Altes Geld, Folge 6: „Der Mensch im Tier“ – Transkriptum: Otto Schnelzer Zeitraum: Mittwochmorgen bis ? Szene 1, 00:45–01:34 Handlung? Szene 2, 01:35–02:24 Jakob wacht aus einem Alptraum in einem Bett im Krankenhaus auf. Neben ihm sitzt Jana. Jakob: Kerstin? Jana: Alles gut, Jakob. Sie ist nicht da. Jakob: Bin ich gelegen? Jana: Du hast dich nur hingelegt und Dr. Schober war so freundlich und hat dafür einen Patienten rausgeschickt. Jakob: Das ist nett. Warum sitzt du da? Jana: Ich wart auf die Regel. Jakob: Was? Jana: Entspann dich, Jakob. Sie sollte jeden Augenblick kommen. Jakob: Sie sollte? Jana: Wird. Ich hab mir gerade vorgestellt, dass du im Koma liegst. Ich hab deine Hand gehalten. Es war sehr schön. Jakob: Die Unfallfrau liegt seit zwei Jahren im Koma. Jana: Beneidenswert. Naja, wir sollten alle mehr schlafen. Jakob richtet sich auf: Wann kommt deine Regel normalerweise? Jana: s’ is komisch, ich spür überhaupt keine Anzeichen. Na, wahrscheinlich die Aufregung. Szene 3, 02:24–3:24 Dr. Schober und Jakob Rauchensteiner sprechen mit zwei Frauen über jene Frau dritte, die im Koma liegt. Muslimin 1: Was meinen Sie mit Leber spenden? Meine Mutter lebt noch. Dr. Schober: Ja, schon – und auch wieder nicht. Muslimin 1: Was soll das heißen? Dr. Schober: Das soll heißen, dass das so eine Art ‘Zwischenstation’ ist. Muslimin 1: Sie sind doch Mediziner, oder? Dr. Schober: Ja. Schon. Muslimin 1: Wenn sie tot wär, dann wär das hier doch eine Bestattung und kein Spital, oder? Dr. Schober: Es sollte für diese Art ‘Zwischenstation’ irgendwie neue Worte geben. Muslimin 1: Wenn ich diesem Arschloch nur das Gleiche antun könnte – Muslimin 2: Achlan, bitte sprich nicht so! Wir sind keine Juden. Muslimin 1: Wieso? Würde ein Jude nicht ‘Arschloch’ sagen? Muslimin 2: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Das is eine so primitive Religion. Muslimin 1: Ja, du hast Recht. Muslimin 2: Es wäre eine Chance etwas Gutes zu tun. Muslimin 1: Wir können doch nicht einfach die Maschine ausschalten. Dr. Schober: Rechtlich gesehen – Muslimin 1 unterbricht ihn: Wir haben unser eigenes Recht. Jakob: Es wäre bestimmt eine Erlösung auch für sie. Fahrerflucht ist ja noch feiger als Internetpostings. Muslimin 1 : Ich habe doch gar nichts gesagt von Fahrerflucht. Jakob: Wirklich? Seltsam. Dr. Schober: Es ist ein Zeichen. Muslimin 2 zu der 1: Lass uns das bitte ohne Burka besprechen. Szene 4, 3:25–4:23 Liane sitzt neben Rolf, der im Krankenhaus im Koma liegt. Liane zu Rolf: Und dann hab ich noch mit dem Staatsanwalt geschlafen. Ich habe es nie aus Vergnügung getan. Immer nur für dich, für uns – um etwas zu erreichen. Ich habe unsere Ehe immer als einen Pakt gesehen. Auch wenn du mir das nicht glaubst – Jana tritt ein. Jana: Wenn er schläft, könnte er auch ein guter Mensch sein. Liane: Och! Es war nicht alles schlecht an ihm. Jana: Stimmt. Er hat mir als Kind einmal den Kopf getätschelt. Liane: Hör auf. Er hat euch immer geliebt. Na ja, zumindest versorgt. Jana: Von wem hätten wir Liebe lernen sollen? Liana: Liebe ist etwas für den Mittelstand. Jana: Es hätte alles so schön sein können. Liane: Es ist doch schön. Hör auf dir Sorgen zu machen, dann geht es dir besser. Jana dreht sich mit dem Rücken zu ihr. Liane singt ein Kinderlied: Heile, heile Segen, morgen gibt es Regen, übermorgen Schnee, und jetzt, schh…, tut’s nimmer weh. Jana: Warum singst du das jetzt? Liane: Du und Jakob, ihr seid meine Familie. Und das wird auch für immer so bleiben. Szene 5, 04:23–05:23 In dem Raum, in dem Zeno und Mario gefangen sind. Bei ihnen ist ein Mann, der einen ungewöhnlich großen Gartenzwerg mit Farben anstreicht. Zeno: Ist das so eine Art Hobby? Aufpasser: Gusch… Mario: Die Frau vom Commander lebt für ihren Garten. Zeno: Aber das Wesen eines Zwerges ist, dass er klein is, des ham scho alle verstanden? Aufpasser: Kusch, hab i g’sagt. Mario: Der Kommander wü sie halt zum Hochzeitstag überraschen. Zeno: Wahrscheinlich a Exprostituierte. Aufpasser: He! Die Frau Edit ist a heilige Frau. Mario: Der Kommander hört sehr auf sie. Zeno: Ja? Dann sagn’S ihr, dass es keine so gute Idee, wenn der Komander zwei Kieberer umbringen wü. Mario: Nur das du kein Kieberer bist. Zeno: Immerhin machen wir das Gleiche. Mario: Weil du deinen Vater denunzierst, bist aber no lang kaana von uns. Zeno: Denunziation? Ohne Informanten könnten Typen wie Sie grad amal Strafzettel schreiben – aber bitte, ich muas ja net. Mario: I glaub es geht grad um a bissl was anderes, ha? Zeno Es liegt ganz bei uns, ob wir da gemeinsam rauskommen oder nicht. Szene 6, 05:24–7:30 In ihrem Wonzimmer sitzen Edit und der Commander am Tisch vor zwei Würfeln. Edit: Also: Wannst du mehr würfelst, dann bringama’s um. Wann i mehr würfel, dann dürfen sie leben. Hasta’s verstanden? Commander: