preisteXte 73 anthologie das buch zu den exi1-1iteraturpreisen schreiben zwischen den kulturen 2o73 herausgegeben von christa stippinger edition exil gefórdert Von; bm:Uk Wil( *ffi/ AMERLINGBEI'L-F lnhatt julya rabinowich: verlassenschaften. exi[e kate ina černá: verschifft 9 kate ina černó im gespróch 19 thomas perle: wir gingen weil alle gingen. 27 thomas perle im gesprcich 50 ljuba arnautovič: Iunischnee 57 Ijuba arnautovič im gesprrich 6s marko diniÉ:verortungen eines kleinstadtbewohners 77 marko dinič im gesprrich 89 cornelia húlmbauer: festland 97 cornelia h lmbauer im gesprrich 1o3 susanne ayoub: salam aleikum, medea 7o7 suslnne ayoub im gesprcich 722 amina mahdy: in between - mein leben in zwei kulturen 725 amina mahdy im gesprcich 138 gracia ndona: kein weg ist lánger ats der weg vom kopf zum herzen 143 gracia ndona im gesprtich 757 schúlerlnnen des piaristengymnasiums: von gestern und morgen 757 petra gro|3maier im gesprcich zo9 christastippinger:exil-[iteraturpreise zo13 277 anthologie: preiStexte 13 das buch zu den exi1-1iteraturpreisen ,,schreiben zwischen den kulturen" zor3 edition exil, wien zor3 isbn: 9783-9o189g-62^7 herausgeberin und lektorat: christa stippinger layout und grafische gestaltung: sebastian menschhorn die gespráche mit den autorlnnen fúhrte magdalena vit bearbeitung der interviews: eva auterieth und jacqueline pauI korrektorat: eva auterieth ein projekt des vereins exil im amerl;nghaus in kooperation mit dem verein kulturzentrum spittelberg (amertinghaus) den Wiener Wortstaetten und der grazer autorlnnenversamm[ung biografien 22r Vorwort Verlassenschaften. Exi [e Iulya Rabinowich Das Autobiografische sei ein Merkmal der so genannten Migrationsliteratur, sagen manche. Andere wiederum sagen, das Autobiografische sei Merkmaljeder Literatur. Andere wieder meinen, nur das, was frei wáre vom Autobiografischen wáre wirkliche Literatur. Und wieder andere wollen nur jenes kaufen, wo ,,autobiografische Literatuť' draufsteht, aber teilweise durchaus nicht drin ist, siehe die unságlichen Promibiografien oder den Roman Feuchtgebiete oder dessen Qualverlángerung, die Scho8gebete. lmmer wieder sah ich die dafúr verantwortlich zeichnende Autorin on air nachdrúcklich versichern, wie autobiografisch ihr Text wáre. 5o sehr war das nótig, dass sie sich dazu verstieg, die dargestellten Sexszenen ats ausdrúck[ich von ihr erlebt und vollzogen zu unterstreichen. Dieses Beharren war merkwúrdig und tieB das Gefúhl aufkeimen, nichts davon wáre autobiografisch gewesen, sondern eine gut geptante Marketingaktion. Warum dieses Thema jetzt hier? Werden sich Leser oder Leserin nun fragen. Nun, weit d ie h ier versa m melten Texte vielleicht autobiografisch sind. vietteicht aber auch nicht. Und weit das meiner Meinung nach an ihrer Qualitát nichts ándert. Fluchtgeschichten werden sich hier finden, die vietteicht so, aber vielleicht auch ganz anders stattgefunden haben. Bruchlinien in Lebensláufen. Wehen im Schnee. Erschi.itterungen des Gewohnten. Um die lntensitát und die Sprachkunst geht es in der Literatur. Und um nichts sonst. Die von der,,Migrantenliteratur" geforderte und erwartete Authentizitát des Leides der Entwurzelten entwurze[t gleich nochmals. Trennt ab von der Teilhabe als Literat oder Literatin an der neuen Sprache, der neuen ldentitát. Wirft zurúckauf das angebliche Háufchen Elend, das man bei Antreten der Odyssee zu sein hatte, um die Erwartungshaltung zu erf llen. Wáre man bóse, kónnte man diese Vorgangsweise durchaus a[s Lust am Voyeuristischen interpretieren. Oder die Lust am Mitleid, wáhrend man selbst sich ins behagtiche Zu-Hause-Sein, wo andere erst den dornigen Weg herein suchen mússen, zurúckziehen und dort am Sofa liegend und Tee nippend die beschriebenen Reisen ins Ungewisse mitverfolgen kann. Aber Obacht. Man sollte zweierlei nie vergessen: Literatur ist Literatur ist Literatur, Das, was bertihrt. Das, was den Horizont erweitert. Das, was Abgrúnde zeigt oder eine Parallelwelt eróffnet. Das alles ist Literatur, ungeachtet ihrer Herkunft. Und dann noch: zum Flúchtenden kann jeder werden. Nichts garantiert uns