:.....:. • •■>>■ s ....... >...«..,. »1" , \ 'M ■ ... .»•••'. ....... it.iiit*.1 ............. ..<>' SN 52232 AUXILIA HISTORICA Beiträge zu den Historischen Hilfswissenschaften und ihren Wechselbeziehungen von Eckart Henning 2., stark erweiterte Auflage i 2004 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN I.Auflage Vor*»*** i- komplex erweisen diesen vermeintlich VI11 einzelnen V[$n?^e Nietzsches eher als „unzeitgemäß« ÜbieSn VelfrbUnd Prau für ihre kritische Lektüre und ihre A^tlfr*** "her auch meinen Lehrern und anregenden keiten ge' Berlin-Dählem i, irn Sommer 1999 Eckart Henning Inhalt Vorwort zur 2. Auflage........................................................•...................... ^ Vorwort zur 1. Auflage............................................................................... VII I Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland.............................................................................................. Begriffsplädoyer für die Historischen „Hilfs"Wissenschaften ................ 14 Die Historischen Hilfswissenschaften - historisch gesehen! .................. 28 Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin....................................... 41 Der Herold und seine Bücher. Zur Bestandgeschichte einer hilfswissenschaftlichen Spezialbibliothek in Berlin (unter Mitarbeit von Petra Hauke) ....................................................................... 79 II Wie die Aktenkunde entstand. Zur Disziplingenese einer Historischen Hilfswissenschaft und ihrer weiteren Entwicklung im 20. Jahrhundert ...................................................................................... 105 Titulaturenkunde. Prolegomena einer „neuen" Hilfswissenschaft für den Historiker ....................................................................................... 128 „Heiße Magister, heiße Doktor gar ..." Hilfswissenschaftliche Anmerkungen zu akademischen Titeln..................................................... 152 Zur Gattungs- und Sozialgeschichte der Visitenkarte. Zugleich ein hilfswissenschaftlicher Beitrag über Datierung, Abkürzungen und Gebrauch eines „unentbehrlichen Requisits"........................................... 175 • Up Demographie. Prosopographic ..........................* B'0graP v hte Zur Verleihung der Bardeleben- C** + *iT^.......................................................... *» ■ Putschen Genealogie. Zur Weiterführung «g^m**.»»™............................m IV ....................................................................... 221 Wappen.............................. Zur Entwicklung der heraldischen Bibliographie Deutschlands und Österreichs seit dem 17. Jahrhundert................................................. 234 Zur Verleihung bürgerlicher Wappen in Preußen. Ein vergebliches Immediatgesuch aus dem Jahre 1899 ......................................................... 253 Heraldische Ungereimtheiten am Berliner Rcichstagsgebäude. Alte Sünden und neue Nutzung durch den Deutschen Bundestag ........ 271 Der Heraldiker Hans Heinrich Reclam (1908-1979) und seine Heroldsbildcr-Sammlung................................. 279 V ^^nStandderSiegelforschung in Deutschland ..................................................................................... 299 J'^graphjsche ß dCTSPhragistlk......._ U^en2^%2iplingenese c . .................................................................................... 316 8lralIünd 12.Jahrhundert......................... 328 Veränderungen des Siegel- und Wappenbildes der Grafen von Henneberg vom 12.-16. Jahrhundert................................................. 357 VI Zum Begriff der Medaille und dem Stand ihrer Fachbibliographie ........ 