.539 a horse neighs in the background.540 maryMaenad cleans a little piece o' Orphie from her teeth.541 quiet descends for a moment.542 maryMaenad reapplies her lipstick.543 The rocks leap up and pelt the Maenads!544 Orpheus exclaims, "Back, you crazy grrls."545 maryMaenad slaps the rocks away.546 a humming sound comes from the pieces of Orpheus.... the fingers... the toes...547 Maenad#3 sends one of Orpheus' teeth to the forensic lab for a full report.548 Rocks rain .549 a toe hums, "I am the music."550 maryMaenad commands her Orpheus piece to sing.551 Orpheus drifts downstream, singing, "I hate grrls"552 the finger obeys maryMaenad.553 LAMENT OF THE BODY PARTS AND ROCKS554 a horse neighs in the background.555 I am the music.556 LAMENT FOR ORPHEUS557 you meant socks right?558 I got the music in me.559 the rocks sing for Orpheus, whom they hardly knew.560 Maenad#3 says, "She was only a horse."561 Socks filled with rocks match themselves up and sing.562 Maenad#3 says, "He died for a horse."563 a finger hums, "I was the body electric."564 The rock socks hum together for joy.565 They shoot horses don't they?566 a finger hums, "I love Eurydike, the body electric."567 I thought they were lamenting?568 Little animals stamp their feet and sing.569 the rock socks dream of getting gigs as mythic snakes.570 Maenad#3 says, "hmmm hmmm."571 a rock mourns in marble tears.572 There is no love that love lost.573 The rock socks do-see-do the little animals and sing, "Orpheus! Orpheus!"574 Eurydike says, "Orph Orph."575 a knee hums, "It's all over for love."576 Eurydike says, "Neigh neigh."577 Love is the answer.578 Eurydike sings, "Orpheus."579 Though I forgot the question.580 A Maenad rips the lyre to shreds and throws the parts in the air,581 screaming, "Orpheus."582 A LAST FEW LINES583 145 Eurydike says, "Whoa whoa."584 Sold down the river for a song.585 Pebbles spell out his name.586 maryMaenad cleans her fingernails of Orpheus pieces.587 Sold down to hell.588 APOLLO APPEARS OUT OF NOWHERE.589 Maenad#3 kisses maryMaenad.590 the Maenads get the last word... or do they?591 and so does a SNAKE592 Apollo announces, "That's enough from you rocks."593 Apollo, golden Apollo of the space program.594 don't go there595 The rocks pay him no mind.596 Apollo shouts, "Orpheus was my singer."597 what does Apollo want here?598 maryMaenad says, "I am the music."599 Apollo sings, "That what you saw was Great Art."600 The rocks shout, "Orpheus was OUR singer."601 what does Apollo always want?602 Maenad#3 sings, "shooby do a, shooby do a..."603 CURTAIN DOWN604 maryMaenad shouts, "Orpheus was MY singer..."605 Apollo says, "I know Great Art when I see it."606 maryMaenad says, "...and I have the piece to prove it."607 CURTAIN DOWN ON GREAT ART608 Apollo says, "Orpheus will live forever."609 CERTIFIED BY APOLLO HIMSELF610 you need eye surgery.611 Maenad#3 sings, "shooby doo a shooby doo a..."612 THE SONG BEGINS THE SAME613 Rocks never forget.614 Apollo says, "For ages to come, little rocks will sing his name."615 rocks never lie.616 ----------FINAL CURTAIN---------617 only Digital.Directors618 they just lie down.619 Apollo instructs the Tiny Body Parts to rise together.620 Digital.Director comes forward from the hidden wings and bows to the audience.621 they refuse.622 Apollo sings, "Orpheus! Orpheus!"623 quite an accomplishment624 Eurydike bows.625 the Tiny Body Parts bow shyly.626 The audience screams, "Orpheus!"627 rocks bow... well, sort of.628 Digital.Director gestures to the performers to take a bow.629 maryMaenad curtsies.630 Maenad#3 curtsies.631 Orpheus' head rolls back on-stage.632 The Mythic Snake bends slightly.633 Zeus curtsies.634 snakes can't curtsey.635 Orpheus takes a final roll.636 Hades dies.637 they're much too butch.638 again639 Digital.Director thanks the audience for their kind attention to