Heraldik und Sphragistik Heraldik: abgeleitet vom Wort Herold, nur etymologisch erschlossen aus „hario-wald“ („der im Heerbann waltet“) – sekundäre Interpretation der Funktion des Herolds; Begriff der Heraldik ab dem späten 14. Jh. in Quellen häufiger belegt (erstmals im Titel „De heraudie“, frz. Traktat angebl. des späten 13. Jh.) Sphragistik: Im Deutschen (wie im Tschechischen) „Sphragistik“, nicht „Sigillography“ bzw. „Sigillographie“ Wappen sind nach den Regeln der Heraldik gestaltete Bildzeichen, die für Personen, Personengruppen und Institutionen stehen können und diese repräsentieren. Neuere Forschungsfelder der Heraldik daher oft mit Kommunikationstheorie oder Semiotik verknüpft. Wissenschaftsgeschichte der Heraldik: Erst ab 3. H. 13. Jh. literarische Reflexion über das „Wappenwesen“ Konrad von Mure (gest. 1281): Zürcher Domkanoniker. Verfasser eines Clipearius Theutonicorum, in dem Wappenbilder des Schweizer/schwäbischen Hochadels geschildert werden. Gedicht in 73 leoninischen Hexametern, überliefert im De nobilitate et rusticitate dialogus des Felix Hemmerli (1450) Angebl. E. 13. Jh. Frz.-sprachiger Traktat aus England De Heraudie (Wappensymbolik) Bartolo da Sassoferrato (1314-1357); Postglossator 1356 Tractatus de insigniis et armis; auch Wappen- Recht Johannes Rothe aus Thüringen; 1415 Ritterspiegel Leopold von Wien (gest. 1395); Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften Clément de Prinsault; 1416 Traité des armoiries (Blasonierung: blason d‘armes) Jean Courtois (Herold Sicile); 1435 Le blason des couleurs en armes, livrées et devises Wappentraktate des späteren 15. Jh.: „Traktate, die sich alle in der Schwierigkeit ähneln, die der Leser bei der Suche nach wenigstens etwas Sinngehalt empfindet. Manche dieser Abhandlungen müssen das Werk von Herolden sein“. (Galbreath/Jéquier, Lehrbuch der Heraldik 72). Erster gedruckter Traktat 1468 in St Albans erschienen – Arbeit des örtlichen Schulmeisters. „Im 16. Jahrhundert stoßen wir auf Bücher mit schönen Stichen, aber ihr Text taugt kaum mehr als der der Vorgänger“ (ebd.). 17. Jh.: Innovationsschub in Frankreich: die beiden verfeindeten Lyoneser Heraldiker Claude Le Laboureur (Discours de l‘origine des armes. Lyon 1658) und Claude-François Ménestrier SJ (Le véritable art du blason. Lyon 1658 und zahlreiche Neuauflagen und Fortsetzungen) zeigen „mit Verständigkeit gemischte solide Kenntnisse“. „Unter den Autoren anderer Länder hat eigentlich nur Spener in Deutschland (1680-1690) [Philipp Jakob Spener, Historia insignium illustrium seu operis heraldici pars specialis. Frankfurt a. M. 1680 und Insignium theoria seu operis heraldici pars generalis. ebd. 1690] eine ernstzunehmende Arbeit geliefert“. 18. Jh. Traditionell als Phase des Niedergangs „echter“ Heraldik gesehen. Erste „moderne“ heraldische Studie die mit Quellen unterfütterte Arbeit von James Dallaqay, Inquiries into the Origin and Progress of the Science of Heraldry in England. Gloucester 1793. Neuaufschwung der „wissenschaftlichen“ Heraldik in der Romantik des 19. Jh. Mit gesamteuropäischem Anwachsen der Publikationsdichte. Johann Siebmacher‘s Wappenbuch: Johann (Hans) Ambrosius Si(e)bmacher (ca. 1561-1611): Nürnberger bürgerlicher Wappenmaler, Kupferstecher (etwa Tafeln zu den Emblemen des Joachim Camerarius, aber auch ein Stickmusterbuch), Radierer und Verleger des wichtigen „Siebmacherschen Wappenbuchs“, kurz „Siebmacher“. Siebmacher selbst brachte nur die 1. Aufl. des „Wapenbüchlein“ 1596 heraus (19 Kupfertafeln von Friedrich Dürer, eher ein heraldisches Musterbuch) und die zwei Bände des „New Wappenbuch“ von 1605 (226 Tafeln mit ca. 3320 Wappen) und 1609 (164 Tafeln mit ca. 2400 Wappen). [Faksimile in der Reihe Bibliophile Taschenbücher] heraus [Farben durch Anfangsbuchstaben bezeichnet]. 