Ich Tod – du Leben! Bin ja ned. Edit: Schatzl? Commander: Na komm, würfl. Sie fassen ihre Hände an. Edit: Jetzt machma mal die Augen zu und spüren den Zusammenhang der übergeordneten Intelligenz. Der Commander atmet tief ein und lässt Edits Hände los. Commander: So, wer fangt an? Edit: Immer der, der fragt. Der Commander würfelt. Auf dem Würfel ist eine Vier. Edit: Spannend. Kleine Tendenz zum Sterben. Guad, de hamma alle. Edit würfelt auch eine Vier. Commander: Das gibst ja net. Er möchte noch einmal würfeln, aber Edit unterbricht ihn: Naa! Der Tod is fix. Das Leben entscheidet. Sie würfelt eine fünf. Edit seufzt genervt: Leben. Commander: Ja, aber – ganz eindeutig war das jetzt nicht… Edit: Man muss sein Schicksal annehmen. Commander: Ja, aber wie stellst da denn des vor? Ich kann doch die zwei jetzt ned einfach gehen lassen. Bin i ja morgen im Hefen. Edit: Na, wenn’s so sein soll, dann ist es sowieso so. Commander: Aber Blödsinn. Naa, i bring de um. Edit: Stell dich nicht gegen dein Schicksal. Manfred? Commander: Ich habe dem Doktor eine Leber versprochen. Heute ist Liefertermin. Edit: Red‘ mit ihm. Vielleicht gibt’s ja a Möglichkeit, dass der aa ohne Leber lebt. Commander: Wie denn? Edit: Am Doktor ist no immer was eing’fallen. Manfred, man kann seinem Schicksal nicht entgehen. Gibt an Grund warum dir bis jetzt nix passiert ist. Commander: Ja. Eh, eh. Edit: Und Leben heißt ja ned Leben. Commander verwirrt: Naa. Eh ned, eh ned. Haaßt’s eh ned. Edit: Hast jetzt ned verstanden, gell? Commander genervt: Ich muss auch nicht immer alles verstehen. Edit: Manfred? Ruaf’n Doktor an. Szene 7, 07:31–09:35 Der Commander und der Tierarzt sitzen am Tisch vor dem Haus im Garten. Edit bringt Tee. Tierarzt: Ja, also, es hängt Alles so eigentlich vom Grad der Lobotomie ab. Aber prinzipiell es ist nicht auszuschließen, dass sich der dass sich der Patient an nichts erinnert. Bleibt natürlich auch von der Persönlichkeit wenig übrig. Commander: Wäre in dem Fall kein Verlust. Tierarzt: Am besten wäre es, Sie stellen uns beide für unser Programm zu Verfügung. Das wäre einfacher und auch wesentlich billiger. Edit: Die beiden dürfen ned sterben. Das ist ganz wichtig. Tierarzt: Ja, das kann man bei ernsthafter Forschung leider nie ausschließen. Edit: Na, also. Commander: Auf wie viel käme denn diese … Lobotomisierung? Tierarzt: Lobotomie. Ja, also eigentlich isses ja so eine Art Routine-Eingriff. Aber ich verlange einen Zuschlag… wegen der Zeit, die der wertvollen Forschung verloren geht. Commander: Is ja ganz egal, was es kost. Wir müssen ja eh – Tierarzt: Dacht ich mir. Hunderttausend. Commander, erstaunt: Pro Person? Tierarzt: Selbstverständlich. Das bringt mich zum wichtigen Punkt von heute: Sie hatten mir eine Leber versprochen. Commander: Eh. Es gibt Lieferschwierigkeiten. Tierarzt: Wie bitte? Wovon reden Sie? Lieferschwierigkeiten? Commander: Das heißt, dass wir momentan nicht liefern können. Tierarzt: Sind Sie wahnsinnig geworden? Kommander: Was? Tierarzt: Ich habe gefragt, ob Sie vielleicht den Verstand verloren haben? Edit zum Commander: Der Doktor ist Naturwissenschaftler… der meint des bestimmt ned wertend. Tierarzt: Wissen Sie, was diese Haltung für die ernsthafte Forschung bedeutet? Was für Sie Lieferschwierigkeiten sind, das, das ist für andere eine Frage von Leben und Tod. Also, das geht gar nicht, wenn ich mich so verhalten würde – ich, … ich verlange von Ihnen eine Lösung. Sonst, sonst können Sie sich jemand anders suchen für ihre beiden Probanden. Edit: Sie meinen Patienten. Tierarzt: Ich meine genau das, was ich sage. Kommander: Es is halt saublöd, dass es keine Niere is, ned? Edit zum Tierarzt: Es is wirklich wichtig, dass die beiden ned sterben. Tierarzt: Es wird keiner sterben. Außerdem kann man sich ja eine Leber teilen. Szene 8, 9:36–11:19 In der Cafeteria des Spitals telefoniert Jakob mit Dr. Schober: Ich weiß, dass Sie mich benachrichtigen, wenn es etwas Neues gibt. Ich wollt nur wissen, ob Sie Ihr Bestes geben. Sind Sie jetzt bei ihm? Nicht. Ja, gut. Sie sind der Arzt. Nein. Nein. Ja. Wiederhören. Er ruft Jana an: Schwesterherz, nein, keine Sehnsucht. Hast du die Regel endlich bekommen? Reg dich nicht auf – nein, ich ruf jetzt nicht jede halbe Stunde an, weil ich davon ausgehe, dass du’s mir in der Sekunde sagst, wenn’s was Neues gibt, oder? Dr. Schober tritt auf. Jakob: Ich muss aufhören. Haben wir nicht grad miteinander telefoniert? Dr. Schober: Ihr Vater ist jetzt wach, aber ich habe keine Ahnung, wie lange das so bleibt. Also wenn Sie ihm noch etwas sagen wollen… Jakob: Besser nicht, sonst überleg ich mir das am Ende noch mit dem Helfen. Dr. Schober: Sie sollten sich darauf einstellen, dass Sie diesen Kampf möglicherweise verlieren. Jakob: Verlieren? Kralicek tritt