Christian Hofmann von Hofmannswaldau So soll der purpur deiner lippen Itzt meiner freyheit bahre seyn? Soll an den corallinen klippen Mein mast nur darum lauffen ein / Daß er an statt dem süssen lande / Auff deinem schönen munde strande? Ja / leider! es ist gar kein wunder / Wenn deiner augen sternend licht / Das von dem himmel seinen zunder[1] / Und sonnen von der sonnen bricht / Sich will bey meinem morrschen nachen Zu einen schönen irrlicht machen. Jedoch der schiffbruch wird versüsset / Weil deines leibes marmel-meer Der müde mast entzückend grüsset / Und fährt auff diesem hin und her / Biß endlich in dem zucker-schlunde Die geister selbsten gehn zu grunde. Nun wohl! diß urthel mag geschehen / Daß Venus meiner freyheit schatz In diesen strudel möge drehen / Wenn nur auff einem kleinen platz / In deinem schooß durch vieles schwimmen / Ich kan mit meinem ruder klimmen. Da will / so bald ich angeländet / Ich dir ein altar bauen auff / Mein hertze soll dir seyn verpfändet / Und fettes opffer führen drauff; Ich selbst will einig mich befleissen / Dich gött- und priesterin zu heissen. Dieser Breslauer war Begründer des „galanten Stils“ in der deutschen Barockdichtung. Wegen seiner Bildung wurde er, obwohl er nicht den „alten“ im Rat vertretenen Familien angehörte, zum Breslauer Schöffen gewählt. Dem Rat gehörte er 32 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1679 an. Die Freizügigkeit der Worte, sprachliche Schlüpfrigkeiten, ließen die Nachwelt staunen, als Benjamin Neukirch 1695 etliche dieser Texte postum veröffentlichte. ________________________________ [1] Troud: bes. aus dem getrockneten u. präparierten Fruchtkörper des Zunderschwamms bestehendes, leicht brennbares Material, das zum Feueranzünden verwendet wurde: