schaeffel 04 (3508x2552x256 jpeg) 64 Michael Scheffel - u. a. Gustave Flauberi in Frankreich und die Autoren d programmatischen Realismus in Deutschland auch für den komplexeren Fall des Erzahlens in einem Roman zu ver wirklichen versuchten und das Friedrich Spielhagcn (1883 z.B. S. 134) im Sinne einer »objektiven Darstehungswei.se. charakterisierte. Aber lässt sich die Form der Präsentation des r.rfihltei uiDas Urteil wirklich befriedigend als »objektiv« erklären Um das Besondere der von Kafka verwirklichten Erzählform zu veranschaulichen, greife ich eine wichtige Differenzierung auf, die erstmals Gerard Genette in systematischer Form ausgearbeitet hat. In seinem Sinne hat man be der Analyse eines narrativen Testes grundsätzlich zwischei zwei Standpunkten zu unterscheiden, die im Fall der riktio-nalen Erzählung durchaus nicht identisch sein müssen, nämlich dem Standpunkt des Wahrnehmenden des Erzählten und dem des AussagcsubjekLs der Erzählung (auf der einen Seite also - so die prägnante Formulierung Genettes - die Frage .Wer sieht?', auf der anderen die Frage -Wer spricht ?i).a Vor diesem Hintergrund sei die Fortsetzung des Anfangs der Erzählung genauer betrachtet. Nachdem im Anschluss an die bereits zitierten Sätze mitgeteilt worden ist, dass Georg einen soeben beendeten Brief an einen Jugeudfreunc »in spielerischer Langsamkeit« verschlossen bat und nunmehr aus dem Fenster schaut, heißt es im nächsten Absatz Er dachte darüber nach, wie dieser Freund, mit seinem Fonkommen zu Hause unzufrieden, vor Jahren schon nach Rußland sich förmlich geflüchtet hatte. Nun betrieb er ein Geschäft in Petersburg, das anfangs sich sehr gut angelassen hatte, seit langem aber schon zu stocken schien, wie der Freund bei seinen immer sclte- 8 VSL da«r im einzelnen Genette (1994), S. 132-134, und Mamiic/./Schtffcl (2002), 5. Hl Strukturalismus 65 ner werdenden Besuchen klagte. So arbeitete er sich in der Fremde nutzlos ab, der fremdartige Vollbart ver-iis-ckte nur schlecht das seit den Kinderjahren wohlbekannte Gesieht, dessen gelbe Hautfarbe auf eine sich entwickelnde Krankheit hinzudeuten schien. (7) betrachtet man die zitierte Passage unter dem Gesichtspunkt der Frage 'Wer sieht?«, so ist im Vergleich zum An-l.mg der Erzählung ein entscheidender Wechsel festzustellen: Während der erste Absatz den Protagonisten aus der Übersicht eines am Geschehen unbeteiligten Erzählers /«■igt,9 ist die Darstellung im Folgenden - trotz der Verwendung der dritten Person und des epischen Präteritums an die Wahrnehmung Georg Bendemanns gebunden. Der S.itz »Er dachte darüber nach, wie- leitet einen weit über die Grenze dieses Satzes Ii in aus reichenden Bewusstseinsbe-iicht ein, der das Erzählte in einem persönlich gefärbten Licht präsentiert. Nur aus Georgs Sicht auf den Freund Linn z.B. von einem »Sek den Kinderjahren wohlhekann-k|n] Gesicht« die Rede sein, das ein »fremdartige[r]« Vollbart »nur schleck« verdeckt. Und wie nicht zuletzt das zweimal gebrauchte Verb >scheken< signalisiert, entspricht es der notwendig befangenen und teilweise auf bloße Vermutungen angewiesenen Sichtweise Georgs, wenn davon erzählt wird, dass sich der Freund »in der Fremde nutzlos« .ikii-beitet und offenbar zunehmend einer Krankheit ver- ÜlAhnlich wie in der zitierten Passage wird das Erzählte k großen Teilen der Erzählung kcht aus der Sicht eines das 'i l'ingeleitec wird der Wechsel von der .Übersklu. 'm ■■■Mitsichc im letzten ersrrr. Aliiitzcs: '[■■■} und sau dann, [..-1 aus d^ir. KilST^r .icl an Mkiß, die TiriiL-k- iLiiii '-Ii; Villi.Ii-' am anderen Ulci IM ihi-siii ^i^m'l^ii Grün « .Minü.ii wi; in eiiiL-m Film iirl« Sa" Ii in di-seri h:.! ailih von it™ Wechsel y.M1 .Sctow- (der Blick *™ Aullen auf die Häuserfront und in das /immer) und .Gegensc).^. (der Blick von Innen nach ArJien bis «im gc-