216 GALLUS VON NEUHAUS HEILIGENKREUZER FRAGMENT IV 217 (4) Item Waltherus iuratus interrogatus ut supra responds se nichil scire. (5) Dominus Iohannes viceplebanus in Greez ad Sanctum Spirümm143 vocatus iuratus interrogatus ut supra respondit, quod audivit ex relatu domini Henrici dicti a Saphrani144 vicarii sui, quod quidam, cuius nomen ad presens ignorat, dixit hoc publice in una taberna, quod omneš sacerdotes tam seculares quam religiosi essent heretici excepto uno. Ad omnia alia interrogata dicit se nichil scire. 10 (6) Dominus Henricus dictusc Sapfranuse iuratus interrogatus ut supra respondit, quod habet Genlinum pillea-torem suspectum ex eo, quod fuit vocatus coram inquisi-tore fratre Hartmanno - iam sunt bene octo anni145 -, et c) dicti Sapfrimi Hs. 143) Die Heiliggeistkirche, gestiftet von der Witwe König Wenzels II., Elisabeth, war die ffauptpfarre von Königgrätz. Sie zählte Ende des 14./ Anfang des 15. Jahrhunderts nicht weniger als 22 Altäre; vgl. Bělina 8.168. - Die im folgenden befragten Zeugen scheinen bis Verhör Nr. 10 ausnahmslos zur Geistlichkeit der Heüiggeislkirche gehört zu haben: Die Reihe beginnt mit dem offenbar ranghöchsten Kleriker am Ort, dem Yize-pleban (Nr. 5), gefolgt von dessen Vikar (Nr. 6), schließlich dem im Verhol' Nr. 6 als Beichtvater einer angesehenen Königgrätzer Bürgerin erwähnten Tyczko (Nr. 7); am Ende der Reihe sieht der „Prediger" Nikolaus (Nr. 10). Sind dies alles zweifellos Geistliche, so liegt es nahe, bei dm in Nr. 8 und 9 genannten domini Franciscus und Iacobus sowie bei dem magister Reynherus gleichfalls an Kleriker zu denken, und zwar an Altarpriester der Heiliggeistkirche. Von ihnen könnte Iacobus sogar mit dem im Präger Modus procedendi Nr. 65 erwähnten Vizepleban dieses Namens iden ■ tisch sein, der mendikantenfeindlicher Äußerungen bezichtigt wurde (Pal-scliav&ky, Anfängt 8. 164f.). 144} Zur Königgrätzer Familie Safran vgl. Simák, České dějiny 1,5 8. 839 Anw. 3. 145) Zu dem Inquisitor Hartmann von Pilsen, aus dem Minoriten-orden vgl. Patsohovshy, Anfänge 8- 23ff. Der Zeitpunkt seiner Inquisitions-tätigkeii in Königgrätz dürfte nicht vor 1327 (8 Jahre vor Beginn der Inqui-sitionstätigkeit von Gallus, 1335), aber auch nicht nach 1333/1335 anzusetzen sein; vgl. oben S- 213. eciam ex eo, quod filia sua non iurat nec dicit ,trun" asserens se prohibitam per patrem smím predictum pillea-torem. Tnterrogatus unde hoc sciret, respondit quod audivit a compatrissa8 predicti pilleatoris nomine Hilla, uxore Pezoldi, in eadem platea146 et in orto Waltheri de Num-burk147. Item deponit, quod audivit a domina Iohannis Hubsonis matre, que miper ante octo dies defuncta est, que in articulo mortis sibi querulose retulit, quod Hein-kinus148 linitextor, qui residet in insula cruciferorum119, quod dixit manifeste in taberna Heynussii Hausbeconis, quod omneš sacerdotes tam seculares11 quam eciam religiosi essent heretici, Et dicit hoc eciam constare domino Ticzkoni, qui fuits confessor predicte domine et eciam audivit ab ipsa. Item deponit, quod a^^divit ex communi fama, quod villa Hylbranczdorf150 est infamis de heresi et f) zur Bedeutung des Worten ml. Deutsches Wörterbuch 11, 1, 1 (193&) Sp. JSSBff. H> das Wort ist im Mittelalter erst sehr spät, bezeugt; Belege vgl. im Lexicon kit. Polonorum 2, 720f.; Bedeutung: Gevatterin. h) fehlt secuJarea quam Bs. i) fui Ms. 146) Gemeint ist wahrscheinlich die Platea paiinificum, die im Verhör Nr. 2 erwähnt wird (siehe oben 8. 214 Z. 8) und in der der Hutmacher Geniin gewohnt zu haben scheint. 147} Der Garten ist nicht zu lokalisieren. Numburk ist Nimburg (Nymburk); Profous 3, 240. Bei Walther von Nimburg könnte es sich um den in Nr. 4 als Zeugen verhörten Walther handeln (siehe oben 8.216). 148) Die drei Mittelschäfte der ersten Sübe lassen sich beliebig auflösen; es handelt sich aber wohl sicher um die von der Kurzform Hynco/ Heineo gebildete Diminutivform des Namens Heinrich. 149) Das ist die am weitesten nordöstlich van Königgrätz gelegene Elb-insel im Bereich der Präger Vorstadt, auf der sich die Deutschordens-kommende befand; vgl. zur Lage Bienenberg 8. ""f., Tomek, Místopisné paměti 8. 9f. 150) Librantitz (Librantice), eo, 9 km onö. von Königgrätz (ca. 2 km ö. von Diwetz, 3 km sö. von Gernilov); vgl. Profous 2, 602, mit Belegen erst seit 1496, die eine Identifikation nicht rechtfertigen würden, zumal er den Namen von Liutbrant ableitet (so auch E- Schwarz, Volkstumsgeschichte 1, 334f.). Doch scheint die Tradition des Namens „Hildebrandsdorf" nicht ganz verlorengegangen zu sein; vgl. Šimák, české dějiny, 1, 5 S. 845 mit Anm- 2, vor allem Domečka - 8al, Královéhradecko 1, 108ff.