all640 this gruesome myth.641 Digital.Director says, "We tried to make it come out differently,642 honestly we did."643 Digital.Director says, "But Orpheus always loses."644 Digital.Director says, "Always a schmuck."645 And snakes cannot be avoided.646 Digital.Director says, "We invite you to visit the Plaintext Players web site."647 www.sva.edu/alumni/forger/plaintext/index.html648 a lie649 146 And you'll learn everything you ever wanted to know about snakes.650 another lie651 not652 Digital.Director says, "We will perform Orpheus again sometime soon653 and try, once again, to make it come out right."654 Digital.Director says, "No more halfway measures from hell."655 Orpheus' tongue hangs out and licks up shreds of paper.656 actually Plaintext Players is an anagram for a type of snake.657 truth658 See if you can figure it out.659 Digital.Director thanks the performers who carried the play today:660 I hear there is a big monetary award.661 Joe Ferrari.... Zeus662 Lise Patt.... Hades663 Cathy Caplan... Eurydike664 Marlena Corcoran... Orpheus665 the rocks..... the rocks666 the Mythic Snake.... Himself667 the Snake... not saying668 Digital.Director.... Antoinette LaFarge669 all lies670 -------------THAT'S ALL FOLKS-------------671 not all lies672 All Art673 art lies674 a snake devours the pig before he says his part.675 great art676 or is it grating art?677 wtf is grating art?678 this679 what is this, Jeopardy?680 Please note: The performance is over. What you are hearing now is pure noise.681 very nice682 how can you tell?683 We are not responsible for any further problems with your signal.684 how can you be sure?685 what are you responsible for?686 lies687 what else is new?688 Orpheus digitizes down to glowing electrons.689 that was pretty.690 can I go back to sleep now?691 I want to stay in Germany.692 Digital.Director bows once more to the audience and thanks them for coming.693 Everyone waves to Germany.694 Zeus forgets to wave to Germany.695 Everyone waves to Kassel.696 Zeus looks round for some cute boys.697 Hades stays in Germany.698 --------OVER AND OUT---------699 147 G.3.5. MetaMOOphosis - vorprogrammierte Texte Quelle: Sacks, Rick: Email an den Autor, 25.02.2001 a) The Observer #710 „remarks, this is too much." „mumbles, Sure thing, mm hmm.“ „raises an eyebrow.“ „lookssideways at the scene.“ „mumbles, "Oh really?“ „thinks aloud, Iwonder what the primary metaphor here is?“ „remembers, Itshould be easy to lift oneself out of a miserable state with the force ofwill.“ „running a little finger over an eyebrow, The gaze of ananimal...“ „asks, How could fools get tired?“ „decides to take am ore active role.“ „, trying to remain impartial, asks, Howcan we just accept it all as real?“ „smiles warmly.“ „says, Thiscould be a disruptive eve nt in everyones life.“ „thinks aloud, Agrandiose fit of madness.“ „wh ispers, But the attraction of thehuman world is so immense.“ „takes a sma ll palm sized deviceout of a pocket and stares at it.“ „thinks, In the midd le of the day adesert seems without life.“ „utters, There are people with thereputation for being polite in public who forget their mannerswhen at home .“ „softly mumbles, The clock ironically summons us,and turns sadly." „interjects, I come and go. The demon tagsalong." b) The Doctor #711 „remarks, this is too much." „says, I've never seen anything like this, shaking his fists in theair.“ „says pointedly, With modernity comes great risk.“ „suddenlyglares and says loudly, Ah hah!" „shakes his head slowly,this is not good. Not good.“ „, smiling, Child ren should be granteda special freedom, a special protection, that their right to be a littlecarefree, to have a little senseless giddiness, a little play, sh ould berespected and encouraged.“ „speaks as if to himself, Quitehonestl y I have no ambition to be peculiar.