ALTARAMÄISCHE GRAMMATIK mit Bibliographie, Chrestomathie und Glossar von Prof. Dr. Stanislav Segert VEB VERLAG ENZYKLOPÄDIE • LEIPZIG 1975 © VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1975 1. Auflage 1975 Verlagslizenz Nr. 434 - 130/29/75 - LSV 0874 Einbandgestaltung: RudoifUhlisch, Leipzig Printed in the German Democratic Republic Oesamtherstellung: IV/2/14 VEB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibnizs 445 Gräfenhainichen/DDR «3772 Gesetzt in Korpus Extended Antiqua und Hebräisch Serie 217-7 u. 217-8 Best.-Nr. 575 7912 EVP 60,- Mark Vorwort Die vorliegende Grammatik will in erster Linie das bisher meist isoliert dargestellte Spraehmaterial der aramäischen Abschnitte des Alten Testaments in den breiteren sprachgeschichtlichen Zusammenhang einreihen, d. h., sie behandelt das Biblisch-Aramäische im Rahmen des Reichsaramäischen. Erst während der Arbeit erwies es sich als zweckmäßig, auch die nicht allzu zahlreichen und umfangreichen älteren Texte aus der früharamäischen Periode — einschließlich derer im Dialekt von Ja'udi — einzubeziehen, so daß die Grammatik nunmehr alle altaramäischen Texte vom Anfang bis etwa zum Beginn der christlichen Ära erschließt. Der so aufgefaßte Bereich des Altaramäischen entspricht grundsätzlich der Terminologie von Franz Rosenthal und anderen Semitisten (Naba-täisch und Palmyrenisch sind jedoch nicht einbezogen), während sich die unter demselben Titel (nach Abschluß des vorliegenden Werkes) 1970 erschienene »Altaramäische Grammatik« von Reinhold Degen nur auf die Texte aus der älteren Periode, d. h. aus dem 9.—7. Jh. v. u. Z., beschränkt, die in der vorliegenden Grammatik als »früharamäisch« bezeichnet werden. Nach dem Erscheinen seiner kurzen Grammatik des Biblisch-Aramäischen in tschechischer Sprache 1956 schlug der Verfasser dem Verlag eine dieses Material im breiteren Rahmen behandelnde Grammatik vor. Der wissenschaftliche Berater der damaligen Porta-Reihe, Professor Dr. Richard Hartmann, ging mit Verständnis auf diesen Vorschlag ein. Während seiner Tätigkeit in dem damals von Professor Dr. Jaroslav Prüsek geleiteten Orientalischen Institut der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften in Prag hat der Verfasser an der Sammlung und Sichtung des Materials gearbeitet. Der grammatische Teil wurde in den Jahren 1962 bis 1965 erarbeitet, wobei Dr. Hellmuth Freydank, jetzt wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Orientforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin, viele stilistische Verbesserungen vornahm. Nach Fertigstellung des Manuskripts durch den Verfasser wurden bis 1968 6 Vorwort nur noch kleine Ergänzungen, besonders auf Grund der Papyri von Hermopolis, eingefügt. Lediglich das Glossar, das ursprünglich nur die biblisch-aramäischen Texte und daneben die in der Chrestomathie enthaltenen Proben berücksichtigte, wurde im Sommer 1970, dem berechtigten Wunsch des Verlages entsprechend, zum kurzen, doch vollständigen Wörterbuch der altaramäischen Dialekte erweitert. Der Wortschatz der Papyri von Hermopolis wurde noch aufgenommen, jedoch nicht mehr der hochspezialisierte Wortschatz der Inschriften auf Gefäßen von Persepolis. Bei der Ermittlung der Lehnwörter haben dem Verfasser seine Kollegen, Professoren im Department of Near Eastern Languages, University of California, Los Angeles, wertvolle Hilfe erwiesen, Hanns-Peter Schmidt und Andras Bodrogligeti für die persischen, Giorgio Buccelatti für die akkadischen und John Callender für die ägyptischen Lehnwörter. Der Verfasser mochte allen hier erwähnten Herren seinen aufrichtigen Dank aussprechen, ebenso allen Fachkollegen, die ihm ihre Arbeiten im Bereich des Altaramäischen zugänglich machten. Sein Dank gebührt auch Professor Dr. Heinrich Simon, Humboldt-Universität Berlin, für seine Mitwirkung bei der Herstellung des Satzmanuskripts zur Chrestomathie, und den Professoren D. Dr. Rudolf Meyer, Friedrich-Schiller-Universität, Jena, und Dr. Wolf Leslau, University of California, Los Angeles, für ihre wertvolle Hilfe bei der Korrektur. Ganz besonderen Dank möchte der Verfasser Herrn Dr. Rudi Kroe-ber, Leipzig, abstatten, der nicht nur als Hauptredakteur des Verlages, sondern auch als Semitist und Pädagoge der inhaltlich-philologischen und stilistischen Überarbeitung, der methodischen Darstellung des Materials und der übersichtlichen Gestaltung viel Zeit und Mühe widmete. Die Schrifttafel zeichnete Dozent Milan Hegar, Staatliche Hochschule für Kunstgewerbe, Prag, die Landkarte wurde von Dr. Karel F. Růžička, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Orientalischen Institutes der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, Prag, skizziert; der Verfasser dankt beiden für ihre Unterstützung. Den Mitarbeitern des Verlages und der Druckerei gebührt Anerkennung für ihre verständnisvolle Arbeit an dem technisch anspruchsvollen Manuskript und Satz. Vorwort 7 Die Schwierigkeiten, die durch Entfernung des Verfassers vom Druckort und von seinen Arbeitsvorlagen entstanden, wurden durch Sorgfalt von Frau Christine Kontressowitz geb. Kroeber, die vom Verlag mit der Vorbereitung des Manuskripts und der Korrekturen für die Druckerei betraut wurde, zum größten Teil behoben. Der Verfasser drückt ihr seinen aufrichtigen Dank aus. Schließlich möchte der Verfasser an dieser Stelle auch seiner Frau danken, die dem Anfertigen des Manuskriptes viel Zeit und Mühe gewidmet hat. ■oV mr* nbw ara» nVx no "frx nn&nn pai "»V inons> tok Der Verfasser war bestrebt, die Einfachheit der aramäischen Sprache, der ihre Verbreitung im Altertum wesentlich zu danken ist, klar herauszuarbeiten. Die Darlegung folgt daher der traditionellen sprachwissenschaftlichen Methode samt ihrer Terminologie, wobei jedoch einige Auffassungen des Prager Strukturalismus, die zur größeren Klarheit, besonders in der Phonologie, führen, verwendet wurden. Die historische Bedeutung der aramäischen Sprache liegt in ihrer Funktion eines Verbindungs- und Verständigungsmittels zwischen verschiedenen Sprachen, Kulturen und Völkern der Alten Welt. Möge die vorliegende Grammatik zum tieferen Eindringen in diese Funktion anregen und zur verstärkten internationalen Zusammenarbeit auf diesem Gebiet beitragen. Stanislav Segert Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 15 0. Vorbemerkungen 19 0.1. Zweck und Anlage der Grammatik 19 0.2. Wissenschaftliche Bearbeitung der alt aramäischen Dialekte 23 0.3. Hinweise zum Studium 28 1. Das Alt aramäische und seine historischen und sprachlichen Beziehungen 31 1.1. Die Stellung des Aramäischen unter den semitischen Sprachen 31 1.2. Die Benennungen der altaramäischen Sprache 32 1.3. Die Entstehung der aramäischen Sprache 33 1.4. Das Früharamäische und seine Dialekte 3& 1.5. Das Reichsaramäische 39 1.6. Das Biblisch-Aramäische im Rahmen des Reichsaramäischen 1.7. Die Weiterführung der reichsaramäischen Schriftsprache 49 1.8. Die jüngeren aramäischen Sprachen 52 Die Schrift 5T 2.1. Die Schriftarten 57 2.2. Die aramäische Schrift 58 2.3. Die Konsonanten 60 2.4. Andeutung der Vokale durch Konsonantenbuchstaben 62 2,5. Vokalisation durch besondere Zeichen 66 2.5.1. Historische Voraussetzungen 66 2.5.2. Vokalisation und Sprachüberlieferung 67 Formen der Vokalzeichen 69 2.5.4. Weitere masoretische Zeichen 72- Die Akzentzeichen 75 2.5.6. Textkritische Zeichen 76 Phonologie 78 3.1. Systeme und Veränderungen 78 3.2. Konsonantische Systeme 81 3.2.1. Aufzeichnung der Konsonanten 81 3.2.2. Einteilung der Konsonanten 82 3»2#3* Die Konsonanten und ihre phonetischen Werte 82 10 Inhaltsverzeichnis 3.2.4. Zu einzelnen Kategorien 88 3.2.5. Die Vereinfachung des protosemitischen Konsonantismus 88 3.2.6. Das früharamäische Konsonantensystem 90 3.2.7. Der Übergang zum reichsaramäischen Konsonantensystem 91 3.2.8. Der Konsonantismus nach der masoretischen Überlieferung des Biblisch-Aramäischen 94 3.2.9. Die Positionsvarianten in der masoretischen Überlieferung des Biblisch-Aramäischen 95 3.3. Vokalische Systeme 97 3.4. Die Silbenbildung 100 3.5. Die Betonung 102 3.6. Durch Position und Kombination hervorgerufene Laut- veränderungen 105 3.7. Veränderungen von Konsonanten 107 3.7.1. Durch die Position bedingte Konsonantenveränderungen 107 3.7.2. Durch die Kombination der Wurzelkonsonanten hervorgerufene Konsonantenveränderungen 108 3.7.3. Durch die Flexion hervorgerufene Konsonanten Veränderungen 110 3.7.4. Elision der Konsonanten 111 3.7.5. Assimilation und Dissimilation von [Nasalen und Liquiden 112 3.7.6. Die Gemination der Konsonanten 115 3.7.7. Spirantisation der Konsonanten 117 3.7.8. Die Laryngale 118 3.8. Veränderungen von Halbkonsonanten und Diphthongen 122 3.8.1* Elision von w und j zwischen Vokalen 122 3.8.2. Elision des,; nach langem ö 123 3.8.3. Elision von w und j vor und nach dem kurzen u bzw. i 124: 3.8.4. Übergang zwischen Halbkonsonanten und Vokalen 125 3.8.5. Die Diphthonge 125 3.9. Veränderungen der Vokale 128 3.9.1. Qualitative Veränderungen der Vokale 128 3.9.2. Dissimilation der Vokale 130 3.9.3. Kontraktion der Vokale 131 3.9.4. Elision und Reduktion der kurzen Vokale in offenen Silben 132 3.9.5. Lange Vokale in geschlossenen Silben in der Wortmitte 135 3.9.6. Einfügung von neuen Vokalen 135 3.9.7. Assimilation der Vokale an Konsonanten (Labiale) 137 3.9.8. Einwirkung der Laryngalkonsonanten auf die benachbarten Vokale 137 3.9.9. Kanaanismen und Hebraismen in der Vokalisation 142 4. Wortbildung 144 4.1. Systeme der Wortbildung 144 4.2. Bildung der Pronomina 145 Inh al t s ver zei c h ni s 11 4.3. Bildung der Nomina 145 4.3.1. Die angewandten Systeme 145 4.3.2. Die zweiradikaligen Nominalschemata 147 4.3.3. Dreiradikalige Nomina 148 4.3.4. Nomina mit Präfixen 153 4.3.5. Nomina mit Affixen 155 4.4. Bildung der Zahlwörter 157 4.5. Bildung der Partikeln 157 4.6. Bildung der Verben 157 4.7. Lehnwörter 160 4.8. Eigennamen 163 5. Morphologie 165 5.1. Pronomen 165 5.1.1. Gattungen der Pronomina 165 5.1.2. Selbständiges Personalpronomen 165 5.1.3. Suffigiertes Personalpronomen 168 5.1.4. Demonstrativpronomina 174 5.1.5. Relativpronomen 177 5.1.6. Interrogativpronomina 178 5.1.7. Unbestimmte Pronomina 178 5.2. Nomen 179 5.2.1. Nominalkategorien 179 5.2.2. Genus 180 5.2.3. Numerus 182 5.2.4. Status 187 5.2.5. Determination 188 5.2.6. Die Kasus 192 5.2.7. Übersicht der Nominalendungen 193 5.3. Die Nominalklassen 194 5.3.1. Kriterien der Nominalklassen 194 5.3.2. Maskulina ohne Veränderung der Nominalbasis 196 5.3.3. Maskulina mit geminiertem Endkonsonanten 197 5.3.4. Maskulina mit kurzem Vokal in der letzten Silbe 198 5.3.5. Nomina auf -e 199 5.3.6. Maskulina mit Veränderung in der letzten und in der vorletzten Silbe 200 5.3.7. Nomina segolata 201 5.3.8. Feminina 204 5.3.9. Nomina besonderer Bildung und Flexion 207 5.3.10. Übersicht über die Nominalklassen 211 5.4. Das Zahlwort 215 5.4.1. Ziffern und Zahlen 215 5.4.2. Die Kardinalzahlen 215 5.4.3. Die Ordinalzahlen 220 12 Inhaltsverzeichnis 5.4.4. Die Bruchzahlen 221 5.4.5. Das Substantiv für »alles« 221 5.4.6. Das Zahlwort maß ige Adjektiv »der andere« 222 5.5. Die Partikeln 223 5.5.1. Die Gattungen 223 5.5.2. Die einkonsonantigen Partikeln 223 5.5.3. Zweikonsonantige Präpositionen in Singularform 227 5.5.4. Präpositionen mit pluralischen Suffixen 229 5.5.5. Die Ausdrücke für die Existenz 231 5.5.6. Negations-, Affirmations- und Fragepartikeln 232 5.5.7. Die Konjunktionen 234 5.5.8. Die Adverbien 236 5.5.9. Die Interjektionen 238 5.6. Das Verbalsystem 239 5.6.1. Verbalkategorien 239 5.6.2. Die Person 241 5.6.3. Numerus und grammatisches Genus 243 5.6.4. Das System der Verbalaspekte (»Tempora«) 244 5.6.5. Das System der Modi 252 5.6.6. Der thematische Vokal 254 5.6.7. Genera verbi 255 5.6.8. Das System der Verbalschemata 257 5.6.9. Die Verbalnomina 260 5.6.10. Übersicht über die Verbalflexion 263 5.7. Die Verbalklassen 264 5.7.1. Das starke Verb 264 5.7.1.1. Die gewöhnlichen starken Verben 264 5.7.1.2. Die starken Verben mit Laryngalen 270 5.7.2. Verben mit Alef als 1. Radikal (F) 272 5.7.3. Verben mit j als 1. Radikal (I j) 274 5.7.4. Die assimilierenden Verben (In, lqh> slq) 278 5.7.5. Verben mit gleichem 2. und 3. Radikal (II geminatae) 282 5.7.6. Verben mit w und j als 2. Radikal (II w/j) 286 5.7.7. Verben mit Alef als 3. Radikal (III infirmae) 294 5.7.8. Verben mit j als 3. Radikal (III infirmae) 297 5.7.9. Verben mit Suffixen 307 6. Funktion der Wörter im Satz 318 6.1. Vorbemerkung 318 6.2. Syntax der Pronomina 318 6.2.1. Selbständiges Personalpronomen 318 6.2.2. Suffigiertes Personalpronomen 321 6.2.3. Verwendung der Demonstrativpronomina 323 6.2.4. Verwendung der Interrogativpronomina 325 6.2.5. Verwendung des Relativpronomens 326' Inhaltsverzeichnis 13 6.3. Syntax der Nomina 329 6.3.1. Genus 329 6.3.2. Numerus 333 6.3.3. Determination und Indetermination — Status 334 6.3.4. Die Kasus 337 6.3.5. Grammatische Funktionen einiger Nomina 338 6.3.6. Das Adjektiv 340 6.4. Syntax der Zahlwörter 342 6.4.1. Schreiben der Zahlwörter 342 6.4.2. Die Kardinalzahlen 343 6.4.3. Verwendung der Ordinalzahlen 346 6.4.4. Die multiplikativen Zahlwörter 346 6.4.5. Die Verwendung des zahlwortartigen Ausdruckes »alles« 346 6.5. Syntaktische Verwendung der Partikeln 347 6.5.1. Gattungen 347 6.5.2. Gebrauch von Präpositionen (6- »in«, l- »zu«; k- »wie«; min »von«; *im »mit«; l »zu«; 9 ad »bis (zu)«; *al »auf, über«; qbl »gegenüber«) 348 6.5.3. Konjunktionen 356 6.5.3.1. Funktion im Satzbau 356 6.5.3.2. Koordinierende Konjunktionen 356 6.5.3.3. Hypothetische Konjunktion hen 358 6.5.3.4. Subordinierende Konjunktionen 359 6.5.3.5. Verwendung der Relativpartikel in konjunktionaler Funktion 359 6.5.4. Ausdrücke der Negation 361 6.5.5. Verwendung der Existenzausdrücke 362 6.5.6. Adverbien 363 6.5.7. Interjektionen 363 6.6. Syntax der Verben 363 6.6.1. Syntaktische Funktion und lexikalischer Belang 363 6.6.2. Person, Numerus, Genus 368 6.6.3. Aspekte bzw. Tempora 369 6.6.3.1. Verschiedene Auffassungen vom Perfekt und Imperfekt 369 6.6.3.2. Funktion des Perfekts 374 6.6.3.3. Funktion des Imperfekts 377 6.6.3.4. Prädikatives aktives bzw. reflexives Partizip als Ausdruck der Handlung 380 6.6.3.5. Das passive Partizip in prädikativer Funktion 384 6.6.3.6. Das Partizip mit einer finiten Form des Verbs »sein« 385 6.6.4. Funktionen des Partizips 387 6.6.5. Funktionen des Infinitivs 389 6.6.6. Gebrauch der Modi 392 6.6.7. Das verbale Genus 394 6.6.8. Besondere Verbalkonstruktionen 396 14 Inhaltsverzeichnis 7. Satzlehre 399 7.1. Der Satz und seine Arten 399 7.2. Satzteile 401 7.2.1. Das Subjekt 401 7.2.2. Das Prädikat 403 7.2.3. Das Objekt 406 7.2.4. Adverbielle Näherbestimmung 408 7.2.5. Prädikativ 411 7.2.6. Apposition 412 7.2.7. Attribut 414 7.2.8. Anruf 418 7.3. Anreihung der Satzteile 419 7.3.1. Aneinanderreihung der gleichwertigen Satzteile 419 7.3.2. Kongruenz zwischen Subjekt und verbalem Prädikat 420 7.3.3. Wortfolge 421 7.4. Einfache Sätze und ihre Arten 423 7.5. Das Satzgefüge 427 7.5.1. Kriterien der Einteilung 427 7.5.2. Koordinierte Sätze 429 7.5.3. Zustandssätze 430 7.5.4. Bedingungssätze 430 7.5.5. Relativsätze 434 7.5.6. Subordinierte Aussagesätze 436 7.5.7. Sätze zur Naherbestimmung des Umstandes 436 7.5.8. Indirekte Frage 438 7.5.9. Finalsätze 439 7.6. Syntaktische Unregelmäßigkeiten 440 7.7. Syntax und Stil 442 7.7.1. Stilarten im Früharamäischen 442 7.7.2. Stilarten im Reichsaramäischen 442 7.7.3. Stilarten im Biblisch-Aramäischen 444 7.7.4. Syntaktische Stilmittel 444 8* Bibliographie 446 8.1. Bibliographien 447 8.2. Grammatiken und Sprachbeschreibungen 448 8.3. Wörterbücher 453 8.4. Zur Geschichte und Kultur der Aramäer 454 8.5. Texte 456 Chrestomathie mit Anmerkungen (Verzeichnis der Texte siehe dort) 467 Glossar 521 Karte der Fundorte Abkiirzungsverzeichnis 1. Sprachen und Texte ägypt., Ägypt. ** ägyptisch, Ägyptisch A Abiqär (C p. 212—220) AA Altaramäisch Adon Brief des Königs Adon AG Aime-Giron, Textes arameens d'Egypte AH An Aramaic Handbook, ed. F. Rosenthal, 1/1—2 akkad., Akkad. akkadisch, Akkadisch altaram. altaramäisch amor., Amor. amoritisch, Amoritisch arab., Arab. arabisch, Arabisch aram., Aram. aramäisch, Aramäisch Arebs Inschriften von Arebsun (vgl. KAI 264) Ass Ostrakon aus Assur * • äthiop., Athiop. äthiopisch, Äthiopisch B Inschrift von Behistun in aram. Übersetzung (C p. 251—254) BA Biblisch- Aramäisch babyl. babylonisch Bah Inschrift von Bahadirh BH Biblia Hebraica, ed. Kittel-Kahle BR Bar-Rekib-Inschriften (KAI 216-221) C Cowley, Aramaic Papyri of the Fifth Century B.C. Carp Inschrift von Carpentras (KAI 269) CIS Corpus Inscriptionum Semiticarum D Daniel Dr Driver, Aramaic Documents of the Fifth Cen- tury B.C. E Esra FA Früharamäisch 16 Abkürzungsverzeichnis Gn H hebr., Hebr HNE Ja Jdc Jr Genesis Hadad-Inschrift (KAI 214) hebräisch, Hebräisch Lidzbarski, Handbuch der nordsemitischen Epigraphik Ja'udisch Judicum Jeremia jüd.-aram., Jüd.-Aram. jüdisch-aramäisch, Jüdisch-Aramäisch K KAI Kand KK Kt. L M mand. MT NI-II nabat., Nabat NSE OCG OrNab OS P palm. PD pers., Pers. PH phön., Phön PM RA RES Kraehng, The Brooklyn Museum Aramaic Papyri Donner-Röllig, Kanaanäische und Aramäische Inschriften bilingue Inschrift von Kandahar Kesecek Köyü (KAI 258) K^tib codex Leningradensis B 19 a Melqart-Stele (KAI 201) mandäisch masoretischer Text Stelen von Nerab (KAI 225-226) nabatäisch, Nabatäisch Cooke, A Text-Book of North-Semitic Inscriptions Ostraka der Sammlung Clermont-Ganneau Oratio Nabonidi, Das Gebet des Nabonid (4Q) Ostraka Sachau, Aramäische Papyrus und Ostraka Panamuwa-Inschrift (KAI 215) palmyrenisch Inschrift von Pul-i-Darunteh persisch, Persisch Papyri von Hermopolis phönizisch, Phönizisch Papyrus Meissner Q9re Reichsaramäisch Repertoire d'Epigraphie Semitique Ab kür zung sver zei e h ni s S I-III Stelen von Sfire (KAI 222—224) Sard bilingue Inschrift von Sardes (KAI 260) semit. semitisch syr. syrisch ŠF Grabinschriften von Sech Fadl T große Inschrift von Tema (KAI 228) Tax Inschrift von Taxila (KAI 273) tiber. tiberisch ugar., Ugar. ugaritisch, Ugaritisch Z Zakir-Inschrift (KAI 202) 2, Grammatische Termini abs. (Status) absolutus act. aktiv Adv. Adverb Af. 'Afel Akk. Akkusativ comm. communis cstr. (Status) constructus cv., conc. concave det. (Status) determinatus Du. Dual f., fem. femininum, feminin Gem. Geminata Gen. Genitiv Hstf * Hafcel Hitp. HitpQel Hitpa. Hitpafal Hof. Hof'al Huf. Hufal Imper. Imperativ Impf. Imperfekt inc. incertum inf. infirma (w, j) Inf. Infinitiv Itp. Itp9ťel Juss. Jussiv 2 Segert, Altaram. Gramm. Abkürzungsverzeichnis Konj. Konjunktion 1. lege(ndum) Lar. Laryngal Lw. Lehnwort m., mask. masculinum, maskulin ML mater lection is n. rel. nota relationis Nom. Nominativ om. omit tit Pa. Pa'el Part. Partizip pass. passiv Perf. Perfekt Pers. Person PI. Plural Pit. Pluraletantum Präp. Präposition Pron. Pronomen Pu. Pu'al Singular St. Status suff. suffigiert Suff. Suffix sup. lin. supra lineam gaf. Safel Siehe auch gesondertes Abkürzungsverzeichnis zur Bibliographie a. (X 0. V orbemerkung'en 0.1. Zweck und Anlage der Grammatik 0.1.1. Die vorliegende Grammatik stellt den ersten Versuch dar, die älteren aramäischen Dialekte gemeinsam zu behandeln. Der Verfasser beabsichtigte zunächst, nur das Re ichsaramäische zu bearbeiten, dessen Sprachdenkmäler zwar verhältnismäßig wenige Verschiedenheiten aufweisen, doch wegen der ganz unterschiedlichen Art der textlichen Uberlieferung — und folglich auch der wissenschaftlichen Bearbeitung — bisher getrennt betrachtet wurden. Die aramäischen Partien der Bücher Esra und Daniel waren bis zur Gegenwart nur in sorgfältig überlieferten und mit Punktation versehenen Bibelhandschriften zugänglich, die aber mehr als zwölf Jahrhunderte von der Entstehungszeit entfernt waren; die anderen Texte, Inschriften, Urkunden und Briefe sind dagegen in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. Die aramäischen Abschnitte der Bücher Esra und Daniel wurden seit Jahrhunderten durch viele Generationen von Gelehrten gründlich erforscht, während die auf Papyrus, Leder, Ton und Stein erhaltenen Texte erst vom Anfang dieses Jahrhunderts an in größerer Anzahl ans Licht und auf die Arbeitstische der Forscher gelangten. Erst in den letzten Jahren wurde es möglich, die Sprachdenkmäler der ältesten Phasen des Aramäischen in die grammatische Forschung einzubeziehen. 0.1.2. Die Tatsache, daß in dieser »Altaramäischen Grammatik« Texte in verschiedenen Dialekten, die mehr als ein halbes Jahrtausend umfassen, zusammen bearbeitet werden, dürfte an sich das vorliegende Buch zu einer historisch-vergleichenden Grammatik gestalten. Dabei fühlte sich der Autor durch den Titel und durch die Tradition der Sammlung, in die seine Grammatik aufgenommen worden ist, so weit verpflichtet, daß er die vorliegende Arbeit doch in erster Linie als Lehrbuch aufgefaßt hat. 20 Zweck und Anlage der Grammatik 0.1.3. Weder für die Benutzung im Unterricht noch für das Selbststudium werden daher Vorkenntnisse des Aramäischen vorausgesetzt. Es wird auch nicht mit der Kenntnis der anderen semitischen Sprachen gerechnet, obwohl die meisten, die sich dem Studium der älteren aramäischen Dialekte widmen, mindestens eine andere semitische Sprache kennen, insbesondere das Hebräische, auch das Arabische oder Akkadische. Die hier angeführten Belege aus diesen Sprachen dienen in erster Linie als pädagogische Behelfe, die dem Lernenden durch Analogie oder Gegensatz die aramäischen Spracherscheinungen näher bringen sollen; doch sind diese Angaben auch als erste Ansätze zum Sprachvergleich gedacht. 0.1.4. Da jeder Sprachunterricht mit einer fest normierten Sprachenphase — wie z. B. ciceronianischem Latein und attischem Griechisch — beginnen soll, wird als Grundlage der Darstellung das verhältnismäßig gut durchgearbeitete und durch zusammenhängende vokalisierte Texte vertretene Biblisch-Aramäisch benutzt. Die reichsaramäischen Urkunden sind in einer überwiegend konsonantischen Orthographie geschrieben, und ihr Bestand an Vokalandeutungen ergibt nicht die vollständige Aussprache; es wird daher immerhin am zweckmäßigsten sein, das Lernen des Altaramäischen mit den voka-lisierten Texten in den Büchern Esra und Daniel zu beginnen. Die traditionelle masoretische Vokalisation der aramäischen Bibeltexte ist nicht so sehr durch die in letzter Zeit erhobenen Einwände betroffen, wie die der hebräischen Bibelbücher. Aus praktischen Gründen darf man beim Lernen diese traditionelle Aussprache auch auf die anderen Texte der reichsaramäischen Phase anwenden. 0.1.5. Die archaischen Texte weisen in ihrem Schriftbild einige Unterschiede gegenüber der viel später normierten Aussprachetradition auf, doch die zur Zeit zugänglichen Quellen und Zeugnisse erlauben nicht, die wirkliche alte Aussprache zu rekonstruieren. Um die archaischen aramäischen Texte überhaupt laut lesen zu können — was ja beim Unterricht nötig ist —, darf man auch hier zur traditionellen masoretischen Aussprache Zuflucht nehmen, ohne aber zu vergessen, daß sie nur ein Notbehelf ist. 0.1.6. Die babylonische Überlieferung der aramäischen Bibeltexte aus dem Danielbuche ist im Rahmen dieser Grammatik nicht in ex- Zweck und Anlage der Grammatik 21 tenso behandelt worden. Doch einige Schreib- und Aussprachegewohnheiten wurden gelegentlich zur Erklärung der phonetischen und morphologischen Erscheinungen herangezogen. Um aber dem Studierenden Gelegenheit zu geben, sich in die aramäischen Texte mit supralinearer Vokalisation einzuarbeiten, wurden in die Chrestomathie einige Proben eingereiht, die mit Hilfe der Anmerkungen auch für weiteres Studium dieser Überlieferung eine Grundlage bieten werden. 0.1.7. Grundsätzlich beschränkt sich die vorliegende Grammatik auf die Texte, die in aramäischer Sprache mit Hilfe der alphabetischen Schrift aufgezeichnet sind. Die vereinzelten aramäischen Texte in demotischer Schrift aus Ägypten und in syllabischer Keilschrift aus Mesopotamien sind jedoch gelegentlich herangezogen worden. Die aramäischen Reterogramme in den verschiedenen persischen Texten sind aus dieser Grammatik ausgeschlossen worden, weil sie erst aus der späteren Zeit direkt belegt sind. Selbst wenn sie aus der älteren Zeit bezeugt wären, würde die Brauchbarkeit dieser Wörter für eine grammatische Bearbeitung durch ihr isoliertes Vorkommen in einem fremden Kontext erheblich vermindert sein. Ebenfalls sind die Texte, deren aramäischer Charakter nicht durch das Vorkommen von aramäischen Flexionselementen über allenZweifelerhaben ist, nicht in die vorliegende Bearbeitung einbezogen worden. Eine auf möglichst reinen aramäischen Texten aufgebaute grammatische Darstellung kann zur bestimmteren Feststellung und Ausscheidung der fremdsprachigen Elemente dienen, auch wenn sie dabei nicht alle fremdartigen Erscheinungen verzeichnet. 0.1.S. Als Grundlage für eine grammatische Bearbeitung eignen sich in erster Linie die Texte, deren Interpretation gesichert ist und deren Sprache schon Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Als Gegenstand der grammatischen Darstellung und der an die Chrestomathie anknüpfenden Einübung dienen vorwiegend die aramäischen Partien der Bücher Esra und Daniel und der zur Zeit größte Komplex der alt aramäischen Texte, die Papyri aus Elephantine. Die Ostraka von Elephantine und die Briefe Arsämas und seiner Genossen kommen in zweiter Linie hinzu. Die anderen gleichzeitigen und späteren Sprachdenkmäler werden nach Möglichkeit berücksichtigt und ihre charakteristischen Spracherscheinungen wenigstens anmerkungsweise verzeichnet. Doch war es selbstverständlich weder aus buchtechnischen Grün- Zweck und Anlage der Grammatik den möglich noch im übrigen zweckmäßig, in jeglicher Hinsicht die Vollständigkeit zu erreichen. Von den aramäischen Texten aus den Qumränhöhlen werden nur die Daniel-Fragmente und die Nabonid-Erzählung berücksichtigt, die ihrem Ursprung nach in die für diese Grammatik bestimmte Zeitspanne gehören. Das Material aus den früharamäischen Inschriften ist womöglich vollständig aufgenommen, wobei freilich nicht alle Belege angegeben sind. 0.1.9. Die vorliegende Grammatik will vor allem Instrument zum Studium der altaramäischen Texte sein, doch ihre Konzeption und das in ihr verarbeitete Material dürften sich auch für speziell linguistische Zwecke als nützlich erweisen. Die Darstellung ist deskriptiv, die historischen und vergleichenden Ausführungen dienen nur der besseren Einsicht in das System der Sprache. 0.1.9.1. Für jede aramäische Grammatik bleiben die Werke von Theodor Nöldeke ein unerreichbares Vorbild durch seine Kunst, die Tatsachen zu erfassen. Die neueren sprachwissenschaftlichen Methoden können auch für eine Grammatik wie die vorliegende nützlich sein. Doch die Grammatik muß auch demjenigen ohne weiteres vollkommen verständlich sein, dem die Terminologie und die Theorie dieser oder jener linguistischen Schule nicht geläufig ist. 0.1.9.2. In pädagogischer Hinsicht sind im Bereich der semitischen Sprachen die Grammatiken von Arthur Ungnad noch immer vorbildlich, besonders für das Selbststudium. Da die altaramäischen Dialekte nicht regelmäßig in den Lehrplänen der Hochschulen vertreten sind, wurde eben auf diesen Gebrauch Rücksicht genommen. 0.1.9.3. Die älteren aramäischen Dialekte haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sowohl die neuen Funde und Veröffentlichungen der altaramäischen Texte als auch die neuen grammatischen und lexikalischen Bearbeitungen steigern die Relevanz dieser Urkunden nicht nur für den Semitisten, sondern auch für denjenigen, der sich mit der Geschichte, Kultur, Literatur und Religion im Bereich des alten vorderen Orients befaßt. Wissenschaftliche Bearbeitung der altaramäischen Dialekte 23 0.2. Wissenschaftliche Bearbeitung der altaramäischen Dialekte 0.2.1. Überlieferung der biblisch-aramäischen Texte 0.2.1.1. Von den aramäischen Texten aus der Zeit vor der Eingliederung Syriens ins römische Imperium wurden nur die aramäischen Partien der biblischen Bücher Esra und Daniel durch ununterbrochene handschriftliche — und dazu für die Aussprache auch mündliche — Überlieferung erhalten. 0.2.1.2. Die jüdischen Grammatiker des Mittelalters haben diese Abschnitte berücksichtigt und ihre Sprache — neben den aramäischen Dialekten der Targume und der Talmude — mit dem Hebräischen und dem Arabischen verglichen. Auch in der neueren Zeit haben besonders die jüdischen Gelehrten die biblisch-aramäischen Texte in Verbindung mit den weit umfangreicheren jüdisch-aramäischen Texten behandelt, von denen die wichtigsten Targume und der palästinische Talmud ihnen sprachlich weit näher stehen als der babylonische Talmud. 0.2.2 Bearbeitung des Biblisch-Aramäischen 0.2.2.1. Die meisten christlichen Bearbeiter der älteren Zeit betrachteten das Biblisch-Aramäische, das sie nach einem eingebürgerten Irrtum »Chaldäisch« nannten (s. 1.2.3.), als eine Art Anhang zum Biblisch-Hebräischen. Dieses Verfahren hat gewisse praktische Vorteile und braucht einer Darstellung nicht hinderlich zu sein. Aber die Einreihung des biblisch-aramäischen Wortschatzes in das biblischhebräische Wörterbuch war gewiß unberechtigt. Erst seit der 15. Auflage des Wörterbuchs von Gesenius (1895) ist das aramäische Material gesondert gegeben. 0.2.3. Grammatiken des Biblisch-Aramäischen 0.2.3.1. Eine sorgfältige und vollständige Bearbeitung der aramäischen Partien der Bücher Esra und Daniel mit Heranziehung der anderen damals zugänglichen Quellen hat E. Kautzsch in seiner »Grammatik des Biblisch-Aramäischen« 1884 geliefert. 24 Wissenschaftliche Bearbeitung der alt aramäischen Dialekte 0.2.3.2. Die recht brauchbaren Lehrbücher von K. Marti und H. L. Strack erschienen beide zuerst 1896 und erlebten noch weitere Auflagen. Beide enthalten den Abdruck der biblisch-aramäischen Texte mit Glossar. In den späteren Auflagen wurde die textliche Grundlage noch erweitert. Von der 3. Auflage an brachte Strack auch Proben aus den Texten mit supralinearer Vokalisation, die ihm P. Kahle zur Verfügung stellte. Marti hatte bereits Proben aus den Papyri von Elephantine abgedruckt und ihren Wortschatz in das Glossar aufgenommen. 0.2.3.3. Die umfangreiche »Grammatik des Biblisch-Aramäischen« von H. Bauer und P. Leander, in der die tiefgründige Erklärung der Spracherscheinungen Bauer und die Fülle des Materials Leander zu verdanken ist, hat sowohl die Texte mit supralinearer Punktation als auch die altaramäischen und jüdisch-aramäischen Sprachdenkmäler in großem Umfang herangezogen. Die kleinere Bearbeitung dieses Werkes hat die Grammatik in Beschränkung auf das Nötigste übersichtlich dargeboten, aber die Texte nebst einem Glossar beigefügt. 0.2.3.4. Die holländische Grammatik von J. J. Koopmans geht in der von Bauer und Leander vorgeschlagenen Richtung. Die englisch verfaßte Grammatik von F. Rosenthal spiegelt sowohl in ihrer Methode als auch in der Heranziehung des Materials aus anderen Dialekten und Sprachen den neuesten Stand der Forschung wider. 0.2.3.5. Kürzere Abrisse der biblisch-aramäischen Grammatik als Beigaben zur hebräischen Grammatik sind — aus praktischen Gründen — auch in der letzten Zeit erschienen, in französischer Sprache von Ch.-F. Jean und in tschechischer Sprache — auf Grund der Biblia Hebraica von Kittel und Kahle — von S. Segert. 0.2.4. Lexikalische Bearbeitung des Biblisch-Aramäischen 0.2.4.1. Der biblisch-aramäische Wortschatz ist gesondert vom hebräischen in kleineren (Siegfried und Stade, König, Fohrer) und größeren (Gesenius-Buhl, Brown-Driver-Briggs, Vogt) Wörterbüchern zum Alten Testament verzeichnet. Für das Lexikon von L. Koehler hat den aramäischen Teil mit vorbildlicher Sorgfalt und unter Heranziehung von reichem Vergleichsmaterial W. Baumgartner ausgearbeitet. Wissenschaftliche Bearbeitung der altaramäischen Dialekte 25 0.2,4.2. Auch in den hebräischen Konkordanzen zum Alten Testament ist der Wortschatz der aramäischen Partien getrennt dargeboten (Mandelkern, Lisowsky-Rost); die bisher vollständigste Konkordanz von Loewenstamm und Blau soll dieses Material ebenfalls enthalten. 0.2.5. Altaramäische Inschriften 0.2,5,1. Als 1889 die Academie des Inscriptions in Paris die Herausgabe des zweiten Bandes des »Corpus inscriptionum Semiticarum« begann, war in diesem aramäischen Material auch eine Anzahl von Inschriften, Ostraka und Papyri aus der altaramäischen Periode enthalten, doch meist kurz und fragmentarisch. 