Zeitraum: Samstagmorgen bis Samstagabend Szene 1, 00:46–02:47 Dr. Schober und seine Ehefrau sitzen auf ihrer Terrasse zu Tisch. Dort ist für drei Personen zum Frühstück gedeckt, aber sie essen nicht. Sie schweigen und wirken nervös. Dr. Schober betritt das Wohnzimmer und trifft dort auf Jakob Rauchensteiner. Jakob: Haben Sie’s? Dr. Schober holt ein kleines Plastikpäckchen hervor. Dr. Schober: Ja. Sie brechen eine Kapsel auf und streuen das Pulver hinein. Jakob: Und das wirkt sicher? Dr. Schober: Das würde acht Pferde abtreiben. Sie wird vermutlich starke Blutungen haben. Jakob: Gut, also. Jakob will das Päckchen nehmen, aber Dr. Schober weicht mit dem Päckchen us. Dr. Schober: Ich möchte mich noch einmal sehr herzlich entschuldigen für die Erpressung, also mehr meine Frau, verständlicherweise. Wir würden morgen fahren. Wir haben uns für Australien entschieden. Nur müssen wir unser Haus verkaufen, damit wir dort unten Geld zum Leben haben, deswegen wollte ich Sie bitten, ob wir vielleicht zwei, drei Tage später… Jakob nimmt das Päckchen. Jakob: Das können’S auch übers Internet machen. Wenn ich ihre Psychopathenfrau noch einmal in der Nähe meiner Mutter sehe, dann mach ich meine Drohung wahr – und wir finden Sie, auch in der Wüste von Australien. Jakob verlässt die Wohnung. Dr. Schober geht zu seiner Frau auf die Terrasse zurück und setzt sich neben sie. Dr. Schober: Er wollte nicht bleiben. Also, Australien… Szene 2, 02:48–04:03 Jakob Rauchensteiner bereitet in der fahrenden Limousine Kokain vor. Jakob: Kannst du bitte nicht so ruckelig fahren? Max: Ich fahr nicht ruckelig. Die Straße ist ruckelig. Was machst du da überhaupt? Jakob: Schau auf die Straße. Chauffeur: Ich habma gedacht, du hast aufghört. Jakob: Hab ich auch. Chauffeur: Und warum streckt es dann? Jakob: Die Jana verträgt das Zeug so schlecht. Chauffeur: Aha. Jakob ins Handy: Jana anrufen. Er telefoniert mit seiner Schwester Jana. Neue Einstellung: Jana in ihrer Wohnung, mit einer Freundin. Jana: Ich weiß ja nicht, woher du zweihundert Paradiesvögel nehmen willst, aber es klingt atemberaubend. Hast du schon vom Hubert gehört? Ihre Freundin: Nein. Jana: Der will sich jetzt wirklich den rechten Arm amputieren lassen. Ihre Freundin: Echt? Jana: Der Horst rotiert schon vor Neid. ’tschuldige. Die Antwort lautet nein. Jakob: Schade. Ich dachte, hast du Lust auf schönen Abend zu zweit? Jana: Ach so. Und ich dachte, du fragst schon wieder, ob ich vielleicht die Regel hab. Der Zeno ist aufgetaucht. Jakob: Ich hab eigentlich nur an uns beide gedacht. Ich war shoppen. Jana : Ich bin vielleicht schwanger, Jakob. Jakob: Solang du’s nicht weißt, bist du’s ja nicht, oder? Jana: Stimmt! Jakob: Also. Um acht bei dir. Szene 3, 04:04–06:41 Zeno Rauchensteiner und Tania bereiten sich für ihre Hochzeit vor. Tania: Schau mal, Schatzi: Ich habe eine schöne Ansteckrose für dich. Zeno: Das geht alles sehr schnell. Tania: Nach fünf Jahren? Find ich nicht. Sehr fesch. Zeno: Wenn wir verheiratet sind, musst du mir alles über dich erzählen. Tania: Mach ich. Zeno: Wo ham wir uns kennengelernt? Tania: Das weißt du nicht mehr? Zeno: Nein. Tania: Auf dem Schiff nach Kapstadt. Du warst als Matrose angeheuert und ich – ich war mit Giacomo unterwegs. Giacomo der Zweite. Italienischer Hoch-adel, ein wahnsinnig gutaussehender Typ, aber… eben nur der Zweite. Ferry wartet draußen beim Auto. Tania und Zeno bringen die Hunde mit. Tania zu den Hunden: Ja kommts, kommts, gemma! Entschuldige, Ferry – aber der Zeno hat das Kleid nicht zugekriegt. Ferry: 12 Uhr siebenunddreißig. Tania: Die Puppies sind da! Ferry zu den Hunden: Ja! Das is der Papa, hallo! Habts ihr den Papa schon vermisst? Habts ihr den Papa vermisst? Jo, brav seids ihr, jo! Zeno zu Ferry: Sie Armer, Sie können keine Kinder bekommen. Ferry: Wie bitte? Tania zu Zeno: Du, ich glaub, das ist nicht dem Ferry sein Thema. Fahrma? Fahrma bitte! Ferry verärgert zu Tania: Ich bin nicht schwul. Tania: Es is nicht schlimm, wenn mman’s is. Ferry erbost: Aber ich bin’s nicht. Tania: Das hab ich auch nicht g’sagt. Ferry: Aber du hast es gemeint! Tania genervt: Ferry! Es ist mir wurscht, ob du schwul bist oder nicht. Ferry: Aber es soll dir ned wurscht sein! Tania streng: Is es aber. Fahrma, bitte! Kommts, Kinder auf gehts. Auf, auf, auf, auf. Zeno steht immer noch vor dem Auto. Er nimmt die Umgebung nicht wahr. Tania steigt aus und sieht verdrießlich aus. Schatzi? Du, komm, wir fahren jetzt. Sie setzt ihm die Brille auf und hilft Zeno ins Auto einzusteigen: Setzma mal die