1612 und 1630 Neuauflage beider Teile in einem Band durch die Witwe, 1655/57 3. Aufl. von Paul Fürst, der die Kupferplatten und Restauflage von Siebmachers Witwe gekauft hatte. Dazu weitere drei Teile und 1668 ein Anhang. Damit vorerst Stop des Unternehmens, großer Neuaufschwung 1701/05ff. mit Neuherausgabe durch Johann Rudolf Helmer (Schwiegersohn Fürsts) als „Erneuertund vermehrtes Wappenbuch“; 5. Aufl. 1734 von Christian Weigl, betreut vom Numismatiker Johann David Köhler („Münzbelustigungen“). Alle sechs Teile des „Alten Siebmacher“ überlieferten damals insgesamt 14.767 Wappendarstellungen. Neue Teilbände und Ergänzungsbände (Zwölf Supplemente 1753-1806), sehr unübersichtlich. Völliger Neuanfang 1855: Verlagsbuchhandlung Bauer und Raspe in Nürnberg bringt die von Otto Titan von Hefner u. a. besorgte (auf fünf Jahre berechnete) Neuausgabe als „Johann Siebmacher‘s Großes allgemeines Wappenbuch“ in bis 1961 (Abschluß) 340 Lieferungen heraus. Bände qualitativ sehr inhomogen. Einziger „General-Index“ der von Hanns Jäger-Sunstenau aus dem Jahr 1984 (für alle 119 Bände von 1605 bis 1967, ca. 130.000 Wappennachweise) Weiterer Anlaß zu erschwerter Praktikabilität: Reprografische Nachdrucke der alten Bände von Degener (Neustadt a. d. Aisch), die aber in einem Band mehrere Teilbände umfassen und einen neuen „Übertitel“ haben. Hanns Jäger-Sunstenau, General-Index zu den Siebmacher‘schen Wappenbüchern 1605-1967. Graz 1984 König Ludwig X. von Frankreich gestattet Bischof Wilhelm II. von Bayeux die Benützung eines besonderen Zeichens durch die Blinden (Armen) der Stadt Bayeux, zusammengesetzt aus dem Wappenschild des Bischofs und der (königlichen) Lilie Layout der spätmittelalterlichen Wappenbriefe der Reichskanzlei adaptiert für vergleichbare nichtheraldische Bildzeichen: Privileg K. Friedrichs III. für die Lübecker Zirkelgesellschaft, 1485 Privileg K. Friedrichs III. für die Messerer von Wendelstein, 1471: Verwendung eines eigenen Zeichens als Qualitätsmarke Umwandlung heraldischer Gestaltungselemente in einem unheraldischen Logo Trinkgläser mit Wappenprogrammen: Kurfürstenhumpen und Reichsadlerhumpen Wappen als Ornament: Carl Otto Czeschka, Illustration zu „Die Nibelungen“, 1908 Die Grenzen der Visualisierung: Grenville bzw. Stowe Armorial (1806, für Richard Grenville-Temple): 719-feldriges Wappen Deutsche heraldische Fachterminologie, in der Mitte des 14. Jahrhunderts aus dem Französischen entlehnt: Schild „gequartiert“ aus frz. „écartelé“ Wappenbrief Kaiser Karls IV. für den Paduaner Juristen Giacomo Santacroce, 1355 Heraldische Repräsentation der Nürnberger Patrizierfamilie Rieter Wappenbrief des Königs von Zypern, Jakob von Lusignan, 1384 Illuminierter Stiftbrief des Kaspar von Rogendorf für die Pfarre Pöggstall, 1494 Historisierte Initiale J Wappen als politische Symbole: Wappenbrief Kaiser Ludwigs des Bayern für die Grafen Carbonesi, 1337 Neues Wappen schräggeviert aus Bayern und Reich Wappen in Mnemotechnik und Didaktik: Quaternionenadler des Reichs Wappen als Objekte der Allegorie („Fabelwappen“) Hier: Arma Christi als Wappenbild Christi Wappen als Bestandteil von urkundlichen Beglaubigungsmitteln: Wappensiegel – Berührungspunkt zur Sphragistik Wappen als Repräsentation von Personen in rechtlichem Zusammenhang: Schmähbrief mit Schandbild Graf Johanns III. von Nassau-Dillenburg gegen Herzog Johann III. von (Bayern-)Straubing, Graf von Holland (21. März 1418) Graf Johann drückt seinen Siegelring auf den After einer Sau Wappen als Anknüpfungspunkt kommunaler Identität: Älteres und jüngeres Kölner Stadtbanner, vor bzw. nach 1450 Wappenbrief der Niederösterreichischen Landesregierung für den Markt Gramatneusiedl, 1995 Transsumpt eines Wappenbriefs Kg. Maximilians I. für Hans Füerer (1492): Allusives bzw. Redendes Wappen: das Eichhörnchen hält einen „Etschführer“, eine Silbermünze in den Pfoten Veräußerlichkeit und Erblichkeit von Wappen: Urkunde des Utz von Lab, 26. September 1373 Berührungspunkte zum mittelalterlichen Lehnswesen: Verleihung lediger bzw. vakanter Wappen: Wappenbrief König Johanns von Böhmen für das Bistum Trient, 9. August 1339, Breslau: „Lediges“ bzw. heimgefallenes Wappen des Hl. Wenzel Wappen als Gegenstand höfischer Dichtung: Peter Suchenwirt, „Ehrenrede“ für Friedrich von Kreisbach/Chreuspach (gen. „der lantfarer“, gest. 1360) Wappengrabplatte in der Augustiner- Eremitenkirche Baden Tumbendeckplatte (?) des Leutold und der Euphemia von Kreuspach (um 1299), Augustiner-Eremitenkirche Baden (Schach-)Roch als Wappenbild Allegorische Ausdeutung von Wappenbildern: Wappenbrief Kaiser Karls IV. für den Paduaner Juristen Giacomo Santacroce, 1355 Vollwappen besteht aus: Oberwappen (Helm samt Helmdecke, Helmzier) Schildtopographie Tinkturen (émaux): Metalle (métaux): Gold (or), Silber (argent) „eigentliche“ Farben: Rot (gueules), Blau (azur), Grün (sinople), Schwarz (sable) und Purpur (pourpre); daneben auch Braun, Orange, Inkarnat (Fleischfarbe, incarnat), Naturfarbe oder Erdfarbe (tanné) Weiters Pelzwerk: Feh, Hermelin, Kürsch Schraffuren: s. nächste Folie Wappenbilder: Heroldsbilder (Heroldsstücke) und Gemeine Figuren Roßstirnschild (italienische Form des 15. Jh.) Titelkupfer zweier Publikationen des Silvester a Petra Sancta SJ: De Symbolis heroicis (Antwerpen 1634) und Tesserae Gentilitiae (Rom 1638) Titelkupfer von Colombières Récueil von 1639 Schraffurentafel aus Colombières Science Héroique (2. Aufl. 1644) Die historische Verwendung der Tinkturen ist von der Verfügbarkeit entsprechender deckender Farben (etwa für Miniaturen) abhängig; Rot: Purpur, Krapplack, Zinnober oder (Blei-) Mennige (Minium) Blau: Färberwaid Schwarz: Ruß (Tinte) Grün: Grünspan Gold: Schwefelgelb oder Blattgold Silber: Bleiweiß (Zinkoxid) Braun aus diversen pflanzlichen Bestandteilen Rot mit Abstand am häufigsten, Metalle annähernd 45-50 %, Pelzwerk bei weniger als 2 % der mittelalterlichen Wappen in Verwendung Heraldische Farbregel! Schraffuren im 17. Jahrhundert für den Druck erfunden (z. B. Marc Vulson Sieur de la Colombière, Recueil de plusieurs pieces et figures d‘armoiries […] Paris 1639 und Silvester a Petra Sancta, Tesserae Gentilitiae, Rom 1638. De facto aber noch lange in der Praxis das alte System der Anfangsbuchstaben der Farbbezeichnungen weiterbenützt. Feh (Bälger): Graues (sibirisches) Eichhörnchen Feh (engl. verrey bzw. verry [gold/grün], frz. vair, „Buntwerk“ der Kürschnerei/Bauchwammen und Rückenfell des grauen [sibirischen] Eichhörnchens als