0.2.5.2. Die 1888 begonnenen deutschen Ausgrabungen in Zincirli, nordöstlich vom Golf von Iskanderun, brachten wichtige archaische Inschriften größeren Umfangs zutage, zum Teil im Lokaldialekt des Königreiches Ja'udi bzw. seiner Hauptstadt Sam'äl. Die Inschrift des Königs Zakir von Hamat wurde 1908 veröffentlicht. Aus der Gegend von Aleppo wurden bereits 1891 die Grabinschriften von Nerab bekannt, und 1931 wurde der erste Teil der Verträge von Sfire veröffentlicht; der Finder und Herausgeber, S. Ronzevalle, hat in guter Absicht als Fundstelle Sugin angegeben. Doch erst durch die ergänzte Neu ausgäbe von A. Dupont-Sommer und J. Starcky wurde der verläßliche Text dieser drei Inschriften, die zusammen das umfangreichste früharamäische Schriftdenkmal darstellen, zugänglich gemacht. Um 1940 wrurden zwei kleinere Inschriften, die aus Damaskus stammen, und kürzere Texte aus Teil Halaf und Hama erstmalig abgedruckt. 0.2.5.3. Bereits Lidzbarski (1898) und Cooke (1903) haben das in ihrer Zeit zugängliche Material aus den Inschriften sorgfältig gesichtet und bearbeitet. Eine orthographische Analyse mit bedeutenden Ergebnissen lieferten F. M. Cross und D. N. Freedman 1952. G. Garbini hat eine grammatische Bearbeitung dieser archaischen Texte vorgelegt. Eine Neuausgabe der Texte mit Übersetzung und reichhaltigem Kommentar hat H. Donner besorgt. 0.2.6. Reichsaramäische Texte 0.2.6.1, Von den Texten aus der Zeit des persischen Reiches, die »reichsaramäisch« genannt werden, waren bis zum Ende des 19. Jh. 26 Wissenschaftliche Bearbeitung der alt aramäischen Dialekte nur sehr wenige bekannt, neben meist fragmentarischen Papyri und Ostraka aus Ägypten seit den achtziger Jahren Inschriften aus Těma in Nord-Higäz und erst seit den letzten Jahren des Jahrhunderts einige — zum Teil bilingue — Inschriften aus Kleinasien. Der Zufluß von aramäischen Inschriften aus Kleinasien dauerte noch am Anfang des 20. Jh. an. 0.2.6.2. Seit dem ersten Weltkrieg begannen die Funde von aramäischen Texten im Osten und Norden des einstigen Wirkungsbereiches des Aramäischen, Der 1915 veröffentlichten Inschrift aus Taxila im heutigen Pakistan folgten weitere Inschriftenfunde in Afghanistan. 0.2.6.3. In Mesopotamien wurden zahlreiche, meist sehr kurze aramäische Beischriften auf keilschriftlichen Urkunden gefunden, ebenso wie Inschriften auf Gewichten, aber auch Tonscherben, wie der Brief aus Assur, der noch aus dem 7. Jh. v. u. Z. stammt. 0.2.6.4. Die Funde von Elephantine Der mächtige Aufschwung der altaramäischen Studien ist jedoch nicht diesen zwar zahlreichen, aber meist fragmentarischen, örtlich und zeitlich weit verstreuten Urkunden zu danken, sondern dem großen Textkomplex von der Nilinsel Elephantine bei Assuan aus dem 5. Jh. v.u.Z. Einige zufällige Funde aus Ägypten sind schon im 19. Jh. durch den Handel in die Hände der Gelehrten gekommen. Merkwürdigerweise geriet die erste Sammlung der Papyri, die 1893 der amerikanische Forschungsreisende Charles Edwin Wilbour von Fellachen gekauft hatte, nach seinem Tode in Vergessenheit und wurde erst, nachdem die Papyri ins Brooklyn Museum gekommen waren, von Emil G. Krae-ling 1953 durch Veröffentlichung erschlossen. Weitere 1904 durch Kauf erworbene Texte wurden von A. H. Savce und A. E. Cowlev 1906 ver-öffentlicht; damit wurde die neue Epoche der altaramäischen Forschung inauguriert. In demselben Jahr begann Otto Rubensohn im Auftrag des Berliner Museums die Ausgrabungen auf der Insel Elephantine, die weitere zahlreiche Texte zutage brachten. In seiner großen Edition von 1911 war Eduard Sachau imstande, eine umfangreiche Skizze des altaramäischen Dialekts, dessen sich die zur Verteidigung der Südgrenze Ägyptens dort stationierten jüdischen Söldner bedienten, vorzulegen. Die aus den französischen Funden stammenden Ostraka wurden bisher nur probeweise veröffentlicht, doch ist ihre Wissenschaftliche Bearbeitung der alt aramäischen Dialekte 27 vollständige Ausgabe von A. Dupont-Sommer in Vorbereitung. Das Material aus den deutschen Ausgrabungen, Papyri, Ostraka und Krugaufschriften, wurde bis auf kleine Ausnahmen 1911 veröffentlicht. 0.2.6.5. Die kommentierte und mit Glossar versehene Ausgabe von A. E. Cowley hat 1923 nicht nur alle damals zugänglichen Papyri von Elephantine, sondern auch die — meist etwas jüngeren — aramäischen Papyrusfunde aus den anderen Orten Ägyptens zusammenfassend behandelt. Die grammatische Durcharbeitung dieses Materials und zum Teil auch der Ostraka hat Pontus Leander mit großer Sorgfalt unternommen (1928). 0.2.6.6. Neuere Funde altaramäischer Texte Seither wurde das Material nicht nur durch weitere Veröffentlichungen der Funde von Elephantine bereichert, sondern auch durch die Herausgabe der auf Leder geschriebenen Briefe des persischen Statthalters in Ägypten Aröäma und seiner Genossen vom Ende des 5. Jh. v. u. Z. Daneben sind kleinere Funde durch Veröffentlichung der Forschung zugänglich gemacht: eine Reihe von Papyrusfragmenten wurde herausgegeben von N. Aime-Giron, der bisher älteste datierte Papyrus von 515 v. u. Z. aus dem Besitz von Bruno Meissner, der überhaupt älteste aramäische Papyrus aus der Zeit um 600 v. u. Z. (ein Hilfsgesuch eines palästinischen Fürsten an den ägyptischen Pharao), drei Briefe des Museums in Padua usw. Eine Anzahl von meist kleineren Steininschriften, Graffitti und Aufschriften auf Silberschalen ergänzt dieses reiche altaramäische Material aus Ägypten, das 1967 auch um die von Edda Bresciani und Murad Kamil herausgegebenen Papyri aus Hermopolis Magna (Tüna el-Gebel) bereichert wurde. Es handelt sich um Familienbriefe aus dem 5. Jh. v. u. Z. 0.2.6.7. Die aramäischen Texte, die in Persepolis 1934 gefunden wurden, hat R. A. Bowman untersucht; die Aufschriften auf den Gefäßböden veröffentlichte er 1970; die meist schwer lesbaren Tontafeln stehen noch (1974) aus. Die Herausgabe der samaritanischen altaramäischen Papyri aus dem 4. Jh. v. u. Z., die 1963 in Wädi Dalije nördlich von Jericho gefunden wurden, wird von F. M. Gross vorbereitet. 28 Hinweise zum Studium 0.2.7. Lexikalische Aufnahme des altaramäischen Materials Der ständig wachsende Bestand an altaramäischen Texten hat nicht nur eine große Anzahl von historischen, kultur- und religionsgeschicht-lichen, ökonomischen und rechts wissenschaftlichen Studien hervorgerufen, sondern auch zwei umfangreiche lexikalische Werke ermöglicht. Das Wörterbuch der altaramäischen Inschriften — einschließlich Papyri und Ostraka — von I. N. Vinnikov enthält alle in den altaramäischen Texten enthaltenen Wörter, auch Eigennamen, und alle ihre Formen mit vollständigen Quellenangaben und mit russischen Äquivalenten. Das Wörterbuch der nordwestsemitischen Inschriften von Ch.-F. Jean, das in gründlicher Neubearbeitung von J. Hoftijzer erschienen ist, enthält auch den altaramäischen Wortschatz, und zwar zweckmäßig nach Ja'udisch, Früharamäisch (Arameen Ancien) und Reichsaramäisch getrennt. Auch hier sind alle Formen angeführt, doch nicht die Eigennamen; die Belegstellen sind in Auswahl angegeben. 0.3. Hinweise zum Studium Die vorliegende Grammatik ist so angelegt, daß sie auch ohne Vorkenntnis einer anderen semitischen Sprache verwendet werden kann, doch darf wohl bei ihren Benutzern im allgemeinen die Kenntnis des alttestamentlichen Hebräisch vorausgesetzt werden. Für diesen gewiß weit überwiegenden Teil des Benutzerkreises entfallen damit als Lernstoff die den beiden Sprachen gemeinsamen Partien der Schriftlehre und der Phonetik. Jedoch wird gerade der Kenner des Hebräischen die Differenzen der Lautlehre zu beachten haben. 0.3.1. Das Studium des Biblisch-Aramäischen Es empfiehlt sich, das Studium des Alt aramäischen mit den voll voka-lisierten biblischen Texten zu beginnen, die auch, ihrem Umfang gemäß, das relativ vollständigste grammatische System bieten. Nach dem Erwerb der wichtigsten Kenntnisse der Morphologie (der Pronomina, der Verbalflexion und der sehr einfachen Nomina]flexion) kann der Lernende an die Lektüre der entsprechenden Texte der Chrestomathie (Nr. 1—5) herangehen. Die in den Anmerkungen gegebenen Hinweise zum Studium 29 Wortanalysen und die Hinweise auf die zugehörigen Abschnitte der Grammatik werden ihm eine ausreichende Hilfe bieten, womit zugleich eine Basis für das Studium der Syntax geschaffen wird. Für das über die Texte der Chrestomathie hinausgehende Studium des Biblisch-Aramäischen ist die Biblia Hebraica (ed. Kittel-Kahle, Stuttgart), nach ihrem Erscheinen die Biblia Hebraica Stuttgarten-sia (ed. Elliger und Rudolph) zu verwenden. Für die Klärung der textkritischen Probleme ist der Apparat der Biblia Hebraica zu benutzen. Weitere Erläuterungen sind den Kommentaren zu entnehmen; zu Esra vgl. die jenigen von Rudolph, Galling und Myers, für Daniel die von Bentzen, Porteous, Plöger und Delcor (s. Bibliographie). Da das Glossar dieser Grammatik das Vokabular aller in alphabetischer Schrift geschriebenen Texte der altaramäischen Dialekte enthält, ist auch der vollständige Wortschatz des Biblisch-Aramäischen, nicht nur derjenige der in der Chrestomathie erscheinenden Texte, mitgegeben. Die Durcharbeitung der biblisch-aramäischen Texte mit tiberischer Vokalisation gibt eine hinreichende Basis für jedes weitere Studium. Wer sich für die anderen Überlieferungen des Biblisch-Aramäischen interessiert, findet in der Chrestomathie (Nr. 6—11) Proben dieses nicht sehr reichen Materials. Für ein weiteres Studium sind die von P, Kahle herausgegebenen Texte zu benutzen (s. Bibliographie). 0.3.2. Das Studium der anderen altaramäischen Dialekte Die Textproben aus den älteren altaramäischen Dialekten sind in der Chrestomathie nach ihren Gruppen geordnet: der archaische Dialekt von Ja'udi (Abschnitt III), die Denkmäler der früharamäischen Dialekte (Abschnitt IV) und die verschiedenen Arten der reichsaramäischen Texte (Abschnitt V—VIII). Diese Texte können mit der Kenntnis des Biblisch-Aramäischen mit Hilfe des Glossars und unter Heranziehung der dort angegebenen Abschnitte der Grammatik gelesen werden. Für das weitere Studium der altaramäischen Inschriften wird die kommentierte Edition von H. Donner (KAI, vgl. 0.2.5.3.) empfohlen. Für die anderen altaramäischen Texte ist die Chrestomathie von J. J. Koopmans nützlich. Da die großen Editionen der Texte aus Ägypten von Cowley, Kraeling und Driver (vgl. 0.2.6.5., 0.2.6.4. bzw. 30 Hinweise zum Studium 0.2.6.3.) mit Übersetzungen und Kommentar versehen sind, sind die meisten altaramäischen Texte demjenigen, der sich aus dieser Grammatik die sprachlichen Grundlagen verschafft, zu gründlichem Studium erschlossen. Die bibliographischen Angaben sind nach den Abschnitten der Darstellung geordnet, so daß die Literatur zum weiteren Studium dort bequem nachgesucht werden kann. Für weitere Literatur sei auf die dort angegebenen Bibliographien verwiesen. 0.3.3. Die weitere Verwendung der Kenntnis des Altaramäischen Die Kenntnis des Biblisch-Aramäischen ermöglicht auch, ohne Schwierigkeiten, die aramäischen Texte aus den Funden in den jüdischpalästinischen Dialekts des Aramäischen (vgl. 1.8.2.1.) und des christlich-palästinischen Aramäisch (1.8.2.3.). Auch für die Erforschung der durch den griechischen Wortlaut der Evangelien und einiger anderer neu testamentlicher Schriften durchscheinenden semitischen Überlieferungsschicht bietet die Kenntnis des Biblisch- bzw. Altaramäischen den geeigneten Ausgangspunkt. Das Nabatäische (1.8.2.4.), das Palmyrenische (1.8.2.6.) und die Sprache der Inschriften von Hatra (1.8.3.5.) sind Schriftsprachen, deren reichsaramäische Grundlage durch andere Einwirkungen nur teilweise modifiziert wird. Somit genügt für das Studium dieser Texte die Kenntnis des Altaramäischen bzw. des Reichsaramäischen. Für die Einzelheiten dieser Dialekte sind die Spezialgrammatiken heranzuziehen. Die Kenntnis des AJtaramäischen zusammen mit der Beherrschung des Syrischen bildet eine hinreichende Grundlage für die Beschäftigung mit allen anderen historischen aramäischen Dialekten und den in ihnen geschriebenen Texten. Es sei bemerkt, daß für das Studium des neubabvlonischen Dialekts des Akkadischen die Kenntnis des Altaramäischen unerläßlich ist, da zwischen diesen Sprachen zahlreiche und wichtige gegenseitige Beziehungen bestehen. Auch für das Studium der mittelpersischen Dialekte (Pahlavi, Soghdisch u.a.) muß man das Altaramäische kennen, da deren Texte nicht nur in einer Schrift aramäischer Herkunft, sondern auch unter Verwendung von aramäischen Heterogrammen (vgl. 1.7.6.) geschrieben sind. L Das Altaramäische und seine historischen und sprachlichen Beziehungen 1.1. Die Stellung des Aramäischen unter den semitischen Sprachen 1.1.1. Einteilung der semitischen Sprachen Die semitischen Sprachen werden vorwiegend nach geographischen Gesichtspunkten, die aber mit den linguistischen weithin zusammengehen, in drei Gruppen eingeteilt: a) die östliche, der nur das Akkadische angehört, nahm das Zwei-stromland ein, b) die nordwestliche (bzw. nördliche) — das Gebiet von Syrien und Palästina, c) die südwestliche (bzw. südliche), zu der die alten und neuen nord-und südarabischen Dialekte und die äthiopischen Sprachen gehörenr breitete sich während des Altertums auch nach Afrika aus. 1.1.2. Die nordwestliche Gruppe Die nordwestliche Gruppe der semitischen Sprachen wird in zwei Zweige untergliedert, den sog. kanaanäischen und den aramäischen. 1.1.2.1. Nicht differenzierte nordwestsemitische Sprachen Das Ugaritische aus dem 14. —13. Jh. wird als Zeugnis für die nordwestliche semitische Sprache noch vor ihrer Teilung in die zwei erwähnten Gruppen betrachtet, doch steht es der kanaanäischen Gruppe näher. Der nordwestsemitischen Gruppe ist wohl auch das sog. Amo-ritische zuzurechnen, über dessen nähere Charakterisierung noch diskutiert wird. 1.1.2.2. Der kanaanäische Zweig Zu dem sog. kanaanäischen Zweig gehören die »altkanaanäische« Sprache der Glossen in den Briefen von Teil el-Amärna aus dem 14. Jh., 32 Die Benennungen der altaramäischen Sprache das Phönizische samt dem Punischen, das Hebräische, zu dem als Zeugnis eines seiner Dialekte auch die Sprache der Inschrift des Königs Mesac von Moab gehört, und das Ammonitische. 1.1.2.3. Der aramäische Zweig Die Stellung des aramäischen Zweiges in der nordwestlichen Gruppe entspricht sowohl dem alten Sprachgebiet des Aramäischen in Nordsyrien und Obermesopotamien als auch dessen sprachlichem Charakter. Die aramäischen Sprachen haben viele Züge mit den kanaanäisehen gemeinsam, doch finden manche Erscheinungen im Nordarabischen ihre Parallelen. Der lange Einfluß des Akkadischen als Kultursprache machte sich stärker im Wortschatz als im grammatischen System bemerkbar. Bei der Entstehung des aramäischen Sprachtypus sollte auch mit der katalytischen Wirkung der nichtsemitischen Sprachen, besonders des Churritischen, gerechnet werden. 1.2. Die Benennungen der altaramäischen Sprache 1.2.1. Die Selbstbezeichnung der Aramäer Die in der Wissenschaft übliche Benennung »aramäisch« geht auf die Selbstbezeichnung der Aramäer zurück. »Aram« als Name für Länder bzw. Staaten ist in den ältesten aramäischen Inschriften belegt (M 3; Z 4). "wk 9rmj (*'arami) »aramäisch« als Bezeichnung der sprachlichen Zugehörigkeit der Leute von Jeb (Elephantine) in Südägypten findet sich mehrmals in dortigen Urkunden, zuerst 471 v. u. Z. Ah (C 5,2). Vielleicht in adverbialer Funktion — rv»ö1K (»auf aramäisch«) — kommt dieser Name in einer Urkunde von 411 v. u. Z. (C 28,4 u. 6) vor. Im Hebräischen kommt dasselbe Wort in derselben Bedeutung vor (2 R 18,26 = Jes 36,11); es dient auch zur Einführung der aramäischen Partien in den Büchern Esra (vgl. 4,7) und Daniel (vgl. 2,4). 1.2.2. Syrisch Obwohl den Griechen der Name 'Apajiouoi bekannt war (Poseidonios von Apameia bei Strabon, p. 42), wird der erwähnte Terminus in der Septuaginta-Übersetzung durch Zupwm wiedergegeben, in der Vul- Die Entstehung der aramäischen Sprache- 33 gata »Syxiace«. Ähnlich nannten die Juden Palästinas (Talmud Sota 7, 2,p. 21c) die aramäische Sprache 'öllö sursl, doch die Sprache der aramäischen Partien der hebräischen Bibel bezeichneten sie auch als Oinn targüm »Verdolmetschung« (Jadajim 4, 5), ebenso wie die aramäischen Übertragungen bzw. Paraphrasen des hebräischen Bibeltextes. Die Juden in Babylonien benutzten den alten Namen der Ara-mäer weiter, obwohl sonst bei den Juden und Christen dieser Name zur Bezeichnung der im Heidentum gebliebenen Aramäer diente. 1.2.3. Chaldäisch Die im Lateinischen und dann in anderen europäischen Sprachen bis zum Ende des 19. Jh. übliche Bezeichnung »Chaldaicus«, »Chaldaeus«, »Chaldäisch« u. ä. für das Biblisch-Aramäische geht auf ein Mißverständnis zurück, das von Hieronymus (Kommentar zu Daniel 2, 4; Prolog zum Judithbuche), anscheinend auf Grund jüdischer Quellen, verbreitet wurde. Das hebräische Wort O^fr? Kasdlm (D 2, 4), aramäisch Kasää'e (D 2, 5 Qr.), hielt man für einen Völkernamen, doch hat hier dieser ursprüngliche Name einer Völkerschaft in Babylonien schon die übertragene appellativische Bedeutung »Astrologe«, »Traumdeuter«. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die richtige Benennung »Aramäisch« bzw. »Biblisch-Aramäisch« durchgesetzt. 1.3. Die Entstehung der aramäischen Sprache 1.3.1. Erste Berichte von den Aramäern Lange Zeit vor dem Auftreten der ersten aramäischen Sprachdenkmäler erscheinen die Aramäer in den Berichten und Urkunden der Babylonier und Assyrer. Auch dort, wo nicht direkt die Namen »Aram« oder »Aramäer« auftreten, und nur von den verschiedenen semitischen Nomadenstämmen in Mesopotamien die Rede ist, darf man aus den Eigennamen und den nicht zahlreichen Appellativen die Beziehungen zu den Aramäern wenigstens vermuten. Bereits im ausgehenden 3. Jahrtausend ist in Babylonien der Name Aramu(-i) be- 3 Segert, Altaram. Gramm. 34 Die Entstehung der aramäischen Sprache legt. Der Name Aramu bezeichnete ursprünglich wohl eine Landschaft im oberen Mesopotamien, und erst sekundär wurden nach ihr die semitischen Nomaden benannt, die dorthin aus der Steppe im Norden Arabiens eingedrungen waren. Um 1100 v. u. Z. sind in den Berichten des assyrischen Königs Tiglatpileser I. die Ablame (mät) Armaja erwähnt. Die Aramäer erscheinen somit als ein Teil der Achlamäer, die schon seit dem 14. Jh. v. u. Z. die Sicherheit Obermesopotamiens und der Nachbarländer bedrohten und von den assyrischen Königen bekämpft wurden. 1.3.2. Historische Bedingungen - Aramäische Staaten Die Aramäer haben seit dem 11. Jh. v. u. Z. in Obermesopotamien eine Reihe von kleineren Staaten errichtet. Über ihre Existenz haben die Annalen der assyrischen Könige, die diese Staaten häufig mit Krieg überzogen, mehrere Zeugnisse erhalten. Die Aramäer hielten um 1000 v. u. Z. die Gegend vom OberJauf des Tigris über die Gebiete an den Flüssen Chabur und Beiich bis in die Nähe des Mittelmeeres und das syrische Binnenland vom Euphrat bis zu den Jordanquellen; ihr Gebiet entsprach ungefähr dem der heutigen Syrischen Arabischen Republik, doch scheinen sie in dieser Zeit nicht das Mittelmeer erreicht zu haben. 1.3.3. Charakteristik der ursprünglichen Sprache der Aramäer Die semitische Sprache, die die Aramäer bzw. ihre Vorfahren aus der arabischen Halbinsel mitgebracht hatten, war zwar den altkanaanä-ischen Sprachen verwandt, wies aber auch einige Züge auf, die sie eher mit dem erst viel später bezeugten Nordarabischen verbanden. Auch die systematisierende Tendenz hat das Aramäische mit dem Arabischen gemeinsam. 1.3.4. Die Sprachverhältnisse im aramäischen Gebiet Im Einwanderungsgebiet lagen alte städtische Zentren, die in den meisten Fällen von den Aramäern als Hauptstädte ihrer Königreiche übernommen wurden. Im ganzen Gebiet waren die Traditionen der Die Entstehung der aramäischen Sprache 35 babylonisch-assyrischen, mit Hilfe der Keilschrift verbreiteten und überlieferten Kultur nicht erloschen. Im Westen Syriens trafen die Aramäer auf die westsemitische Kultur, die von den phönizischen Küstenstädten ihre Anregungen erhalten hatte, aber auch zu den binnenländischen Kanaanäern in Palästina in Beziehung stand. Im Nordwesten ihres Gebietes stießen die Aramäer auf die nach dem Untergang ihres anatoli sehen Reiches verbliebenen hethitischen Reststaaten, die ihre indogermanische Sprache und ihre besondere sylla-bische Schrift — die sog. hethitischen Hieroglyphen — behalten hatten. Einen größeren Anteil der Bevölkerung in diesem Gebiet stellten die Churriter dar, die weder zu den Semiten noch zu den Indogermanen gehörten. Ihre Sprache war mit dem Urartäischen im Gebiet des Urmia-Sees und des Van-Sees verwandt und hängt wohl mit der kaukasischen Sprachgruppe zusammen. 1.3.5. Beziehungen zu den anderen Sprachen Das vielsprachige Milieu, in dem die Aramäer sich festgesetzt hatten, blieb nicht ohne Einwirkungen auf ihre Sprache. Sie haben ihren Wortschatz durch zahlreiche Kulturworte babylonischen und assyrischen Ursprungs bereichert. Mit den anderen Westsemiten, den Uga-ritern und Phöniziern wie mit den palästinischen Hebräern und wohl auch mit den Arabern, besaßen sie einen gemeinsamen poetischen Dialekt; viele Wörter, die in der hebräischen Bibel als speziell poetische erscheinen, kommen im Aramäischen (und auch im Ugaritischen) als zur Umgangssprache gehörig vor. 1.3.5.1. Es scheint aber, daß das Aramäische durchgreifend durch den Einfluß eines gewissen, wohl churritischen Substrats betroffen wurde. Darauf könnten einige Erscheinungen des Aramäischen zurückgehen, wie die Spirantisierung der Okklusiven b, d, g, k, p, t nach den Vokalen (die viel später auf die Aussprachetradition der schon aus dem täglichen Gebrauch verschwundenen hebräischen Sprache übertragen wurde) und die Auflösung der Gemination mit Hilfe der Laute n, l und r. Auch die durchgreifende Vereinfachung des aramäischen Verbalsystems darf als Ergebnis einer Auseinandersetzung mit einem fremden System betrachtet werden. Die Beschleunigung des Verlustes von Kasusendungen ist bekanntlich auch ein Ergebnis der Koexistenz zweier verschiedener Sprachen auf einem gemeinsamen Die Entstehung der aramäischen Sprache 35 babylonisch-assyrischen, mit Hilfe der Keilschrift verbreiteten und überlieferten Kultur nicht erloschen. Im Westen Svriens trafen die Aramäer auf die westsemitische Kultur, die von den phönizischen Küstenstädten ihre Anregungen erhalten hatte, aber auch zu den binnenländischen Kanaanäern in Palästina in Beziehung stand. Im Nordwesten ihres Gebietes stießen die Aramäer auf die nach dem Untergang ihres anatolischen Reiches verbliebenen hethitischen Reststaaten, die ihre indogermanische Sprache und ihre besondere sylla-bische Schrift — die sog. hethitischen Hieroglyphen — behalten hatten. Einen größeren Anteil der Bevölkerung in diesem Gebiet stellten die Churriter dar, die weder zu den Semiten noch zu den Indogermanen gehörten. Ihre Sprache war mit dem Urartäischen im Gebiet des Urmia-Sees und des Van-Sees verwandt und hängt wohl mit der kaukasischen Sprachgruppe zusammen. 1.3.5. Beziehungen zu den anderen Sprachen Das vielsprachige Milieu, in dem die Aramäer sich festgesetzt hatten, blieb nicht ohne Einwirkungen auf ihre Sprache. Sie haben ihren Wortschatz durch zahlreiche Kulturworte babylonischen und assyrischen Ursprungs bereichert. Mit den anderen Westsemiten, den Uga-ritern und Phöniziern wie mit den palästinischen Hebräern und wohl auch mit den Arabern, besaßen sie einen gemeinsamen poetischen Dialekt; viele Wörter, die in der hebräischen Bibel als speziell poetische erscheinen, kommen im Aramäischen (und auch im Ugaritischen) als zur Umgangssprache gehörig vor. 1.3.5.1. Es scheint aber, daß das Aramäische durchgreifend durch den Einfluß eines gewissen, wohl churritischen Substrats betroffen wurde. Darauf könnten einige Erscheinungen des Aramäischen zurückgehen, wie die Spirantisierung der Okklusiven b, d, g, k, p, t nach den Vokalen (die viel später auf die Aussprachetradition der schon aus dem täglichen Gebrauch verschwundenen hebräischen Sprache übertragen wurde) und die Auflösung der Gemination mit Hilfe der Laute n, l und f. Auch die durchgreifende Vereinfachung des aramäischen Verbalsystems darf als Ergebnis einer Auseinandersetzung mit einem fremden System betrachtet werden. Die Beschleunigung des Verlustes von Kasusendungen ist bekanntlich auch ein Ergebnis der Koexistenz zweier verschiedener Sprachen auf einem gemeinsamen 3* 36 Das Früharamäische und seine Dialekte Gebiet. Inwieweit auch der verhältnismäßig starke Wortdruck, der dann radikale Vokalreduktion und -elision zur Folge hatte, durch eine nichtsemitische Sprache mitbedingt wurde, bedarf noch weiterer Untersuchung und wohl auch weiteren Quellenmaterials. 1,4. Das Früharamäische und seine Dialekte Die verschiedenen Bedingungen, unter denen in einzelnen Zentren der aramäischen politischen Macht und Kultur das Aramäische zur Schriftsprache wurde, erklären die Verschiedenheiten der ältesten aramäischen Dialekte, wie sie in den Inschriften des 9. und 8. Jh. v. u. Z. zutage treten. Während — wenigstens nach den sehr dürftigen erhaltenen Texten — zu Anfang das Königreich von Damaskus und Südsyrien das Aramäische als Schriftsprache ausgebildet hatten, entwickelte sich die spätere aramäische Gemeinsprache im Norden, in einem Gebiet, das dem assyrischen Einfluß und dann auch der Vorherrschaft Assyriens unterworfen war. 1.4.1. Der Erhaltungszustand der Quellen Die vorliegenden Schriftdenkmäler der früharamäischen Epoche vermitteln nur ein sehr unvollständiges Bild von dem, was in den aramäischen Dialekten im 9.—8. Jh. geschrieben wurde. Von den Aufzeichnungen auf vergänglichen Schreibstoffen, wie Papyrus, ist nichts erhalten, von den Inschriften auf kleineren Gegenständen sind nur sehr wenige vorhanden, und auch die Inschriften auf Stelen und Statuen wurden meist in fragmentarischem Zustand gefunden, so daß die Zusammenhänge und oft auch die Bestimmung von einzelnen Buchstaben unsicher bleiben. 1.4.2. Der archaische Dialekt von Ja'udI (Sam*äl) Sehr aufschlußreich sind die alten Inschriften aus dem Bereich des Reiches Sam'äl, d. i. »Nordland«, dessen Hauptstadt Ja'udi durch Ausgrabungen bei Zincirli in der Türkei, im Quellgebiet des Flusses Karasu, entdeckt wurde. Die Könige dieses Reiches trugen zum Teil Das Früharamäische und seine Dialekte 37 noch kleinasiatische Namen, doch die Bevölkerung dürfte überwiegend semitisch, genauer aramäisch gewesen sein. Von kanaanäischem kulturellem Einfluß zeugt die Tatsache, daß die älteste große Inschrift von Ja'udi, die des Königs Kilamuwa vom Ausgang des 9. Jh. v. u.Z., noch in phönizischer Sprache geschrieben wurde. 1.4.2.1. Die Inschriften im Lokaldialekt von Ja'udi Die Inschrift desselben Königs Kilamuwa auf einem Goldbeschlag ist sehr kurz, man darf in ihr aber den aramäischen Lokaldialekt vermuten. Dieser Lokaldialekt ist auch in zwei längeren Inschriften bezeugt. Um etwa 770 wurde die sog. Hadad-Inschrift auf der großen Statue dieses Gottes auf Veranlassung des Königs Panamuwa I. niedergeschrieben. Die sog. Panamuwa-Inschrift wurde dem Andenken des zweiten Königs dieses Namens durch seinen Sohn und Nachfolger Bar-Rekib um 730 v. u. Z. gewidmet. 1.4.2.2. Die Sprache dieser beiden Inschriften weist recht altertümliche Züge auf, die weder in den gleichzeitigen phönizischen noch in den aramäischen Texten vorkommen, aber in der ugaritischen Sprache aus dem 13. Jh. v. u. Z. gewisse Entsprechungen finden. Es handelt sich wohl um einen Rest des sprachlichen Zustandes vor der klaren Trennung der Dialekte der nordwestlichen Semiten in kanaanäische und aramäische. Zu den altertümlichen Zügen gehört die Erhaltung der Kasusendungen im Plural. Mit den kanaanäischen Sprachen haben diese Inschriften von Ja'udi gewisse lexikalische und grammatische Erscheinungen gemeinsam, doch ist ihr Charakter überwiegend aramäisch, sowohl in grammatischer als auch in lexikalischer Hinsicht, wobei aber gewisse typische Züge des Aramäischen fehlen, vielleicht auch der Status determinatus. 1.4.3. Früharamäische Dialekte in Syrien 1.4.3.1. Inschriften der Könige von Damaskus Wohl noch aus dem 9. Jh. stammen zwei kurze Inschriften der Könige von Damaskus, doch wurden beide wTeit von dieser Stadt gefunden. Die dem Gott Melqart vom König Bar-Hadad am Anfang des 9. Jh. gestiftete Stele kam in Bureg in der Nähe von Aleppo zutage, eine 38 Das Früharamäische und seine Dialekte kurze Inschrift auf Elfenbein, die den Namen Hasaels — wohl des Königs von Damaskus in der zweiten Hälfte des 9. Jh. — trägt, wurde am Arslän Tas in Nordsyrien ausgegraben. 1.4.3.2. Der Dialekt von Hamat Aus dem Königreich von Hamat ist neben kurzen Aufschriften auf Ziegeln aus der Zeit um 800 v. u. Z., die bei den Ausgrabungen der am Orontes liegenden Hauptstadt gefunden wurden, auch eine längere Inschrift auf der Stele des Königs Zakir erhalten. Dieses historisch und sprachlich aufschlußreiche Denkmal, das in eÄfis, etwa 100 km nördlich von Hamat, entdeckt wurde, stammt wohl aus dem 8. Jh. v. u. Z. Die Sprache ist aramäisch, doch kommen auch einige typisch hebräische bzw. kanaanäische Erscheinungen vor, wie das sog. Imperfectum consecutivum (vgl. 6.6.3.3.2.), 1.4.3.3. Gemeinaramäische Inschriften aus Ja'udi In weiteren Inschriften des Königs Bar-Rekib etwa aus dem letzten Viertel des 8. Jh. v. u. Z. wurde bereits der Lokaldialekt durch die aramäische Gemeinsprache ersetzt; wahrscheinlich hängt dies mit der Eingliederung des Reiches von Ja'udi in die assyrische Machtsphäre zusammen. Neben der fast unversehrt erhaltenen sogenannten Bauinschrift und einer kurzen Votivinschrift hat König Bar-Rekib auch drei weitere längere Inschriften hinterlassen, die aber leider nur in fragmentarischem Zustand erhalten sind. Eine Reihe von kurzen Aufschriften auf Silberbarren gehen ebenfalls auf ihn zurück. 1.4.3.4. Die Inschriften von Guzana (Gözän) Die sehr alte, mindestens aus dem 9. Jh. stammende Inschrift auf einem Altar von Guzana (hebr. Gözän, vgl. 2. R. 19,12; jetzt Teil Haläf), einst Hauptstadt eines aramäischen Königreiches am Oberlauf des Chabur in Nordmesopotamien, ist leider zu kurz, um nähere Auskunft über die Sprache zu geben. (Die anderen dort gefundenen Inschriften sind etwa um 2—3 Jahrhunderte jünger). 1.4.3.5. Der Dialekt von Arpäd Den bei weitem umfangreichsten Inschriftenkomplex der früharamäischen Zeit bilden drei Stelen aus Sfire südöstlich von Aleppo, auf Das Reichsaramäische 39 denen um 750 v. u. Z. die Verträge zwischen Matti"el, dem König von Arpäd (Teil Erfäd, nordwestlich von Aleppo), und einem König von Katka namens Bar-Ga'jä aufgeschrieben wurden. Die formelhafte Sprache dieser Denkmäler bezeugt schon eine weitere Stufe in der Entwicklung des Aramäischen, 1.4.3.6. Die Stelen von Nerab Sprachlich und orthographisch stehen diesen Texten aus dem alten Königreich von Arpäd die Grabstelen von zwei Mondpriestern nahe, die in Nerab zwischen Aleppo und Sfire gefunden worden sind; sie stammen wohl aus dem Anfang des 7. Jh. v. u. Z. 1.4.4. Früharamäische Inschriften aus Assyrien Während fast alle aramäischen Sprachdenkmäler aus Syrien von den Königen der dortigen aramäischen Staaten errichtet worden sind, entstammen die uns erhaltenen früharamäischen Texte aus Assyrien meist dem Bereich der Wirtschaft. 1.4.4.1. Kurze Inschriften auf Gewichten u. ä. Die kurzen Aufschriften auf Gewichten und Siegeln ebenso wie die aramäischen Beischriften zu den assyrischen Keilschrifturkunden (Verträge, Schuldscheine u. ä.) aus dem 8.-7. Jh. v. u. Z. sind für die Erschließung der Sprache wenig ergiebig. 1.4.4.2. Der Brief von Assur Viel aufschlußreicher ist das in Assur gefundene Ostrakon aus der Mitte des 7. Jh., das Fragment eines Briefes, der u. a. über politische Begebenheiten Auskunft gibt. 1.5. Das Reichsaramäische 1.5.1. Jfame und Charakteristik Der Name »Reichsaramäisch« bezeichnet sehr zutreffend das Aramäische in derjenigen Phase, in der es zur offiziellen Sprache des 42 Das Reichsaramäische 1.5.4.1. Texte aus Persien Auch die bekannte auf den Felsen von Behistun (Blsütün) in Persien eingemeißelte dreisprachige Inschrift (persisch, akkadisch und ela-misch), die die Taten des Königs Dareios I. ausführlich darlegt, wurde ins Aramäische übersetzt. Der aramäische Text hat sich, leider nicht lückenlos, unter den Papyri von Elephantine in Südägypten erhalten. Viele Tontafeln mit aramäischen Beschriftungen und mehrere Inschriften auf den Böden der Opfergefäße wurden 1934 im königlichen Archiv in Persepolis gefunden, doch nur die letzteren wurden veröffentlicht (1970). — In Persien hat sich auch die sehr stark beschädigte Inschrift von Senq Qale erhalten. 