Brille schön auf, komm, ins Auto setzen. Bück dich bitte – ja, ’s Kopfi – genau! Ho-ho! Gut so… okay? Szene 5, 06:42–08:25 Rolf Rauchensteiner liegt im Krankenhaus. Sein Hausdiener Alfred liest RR, seiner Ehefrau und seinem Sohn Jakob die Zeitung vor. Alfred liest die Zeitung vor: Hat dieser Mann Österreich in seiner Hand? Kaum ein Korruptionsprozess, ohne dass Rolf Rauchensteiner seine Finger im Spiel gehabt hätte. Ja, sogar beim Selbstmord des Bürgermeisters führen alle Fäden zu dem mysteriösen Magnaten. Zuletzt sorgte ein bizarrer Restitutionsfall rund um ein Paar Handschuhe aus Menschenhaut für wilde Spekulationen… RR: Danke, Alfred, das reicht. Liane: Nein, weiter. Das Beste kommt gleich. RR: Ach so, vielleicht bin ich ja noch für’n Zweiten Weltkrieg verantwortlich… Jakob: Seit wann bist du so empfindlich? RR: Ich bin im Ruhestand. Liane: Bitte lesen Sie weiter, Alfred. Alfred liest weiter vor: Des Weiteren wurde bekannt, dass die Lebensgefährtin des jüngsten Sohnes, Jakob Rauchensteiner, seit kurzem wegen Mordes im Gefängnis sitzt. RR: Ich dachte, Marihuana besänftigt das Gemüt. Jakob: Sie beteuert ihre Unschuld. RR: Sie wollte mir das Leben retten. Liane: Sie wollte dein Geld. Jakob: Für einen guten Zweck. Liane: Glaubst du, dein Vater arbeiet ein Leben lang, damit er es das dann diesen Negern in den Rachen schiebt?! Jakob: Wir sollten sie da herausholen, das sind wir ihr schuldig. Liane: Damit sie dann einen von uns umbringt. Diese Person macht mir Angst. Jakob zu Liane, warnend: Denk du an Dr. Schober… Liane: Danke, Alfred. Ich wollte nur meine Bedenken zum Ausdruck bringen. RR: Wo ist er eigentlich? Jakob: Er musste nach Australien. RR: Hausbesuch? Jakob: Nein, für immer. RR: Ohne sich zu verabschieden? Jakob: Er musste dringend weg. RR : Gut, mein Sohn. Ich bin stolz auf dich. Jakob: Es ging nicht anders. RR: Wo ist eigentlich Zeno? Liane: Keine Ahnung. Ich habe aufgehört ihn anzurufen. Jakob: Er ist aufgetaucht. Liane: War er untergetaucht? Szene 6, 08:26–10:34 Barbara Brunner und Tscheppe sprechen miteinander auf einem Spielplatz. Tscheppe: Wieso sagen’S mir nix davon?! Wie soll ich Ihnen helfen, wenn Sie alles im Alleingang machen? BB: Sie wern jetzt schockiert sein, aber ich mach ganz viel ohne Sie. Tscheppe: Ja, leider. BB: Was soll des heißen, leider? Tscheppe: Naja, dass Sie mir nicht vertrauen. BB: Also dafür, dass wir uns erst seit zwei Tagen kennen, wissen’S schon ganz schön viel von mir. Tscheppe: Überlegen’S amal, warum. BB: Was genau wollen Sie eigentlich? Tscheppe: Ich will, dass Sie keinen Blödsinn mehr machen. Und das war einer. BB: Also, so schlecht war der Gedanke jetzt auch wieder nicht. Tscheppe: Welcher genau? Der, dass Sie Ihren Mann in Häfen bringen, obwohl er für Ihre Ehe den Job beim Rauchensteiner kündigt? BB: Ja gut, aber des hab i ja ned wissen können. Tscheppe: Sie hätten mir das Notizbuch geben sollen. Mausi, komm da runter! BB: Ich brauch ganz dringend dieses Notizbuch wieder, bevor der irgendwas damit macht. Tscheppe: Ja, genau. „Herr Canitz, bitte: Sein’S so lieb, bitte. Ich brauch das Buch wieder. Ja – ich weiß, Sie würden alle Ihre Feinde ins Gefängnis bringen, aber es geht um meine Ehe.“ BB laut: Maja! Tscheppe : Wie deppert kann man sein! Naa, ganz ruhig. So deppert is sie aa wieder ned. BB: Warum sind Sie eigentlich so wütend, ha? Sie ham doch gar nix davon, oder wollen Sie auch in die Politik? Tscheppe: Als Alleinerzieher – sehr lustig! Ich will, dass Sie mit ihrem Mann wieder zusammenkommen. BB: Aja? Also, ich hab eher das Gefühl, Sie wollen uns auseinan-derbringen. Tscheppe: Warum sollte ich? BB: Weil Sie a Spielplatzcasanova sind? Tscheppe: Was bitte? BB: Auf wieviel Spielplätzen ham Sie eigentlich Hausverbot? Tscheppe: Jetzt werd i Ihnen amol was sog’n… BB: Ma– Tscheppe <über die Kinder>: Die sollen das alleine klären. Barbara: Genau meine Meinung. Also? Tscheppe: Also was? Barbara: Sie wollten mir wos sog’n? Tscheppe: Ja, eh. Ich liebe Sie. Barbara: Soll ich Ihnen jetzt das Du-Wort anbieten? Tscheppe: Nein, ich mein das ernst: Ich liebe Sie. Und ich will, dass es Ihnen gutgeht. Barbara: Ja, genau. Also, wenn man jemanden liebt, dann will man nicht, dass es demjenigen gutgeht, dann möchtma denjenigen um jeden Preis. Tscheppe: Ist das ein Angebot? Barbara: Naa. Maja, Maja, komm – Tscheppe: Lassen Sie’s, reden’S weiter. Barbara: Ich find, wir sollten uns jetz a Zeitlang nicht mehr sehn. Tscheppe: Ja, genau. Barbara: Ja. Tscheppe: Ich glaube, Sie sollten schleunigst verschwinden. Scheiße! Barbara: Maja, komm! Szene 7, 10:35–11:58 Jakob Rauchensteiner spricht mit den Falknerbrüdern in deren Redaktion. Robert Falkner: Auf jeden Fall haben die Enthüllungen auch für Sie Vorteile. Wenigstens hat dadurch das Gerede aufgehört, dass wir Ihnen gehören. Jakob: Sie gehören uns. Helmut Falkner: Naja – nicht persönlich, sondern als Zeitung. Jakob: Persönlich und uneingeschränkt, sonst verkaufen wir unsre Anteile morgen an die Deutschen und dann können’S beim Teletext arbeiten. HF: Ihr Ton gefällt mir nicht. Jakob: Gewöhnen Sie sich dran. RF: Wir würden gern mit Ihrem Vater sprechen. Jakob: Das is völlig unmöglich. RF: Jemand hat Notizbuch angeboten, das könnte gefährlich für ihn werden. Jakob: Mein Vater macht keine Notizen, er is ja nicht deppert. RF: Aber der Brunner. Jakob: Der Brunner. Dieses Würstl. HF: Er hat alles aufgezeichnet. Und jetzt hat’s der Canitz. Jakob: Canitz, das Verräterschwein – ich will ihn treffen. RF: Das wird er nicht wollen. Jakobs Handy klingelt. Jakob Kralicek, wie schaut’s aus? Kralicek: Ja, sie is ziemlich ang’fressn. Jakob: Auf die Welt? Kralicek: Eher auf Sie. Jakob: Auf mich? Kralicek: Ja, weil Sie halt ned kommen. Sie hat sogar schon gedroht mit der Zeitung zu reden. Aber, keine Angst – ich glaub nicht, dass der Direktor das zulässt. Jakob: Das wollt ich sowieso vorschlagen. Kralicek: Was? Jakob: Das mit der Zeitung. Nur so kommt die Wahrheit ans Licht. Kralicek: Ja, aber die Wahrheit geht niemanden was an. Jakob: Sie braucht jetzt auf jeden Fall Öffentlichkeit: Petitionen, Demos, Flashmobs, Postings und den ganzen Schaaß. Die Falkners machen ein Exklusivinterview und berichten dementsprechend über diesen skandalösen Justizirrtum. Kralicek genervt: Na, wenn Sie meinen. Gut, bitte. Szene 8, 11.59-15.07 Barbara Brunner und ihr Ehemann in ihrem Garten. Tochter Maja hat einen Globus erhalten. Maja: Papa! Schau mal, was mir die Mami gekauft hat. HB: Wow, super! Der is schön. Viel schöner als die vom Papa. Barbara: Jo, waast, des hat si zufällig so ergeben. HB: Des passt scho. Maja, suachst as Burgenland? Ha? Barbara: Magst du heute die Kinder ins Bett bringen? HB: Jå,[DEL: :DEL] wennst mi låßt… Barbara: Du, du kannst die Kinder immer sehn, wannst mogst. HB: Danke! Tochter: Is schwer zu finden, Papa. HB: Europa muast schaun. Rauchst oane mit mir? Barbara: Ich muas eh mit dir reden. HB: Bitte! Barbara: Maja, magst da vielleicht a Folge Pippi anschauen, ha? Maja: Ja! HB begeistert: Pippi! Maja tritt ab. Barbara nimmt eine Zigarette: Danke. HB: Mochda kaane Sorg’n, Geld spüd überhaupt ka Rolle. Barbara: Wieso, steigst jetzt doch ins Globusgeschäft ein? HB: Sehr lustig, aber jetz könnt i wirklich die Weltreise machen. Barbara: Hm, ja, de werma vielleicht eh bald machen miassn. HB: Wer’s glaubt. Wir wern immer nur darüber reden. Barbara: Naa, Herwig, i maan’s ernst: Wir müssen wirklich weg. HB: Sagst du die ganze Zeit: wir? Barbara: Mitgehangen, mitgefangen. HB: Das klingt so, als hätt i irgendwos ang’stellt. Barbara: Naa, in dem Fall eher: i. HB verständnislos: Aha. Barbara: Dei Notizbuch, na? Des in dem Kuvert war. HB: Ja? Barbara: Also, wo du draufg’schrieben hast: Nur im Todesfall öffnen – HB: – unser Lebensversicherung – Barbara: – des Biachl howi dem Canitz geben. HB: Wie bitte? Barbara: Also ned obsichtlich, woast… HB: Wieso denn? Barbara: Ja, weilima dacht hab, du muast endlich aufwachen. HB : Barbara, i bin wåch. Barbara: Aber jetzt – aber des hob i jo do ned wissen können, oder? HB: Du wolltst mi in Häfen bringen, oder? Barbara stottert: A reine Erziehungsmaßnahme. HB: Und da wundern si die Frauen, dass des mit’n Sex irgendwann aufhört? Wer wü scho mit seiner eigenen Mutter schlofen! Barbara: Es duadma laad, Herwig. Aber woast, Herwig? Vielleicht is ja diese gemeinsame Flucht – also de, de uns jetz bevorsteht – genau des, was unser Beziehung jetz braucht. Aa sexuell, moani. HB: Glaubst? So Bonnie-und-Clyde-mäßig? Barbara: Ja, also. So Bonnie-und-Clyde-mäßig, hoid mit Kinder. HB: I war no nie in Schweden. Barbara: Vielleicht solltma eher in Osten gehen, also… do suachn d’Leut ned gern. HB: Mit dir geh i sogar nach Kabul. Barbara: Wirklich? HB: Oder ins Burgenland. Barbara: Jetz übertreib’s aber ned. HB: Derf i di was frag’n? Barbara: Na klar. HB: Würdest du mit mir und der Maja die Pippi anschauen? Barbara: Ausnahmsweise. Sie küssen sich. Barbara beim Hineingehen: Aber i suach die Folge aus. Szene 8, 15:08–19:11 Tania und Zeno auf dem Trausaal im Standesamt. Tania zum Standesbeamten: Danke. Sie und Ferry setzen