389 Die Münz- und Medaillenkunde als Hilfswissenschaft der Genealogie .... 407 Numismatisch-Heraldische Wechselbeziehungen ................................... 422 Fahnen oder Flaggen? Zur Bedeutung zweier vexillologischer Termini ... 432 Phaleristik als Lehrfach.................................................................................... 441 Verzeichnis der Veröffentlichungen von Eckart Henning ...................... 453 Curriculum vitae des Autors...................................................................... 483 Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland Die gegenwärtige Lage der Hilfswissenschaften darzustellen, bedeutet leider, Ihnen die Misere einer ganzen Fächergruppe ins Bewußtsein zu rufen, die längst randständig geworden ist. Um dies auch statistisch zu belegen, habe ich die von der Hochschulrektorenkonferenz veröffentlichten „Studienangebote deutscher Hochschulen"1 für das Wintersemester 2002/03 überprüft. Daraus ergab sich das erwartete, gleichwohl niederschmetternde Ergebnis, daß es inzwischen unter den 115 deutschen Hochschulen nur noch sechs gibt, ich wiederhole: sechs, an denen man die Historischen Hilfswissenschaften noch im Hauptfach studieren bzw. mit einem Magisterabschluß verlassen kann. Das sind Bayreuth, Bonn, Frankfun/Main, Göttingen, München und Würzburg. Hinzu kommen weitere sieben Hochschulen, an denen man Hilfswissenschaften immerhin im Nebenfach belegen kann: Halle-Wittenberg, Heidelberg, Köln, Leipzig, Marburg/Lahn, Münster und Passau, wobei Leipzig und Marburg m. W. bereits „wackeln", da in Leipzig die Hilfswissenschaften nur noch vertretungsweise besetzt sind2 und für Marburg leider veraltete Auskünfte zugrunde lagen3, was freilich wenig am Gesamtbild ändert: An diesen sechs Hauptfach- und sieben Nebenfach-Ausbildungsstätten sind eben nur noch 13 Studienangebote erhalten gebheben (davon vier allein in Bayern), mithin können Hilfswissenschaften an wenig mehr als 10 % (11,3 %) aller deutschen Universitäten und Hochschulen noch systematisch Vortrag zur Herold-Sitzung am 20. September 2003 in Schwerin anläßlich des 55. Deutschen Genealogentages, zugleich redigierte Fassung des Referats vom 73. Deutschen Archivtag in Trier, 2002. ' Studienangebote deutscher Hochschulen. Hrsg. von der Hochschulrektorenkonferenz. Ausg. vom 11. Juni 2002 zum WS 2002/2003. Bad Honnef 2002, S. 17, 25. 2 Wie zu erfahren war, ist die ehemalige Leipziger C 3-Professur von Dr. Thomas Vogtherr (heute Universität Osnabrück) inzwischen weggefallen. An seine Stelle trat vorläufig das Lehrangebot des Universitätsarchivars, apl. Prof. Dr. Gerald Wiemers. 5 Theo Kölzer (Universität Bonn) sprach in seinem Erfahrungsbericht am 19. September 2002 vor dem 73. Deutschen Archivtag in Trier zum Thema: „Welche Erwartungen hat der Mittelalter-Historiker an die Archive und Archivare" geradezu von einer „skandalösen Abwicklung" des hilfswissenschafdichen Lehrstuhls von Prof. Dr. Peter Rück in Marburg/L., wo man sich inzwischen beeilte, wenigstens zum Wintersemester 2002/03 eine einführende Ringvorlesung für die Historischen Hilfswissenschaften und einige begleitende Lehrveranstaltungen zu organisieren (freundliche Mitteilung des Archivschuldozenten Dr. Karsten Uhde vom 18./20. September 2002). derHist°r,SC1' Ihst so traditionsreiche Zentren wie BeW -^flter fIlen Damxt haben die Historischen Hilfs ^sch^n\. ,:!LrFächerverb.an" .