1.5.4.2. Texte aus Mesopotamien Auch unter der persischen Herrschaft wurden kleine Beischriften auf Tontafeln und kurze Aufzeichnungen auf Ostraka (Nippur, Larsa) in der aramäischen Sprache geschrieben. 1.5.4.3. Texte aus Svrien und Palästina In Syrien selbst und Palästina sind aus der persischen Zeit vereinzelte Inschriften erhalten, die erst unlängst entdeckt worden sind. Ebenso erst 1963 wurden die von den Samaritánem während der Invasion Alexander des Großen in den Höhlen des Wädi Dalije nördlich von Jericho nachgelassenen Urkunden aus Papyri gefunden. Eine Grabinschrift erhielt sich in Kerak, östlich vom Toten Meer. 1.5.4.4. Inschriften aus Kleinasien Auch aus dem zum Perserreiche gehörigen Kleinasien sind einige reichsaramäische Inschriften bekannt geworden, von denen die längste eine Grabinschrift mit parallelem lydischen Text in Sardes ist; für ihre Datierung kommen die Jahre 455, 394 oder 348 in Betracht. Die kurzen Inschriften von Limyra und Abydos in der Nähe des Hellesponts stammen wohl auch aus der persischen Zeit. Dieser ist auch die gelegentliche Inschrift eines Jägers in der Nähe von Saraidin in Kilikien zuzuschreiben. 1.5.4.5. Inschriften aus Arabien In der Oase Těma in Nordarabien haben sich einige aramäische Inschriften erhalten, vqti denen die größte wohl noch in das 6. Jh. v. u.Z. Das Reichsaramäisclic 43 reicht; die kürzeren stammen ans der Zeit um 400 v.u. Z., ebenso wie die Inschriften aus der weiter südlich gelegenen Hegra. 1.5.4.6. Aramäische Urkunden im Buche Esra Zu den Zeugnissen für die reichsaramäische Amtssprache gehören auch die im alttestamentlichen Buche Esra überlieferten Urkunden (E 4, 8-16; 5, 6-17; 6, 3-12; 7, 12-26), wie ihr Vergleich mit den im Original erhaltenen Urkunden dieser Art zeigt (vgl. 1.6.2.). 1.5.5. Reichsaramäische Texte aus Ägypten 1.5.5.1. Die Kolonie von Elephantine Diese, ägyptisch und aramäisch Jeb, griechisch nach ihrem Haupthandelsartikel, dem Elfenbein, Elephantine genannte Insel im Nil, in der Nähe von Sewen (griechisch Syene, jetzt Assuän), beherbergte eine Söldnerkolonie, die dort noch vor der persischen Machtübernahme in Ägypten zum Schutz der südlichen Grenze errichtet worden war. Unter ihren Mitgliedern waren zahlreiche Juden aus Palästina und auch Phönizier, sie nannten sich jedoch nach ihrer gemeinsamen Umgangssprache Aramäer. 1.5.5.2. Offizielle Urkunden und Briefe: Korrespondenz des Arsäma Unter den in Elephantine gefundenen Papyri befinden sich auch offizielle Urkunden der persischen Verwaltung, wie der Brief des persischen Statthalters in Ägypten Arsäma aus dem Jahre 412 v.u.Z. (C 26). 13 weitere Briefe desselben Statthalters und seiner Mitarbeiter aus dem Jahre 408/407 v. u. Z., sämtlich auf Leder geschrieben, wurden 1933 gefunden; sie sind außerhalb Ägyptens, wohl in Babylon oder Susa, verfaßt worden und enthalten Instruktionen für niedere Beamte. 1.5.5.3. Ökonomische und private Texte auf Papyri und Ostraka Die Papyri von Elephantine geben auch über die Verwendung der aramäischen Sprache im Steuerwesen und im Ökonomischen Leben Auskunft. Ihnen verwandt sind die 1948 gefundenen Briefe von Her-mopolis Magna (Tüna el-Gebel) in Ägypten. In größerer Anzahl liegen auch Rechtsurkunden vor (Eheverträge und Ehescheidungsurkunden, Freilassungen von Sklaven u. ä.). Aber auch aramäische Briefe über verschiedene Begebenheiten des täglichen Lebens sind auf den Papyri 44 Das Reichs aramäische erhalten. Für solche privaten Aufzeichnungen wurden öfter die weit billigeren Tonscherben (Ostraka) bevorzugt, von denen mehrere hundert in Elephantine ausgegraben wurden. 1.5.5.4. Literarische Texte: Ahiqär Unter den literarischen Texten kommt der Erzählung vom weisen Ahiqär samt den beigefügten Weisheitssprüchen die größte Bedeutung zu. Die Novelle bearbeitet wohl einen assvrischen Stoff. Leider nur fragmentarisch ist eine andere Erzählung über Bar Punes (C 71) erhalten . 1.5.5.5. Inschriften aus Ägypten Dem trockenen Klima Ägyptens ist es zu verdanken, daß die Urkunden auf Papyri und Leder eben dort in verhältnismäßig großer Anzahl erhalten sind. Die anderen Länder sind im Inventar der reichsaramäischen Texte fast nur durch Inschriften vertreten, die aber auch in Ägypten in großer Anzahl gefunden wrorden sind, die südlichsten mehr als 100 km südlich von Assuan; mehrere bei Elephantine im Süden, in Abydos, Achmim, Memphis (südlich von Kairo) und in der Umgebung Alexandriens. Unter ihnen sind auch sorgfältig ausgeführte Inschriften zu finden, besonders auf Gräbern (Stele von Carpentras), aber die meisten dieser Texte sind nur gelegentliche Einritzungen der __ _ _ _ V Besucher an Felsen und Tempelwänden. Die Grabinschriften von Sech Fadl, die umfangreicher waren, sind leider nur in kleinen Resten erhalten. 1.5.5.6. Ein Text in demotischer Schrift Aus Ägypten stammt auch ein längerer Text religiösen Inhalts in demotischer Schrift, von der bisher nur eine kleine Probe vorgelegt wurde; er stellt eine relativ ältere Form des Aramäischen dar und ist wohl noch ins 6. Jh. v. u. Z. zu datieren. Vgl. noch 2.1.2.2. 1.5.5.7. Charakteristik des Reichsaramäischen in Ägypten Der älteste datierte aramäische Text aus Ägypten, ein Vertrag über eine Verpachtung von Feldern, stammt aus dem Jahre 515 v. u. Z., doch die meisten reichsaramäischen Schriftdenkmäler aus Ägypten sind am Ende des 5. Jh. v. u. Z. entstanden. Ihre Sprache ist ziemlich einheitlich, auch bei den jüdischen Schreibern ist die Anzahl der Das Reichsaramäische 45 Hebraismen unbedeutend. Persische, ägyptische und akkadische Termini sind dagegen häufig, doch der Einfluß dieser Sprachen auf die aramäische Syntax kann nur vereinzelt bei festen Redewendungen beobachtet werden. 1.5.6. Der Ausgang des Reichsaramäischen 1.5.6.1. Das Reichsaramäische nach der Vernichtung des persischen Reiches Das Ende des persischen Reiches bedeutete nicht das Ende der offiziellen aramäischen Sprache, doch ging seit der Vernichtung der persischen Verwaltung die Pflege der aramäischen Sprache immer mehr zurück, und in verschiedenen Gegenden bildeten sich voneinander abweichende Schriftsprachen bzw. Orthographien auf reichsaramäischer Grundlage. Die Tradition der für Jahrhunderte sorgfältig gepflegten aramäischen Amtssprache war jedoch so fest, daß sie sich in einigen Gebieten noch für Jahrhunderte erhalten hat. Abweichungen von der Norm geben aber zu erkennen, daß die Umgangssprache sich auch in der schriftlichen Aufzeichnung auswirkte. 1.5.6.2. Texte aus Babylonien In Babylonien hielten sich die Orthographie und Sprache der aramäischen alphabetischen Beischriften in den Keilschrifturkunden u. ä. ohne Veränderungen. 1.5.6.3. Eine Tontafel aus Uruk in syllabischer Keilschrift Doch die Tontafel aus Uruk, auf der wohl am Anfang der Seleukiden-zeit eine aramäische Beschwörung aufgeschrieben wurde, weist einige für das spätere Ostaramäisch charakteristische Züge auf. Durch die Erfassung des Vokalismus mittels der syllabischen Keilschrift ist dieser Text sehr bedeutend; die Reduktion der Vokale ist dort noch nicht so weit fortgeschritten wie in der masoretischen Überlieferung des BA. Vgl. auch 2.1.2.1. 1.5.6.4. Inschriften aus Kleinasien und Armenien Ebenso bezeugen in Kleinasien die Schriftdenkmäler seit dem 4. Jh. v. u. Z. den Rückgang des Aramäischen sowohl in der Quantität als auch in der Qualität der schriftlichen Aufzeichnung. Besonders die 46 Das Biblisch-Aramäische im Rahmen des Reichsaramäischen aramäischen Inschriften religiösen Inhalts aus Arebsun in Kappadokien weisen mehrere grammatische Unregelmäßigkeiten auf. Ebenso scheinen die kurzen Inschriften aus dem Gebiet des Sevan-Sees in Armenien einer über das Reichsaramäische hinausgehenden Sprachstufe anzugehören . 1.5.6.5. Inschriften indischer Könige Das Reichsaramäische wurde weiterhin auch in den östlichen Gebieten seiner Verwendung gepflegt. Die Inschriften des bekannten indischen Königs Asoka aus dem 3. Jh. v. u. Z. haben sich in aramäischer Fassung auf fünf Stelen erhalten, u. a. in Taxila im heutigen Pakistan, in Kandahar und in Pul-i-Darunteh bei Kabul in Afghanistan. Zwei Inschriften enthalten parallele Versionen in einem indischen Dialekt, wohl Prakrit, das in aramäischer Alphabetschrift geschrieben ist. Die vollständig erhaltene Inschrift von Kandahar hat einen griechischen Paralleltext. I.5.G.6. Inschriften und Papyri aus der ptolemäischen Zeit m m _ In Ägypten ist aus der ptolemäischen Zeit nur eine im Vergleich zum persischen Zeitalter kleine Anzahl von altaramäischen Texten bezeugt. Die Votivinschriften für die Göttin han-'Ilat bezeugen die Verwendung des Aramäischen bei den nomadischen Arabern, doch in Ägypten selbst hört der Gebrauch des Aramäischen spätestens wohl im 2. Jh. v. u. Z. auf. Unter den aramäischen Papyri und Inschriften aus der ptolemäischen Periode kann man neben denen, die die reichsaramäische Orthographie treu erhalten haben, auch solche finden, die bereits durch die häufigere Verwendung von Andeutungen der Vokale durch Konsonantzeichen die fortschreitende Unsicheiiieit der aramäischen Orthographie und wohl auch der Aussprache zeigen. Der längste Text dieser Zeit ist der Papyrus C 81, wohl aus dem Jahre 310 v. u. Z. 1.6. Das BiWisch-Aramäische im Rahmen des Reichsaramäischen 1.6.1. Umfang der Tesfte Abgesehen von zwei Wörtern in Genesis 31,47 und einem Vers (Jere-mia 10,11) sind in aramäischer Sprache größere Partien der Bücher Esra (4,8—6,18; 7,12 — 26) und Daniel (2,4b —7,28) geschrieben. Das Biblisch-Aramäische im Kähmen des Reichsaramäischen 47 1.6.2. Urkunden und verbindende Texte im Buch Esra Die aramäischen Partien des Buches Esra enthalten einige offizielle Urkunden der persischen Verwaltung in der aramäischen Amtssprache, die wenigstens zum Teil echt sind oder an solche echten Urkunden in ihrer Sprache und ihrem Stil sehr eng anknüpfen (4,8—16; 5,6—17; 6,3—12). Auch dem aramäischen Stück in Kap. 7 liegt wohl eine offizielle aramäische Urkunde zugrunde. Der historische Rahmen ahmt in seinem Stil ebenso die aramäische Amtssprache nach. Bei der Endredaktion wurde jedoch eine etwas jüngere Orthographie verwendet als die der auf uns gekommenen reichsaramäischen Urkunden aus dem 5. Jh. v. u. Z. Man kann daher die Abfassung des Esra-Buches wohl in die erste Hälfte des 4. Jh. v. u. Z. datieren, also noch in die persische Zeit, während man für die Entstehung der jetzigen Form ein Datum aus der hellenistischen Periode annehmen könnte. 1.6.3. Erzählungen und Vision im Buch Daniel Die aramäischen Partien des Buches Daniel, die in den Kap. 2—6 volkstümliche Erzählungen über die Geschicke Daniels und seiner Freunde am babylonischen und persischen Hof enthalten und im Kap. 7 die bekannte apokalyptische Vision geben, und diese etwa ins 6. Jh. v. u. Z. setzen, doch ihre Sprache und Orthographie weist jüngere Züge auf als die des Buches Esra. Es sind keine sprachlichen Indizien für die Abfassung in Babylonien, also im Bereich der östlichen aramäischen Dialekte, zu finden. Der durch die vaticinia ex eventu im hebräischen Teil des Buches gegebene Terminus ad quem ist 164 v.u.Z., und die Entstehung des ganzen Buches wird mit Recht in diese Zeit gelegt. 1.6.4. Das Gebet des Nabonid aus der Höhle 4 von Qumrän Die Fragmente der Nabonid-Erzählungen stellen eine ältere Tradition dar als die im kanonischen Buch Daniel Kap, 4 enthaltene; sie stehen noch der neubabylonischen volkstümlichen Nabonid-Chronik nahe. Die Sprache und Orthographie dieser vier Fragmente entsprechen etwa denen der dort erhaltenen Rollen des Danielbuches. 48 Das Biblisch-Aramäische im Rahmen des Reichsaramäischen 1.6.5. Die Textüberlieferung des Biblisch-Aramäischen 1.6.5.1. Die Texte von Qumrän Aus den aramäischen Partien der Bibel wurde bisher ein Fragment mit drei Wörtern aus Jr 10,11 (4Q Jer(b)) und zwei fragmentarische Stücke aus Daniel (1Q71: D2,2—6; 1Q72: D 3,22—30) veröffentlicht. Unter den noch nicht (1974) veröffentlichten Texten aus der Höhle 4 befinden sich auch drei Danielhandschriften (4QDan(a—c)), die u. a. D 2,19—35 und den Schluß des Kap. 7 enthalten. Die Handschrift 4Q Esra enthält Teile aus den Kap. 4 und 5. Die Varianten der veröffentlichten Texte werden in der vorliegenden Grammatik berücksichtigt. 1.6.5.2. Texte mit babylonischer Vokalisation Aramäische Partien des Daniel-Buches sind in einer fragmentarischen Handschrift aus der Kairoer Geniza enthalten (D3,12—15, 20—24), die von P.Kahle veröffentlicht wurde (Ec24). Kahle hat auch die aramäischen Partien einer jemenitischen Handschrift (Berlin Or qu 680: D 1,8—2,49; 4,21 — 7,7) herausgegeben. Die Vokalisation dieser Handschriften wird in dieser Grammatik gelegentlich herangezogen. Eine andere Berliner Handschrift (Orfol. 380/381: D 3,20—4,18; 6,11 — 7,18) wurde im kritischen Apparat der BH3 verwertet. Es gibt auch einige andere, vorerst nur nach vorläufigen Berichten bekannte babylonische Handschriften. Ein aramäischer Bibeltext mit palästinischer Vokalisation wurde bisher nicht bekannt. Vgl. 2.5.1.2. 1.6.5.3. Die tiberische Überlieferung Von den besten tiberischen Handschriften der Ben Aser- Schule enthält die aramäischen Partien nur die vollständige Handschrift der _____ Leningrader Saltykov-Scedrin-Bibliothek B 19 a, die von P. Kahle der BH3 zugrunde gelegt wurde. Die Belege aus dem BA in dieser Grammatik sind, soweit nicht ^anders bemerkt, dieser Ausgabe entnommen. Die anderen Ausgaben der aramäischen Bibelpartien beruhen auf späteren Mischtexten. Diese enthalten jedoch gelegentlich auch grammatisch relevante Varianten in der Vokalisation. Die Weiterführung der reichsaramäischen Schriftsprache 49 1.7. Die Weiterlührung der reichsaramäischen Schriftsprache 1.7.1. Bedingungen für ihre Weiterführung Durch die Vernichtung des persischen Großreiches wurde der gemeinaramäischen Schriftsprache die einheitliche Grundlage entzogen. In den hellenistischen Reichen der Diadochen wurde das Aramäische durch das Griechische verdrängt. Als später die iranischen Staaten Selbständigkeit erlangten und zur Verwendung der persischen Dialekte für schriftliche Zwecke griffen, wurde dort die aramäische Schrift und in der merkwürdigen Erscheinung der Heterogramme auch die aramäische Sprache benutzt. Zur Erhaltung des Aramäischen bei den Nabatäern und Palmyrenern vgl. 1.7.3. bzw. 1.7.4. 1.7.2. Bei den Juden Für die jüdische Gemeinschaft blieb die aramäische Sprache als Bindeglied zwischen der palästinischen Heimat und der babylonischen Diaspora zu jeder Zeit sehr wichtig. Die Abwehr der kulturellen Hellenisation und der mit ihr verbundenen griechischen Sprache kam nicht nur dem traditionellen Hebräischen zugute, sondern auch der aramäischen Umgangssprache der Juden. Das jüdische Schrifttum der hasmonäischen und frührömischen Zeit, zu dem die Qumränfunde direkten Zutritt ermöglicht haben, bezeugt eine sprachliche und orthographische Entwicklung, doch hat diese Entwicklung ihre Grundlage im Reichsaramäischen* Während die jüdische traditionelle Literatur aus Palästina, besonders der palästinische Talmud, auf eine spätere Sprachenphase des Aramäischen zurückgeht und daneben vom Hebräischen beeinflußt ist, steht die Sprache einiger Targume („Verdolmetschungen") dem Reichsaramäischen nahe; das Targum Onkelos wird direkt als ein reichsaramäischer Text angesehen. Die neugefundenen Targumhandschriften wurden nur teilweise ediert; daher kann keine definitive Entscheidung über ihren Sprachcharakter gefällt werden. Die meisten aramäischen Texte von Qumrän weisen mit einigen Zügen auf das spätere palästinische Jüdisch-Aramäische hin, doch ist es auch hier nötig, die vollständige Herausgabe des Materials ab- 4 Segert, Altaram. Gramm. 50 Die Weiterführung der reichsaramäischen Schriftsprache zuwarten. Daher sind in dieser Grammatik nur die mit den biblischaramäischen Texten zusammenhängenden Fragmente der Nabonid-Erzählung berücksichtigt worden. 1.7.3. Bei den Nabatäern Auf den ersten Blick dürfte überraschen, daß die reichsaramäische Sprache und Orthographie diejenige Bevölkerung bewahrt hat, die sich des Aramäischen nur als Schriftsprache bediente, während ihre Umgangssprache ein nordarabischer Dialekt war. Die Nabatäer, östlich des Toten Meeres und der 'Araba wohnende Araber, haben mit dem aramäischen kulturellen Einfluß auch die aramäische Schriftsprache übernommen. Die Inschriften (von 170 v. u. Z. an) weisen zuerst nur recht wenige Abweichungen gegenüber dem Reichsaramäischen auf. Erst später zeigen sich Einflüsse der neueren aramäischen Orthographie und der arabischen Umgangssprache. Viele Inschriften haben sich in Petra, dem einstigen Zentrum der Nabatäer, erhalten, doch ihre Fundorte erstrecken sich durch Trans Jordanien bis zum IJaurän. Nabatäische Papyri wurden in den Höhlen der Wüste Juda gefunden. 1.7.4. Bei den Palmyrenern In etwas kleinerem Maße gilt das auch von den Palmyrenern, doch in den Inschriften, die den Zeitraum von 33 v. u. Z. bis 274 u. Z. umfassen, machten sich neben den arabischen auch ostaramäische und griechische Einflüsse geltend. Die meisten Inschriften blieben in der Oase Palmyra selbst erhalten — die größte ist der Zolltarif aus dem Jahre 137 u. Z. —, doch vereinzelte Inschriften der im römischen Heer dienenden Palmyrener wurden weit verstreut; sie wurden sogar in Nordengland und in Ungarn gefunden. 1.7.5. Übergang zu neuen Schriftsprachen Die von den Nabatäern verwendete Schriftsprache und die Sprache der palmyrenischen Inschriften werden oft noch zum Aitaramäischen gerechnet. Doch einerseits lassen sich hier Erscheinungen einer weiteren Entwicklung, andererseits die Einflüsse der arabischen Sprache dieser beiden Völkerschaften in den aramäischen Schriftsprachen der Naba- Die Weiterführung der reichsaramäischen Schriftsprache 51 täer und der Palmyrener feststellen, bei der letzteren auch eine Einwirkung des Ostaramäischen. Im Gebiet der östlichen aramäischen Dialekte wurden neue Schriftsprachen gebildet, die immer mehr im Gegensatz zur reichsaramäischen Tradition die lokalen Sprach- und Schreibgewohnheiten bevorzugten. Die älteste Inschrift in edessenischem Svrisch stammt schon aus dem Jahre 6 u. Z. 1.7.6. Heterographisehe Verwendung des Altaramäischen Im Gebiete der selbständigen persischen Staaten, im parthischen Reich und bei den Soghden östlich vom Kaspischen Meer ebenso wie auf dem Gebiet des heutigen Georgien wurde wohl die Verwaltung von den aramäischen Schreibern besorgt. Es ist sehr schwer, die Grenze zu ziehen zwischen den wirklich aramäischen, d. h. nicht nur aramäisch geschriebenen, sondern auch aramäisch zu lesenden Texten, und den heterographischen, die sich nur der aramäischen Schreibung aller Wörter bedienten, diese aber auf persisch oder wohl auch in einer anderen Sprache lasen. Wenn diese aramäischen Heterogramme mit persischen Endungen bzw. phonetischen Komplementen versehen sind, ist der persische Charakter des Textes klar erwiesen, doch bei der spärlichen Verwendung dieser Behelfe kann Unsicherheit über die sprachliche Bestimmung der Tex,te entstehen. Auch wenn es sich in diesem Übergangszustand um aramäische Texte handelt, überschreiten sie in der Schreibung und in der Aussprache die Grenze des Altaramäischen. Die Zusammenstellung der aramäischen Heterogramme in den persischen Texten dürfte wohl die Grundlage für eine phonetische und morphologische Skizze hefern, doch gehört diese nicht mehr zu den Aufgaben der vorliegenden altaramäischen Grammatik (vgl. 0.1.7). 1.7.7. Die Abgrenzung des Altaramäischen Die untere zeitliche Grenze des Reichsaramäischen — und folglich des Altaramäischto überhaupt — ist nicht mit Sicherheit zu ziehen. Das fest ausgebildete Reichsaramäische hat sich als Schriftsprache auch da gehalten, wo die gesprochene Sprache sich weiter entwickelte oder wo eine ganz andere Verkehrssprache benutzt wurde. Besonders der Ubergang zu den späteren westaramäischen Dialekten ist so allmählich, daß es schwierig erscheint, eine genaue Trennungslinie anzugeben. 4* 52 Die jüngeren aramäischen Sprachen 1.8. Die jüngeren aramäischen Sprachen 1.8.1. Einteilung Die westaramäischen Dialekte führen die Tradition der gemeinsamen altaramäischen Sprache weiter, die im RA ihren Ausdruck gefunden hatte, doch dabei treten in diesen Dialekten neue Elemente, meist arabischen Ursprungs, auf. Dagegen macht sich in den ostaramäischen Sprachen der Einfluß der dort gesprochenen Dialekte bemerkbar, die schon in der RA-Periode einige besondere Züge aufzuweisen begonnen haben, wie z, B. die Pluralendung -e (schon im Text von Uruk). Als das auffälligste Merkmal der ostaramäischen Dialekte hat sich das Präfix im Imperfekt der 3. Pers. Sg. m. und 3. Person PI. in Form l- bzw. n- ausgebildet. 1.8.2. Westaramäische Sprachen Die westaramäischen Dialekte sind meist in Texten aus Palästina und Syrien erhalten. Die besonderen religiösen Gemeinschaften verwendeten für ihre heiligen und sonstigen Schriften unterschiedliche Dialekte. 1.8.2.1. Palästinisches Jüdisch-Aramäisch Den größten Umfang unter den älteren westaramäischen Texten nehmen die jüdischen ein. Außer einer Reihe von Inschriften, besonders an Grabstätten und in Synagogen, die sich etwa vom 2. Jh. v. u. Z. bis 6. Jh. u. Z. erhalten haben, sind es verschiedene Targume (aramäische Verdolmetschungen der hebräischen Bibel texte), der palästinische Talmud und mehrere Midraäim (Auslegungswerke), die oft auf ältere Quellen zurückgehen. In einigen dieser jüdischen Texte, die etwa aus dem 1, bis 6. Jh. u. Z. stammen, sind auch Merkmale gali-läischer Herkunft wahrzunehmen. Jüdisch-aramäische Glossen kommen auch im griechischen Text einiger neutestaraentlicher Bücher vor (vgl. die Ergänzung zur Chrestomathie). 1.8.2.2. Samaritanisches Aramäisch Der mittelpalästinische jüdisch-aramäische Dialekt wird durch das Schrifttum der Samaritaner repräsentiert, zu dem außer einem Targum Die jüngeren aramäischen Sprachen 53 zum Pentateuch eine Summa ihrer Lehre — Memar Marqe — sowie liturgische Gedichte und Vorschriften gehören. 1.8.2.3. Christlich-palästinisches Aramäisch Die christlichen aramäischen Texte aus Palästina bestehen meist in Übersetzungen des Neuen Testaments. Bei den Forschungen in der Wüste Juda wurden die bisher ältesten Texte in diesem Dialekt gefunden, die etwa in das 4. Jh. u. Z. zurückreichen. 1.8.2.4. Nabatäisch Die Schriftsprache dieses Königtums, dessen Hauptstadt Petra war, knüpft eng an das Reichsaramäische an, doch weist sie bereits Merkmale einer weiteren Entwicklung und der Einflüsse der arabischen Verkehrssprache auf (vgl. 1.7.3). 1.8.2.5. Sog. (neu)sinaitische Inschriften Zum Nabatäischen gehören auch die sog. sinaitischen Inschriften, kurze, von Hirten stammende Aufzeichnungen, die zu Tausenden auf der Sinai-Halbinsel erhalten sind. (Diese sind von den um 2000 Jahre älteren sog. protosinaitischen Inschriften in einem dem Kanaanäischen nahen Dialekt zu unterscheiden.) 1.8.2.6. Palmyrenisch Eine ähnliche sprachliche Stellung wie die nabatäischen nehmen die palmyrenischen Texte ein. Neben den arabischen sind hier auch ostaramäische Einwirkungen auf die reichsaramäische Grundlage der Schriftsprache wahrzunehmen (vgl. 1.7.4.). 1.8.2.7. Anderssprachige Einflüsse Alle diese älteren westaramäischen Sprachdenkmäler sind in einer sich eng an den Sprachgebrauch des Reichsaramäischen haltenden Schriftsprache geschrieben, doch in allen wirken schon neben immanenten Entwicklungstendenzen auch Einflüsse der gesprochenen Dialekte und auch fremder Sprachen: in den jüdischen Dialekten des Hebräischen, in den christlichen des Griechischen, in den von einer Bevölkerung arabischer Herkunft, d. h. von den Nabatäern und Palmyrenern, gesprochenen des Arabischen. 54 Die jüngeren aramäischen Sprachen 1,8.3. Ostaramäische Sprachen 1.8.3.1. Die älteren ostaramäischen Dialekte lassen sich ebenfalls nach ihrer Verwendung durch verschiedene religiöse Gemeinschaften unterscheiden. Ihre Grundlage ist aber nicht das Reichsaramäisch, sondern die in Mesopotamien gesprochenen Dialekte. 1.8.3.2. Syrisch Die größte literarische Verwendung fand das Syrische, ursprünglich der Dialekt der Stadt Edessa (syrisch Orhäj, jetzt Urfa in der Türkei), dessen älteste Inschrift aus dem Jahre 6 u. Z. stammt. Die größte Verbreitung haben dem edessenischen Dialekt die Christen verliehen, doch bereits vor Annahme des Christentums in Edessa wurde diese Sprache literarisch kultiviert. Die reiche Literatur der christlichen Syrer ist in zwei sprachlichen und orthographischen Traditionen erhalten, der westlichen jakobitischen und der östlichen nestorianischen, die die ältere Sprachstufe besser bewahrt hat. 1.8.3.3. Jüdisch-babylonisches Aramäisch In den von den Juden verwendeten ostaramäischen Dialekten sind interessante magische Texte auf Schalen etwa aus dem 5, Jh. u. Z. erhalten. Das umfangreichste Denkmal ist aber der babylonische Talmud, in dem die Diskussionen der Gelehrten aufgezeichnet sind. 1.8.3.4. Heidnische Dialekte Während die Christen und die Juden eine umfangreiche Literatur in ostaramäischen Dialekten erhalten haben, ging das Schrifttum der polytheistischen Ostaramäer von Ilarrän fast gänzlich verloren. 1.8.3.5. Inschriften von Hatra und Dura-Europos Nur eine kleinere Anzahl von Inschriften aus Hatra und Urkunden aus Dura-Europos geben Auskunft über die ältere Phase des Ostaramäischen. Auch die manichäische Literatur in aramäischer Sprache ist bis auf kleinste Reste verlorengegangen, und die koptischen und an-deren Ubersetzungen können diesen Verlust nicht ersetzen. 1.8.3.6. Mandäisch Merkwürdigerweise hat sich aber bis zur Gegenwart nicht nur die Literatur, sondern auch eine lebendige ostaramäische Sprache bei den Die jüngeren aramäischen Sprachen 55 Mandäern (vgl. 1.8.4.4.) erhalten, einer religiösen Gemeinschaft jüdisch--gnostischen Ursprungs, die aus Palästina kam, aber bereits etwa vom 4. Jh. u. Z. an ihren Wohnsitz am Unterlauf des Euphrat und Tigris genommen hat. Während auch die jüdischen ostaramäischen Dialekte durch die Einwirkung des Hebräischen und des Westaramäischen und das christliche Syrisch durch griechische Einflüsse besonders auf Syntax und Wortschatz stark beeinträchtigt wurden, ist das Mandäische der Dialekt, der die ursprüngliche aramäische Syntax am besten bewahrt hat. 1.8,4, 31oderne aramäische Dialekte 1.8.4.1. Charakteristik Während die im Altertum und Frühmittelalter verwendeten west- und ostaramäischen Dialekte gelegentlich zur Erklärung von Erscheinungen im Altaramäischen herangezogen werden können, haben sich — mit Ausnahme des Mandäischen — die in der Gegenwart gesprochenen modernen aramäischen Dialekte von der aramäischen Grundlage sehr weit entfernt. 1.8.4.2. Neuwestaramäisch am Antilibanon Das in drei Dörfern am Antilibanon (Malüla, Bal/ä, Gub'addin) ge-sprochene Westaramäisch weist neben dem arabischen Einfluß einige besondere Neubildungen auf. 1.8.4.3. Neuostaramäische Dialekte Die Dialekte im nördlichen Irak, in Kurdistan und im Gebiet des Van- und Urmia-Sees waren so stark den Einwirkungen des Kurdischen und des Türkischen ausgesetzt, daß ihr semitischer Charakter besonders in der Phonetik und in der Syntax starke Einbußen erlitten hat. Diese modernen Dialekte können nur selten für eine Erklärung der altaramäischen Phase verwendet werden. Die Sprecher dieser Dialekte sind zum kleinen Teil Juden, zum größten Teil Christen, die teils zu den Jakobiten, in ihrer Mehrheit aber zu den Nestorianern gehören. Die letzteren legen sich oft den Namen »Assyrer« bei. 56 Die jüngeren aramäischen Sprachen 1.8.4.4. Modernes Mandäisch Der mandäische Dialekt (vgl. 1.8.3.6.) wird noch im Süden Persiens, in den Städten Ahwäz und Chorramäahr gesprochen, während er im Iraq unlängst aufgehört hat. 2. Die Schrift 2.1. Die Schriftarten 2.1.1. Buchstabenschrift und semitischer Sprachhau Da in den semitischen Sprachen die Funktion der Konsonanten, die die bedeutungstragenden Wurzeln bilden, von der der Vokale, die lediglich zur Modifikation und Flexion dienen (vgl. 3.1.5.1.), sich grundsätzlich unterscheidet, ist die Buchstabenschrift, die nur Konsonantenzeichen enthält, der gegebene Schrifttypus für diese Sprachgruppe. Die Konsonanten werden ausgeschrieben, während die Vokale un-bezeichnet bleiben und nur dank der Kenntnis der Wortbildung und Flexion zu ergänzen sind. Die verschiedenen Arten der Bezeichnung von Vokalen (s. 3.1.5.2. und 2.4./2.S.) sind prinzipiell und auch historisch sekundär. 2.1.2. Verwendung von anderen Schriften Die vorliegende Grammatik beschränkt sich grundsätzlich auf aramäische Texte, die im westsemitischen Alphabet von 22 Konsonantenbuchstaben geschrieben sind. Eigentümlichkeiten der anderen für die Aufzeichnung der aramäischen zusammenhängenden Texte und einzelnen Wörter verwendeten Schrift Systeme jedoch erlauben, einige in der konsonantischen Alphabetschrift nicht auszudrückende sprachliche Erscheinungen besser zu erkennen. Aramäische Wörter, besonders Personen- und Ortsnamen, kommen in akkadischen, meist mm assyrischen, syllabischen Keilachrifttexten vor. Auch die Ägypter haben gelegentlich aramäische Namen in ihren eigenen Schriften verzeichnet. Meist aus dem Bereich des BA kommen die Wiedergaben aramäischer Namen und Wörter in griechischer und lateinischer Schrift. 2.1.2.1. Syllabische Keilschrift im Text aus Uruk Die an der Stelle der altberühmten Stadt Uruk (jetzt Warka) am Unterlauf des Euphrat gefundene Keilschrifttafel enthält 43 meist gut 58 Die aramäische Schrift erhaltene Zeilen in syllabischer akkadischer Keilschrift. Die Form der Zeichen weist auf die selenkidische Zeit, etwa 3. Jh. v. u. Z. hin, doch gehen die Beschwörungen gegen den Feind zweifellos auf eine viel ältere Vorlage zurück, deren Abfassung aber noch nicht sicher datiert wurde (vgl. 1.5.6.3.). 2.1.2.2. Demotische Schrift im Text aus Ägypten Der weit umfangreichere Text in demotischer Schrift etwa aus dem 4. oder 3. Jh. v. u. Z. ist bis jetzt (1974) nur in kleinen Proben veröffentlicht ; der Inhalt ist religiös bzw. rituell. 2.1.2.3. Die Verwendung der lateinischen Schrift Aus praktischen Gründen (für Nichtsemitisten, zur Erleichterung der Satzarbeit) wird auch für AA gelegentlich die Transliteration mit lateinischen Buchstaben verwendet. (Vgl. die Übersichtstafeln 2.3. und 2.5.3.) 2,2. Die aramäische Schrift 2.2.1. Richtung und Worttrennung Die aramäische Schrift läuft von rechts nach links, wie die phönizische (und hebräische). Die Aramäer (gegen die phönizische Gewohnheit) haben aber die Worttrennung eingeführt, zuerst (Damaskus, Zakir) mit kleinen senkrechten Strichen — wohl nach dem Vorbild der syllabischen Keilschrift —, dann (Inschriften von Ja'udi) mit Punkten und zuletzt (Stelen von Nerab, Ostraka, Papyri) mit Spatien zwischen den Wörtern. Nur einige ältere Inschriften, wie die Stelen von Sfire, sind ohne Worttrennung geschrieben. 2.2.2. Die früharamäische Schrift F ■f Zur Aufzeichnung der altaramäischen Texte wurde seit dem ausgehenden 9. Jh. v. u. Z. die konsonantische alphabetische Schrift phö-nizischen Ursprungs verwendet. Die Buchstaben der archaischen aramäischen Inschriften aus dem 8. — 7. Jh. v. u. Z. zeichnen sich in graphischer Hinsicht durch die nach Die aramäische Schrift 59 unten verlängerten, nach links gerichteten, bzw. auch gebogenen Schäfte aus. Diese nicht monumentale Schriftart läßt sich durch Nachahmung der auf vergänglichem Schreibmaterial geschriebenen und daher nicht überlieferten Kursivform erklären. Dies gilt nicht so sehr für die Buchstaben, die reliefartig aus der Grundfläche herauftreten (Zincirli). 2.2.3. Reichsaramäische Schrifttypen 2.2.3.1. Die kursive Schrift Die reichsaramäischen Papyri und Ostraka weisen entwickelte Formen der Buchstaben auf, die durch die Benutzung der Bohrfeder und der Rußtinte ihren kursiven Duktus erhalten haben. Auch bei den Beschriftungen verschiedener Gegenstände wurden diese mehr kursiven Formen verwendet. 2.2.3.2. Die »monumentale« Schrift Die RA-Inschriften auf Stein sind meist in einem eigenartigen Schrifttypus geschrieben, der dem harten Stein angepaßt ist; die Formen werden einfacher und entfernen sich von dem kursiven Typus. 2.2.4. Die jüdisch-aramäische Kursive Die Schrift der aramäischen und auch der hebräischen Handschriften von Qumrän (etwa 200 v. u. Z. bis 68 u. Z.) u. a. ist aus der »reichsaramäischen« Form entstanden, doch zeigen bereits einige Buchstaben Formen, die sich der sog. Quadratschrift nähern. 