Literatur und Psychoanalyse eine Oberfläche, der manifeste Gehalt, an den wir uns erinnern vs. Tiefwenbebdeutung, latent, durch psychoanalytische Deutungsverfaren entschlüsselbar der Text als Symptom für das individuelle unbewusste des Autors Vonmanchen als pansexualistisch und unwissenschaftlich verworfen. Kafka und Freud Sigmund Freud 1856, Freiberg / Mähren - 1939, London Aufdeckung unbewusster psychischer Prozesse und verdrängter Inhalte mithilfe freier Assoziation und psychoanalytischer Deutung von Wünschen und Träumen. Das vom Autor nicht bewußt Intendierte aus den Spuren, die es trotz oder gerade wegen dieser Unbewußtheit im Text hinterläßt, zu erschließen. Strukturen des Es, Ich und Über-Ich. Dem auf die Lustbefriedigung gerichteten Lustprinzip (Lust) steht das der Realität Rechnung tragende, den Lustgewinn regulierende Realitätsprinzip entgegen. Neben der Verdrängung triebhafter Regungen beschreibt Freud die Sublimation (geistige Verarbeitung in Kunst, Wiss. und Religion). Freudismus -Die Traumdeutung. 1900. -Der Witz und seine Beziehung zum Unbewusten. 1905 -Der Dichter und das Phantasieren. Neue Revue (Berlin), Bd. 1. , 1908 -Das Unheimliche, 1919 (Imago. Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften V (1919). S. 297–324.) -Das Unbagen in der Kultur Die Traumdeutung Im Traum ist die Zensur gelockert. In unserem alltäglichen Verhalten werden Wünsche, Triebe und Regungen verdrängt, die den Normen realitätsgerechten Verhaltens widersprechen. Im Schlaf können sich Handlungen nicht in Handlungen umsetzen, dies erlaubt verantwor-tungsfreie Wunsch-erfüllung. Verdrängung l "Verdrängung" ist ein Begriff für eine Wunsch-Zensur, die auch im Traum nicht völlig ausgeschaltet ist: unsere Triebwünsche gelangen nicht zu ihrem "eigentlichen", sondern in aller Regel zu einem "uneigentlich-bildhaften". Die Traumsprache ist Ergebnis eines Kompromisses zwischen verdrängten Wünschen infantiler Herkunft und gesellschaftlich auferlegten Verboten der Wunscherfüllung. Der Traum Der Traum als Königsweg des Unbewussten ermöglicht allgemeine Gesetze des Seelenlebens kennenzulernen. Der Traum ist eine besondere Form unseres Denkens, die durch die Bedingungen des Schlafzustandes beeinflusst ist. Träumen ist das Wiederbeleben der Kindheit, der in ihr herrschend gewesenen Triebregungen und verfügbar gewesenen Ausdrucksweisen. Verdichtung, Verschiebung, Symbolisierung Verdichtung: Auslassung des Unterscheidenden. Es kommt jedoch nie vor, dass der manifeste Traum umfang- und inhaltsreicher ist als der latente. Die Verdichtung kommt dadurch zustande, dass gewisse latente Elemente ausgelassen werden oder von manchen Inhalten nur Teile in den manifesten übergehen bzw. latente Elemente, die etwas Gemeinsames haben zusammengelegt und zu einer Einheit verschmolzen werden. Beispiel: - spielen in der Entstehung von manchen Versprechern eine Rolle - wenn verschiedene Personen zu einer Person = Mischperson zusammengelegt werden. Verschiebung Verschiebung auf Nebensächliches. lDie Verschiebungsanspielung des Traumes hängt mit dem Element, das sie ersetzt, zusammen und ist darum unverständlich. Die Traumzensur hat ihr Ziel erreicht, wenn es ihr gelungen ist den Rückweg von der Anspielung zum Eigentlichen unauffindbar zu machen. So kann auf Anhieb in unserem Beispiel z. B. der rauchende Ofen als sehr wichtig erscheinen, aber bei einer genauen Analyse zeigt sich, dass z. B. das Detail, dass er genau drei Beine hat, sehr wichtig ist. Symbolisierung Der Kaiser und die