auf. Kralicek: Stör ich? Dr. Schober: Nein. Ich muss ohnedies – sonst verblutet mir noch ein Patient. Kralicek: Wie geht’s Ihrem Vater? Jakob: Ab morgen wieder besser. Kralicek: Sehr gut. Jakob: Besser, nicht sehr gut. Kralicek: Ja, sehr gut, dass Sie das Heft jetzt in die Hand nehmen. Darauf haben wir alle gewartet. Jakob: Machen Sie sich keine Illusionen, ich bin nicht sein Nachfolger. Kralicek: Ich werde Ihnen dienen genauso wie ihm. Völlig bedingungslos, das schwör ich Ihnen. Jakob, genervt: Kralicek, bitte. Kralicek: Verstehe. Die Alten müssen ausgetauscht werden, ausgekärchert, deportiert, völlig richtig, völlig richtig. Jakob Kralicek, bitte, Sie sind Mitte vierzig. Kralicek: Ja? Aber ich habe in meinem Leben mehr Dinge gesehen, genug für drei Leben. In jedem Krieg – Jakob unterbricht ihn: In welchem Krieg waren Sie eigentlich? Kralicek: Ich darf darüber nicht reden. Jakob: Wie lang sind Sie jetzt bei meinem Vater? Kralicek: 27 Jahre. Jakob: Waren Sie Kindersoldat? Kralicek schweigt verlegen. Jakob: Entschuldigung. Kralicek, ich hab eine Aufgabe für Sie. Kralicek: Ja? Jakob: Finden Sie Kerstin. Kralicek: Danke. Szene 9, 11:20–12:59 Im Gefängnis. Der Aufseher schließt das kleine Fenster zu Kerstins Zelle auf. Gefängnisaufseher: Kerstin? Kerstin: Wir sind nicht per du! Hast du das Gras? Gefängnisaufseher schüttelt den Kopf: Aber da ist Besuch für dich. Kerstin hoffnungsvoll: Jakob… Kerstin tritt in den Besucherraum. Hinter dem Glas sitzt der Mann aus dem Auto. Er winkt ihr zu. Sie ist überrascht, zögert, setzt sich dann aber ihm gegenüber. Geschäftsreisender: Wie geht’s Ihnen? Kerstin ironisch: Blendend, warum? Geschäftsreisender: Sie schauen a bissl mitgenommen aus. Ham Sie Ihre Lektion gelernt? Kerstin: Welche Lektion? Geschäftsreisender: Ihre Seele ist beschädigt, das seh ich Ihnen an. Sie fühlen sich klein und schäbig… aber ich kann Sie hier rausholen. Sie müssen nur „bitte“ sagen. Kerstin: Ich fühl mich sehr wohl hier, danke. Geschäftsreisender: Wissen Sie, warum ich da bin, wo ich bin? Weil ich meinen Stolz überwunden hab. Kerstin: Sie haben keinen, stimmt! Geschäftsreisender: Ich brauch keinen! Das werden Sie auch noch lernen. Über die Jahre… gut… Kerstin, überrascht: Wohin wollen Sie? Geschäftsreisender: Asien, drei Monate. Ciao. Kerstin, flehentlich: Nicht! Geschäftsreisender: Was, nicht? Kerstin: Bitte. Geschäftsreisender: Bitte? Kerstin: Bitte holen Sie mich raus. Szene 10, 13:00–15:53 In der Wohnung der Familie Brunner. BB: Na, geht’s wieder los? HB: Hoffentlich. BB: Mei, das muss ja schlimm gewesen sein, zwei Tage daham. HB: War eh nur i daham, so gesehen geh i lieber arbeiten. BB: Herwig, i mecht die Scheidung. HB überrascht: Wos? BB: I glaub, das kann jetzt eigentlich ned so überraschend kommen, oder? HB: Warum? Weil i arbeiten gehe? Das machen andere aa. Außerdem ist des no gar ned fix. Vielleicht ist er eh no krank, sonst hätte er si ja g’meldet. BB: Aso, du gehst also lieber zu jemanden, wo ma di gar ned sicher braucht, als da bei uns zu bleiben? Gut. Jo naa, super! HB: Ich will, dass die Geschichte endlich a Ende hat. BB: Was? Was denn für a G’schicht? HB: Die Rache! BB Herwig, das ist so ein Schwachsinn! Wirklich, es geht doch überhaupt ned um Rache! Schau di doch an, du bist scho genau wie sie. HB: Warum sagst du des? BB: Weil’s stimmt. Es stimmt. HB: Ich hab ’glaubt, du bist auf meiner Seitn. BB: Das wär i ja, wenn’s ned die falsche wär. HB wütend: Falsch, richtig! Wo lebst’n du eigentlich?! BB: Herwig, das klingt nach brennender Rache, wirklich. HB: Weißt, Barbara, dort brauchen’s mi wenigstens. Dort segn’s mi. Wann hast du mi das letzte Mal ang’schaut? BB: Ich schau doch schon die ganze Zeit hinterher. So schaut’s aus. Aber es ist egal. Kümmerst du di um die Formalitäten, bitte? HB: Du bist scho weg. Seit Monaten bist du scho weg! BB: Bitte, hör auf mit dieser schlechten Mischung aus Selbstmitleid und Vorwurf. Das steht dir überhaupt ned, ja? Das können nur Frauen. Okay? HB (sein Handy klingelt): Was ist denn jetzt schon wieder, herst? HB : Brunner? Canitz? Ja, geht gut. Werd’s ihm heute sagen. Canitz: Na, dann richte dir schon mal ein Deckerl für den Hefen her. HB: Ich hab’ma nix zu Schulden kommen lassen? Canitz: Du meinst man kann dir nix nachweisen: Na, da irrst du dich aber. HB: Du hast nix in der Hand, das spür i. Canitz: Ich denk du weißt noch immer net mit wem du es zu tun hast: Das ist kein österreichischer Pimperl-Verein, für den ich da arbeite. Die können dir einen geräuschlosen Furz unter der Decke nachweisen. HB: I hab koa Angst, selbst wenn’s die Al-Kaida ist. Canitz: Die Al-Kaida ist ein Pimperl-Verein, aber… egal. Du hörst von mir. Oder nein, nein – du hörst nicht von mir. Du wirst es einfach merken. Weißt du, wie wir jetzt arbeiten? Da muss ich mich