“ „says, Consider ratherthe river in spring.“ „observed, He nerved himself to the greateffort of pushing an armchair to the window, then crawled up overthe window sill and, braced against t he chair, leaned against thewindowpanes, obviously in some recollection of the sense of freedom thatlooking out of a window always used to give him. “ „t akes thestethescope from his neck and begins listening to the wall.” „says g ently, It's admirable how human beings can simply accept and learnto cope things that are at first sight, repulsive and improbable.“ „rubs his nose. He t urns. No one notices his eyes tearing.“ „murmurs,We can only do our best. “ „says, We mustn't give up hope.There are great things on the horizon." „watches in confusion,Excuse me. I think I've lost the train of thought her e..." c) Gregor the insect #1335 „thinks, Climbingthe walls...“ „hisses and muses, "I won't budge if that charwomantries to poke at me.“ „reasons, It's noth ing I've done...“ „'seyes dart around, My father's shoes are enormous." 148 „pouts,If I didn't have to stay my hand because of my parents, I'd havequi t long ago.“ „squeeks, I wonder why they always open the windowas soon as they come near me.“ „gurgles, everything is a gray blurbut I sure do love that old cheese.“ „complains to himself,The furniture in my room is a n uisance.“ „'s mind squeezes as hethinks, What if all the comfort, the quie t, the contentment were now toend in horror?“ „says, It's a queer way of doing, this sitting onhigh at a desk and talking down to employees, especially whenthey have to come so near because the chief is hard of hearing.“ „reflects, The picture on the wall, perhaps that will keep me human.“ „hopes, Heavenly Father! Perhaps this is all a bad dream and thealarm will go off. I c ouldn't have slept through that easplittingnoise.“ „squeeks, There's such a thick fog over everything.“ „,exclaims, What a fate, to be condemned to work for a firm where thesmallest omission gave rise to the gravest suspicion! „ „burbles incoherently, I'm not obstinate and I'm willing to work.“ „says indignantly, One can be temporarily incapacitated, but that's justthe mo ment for remembering former services.“ „drools, I'm loyallybound to serve the chief, you all know that very well.“ „gurgles, gurgle..bloop“ „sc ampers up the wall thinking, The chiefclerk will probably begin dunning my pa rents again for the old debts" „, hanging off the light fixture says indignan tly, I wouldn'tever think of deserting my family.“ „spits, This can all plausiblybe explained at some later date“ „sighs, I have to provide for myparents and sister.“ „, legs twitching says, I'm in great difficultiesb ut I'll get out of them again.“ „opens his mouth. Adisgusting ooze dribble s out, Screeeeeeeeeee!“ „, squeeks, Glub,but blup, snerg, I glooob...“, „cries, Mother? Mother?“ „,stammers, Don't make things any worse for me than they are.“ „musesas he nibbles some rotten vegetables, Milk used to be myfavorite food Now the thought of it nauseates me." d) Grete #1367 „stretches herseventeen year old body and says, I love to walk in the country.“ „whispers with concern, Gregor, Gregor, what's th e matter with you?“ „shouts ferociosly, I take care of him, NOONE ELSE!“ „asks,Can I get you something?“ „eyes wide, oh poor, poorGregor..."„ „as if to a child, Cleaning his room is not something hismother should h ave to do. (Especially with her asthma).“ „I thinkhe understands that hi s mother just can't bare to see him .“ „to herself, Whatever he doesn't ea t is to be thrown away as well.“ „rolls her eyes, sigh...“ „all smiles , ..he's quite relaxed todayisn't he....“ „thinks, Do you need more roo m, I wonder?“ „muses,Everything's been left standing again, tsk tsk." „proudlyasserts, I am the expert in Gregor's affairs. I understand him." "with seductive authority, I have gotten a job. I am seventeen afterall." „crying, It's no use. He's not my brother.