44 EDITION EDITION 45 an alle tor beschließen und menglich gewäpet kommen uff den obern markt. Daz och beschach. Und do die also hieltend und geordnott ward, wa jeglicher hin solt riten. (110) Do ward er funden in dem wagen. Und sprach Lactschenbok der ritter zu im: Maister Hanns, warumb haben ir üwer gelait selber brachen? Und glich umm vesperzit, 5 do fürt der selbig Lactschenbock und der Kolenbrat den selben Hussen uff den obern hof für die pfaltz und gab inn da bapst Johannsen, und luffen im nach mer dann xij tusent menschen durch wonders willen. Der bapst leit inn do gefangen in die pfaltz. Da lag er acht tag. Darnach do ward er geleit zü den predigern. Da lag er, biß er verbrennet ward. Und giengen zü im allweg am dritten tag gelert herren in theologia. 10 (III) Nun möcht ettliche wondern, wie der bäpst dem volk den segen gab. Das ist ze wissen, daz uff dem obern hoff ze Costentz an der pfaltz ist ain geweihter kerhals. Uff dem kerhals was ain ärgger, glich als wyt als der kerhals ist. Und uff dem ärgger was ain michler uß geschoßner ärger, der hett vornen dry michel bayen, und zü yetweder siten zwen. Und ging man usser der pfaltz in den ärgger. Und wenn der bapste den segen geben 15 wolt, so hankt man uss zü allen bayen wiße tüch, des besten von dammast. Und innen dackt man den ärgger oben an der büni mit guldinen tüchen und zü allen wenden des ärggers mit guldinen tüchen. Und uff den mittlen baigen, uff daz wiß tüch, leit man ain lang kostbar küssi, und uff daz küssi ain groß schön guldin tüch, daz vast herab hanget. Und wenn er den segen wolt geben, so ging vor im her ain bischoff mit ainr infein, und 20 trüg im vor das crütz; und nach dem crütz koment zwen [92] bischoff mit wißen inflen, die trügent zwo vast groß brinnend kertzen in ir henden und Stießend die kertzen also brinnend zü den bayen ußher. Darnach körnend iiij cardinal, och in wyßen inflen, ettwe sechs, ettwen minder, ettwen kam och in den ärger unser herr der küng. Und ettwen die cardinal und der küng stakend sich in die bayen. Und nach dem, so kam unßer haiiger 25 vatter der bäpst, angelait so er iemer kostlichost mocht sin als ain priester. Und hatt ain wiß inflen uff sinem hopt, und hatt under dem messachel ain rock mer dann ain priester, und hatt zwen hendschüch an sinen henden und ain großes fingerlin mit ainem großen edlen stain an dem mittein finger der rechten hand. Und stalt sich in den mittlosten bayen allain, daz inn menglich sach. 30 (112,1) Darnach koment sin senger all mit brinne[n]den kertzen, das der ärgger schain, als ob er brunne; und stakend sich hinder inn. Und gieng ain bischoff zü im und zoch im sin inflen ab. Und nach dem, do fieng der bäpst an ze singen in gemacher stimm, doch das es menglich hortt: Sit nomen domini benedictum, und macht ain crütz vor im. Die senger hinder im, die antworten: Ex hoc nunc et usque in seculum. Aber machot der bäpst 35 ain crütz vor im und sang: Adiutorium nostrum in nomine domini. Und do antworten im die senger: Qui fecit celum et terram. Darnach sang der bäpst: Benedicat vos pater et filius et spiritus sanctus, und machot drü crutz. Die senger sprachent: Amen. Und nach dem satzt der bischoff im die infein wider uff sin hopt und giengend wider in die pfaltz und suß menklich wider haim. (112,2) Diß figur stat hievor gemälet. Bezieht sich auf die Illustrationen pag. 84-85, wo der Segen des Papstes dargestellt ist. (113) [93] An dem mentag nach Letare ward ain groß session in dem münster. Und koment dahin all gaistlich fürsten, cardinal, patriarchen, ertzbischoff, bischoff, äpt, probst und all schulen. Do ward man ze rat, daz man je erdenken wölt, wie unverzogen- 5 lieh ain ainhelliger bäpst wurd. Do stund enmitten under inn uff der ertzbischoff und churfürst bischoff Johanns von Nassöw, ertzbischoff ze Mentz, und sprach offenlich: Und war sach, daz sy kainen andern nemind dann bäpst Johannsen, so wölt er daby niemer sitzen, und wölt im och kain gehorsammi niemer tun. Dawider sprach der patriarch von Constantinopel in latin: Quis est iste ipse? Dignus est conburendus. Das ist: 10 Wer ist der? Er ist wirdig ze verbrennen. Do das der ertzbischoff von Mentz hortt275, do luff er uss der session. Und also zerging die session. Der ertzbischoff sass in ain schiff und für an stett gen Schäffhusen und darnach haim. Sin diener rittend im nach. (114.1) Darnach an dem zinßtag ward kain session, wol jegliche nacion gieng zesam-men, jegliche an die statt, dahin sy dann gehortt, und das collegium och dahin, das es hin 15 gehortt. Und gieng allweg der küng zü jeglicher nacion und zü dem collegium [von ainer zü der anderen und gab inen och sinen rat, won er wol latin kund reden276]. (114.2) An der mittwochen do ward aber ain session glich wie uff den mentag. Do wurden sy mit ainander in ain, das sy under ainander fragen solkind, wie sy aller beidost zü der ainung kommen möchtind. 20 (114.3) Uff den dornstag ward kain session nit, wann das aber die naciones zesammen komen und sich bedachten, und das collegium och. (114.4) An dem fritag ward aber ain sessio un[d] vast ain große, und wurden all gemainlich in ain, daz sy die geiertosten [under inn277] usserwaltind, die inn ain göttlichen weg geben, daz ainikait wurd der cristenhait. 