nämlich revidieren: Die meisten merken es nicht – glauben, das Schicksal meint es plötzlich nicht mehr gut mit ihnen. Der Untersuchungsausschuss ist da nur der Anfang. Aber dann geht’s weiter und immer weiter – so lange, bist du dich aufhängst. Wie dein Papa. Arrivederci. HB schweigt. BB: Wos is’n los? HB: I glaub, i bin zum ersten Mal richtig bedroht wor’n. Szene 11, 15:54–17:24 Im Büro des Bürgermeisters sitzen der Bürgermeister, Canitz und Frau Bulková. Bürgermeister zu Bulková: Wie viel ham sie dir gezahlt? Bulková schweigt. Bürgermeister: Ich zahl dir das Doppelte. Canitz schmunzelt. Bürgermeister zu Canitz: Schämen Sie sich. Canitz: Sehr lustig. Bürgermeister: Die Schamgrenze is offenbar mit allen anderen Grenzen mitgefallen. Sagen Sie Ihren internationalen Heuschrecken, dass es Spielregeln gibt. Canitz: In der Not wird der Bonze wieder Sozialist. Herrlich! Na, ich versteh, dass Sie ang’fressen sind. Dass Ihnen niemand gesagt hat, dass sich die Spielregeln geändert haben. Aber genug politisiert: Frau Bulková ist bereit mit allen Zeitungen zu reden – Bürgermeister unterbricht: Sparen Sie sich die Mühe. Ich tret sowieso zurück. Canitz: Das wird ihnen nix helfen. Dann gehen Sie halt ins Gefängnis. Bürgermeister : Genau. Canitz: Ja, wir ham Hunderte Seiten Gesprächsprotokolle. Da is die NSA wirklich beeindruckend, muss man sagen. Bürgermeister: Ich glaub Ihnen kein Wort. Canitz: Sie müssen mir nicht glauben. Sie werden es merken. Bürgermeister: Der NSA wird so fad sein, dass sie österreichische Politiker abhört. Canitz: Jo! Der NSA is noch viel fader als das. Bürgermeister: San Sie auf Entzug? Canitz: Ihre Überheblichkeit wird Ihnen das Genick brechen. Ich schätz locker: fünf Jahre, unbedingt – also: lebenslänglich, in Ihrem Fall. Szene 12, 17:25–20:30 In dieser Szene sind wir noch einmal in Rolfs Raum im Krankenhaus. Rolf ist immer im Koma und Liane sitzt neben seinem Bett. Sie telefoniert mit Zeno. Liana telefoniert: Hallo? Zeno? Ich finde es wirklich befremdlich, dass du in einer solchen Situation nicht erreichbar bist. Dein Vater liegt im Sterben und du lässt mich in Stich! Ich sehne mich so… nach deinen starken Händen. Dr. Schober tritt auf. Dr. Schober: Hier ist eigentlich Telefonieren verboten. Liane: Er hört es ja nicht. Wie geht’s ihm? Dr. Schober: Du kannst beruhigt sein, er ist kaum noch zu retten. Liane: Gib mir deine Hand. Was wird aus mir, wenn er tot ist? Dr. Schober: Na, dann hast du doch endlich alles, was du willst. Liane: Eben. Es ist so traurig! Was wird nur aus mir? Geh nicht, geh nicht, geh nicht! Jacob tritt auf: Entschuldigung. Stör ich? Liane: Psst! Du weckst dein Vater auf! Jakob: Wie sieht’s aus? Dr. Schober: Wenn nicht in den nächsten zwei Stunden von irgendwoher eine neue Leber kommt, seh ich schwarz! Jakob: Wir müssen mit den Burkas reden. Dr. Schober: Ja. Die beraten sich noch. Canitz, Hilde Katzenberg und ihre Tochter treten auf. Canitz: Guten Tag. Hilde Katzenberg: Er ist tot. Tochter: Nein, er atmet. Hilde Katzenberg Nein, er ist tot! Tochter: Nein, er atmet! Hilde Katzenberg: Nein, er ist tot. Wir sind zu spät gekommen. Jacob zu Canitz: Wer sind Sie? Canitz: Das ist Frau Katzenberg und ihre Tochter. Jacob: Tante Hilde? Hilde Katzenberg: Das ist sein merkwürdiger Sohn. Tochter Er sieht aus wie ein geklonter Nazi. Jacob: Leider spreche ich kein Hebräisch. Eigentlich eine Schande. Liane zu Canitz: Ich glaub, es wär ihm nicht recht, wenn du ihn so siehst. Canitz: Stirbt er? Jacob: Wir tun alles, was in unsrer Macht steht. Canitz : Macht… Es ist auch im Interesse von Frau Katzenberg, wenn er überlebt. Jacob: Interesse? Hilde Katzenberg zu Jakob: Wenn er stirbt, macht das alles keinen Sinn. Liane : Was macht keinen Sinn? Jakob zu Liane: Du kannst Hebräisch? Canitz: Frau Katzenberg strebt einen Restitutionsprozess an. Liane: Öffentlich? Canitz: Ja, selbstverständlich öffentlich. Liane zu Hilde Katzenberg: Du rachsüchtiges Weib. Tochter zu Liane: Nazischlampe. Canitz zu Jacob: Es geht um die Handschuhe. Florian Grünbaum. Jacob: Das ist doch kein gestohlenes Kunstwerk. Canitz: Was ist Kunst? Eine sehr interessante Frage. Liane: Mein Gott, ist das widerlich! Widerlich! RR murmelt etwas. Jakob: Er spricht? Canitz: Wirres Zeug. RR : Mama… Liane: Nein, Hebräisch. Jakob: Er kann doch überhaupt nicht Hebräisch. Liane: Rolf, sag es noch einmal. RR : Mama… bleib bei … mir. Liane : Ja, Rolf: Ich verspreche es dir. Frau Katzenberg zu Jakob: Sorge darum, dass er lebt. HB tritt auf. HB: Grüß Gott. Liane zu Dr. Schober: Sind überhaupt Besuchszeiten?! Dr. Schober: Oh, bei uns sind immer Besuchszeiten. Auch dafür zahlen die Leute. Liane: Also die meisten Leute zahlen um ihre Ruhe zu haben! Vielleicht solltest du das deinem Chef mal sagen! Jacob: Darf ich eure Krankenhausreform unterbrechen? Wir müssen. Die Burkas. Auf Wiedersehn. Jacob geht ab. Herwig: Auf Wiedersehn. Dr. Schober: Ich darf ganz allgemein bitten, nicht allzu lange zu bleiben. Danke schön. Herwig: I würde eigentli nur fragen, ob i irgendwie helfen kann? Tochter <...