Kaiserin (König und Königin) stellen wirklich zumeist die Eltern des Träumers dar, Prinz oder Prinzessin ist er selbst. Alle in die Länge reichenden Objekte, Stöcke Baumstämme, Schirme, alle länglichen und scharfen Waffen: Messer, Dolche, Piken, wollen das männliche Glied vertreten. Dosen, Schachteln, Kästen, Schränke, Öfen entsprechen dem Frauenleib, aber auch Höhlen, Schiffe und alle Arten von Gefässen. Symbolisierung Zur symbolischen Darstellung der Kastration dient der Traumarbeit: die Kahlheit, das Haarschneiden, der Zahnausfall und das Köpfen. Bei der Umsetzung des latenten Traumgedanken kommt es häufig dazu, dass gegensätzliches Gegenstände im Traum zu einem einzelnen Symbol verschmelzen, was dazu führt, dass gewisse Traumsymbole nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Gegenteilige zu stehen in der Lage sind. Primär- und Sekundärprozess Der Sekundärprozess erhöht Zusammenhang und Verständlichkeit, führt zum manifesten Traum. Sophokles´ König Ödipus entspricht einem sekundär bearbeiteten Traum. Ödipus´ Verbrechen sind Wunscherfüllungen unserer Kindheit und mit Selbstbestrafung verkoppelt. Ihre Wirkung geht auf unsere unbewusste Träume zurück. Der Unterschied zwischen Traum und Werk besteht darin, dass sich das Werk an andere wendet. Traumarbeit "Wenn zu einem undeutlichen Element des Trauminhalts noch der Zweifel hinzutritt, so können wir, dem Fingerzeig folgend, in diesem einen direkten Abkömmling der verfemten Traumgedanken erkennen." Symbolisierung erfolgt mit Rücksicht auf Darstellbarkeit. C. G. Jung, 1909-1913 Mitarbeiter Freuds Carl Gustav Jung teilte mit Freud die Idee des Unbewussten und der Traumsymbolik. Gegen Freud aber vertrat er die Annahme eines kollektiv Unbewussten, die Vorstellung, das nicht alles im Traum ins Rationale aufzulösen ist. Er nahm eine Verbindung von Mythen und Märchen und den darin aufbewahrten Erfahrungen der Menschheit mit den Traumbildern an. "Großträume" entspringen die dem kollektiven Unbewussten und weisen kollektive, sogenannte archetypische Bilder auf. Jung hat großen Einfluss auf die esoterische Traumliteratur und auf die Deutung der Traumsymbolik. Otto Rank: Traum und Dichtung. Als Anhang zu Abschnitt VI. Die Traumarbeit gedruckt. Rank zitiert Vorkommen und Auffassung des Traumes bei Klassikern wie Lessing, Lichtenberg, Jean Paul und vor allem Nietzsche. 1905 traf er Sigmund Freud, bei dem er von seinem Hausarzt Alfred Adler eingeführt wurde. Er wurde bezahlter Sekretär der Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft (ab 15.4.1908 der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung) und protokollierte in dieser Funktion deren Sitzungen. Von 1912 bis 1924 war er Redakteur der Periodika Imago - Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften und Internationale Zeitschrift für (ärztliche) Psychoanalyse. Rank Das Inzest-Motiv in Dichtung und Sage (1912) Ödipus Psychoanalytische Beiträge zur Mythen-forschung (1919) Insbesondere der Alptraum, ... bot hiezu am ehesten sowohl Anlaß als auch geeignetes Material und einzelne seiner Elemente, wie die Bewegungshemmung, der Namensanruf (Schrei), die Fragepein u, a. scheinen tatsächlich ihren Niederschlag in den entsprechenden mythischen Erzählungen gefunden zu haben. Sublimierung der Prozeß der "Sublimierung." "Er besteht darin, daß die Sexualbestrebung ihr auf Partiallust oder Fortpflanzungslust gerichtetes Ziel aufgibt und ein anderes annimmt, welches genetisch mit dem aufgegebenen zusammenhängt, aber selbst nicht mehr sexuell, sondern sozial genannt werden muß. Wir heißen den Prozeß ,Sublimierung', wobei wir uns der allgemeinen Schätzung fügen, welche soziale Ziele höher stellt als die im Grunde selbstsüchtigen sexuellen." Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten Im Witz wird mit dem Sinn spielerisch umgeganen (wie bei Jean Paul). Kennzeichen des Witzes: ldie „Paarung des Unähnlichen“, lder „Vorstellungskontrast“, lder „Sinn im Unsinn“, ldie „Aufeinanderfolge von Verblüffung und Erleuchtung“, ldas „Hervorholen des Versteckten“. die Verdichtung des Inhalts, die modifizierte Verwendung des Ausgangsmaterials und der Doppelsinn Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten lharmlos: Den Schüttelreim: „Und weil er Geld in Menge hatte, lag stets er in der Hängematte.“ zählt Freud zu den harmlosen Wortwitzen. Tendenziös sind die feindseligen und zynischen Witze (drücken Aggression, Satire, Abwehr aus), die obszönen Witze (dienen der „Entblößung“) und die skeptischen Witze (deuten Spitzfindigkeiten aus). Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten Heinrich Heine: „Diese Frau glich in vielen Punkten der Venus von Melos: sie ist auch außerordentlich alt, hat ebenfalls keine Zähne und auf der gelblichen Oberfläche ihres Körpers einige weiße Flecken.“ Lustquelle des Witzes variiert von Witz zu Witz; entweder liegt sie eher in der Technik oder eher in der Tendenz. Beim tendenziösen Witz besteht die Befriedigung darin, die Tendenz spielerisch und ungestraft geäußert bzw. empfangen zu haben. Es werden hier bestehende Hemmungen abgebaut, die einen psychischen Aufwand bedeutet hätten, oder es werden entstehende Hemmungen umgangen. Der Witz Ein weiteres wichtiges Motiv ist das Mitteilungsbedürfnis, das in jedem Witz steckt. Man macht einen Witz nicht für sich allein und man kann auch über einen eigenen Witz nicht lachen. Erst wenn der Witz an jemanden mitgeteilt wurde, ist die sog. Witzarbeit vollbracht. So wie die Traumarbeit kann auch die Witzarbeit bei der Bewältigung unbewusster, psychischer Vorgänge bedeutsam sein und Triebe kanalisieren: „Die Triebfeder der Produktion harmloser Witze ist nicht selten der ehrgeizige Drang, seinen Geist zu zeigen, sich darzustellen, ein der Exhibition auf sexuellem Gebiete gleichzusetzender Trieb. Das Vorhandensein zahlreicher gehemmter Triebe […] wird für die Produktion des tendenziösen Witzes die günstigste Disposition ergeben.“ Der Witz In dem Stück der Reisebilder, welches ›Die Bäder von Lucca‹ betitelt ist, führt H. Heine die köstliche Gestalt des Lotteriekollekteurs und Hühneraugenoperateurs Hirsch-Hyacinth aus Hamburg auf, der sich gegen den Dichter seiner Beziehungen zum reichen Baron Rothschild berühmt und zuletzt sagt: Und so wahr mir Gott alles Gute geben soll, Herr Doktor, ich saß neben Salomon Rothschild und er behandelte mich ganz wie seinesgleichen, ganz famillionär. l»R. behandelte mich ganz wie seinesgleichen, ganz familiär«, bekam einen Nachsatz, d. h. soweit ein Millionär das zustande bringt. Beim Dichter heißt es weit kürzer: »R. behandelte mich ganz wie seinesgleichen, ganz famillionär.« Der Witz Anhäufung als Quelle des Witzes: l»Das menschliche Leben zerfällt in zwei Hälften, in der ersten wünscht man die zweite herbei, und in der zweiten wünscht man die erste zurück.