David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Zeitraum: Freitagmorgen bis Freitagnacht Szene 1, 00:46–1:50 Rolf Rauchensteiner trainiert auf einem Heimrad in seiner Villa und telefoniert. Dr. Schober untersucht RR währenddessen medizinisch. RR am Telefon: Gusti? Hand aufs Herz: Als du damals Haushälterin bei uns warst… hast du da Hepatitis gehabt? Nein, nicht B… die hast du von mir. D! Du würdest mir aber sagen… Nein. Natürlich verstehe ich deine Wut. Ja, in Ordnung. RR zu Schober: Arztgeheimnis. Dr. Schober: Selbstverständlich. Was tut Dr. Schober? RR: Ihr Organmann war äußerst unkooperativ. Dr. Schober: Ich hatte Sie gewarnt. RR: Ja, aber Sie haben doch bestimmt internationale Kontakte zu Organ- händlern. Dr. Schober: Es tut mir leid, seit der Sache in Deutschland geht da gar nichts mehr. Aber ich kann Sie beruhigen: In Ihrem Stadium dauert das mindestens noch ein Jahr. RR: Man soll den Bären erledigen, wann man ihn sieht und nicht erst wenn er vor einem steht. Butler Alfred lässt Brunner ins Zimmer. RR zu Schober: Und? Dr. Schober: Alles in Ordnung. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 2, 1:50–2:53 Liane Rauchensteiner isst im Speisesaal, Dr. Schober tritt ein. Liane hat gute Laune, aber Dr. Schobert sieht müde und sorgenvoll aus. LR: Willst du auch etwas essen? Dr. Schober: Nein, danke. Liane trinkt ein Glas Wein. Dr. Schober <überrascht>: Du trinkst. LR: Ich habe allen Grund dazu. Dr. Schober: Und welchen? LR verärgert: Wenn ich daran denke, dass ich noch ein Jahr warten muss – das ist doch illusorisch, dass er sich keine Leber besorgt. Dr. Schober: Sag mal, hast du eigentlich überhaupt kein schlechtes Gewissen? LR: Du hängst da genauso drin wie ich. Dr. Schober: Ich bin schon viel zu weit gegangen. LR: Dein Plan ist brillant: Er glaubt noch immer, dass er geimpft wurde – dabei es ist umgekehrt: Du hast es ihm injiziert. Dr. Schober: Ich hab kein gutes Gefühl. LR: Bei sowas was hat man nie ein gutes Gefühl – außer man ist ein Psychopath. Willst du wirklich nichts essen? Es ist herrlich. Dr. Schober lächelnd: Nein. Danke, ich muss. LR: Morgen? Dr. Schober: Übermorgen. Morgen muss ich in den Irak. LR : Irak? Dr. Schober: Fällt unter Hausbesuch. LR: Klaus? Sei vorsichtig. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 3, 2:53-3:58 BB spricht mit RR, der weiter auf dem Heimrad trainiert und Brunner nicht zuzuhören scheint. HB: Also, es könnte sein, dass wir zum Glückspielausschuss vorgeladen sind… Bukarest macht Probleme: Die bocken herum wegen der Prozente, und bei den Ostimmobilien, da kracht’s. Anscheinend hamma die Koksbrüder doch a bissl überschätzt. RR : Und meine Leber? HB: Hab ich heut nicht am Plan. RR : Hören Sie, Brunner: Ich kann mich erst dann wieder konzentrieren, wenn das mit der Leber gelöst ist. HB: Schaun’S, Herr Rauchensteiner < erhält plötzlich einen Anruf> – Entschuldigung… Darf i ganz kurz? RR schweigt missbilligend. HB ins Handy, sich von RR abwendend: Hallo, Schatz! Ma, des is total lieb von dir. Essen wär ganz super, ja? I bin aber grad bei einem Termin. Fabios? Sehr lustig. Du, i habe heut eh schon einen Globus verkauft, wenn i no drei schaff, dann geht si sogar a Vorspeis aus. Du, ich muss dann wieder, ja? Bussi, papa. Während HBs Telefonat wirkt RR sehr angespannt. Neue Einstellung: Barbara Brunner betrachtet nach dem Telefonat mit Herwig eine Rechnung über € 1834,00 aus einem Restaurant namens Fabios . David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 4a, 3:58–4:57 Jakob Rauchensteiner und Kerstin sind gerade am Flughafen Schwechat aus Afrika eingetroffen. Kerstin: Das ist kein Flughafen, sondern ein Gehhafen. Jakob: Das hast du meinem Vater zu verdanken – wahrscheinlich hat er für jeden Meter Provision gekriegt. Kerstin: Was ist? Jakob: Mit dem habe ich nicht gerechnet. Max führt die beiden zur Limousine. Max zu Kerstin: Soll ich Ihnen den Koffer wirklich nicht abnehmen? Kerstin: Sie wollen doch nicht verhaftet werden. Jakob: Wenn ich das g’wusst hätt, hättma ein Taxi g’nommen. Max öffnet den Kofferraum. Max: Jakob, ich würd gern mit dir drüber reden. Jakob abweisend: Ich glaub nicht, dass wir noch per du sind. Max versucht, Kerstin beim Verstauen des Gepäcks zu helfen. Dann öffnet er Kerstin die Tür zum Hintersitz. Kerstin: Danke, aber ich bin nicht behindert. Szene 4b, 4:58–05:29 Jakob und Kerstin fahren in der Limousine, chauffiert von Max. Radio in der Limousine: Mit Spannung wird heute der Beginn des parlamentarischen Glückspielausschusses erwartet. Es ist dies der achte Untersuchungsausschuss in drei Jahren, und die Erwartungen sind trotz allem sehr hoch. Trotz alle m, weil keiner der anderen Ausschüsse zu einem tatsächlichen Ergebnis geführt hat. Die Opposition vermutet dahinter ein mafiöses Netzwerk, das ein Großteil der österreichische Elite um… Der Ton bricht ab, als Jakob das Fenster zwischen sich und Max schließt. Kerstin fasst ihn bei der Hand. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 5, 5:30–6:18 Die Limousine fährt in das Anwesen ein. Liane steht vor dem Haupteingang in freudiger Erwartung in einem Spalier von Putzfrauen und Dienstleuten. Jakob steigt aus der Limousine. LR: Jakob! Jakob: Mutter! Beide begrüßen einander mit Wangenküssen, während Kerstin aussteigt und hinzutritt. Jakob zu LR: Das ist Kerstin. LR: Kerstin, die Geliebte? Kerstin: Kerstin, die Hauptfrau. Sie reicht LR die Hand; diese nimmt sie, schaut Kerstin jedoch dabei nicht in die Augen, sondern spricht weiter mit Jakob: Jana wird ganz außer sich sein vor Freude, wenn sie hört, dass du da bist. Liane lässt Kerstins Hand fallen. Jakob: Sie weiß es noch nicht? LR flüsternd zu Jakob: Sie hat schon vierzehn Selbstmordversuche hinter sich, Jakob, vier- zehn. Ihr habt bestimmt Hunger. Ich hoffe, Sie essen Fleisch. Szene 5b, 6:18–7:43 Kerstin und Jakob essen zu Mittag im Speisesaal des Anwesens Rauchensteiner. Liane sitzt zwischen ihnen und stößt freudig mit Jakob mit einem Glas Wein an. Sie will mit Kerstin anstoßen, doch diese greift statt zum Wein- zum Wasserglas. LR zu Kerstin : Sie trinken nicht? Kerstin: Ich kiffe. LR: Ist das nicht illegal? Jakob: Mutter, bitte. LR: Hat man da nicht… Heißhunger? Kerstin: Warum? LR: Weil Sie auch nicht essen. Kerstin: Es schmeckt mir nur nicht. LR: Sehr gut. Nur nichts schlucken, dann bekommt man auch keinen David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Krebs. RR tritt ein; zu LR: So gesehen, besteht bei dir da ja keine Gefahr. Hauptsache, Jakob schmeckt es. Jakob zu Kerstin: Mein Vater. Kerstin: Ah. RR: Wenn man mich näher kennenlernt, bin ich nicht so schlimm, wie mein Sohn behauptet. LR: Wolltest du nicht in die Stadt? RR ignoriert LR und fragt Jakob: Wie lange bleibst du? Jakob: Keine Angst, nur so lang bis du gestorben bist. RR: Das dauert noch lange. Jakob zu LR: Du hast gesagt, es wäre akut. LR: Dein Vater empfindet es auch als akut. RR: Die Sache wird schlecht ausgehen. Es gibt Lebern en masse. Jakob: Na dann, warum pflanzst du dich mich sicherheitshalber gleich mehrere ein? LR: Bitte, das verdirbt unserem Gast doch den Appetit. Kerstin lächelt spöttisch. LR : Ruf jetzt Jana an. RR: Sie ist sehr schwer zu erreichen. Jakob: Bei mir hebt sie eigentlich immer ab. Jakob sieht dabei zum ersten Mal Rolf an. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 6, 7:44–10:34 Tscheppe geht in die Sauna. Draußen von der Sauna steht der Leibwächter des Bürgermeisters, der auf Tscheppe in der Sauna wartet.. Tscheppe: Boah… Bürgermeister schmunzelt: Hitze bringt die Gedanken in Bewegung. Tscheppe: Wieso treffen wir uns hier? Bürgermeister: Mir is es so zwider, die Leut auf Wanzen zu durchsuchen. ’s bringt nur böses Blut. Tscheppe: Was wollen Sie von mir? Bürgermeister: Es geht um’an Rauchensteiner. Tscheppe: Kommt der auch? Von meiner Seite ist zu der Causa alles gesagt. Bürgermeister: Das glauben Sie. Tscheppe konstatiert: Sie wollen mich wieder bedrohen. Bürgermeister: Das wird ned notwendig sein. Ich appelliere an Ihre Vernunft. Tscheppe: Also doch drohen. Bürgermeister: Jetzt hörn’S einmal zu, Tscheppe: Sie wollen doch gestalten und ned ewig in der Organenabteilung herumsiechen, und wie Sie wissen, wird der Finanzstadtrat frei… Tscheppe: Sie wollen den wichtigsten Posten an Grünen geben? Bürgermeister: Natürlich müssten Sie kompatieren. Heutzutag ist das doch eh wurscht, bei welcher Partei man ist. Tscheppe: Aha, Sie wollen mich bestechen. Bürgermeister: I will Ihnen helfen. Tscheppe: Also bestechen . Bürgermeister: Gem’S’ma Ihr Handtuch. Tscheppe: Wieso? Bürgermeister: I will Sie nackert sehn. Tscheppe: Sie? Bürgermeister: San’s ned deppert, gem’S’ma das Handtuch. Tscheppe steht auf, gibt dem Bürgermeister sein Handtuch und setzt sich verschämt wieder hin. Bürgermeister: Sauber. Jetzt hören Sie mir zu: Entweder Sie werden Stadtrat oder Sie sind ein toter Mann. Der Rauchensteiner is ned besonders zimperlich. Tscheppe: Wieso laufen Sie eigentlich so für die Leber vom Rauchensteiner? David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Bürgermeister: Alte Freundschaft. Tscheppe: Man munkelt, dass Sie und der Rauchensteiner ordentlich mitschneiden beim Glückspielverbot. Bürgermeister schmunzelt: Ma munklt viel. Was wolln Sie? Tscheppe: Einsteigen. Bürgermeister: Da schau her! Das ist aber einsweilen eine Nummer zu groß für Sie, Tscheppe. Tscheppe: Wie lange sitzt man für so was im Hef’n? Bürgermeister schmunzelt: Locker, fünf Jahr. Tscheppe: Na, dann gewöhnen Sie sich schon einmal daran. Alles auf Festplatte. Bürgermeister schaut sich irritiert um: Wo steckt die? Tscheppe: Der Sender is in meiner Brille. Soll ich Ihnen das nächste Mal was mitbestellen im Internet? Szene 7, 10:35-12:08 Auf der Dachterrasse von Zenos Wohnung tollen Tanias Hunde im Wasser. Sie und ihr Bruder Raško kommen nach Hause. Man hört, wie sich Zeno im Badezimmer übergibt. Danach tritt er ins Wohnzimmer. Zeno sehr laut: Morgen! Tania zu beiden: Das Glück meines Lebens – mein Bruder Raško. Zeno: Bruder? Raško: Da, da, Bruder. Zeno lacht spöttisch: Sag mal, Schatzi: Bist du dir sicher, dass du mich schon deiner Familie vorstellen willst? Ich mein, nach fünf Jahren. Tania: Du hast Recht. Aber der Raško war in Serbien. Zeno: Aso, na dann… Tania: Und im Gefängnis war er auch. Zeno dreht sich um und sieht Raško an. Sie geben