Kriegsromane Das Bild der Urkatastrophe im Roman und bei Karl Kraus Namen und Titel Ernst Jüngers:In Stahlgewittern (1920) Ludwig Renn: Krieg (1928) Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues (1929) Edlef Köppen: Heeresbericht (1930) Alexander Moritz Frey: Die Pflasterkästen (1929) Theodor Plievier: Des Kaisers Kulis. Roman der deutschen Kriegsflotte (1930), Stalingrad (1945) Werner Beumelburg: Sperrfeuer um Deutschland (1929), Gruppe Bosemüller (1930) Der Gesang des Todes http://www.literaturhaus-muenchen.de/ausstellung/items/137/vars/id-2014-robert-musil-1-wk.html Robert Musil und der Erste Weltkrieg »Über ihn weg schossen sie, Freund und Feind, und er lag zwischen beiden, von beiden verlassen wie Brot, das gegessen ist, von beiden mit der gleichen Herzlosigkeit bedroht.« Robert Musil, »Der Gesang des Todes« Wie viele Schriftsteller und Intellektuelle meldete er sich 1914 zum Kriegsdienst. Stationiert an der österreichisch-italienische Grenze in Südtirol, nahm Musil mit dem Kriegseintritt Italiens ab Mai 1915 als Offizier an militärischen Einsätzen in Südtirol und am Isonzo teil. 1916 arbeitete er als Redakteur für von der Armeeleitung herausgegebene Zeitungen, zunächst für die Tiroler Soldaten-Zeitung in Bozen, 1918 für die Heimat in Wien. Robert Musil »Große Geschosse nicht zu hoch über der eigenen Stellung lassen den Laut zum Rauschen anschwellen, ja zu einem Dröhnen der Luft, das einen metallischen Beiklang hat. Der Eindruck war der eines unheimlichen Aufruhrs in der Natur. Die Felsen rauschten und dröhnten. Gefühl einer bösartigen Sinnlosigkeit.« (Robert Musil, Tagebuch, 1915) Robert Musil 1914 unter dem Titel «Europäertum, Krieg, Deutschtum» in der «Neuen Rundschau»: «Der Tod hat keine Schrecken mehr, die Lebensziele keine Lockung.» »Ende Juli. Eine Fliege stirbt: Weltkrieg. Das Grammophon hat sich schon durch viele Abendstunden gearbeitet. […] In den Köpfen wolkt Traurigkeit und Tanz.« (Tagebuch, 1915) »Einzelne melancholische Gewehrschüsse; zeitweilig stärkeres Feuer – melancholisch in der Nacht. Beschiessung: Zusammenfassung: Der Tod singt hier.« (Tagebuch, undatiert) Ernst Jünger •In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtrupp-Führers •von Ernst Jünger •Kriegsfreiwilliger, dann Leutnant und Kompagnieführer •im Füs. Regt. Prinz Albrecht v. Preußen (Hann. Nr. 73) •Leutnant im Reichswehr-Regiment Nr. 16 (Hannover) •Zur Erinnerung an meine gefallenen Kameraden. •Füsiliere: •leichte Infanteristen als Füsiliere bezeichnet und sind vergleichbar mit der Jägertruppe in Deutschland oder Österreich.1943 führte die Wehrmacht wieder Füsilierbataillone ein, die infanteristische und Aufklärungsaufgaben übernahmen. Stoßtrupp: shock troops or assault troops, úderné oddíly In Stahlgewittern •Vorwort. •Noch wuchtet der Schatten des Ungeheuren über uns. Der gewaltigste der Kriege ist uns noch zu nahe, als daß wir ihn ganz überblicken, geschweige denn seinen Geist sichtbar auskristallisieren können. Eins hebt sich indes immer klarer aus der Flut der Erscheinungen: Die überragende Bedeutung der Materie. Der Krieg gipfelte in der Materialschlacht; Maschinen, Eisen und Sprengstoff waren seine Faktoren. Selbst der Mensch wurde als Material gewertet. Die Verbände wurden wieder und wieder an den Brennpunkten der Front zur Schlacke zerglüht, zurückgezogen und einem schematischen Gesundungsprozeß unterworfen. In Stahlgewittern, 1920 Das Bild des Krieges war nüchtern, grau und rot seine Farben; das Schlachtfeld eine Wüste des Irrsinns, in der sich das Leben kümmerlich unter Tage fristete. Nachts wälzten sich müde Kolonnen auf zermahlenen Straßen dem brandigen Horizont entgegen. Licht aus Ruinen und Kreuze säumten den Weg. Kein Lied erscholl, nur leise Kommandoworte und Flüche unterbrachen das Knirschen der Riemen, das Klappern von Gewehr und Schanzzeug. Verschwommene Schatten tauchten aus den Rändern zerstampfter Dörfer in endlose Laufgräben. In Stahlgewittern •Nicht wie früher umrauschte Regimentsmusik ins Gefecht ziehende Kompagnien. Das wäre Hohn gewesen. Keine Fahnen schwammen wie einst im Pulverdampf über zerhackten Karrees, das Morgenrot leuchtete keinem fröhlichen Reitertage, nicht ritterlichem Fechten und Sterben. Selten umwand der Lorbeer die Stirn des Würdigen. •Und doch hat auch dieser Krieg seine Männer und seine Romantik gehabt! Helden, wenn das Wort nicht wohlfeil geworden wäre. Draufgänger, unbekannte, eherne Gesellen, denen es nicht vergönnt war, vor aller Augen sich an der eigenen Kühnheit zu berauschen. Einsam standen sie im Gewitter der Schlacht, wenn der Tod als roter Ritter mit Flammenhufen durch wallende Nebel galoppierte. Ernst Jünger, 1895-1997 1913 Flucht in die französische Fremdenlegion nach Afrika, der sein Vater bald ein Ende machte. 