Relevanční relevanční zpětná vazba, termín z teorie rešerše relevance feedback Vztah mezi výsledkem vyhledání a nově formulovaným rešeršním dotazem, který lze využít pro ladění rešerše a nové formulace rešeršního dotazu. Tím lze zvýšit úplnost, popř. přesnost rešerše. RF is an iterative process, best modelled as a continuous loop RF is a user-centered approach. Based on the two-fold idea that: 1. Relevant documents should be more strongly similar to each other than they are to non-relevant documents; and, 2. Users are the best judges of relevance. Karlheinz Stierle, "Was heisst Rezeption bei fiktionalen Texten?" Poetica (1975) Poetica 7 1975, 345-387. vgl. http://www.uni-essen.de/einladung/Vorlesungen/hermeneutik/stierle.htm "struktural-hermeneutischer Zirkel" 199 Begriffe erklären: der offene Bedeutungshorizont der Literatur Geschichte der literarischen Kommunikation Literaturleben: Voraussetzungen und Organisation der literarischen Rezeption und deren Institutionen als Schlüsselmomwente des Literaturlebens 200 Rezeptionsprozess als Folge von hermeneutischer Logik von Frage und Antwort: er beginnt beim Erwartungshorizont des zeitgenössischen Publikum 201 Die hierarchische Struktur des Rezeptionsaktes: Rezeptionspotenzial Stierles Fachgebiet: Handlungsorientere Zeichentheorie 202 naive Rezeption pragmatischer Texte naive Rezeption fiktionaler Texte a tak ho nechá rozplynout v iluzi: Die Aufnahme eines fiktionalen Textes als eines quasipragmatischen Textes bedeutet, dass der Rezipient vergisst (zu vergessen versucht), einen fiktionalen Text zu lesen und der Illusion unterliegt, es sei wahr, was dort berichtet wird. relevanční figura postulovaná její formou: vgl. auch deren Bestimmung S. 205 II 203 Im Text ereignet sich die neue Erfahrung als Reorganisationen eines vorgängigen Wissens des Rezipienten, das erst durch diese neue Gestalt seine innere Kohärenz erhält. Als Katalysator dienen dabei sprachlich bedingte Unbestimmtheitsstellen. 204 Der Text in seiner sukzessiven Art ermöglicht eine ständige Bewegung des Horizonts und des Themas; daraus ergibt sich das Perspektivische der Situation, in der er uns präsentiert wird. Die Aufmerksamkeit des Rezipienten kann durch eine Kombination von sprachlichen und kompositorischen Mitteln gelenkt werden, die sowohl das Thema als auch den Horizont bestimmen. 205 Die Modalisierung der Situationen durch ihre Zuordnung zum angenommenen Sachverhalt. Konstitutive Oppositionen legen das thematische Feld einer Relevanzfigur[1] fest. 206 Der Genrebezug des Textes bildet den Hintergrund einer Norm, auf dem der Text als eine Interpretation der Norm lesbar wird. Sekundäre konnotierte Bedetungen[2]: der vertikale metaphorische und der horizontale metonymische Bedeutungshorizont von Konnotationen. Jeder Text sagt mehr, als seine ursprüngliche Kommunikationsabsicht enthielt, und es hängt von dem Kommunikationstyp ab, ob dieses Mehr an Bedeutung als unwesentlich abgefiltert oder wahrgenommen wird. 207 Seine pragmatische Dimension bekommt der Text erst in einer konkreten Kommunikationssituation, wenn die Sprachhandlung einem Sprecher zugeordnet wird. 208 Subjektive instanz I und me bei Mead[3] 209 In der Alltagskommunikation (pragmatische Texte bei Stierle) wird der Rezeptionsakt von der Orientierung auf die Handlung in den Hintergrund gerückt. Die Aufmerksamkeit auf den Rezeptionsakt lenkt erst die die Unsicherheit über den pragmatischen Kontext. Die Reduktion des tTextes auf eine pragmatische und textexterne Verwendungsfigur wird von der Urteilskraft automatisch, unbewusst vorgenommen. III 210 Der fiktionale Text hat den Charakter einer Setzung im Sinne Fichtes[4]. Im Unterschied zur Alltagskommunikation darf der fiktionale Text bei der Rezeption nicht aufgrund der Kenntnis des Tatbestandes korrigiert werden (so eine unzulässige Reduktion stellt die biographical fallacy dar). Die Abweichung von der Realität kann nur interpretiert bzw. kritisiert werden. 