die unversehrtheit eines Heimatbewohners. Diese zwei Tatsachen haben aber nicht zwingend miteinander zu tun, auch wenn manche Fluchtgeschehen od er Migrationserfahrun gen das Entd ecken der Fremdsprache nicht nur als Kommunikationsmóglichkeit, sondern a[s Arbeitsinstrument zur Folge haben, Darum lege ich besonderen wert darauf, festzuhalten, dass die hierversammelten Autoren viel zu erzáhIen aber nicht unbedingt etwas (Autobiografisches) zu berichten haben. Mógen die Lesungen beginnen. verschifft kate ina Černá Niemandsland lch wurde verschifft. Eingepackt und weggebracht. Wir fahren zu eurem Onkel auf Besuch. Packt Spielsachen ein. zwei stofftiere nehme ich mit. lch wurde abgeschnitten und verpflanzt. lch hóre immer nur Vorw ,rfe, sagt Mutter sp áter. lmmer nur Vorw rfe. lch bin mit euch und zwei Plastiktaschen mit LJnterhosen und Strumpfhosen darin - allein ,,Haltet die Kópfe unten, sie kónnten schie|3en'' - hast du gesagt. Nein, ich habe gesagt - ,,Sie schie|3en," Das ist meine Geschichte. Wir wandern úberUngarn aus. .Jahre spátertráume ich immerwiederdavon, erschossen zu werden und weiB nicht warum. Meine schwester erzáhlt mir, dass an der ungarischen Grenze geschossen wurde - das Auto, in dem wir sa8en, fuhr trotz der Schússe, die ihm folgten, weiter; durchbrach in meiner Vorstellung, wie in Hollywood, mit seiner Schnauze eine Schranke aus porósem Holz. ólsardinen in und aus einer Dose, wohnmobiIe, warten bei Behórden. Schlafen auf zusammengeschobenen Holzstúhlen, Fin gerabd rúcke;Ma ndarin en schalen im Latten rost eines Stockbetts, oben im Netz aus Metallfedern; tústerne Blicke aus den Augen eines Mannes mit dunklem Haar und nackten FúBen. Der Kopf meines hellblauen Stoffhasen ist abgerissen. Mutter flickt ihn notdúrftig wieder dran. So bleibt er auch, bis heute - notdúrftig. An einem Novembermorgen, grau, werden mir, einerfúnfiáhrigen potenzieIlen Verbrecherin, im Fl chtlingslager Fingerabdrijcke genommen. lch samm[e Erinnerungen. lch sammle Bilder. Das ist mein Beruf. Kórper An einem Nachmittag im Sommerl99o esse ich eine Pflanze. lch gtaube, es sei Sauerampfer, den habe ich irgendwann einmaI gegessen. Sie schmeckt nicht sauer, sondern bitter, ich bekomme Bauchschmerzen. Meine schwester Františka und ich kommen zu spát nach Hause und ich muss mich mit Bauchschmerzen und nackten Beinen in die Ecke knien. Der Teppich bohrt sich wie viele kleine Nadeln in deine Haut, wenn du lange aufihm kniest. Deine Oberschenkel schmerzen und du schwebst. Hór auf zu heulen, sagt Mutter. lrgendwann hast du fertig gekniet und darfst ins Bett. Dort weinst du weiter und vermisst deinen vater. Flússigkeiten Bettenzelte. Mutter arbeitet nachts. Františka und ich sind alleine zu Hause. Wir knópfen den Úberzug der Decke auf und setzen uns mit unseren Tassen hinein. Das Licht der Nachttischlampe leuchtet durch den Stoff stumpf in unser Ze[t. Wir schlůrfen warme Milch mit Honig. Wir haben sie in der Mikrowelle warm gemacht. Die Mitch schwappt úber, ich wische mit meinen Fingern darúber und schlecke sie ab. Vormittags treffe ich Mutter auf dem Flur, lch bin schon [ange wach, habe gefrúhstúckt,mich angezogen, mir die Záhne geputzt. Mutter kommt aus dem Bad Man sollte Kinder nicht zu sehr verwóhnen, sagt Mutter oft. ,,Je mehr du mit Scheií3e kuschelst, desto mehr stinkst du", hat meine Mutter immer gesagt, sagt sie. Niemands[and lvana ist kein deutscher Name. ln der schule soIlen wir einen stammbaum zeichnen. lch frage Mutter, wie meine Gro8eltern und meine Urgro8eltern heiBen, schreibe alles auf. Der neue Vater kontrolliert es, Die Hrikchen und Striche mach weg. Die interessieren kein Schwein. lch mache die Tintenhákchen und -striche weg, spáterweine ich. Der Tintenkitter hinterlásst graue Zeichen auf aufgerauhtem Papier. lvana ist kein deutscher Name. Wenn der Mann auf dem Amt dich fragt, ob du den anderen Namen haben willst, sagst du ,,ja". la. Der Mann tippt meine Maske in seine Schreibmaschine. Schwarz auf gelblich braunem Amtspapier stehtsie: lohonna Gruber. Kórper lch bin zu dick. Der Hund bekommt die Jause und das Frúhstůck, das Mittagessen spúle ich