“ „explains, Mother has been fainting but she's better now, right?“ „says, I'm learning moo programmin g and French.“ „stretches and says,I've got a job selling software now. G regor's no longer able to supportus.“ „says softly, We must try to get ri d of it. Thingscan't go on like this.“ „says, We've tried to look after ..it..",“pouts, No one could reproach us after so long.“ „breathes dee plyand says, Ohhhhh“ „drops her head and says, I can't stand it anylon ger. We work hard all day and have to put up with..this..allnight“ „stares intently ahead, At last, at long last, I believe it'sthe end.“ „nervousl y, My violin, I'll play some violin perhaps." “stretches her seventeen yea r old body, Mmmmm, I feel sogooood. Anyone want anything from the mall?" 149 „says, Weg muss es" „rolls her eyes, takes a deep breathe and drops her s houlders indespair.“ „,eyes wide, says, oh poor, poor Gregor..." e) Mr Samsa #1340 „says, I love towalk in the country.“ „calls, Gre gor? Gregor?“ „shakes his headtiredly and says, What can we do?“ „puf fs himself up and states,I'm going back to work!“ „states, I mean just what I say,I will not allow tenants who are discourteous in my house oneminute !“ „says, I will keep my uniform on as long as I please.“ „says to his family, Come along now, let bygones be bygones.“ „muses,I had the thri ft and foresight to hold some stocks and bondsfor just such a day. To, uh, tid e us over until we got back on ourfeet.“ „lowers his head, sigh...“ „ looks up wild-eyed, Hewants to cover me...“ „says, Grete is right, she has the clarity ofyouth.“ „stands like a statue“ „wanders around, lost." „raises his rolled up newspaper...“ „chases Gregor, You are not myson!“ „stomps about“ „says softly, I don't know what to do.“ „looks at the walls in horror“ „thinks, We must try to get ridof it. Things can't go on like this.“ „says, He's always been insome kind of shell.“ „glares ab out.“ „shouts, Ohhhhh, I've hadenough!“ „glares, We can't afford this muchlonger..“ „sighs,At long last, I believe it's finally going to work out forus.“ „says Grete, play your violin for us.“ „'s uniform is looking worn and dirty." f) Mrs. Samsa (mother) #1334 „whispers, Are your feet on the floor?“ „wheezes, Gregor,Gregor, what's the matter with you? and shuffles off.“ „screams, DON'T HURT HIM!“ „says, I'm tired and need to rest. She tries totake a d eep breath“ „sighs, He won't eat anythinganymore.“ „covering her eyes s ays, I can't look...“ „asks,Grete, Grete did you clean his room?“ „ cries, He's my SON!“ „,shaking her head, He's not well.“ „asserts, "The boy thinks ofnothing but his work. and shuffles from side to side ringin gher hands.“ „says smiling, He spent two or three evenings cutting outthat little picture frame hanging in his room.“ „scolds, It make mealmost cro ss the way he never goes out in the evenings.“ „says, I'm relieved. The ch ief clerk's presence will make Gregor stand upfor himself. He's so obstinate. He would never do it solely for us.“ „whispers, Gregor, can you hear me? „ „says with short gulpingbreathers, That was no human voice I heard.“ „ asserts,Perhaps the Doctor?“ „screams, Oh my God“ „gags, There a restains on the walls and the white door. Her asthma begins to act up.“ „sa ys, Hadn't you a train to catch, Gregor. Gregor?“ „asks,What's the matt er with you?“ „wheezes, Help!Help! ForGod's sake, Help!“ „shouts, L eave my son alone, please.“ „sighs, Ohhhhh and gasps for breathe.“ 150 „s hakes her head sadly, Ican't believe it's him.“ „with a smile, My daugh ter, myGrete.“ „says, You must go this minute for the Doctor!“ „nodsand says, We must go on. Perhaps a trip in the country. She takes adeep breath.“ „'s breathe is shallow as her face hardens into a mask." g) The Journalist #1465 „nods, winks and puts a thumb up.“ „writes feverishly in a notebook.“ „asks, Can you clarifythat?“ „says, Incredible.“ „says, And?“ „chews his pencil.“ „whispers into a small recordingdevice." „eyesnarrowing, says, Just what part do you play in the bigger picture here?“ „thinks aloud, Am Igoing to be able to give an accurate picture of what's going on? Will the news be coloured by myperception of it?“ „says, woah....“ „asks, Is there a deeper reason for thistransformation or am I tobelieve that it just, ummm, happened?" h) The Charwoman (bot) #1460 Die beiden Roboter können auf Schlüsselworte antworten. Das erste Wort ist das jeweilige Keyword, danach kommt die automatische Antwort. {"thanks", "Youare most welcome!"} {"hello", " How do you do?."} {"where", "Well,if you 'look' you may find an exit to your liking." } {"Mrs.", "Oh thatpoor woman."} {"shit", "Excuse me?"} {"erudite", "Hrumpff f"} {"insect", "Disgusting!"} {"clean", "I do my best."} {"gross", "That's wh y I'm here, dear."} {"art", "I wouldn't knowabout that stuff."} {"Kafka", "I used to work for him. "} {"daughter", "Grete, a delightful girl!"} {"play", " Just watch yourmanners here people."} {"people", "A room full ofnobodies..."} {"everyone", "In a room of nobodies"} i) The Three Lodgers (bot) #1398 {"thanks", "Youare most welcome!"} {"hello", " How do you do?."} {"help ", "Uh,We don't get involved. Sorry"} {"where", "Well, if you 'look' you mayfind an exit to your liking."} {"ass", "That is just the sor t ofcommon language that elicits our apathy to your situation."} {"rent", "Th is abode is a temporary one for us and in light of thestrange goings on, a ver y temporary one.."} {"Mrs.", "Oh that poorwoman."} {"Angst", "Perhaps"} {"sh it", "Excuse me?"} {"abort", "abort?, oh please..."} {"leave", "We give noticeand furthermore will not pay a penny for the pitiable time we've endured todat e."} {"art", "The creative writer doesn't draw a line between thenormal and th e abnormal but we don't concern ourselves with THATin our lodgings."} {"work", "We don't concern ourselves with THAT inour lodgings."} 151 {"theatre", "Neurosi s may be be occasion butliterature is the consequence"} {"erudite", "Hrumpfff "} {"insect","Disgusting!"} {"crime", "We are seriously considering legalact ion."} {"law", "The original rental agreement didn't includepests..."} {"hope ", "Ha H A and HA!"} {"Thank", "You are verywelcome."} {"plays", "Ahhhhhhhhh. ..."} {"sister", "Perhaps Gretewill play her violin for us. We could watch fro m behind so we cansee the music."} {"theater", "Neurosis may be be occasion bu tliterature is the consequence."} {"moo", "Objectification precedesAllegory!" } {"good night", "Yes, it's getting late. We should perhapsturn in."} {"violi n", "It's Grete's violin!"} {"Shakespeare_guest", "Any guest of 'The Bard' is w elcome here !"} {"Shakespeare's_Guest", "Any guest of 'The Bard' is welcome her e!"} {"begins", "Bravo!"} {"plays", "ahhhhhhh..."} {"live", "It isquestionab le as to whether any of us are actually 'alive'."} 152 G.3.6. Barnstorming the Palace - Logfile Quelle: http://leda.ucsd.edu/%7Eajenik/archive/improv/bushgore/Logs/il_bg_01.htm Moved to Harry's Poolside Cafe at 18:56:581 geeBush: would you vote for me?2 geeBush: oh great\3 (DrK ViCe PrEz)hOmEsLiCe: no4 AlGore: Hi George5 (DrK Prez)ChUcKy: yo drK .... WOULD YOU VOTE Lab Mouse With a whip 4 ME?????6 (DrK sQuAd)SISQO_: laeve7 geeBush: AL, buzz off would you?8 (DrK ViCe PrEz)hOmEsLiCe: u9 AlGore: me?10 (DrK ViCe PrEz)hOmEsLiCe: no mouse11 AlGore: let me tell you a little story12 geeBush: :oh brother13 AlGore: about Samuel Morse14 (DrK Prez)ChUcKy: would you vote Lab Mouse With a whip 4 ME ... DrK./..?15 geeBush: what a bore16 AlGore: they told you about him in school didn't they?17 (DrK Squad)Andriea(ChUcKy'S): hey yall I found this guy for Assasin18 earlier wanna hold him for