« l»Die Erfahrung besteht darin, daß man erfährt, was man nicht zu erfahren wünscht« (beide bei K. Fischer) lKuno Fischer: Ueber die Entstehung und die Entwicklungsformen des Witzes. Verlag F. Bassermann, 1871. lFreud macht auf die Verdichtung durch Zusammendrängung aufmerksam. ... Der Ähnlichkeit der Beziehungen entspricht dann die Ähnlichkeit der Worte, welche uns eben an die mehrfache Verwendung des nämlichen Materials mahnen konnte (herbeiwünschen – zurückwünschen). Der Dichter und das Phantasieren. 1908 lDer ursprünglich im Spiel erreichte Lustgewinn wird bei Erwachsenen durch Phantasie und Tagtraum substituiert. Die poetische Produktion entspricht dem Tagtraum und Freud führt sie wie diesen auf sexuelle und narzisstische Antriebe zurück. Der Glückliche phantasiert nie, nur der Unglückliche. Der dichterische Text … ist einerseits Ergebnis einer Transformation des Wunsches, andererseits geht er aus der Aufspaltung und Ausdifferenzierung psychischer Konstellationen hervor , dies belegt z. B. die Schaffung von Partialfiguren Der Dichter und das Phantasieren Der Dichter mildert den Charakter des egoistischen Tagtraumes durch Abänderungen und Verhüllungen und besticht uns durch rein formalen, d. h. ästhetischen Lustgewinn, den er uns in der Darstellung seiner Phantasien bietet. Man nennt einen solchen Lustgewinn, der uns geboten wird, um mit ihm die Entbindung größerer Lust aus tiefer reichenden psychischen Quellen zu ermöglichen, eine Verlockungsprämie oder eine Vorlust. Ich bin der Meinung, daß alle ästhetische Lust, die uns der Dichter verschafft, den Charakter solcher Vorlust trägt und daß der eigentliche Genuß des Dichtwerkes aus der Befreiung von Spannungen in unserer Seele hervorgeht. Vielleicht trägt es sogar zu diesem Erfolge nicht wenig bei, daß uns der Dichter in den Stand setzt, unsere eigenen Phantasien nunmehr ohne jeden Vorwurf und ohne Schämen zu genießen. Das Unheimliche »Einer der sichersten Kunstgriffe, leicht unheimliche Wirkungen durch Erzählungen hervorzurufen,« schreibt Jentsch, »beruht nun darauf, daß man den Leser im Ungewissen darüber läßt, ob er in einer bestimmten Figur eine Person oder etwa einen Automaten vor sich habe, und zwar so, daß diese Unsicherheit nicht direkt in den Brennpunkt seiner Aufmerksamkeit tritt, damit er nicht veranlaßt werde, die Sache sofort zu untersuchen und klarzustellen, da hiedurch, wie gesagt, die besondere Gefühlswirkung leicht schwindet. E. T. A. Hoffmann hat in seinen Phantasiestücken dieses psychologische Manöver wiederholt mit Erfolg zur Geltung gebracht.« Das Unheimliche Im Mittelpunkt der Erzählung steht vielmehr ein anderes Moment, nach dem sie auch den Namen trägt, und das an den entscheidenden Stellen immer wieder hervorgekehrt wird: das Motiv des Sandmannes, der den Kindern die Augen ausreißt. lDer Student Nathaniel, mit dessen Kindheitserinnerungen die phantastische Erzählung anhebt, kann trotz seines Glückes in der Gegenwart die Erinnerungen nicht bannen, die sich ihm an den rätselhaft erschreckenden Tod des geliebten Vaters knüpfen. An gewissen Abenden pflegte die Mutter die Kinder mit der Mahnung zeitig zu Bette zu schicken: Das Unheimliche lDer Sandmann kommt, und wirklich hört das Kind dann jedesmal den schweren Schritt eines Besuchers, der den Vater für diesen Abend in Anspruch nimmt. Die Mutter, nach dem Sandmann befragt, leugnet dann zwar, daß ein solcher anders denn als Redensart existiert, aber eine Kinderfrau weiß greifbarere Auskunft zu geben: »Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bette gehen wollen und wirft ihnen Hände voll Sand in die Augen, daß sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen, die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf.« Das Unbehagen in der Kultur nicht "an der", sondern "in der": das Objekt (woran) ging qzasi verloren, um den Ort des Unbehagens zu nennen. lKultur astiftet sonst Sinn, produziert Behagen. lDas, was intentional Behagen erzeugt, schafft paradoxerweise Unbehagen. lWer für den Einfluß der Kunst empfänglich ist, weiß ihn als Lustquelle und Lebenströstung nicht hoch genug einzuschätzen. Doch vermag die milde Narkose, in die uns die Kunst versetzt, nicht mehr als eine flüchtige Entrückung aus den Nöten des Lebens herbeizuführen und ist nicht stark genug, um reales Elend vergessen zu machen. Das Ubehagen in der Kultur Es wird aber behauptet, daß jeder von uns sich in irgendeinem Punkte ähnlich wie der Paranoiker benimmt, eine ihm unleidliche Seite der Welt durch eine Wunschbildung korrigiert und diesen Wahn in die Realität einträgt. Eine besondere Bedeutung beansprucht der Fall, daß eine größere Anzahl von Menschen gemeinsam den Versuch unternimmt, sich Glücksversicherung und Leidensschutz durch wahnhafte Umbildung der Wirklichkeit zu schaffen. Als solchen Massenwahn müssen wir auch die Religionen der Menschheit kennzeichnen. Den Wahn erkennt natürlich niemals, wer ihn selbst noch teilt. Das Ubehagen in der Kultur einen großen Teil der Schuld an unserem Elend trage unsere sogenannte Kultur; wir wären viel glücklicher, wenn wir sie aufgeben und in primitive Verhältnisse zurückfinden würden. Ich heiße sie erstaunlich, weil – wie immer man den Begriff Kultur bestimmen mag – es doch feststeht, daß alles, womit wir uns gegen die Bedrohung aus den Quellen des Leidens zu schützen versuchen, eben der nämlichen Kultur zugehört. Das Ubehagen in der Kultur Durch Tabu, Gesetz und Sitte werden weitere Einschränkungen hergestellt, die sowohl die Männer als die Frauen betreffen. Nicht alle Kulturen gehen darin gleich weit; die wirtschaftliche Struktur der Gesellschaft beeinflußt auch das Maß der restlichen Sexualfreiheit. Wir wissen schon, daß die Kultur dabei dem Zwang der ökonomischen Notwendigkeit folgt, da sie der Sexualität einen großen Betrag der psychischen Energie entziehen muß, die sie selbst verbraucht. Dabei benimmt sich die Kultur gegen die Sexualität wie ein Volksstamm oder eine Schichte der Bevölkerung, die eine andere ihrer Ausbeutung unterworfen hat. Die Angst vor dem Aufstand der Unterdrückten treibt zu strengen Vorsichtsmaßregeln. Das Unbehagen in der Kultur Die Kultur bewältigt also die gefährliche Aggressionslust des Individuums, indem sie es schwächt, entwaffnet und durch eine Instanz in seinem Inneren, wie durch eine Besatzung in der eroberten Stadt, überwachen läßt. Über die Entstehung des Schuldgefühls denkt der Analytiker anders als sonst die Psychologen; auch ihm wird es nicht leicht, darüber Rechenschaft zu geben. Zunächst, wenn man fragt, wie kommt einer zu einem Schuldgefühl, erhält man eine Antwort, der man nicht widersprechen kann: man fühlt sich schuldig (Fromme sagen: sündig), wenn man etwas getan hat, was man als »böse« erkennt. Das Ubehagen in der Kultur lIch habe mich bemüht, das enthusiastische Vorurteil von mir abzuhalten, unsere Kultur sei das Kostbarste, was wir besitzen oder erwerben können und ihr Weg müsse uns notwendigerweise zu Höhen ungeahnter Vollkommenheit führen. Ich kann wenigstens ohne Entrüstung den Kritiker anhören, der meint, wenn man die Ziele der Kulturstrebung und die Mittel, deren sie sich bedient, ins Auge faßt, müsse man zu dem Schlusse kommen, die ganze Anstrengung sei nicht der Mühe wert und