Tafel vernäht) Normalfall der Heraldik: Eisenhut- oder Wolkenfeh, Silber/Blau 1 Eisenhutfeh 2 Pfahlfeh 3 Gegenfeh 4 Sturzfeh 5 und 6 Buntfeh 5 rot/gold gefeht 6 Gegenfeh grün/silber Spaltfeh Wechselfeh Kruckenfeh Hermelin (Großes Wiesel, Kurzschwanzwiesel, Mustula erminea) im Sommerfell Hermelin (hier mit rotem Turnierkragen) Gegenhermelin Goldhermelin Gegenhermelin in Gold Kürsch (vair au naturel): „Grauwerk“ der Kürschnerei (Rückenfell des grauen [sibirischen] Eichhörnchens) Heraldisches Kürsch (Regular-)Kanoniker aus Dürnstein 1410: Chorherren mit Almutien aus Wolle, der Propst trägt Kürsch Heroldsbilder Jerusalemkreuz Komplexe „politische“ Wappenbilder: Wappenbrief Kg. Wenzels IV. für die Stadt Austerlitz/Slavkov, 1416 Gemeine Figuren Mantikor Seelöwe Wappenbrief des Pfalzgrafen Giovan(ni) Francesco Capodilista, 1435 , Basel, für die Brüder a Cortivo Wappengrabplatte des Manfredo a Cortivo, 1367 Pelikan Einhorn Phönix Melusine (Meerweib) Haryie (Jungfrauenadler) Stern Komet Karfunkel (Glevenrad, Lilienszepterstern) Kur(fürsten)hut Kurhut Grafenkrone Freiherrenkrone Adelskrone Heraldische Rangkronen (jüngere Art) Schildbord Besondere Stellungen von Heroldsbildern: Gestürzt Abgeledigt Erniedrigt Eingebogen Besät (nicht belegt) Wachsend (hervorbrechend) Zugewendet Abgewendet Gegengewendet Löwe Gelöwter Leopard (hersehender Löwe) Leopardierte Löwen (schreitende Löwen) Panther (Panthera = das „Alltier“) Nordalpin meist Adlerklauen (Vorderbeine) bzw. Pferdehufe oder Löwenbeine (Hinterbeine), löwenartiger Oberkörper, Stierkopf, in Italien Hasenkopf und Hinterhufe sowie Ziegenschwänzchen( „dolce“) Greif Adler Beispiel für Stümmelung bei Tieren: Alerion Merlette Strauß: immer mit Hufeisen im Schnabel Lilie bzw. Lilie mit genährtem Fuß (fleur de lis à pied nourri) Rose (besamt und bebutzt) Seeblatt Entwicklung der Heraldik um 1100: Teppich von Bayeux, um 1070/80; protoheraldische Schildzeichen Grabplatte des Gottfried (V.) von Anjou („Plantagenet“), gest. 1151, Kathedrale Le Mans Wappenbild (in Blau sechs goldene Löwen [3:2:1]) stimmt mit der Beschreibung der Schwertleite Gottfrieds aus der Historiographie überein Petrus de Ebulo, Liber ad honorem Augusti (1195/96): Darstellung des Truchsessen Markward von Annweiler bzw. des Diepold von Schweinspeunt mit heraldisch gestalteten Schilden Zweikämpfe zwischen Camilla und Turnus bzw. Pallas und Turnus (Heinrich von Veldeke, Eneit, ca. 1215) Berliner Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. Germ. Fol. 282 Indiz für „Heraldisierung“ von Reitersiegeln in Westeuropa um 1100: veränderte Richtung des Pferdes ermöglicht Blick auf die Schiildaußenseite Iwein-Fresken, Burg Rodenegg, Südtirol, 1. H. 13. Jh. „Schild von Seedorf“ Funeralschild (?) des Arnold von Brienz (gest. 1225) Wappenschilde des Hochmeisters Konrad Landgraf von Thüringen (gest. 1240) bzw. des Landgrafem Heinrich I. von Hessen (gest. 1308) Marburg Setztartsche (Pavese) mit dem Wappen der Stadt Deggendorf (Bayerisches Nationalmuseum München), 1456 Krems an der Donau, „Gozzoburg“, Wappensaal Armorial Wijnbergen, 4. V. 13. Jh. Chronik des Matthew Paris, A. 14. Jh. „Päpstlicher“ Wappenbrief für Viterbo, 1316 Zürcher Wappenrolle, um 1340 The British Library, Royal 16 G VI, f. 174v „Baumgartenberger Urbar“ Codex Manesse Turnierbuch des Kaspar von Lamberg, 1. V. 16. Jh. Grablege des Edward „Black Prince of Wales“ in Canterbury Gemalter Totenschild als