him19 (DrK ViCe PrEz)hOmEsLiCe: listen guys i out for a bit food and my bro20 needs Comp cya in a few21 (DrK sQuAd)SISQO_: leave damn political aces22 AlGore: I care about food and healthcare23 (DrK Squad)Andriea(ChUcKy'S): hey will someone hold this for Assasin24 (DrK Prez)ChUcKy: sure25 (DrK ViCe PrEz)hOmEsLiCe: algore got my vote26 (DrK Prez)ChUcKy: give it27 AlGore: great!28 geeBush: what's the matter, don't you like me?29 AlGore: thank you friend30 (DrK ViCe PrEz)hOmEsLiCe: np bye all31 AlGore: you are a big loser32 geeBush: i want to know why?33 (DrK sQuAd)SISQO_: shut up queer34 geeBush: tough room...35 AlGore: Vchipper36 (DrK Squad)Andriea(ChUcKy'S): tell me which guys yall want to keep okay37 (DrK Prez)ChUcKy: yo drk ... VOTE Lab Mouse With a whip 4 ME AS PRESIDENT !!!38 Received file gcentral.gif39 *** ; AlGore is Erasing40 Moved to The Moor at 18:59:2841 BURN: ;im the president of the cali clan. so ha kylan. i said it before42 you did43 BURN: ;*moan*44 BloodyRazors(c): ;lol45 AlGore: Hi BURN46 AlGore: I'd like your vote47 AlGore: tell me what I need to do to get it48 BURN: :can you sodomize me?49 TwiTch°': LOL50 BURN: :*snicker*51 BURN: ::can i sodomize you with a 10 foot pole?52 BloodyRazors(c) . CaliClan Leader: Cali Clan 4 life lol53 Paech: :hello all.54 AlGore: : I don't think Tipper would like that55 TwiTch°': ^is a doormat56 AlGore: anything else?57 153 BloodyRazors(c): ^is dirty feces58 AlGore: I can do for you?59 BURN . KylanClan: :go away..60 ......61 geeBush: would u vote for me?62 Paech: darmn lirscorler63 AlGore: What do you have to say about helathcare?64 Paech: lainyloo!65 geeBush: pleeeeze?66 BURN . WeWorshipKylan: :the government and all aspects about it are corrupted..67 AlGore: free condom distribution68 BloodyRazors(c): oooofff scott69 No Good Dirty SaiIor: :i'm going to spank some girls now70 geeBush: "I will take a balanced approach on the environment."71 geeBush: Whatever that is72 BURN . WeWorshipKylan: :*licks kylan* woo73 TwiTch°': *hides her ass*74 Paech: heya nick75 .¢ Napalm(LKF) ¢: hmm we still hostile in here or is it safe to come back?76 BloodyRazors(c): *sniff*77 BURN . WeWorshipKylan: :oh wait i forgot your girlfeind doesnt like that78 Paech: :i dunno nick79 BloodyRazors(c): *grin*80 geeBush: tough room81 .¢ Napalm(LKF) ¢.: :bah satan is here82 Paech: i just got here. lol83 AlGore: what exactly does that mean George84 leeloo(tm): hi paech :)85 AlGore: tough room86 No Good Dirty SaiIor: how old are u87 BloodyRazors(c): lol88 TwiTch°': i'm 2089 geeBush: i'm outa here90 No Good Dirty SaiIor: u wearing a shirt there91 BloodyRazors(c): she is 7492 AlGore: tough room93 Moved to Member's Beach at 19:05:2494 Krazychick420: i'm goin Krazy95 AlGore: Hello all96 (P dawgZ)ReDrUm: me too is hard as hell97 (P dawgZ)ReDrUm: wha98 AlGore: I'd really like your vote99 AlGore: what do I need to do to get it?100 Krazychick420: i know101 AlGore: I'm in touch with Generation Y102 AlGore: see?103 AlGore: tell me what you care about104 AlGore: legalizing marijuana?105 AlGore: free trade?106 Silly Kid: hello everyone107 AlGore: the environment108 (P dawgZ)ReDrUm: i want legalized weed109 Krazychick420: what did u say about weed110 AlGore: ok then!111 AlGore: legalize it!112 (P dawgZ)ReDrUm: so i can smoke lots of it113 Krazychick420: hells yeah114 geeBush: AL115 (P dawgZ)ReDrUm: with joints this long116 Krazychick420: lol117 AlGore: there will need to be regulation118 (P dawgZ)ReDrUm: hahahaha119 Krazychick420: like what120 AlGore: I got here first121 (P dawgZ)ReDrUm: f*** regulation122 AlGore: buzz off george these are my votes123 M'lady: :what's with the president things?124 geeBush: we'll see125 154 AlGore: I'd like your support126 geeBush: would you vote for me?127 (P dawgZ)ReDrUm: Algore is a FAGGETT128 Krazychick420: are u really al gore?129 (PB)2HOT(playmate): who