Herbert Bornenbusch: Kriegsromane Vom September bis November 1928 veröffentlicht die Frankfurter Zeitung Ludwig Renns Roman Krieg in Fortsetzungen. In der Ankündigung heißt es: Es ist der Krieg aus der engen, horizontlosen Perspektive des Infanteristen, der Krieg aus Grabenhöhe. Es ist das arme, nackte Geschehen in der robusten Einfachheit des ungeistigen Menschen (…) hier ist vor aller Tendenz geschrieben worden und hier spricht zum ersten Mal der gemeine Mann. Ludwig Renn: Krieg (frei nach Kindler Verlag, München) Während Ernst Jüngers "In Stahlgewittern" (1920) das erlebte Geschehen noch ohne Wertung durch den Autor wiedergibt, lassen Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues" (1929) die Wendung gegen den Krieg schon deutlich erkennen. Der Autor von "Krieg" versetzt sich in die Denkweise des Soldaten Renn zurück und verzichtet auf Wertung. Die einzige positive Erfahrung Renns im Stellungskrieg ist die Erfahrung tapferer Kameradschaft. Die zunehmenden Spannungen zwischen Mannschaft und Offizieren, die den unpolitisch denkenden Renn zunächst befremden und ratlos lassen, verhelfen ihm zuletzt zu einem noch unsicheren politischen Bewußtsein. Dieses Bewußtsein zeichnet die Fortsetzung des Romans aus, die 1930 unter dem Titel "Nachkrieg" erschien. Der standhaften Weigerung Renns, während des Kapp-Putsches auf streikende Arbeiter zu schießen, folgt hier sein Entschluß, den Dienst zu quittieren und später, wie ein Ausblick am Ende des Romans anzeigt, zur Linken überzuschwenken: Eintritt in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und in den Roten Frontkämpferbund (RFB) im Jahre 1928. Erweist sich "Krieg" als die Bestandsaufnahme der typischen Erfahrungen einer enttäuschten Frontgeneration, so zeichnet " Nachkrieg" beispielhaft den Weg vieler desorientierter Kriegsheimkehrer in die Politik. Renn Darstellung von Gefechtslärm oder Artilleriefeuer schreckt vor Interjektion nicht zurück: "Ramm! ramm! ramm! ramm! hinter uns in den Grund. Gramm! rapp! rapp! bramms! kräck! ramm! Funkensprühen am Boden." Ihre hohen Auflagen verdanken Renns Autobiographien dem Umstand, daß ihr Zweifel an Krieg und reaktionäre Politik der skeptischen Neuen Sachlichkeit entsprach, die auch den Kriegsbüchern Remarques zu durchschlagendem Erfolg verhalf . Ähnlich kündigt die Vossische Zeitung Remarques Im Westen nicht Neues an. Zehn Jahre nach dem Krieg gilt es als Lob , direkt und authentisch zu Schreiben, als ob quasi der gestaltende Autor ausgeschaltet worden wäre.: nackt, ungeistig vor aller Tendenz. Die Authentizität war aber nicht die Folge des autobiographischen Berichtens. Sie entstand als Reaktion auf die aufgeblasenen Formulierungen der Heeresberichte, der nationalen Krieggeschichtsschreibung, der Offiziersmemoiren, aber auch als Kritik an dem Pathos des Expressionismus. Abneigung gegen die Langemarckfeiern (Westflandern, Ypern) und Kriegerdenkmäler, Veranstaltungen des Stahlhelms und der Veteranenvereine. Zu den weniger bekannten, aber literarisch bemerenstwerten Werken Köppens Anti-Kriegsroman Heeresbericht. Köppen, Edlef auch: Joachim Felde, * 1. 3. 1893 Genthin/Mark Brandenburg, † 21. 2. 1939 Gießen. - Erzähler. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Potsdam studierte K. Philologie, Philosophie u. Kunstgeschichte in Kiel u. München u. meldete sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst. Er erlitt eine schwere Lungenverletzung. 1918 verweigerte er den Dienst u. wurde in eine Irrenanstalt nach Mainz eingeliefert. 