im l([o runter. F[ússigkeiten Mutter arbeitet tagsúber. Františka und ich sind alleine zu Hause. Wir spielen aufdem benachbarten Bauernhof, húpfen auf einem StapeI alter Bretter herum. Františka schreit auf, aus ihrem Schuh tropft Btut, lch laufe nach Hause, rufe Mutter in derArbeit an. Was soll ich machen, sagt sie und: Klebt eben ein Pflaster drauf. Die Nachbarsfrau macht ein FuBbad mit KamiIlentee, schmiert Salbe auf den Zeh, in dem vorhin der rostige Nagel steckte, und wickelt einen verband darúber. Kórper Meine Schwester ritzt sich die Arme mit Rasierklingen auf. Mea culpa ritzt sie sich in die Unterarme und flústert den Satz mit tránenfeuchten Lippen immer wieder auf die verletzte Haut: Meine Schuld, meine Schuld - Kórper Frag mich, wenn du etwas wissen willst. Was zu Hause gekocht wird, wird zu Hause gegessen. Frag nichtso blód. Fragen, die Mutter nie stellt: Geht es dir gut. Wie war dein Tag. Bist du verliebt. Brauchst du etwas. Fragen, die Mutter stellt: Lllieso schaust du so blód. Wieso ist das Essen nicht fertig. Warum hcingst du die Socken so auf. weilích will. Bitte? weil ich will. Was hast du gesagt? lch will die Socken so aufhiingen. Komm sofort hierher. Nein. lch hiinge erst die Socken auf. Komm sofort hierher. lch htinge zuerst die Socken auf. Komm hierher, habe ich gesagt erstickte Stimme, zusammengebissene Záhne. lch gehe mit weichen Knien und Brei im Bauch, Dann wei8 ich nichts mehr. Nur sptiren tue ich es. Tránen, hei8, schmecke B[ut, Brennen auf der Kopfhaut, hóre, etwas zerrei8t, kann mein Gleichgewicht nicht halten, habe Haare im Gesicht, zerrauftes Haar, Surren im 0hr, ihr Keuchen. Jetzt wasch deín Gesicht. Geht es dir besser? Was hast du gesagt? Ob es dir jetzt besser geht. Fortgesetzt - mein Ellbogen [andet plótztich, ich weiB nicht wie, in ihrem Brustbein und sie verúbelt mir das, schweigt die náchsten Tage beleidigt. Was ist das nur f r ein Land, in dem die Kinder ihre Eltern schlagen. Das habe ich davon, dass ich allein nur mit einer Plas, tiktasche ln eine Plastiktasche stopft sie atemlos drei Unterhosen und zwei Strumpfhosen, koste es, was es wo[le. Wir sind keine Ftůchtlinge. Wir gehen wegen einer lllusion weg, einer diffusen Vorste[lung davon, dass woanders alles besser ist. Die Wahrheit ist - es ist die Ftucht vor dir selbst, vor dem, was in dir drinnen wehtut. Du glaubst, es sei das Leben, das du um dich herum siehst, das dir schmerz bereitet - aber es ist dieser dunkle Raum in dir drin, vor dem du Angst hast, dieser eine dunkle Raum, in dem deine Kindheitwohnt. Du sperrst sie weg, verschlie8t dieTúr. lch wollte ein besseres Leben f r euch, sagst du, und ich weiB, dass es nicht stimmt. Niemands[and Die Einsamkeit ist ein dunkles Tier. Aus der Dunkelheit entstanden, liebt sie das Dunkel - das Fastdunkel, das Halbdunket, die Dústerkeit. Die Einsamkeit ist ein immer wiederkehrender Ort. Je verzweifelter du versuchst, sie von dir zu schieben, desto breiter macht sie sich in dir. Du musst dich mit ihrverbúnden, um die oberhand zu gewinnen. Wenn sie den Ton angibt, bist du verloren. Meine Einsamkeit verwahre ich lange Zeit in einer Schachte[. ln einer Ecke meines Zimmers, stets in meinem Augenwinket. Eines Abends, ich sitze an meinem schreibtisch, óffnet sich die Schachtel. Heraus steigt ein langer Mann, sein Gesicht verbirgt er hinter einem Schatten. Sein schwarzer Mantel, boden[ang, weht in der Dunkelheit. Er haucht: Komm mit. Kórper Franz-Josef-Kai, meine Schwester mit gesenktem Kopf, drúckt ihn gegen meine Schu[ter, ich bewege mich nicht, bin Stein unter der Berúhrung. Meine Schwester schluchzt ohne Tránen Sie ist íof und in mir ist alles still. Habe ich etwas gesagt? Habe ich etwas gefragt? Am Telefon wilt die polizei meine schwester zurůck in der Wohnung haben. Die glauben, dass ich sie umgebracht habe, kónnten das glauben. lch muss zurijck. lch komme mit. Machen Sie sich nicht ungl cklich!ruft der Potizist ihr hín- terher. lm NachtdunkeI des sommers stúrmt meine schwester die Treppe zur Wohnung hinauf und wirbelt gegen die rúr Aufmachen! Aufmachen! Aufmachen! lch wollte mich nur verabschieden, sagt