Epitaph, M. 14. Jh. Eheallianzwappen, 1455 Wappenbilder auf Dachziegeln von 1456 Wien, Am Lugeck Nr. 7, Bauinschrift und Wappen samt Bilddevise des Drachenordens und Wortdevise des Peter von Edlasberg, 1497 Wappengrabplatte Georgs (V.) von Puchheim, gest. 1458, Pfk. Raabs an der Thaya Totenschild von 1454 Sargtafel Links: Beiwappen von Ehefrauen Links: „Liebesknoten“ (lac d‘amour) Rechts: Ahnenwappen im Spätmittelalter Frühneuzeitliche Ahnenproben auf Grabdenkmälern Wortdevisen („Motto“) Feuerstahl (Schurfeisen) Fabelwappen: Arma Christi Wappen des Todes Wappenbrief Kg. Wenzels IV. für die Stadt Austerlitz, 1416 Mantikor Seelöwe Wappenbrief des Pfalzgrafen Giovan(ni) Francesco Capodilista, 1435 , Basel, für die Brüder a Cortivo Wappengrabplatte des Manfredo a Cortivo, 1367 Wappenbrief Kaiser Ludwigs des Bayern für die Grafen Carbonesi, 1338 Wappenbrief Markgraf Friedrichs von Brandenburg für Georg Ketzl, 1453 Typisches Siegel der Papsturkunden mit Bleisiegel seit ca. 1100 Karolingisches Gemmensiegel: 780 März 8, Worms: König Karl der Große bestätigt eine Übereinkunft zwischen Bf. Sidonius von Konstanz und Abt Johannes von St. Gallen übe den vom Kloster an das Bistum zu entrichtenden Zins Gemme aus Amethyst mit Porträt Kaiser Caracallas, später beschriftet als Petrus, aus dem Schatz der Sainte Chapelle in Paris Imitation der typischen Büstenbilder frühmittelalterlicher Gemmensiegel bei hoch- und spätmittelalterlichen Privaturkunden Typare des 14. Jahrhunderts mit Öse Barockes geschäftetes Typar Siegelring des späten 13. Jahrhunderts aus Troppau/Opava Pseudo-Siegelring aus dem Schatzfund von Wiener Neustadt, 14. Jh. Wappenbrief Kaiser Sigismunds für Preßburg, 1436: Siegel als Wappenbild Schmähbrief mit Schandbild: entehrender Siegelvorgang Typischer spätmittelalterlicher Siegeltyp: Wachssiegel in Siegelschale, angehängt an Pergamentstreifen (Pressel) Abhängendes Siegel („Queue parisienne“) Angehängtes Siegel ohne Plica: häufig in Ungarn Wachssiegel, aufgedrückt auf Papier Kuriosum: Kombination aus Wachssiegeln unter Papier und angehängten Siegeln an einer Plica Siegelschale mit kreuzschraffiertem Grund (zur Verbesserung der Haftung des Siegelwachses) Frühneuzeitliches Wachssiegel unter Papier: oft fälschlich als Oblatensiegel bezeichnet Archivvermerks auf den Pergamentstreifen der Siegel Siegelbittbrief (1489): Möglichkeit 1: die Urkunde kommt zu den Sieglern Möglichkeit 2: die Siegler kommen an den Ort der Rechtshandlung Majestätssiegel Rudolfs von Habsburg (Avers: Thronsiegel) Revers des Majestätssiegels Kaiser Sigismunds Majestätssiegel Premysl II. Otakar; Thronsiegel Avers Revers: Reitersiegel Thronsiegel als Bischofssiegel Wappensiegel Kleines Siegel bzw. Sekretsiegel Reitersiegel Reitersiegel Albrechts V. Sekretsiegel als Rücksiegel Sekretsiegel des stubenbergischen Notars Gottfried, um 1260: Umschrift + CREDE . MICHI . CERTE Fingerring (Siegelring) mit Lamm- Gottes-Dekor Rücksiegel (Signet), mit Typar oder Siegelring hergestellt Mehrfachbesiegelung: Igel Farbsymbolik der Siegelschnüre Typische spitzovale Siegel geistlicher Siegler Erich Kittel, Siegel (Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde 11) Braunschweig [1970] Andrea Stieldorf, Siegelkunde. Basiswissen (Hahnsche Historische Hilfswissenschaften 2). Hannover 2004. Gabriela Signori (Hg., unter Mitarb. von Gabriel StoukalovPogodin), Das Siegel. Gebrauch und Bedeutung. Darmstadt 2007.