„_:j;ctPn hedurfen. n ^ id ie ----^MlMich sch0n ganzen - nur für ^ärekt oder im Zusammenspiel mit ande_ beSf umauf sPeZielle ^ Historischen Hilfswissenschaften sind das erSii"enZUa^ Historikers, und so es ist unverantwortlich, am T^J^t^n seit Jahre» sind diese anwendungsonentierten ^^»75^ bedürfen, nun nach^ el" lrMith^eentSp Innter Orchideenfacher erlangt. Artenreich ün, ^^^TSS^en*^ aber einige halten sie, 5* Sfc » 1 lt Modisch und nutzlo, obwohl sie Unerl^ lecnrow" — denn seit janren smu iuW>. a"wv.n.aungsorienti Rettungsgerat zu s^ ausgerichtet, Mittelreduzierungen und Stel Fächer, obgle.cn obendrein noch als Effizienz- und Konzen '-^^Ägebc» werden. Leider besitzen die HilfswisZ ;;Xt:Ä unlso müssen sie es denn erleben, daß ihre eigenen K&Ä, sie als Manövnermasse preisgeben, nur um ihr eigenes Fach und Fell zu retten - ein durchaus kurzsichtiges Verfah- ren\Venn nun aber hilfswissenschaftliche Abschlüsse in Deutschland kaum noch erlangt werden können, so gibt es immerhin - so der beschönigende Einwand -an vielen deutschen Universitäten noch Hochschullehrer, zumeist der Mittelalterlichen Geschichte, die die Historischen Hilfswissenschaften „mitbetreuen", da ihre venia legendi zumindest ein solches epitheton ornans aufweist. Das sieht dann in der Praxis oft so aus, daß entweder gelegentliche Lehrveranstaltungen in den Hilfswissenschaften angeboten werden (selten) oder diese zumindest in anderen bei Bedarf angewendet werden (häufiger). Ein abrundendes, meist nur propädeutisches Angebot wird den - vielfach archivarischen - Honorarkräften wie mir5 anvertraut, um es vielfältiger erscheinen zu lassen. Doch sehen wir näher hin! Um hier ebenfalls statistisch rer verständlich zu machen, wenn an einer interna-IUra mehr anzutreffen niVersität die Historischen Hilfswissenschaften wurden und r " ' W0 Sle einst mitheo-riinW FTV^^'^Venreirr'J"051'^"51 mitbeg™ndet bzw. weiterentwickelt u I WaLübt die* U„iS:2U[ WeMtung brachten. Der Verlust solcher ÄST^^S.1^besonderen Profils'Iäßt sie provinzie11 *SSdu*r m ßerl" In C Vtl Ecka" H™™& Die Historischen WL ri,UJld^. Persönllchkeiteinu ^fh-chtswissenschaft in Berlin im 19. und ^öffentlich,, " 7tltutio"en. Hrsg. von Reimer Hansen u. 2 S;365^08. S 6r dorischen Kommission zu Berlin, Ribbe His^Si,r ^«Sit FrCien Univ™ Berlin Archivkunde, •* ^t*"*****^^1* 2" Berlin Archivwissenschaft ^ seit 1993 als Honorarprofessor. Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland argumentieren zu können, habe ich die letzte, 2001 erschienene, Ausgabe des „Bio-bibliographischen Verzeichnisses deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart" ausgewertet, wie sich Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender im Untertitel inzwischen vollmundig nennt. Aus den Fächerzusammenstellungen im letzten Band, die die Historischen Hilfswissenschaften unter Nr. 321 immerhin noch ausweisen, sind dort 182 Namen genannt*. Vergleicht man diese zunächst erstaunliche Zahl nur mit der für das Gebiet der „Hochmittelalterlichen Geschichte" benannten Gelehrten, so stehen 292 Mediävisten 182 Hilfswissenschaftlern gegenüber. Eliminiert man dann die Doppelmeldungen, so bleiben von diesen 182 nur 111 übrig, denn immerhin 70 Mediävisten der genannten Gruppe bezeichnen sich zusätzlich noch als Hilfswissenschaftler! Berücksichtigt man dabei den vielbeschworenen demographischen Faktor, da sich unter den registrierten Hilfswissenschaftlern viele Emeriti bzw. Pensionäre befinden, die manchmal noch forschen, aber oft nicht mehr lehren, ferner ausgesprochene Spezialisten (wie z. B. Numismatiker) oder nebenamtlich lehrende Archivare, ja sogar Verstorbene, so relativiert sich der Eindruck einer nennenswerten Zahl vollbeschäftigter Fachleute erheblich. Zieht man dann noch die im „Kürschner" ebenfalls aufgeführten, in Osterreich oder in der deutschsprachigen Schweiz beschäftigten Kollegen ab, so bleiben für die Bundesrepublik Deutschland nur noch höchstens fünfzig Namen (von 111) übrig. Klios Hilfstruppen sind folglich zu einem „letzten Aufgebot" zusammenschrumpft -, dem der Nachwuchs fehlt. Diese Lagebeschreibung