1919 setzte er sein Studium in Berlin u. München fort, ging 1921 als Lektor zum Verlag Gustav Kiepenheuer in Potsdam, wurde 1925 Mitarbeiter der literar. Abteilung der »Funkstunde« am Berliner Rundfunk. Deren Leitung übernahm er 1932, wurde jedoch 1933 von den Nationalsozialisten fristlos entlassen. Sein Hauptwerk, der Anti-Kriegsroman Heeresbericht (Bln. 1930), wurde 1935 verboten, der Autor mit Publikationsverbot belegt. K., der als Dramaturg einer Filmgesellschaft unter schwierigen Umständen lebte, starb an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzung. In der Flut der um 1930 erscheinenden »Kriegsromane« blieb die Verbreitung des literarisch anspruchsvollen Romans Heeresbericht gering, obgleich die Kritik das Buch begeistert aufnahm (Benn, Pinthus, Toller, Tucholsky). K.s Protagonist, der 21jährige Student Reisiger, kommt im Okt. 1914 als Freiwilliger an die Front. Die allg. Kriegsbegeisterung hat auch ihn erfaßt, wird aber bald durch die Realität an der Front korrigiert. Reisiger findet zunächst keine Möglichkeit, sich aus dem Teufelskreis von Befehl u. Gehorsam zu befreien. Als er erklärt, daß er den Krieg für »das größte aller Verbrechen« hält, wird er in ein Irrenhaus gesperrt. Bei der Gestaltung des komplizierten u. widersprüchl. Lernprozesses seines Helden bediente sich K. neuartiger literar. Mittel, die sein Buch zum »avanciertesten Kriegsroman der Weimarer Republik« (Herbert Bornebusch) machen. Er unterbricht den Erzählverlauf, indem er Dokumente einfügt: offizielle Verfügungen, Kaiserreden, Heeresberichte, Presseverlautbarungen usw. Diese Technik der Montage liefert eine zweite Ebene, sie zeigt den Krieg als gesellschaftl. Phänomen. Die subjektive Perspektive des Helden wird unterlaufen, bestätigt oder erweitert, seine Erfahrung konterkariert oder ergänzt. Unkommentiert in den narrativen Kontext gestellt, exemplifizieren sie den Widersinn des Kriegs u. die bewußte Verfälschung der Wahrheit (kommentierte Neuausg. des Romans: Kronberg/Taunus 1976. Reinb. 1979). Eine Reihe von desillusiven Darstellungen ( Plivier, Edlef Köppen) hat dann wieder eine Welle von nationalistischen Gegenromanen, hervorgerufen, die schon nahtlos in die Glorifizierung des dt. Heldentums nach 1933 übergehen. Die demokratischen Kriegsromane unterscheiden sich nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch. - die Erzählerperspektive. man überblickt die Lage nicht vom Feldherrnhügel, sondern stellt sie aus dem Blickwinckel eines gemeinen Soldaten, des Objekts des Krieges. - die Sprache verzichtet auf die damals übliche Metaphorisierung, schreckt auch vor dem Soldatenjargon nicht zurück. - keine Sinnstiftung möglich, kein Weiterleben des Geistes der Gefallenen in der wiedergeborenen Nation; die Helden werden verrückt (Köppen, Frey), sterben einsam – Bäumer bei Remarque; sind desorientiert und ratlos – Renn F. X. Šalda: Dva německé romány válečné 684 válka jako fatalita z níž není uniknutí Renn: reporáž velkého formátu, slovné fotografie, jež se vrývá do paměti, nikoli do duše. Remarque je jiný: má bližší poměr k svým postavám, mají jisté mravní a charakterové profily R. autokomentář: Je to veliké bratrství, které jakýsi odlesk kamarádství z lidových písní, pocitu solidarity trestanecké a zoufalého soužití k smrti odsouzených podivně spojuje k jakémusi životnímu stupni, který vzniká z nebezpečí, napětí a opuštěnosti smrti a stává se prchavých zažíváním získaných hodin způsobem zcela nepatetickým. Ta slova způsobem zcela nepatetickým i jej usvědčují z literáckosti, není horších literátů než ti, kteří se literárnosti při každé příležitosti slavně a veřejně zříkají. . nemyslili by na ni, kdyby jí nebyli plní. záblesky humoru, komičnosti, ironie. pomilování s Francouzskami za kanálem, kterým splatí jejich pohostinnost komisárkem: Leer praví: to stálo za komisárek nejsou žádné básnické zázraky; je to solidní, tiché, šedé, poněkud studené uměníčko. jen výjimečnost syžetu nadává je zvláštním významem a jakousi obraznou září Srovnání s domácí produkcí: máme ovšem romány válečné, ale žel jsou to romány legionářské (Rudolf Medek) Ideologie nejrůznějšího druhu, deklamace, úvahy, rozumování vkládají se v nich mezi zrak a slovo reprodukující zrakový zážitek; a tyčí se v nich proto mezi čtenářem a autorem různé papírové zdi impozantní nudy, vznešenosti, ušlechtilosti a tloušťky hlasu, úvahu, reflexi, to vše si člověk opatří sám. To je mu omáčka k pečeni. Vidět, vidět, vidět! A že dávají mnoho vidět, v tom je úspěch válečných románů à la Renn a Remarque.