http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/protokoll-des-minsker-abkommens-zur-ukraine-krise -13424594.html?printPagedArticle=true# Die lange Nacht von Minsk 16 Stunden für ein bisschen Frieden Die Staats- und Regierungschefs aus Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich haben in 16-stündigen Beratungen eine Waffenruhe für die Ostukraine vereinbart. Das Protokoll einer langen Nacht. 12.02.2015 Popis: 33009675 © AFP Popis: Vergrößern Da war die Nacht noch jung: Gastgeber Alexander Lukaschenka, der russische Präsident Wladimir Putin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Staatspräsident Francois Hollande und der ukrainische Präsident Petro Poroshenko am Mittwochabend in Minsk Der Gipfel von Minsk hat am Ende doch noch zu einer Vereinbarung geführt - auch wenn sie für manche noch nicht einmal den Minimalkonsens darstellt. FAZ.NET dokumentiert: Das Minutenprotokoll einer langen Nacht. Mittwoch, 11. Februar 2015 10.10 Uhr: Die Chancen, dass in Minsk eine Vereinbarung zur Ukraine-Krise gefunden wird, liegen nach Einschätzung aus russischen diplomatischen Kreisen bei 70 Prozent. „Die Präsidenten reisen nicht ohne Grund (nach Minsk)“, heißt es in den diplomatischen Kreisen in Moskau. 10.17 Uhr: Poroschenko wird am Donnerstag am informellen Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel teilnehmen. Das verlautet aus EU-Kreisen. 10.35 Uhr: Der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin fordert vom Westen Waffenlieferungen an sein Land. „Wir brauchen Verteidigungswaffen, um Frieden zu schaffen“, sagt er in einem vorab veröffentlichten „Zeit“-Interview. „Wir müssen die Kosten für Russland in die Höhe treiben.“ Erst, wenn die Kosten für die Aufrechterhaltung des Konflikts stiegen, könne es eine gewisse Stabilität geben. 11.08 Uhr: Der russische Präsident Putin wird am Gipfel in Minsk teilnehmen. Das kündigt das Präsidialamt in Moskau an. 11.55 Uhr: Regierungssprecher Steffen Seibert kündigt die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Minsk an, warnt aber vor zu hohen Erwartungen an den Gipfel. „Dass diese Reise stattfindet, bedeutet einen Hoffnungsschimmer, aber auch nicht mehr.“ 11.55 Uhr: Regierungssprecher Steffen Seibert kündigt die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Minsk an, warnt aber vor zu hohen Erwartungen an den Gipfel. „Dass diese Reise stattfindet, bedeutet einen Hoffnungsschimmer, aber auch nicht mehr.“ 12.00 Uhr: Der russische Außenminister Sergej Lawrow spricht von „erkennbaren Fortschritten“ bei den Verhandlungen vor dem Gipfeltreffen in Minsk. 12.06 Uhr: Die Ukraine ist nach Worten Poroschenkos im Fall einer weiteren Eskalation der Kämpfe bereit, im ganzen Land das Kriegsrecht auszurufen. Wie die EU gehe seine Regierung mit der zentralen Forderungen nach einem Waffenstillstand ohne Bedingungen in die Minsker Gespräche, sagt Poroschenko der Nachrichtenagentur Interfax. 15.22 Uhr: Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko bricht zum Gipfel nach Minsk auf. Das teilt sein Sprecher mit. 16.01 Uhr: Merkel und Hollande treffen in Minsk zum Gipfel ein. 16.51 Uhr: Als letzter Staatschef reist Wladimir Putin an. 16.56 Uhr: Vor dem Treffen mit Putin wolten Merkel und Hollande „ein kurzes Gespräch“ mit Poroschenko führen, berichtet ein Insider. 18.50 Uhr: Die Friedensgespräche im Palast der Unabhängigkeit in der weißrussischen Hauptstadt Minsk beginnen. 21.42 Uhr: Auf dem Gipfel in Minsk zeichnet sich Bewegung ab. Das Präsidialamt des gastgebenden weißrussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko teilt mit: „Jetzt findet die Sitzung im erweiterten Format statt. Eine Deklaration ist möglich.“ Merkel, Putin, Poroschenko und Hollande bitten ihre Außenminister dazu. Das russische Staatsfernsehen zeigt in einer Übertragung aus dem Palast der Unabhängigkeit, wie sich die Politiker an einen großen runden Tisch setzen. Merkels Sprecher Steffen Seibert twittert ein Foto von der Runde. 