Konzepte der Intertextualität Aus: Broich, Ulrich (1985), Intertextualität: Formen, Funktionen, anglistische Fallstudien. Tübingen: Niemeyer (= Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft, 35) (AL/37/1) 1. Michail Bachtin: Dialogizität (dialogičnost) Monologizität Anitautoritär, demokratisch bis anarchistisch Autoritär, hierarchisch Dezentral, zentrifugal Zentralistisch, zentripetal Subversiv Affirmativ Offene Auseinandersetzung, divergierende Standpunkte Fixer Konsensus Differenzierung Vereinheitlichung Sprache: Sprach- und Redevielfalt (Dia-, Sozio-, Idiolekte) Hochsprachliche Homogenisierung oder hierarchisierende Ordnung Karnevalesk Einheitliche Literarizität (heilig/hehr) Gattungen: Roman, Satire Lyrik, Epos Autoren: Dostojevskij, Cervantes, Quevedo, Galdós Tolstoi, Góngora, Pereda 2. Julia Kristeva: Jeder literarische Text ist ein Mosaik von Zitaten Alles ist Text (Geschichte, Gesellschaft) Individualität des Werkes verschwindet ® bloßer Abschnitt in einem universellen, kollektiven Text (Post-Strukturalismus) Was ist Intertextualität? „Die Theorie der Intertextualität ist die Theorie der Beziehungen zwischen Texten“ (11) 3 Konzeptionen: 1. weitere (radikalere): „Every text is intertext“ (literarische Texte nicht privilegiert) 2. I. = Spezifikum für Literarizität 3. I. = Eigenschaft bestimmter literarischer Texte/Textsorten Gérard Genette: Spricht von „Transtextualität“: 5 Unterkategorien: 1. Intertextualität = Kopräsenz von zwei oder mehr Texten (Zitat, Anspielung, Plagiat...) 2. Paratextualität: Bezüge zwischen Text und Titel/Vorwort/Nachwort/Motto 3. Metatextualität: Kommentierender, oft kritischer Verweis auf Prätext 4. Hypertextualität: ein Text macht einen anderen zur Folie (Imitation, Parodie...) 5. Architextualität: Gattungsbezüge eines Textes 2 Funktionen von Intertextualität: 1. „Literature of Exhaustion“, z.B. Klassizismus: konservative, vorgegebene Codes und Systeme affirmierend 2. subversiv, innovativ, destabilisierend, z.B. Modernismus, „critical deconstruction“ Kriterien für Intensität von Intertextualität: 1. Referentialität: von nur verwenden bis verweisen auf 2. Kommunikativität: Grad der Bewusstheit bei Autor und Rezipient 3. Autoreflexivität: inwiefern wird I. thematisiert, kommentiert 4. Strukturalität: punktuelles Anzitieren bis Prätext = strukturelle Folie des Gesamttexts 5. Selektivität: auf welchem Abstraktionsniveau? Höchste Stufe = wörtliches Zitat aus individuellem Prätext 6. Dialogizität: semantische und ideologische Spannung: ironisch relativierend oder bloße Dramatisierung etc. bis Zitat als argumentum ad auctoritatem