Phänomen: „Colorless green ideas sleep furiously.“ (Chomsky) Was wollte Chomsky mit diesem Satz zeigen? Er wollte zeigen, dass Syntax und Semantik entkoppelt sind: Der Satz ist grammatisch korrekt, aber semantischer Nonsens. Die Wahrheit spielt aber weder für die Syntax noch für die Semantik eine Rolle. Semantik: Chomsky Genus ist eine grammatische Kategorie, die im Englischen nicht (mehr) existiert. Es gibt jedoch die semantische Kategorie Sexus nur für Animata. Nur Referenten, die animat sind, werden nach Sexus bestimmt. Die Pronomina he und she sind nur Animata vorbehalten: N (inanimat) → it N (animat) → Differenzierung nach Sexus: he she Der Unterschied zum Deutschen besteht darin, dass die deutsche Sprache noch das (indogermanische) Genusssystem beibehält, während die englische Nomina nicht mehr nach Genus differenziert werden – oder nur nach der Kategorie {animat/inanimat}. Semantik: animat (belebt) vs. inanimat (unbelebt) Im Deutschen ist die Kategorie {animat/inanimat} im Genussystem nicht relevant, denn die Zuweisung von Genus betrifft Animata und Inanimata gleichermaßen (nach historischen Mustern). Spezielle Pronomina zur Sexusdifferenzierung von Animata gibt es nicht: Hausaufgabe: Wo in der deutschen Sprache manifestiert sich die Kategorie animat/inanimat auf der Oberfläche (also in der Form)? Semantik: animat (belebt) vs. inanimat (unbelebt) Pronominalisierung animat inanimat maskulin der Mann → er der Wein → er feminin die Frau → sie die Zeitung → sie neutrum das Kind → es das Bier → es Imperativ: Paradigma Imperativ (Adressat immer inkludiert!) Sg. (1) Pl. (2+) sprecher- exklusiv (ohne Sprecher) zpív{ej}! tanc{uj}! zpív{ej}te! tanc{uj}te! sprecher- inklusiv n.a. zpív{ej}me! tanc{uj}me! Welches Paradigma hat das tschechische Morphem {ej/uj}? Welche Kategorien benötigen wir? Imperativ: Paradigma Imperativ (Adressat immer inkludiert!) Sg. (1) Pl. (2+) sprecher- exklusiv (ohne Sprecher) sing{Ø}! tanz{e/Ø}! sing{t}! tanz{t}! sprecher- inklusiv n.a. Inversion: sing{en} wir! lass(t) uns singen! Das entsprechende Paradigma der deutschen Sprache umfasst sowohl die Imperativformen als auch den Adhortativ, kennt aber kein gemeinsames Morphem wie {ej} oder {uj}: Adhortativ: Paradigma Adhortativ (uns: inklusiv, Sprecher u. Adressat) 1 Adressat {Ø} 2+ Adressaten {t} 1 Sprecher lass{Ø} uns singen! lass{t} uns singen! ? 1+ Sprecher lass{Ø} uns singen! lass{t} uns singen! Der Unterschied zwischen lass{Ø} uns singen! und lass{t} uns singen! liegt in der Anzahl der Adressaten: Adhortativ: Paradigma des Verbums substantivum sein Das Verbum substantivum verwendet sowohl für den Konjunktiv Präsens (du seiest, ihr seiet) wie auch für den Imperativ (sei!, seid!) den gleichen Stamm, nämlich sei-. Imperativ (Adressat immer inkludiert!) Sg. (1) Pl. (2+) sprecher- exklusiv (Sprecher exkludiert) sei! D: seien Sie! seid! D: seien Sie! sprecher- inklusiv n.a. seien wir! (auch D) lass(t) uns sein! D: lassen Sie uns sein! Personalpronomen: Die 2. Person (der Adressat) 2. Person: Pronomen Sg. Pl. Nahform (familiär, informell) ty vy Distanzform (formell, distanziert) Vy Was verwendet die meisten Sprachen Europas als Distanzform für die 2. Person Singular? Beispiel Tschechisch: Die 2. Person Plural (die dann nicht unbedingt Pluralbedeutung hat). 2. Person: Pronomen Sg. Pl. Nahform (familiär, informell) du ihr Distanzform (formell, distanziert) Sie Das Deutsche verhält sich anders: Es verwendet (etymologisch-historisch) die 3. Person Plural als Distanzform der 2. Person. Personalpronomen: Die 2. Person (der Adressat) 2. Person: Anrede Sg. Pl. Nahform (familiär, informell) Barack/Michelle ? Distanzform (formell, distanziert) Mr./Mrs. Obama Im Englisch erkennt man die Unterscheidung zwischen formeller und informeller Anrede nicht am Pronomen (immer: you), sondern am Nomen. Der Adressat: {formell} vs. {informell} Die Partikel mal Die Partikel mal dient der Abtönung eines Befehls zu einer Aufforderung: Der Sprecher befiehlt dem Adressaten nur eine gewisse Tätigkeit, sondern fordert ihn nur dazu auf.