sie spáter zu mir. Ats die Leichenbestatter die Bahre mit schwarzer Lackdecke und ReiBverschluss die Treppe herunter tragen, stehe ich mit dem Rúcken zu ihnen. Als sie sie in ihrAuto heben, drehe ich mich um. lch witl die Tote sehen. lch sehe ihre umrisse unter der weichen Decke. Mit einem StúckKlopapier wischt meine Schwester das Erbrochene auf, hebt Verpackungen des Werkzeugs auf, das die San itáter verwendet haben - Kun ststoffróh rch en, Verpackungen aus dúnnem Ptastik und feiner Papierwand. ln eine Billa-Ptastiktasche stopft meine Schwester alles das und die Kleidung, dieZuzana anhatte. Sie findet eine Nachricht, mit Bleistift auf einen Fetzen Papier gekritzelt: Františko, wenn mir etvvas passiert, bring bitte Petra nach Tschechien zurijck. Františka sinkt auf die Knie, stúlpt ihren Magen nach auBen, dreht ihr Herzzur Decke und heult zuerst lautlos und dann laut wie eine Wólfin in den wei8dunklen Mauerhimme[. Es ist gar nicht Sommer, es ist Winter, bald vielleicht schon Frúhling, ich habe Handschuhe an, Handschuhe, bei denen die Fingerfehlen, und halte sie mirvorden Mund. Meine Schwesterwird Petra, dieTochter ihrertoten Mitbewohnerin Zuzana, zurúck nach Tschechien bringen. Niemands[and Das Schattengesicht ist die Einsamkeit, durch Schmerz und Wut genáhrt - Niemandsland in dir. Es sucht Revanche; 5ucht sie úberall, wittert hinter ieder Hausecke den Verrat. Es móchte sein, es móchte leben. Es will mein Freund sein. Kórper ln Prag rauche ich Marihuana und trinke Alkohol dazu. Das Schattengesicht wartet drau8en vor derTúr. Gott streicht mir sanft úber den Kopf, wáhrend ich versuche, mich zu erbrechen. lch sitze am Badewannenrand, meine Stirn habe ich gegen den kalten Rand des Waschbeckens gepresst. Hau ab, ruft Gott dem Schattengesicht zu. Hau ab, du bekommst sie nicht! Alles ist gut, sagt Gott zu mir, alles ist gut, hab keine Angst. Es ist gleich vorbei, sagísie. Das Schattengesicht spricht nicht, es steht im Halbdunkel des Flurs, bewegt sich nicht, steht einfach nur da und wartet, wartet auf mich. Es ist in Ordnung, wenn du mitkommst, haucht es [aut- und bewegungslos. Hab keine Angst, es wird nicht wehtun. Kórper Das Schattengesicht und Gott konnten sich nicht einigwerden. Sie stíitten iahrelang um mich, bis mich das Schattengesicht soweit hatte: lch sprang. Lange stand ich am offenen Fenster, das fast bis zur Decke reichte und kniff in der kúhlen Herbstluft die Augen zu Schlitzen, bis mir der wind die Tránen heraustrieb. sie liefen mir in Bahnen zu den schláfen. Blackbird singing in the dead of night - Sobald ich das Lied zu Ende gesungen hátte, wáre alles zu Ende. lch sang es nicht zu Ende. lch ftog in die Herbstnacht hinaus und der Wind wollte die Melodie und die Wórter wieder in mich zuriickdrángen - ich schnappte nach Luft, meine Stimmbánderwaren nichtvorhanden. Erst, wenn ich das Lied zu Ende singen kónnte, wáre aIles zu Ende - alles, lch - die Einsamkeit, das Sehnen, die Leere Meine Schwester fand mich auf der StraBe. Sie hatte gespúrt, dass etwas los war, so wie ich es gespúrt hatte, damals, ats ich mit der Schule auf Schikurs war. Nachts war ich aufgewacht und hatte geweint. Meine Schwester starb in dieser Nacht nicht, sie hatte die Ú berdosis Tabletten iiberlebt. 7574 Heute sterbe ich - in die Nacht hinein. lch habe keinen Abschiedsbrief geschrieben, weilGott mir gesagt hatte, es wúrde nicht klappen. Er hat keine Chance,sagte Gott úberdas Schattengesicht und blickte mir zuerst ins rechte, dann ins linke Auge. Gott hatte Angst um mich, deshalb war ihr Btick (Gott ist eine Frau) unstet. Sie wusste, dass ich es wusste. Trotzdem schrieb ich keinen Abschiedsbrief. Niemandsland lch durchsuche jeden Winkel dertschechischen Stadt, um mich wiederzufinden. Ein Lokat mit jukebox im keller unter einerTrafik: Biertische mit Bánken, kalte Luft, angefúllt mit bunten Lichtern, Boer-JahreMusik, Zigarettenrauch; Schnaps und Stimmen, die diesen Ort den Toi lette nsa lon nen nen. Einer spielt Schach mit sich selbst, ein anderer fúttt ein Kreuzwortrátsel aus. Eine zahnlose Frau kússt mich mit Zungenkuss und erzáhlt mir von ihrem Mann, der