2.2.5. Die Quadratschrift Soweit die altaramäischen Texte nach der Ablösung des AA durch jüngere Dialekte weiter abgeschrieben wurden, geschah es — da es sich um Bestandteile der hebräischen Bibel handelte — mit Hilfe der sog. Quadratschrift, ctie sich aus der altaramäischen Kursive organisch entwickelt hatte. Diese etwa seit dem 3. Jh. u. Z. von den Juden verwendete Schrift diente und dient noch vorwiegend zur Aufzeichnung der hebräischen Texte und wird daher schlechthin »hebräische Schrift« genannt. 60 Die Konsonanten 2.2.6. Moderne Ausgaben Nicht nur die Handschriften und Drucke der aramäischen Bibeltexter sondern auch fast alle modernen Ausgaben der altaramäischen Texte bedienen sich der »hebräischen« Quadratschrift. 2,3. Die Konsonanten 2.3.1. Die Schrifttafel 1 2 3 4 5 6 7 V 5 'älsep 6 bet A 1 glmael 4 dalaet n he M 1 w wäw r "z r t z zäjin n n h • bet 6 • tet ^ jöd =>("1) kap L L lämsed 19(0) m mem -X f 3(t) n nun 0 s sämsek o ajin 3 pe Die Konsonanten 61 1 2 3 4 5 6 7 I"1 yy S(T) « säde p ff qöp 1 r reo w S/i äin/sin t täw 1 FA- und Ja-Inschriften 2 RA-Inschriften aus Kleinasien 3 RA-Papyri aus Elephantine 4 BA-Handschriften von Qumrän 5 Quadratschrift 6 Transliteration 7 Buchstabenname 2.3.1.1. Bemerkungen zur Schrifttafel * Stimmabsatz w bilabiales w (wie im Englischen) z stimmhaft, wie in »Rose« h stimmloser Laryngallaut t emphatischer Dentallaut s stimmlos, wie in »das« * stimmhafter Laryngallaut $ emphatischer Sibilant q Velarlaut r Zungenspitzen-r £ wie deutsches »sch« £ wie s, bzw. ein Laut zwischen s und »sch« Zur Aussprache der Laryngallaute vgl. 3.2.3.1. und 3.2.3.2. Zur Aussprache der eftiphatischen Laute und q vgl. 3.2.4.2. und 3.2.3.6.2., 3.2.3.8.2. Zu den Positionsvarianten von 6, g, d, p, t vgl. 2.5.4.2.5. bzw, 3.2.3.7.4., 3.2.3.7.5., 3.2.3.9. (In anderen Transliterationssystemen steht für w — u, für j — i oder y, für q — fc.) 02 Andeutung der Vokale durch Konsonantenbuchstaben 2.3.2, Die Endbuchstaben Fünf Buchstaben weisen am Wortende andere Formen auf (1 & '] >*1 *Y — in der Schrifttafel in Klammern gesetzt) als am Anfang und in der Mitte der Wörter p A & /S), Diese Differenzierung wurde etwa innerhalb des 2.—1. Jh. v.u.Z. allmählich durchgeführt. Die ursprünglich nach unten verlängerten Formen wurden am Wortanfang und in der Wortmitte verkürzt, dagegen blieben sie am Wortende erhalten. 2.3.3. Die Ambivalenz einiger Konsonantenzeichen Die Aramäer haben im ausgehenden 9. Jh. v. u. Z. von den Phöniziern ein Alphabet übernommen, das 22 Buchstaben zählte. Da aber in dieser Zeit die Aramäer anscheinend mehr konsonantische Phoneme in ihrer Sprache besaßen, als das Inventar von 22 Buchstaben eindeutig ausdrücken konnte, dienten einige Buchstaben zur Aufzeichnung von zwei oder vielleicht auch drei Phonemen, z. B. T für z und df P für q und g, ^ für s/s und t. Zur Unterscheidung von S und s im BA vgl. 2.5.4.1. 2.4. .Andeutung der Vokale durch Konsonantenbuchstaben 2.4.1. Einführung der Vokalbuchstaben Bereits die ältesten aramäischen Texte benutzen in einigen Worten zur Andeutung der auslautenden langen Vokale die Buchstaben phonetisch verwandter Konsonanten. Das -i wurde mit 11 (j), das -ü mit 1 (w) angedeutet, während H (h) sowohl -e als auch -ä andeuten konnte. Die letztere Schreibart wurde vorwiegend für die Femirfinendung und für Perfektformen der Verba III infirmae angewandt, während der postpositive Artikel -ä durch N (9) ausgedrückt wurde. Diese Orthographie diente also nicht nur zur Aufzeichnung der wirklich ausgesprochenen langen Endvokale, sondern war auch imstande, die besonders oft am Wortende vorkommenden relevanten Wortbestandteile (Morpheme) zu unterscheiden. Andeutung der Vokale durch Konsonantenbuchstaben 2.4.2. Graphische und sprachliche Voraussetzungen für die Vokalbuchstaben 2.4.2.1. Es ist möglich, daß bei der Einführung dieser für die weitere Entwicklung der alphabetischen Schrift höchst wichtigen Vokalandeutung phonetische Gründe eine Rolle spielten: Nach dem langen mit Nachton ausgesprochenen Endvokal ist ein schwacher konsonantischer Laut wahrzunehmen, etwa -ü(w), -e(h), -ä(5). Dieser Laut (der auch in heutigen arabischen Dialekten in Syrien festzustellen ist) konnte dann durch den betreffenden Konsonanten aufgezeichnet werden. 2.4.2.2. Eher kann man aber annehmen, daß die Aramäer auf die Verwendung von Buchstaben zur Andeutung der Endvokale durch die in ihrem Bereich verwendeten syllabischen Schriftsysteme aufmerksam gemacht wurden, durch die assyrische syllabische Keilschrift — z. B. ki-i für kl oder durch die hethitische hieroglyphische Schrift, die ebenfalls im Prinzip syllabisch war. 2.4.2.3. Die aramäischen Vokalwerte wurden von den Griechen bei der Übernahme des aramäischen Alphabets übernommen, doch wurde ihre Verwendung auf alle Positionen im Worte ausgedehnt, und ein o aus hinzugefügt. 2.4.2.4. Die verschiedenen aramäischen Inschriften bzw. die zusammengehörenden Inschriftengruppen sind in der jeweiligen Verwendung der Konsonantenzeichen für Vokale ziemlich konsequent, doch bestehen zwischen den einzelnen orthographischen Systemen leichte Unterschiede. Vgl. die Übersichtstafel 2.4.7. 2.4.3. Die Vokalbuchstaben am Wortende 2.4.3.1. Die Buchstaben 1 und * dienten zur Bezeichnung von -zZ bzw. -I in allen Phasen des AA; wann sie auch -ö bzw. -e anzudeuten begannen, läßt sich schwer ermitteln, da die Datierung der Mono-phthongisation von -aw bzw. -aj nicht sicher ist; eindeutig ist dieser Gebrauch erst für das BA bezeugt. 2.4.3.2. Das n war seit dem BA zweideutig, es konnte sowohl -e als auch -ä ausdrücken; dabei konkurrierte es einerseits mit \ z. B. in Andeutung der Vokale durch Konsonantenbuchstaben den Verba III infirmae (vgl. 5.7.8.3.2.; 5.7.8.5.1.), andererseits mit **, in den Femininendungen u. a. (vgl. 5.2.2.4.5.; 5.2.5.2.6.; 5.2.5.2.7.). 2.4.3.3. Es kann angenommen werden, daß das K bereits im FA als Vokalbuchstabe zur Andeutung des postpositiven Artikels verwendet wurde; vgl. 5.2.5.2.6.-7. Bei den Verben III9 wurde das etymologische Alef im RA zum Vokalbuchstaben. In späterer Zeit, besonders in der Überlieferung des BA, wurde das Alef auch ohne etymologische Begründung nach einem anderen Vokalbuchstaben gesetzt; s. 2.4.5. 2.4.4. Vokalbuchstaben in der Wortmitte 2.4.4.1. Etymologisch bedingte Vokalbuchstaben Für die Verwendung von 1 (w) zur Andeutung des langen -Ö- und des (j) für langes -e- in der Wortmitte waren wenigstens in der ersten Etappe etymologische Gründe maßgebend: die Diphthonge -aw- und -ay (-ai-) wurden mit 1 bzw. geschrieben; nach der Monophthongisa-tion aw>ö und aj>e blieb die Orthographie mit 1 bzw. ^ erhalten. Vgl. trr C 1,1; nöY» C 8,9 = (der) Tag; jöm(ä)< *jawm{ä) neben Kö" OS 77,2, innen 3 und 4. 2.4.4.2. Neueingeführte Vokalbuchstaben Weiterhin wurde 1 bzw. ** auch zur Andeutung der auf andere Art _ * entstandenen langen o- und e-Vokale verwendet, z. B. IS? himmö < *humü, Pron. 3. PI. m. »sie«; vgl. 5.1.2.3.8. Ähnlich ist die Schreibung des N (') im Wortinnern meist etymologisch bedingt, auch wenn dieser Laut in der Aussprache wohl schon früh verschwunden ist. Vgl, "löXö »sagen« A 115 neben C 322 (Wurzel 9mr). 2.4.4.3. Verwendung des Alef für langes -ä- Die in den späteren aramäischen Texten so verbreitete Schreibung des langen -5- im Wortinnern mit K wurde zwar auf persisches Vorbild zurückgeführt, doch finden sich Ansätze für diese Schreibart bereits in den archaischen Inschriften von Ja'udi im 8. Jh. v. u. Z., z. B. P 5. Andeutung der Vokale durch Konsonantenbuchstaben 65 2.4.5. Das prosthetische Alef Das 8 am Wortende ist ebenfalls zum größten Teil etymologisch bedingt, doch es wurde vereinzelt aus rein orthographischen Gründen geschrieben, z. B. KfoO?) D 3,24 (so MT, die Qumränrolle 1Q72 hat U; vgl. 3.7.8.6.5.). 2.4.6. Vermeidung der Folge von gleichen Buchstaben Falls zwei w nacheinander folgen sollten, wird regelmäßig nur eines geschrieben, z. B. *P£!7 lcehmwön E 7,25 »sie sollen sein«; eigentlich sollte sowohl der dritte Radikal als auch der lange Vokal ö durch je ein v) angedeutet werden. {Doch vgl. KKOHD »der Thron« A 133; ««Ff »das Gras« D 4,12). 2.4.7. Verwendung von Vokalbuchstaben Am Wortende Ja FA RA BA V -fi 1»p H 2 W Z 9 lVüp B 5 -e -a -e- T *■ .{ *MK P 19 ^ Z 13 ^ A 95 ^ ** t * n- -c nns SIIA19 na c 30,25 nja -ä n» P22 rus z 2 njNC25,i2 n?« NDVö a 15 N?1?» -e «0* K^S 1790,2(1) »fr? Im Wortinnern -l- ^j. iira p 7 ma^silllß n"»1 K2,ll t»p? -ö- «Öl" C 30,20 N»1< -•>- .f, nVnj?P8 n-KSIB 32 a**© Cö.io ™? t ™ : -K- -ö- niNip5(?) I«iönc8i,i6 "wra -e- löNö A115 *iö«& 5 Segert, Altaram. Gramm. 66 Vokalisation durch besondere Zeichen 2.5. Vokalisation durch besondere Zeichen 2,5.1. Historische Voraussetzungen 2.5.1.1. Masoretische Vokalisationssvsteme Zur Sicherung der richtigen Aussprache der Bibellesungen haben die Juden den Konsonantentext mit Zeichen für Vokale, Akzente usw. versehen. Für die hebräischen Texte wurden in Babylonien wohl schon vom 6. Jh. u. Z. an Vokalisationssysteme ausgebildet, die die Zeichen meist oberhalb der Buchstaben setzten; einem einfacheren System, das sich die ostsyrische Vokalisation zum Vorbild nahm, folgte ein kompliziertes System, das auch verschiedene Besonderheiten der hebräischen Aussprache berücksichtigte. Auch in Palästina wurde ein Vokalisationssystem für die hebräische Bibel entwickelt, das später vervollkommnet wurde. Auf Grund dieses späteren palästinischen Systems, das ebenfalls meist die Zeichen oberhalb der Buchstaben setzte, wurde während des 9. Jh. u. Z. in der Stadt Tiberias in Galiläa von karäischen Gelehrten ein präziseres System ausgearbeitet, in dem die Vokalzeichen meist unter die Buchstaben gesetzt wurden. 2.5.1.2. Das babylonische Vokalisationssystem Von den supralinearen babylonischen und palästinischen Vokalisations-systemen kommt für die aramäischen Partien der Bücher Esra und Daniel nur das einfache babylonische System in Betracht, da keine Handschriften dieser Bibeltexte mit anderen Svstemen erhalten sind. Zu den einzelnen Textzeugen vgl. 1.6.5.2. 2.5.1.3. Während die hebräische Aussprachetradition seit Jahrhunderten durch das von den Juden als Umgangssprache verwendete Aramäisch positiv oder auch negativ beeinflußt wurde, entwickelte sich die aramäische Sprache selbst organisch. Die Hüter der biblischen Überlieferung, die sog. Masoreten, haben die hebräische Aussprache des Bibeltex;tes normiert, aber in gewissem Grade auch rekonstruiert; dies gilt besonders für die Arbeit der Masoreten von Tiberias, die die Aussprache bis in für das Sprachsystem irrelevante Einzelheiten präzisierten. Diese Methode wurde auch auf die aramäischen Bibeltexte angewandt. Für diese darf man nicht mit einer Rekonstruktion der alt aramäischen Sprachstufe im größeren Umfang rechnen, doch muß> Vokalisation durch besondere Zeichen 67 man die Einwirkungen der lebendigen jüdisch-aramäischen Dialekte in Betracht ziehen. 2.5.1.4. Die Unterschiede zwischen dem überlieferten Bibeltext und der lebendigen Sprache spiegeln sich in verhältnismäßig zahlreichen Randnoten des Typus k9tib — q9re (»scriptum — legendum«, »es ist geschrieben . . . doch es ist zu lesen«). Die Mehrzahl dieser Marginal-noten führt eigentlich sprachliche Neuerungen ein, doch machen einige auf den älteren Zustand der Sprache bzw. der Orthographie aufmerksam. Jedenfalls kann man annehmen, daß der Abstand der tiberischen masoretischen Ausspracheübeiiieferung von dem wirklich gesprochenen Altaramäischen des 5.—3. Jh. v. u. Z. nicht so groß ist wie der Unterschied zwischen dieser Überlieferung des hebräischen Bibeltextes und dem Althebräischen. 2.5.1.5. Die sorgfältigsten Bibelhandschriften entstanden durch Arbeit der Familie Ben Aser in Tiberias vom Ende des 9. Jh. bis zum Anfang des 11. Jh. u. Z. Die beste vollständige Bibelhandschrift dieser Schule gehörte der Synagoge in Aleppo in Syrien und befindet sich jetzt in Jerusalem. Die aramäischen Bücher Daniel und Esra sind in ihr nicht enthalten. Die zuverlässigste Grundlage für die Behandlung der tiberischen Überlieferung des Biblisch-Aramäischen ist die von einem Ben-A&er-Kodex in Alt-Kairo im Jahre 1008 abgeschriebene Handschrift, die sich in der Saltykow-Stschedrin-Bibliothek in Leningrad (B 19a) befindet. Sie wurde von Paul Kahle der 3. Auflage der Biblia von R. Kittel (1937) zugrunde gelegt, ebenso stellt sie die Basis für die Biblia Hebraica Stuttgartensia (1968ff.) dar. 2.5.2. Vokalisation und Sprachüberlieferung 2.5.2.1. Die folgenden Ausführungen über die Vokalisation bzw. Punktation der aramäischen Bibeltexte nach der Ausgabe des Leningrader Kodex dienen zur praktischen Orientierung in einer Überlieferung, die vollständig ist und die noch immer als Grundlage des Studiums berücksichtigt werden muß, doch werden hier die sprachlich relevanten Erscheinungen von den zu präzisen Vorschriften der tiberischen Masoreten unterschieden. Dabei erweist sich die einfache babylonische Vokalisation, die nicht in solche Details geht, als nützlich. Für die anderen Einzelheiten der masoretischen tiberischen Punktation sei auf die zuständigen hebräischen Grammatiken hingewiesen. 5* 68 Vokalisation durch besondere Zeichen 2.5.2.2. Die in den wissenschaftlichen Kreisen übliche Aussprache des biblischen Hebräisch — und folglich auch des Biblisch-Aramäischen — richtet sich nach der traditionellen Aussprache der sog. sefardischen Juden, die in Spanien lebten und nach 1492 in verschiedene Länder Westeuropas und der Levante übersiedelten. Tiberische Vokalisation Vollvokale: Babylonische Vokalisation Kodex J Kodex G hlrceq • i (í) sěrě • •* e (é) s9gol ** • Gß (iE) patah qämces t qämces hätüp t o a hölcem * * a O(ô) qibbüs 1t (&) sürceq Ü Reduzierte Vokale: * * hätép patah a a hätép s9gol & *** hätép qämms a t: 0 Das H- (ä) als mater lectionis dägéš (forte) a mm däges (lene) b (räpe) (5) (h) mappiq -h maqqép päseq 1 mcetceg i sillüq 1 u. söp päsüq ♦ * *ätnah — • a •* *• ■»» ,na- aa ,na~ ia *a * * a "a e a a m m-a a y a ä a :a 0 • • a i a u •i a ia a a kann nur am Wortende auftreten. mm b b -ä D >- n n 4 4 A a Das Zeichen "* dient in dieser Grammatik der Bezeichnung der Pänul-timabetonung, ist also hier nicht das supralineare Vokalzeichen der babylonischen Vokalisation. Vokalisation durch besondere Zeichen 69 2.5,3. Formen der Vokalzeichen 2.5.3.1. Stellung der Vokalzeichen 2.5.3.1.1. Die Vokalzeichen des tiberischen Systems werden unter den Konsonantenbuchstaben geschrieben, dem sie in der Aussprache folgen, nur das Zeichen für o (hölcem) wird oben links von dem betreffenden Konsonanten bzw. oberhalb der mater lectionis für ö Q) gesetzt, und das Zeichen für ü (sürceq) links von der mater lectionis inmitten der Zeile: \ Doch vgl. das sog. patah furtivum vor den Laryngalen (2.5.3.5.1.). 2.5.3.1.2. Die babylonischen Vokalzeichen werden sämtlich oberhalb der betreffenden Konsonantenbuchstaben geschrieben. 2.5.3.2. Charakter der Vokalzeichen Die Zeichen für Vollvokale beziehen sich prinzipiell auf die Qualität. Die Quantität wird oft durch Verwendung der matres lectionis angedeutet, womit diese ältere Art der Vokalandeutung in die maso-retischen Vokalisationssysteme einbezogen wurde. Wie aus der oben angeführten Übersicht ersichtlich ist, werden die matres lectionis nur den phonetisch verwandten Vokalen angefügt, doch auch etymologische Gründe waren dabei wirksam. 2.5.3.3. Die Zeichen für a-Vokale 2.5.3.3.1. Jedes offene a (patah) ist kurz. 2.5.3.3.2. Die Aussprache des qämces wird gewöhnlich nach der Quantität differenziert; langes qämces (ä) wird als langes, etwas zu ö getrübtes ä ausgesprochen, kurzes qämces (qämces hätüp) dagegen als kurzes offenes o (á). Diese Aussprache entspricht zwar nicht dem tiberischen VokaÜsationssystem, das in beiden Fällen Aussprache als geschlossenes ä (etwa wie schwedisches ä) fordert, doch hat hier diese Vokalisation zwei sprachgeschichtlich verschiedene Laute zusammengefaßt, das aus dem langen ä entstandene lange qämces und das aus dem kurzen u entstandene kurze qämces. Daher ist die Differenzierung dieser Laute, die die sog. wissenschaftliche Aussprache der jüdischen sefardischen Überlieferung entnommen hat, aufrecht zu erhalten. 70 Vokalisation durch besondere Zeichen 2.5.3.3.3, Das qämces wird lang ausgesprochen a) in offenen Silben; b) in geschlossener Silbe mit Hauptdruck ffity sämtä »du hast gesetzt«. 2.5.3.3.4. Das qämces hätüp wird als kurzes ä (bzw. o) ausgesprochen a) in geschlossener unbetonter Silbe häkmä »Weisheit« D 5,11; b) in offener Silbe vor einem anderen kurzen ä: ^5^0? hähärbat »wurde niedergerissen« • TT * — C_ J E 4,15; vor einem reduzierten 0 (hätep qämces): "HJJ? 9äh°rl »die andere« d2,39; in einigen Formen der Präposition »vor«: **?^*Tj? qädämöhi »vor ihm« D 6,19. 2.5.3.4. Zeichen für reduzierte Vokale 2.5.3.4.1. Das einfache s9wä Das Zeichen . wird s9wä (»Leere«) genannt. Es bezeichnet in der tiberischen Vokalisation a) Vokallosigkeit — sog. s9wä quiescens, b) reduzierten Vokal ohne besondere Färbung (a), der etwa wie der kurze dumpfe e-Laut in den deutschen Silben be- bzw. ge- in »beschreiben, geschrieben« (oder etwa als der englische mixed vowel) auszusprechen ist (sog. s9wä mobile). 2.5.3.4.2. Ambivalenz des s3wä Diese doppelte Verwendung desselben Zeichens fällt,der Akribie der tiberischen Masoreten zur Last, während die babylonische supralineare Vokalisation die Vokallosigkeit einfach und konsequent ohne Bezeichnung läßt und mit dem Zeichen für s9wä nur den reduzierten Vokal bezeichnet. In älteren supralinearen Systemen wird die Färbung des reduzierten Vokals nicht besonders angegeben. In der tiberischen Vokalisation wird diese Färbung unterschieden, vgl. 2.5.3.4.5. Daher braucht der Unterscheidung des s*wä mobile und quiescens nicht besondere Aufmerksamkeit gewidmet zu werden. Praktisch gilt, daß bei sorgfältiger Aussprache der anderen Buchstaben und Zeichen sich die Unterscheidung automatisch auswirken wird. Vokalisation durch besondere Zeichen 71 2.5.3.4.3. Für die Unterscheidung des s3wä mobile wurden folgende Schulregeln formuliert: J§*wä ist lautbar (mobile), also als * auszusprechen &) nach dem ersten Konsonanten des Wortes Jc9sap » Silber« E 7,15, b) nach einem anderen s9wä, madbdhä »der Altar« E 7,17, c) nach einem (mit däges versehenen) geminierten Konsonanten, 9imm9rin »Lämmer« E 7,17, d) nach einer Silbe mit dem (durch mcetoeg) bezeichneten Nebendruck, Xyf* 'äPpin »die Zauberer« D 2,27. 2.5.3.4.4. Diese Regeln entsprechen dem Silbenbau des Aramäischen nach der tiberischen Überlieferung: zu a) die Silbe kann nur einen Konsonanten, nicht zwei am Anfang haben; zu b) und c) die Silbe kann nur auf einen, nicht auf zwei unmittelbar aufeinander folgende Konsonanten enden; bei b) ist der die neue Silbe beginnende Konsonant ein anderer als der Endkonsonant der vorhergehenden Silbe; bei c) sind diese beiden Konsonanten von gleicher Qualität; zu d) die Silbe nach dem Nebendruck wurde reduziert. Die Regel b) gilt wohl auch für das s9wä am Wortende; ?"T35? »du hast gemacht« ist also *a\bad\t9 auszusprechen. 2.5.3.4.5. S3wä compositum In der tiberischen Vokalisation steht bei einem Laryngalbuchstaben meist nicht das einfache S9ivä, sondern ein sog. &wä compositum, dessen Vokalzeichen die Färbung des reduzierten Vokals zu är, an- deutet. ^ Beispiele: XKVti Satatä »die Stunde« D 3,6; Tt?« *mmärü »sagt!« D 2,9; ninx 3äh°rl »eine andere« D 2,39. Doch bei dem Laryngalkonsonanten kann auch einfaches &wä bleiben, wenn es quiesziert, z. B. **3?$ mce*bad »machen« E 7,18. Das s9wä compositum kommt auch zwischen gleichen nicht laryngalen Konsonanten vor, z. B. ^729? m9maWlä »sprechende« (f.) D 7,11. 2.5.3.4.6. Diese feinen Unterschiede der Vokalfärbung brauchen bei der Lektüre nicht peinlich genau respektiert zu werden, da sie bei der richtigen Aussprache der laryngalen Laute automatisch auftreten. 72 Vokalisation durch besondere Zeichen 2.5.3.4.7. Die einfache babylonische Vokalisation ist entweder auf diese phonetischen Feinheiten ohne phonologische Bedeutung nicht eingegangen, oder die Aussprache der Laryngale war so schwach, daß ihre phonetischen Einwirkungen auf die benachbarten Vokale nicht wahrgenommen wurden. 2.5.3.5. Patah furtivum 2.5.3.5.1. Das patah, das unter den Laryngalkonsonanten am Wortende gesetzt ist, der einem langen Vokal außer a folgt, wird nicht nach diesem Konsonanten — wie die allgemeine Regel fordert — gelesen, sondern vor ihm. Es handelt sich um einen eingeschobenen Vokal, der die richtige Aussprache des Laryngals sichern soll. Beispiele: nn reah »Duft« D 3,27; TTt j*dia* E 4,12 »bekannt«; ?rn rüah »Geist« D 5,11; teröa' »sie wird zerschlagen« D 2,40. Für h (H) sind keine Belege erhalten. 2.5.3.5.2. Die richtige Aussprache des patah furtivum ergibt sich selbst bei der ordentlichen Aussprache der Laryngale. (Diese Aussprache wird auch in modernen arabischen Dialekten in Syrien beobachtet, z. B, bei mnih »gut« kann man ein kurzes a hören: mniah). 2.5.3.5.3. Die babylonische Punktation berücksichtigt diese Erscheinung nicht, vgl. 2.5.3.4.7. 2.5.4. Weitere masoretische Zeichen 2.5.4.1. Punkte am P 2.5.4.1.1. In den Texten mit tiberischer Punktation bezeichnet der Punkt oben rechts ^ die Aussprache $ ( = deutsches »sch«), der Punkt oben links & die Aussprache s (entweder ein Laut zwischen s und s9 oder einfach das s im Unterschied zur historischen Schreibung mit 2.5.4.1.2. In den älteren Systemen wird diese Unterscheidung mit Hilfe eines kleinen & «s bzw. 0 s oberhalb des Buchstabens V durchgeführt. Vgl. auch 3.2.8.5. 2.5.4.2. Däges 2.5.4.2.1. In der tiberischen Punktation wird durch den Punkt in den Konsonantenbuchstaben bezeichnet: Vokalisation durch besondere Zeichen 73 a) die Gemination (Verdopplung) des Konsonanten, die bei allen Buchstaben außer n? n? V9 1 (>5 ^? fy, % r) vorkommen kann, sog. däges forte; b) die explosive Aussprache, nur bei den Buchstaben 3, ä} D? S5 n (&, gr, rf, p, t), sog. däges lene. Diese Bezeichnung von zwei verschiedenen Erscheinungen durch dasselbe Zeichen gehört zu den Unzulänglichkeiten der masoretischen Punktation. Praktisch können dieses beiden Arten des däges folgendermaßen unterschieden werden: 2.5.4.2.2. Däges forte kann nur in der Mitte des Wortes nach einem kurzen Vollvokal vorkommen. 2.5.4.2.3. Däges lene kann nur nach einem Konsonanten vorkommen (vgl. 3.7.7.4.). Am Anfang des Wortes ist auch das däges lene verwendet, (Doch im Verlauf der Rede kann der Anfangslaut des Wortes nach einem auf Vokal auslautenden Wort mitunter spirantisch ausgesprochen wrerden^ vgl. 2.5.4.2.7.). Vgl. auch 3.7.7. 2.5.4.2.4. Die nicht mit däges versehenen Konsonantenbuchstaben werden einfach ausgesprochen, während die mit dem däges forte versehenen Konsonanten wirklich geminiert (verdoppelt) auszusprechen sind (wie etwa im Russischen und Italienischen); im Deutschen werden dagegen die Doppelbuchstaben als einfache Laute ausgesprochen, z. B. »genommen« — ge|nö|men). 2.5.4.2.5. Die nicht mit däges lene versehenen Konsonantenbuchstaben wTerden frikativ (spirantisch) ausgesprochen: &, g, d, k, p, t. h = deutsches w, spanisches b in »Habana«, p = deutsches f, d = englisches stimmhaftes th in »there«, »either«, t — englisches stimmloses th in »thank«, »both«, g = stimmhafter Ach-Laut, wie norddeutsches g in »Tage« (die traditionelle sefardische Aussprache als Uvularlaut ist wohl durch das arabische g [gairi] beeinflußt), k = ch, deutscher Ach-Laut. 2.5.4.2.6. Diese frikativen Positionsvarianten kommen regelmäßig in der Wortmitte und am Wortende vor, und zwar nach einem Vokal. Als 74 Vokalisation durch besondere Zeichen ein solcher wird im Aramäischen (anders als im Hebräischen) auch der Diphthong -aj- betrachtet: ^JV? bajteh »sein Hans« D 2,17. 2.5.4.2.7. Am Wortanfang wird vereinzelt der Konsonant als spirantisch überliefert, aber nur nach dem vokalischen Auslaut des vorhergehenden Wortes, mit dem das nachfolgende enger verbunden ist, z. B. VlWT njK »ich, Daniel« D 7,15. 2.5.4.2.8. In der einfachen babylonischen Punktation ist das Zeichen für däges aus einem ? vereinfacht. 2.5.4.3. Bäpe 2.5.4.3.1. In einigen Handschriften und Drucken werden die Buchstaben ohne däges mit dem Zeichen räpe versehen; seine tiberische Form ist ein waagerechter Strich oberhalb des Buchstabens, 2.5.4.3.2. Das Zeichen für räpe in der einfachen babylonischen Punktation entstand aus p. 2.5.4.4. Mappiq Der mit dem däges gleichförmige Punkt inmitten des h bedeutet, daß «1 wirklich als Laryngalkonsonant auszusprechen ist und nicht nur als mater lectionis gilt. 3 kommt nur am Wortende vor, z. B. »sein Haus« D 2,17. 2.5.4.5. Maqqep Enge Zusammengehörigkeit von zwei oder mehreren Wörtern pflegt durch den waagerechten Strich in der Höhe des oberen Randes der Buchstaben ~ bezeichnet zu werden, der maqqep »der Verbindende« genannt wird. Z.B. ^"löjp »und sagte zu mir« D 7,16; KWO-Vj-]» »von allen Tieren« D 7,7. 2.5.4.6. Päseq -S Der senkrechte Strich päseq (»der Haltmachende«) dient besonders zur sorgfältigeren Trennung von zwei Wörtern, wenn der Endbuchstabe des ersten mit dem Anfangsbuchstaben des zweiten identisch oder phonetisch verwandt ist. Auch in anderen Fällen werden damit Hinweise zur sorgfältigen Aussprache gegeben. Beispiele: "tön | »Salz, Wein« E6,9; *WYWrj qs? | TlZzb) »Und sein Herz zum Tiere« D 5,21; Dt»3 | DT» »Tag für Tag« E 6,9. Vokalisation durch besondere Zeichen 75 2.5.5. Die Akzentzeichen 2.5.5.1. Funktion der Akzentzeichen Die masoretischen Akzente wurden zur Fixierung der verschiedenen Figuren des kantillierenden Vortrages eingesetzt, doch haben sie sekundär auch Bedeutung für die Grammatik, und zwar a) zur Angabe der Stelle der Betonung b) zur Bezeichnung der Zusammengehörigkeit der Wörter c) als Interpunktionszeichen, 2.5.5.2. Der Hauptton Der Hauptton wird — ganz praktisch gesagt — durch das letzte Akzentzeichen des Wortes ausgedrückt, wobei die hinter dem Ende des Wortes bzw. nach seinem letzten Konsonantenbuchstaben ge-schriebenen Akzente nicht gerechnet werden, z. B. ja Höhl »seine Batgeber« E 7,14; ^WiH Jiitnadddbü »sie gaben freiwillig« E 7,15. In der grammatischen Darstellung wird aus praktischen Gründen der Hauptton auf der vorletzten Silbe mit dem Zeichen < angedeutet (s. 2.5.2.2.), während in allen anderen Worten die letzte Silbe den Hauptton trägt. 2.5.5.3. Der Nebenton Der Nebenton wird durch den kleinen senkrechten Strich unterhalb des Buchstabens angedeutet, der mcetceg, d. h. »Zaum« genannt wird. Das Zeichen mcetceg ist ursprünglich eine Note, die auf etwas besonderes aufmerksam macht, wie etwa »!« oder »NB!«. 2.5.5.4. Sillüq Der mit dem mcetceg gleiche Strich in der Hauptbetonungssilbe des letzten Wortes des «-masoretischen »Verses« bezeichnet jedoch die Stelle des Haupttons, er wird in dieser Funktion sillüq genannt, vgl. 2.5.5.6.2. 2.5.5.5. Die Verbindungsakzente Die sog. Verbindungsakzente, die die Zusammengehörigkeit der Wörter ausdrücken, können den Satzbau erklären, z. B. 'Nttn njX •»ITPl rvnSHN »es wurde verwirrt mein Geist, der meinige, (d. h.) Daniels« D 7,15. 76 Vokalisation durch besondere Zeichen Theoretisch wäre ja auch eine andere Verbindung der Wörter zueinander möglich. Doch diese Zeichen, wie alle masoretischen Zusätze zum Konsonantentext, sind späten Ursprungs und müssen nicht in allen Fällen als verbindlich angenommen werden. 2.5.5.6. Die Akzentzeichen als Interpunktionszeichen 2.5.5.6.1. Bei der masoretischen Akzentsetzung handelt es sich nicht um Interpunktion in dem uns geläufigen Sinne, sondern um eine Gliederung des masoretischen »Verses«, die prinzipiell dichotomisch durchgeführt wird. 2.5.5.6.2. Das Versende wird mit den zwei Punkten genannt sop päsüq (»Versende«), links von dem letzten Buchstaben bezeichnet, wobei der senkrechte Strich sillüq (»Aufhören«) die Haupttonsilbe andeutet, z. B. :^ und sein stimmloses Gegenstück h als Positionsvariante zur stimmlosen Okklusive k vor; als solche werden sie aber in der Transliteration mit g bzw. k wiedergegeben. 84 Konsonantische Systeme 3.2.3.3.3. (g) bzw. (g), stimmhafter Spirant. Es ist eher als stimmhaftes Gegenstück zum h (deutscher Ach-Laut) anzusetzen; die Aussprache wie im norddeutschen »Tage«, oder als die tschechische (nur phonetisch) stimmhafte Positionsvariante zum stimmlosen »ch« in der Verbindung »abych byl«. Wohl nicht als arabisches uvulares g (das dem französischen »r grasseye« entspricht) anzusetzen. 3.2.3.3.4. (fc) (phonetisch dem h entsprechend), stimmloser Spirant, nur als Positionsvariante im BA belegt. Entspricht dem deutschen »Ach-Laut«, dem tschechischen und russischen »ch«. 3.2.3.4. Die Velare und Palatale 3.2.3.4.1. In diese Gruppe gehören drei Okklusive, das stimmlose k, das stimmhafte g und das emphatische q. Vom Standpunkt des konsonantischen Systems aus entspricht das q dem emphatischen Konsonanten s und (. Die Artikulationsstelle des q am hinteren weichen Gaumen (velum) ist bei der Annahme der velarisierten Aussprache der emphatischen Laute s und t der Stelle, wo diese Velarisierung erzeugt wird, sehr nahe. Es dürfte sich aber im AA nur um eine Artikulation hinten am Gaumen handeln, die das an sich nicht emphatische q von dem weiter vorn artikulierten k unterscheiden. Vgl. im griechischen, von den Aramäern übernommenen Alphabet und danach auch im Lateinischen »q(oppa)« bzw. »qu« gegenüber »k(appa)« bzw. »c« (k). 3.2.3.4.2. qr, velare emphatische Okklusive. Tief am weichen Gaumen artikuliert. 3.2.3.4.3. g, stimmhafte palatale Okklusive. Entspricht dem süddeutschen und russischen g. 3.2.3.4.4. fe, stimmlose palatale Okklusive. Entspricht dem deutschen »k«, da es wahrscheinlich ebenfalls leicht aspiriert wurde. Diese leichte Aspiration kann bei der Aussprache dadurch erzeugt werden, daß man das stimmlose k an derselben Stelle artikuliert wie das g. 3.2.3.5. Die Präpalatale 'e 3.2.3.5.1. Hierzu gehört der oberhalb der Alveolen artikulierte Laut s. Es ist aber nicht sicher, inwieweit sich das s als selbständiges Phonem im AA erhalten hat. In der masoretischen Überlieferung des BA ist es zwar durch besondere Zeichen (vgl. 2.5.4.1.) von $ differen- Konsonantische Systeme 85 ziert, doch für seine Existenz in den älteren Phasen des AA stehen keine direkten Belege zur Verfügung. Die etymologisch dem s entsprechenden Laute werden in den späteren aram. Dialekten — vereinzelt bereits im BA — als s angegeben. Vgl. dazu noch 3.2.8.3. 3.2.3.5.2. s, palato-alveolarer stimmloser Sibilant, dem deutschen «sch«, dem tschechischen und russischen »ä« entsprechend. 3.2.3.5.3. (s), falls es überhaupt im AA existierte, dürfte etwa als ein stimmloser palato-alveolarer Sibilant angesetzt werden, dessen Artikulationsstelle etwa zwischen denen von $ und s liegen könnte; es dürfte mit dem polnischen »s« verglichen werden. Für die ursprüngliche, anscheinend lateralisierte Artikulation liegen im AA keine direkten Indizien vor. 3.2.3.6. Die Alveolare 3.2.3.6.1. Die Sibilanten werden an den Alveolen artikuliert. Sie werden sämtlich spirantisch ausgesprochen. Zu den Sibilanten gehört die dreigliedrige Gruppe, die aus dem emphatischen s, stimmhaftem z und stimmlosem s besteht. 3.2.3.6.2. s, emphatischer Sibilant. Die Artikulationsstelle lag wohl etwas hinter der des z, wobei aber die Emphatizität durch Hebung des Zungenrückens zum hinteren Gaumen (velum) erzeugt wurde. Vgl. noch 3.2.3.2. 3.2.3.6.3. z, stimmhafter Sibilant, an den Alveolen artikuliert. Entspricht dem deutschen stimmhaft ausgesprochenen »s« in Rose bzw. dem tschechischen, russischen, französischen und englischen z. 3.2.3.6.4. s, stimmloser Sibilant, an den Alveolen artikuliert. Entspricht dem deutschen »/?« in weiß bzw. dem tschechischen und russischen s. 3.2.3.7. Die Interdentale 3.2.3.7.1. Sie erscheinen in der masoretischen Überlieferung des BA als Positionsvarianttfh zu den dentalen Okklusiven, das stimmhafte d zu d, das stimmlose t zu t. 3.2.3.7.2. Daneben können für das konsonantische System des FA alle drei Interdentale angenommen werden, neben dem stimmhaften d und stimmlosen t auch der stimmlose emphatische Laut t, der aber Konsonantische Systeme 85 ziert, doch für seine Existenz in den älteren Phasen des AA stehen keine direkten Belege zur Verfügung. Die etymologisch dem s entsprechenden Laute werden in den späteren aram. Dialekten — vereinzelt bereits im BA — als s angegeben. Vgl. dazu noch 3.2.8.3. 3.2.3.5.2. s, palato-alveolarer stimmloser Sibilant, dem deutschen «sch«, dem tschechischen und russischen »s« entsprechend. 