25 (114.5) [94] An dem samßtag278 tett man nüntz, dann das man wartot, wes sich [die279] gelerten hetten bedacht. (114.6) Uff den sonntag Judica, do hatt mess der bischoff Salusburgensis uss Engelland. (115) Mornends am mentag, do unßer haiiger vatter bapst Johannes marckt, daz sy also ains waren worden, do ward er unwillig und hett gern geiert, das das concilium nit 30 für sich gangen war. Und sprach, das er und die sinen nit sichfer280] wärind ze Costentz. Und hett och kain söllich sicher gelait, als im verhaißen war. Und könden und mochtind die sinen von unsicherhait wegen weder zü im noch von im kommen. Und war im die 275 folgt do ward er im fürchten, wie ein grosser her er was KWEWo. 276 so KWEWo. 277 so PrKWEWo. 278 sontag KWE; suntag Wo. 279 so PrKWEWo. 280 so PrKWEWo. 46 EDITION EDITION 47 statt nit gevellig, und wölt daz concilium legen, da es bas und sichrer lag. Das kam nun unßern herren den küng für. Der ging zü unßerm haiigen vatter dem bapst und sprach: Wie inn fürkommen war, das er von hinnan wölte ziehen. Dunckte inn aber, daz er und die sinen nit gelaitz gnüg hettind, so wölt er im gelaitz gnüg schaffen und geben, und inn 5 dann selb duchte, daz er versorget war. Mocht aber daz nit gesin, daz er im dann der eren gunde, so wolt er inn mit sin selbs üb sicher füren, wahin er begerti. Und sandet glich nach den raten ze Costentz und erzalt inn die sach. Die rät gingen inhin für den bapst und sprachen: Hett sin hailikait nit gnüg gelaitz, so wöltind sy im gelait geben und inn och behüten vor aller weit. Und solt es als hert werden, daz sy ire kind281 esse[n] müßtind, 10 dannocht wöltind sy inn nit laßen. Das bestund also und ward aller menglich sinr282 war gnüg283. (116,1) Darnach marckt unßer herr der küng, das der bapst vil haimlichs gesprachs hett mit hertzog Fridrichen von Österrich. Und besam für inn hertzog Fridrichen und sprach: Lieber öham [95] und lieber unßer und des römischen richs fürst, unß ist fürkom-15 men, wie ir unßern haiigen vatter den bapst von hinnan füren wöllind, daz tünd nit. Wölt er aber ye von hinnen, so gunnend uns der er, so wollen wir inn mit üwer hilff von hinnan füren, in welhes land er wil. Do antwort hertzog Fridrich, er wölt inn niendert hinfüren und tat es ouch ungern, und war im nie gedacht. Des benügt unßern herren den küng, und also bestund es. 20 (116,2) Doch ward all wochen ain sessio uff mentag, mitwochen und uff fritag. An andern tag, zinstag, dornstag und samßtag, do saß die naciones zesammen an ir statt, daz collegium an siner statt. Die auditores saßent allweg in Sant Steffans kirchen, hinden in der kirchen, und allweg vor imbiß, nach der prim, gewonlichen an dem mentag, an der mittwochen und am fritag. Und müßtend die korherren zü Sant Steffan, wann sy sitzen 25 woltend, dester früger singen von des gebrächtz wegen und des umblofens, so by inn was. (117) Och hatt man gemacht by zwölff bichtstülen zü dem thüm ze Costentz. Darinn saßen des bäpstes penitentzier in den absiten und vier by dem toffstain und vier by Sant Peters altar, die stäteklich bicht hortend. Und was an jeglichem stül geschriben, was sprachen der kond, der in dem stül ze bicht sass, umb söllichs, daz jegliche sprach irn 30 bichter fund. (118) Darnach an dem xx. tag im Mertzen, das was an Sant Benedicten aubent des abbts, anno Dni. MCCCCXV, ain stund nach mittag, do für bäpst Johannes haimlichen von der statt ze Costentz, und rait uff ainem klainen rösly und hatt ain gräwen mantel umm und ain gräw [96] kappen uff, die was umbwunden, daz man inn nit kennen mocht. 2S1 kind] kiing SgZt; kung 282 sinr war] gewar KWE; geward Wo. 283 folgt Des danckt der bapst in, doch wist er wol, was im anlang und wes er mut het, als hie nach geschriben stat K; folgt Das danckt der bapst in, doch wist er wol, was im anlag und wefi er mut het, als hienach geschriben stett WEWo. Und hatt ain armbrost an sinr siten. Und rait vor im verr ain klainer knab, och verbunden, und ver hinder im ain pfaff, och verbunden, daz sin nieman kond ach[t] nemmen. Und kam des ersten in des lüpriesters hus zü Ermatingen. Da rüwet er und tett ain trunck, und kond inn nieman erkennen. Und sass da in ain [wol geferkot284] schiff28', daz niemand umb sin hinfart wißt dann hertzog Fridrich von Österrich, der och [uff] dem schiff 5 sass und ander Sachen bestelt hett. Und kam gen Schauffhusen. (119.1) Desselben tags nach der vesper, do stach hertzog Fridrich von Österrich mit dem jungen grafen graf Fridrichen von Zil uff dem indem ussern veld by dem Paradiß umb ettwevil ring. Und maint man, er tat es darumb, daz man sich dester minder uff inn versehe. Und do er glich verbunden hatt und der graf och, ee der stich beschach, do kam 10 zü im sin diener, maister Conrat Säldenrich286, und runet im in den heim, daz bapst Johannes hinweg war. Doch volgieng der stich, und verlor hertzog Fridrich die ring und rait in die statt in ains Juden hus zü der Wannen, und sandt nach sinem öhem, gräff Hansen von Lupfen. Der markt die sach und wolt nit zü im kommen. Do kam Johanns truchsäß von Diesenhofen, genant Molle, und sach, daz hertzog Fridrich erschraken was, 15 und handlott inn übel. Und sass uff ain pfärd, und satzt hertzog Fridrichen och uff ains und nomend ain knaben, und rittend den graben umbhin und dem bapst nach gen Schauffhusen. (119.2) Und uff den aubent und in der nacht und mornends frü, lang vor tag in den ziten, rittend und fürent [97] und giengen, wie ainer so er iemer haimlichost hinweg 20 mocht kommen, des bäpstes diener und sin anhanger und die es vast mit im hattend von Costentz, dem bäpst nach. Und ward doch des