sie verlassen hat. lch durchsuche Iedes Lokal so lange, bis ich kotzen muss und herausfinde: Hier bin ich nicht. Samm[ung lch sammle. wir finden eine schachtel Dominosteine auf der straBe und einen Wa[, der eine Melodie spielt, wenn man ihn aufzieht. Wirspielen Domino auf dem Gehsteig, lassen die Steine liegen und legen den aufgezogenen Wal dazu, a[s wir gehen. ln Holz geritzte Buchstaben. Wáhrend ich ein Glas Rotwein trinke und mich mit dir unterhalte, fahre ich die kerben mit meinen Fingerspitzen nach, immer wieder, immer wieder, so als wáre das mein lnstrument, das die Worte produziert und sie dann aus meinem Mund kommen lásst, Gotdene Hárchen auf braungebrannterHaut. lch lege mein Gesicht, meine Lippen auf deinen Arm und betrachte die Hárchen ganz aus der Náhe, als wúrde ich auf einerWiese liegend ihre Grashalme studieren, als ob die Wiese ein Dschungel wáre. lch btinzle in die sonne. Du háltst mich fest. Freiheit lch bin nicht gesprungen. Habe es mir nur eintausend Mal oder ófter vorgesteltt, l ch bin n icht gesprun gen, nachdem ich Zuzana an einer Úberdosis Tabletten habe sterben sehen. 5either habe ich einen Deal mit dem Leben, eigentlich mit Gott: lch 5amm[e. Zum Beispiel: ein Mann und eine Frau im Grazer Regen, der grau ist, sie aber sind weiB, weiB gekleidet und lachen - wie in einem Werbespot, nur echt. WeiBe 5andalen, weiBer Rock, weiBe Bluse - sie, er - weiBe Hose, weiBes Hemd, weiBer Hut. Uber ihnen ein groBer weiBer Schirm, auf ihrer Kteidung kein einziger Stra8enschmutzspritzer, úber ihnen klopft der Regen wie auf ein Dach, mir tropft er auf die Brille. Der Regen wáscht den SchweiB vom Asphalt. Die Stra8e dam pft und spúlt m ir schmutzig-warmes Wasser úberdie nackten FL]Be. lch habe eine Spardose - múhsam selbst gezimmert. Da wird alles Schóne hinein gepackt - Farben, Lieder, Gerúche, Geschmácker, Bi[der. Glaub ja nicht, dass du mir einfach so davonkommst. Glaub ia nicht, dass du ježtfůrimmer in deinerTraumwelt bleiben kannst das íst sie ndmlich: Eine Traumwelt, raunt mir das Schattengesicht zu. Glaub ja nicht, dass du mir einfach so davonkommst. Sammlung lch sammle: Momente der Freiheit. Mein schónstes Kleid anziehen, obwohl gar kein besonderer Tag ist - jetzt schon. Mich um vier Uhr morgens bei Sonnenaufgang mit einer Tasse kaffee an den schreibtisch setzen, um zu schreiben und zu recherchieren und danach bis mittags schlafen, Jeden verdammten Tag kratze ich eine Schicht Schattengesicht aus meinem Herzen. t6 Mutter Mutter sitzt am Kúchentisch, die Hánde in den SchoB gelegt. Sie hat die kleine Lampe auf dem Beistelltischchen angemacht. Als ich noch zu Hause wohnte und morgens um fúnf Uhr aufstehen musste, sagte sie Mach nicht das gro|3e Licht an, ich wache auf davon. Schalt dir doch das kleine Licht ein. Der Lichtschalter war neben ihrem Kopf auf der anderen Seite derwand, aberdie wand war dúnnund Mutters schtaf leicht. lm winter frijhstúckte ich im Fastdunkel. lm Fastdunkel tickt die kúchenuhr Mutters Btick ist starr, in ihrem Kopf láuft die Zeit růckwárts. lhr Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, ihre Brust bebt. und dann bricht es aus ihr heraus - die wett stúrzt ein. Mutter schluchzt, wimmert, schreit. sie hált die Hánde vor den Mund, dann verschránkt sie ihre Arme vor der Brust, die Hánde zu Fáusten gebattt, und heult mit offenem Mund. Úber die úbergestúlpteUntertippe láuft ihr, wie einem Sáugling, Speichel und trieft in ihren SchoB, Sie wiegt den 0berkórper vor und zuri.ick. ]etzt siehst du mich, Mutter. 