3.2.3.5.3. (s), falls es überhaupt im AA existierte, dürfte etwa als ein stimmloser palato-alveolarer Sibilant angesetzt werden, dessen Artikulationsstelle etwa zwischen denen von s und s liegen könnte; es dürfte mit dem polnischen »s« verglichen werden. Für die ursprüngliche, anscheinend lateralisierte Artikulation liegen im AA keine direkten Indizien vor. 3.2.3.6. Die Alveolare 3.2.3.6.1. Die Sibilanten werden an den Alveolen artikuliert. Sie werden sämtlich spirantisch ausgesprochen. Zu den Sibilanten gehört die dreigliedrige Gruppe, die aus dem emphatischen s, stimmhaftem z und stimmlosem s besteht. 3.2.3.6.2. s, emphatischer Sibilant. Die Artikulationsstelle lag wohl etwas hinter der des z, wobei aber die Emphatizität durch Hebung des Zungenrückens zum hinteren Gaumen (velum) erzeugt wurde. Vgl. noch 3.2.3.2. 3.2.3.6.3. z, stimmhafter Sibilant, an den Alveolen artikuliert. Entspricht dem deutschen stimmhaft ausgesprochenen »s« in Rose bzw. dem tschechischen, russischen, französischen und englischen z. 3.2.3.6.4. s, stimmloser Sibilant, an den Alveolen artikuliert. Entspricht dem deutschen »/?« in weiß bzw. dem tschechischen und russischen s. 3.2.3.7. Die Interdentale 3.2.3.7.1. Sie erscheinen in der masoretischen Überlieferung des BA als Positionsvarianten zu den dentalen Okklusiven, das stimmhafte d zu df das stimmlose t zu t, 3.2.3.7.2. Daneben können für das konsonantische System des FA alle drei Interdentale angenommen werden, neben dem stimmhaften d und stimmlosen t auch der stimmlose emphatische Laut t, der aber 86 Konsonantische Systeme konventionell — wenngleich weder phonologisch noch phonetisch richtig — als z transliteriert zu werden pflegt. Diese Annahme geht von der Voraussetzung aus, daß im FA diese drei Laute durch diejenigen Buchstaben des kanaanäischen Alphabets von 22 Zeichen ausgedrückt wurden, zu denen die protosemitischen Interdentale in den kanaanäischen Dialekten geworden sind, d. h. mit z9 s und s. Vgl. noch dazu 3.2.6.6. 3.2.3.7.3. (z) wohl im FA noch erhalten, anscheinend als emphatischer interdentaler Spirant anzusetzen. Die Aussprache dürfte als die des stimmlosen interdentalen t mit der Velarisierung (vgl. zu s) rekonstruiert werden. 3.2.3.7.4. (d) als Positionsvariante im BA (als Phonem wohl noch im FA). Stimmhafter interdentaler Spirant. Entspricht dem englischen stimmhaften »th« in »this«, »either«. 3.2.3.7.5. (t) als Positionsvariante im BA (als Phonem noch im FA). Stimmloser interdentaler Spirant. Entspricht dem englischen stimmlosen »th« in »thing«, »bath«. 3.2.3.8. Die Dentale 3.2.3.8.1. Die dentalen Okklusive sind durch einen emphatischen, einen stimmhaften und einen stimmlosen Laut repräsentiert. 3.2.3.8.2. t, emphatische dentale Okklusive. Es wird an den Zahnwurzeln artikuliert, doch mit Hebung der Zungenwurzel zum weichen Gaumen, wie beim s. 3.2.3.8.3. d, stimmhafte dentale Okklusive, an den Zahnwurzeln artikuliert. 3.2.3.8.4. f, stimmlose dentale Okklusive, an den Zahnwurzeln artikuliert, wohl mit leichter Aspiration (vgl. zu k). 3.2.3.9. Die Labiodentale 3.2.3.9.1. Die labiodentalen Spiranten h und p (/) werden lediglich in der masoretischen Aussprache des BA als Positionsvarianten für die bilabialen Okklusiven 6 und p bezeugt. (Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, daß diese Positionsvarianten auch als Bilabiale realisiert wurden; ein solcher Bilabial ist spanisches »b« in »Habana«.) Konsonantische Systeme 87 3.2.3.9.2. 6, stimmhafter labiodentaler Spirant, zwischen den oberen Zähnen und der unteren Lippe artikuliert. (Praktisch kann es durch das deutsche »w« und das tschechische und russische »v« supponiert werden.) 3.2.3.9.3. p, stimmloser labiodentaler Spirant, zwischen den oberen Zähnen und der unteren Lippe artikuliert (praktisch dem deutschen, tschechischen und russischen »f« gleichzusetzen). 3.2.3.10. Die Bilabiale 3.2.3.10.1. Die bilabialen Okklusive werden an beiden Lippen artikuliert. 3.2.3.10.2. b, stimmhafte bilabiale Okklusive. 3.2.3.10.3. p, stimmlose bilabiale Okklusive, wohl mit leichter Aspiration wie deutsches »p« ausgesprochen, vgl. k und t. 3.2.3.11. Die Liquiden 3.2.3.11.1. Zu den Liquiden gehören das laterale l und das gegen die Alveolen artikulierte r. 3.2.3.11.2. I, laterale Liquida, deren Artikulation an beiden Seiten der Zunge erfolgt, deren Spitze sich an die Alveolen anlehnt. 3.2.3.11.3. r, Liquida, deren Artikulation durch die Schwingung der Zungenspitze gegenüber den Alveolen geschieht. Es entspricht dem tschechischen und russischen »r« bzw. dem deutschen »r« zwischen Vokalen, wie in »Ära« oder wohl eher dem deutschen mit Doppel-r geschriebenen Laut wie in »Darre«. Es handelt sich nicht um ein durch Schwingen des Zapfens erzeugtes uvulares »r«, wie im Französischen. 3.2.3.12. Die Nasale 3.2.3.12.1. Mit der Öffnung der Nasalhöhe werden n und m ausgesprochen. 3.2.3.12.2. n, nasale dentale Okklusive, an den Alveolen artikuliert. 3.2.3.12.3. m, nasale bilabiale Okklusive. 3.2.3.13. Die halbvokalischen Konsonanten 3.2.3.13.1. In diese Gruppe gehören zwei Laute, das j und das wy deren Artikulationsstelle und zum Teil auch Artikulationsart denen 88 Konsonantische Systeme der entsprechenden Vokale i und u nahe sind. Daher zeichnen sich diese zwei Laute durch besondere Labilität aus. 3.2.3.13.2. J, präpalataler Spirant, am Vordergaumen artikuliert. 3.2.3.13.3. w, bilabialer Spirant, artikuliert mit der Abrundung der Lippen wie beim Vokal u. Entspricht dem englischen »w«. 3.2.4. Zu einzelnen Kategorien 3.2.4.1. Zur Kategorie der Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit. Die Kategorie der Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit in den semitischen Sprachen entsprechen denen in den romanischen und slawischen Sprachen, während es sich bei den deutschen Lautpaaren g-k, d—t, b-p um den Gegensatz zwischen ungespannten und gespannten Konsonanten handelt. 3.2.4.2. Zur Kategorie der Emphatizität Die Realisation der Emphatizität durch sog. Velarisation, d. h. durch die Hebung des Zungenrückens zum hinteren (weichen) Gaumen (velum) wird nach der Analogie mit den heutigen arabischen Dialekten auch für die alten semitischen Sprachen vorausgesetzt. Es ist jedoch möglich, daß in den alten semitischen Sprachen die Emphatizität durch Glottalisation erzielt wurde, d. h. durch Einspannung der Glottis, der Stimmritze. Diese Art der Aussprache im modernen Äthiopischen und einigen neusyrischen Dialekten kann aber auch auf die Einwirkung nichtsemitischer Nachbarvölker zurückgeführt werden. 3.2.5. Die Vereinfachung des protosemitischen Konsonantismus 3.2.5.1. Der für die protosemitische Phase vorausgesetzte Konsonantismus hat sich am besten im Altsüdarabischen erhalten, während im Nordarabischen und im Ugaritischen der ursprüngliche Bestand an Konsonanten nur unerheblich eingeschränkt wurde. Das für die älteste Phase des AA ermittelte System weist bereits eine Einschränkung des Konsonantenbestandes, besonders der Postvelaren und der Alveolaren auf. 3.2.5.2. Die alten Postvelare h und g sind zu denPharyngalenh undf geworden. Dagegen entstand ein neuer Postvelar g aus dem protosemitischen d (bzw. dl). Neben diesem Laut, dessen phonetischer Oha- Konsonantische Systeme 89 rakter nicht klar feststeht (er wird als emphatischer stimmhafter Interdental oder als lateralisiertes d angesetzt), wurde vielleicht aus dem System auch das ihm anscheinend phonetisch verwandte (wohl mit Lateralisation artikulierte) s ausgeschieden und ist mit dem s verschmolzen (zu i im BA vgl. 3.2.8.4.). * * 3.2.5.3. Ubersicht der rekonstruierten phonetischen Werte 3.2.5.3.1. In der folgenden Übersicht werden alle in den altaramäischen Dialekten belegten bzw. ermittelten Konsonanten angeführt, die sowohl im älteren FA als auch im jüngeren RA konsonantischen System vorkommen, aber auch die Positionsvarianten in der maso-retischen Überlieferung des BA sind berücksichtigt worden. P-S FA RA BA h h h h h « h * h m h 9 9? (§) h (k) q 9 9 9 9 9 9 9 k k k k V s s s s d • S 8% äja% (0) S • S • s * s • z z z z s s s s t m t * t * t • d d d d t t t t z • s /?/ T Iii (d) t »Itl (t.) '90 Konsonantische Systeme P-S FA RA BA b b b h(h) P P P P (P) r r r r l l l l n n n m m m m * 3 3 • 3 • 3 w w w w 3.2.5.3.2. Nach der Artikulationsstelle können die altaramäischen Konsonanten in Laryngale, Pharyngale, Postvelare, Velare und Palatale, Alveolare, Interdentale, Dentale, Labiodentale, Bilabiale, daneben Laterale, aufgeteilt werden. 3.2.5.3.3. Für die oralen Laute kommen folgende Unterscheidungsmerkmale in Betracht: Stimmlosigkeit und Stimmhaftigkeit; okklusive (explosive) und frikative (spirantische) Aussprache; Emphatizität. 3.2.6. Das früharamäische Konsonantensystem -3.2.6.1. Im Unterschied zu den späteren Phasen des Aramäischen fällt in den FA-Texten auf, daß die den protosemitischen Interdentalen entsprechenden Konsonanten mit den Zeichen für die Sibilanten 2, t und 8? geschrieben werden. Dieses Schriftbild entspricht dem der kanaanäischen Dialekte, in denen tatsächlich die alten Interdentalen zu Sibilanten geworden sind. 3.2.6.2. Diese FA-Schreibweise läßt sich entweder als Erfassung von wirklich ausgesprochenen Sibilanten deuten, oder aber als Versuch, die in der Aussprache gebliebenen Interdentalen mit Hilfe der nächsten Zeichen des kanaanäischen Alphabets von 22 Buchstaben augzu-drücken. Bei der Entscheidung soll aber auch ein weiterer Laut be-rücksichtigt werden, nämlich das Äquivalent des protosemitischen d (bzw. dl), das im FA mit P geschrieben wird, in den späteren Phasen aber mit ^. 3.2.6.3. Es wäre möglich, daß in den FA-Dialekten ebenso wie in dem benachbarten Kanaanäischen (und auch im Akkadischen) die Konsonantische Systeme 91 Interdentale zu Sibilanten geworden sind. In diesem Falle müßte es sich aber bei ihrer Ersetzung durch die Dentale nicht um eine immanente Entwicklung handeln, sondern um Ersetzung dieser Aussprache durch eine andere, die ihren Ausgang in den östlichen Dialekten genommen hat. 3.2.6.4. Die Erklärung aber, daß dieser Einfluß von Osten her die gebliebenen Interdentalen zu Dentalen umgewandelt hat, erscheint sprachgeschichtlich wahrscheinlicher. Da das Äquivalent für proto-semitisches d, das tatsächlich anscheinend als g ausgesprochen wurde, durch das Zeichen für den durch die Artikulationsstelle nächstliegenden Konsonanten q (p) bezeichnet worden ist, erscheint auch die Annahme der durch die Schrift nur annähernd angedeutete Interdentale als naheliegend. 3.2.6.5. Der Lautwert des Äquivalents für das protosemitische d ergibt sich einerseits aus seiner Bezeichnung durch das velare q (p), womit die Artikulationsstelle angedeutet wird, andererseits durch den späteren Übergang zu 2, der nur so erklärt werden kann, daß der Laut ein postvelarer Spirant war. 3.2.6.6. Zu den durch die alphabetische Schrift kanaanäischen Ursprungs repräsentierten 22 Phoneme sollen also für das FA noch weitere 4 Phoneme gerechnet werden, und zwar die drei Interdentale t, d und z, die durch ^, T und s in der Schrift angedeutet werden, und der durch ein p angedeutete postvelare Spirant g. 3.2.6.7. Es ist ungewiß, ob das s sich erhalten hat oder ob es mit dem $ zusammenfiel. 3.2.7. Der Ubergang zum reichsaramäischen Konsonantensystem 3.2.7.1. Der Übergang vom FA- zum RA-Konsonantensystem vollzog sich nicht zugleich. Die Erfassung der in längerem Zeitintervall nacheinander sich verwirklichenden Veränderungen ist durch die grundsätzlich konservative Orthographie erschwert, in der auch die »ideographischen« Tendenzen diesen Konservatismus verstärkten. 3.2.7.2. So wurde für die Geldeinheit wenigstens in der Schrift die dem Akkadischen bzw. Kanaanäischen nachgeahmte Schreibweise 'P^ 92 Konsonantische Systeme sql (abgekürzt ^) behalten, während aber gelegentlich die wirkliche Aussprache mit t auch in der Schrift ihren Ausdruck gefunden hat, zuerst bezeugt 456 v. u. Z. in C 10,5 Vpn, doch neben *?p^ C 10,3. Ebenfalls die Pronominalformen nt, u. ä. wurden noch in den jüngeren Texten (z. B.C81,1; Arebs A4; bzw. C 81,39; Arebs B 3) und noch darüber hinaus in den nabat. und jüd.-aram. Texten mit * geschrieben . 3.2.7.3. Bei dieser Lage können die Schreibungen mit Buchstaben für Dentale bzw. mit als Zeugnisse der bereits vollzogenen Veränderung der ursprünglichen Interdentale bzw. des mit p geschriebenen g gelten, während die Beibehaltung der FA-Schreibweise grundsätzlich nicht die Erhaltung der Aussprache bezeugen kann. 3.2.7.4. Als konventionelle Grenze zwischen dem FA und RA wird hier der Untergang des assyrischen Reiches 612 v. u. Z. gesetzt (vgl.. 1.5.3.). 3.2.7.5. Veränderungen der Interdentale 3.2.7.5.1. Von zwei recht unsicheren Deutungen in den Stelen von Sfire (um 750 v. u. Z.) abgesehen, erscheinen die ältesten Belege für das dentale t (< *t) im Assurbrief von etwa 650 v. u. Z.: ^nrp von twb »zurückkehren« (Z. 11) und onrPX von der Partikel 'jt (vgl. 5.5.3.1.) (Z. 6), doch neben der Schreibung mit s im Namen *WK (Z. 11). Älteste Belege im RA: n&n »dort« SF 3/4; 5,6 (um 600 v.u.Z.); ™ »es gibt« PM 15 (515 v. u. Z.); für Vpn vgl. 3.2.7.2. Für die Schreibungen mit ^ im RA vgl. 3.2.7.1. 3.2.7.5.2. Als ältester Beleg für d (< *d) darf wohl der Name auf dem Siegel CIS 87 aus dem 7./6. Jh. v. u. Z. gelten: m»Bött; es kann sich aber um die Wiedergabe eines akkadischen Namens handeln. Sicher ist aber d im C2,17 vom Jahre 484 v. u. Z. belegt; THNö; weiter 2m C 10,9 (456 v. u. Z.). Belege für Pronomina mit d: ^ C 13,7 (447 v.u.Z.); »1 C 14,6 und ^ 0 14,9 (441 v.u.Z.); WT C 16,9 (um 435 v. u. Z.). 3.2.7.5.3. Daneben, oft in denselben Urkunden, hält sich die Schreibung mitz.B. IHK Adon5 (etwa594 v.u.Z.); 2<"rtC30,12 (408 v.u.Z.)-T für die Pronomina vgl. 3.2.7.2., dazu Tax 6. Konsonantische Systeme 03 3.2.7.5.4. Der älteste Beleg für den Ersatz des emphatischen Inter-dentals z durch t ist KDö in einer der Grabinschriften von Sech Fadl von etwa 600 v.u.Z. (17,2), vgl. dann auch z.B. ^öö 0 30,11 (408 v. u. Z.). 3.2.7.5.5. Dagegen erscheint im Brief des Adon noch die Schreibung mit S:12ü Z. 8, die wohl neben dem Konservatismus der Orthographie hier auch dem kanaanäischen Einfluß zugeschrieben werden kann; doch vgl. auch WDö, Z. 4. 3.2.7.6. Für die Datierung des Uberganges des — durch P angedeuteten — g zu f kann als ältester Beleg »die Erde« C 6,16 von 465 v. u. Z. angeführt werden. Diese Schreibung findet sich zwar auch in Jr 10,11 doch neben der älteren Np"lK; dieser Umstand und die unsichere Entstehungszeit des wohl als Glosse aufzufassenden Verses ebenso wie die mögliche Veränderung bei der Abschreibung erlauben nicht, diesen Beleg zur Datierung heranzuziehen. Für RA vgl. auch rHö» »die Wolle« C 15,7. Für die Schreibungen mit p im RA vgl. u. a.: *nfcp un(j ps; C 20,5 (420 v. u. Z.). 3.2.7.7. Für die Schreibung des ursprünglichen 5 mit dem Buchstaben ö (s) wurden 4 Belege aus dem RA angeführt, doch ist keiner von ihnen sicher (vgl. A 17; A 126; C 37,7; C 71,70). Für die Belege im BA vgl. 3.2.8.3. 3.2.7.8. Da also im konsonantischen System des RA bis auf weiteres nicht mit dem selbständigen Phonem s gerechnet werden sollte, gibt es in ihm 22 konsonantische Phoneme, die sich mit den Buchstaben des Alphabets decken. Für die Verteilung des Konsonantenbestandes des RA nach den Kategorien der Laute vgl. die Tabelle 3.2.5.3. 3.2.7.9. Beim Übergang vom FA zum RA lassen sich die Neuerungen in der Aussprache der ursprünglichen Interdentale zuerst im östlichen Bereich des Aramäischen, in Mesopotamien, belegen. Von dorther ist anscheinend die Ersetzung der Interdentale durch die Dentale in die anderen Gebiete eingedrungen. Mit einem ähnlichen Vorgang könnte man bei der Wiederbelebung des s bzw. seiner Ersetzung durch s rechnen; die Änderung dürfte von den im Osten Palästinas und Syriens 94 Konsonantische Systeme lebenden Aramäern ausgegangen sein, deren Sprache durch die unter ihnen lebenden Araber beeinflußt wurde. 3.2.8. Der Konsonantismus nach der masoretischen Überlieferung des Biblisch-Aramäischen 3.2.8.1. Die aramäischen Abschnitte der Bibel entstanden im 5.-2. Jh. v. u. Z. Ihre ältesten vollständigen Texte sind zwar erst aus der Zeit um 1000 u. Z. erhalten (vgl. 1.6.5.3.), doch der Vergleich mit den bisher veröffentlichten Daniel-Fragmenten aus der Höhle 1 von Qumrän (vgl. 1.6.5.1.) zeigt keine relevanten Unterschiede, die den Konsonantismus betreffen könnten (bei [prrlVmtP D 3,27 nach 1Q72 mit W statt 0 im MT handelt es sich um ein Lehnwort). 3.2.8.2. In den BA-Texten werden — im Unterschied zu den gleichzeitigen und auch jüngeren RA, jüd.-aram. und nabat. Urkunden — die ursprünglichen Interdentale ausnahmslos mit den Buchstaben für die Dentale bezeichnet; ebenso wird mit einer einzigen Ausnahme in Jr 10,11 (vgl. 3.2,7.6.) das Äquivalent für protosemitisches *d mit ^ geschrieben. 3.2.8.3. Diese konsequente Durchführung der älteren Veränderungen, die dem BA ein einheitliches Gepräge geben, wird andererseits durch vereinzelte Vorkommen der Schreibungen mit ° (s) für ursprüngliches *s gestört: E5,12; wohl auch D 7,25; vgl. auch khod E 5,12; weitere Belege in den Textvarianten zu D 2,48; D 3,5; D 7,5. 3.2.8.4. Dieser besondere Wert des s wird auch durch die maso-retische Punktation angedeutet, die durch zusätzliche Zeichen (vgl. 2.5.4.1.) das * vom ^ unterscheidet, 3.2.8.5. Da anstelle des ursprünglichen s in den jüngeren aramäischen Dialekten (jüd.-aram., palmyr., syr.) s erscheint, kann diese Schreibung im BA- und die Art der Bezeichnung des s (sin) in der babylonischen Punktation mit einem kleinen 0 oberhalb des V der Einwirkung dieser jüngeren Dialekte zugeschrieben werden. Für das AA erhebt sich aber die Frage, inwieweit in ihm das ursprüngliche s erhalten wurde, oder ob seine Unterscheidung von s lediglich den Einwirkungen der in der Schrift nicht fixierten altaramäischen Dialekte oder aucli denen anderer semitischer Sprachen zuzuschreiben ist. Konsonantische Systeme 95 3.2.8. G. Für die letztere Erklärung würde in erster Linie das Arabische in Betracht kommen, das in den letzten Jahrhunderten v. u. Z. in engere Beziehungen zu den aramäischen Dialekten trat. In dieser Zeit war im Arabischen das s noch erhalten; die Entwicklung zum s erfolgte erst in der nachchristlichen Zeit. Der arab. Einfluß konnte daher die von der des s verschiedene Aussprache des alten s wieder beleben. 3.2.9. Die Positionsvarianten in der masoretischen Überlieferung des Biblisch-Aramäischen 3.2.9.1. Bereits in RA kann vereinzelt eine Schwankung zwischen einer Okklusive und der entsprechenden Spirans beobachtet werden, doch meist in der Wiedergabe der Fremdwörter, wie z. B. OTOnhlT Dr 11,1* und Dr n?i neben 010T1D Dr 8,1 in einem persischen Beamtentitel. 3.2.9.2. Nach der masoretischen Punktation wurden die einfachen Konsonanten 6, gr, d, Je, p, t nach den Vokalen als Spiranten ausgesprochen. In der tiberischen Punktation wird diese Aussprache durch Fehlen des Punktes däges inmitten des Buchstabens angedeutet, während die mit däges bezeichneten Buchstaben explosiv bzw. auch gemi-niert auszusprechen waren, vgl. 2.5.4.2. 3.2.9.3. In der babylonischen Punktation wird das Zeichen für däges nur gelegentlich verwendet, dagegen bisweilen das Zeichen räpe zur Andeutung der spirantischen Aussprache. Zu den phonetischen Werten der spirantischen Positionsvarianten vgl. 2.5.4.2.5. 3.2.9.4. Da einige von diesen Lauten auch als selbständige Phoneme noch im FA existierten, konnten sich diese Positionsvarianten erst in der nachfolgenden Zeit ausbilden. Die konsonantische Orthographie hatte keine Möglichkeit, sie auszudrücken; sie sind daher direkt erst in den masoretischen Überlieferungen, d. h. etwa vom 8. Jh. u. Z. an, belegt. 3.2.9.5. Die masoretischen Überlieferungen der Positionsvarianten im Biblisch-Aramäischen entsprechen fast völlig denen im Biblisch-Hebräischen. Somit können die entsprechenden direkten und indirek- Konsonantische Systeme ten Angaben im hebräischen Bibeltext auch auf die aramäischen Partien bezogen werden. 3.2.9.6. Die masoretische Bezeichnung der Positionsvarianten wurde durch das syrische System inspiriert, in dem Jakob von Edessa (640-708) die »harte«, d. h. okklusive Aussprache der betreffenden Konsonanten durch einen Punkt oberhalb der Buchstaben bezeichnete (qussäjä), während die »weiche«, (rukkäkä), d. h. spirantische Aussprache meist unbezeichnet blieb. 3.2.9.7. Ausdrückliche Zeugnisse für die spirantische Aussprache des 1 im hebräischen Bibeltext gibt es aus dem 2. Jh. u. Z. (pBer 2,1), für die des - bei Hieronymus um 400 u. Z. Dagegen sind die griechischen Transliterationen in der Septuaginta und Hexapla mit Hilfe des je, *aw > ö (vgl. 3.8.1.3.). 3.3.2. Die vokalisehen Systeme der masoretischen Überlieferungen des Biblisch-Aramäischen Von den zwei zur Verfügung stehenden masoretischen Vokalisations-überlieferungen ist die ältere babylonische zweifelsohne dem durch die immanente Entwicklung erreichten Zustand näher als die tiberische, die wohl gewissermaßen eine Rekonstruktion darstellt und in der phonetischen Erfassung der Ausspracheeigentümlichkeiten, besonders in der Nachbarschaft der Laryngale, die Grenzen der klaren und eindeutigen Wiedergabe der Phoneme überschreitet. Vokalische Systeme 99 3.3.3. Das babylonische System Da die babylonische Vokalisation mit ihren 5 Vokalzeichen sowohl die kurzen als auch die langen Vokale andeutet, lassen sich diese schematisch als zwei dreistufige eingipflige Systeme darstellen: a ä e o e ö i u % ü Daneben gab es noch einen reduzierten Vokal unbestimmter Färbung: * (mixed vowel). 3.3.4. Das tiberische System Das tiberische System läßt sich für die kurzen Vokale als vierstufig und eingipflig darstellen; es besitzt gegenüber dem babylonischen auch das offene e (ce) und das offene o (d). Die schematische Darstellung der langen Vokale nach der tiberischen Vokalisation entspricht nicht der der kurzen, sondern ergibt ein dreistufiges zweigipfliges System. Das lange ä erscheint hier nicht rein, sondern getrübt (ä) in der Richtung zu ö wie in der Überlieferung des Hebräischen. Diese Färbung wurde wohl durch kleine Maximalöffnung der Maxillen bei der Artikulation bedingt. Daneben gibt es ein System der reduzierten Vokale, in dem neben dem unbestimmten s9wä auch drei Vokale vorkommen, die den höchsten beiden Stufen im Gipfel des Schemas der kurzen Vokale entsprechen. Die schematische Darstellung der tiberischen Vokalisation ergibt also ein uneinheitliches Bild. Das Schema würde noch komplizierter, wenn die Möglichkeiten des Vorkommens der Vokale je nach der Art und Betonung der betreffenden Silbe berücksichtigt wären. . m m Das vokalische System des BA nach der tiberischen Uberlieferung kurze Vokale lange Vokale reduzierte Vokale a ce ä ce ä e o e ö u i ü a ce 7* 100 Die: SUbenbüduiig 3.4. Die Silbenbildung 3,4.1. Nur die Texte mit tiberischer masoretischer Punktation gestatten, die Silbenbildung näher zu betrachten; die nicht vokalisierten Texte und die Bibeltexte mit babylonischer Vokalisation bieten nicht alle dazu nötigen Grundlagen, Bei der Erforschung der tiberischen vokalisierten Texte ergeben sich die Regeln, nach denen die Masoreten arbeiteten, doch die wirkliche alte Aussprache und die realen Sprachgesetze sind damit nicht ohne weiteres erfaßt. 3.4.2. Silben im BA (tiber. Überlieferung) 3.4.2.2. 3.4.2.1. Jede Silbe beginnt mit einem Konsonanten (scheinbare Ausnahmen bei der Konjunktion ^ ü- vgl. 5.5.2.4.2.). Die Silben sind entweder a) offen — KV (=— Konsonant + Vokal), oder b) geschlossen — KVK (— Konsonant + Vokal -f- Konsonant). Die Länge des Vokals ist bezogen a) auf den Charakter der Silbe — offen oder geschlossen, und b) auf die Betonung. Übersicht der Silben 3.4.2.3 3.4.2.4 Silbe A. offene Silbe B. geschlossene Silbe I. mit Hauptton s der Vokal ist a) lang a) lang b) ausnahmsweise b) kurz kurz (nur in der Pänultima) II. mit Nebenton der Vokal ist a) lang a) kurz b) ausnahmsweise b) anscheinend bis- kurz (unter dem weilen lang Einfluß von Laryngalen) Die Silbenbildurig 101 Silbe A. offene Silbe ■ r -B. geschlossene Silbe III. tonlos der Vokal ist a) lang a) kurz \ ■ b) reduziert b) (sehr selten) lang c) ausnahmsweise ■ ■ ■ kurz 3.4.3. Beispiele (und Ausnahmen) 3.4.3.1. A. I. a) MZ'bfä »ersuchte«; 6*'entf * wir suchten«. 3)4.3.2. A. I: b) nur wenn der Hauptton auf der vorletzten Silbe liegt (vgl. 3.5.3): ]T2Y} ragldjin »Füße« (Du.). J ■ j ■ 3.4.3.3. A. II. a) F?^ räl9min »Äonen« b) nur unter Einwirkung der Laryngale 1. bei der durch kätep (s9wä compositum) sekundär geöffneten Silbe (vgl. 3.9.8.6.): saatä »die Stunde« 2. bei der »Dreiviertelsilbe«, die durch eine mit Laryngallaut beginnende Silbe mit gleichem Vokal folgt (vgl. 3.9.8.7.): Y$fl Icehcewjän < *lcekiEwjän »sie seien« 3. bei der sog. »virtuellen Gemination« der Laryngale (vgl. 3.9.8.9.1.): nahlrü »Erleuchtung«. 3.4.3.4. A. III. ä) j??^ däliq »brennend« b) ZW j»tib »er setzte sich«; f »König«; TU*)?- qarndjin < *qarnajn-, »zwei Hörner«; flöip sämcet < *sämt < *éámtu, »ich habe gesetzt« 3.5.3.2. in den Wortbildungen mit der ursprünglichen akkusativischen Endung -a, das zu -ä verlängert wurde. (Das kurze ~a am Wortende müßte sonst elidiert werden, vgl. 3.9.4.2.): *V? *ellä »ober- halb«; NSH? 'är'ä »unten«; holla < *Mllä »alles« (vgl. auch 8*513 k*nemä »auf diese Weise«) 3.5.3.3. in Verbalformen mit den (schon ursprünglich) einsilbigen Affixen -l (2. Sg. f.), -ü (2. und 3. PI. m.), (3. PI. f.), -tä (2. Sg. m.), -ně (i.Pl.): *aMM »iß!« (f.); jěbádú »sie sollen zugrunde gehen«; n*??? n9palä »sie (f.) fielen« Qr,; Pqütä »du bist ge- wogen worden«; ^jVí^p Steina »wir fragten« 3.5.3.4. in der 3. Pers. Sg. f. des Perfekts der Verben II w/j: ^9? sápat »sie erfüllte sich« 3.5.3.5. in Nominal-, Verbal- und Präpositionalformen mit den Suffixen des Typus Konsonant und Vokal (-KV), d. h. -ni (1. Sg. m.), -M (*-Aw) (3. Sg. m.), -nä (1. PL): hďélnl »führe mich hinein!«; *7tnay eabäuM »seine Diener«; KJ1? lána »zu uns«. 104 Die Betonung 3.5.3.6. Die Formen unter 3.5^3.1. sind Produkt einer späteren, wohl durch die hebräische Tradition beeinflußten Aufzeichnungen der Vokale und Akzente. Die Formen unter 3.5.3.2.; 3.5.3.3., 3.5.3.5. behalten die ursprüngliche Betonung auf der Pänultima, da die lange Silbe — bei 3.5.3.3. und 3.5.3.5. ursprüngliche, bei 3,5.3.2. ad hoc verlängerte — sich im Wortauslaut erhalten hat. Bei den Formen unter 3.5.3.4. hat sich die Betonung auf der ursprünglichen Stelle erhalten, da die in Frage kommende vorletzte Silbe lang und die letzte kurz und geschlossen war. 3.5.4. Ultimabetomuig In anderen Fällen wurde die ursprüngliche Pänultimabetonung zur Ultimabetonung, und zwar 3.5.4.1. durch Abfall der kurzen Endvokale: 3ro kHab < *katäba »er hat geschrieben«; "WO"\ jisgüd < *jasgudu »er beugt sieh«; jippel < *janpila »er möge fallen«; ^rn d9hab < *dahäbu (bzw-, -bi, -ba) »Gold«; f™?? jisg3dün < *jasgitduna »sie beugen sich«; l^n^ß? sHahtün < *salßhtumti »ihr habt gesandt«; r?n?D hakkimin < *hakl-mina »die Weisen«; häkmä < *hukmdtu (-i, -a) »Weisheit« 3.5.4.2. durch Kontrakt ion: "fiJJ haivö < *hawdu < *hawäjü » se id!« 3.5.4.3. durch Einschub (Anaptyxis bzw. Metathesis) des Vokals: swnet <*sami*et < *mmit <^*samitii »ich habe gehört« 3.O.4.4. durch Zufügung des postpositiven Artikels -ä bzw. (*'-'#)> der die Betonung auf sich gezogen hat: n^d.d säjßvä < *säpirä < pir~\-ä »der Schreiber«; häkmHä < *hitkmat-\-ä »die Weisheit«. 3.5.4.5. durch (analoge) Verschiebung.der Betonung auf die Ui- tima: ^mdr < **amär »sage!« (analog zum PI. ^märü < *amärü); silqät < *saldqat »sie ist aufgestiegen« (analog zu den femininen Nomina des Typus *'qataldl(u), wie *I:adabdt(u) > *KrZ-bdt(ti) > kidbä »Lüge«). 3.5.4.6. Als nicht analoge Verschiebung der Betonung sei beispielsweise angeführt ,anä m, während $ nur in den entlehnten Kausativen und k nur in den Pronomina als morphembildende Phoneme auftreten. Diese Verwendung der Laute war schon den alten Grammatikern bekannt, die diese Laute »litterae serviles« nannten. 3.6.5. Einige der Veränderungen erscheinen bereits in der konsonantischen Aufzeichnung des Textes. Die tatsächliche Aussprache ist aber oft durch den orthographischen Systemzwang bzw. Konservatismus verdeckt. Gewisse Veränderungen der Konsonanten wie die Gemination und die Spirantisation können nur mit Hilfe der masoretischen Punktation direkt festgestellt werden. 3.6.6. Die Veränderungen der Vokale bzw. Diphthonge können in der konsonantischen Orthographie nur zum kleinen Teil erkannt werden. Zum Teil werden sie durch die matres lectionis angedeutet, doch auch aus dem konsonantischen Schriftbild können in vereinzelten Fällen Rückschlüsse auf die vokalische Struktur des Wortes gezogen werden. Somit muß sich die Untersuchung der vokalischen Änderungen auf die vokalisierten BA Texte in der tiberischen Überlieferung konzentrieren, während die babylonische Überlieferung gewisse Ergänzungen und Korrektive liefern kann. 3.6.7. Dadurch wird die direkte Datierung einiger Lautveranderungen recht schwierig, denn Vokalisation und Punktation sind nur aus späterer Zeit belegt. Der Text aus Uruk in syllabischer Keilschrift bietet nur eine kleine Hilfe in dieser Hinsicht. Seine Niederschrift in der seleukidischen Zeit steht zwar fest, aber es kann bisher nicht ermittelt werden, welcher Zeitraum zwischen der Niederschrift dieser Kopie und der Abfassung des Originals liegt. Veränderungen von Konsonanten 107 3.7. Veränderungen von Konsonanten 3.7.1. Durch die Position bedingte Konsonantenveränderungen 3.7.1.1, Mit den anderen nordwestsemitischen Sprachen hat das Aramäische den Übergang des w- zu j- im Wortanlaut gemeinsam. Diese Veränderung hat auch den Übergang der Verba I iv in die Klasse Ij bewirkt (vgl. 5.7.3.1.). 3.7.1.1.1. Das iv- im Wortanlaut hat sich in der Konjunktion 1 erhalten (vgl. 5.5.2.1.) sowie in der Form der nota accusativi in Ja »irn mit dem Suffix; der 3. Pers. Sg. m, H 28. Die Form mit 1 nach einer anderen Partikel ist erst im BA nachzuweisen — ^£3? —, doch steht in den selbständigen Formen seit dem RA das^* am Wortanfang: nrv K 3,22 (vgl. 5.5.3.1.4.-6.), 3.7.1.1.2. In der Verbalklasse Ijjw hat sich im Kausativstamm dasw; zu erhalten vermocht und ist sogar in die Formen der Verben mit j als ursprünglichem ersten Radikal eingedrungen (vgl. 5.7.3.2.1.). 3.7.1.1.3. In den LW bleibt das w- am Anfang meist erhalten, vgl. z. B. »Denkmal« (Kerak 1), wohl arab. LW, gegenüber ^Gn 31,47. 3.7.1.1.4. Der Übergang der Verba III w in die Klasse IIIj" läßt sich eher durch Einwirkung der Analogie als durch phonetische Prozesse erklären (vgl. 5.7.8.1.2.). 3.7.1.2. Ubergang von -m zu -n Bei den Pronominal- und Perfektendungen der 2. und 3. Pers. PL geht das -m in -n über. Diese Erscheinung ist für die Pronomina etwa ins 4. bis 3. Jh. v. u. Z. zu datieren, da noch im Esra-Buch die Formen mit -m vorkommen (daneben seltener mit vgl. D" und Iii E 5,3). Vgl. DbnVg E 7,17 neben P=>i|'?8 D 2,47; vgl. auch BA gegen RA nniK c 21,4; P"ro »ihre Häuser« gegen RA um C 20,11 {vgl. für weitere Belege 5,1.3.2.). Doch für die Perfektendung ist der Uber gang weit früher anzusetzen, da im RA bereits -in üblich und -im nur selten anzutreffen ist, z. B. WtVnw C 20,8 »ihr werdet befragt«. Zum Verhältnis von BN und vgl. 5.5.7.6.3.-4. 108 Veränderungen von Konsonanten 3.7.2. Durch die Kombination der Wurzelkonsonanten hervorgerufene Konsonantenveränderungen 3.7.2.1. Die zulässigen und unzulässigen Kombinationen der Kon-sonariten in den dreikonsonantigen AA Wurzeln sind noch nicht in vollem Umfang untersucht worden. Es bestehen keine Gründe allgemeiner Art, die das Vorkommen mehrerer emphatischer Wurzelkonsonanten in einer Wurzel verhindern, doch die Tendenz, ihre Anzahl zu beschränken, läßt sich gelegentlich feststellen. 3.7.2.2. Dissimilation der emphatischen Konsonanten 3.7.2.2.1. Das emphatische t wird gegenüber dem q dissimiliert in pTitf »alt« C 8,16; K 12,29, gegenüber der ursprünglicheren Form P^ÖS K 9;22 (das hebr. 'attiq wird für Entlehnung aus dem Aram, gehalten). 3.7.2.2.2. Häufiger ist die Dissimilation des q vor einem emphatischen Konsonant belegt, besonders im Ahiqärtext aus Elephantine: 1 " i und ^S5n »Ernte«; »schneide (Ernte)!« A 127 (vgl. hebr. qäsir, jüd.-aram. qsr, arab. qasura); HDSD »sein Zorn« A 101 gegenüber E 7,23; »der Sommer« BR 19 gegenüber D 2,35. 