einander die Hand. Zeno: Ich hoffe, es waren nur Kriegsverbrechen? Tania: Geh bitte, Zeno, sei ned so deppert. Raško: Totschlag. Normaler Totschlag. Zeno: A Kavaliersdelikt in Serbien. Was kriegt man da so? David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Raško: Zehn Jahre. Und, wie haben Sie meine Schwester kennengelernt? Zeno: Na, offenbar noch gar nicht. Tania: Zeno, wo ist das Auto? Zeno: Welches Auto? Tania: Dass, das du noch nie verspielt hast. Zeno: Ah, das Auto, ja. Die Scheißdreckbagage. Zeno beugt sich über den Wasserhahn der Küche und trinkt. Tania : Du willst das, was ich hab? Bitte! Raško Unser Vater war Spieler. Zeno: Vater, gibt’s auch noch! Na, da schau. Szene 8, 12:09–12:48 Barbara Brunner will mit ihrer Tochter Maja und dem Baby ihren Mann im Globusgeschäft Mayrhofer besuchen. Das Geschäft ist jedoch geschlossen. An der Tür hängt ein Zettel: „Komme gleich“ mit einer Telefonnummer. Eine Passantin bleibt stehen. Passantin: Na, da brauchen’S gar ned warten – da ist fast nie wer. BB <überrascht>: Aha. Frau: Bitte, wer kauft heut schon Globusse – oder heißt des Globi? Barbara Brunner: Keine Ahnung. Maja: Ist der Papa nicht da? Barbara Brunner: Nein, offensichtlich nicht. Maja: Ich will aber eine Weltkugel haben. Barbara Brunner: Ja, ich weiß, ich sag’s ihm. Maja: Aber er vergisst immer. Barbara Brunner: Das vergisst er ganz sicher nicht. Das versprech ich dir. Und weißt du, was wir jetzt machen? Du kriegst jetzt drei Kugeln Eis statt einer Kugel. Maja: Und morgen die Weltkugel. Barbara Brunner: Und morgen die Weltkugel. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 9 (1. Teil), 12:48–13:38 Kerstin sitzt in einer Halle in einem Oldtimer-Wagen in Rauchensteiners Anwesen. Rolf Rauchensteiner tritt auf dem Stockwerk über ihr ein und blickt auf sie hinunter. RR : Was machen Sie da? Kerstin ruhig: Kiffen, warum? RR : Nicht in diesem Wagen. Kerstin: Wieso? RR: Das Auto war ein persönliches Geschenk des Führers. Haben Sie überhaupt kein Feingefühl?! Kerstin: Wie bitte? RR: Mein Vater hat geglaubt, dass dieser Wagen eine spezielle Energie hat. Kerstin: Ja, da vergeht einem sogar das Rauchen. RR: Man kann von Hitler halten, was man will, aber er hatte einfach mehr Energie als die Anderen. Das ist das Wesen des Alphatiers: die Energie und die Realitäten erkennen. Was Sie da rauchen, bewirkt genau das Gegenteil. Kerstin: Ja, das auch der Sinn der Sache: Zuviel Alpha in mir. Szene 10, 13:39–14:16 Der Bürgermeister kommt nach Hause und setzt sich an den Esstisch. Eine junge Frau mit einer Perücke serviert ihm Essen aus der Küche und wartet darauf, ob es ihm schmeckt. Bürgermeister : Die Martina hat mehr g’solzn. Die Frau nimmt den Teller und geht zurück in die Küche. Der Bürgermeister trinkt auf einen Schlag sein Bierseidl leer. Szene 9 (2. Teil), 14:16-15:26 Rolf Rauchensteiner und Kerstin sitzen zusammen im Führer-Wagen. Sie raucht. RR: Nicht dass Sie mich falsch verstehen, aber meine Mutter war Jüdin. Kerstin: Ihr Vater wohl eher nicht. RR: Nein, aber er hat ihr zur Flucht nach Israel verholfen. Kerstin : Oh, wie großzügig! RR: Er war ein Arschloch, das mit Gas reich geworden ist. Wenigstens hat er niemand auf dem Gewissen. Also, eigenhändig. Wir hatten ein schwieriges Verhältnis: David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Ich habe die Fabrik verkauft – gegen seinen Willen. Und heute denkt mein Sohn über mich das Gleiche, was ich über meinen Vater gedacht habe. Kerstin: Warum erzählen Sie mir das? RR neigt sich Kerstin zu: Weil ich nicht will, dass er so endet wie ich. Kerstin neigt sich RR zu: Ich glaube, da besteht keine Gefahr. RR nähert sich ihr weiter an wie zu einem Kuss, als sein Telefon plötzlich klingelt. RR: ’tschuldigung. RR ins Telefon: Kralicek? Kralicek: Ich glaub, ich hab ihn gefunden. Ist er das? Kralicek steht im Wald auf den Feldweg und zeigt RR den joggenden Tscheppe über ein VideoTelefon. Tscheppe joggt vorbei ohne Kralicek zu beachten. RR betrachtet das Live-Video auf seinem Telefon: Ja, das ist er. Kralicek: Dann weiß ich, was ich zu tun hab. Betrachten Sie die Angelegenheit als erledigt. RR: Danke. Szene 11, 15:26–18:13 Kralicek legt auf und verfolgt den joggenden Tscheppe über Wald und Wiese. Tscheppe: Na? Kennen wir uns? Kralicek geht schnell neben Tscheppe her, ringt nach Atem und kann deshalb nicht antworten. Tscheppe: Ah, verstehe. Sie kommen um mir zu drohen. Kralicek keucht und sagt immer noch nichts. Tscheppe: Ham Sie an Schlaganfall g’habt? Kralicek keucht nur. Tscheppe: Gut, dann schauma mal, wer das länger durchhalt. Tscheppe beschleunigt das Tempo, Kralicek kommt ihm nicht nach und tritt deshalb von hinten gegen Tscheppes Schienbein. Tscheppe stürzt, rollt aber ab und steht in Kampfpose wieder auf. Tscheppe empört: San Sie deppert? Auch Kralicek nimmt eine Kampfpose ein und geht auf Tscheppe zu. Dieser weicht vor Kralicek zurück. Kralicek: Bleib stehn, du feige Sau! Verlangsamte Aufnahme: Kralicek und Tscheppe kämpfen miteinander. Kralicek wirkt stärker, David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ kann sich aber gegen Tscheppe nicht durchsetzen. Diesem gelingt es schließlich, Kralicek