22.28 Uhr: Die prorussischen Separatisten dämpfen Hoffnungen auf eine rasche Waffenruhe. „Eine vollständige Feuerpause sofort an der ganzen Front umzusetzen, ist unmöglich“, sagt Separatistenführer Andrej Purgin im russischen Staatsfernsehen. Dafür seien mindestens anderthalb Tage nötig. Der Vertreter der Aufständischen bei dem Treffen der Kontaktgruppe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk, Denis Puschilin, spricht dennoch von Fortschritten. Doch ein Durchbruch brauche noch Zeit. 23.55 Uhr: Außenminister Frank-Walter Steinmeier teilt mit, er werde seine geplante Lateinamerika-Reise später beginnen. „Die Gespräche in Minsk sind nicht einfach und dauern an. Außenminister Steinmeier bleibt deshalb noch vor Ort, um sich an den laufenden Verhandlungen zu beteiligen“, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. „Der Beginn seiner geplanten Reise nach Brasilien wird sich deshalb verzögern.“ *** Donnerstag, 12. Februar 2015 1.30 Uhr: Der Berater Poroschenkos, Waleri Tschali, schreibt auf seiner Facebook-Seite, vor den Verhandlern lägen noch „mindestens fünf bis sechs Stunden Arbeit“. Das Treffen könne aber nicht ohne die Vereinbarung einer bedingungslosen Waffenruhe beendet werden. „Der Nervenkrieg hat begonnen.“ Wie aus dem Umfeld der Gespräche verlautete, feilten die Teilnehmer an einer gemeinsamen Erklärung. 3.28 Uhr: Die Gespräche entwickeln sich zum Nervenkrieg. Wie aus ukrainischen Diplomatenkreisen verlautet, wurden inzwischen zwar „Fortschritte“ erzielt. Die Gespräche seien aber „sehr schwierig“ und dauerten an. Die neunte Verhandlungsstunde beginnt. 5.56 Uhr: Nach Angaben eines Diplomaten zeichnet sich eine Übereinkunft ab. Nach den nächtlichen Gesprächen sollten die Verhandlungsführer Papier unterzeichnen, das zur Lösung der Ukraine-Krise beitragen solle. 7.49 Uhr: Die Gipfelteilnehmer streben nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Ria eine Waffenruhe für den Donbass binnen 48 Stunden an. 7.56 Uhr: Der Minsker Krisengipfel ist laut Meldung der Nachrichtenagentur Ria beendet. Bundeskanzlerin Merkel und der französische Präsident Hollande wollten sich nach dem Treffen mit Putin und Poroschenko aber noch zu einer kurzen Beratung zusammensetzen. 8.16 Uhr: Das russische Präsidialamt erklärt, das Gipfeltreffen in Minsk sei noch nicht beendet. Die Gespräche gingen weiter. 8.29 Uhr: Der ukrainische Präsident Poroschenko sagt laut Meldung der russischen Nachrichtenagentur Ria, es gebe noch keine guten Nachrichten aus Minsk. Die Position seines russischen Kollegen Putin sei unannehmbar. Es gebe aber noch Hoffnung. 8.52 Uhr: Die prorussischen Separatisten weigern sich laut Nachrichtenagentur Tass, ein auf dem Minsker Friedensgipfel vorgelegtes Dokument zu unterzeichnen. 9.02 Uhr: Die Staats- und Regierungschefs von Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich gehen wieder in den Verhandlungsraum. 9.16 Uhr: Nach Angaben aus Verhandlungskreisen gibt es noch kein Ergebnis. Die prorussischen Separatisten fordern den Rückzug der ukrainischen Truppen aus dem seit Tagen heftig umkämpften Eisenbahn-Knotenpunkt Debalzewe, heißt es weiter. 9.23 Uhr: Aus den Verhandlungen dringen immer mehr Details heraus: Laut russischer Nachrichtenagentur ist die ukrainische Führung unzufrieden mit dem russischen Vorschlag für den Verlauf einer Demarkationslinie in der Ostukraine, die ukrainische Truppen und prorussische Rebellen voneinander trennen würde. Auch der Status der Gebiete unter Kontrolle der Separatisten ist demnach umstritten. 10.07 Uhr: Nach Angaben des russischen Präsidenten Putin wurde eine Einigung erzielt. Vom 15. Februar an solle eine Waffenruhe zwischen den ukrainischen Truppen und den prorussischen Separatisten gelten. Vereinbart sei auch der Abzug schwerer Artillerie. 10.31 Uhr: Der Abzug der schweren Waffen soll nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Poroschenko zwei Tage nach Inkrafttreten der Waffenruhe beginnen. Alle Gefangenen sollen binnen 19 Tagen freigelassen werden. 11.30 Uhr: Die Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich wollen ein Aufsichtsgremium einsetzen, um die Umsetzung des Minsker Waffenstillstandsabkommens vom September zu kontrollieren. „Die Staats- und Regierungschefs fühlen sich der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen weiter verpflichtet. Zu diesem Zweck vereinbaren sie die Schaffung eines Aufsichtsmechanismus im Normandie-Format, der in regelmäßigen Abständen zusammentreten wird, und zwar in der Regel auf der Ebene hoher Beamter der Außenministerien“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs der vier Länder, die nach dem Gipfeltreffen in Minsk veröffentlicht wird. Als Hausaufgabe