ußritends so vil, das des unßer herr der küng287 innen ward. (120) Und frü mornends, als der tag uff kam an Sant Benedicten tag, do nam unßer herr der küng hertzog Ludwigen von Haidelberg zü im und rait durch die statt ze Cos- 25 tentz mit sinen prusunern tzü allen wechßlern, sy waren Ytalici oder ander, und zü allen appenteger, kromer, handtwerchs lüten und zü allen cardinäln und allen herren, und hieß stäteklichen uff prusunen, und ruft mit sin selbes munde, das nieman hinweg für, biß man innen wurd, waz der sach war. Wann bapst Johannes haimlichen hinweg gewichen war, und das darumb nieman solt erschreken, in was stat er war. Und solt menglich libs 30 und gütz sicher sin, und solt besser gelait haben dann vor. Des wurdent die Wechsler, appenteger, kromer, koflüt und yederman vast fro, und loptend unßern herren küng Sigmunden umb söllichs gar vast und sprachend: War es in iren landen beschehen, so 284 50 K; wol gevertigot W; wol gefergot E; wol gevertiget G; wol gevergot Wo; wol gefertig Dv 285 folgt das sin diener im bestelt hatten KWEWo; folgt das im sin diener bestelt hettend G; folgt das im sein diener bestelt hettendt Dr 286 Ulrich Saldenhorn decretorum doctor von Waltsew KEWo; Ulrich Saldenhorn decretorum doctor Waltse W; Ulrich Säldenhorn lerer der gaistlichen recht von Waltsee bürtig GDr 287 küng] kaiser KWEWo. Vgl. M.R. Buck, Chronik des Constanzer Concils (1882), Vorwort, S. 4f. 48 EDITION EDITION 49 wärind sy umm ir hab komen. Und also, do schlussend sy ir laden wider uff, dann sy hattend vor beschlossen. (121.1) Glich mornendes, do besant unßer herr der küng zu im in das münster sin weltlich churf ursten, der gaistlichen [cur288]fürsten bottschaft, all ander weltlich f ürsten, 5 die cardinäl, die patriarchen, all ertzbischoff und bischof, all ander gaistlich lüt, all herren, grafen, fryen, ritter und knecht, aller stett bottschaft, die dem römschen rieh zu gehortend. Und klegt da vor inn allen, wie daz hertzog Fridrich den bäpst hinweg hett gefürt [98] über den gehaiß, den er im dann getan hett, das er söllichs nit tun wölt, und im sin och nie gedacht war, und das er im und dem haiigen concilium große schmäh289 10 daran erzögt hett und och daruff gangen sy, das daz hailig concilium geiert wurd und das die ainhellikait der cristenhait nit für sich gieng. Und das och vil und mächtig perso-nen zu im klegt hettind, wie daz er inn mit gewalt und on alles recht daz ir ingenomen hett und noch inne hab. Und290 batt, im darinn rat ze geben und hilff ze tünd. Do ward im von allen gaistlichen und och weltlichen heren geraten, das er den selben hertzog 15 Fridrichen umb diß sach laden solt für sin römsch gericht, sich da umm all Sachen zu versprechen, und dann darnach zu im richte, als dann recht war. (121.2) Doch an stett seitend unßerm herren dem küng hilff zu all weltlich churfürs-ten, herren, grafen, fryen, ritter und knecht, sy wärind belehent von der selben herschaft oder sy wärint diener oder nit, och all des haiigen römschen richs stett, das sy im all umb 20 die sachen mit ir lib und gut helffen wöltind über hertzog Fridrichen von Osterrich. Und seitend im och ab uff den selben tag mit iro briefen mer dann ecel hundert291. Der brieff ich selbs mer dann fünftzig schraib, die all hertzog Fridrichen gen Schäffhusen schichtend. (122) Do nun die widersach brief an der guten mittwochen am großen dornstag gen 25 Schaffhusen inkomen, do viel bapst Johannes in vorcht, das er ye nit mer ze Schauffhusen beliben wolt. Und an dem stillen fritag nach dem ampt, ee er enbiss, do vil in ain sölich groß [99] regen, wind und sehne, als vor lang nie ward292. Do für in regen, wind und sehne bapst Johannes von Schäffhusen und kam gen Lofenberg und darnach gen Friburg in B-4 288 soPr. 289 schmäh] schmauche Pr; schmach KWEGStfWoDj. 290 Und - tünd] Denn er ouch woltte vor im zü den rechten stän und sich des verbunden hett. Des er ouch also abgangen sy und batt im darumb ze rauttend und hilff ze tünd Pr; Denen er doch nit wollte zü dem rechten ston und sich doch des verbunden hat tze tünd. Des er ouch also abgangen sy und bat im darumb rat und hilff ze tünd KWEWo; Und inen kains rechten sin wöltte und sich doch des verbunden hette ze tünd. Des er och abgegangen sy und bat im darumb raut und hilff ze tünd GDr 291 cccc KE; vier hundert W; 400 Wo; vierhundert Dr 292 vgl. c. 19. Brißgö. Und do er gen Lofenberg kam, do sant er ain bull293 uß gen Costentz dem concilium und allen gaistlichen herren, die von wort ze wortt hienach geschriben stat: (123,1) [100] Johannes episcopus servus servorum Dei universis Christi fidelibus pre-sentes littems inspecturis salutem et apostolicam benedictionem. Universitate vestre et vestrum singulis presentibus innotescat, quod mm propter metum, qui merito cadere pote- 5 rat constantem, de civitate Constantiensi decessimus et ad terram Schauffhusen Constan-tiensis dyocesis pervenimus, credentes abinde posse omnia et singula praticare, queforent ad pacem294 et unionem ecclesie sanete Dei, quam de die in diem cordialius exoptavimus, causante humanigeneris hoste, impedimento supervenerunt talia, quod exinde feria sexta maioris ebdomade post celebratum officium ingra[v]escente aeris tempestate permaxi- 10 mum nos opportebat abinde discedere eciam propter metum, qui cadere poterat in constantem, ut loco et tempore congruis et securius eciam in generali concilio ubi et quando tute patebit accessus, luce