zwingt dazu, die Frage nach den Ursachen zu stellen, die sich nicht von jener nach dem Ausbildungsbedarf für den wissenschaftlichen Nachwuchs trennen läßt. Nach meiner Uberzeugung hängen sie eng mit dem für die Historischen Hilfswissenschaften verhängnisvollen Verlust der Archivarsausbildung an den Universitäten zusammen. Ich habe diese These im Anschluß an Karl Brandis Befürchtungen aus den dreißiger Jahren in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts aufgegriffen und ausführlicher begründet, als es hier möglich ist", auch bin ich Norbert Reimann dankbar, daß er sie sich in seinem Situationsbericht zur archivarischen Ausbildung zu eigen gemacht hat: „Die Auslagerung' des hilfswissenschaftlichen Ausbildungsbedarfs von den Universitäten an die Archivschulen, für den die Archivanwärter die .Hauptabnehmer' darstellen, führte andererseits an den Universitäten zu einem Rückgang der Nachfrage und damit auch des Angebotes im Bereich der Historischen Hilfswissenschaften an den Universitäten. 6 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2001. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Bd. 3. München 2001, S. 4036 (Nr. 321). 7 Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2001 (wie Anm. 6), S. 4036-^*037 (Nr. 317). 1 Eckart Henning: Begriffsplädoyer für die Historischen „Hilfswissenschaften. In: Herold-Jahrbuch, N. F. 1 (1996), S. 16-26. jfrHi^nsch 6 Piflktue jU auf die hilfswissenschaftlichen V0r- Jt «m S'ch "^r beim Eintritt in den Vorbereitungsdienst Dies Zs & die ATl kreis" erklärt vermutlich, warum der Dialog kenn»** > .TeuW» haften und der Archivwissenschaft, mitbfn den Historischen H>»s^ ^ und Archivare (WA) in seinem ^VerWd^i^l taktvoll formuliert, „von beiden nur in a^tX^"™ wird"; ? Wahrheit ist er abgTissen i-hranktem Ma& ^^gieeffekten führen wenn wir entweder die 1[wird erst Wer zu Syne g j des Instltuts für Archiy_ Wissenschaft und gecmci R_Ausbildungsmodell für den höheren Ar-das erst 1996 ausgela^dt_Unive«ität zu Berlin wiederherstellen, wo man chivdienst an der Hum^^^^ ^ Archivwissenschaft studieren (und gleichzeitig nicht nur konntC) sondern eben auch ein breites dadurchunge,ch era _ ^ ^ ^ ^ SÄ» Bundesarchiv als auch vom WA ohne ausreichende Se bestntten wurde.'1 Denn der Fortschntt in der Archivarsausbildung S heute paradoxerweise im Rückweg an die Umversitat. Darauf sind besonders die Historiker angewiesen, die zumindest als Mediävisten in den Archiven noch immer einen „hilfswissenschaftlich ausgebildeten, selbst for- Norbert Reimann: Zur Situation der archivarischen Aus- und Fortbildung Em Diskusstonsbeitrag aus der Sicht der kommunalen Archivpflege In: Archiv s tca docet Beitrage zur Archivwissenschaft und ihres interdisziplinären Umtelds. Hrsg. von Friedrich Beck, Wolfgang Hempel, Eckart Henning. Potsdam 1999, S. 637-661, bes. S. 657 m. Anm. 62. Wolfgang Leesch: Das Institut der Archivwissenschaft und geschichtswissen-schaftUche Fortbildung (IfA) in Berlin-Dahlem (1930-45). In: Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe für Johannes Schultze zum 90. Geburtstag. Berlin 1971, S. 219-254, und Eckart Henning: Der erste Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive, Reinhold Koser. In: Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte. Hrsg. von Cecile Lowenthal-Hensel u. Friedrich Benninghoven (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Bd. 14). Berlin 1979, S. 259-293, hier bes. S. 283 f. Jotho Brachmann: Die Ausbildung wissenschaftlicher Archive in Potsdam und in Bride"Sri U b: ^für Idiomatik 39 (1993), S. 387-492. des BunJerT- ^ "* V°r'das eine von Friedrich P- Kahlenberg als Präs.dent Vere iruäVS TV*' ^ 1991 ™ mich' das andere vom Vorsitzenden des «ans deutscher Archiv«, u_______t, .... ._ . ^«~« — ««■ nen turko - - -"»uier Archivare W„ -oiSn °;t0 GerWd öS inn?UmSChÖttel VOm 15- APril 1991 a" mel-^ F«* G Chichr EigCnSChaff als Mit8lied def StrUk' di«erUni! e.Set2ten «<* zwar M der ""^boldt-Universität zu Berlin ^Wfir?ei"'nicht aber für /"f" Ubrsi^ für Archivwissenschaft an N-F-S(2000) s 2 höWen Dienst T ge Fortsetzung der Ausbildung von 83~94' hierS. 