211 Bei fiktionalen Texten ist die Rolle des Produzentensubjekts sowie des Rezeptionssubjekts gegenüber der pragmatischen Kommunikation nur gespielt[5]. 212 eine quasipragmatische, illusionserstellende Reption von fiktionalen Texten geht an dem Text vorbei und wendet sich der eigentlichen Handlung zu. Die Rezeption fiktionaler Texte als Illusion ist die elementare Rezeptionsstufe und ihr Gegenstand ist das Interessante. So nimmt ein Kind fiktionale Texte, z. B. ein Märchen wahr. 213 Die Konsumliteratur[6] ist darauf angelegt, die Fiktion in der Illusion aufgehen zu lassen. Die Illusion basiert auf stereotyper Imagination und Emotionen, die Sprache wird „unsichtbar“. Der homodiegetische Erzähler erhöht das Affirmative der Darstellung und stabilisiert dadurch die produzierte Illusion. Die Unbestimmtheitsstellen im Text werden vom Rezipienten eindeutig besetzt. 214 Das Unwahrscheinliche an dem Erzählten wird unbewusst zur Wahrscheinlichkeit, die auf die Illusion des Rezipienten zurückgeht. In der bildenden Kunst (illusive Landschaftsmalerei, rührende Kinderporträts) gibt es dazu eine Parallele, wenn das Bild nicht als Bild, sondern als außerbildliche visuelle Realität wahrgenommen wird und der Rezipient dabei auf eine Einbildung ausweicht, die er aufgrund der Stereotypen in sich trägt. 215 Der bekannteste Konsument der Trivialliteratur, der der quasipragmatischen Rezption verfällt, ist Don Quijote, der die Illusion und die Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten kann. Während die pragmatische Rezeption der Texte auf die Handlung orientiert ist, mündet die quasipragmatische Rezeption der Texte in einem Verharren in einer illusorischen Ersatzwelt einer Welt, in der aktive Handlungen möglich waren und die Gesellschaft vom Einzelnen gefordert hat. IV 215 Die Erneuerung von Kommunikationsfunktionen der Literatur setzt eine Rezeptionskompetenz voraus, die theoretisch reflektiert werden muss. 216 Die Geschichte der fiktionalen Literatur sind durch ein Anwachsen deren Komplexität begleitet. Die Sprache hat eine referentielle und autoreferentielle[7] Funktion. Die pseudoreferentielle Funktion ist typisch für die Fiktion. 217 Die pseudoreferentielle Sprachverwendung schließt die Unterscheidung aus zwischen dem, was der Autor sagen wollte und was er gesagt hat. Erst wenn man die quasipragmatische Reptionsform überwindet, wird der pseudoreferentielle Charakter der Sprachverwendung in fiktionalen Texten deutlich. Konzepte sind Instrumente, um die erfahrung zu organiseren und mitteilbar zu machen. Aus phenomenologischer Sicht sind Konzepte Blickwinkel, aus denen die Erfahrung betrachtet und klassifiziert wird. 218 Die Fiktion präsentiert Konzepte, problematisiert sie und repräsentiert vorkonzeptionelle kondensierte Erfahrungen. 219 Während die zentrifugale Bewegung des Textes auf seine Bedeutung auf der Ebene einer pragmatischen Rezeptionskompetenz ohne Widerstand, fast automatisch verläuft, ist die zentripetale Bewegung, die das Fiktionale des Textes frei legt, mühsam, methodologisch nicht trivial, vor allem der Text kompliziert verschlüsselt ist. Hölderlins Charakterisitik des Dichters Ein Zeichen sind wir, deutungslos, Schmerzlos sind wir und haben fast die Sprache in der Fremde verloren. 220 weist auf das Schwierige hin, die Erfahrung der Dichters und das Konkrete der der Fiktion nachzuvollziehen. Die Umkehrung von Horizont und Thema kann auf zwei Wegen sichtbar gemacht werden: man fokussiert die vertikale sprachliche Auffächerung in einzelen Artikulationsebenen, man verfolgt die horizontale Umkehrung von Thema und horizont auf den Bedeutungsebene selbst. 221 Sich im Text orientieren heißt, das primär im Text Registrierte , im überragenden Konzept einzubetten, das den Kontext konstituiert. Erst so eine konzeptuelle Lektüre kann den linearen Text in einen reliefartigen zu übersetzen. Dazu ist die Urteilskraft erforderlich. 