3.7,2.2:3. Entgegen der älteren Auffassung erweist sich die Wurzel mit zwei emphatischen Konsonanten qtl »töten« als ursprünglich, obwohl sie erst im RA belegt ist, z. B. Part. Vop B 9; Impf, ^P* C 71,6; während sich die so entstandenen Formen durch die verschiedene Richtung der Dissimilation als sekundär erweisen: einerseits durch die Dissimilation des t in Ja Part. PI. Fem. HTnp p g und in den Stelen von Sfire, Wp* S II B 19, Imper. ^^p S III 18, andererseits durch die de>s.g in der Stele von Nerab; Juss. mit dem SufF. Ti?W;N III. 3.7.2.2.4. Hierher dürfte auch die Dissimilation von q — firipTS? »der Ring« A 3 — unter der Einwirkung des ander Emphatizi tat beteiligten* (vgl. 3.2.3.2.2.) zu k angeführt werden: STTOT» RES 1300,7. Ii , 1 3.7.2.3. Dissimilation anderer Laute 3.7,2,3.1. In der zweikonsonantigen Wurzel für »Holz«, »Bäum« war der zweite Konsonant d (vgl. arab. eidat-, ugar. und hebr. es), das im FA (C 20,5) py (vgl. 3.2.6.5.) ergeben hat; wenn aber dann der zweite Konsonant zu 57 wurde, hat sich das erste 5? zu 8 dissimiliert: M}. Veränderungen von Konsonanten 109 Wo aber die gleichen Laute weiter entfernt waren, blieben sie bestehen, wie in rV?» »die R ippen«, aus *dila- (so im Arab,, vgl. auch hebr. selcf). 3.7,2.3,2. Als Ergebnis einer Dissimilation ist die Form KtfttO »die Sonne« K 5,9 zu werten, gegenüber tPötf P 13; K 4,10; «MW C 21,8 (vgl. einerseits hebr, scemces und ugar. sps, andererseits arab. sams-). 3.7.2.4. Veränderungen der Stimmhaftigkeit 3.7.2.4.1. Im Ja und im FA in dem gemeinaramäischen Text von Ja'udI und in den Stelen von Sfire wird im Wort für »Seele« statt des stimmlosen p das stimmhafte b geschrieben: cstr. ^3 H 17; SIE 40; Suff. 3. Sg. m. ntKü p is; S I A 37; PI. oniWM BR II 7; (auch in der phönizischen Kilamuwa-Inschrift von Ja'udi). Es handelt sich anscheinend um eine Einwirkung der fremden Sprachen, da eine ähnliche Erscheinung auch in den Eigennamen fremden Ursprungs vorkommt — ]T\xhü statt akkad. Apal-iddin, CIS 92. 3.7.2.4.2. Vgl, auch aVaur H 34, gegenüber ^Nn1* »er wird lernen« A 80. 3.7.2.4.3. Andererseits vgl. aber die Assimilation des stimmhaften b zu stimmlosem t im Frauennamen HTfüSö C 13,2 u. a. neben dem etymologisch berechtigten rrnMö Q s,2 (von [hebr.] bth »sich verlassen«). 3.7.2.5. Metathesis der Wurzelkonsonanten 3.7.2.5.1. Die Metathesis der Wurzelkonsonanten ist in solchen Fällen belegt, wo zumindest einer der beteiligten Konsonanten eine Liquida ist; diese Laute haben Eigenschaften, die derartige Veränderungen besonders begünstigen. 3.7.2.5.2. Während das Wort für »Tor« in anderen semitischen Sprachen r als dritten Radikal hat (vgl. ugar. tgr, hebr. sdfar, arab. tagr), erscheint r im Aram. an zweiter Stelle: ^n K 9,15; PI. pHA C 30,9; das Nomen agentis »Torhüter« PI. det. 3.7.2.5.3. Inneraramäisch ist die Metathesis im Wort für »Fuß«; gegenüber dem ursprünglichen *rgl (vgl. hebr. rcegcel, arab. rigl, auch syr. regia) im RA, z. B. A206, ist im Ja die Form mit Metathesis im PI. Gen./Akk. P 16; vgl. auch mand. ligra. (Um die Ähnlichkeit der phonetischen Veränderungen in weit entfernten Sprachen zu 110 Veränderungen von Konsonanten zeigen, sei hier angeführt, daß das deutsehe Wort »Riegel« in die tschechische Umgangssprache als »Ugr« übernommen worden ist.) 3.7.2.6. Verwechslung der Liquiden 3.7.2.6.1. Gemeinaramäisch ist der Ersatz des n durch r im Singular der Verwandtschaftsbezeichnungen »Sohn« und »Tochter« TH^y sowie im Zahlwort »zwei« P^n, T.?. Die Pluralformen pa, bzw. und die Ordinalzahl pffi C 10,7; nPW weisen das n auf (vgl. hebr. ben, ugar. bn, arab. ihn bzw. bint\ ugar. In, arab. itnäni, hebr. Sndjim) (vgl. auch 5.3.9.3. und 5.4.2.2.4.). 3.7.2.6.2. Die aram. Form des Wortes nVölK »Witwe« C 30,20 (auch syr. "armeltä, arab. *armalat-) ist wohl als Ergebnis von Dissimilation und Metathesis zu werten. Die ursprünglichere Form ist im ugar. almnt, hebr. 'almänä und akkad. (PI.) almanäti erhalten; dabei wird die Ableitung von 7m, vgl. arab. "alima »Schmerz empfinden«, vorausgesetzt. 3.7.3. Durch die Flexion hervorgerufene Konsonantenveränderungen 3.7.3.1. Metathesis der Sibilanten mit dem Reflexivmerkmal t 3.7.3.1.1. Bei den dreikonsonantigen Verben, deren erster Radikal ein Sibilant ist, erscheint das Reflexivmerkmal t nach ihm; z. B. n?rwn »er wurde gefunden«; Dotrwx »er erstarrte«. Dabei wird das Reflexivmerkmal dem s teilweise und dem z teilweise oder gänzlich assimiliert (vgl. 3.7.5.4.3.). Für weitere Belege vgl. 5.7.1.1.6.-7. 3.7.3.1.2. Bei den Verben mit nur zwei starken Wurzelkonsonanten bleibt das Reflexivmerkmal t vor dem ersten Sibilanten, und wird durch Gemination erhalten: PPp? »er wird ernährt«; öfrfiö »gelegt« (vgl. 5.7.6.6.4.). 3.7.3.1.3. Sprachgeschichtlich gesehen kann die Folge Sibilant - £ den ursprünglichen Zustand darstellen, der sich im arab. iqtatala, im Ugar, und vereinzelt im Phön. thtpk erhielt, während die Metathesis alle anderen Verben betraf. Veränderungen von Konsonanten 111 3.7.4. Elision der Konsonanten Von den starken Konsonanten wird nur -t am Wortende in gewissen Formen durch die Elision betroffen. Die Elision des l in den Imperfektformen des Verbs hlk »gehen« kann durch seine sich der des w oder j nähernden Aussprache erklärt werden. Besonders oft werden w und j zwischen den Vokalen und der schwache Laryngal 9 am Silbenschluß elidiert. 3.7.4.1. Die Elision des -t 3.7.4.1.1. Das -t als Femininmerkmal wird im St. abs. des Singulars, wo es im Wortauslaut erscheint, elidiert. Bei den Feminina auf ~at wird das a nach der Elision zu ä verlängert. Da diese Form mit der mater lectionis n geschrieben wird, könnte ein Übergangsstadium auf -ah erwogen werden (vgl. die arab. Pausalform auf -ah). Z. B. * mittatet, cstr. nVö) > *millah > H^J? »Wort«; *malküt- (St. cstr. n^S) > »Königtum« (vgl, 5.2.2.4.3.). 3.7.4.1.2. In den Feminina auf -ät aus *-awat bleibt im St. abs. das t erhalten, z. B. »Ende«. 3.7.4.1.3. Das -t bleibt in der Endung des Perfekts der 3. Pers. Sg. f.erhalten: -at, z.B. ^IV. D 3,27 »sie ist gekommen«. (Die Variante in 1Q72 nis? darf wohl als ein Hebraismus betrachtet werden, da im Hebr. diese Endung -ä lautet, geschrieben mit ML -h.) 3.7.4.1.4. Elision des -t im Wort bjt Das -t im Auslaut des Wortes ^2 »Haus« wird zuweilen elidiert. In BR 16 kann dies durch den nachfolgenden Dental t erklärt werden, dem das -t assimiliert werden konnte: ^ü ^ In A 125; C 82,8 handelt es sich dagegen bei ^ um eine vom Kontext unabhängige Form (die auch in den späteren aram. Dialekten erscheint). 3.7.4.1.5. Elision des l im Verb hlk »gehen« Das Verb hlk (Perf. "O^K Tax 10) weist Imperfektformen auf, die den Verba II w entsprechen, z. B. ^rn, 1TP K 10,14; Inf. -jna OS 76 (5) 2. (Vgl. 5.4.6.4.2.; 5.7.6.4.6.) Da diese Formen denjenigen der Verben II wjj entsprechen, in denen das w bzw.j elidiert worden ist, dürfte die Elision des l etwa durch seine besondere Aussprache, die sich der des w bz.^* genähert hat, 112 Veränderungen von Konsonanten erklärt werden. (Vgl. das »harte« polnische 1 einerseits, das »weiche« russische und slowakische I andererseits.) Die Annahme einer anderen Wurzel *hwk (nach äthiop. höka) erklärt die Vokalisation mit a nicht, die im BA auftritt. 3.7,5. Assimilation und Dissimilation von Nasalen und Liquiden 3.7.5.1. Die Assimilation des n an nachfolgenden Konsonanten teilt das FA (samt Ja) mit den kanaan. Dialekten. Die Auflösung der Gemination ist für AA nur mit Hilfe von n bezeugt. Diese Erscheinung, der in den ostaram. Sprachen Auflösung mit Hilfe von r und / zur Seite steht, kann auch im Akkad. belegt werden. Sie ist auch für das Churritische bezeugt. 3.7.5.1.1. Die Assimilation von n an einen unmittelbar nachfolgenden Konsonanten erscheint bis auf kleine Ausnahmen im FA einschließlich des Ja, sowohl beim Nomen als auch beim Verb, z. B. »Weizen« P 6 (gegenüber NDtttn A 129); p& »er geht hinaus« S I A 28 (gegenüber PB5n »sie geht hinaus«, A 124). Die Formen mit Assimilation erscheinen auch in den ältesten RA Texten, z.B.. »ich helfe«PM 14; Inf. Adon 7. 3.7.5.1.2. Die Formen, in denen n neben dem folgenden Konsonanten steht, setzen mit den jüngsten FA Texten ein, wie »er behütet« N I 132 (doch neben ino*» »sie reißen aus« N I 9), und sind im RA samt BA überwiegend. Vgl. z. B. »Vogel« A 98; für die Verben vgl. 5.7.1.1.; 5.7.4.7.1. 3.7.5.1.3. Die assimilierten Formen kommen im Rahmen des RA fast ausnahmslos in den Ostraka vor, die als gelegentliche Aufzeichnungen die wirkliche Aussprache andeuten können, und in den späten Texten aus der ptolemäischen Zeit C 81 und 82, z. B. P^K OCG 16, cv. 1; pmr C 71,15: flT C 81,64; pttV C 82,8 (doch auch neben den Formen mit n wie p»l C 81,2; KTiwn C 81,28). 3.7.5.1.4. Dieser Tatbestand darf als Beweis für die tatsächlich durchgeführte Assimilation in den spätesten Texten des RA gelten, während auch im FA die Schreibung ohne n die realisierte Assimilation andeuten dürfte. Formen mit n in den orthographisch besseren Texten des RA können zwar zum Teil auf Systemzwang zurückgeführt werden, Veränderungen von Konsonanten 113 der das n auch in Formen mit unmittelbar nachfolgenden Konsonanten wiederherstellt, doch eine Dissimilation ist erwiesen, da das n auch in solchen Formen erscheint, in denen es keine etymologische Berechtigung hat, wie bei dem Verb slq (vgl. 5.7.4.1.1.), z. B. Inf. npon K 6,13, und in den Verba mediae geminatae, z. B. d, k, p, t Werden die Konsonanten b, g, d, k, p, t geminiert, so werden beide Bestandteile der so entstandenen Gruppe explosiv ausgesprochen, wenigstens nach der tiberischen Aussprachetradition. (In den Transkriptionen des Bibl.-Hebr. kommen auch griechische Aspiraten für beide oder nur für den zweiten Konsonanten vor.) 3.7.6.6. Vereinfachung der geminierten Konsonanten 3.7.6.6.1. Da das Wort nicht mit zwei Konsonanten enden darf, muß der geminierte Konsonant vereinfacht werden, z. B. *famm > a? »Volk«. Wenn es sich um die Konsonanten ft, g, d> k, p> t handelt, ist der vereinfachte Konsonant spirantisch, z. B. *roftft > 3*! »groß«. 3.7.6.6.2. Selten kommt es auch zur Vereinfachung der Geminaten in der Wortmitte; z. B. wird vor dem konsonantisch beginnenden Suffix das sonst geminiert auftretende Merkmal des »energischen« Imperfekts -nn- vereinfacht: P^f?^? »er befragt euch«. 3.7.6.7. Ausbleiben der Gemination bei den Laryngalen und bei r Die Laryngale und das r werden in der tiberischen Aussprache nicht geminiert. Die weiteren Konsequenzen betreffen lediglich die Vokale: entweder bleibt der vorhergehende Vollvokal quantitativ unverändert — sog. virtuelle Gemination, 3.9.8.9.1. — oder er wird gedehnt (3.9.8.8.3.). Die Ersatzdehnung wird bei r und ' immer durchgeführt, bei h und * manchmal, bei h nie. 3.7.6.8. Zur Auflösung der Gemination vgl. 3.7.5.3.1.; vgl. außerdem 3.7.6.3.2. Veränderungen von Konsonanten 117 3.7.7. Spirantisation der Konsonanten 3.7.7.1. Die einfachen Konsonanten &, g, d, k, p, t werden im BA nach einem Vokal, hätep-Vokal oder &wa mobile nicht explosiv, sondern spirantisch ausgesprochen. Für die Aussprache vgl. 2.5.4.2.5.; 3.2.3.3., 3.2.3.7., 3.2.3.9. Diese spirantischen Positionsvarianten werden in der tiberischen Überlieferung meist nicht bezeichnet (doch vgl. das Zeichen räpe, 2.5.4.3.), während die explosiven Konsonanten mit dem däges (sog. däges lene, 2.5.4.2.3.) versehen sind. Die geminierten Konsonanten werden nach der tiberischen Überlieferung ebenfalls explosiv ausgesprochen (vgl. 2.5.4.2.1.). 3.7.7.2. Die Konsonanten am Wortanfang sind der Regel nach explosiv, doch im Strom der Rede können sie durch den unmittelbar vorhergehenden Vokal spirantisiert werden, wie z. B. tljtift u-millä kidbä »und ein falsches Wort« D 2,9. 3.7.7.3. Im BA (ähnlich wie oft im Hebr.) gilt auch der Diphthong aj als ein Vokal, so daß der Konsonant nach ihm spirantisiert wird, z. B. fi??? »sein Haus«; »du hast gesehen«. Vgl. 2.5.4.2.6. 3.7.7.4. Nach dem quiescierenden s9wä, das die Vokallosigkeit bezeichnet (2.5.3.4.1.), steht der Regel nach ein explosiver Konsonant, wie z. B. »der König«. Wenn aber das s9wä an Stelle eines nunmehr elidierten Vokals steht, ist der nachfolgende Konsonant spirantisiert, wie in r?V^ aus *malakina »Könige«; ^r? aus *malaküt — »Königtum«. Die Spirantisation wurde noch vor der Elision des Vokals (vgl. 3.9.4.5.1.) durchgeführt. Auf diese Weise ist es möglich, die Dual- formen von den Pluralformen zu unterscheiden, wie ^IBIX »sein Gesicht« gegen »seine Zweige«, und festzustellen, ob die ursprüngliche Nominalbasis an dieser Stelle einen Vokal hatte oder nicht: K£?r?? malkHä »die Königin« von der einsilbigen Basis malk- neben kidbä »Lüge« von der zweisilbigen Basis *kadab- (vgl. 5.3.8.1.3.). 3.7.7.5. In den determinierten Singularformen der Feminina mit langem Vokal in der vorletzten Silbe, wie NMHtt »die Provinz«; »die böse«; **rrnü »die aufrührerische«, gibt das däges die explosive Aussprache des t an. Das Zeichen , mcetceg in der vorhergehenden langen Silbe gibt nicht den Nebenton an, sondern betont die Länge 118 Veränderungen von Konsonanten des Vokals. Das &wü wird sonst nach mcetoeg als reduzierter Vokal r h I ausgesprochen und das t müßte nach ihm spirantisch sein (2.5.3.4,3. unter b). Die geforderte Aussprache entspricht der syrischen: mdi(n)tä; sar(r)irtü\ täbtä). Doch daneben KrnttJ g*bürHä mit spirantischem L 3.7.7.5.1. Eine Ausnahme bilden die Pluralformen des Wortes ^ »Haus«, in denen nach einem Vokal ein explosives t (mit däges lene) ausgesprochen wird, z.B. bätekön; (auch im Hebr. bätim), vgl. 5.3.9.9.3. und I^nVfi »sie drei«, 5.4.2.8.1. 3.7.7.6. Ursprung und Alter der Spirantisation 3.7.7.6.1. Die Spirantisation wird durch unvollständigen Verschluß bei der Artikulation der Konsonanten verursacht, da die artikulierenden Organe nach der Öffnung bei der Aussprache des vorhergehenden Konsonanten noch zum Teil geöffnet bleiben. 3.7.7.6.2. Die Spirantisation ist für das Churritische bereits im 2. Jahrtausend v. u. Z. in Nordsyrien nachweisbar. Es kann angenommen werden, daß die Aramäer diese Art der Aussprache nach ihrer Ansied-lung in diesem Gebiet übernommen haben. Die konsonantische Orthographie des FA und RA erlaubt nicht, sie besonders auszudrücken. Es scheint, daß sich die Spirantisation von den Dialekten im Gebiet des alten Assyrien und Nordsyrien zu den Aramäern in West- und Südsyrien verbreitet hatte. Mit der aramäischen Sprache übernahmen die Juden auch die Spirantisation, die sie auch in ihre Aussprache des Hebräischen einführten. 3.7.7.6.3. Die griechischen Transkriptionen der hebr. Bibeltexte und Eigennamen weisen zum Teil andere Regeln der Spirantisation auf (z. B. Bezeichnung der Geminata mit zwei Aspiraten oder mit einer Okklusive und einer Aspirata) als die masoretische Überlieferung. 3.7.8, Die Laryngale 3.7.8.1. Die Laryngale \ h, h und ' haben wegen ihrer Aussprache in der Kehle einige phonetische und folglich phonologische Charakteristiken gemeinsam; dabei ist der Unterschied zwischen den Laryngalen im engeren Sinne des Wortes 5 und h und den Pharyngalen h und e nur in einigen Aspekten bedeutend. Einige Eigenschaften teilt auch die Liquida r mit den Laryngalen, Die Laryngale und das r können Veränderungen von Konsonanten 119 nicht geminiert werden (vgl. 3.7.6.7. und auch 3.9.8.8., 3.9.8.9.). Diese Laute beeinflussen die Färbung der angrenzenden Vokale in der Richtung zu demjenigen, der am tiefsten artikuliert wird, d. h. zum a (vgl. 3.9.8.2.2.-4.). 3.7.8.1.1. Während die Pharyngale im AA erhalten bleiben, kommt es in gewissen Positionen bzw. Formen zum Verlust der Laryngale, des h und besonders oft des \ 3.7.8.1.2. Die Elision der (eigentlichen) Laryngale 9 und h Während das h nur als Bestandteil der Präfixe bzw. Suffixe durch Elision betroffen wird, erfolgt die Elision des ' oft auch in den Fällen, wo es Wurzelkonsonant ist. 3.7.8.2. Die Elision des h in der Wortmitte bzw. am Wortende 3.7.8.2.1. In den Pluralformen mit dem Suffix der 3. Pers. Sg. m. blieb das h des Suffixes im Ja — z. B. in rPttV p 9 »seine Tage« — noch erhalten, und auch die Aufzeichnung dieser Form in Keilschrift aus Uruk rechnet mit der Erhaltung des h: ia-a-ti-ib-a-a-'i-i (13), Voka-lisation *-ajki. Sowohl das j als auch das h wurden zwischen den Vokalen elidiert, und die verbleibenden a-\-u wurden zu o kontrahiert (vgl. 3.9.3.2.1.). Das nun in dieser Form vorkommende h stammt aus dem zusätzlich zur Kennzeichnung der Form hinzugefügten Suffix der 3. Pers. Sg. m. in der dissimilierten Form -hl < *-hü (vgl. 5.1.3.3.6.). Diese Formen sind bereits im FA belegt, z.B. m** S I A 5, doch vgl. auch HöY* (PL) SIC 19. 3.7.8.2.2. Es ist nicht sicher, ob das ^- im St. abs.der Feminina auf eine ältere tatsächliche Aussprache mit h zurückgeht (das etwa der arab. Pausalform -ah entspräche; vgl. 5.2.2.4.4.). 3.7.8.2.3. Ebensowenig dürfte man mit einem laryngalen h im Aus- laut der Adverbien rechnen, wie rt??? »dort«, da das ugar. tmt ein t aufweist; vgl. auch die FA Form 3.7.8.3. Die Elision des h am Wortanfang in den Verbalpräfixen 3.7.8.3.1. Zu dieser Elision kommt es in den reflexiven Formen, wo das h- ein sekundäres Element des Präfixes war (5.6.7.3.2.). Die Uberlieferung ist hier nicht einheitlich, vgl. IHSP? »sie wurde ausgebrochen« 120 Veränderungen von Konsonanten D 2,34 neben D 2,45; nVnanna »in Eile« D 3,24 neben nVmnta ebenda in 1q72. Das N dient hier als notwendiges Sehreibelement zur Andeutung des Präfixvokals. Vgl. auch Qr. d3,19 »es wurde verändert«. 3.7.8.3.2. In den Kausativformen ist es nicht sicher, inwieweit der Ersatz des h durch ein ' bzw. seine Elision im Wortinnern Ergebnis eines phonetischen Prozesses ist und inwieweit es sich um die Verwendung einer von dem Hafrel verschiedenen Form Afel handelt, doch das mehrmalige Nebeneinander der Formen mit und ohne h spricht eher für die erste Alternative, wie z. B. "Dörr S III 3 »er mietet« neben "DO'* ebenda; «^RH »er hat ihn aufgestellt« D 5,11 neben *??T?K D 3,1; nDSnnö »streng« (f.) D 2,15 neben nDSHö D 3,22. Auch das häufigere Vorkommen der Formen ohne h in den umgangssprachlich geprägten Ostraka spricht für den phonetischen Charakter dieser Erscheinung. Vgl. pMH »führe heraus!« a99, neben pÖX OCG 16 cv. 1; TOWin »du findest« K 11,10 neben nDffn C 10,9 und 3. PL f. |nw» RES 492 B 6. In Ja steht immer h, inFA fast immer. Bei den Verba II w-j im Imperfekt und Partizip handelt es sich anscheinend eher um morphologische Erscheinungen, vgl. Q,,R? D 2,44 mit ^i?.*?? D 5,21. 3.7.8.3.3. Die Elision des h am Wortanfang ist nicht ganz sicher belegt; sie dürfte bei den Partikeln neben »siehe!« und P neben gesehen wrerden, doch steht der Zusammenhang der einander ähnlichen Formen nicht eindeutig fest; vgl. 5.5.7.6. und 5.5.9.4. 3.7.8.4. Die Elision des 9 Die Elision des Alef erfolgte ohne Rücksicht darauf, ob es grammatisches Element oder Wurzelkonsonant ist, meist am Ende der Silbe und des Wortes, aber auch am Silbenanfang nach einem Konsonanten, bzw. wenn die vorhergehende Silbe einen reduzierten Vokal hatte. 3.7.8.5. Die Elision des ' am Wort- bzw. Silbenende 3.7.8.5.1. Am Wortende wird das 9 meist nach einem langen Vokal elidiert, z.B. "HP?., »gelesen« aus *qmri; *W C 41,1 »groß« neben C 30,2; WM D 2,6. Falls der Vokal der Endsilbe ursprünglich kurz war, wurde er nach der Elision des ' gedehnt, z. B. »rein« D 7,9 aus *n'qi (vgl. 3.9.8.8.2.). Veränderungen von Konsonanten 121 3.7.8.5,2. Auch am Silbenende wird in den vokalisierten Texten des BA das 5 nicht mehr gesprochen und erscheint nur als mater lectionis. Bei der Elision wird das vorhergehende a zu ä, i zu e gedehnt (vgl. 3.9.8.8.2. ). Z. B. "MW < *ma'naj »Gefäße«; < *r« »Kopf«; 1»«! < *jimar »er wird sagen«. Vgl. auch *ba-9tar > "^N? »nachher«; mit dem Suffix ohne N geschrieben: TJ$3- 3.7.8.5.3. Der älteste in Frage kommende Beleg der Elision des N am Silbenende lartN »ich werde vernichten« S II C 5 ist nicht ganz sicher, da es sich neben "T3KilK S II C 4 um einen Fehler oder aber um Ubergang zu den Verba I j (5.7.2.8.) handeln kann. Aus dem RA ist aber eine große Anzahl von Schreibungen ohne K belegt, z. B. *löö? »zu sprechen« C 32,2 (neben TQKö1? A 115); Wl St. det. »Kopf« C 10,6bis (neben St. abs. WH c 11,5). 3.7.8.5.4. Hierher gehören auch die bei der Verbindung einer ein-konsonantigen Partikel mit einem auf ' anlautenden Wort, dessen erste Silbe hätep s9gol hat, erfolgten Elisionen, wie < *6t + 'däjin; < *K -f 'lähaj (neben S^kV); Kg1?«! < *w% + läkä (neben H8J); vgl. 5.5.2,5.6. 3.7.8.6. Elision des 9 am Wort- bzw. Silbenanfang 3.7.8.6.1. Als Beleg wird das Zahlwort »einer« angeführt, das seit Ja die Schreibung "*n H 27 aufweist, vokalisiert fü, Femininum H 27, vokalisiert »nn. Da die entsprechenden Formen in anderen semitischen Sprachen davor noch eine Silbe besitzen (hebr. **ahhad > scekäd, ugar. akd, arab. 9ahad-) erwägt man die Elision der ersten Silbe mit dem ' im Aramäischen. 3.7.8.6.2. Das' wurde am Silbenanfang oft elidiert, wenn es dem vorhergehenden Konsonanten unmittelbar folgte bzw. von ihm nur durch einen reduzierten Vokal getrennt Avurde. Vgl. Kritt^KS »böse« (f.) aus *b*'iStä (neben »es ist schlecht«); «ra KK 3 (neben Carp 2; C 30,17). Vgl. auch »er wird gebunden« A 80 von 'sr mit lOKrp Dr fr. II A 20. Sehr bald und oft erscheint diese Elision am Wortende *Oö (*nö) »Herr«, beginnend im FA mit »mein Herr« Ass 6, auch RES 492 A 2 (doch neben Wo Ass 7, BR I 5, C 16,8); auch "HO C 34,6 neben l^lö Dr 7,4; sogar im St. abs. erscheint dann die Schreibung ohne «: 10 C 47,2. 122 Veränderungen von Halbkonsonanten und Diphthongen 3.7.8.6.3. Im BA wird die auch sonst uberwiegende Schreibung mit 8 im Konsonantentext erhalten, Wift, doch durch das Q8re wird die Aussprache ohne N gefordert: D 4,16. 3.7.8.6.4. Folgen der Elision des 9 Da durch die Elision des 3 oft Formen entstehen, die denen mit ursprünglichem j bzw. w an dieser Stelle gleich oder ähnlich sind (vgl. auch den Ersatz des 3 durch j in rrim K 7,26 zu *V-W C 30,11 »Rest«), wird damit der Übergang der Verba 15 im Kausativstamm zu den Verba lj und der Übergang der Verba III' in die Klasse IIIj (ter-tiae infirmae) nahegelegt. Die entsprechenden Formen sind z. B. »ich rufe« und »ich suche«; »rufend« und n?n »sehend«; ^fett »er hat genommen« und »er hat gesucht«; ^f?.. »gelesen« und »enthüllt«. Durch die Elision des 9 wurde auch die 3. Pers. Sg. f. des Perfekts, wie ^7? >>s*e füllte«, an die Verba III j angenähert (vgl. dazu 5.7.7.5. und 5.7.8.2.3.). 3.7.8.6.5. Das nicht ursprüngliche Alef In einigen Fällen erscheint Alef durch unrichtige Etymologie — K^lTSö »Waage« von *zn »Ohr« statt ivzn (so richtig: KlTlö C 15,24) — oder als orthographischer Behelf in der Wortmitte — ^s. 2.4.4.3. — * und am Wortende, wie vgl. 2.4.5. Dieser Gebrauch wird freilich nahegelegt, da Alef phonetisch schwach ist. 3.8. Veränderungen von Halbkonsonanten und Diphthongen 3.8.1. Elision von iv und j zwischen Vokalen 3.8.1.1. Z wi s chen zwei a wurde das w b z w. j el id i er t, u nd die nunmehr unmittelbar angrenzenden Vokale wurden zu langem ä kontrahiert (3.9.3.1.), z. B. *qasawat > *qasa + at > A?£ »Ende«; *qawama > *qa -j- awia > a£ »er stand auf«; *baaja > *baca -f- a > »er suchte«. (Vgl. auch 3.8.3.1.) 3.8.1.2. Die Elision dieser Art ist auch in der durch das Qare geforderten Aussprache einiger Pronominalsuffixe an den Pluralen der Nomina vorauszusetzen, wie: rPK^ wohl *sinnäjahy Qr. «w sinnah Veränderungen von Halbkonsonanten und Diphthongen 123 D 7,5 »ihre Zähne«; Kt. wohl *'äräjak, Qr. ^ 'äräk D 4,16 »deine Feinde«. 3.8.1.3. Die schwachen Konsonanten w und j werden auch zwischen den Vokalen a und u elidiert, wie in *banäjü > band + u > ^2 »sie haben gebaut«; *jibnajuna > *jibnä-\- un > P3?? »sie werden bauen«. Das Ergebnis der nachfolgenden Kontraktion von a-\-u ist ö (3.9.3.2.1.). 3.8.1.4. Das j zwischen i und n bleibt zunächst bestehen, das ij wird zu i, vgl. 3.8.3.3. 3.8.1.5. Erhaltung des zweiten Radikals iv bzw. j vor einem anderen schwachen Radikal w und j in der Funktion des zweiten Radikals werden als stark behandelt, wenn der dritte Radikal schwach ist, z.B. fiJ3 »er war«; "ü! »lebe!«. 3.8.1.6. Als stark erscheint das w auch im Verb W »er erstaunte«. 3.8.1.7. Bei der Anhängung des Suffixes der 3. Pers. Sg. an die Dual- und Pluralformen wurde von *-aj + hü nicht nur das j, sondern auch das h (3.7.8.2.1.) elidiert, und das nunmehr verbleibende a + u zu ö kontrahiert. Doch zur besseren Kennzeichnung der Form wurde dann das Suffix nochmals, und zwar in der dissimilierten Form -M (< *-hü) hinzugefügt: z. B. *'anpaj + hü > *anpa + u + ^hüy^TP^V^ »sein Gesicht« (5.1.3.3.6.). 3.8.1.7.1. Diese Form ist im RA und BA belegt, wohl auch bereits in den Stelen von Sfire; in Ja wurde diese Elision nicht durchgeführt: Du. WV, PL nW; auch der keilschriftliche Text von Uruk rechnet mit der nicht elidierten Form: ia-a-ti-ib-a-a-i-i (13), *-ajM, vgl. 3.7.8.2.1. 3.8.2. Elision des j nach langem ä 3.8.2.1. Das j an der Silbengrenze zwischen einem langen ä und einem anderen Vokal wurde in der Aussprache erheblich geschwächt. Die nicht einheitliche Orthographie des RA und BA gibt zu erkennen, daß das j elidiert und durch einen Gleitlaut ersetzt wurde, der in der konsonantischen Orthographie als 8 wiedergegeben ist. 124 Veränderungen von Halbkonsonanten und Diphthongen 3.8.2.2. Besonders oft wurde das j in dem Nominalsuffix -äj elidiert, wie z. B. in den mit Endung vei'sehenen Formen des Völkernamens »Chaldäer« und ähnlich gebildeten Völkernamen: die konsonantische Orthographie hat noch erhalten, während das Q9re den Gleichlaut andeutet: Sg. det. Kt. Qr. ninte D 5,30 (vgl. 5.3.2.2.9.) und bei den Ordinalzahlen auf -äj (vgl. 5.4.3.6.). (Die Ordinalzahl »erster« behält jedoch das \ z. B. PL det. D 7,24). In den Wörtern wie *TOn Kt., nx&n Qr. E 6,17 »Sündopfer« handelt es sich daneben um Wiederherstellung des etymologisch berechtigten Alef, der Wurzel ht\ 3.8.2.3. Wechsel von j und 5 in den Partizipien der Verben II w/j 3.8.2.3.1. In allen aktiven Partizipien des einfachen Stammes der Verben II w/j wurden die Formen so gebildet, als ob der zweite Radikal das j wäre. Im RA wird dieses j tatsächlich geschrieben, z. B. K 7,42; f. na*n C 18,3 »schuldig«; 07 Arebs Al; PI. f. P7 Arebs B 2, doch daneben in einem späten Text erscheint auch K; OK") Kandahar 3 » hoch «?. 3.8.2.3.2. Die Schreibung mit N erscheint durchgehend im Konsonantentext des BA und wird in den endungslosen Formen auch durch die Vokalisation beibehalten: °?R; auch PL det. N*öKj?. 3.8.2.3.3. In den Formen, in denen dem j ein reduzierter Vokal folgte, blieb es erhalten und wurde durch das Q3re den — wohl durch den orthographischen Systemzwang bedingten — Schreibungen mit gegenüber wiederhergestellt, z. B. PL Kt. TÖKP, Qr. P??fc D 3,3. 3.8.3. Elision von w und j vor und nach dem kurzen u bzw. i 3.8.3.1. Hypothetische Elision von w und j vor u bzw. i Bei der Annahme, daß die Formen der Verben II w/j von den Archetypen mit w und j als starken Konsonanten abgeleitet werden können — was lediglich formell zutrifft —, könnten die Imperfektformen folgendermaßen erklärt werden: Q!lp? aus *jaqwum-, öijP aus *jasjim-. Doch aus sprachgeschichtlichen Gründen ist eher mit den langen Vokalen ü bzw. % als ursprünglichen Bestandteilen der Wurzel zu rechnen; vgl. 5.7.6.2.1. Veränderungen von Halbkonsonanten und Diphthongen 125 3.8.3.2. Elision des w nach u Der schwache Konsonant w hat sich nicht nach dem an etwa gleicher Stelle artikulierten Vokal u erhalten und wird unter der Ersatzdehnung des u zu langem ü elidiert, z. B. *huivsapat nown »sie wurde hinzugefügt«. 3.8.3.3. Elision des j nach i Auch das j wurde nach dem homorganen Vokal elidiert, wobei das i zum Ersatz gedehnt worden ist. Vgl. *sabijt > »ich wollte»; *jijtab>w: »er ist gut«; *fti + jdäk > TT* >>in deiner Hand« (5.5.2.5.4.). Auch in dem Pronominalsuffix der 1. Pers. Sg. ist wohl mit dieser Erscheinung zu rechnen: *-ijja > > -i (":) (vgl. 5.1.3.3.1.). Hierher gehören auch die Formen wie TOI r9miw aus ramijü (vgl. 5.7.8.2.8.). 3.8.3.4. Eine ähnliche Entwicklung hätte auch bei einigen Formen der Verben III j eintreten müssen, doch das so entstandene lange -i ging unter dem Hauptton in 4 über bzw. die betreffenden Formen wurden denen auf *-aj analog gebildet (vgl. 5.7.8.3.1.-2.). 3.8.4. Übergang zwischen Halbkonsonanten und Vokalen 3.8.4.1. Übergang des konsonantischen w zum vokalischen ü Der Konsonant der Konjunktion w- wird in der tiberischen Überlieferung a) vor einem anderen Labial und b) vor der Silbe mit reduziertem Vokal zu vokalischem u verändert, wie «T^P5! »und die Deutung«; m»M »und nun«; vgl. 5.5.2.4.2. und 5.5.2.5.2. 3.8.4.2. Konsonantische Aussprache des ursprünglichen -ü Nach langem i in einigen Formen der Verben III j wurde das t der Endung von den Vokalisatoren als konsonantisch betrachtet: r9miw »sie wurden geworfen «; VWK HMw »sie tranken «; -iw < -iu < *-yü (vgl. 5.7.8.2.8.) 3.8.5. Die Diphthonge 3.8.5.1. Die Diphthonge aw und aj sind nach der Vokalisation des BA nicht gleichmäßig behandelt worden. Während das aw zu ö 126 Veränderungen von'Halbkonsonanten und Diphthongen monophthongiert wurde (wenn das w nicht geminiert war), ist die Monophthongierung des aj zu e nicht überall durchgeführt; oft ist Schwankung zwischen den Formen mit erhaltenem aj und mit monophthongiertem e zu beobachten. 3.8.5.2. Monophthongierung des aw zu ö 3.8.5.2.1. In der tiberischen Überlieferung des BA ist die Monophthongierung von aw zu ö regelmäßig durchgeführt, z. B. *jawm>Q^ __ + »Tag«; *gaw>^, KT* »Inneres« (mit prosthetischem Alef, 2.4.5.). 3.8.5.2.2. Das aw bleibt nur erhalten, wenn es von einem anderen w gefolgt wird, so daß das w geminiert erscheint, wie in gawiveh fi$ »sein Inneres«. 3.8.5.2.3. Die Monophthongierung des aw hat bereits im RA begonnen; die Schreibungen ohne 1 erscheinen besonders in den die tatsächliche Aussprache wiedergebenden Ostraka, wie Q*1 RES 799,1 (neben OY« C 30,21); Kö" RES 1792 a 3 (neben K»V C 30,20). Aber auch die Schreibungen mit 1 können freilich die Aussprache ö ausdrücken. 3.8.5.2.4. Die Schreibung ^ in Ja H 9 (neben den sonst im JA und FA vorkommenden Schreibungen mit \ wie *W P 18; N II 3; ^ S I A 12) weist nicht notwendig an die Monophthongierung hin; sie wird besser als eine dem Hebräischen {jämlm) entsprechende Bildung des Plurals erklärt. 3.8.5.3. Die Monophthongierung des aj zu e 3.8.5.3.1. Die Monophthongisation des aj zu e wurde ausnahmslos am Wortende durchgeführt sowohl bei den Nomina auf -aj9 wie z. B. *'arjaj > »Löwe« als auch bei den Status-constructus-Formen des Duals und Plurals (z. B. ^3 < *-aj) und in den Verbalformen, wie *jib*aj > nsn? »er sucht« (vgl. 5.7.8.3.1.). 3.8.5.3.2. In den geschlossenen drucklosen Silben am Wortende wird die Monophthongierung ebenfalls durchgeführt. Damit wird auch der Status constructus der Segolata vom Typus qatl mit zweitem Radikal^ vom Status absolutus mit erhaltenem Diphthong unterschieden: hei < *hajl »Macht« (St. abs. ^0). Vgl. auch die Dualform »zwei« (f.); Verändern Ilgen von Halbkonsonanten und 3>iphthongeri 127 3.8.5.3.3. Für die Monophthongierung des aj in der Wortmitte lassen sich keine Regeln feststellen. In den drucklosen Silben steht e neben aj: »mein Haus« neben ^5 »sein Haus« (vgl. 5.3.9.9.2.). Das aj wurde monophthongiert, wie «ry?J »kleine« von *zuajr-, ebenso wie auch das Dual- und Pluralmerkmal -aj vor den Suffixen der 2. ■ _ und 3. Person des Plurals, z. B. P^ja »ihre Söhne«. Vgl. auch r?"1? »er vertraute« mit ^0 »er brachte«. Auch nach aj werden die 6 g d k p ^-Konsonanten spirantisiert, z.B. H*?;? ,^3 (3.7.7.3.). 3.8.5.3.4. In den betonten vorletzten Silben wird das aj zum Teil monophthongiert, z. B. »wir haben gesucht«, zum Teil erhalten, wie in 9jin »du hast gesehen«. Die Schreibung des monophthongierten Vokals mit s*gol in »auf uns« darf als Hebraismus angesehen werden, vgl. 3.9.9.2. 3.8.5.4. Die Erhaltung des Diphthonges aj 3.8.5.4.1. Der Diphthong aj bleibt mitunter in betonten und unbetonten Silben in der Wortmitte erhalten; siehe 3.8.5.3.3.-4. Regelmäßig bleibt das j im Status absolutus der Nomina vom Typus qatl mit j als zweitem Radikal erhalten, wobei ein i als Hilfsvokal eingeschoben wird; < *hajl »Macht«. Ebenfalls bleibt das aj durch den Hilfsvokal i im St. abs. der Duale geschützt — TTIZ »Hörner« (vgl. 5.2.3.3.5.) — ebenso in den Pluralen der Partizipien der Verba III infirmae, wie »sehende« (vgl. 5.7.8.5.3.). 3.8.5.4.2. Die Erhaltung des aj im Plural der Segolata vom Typus qatl II j kann durch Ableitung von der zweisilbigen Basis erklärt werden (vgl. 5.3.7.5.5.), z. B. T??? »die Augen«. 