sich, Zeno bleibt stehen. Tania zu Zeno: Komm, setz dich. Zeno setzt sich widerwillig. Standesbeamter: Und Sie wollen sicher keine Rede? Tania: Nein, danke. Verheiraten Sie uns einfach. Standesbeamter: Gut, dann wollen wir statt der Rede kurz innehalten, damit wir uns in der Eile noch einmal überlegen, ob wir das wirklich wollen. Tania, ungeduldig: Ja, wollen wir. Standesbeamter: Auf die Nachdenkminute bestehe ich, bei jedem. Schließlich muss ich jede zweite Ehe auch wieder scheiden und darum habe ich diesen Beruf sicher nicht ergriffen. Also: Wir denken. Tania seufzt genervt. Nur Ferry scheint wirklich nachzudenken. Zeno: Stille is schön. Tania: Sch… Ferry zu Tania: Ich liebe dich. Zeno flüsternd: Danke. Ferry zu Zeno: Nicht dich! Sie. Ich hasse Hunde, aber ich liebe dich, Tania. Tania genervt: Ist das jetzt dein Ernst? Ferry: Ja. Ich hab ja gesagt, dass ich nicht schwul bin. Tania genervt: Also, ich find das eine sehr komische Art, und außerdem sag mal, wenn man’s auch wirklich meint. Ferry: Ich hab das doch nie zu jemandem gesagt. Tania genervt: Aber ich heirat grad. Ferry: Ja, wengam Geld. Willst wirklich weng dem bisserl Geld auf ewig bei dem Mongo bleiben? Tania: Schon… jetzt macht er ja endlich das, was ich will. Ferry: Ich auch, versprochen. Tania: Ja, jetzt. Und was ist in ein paar Jahren? Ferry: Ich mein’s ernst – auch in einigen Jahren! Ich bin anders als die Andern. Ich schwöre – ohne Widerspruch. Für immer. In guten wie in schlechten Zeiten. Zeno: I wü ned heiraten. Tania überrascht zu Zeno: Das sagst du jetzt?! Zeno: Ja. Tania seufzt verzweifelt. Ferry: Ich bin auch reich. Tania: Ja – wie reich? Ferry : Sehr reich. Reich und kein Mongo. Zeno zu Ferry: Was ist ein Mongo? Tania zu Zeno: Oh bitte, komm… Standesbeamter: Ich glaube, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, noch einmal zu schweigen und nachzudenken. Alle schweigen. Ferry: Ja, wird die Zeit von vorher – Tania unterbricht ihn genervt und laut: Ruhe jetzt! Ich muss denken. Zeno: Stille. Liane betritt den Raum. Liane: Ich erhebe Einspruch. Standesbeamter: Gnädigste, das ist hier kein Prozess. Liane: Wenn Sie mir noch einmal Gnädigste nennen, werden Sie kennenlernen. Tania zu Liane: Woher weiß du bitte, wo wir sind? Liane: Der werte Herr hat die Zeitung angerufen und die hat dann mich angerufen. Tania zum Standesbeamten: Sie haben was?! Standesbeamter: Wissen Sie, was man als Standesbeamter verdient? Ich warte seit Jahren, dass irgendein Prominenter heimlich bei mir heiratet. Zeno zu Tania: Bin ich berühmt? Tania zu Zeno: Nein, Schatzi – nur reich. Liane tritt an Zeno heran. Zeno beim Anblick von LR: Wer ist diese schöne Frau? Tania: Deine Mutter. Liane: Ich bin nicht deine Mutter. Ich bin deine Stiefmutter – wir dürfen kopulieren. Tania: Ich fass es nicht. Liane zu Zeno: Heirate sie nicht – sie ist eine Mörderin. Tania zu Zeno : Totschläger. Zeno zu Liane: Ich will dich heiraten. Tania: Ich glaub, jetzt wird mir schlecht. Liane zu Zeno: Ich bin verheiratet – mit deinem Vater. Zeno steht auf; zu Liane: Ich hasse ihn. Tania: Aha! Jetzt kommt das Gedächtnis wieder zurück. Liane: Ich nehm ihn mit, gell, Bärli? Matsch, matsch, matsch. Szene 9, 19:12–20:30 Im Jüdischen Museum wird ein Gespräch über die Restitution des Museums geführt. Eliah Goldberg: Meine Chefin ist in Odessa, Sie müssen also mit mir Vorlieb nehmen. Canitz: Ich lass mich doch nicht von einem Sekretär abschasseln. Weiß Ihre Chefin eigentlich von ihren Machenschaften? Eliah Goldberg: Glauben Sie mir, sie würde Ihnen das Gleiche sagen: Die Handschuhe steht nicht zur Verfügung. Sie haben hohen symbolischen Wert für uns. Hilde Katzenberg empört: Diese Handschuhe sind aus der Haut meines Vaters gemacht, du ignoranter Seelenkrüppel. Eliah Goldberg: Bitte, ich muss nicht von Ihrer Klientin beschimpfen lassen. Jandl: Na, dann müsste sie schon auf Deutsch schimpfen. Canitz: Frau Katzenberg flucht auch nicht in der Tätersprache. Hören Sie, guter Mann, finden Sie es nicht bizarr, dass sich ausgerechnet das Jüdische Museum weigert zu restituieren? Eliah Goldberg: Wir haben die Handschuhe unter korrekten Voraussetzungen erworben. Tochter : Sie reden wie ein Nazi. Eliah Goldberg: Bitte! Ich versteh Ihre Wut. Aber das öffentliche Interesse ist größer als Ihr privates. Es wär uns übrigens ein großes Anliegen, dass Sie das Vorwort für unseren Katalog schreiben. Die Geschichte sollte wirklich authentisch erzählt werden. Tochter : Du widerlicher Goificker. Szene 10, 20:31–21:08 Canitz führt einen Monolog im Badezimmer