> Wer ist er? Hilde Katzenberg weist auf Canitz: So etwas wie er. Frau Katzenberg und ihre Tochter gehen ab. Canitz : Ich würde dir raten hier zu bleiben, bis er aufwacht, damit er es nicht von mir erfährt. Canitz geht ab. HB zu Liane: Kann i irgendwas machen? Liane: Sie können schon einmal anfangen das Begräbnis zu organisieren. HB: Aber i muss mit ihm reden. Szene 13, 20:31–22:43 Jacob und Dr. Schober stehen neben dem Bett, in dem die verletzte Muslimin im Koma liegt. Jakob: Wie sie wohl aussieht? Dr. Schober: Drunter sind sie meistens hässlich. Deshalb die Burka. Jakob: Ich dachte immer, es wäre umgekehrt. Dr. Schober: Ja, es gibt viele kulturelle Missverständnisse. Ich bin öfter im Irak – Eine Frau in Burka tritt auf. Muslimin: Ja, was machen Sie hier? Jacob: Haben Sie sich schon entschieden? Muslimin: Ich hab nichts zu entscheiden! Jacob: Was soll das jetzt heißen? Muslimin: Würden Sie bitte Ihren Ton zügeln?! Jacob: Ich spreche, wie es mir angebracht erscheint. Muslimin: Ha, so können Sie mit Ihren Schnapsbrüdern reden. Jakob: Sagen Sie, was glauben Sie eigentlich? Muslimin: Was ich glaub? Ich glaube, dass die westlichen Männer nicht mit Frauen umgehen können, die ihnen nicht gleich alles zeigen, das glaub ich. Jakob: Hören Sie, es is mir doch völlig wurscht, wie Sie ausschauen. Muslimin: Genau! Der Satz sagt schon alles. Dr. Schober: Bitte! Hören Sie doch auf zu streiten, es geht hier immerhin um Leben und Tod. Muslimin: Also, so drastisch ist es auch wieder nicht. Lernen Sie ein bisschen Streitkultur. Dr. Schober: Ich meine die Leber. Muslimin, überrascht: Welche Leber? Dr. Schober zeigt auf die Patientin: Ihre Leber! Sie wollten sich doch entscheiden. Muslimin: Sie wollen die Leber meiner Tante?! Das lass ich niemals zu! Jacob zu Dr. Schober: Das ist eine Andere. Dr. Schober: Das hab ich auch gerade gemerkt. Jacob zur Muslimin: Wo sind die Anderen? Muslimin: Welche Anderen? Es gibt viele andere. Dr. Schober: Entschuldigen Sie bitte. Soweit mir bisher bekannt ist – zumindest habe ich das geglaubt – haben wir mit Frau Achlan bint Tabit und ihrer Schwester gesprochen. Muslimin: Das erklärt, warum ich sie den ganzen Tag schon nicht erreichen konnte. Jacob: Nicht erreichen – was soll das heißen?! Muslimin: Sie sind hysterisch wie eine Frau! Jakob: Hören Sie auf mir ständig zu unterstellen, ich könne mit Frauen nicht umgehen! Muslimin: Ja, nur im Sinne von Nietzsche. Nietzsche, kennen Sie Nietzsche? Jacobs Handy klingelt. Jakob telefoniert: Hallo? Ja, das war ich. Ich wollte wissen, ob du die Regel endlich bekommen hast. Jana Jakob, bitte hör auf damit. Ich werde die Regel schon kriegen. Jakob: Woher willst du das wissen? Jana: Weil ich meinen Körper seit dreißig Jahren kenne. Brandner steht im Zimmer mit Jana und hört das Gespräch. Jakob: Aha. Jana: Du, was anderes: Weißt du, wo der Zeno steckt? Jakob: Nein, warum? Jana: Aha. Ich versuch ihn schon die ganze Zeit zu erreichen. Ich mach mir schon Sorgen um ihn. Jakob: Um den Zeno? Jana: Ja, um Zeno. Er ist schließlich mein Bruder. Szene 14, 22:44–23:49 In Janas Wohnung, unmittelbar nach Janas Telefonat mit Jakob. Jana setzt sich neben Brandner auf die Couch. Brandner erstaunt: Was heißt, du hast die Regel nicht gekriegt? Jana: Für dich heißt das gar nichts. Brandner: Ach so, weil du… von einem kleinen Polizisten kein Kind kriegen würdest? Jana: Weil es auf jeden Fall nicht dein Kind ist. Brandner: Und woher willst du das wissen? Jana: Weil es mein Kind ist. Jana fotografiert Martin mit ihrem Handy. Brandner: Ein Foto? Das ist ja fast schon ein Antrag. Jana tippt etwas in ihr Handy. Brandner: Hast du was mit deinem Bruder? Jana: Konzentriere dein Ermittlungspotenzial bitte auf den Zeno. Martin schenkt sich Tee ein: Und auf meinen Partner. Was machst du? Jana: Hm? Ich hab dein Foto gerade auf Facebook gestellt. Jetzt weiß jeder, dass du Undercover-Polizist bist. Schmeckt dir der Tee? Szene 15, 23:50–25:25 Der Geschäftsreisende und Kerstin fahren in dessen Auto. Der Geschäftsreisende stoppt irgendwo im Wald. Geschäftsreisender: So… aussteigen! Beide steigen aus dem Auto aus. Kerstin, verärgert: Was soll das, was machen wir hier? Ich ruf die Polizei! Geschäftsreisender: Ah, das is ganz schlecht – ohne Netz. Na, kommen’S her. Haben Sie gar keine Rachegefühle? Kerstin : Doch. Geschäftsreisender: Sie würden mir jetzt gern das Messer da in den Hals… hm? Kerstin: Nein, ich würd Ihnen lieber den Bauch aufschlitzen, die Organe auf die Straße werfen und zusehen, wie die LKWs