3.8.5.4.3. Überall wird aj vor einem anderen j erhalten, z. B. *v/k »die Hörner«, auch wenn das jj dann vereinfacht wird, wie im Suffix der 1. Pers. Sg. an Dualen und Pluralen (vgl. 5.1.3.3.1.), z.B.^?? »meine Augen«. 128 Veränderungen der Vokale 3.9. Veränderungen der Vokale 3.9.1. Qualitative Veränderungen der Vokale 3.9.1.1. Umlaut von a zu i in tonlosen geschlossenen Silben Der Übergang von a zu i in geschlossener tonloser Silbe vollzog sich auch in der Uberlieferung des BA anscheinend allmählich. Für die hebräische Überlieferung geben die griechischen Transkriptionen Stufen von a in der vorchristlichen Zeit über e in der nachchristlichen Zeit zu i in der tiberischen Punktation an. Als Ubergangsstadium dürfte wohl das ce in ^p-Pl. »sie ging heraus» gelten, während in entsprechenden Formen sonst meist i steht, z. B. »sie ist hinaufgestiegen«; das ursprüngliche a hält sich nur unter Einwirkung der __ _______ / Laryngale (vgl. 3.9.8.2,2.). Andere Belege: «< *basar + ä (vgl. hebr. bäsär) »das Fleisch«; rtt"73 < *kadabät~ »Lüge«; ^ni??7- von *galgal »Rad« mit der sekundären Gemination; < *ka-nmar »wie ein Pardel« (vgl. 5.5.2.5.1.), dazu auch in der babyl. Überlieferung tvibjöme D 5,11. 3.9.1.2. Die Veränderung von a zu ce in der Haupttonsilbe 3.9.1.2.1. Die vereinzelte Form aus *männ% »ordne an!« entstand wohl durch die Affinität des ce zu n durch Assimilation (vgl. 3.9.1.1.). 3.9.1.2.2. Die hebraisierenden Formen der Nomina segolata vom Typus qatl weisen in der ersten Silbe anstelle des a ein ce auf, z. B. *=T?5 »König«; dieses ce wird durch Assimilation au das anaptyktische ce erklärt: *malk- > *mälcek > mcelcek (vgl. 5.3.7.2.2.). 3.9.1.3. Der Ubergang von i zu e 3.9.1.3.1. In geschlossenen Silben am Wortende geht oft i in e über, ohne daß sich dafür Regeln ermitteln lassen, z. B. in den aktiven Partizipien: j?1?^ »brennend« neben »tötend«; in den Perfekten *H? »er ehrte« neben B?^ »er herrschte«; in den Imperfekten des einfachen Stammes: RN? »er gibt« neben »er fällt«, im reflexiven Stamm neben ^??^? »er wird gemacht«. Die Formen mit -i- kommen am Vers- bzw. Halbversende verhältnismäßig häufig vor, z.B. E 7,21, Veränderungen der Vokale 129 3,9.1.3.2. Das i wird zu e auch in der Haupttonsilbe, sowohl in der geschlossenen »du bist stark« (vgl. *1R^), »du hast er- niedrigt«, als auch in der offenen, aus *hilcem < *hilm- »Traum« (vgl. 5.3.7.2.2.). 3.9.1.4. Veränderung von i zu ce in geschlossener tonloser Silbe In tonloser geschlossener Silbe wird bisweilen i zu ce (in der Nachbarschaft der Laryngale ist diese Veränderung regelmäßig, 3.9.8.3.). Vgl. z.B. pn»^ »ihr Körper« (neben ?»ötfä); p^Ktf? »er wird euch befragen«; bei der Übertragung des Haupttones auf die nachfolgende Partikel: l1?"^ E 7,20 »er wird dir zufallen« (normale Form 5.7.4.4. ). Das m in NfitfSP »(trockene) Erde« ist wohl als Hebraismus zu werten (vgl. jabbdescet). Vgl. 3,9.9.2. 3.9.1.5. Ubergang des u zu o 3.9.1.5.1. Als Beleg für diesen Übergang in offener Silbe dürfte das Pron. der 3. Pers. PI. m. i®*) angeführt werden, das auf eine ältere Form *hiimu zurückzuführen ist (vgl. arab.). 3.9.1.5.2. Diese Veränderung kommt auch bei dem sekundären u in der letzten nun betonten Silbe der Segolata vom Typus qutl vor, wie in VW?. < *qnstit < *qnst »Wahrheit«; rtnn »unter« < Huht (vgl. 5.3.7.3.3. ). Während das ti sich vor dem geminierten Konsonanten hält, geht es nach dessen Vereinfachung in o über, wie in bzw. 311 »Grube« (St.det. »alles« aus *kiill-. Doch unter dem Hauptton erscheint das o auch vor dem geminierten Konsonanten in der + Form *v?3; vgl. dazu 5.4.5.6. 3.9.1.5.3. Das o ist in den suffigierten Pronomina der 2. und 3. Pers. PI. m. im BA belegt, z.B.^D.V^ »euer Gott«; ÖH7 »ihnen«; aus bzw. *-hum (5.1.3.4.3. und 5.1.3.4.5.). Die Piene-Schreibung in DITOöl »ihre Seele« C 30,13 (408 v. u.Z.) erlaubt nicht, diese Veränderung mit Sicherheit zu datieren, da mit1 sowohl %i als o angedeutet werden können. 3.9.1.6. Übergang von u zu ä in geschlossener, tonloser Silbe 3.9,1.6.1. Das u hält sich hier vor dem geminierten Konsonanten (z. B. HöN »Volk«), doch auch hier kann ä auftreten: P**?? »sie alle« 9 Segert, Altaram. Gramm. 130 Veränderungen der Vokale aus *kull- (5.4.5.7.). Weitere Belege: V?1?? »Herrschaft« aus *$uUän\ n*?Dn »Weisheit« (wie im Hebr.); »die Kraft«. Das ä (qämces kätüp) wird auch in solchen Fällen geschrieben» wo sich das Wort dem folgenden unmittelbar anschließt und seinen Hauptton verliert: (vgl. 5.4.5.3.); f?qäp, mit dem Verbindungsakzentzeichen (vgl. hierzu 5.3.7.3.3.). 3.9.1.6.2. In der babyl. Vokalisation bleibt das u erhalten oder wird durch o ersetzt, z. B. loqpä D 2,37. 3.9.1.6.3. Diese Veränderung wirkt nicht vor dem zu geminierenden Konsonanten, wie »er wurde heraufgebracht«. 3.9.1.7. Übergang von langem i zu e unter dem Hauptton 3.9.1.7.1. Bei den Formen der Verben II w/j stehen die Formen mit % und e nebeneinander, z. B. ^p.Ü. »er hat aufgestellt« neben CTp.3; aV.??? neben ^J?*^ In geschlossener langer Silbe in der Wortmitte ist nur e belegt: ^PU. 3.9.1.7.2. Diese Änderung wird auch im Wortausgang der Formen der Verba III infirmae angenommen, z. B. nttX1 »er sucht« aus *jo6ei (wie arab. jabgi); Partizip: »suchend«, aus *bäri (wie arab. bägi), doch kann es sich hier um Analogien zu den Formen auf -aj handeln, vgl. 5.7.8.3.1. und 5.7.8.5.3. 3.9.1.7.3. Die Änderung -e < -* kommt auch bei den Nomina vor, z. B. *salij > Me Tflti »ruhig«, vgl. 4.3.3.2.3. 3.9.2. Dissimilation der Vokale 3.9.2.1. Dissimilation von ü zu % 3.9.2.1.1. Bei der Anfügung des Pronominalsuffixes der 3. Pers. Sg. m. *-hü an die auf -ü auslautenden Nominal- und Verbalformen wurde das ü des Suffixes zu i dissimiliert: aus **abü-hü »sein Vater«; ^SIRO »führt ihn hinein!«. Dieselbe Dissimilation erscheint auch nach einem ö, das aus a+u entstand: **fwi »sie änderten ihn« aus *sanau-hü, vgl. 3.8.1.3.; 3.9.3.2.1. 3.9.2.1.2. Diese Veränderung ist in den älteren Sprachphasen des AA nicht wahrzunehmen, da der Endvokal des Suffixes nicht angedeutet Veränderungen der Vokale 131 wird (die Schreibung K 9,9 »sie haben ihn gebaut« wird als Fehler für *bnwh erklärt, doch ist die Assimilation im Keilschrifttext aus Uruk bezeugt: ia-a-ti-ib-a-a- i-i, wohl *-aj~M> aus *-aj-hü (vgl. diese Assimilation im Arab.). 3.9.2.1.3. In der Form »er hat ihn gebaut« ist das l eher durch Analogie als durch eine phonetische Veränderung zu erklären. (Doch auch eine Assimilation *banaja-hü > *banaja-hi wurde erwogen.) 3.9.2.1.4. Die Formen des Pronomens der 3. Pers. PL m. bzw. in erweiterter Form P&H, ist Ergebnis einer Dissimilation der vorausgesetzten älteren Form *humu; zur Veränderung -u zu -ö vgl. 3.9.1.5.1. 3.9.2.1.5. Dissimilation von u zu i vor ww ist im Wort *huunoar »weiß« anzunehmen, vgl. 4.3.3.6.9. 3.9.2.2. Dissimilation von a vor langem ä 3.9.2.2.1. Wenn ein kurzes a von einem folgenden langen ä durch einen einfachen Konsonanten getrennt wird, kann es zu ce dissimiliert werden, wie NJAVTH aus *-tdnä »du hast uns wissen lassen«. 3.9.2.2.2. Diese Dissimilation erfolgt immer, wenn zwischen a und ä ein virtuell geminierter Laryngal (vgl. 3.9.8.9.1.) steht; z. B. aus *haträlä von rU, vgl. dazu noch 5.7.5.3.4. Ähnlich ist auch das akkad. Lehnwort pahätu behandelt (vgl. auch hebr.): «UJB. 3.9.3. Kontraktion der Vokale Kontraktion entsteht, wenn nach der Elision eines Konsonanten zwischen Vokalen diese Vokale unmittelbar aneinander angrenzen. Es handelt sich meist um die Fälle nach der Elision von w bzw. j und des \ 3.9.3.1. Kontraktion von a-\~a zu ä Diese Kontraktion wird vorausgesetzt bei den Verben II w/j sowie bei den Verben und Nomina mit drittem schwachen Radikal w bzw. j. So wird das Perfekt OJJ »er stand auf« aus *qawam- > *qa+am abgeleitet, ähnlich »er suchte« aus *bafäja > *6ofa+a; das Nomen fi2p> aus *qasawat > *qasa-\-at »Ende«. Das durch die Kontraktion entstandene lange ä in der 3. Pers. Sg. f. des Perf. der Verben III in- 9* 132 Veränderungen der Vokale firmae, wie z. B. tyQ aus ^hawajat > *ktiwa-\-at »sie war« wurde durch Analogie zu den starken Verben mitunter verkürzt (z. B. »sie antwortete«); andererseits dringt es auch in das dreikonsonantige Verb ein, wie ^ß?? »sie ist aufgestiegen« D 7,8 neben dem richtigen ^i?1?? D 7,20. 3.9.3.2. Kontraktion von a-\-ii zu ö 3.9.3.2.1. Auch diese Kontraktion entsteht nach der Elision des schwachen Konsonanten j, z. B. *banajn > *bana-\-u > 1*3 »sie haben gebaut«; *jibnajün > *jibna-\-un »sie bauen«. (Vgl. 3.8.1.3.) 3.9.3.2.2. Diese Kontraktion wurde im Keilschrifttext von Uruk anscheinend noch nicht durchgeführt, vgl. ha-za-u-ni (7) »sie haben mich gesehen«; doch andererseits besaß die syllabische Keilschrift kein Mittel, das ö auszudrücken. 3.9.3.2.3. Auch im Suffix der 3. Pers. Sg. m. am PI. wurde diese Kontraktion nach der Elision von h und j durchgeführt: *-ajhu> *-aJru > -öy vgl. 3.8.1.7. Zur scheinbaren Kontraktion von ce und m zu e vgl. 5.5.2.5.6. 3.9.4. Elision und Reduktion der kurzen Vokale in offenen Silben 3.9.4.1. Elision der kurzen Vokale im Wortauslaut 3.9.4.1.1. Obwohl die konsonantische Orthographie der meisten AA Texte nur selten einen kurzen bzw. später verkürzten Vokal andeutet (vgl. die Belege bei den Suffixen der 2. Sg. f. und 3. Sg. f., vgl. 'Oinx und Kninx, 5.1.3.2., I. A), erlaubt der Text aus Uruk in syllabischer Keilschrift, einige noch erhaltene kurze Vokale festzustellen. Auch die Varianten innerhalb des BA und der Vergleich mit verwandten Sprachen ermöglichen es, den ursprünglichen Bestand an kurzen Vokalen ungefähr zu rekonstruieren. 3.9.4.1.2. Diese kurzen Vokale waren sämtlich drucklos, da der Hauptton auf der ihnen unmittelbar vorhergehenden Silbe lag. Die anscheinend starke Betonung im AA bedingte Vernachlässigung und dann Wegfall dieser kurzen Endvokale. 3.9.4.1.3. Die Spuren der kurzen Endvokale dürfen u. a. in der 2. Pers. Sg. m. sowohl am Pronomen als auch am Perfekt gesehen Veränderungen der Vokale 133 werden. Das K*tlb nrttK deutet die Aussprache *'antü an, die aber durch das Qare in verändert wird; vgl. $??H »du hast geschrieben« mit Mü? »du hast gegeben«. Als Ausgangspunkt für die kürzeren Formen darf die Variante der Endung mit dem kurzen Vokal *-ta angesetzt werden. 3.9.4.1.4. Im Keilschrifttext aus Uruk scheint die Perfektendung der 1. Pers. Sg. noch in der ursprünglichen Form erkennbar zu sein, z. B. na-sa-a-a-tti (1); ha-al-li-Ul (4), doch deuten die den betreffenden Kasusendungen nicht entsprechenden Vokale im Wortauslaut eher auf die Unzulänglichkeit des syllabischen Schriftsystems als auf Bewahrung der kurzen Endvokale. Leider ist es nicht möglich, mit Hilfe dieses Textes den Wegfall der Endvokale genauer zu datieren; vgl. 1.5.6.3. 3.9.4.2. Elision der Endvokale nach einfachen Konsonanten Der kurze Endvokal nach einem einfachen Konsonanten wurde gänzlich elidiert und die nunmehr letzte Silbe geschlossen. Als Beispiele können die Perfekta der 3. Pers. Sg. m. angeführt werden, wo (nach Ausweis des Arab. und des Ugar.) ein -a in der älteren Sprachstufe vorhanden war, z. B. *katäba > STD »er hat geschrieben«; ähnlich bei den Nomina nach Wegfall der Kasusendungen: *dahäbu > ^rn »Gold«. 3.9.4.3. Reduktion der Endvokale nach zwei Konsonanten 3.9.4.3.1. War die vorletzte Silbe geschlossen bevor der Endvokal weggefallen war, so wurde dieser nicht gänzlich elidiert, sondern nur reduziert, da nach den zwei Konsonanten bei der Aussprache ein reduzierter Vokal entstand. Die präzise tiberische Vokalisation deutet das auch an, wobei die Regel, nach der das zweite der beiden nachfolgenden sdwä lautbar ist, auch hier gilt (vgl. 2.5.3.4.3. unter b). 3.9.4.3.2. Somit ist die Endung der 2. Pers. Sg. m. des Perf. in ihrer kürzeren Form, die aus *-ta entstanden ist, als -t9 auszusprechen, wie PqepP aus Haqipta »du bist stark«; 'abadP> aus *fabääta »du hast gemacht«; vgl. 5.6.4.3.3. 3.9.4.4. Elision des Endvokals unter Einfügung eines Hilfsvokals vor dem letzten Konsonanten r l ■« Viel öfter wird aber die nach der Elision des kurzen Endvokals entstehende Doppelkonsonanz am Wortende durch Einschaltung eines 134 Veränderungen der Vokale Hilfsvokals zwischen die beiden Konsonanten beseitigt, wie z. B. beim Nomen *kaspu > *kasp > *kasäp > H?? »Silber«. Vgl. weiter dazu 5.3.7,2.1. Ahnlich wird auch die Doppelkonsonanz in der 1. Pers. Sg. des Perfekts aufgelöst: *sam/fhi > *samit > siwiet flSttptf >}ic\x |iabe gehört« (s. auch 5.6.4.3.1.). 3.9.4.5. Elision der kurzen Vokale in der Wortmitte 3.9.4.5.1. Wenn der Haupttonsilbe zwei offene Silben mit kurzen Vokalen vorausgingen, wurde der Vokal der zweiten Silbe gänzlich elidiert und es entstand eine geschlossene Silbe. Dieser Vorgang spielte sich nach der Spirantisation der Konsonanten bgdkpt ab, da der Konsonant nach dem elidierten Vokal spirantisch ist. Vgl. *malakina > malkin T? »Könige«; *kadabat- > kidbä »Lüge«. Die Elision wurde auch durch Hinzufügen der Suffixe hervorgerufen, z. B. *hatam-\-aha > hcdmah »er hat sie versiegelt«; *'atar+ih>*atreh ** * mm »seine Stelle«. 3.9.4.5.2. Durch den Unterschied zwischen dem okklusiven und fri-kativen Konsonanten nach dem elidierten Vokal werden der ursprüngliche Typus der Nominalbasis (einsilbig oder zweisilbig) und der Numerus (Singular und Dual gegenüber dem Plural) angedeutet, vgl. 5.3.7.1.1.; 5.3.6.2. 3.9.4.5.3. Der syllabische Keilschrifttext aus Uruk zeigt gerade das Übergangsstadium, in dem die Elision durchgeführt wurde; ga~ba-ri-e (37) aber ga-ab-ri-e (12). 3.9.4.6. Reduktion der Vokale in der Wortmitte 3.9.4.6.1. Der kurze Vokal in offener Silbe, in deren Nachbarschaft sich keine andere offene Silbe befand, wurde reduziert. Es war dabei nicht relevant, ob die einzelne offene Silbe mit kurzem Vokal unmittelbar vor der Haupttonsilbe stand oder weiter von ihr entfernt. 3.9.4.6.2. Als Ergebnis der Reduktion erscheint ohne Rücksicht auf den ursprünglichen Vokal in Nachbarschaft der oralen Konsonanten der reduzierte Vokal ohne besondere Färbung — s*wü — (doch vgl. 3.9.4.6.5.), während unter dem Einfluß der Laryngale die ursprüngliche Färbung des Vokals auch im reduzierten Vokal erhalten bleibt (vgl. 3.9.8.4.). Veränderungen der Vokale 135 3.9.4.6.3. Beispiele für Reduktion des ursprünglichen a: *sanat > frnat fljtf cstr. »Jahr«; des i: *miat>m^ä ^Kö »Hundert«; des u: *qusut > q9söt »Wahrheit«; *malkata > malJcHä »die Königin«; *haslimah > »er hat sie wiedergegeben«; *ja§kunän > R?f? »sie wohnen«. Nach dem geminierten Konsonanten: Hiiqabbiluna »ihr nehmt an«. 3.9.4.6.4. Nach einem langen Vokal: *kätibat > »schreibende«; der lange Vokal der vorhergehenden Silbe wird mit dem Zeichen für Nebendruck mceHrg (2.5.5.3.) versehen. 3.9.4.6.5. Gelegentlich, besonders nach geminierten Konsonanten, wird auch nach nicht laryngalen Konsonanten ein s*wä compositum geschrieben, z.B. ^4?QQ »sprechende«; a0?S§ »du hast sie gebaut«; oft aber schwankt die Überlieferung: D 2,19 neben D 2,30 »enthüllt«; neben »vor mir« bzw. »ihm« (neben *?"JF£ qädämäj). 3.9.5. Lange Vokale in geschlossenen Silben in der Wortmitte Nach der Vokalisation des BA wurden die langen Vokale in der geschlossenen Silbe auch in der Wortmitte erhalten (anders als im Hebr., wo sie gekürzt wurden). Ganz augenfällig ist dies bei den langen Vo- kalen der geschlossenen Haupttonsilbe, wie 9?*? »du hast gelegt«. Aber auch die Vokale in der vorletzten Silbe der Feminina im St. det. sind als lang zu betrachten, wie z. B. »die Provinz«; NflTja »die aufrührerische«. (Die lange Silbe findet sich auch im Syrischen, vgl. 3.7.7.5.1.; doch vgl. auch 3,4.3.6. b. Vgl. auch das Q9re T*?? »die Eingehenden« D 4,4, 3.4.3.7.) 3.9.6. Einfügung von neuen Vokalen Um die Anhäufung von unmittelbar aufeinanderfolgenden Konsonanten zu vermeiden, wurden neue Vokale entwickelt. Hauptsächlich der Wegfall der kurzen Vokale am Wortende machte den Einschub von Hilfsvokalen erforderlich, deren Färbung möglichst neutral sein sollte. Die genuin aramäische Färbung wird mit dem sere angedeutet, ist also e; neben ihm wird aber wohl unter dem Einfluß des Hebräischen 136 Veränderungen der Vokale in der tiberischen Überlieferung oft s9gol (ce) geschrieben. Die Nähe von Laryngalen veranlaßt, den Hilfsvokal als a zu realisieren, während der nach dem j eingeschobene Vokal ein i ist. 3.9.6.1. Die Einfügung von e Dieser der Tradition des BA entsprechende Hilfsvokal tritt bei manchen Nomina segolata auf — z. B. »Statue« aus *$alm~; aus *rabd- __ • »Sklave« — und in der 1. Pers. Sg. des Perfekts: aus *siml- nach dem Wegfall von u im Wortauslaut »ich habe gehört«. 3.9.6.2. Die Einführung von w Das ce {sagol) wird speziell in der hebraisierenden Form der Nomina segolata zwischen dem zweiten und dritten Radikal der einsilbigen Phase eingeschoben: *mallc- > *mälcek> »König«; *hilm-> *hilem > q^D »Traum«. Doch auch in der Endung der 1. Pers. Sg. des Perfekts erscheint eingeschobenes ce, so daß der Druck dann auf der vor- -4. letzten Silbe liegt, z.B. r,?f?.D »ich habe aufgestellt«; »ich habe gesetzt«. Die Segolierung in der 3. Pers. Sg. f. des Perf. **H5?? kann als ein Hebraismus gewertet werden. 3.9.6.3. Die Einfügung von a 3.9.6.3.1. Das «wird bei der genuin aramäischen Art der Nomina segolata eingefügt, und zwar meist beim Typus qatl, z.B. *Jcasp > *kasap > »Silber«. 3.9.6.3.2. Die Laryngale und auch das r erfordern den Hilfsvokal a: -c. nrorttpri »sie hat gefunden«; ^?*? »Buch« von *sipr- (vgl. 3.9.8.2.4.). 3.9.6.4. Einfügung von i Der Hilfsvokal i erscheint in der Nomina segolata vom Typus qatl, wenn der zweite Radikal ein j ist, z. B. < *hajl~ »Macht«. Auch bei der Dualendung des St. abs. wird das i eingefügt, z. B. »die Hörner«; -äjin <*-ajn (vgl. arab. -ajni); s. 5.2.3.3.5. 3.9.6.5. Die Anfügung von Vorschlagvokalen 3.9.6.5.1. Die Doppelkonsonanz am Wortanfang wird zwar meist durch den reduzierten Vokal zwischen dem ersten und zweiten Konso- Veränderungen der Vokale 137 nanten beseitigt, doch gelegentlich auch durch Setzung eines Vokals vor den ersten Konsonanten. Dieser Vorgang ist anschaulich am Wort »der Arm« zu sehen, das sowohl ohne Vorsatzvokal (PI. mit Suff. T^T!) als auch mit dem Vorsatzvokal belegt ist: *H!?- Ein Vorsatzvokal erscheint auch im Plural »die Finger«. Die Vokalisation mit s*gol deutet die geringe Klangfülle dieses Hilfsvokals an. 3.9.6.5.2. Im Perfekt des Verbums III infirmae stj »trinken« wurde ein Vorsatzvokal in der 3. Pers. PI. m. angewendet, dessen Färbung wohl durch das nachfolgende lange l bestimmt worden war: (vgl. 5.7.8.2.8.), 3.9.6.5.3. Ein auch in anderen semit. Sprachen auftretender Vokal findet sich beim Zahlwort »vier« ^51^; vgl. 5.4.2.3.4. 3.9.6.5.4. Da die im Grund konsonantische Schreibweise keine Möglichkeit bot, den Vorschlagvokal allein aufzuzeichnen, mußte ihm der konsonantische Buchstabe N vorangestellt werden. Hierdurch kann der Vorsatzvokal auch in den rein konsonantisch geschriebenen Texten der älteren Sprachphasen des A A festgestellt werden, z. B. 3*°** »zwei Drittel (der Mine)« P 6, wohl aus akkad. sinibu. 3.9.6.5.5. Der Vorsatzvokal erscheint auch im Wort für »Name« ■ im Ja und FA, vgl. dazu 5.3.9.10.3. (und arab. ism). r 3.9.7. Assimilation der Vokale an Konsonanten (Labiale) 3.9.7.1. Der Vokal im Wort für »Name« QP cstr. ist u (wie im akkad. šumu); diese Färbung entstand durch die Einwirkung des labialen m (dagegen hebr. sem < *šim, arab. ism-). 3.9.7.2. Verhältnismäßig spät ist das u im Plural »Männer«, da sonst das a (im Keilschrifttext von Uruk 12 resp. 37 ga-ab-ri-e bzw. ga-ba-ri und auch in der babyl. Vokalisation gäbrin) belegt ist (vgl, auch hebr. gcebcer < *gabr-). 3.9.8. Einwirkung der Laryngale auf die benachbarten Vokale ■ ■■ 3.9,8.1. Während die tiberische Vokalisation, die bei der richtigen Aussprache der Laryngale sich ergebenden Vokalfärbungen sehr präzis — wenn auch nicht immer einheitlich — aufzeichnet, werden in der 138 Veränderungen der Vokale babylonischen Überlieferung nur die auffälligen Charakteristiken der Vokale wiedergegeben (vgl. 2.5.3.4.7.). Bei der richtigen Aussprache der Laryngale im Kehlkopf ergeben sich die von der tiberischen Voka-lisation geforderten Feinheiten der Aussprache von selbst. Einige Vokaländerungen ergeben sich auch bei dem Laut r. 3.9.8.2. Affinität der Laryngale zum Vokal a 3.9.8.2.1. Nach der Artikulationsstelle liegt den Laryngalkonsonanten unter den Vokalen das a am nächsten. Daher bleibt das a in der Umgebung der Laryngale erhalten, auch wenn es andernfalls in ähnlicher Lage in einen anderen Vokal überginge, oder es wird hergestellt. Der reduzierte Vokal erscheint meist als a. Mitunter wird nur eine Verschiebung der Klangfarbe in Richtung zu a bewirkt, von i zu oe und a, von u zu ä und °. Die richtige Aussprache der Laryngale am Wortende bewirkt den Einschub eines Gleitvokals a (sog. patahfitrtivtim) und führt zur Öffnung (sog. Aufsprengung) der mit dem Laryngal schließenden Silben. Auch die nicht realisierte Gemination der Laryngalkonsonanten beeinflußt oft die vorhergehenden Vokale, 3.9.8.2.2. Erhaltung des a Das a bleibt nach oder vor einem Laryngal oft erhalten, z. B. ^Tf.?? »ich habe gemacht«; P0?^! »sie verändern« (sonst wird es in diesen Fällen zu i z. B. n?»?, s. 3.9.1.1.). * * 3.9.8.2.3. Ubergang der kurzen Vokale zu a vor einem Laryngal am Wortende a) Sowohl in Kausativstamm als auch im aktiven Part, des einfachen Stammes ist der Vokal der letzten Silbe ein i, das jedoch vor einem Laryngal und auch vor r zu a wird; H7!Sn »er hat gefördert«, aus *haslih; »schreibende« - »Schreiber« aus *säpir. b) Ähnlich kann im Impf. »er sendet« das a als aus einem u entstanden erklärt werden, das der charakteristische Vokal der Handlungsverben war (vgl, 5.6.6.4.). 3.9.8.2.4. Einfügung des a in den Segolatformen Der anaptyktische Vokal vor oder nach einem Laryngal ist a. Das gilt sowohl bei den Nomina segolata, z. B. 0?? »Wille« (doch wohl hier hebraisierend, 5.3.7.4.4.). als auch bei den Verbalformen: Veränderungen der Vokale 139 »du wurdest gefunden«; ^7???'^ >>gie wurde gefunden«, vgl. 5.7.1.2,4.d (für r trifft dies nicht zu, vgl. *nS*£ »sie hat gesagt«, s. 3.9.6.2.). 3.9.8.2.5. Das a zwischen langem Vokal und Laryngal (sog. patah ftirtivum) Wenn das Wort auf h oder *" endet (für h ist kein Beleg im BA erhalten), dem die langen Vokale üi ö, e, % (nicht das homorgane ä) vorangehen, entsteht bei ordentlicher Aussprache des Laryngals vor ihm ein als a feststellbarer Ubergangslaut; HVi »Wind, Geist«, ?P5 »sie zerschmettert«; tTI »Duft«; »gesandt«. Der Laryngal kann nicht unmittelbar nach einem der Artikulationsstelle nach entfernten Vokal ausgesprochen werden, so daß ein ihm homorganes kurzes a eingeschaltet werden muß. Die babylonische Überlieferung führt dieses »eingestohlene« a nicht an. (Die Aussprache ist aber auch in den heutigen arabischen Dialekten in Svrien feststellbar, z. B. rüah »laufe!«). Zur Schreibung des a vgl. 2.5.3.5.1. 3.9.8.3. Veränderung von i in geschlossener Silbe zu ce Das i in geschlossener Silbe, die mit einem Laryngal beginnt oder schließt, wird in der Richtung des a verschoben, und zwar zu ce. Z.B. Nö^n »der Traum«, aus *Ai/ra-, vgl. 5.3.7.4.2.; »zwanzig« (vgl. hebr. 'cesrim, arab. ci3rin~); »machen«, vom Typus miqtal (5.6.9.1.3.); das ce erscheint auch nach dem Präfix in der 1. Pers. Sg. des Imperfekts, z.B. *HJ?K »ich rufe« (doch bei nachfolgender aufgelöster Gemination bleibt das i erhalten, z.B. »ich werde erkennen«). (In der babyl. Überlieferung blieb das i meist erhalten.) — Vgl. auch aus der hebraisierenden Präfixform *Z?i-, während aram. Form ha- ist, vgl. 5.6.8.4.3. 3.9.8.4. Färbung der reduzierten Vokale 3.9.8.4.1. Statt des gewöhnlichen sHvä ohne Färbung wird die durch den Laryngal bedingte Färbung durch die Aätep-Zeichen a, m, 0 ausgedrückt. Diese sollten sich in der Regel nach dem ursprünglichen Vollvokal richten: aa, im9 a°\ doch die Überlieferung ist hier nicht konsequent, und es gibt viele Varianten auch innerhalb der einzelnen Handschriften. 3.9.8.4.2. Das a aus a entstanden: »Wolle« (vgl, hebr. seemcer < samr-, jüd.-aram.*amrä); »er hat gemacht« < *'abäda; »er 140 Veränderungen der Vokale wird gemacht«; aus i: NJlJ? »der Priester« < *MAiw- (vgl. arab. kähin, hebr. höhen). 3.9.8.4.3. Die Fragepartikel ?] ist aus *Aa- reduziert worden, doch vor einem Alef und vor der Giuppe von zwei Konsonanten bleibt der Vollvokal erhalten: ^^«n Qr. D 2,26; K«3 (vgl. 5.5.6.4.2.). 3.9.8.4.4. Das a entsteht durch die Reduktion des i, z. B. fl7X »Gott« < *'iläh (so im Arab., vgl. auch hebr. ya*löah). Doch das m erscheint auch in den Imperativen, da der betreffende Vokal in den wohl enklitischen Formen eine durchgreifende Reduktion erfahren hat: "^K »sage!« PI. »lebe!«; »seid!«. Das ursprüngliche a sollte der Regel nach ein a ergeben (das tatsächlich in »iß!« f. vorliegt). Im Wort für »Zorn« ist neben dem regelmäßigen (vgl. jüd.-aram. j himtä, hebr. hemä) auch belegt. 3.9.8.4.5. Das 0 entsteht durch Reduktion eines u, z. B. ^Tv! »sie wurde aufgestellt«, aus *huqimat. 3.9.8.5. Assimilation der Vollvokale an die reduzierten Vokale Die einkonsonantigen Partikeln passen die Vokalisation der Farbe des nach dem anlautenden Laryngal folgenden hätep (s9wä compositum) an: a -a; ce — m\ d — °; vgl. 5.5.2.5.5. (Eine solche Anpassung kommt auch in der zusammengesetzten Präposition vor, s. 5.5.3.4.4.b). 3.9.8.6. Öffnung der mit Laryngal geschlossenen Silben Ein silbenschließender Laryngal wird meist unmittelbar vom ersten Konsonanten der nächsten Silbe im Wort gefolgt und daher mit dem s3wä versehen. Oft aber entsteht nach silbenschließendem Larvnjjal ein überkurzer Vokal, dessen Farbe dem Vollvokal vor dem Larvimal entspricht, z. B. K2rn »das Gold« (vgl. 5.3.6.4.); ^nnyn »seine Werke«; T^rrri? »sie werden gegeben«; PH? l(%hawön »sie sind«; HC?\ »der, die andere«. 3.9.8.7. Entstehung von Vollvokalen nach einem Laryngal Folgt der mit einem Laryngal geschlossenen und sekundär durch Bildung eines Vokals nach einem Laryngal geöffneten Silbe eine Silbe mit reduziertem Vokal, so muß dieser zum Vollvokal werden. (Von Veränderungen der Vokale 141 zwei nachfolgenden «sfara-Zeichen muß das erste quieszierend - »Null« — und das zweite lautbar sein; das s9wü compositum ist freilich lautbar.) Er nimmt die Qualität des Vollvokals vor dem Laryngal an. Z. B. P"*??? »ihr macht«; ^3117?? »sie wurde verwüstet«; V$V? »sie sind« (f.). Da diese beiden Vokale einem Vollvokal plus einem reduzierten Vokal entsprechen, darf angenommen werden, daß ihre Länge je etwa drei Viertel des gewöhnlichen kurzen Vollvokals beträgt. 3.9.8.8. Ersatzdehnung der Vokale vor Laryngalen bzw. r 3.9.8.8.1. Die Ersatzdehnung erfolgt bei einem Kurzvokal, wenn das ihm nachfolgende silbenschließende Alef elidiert worden ist, und vor den zu geminieienden Laryngalen und r. Das a wird dabei zu ä gedehnt, i zu e (für die mögliche Dehnung von u zu ö gibt es im BA keinen Beleg). 3.9.8.8.2. Ersatzdehnung für elidiertes Alef: "WO cstr. »Gefäße« < * *mane; 1^5 < *md>täjn »zweihundert«; KtW < *nasa »er nahm«; ^HSO < *ba-tar »nachdem«. Dehnung des i: < *ris »Kopf«; < *mimar »sagen«; < *qäri »rufend«. 3.9.8.8.3. Ersatzdehnung des Vokals vor dem zu geminierenden Radikal erfolgt immer bei * und r, mehrfach bei h und r, doch nie bei h. Dehnung des a: NJ?nn < Harra*ajja »Torhüter«; 11? < *barrik »er hat gesegnet«; ^D??*? < *mitbahhal »verwirrt«; WSPfiK Itpa. »sie hielten Rat«; < *mwraffif »zerschmetternd«. Ersatzdehnung von i: *ßn»ö < *mi"arra < *min-9ar-ä (vgl. 5.5.3.2.3.) »von der Erde«; ™ < *7irr- »sie zerschmettert«. 3.9.8.9. Die Vokale vor den virtuell geminierten Laryngalen 3.9.8.9.1. Wenn der Vokal vor dem zu geminierenden Laryngal kurz bleibt (sog. virtuelle Gemination der Laryngale), wird seine Farbe meist nicht verändert, z.B. PFT^n »entfernte«, mihhan »sich erbarmen«, Inf. von hnn mit sekundär geminiertem ersten Radikal; »er wurde herausgeführt« (von 7/). Die virtuelle Gemination kommt bei h immer vor, oft bei *; auch bei A, dagegen nie bei 5 und bei r. 3.9.8.9.2. Das a wird zu ce dissimiliert, wenn dem virtuell geminierten Laryngal ein ä folgt: in© < *pah(h)är »Töpfer«; Inf. Haf. von 'II »einführen« (vgl. auch 5.7.5.3.4.). 142 Veränderungen der Vokale 3.9.9. Kanaanisniund Hebraismen in der Yobalisation 3.9.9.1. Das lange o an Stelle des ursprünglichen ä Die Nominaltypen mit langem ö, dem sonst das aramäische ä entspricht, dürfen als Kanaanismen bzw. Hebraismen angesehen werden, wie z.B. *OWn »Dunkelheit«; ?PP »sie wird zerschmettern« (vgl. 5.7.5.3.2.); das hebr. Lehnwort H™™ »Düfte«. Das ö in »sein Aussehen« ist Variante bzw. Fehler für ein ü. 3.9.9.2. Anwendung des s*gol Als — wohl unabsichtige und fehlerhafte — Nachahmungen der hebr. Vokalisation dürfen die «s^oZ-Zeiehen in Wörtern wie 7H? »Eisen«; nn? » Scheide « (?); W^? »auf uns« (vgl. 5.1.3.4.2.) gelten, denen sonst die richtigeren aramäischen ;9ere-Zeichen (e) entsprechen. 3.9.9.3. Formen der Nomina 3.9.9.3.1. Als hebraisierend dürfen die Nomina segolata mit dem Vollvokal in erster Silbe angesehen werden, wie vgl. 5.3.7.2.2. 3.9.9.3.2. Unrichtig nach dem Hebr. wird das a im Wort ]£! »Zeit« in D 6,17 gedehnt, richtiger ist 1?| D 7,18 (vgl. auch NJÖT D 3,7 (nach dem hebr. St. abs. ä: St. estr. a). 3.9.9.3.3. Unrichtig nach dem hebr. System, St. abs, ä und St. estr. a, wird der St. estr. »Würde« D 4,33 verkürzt, während das ä ursprünglich lang ist, und daher auch im St. estr. erhalten werden soll, vgl. St. abs. D 4,27; St. det. *Hi?0) D 2,37. Der Personenname ^p^fiX soll *'Ahiqär gelesen werden (vgl. auch arab. Hajqär). 3.9.9.4. Hebraismen in den Verbalformen Hebraisierend ist anscheinend der lange Vokal nach dem Präfix im Imperfekt >>sie fügt hinzu« und Partizip »erhöhend« der Verben II wij, während das a im Aram. reduziert wird, vgl. 5.7.6.8. 3.9.9.5. Pausalformen Öfters wird, wie im Hebr., das a in der Haupttonsilbe des letzten Wortes eines Verses bzw. Halbverses gedehnt (vgl. 2.5.5.7.), z. B. D 3,15 »meine Hand«; E 4,22 »Macht«; auch die Eigennamen E 4,24 »Perser«; IH5?? E 4,17 »Samarien«. Die aram. Phonetik rechnet prinzipiell nicht mit einer solchen Pausäldehnung, doch in der wirklichen Aussprache des Bibeltextes dürfte die verstärktere Betonung am Schluß des Verses eine gewisse Dehnung des betonten Vokals verursachen, die dann von den Masoreten durch qämces fixiert wurde. Veränderungen der Vokale 143 E 4,24 »Perser«; E 4,17 »Samarien«. Die aram. Phonetik rechnet prinzipiell nicht mit einer solchen Pausäldehnung, doch in der wirklichen Aussprache des Bibeltextes dürfte die verstärktere Betonung am Schluß des Verses eine gewisse Dehnung des betonten Vokals verursachen, die dann von den Masoreten durch qämces fixiert wurde. 4. Wortbildung 4.1. Systeme der Wortbildung 4.1.1. Das dreiradikalige System Wie in allen semitischen Sprachen herrscht im AA in der Wortbildung das System, in dem die Grundbedeutung des Wortes an drei Wurzelkonsonanten gebunden ist, während die Modifikationen durch Vokale zwischen den Konsonanten, durch Gemination und Wiederholung der Wurzelkonsonanten und auch durch Präfixe und Affixe bezeichnet werden. Dieses System hat sich bei den Nomina fast vollkommen durchgesetzt, während einige Pronomina und Partikeln noch eine ältere Bildungsweise erhalten haben. Auch bei den Verben ist das dreiradikalige System im Prinzip vollkommen durchgeführt, und nur bei einigen schwachen Verbalklassen können einige Formen als Relikte vom zweikonsonantigen System gedeutet werden. 4.1.2. Bildungen mit einem und zwei Konsonanten 4.1.2.1. Einige Nomina, die zu den am meisten gebrauchten und dabei auch ältesten Bestandteilen des Wortschatzes gehören, haben ihre ein- bzw. zweikonsonantigen Formen erhalten. 4.1.2.2. Ähnlich hat die Ursprünglichkeit und die große Frequenz einiger Pronomina und Partikeln die nicht dem dreiradikaligen System angepaßten Bildungen mit einem bzw\ zwei Wurzelkonsonanten zu erhalten vermocht. Die Zahlwörter mit zwei Konsonanten entstanden aber zum Teil aus dreikonsonantigen Formen. 4.1.3. Bildungen mit mehr als drei Wurzelkonsonanten Soweit es sich um ursprüngliche aram. Wörter handelt, sind sie sämtlich sekundäre Bildungen. Dagegen gibt es unter den Lehnwörtern viele mit mehr als drei Konsonanten. Bildung der Pronomina und Nomina 145 4.2. Bildung der Pronomina Von allen Wortklassen haben sich die Pronomina am wenigsten dem dreiradikaligen System angepaßt. Sie werden von meist einkonsonan-tigen Elementen gebildet, deren selbständiger Charakter noch klar zu ersehen ist. 4.2.1. Personalpronomina der 1. und 2. Person Die Personalpronomina werden vom Element 'an- gebildet, und zwar mit den charakteristischen Merkmalen der 1. Pers. und der 2. Pers. m. und f. im Sg. und im PL, die den Endungen des Perfekts entsprechen. Ihnen sind auch die Pronominalsuffixe der betreifenden Personen verwandt . 