r u?130 (P dawgZ)ReDrUm: no he's not131 geeBush: i'm BUSH132 geeBush: would you vote for me?133 Krazychick420: yeha right134 AlGore: no George135 AlGore: I am serious136 AlGore: sustainability137 (P dawgZ)ReDrUm: get the fukk away from me138 (P dawgZ)ReDrUm: bytch boy139 AlGore: this is the greatest moment in human history140 geeBush: sorry that was dad on the phone...141 geeBush: my check bounced142 AlGore: Ibet143 AlGore: :you loser144 geeBush: tough room145 Krazychick420: sooo u smoke weed?146 AlGore: tough room147 AlGore: these kids are tough148 (P dawgZ)ReDrUm: shut up GORE149 AlGore: not very patriotic150 geeBush: not very polite151 Arien: hi again152 Krazychick420: gore i asked u a question153 AlGore: they don't seem to care about the future of their nation154 geeBush: my kids are nicer than this155 Krazychick420: do u smoke weed156 seceret_1999: so what's up?157 AlGore: Let me tell you a little story158 Silly Kid: not too much159 AlGore: about a fellow named Samuel Morse160 PeZKlowN: summone is standing on me161 AlGore: you've heard of him right?162 Silly Kid: you have a friend163 AlGore: Morse code164 (PB)2HOT(playmate): i don't think so165 AlGore: he invented it166 AlGore: began our telecommunications revolution167 AlGore: this is the most exciting moment in human history168 AlGore: and one person made a difference169 AlGore: each of you can make a difference170 AlGore: by casting your vote for me171 [(P dawgZ)ReDrUm humps AlGore's ear]172 AlGore: I like young people173 AlGore: alot174 AlGore: Please think of me175 AlGore: and tell your parents176 AlGore: that feels good177 AlGore: tickles178 AlGore: nice179 Guest 550: hey whats up180 AlGore: that reminds me of a quote from Mark Twain181 M'lady: you know he's thinking "ooo baby, harder!"182 AlGore: You know who he is, right?183 (PB)2HOT(playmate): nothing184 AlGore: God Bless you all185 gogo: jeez186 AlGore: I have to go now187 gogo: bye dad188 AlGore: thank you for listening189 Moved to The Spa at 19:11:28190 Received file bath1.gif191 Received file bath2.gif192 Received file whirlpl.gif193 155 Ashlie: Where did Lauren go?194 AlGore: Hello everyone195 Flanx22: errrraaahhh196 AlGore: I'd like your vote197 LK: i dont know198 Flanx22: get the hell out al gore199 AlGore: what do I need to do to get it?200 geeBush: hey hi howareya?201 AlGore: I care about all of you202 geeBush: gore gonna pick your pocket203 AlGore: Go away George204 AlGore: I like generation Y205 Ashlie: brb aol206 Flanx22: i'm not us cidicen207 geeBush: I'm here tonight askin for your vote.208 AlGore: legalize marijuana209 geeBush: i'm so sure210 AlGore: sustainable development211 AlGore: good affordable healthcare212 AlGore: these are my programs213 Flanx22: you are not al gore214 AlGore: this is the most exciting moment in human history215 AlGore: don't you think?216 AlGore: NiteEyes217 Flanx22: you cannot218 Flanx22: you can't be219 AlGore: I'm here to ask for your support220 NiteEyes: yea right221 Flanx22: i'm not a us citizen i said222 AlGore: a world citizen, though223 AlGore: I am good for the world224 Flanx22: but if iwas old enough to vote225 Flanx22: i'd vote for you226 AlGore: great!227 AlGore: and you ashlie?228 Flanx22: why would al gore have the Palace?229 AlGore: will you vote for me?230 NiteEyes: exactly231 AlGore: I invented the internet232 Flanx22: no you did not233 AlGore: and like to hang out here234 LK: hey235 lauren: my comp froze236 NiteEyes: this is sooo fun237 Flanx22: hmm, hang out238 AlGore: and check out generation Y239 NiteEyes: hahahahaha240 AlGore: and lol with you all241 NiteEyes: *is rollin*242 ~flygurl~: hello forty oz243 Flanx22: not a word that a canidate for president would use244 AlGore: lol?245 ~flygurl~: hello246 ~flygurl~: layren and lk247 AlGore: God Bless you all248 LK: hi fly249 lauren: hi flygurl250 