mit seinem Spiegelbild. Canitz: Warum mache ich das? Warum mache ich das? Weil ich kann? Nein. Weil ich muss? Nein. Ich mache es, weil ich will. Und wissen Sie, warum ich es gut mache? Weil ich meinen Beruf liebe. Die meisten sagen ja: Job oder Tätigkeit oder Beschäftigung oder Arbeit. Ich aber sage: Berufung, mit Leidenschaft, Überzeugung! Ja! Ja! Ich habe Lust! Jeden Tag, jede Sekunde. Szene 11, 21:09–23:07 Jana Rauchensteiner telefoniert mit ihrem Brandner, der auf der Polizeistation ist. Jana: Also wenn, dann ist das Kind von dir. Brandner: Von mir? Aber das kann doch ned… Wir ham doch immer mit Gumi. Jana: Ja und? Die kommen einfach, wann sie wollen. Brandner verstummt im Gespräch. Jana: Was ist los? Brandner: Ich ruf dich zurück, ja? Brandner sieht auf der Polizeistation den Commander und dessen Ehefrau und verstummt. Er betritt das Büro des Polizeichefs. Brandner verärgert: Sie haben den Commander entlassen?! Polizeichef: I weiß, des is enttäuschend, aber es gibt hoit Gesetze. Brandner: Und wie sollma jetzt den Mario finden?! Polizeichef: Wenn, dann wird dieser Commandeur uns zu ihm führen. Brandner: Aber der ist doch nicht deppert, der weiß doch, dass er überwacht wird. Polizeichef: Des waaß die halbe Welt, trotzdem ändert si nix. Na, håm’s an bessern Vorschlåg? Brandner: Wir brauchen an neuen Maulwurf. Polizeichef: Das können’S ja mit Ihrem neuen Partner besprechen. Brandner: Aber des geht doch ned, da Mario is doch no nedamoi für tot erklärt. Polizeichef: Ja, wolln’S jetzt sieb’n Jahr warten? Man g’wöhnt si schneller an wen, wiama denkt. Brandner: Sagen Sie, für wie charakterlos halten Sie mi eigentlich, ha? Da Mario war für mich mehr als nur ein Partner, und ich werde keine Ruhe geben, bis i ihn ned gfundn hob, tot oder lebendig. Polizeichef: So lange es nicht auf Kosten der restlichen Oaweid geht. Die Tür geht auf. Polizeichef: Ah! Ihr neuer Partner, Tamara Bortelotti. Brandner ist überrascht. Tamara: Tamara. Brandner erhebt sich: Florian. Freut mich. Tamara: Und mich erst. Brandner schmunzelt: Hätten Sie vielleicht Lust essen zu gehen? Tamara: Abends? Brandner: Abends, mittags, zwischendurch. I kann eigentlich immer. Tamara: Und hassen Sie auch immer diese Pausen zwischen den Gängen? Brandner: Total! I könnt ja sogar, wenn i schlaf. Tamara: Und schlafen Sie viel? Brandner: Sehr viel. Wollma am Wochenende schießen gehen? Szene 12, 23.08-24.40 Tscheppe neben Canitz in der Spitalbar. Canitz bekommt einen Cocktail serviert. Canitz zum Barkeeper: Danke. Tscheppe zieht die ganze Zeit über die Nase hoch. Canitz zu Tscheppe: Brauchen Sie ein Taschentuch? Tscheppe: Nein, danke. Warum? Canitz: Weil Sie offenbar einen Schnupfen haben. Tscheppe: Sind Sie auch so müde? Canitz : Nein, eigentlich nicht. Tscheppe: Schade. Ich geh jetzt nämlich aufs Klo, um was gegen meine Müdigkeit zu unternehmen. Canitz : War das jetzt ein Angebot? Tscheppe: Das war eine Einladung. Canitz: Ich bin aber nicht schwul. Tscheppe: Wie bitte? Canitz : Setz dich woanders hin, du Häuslschwuchtel! Tscheppe: Sie wirken irgendwie unentspannt. Canitz: Ich will auch keinen Passivsex. Tscheppe: Ich rede nicht von Sex. Er zieht wieder die Nase hoch. Canitz : Sind Sie von der Polizei? Tscheppe: Wie kommen Sie da drauf? Canitz: Hat der Jandl mich angezeigt? Tscheppe : Wer? Egal. Sie müssen ja nicht. Alkohol macht auch lustig. Schönen Abend noch, Wiederschaun. Prost. Canitz ruft Tscheppe hinterher: Moment! Warten’S beim Aufzug auf mich. Szene 13, 24:41–25:25 Jakob, Kralicek und ein junger Mann sitzen in der Rauchensteiner-Limousine. Kralicek: Probiern Sie’s halt amal aus. Schaun Sie, ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich. Und so ein Doppelgänger verringert das Attentatsrisiko um fünfzig Prozent mindestens, und der Helmut ist ein Vollprofi, der geht niemandem auf die Nerven. Er is sehr gepflegt, diskret und sehr zuverlässig. Sie werden wahnsinnig zufrieden sein, glauben Sie mir das. Jakob: Ja, aber der sieht überhaupt nicht aus wie ich. Kralicek: Ja, noch nicht. Kralicek gibt Helmut eine Perücke, die dieser aufsetzt, damit er wie Jakob aussieht. Jakob: Ja, ich denk drüber nach. Kralicek zu Helmut: Das hast du sehr gut gemacht, Helmut. Szene 14, 25:26–26:34 Tscheppe durchsucht Canitz’ Hotelzimmer. Canitz ist spricht aus der Toilette. Canitz: Und Sie wollen sicher nichts? Tscheppe: Ich geh nach Ihnen. Ich kann nicht neben’nem Andern. Canitz: Das ist wie beim Pinkeln, versteh ich. Tscheppe: Achtung, stark! Canitz: Na, hoffentlich. Tscheppe sieht sich weiter um und