clarius ostenderet. Et quamvis mors censeatur terribilium omnium ultimum, illam, ne alia, que nobis inminebant gravissima pericula, tantum for-midavimus, sicut hoc unum, ne ex hoc occasione temptata Petrus de Luna, olim Benedic- 15 tus XIII'" et Angelus de Cowario Gregorius XIV" in eorum obedieneiis nominati, alle-gantes impressionem nobis illatam seu quovis modo retraherent accessione preter si juris quomodolibet inpapatu, et siepertraheretur effectuspacis et unionis huiusmodi ad quorum rerum et salutarem effectum suprema desideria nostra tendunt; et in quantum in nobis erit, utpax et unio subsequentur huiusmodi in Mo cessabimus seu studia nostra quomodo- 20 libet subtrahemus. Datum Lofenberg Basiliensis dyocesispridie nonas Aprilispontificatus nostri anno quinto. (123,2a) Do nun die bull gen Costentz kam, do rittend von Costentz fünff cardinäl von Lamparten und vil ertzbischoff und bischof von Ytalia und och ettlich von Hyspania und ettlich auditores. Die ließ man riten dem bapst nach. Die komen nit verrer dann gen 25 Schäffhusen und beliben da by fünf tagen und nit lenger, und komen darnach wider gen Costentz295. (124,1) [101] Vor dem do schlug unßer herr der küng besigelt brief, mit siner mayens-tat insigel besigelt, an: ainen zü dem münster an des Helmhoffs tür, ain an des münsters thor uff dem obern hof und ainen gen Sant Steffan an die kirchtür. Und lud mit den 30 briefen hertzog Fridrichen von Osterrich für sin künglich hoffgericht umm daz übel, so er dann an im getan hett, und an dem haiigen concilium und an der hailigen cristanhait, und och, das er sich verantworten sölt gen menglichen, dann er inn das ir mit gewalt 293 Die Bulle ist in G und Dt ins Deutsche übersetzt. Vgl. H. von der Hardt, Magnum Oecumenicum Constantiense Concilium de universali ecclesiae reformatione, unione et fide 4 (1699) S'. 102;].D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio 27 (1784, ND 1961) Sp. 597; O. Feger, Das Konzil zu Konstanz, Bd. 2 (1964) S. 192f.; W. Matthiessen, Ulrich Richentals Chronik, S. 144; Th. M. Buck, Fiktion und Realität, S. 72. 294 unklar A; pacem v. der Hardt. 295 folgt und rait in nieman engegen dann die iren spotten wolten KWEGWoDr 50 EDITION EDITION 51 ingenommen hett, die zu im ze sprechen hetten, als er och daz vormals mundtlichen verhaißen hett [ze tünd vor vil wirdigen lüten296]. (124.2) Und uff das, do manot er all fürsten, herren, grafen, fryen, ritter und knecht und all des römischen richs stett, all sin diener und die von im belehnot waren, das sy uß zügend über hertzog Fridrichen und über sin stett. Und also widersaitend sy all hertzog Fridrichen und grechnot297 sich menglich uß ze ziehen mitt aller kost mit büchsen, bulver und allem züg, und zoch da uß menglich mit gantzer macht. (124.3) Also zugend uß des haiigen römischen richs stett die obern: Costentz, Ravens-purg, Bibrach, Überlingen, Pfulwendorff, Büchorn, Isni, Kempten, [Wangen298] und die andern, die in iren kraisen gelegen sind, und mit inn all turgöwisch herren und unßer herr der küng. Und namend in Stain und Dießenhofen und schlügen sich für Frowenfeld. Das widerstund inn ettwe mengen tag299. (124.4) Darnach schlügen sich der bischoff von Kur, der graf f von Toggenburg, die von Lindow300 und ander herren und stett in Kurwalhen, und nammen da in die land und in sonder Veitkirch die statt [und vesti, die ob der stat Veitkirch lit301]. Die vesti ze Veld-kirch302 mocht inn aber nit als bald werden, biß die von Costentz irn großen heber dar lihend. Der warff sölich groß [102] stain darin, daz sy es furo nit behalten mochtend, [wann er zerwarff all tramen303] und ergaben sich och. (125) Do zugend die Waldstett, die Switzerund die zü inn gehortend, in daz Ergöw304 und namen die stett da all in, die inn och schwüren, und leitend sich gen Baden für die vesti. Und lagen da als lang, biß sich hertzog Fridrich von Österrich huldet mit dem küng. Do manot sy der küng durch gräff Günther305 von Schwartzburg und durch herr Jörgen von Katzenstain irs aides, den sy dem rieh gesworen hattend, das sy dannen tzugend und im sin hus ungewüst ließind, dann es zü sinen handen komen war. Das woltend sy nit tun und Übersahend den aid, und gewunnend das hus und fundent darinn, als man do sprach, all fryhait brief, die die herschaft von Österrich hett über ir gut, und verbrämend die och. (123,2b) Item306 darnach an mittwochen in der osterwochen, do ritten ze Costentz wider in, glich in der ailften stund umm den imbiß, die fünf cardinäl und all herren und 296 so KWEGWoD,. 297 grechnot] gerechnott PrWo; gerechnot KWEGD,. 298 so KW. 299 folgt doch ergabent sy sich ouch KWEGWoD,. 300 folgt und ander stett und herren Pr; folgt die von Wangen Sg; folgt und die von Wangen IZ,Z2D,. 301 so KWEGWo; und die vest, die ob der stat ligt D,. 302 Schauenburg. 303 so KWEGWo; wann er zerwarfe all drämen D,. 304 Ergöw] Argew Pr; Argöw Wo; Ergew D,. Gemeint ist der Aargau. 305 Fridrichen KWEGWoD,. 