5ammlung Das Meer spúlt in hohen Wellen kaltes Wasser au5 dem Atlantikan. Meine Liebe und ich sitzen auf feuchtem sand und trinken súBen Wein, bis wir betrunken sind, bis die Sonne untergegangen ist. ,,lch habe immer alle Hcinde voll zu tun." Kate ina Černá in Gesprcichen zoll und zol3 Meine Kindheitverbrachte ich bis knapp f nf in Tschechien, in der damaligen Tschechoslowakei. AIs ich ungefiihr drei Jahre altwar, lie|3en sich meine Eltern scheiden. Dann hat meine Mutter in einer Nacht- und Nebelaktion beschlossen, nach Kanada zu emigrieren. Der Onkel meiner Muťter ist1968, zurZeitdes Prager Fr hlings, nach Kanada emigriert. Der gro|3e Traum meiner Mutter war es, auf jeden Fall in den Westen und am besten zu meinem Gro|3onkel nach Kanada zu gehen. Eswarausgemacht, dass sie mit achžehn, wenn sie die Matura hat, hinfdhrt. Aber dann hat sie meinen Vater kennen gelernt, sich in ihn verliebt, geheiratet, zwei kinder bekommen und aus dem Traum wurde vorerst nichts. Meine Mutter ist kurze Zeit nach der Scheidung ausgewandert, nicht nach kanada, nur nach Ósterreich, und mein vater ist in Prag geblieben. Das ist der erste Streitpunkt zwischen den beiden. Er ist nicht damit einverstanden, dass ich in Ósterreich lebe und hier aufgewachsen bin, und sie ist nicht einverstanden damit, dass ich so einen starken Bezug zu meinem Vater und zu Tschechien, also zu meinen Wurzeln habe, weilsie wollte ja immer nur das Beste f r mích, und im Westen ist einfach alles besser. Warum wir dann in Ósterreich geblieben sind, ist auch eine Streitfrage. Da gibt es zwei Versionen. Auch i,jber den Zeitpunkt sind sich die beiden nicht einig. Die 5amtene Revolution ist mit l7 November festgelegt, da war quasi der Sturz der kommunistischen Regierung. Meine Mutter sagt, wir sind Anfang Dezember emigriert, mein Vater sagt, es war vor der Revolution. lch kónnte in Traiskirchen anrufen und fragen, aber das wtirde dem Ganzen diese lJnklarheit nehmen, die f r meine Geschichte bezeichnend ist, diesen Riss zwischen Mutter und vater und zwischen Ósterreich und Tschechien. Das istso ein Riss, den ich in mirtrage, und ein Datum kónnte das auch nicht tindern. lch qlaube, ich wiIl das so lassen. 19 Meine Kindheit in Ósterreich war geprrigt von vielen IJmzúgen. Meinen Vater und meine Gro|3eltern habe ich ganz selten in unregelmri|3igen Abstcjnden gesehen: einmal vier Jahre lang gar nicht, dann zwei lahre hintereinander, und dann wíeder ltinger nicht. Das war immer von der Laune meiner Mutter abhiingig, vielleichtauch davon, mitwem sie in Tschechien gerade gestritten hat. Meine Mutter wollte ein neues Leben und die Familie hot sie nicht mehr interessiert. Sie wollte eigentlich gar keinen Kontakt mehr. lch glaube aber, dass ihr das nicht gut getan hat. Wenn man einen Teil von sich so wegschlie|3t, ist das auf die Dauer nicht gut, Mein vater ist ein tschechischer patriot. lch denke, das hiingt damitzulommen, dass er als Kind in Russland gelebt hat. Mein Gro|3vater war Atomphysiker und hat irgendwann einen Job in der Nijhe von Moskau bekommen. Das war zur Zeit des Kalten Krieges. Ganz sauberwar die Geschichte vermutlich nicht. sie sind dann mit Sack und Pack und Kind und Kegel nach Russland gezogen, Da war mein Vater drei. Als er mit zehn Jahren zurijckgekommen ist, hatte er einen ldentitdtskonflikt, weil er besser Russisch als Tschechisch gesprochen hat. ln Russland war er immer der Ausliinder, der Faschist, und in der Tschechoslowakei war er dann der Russe. und jetzt ist er eben ein Patriot. lch bin auch sehr patriotisch und stolz aufTschechien. Das liegt sicher daran, dass ich in meiner Kindheit aus meiner Heimat herausgerissen wurde und durch das viele Umziehen recht heimatlos war. Die Beziehung zu meiner Mutter ist nicht sehr gut, somit war Tschechíen f r sehr lange Zeit stellvertretend f r den Vater und f r das Gute, und Ósterreich war sehr lange stellvertretend f r díe Mutter und das Schlechte. MittlerweiIe habe ich zu beiden Ldndern eine weniger extreme Beziehung, sehe da weniger schwarz-wei|3. Meine Mutter war ab einem bestimmten Zeitpunkt der Meinung, wir wrjren ,,echte" Ósterreicher. Deshalb hat sie unsere Namen geóndert, von einer tschechischen zu einer ósterreichischen Variante. Vor ein paar Jahren habe ich meinen alten Namen wieder angenommen und bin sehr froh darůber, lch bin mir jetzt bewusster, wer ich bín. Die Rijckkehr zu meiner urspr nglichen ldentitcjt hat mir geholfen, meine kijnstlerische ldentiteit mehr zu leben. ln diesen zwei Jahren, die seit dem er;ten lnterviewvergongen sind, hat sich in meinem Leben sehr viel gecindert, lch habe in einem Callcenter gearbeitet, wo ich f r einen ósterreichischen Netzbetreiber telefoniert habe. Das war eine sehr wichtige