findet schließlich ein rotes Notizbuch. Szene 15, 26:35–28:19 Jakob legt zwei Linien Kokain für Jana in ihrem Wohnzimmer. Jana: Mach du! Jakob: Ich hab schon im Auto. Jana: Du alter Gierhammel, du. Jakob: Ich will dir keinen Scheiß andrehen. Jana: Ich hoff, es is noch genug da. Ich bin total fertig. Vermutlich die Hormone. Jakob: Hör auf! Du bist nicht schwanger, ich weiß es. Jana: Und was, wenn? Jakob: Dann solltest du keine Drogen mehr nehmen. Jana schmunzelnd: Warum? Behindert wird’s ja sowieso. Jakob: Nimmst du irgendwas im Leben auch ernst? Jana: Ja, dich. Leider. Sie zieht eine Linie durch die Nase. Jakob: Mich gibt’s hier aber nicht mehr lang. Jana: Geh, Blödsinn. Das Kind braucht auch einen Vater. Und außerdem übernimmst du ja jetzt den Laden. Jakob: Schön, dass ihr das ohne mich entscheidet. Leider muss ich euch enttäuschen. Jana zieht die zweite Linie hoch. Jana: Du bist schon längst drin. Aber egal. Ich find, es steht dir überraschend gut. So. Tanzen! Szene 16, 28:20–29:42 Jana, Jakob und dessen Doppelgänger Helmut mit Perücke gehen in eine Disko. Jana entscheidet sich mit Helmut zu tanzen, während Jakob zusieht. Es wird das Lied „Der König“ von den Palms gespielt: Pechschwarze Nacht – schneeweißes Herz ein goldner Palast, ein silbernes Pferd Nicht König, nicht Krone will ich mehr Kein goldner Palast, kein silbernes Pferd Nur dein schneeweißes Herz… Nur dein schneeweißes Herz… Szene 17, 29:43–30:19 Tscheppe wartet lauschend vor der Toilettentür auf Canitz. Er öffnet sie und findet Canitz mit Schaum vor dem Mund tot im Badezimmer. Tscheppe zu Canitz: Ich hab doch gesagt: Achtung, stark. Szene 18, 30:20–31:24 Jakob sucht Jana in der Damentoilette der Disko. Jana hat sich in einer Kabine eingeschlossen. Jakob gegen die Kabinentür: Jana? Keine Antwort. Jakob: Jana! Jana aus der Kabine: Ja…? Jakob: Alles okay? Jana: Nein, nix is okay. Jakob: Kann ich reinkommen? Jana: Nein. Jakob: Was ist los? Jana kreischend: Ich hab die Regel!!! Jakob wenig überrascht: Ja… bist du enttäuscht? Jana, besorgt: Ich hab Bauchkrämpfe und blute wie Sau, irgendwas stimmt nicht. Jakob: Höchstwahrscheinlich, weil sie erst jetzt kommt. Jana kommt aus der Kabine. Sie hat Blut an den Händen. Jana: Jakob, bitte. Spiel jetzt bitte nicht den Gynäkologen. Ich hätt nicht koksen sollen, ich hätt nicht koksen sollen, ich hätt nicht koksen sollen. … So eine Scheiße! Ich will jetzt nach Hause. Jakob: Soll ich was zum Rauchen besorgen, damit du schlafen kannst? Eine Frau im Hintergrund: Was ist denn hier los? Jakob: Wir haben’s gleich, ’tschuldigung. Szene 19, 31:25–33:03 Jakob, Jana und Helmut fahren schweigend in der Rauchensteiner-Limousine nach Hause. Als der Wagen vor Janas Wohnung hält, will Jakob aussteigen. Jana zu Jakob: Nein. Du fährst weiter. Jakob: Ich dachte, du blutest. Jana: Tu ich auch – wie Sau. Steig aus. Sie steigt Jana mit Helmut aus; Jakob deutet Max weiterzufahren. Szene 20, 33:04–34:12 Liane und Jakob Rauchensteiner zu Besuch im Krankenhaus bei RR, der zu Mittag isst. Liane liest die Zeitung vor: Achtung, jetzt kommt das Beste: Reporter fragt: „Fühlen Sie sich von der Familie Rauchensteiner im Stich gelassen?“ Die Mörderin sagt: „Diese Familie besteht seit Generationen nur aus Arschlöchern. Keiner dieser Menschen kennt so etwas wie Mitgefühl. Jeder ist nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Gier ist das, was diese Familie zusammenhält.“ RR: Bis jetzt hat sie noch nichts gesagt, was nicht stimmt. Liane: Das ist doch egal. Sie diffamiert die Familie in der Öffentlich-keit. RR: Willst du sie heiraten, Jakob? Jakob sieht aus dem Fenster und antwortet nicht. Liane, laut: Jakob, hallo? Jakob: Ja? Liane : Dein Vater spricht mit dir. Willst du diese Göre heiraten? Jakob zögerlich: Ich will niemanden heiraten, wieso? RR: Dann lass sie gehen. Jakob: Sie sitzt schon im Gefängnis. RR: Ich meinte: geistig. Jakob nuschelnd: Jetzt sind die alle irr. Liane: Wie bitte? Du nuschelst immer so. Sprich deutlich, Jakob! RR: Komisch, dass sie nichts über den Tod von Canitz schreiben. Haben wir damit zu tun? Jakob wendet sich schweigend ab. RR legt das Besteck ab und sieht Liane vorwurfsvoll an. Liane zu RR: Soll ich gehen? Szene 21, 34:13–34:51 Liane telefoniert mit Robert Falkner (Redakteur einer Zeitung, die RR gehört). RF : Liane! Liane: Robert! Gibt’s Grund für gute Laune? RF: Reichlich! Aus journalistischer Sicht könnte es nicht besser laufen. Liane: Das freut mich für dich. Wirklich! RF: Was kann ich tun für dich? Liane: Ähm… ich wollte mich nur für das