306 vgl. c. 123,2a. menglich, die dem bapst nach gefaren warend, und rait inn nieman engegen, dann das die andern iro spottotend. (126.1) Darnach an dem fritag in der osterwochen, do ward ain gantze Session, und vertilggotend da die macht, so bäpst Johannes hett, und all sin brief und bullen. Und machtend da mit gantzer gemaind ain nüw bull, die och menglich halten solt, alle die wil 5 daz bäpstümb nit besetzt war307. Und waz die bull also geschriben und gezaichnot: An ainem tail Sant Peter und Sant Pauls höpter, an dem andern tail tzwen Schlüssel über ain ander geschrenket, und was die geschrift also: Sigillum sacrosaneti concilii Constan-ciensis civitatis. (126.2) [103] Darnach an dem Sonnentag Quasi modo geniti, an dem achtenden tag des 10 ostertags, do schlug aber unßer herr der küng brief an, besigelt mit siner mayenstat insi-gel, an die kirchtüren ze Costentz, wie da vor benempt ist, über hertzog Fridrichen von Österrich, umb daz das er zü dem rechten kerne und denn gericht wurd vor im tzü dem rechten umb all ansprachen, so zü im ze sprechen hettind all herren, gaistlich und weltlich, grafen, fryen, ritter und knecht, die zü im ze klagen hettend, denen er daz ir genom- 15 men hett mit gewalt on recht, und noch hütt by tag besaß, das er da dan gerecht wurd, was das recht gab, als er irn das muntlich verhaißen hett vor vil erbern herren und fürsten, die wortt und verhaißnuß aber er im abgangen sy. Und gedacht in den briefen des bapstes nit, dann allain, daz in den briefen stund, on die großen sach, die er jetzo kurtzlich getan hett. Und verbott in den briefen, das im nun hinnanthin by sinen künglichen hulden und 20 gnaden nieman gehorsam sin noch dienen solt, kain lehen von im empfahen und all ander dienstbarkait underwegen laßen. Und erlobet über inn, das inn menglich angrifen möcht an Hb und an gut308. Wer der war, den wölt er daruff schirmen und des richs stett soltind och daruff halten. (127.1) Do nun fürsten und herren, die hertzog Fridrichs von Österrichs fründ und 25 hold warend, sahend, daz er doch umb söllichs müßt komen, do im doch nieman ze hilff wolt komen, und inn sine aignen stett gelaßen309 hattend, do wurden sy ze rät, das si zü im santend sinen öham hertzog Ludwigen von Payern von Ingelstatt. Und woltend im ee raten, das er kern an unßers herren des küngs gnaden. Wann die sach also angesehen was, wa man inn ergrifen möcht, in welhem schloss daz war, darinn solt er verderben. 30 (127.2) [104] Also rait hertzog Ludwig von Payern zü hertzog Fridrichen gen Schäffhusen und redt mit im so vil, das er sich ye an unßern herren den küng ergeben wolt. Und also kam er mit hertzog Ludwigen gen Costentz. 307 hier ist wohl das Dekret »Haec saneta« vom 30. März bzw. 6. April 1415 gemeint, das die Superio-rität des Konzils über den Papst festhielt. Vgl. O. Engels, Zur Konstanzer Konzilsproblematik in der nachkonziliaren Historiographie des 15. Jahrhunderts, in: Von Konstanz nach Trient, hg. von R. Bäumer (1972) S. 235f. 308 Sigmund verhängte am 30. März 1415 die Reichsacht über Friedrich IV. von Österreich. 309 gelaßen] gelaussen Pr; verlaßen KWE; verlaussen GWo; verlassen D,. 52 EDITION EDITION 53 (128) Da das unßer herr der küng innen ward, do hieß er sy mornends tzü den barfußen in das revental komen310. Mornends do nam unßer herr der küng und besant des herren von Mailand, der Januer, der Venedier und Florentzer, bo[t]schaften zü im in das selb revental und redt mit inn umm ander Sachen wegen, und hett der stuben tür den 5 ruggen kert vornan im winkel. Und stünden die bottschaften vor im. In dem do kam hertzog Fridrich von Österrich in die stuben, und ging neben im burggräff Fridrich von Nürenberg, tzü der andern siten hertzog Ludwig von Payern. Und als bald sy zü der tür hin in komen, do machot man inn ain wyte. Und knüwoten all dry nider, das die alle wol sahend, die vor dem kung in311 der stuben stündent. Enmitten in der stuben, do knüwo- 10 tend [sy aber nider312] glich wie vor und stündent widerumm uff, und knüwotend für den küng. Und do keret sich erst der kung umm. Do sprach hertzog Ludwig: Machtiger küng, hie ist kommen für üwer gnad unßer öham hertzog Fridrich und wil sich an üwer gnad ergeben und wil üch sweren und tun und halten, wes diser brief sait, der hie nach geschri-ben statt, als wir dann des vormals mit üwer gnad überkommen sind. Do sprach unßer 15 herr der kung: Öham und unßer och des haiigen richs fürst hertzog Fridrich, wollen ir och daz tun? Do antwortt hertzog Fridrich, er wölte daz tun. Do sprach der kung erbärmklich: Daz ist mir laid, daz ir diß ye verschuldet haben. Und also swür do hertzog Fridrich disen brief, der hienach geschriben ist, ze halten vor menglich, wann vil großer herren in der stuben waren. Und ist diß der brief313: 20 (129) [105] Wir Fridrich, von gottes gnaden hertzog zu Österrich, tzü Sur, tzü Kär-dernw und tzü Krain, bekennent und verjehend offenlich mit disem brief: Als wir in des allerdurchlichtigosten fürsten und herren, herrn Sigmunds, römischen küng, zü allen ziten merer des richs, tzü Ungern, zü Dalmati und zü Croatzi küng etc. unßers gnädigen herren ungnad gevallen sind, da syen wir mit unßer selbs person für denselben unßern 25 herren den küng gen Costentz kommen, und uns, unßer Hb und unßer land und lüt, stett, schloss und alles, das wir haben oder inne halten, nüntz ußgenomen, in sin künglich gnad geben und gesetzt haben, geben und setzen in kraft diß briefs, also das er damit tun und laßen mag, was sin künglich gnad wil. Was och ain jeglicher oder ain jegliche, sy syen gaistlich oder weltlich, edel oder unedel, in was wirdikait und wesen die sind, zü uns oder 30 wir zü inn ze sprechen haben, umb was sach daz ist, enkaine ußgeschaiden: das alles haben 310 5. Mai 1415. 311 in der stuben stündent] waurend Pr. 312 soKWEGWoDj. 