Johann Christian Günther Am 8.April 1695 wurde Johann Christian Günther in Striegau/Schlesien als Sohn eines Landarztes geboren. Er studierte zwischen 1715 und 1717 in Frankfurt a. d. Oder und in Wittenberg Medizin. Sein Vater verstieß ihn, da er mit dessen Lebensplanung als Dichter und seiner daraus resultierenden Verschuldung nicht einverstanden war. Zwischen 1717 und 1719 lebte Günther in Leipzig und versuchte sich mit Gelegenheitsgedichten über Wasser zu halten. Der Versuch, eine Stelle als Hofdichter am Dresdner Hof Augusts des Starken zu bekommen, scheiterte. In den folgenden Jahren zog er nach Schlesien zurück und versuchte sich eine bürgerliche Existenz als Arzt aufzubauen. Der Versuch schlug fehl, eine Verlobung scheiterte und er konnte sich an keinem Ort länger aufhalten. 1722 kehrte er Schlesien den Rücken zu und ließ sich in Jena nieder. Dort starb er völlig veramt am 15.März 1723, vermutlich an Tuberkulose. Seine gesammelten Gedichte wurden erst nach seinem Tode veröffentlicht. Abschied von seiner ungetreuen Liebsten Wie gedacht, Vor geliebt, jetzt ausgelacht. Gestern in den Schoß gerissen, Heute von der Brust geschmissen, Morgen in die Gruft gebracht. Wie gedacht, Vor geliebt, jetzt ausgelacht. Dieses ist Aller Jungfern Hinterlist: Viel versprechen, wenig halten; Sie entzünden und erkalten Öfters, eh ein Tag verfließt. Dieses ist Aller Jungfern Hinterlist. Dein Betrug, Falsche Seele, macht mich klug; Keine soll mich mehr umfassen, Keine soll mich mehr verlassen, Einmal ist fürwahr genug. Dein Betrug, Falsche Seele, macht mich klug. Denke nur, Ungetreue Kreatur, Denke, sag ich, nur zurücke Und betrachte deine Tücke Und erwäge deinen Schwur. Denke nur, Ungetreue Kreatur! Hast du nicht Ein Gewissen, das dich sticht, Wenn die Treue meines Herzens, Wenn die Größe meines Schmerzens Deinem Wechsel widerspricht? Hast du nicht Ein Gewissen, das dich sticht? Bringt mein Kuß Dir so eilends Überdruß, Ei so geh und küssen diesen, Welcher dir sein Geld gewiesen, Das dich wahrlich blenden muß, Bringt mein Kuß Dir so eilends Überdruß. Bin ich arm, Dieses macht mir wenig Harm; Tugend steckt nicht in dem Beutel, Gold und Schmuck macht nur die Scheitel, Aber nicht die Liebe warm. Bin ich arm, Dieses macht mir wenig Harm. Und wie bald Mißt die Schönheit die Gestalt! Rühmst du gleich von deiner Farbe, Daß sie ihresgleichen darbe, Auch die Rosen werden alt. Und wie bald Mißt die Schönheit die Gestalt! Weg mit dir, Falsches Herze, weg von mir! Ich zerreiße deine Kette, Denn die kluge Henriette Stellet mir was Bessers für. Weg mit dir, Falsches Herze, weg von mir!