das Ergebnis könne nur ein Zustand sein, den der Einzelne unerträglich finden muß. Das Ubehagen in der Kultur Die Schicksalsfrage der Menschenart scheint mir zu sein, ob und in welchem Maße es ihrer Kulturentwicklung gelingen wird, der Störung des Zusammenlebens durch den menschlichen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu werden. In diesem Bezug verdient vielleicht gerade die gegenwärtige Zeit ein besonderes Interesse. Die Menschen haben es jetzt in der Beherrschung der Naturkräfte so weit gebracht, daß sie es mit deren Hilfe leicht haben, einander bis auf den letzten Mann auszurotten. Das Unbehagen in der Kultur Die Kontrolle über Lustprinzip und Aggressionslust bleibt laut Freud immer unvollkommen. Was würden Sie dazu kritisch anmerken? aus der Sicht eines Naturmaenschen? ... einer Frau; ... eines Hungrigen oder Frierenden? Libuše Moníková: Tetom und Tuba: ein feministisches Festmahl lnach lNestroys Häuptling Abendwind oder das greuliche Festmahl (1862) und Freuds Totem und Tabu (1913) Jacques Lacan: Ecrits, Le séminaire I/XI. 1966 Die wesentlichen Unterschiede zur Freudschen Psychoanalyse:– die klassische Psychoanalyse wird mithilfe der Zeichentheorie Saussures reinterpretiert, gleichsam allegorisiert: während sich bei Freud Ausdrücke wie Vater oder Penis auf konkrete Personen oder Körperteile beziehen, ist der Vater bei Lacan nur ein abstrakter Aktant in einem bestimmten strukturellen Geschehen und Phallus nur eine Art Erfahrung bezeichnet, die jede Person notwendigerweise durchläuft. Ähnlich wurde schon bei Freud Kastrationsangst in einer Verschiebung auf jede Art körperlicher Verletzung bezogen, unabhängig vom Geschlecht der Person, die sie fürchtet. Lacan die Sprache spielt eine fundamentale Rolle, da sie bestimmt, wie wir die Wirklichkeit erfahren. Das Unbewusste ist für Lacan nicht der Ausdruck eines polymorphen Triebpotentials, sondern sprachlich strukturiert. Die Szene aus Freuds Jenseits des Lustprinzips – sein kleiner Enkel wirft die Garnrolle fort und holt sie anschließend wieder, wobei er Laute ooo und da äußert. Freud identifiziert die Garnrolle symbolisch mit der Mutter, deren Abwesenheit der Junge mit seinem Spiel verarbeite. Lacan sieht darin eine Allegorie für die Funktion der Sprache überhaupt: die Anwesenheit von etwas, das jemand Abwesenden symbolisiert. Die Garnrolle ist aber nicht die Mutter, also sie bedeutet gleichzeitig die Abwesenheit eines Anwesenden. Symbolisierung bedeutet zugleich die Linderung eines Verlustes und dessen Festschreibung, da sie das, wofür das Symbol steht, ja nicht wirklich anwesend sein lässt. Lacan die Beschreibung des Spiegelstadiums geht von der Hilflosigkeit des menschlichen Säuglings aus. Der Säugling – körperlich noch hilflos – identifiziert sich mit seinem Spiegelbild. Das führt zur Erfahrung einer vermeintlichen Einheit seines Körpers und wird als beglückendes Erlebnis empfunden. Durch das Spiegelstadium entsteht dann jene Vorstellung,die im Panzer einer entfremdeten Identität gipfelt." Für das Subjekt ist es bequemer, blind für die eigene Identität zu bleiben, als die katastrophale Wahrheit über sich selbst zu durchdringen. Lacan So wird das Ich von der Form des Spiegelanderen überlagert. Me connaître (mich verstehen) heißt immer méconnaître (missverstehen). Eine biologische Unangepasstheit öffnet das Sein auf Sprache hin. Das Symbolische als Benennung der Abwesenheit (der Mutter). Der Todestrieb richtet sich auf die unrealisierte, d. h. noch nicht anerkannte und stumme