313 Die Bulle ist auch in G und D, vorhanden. Vgl. H. von der Hardt, Magnum Oecumenicum Con-stantiense Concilium de universali ecclesiae reformatione, unione etfide 4 (1699) S. 162f.;J.D. Mansi, Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio 27 (1784, ND 1961) Sp. 638f.; J. Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz nebst andern verwandten Aktenstücken 1 (1863) S. 290f.; O. Feger, Das Konzil zu Konstanz, Bd. 2 (1964) S. 195 f.; W. Matthiessen, Ulrich Richentals Chronik, S. 144; Th. M. Buck, Fiktion und Realität, S. 73. 314 Kernden K; Kärnden E; Kärnde GD,; Kärndten Wo; Kardum /; Kernten 2r wir och an dem vorgenanten unßern herren den küng gentzlich gesetzt. Also was er uns darinn gegen jeglichem, die zü uns ze sprechen haben, tun haißet, ordnott oder macht nach sinem willen, das wir das tun, volfüren und vollenden wollen und sollen, one alles verziehen und widersprechen. Och sollen und wollen wir schiken und schaffen bäpst Johannes hie zwüschen und dem nächsten dornstag vorpfingsten, dem nächsten, der nun 5 komet, gen Costentz ze bringen und ze bringen laßen und inn och in desselben unßers herren, des küngs und des haiigen concilium, das man gegenwirteklich ze Costentz haltet, gewalt ze antworten, doch also, daz der selbig bapst Johannes und all die sinen, die mit im gen Costentz kommen, ir Hb und ir hab, so zü inn gehören und die sy mit inn da selbs hinbringent, sicher sin sollen. Ist och, daz derjetzgenant bapst Johannes von dem bäpstümb 10 gesetzt oder kommen wirdet, so sol an dem vorgenanten concilium stan, wie ma sinen stät versehen sol. Und wir sollen und wollen also ze Costentz [106] ze gisel beliben, biß der vorgenant bäpst Johannes gen Costentz kommen ist und biß alle und jeglicher unßer amptlüt, burger und inwoner, unßer schloss, stett, land und teler, in Swaben, in Elsaß, an dem Rin, in Brißgöw, in der grauffschaft zü Tyrol, an der Ettsch und im Intal, dem vor- 15 genanten unßerm herren dem küng gehuldet, gelopt und zü den haiigen gesworen haben, gewärtig und gehorsamm ze sind, als lang, biß daz wir alles, das vorgeschriben stat, gentzlich und gar vollendet haben und sollen och sölicher gelüpt nit ledig sin, biß daz sy der vorgenant unßer herr der küng muntlich oder sinen briefen ledig sait. Und wa wir das vorgeschriben alles gentzlich oder ain tail nit tätind oder vollendotind oder dawider 20 tätind, in kainen weg, davor gott sy, so sollen die vorgenanten unßer stett, schloss, land, lüt und teuer, dem vorgenanten unßer herren, dem küng gent[z]lichen verfallen und dannenthin als irem natürlichen herren undertenig, gewertig und gehorsam sin, an unßer und an jeglichem irrung und widersprechung, ane gevärden und argenlist, hier inne gentzlichen ußgeschaiden. Und diß alles zü gantzer und vester sicherhait haben wir mit 25 unßern fürstlichen trüwen gelopt und zü den haiigen geschworen, geloben und swerent in kraft diß briefs, daz vor geschriben stat, ze tünd, zü volfüren und vollenden, gantzlich und getrülich. Und haben des zü urkund unßer aigen insigel an disen brief mit rechtem wissen gehangen und wann wir diß vorgeschriben alles mit unßerm aigen und fryem willen getan haben, darumb haben wir gebetten die hochwirdigen fürsten, hertzog Lud- 30 wigen, pfallentzgrafen by Rin, hertzogen in Payern und grafen ze Montaig, unsern lieben öham, und burggräff Fridrich von Nürenberg, unßer lieben swager, daz ir jeglicher ze zügnüß ir insigel an disen briefgehenkt haben, denselben hertzog Ludwigen und burggräff Fridrichen one schaden, des och wir dieselben hertzog Ludwig und burggräff Fridrich von Nürenberg [107] ainer warhait versehend dirr ding, des zürn urkund henken wir baid 35 unßer insigel an den brief, uns ane schaden, der geben ist an dem xxvij. tag im Mertzen anno MCCCCXV. 54 EDITION EDITION 55 (130) Do nun diser brief verlesen ward, do kert sich unßer herr der küng wider umb gen der bottschaft des herren von Mailand, der Janner315, der Florentzer und Venedier, und sach sy an, als ob er da mainte: Nun sehend, daz ich ain mächtiger fürst bin über all ander herren und stett. Und kart sich widerumb zu hertzog Fridrichen von Österrich 5 und sprach: Wollen ir diß sweren ze halten? Do sprach hertzog Fridrich: Ja, ich will es swerejn] ze halten. Also hüb er uff [sin hand und vinger316] und schwur, diß ze halten. Von317 gab im den aid bischoff Jörg318 von Bassöw, der geboren ist von Hohenloch, der was do zemäl der obrost kantzier des römischen richs. (131) Und also nam unßer herr der küng die schloß in und die stett zü sinen handen; 10 und verkoft und verendert iro kains nit, alle die wil hertzog Fridrich ze Costentz ze gisel lag. Do er aber von Costentz rait und inn bischof Jörg von Trient, geborn ain Liechten-stainer, gebannet hett, daz er nit mer ze Costentz kond gesin319, darnach graif erst unßer herr der küng tzü hertzog Fridrichs gut und tett damit nach sinem willen. [(132) Und320 das erst gut, das er versatzt, was das lantgericht im Thurgöw, und ward 15 bracht an die von Zürich. Es kamen aber vil herren, ritter und knecht und hatten die von Costentz, das sy es zü iren handen namen, wann es war zü entsitzend. Sölt es in der von Zürich hand kommen, es war der herschaft von Österrich niemer mer ze handen kommen mit dehainer loßung. Also verpfanten sy das lantgericht von unnserm herren dem küng, doch der herschaft von österich an ir loßung ane schaden.] 