zu Boden zu werfen. Dieser steht auf, zieht seine Waffe aus der Weste und richtet sie auf Tscheppe. Tscheppe: Jetzt wird’s billig. Wenn Sie glauben, dass des irgendwas ändert, dann irren Sie sich aber. Kralicek nach Atem ringend: Tscheppe… es gibt Menschen, die ersetzen, und andere, die werden ersetzt. Und der, der sitzt, der macht dann das, was der Rauchensteiner will. Haben Sie das verstanden? Tscheppe : Nicht ganz. Aber reden Sie nur frei von der Leber weg – geht alles auf die Festplatte <… und zieht seine Waffe>. Wenn Sie jetzt abdrücken, können’S direkt den Reisebus in Hef’n bestellen. Kralicek: Du bist a festes Arschloch. Tscheppe lächelnd: Das is die Aufregung, ich nehm’s nicht persönlich. Also, dann! Tscheppe eilt fort und lässt Kralicek stehen. Dieser ist zu erschöpft und bleibt zurück. Kralicek ruft Tscheppe nach: Hee, Hee! Scheißdreck… Szene 12, 18:13–19:30 Tania füttert ihre Hunde auf der Dachterrasse. Sie tritt in die Wohnung, in der Zeno Zeitung liest und Schnaps trinkt. Zeno: Warum kann eigentlich nicht dein Bruder auf die Viecher aufpassen? Tania: Weil er Gast ist? Zeno: Gast is gut – Gast is kurz. Ferry tritt ein: Hallo… Die Tür geht dabei sehr laut auf und fällt laut ins Schluss. Zeno : Ah, bitte, kannst du klopfen vorher?! Ferry: Soll i’n Schlüssel wieder abgeben? Zeno: Naa, nur klopfen. Die Viecher essen grad. Ferry : Essen? Ich habe gesagt, dass ich – als das Alphatier – dem Rudel das Futter gebe. Und wenn ich eine Ansage mache, dann hat das einen Sinn. Wie soll ich hier meine Arbeit machen, wenn ich ständig sabotiert werde? Das kostet mich zwei Stunden. Zwei! Stunden! Zeno: Wir kommen eh ned vor Mitternacht. Versprochen. Tania: Es tut mir leid, Ferry. Das war meine Schuld. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Aber sie haben schon so an Hunger g’habt. Ferry besänftigt: Okay, passt schon. Zeno äfft Ferry spöttisch für sich selbst nach: Okay, passt. Raško kommt ohne zu klopfen herein. Zeno aufgeregt: Bah, kann da irgendwer klopfen, bitte?! Raško wirft die Tür besonders laut ins Schloss. Tania: Ferry, das ist mein Bruder Raško. Ferry: Der Raško. Tania: Der kann übrigens sehr gut mit Hunden. Ferry : Ja, sicher! Zeno: I wart unten. Szene 13, 19:31–20:16 Brandner ist bei Jana zuhause. Diese schaukelt in einer großen Glaskugel. Brandner: Und ich kann sicher so gehen? Jana ohne ihn anzusehen: Ja, sicher. Brandner: Soll ich wirklich mitkommen? Jana: Nein. Brandner: Ja, was fragst mich dann? Jana: Du hast mich gefragt. Brandner: Weil ich mir Sorgen mach. Jana: Du hältst dich still und machst ausschließlich, was ich dir sag. Brandner : Ich bin gern dein Freund. Jana: Ja, das ist aber nur für heute Abend, verstanden? Brandner schweigt unentschlossen. Jana: Also: Wie geht dein Sprüchlein? Brandner: Ah, geh bitte… Jana: Sag’s. Brandner : Wir haben uns im Swingerclub kennengelernt und es war Liebe auf den ersten Fick. Jana klatscht vergnügt: Sehr brav. Martin: Das klingt doch total pubertär. Jana: Eher auswendig gelernt. Und keine Hoffnungen… David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 14, 20:17-21:15 Herwig Brunner steht mit einem Hausdiener und zwei Zofen vor dem Anwesen Rauchensteiner und telefoniert mit seiner Frau. Der Hausdiener wartet mit einem Regenschirm auf die eintreffenden Gäste. BB ist währenddessen geht mit einem Glas und einer Flasche Wein in ihren Garten, darüber heiterer Himmel. HB: Hallo! BB: Hallo. HB: Alles gut? BB: Ja, die Mika hat gespieben, aber jetzt schlaft sie. HB: Gut. Währenddessen treffen Zeno und Tania am Anwesen ein. BB: Findst? HB: Na, natürlich ned – dass sie schlaft, moan i. BB: Na ja. Wir können ned immer schlofen. HB: Wos hoast des jetz schon wieder? BB: Eh nix. HB : Barbara, bitte… i kann jetzt ned streiten, ja? Brandner und Jana treffen währenddessen mit einem Taxi am Anwesen ein. BB: Kann, ja. HB: ’s wird spät heut, ja? BB : Muast no an Globus verkaufen? HB: Na, i sitz im Gschäft und mach die depperte Buchhaltung. BB : Muast no die Rechnungen schreiben von den vielen Globusen, die’st jeden Tag verkaufst… HB während er Kralicek begrüßt: Die Globen zahlen uns die Miete. BB: Ja, eh. Eh… HB: Soll i draußen schlafen? BB: Puh, du… wie du magst, die Kinder schlafen wahrscheinlich im Bett. HB : Dann is’wahrscheinlich g’scheiter. BB: Ja, wahrscheinlich. HB: Schlaf gut. BB : Schlafen, ja. Eh. Guad. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 15, 21:16-25:05 Liane, Zeno, Tania, Jana, Brandner und Kralicek sind zusammen im Wohnzimmer der Familie Rauchensteiner. Kralicek untersucht die Möbel und auf etwaige Abhörgeräte. Zeno: Trinken’S was, Kralicek. Das beruhigt die Nerven. Kralicek: Ich trinke nicht, wenn ich im Dienst bin. LR: Aber Sie sind nicht im Dienst. Kralicek: Ich bin immer im Dienst, Frau Rauchensteiner. LR : Was für ein Leben! Kralicek: Eines, das auch Ihres beschützt. Tania: Danke, aber ich brauch keinen Schutz. Kralicek: Das kann nur jemand sagen, der den Krieg nicht kennt. Zeno: Kralicek… meine Frau is Serbin. Kralicek : Ein Mann, der im Krieg war, verlässt niemals den Krieg. Tania : So ein Bullshit. Kralicek scheint nicht zu verstehen. Tania : Sie sprechen kein Serbisch. LR zu Jakob: Sehr gut, wir sind gerade bei Kriegsgebieten. Wohin verschlägt es euch als nächstes? Jakob: Wir sind ja keine Katastrophentouristen, Mutter. LR: Wie nennt man das, was ihr seid? Jakob: Linkslinke Gutmenschen. Kerstin: Sie müssen Jana sein. Kerstin, die Lebensgefährtin. Jana, Kerstins Hand ignorierend: Ich sag immer: Lebensabschnittspartner. Kerstin: Ich glaube nicht an Trennung. Jana wendet sich zu Jakob: Hallo, Jakob. Jakob : Jana. LR zu Jakob und Jana: Wollt ihr euch nicht umarmen? Tania: Mit Körperlichkeiten hat man’s doch nicht so in dieser Familie, oder? Zeno: Naja, i schlaf ned lieber mit den Hunden. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Tania: Nicht mit den Hunden, Zeno, sondern bei den Hunden. Das is a zarter, aber feiner Unterschied. LR: Kralicek, waren Sie nie verheiratet? Kralicek: Nein, Frau Rauchensteiner. LR: Ha! Sie Glücklicher. Jana auf Brandner zeigend, als wäre dieser ein Statussymbol: Das ist übrigens Martin, mein Freund. LR zu Brandner: Oh, Sie sind mir gar nicht aufgefallen. Ich bin die Mutter. Tania: Wie lange seid ihr zwei schon…? Jana: Ja, das ist schwer zu sagen, aber gefickt haben wir natürlich vorher schon. Brandner: Ja… äh, im Swingerklub. LR schmunzelnd: Sehr schön. Ich glaub natürlich kein Wort. Rolf Rauchensteiner tritt plötzlich ins Zimmer. Alle außer Zeno erheben sich und stehen Spalier. RR tritt in ihre Mitte und setzt sich. RR: Was wir zu Weihnachten nicht schaffen… gelingt im Todesfall. Alle warten schweigend. RR: Bitte, setzt euch. Jana: Das ist übrigens Martin, den hab ich im Swingerklub kennengelernt. RR: Ja, dann brauch ich mir seinen Namen ja nicht zu merken. So… Alfred bringt RR ein Getränk, das dieser annimmt. Zeno: Also, wir sind gespannt. RR : Auf was? Zeno : Warum wir schon wieder antanzen müssen. Herwig Brunner tritt plötzlich ein und an RR heran: ’tschuldigung, i hab no telefoniert. Liechtenstein bleibt brav und liefert nicht aus. RR: Setzen Sie sich, Brunner. Herwig Brunner: Gerne. Verzeihung. Er geht weiter zum Kamin, an dem Liane lehnt, und geht dort in die Hocke. RR zu allen: Also, ihr Lieben. Ich habe euch hierhergebeten – Zeno: – befohlen – RR : – selbst am Totenbett lässt er einen nicht ausreden. Tania: Ich kenn das. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ LR: Daran müssen Sie sich gewöhnen. Jakob: Niemand hört niemandem zu, wie immer. Tania: Entschuldigung, wird das so eine Art Familienaufstellung? LR: Lasst euren Vater aussprechen. Jana: Aber es ist doch sowieso klar, was er sagen will. LR : Ach, und was? Jana: Na, dass derjenige sein Geld bekommt, der ihm eine Leber organisiert, was sonst. LR zu RR: Ist das wahr? RR: Im Wesentlichen, ja. Zeno schlägt mit der Hand auf das Sofa. Zeno zu RR: Gilt das für alle hier, oder nur für die Familie? LR zu Zeno: Warum fragst du das? Zeno zu LR: Na ja, weil’s um unser Erbe geht. RR zu Zeno: Es gilt für alle. Zeno droht RR mit dem Zeigefinger: Dann werd ich mit meinem Anwalt reden. Tania: Zeno, bitte. Zeno: Entschuldige, stell dir mal vor, am Ende kriegst alles du? Tania: Ja, da wär’s auch besser aufgehoben als bei dir. Zeno: Ah, ja. Natürlich, ja. LR: Ich finde es unfair. Wie komme ich an eine Leber? Kerstin: Alle haben die gleichen Chancen. Es sind halt nur nicht alle gleich. LR : Ist das jetzt sozialistisch oder kapitalistisch gemeint?! Zeno auf Brandner zeigend: Und was ist mit ihm? Jana: Na, er bekommt natürlich nichts. Kralicek zu RR: Ich möchte Ihnen versichern, dass ich keinerlei Interesse am Besitz der Familie Rauchensteiner habe, aber ich werde alles Menschenmögliche unternehmen, damit Sie Ihre Leber bekommen. Zeno klatscht spöttisch: Bravo, danke, Kralicek, danke! Bravo, Kralicek! Brandner: Also, i wüsst überhaupt ned, wo i eine Leber herkriegen soll… RR zu allen: Also, dann ist ja alles gesagt. Gute Nacht. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 16, 25:06-26:55 Zeno steht rauchend auf dem Balkon des Anwesens und blickt in den dunklen Garten. LR tritt zu ihm: Er meint es ernst. Zeno: Sowieso. LR: Wie kommen wir an eine Leber? Zeno: Wieso wir? LR: Es macht doch keinen Sinn, wenn wir jetzt alle gegeneinander arbeiten. Wir müssen an einem Strang ziehen, für deinen Vater. Zeno : Sehr gut. Jetzt kriegst du richtig Schiss, oder? LR : Zeno… Zeno: Ich kann dich beruhigen, damit kommt er nicht durch. LR: Wenn ich etwas über deinen Vater weiß, dann, dass er mit allem durchkommt. Zeno: Damit nicht. Und wenn ich an die Öffentlichkeit gehe… LR : Benimm dich nicht wie ein dummer Emporkömmling. Zeno : Hör auf mir zu sagen, was ich zu tun hab! LR: Die Öffentlichkeit ist etwas für Bauern. Es ist jetzt kein guter Zeitpunkt für einen Streit. Denk dran, dass wir aus einem Holz geschnitzt sind. Zeno, wir sollten zusammenhalten. Zeno: Wir sind verwandt. LR: Nur seelisch – zum Glück. Ich vermisse dich. Sie küsst ihn auf seine Brust Zeno: Liane, du bist eine tolle Frau und Mutter – LR : – hör endlich auf mit diesem sentimentalen Dreck! Versprich mir, dass du nichts ohne mich unternimmst. Wir sind Verbündete in dieser Sache. Versprich mir es. Liane küsst Zeno leidenschaftlich, wobei dieser sich unwohl zu fühlen scheint. LR zwischen den Küssen: Wenn… dein Vater… je… von unserem Intermezzo etwas erfährt, gehen wir beide leer aus… Zeno: Warum sollt’er? LR ihn weiterküssend: Eben – warum sollte er… Zeno wendet sich mit einem Ruck von ihr fort und lässt LR stehen. Liane wirft sich theatralisch über die Balustrade. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 17, 26:56-30:25 Jana und Brandner betrachten draußen an der Koppel die Pferde. Brandner: Und die gehören alle dir? Jana: Diese Tiere gehören demjenigen, der sie reiten kann. Das gilt im übrigen für alle Tiere. Brandner: Ich bin aber kein Tier. Jana: Wir sind alle Tiere. Brandner: Wer reitet dann wen? Jana: Du… bist ein Fohlen. Lass dich nicht mit meinem Vater ein. Brandner: Warum hast du mich mitgenommen? Jana: Damit du begreifst, dass ich nichts für dich bin. Brandner: Ich bin dein Freund. Dein Geld ist mir egal. Jana: Niemandem ist das Geld egal – schon gar nicht meinen Freunden. Deshalb hab ich auch keine. Beide drehen sich um zu Jakob, der plötzlich auftritt. Jakob zu Jana: Ich hab mir gedacht, dass ich dich hier finde. Können Sie mit Pferden umgehen? Brandner: Ähm, naja, die Frage ist eher, ob sie mit mir umgehen können. Jakob: Es sind stumpfe, hinterhältige Viecher, die nur durch ihre Größe beeindrucken. Jana: Jakob ist Vegetarier. Brandner: Ach… aus ethischen Gründen, oder – Jakob: Nein, mir graust einfach von Tieren. Brandner : Auch wenn sie tot sind? Jakob: Vor allem, wenn sie tot sind. Jakob und Jana sind mit Blicken so aufeinander fixiert, dass Brandner verlegen wird. Brandner: Ja, ich werd dann besser… ich gehör ja zu den Leuten, die leider morgen arbeiten müssen. Jakob zu Brandner: Sie Ärmster. Brandner zu Jana: Kommst du mit, oder…? Jana : Nein. Brandner: Tja, dann… ich meld mich, ja? David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Jana zu Martin, ohne diesen zu beachten: M-hm. Martin tritt ab, ohne dass ihn jemand beachtet. Jakob und Jana lösen ihre Blicke voneinander. Jana, sich von Jakob abwendend: Das steht dir nicht. Jakob: Was? Jana: Wenn du mit Menschen wie Scheiße behandelst. Jakob: Ist er dein Liebhaber? Jana: Eifersucht steht dir auch nicht. Jakob: Ich bin nicht eifersüchtig. Jana: Nein, natürlich nicht. Jakob: Hat er dich in den Arsch gefickt? Jana, Jakob fixierend: Er hat mich überhaupt nirgendswohin gefickt. Mein Arsch gehört dir. Das weißt du. Warum bist du gegangen? Jakob: Es ging nicht anders. Jana: Geh bitte, vom Arschficken ist noch keine schwanger geworden. Jakob: Darum geht’s nicht. Jana: Doch, genau darum geht’s. Jakob: Man kann nicht sein Leben lang anal verkehren. Jana: Ich schon. Jakob: Ich nicht. Jana: Er hat dich gezwungen. Jakob: Jana, du musst aufhören dich ständig umzubringen. Das ist unter deiner Würde. Jana: Du bist genauso wie er. Jakob: Du weißt, dass das nicht stimmt. Jana: Doch. Ich kann’s sehen. Früher dachte ich: Zeno, aber… du bist es. Jakob: Ich muss dir was sagen, es ist wichtig. Jana: Warum bist du zurückgekommen? Kerstin tritt plötzlich dazu: Das würde mich auch interessieren. Man hat das Gefühl, diese Tiere brauchen keinen Schlaf. Jana: Die schlafen im Stehen. Kerstin zu Jakob: Dein Vater will dich sprechen. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Jakob: Bist du neuerdings seine Depesche? Jana lacht amüsiert. Kerstin: Ich finde, ihr solltet miteinander reden. Jakob: Hat er dich so beeindruckt? Kerstin zündet sich einen Joint ein. Kerstin: Er ist auch nur ein Mensch. Jakob: Das war Hitler auch. Kerstin bietet Jana den Joint an. Jana: Nein danke, ich nehm Tabletten. Kerstin: Diese Familie sollte definitiv mehr kiffen. Szene 18, 30:26–31:59 Kralicek und Herwig Brunner treffen sich draußen vor dem Anwesen. Brunner raucht. Kralicek: Brunner. HB: Danke, Kralicek. Kralicek: Wofür? HB: Es war wichtig, dass Sie heut da waren. Kralicek : Ich dachte, Sie gehen. HB: I bleib no. Kralicek: Aha… Martin tritt aus der Tür: Auf Wiederschaun. HB: Wiedersehn. Martin fährt in einem Taxi ab. HB bietet Kralicek eine Zigarette an. Kralicek: Naa, danke. Mein Beruf is gefährlich genug. HB wirkt nachdenklich. Kralicek mustert ihn: Probleme? HB: Ungelöste Situationen. Kralicek: Aha, private Probleme. HB: I kann das sehr gut trennen, Kralicek. Kralicek: Ich glaube, das is Ihr Problem. HB: Versuchen Sie grad Freundschaft zu schließen? Kralicek seufzend: Naa… ich habe keine Freunde. Nur Kameraden. HB: I bin Pazifist, es tut mir wahnsinnig leid. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Kralicek: Es gibt auch keine Pazifisten. Nur Menschen ohne Waffen. HB: Verschonen’S mich mit dem Samurai-Gaga, ja? Kralicek: Keine Angst, ich werd ihm die Leber schon besorgen. HB: Mit dem Geld können S’ja dann endlich Ihr Privatarmee gründen. Kralicek: Geld hat mich nie interessiert, Geld macht weich. Sie sind ein guter Mensch, Brunner – obwohl Sie so ein Arschloch sind. Brunner schmunzelt. Szene 19, 32:00–33:09 Tania und Zeno kommen spät nach Hause in eine unerwartet stille Wohnung. Tania: Bitte sehr. <öffnet Zeno die Tür> Zeno: Was is, wo san die Viecher? Tania laut rufend: Ferry?! Zeno: Vielleicht hat dein Bruder alle vergift’. Tania: Geh bitte, hör auf. Du wirst ihm noch sehr dankbar sein. Zeno: Wofür, dass er si endlich schleicht? Tania erblickt ihre Hunde draußen auf der Terrasse. Tania: Ja, Puppilies! Ja, hallo! Ja, da ist die Mami! Wer hat euch denn rausgesperrt? Ja, hallo, Schatzi… Zeno: Rührend. Raško und Ferry liegen draußen auf Liegenstühlen. Ferry schläft; Raško steht auf und tritt an Tania heran. Raško: Der Typ hat keine Ahnung von Hunde. Er will von diese Pitbulls Katze machen. Idiot. Ich habe mir Gedanken gemacht. Tania : Ich auch. Reden wir, wenn alle weg sind. Raško : Der schläft. Verträgt keinen Schnaps. Was ist mit deinem Spender? Tania: Zeno? Der wartet bis wir schlafen, um dann noch ein bisschen Geld zu verspielen, stimmt’s? Zeno: Warum warten – guade Nacht! David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 20, 33:09–35:12 Rolf sitzt in einem Sessel in seinem Kaminzimmer. Jakob tritt ein. RR: Mein linker, linker Platz ist leer, da wünsch ich mir den Jakob her. Jakob bleibt in der Tür stehen: Ist das die fatalistische Heiterkeit des Todgeweihten? RR: Leider ist diese Familie gegen gute Laune immun. Jakob schließt die Tür: Man misstraut deiner Fröhlichkeit, weil sie meistens mit einem Geschäft zu tun hat. RR: Du warst schon immer mein Klügster. Bitte setz dich. Jakob setzt sich nicht. Jakob: Falls es um Jana geht, ich lasse mich nicht länger erpressen. RR: Du wirst doch einsehen, dass ein Vater nicht zusieht, wenn sich die eigenen Kinder ins Unglück stürzen. Jakob: Liebe ist kein Unglück, aber davon verstehst du nichts. RR: Genau! Und zu Weihnachten tätscheln wir eure behinderten Kindern und tun so, als wenn nichts wäre. Das ist doch Wahnsinn! Von Moral gar nicht zu sprechen. Jakob: Moral – sehr lustig. Wir haben immer aufgepasst wegen Kinder. RR: Bitte, keine Details. Jakob: Ich habe Jana alles erzählt. RR: Und was heißt das? Jakob: Dass ich nicht mehr erpressbar bin, du kannst Max also entlassen. RR: Er ist loyal. Es gibt keinen Grund. Jakob: Ich werde mich der Sache stellen. RR : Öffentlich? Jakob: Wenn es sein muss. RR: Ich bin beeindruckt von deiner Schlichtheit, wirklich. Jakob: Hör auf damit, ich bin nicht wie du. RR: Doch, das bist du – was aber nicht heißt, dass du so endest wie ich. Jakob: Deine billige Gebrauchsphilosophie widert mich an. RR: Weißt du, Jakob: Ich versuche nicht die Welt schlechter zu machen, als sie ist. Jakob: Aber auch nicht besser. RR: Ich bin Realist. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Jakob: Deine Realität ist nicht meine. RR: Dann musst du sie ändern. Jakob: Du glaubst noch immer, dass ich dein Nachfolger werde. RR: Ich bin sicher. Ich muss nur warten. Jakob: So viel Zeit hast du nicht. Gute Nacht. RR: Jakob? Warum wünschst du dir meinen Tod? Jakob: Ich wünsch mir nicht deinen Tod – ich wünsch mir nur, es hätte dich nie gegeben. RR wirkt traurig. Szene 21, 35:12–35:46 Tania und Raško besprechen sich auf der Terrasse, während Ferry schläft. Raško : Also, sprich. Tania: Wir können alles haben. Ich meine, das ganze Vermögen. Raško : Also, was ist der Plan? Tania: Du besorgst eine Leber. Raško: Wer is so blöd und geben mir seine Leber? Tania : Stell dich doch nicht so an. Du kennst doch sicher jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt… hm? Raško: Pscht. Muss denken. Szene 22, 35:46–36:13 Zeno und Stranski sitzen im Dark Duck Club. Stranski telefoniert, Zeno raucht. Mario ins Handy: Ja, ja… okay, ja… ja… gut. Mario zu Zeno: Der Commander sagt, du sollst wiederkommen, wann’s wirklich um was geht. Zeno : Aha… David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 23, 36:14–36:50 HB wird in der Limousine nach Hause gefahren. Er sitzt hinten und weit, Max lenkt. Sie halten vor dem Hernalser-Haus. HB unter Tränen, lallend: Max, bringen’S mir morgen bitte an frischen Anzug mit? Max: Sie, passen’S auf, dass Sie mit dem Radl niemand aufhalt. Die türkischen Polizisten reagieren auf Alkohol ziemlich unentspannt. Herwig Brunner lallend: Geh, Blödsinn – die saufen doch selber wie die Löcher. <überlegt kurz> Wissen’S was? Bringen’S mi haam. Max: Okay. Sie fahren ab. Szene 24, 36:50–37:33 Collage: Es ist Nacht, im Hintergrund spielt Klavier. Einstellung 1: Liane ist im Badezimmer und malt mit ihrem Lippenstift auf den Spiegel, dabei macht sie Grimassen. Einstellung 2: Jana sitzt draußen bewegungslos auf einem Pferd. Einstellung 3: Rolf sitzt allein in dem von Hitler geschenkten Wagen. Einstellung 4: Der Bürgermeister ist zu Hause. Eine junge Frau kniet vor ihm und befriedigt ihn oral. Er weint und beobachtet das Bild von der gestorbenen Ehefrau. Einstellung 5: Kerstin beobachtet Jakob heimlich beim Tennisspielen. Auf den Tennisplatz tritt Max, um mit Jakob zu sprechen, aber dieser schießt auf ihn mit Tennisbällen. Szene 25a, 37:33–38:06 Kralicek durchsucht mit einer Gang Tscheppes Wohnung, während ein Hacker auf Kraliceks Befehl Tscheppes Computer durchsucht. Kralicek zum Hacker: Und? Hacker : So ein Trottel. Der nimmt heut no sei Geburtsdatum als Passwort. Kralicek: Tschau, Tscheppe. Hacker: Alle Aufnahmen löschen? Kralicek: Ja. Aber spiel’s vorher da drauf, sicherheitshalber. So meine Herren, bitte! David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 