222 Erst bei der zweiten bzw. wiederholten Lektüre können wir von der quasipragmatischen ersten Lektüre, die eine Illusion hervorbringt, zu einer Lesart gelangen, die die Fiktion und die Art, wie sie konstruiert ist, zu beurteilen vermag. Schon Nietzsche hat sich solche Leser gewünscht. Vgl. Nietzsche: Vorrede zur Morgenröte Philologie nämlich ist jene ehrwürdige Kunst, welche von ihrem Verehrer vor Allem Eins heischt, bei Seite gehn, sich Zeit lassen, still werden, langsam werden –, als eine Goldschmiedekunst und -kennerschaft des Wortes, die lauter feine vorsichtige Arbeit abzutun hat und Nichts erreicht, wenn sie es nicht lento erreicht. Gerade damit aber ist sie heute nötiger als je, gerade dadurch zieht sie und bezaubert sie uns am stärksten, mitten in einem Zeitalter der "Arbeit", will sagen: der Hast, der unanständigen und schwitzenden Eilfertigkeit, das mit Allem gleich "fertig werden" will, auch mit jedem alten und neuen Buche: – sie selbst wird nicht so leicht irgend womit fertig, sie lehrt gut lesen, das heißt langsam, tief, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Türen, mit zarten Fingern und Augen lesen ... Meine geduldigen Freunde, dies Buch wünscht sich nur vollkommene Leser und Philologen: lernt mich gut lesen! — Ruta bei Genua, im Herbst des Jahres 1886. Erst bei einer solchen Lektüre macht man den Schritt von der Textfläche in den Textraum. 223 Worte – Textpunkte Sätze – eine Textgerade Satzübergreifende Strukturen – eine Textfläche der fiktionale Text – ein Textraum, weil er alle übrigen Konzepte als seinen Hintergrund voraussetzt. Die Erfassung von einem fiktionalen Text wird zu einer unendlichen Aufgabe. Sie kann nie abgeschlossen, nur unterbrochen werden. 225 Stierle übernimmt Isers Begriff der implizite Leser. 226 Ich unterscheide mich von ihm darin, dass ich der Meinung bin, dass der Text selbst seine primäre Relevanz konstituiert, auf die alle sekundären Relevanzfiguren bezogen werden müssen. Iser isoliert die Konstituierung des Sinns von der Werkkonstituierung. Isers Rezeptionstheorie rechnet nur mit Konstanten auf der Seite des Textes, die dann Rezeptionsvarianten produzieren. Die Beziehung zwischen den Konstanten und Varianten wird dabei nicht hinterfragt. 227 Isers Rezeptionstheorie ist auf Joyce aufgebaut, der tatsächlich alle bisherigen Rezeptionskonstanten erschüttert hat. Iser: Die Fiktion als Geschehen, das erst durch die Sinnkonstituierung während der Rezeption erfasst und organisiert wird. Stierle: Die Fiktion als eine komplexe Vereinigung von Konzepten, die die Relevanzfigur als Äquivalent eines Erfahrungsschemas organisieren. 229 Auch die scheinbare fiktionale Offenheit bleibt von der prinzipiellen Geschlossenheit der Fiktion bedingt. Pierre Macherey[8]: Pour une théorie de la production littéraire. (Paris, Maspero, 1966) und seine Kritik von Ecos Opera aperta. Das Unansugesprochene hat im Werk den Status einer Notwendigkeit. Nünnings Lexikon: Právě na základě absence, nedostatku lze definovat nový druh nutnosti. Dílo existuje pouze proto, že se jim vytváří nová roztříštěnost, která souvisí (ovšem není totožná) s ideologickou roztříštěností (ideologie nemůže být organizována jako systém) 230 Flauberts Éducation sentimentale, Prousts Àla recherche du temps perdu oder Thomas Manns Roman Der Zauberberg werden erst bei der reflexiven Rezeption, erst wenn ihre Komposition deutlich wird und zum eigentlichen Thema wird, richtig nachvollziehbar. 