symbolische Ordnung. Lacan Das Sprechen enthüllt das Unbewusste, das sich in seinen Entstellungen der Ausdrucks-funktion entzieht. Die Interfererierung der Sprache als System und des evokativen, nicht informativen, subjektiven Sprechens schürzen Bedeutungsknoten: Unterbrechungen in der Rede markieren die Kreuzungspunkte. Das Eigentliche des Sprechens zeigt sich nicht im Diskurs, sondern in dessen Störungen. Von dem Subtext zeugen Verwerfungen und Brüche der Textoberfläche. Jede sinnzentrierte hermeneutische Interpretation lehnt er ab. Lacan Die Subjekte sind nach Lacan nicht autonom, sondern heteronom, also fremdbestimmt. Das Spiegelstadium als Bildner der Ich-Funktion wurde von ihm so bestimmt: Die Figuren haben keine feste Identität, sondern handeln aufgrund ihrer Annahmen über die jeweilige Fremdperspektive des Gegenübers. Der Mensch wird zur Durchgangsstation bzw. zum Medium für Wünsche und die Sprache anderer. Erich Fromm Die Neopsychoanalyse bzw. Neoanalyse, für die eine Betonung der sozioökonomischer Einflüsse und eine weitgehende Ablehnung der stark vom Materialismus des 19.Jh. geprägten Libidotheorie charakteristisch sind. In seinem Werk Anatomie der menschlichen Destruktivität untersuchte Fromm verschiedene Aggressionstheorien sowie die Ursachen des Krieges. Er definierte Destruktivität als „bösartige Aggression“ und analysierte sie als eine menschliche Leidenschaft. Dabei unterschied er drei Grundformen der Destruktivität: spontane Destruktivität, Sadismus und Nekrophilie. Er porträtierte Josef Stalin als klinischen Fall von nichtsexuellem Sadismus, Heinrich Himmler als klinischen Fall des anal-hortenden Sadismus und Adolf Hitler als klinischen Fall der Nekrophilie. Erich Fromm "In der Existenzweise des Habens findet der Mensch sein Glück in der Überlegenheit gegenüber anderen, in seinem Machtbewußtsein und in letzter Konsequenz in seiner Fähigkeit, zu erobern, zu rauben und zu töten. In der Existenzweise des Seins liegt es im Lieben, Teilen, Geben. lIn unserer Gesellschaft geht ein Gespenst um, das nur wenige deutlich sehen. Es ist nicht der alte Geist des Kommunismus oder des Faschismus. Es ist ein neues Gespenst: eine völlig mechanisierte Gesellschaft, die sich der maximalen Produktion und dem maximalen Konsum verschrieben hat und von Computern gesteuert wird. Fromm: The forgotten language, an introduction to the understanding of dreams, fairy tales and myths Mýtus, sen a rituál / lMärchen, Mythen und Träume. Eine Einführung zum Verständnis von Träumen, Mythen und Märchen. Zürich 1956. Wie in vielen Träumen werden hier Ereignisse dargestellt, von denen ein jedes für sich genommen konkret und realistisch ist; dennoch ist das Ganze unmöglich und phantastisch. Um verstanden zu werden, muß der Roman so gelesen werden, als ob wir uns einen Traum erzählen ließen – einen langen, komplizierten Traum, in dem äußere Ereignisse sich in Raum und Zeit abspielen, dabei aber die Gedanken und Gefühle des Träumers, in diesem Falle des Romanhelden K. repräsentieren. Fromm Ein Mann, der eines Verbrechens beschuldigt wird, wird von der Polizei in Arrest gesteckt, ein Organismus wird in seiner normalen Entwicklung aufgehalten, »arretiert«. Die manifeste Geschichte bedient sich des Begriffs [Verhaftung] im erstgenannten Sinn. Symbolisch bedeutet es jedoch das letztere. K. hat das Gefühl, in seiner Entwicklung angehalten und blockiert zu sein. http://www.sanelatadic.com/ERICH%20FROMM_Die%20vergessene%20Sprache_Maerchen%20-%20Mythen%20-%20Tra eume.pdf