drüberfahren. Geschäftsreisende: Super! Na, dann machen Sie’s doch. Kerstin: Wer sagt, dass ich’s nicht mache? Geschäftsreisenden: Das machen Sie nie. Sie würden’s nicht aushalten, wenn ich nicht mehr in Ihrem armseligen Leben auftauch. Ich bin der Einzige, der sich um Sie kümmert. Kerstin: Sie sind geistesgestört. Geschäftsreisenden : Geistesgestört? Das ist gut. Das ist sehr gut. Er nimmt ihre Hand mit dem Messer und sticht das Messer in seinen Bauch. Er fällt zu Boden und Kerstin hat das Messer in ihrer Hand. Sie wirft das Messer, das das Blut und ihre Fingerabdrücke hat, fort und läuft in den Wald. Szene 16, 25:27–28:52: Collage Im Hintergrund der Szene spielt romantische Musik. Einstellung b: Dr. Schober und Liane tanzen in Rolfs Spitalzimmer. Einstellung c: Der Tierarzt fährt in einem Lieferwagen für Tiere – Zeno und Mario sind die Passagiere. Zeno beißt Mario in die Schulter. Dann treten sie sich gegenseitig. Einstellung d: Tania und Raško streiten und prügeln sich auf der Terrasse bei Tania und Zeno. Einstellung e: HB verbrennt seinen Anzug im Garten und schreibt dann auf einen Umschlag: „Im Todesfall öffnen!“ Barbara hält den Umschlag in ihrer Hand, trinkt Wein und denkt nach. Einstellung f: Ferry füttert die Hunde, die im Auto warten. Tania, Raško und Ferry gehen in die Klinik und warten im Wartezimmer auf den Tierarzt. Einstellung g: Zeno und Mario liegen schon auf den Liegenstühlen. Sie sind geschnürt und sie haben einen Knebel im Mund. Der Tierarzt und sein Assistent haben ihnen etwas gespritzt. Einstellung a: Kerstin läuft durch den Wald. Sie hört, dass die Polizei nah ist und dass sie auch Hunde mit sich haben. Sie hebt ein Loch aus, das sie mit Ästen bedeckt und versteckt sich in dem Loch. Die Polizei und die Hunde finden sie und sie ergibt sich. Einstellung h: Jakob sitzt im Raum im Krankenhaus, wo sein Vater liegt, und er schaut schlafend aus dem Fenster. Neben ihm steht Dr. Schober. Dr. Schober zu Jakob (die Musik wird unterbrochen und beendet): Es gibt eine Entscheidung. Jakob: Hm? Szene 17, 28:53-30:22 Im Büro des Tierarztes warten Tania, Raško und Ferry. Tierarzt: Gehen wir doch mal in medias res… Ich hab eine Leber für Sie. Tania ungläubig: Von wem? Tierarzt: Ich sagte, ich habe eine Leber für Sie. Tania: Sie haben in so wenigen Tagen eine Leber gezüchtet? Tierarzt: Ja, die deutsche Effizienz ist beängstigend, nicht wahr? Raško: Wieviel? Tierarzt: Geld interessiert mich nicht. Ferry: Das ist sehr großzügig. Tierarzt: Einer von Ihnen wird sich unserem Programm zur Verfügung stellen müssen. Raško: Programm? Tierarzt: Forschung. Raško: Was für Forschung? Tierarzt: Wir setzen viele Menschen für die Tierforschung ein: Was beim Menschen funktioniert, sollte auch früher oder später beim Schwein funktionieren. Wir sind dabei, ein völlig neues Wesen zu kreieren, das alle Meisterstücke spielen wird. Das Beste aus allen Gattungen. Der neue Mensch ist kein Mensch. Das ist das Schöne am Menschsein. Tania: Aha. Ist das hier so’n Nazischeiß, hm? Ferry zu Tania: Bitte! Nein, ich mein, das, das hört sich so doch gut an. Das wird schon keinen umbringen, ned? Tierarzt: Die Avantgarde fordert immer ihre Opfer. Ferry: Eben. Tania: Was heißt Opfer? Tierarzt: Einer von Ihnen könnte schon bald über Dächer fliegen, wie Hunde riechen oder schwimmen wie Delphine… rennen wie Geparden oder klettern wie Spinnen. Oder sich vom Licht ernähren wie Pflanzen. Ich schätze, nach einem Jahr sollte die Operation abgeschlossen sein. Ferry <überrascht>: Oh… Szene 18, 30:23–31:23 Jacob und Dr. Schober sitzen beim Bett der Muslimin die im Koma liegt, und gegenüber sitzt die Muslimin, die ihre Nichte ist. Dr. Schober: Sie sind allein? Sie nickt mit dem Kopf. Jacob: Aber Sie sind sich einig? Sie nickt mit dem Kopf. Jacob: Und? Sie schüttelt den Kopf. Jacob: Was heißt das? Dr. Schober zu Jacob: Ich fürchte, das heißt ‘nein’. Es sei denn sie ist Inderin, was ziemlich ungewöhnlich wäre. Jakob: Nein? Sie nickt mit dem Kopf. Jakob: Also ja? Sie schüttelt den Kopf. Dr. Schober: Nein. Jakob: Ich verlange eine Erklärung. Ich find des respektlos, dass Sie nix sagen. Es geht um Leben und Tod! Ihrer Schwester ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Das ist nur, weil er Jude ist! Dr. Schober zu Jakob, erstaunt: Ihr Vater ist Jude? Jakob: In dem Fall schon. Stimmt’s?! Ich lass mir Ihren Antisemitismus nicht gefallen. Hören Sie, ich klag Sie von hier bis nach Nebraska. Dr. Schober: Herr Rauchensteiner? Ich fürchte, wir müssen diese Entscheidung akzeptieren. Jakob: Akzeptieren?! Ich lass mir doch von diesen Arabern nicht meinen Vater umbringen! Dr. Schober eindringlich: Herr Rauchensteiner? Kommen Sie. Jakob zur Muslimin: Ich werde Sie ruinieren. Szene 19, 31:24–31:54 Liane sitzt neben RRs Bett und übt die Trauersprache ein. Sie