Olga Martynova: Mörikes Schlüsselbein (2013) Tendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa nach 2000 30.3.2015 Martina Trombiková MigrantInnenliteratur ● AutorInnen, die ihre Herkunftsländer verlassen haben, oft verlassen mussten, und sich im deutschsprachigen Raum angesiedelt haben MigrantInnenliteratur Fördermöglichkeiten: ● Deutschland: Adelbert-von-Chamisso-Preis seit 1985 http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/4595.asp MigrantInnenliteratur Adelbert-von-Chamisso-Preis ● Yoko Tawada (1996) ● Illija Trojanow (2001) ● Feridun Zeimoglu (2005) ● Saša Stanišič (2008) ● Terézia Mora (2010) ● Michael Stavarič (2012) MigrantInnenliteratur Fördermöglichkeiten: ● ● Österreich: „schreiben zwischen den kulturen“ seit 1997 http://www.zentrumexil.at/index.php?id=4 ● Julya Rabinowich Dimitre Dinev MigrantInnenliteratur Fördermöglichkeiten: ● Schweiz: kein spezieller Preis (?) Schweizer Buchpreis seit 2008 auch AutorInnen, die seit mindestens zwei Jahren in der Schweiz leben und arbeiten ● Melinda Nadj Abonji (2010) ● Catalin Dorian Florescu (2011) MigrantInnenliteratur ● traditionelle Erwartung: eine tragische Geschichte, in der die eigene Biografie, das Leben im Dazwischen, die Identitäts- und Heimatlosigkeit zentral ist ABER! auch andere Prioritäten: Sprachkunst usw. → vielfältig! Olga Martynova *1962 in Dudinka bereits in der Sowjetunion Lyrikerin seit 1991 in Deutschland Lyrik: auf Russisch Prosa: auf Deutsch Ingeborg-BachmannPreis (2012) Mörikes Schlüsselbein (2013) Mörikes Schlüsselbein (2013) ● poetische Sprache (?) „Der Regen, fast kein Regen mehr, sondern ein Sprudelregen, in das Riesenglas Amerika eingeschenkt. Chicago-Airport wirkte nahezu bescheiden – nach den verglasten oberirdischen Strecken des Frankfurter Flughafens, wo du in der Shuttlebahn wie im Inneren eines durchsichtigen Flussbettes strömst, nach seinen Labyrinthen mit den selbstlaufenden Pfaden, die beidseitig von Unendlichkeiten umgeben sind, die mit ihren Luxus- und Groschenwaren leuchten […].“ (S. 51) „Es ist wie eine Mondsucht, ein Anfall, dem du nicht widerstehen kannst. Einfach weiter gehen. Die Straße, der Mond, vor dir blinken Kiesel, Stern spricht zu Stern. Die zu dieser Stunde seltenen Autos spielen mit deinem Schatten, als bräuchten sie Zerstreuung auf ihrem monotonen Weg. Dein Schatten wird lang, wird kurz, wird dick, wird dürr, wirft sich zur Seite, als wolle er weg […].“ (S. 81) Mörikes Schlüsselbein (2013) ● experimentelles Erzählen (?) Mörikes Schlüsselbein (2013) Experimentelle Schreibverfahren: graphische Markierungen Mörikes Schlüsselbein (2013) Experimentelle Schreibverfahren: graphische Markierungen Mörikes Schlüsselbein (2013) Experimentelle Schreibverfahren: graphische Markierungen Mörikes Schlüsselbein (2013) ● Experimentelle Schreibverfahren: 1. graphische Markierungen (unterschiedliche Farben, Schrägschrift, unterschiedliche Zeichensysteme wie Text und Bild) 2. kein Schema möglich 3. unscharfe Sphärenübergänge 4. Verfielfachung der Erzählerstimmen 5. Metafiktion Mörikes Schlüsselbein (2013) Experimentelle Schreibverfahren: Metafiktion = Literatur, die von Literatur handelt ● Ein Roman über jemanden, der einen Roman schreibt. Ein Roman über jemanden, der einen Roman liest. (usw.) ● Experimentelles Schreiben in der GWL ● Matthias Senkel: Frühe Vögel (2012) ● Felicitas Hoppe: Hoppe (2012) ● Viktor Pelewin: Tolstois Albtraum (2013) Mörikes Schlüsselbein und die MigrantInnenliteratur ?