24, 38:06-39:00 Rolf sitzt im Führer-Wagen und sinnt nach. Da kommt Kerstin mit einem Joint. Kerstin: Sie warten auf mich? RR: Nein. Ich tanke nur Energie. Einstellung 24b: Der Bürgermeister schläft auf seinen Esstisch, neben ihm Geldscheine. Die junge Frau legt ihre Perücke ab, nimmt das Geld und verlässt die Wohnung. Einstellung 24f: Ferry wacht mit einem Kater beim Swimmingpool auf Zenos Dachterrasse auf. Er sieht sich verwirrt um und kühlt schließlich seinen Kopf, indem er ihn ins Wasser taucht. Szene 26, 39:00–40:51 Herwig Brunner kommt in der Nacht nach Hause und legt sich auf das Sofa. Er schläft ein. Seine Frau Barbara tritt aus dem Schlaf- ins Wohnzimmer. Barbara Brunner: Früher bist no ins Zimmer ’gangen, und hast g’schaut, ob die Kinder zuadeckt san. Früher bist aa no vor uns aufg’standn und Frühstück holen ’gangen… dann hast die Kinder aufg’weckt und hast g’sungen, wie das Wetter draußen is. Dann hast die Kinder anzogen, i hab’s in Kindergarten ’bracht… manchmal hamma dann midanand gschlofn, wann alle aus’m Haus warn. Früher. Das is no gar ned so lang her. I war heute beim Geschäft vom Mayrhofer. Da wer’n scho ganz lang keine Globen mehr verkauft. Ich frag di jetz ned, wo du die ganze Zeit bist. Du kannst dir ja bis morgen überlegen, obstma vielleicht die Wahrheit sagst, oder obstda irgend a super Gschichtl ausdenkst. Schlaf guad. BB tritt ab, HB liegt unbewegt. Szene 25b, 40:52–42:57 Tscheppe kommt in der Nacht mit dem Fahrrad nach Hause. Er bemerkt schon vor der Tür, dass etwas nicht stimmt. Er öffnet die Tür, und sieht viele Männer mit Angela-Merkel-Masken auf ihn warten. Ein Gangster zielt mit einer Waffe auf ihn und weist ihn stumm an, sich auf einen Stuhl zu setzen. Tscheppe setzt sich und wird von zwei Maskierten gefesselt. Tscheppe seufzt genervt: Glauben Sie wirklich, dass ich Sie nicht erkenne? David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Ein Maskierter tritt an Tscheppe heran und würgt ihn von hinten. Gangster: Wo ist das Backup? Tscheppe würgend: Es gibt kein Backup. Gangster: Ja, genau. Wo? Wo ist das Backup? Wo ist das Backup? Der Würger hört auf ein Signal von Kralicek mit dem Würgen auf. Tscheppe stöhnt, hustet und ringt nach Luft. Ein Gangster nimmt Tscheppe dessen Brille ab. Dieser scheint sich plötzlich sehr unwohl zu fühlen, weil ohne Brille fast nichts zu sehen. Tscheppe: Ihr könnts mi so viel foltern, wie ihr wollts. Kralicek tritt an Tscheppe heran: Wir haben ja gar keine Zeit zu foltern. Vitriol! Tscheppe: Vitriol? Kralicek: Ja. Macht sofort blind. Man hört einen Flaschenverschluss klicken. Tscheppe: Stop! Szene 27, 42:57–43:20 Kralicek telefoniert mit Severin Sonnborn. Kralicek: Sonnborn, wegen deinem Angebot mit der Leber aus Afghanistan… SS: Dreihunderttausend. Kralicek: S’letzte Mal warn’s zweihundertfünfzigtausend. SS: Dreihundertfünfzigtausend. Das letzte Mal warst du nicht so desparat. Kralicek: Desparat, ha? SS: Vierhunderttausend. Kralicek: Stop, stop, stop. Ich nehm die Leber für vierhunderttausend. SS: Eine Million. Kralicek : Was? SS kichernd: Das war ein Scherz. Vierhunderttausend, und die Leber gehört dir. Kralicek: Wann kannst du liefern? SS: In 48 Stunden. Kralicek: Passt. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ Szene 28, 43:20–44:53 Dr. Schober versorgt im Irak einen vermutlich schwerkranken Patienten, als sein Telefon klingelt. Dr. Schober ins Telefon flüsternd: Liane, es ist grad wirklich schlecht. LR, die zuhause in ihrem Bett liegt: Bei dir ist es immer schlecht. Zumindest, wenn ich anrufe. Dr. Schober: Ich bin im Irak. LR: Darf man dort nicht telefonieren? Dr. Schober: Ich hoffe, es ist was Dringendes, oder willst du dich nur streiten? LR: Redest du mit deiner Frau auch so? Dr. Schober: Meine Frau ruft seltener an als du. LR: Willst du damit sagen, dass ich dir auf die Nerven gehe? Dr. Schober: Nein, nur dass es grad schlecht ist. Egal. Was gibt’s? LR: Rolf hat heute ein Familientreffen einberufen. Dr. Schober: Na, das ist normal, wenn man stirbt. LR: Er hat gesagt, dass derjenige das ganze Vermögen bekommt, der ihm eine neue Leber verschafft. Dr. Schober: Ich hab dir schon hundertmal gesagt, es gibt keine Möglichkeit. LR: Du verstehst mich nicht. Ich will nicht, dass du ihm eine besorgst – ich will, dass du sein Sterben beschleunigst. Dr. Schober: Deine Kaltblütigkeit macht mir Angst. LR: Und diese Angst macht dich geil. Dr. Schober, nach kurzem Überlegen: Und was hab ich davon? LR: Hast du das Gefühl, du kommst zu kurz? Dr. Schober schweigt. LR: Du bekommst die Hälfte. Dr. Schober: Wie garantierst du mir das? LR schnippt mit den Fingern: Handschlag. Dr. Schober: Vergiss es. Liane, mach das selber, ich will damit nicht zu tun haben. LR: Ich habe nicht Medizin studiert – wie soll ich jemanden umbringen?! Dr. Schober: In seiner Situation reicht ein Schmerzmittel. David Schalko: „Altes Geld“ (2015) – Transkriptum zu Folge 2: „Alpha“ LR : Was? Dr. Schober: Seine Leber ist so angegriffen, dass ihn vermutlich ein stinknormales Schmerzmittel umbringen wird. LR: Was heißt umbringen? Dr. Schober mit zittriger Stimme: 48 Stunden, höchstens 72. LR : Perfekt.