weint ein bisschen. Liane: In Trauer nehmen wir Abschied… Nein. In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass der viel zu früh Verstorbene… viel zu früh ist er von uns gegangen. Nein… nach kurzer Krankheit, plötzlich und unerwartet… Jakob kann das machen. Er wird die richtigen Worte finden. Szene 20, 31:55–34:56 Im Büro des Tierarztes sitzen noch immer Tania, Raško und Ferry. Der Tierarzt hat ihnen fünf Minuten gegeben, damit sie entscheiden können, wer das Opfer ist. Tania: Wir müssen uns aber jetzt entscheiden. Der Alte stirbt sonst. Raško: Ich war schon für dich im Gefängnis. Tania: Du willst deine eigene Schwester umbringen?! Raško: Dann der Hundeflüsterer. Bei dem ist es eh schon egal. Ferry: Nein, nein. Nix! Ihr seids zu zweit, also macht’s jemand von euch! Tania: Also, ich hatte die Idee, also bin ich draußen. Raško: Welche Idee? Tania: Die Idee mit der Leber. Raško: Ein Organ ist keine Idee. Ferry: Naja. Und ich hatte die Idee mit dem Doktor, also so g’sehn… Raško: So gesehen was? So gesehen keine Leber! Tania: Das ist keine Option. Ferry: Naja. Wir haben noch zwei Minuten. Was machen wir? Raško: Wir losen. Tania: Ich spiele nicht. Raško : Stimmt, bei soviel Glück in der Liebe würde ich es auch nicht riskieren. Ferry: Schere, Stein, Papier. Tania: Bitte, geht’s noch primitiver? Ferry: Wir haben noch 90 Sekunden. Alle schweigen ratlos. Tania überlegt. Tania: Okay! Ferry: Also dann, auf drei. Aans, zwo, drei! Sie spielen. Tania und Rasko haben Stein – Ferry hat Brunnen. Ferry: Stein, fällt in Brunnen! Rasko: Nix Brunnen! Tania: Nein, der Brunnen gilt nicht! Ferry: Natürlich gilt der Brunnen! Rasko: Es heißt Schere, Stein, Papier, nicht Brunnen, Stein, Papier, oder?! Ferry: Ja, aber das sagt ma doch nur so… Natürlich ist der Brunnen dabei, dass weiß a jeder! Tania: Nein, das muss man sich nämlich vorher ausmachen. Rasko: Also, du hast verloren! Ferry: Woaßt was: Bei uns in Österreich is der Brunnen immer dabei! Tania: Aha? Ferry: Glaubst du ich lass mich von euch Jugos über’n Tisch ziehen, nur weil ihr euch ned integrieren könnts?! Sie streiten. Der Tierarzt tritt auf und unterbricht den Streit: Integration ist etwas für charakterlose Kreaturen – der größte Feind der Evolution. In meinen Augen kann man Sie getrost vergasen. Ferry: Ja, das war jetzt aber a bissi überspitzt formuliert, na? Tania: Ja. Ein Nazi halt. Tierarzt: Für was halten Sie mich? Nur ein Untermensch glaubt, dass er ein Übermensch sei. Haben Sie sich entschieden? Rasko: Ich schon: Er macht’s. Ferry schreit: Nix! Stein fällt in Brunnen! Tania: Ist das kindisch. Entschuldigung. Sie hebt ab: Liane? Ja. Grüß dich. Nein, der ist nicht da. Du, keine Ahnung, wahrscheinlich wird er das Erbe verspielen, wieso? <überrascht> Was soll das heißen? Oh… das tut mir leid. Wirklich? Ja. Ja, is gut. Ich richt’s ihm aus. Mach’s gut. Wir brauchen doch keine Leber mehr. Szene 21, 34:57-25:27 Zeno und Mario liegen in eienm Operationssaal. Sie sind bewusstlos. Der Tierarzt verarztet seinen Assistenten, dessen Nase blutet. Assistent: Also ich find das wirklich unerhört! Ich meine, bestellt ist bestellt! Aber das ist diese Wegwerfgesellschaft: Alles hat an Wertigkeit verloren! Niemand hält sich an irgendetwas! Der Kunde ist Tyrann. So sieht’s aus. Tierarzt: Und was macht der Doktor jetzt? Assistent: Einschläfern? Tierarzt: Oh Gott, nein. Der Doktor hält sein Wort: Beide sollen leben. Einen lassen wir gehen und den Anderen behalten wir für uns. Assistent: Darf ich aussuchen, welchen wir behalten? Ja? Tierarzt nickend: Bereite alles vor. Szene 22, 35:31–36:55 In der Wohnung des Bürgermeisters: Er ist betrunken und hält eine Flasche mit Schnaps in der Hand. Auf dem Tisch liegt eine Sexpuppe, die wie eine Frau angezogen ist. Szene 23, 36:56–37:53 Auf einem Spielplatz, auf dem Kinder spielen, bringt Tscheppe Barbara Brunner einen Kaffee. Barbara: Danke. Tscheppe Bitte. Wo ist mein Kind? Barbara: Da drüben. Spielt mit der Maja. Tscheppe: Wo? Barbara: Na, da. Drüben. Tscheppe: Ah. Vertragen sich gut, die beiden. Wie die Eltern. Barbara: Finden Sie’s eigentlich nicht komisch, weil Sie der einzige Mann da sind? Tscheppe: Naa – ganz im Gegenteil. Hab ich mehr Auswahl. Scherz. Barbara: Haha. Tscheppe: I bin gern alleinerziehend. Und, wie hat er reagiert? Barbara: Eh schockiert. Tscheppe: Sehr gut. Barbara: Wissen’S, ich möcht des eigentlich gar nicht. Tscheppe: Aber Sie wollen, dass alles wieder gut wird. Barbara: Alles wird nie gut. Tscheppe: Okay. Aber Sie wollen, dass er sich ändert. Barbara: Ich möcht, dass er wieder so wird, wie er is. Tscheppe: Eben. Der braucht des. Damit er wieder weiß, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Glauben’S mir des… Barbara: Ihr Wort in Gottes Ohr. Tscheppe: Schade, dass es den nicht