4.2.2. Demonstrativpronomen Die häufigste Basis *d- erscheint in den Demonstrativpronomina und auch im Relativpronomen, das ursprünglich anscheinend ein determinatives Pronomen war. Weitere deiktische Elemente sind fc, (')/ und hy das auch bei der Bildung der später in das Paradigma der Personalpronomina als dritte Personen aufgenommenen Formen verwendet wurde. Als Erweiterungselemente dienen -n, -k und ~m. 4.2.3. Fragepronomina Sowohl das persönliche als auch das sächliche Pronomen beginnen mit ra-. 4.3. Bildung der Nomina 4.3.1. Die angewandten Systeme 4.3.1.1. Das dreiradikalige System wirkt sich auf die überwiegende Mehrzahl der Nomina aus, doch hat es sich dort nicht so vollständig durchzusetzen vermocht wie bei den Verben. 10 Segert, Altaram. Gramm. 146 Bildung der Nomina 4.3.1.2. Gerade eine begrenzte Anzahl der am häufigsten in der Sprache vorkommenden Nomina, wie die Bezeichnungen der Körperteile und der nächsten Verwandten, weist noch immer die ursprüngliche Zweiradikalität auf. 4.3.1.3. Die Nomina mit zwei starken Konsonanten, zwischen denen ein langer Vokal steht, dürfen auf diese Weise—den so gebildeten Verben entsprechend — als dreiradikalige Bildungen mit schwachem mittleren Wurzelkonsonanten aufgefaßt werden. 4.3.1.4. Von den zweiradikaligen Basen werden durch ihre Wiederholung vi erradikal ige Wörter gebildet. 4.3.1.5. Die vierkonsonantigen Nomina, soweit es sich nicht um Lehnwrörter aus nichtsemitischen Sprachen handelt, sind im Bereich des Altaramäischen anscheinend durch Vermehrung der dreiradikaligen Basis um ein Präfix oder ein Suffix gebildet, vereinzelt wohl auch durch Auflösung der geminderten mittleren Wurzelkonsonanten mit Hilfe einer Liquida. 4.3.1.6. Zur Bildung der Nomina dienen außer den vokalischen Modifikationen auch konsonantische Präfixe und Suffixe. Die Wurzel kann auch durch Gemination des zweiten, seltener des dritten Radikals modifiziert werden; auch die Erweiterung durch den wiederholten dritten oder zweiten und dritten Radikal zugleich ist belegt. 4.3.1.7. Während einerseits die Verben sich dem dreiradikaligen Schema fast vollkommen fügen und andererseits die ursprünglichen Pronomen und Partikeln eine aus jedem Schema heraustretende Mannigfaltigkeit aufweisen, lassen sich die Nomina in eine zwar verhältnismäßig große, doch begrenzte Zahl von Schemata einpassen. Dabei kann beobachtet werden, daß die Lehnwörter sich zum Teil auch diesen Schemata angepaßt haben; solche Lehnwörter jedoch, deren Struktur sich von den aramäischen Schemata zu sehr unterschied, haben die Struktur erhalten, die sie in ihrer ursprünglichen Sprache hatten; vgl. 4.7.3. 4.3.1.8. Die folgende Übersicht führt zuerst die zweiradikaligen, dann die dreiradikaligen Bildungen an, sowohl die einfachen als auch die mit der Gemination und Wiederholung der Radikale. Zuletzt sind Bildung der Nomina 147 die um Präfixe und Suffixe erweiterten Bildungen verzeichnet; die yierradikaligen Bildungen werden am Ende angeführt. 4.3.1.9. Da der Vokalismus nur im BA vollständig angegeben ist, werden die in dieser Phase des Altaramäischen belegten Formen als Grundlage der folgenden Übersicht gebraucht, auch wenn diese vokalische Überlieferung spät und uneinheitlich ist. Von den älteren Sprachphasen des AA werden die Belege bevorzugt, die auch im BA belegt sind, ebenso diejenigen, aus deren Schreibweise wenigstens zum Teil die Aussprache zu ersehen ist. Bei den seltener vorkommenden Typen ist freilich die Unsicherheit der Aussprache und der Deutung oft erheblich; die Heranziehung der anderen semitischen Sprachen ist zwar nicht ohne Nutzen, doch gehen diese Sprachen manchmal gerade in der Vokalisation einiger Nominalformen so weit auseinander — wenn z. B. die arabische und die hebräische Vokalisation nicht übereinstimmen —, daß sie nicht zur verläßlichen Rekonstruktion der altaramäischen Aussprache ausreichen. 4.3.2. Die zweiradikaligen Nominalschemata 4.3.2.1. Während das Wort für »Mund« in den anderen semitischen Sprachen nur einen Wurzelkonsonanten aufweist (hebr.pe, arab./fcä, tigar. p)y wurde im AA die Zweiradikalität durch die Einbeziehung der ursprünglichen Mimation -m zur Wurzel hergestellt, wobei der dazwischen liegende Vokal -u- eine erstarrte Nominativendung ist: pum; RA: Dö. Die Gemination des m in den Formen mit Endungen im BA ist sekundär. 4.3.2.2. Mit kurzem Vokal: 4.3.2.2.1. qal: qal — T jad »Hand«; RA 1\ f. qalat-: q9lä : *s9nä — St. cstr. ™f »Jahr«; RA (vgl. hebr. Sana). Für die Wörter »Vater« und »Bruder« vgl. 5.3.9.1.-2. 4.3.2.2.2. qil: — anscheinend nur mit dem Ubergang i > a unter dem Einfluß des r: 1? bar « *bir) »Sohn« (vgl. 3.9.8.2.3.a); FA, RA 13; doch für die Vokalisation vgl. bereits die hethitisch-hieroglyphische Schreibung auf dem Siegel von Zincirli Barkibasa. f. qilat-: qHä: HNO m^a »Hundert«; RA HKö- r?f>3tf »sein Schlaf«. 10* 148 Bildung der Nomina 4.3.2.2.3. qul: — nur 0^ »Name« (u entstand hier unter assimilierendem Einfluß des labialen m; vgl. 3.9.7.1., anders als arab. ism-, hebr. sem < *sim, ähnlieh wie akkad. sumu), 4.3.2.3. Die zweiradikaligen Bildungen mit mittlerem langem Vokal können zwar auch als Ableitungen von Wurzeln mit mittlerem Radikal w oder j gedeutet werden, doch der Übersichtlichkeit halber seien sie hier angeführt: 4.3.2.3.1. qäl:qäl — 30 »gut«; RA 3ü _ f. *qälä; RA «ö. 4.3.2.3.2. qll: qil — P »Gericht«; RA p. — f. qilä: nr»3 »Verstand«; vgl. auch das LW aus dem Akkadischen im RA *birä < *bir(a)hi, St. det. Hrn^. 4.3.2.3.3. qül: qül — Hll ru(a)k »Wind«, »Geist«; RA n*n (zum patah furtivmn vgl. 3.9.8.2.5.). 4.3.2.4. Die Bildungen mit geminiertem zweiten Radikal, der in den endungslosen Formen vereinfacht wird, sind eigentlich dreiradi-kalig mit dem gleichen zweiten und dritten Konsonanten: siehe also qal(l) unter qatl, qil(l) unter qitl, qöl aus *qull unter qutl. 4.3.2.5. Zweiradikalige Basen wiederholt: 4.3.2.5.1. qalqal: *galgal — Plural mit Suff. **y&t?l »Rad« (vgl. 3.9.1.1. und 3.7.6.1.2.); mit schwachem Radikai »Nacht«; Ja «W, FA nV^ « *lajlaj). Mit Assimilation *karkar > * kakbar, PI. p?3 »Talent«; RA PI. pM, Sg. mit Auflösung der Gemination "OW. Dieser Typus dient bei dem Adjektiv 3^ rab (< *raftfc-) zur Bildung des Plurals, vgl. 5.2.3.2.1. Fem. qalqalat-; RA *sansanat > *sassanü% PI. p2S »Korb«. 4.3.2.5.2. qalqäl — vgl. das wohl für einen Kanaanaismus gehaltene PI. H»nn »Traumgebilde«. 4.3.2.5.3. qulq-l: ^»^lö OCG 16 cv. 4. 4.3.3. Dreiradikalige Nomina 4.3.3.1. Mit Vokal nur zwischen dem ersten und zweiten Wurzelkonsonanten : 4.3.3.1.1. qatl: in den Formen mit Endungen erhalten als qatl-, in den Formen ohne Endungen entweder segoliert (vgl. 5.3.7.2.2.), *qatl Bildung der Nomina 149 > qcetcel, oder nach der Anaptyxis des Vokals nach dem zweiten Wurzelkonsonanten wird der Vokal nach dem ersten Wurzelkonsonanten reduziert: *qatl > *qatal > qHal. Belege: |3£ »Stein«; RA P**; 13? »Mann«; RA 13*; DnV »Brot«. 4.3.3.1.2. Wörter des Typus qail- mit schwachen Wurzelkonsonanten a) An zweiter Stelle j: ^0 »Macht, Heer«; RA W: D^ (< *jawm) »Tag«; RA: 3Y\ (Zur verschiedenen Behandlung des Diphthongs vgl. 3.8.5.1.). Vgl. auch die Wörter mit 9 als 2. Radikal «W%- > St. cstr. »Gefäße« und im RA Ww- > 1p (vgl. 3.9.8.8.2. und 3.2.6.4.) »Kleinvieh«. b) Mit schwachem 3. Radikal: RA 9arj~, det. »der Löwe«. 4.3.3.1.3. Mit gleichem 2. und 3. Radikal: *famm- > 0? »Volk«; RA ös? (vgl. die Schreibungen mit zwei m 5.3.3.1.). Hierher gehört auch *H? St. det. »Feld« aus *barr- (arab.), vgl. 3.9.8.8.3. 4.3.3.1.4. Feminina des Typus qatl-: *malkä, det. ^C???1 »Königin«; »sieben«; mit * als 3. Radikal: 7tnpm »Stadt«; RA rmp (vgl. 3.9.1.1.). Mit gleichem 2. und 3. Radikal: **ammä, PI. P?S »Elle«; RA HÖR. 4.3.3.1.5. qitl — In den Formen mit Endungen ist qitl- erhalten, in den endungslosen Formen wird ein Vokal nach dem zweiten Radikal eingeschoben, während der ursprüngliche Vokal entweder reduziert oder (wohl hebraisierend) zu e verwandelt wird: z. B. *tiql > Hiqil > Pqel »Seqel« (Gewichts- bzw. Münzeinheit); RA 'pn bzw. *?pP; *hilm > *hilcem> helcem »Traum«; RA °™; vgl. die Form mit Suff, äützfe »sein Körper«. Mit gleichem 2. und 3. Radikal: *Sinn-, Du. »Zahn«; RA 0" »Pfeil«. 4.3.3.1.6. Feminina vom Typus qitl-: qitlä — ™?R? »Tiefebene«; vgl. auch nnn »Freude«; RA det. NrDXJ »Stele«; mit gleichem 2. und 3. Radikal nVö »Rede, Wort«; RA n*?ö. 4.3.3.1.7. qutl — in den Formen mit Endungen wird u zu d, z.B. **upj- > fäpj- riyoy »seine Blätter«. In den endungslosen Formen nur mit dem Vollvokal nach dem 2. Radikal und Reduktion des ursprünglichen u belegt: *quät > *qu$ut > q*$ot &ttfj? »Wahrheit«; vgl. auch 150 Bildung der Nomina *kutl> ^rö »Wand«; RA ?™ »Ohr«. Mit gleichem 2. und 3. Radikai *kull > kol Vi »alles«; RA^; St. det. «aj»Grube« (vgl. 3.7.6,6.1. und 3.9.1.5.2.). 4.3.3.1.8. Feminina vom Typus qutl — mit Übergang von u zu ä: *hukmat- > häkmä »Weisheit«; RA HöDn. In den Nomina mit gleichem 2. und 3. Radikal bleibt das u erhalten: *ummä »Völkerschaft.« 4.3.3.2. Mit kurzem Vokal hinter dem 1. und 2. Radikal 4.3.3.2.1. qatal: qHal — ^rn »Gold«; RA ^m. jn den Formen mit Endungen wird a der ersten Silbe nur in Nachbarschaft von Laryngalen erhalten, wie ^H^*? »seine Stelle«, sonst geht es ins i über, z. B. PI. ri?^ »Widder«. Adjektiv ^15 (mit s9wä compositum nach der Laryn-galis, vgl. 3.9.8.4.2.) »neu«. 4.3.3.2.2. Femininum: qatalat: qitlä (qatlä nur in Nachbarschaft von Laryngalen, wie »Länge«) — ^JH? »Gerechtigkeit«; RA HplS. Die Wörter mit ursprünglichem w als 3. Radikal elidieren es, und die Vokale werden zusammengezogen: *qam(w)at > q9sät »Ende«; RA ™*P; vgl. 3.8.1.1. 4.3.3.2.3. qatil: *q9tel — mit a in der letzten Silbe unter Einfluß des r: »Pardel«. In der Form mit Endung wird das i der zweiten Silbe ■ elidiert, vgl. ^Vian »seine Genossen« von *habar < *habir. In den Wörtern mit j als 3. Radikal ergibt ~ij langes -c, z. B. ^7$ »ruhig«; RA; Http »hart, schwierig«; ähnlieh in den Wörtern mit5 als 3. Radikal KJ?.? »rein»; RA: »voll«. Vgl. 3.8.3.3. und 3.9.1.7.3., bzw. 3.9.8.8.2. 4.3.3.2.4. Die Feminina des Typus qatilat- elidieren das i der zweiten Silbe, wie z. B. der suffigierte Plural flrn?0 »ihre Genossinnen« von *habirät- oder es wird, wohl unter dem Einfluß des Hebr., das i zu e verlängert, wie im St. cstr. »Beschluß«. 4.3.3.2.5. qatiil — wohl im RA *gabö(a)h »hoch«. 4.3.3.2.6. qital: q9tal - M1? »Herz«; RA: M1?; f. RA: St. cstr. nwö »Maß«. 4.3.3.2.7. qutul — nicht mit Sicherheit belegt, wohl im RA: »Zuwachs, Zins«. Die St.-cstr.-Form des Femininums fl?JD »Einweihung« mit sekundärer Gemination des 3. Wurzelkonsonanten dürfte auch hierher gehören. Bildung der Nomina 151 4.3.3.3. Mit langem Vokal in der zweiten Silbe 4.3.3.3.1. qatäl: q*täl — D*?f »Frieden«; RA: öVw, Zahlwortn^ »drei«. Mit Laryngal und nachfolgendem s*wä compositum »Schreiber«, RA: ISO. Paitizipien: pV"i »brennend«, »tötend«; von den Verba III infirmae auf -ě < *-y. Tfn »enthüllend«; < *-f «Tg 152 Bildung der Nomina »rufend«, im Plural ist das j erhalten: »Bauende«. Vgl. Hinweise bei 4.3.3.2.3. 4.3.3.4.3. Femininum: qätHä — »Schreibende«, doch im St. det. bleibt das i erhalten: **rnjT| »die Brennende«. 4.3.3.4.4. qawtal — anscheinend "^ttN »Schatz«, von der Wurzel 'sr gebildet; vgl. die Schreibung *12SK in Ja (P 7). 4.3.3.5. Mit langen Vokalen in beiden Silben: Das im St. det. belegte Wort ktt13 »Herold« wird für ein Lehnwort (wohl doch aus dem griechischen xäpuE) gehalten. 4.3.3.6. Mit geminiertem mittleren Radikal: 4.3.3.6.1. qattal — nur Femininum belegt, wohl *qatPlä, doch die Form des St. det. »die Trockene«, d. h. »Erdoberfläche« wird als ein Hebraismus angesehen; im RA HTW »Hinde«. 4.3.3.6.2. qittal - PI. fl»« »Lamm«; RA: PI. det, [KpöK. 4.3.3.6.3. qittul — PI. H?? »Vogel«, im RA 1B» mit Auflösung der Gemination mit Hilfe einer Liquida (vgl. 3.7.5.3.1.). 4.3.3.6.4. qattal — bezeichnet eine intensive Tätigkeit und wird daher einerseits (mit dei Femininendung) zur Bildung des Infinitive des intensiven Stammes — qattälä ^/töj? »morden« — andererseits zur Bildung der Berufsbezeichnungen verwendet. Z. B. PI. 1^1 »Richter«, RA: r**; mit Ersatzdehnung statt der Gemination des r (vgl. 3.9.8.8.3.) PI. det. ***?n? »Torhüter«; mit Dissimilation vor dem virtuell gemi-nierten h (vgl. 3.9.8.9.2.) ""»HB »Töpfer«. Adjektivisch gebraucht: »beständig«, f. ^Tl? mit der Ersatzdehnung (vgl.oben) »aufrührerisch«; in RA im adjektivischen Gebrauch belegt ^ »diebisch«, und f. fi^tt. 4.3.3.6.5. qaitil — ausschließlich in den Adjektiven belegt: St. det. KTj?? »schwer«, dann »kostbar«; RA: *V'p\ Feminin qotlilä: NTj?^ RA: HTj?\ Mit virtuell geminiertem Ii: TP^l. PI. »weit, entfernt« (vgl. 3.7.6.7.); doch daneben als Variante auch TP^H* E 6,6. 4.3.3.6.6. qattül — PL det. Kma» »Säule«. 4.3.3.6.7. qitiäl — anscheinend *viqqäry doch die Status-constructus-Form ist unrichtig mit kurzem a punktiert: ^pj? »Wurzel« (falscher Hebraismus, 3.9.9.3.3.). Bildung der ^Nomina 153 4.3.3.6.8. qtitul — analog zu den Verbalnomina im späteren Jüdisch-Aramäischen kann ^3 »Plünderung« im RA so aufgefaßt werden. 4 3.3.6.9. quttäl — wohl St. det. Wß*i »Granatapfel« nach dem Arabischen. Im Adjektiv *ijn »weiß« < *huwwär wurde das u vor dem geminierten w zu i dissimiliert, 3.9.2.1.5. 4.3.3.7. Mit Wiederholung des dritten Wurzelkonsonanten: 4.3.3.7.1. qatlal — Adjektiv fe?H »grün«; f. nniVtt Ja, RA »Gedeihen (?)«. 4.3.3.7.2. qatlül — wohl im Feminin im St, det. Krmsn »Mispel« bzw. »Rhamnus« 4.3.3.8. Mit Wiederholung des zweiten und dritten Wurzelkonsonanten: qcUaltäl: qHaltäl — St. det. Kl?*]*? »das Aufleuchten«. 4.3.4. Nomina mit Präfixen 4.3.4.1. Zur Bildung des Kausativstammes der Verben werden die Präfixe £a- und ha- bzw. 'a- verwendet, die folglich auch zur Bildung der entsprechenden Verbalnomina bzw. Infinitive dienen, z. B. n?f?^ »Beendigung«, »Vernichtung«, St. cstr. n^tjK »Erklärung«. 4.3.4.2. Ähnlich dient das Merkmal des Reflexivs t mit dem Vorsatz hi- zur Bildung der reflexiven Verbalnomina, z. B. rt7üj?fin »ge-tötet werden«, St. cstr. M3W»n »freiwillig tun«, dann »Spende«. 4.3.4.3. Präfix V: 4.3.4.3.1. Die meisten vor dem ersten Radikal auftretenden Alefs sind aber nicht als Präfixe zw werten, die zur Ausbildung besonderer Worte dienen, sondern als schriftliche Behelfe zur Aufzeichnung des prothe-tischen Vokals vor der Doppelkonsonanz, wie »Arm« von *d(i)ra , PJ. mit dem Suff, an»-}« »Knie«, vgl. W]3 4.3.4.3.2. Präfix ra- wird als eine Verstärkung von 'a- erklärt: 3*ip* *eaqräb »Skorpion« FA, RA. 4.3.4.3.3. Zum eigentlichen Präfix in den Verbalnomina s. 4.3.4.1. 4.3.4.4. Präfix Vilm AA sind die Präfixe ma- und mi- nicht immer genau unterschieden worden. (Im Arab. dagegen ist dieser Unterschied klar ausgeprägt.) 154 Bildung der Nomina 4.3.4.4.1. Das Präfix m- dient einerseits zur Bildung der Infinitive des einfachen Stammes, andererseits zur Bildung der Partizipien der abgeleiteten Stämme, darunter auch des Reflexivs des einfachen Stammes. 4.3.4.4.2. maqtal: mit Suff. f? »Bote«, vgl. auch vom Verb II j * abgeleitete Nomen: pft? »Kost«. ■ Femininum von der Wurzel I n: PI. Ti?5 »Gabe« (< *mantanat); vgl. 4.3.4.4.4. am Ende. 4.3.4.4.3. miqtal: dient zur Bildung der Infinitive bzw. Verbalnomen des aktiven einfachen Stammes, z. B. p?tf? »lassen«. Vor einem \ das in der Aussprache elidiert wird, wird das i des Präfixes zum Ersatz zu ě gedehnt, l&Nfe »sagen«, »kommen«; bei den Wurzeln II w/j u. ä. wird der Präfixvokal reduziert: ^«J*? »gehen« von hlk (vgl. 5.7.6.4.2.), Substantiv mit Suff. P^HU? »ihre Wohnung«. 4.3.4.4.4. Die im RA belegte Infinitivform ^31ö »bringen« ist entweder als eine maqtal-Bildung anzusehen, oder das i des Präfixes wurde unter Einwirkung des ersten Radikals iv zu u: *miivbal > *mvbal, vgl. Feminina:.njl?ö »bauen«, wohl auch RA: mtttö (»hüten« >) »Bewachung«. Vgl. 3.9.2.1.5. 4.3.4.4.5. maqtil bzw. miqtil — wird u. a. zur Bildung der die Orte bezeichnenden Nomina (nomina loci) verwendet, z. B. NrjTTö St. det. »Opferstätte, Altar«, RA: Vgl. auch RA 31S?S»0rt des Sonnenuntergangs, Westen«. Feminina nur von schwachen Wurzeln belegt: St. estr. »Provinz«. RA: St. abs. «Pfü; ^ »Rolle « von gll. 4.3.4.4.6. maqlul — nur Femininum, PI. mit Suff. m. farip^nö »ihre Klassen «. 4.3.4.4.7. maqtäl: zur Bildung der Wörter, die Handlungen bezeich- nen (nomina actionis), z. B. PI. mit Suff. TT^??*? »seine Werke« (vgl. 3.9.8.6.); PL estr. ^»ö < *mď'al- (vgl. 3.9,8.9.2.), »Eingang«, wohl auch RA KSHö »Ausgang« bzw. »(Sonnen-)Aufgang«. Das Femininum Kn^'htPD »Pfeife« scheint ein zum Teil adaptiertes Lehnwort zu sein. 4.3.4.4.8. maqtil — f. wohl im RA St. estr. NIVT» »Erbschaft«. 4.3.4.4.9. maqtül — wohl im RA 77üft»Dach«, vgl. jüd.-aram. matlülä. Bildung der Nomiaa 155 4.3.4.5. D^s Präfix n- " Neben dem akkad. LW auch PI. pasn C 15,15; K 7,18; Bedeutung unsicher. 4.3.4.6. Das Präfix tu- i Auch dieses Präfix dient zur Bildung der von den Verben abgeleiteten Nomina, die meist femininen Geschlechts sind und eine Handlung bzw. i — ihr Ergebnis ausdrücken. 4.3.4.6.1. taqtll — von der Wurzel dwr KTHfl, »Wohnung«. Femininum von der Wurzel pll H7Dn »Gebet«. 4.3.4.6.2. taqtül — Femininum niDA »Ausstattung« von kwn. 4.3.5. Nomina mit Affixen 4.3.5.1. Hierher dürften alle Feminina mit besonderen Endungen gehören, deren Merkmal das t ist. Diese Feminina können von verschiedenen Nomina gebildet werden, auch von solchen, die mit einem anderen Affix gebildet sind. 4.3.5.2. Außer den Femininendungen -at und -t gibt es auch und *-üt, die ursprünglich bei den Wurzeln mit w bzw.j als drittem Radikal entstanden sind, doch sekundär auch bei anderen Wurzeln angewendet und damit zu besonderen Affixen wurden. 4.3.5.2.1. Analog zu den Feminina auf -ä aus *~at wurde im Aramäischen das -t im St. abs. des Sg. elidiert, so daß diese Formen auf -i bzw. -u enden; im St. cstr. und in den Formen mit den Endungen wird aber -lt und -üt erhalten. 4.3.5.2.2. Das Affix -it. In den Adjektiven (< *3uh(n)rit) »eine andere«; nach -än\ ^p^j! »eine schreckliche«; im Substantiv im St. cstr. ^10? »Zukunft«; RA **^3D »Schwefel« (vgl. hebr. gäprit); mit dem Präfix m- von der Wurzel hzj »Spiegel«. 4.3.5.2.3. Das Affix ~üt. Es dient oft zur Bildung der Abstrakta; bei den Infinitiven der abgeleiteten Stämme wird -üt im St. cstr. und in den suffigierten Formen angewandt, während in den Status-absolutus-Formen dieser Infinitive die Endung -ä (aus *-at) wenigstens im BA und RA fast ausschließlich verwendet wird (vgl. 5.6.9.1.8.). Z. B. 156 Bildung der Nomina »Königtum«, RA St, det. WVdVö; Krinnfe »Zeugnis«. Vgl. auch l^na »Eile«. * 4.3.5.2.4. Auch -üt kann nach den anderen Affixen angefügt werden, z. B. ^fPt? »Verständigkeit«, -t -\- än -f- üt- 4.3.5.3. Als das Beziehungsaffix (arab. nisba) wird im Aramäischen ~äj verwendet. St. det. *v?tf »der obere«, RA »Fremde«. Feminin -äjä (aus *-äjat-), z.B. Njri»die dritte«, RA H%i?S? »dje obere «. 4.3.5.4. Das Affix -ö wird für einen Kanaanismus gehalten, doch handelt es sich eher um den dritten Radikal w9 der zusammen mit dem vorhergehenden a monophthongiert -ö ergibt; vgl. 12*1 »Zehntausend, Myriade« (vgl. PL "P2^ Kt.). 4.3.5.5. Das Affix -än * * ... 4.3.5.5.1. Uberwiegend wird die ursprüngliche Form ~än erhalten. Die Bildungen auf -ön werden für Einwirkungen der kanaanäischen Dialekte gehalten, doch kann es sich auch um ursprüngliche Affixe auf *-ün handeln. 4.3.5.5.2. qatalän: qitlän bzw. qitlön — St. det. •W^T »Andenken«, RA p3T; PL estr. »Gedanken«. 4.3.5.5.3. qitlän — t$? »Zahlung«, »Zahl«; RA T*». Vgl. auch die Form mit -ön pö7B? »Befehlshaber«. Vt^9 PL »höchste« (mit i > ce nach dem Laryngal) ist ein hebr. Lehnwort. Feminin: »eine zweite«. 4.3.5.5.4. qutlän: qätlän — i^*?? »Macht«, vgl. RA pWl »Rechnung«. Adjektiv Hl!? < *'uJirän »ein anderer«; RA pnN (vgl. 3.9.1.6.). 4.3.5.5.5. Das Nomen f30 »Messer« im RA wird analog zum arab. sakkin als eine Bildung mit dem Affix -in angesehen, doch — wenn es sich nicht überhaupt um ein Lehnwort handelt — war dieses Affix nicht produktiv. 4.3.5.6. Affix 4- wird im Wort ^Kö» kawCäl (»links«) »Norden« gesucht. Bildung der Zahlwörter, Partikeln und Verben 157 4.4. Bildung der Zahlwörter Die Zahlwörter entsprechen meist dem dreiradikaligen Schema. Ursprünglich zweiradikalig sind »zwei« und ^Nö »hundert«, während bei in »ein« und W »sechs« es sich um Ergebnisse der Elision (3.7.8.6.1.) bzw. Assimilation (5.4.2.3.6.) handelt. Als eine vierradika-lige Bildung ist THört »acht« anzusehen. Zur Bildung der Ordinalzahlen und der anderen abgeleiteten Zahlausdrücke vgl. 5.4.3. 4.5. Bildung der Partikeln 4.5.1. Aus den Nomina Viele Adverbien, Präpositionen und einige Konjunktionen sind zu grammatischen Hilfsmitteln gewordene Nomina; dies ist aus ihrer dreiradikaligen bzw. viel seltener zweiradikaligen Struktur zu ersehen. 4.5.2. Aus Verben Als erstarrte Imperative können einige Interjektionen aufgefaßt werden, vgl. 5.5.9.4. 4.5.3. Übrige Partikeln Falls einige einkonsonantige Partikeln auch auf Nomina zurückgehen, ist dieser Ursprung nicht mehr feststellbar. Vielmehr handelt es sich um elementare Bildungen, deren Elemente etwa denen der Pronomina entsprechen. 4.6. Bildung der Verben 4.6.1. Dreiradikalität Im AA gilt das dreiradikalige System bei der Bildung der Verben ohne Beschränkung. Alle belegten Formen lassen sich bei der Annahme von 158 Bildung der Verben drei Wurzelkonsonanten einwandfrei erklären. Auch die Verben mit den schwachen Wurzelkonsonanten w und j wurden dem dreiradi kaiigen System eingegliedert, wobei w und j in allen Positionen der Wurzel als vollwertige Wurzelkonsonanten aufgefaßt werden können. Dasselbe gilt von den Verben mit gleichem zweiten und dritten Wurzelkonsonanten. 4.6.1.1. Bei den Verben mit gleichem zweiten und dritten Radikal wird die Dreiradikalität noch durch besondere Mittel eingehalten bzw. wiederhergestellt. In den Formen, in denen nach dem Wegfall der kurzen Endvokale der geminierte Wurzelkonsonant am Wortende vereinfacht werden müßte, wurde als Ersatz der erste Wurzelkonsonant geminiert und so die Dreiradikalität erhalten (5.7.5.3.3.-4.). Ähnlich wurde der zweite Konsonant der Wurzel geminiert, wenn j als erster Wurzelkonsonant im Imperfekt nicht in der Form erhalten wurde (5.7.3.4.). 4.6.2. Reste der Zweiradikalität i Obwohl auch aus den dreiradikaligen Wurzeln erklärbar, erscheinen jedoch einige Formen der Verben mit w und j als zweitem und zum Teil auch als drittem Radikal als Reste des älteren Systems, in dem statt der Wurzelkonsonanten w und j eher mit dem entsprechenden langen Vokal an ihrer Stelle gerechnet werden sollte. Für die ursprüngliche Zweiradikalität sprechen auch die semantischen Beziehungen zwischen den Verben mit zwei starken Radikalen, die um einen schwachen erweitert wurden. 4.6.3. Die Arten der Bildung der schwachen Verben und ihre semantische Ausnutzung 4.6.3.1. Die (zuerst an den akkad. Verben beobachteten) Beziehungen von einigen Kategorien der schwachen Verben zu bestimmten Bedeutungsbereichen lassen sich auch im AA feststellen. Die nachfolgende Übersicht beschränkt sich auf die Anwendung der bereits wahrgenommenen Erscheinungen dieser Art auf das AA Material, wobei nur Beispiele angeführt werden. Bildung der Verben 159 4.6.3.2. Verben I n 4:6.3.2.1. Verben In zum Ausdruck eines Geräusches Falls die Wurzel Ml »sieden« bedeutet, dürfte sie als ein Beleg für diese Kategorie angeführt werden. 4.6.3,2.2. Verben I n mit lokativer Bedeutung Aus den Belegen seien hier folgende angeführt: Ana »herabsteigen«, »ausziehen«, »fallen«, PB3 »ausgehen«, »heben«. r 4.6.3.3. Verben I j 4.6.3.3.1. Verben 1^* zur Bezeichnung einer unfreiwilligen Handlung Hierher gehören: "f'*1 »gebären«, p^ »säugen«, das onomatopoetische ^ »heulen«; wohl auch »erkennen«. 4.6.3.3.2. Verben I j, die das Ziel einer Bewegung angeben. Als sicher dürfen ^»heranbringen«, ^o*»»hinzufügen«, ^»schicken«angeführt werden, daneben srr »geben«, und anscheinend auch a^ bzw. als »sich setzen« aufgefaßt (doch vgl. arab. wataba »springen«, wohl ebenfalls mit gekreuzten Beinen). 4.6.3.4. Verben II w und II j 4.6.3.4.1. Verben II w, die eine Änderung des Zustandes oder der Lage in ihrem Gegensatz ausdrücken Besonders charakteristisch bzw. Sin »umkehren«, auch QV »aufstehen«, wohl auch Ffi^ »sterben«. 4.6.3.4.2. Verben II w, die eine Art der Bewegung ausdrücken Neben dem klaren »fliegen« dürfte wohl mit den Beziehungen der Imperfektformen von "pn »gehen« (vgl. 5.7.6.4.2.) zu dieser Kategorie gerechnet werden. 4.6.3.4.3. Verben II j zur Bezeichnung der physiologischen Funktionen Für diese Kategorie findet sich im AA kein Beleg, da die Texte meist feierlicher und offizieller Art sind. 4.6.3.4.4. Verben II j zum Ausdruck eines definitiven Ergebnisses Neben dem Verb ^ »gut sein« dürfte wohl auch &® »hinlegen« erwogen werden. 160 Lehnwörter 4.6.3.5. Verben II geminatae als sog. Kettendurativa Mit diesem Terminus werden Handlungen bezeichnet, die bei jedem Aufkommen längere Zeit dauern und dabei wiederholt werden. Hierher gehören TO »scheren«, »sprechen«, wohl auch »umkreisen«. 4.6.3.6. Verben IIIj 4.6.3.6.1. Verben III j terminativer Bedeutung Als Verben, die auf einen fertigen Zustand hinweisen, dürfen etwa ^ »bauen«, ^ÖD »bedecken« und sein Gegensatz ^»enthüllen« aufgefaßt werden. 4.6.3.6.2. Verben III j zum Ausdruck einer durativen Handlung In diese Kategorie, die andauernde Handlungen bezeichnet, gehören auch Verben, deren ursprünglicher dritter Wurzelkonsonant als w aufgefaßt werden kann. Aus der größeren Anzahl seien genannt: ^3 »(be)weinen«, »sich freuen«, »wachsen, sich mehren«; wohl auch die den Zustand ausdrückenden Verben wie ^ »sein«, »schwanger sein«, »süß sein«, dürfen in diesem Zusammenhang wenigstens erwähnt werden. 4.6.4. Denominative Verben Von den Nomina werden einige Verben abgeleitet, z. B. von ?1?J? »Wort«, das Pa. »sprechen«. 4.7. Lehnwörter 4.7.1. Ursprüngliche Sprachen Von der großen Anzahl der Lehnwörter in verschiedenen Dialekten des AA stammen die meisten aus denjenigen Sprachen, mit denen die AA Dialekte in direkten Kontakt kamen, doch wurden einige Wörter durch die Vermittlung dieser Sprachen aus geographisch bzw. zeitlich entfernten Sprachen übernommen. 4.7.1.1. Das Akkadische hat als eine Kultursprache seit den Anfangen den aram. Schriftsprachen Wörter für Bau, Geld Wirtschaft, Verwaltung, Kriegswesen, Religion sowie einige nichttechnische Wör- Lehnwörter 161 ter, sogar Verben (4.7.5.) und Pronomina (4.7.2.) geliefert. Diese wurden überwiegend dem AA phonologisch und morphologisch angepaßt, z. B. die Laryngale hergestellt — vgl. ilku — »Steuer«. Neben den einzelnen Wörtern wurden auch Wortverbindungen (in wörtlicher Übernahme) dem Akkad. nachgeahmt, z. B. běl těmi 0?? »Herr des Befehls«, eine Beamtenbezeichnung. 4.7.1.1.1. Durch das Akkadische kamen in das AA die dort schon lange eingebürgerten Wörter aus dem Sumerischen, vgl. z. B. ěkallu »Tempel«, bei denen aber auch weitere Vermittlung durch die Churriter bzw. Kanaanäer erwogen wird. 4.7.1.1.2. Akkadische Vermittlung wird auch für einige anscheinend kleinasiatische Wörter vorausgesetzt, parzillu isen«. 4.7.1.2. Die kanaanäische bzw. phönizische Kultursprache hat auf die Aramäer nach ihrer Ansiedlung in Syrien bedeutende Einwirkung ausgeübt, doch wegen der nahen Verwandtschaft sind die Lehnwörter nicht so klar zu ermitteln, 4.7.1.2.1. Die hebräischen Lehnwörter kommen in jüdischen Papyri aus Ägypten in großer Anzahl im BA vor. Sie beziehen sich überwiegend auf die religiöse Sphäre und wurden meist dem ararn. Sprachsystem eingegliedert, doch vgl. 3.9.9. 4.7.1.2.2. Arabische Lehnwörter sind in den Inschriften aus Arabien und den benachbarten Gebieten anzutreffen. Von der nicht großen Anzahl sei das durch seine Form auffällige *W »Denkmal« (vgl. 3.7.1.1.3.) angeführt. 4.7.1.2.3. In den Texten aus Elephantine und anderen ägyptischen Fundorten kommen Wörter ägyptischen Ursprungs vor, technische Termini für Bau und Schiffbau, Monatsnamen und auch Ausdrücke aus dem religiösen Leben. Sie bleiben in ihrer Form von den aramäischen Wortbildungen meist verschieden. 4.7.1.2.4. Im RA in allen Gebieten wurde eine große Anzahl von persischen Wörtern verwendet, die sich auf die Militär- und Zivilverwaltung, auf das Rechtswesen, aber auch auf Kleidung und das gewöhnliche Leben beziehen. Diese behalten meist ihre vom AA System sich deutlich abhebenden Formen, ebenso wie die Adverbien persischen Ursprungs. 11 Segert, Altaram. Gramm. 162 Lehnwörter 4.7.-1.2.5. Die griechischen Lehnwörter im späten RA und im BA bezeichnen Münzen pfiflO — Stater), Musikinstrumente (vgl. D 3,5) und einige andere Gegenstände. 4.7.1.2.6. In den Asoka-Inschriften sind auch indische Wörter aus dem Präkrit anzutreffen. 4.7.1.2.7. Direkt aus dem Lydischen und anderen kleinasiatischen Sprachen wurden einige Bezeichnungen für die Grabbauten und ihre Teile u. ä. übernommen. Akkadischen Ursprungs ist die Relativpartikel ^ in den Inschriften von Nerab, vgl. 5.1.5.1.5. Die aus den semit. Sprachen entlehnten Nomina wurden meist der aram. Nominalbildung angepaßt, oft so eng, daß sie als solche schwer zu erkennen sind. Die nicht semit. Lehnwörter wurden lediglich mit den Flexionsendungen versehen, doch nur wenn sie in ihren Ursprungssprachen einigen AA Worttypen entsprachen, wurden sie wie diese behandelt, z. B. ^ »Gesetz« aus dem pers. data. Wenn die Form des Lehnworts zu weit von der aramäischen entfernt war, wurde auch von dem Anfügen des postpositiven Artikels abgesehen, vgl. z. B. Kt. Öl^rTj? •____ m __ ___ _ oder OVirV1^ Qr. dflp »Zither« aus dem griechischen kitharis D 3,5, neben determinierten Formen wie »Horn«. 4.7.4. Adverbien In den RA Urkunden und auch im BA kommen einige Ausdrücke der persischen Kanzleisprache vor, wie z. B. MnöüN »genau«, »eifrig«, während der Ursprung von OfiöN »sicher« nicht klar ist (persisch oder akkadisch). 4.7.5. Verben 4.7.2. Pronomina 4.7.3. Nomina Aus dem Akkad. wurden die Safrel-Bildungen übernommen, vgl 5.6.8.4.2. Eigennamen 163 4.8. Eigennamen 4.8.1. 4.8.1.1. Aramäischen Ursprungs Die Anzahl der aram. Personennamen in den AA Texten ist verhältnismäßig klein. 4.8.1.1.1. Die theophoren Namen, die für aram. gehalten werden können, sind z.B. ^Ktn *ffazä9el »El hat gesehen«; ^XXTto S I A 1 *AIati'el »der von El Behütete«; wohl auch K8,ll »Asam hat errettet«. 4.8.1.1.2. Häufiger sind die mit Verwandtschaftsnamen gebildeten Nomina, z. B. "nma Bar-Hadad » Sohn des (Gottes) Hadad«; ähnlich rom Bar-Rakib. Vgl. auch "^na KAI 206 (JJamat) »Bruder-Sohn«; IpTlX A 1 **Ahiqär »Bruder ist ehrbar«. 4.8.1.1.3. In den AA Texten ist eine verhältnismäßig große Anzahl von hypokoristischen Namen erhalten, die oft auch auf -ä enden, z. B. *njy Esra, wohl aus 'Azarjäh o. ä. (Doch der Name Xß3 K 8,10 darf wohl als »Felsen« interpretiert werden, vgl. zvjtpa^ Joh 1,42). 4.8.1.1.4. Die Nomina auf -j können auch zum Teil als Hypokoristika gelten, wie etwa K 2,13 aus *Paltiel o. ä., doch oft ist diese Endung eher eine Nisbe *-äj/-f (vgl. 4.3.5.3.), z. B. "1^8 KAI 208 »der Göttin Ilatu gehörig«. 4.8.1.1.5. Als Kurzformen dürfen auch die Namen wie pH KAI 213 »(irgendein Gott) hat sich erbarmt« gelten. 4.8.1.1.6. Die Frauennamen lassen sich nicht immer von den männlichen Namen unterscheiden, z. B. iPflMö, "iKnrP, doch sind einige nach den femininen Endungen erkennbar, z. B. 4.8.1.2. Fremden Ursprungs 4.8.1.2.1. In den Texten von Elephantine und im BA sind die hebräischen Namen sehr zahlreich, deren Bildung aber der der aramäischen nicht entfernt ist. 164 Eigennamen 4.8.1.2.2. Daneben kommen in den AA Texten Namen kleinasiatischen (z. B. Tölö *Panamuwa Hl), akkad., ägyptischen, persischen, arab. und indischen Ursprungs vor. 4.8.2. Götternamen Von den vielen in den AA Texten erwähnten Götternamen sind fast alle fremden (kanaanäischen, akkad., ägyptischen und anderen) Ursprungs. Als Aram. darf wohl 7*OD*i H 2 gelten. 4.8.3. Geographische Namen Die Ortsnamen haben die Aramäer meist von ihren Vorgängern übernommen. Da viele AA Texte außerhalb des aram. Sprachbereichs verfaßt wurden, sind in ihnen die fremden Ortsnamen genannt. Die Anzahl der aram. geographischen Namen im Bereich des AA ist klein, z. B. Vkw *Sam'äl (für das ältere HIT Jcfudi), »Nord(-Land)«; wohl Vtt TV»! S I B 5; ira Ass 21.