Erfahrung, um auch einmaI Kontakt zum ,,echten" Leben zu bekommen. Bis dahin war ich ja nur 9tudentin. Nebenbei habe ich sehr diszipliniert meine Diplomarbeit geschríeben und troždem bin ich ber alle Angste oder vielleicht durch díe Angste hindurch in dieser ganzen Zeit schreibend und singend geblieben, Anfang des lahres war mein Leben ziemlich stressig und ich habe oft gejammert, weil ich schon sehr am Limit meiner Kriifte war, doch jetzt habe ich die Ernte eingebracht. Nachdem ich im Winter mít meinem Studium fertig geworden bin, habe ich jeZtvom BMUKK das Dramatikerlnnenstipendium bekommen. Aufšerdem habe ich mit meiner Theatergruppe den JUNGW|LD-Fórderpreis f r junges Theater gewonnen, Fijr das Theaterst ck habe ich den Text geschrieben und mache f r die Produktion auch die Musik, Den Job im Callcenter habe ich im Sommer gekúndigt. letzt habe ich eine kleine Anstellung in einem Vintage-Laden. Seít Herbst arbeite ich auch an der Karl-Franzens-lJniversitijt Graz als Tschechisch-Lektorín. lch habe also immer alle Hcinde voll zu tun, aber dadurch bin ich auch sehr gereift in díesen ležten zwei Jahren. Fí.jr mich selbst ist es sehr schón, jetzt wieder hier zu sitzen und zu vergleichen, wie es damals war. Da hatíe ich gerade einmal die ersten mutigen Schritte in diese Richtung getan. Da war es noch alles andere als klar, ob ich wirklich Schriftstellerin sein móchte. lch bin ja nach wie vor auch leidenschaftliche Sringerin und hótte mir eine Karriere als Scingerin gew nscht. Das hat sich aber nicht ergeben, und vielleícht ist das auch gut so. K nstlerin zu sein, egal in welcher Kunstform, erfordert mentale und seelische Stijrke, und das Singen ist auch etwas sehr Emotionales, Kórperliches. Vielleicht ist es wichtig, dass ich auch noch etwas anderes mache und dass das mein Baby bleibt. Aber im Fr hling habe ich dann beschlossen, Verantwortung fijr mein Schreiben zu i.jbernehmen. Da habe ich mir gesagt, okay, ich bin jetzt Schriftstellerin und mache alles, was dazugehórt. Und seither kommen die Erfolge. lch habe zwar schon vorher daran gearbeitet, aber ježt wei|3 ich, das ist der richtige Weg. letzt ist es stimmig, und wenn ich ježt keine Jobs hcitte, kónnte ich - bescheiden zwar, aber immerhin - schon ein Jahr von dem GeId dieser Erfolge leben. Dass ich diese Entscheidung getroffen habe, Verantwortung zu í.jberneh, men, macht mich jetzt stolz. Auch meine Art zu schreiben, hat sich mittlerweile getindert - wie kann ich nicht so wirklich in Worte fassen. lch denke, hier hat die Diplomarbeit eine gro|3e Rolle gespielt, obwohl das eine ganz andere Art zu schreíben ist. Die richtigen Worte oder eine stímmige Atmosphiire zu finden, ist etvvas anderes, als eine Diplomarbeit oder jegliche wissenschaftliche Arbeitzu verfassen. Aber durch das strukturierte Arbeiten an der Díplomarbeit habe ích gelernt, einen groben Fahrplan zu haben, weil ich da keine andere Wahl hatíe. Frijher habe ich kurze Texte geschrieben. Da kamen mir ldeen, die habe ich mehr oder weniger hingeknallt, vielleícht spiiter noch ein bisschen daran herumgebastelt und das war's dann. Einen liingeren Text konnte ich unter anderem deshalb nicht schreiben, weiI es mir schwer gefallen ist, diesen gro|3en Bogen zu spannen und dabei nicht den Úberblíck zu verlieren. Dieses Problem habe ich jetztweniger. Eine wichtige Erfahrung war f r mich die Nominierung f r den Retzhofer Dramapreis im letzten Jahr. Schon allein, um dar, aus zu lernen, wie man das alles unter einen Hut bekommt. Meine Mentorin Edith Draxl hat mich ja ijberredet, f r den Preis, den sie auch ins Leben gerufen hat, einzureíchen. lch habe das dann zwar gemacht und wurde mit dem eingereichten Theoterstíjck fijr den Preis nominiert. Meine Arbeit am Text war aber nur sehr halbherzig. Da habe ich mich gerne hinter Edith versteckt, die mich beinahe ,,genótigt" hiitte, einzureichen. Zum Teil lag das sicher auch am Zeitmangel. Entscheidend war aber, dass ich keine Verantwortung f r meine Arbeit bernommen habe. Meine Enttijuschung dari)ber, den Preis nicht gewonnen zu haben, war anfangs sehr gro|3. Durch diese Entttjuschung bin ich