gibt, oder? Mausi? Szene 24, 37:54–39:59 Herwig Brunner besucht das Grab seiner Eltern auf dem Friedhof. Er spricht mit ihnrn. HB: Hallo Mama. Servus Papa. Duadma leid, dass ich so lange nimmer da war. Aber es hat eh vü g’regnet, insofern: ’s sprießt ja eh alles. Den Kindern geht’s guat. Ja, des san Kinder, was soll da sein? Jaa, Mama, i verdien genug, jetzt frag mi des ned dauernd. Naa, ich mach jetzt was Anderes. Das wird den Papa net so frein. I bin beim Rauchensteiner. I hab g’wusst, dass du so reagieren wirst! Wenn ihr immer alles verurteilt, durft’s euch net wundern, wann ma euch nix mehr erzählt. Also Papa, i mach des für di. I wü, dass er ins Gefängnis geht für das, was er dir angetan hat. Warum soll des nix nutzen? Mir – und den Kindern. I wü, dass da nix mehr übrig bleibt. Die Bärbel is ned froh. De wü si scheiden lassen. Könnts ihr aamal was Tröstendes sagen? Du bist ja aa immer hinter’m Papa gestanden. Was soll des jetzt wieder heißen? Das sagst jetzt nur, weilst ned wüst, dass i mi mit’m Rauchensteiner anleg. Aber er hat di ruiniert, oder? Sag was. Hallo? Hallo? Mei, des zipft mi an… Immer wenn’s brenling wird, dann geht’s ihr! Szene 25, 40:00–41:28 Es ist dämmert zu Abend, als Tscheppe vermummt an vielen Orten der Stadt ein Zeichen auf viele Gebäude der Stadt sprüht. Dann ruft er den Bürgermeister an, der mit einer Schnapsflasche auf der Rathausgalerie steht. Bürgermeister: Hallo? Tscheppe: Guten Abend. Hier spricht Ihr Gewissen. Bürgermeister: I brauch kaa Gewissen. Ich weiß auch so, was zu tun is. Tscheppe: Sehr gut. Ich höre, Sie haben sich für das Richtige entschieden. Bürgermeister: Des waaß i in fünf Minuten. Tscheppe: Wann treten Sie zurück? Bürgermeister: Ich trete nicht zurück. Wie kommen’S denn auf die depperte Idee? Tscheppe: Also doch Untersuchungsausschuss. Bürgermeister: Untersuchungausschuss… des scho eher. Tscheppe: Sie sind irgendwie komisch. Haben Sie was getrunken? Bürgermeister: Wenn i ’trunken hab, bin i ned komisch. Tscheppe: Was machen Sie jetzt? Bürgermeister: Des wern’S scho merken. Lauter Arschlöcher. Szene 26, 41:29–43:26 Im Krankenhaus. Es ist schon dunkel. Jakob sitzt bei einer Bar. Er ist betrunken und er spricht mit einem Patient, der dort trinkt: Hören Sie, letztendlich wollt ich ihm das Leben retten, damit ich mit der ganzen Sache nichts zu tun haben muss. Ja, wer soll’n das alles übernehmen. Meine Mutter? Das ist ja keine Boutique… Zwei Frauen in Burka treten auf. Muslimin 1: Das dachte ich mir, dass ich Sie hier finde. Das ist so widerlich. Jacob: Wollen Sie auch einen Schluck? Muslimin 2: Ich könnte kotzen. Jacob: Ich auch. Bald. Muslimin 1: Also, es ist schon demütigend genug, dass man Ihnen nach-laufen muss, aber dass man Sie in einem solchen Zustand vorfindet, das verdirbt einem völlig die Lust. Jacob: Lust?! Ich hab ja nicht geahnt, dass Sie scharf sind auf mich. Muslimin 2: Ja, genau. Auf Ihren mechanischen YouPorn-Sex wird jemand scharf sein. Muslimin 1: Eigentlich sollten wir uns umdrehen und gehen. Jacob: Ja, bitte. Es hat Sie keiner eingeladen. Muslimin 2: Und Sie wundern sich, dass Sie von der gesamten arabischen Welt gehasst werden? Jakob: Hören Sie, es reicht. Mein Vater ist gerade gestorben. Muslimin 1, überrascht: Gestorben? Jakob: Ja, gestorben! Jetzt tun Sie nicht so heuchlerisch! Muslimin 1: Also, wir sind sicher nicht schuld! Mehr als Sie dreimal ausrufen lassen geht wirklich nicht. Jakob: Wieso dreimal ausrufen lassen? Muslimin 1, erstaunt: Entschuldigung? Sie wollten doch die Leber meiner Mutter? Jakob: Ja, und Sie haben gesagt, Sie geben diese Leber keinem jüdischen Untermenschen. Muslimin 1: Wa… was hab ich gesagt?! Muslimin 2: Er hat Delirium tremens. Jakob : Ich habe mit Ihnen gere– nein! Mit Ihnen – egal! Muslimin 1: Oh Gott, ist das krank! Muslimin 2: Wir waren den ganzen Tag beim Imam und haben uns beraten. Unsere Cousine hat aufge…passt. Oh, dieses Biest! Jakob: Die Cousine? Deswegen hat Sie nix geredet. Muslimin 1: Ich dachte Sie hat Ihnen gesagt, einem Juden – Jakob: Indirekt! Geben Sie uns die Leber? Muslimin 1: Er ist Jude. Muslimin 2: Ja, da müssen wir noch einmal mit dem Imam sprechen. Jakob: Das geht sich nicht aus. Muslimin 1: Ich dachte, er ist tot? Jakob stottert verlegen: Nicht ganz – also quasi. Muslimin 1: Quasi? Jakob: Und Jude ist er auch nicht. Seine Schwester schon, er nicht – sein Vater war… Nazi. Das… Muslimin 2: Das ist ja noch schlimmer. Jakob, eindringlich: Bitte… Muslimin 1: Ich weiß nicht. Ich hab kein gutes Gefühl. Muslimin 2: Ich auch nicht. Ich hab das Gefühl, dass Sie uns ständig belügen. Szene 27, 43:27–44:00 Der Bürgermeister steht auf der Rathausgalerie. Es ist schon Nacht und regnet. Er summt eine Melodie vor sich hin. Dann beugt er sich nach vorn und stürzt sich hinunter. Es blitzt.