lauren: i g2g in 20mintes251 AlGore: Shuold the internet be regulated?252 NiteEyes: lol253 ~flygurl~: like my sighn i put on u guys254 156 AlGore: do you think?255 Flanx22: i'm starting to believe that you really are al gore256 Ashlie: oh.....she's back257 A¥§ý£(r): ^Nite eyes don't cry258 LK: hey ash259 AlGore: Let me tell you a little story260 geeBush: not that again261 Ashlie: yah hi*262 NiteEyes: i dont believe it263 AlGore: butt out George264 LK: hi265 NiteEyes: dont listen266 geeBush: butt out?267 lauren: a bunch of my avs just got deleted when my comp froze =[268 AlGore: just go away now269 Forty Oz: that sucks270 geeBush: not very polite271 LK: awww im sorry272 AlGore: these are my constituents273 Flanx22: me?274 geeBush: tightass275 AlGore: not yours276 geeBush: we'll see277 LK: wtf bush and al are fightin278 NiteEyes: SCARY279 AlGore: I'm tight here with Flanx22280 NiteEyes: tight?281 geeBush: i'm so SURE282 A¥§ý£(r): lol283 NiteEyes: a politician wouldn't use that word284 geeBush: :poser285 lauren: what word niteeyes?286 NiteEyes: ALGORE IS A FAKE287 NiteEyes: fake288 geeBush: you got that right Neyes289 NiteEyes: what kind of politician uses TIGHT?290 Flanx22: yeah291 geeBush: oh you should talk292 geeBush: AL293 Forty Oz: lol294 Flanx22: al does, hes hip295 geeBush: your DAD was a senator296 NiteEyes: you actually would believe him297 geeBush: you probably never had your own car298 AlGore: have some respect299 LK: i dont know i just feel unwanted in here so ima chill somewhere else300 NiteEyes: not for a second301 AlGore: he was a great man302 geeBush: limo boy303 geeBush: poser304 AlGore: don't get personal George305 Flanx22: f u bush get outta here306 lauren: can i come?307 AlGore: it could get ugly308 NiteEyes: well al it could get ugly if you dont getta outta here309 LK: ima start goin there310 Flanx22: i like al311 Cryslis: YAY for bush! :D312 Flanx22: not you crackhead313 Cryslis: ^*republican*314 LK: this is awsome315 157 NiteEyes: !SICK OF ALL THIS FAKE BULLSHIT!316 lauren: whats awesome?317 AlGore: room is turning ugly318 LK: them two prez fighting319 AlGore: gotta go320 Flanx22: becuz of bush321 geeBush: man let's go back to DC322 AlGore: God Bless you all323 geeBush: these kids are great324 LK: hahaha325 lauren: o326 Flanx22: u to brother327 LK: wtf328 geeBush: but they don't vote329 AlGore: these kids are great330 NiteEyes: flanx are you stupid331 Flanx22: not u bush332 AlGore: but they may someday333 geeBush: vote?334 Cryslis: ^*votes republican*335 geeBush: with posers like us running?336 AlGore: bye George337 NiteEyes: you are stupid flanx338 AlGore: see you in California339 geeBush: hahaha340 NiteEyes: stupid341 NiteEyes: stupid342 NiteEyes: stupid343 Cryslis: bushy go bye bye344 158 Lebenslauf Ausbildung: 18.02.1976 Geboren in Dachau 1982 - 1986 Grundschule Dachau Süd 1986 - 1995 Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau, Abitur Ab WS 1996 Dramaturgiestudium an der LMU München / Bayer. Theaterakademie WS 1997 Vordiplom SS 1999 Wechsel zum Studium der Theaterwissenschaft an der LMU München WS 1999 Auslandssemester an der Universität Wien SS 2001 Voraussichtliches Studienende Sonstiges: 09-10/1996 Praktikum bei der Dachauer Neuesten, dem Lokalteil der Süddeutschen Zeitung in Dachau, danach freier Mitarbeiter 03-04/1997 Dramaturgiehospitanz am Städtebundtheater Hof/Saale 10-11/1997 Regieassistenz am Modernen Theater München 05-08/1998 Praktikum bei THE EVENT COMPANY, seitdem freier Junior Consultant 02/2000 Praktikum im Theaterbüro des Kulturzentrums WUK in Wien 1996 - 2000 Konzeption und Regie mehrerer Theaterprojekte mit Laien 159 Erklärung Hiermit versichere ich, daß ich die vorliegende Arbeit selbstständig nur unter Verwendung der angegebenen Literatur angefertigt habe. München, 23.03.2001 __________________________ Andreas Horbelt