Interview mit dieser Göre bedanken. Eine Meisterleistung! RF: Nichts zu danken. Das war eine schöne fiktionale Fingerübung. Liane seufzend: Das war schon immer dein Traum. Und wenn sie klagt? RF: Du, wenn sie behauptet nichts davon gesagt zu haben, kommt sie nie durch – schließlich warma ja dort. Szene 22, 34:52–36:06 Kerstin Bachmann ist im Besucherraum des Gefängnisses und schreit auf Kralicek ein. Kerstin wütend: Aber ich habe kein Wort von dem gesagt! Das is alles erfunden. Kralicek beschwichtigend: Ja, niemand erfindet alles. Die wern halt ein bissl was dazu erfunden ham, nicht. Kerstin: Noch einmal: Jedes Wort ist frei erfunden! Kralicek: Ja, dann weiß ich auch nicht – dann müssen Sie sie verklagen! Kerstin: Ja sicher, als ob das in ein paar Monaten noch irgendjemanden interessiert. Er hätte wenigstens einmal vorbeikommen können. Immerhin waren wir zwei Jahre zusammen. Kralicek: Wenn sie ihn einen degenerierten Kretin nennen, wird er nicht große Lust dazu haben. Kerstin: Noch einmal: Alles frei erfunden! Kralicek, genervt: Ja, dann! Also… Kerstin, überrascht: Sie gehen?! Kralicek: Ja… eigentlich bin ich im Krankenstand und die Mutti hat Fleischknödel gemacht… Was is eigentlich mit Ihre Eltern? Kerstin traurig: Die haben schon immer allen Anderen mehr geglaubt als mir. Kralicek: Ja, das tutma jetz auch sehr leid… also, viel Glück! Kralicek wendet sich zur Tür, die sich in diesem Moment öffnet. Ein junger Mann tritt ein. Gardner: Grüß Sie. Kerstin verdrießlich: Oh Gott! Gardner: John Gardner Junior. Mein Vati ist Amerikaner und um das gleich zu beantworten: Ich bin der Anwalt von Frau Bachmann. Kralicek: Wiedersehen! Gardner: Wiederschaun. Mord also! Jetzt wird’s ja richtig interessant mit Ihnen… Szene 23, 36:07–37:23 Jakob mit seinem Vater im Krankenhaus. Jakob: Das Buch ist jedenfalls am Tatort nicht aufgetaucht – RR: Na, dann wird dich vermutlich sehr bald jemand besuchen kommen. Du wirst jetzt überhaupt viele Menschen von sehr unterschiedlichen Seiten kennenlernen. Das ist das Schöne an der Macht: Sie macht eben nicht einsam. Ich beneide dich fast, dass du am Anfang stehst. Jakob: Hör auf damit, du kennst meine Entscheidung. RR: Du kannst machen, was du willst. Jakob: Und wenn ich dein ganzes Vermögen spende? RR: Kennst du jemanden, dem du mehr vertraust als dir selbst? Jakob: Ich vertrau mir nicht. RR: Sehr gut, mein Sohn. Sehr gut! Wenn du etwas geheimhalten willst, dann erzähl es nicht einmal dir selbst. Jakob: Das ist dir ja hervorragend gelungen. In dem Notizbuch steht vermutlich sogar, wann du am Klo warst. RR schmunzelnd: Mach dir keine Sorgen: Erpressung ist meistens nur der Versuch mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Du wirst Verbündete brauchen. Jakob: Und ich kann wirklich machen, was ich will? Jakobs Handy klingelt. Jakob : Anonym. RR: Na, das ging ja schneller, als ich dachte. Jakob ins Handy: Hallo? Woher haben Sie diese Nummer? Szene 24, 37:24–44:21 Der Commander und seine Frau Edit sitzen vor ihrem Haus. Edit raucht. Commander: Edit, ich wollte dir danken. Die Blumen sind heuer besonders schön. Edit: Stellda vor: De wolln mi heuer scho wieder zur Rosenkönigen wählen. Commander: Wirklich? Edit: Mmm. Aber i bin dafür, dass jetz amal die Jungen nachkommen. Commander: Edit, du bist jung. Edit: Mmm, Manfred… dei Telefon läut’. Commander: Naa… Edit: Oja. Des Commanders Handy klingelt. Commander: Ah, jetzt. Hallo? Woher haben Sie meine Nummer? Nein, ich bin nicht daheim. Weil es einem Arschloch wie dir wurscht sein kann, wo ich wohn. Ich find das richtig unverschämt, dass die Leute nicht akzeptieren wollen, dass man am Sonntag nicht arbeitet – Sonnborn sitzt auf einem Stuhl und zielt mit einer Waffe auf den Commander. Sonnborn: Doch daheim. Edit: San Sie blind? Du, der sitzt im foischn Haus. Commander: Woher wissen Sie, wo ich wohn? Das ist privat. Sonnborn: Sie schulden mir noch Geld. Commander: Sie erreichen mich leider außerhalb der Bürozeiten. Sonnborn: Ich hoffe, Sie haben ’ne große Sparsocke im Haus. Commander: Ich schulde Ihnen gar nichts, weil Sie Ihren Auftrag nicht ordnungsgemäß ausgeführt haben. Sonnborn: Ausgemacht war: Ich liefere frei Haus, und das war der Fall. Commander, genervt: Der Kunde hat aber nicht erhalten, was er bestellt hat. Sonnborn bestimmt: Er hat von Ihnen nicht erhalten, was er bestellt hat. Die Gewährleistung liegt also bei Ihnen. Commander: Wenn der Kunde nicht zahlt, kann ich auch nicht zahlen. Ist doch logisch! Sonnborn: Ich war nur Ihr Sublieferant. Reklamationen des Kunden