231 Für Mallarmé ist die Fiktion im Prinzip ein autoreferentielles Schema. Er betont das Schema der Negation, die eine reine konzeptualität zum Ausdruck bringt: À Rebours (1884), par Joris-Karl Huysmans (1848-1907) Des Esseintes, an eccentric, reclusive aesthete and antihero, who loathes 19th century bourgeois society and tries to retreat into an ideal artistic world of his own creation. À rebours contained many themes which became associated with the Symbolist aesthetic. In doing so, it broke from naturalism and became the ultimate example of "decadent" literature. Stéphane Mallarmé responded with the tribute "Prose pour des Esseintes", published in La Revue indépendante on January 1, 1885. This famous poem has been described as "perhaps the most enigmatic of Mallarmé's works"[7]. The opening stanza gives some of its flavour: Hyperbole! de ma mémoire Triomphalement ne sais-tu Te lever, aujourd'hui grimoire Dans un livre de fer vêtu... Hyperbole! Can't you arise From memory, and triumph, grow Today a form of conjuration Robed in an iron folio? 232 V 236 Benajmin 237 VI »Das signifié eines fiktionalen Textes ist das signifiant seiner Form«, »Mit Mallarmé beginnt eine Tradition der Fiktion, die ihre Autoreflexivität bereits als wesentliches Merkmal in ihre Konstitution aufnimmt und so von vornherein die Möglichkeit quasipragmatischer Rezeption blockiert. Daß die Auflösung der Fiktion in IIlusion verhindert oder verzögert wird, ist nicht zu verstehen als Provokation, durch die Aktivität des Rezipienten selbst doch noch eine Quasireferentialität zu gewinnen, sondern als Anstoß, die durch die Form der Fiktion selbst schon vorgezeichnete reflexive Rezeptionsbewegung aktuell zu vollziehen.« (Stierle 1975, 377) ________________________________ [1] Das Werk selbst ist nicht nur eine Maximierung von Referenzen auf andere Werke, sondern immer en Vollzug unter Formbedingungen, die die Aufmerksamkeit auf jene ins Werk gesetzte Relevanzfigur konzentrieren (Karlheinz Stierle, „Werk und Intertextualität", in: ders. und Rainer Warning (ed.): Das Gespräch. Münchenn: Fink, 1984, S.. 146) [2] Vgl. Jakobsons Dichotomie Metonymie - Metapher (Fundamentals of Language, 1956, mit Morris Hall). Zwei Bedeutungsachsen der Sprache – die syntagmatische und die paradigmatische. Die erste neigt zur Mythologisierung unserer Erfahrung, die zweite zur Unübersichtlichkeit einzelner Wahrnehmungen. [3] zakladatel symbolického interakcionismu: Společenské vědomí a vědomí významu (1910), Mechanismus sociálního vědomí (1912), Geneze osobnosti a sociální kontrola (1924-1925)vyšly česky poprvé 2005 v nakladatelství Slon (Moderní sociologické teorie). Mead defines the "me" as "a conventional, habitual individual," and the "I" as the "novel reply" of the individual to the generalized other (Mind, Self and Society 197). There is a dialectical relationship between society and the individual; and this dialectic is enacted on the intra-psychic level in terms of the polarity of the "me" and the "I." The "me" is the internalization of roles which derive from such symbolic processes as linguistic interaction, playing, and gaming; whereas the "I" is a "creative response" to the symbolized structures of the "me" (i.e., to the generalized other). [4] Hinstellung eines Seins durch das Denken, durch das Ich. Nicht die Dinge bestimmen das Ich, sondern umgekehrt: Das Ich schafft und bestimmt die Dinge. In der Setzung des Nicht-Ich entsteht dem Ich eine selbst geschaffene Hemmung: Der Mensch stellt sich in die Welt, wirkt aktiv auf sie ein und wird schließlich von seiner eigenen Tathandlung begrenzt. [5] Vízdalová: rozehrávaná. [6] auch "Schema-Literatur", "Trivialliteratur", "Populärliteratur", oder auch "Unterhaltungsliteratur" genannt. [7] autoreferentielle Sprachverwendung, d.h. durch den permanenten Verweis auf den Code selbst. [8] Ein Schüler von Louis Althusser, der gegen Lukács (Totalität des Kunstewerkes) und Goldmann (eine homologische Struktur) polemisiert. Wichtig sind die Fragen die der Text stellt, nicht die Antworten. Die ideologische Voreingenommenheit eines Textes liegt darin, welche Frage er nicht stellt. Brüche und Lücken im Werk dekonstruieren die Ideologie. Das Unbewusste und das Imginäre entziehen sich der Kontrolle des Autors. Macherey vernachlässigt die ästhetische Dimension des Werkes und betrachtet sie nur als Bestandteil von ideologischen Staatsapparaten.