Fragen zu Die Erziehung des Menschengeschlechts 1. Lessings Schrift versucht im Streit zwischen Vernunft und Offenbarung, zwischen der Bibelkritik seines Freundes Reimarus[1] und der schriftgläubigen protestantischen Orthodoxie des Hauptpastors Götze zu vermitteln. Mit welchem Argument versucht er die beiden konträren Positionen zu versöhnen? Welche positive Rolle räumt er der Offenbarung ein? Wie relativiert er andererseits die Bedeutung der Offenbarung? 2. Die Wahrheit der Verkündigung im Alten und Neuen Testament bezeichnet er als historisch beschränkt und ersehnt die Zeit des Ewigen Evangeliums. Was meint er damit? 3. Warum bezeichnet Lessing das Alte Testament als Elemantarbücher für das rohe und im Denken ungeübte israelische Volk? Welche antisemitischen Vorurteile[2] scheinen durch seine Argumentation bestätigt zu werden? 4. Lessing schreibt, das rohe Volk sei ungeschickt zu abgezognen Gedanken. Was verstehen Sie darunter? 5. Lessing zählt Vorübungen und Anspielungen auf, die schon im Alten Testament vorkommen, um den ersten Israeliten den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele beizubringen. Welche waren es?[3] 6. Lessing ordnet dem jüdischen Volk einen kleinlichen, schiefen, spitzfindigen Verstand zu; das macht es geheimnisreich, abergläubisch, voll Verachtung gegen alles Faßliche und Leichte. Worauf führt er diese Eigenschaften historisch zurück? 7. Lessing schätzt an den Büchern des Neuen Testaments, sie hätten seit siebzehnhundert Jahren den menschlichen Verstand mehr als alle andere Bücher beschäftiget; mehr als alle andere Bücher erleuchtet Wie schränkt er ihre Bedeutung aber gleich wieder ein? sollte es auch nur das Licht sein, welches der menschliche Verstand selbst hineintrug. 8. Womit vergleicht Lessing die Funktion der geoffenbarten Religion in der Erziehung des Menschengeschlechts, wenn er die Vernunftswahrheiten doch höher schätzt; wenn er die Vernunftwahrheiten als nächstes Ziel sieht? 9. Wenn Lessing von den Schwärmern des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts schreibt, es hätte ihnen ein Strahl dieses neuen ewigen Evangeliums aufgefangen, meint er wohl die Nachfolger von Joachim von Fiori (1145-1202), einem Zistersienser-Mönch, der um etwa 1200 das Ende des Zeitalters des Sohnes und den Beginn des Zeitalters Heiligen Geistes ansetzt. Was wirft er ihnen vor? ________________________________ [1] ab 1774: Fragmente eines Ungenannten: Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes [2] wenigstens vom heutigen Standpunkt aus judenfeindlich [3] Eine Vorübung auf die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, nenne ich z. E. die göttliche Androhung, die Missethat des Vaters an seinen Kindern .................................. zu strafen. Dieß gewöhnte die Väter in Gedanken mit ihren spätesten Nachkommen zu leben, und das Unglück, welches sie über diese Unschuldige gebracht hatten, voraus zu fühlen. §. 45. Eine Anspielung nenne ich, was blos die Neugierde reizen und eine Frage veranlassen sollte. Als die oft vorkommende Redensart, ...................................................................., für sterben.