betreffen ausschließlich Sie. Commander: Haben Sie an Vertrag? Sonnborn hebt seine Waffe: Ich halte ihn in der Hand. Edit zum Commander: Soll i’s Liacht anmochn? Ja, dass er besser siecht… Commander: Sag amoi, wos glaubst denn du Fetznschädl, glaubst du i hab hunderttausend oafoch so herumliegen? Sonnborn: Achtzigtausend. Wenn Sie die Auszahlung verzögern, macht Sie das zum Kreditnehmer, und das kostet üblicherweise 8 Prozent. Commander wütend, laut: Sag amoi, wos glaubst denn du Oaschloch! Wir sind doch hier nicht beim Konsumentenschutz! Schleich dich, und wir reden am Montag drüber! Severin schießt auf Edit, die vornüber fällt. Commander überrascht: Edit? Sag amoi, bist du deppert? Das ist meine Frau. Das ist privat, du Arschloch! Edit wimmert, während der Commander sie betrachtet. Commander erleichtert: Sie atmet. Severin schießt weitere fünf Mal auf Edit. Bei jedem Schuss zuckt der Commander zusammen. Sonnborn zum Commander, während er das Magazin seiner Pistole auswechselt: So… ist das Büro jetzt geöffnet? Der Commander nickt zögerlich und führt Sonnborn aus seinem Haus durch den Wald, wo er eine Falle aufgestellt hat. Szene 28, 44:22–47:46 Die Rauchensteiner-Limousine in der Nähe einer U-Bahn-Station, im Hintergrund eine Großbaustelle: Eine neue Wohngegend entsteht. Max öffnet Jakob die Tür; Jakob steigt aus. Jakob: Danke, Max. Was für ein schrecklicher Ort. Max: Naja, ma wohnt direkt am Wasser. Es is billig. Für die Kinder is auch super. Also, wir sind eigentlich ganz froh, wenn’s fertig is. Jakob : ’tschuldigung. Max tritt ab, Tscheppe tritt auf. Tscheppe zu Jakob: Irgendwie hab ich jetzt schon das Gefühl, dass es bald einen Untersuchungausschuss geben wird. Was meinen Sie dazu? Ein Wunder, dass ich da drinnen nichts darüber gefunden habe. Hat Ihr Vater ausnahmsweise nicht seine Finger im Spiel? Müssen wir uns um die Familie Rauchensteiner Sorgen machen? Aber trotzdem eine interessante Lektüre – nur schade, dass alles wahr ist. Jakob: Was wollen Sie? Tscheppe: Das Gleiche wie Sie. Jakob: Das glaub ich kaum. Tscheppe: Ich will Ihren Vater nicht ins Gefängnis bringen. Hier. Tscheppe gibt Jakob das rote Notizbuch. Jakob: Was wollen Sie dafür? Tscheppe: Nichts! Jakob : Nichts? Tscheppe: Nichts. Jakob: Niemand will nichts. Tscheppe: Genau das ist das Problem. Jakob: Ham Sie den Canitz auf dem Gewissen? Tscheppe: Der hat sich selbst am Gewissen. Jakob: Und wie sind Sie dann an dieses Buch gekommen? Tscheppe: Handwerk. Jakob: Handwerk? Tscheppe: Sie werden gute Handwerker brauchen. Jakob : Aha, und für was? Tscheppe: Für die Sache. Jakob: Die Sache? Tscheppe: Für die gemeinsame Sache. Jakob: Und die wäre? Tscheppe: Haben Sie schon mal von der Unsichtbaren Hand gehört? Jakob: Ist das eine Art Sekte? Tscheppe: Kein Gott! Ich bitte Sie: Wir leben im 21. Jahrhundert. Jakob: Eine Bewegung? Tscheppe: Nein! Jakob: Terroristen? Tscheppe: Wir sehen uns eher als eine Art Engel. Wir agieren unsichtbar. Wie ein Virus, unbemerkt. Wir infiltrieren das System von innen, solange bis es durch uns gesundet. Jakob: Ein Virus macht aber nicht gesund. Tscheppe: Dieser schon! Jakob: Und wer is wir? Tscheppe: Sie, ich… aber auch das geht leider nicht ohne Geld. Engel sein ist ein Fulltimejob. Jakob: Und jetzt wollen Sie, dass ich diesen Irrsinn bezahle? Tscheppe: Wollen Sie so enden wie Ihr Vater? Jakob: Das geht Sie nichts an. Tscheppe: Oh ja, mich geht alles etwas an. Aber egal. Anders: Selbstverständlich ist auch damit Geld zu verdienen. Ich habe ein Konzept geschrieben, wie in wenigen Jahren aus einer subversiven Bewegung ein rentabler Konzern wird… was heute noch auf Wänden steht, könnte schon bald auf Schuhen, Lebensmitteln, oder Spielzeug stehen – Produkte, die allen gehören. Ganz ohne Staat. Kapitalismus und Kommunismus in einem System – alles unter einem Logo: die Unsichtbare Hand. Jakob: Sie sind wahnsinnig. Tscheppe: Endlich! Szene 26, 47:47–48:01 Familie Brunner fährt in ihrem Pkw aus Wien davon. Sie hören eine Sprachlern-CD. CD : Gut Reise – yaxşı yol. Alle: Yaxşı yol. Maja: Was heißt „Star Wars“ auf Aserbaidschanisch? BB: Star Wars. HB: Geh, Blädsinn. BB: Sicher. Maja: Wie lang fahren wir noch? BB: Ein bissl. HB zu Maja: Schon noch ein bissi, Schatz. Szene 27, 48:02–50:45 Einstellung 1: Rolf und Liane tanzen im Garten und bewerfen einander mit Blüten. Rolf: Wann haben wir das letzte Mal zusammen geschlafen? Liane: Vor neunundzwanzig Jahren. Rolf: Herrlich… Liane lacht amüsiert. Schließlich haben sie Sex im Garten. Weitere Einstellungen ohne Worte.