20 (134,2) Wie er nun zü dem barfüßen schwur, das stat hienach gemalt. Bezieht sich auf pag. 109, wo der Schwur bei den Barfüßern dargestellt ist. In Pr folgt nach c. 134,2 und vor c. 135 folgender Text, der teilweise c. 133 vorwegnimmt: [Uff das santt uss hertzog Fridrich von Österrich sin botten mitt sinen brieffen und insigeln zü allen sinen schlossen, Stetten und telern und erließ sy der aid, so sy im 25 geschworn hatten, und gebott inen, das sy unsserm herren dem künge hultten und schwüren, daz öch beschach]. Bild: Friedrich von Österreich wird vorgeführt, pag. 108. Dazu über dem Bild durchlaufend geschrieben der zweizeilige Bildtext: Also fürtend sy hertzog Fridrichen in die stuben zü den barfüßen für unßern herren den küng, hertzog Ludwig von Payern und 30 burggraf Hans von Nürenberg321. 315 Janner] JanuerPr; Jenowern/f£ Wo; Jänower GD,. 316 soKEGWoD,. 317 Von] Und PrKEGWoD,. 318 Jörg von Bassöw] Georius von Passow Pr; Georius bischoff zü Passow KEGWoD,. 319 vgl. c. 179,2. 320 im Gegensatz zu A folgt jetzt in K, W, E, G, Wo und D, ein Bericht über die Verpfändung des Landgerichts im Thurgau; wir geben den Bericht nach K. Vgl. H. Maurer, Konstanz im Mittelalter, Bd. 2 (2. Aufl., 1996) S. 41. 321 gemeint ist wohl, wie aus c. 128 hervorgeht, Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg. 322 die - waz] die warend vor hin von land geben RWE; die warend vor hin von hand gegeben GDt; die warend vor hin von hand geben Wo. 323 soKWEGWoD,. 324 als verr ich es dann erfragen mocht] als ver ich es erfraget hab Pr. 325 zwen] vier KWEWo. Auch die im Folgenden in K genannten Zahlen entsprechen nicht in jeder Hinsicht A. 10 15 Bild: Schwur bei den Barfüßern, pag. 109. Dazu über dem Bild pag. 109 A in einer vierzeiligen Spalte geschrieben der Bildtext: Als sy in die stuben koment, do knüwotend sy all dry nider, und schwur hertzog Fridrich den obgeschribnen brief ze halten. Die Person, die den brief verliest, auf den der Herzog schwört, trägt eine Brille. Bild: Herzogtum Mailand bestätigt, pag. 110. Dazu über dem Bild der durchlaufend geschriebene zweizeilige Bildtext: (135) Darnach desselben tags, do bestätigott unßer herr der küng der herren von Mailand zü ainem hertzogen. Auch hier wird der fragliche Text mit Brille verlesen. (133) [111] Uff das, do der brieff versigelt ward, do enbot der selb hertzog Fridrich allen Stetten und allen denen, so dann vor benempt sind, das sy daruff hultind und schwürind. Do kommen die stett all und hultend und schwuren, ussgenomen die von Loffenberg, die322 von hand geben waz; die von Waltzhüt und die von Vilingen, die wolten ie nit hulden noch schweren. Es wolt och nit schweren die Etsch und waz da gehört zü der gräfschaft Tyrol und daz Intal. Die selben woltend ye, daz sy die sache nüntz angieng. (134,1) Darnach komen die von Schaffhusen, die von Ratolffzell, die von Dießenhofen, hie oben an dem Rin. Unden an dem Rin: Nůwenburg, Brisach. Die gaben unßerm herrn dem küng gut und koftend sich also an daz hailig römsch rieh, daz sy nun hinnan-hin an daz hailig römsch rieh gehören sollen als ander des richs stett. Und empfalh sy do den andern Stetten des richs, [das sy sy in iren schierm nämen323]. Nun komen wir aber an das concilium, wie es aber darnach gangen ist, als324 verr ich es dann erfragen mocht. (136) In disen löfen darnach an dem nächsten fritag im Abrellen vor Philippi et Jacobi anno MCCCCXV, do die gaistlichen fürsten und herren sölichen kumber und betrüp-nuß ansahend, do wurden sy in ain, daz sy da wöltind den almächtigen gott anrufen umm 25 sin gnad, der haiigen cristenhait ze hilff. Do gebuttend sy ainen erützgang, und hießend davor an dem dornstag rufen in der statt, daz mornends am fritag menglich firen solt, biß daz erütz in kam. Und an dem fritag lut man frü by der zit, so der tag uff gät, und darnach aber, und zü dem dritten mal, daz ward in die sechßten stund. Do komend in das müns- ter des ersten zwen325 patriarchen, xxj cardinäl, die andern warend ettwas blöd, xxviiij ertzbischof f, zehen und hundert bischoff, by lxxij äpt und pröbsten, by cclxxxij doc-tores, als davor benempt ist. Und under inn, die uss [112] den schulen waren, als von Paris, von Haidelberg, von Boloni, von Wien und von andern sölichen schulen, der was ob 20 30 56 EDITION EDITION 57 fünfzehen, und trüg aim jeglichen ain silbrin vergülten steken vor. An den gezachnot was, uss welher schulen er was, all thümherren, Chorherren, äpt, probst, münch und caplon ze Costentz, als davor benempt ist. Und unßer herr der küng, sin eliche fröw die küngin, die küngin von Wossa, all weltlich fürsten und herren. Und ging hindennach als 5 ein bäpst mit sölicher zierd mit dem tüch vor im der patriarch Johannes von Anthiochia. Und gingend von dem münster biß gen Peterßhusen mit kertzen und mit andern sachen. Und ward der crützgang als groß von gaistlichem und weltlichem volk, daz man vorcht, die brugg über Rin die ging nider, und daz man ye by x tusend menschen ußhin ließ gan. Und über ain wil aber so vil, biß sy ußhin kommen. Und hattend da ain gesungen mess, 10 und an dem inhergan gab der patriarch den segen, glich wie ain bapst den segen git. (137) Und darnach, als da hertzog Fridrich gesworen hatt, bapst Johanneßen wider ze bringen, wie dann vor benempt ist, do bracht er inn gen Ratolff zell und enbot daz unßerm herren dem küng und dem concilium. Die behütend inn da, biß das aber ain sessio wurd, und326 woltend mit dem rechten mit im umm gan. 15 (138) Darnach ward derselb bapst Johanns geladet von dem selben concilium, sich zü verantworten uff die artikel und sachen, darumb man im zü sprechen wolt. Und gab man im söllichs gelait, wölt er mit sin selbs lib kommen, das möcht er wol tun. Doch also, das er von dem land nit kerne und in der hüt belib, die im geben was, oder aber sin gewiss bottschaft dahin santi, inn327 darumb [ze328 versprechen, do woltt er selb nitt gen Cos- 20 tentz komen und sant ouch kainen sinen botten nitt dar. Do ward er gebannet und329 vil bösser arttikel und sachen uff in erwist, die all verschriben stönd an den latinschen sex-sternen, die ich ouch hab330.] 326 und - umm gan] und wolttend mitt dem rechten umb gon Pr; und woken nit mit gewalt mit im umb gan, sonder mit dem rechten KWE; unnd wollten nit mit gewallt mit im umbgän, sunder blos mit dem rechten Wo. 327 inn - hab] in darumb ze versprechen, do wolt er mit sin selbs lib nit gen Costentz komen. Er sanndt ouch kainen botten dar. Do ward er in den ban geton und vil böser artickel und sachen uf in erwißt, die all verschriben stand an ainem latinschen sexternen KWE. 328 der folgende Text ist nach Pr gegeben, da in A ein Blatt ausgerissen ist. 329 und - hab] und vast böß artikel über in erwysot und ward im sin gut verhefft, als man das alles wol höret an den artikeln, die da vor in latin geschriben stond GD,; unnd viel böser artickel und sachen uff in erwist, die alle verschrieben stand an den latinschen sexternen, die ich ouch zusammen bracht hab Wo; und bös artikel über in gewist und ward sin gut verheft, als man daz alles wol höret an den artikeln, die da vor in latin warend verschriben % und bös artikel über in gewist und ward im sin gut verhäft, als man daz alles wol höret an den artikeln, die da vor in latin warent verschriben /; und bos artikel über in gewist und ward sin gut verköft, als man daz alles wolt hören an den artiklen, die vor hin in latin warent verschriben Z,; und vast böss artikel über in erwist und ward im sin gütt verhefft, als man das alles wol horrett an den artikelln, die da vor in latin verschriben stand Zr 330 hier gibt der Chronist erstmals einen Hinweis darauf, dass er mit einer lateinischen Akten- bzw. Materialsammlung des Konzils gearbeitet hat; vgl. auch cc. 154, 241,2 und 275,3 mit Anm. 765. [(139) In331 den sachen, do stifft der ertzbischoff von Brigg332, genantt Johannes Wald-rower, zü den barfüssen ze Costentz ain gesungen mess, alle tag das concilium uss, von unsser lieben frowen, das sy umb gott erwurb, das ainhellichhait wurd. Die ward also gesungen darnach das concilium uss und darnach dannocht ain halb jar. (140) An dem dryzechnosten tag im Maygen, do man zalt von gottes gebürtt tussend 5 vierhundert und fünffzechen jar, do ward ain gantze session. In der selben Session do wurdentt gesetztt vier richter, die soltten richten umb pfründen und umb ander sachen, die nitt angiengend das concilium noch die sessiones noch die cardinäll umb das, das die cardinäll, die ertzbischoff und ouch die bischoff dester rüwiger werend und das concilium und die wal dester baß möchtend zü güttem end bringen. Und waurend das von vier 10 naciones ainer von Germani, das sind Tütsche, ainer von Ytalia, das sind Lampartten, ainer von Francioni, das sind die von Frankrich, und der vierde Anglicy, das sind Engeilender. Die vier saussend täglich und nächtens als ein baubst yeklicher in siner nacion, was für sy braucht ward. Ouch satztent sy in der selben nacion oder session ain iniemer333, der in soltt nemen alle die nütz, die da giengent in des baubstes kamer und 15 einem baubst zügehörend. Das [was] der erwirdig pattriarch Johannes von Constanti-noppel und der tailtt die nütz under die armen cardinäll, ertzbischoff und bischoff, und under die maister und under die herren, die ze ver hatten in ir land, umb zer geht ze senden, und in des concilium nutz, wa hin man in das ye hiess geben.] Bild: Fronleichnamsprozession, pag. 113-124. Die obere Blatthälfte von pag. 113 20 bleibt frei. Im Gegensatz zu anderen Darstellungen der Aulendorfer Handschrift sind die Seiten weder geviertelt wie pag. 26 bei der Einholung des Papstes noch halbiert wie pag. 28 ebenfalls beim Einzug des Papstes. Die Prozession wird in zwölf ganzseitigen Illustrationen gegeben. Der Zug zieht von links nach rechts. (141) [125] Anno Dni. MCCCCXV an unßers herren fronlichams aubend, do ward 25 ain session und waren ze gegen all gaistlich und weltlich fürsten und herren in der selben session mit ainhelligem und gemainem concili, daz sy all gemain waren und kainer nie nüntz dawider sprach. Do wurdent die bäpst abgesetzet und zü nüte gemacht und inn ir gewalt genommen. Des ersten Johannes der XXIII., der nun haißt Balthasar de Cossis334, Gregorius der XII., der nun haißt Angelus de Cowario, und Benedictus der XIII., der da 30 nun haißet Petrus de Luna. Und also ward Balthasar de Cossis [gesamt335] von Ratolffzell und ward gefürt gen Gottlieben under Costentz. Und ward im da vorgelesen die bösen artikel und sachen, die er getan hett und uff inn bewißt wurden. Und ward im ain ewiger 331 die cc. 139 und 140 sind - wie das Ende von c. 138 - nach Pr gegeben, da sie in A fehlen, dürften ursprünglich aber ähnlich in A gestanden haben. Für cc. 139-140 ist zum besseren Verständnis auch K, W, E, G, Wo und Dt ergänzend heranzuziehen. 332 Johannes von Wallenrode, Erzbischof von Riga. 333 innemer KWEGZ2; inniemer Wo; einnemer Dr 334 Johannes XXIII. wurde am 29. Mai 1415 abgesetzt. 335 so Pr; besandt KEWo; besant WStr