1919-1923 diente er in der Reichswehr Bekanntschaft mit Schwitters und Klabund der umfangreiche Essay Der Kampf als inneres Erlebnis (Bln. 1922.), Das Wäldchen 125. Eine Chronik aus den Grabenkämpfen 1918 (Bln. 1925. 61935) Feuer und Blut. Ein kleiner Ausschnitt aus einer großen Schlacht (Magdeb. 1925) folgten. Konservative Revolution Mitarbeiter von Zeiotschriften im Umkreis der Konservativen Revolution: »Wochenschrift des neuen Nationalismus«, die »Standarte«, die »Kampfschrift für deutsche Nationalisten«, den »Vormarsch« u. »Die Kommenden«. Bekanntenkreis: Ernst Niekisch , Ernst von Salomon, Otto Strasser, Arnolt Bronnen, Carl Schmitt Abneigung gegen die plebejischen Züge der NS-Diktatur: Jünger konnte die Aufnahme in die gleichgeschaltete Preußische Akademie der Künste verhindern. Moeller van den Bruck •antiliberale, antidemokratische und antiegalitäre Denker der Weimarer Republik •Spengler, Sombart, Niekisch standen auch dem Sozialismus nahe und strebten einen nationalen Sozialismus an. •Die Klassengegensätze sollten in einer homogenen Volksgemeinschaft aufgehoben werden, und die Stärkung der Arbeiterschaft wurde als Mittel zur Stärkung der Nation begriffen. •Moeller van den Bruck: Wo Marxismus endet, dort beginnt Sozialismus: ein deutscher Sozialismus, der berufen ist, in der Geistesgeschichte der Menschheit allen Liberalismus abzulösen. Aleš Urválek Olomouc: Vydavatelství, 2009 . • Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt. Heidelberg 1932. Ernst von Salomon Freikorpskämpfer, wurde wegen Beihilfe zur Ermordung WalterRathenaus zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt; der autobiographische Roman »Die Geächteten« (1930), Fortsetzung: »Die Kadetten« (1933) »Der Fragebogen« (1951) – ironisch-sarkastisch. Arnold Friedrich Vieth von Golßenau, 1889 -1979 Als Sohn eines Prinzenerziehers am Dresdener Hof schien er einer schnellen militärischen Karriere sicher. Abgestoßen vom reaktionären Standesdünkel des Offizierskorps, verzichtete Renn im Ersten Weltkrieg jedoch auf seine Privilegien und meldete sich nach zwei Verwundungen zur Fronttruppe. Unter Ausblendung politisch-wirtschaftlicher Zusammenhänge reduziert es den Krieg auf die individuelle Katastrophe und bietet so ein hohes Maß an Identifikationsmöglichkeiten. Das erotisch konnotierte Lob der Kameradschaft, des Männerbundes war in der damaligen Kriegsliteratur keine Ausnahme. Ludwig Renn: Krieg (1928) Frankfurter Zeitung Es ist der Krieg aus der engen, horizontlosen Perspektive des Infanteristen, der Krieg aus Grabenhöhe. Es ist das arme, nackte Geschehen in der robusten Einfachheit des ungeistigen Menschen (…) hier ist vor aller Tendenz geschrieben worden und hier spricht zum ersten Mal der gemeine Mann. Worin unterscheiden sich demokratische Kriegsromane von denen von die Dwinger und Beumelburg? Werner Beumelburg, "Sperrfeuer um Deutschland". Im Vorwort "Es sind viele Bücher über den Krieg geschrieben worden. Solche, die den historischen Verlauf der Ereignisse feststellen, und solche, die sich zum Ziel gesetzt haben, die seelischen Vorgänge an der Front und in der Heimat zu ergründen". "Mit vollem Bewußtsein wird in diesem Buch ein Schritt weiter getan. Es soll unternommen werden, die kriegerischen Vorgänge mit den seelischen Vorgängen zu verschmelzen. So soll ein Gemälde entstehen, das - begründet auf den Ergebnissen zuverlässiger Forschung - das lebendige Gesicht des Krieges festhält." Beumelburg war ab 1921 Schriftleiter der im Reichswehrministerium in Berlin hg. Deutschen Soldatenzeitung, ab 1926 Arbeit als freier Schriftsteller. Worin unterscheiden sich demokratische Kriegsromane von denen von die Dwinger und Beumelburg? Sperrfeuer um Deutschland 1.-10. Tsd. (Oldenburg: Staling, 1929). — 261-270. Tsd. (Oldenburg: Stalling, 1938). — 271-290. Tsd. (Oldenburg: Stalling, 1939). — Auszug, "Ausgabe für die Jugend" 62.-81. Tsd. (Oldenburg: Stalling, 1943). — (Oldenburg: Stalling, 1944). Kurz vor Kriegsende war er Leiter einer Kriegsschule der Luftwaffe. Die in die Tschechoslowakei ausgelagerte Führungsakademie konnte sich vor den heranrückenden Russen nach Bayern absetzen, wo Beumelburg in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Edwin Erich Dwinger 1929-1932: Die Romantrilogie "Die deutsche Passion", Kriegserlebnisse in Russland 1937: "Spanische Silhouetten" im Spanischen Bürgerkrieg auf seiten der faschistischen Truppen, seine Eindrücke aus Sicht der Falange. [fa'laŋxe]