Ganz leicht oder ETWAS AUS OEM ÄRMEL SCHÜTTELN Ein Pfarrer traf einmal einen Taschenspieler, der den Leuten seltsame Kunststücke vorführte. Er stopfte ein rotes Tuch oben in seine Faust und zupfte unten ein zwei Meter langes, blaues daraus hervor. Er ließ ein Ei in der Hand verschwinden und holte es hinter dem Ohr eines verwunderten Kindes hervor. Der Pfarrer war eigentlich auf dem Weg vom Gottesdienst nach Hause, doch er schaute in seinem langen Gewand mit den weiten Ärmeln eine Zeit lang zu. Dann rief er: »Ihr Leute, lasst Euch doch nicht betrügen. Der Mann arbeitet mit Tricks. Seht Euch nur seine Kleidung an. In den weiten Ärmeln hat er sicher manches versteckt.« Da lachte der Taschenspieler nur und sagte: »Ja, Leute, das stimmt. Mein Kollege hat vollkommen recht.« Da wurde der Pfarrer wütend: »Was sagen Sie da? Kollege? Ich bin doch kein Kollege eines Taschenspielers.« - »Na«, sagte der Taschenspieler, »schaut Euch doch selbst einmal Eure Kleidung an. Ihr schüttelt aus den weiten Ärmeln Eure Predigt. Ich schüttele aus meinen weiten Ärmeln Tricks.« Der Pfarrer stutzte, aber ärgerlich blieb er doch: »Ich bin trotzdem kein Kollege! Ich betrüge nämlich die Menschen nicht.« - »Nun ja«, meinte der Taschenspieler, »das ist Ansichtssache. Tatsache ist aber, dass die Menschen in der Kirche nichts von dem sehen, was Ihr ihnen in der Predigt aus dem Ärmel schüttelt. Bei meinen Tricks schon. Und wenn sie aus der Kirche kommen, fühlen sich manche Menschen getröstet. Wenn sie mir zusehen, la- I4li er chen sie sogar. Ob wir da nicht doch Kollegen sind? Der Heilige Geist ist auch schon da, um uns zu versöhnen.« Und mit (.Uesen Worten griff der Taschenspieler blitzschnell in einen der Ärmel des Pfarrers und holte eine weiße Taube hervor. Da mussten alle lachen, auch der Pfarrer. Tatsächlich sagt man »etwas aus dem Ärmel schütteln«, weil Pfarrer seit dem Mittelalter lernen mussten, Reden und Predigten ohne Vorbereitung zu halten Weil sie beim Reden mit ihren Armen große Gesten machten, sah es ein wenig so aus, als schüttelten sie daraus die Worte. Doch auch die Taschenspieler benutzten diese Mode bei allerlei Kunststücken. Aus den weiten Ärmeln konnte man nämlich rasch etwas unbemerkt hervorholen. Das wirkte dann, als sei es herbeigezaubert. Heute sagt man »etwas aus dem Ärmel schütteln« für alles, was einem leichtfällt. vv IT Schwarz wie die Nacht oder EINEN BLACKOUT HABEN Der Vater kam vom Einkaufen zurück. »Wo sind denn die Kartoffeln?«, fragte die Mutter. Der Vater fing an zu suchen. Dann sagte er: »Mist! Da hab ich wohl einen Blackout gehabt.« Sein Sohn Bruno rief: »Was hast du gehabt?« Seine Schwester Antonia erklärte: »Das ist Englisch. Black heißt schwarz und out heißt aus.« - »Papa hat einen Schwarzaus gehabt?«, fragte Bruno verwundert. »Na ja«, meinte der Vater, »das heißt >etwas vergessen«. Es kommt vom Stromausfall, glaube ich. Dann ist alles ganz dunkel.« Antonia fand das komisch: »Wieso heißt es dann nicht nur Schwarz, sondern Schwarzaus?« - »Das kommt eigentlich aus dem Theater«, sagte die Mutter. »In England hat man vor hundert Jahren das elektrische Licht als besonderen Effekt benutzt. Vor einer Pause hat man zum Beispiel einen Witz gemacht und dann schlagartig alle Lichter der Bühne gelöscht. Das hieß Blackout, weil mit dem Schwarz der Bühne die Szene aus war. Damit hatte das Publikum auch ein Zeichen, dass es jetzt klatschen durfte.« Plötzlich schrie Bruno vom Flur her. »Papa hatte wirklich einen Blackout. Er hat die Kartoffeln neben dem Kofferraum stehen lassen.«