aber gereift und habe den Entschluss gefasst, Schriftstellerin zu seín und f r mein Schaffen Verantvvortung zu íjbernehmen Durch das Dramatikerlnnenstipendium kann ich jetzt weiter an dem St ck arbeiten. Es hei|3t,,Nach dem 5piel" und ist eine Geschichte, in der es um hriusliche Gewalt geht, und um die Frage, wie weit etwas ein Spiel ist. ln gewisser Weise ist ja alles ein ípiel, beíspielsweise auch unser Wirtschaftssystem, das auch nach bestimmten Spielregeln funktioniert. Zwei Schwestern verarbeiten die hijusliche Gewalt in dem St ck spielerisch, einmal auf der Ebene, wo diese beíden Miidchen noch kinder sínd, und dann kommt das Erwachsenenalter, wo gezeigt wird, welche Strategien die beiden haben, damit umzugehen. Dann gibt es noch ein neues Drama, in dem es um eine Frau geht, die ungewollt schwanger wurde, das Kind weggab und das verdrcingt. Jahre sptiter wird das durch das Unterbewusstsein wieder hochgespúlt und niemand glaubt ihr, dass sie ein kind hatte. lch bin ein rastloser Mensch, und ích glaube, das ist sehr wichtig in diesem Job. Nur so konnten jetzt drei Sachen aufgehen. Das eine ist die Erwachsenenprosa wie der hier eingereichte Text, da n n Erwachs e n e n dra m ati k u n d J u g en dth eater. D i e H au ptm otivati o n daf r, in so vielen verschiedenen Bereichen zu arbeiten, ist natijrlich nicht der finanzielle Aspekt - auch wenn das ein angenehmer Nebeneffekt ist. lch konn mich nicht zufrieden geben mit einer Gattung, weil die 5prache und die Kunstform Literatur so viele Facetten hat. lch bin immer noch auf der Suche nach einer geeigneten Sprache f r all das. lJnd in meinem Nicht-angepasst-Sein bin ich auch auf der Suche danach, wie man Strukturen aufbrechen kann. Fijr Kinderliteratur habe ich mich etwa vor zwei lahren entschieden, weil das etwas Spezielles ist. Vielleicht hat es auch damitzu tun, dass mein inneres Kind schóne Geschichten mag, eine Sehnsucht also, die irgendwo in mir herrscht. lch konnte aber ijberhaupt nicht beurteilen, ob das gut ist, was ich da mache. Wenn du ein wirklich gutes Kinderbuch schreiben willst, musst du auf sehr kleinem Raum und in sehr einfacher Sprache sehr viel lnformation rúberbringen, eine Art von verknappter lnformation. Dazu ftillt mir Renate Welsh ein, Bei ihr habe ich das Gefůhl, sie schreibt so verknappt. lhre Bíjcher sind so dicht an lnformation, dass ich als erwachsene Leserin sehr viel herausholen kann. Da wird soziale Problematik f r Kinder greifbar dargestellt, und f r mich wird greifbar, was dahinter liegt. Das macht sie durch ihren Text móglich. Du musst es schaffen, die Thematik in einem so leichten Ton zu verpacken, dass sie auch f r junge Menschen wertvoll ist. Das ist das Besondere an Kinderliteratur. Aufšerdem hast du da auch ganz andere Tools. Das Fantastische ist in der hohen Literatur ja nicht gerne gesehen. Da wirst du gleich in díe1chublade Trivialliteratur gelegt. ln der Kinderliteratur ist das aber móglich, und sei es nur, um mit fantastischen Elementen ein Problem zu lósenJedenfalls war ich relativ ratlos, als ich mich f r die Kinderliteratur entschieden habe, aber ich wusste, das will ich machen. Deshalb habe ich den zweijcihrigen Fernkurs der STUBE (Studien, und Beratungsstelle f r Kinder- und lugendliteratur) gemacht. Au|3erdem habe ich einen Tutoriumsplatz bei der schreibzeit bekommen. Da werde ich von der Leiterin des lnstituts f r Jugendliteratur, Karin Haller, bei meinem Kinderbuch-Projekt betreut. Das Buch hei|jt ,,Wí,istenjunge", weil es von einem .lungen handelt, in dem eine Wtiste ist, ein reales Setting also, in das ein fantastisches Element eingebettet wird. Ein befreundeter Lyriker aus Graz zitiert oft Herta Míjller, die gesagt haben soll, dass es schon lringstzu spcit ist, wenn man sich die Frage stellt, worum mQn schreibt. Sobold du damit angefangen hast und dazu berufen bist, hast du keine Wahl mehr. Dagegen habe ich mich lange gewehrt. lch bin írgendwie in diesen lob hineingerutscht, der kein spa|šiger ist, aber jetzt habe ich die Verantwortung daftir tjbernommen. lch habe viele pltine und bin zuversichtlich, anders funktioniert es nicht.