85 l*"**?** er wegfiel Vgl. Herold-Jahrbuch, Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland 7 sehenden .Betreuer' erwarten", der z. B. „Doktoranden aus Interesse an der Sache in jeder Hinsicht beratend und unterstützend zur Seite steht", was freilich eine angemessene Berücksichtigung „hilfswissenschaftlicher Lehrinhalte in der Ausbildung (und damit zugleich Stärkung der .klassischen' universitären Ausbildung)" voraussetzt". Eine solche Stärkung nähme den Historischen Hilfswissenschaften, die sonst kaum noch als eigenständiger Studiengang wahrgenommen werden, zugleich den Ruf als bloßes Anhängsel an die entsprechenden Referenzdisziplinen der Geschichte. In der Gedenkschrift „Archivistica docet" (1999), wie ich sie nennen möchte, heißt es programmatisch im Vorwort: „Bereits heute ist erkennbar, daß die weitere Entwicklung des Informationszeitalters auf eine engere Kooperation der Bereiche Archiv, Bibliothek und Dokumentation bei gleichzeitiger Wahrung ihrer Spezifika hinzielt. Deren drängende Probleme dürften nicht nur auf dem deutschen Sonderweg einer verwaltungsinternen Ausbildung zu lösen sein, sondern sollten künftig auch europaweit bei freier Immatrikulation in Gemeinschaft mit benachbarten Fächern an Universitäten und Hochschulen erneut studierbar werden"14. Dieser Sonderweg wäre eine Sackgasse und so rate ich hier, wie schon 1991 anläßlich des Symposions über „Archivische Berufsbilder" am märkischen Schwielowsee'\ als ersten konkreten Schritt zur Rückverlegung der Marburger Archivschule mit ihren dürftigen vier Planstellen in die an Honorarkräften und Praktikumsplätzen reiche Berlin-Brandenburgische Archivlandschaft, wo deren Leitung in Personalunion einem Hochschulprofessor oder einem GStA-Direktor" mit Hochschulrang übertragen werden sollte, ehe in einem zweiten Schritt an einer der Berliner Universitäten ein Kompetenzzentrum für Quellenkunde und Quellenkritik errichtet werden könnte, wie es Botho Brachmann in einem noch unveröffentlichten Beitrag über die „Neuen Medien" vorschlägt17. Er ist in der Neuauflage der seit 1997 vergriffenen „Archivalischen Zitate aus dem Thesenpapier von Theo Kölzer zu seinem Referat in Trier am 19. September 2002 (wie Anm. 3). Vorwort zu Archivistica docet (wie Anm. 7), S. 13-18, hier S. 18. Eckart Henning: Diskussionsbeitrag zu Lehrerfahrungen an der Humboldt-Universität ab 1990. In: Archivische Berufsbilder und Ausbildungsanforderungen. Protokoll eines Kolloquiums vom 14.-16.11.1991 (Potsdamer Studien, 3). Potsdam 1990, S. 86-87. Mit „GStA-Direktor" ist der Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem gemeint, in dessen Dienstgebäude 1930 die preußische Archivschule als „Institut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Fortbildung" gegründet wurde (vgl. Anm. 10). Botho Brachmann: Moderne Quellengattungen. Neue Medien und Massenmedien. In: Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften. Hrsg. von Friedrich Beck u. Eckart Henning. 3. Aufl. Köln 2002, S. 149-164, hierS. 164. mitasterierterAnm. von E. H. lfrHis'orische 1***^ nd mit einer Einführung m die Historie ^j-uund^í)"versehen, was durchaus progra (= vionswissenscnattncnesInstitut böte dlesen äS-^i^^^rissene Dialog über alle „Uberreste" *f f. ;bdfe Papyn, den Pergamenten und Papie, ^^"ISSSS ^ op—lektromschen bzw. dlgitalen U * * *°jär Gang>: .nschaft bildet die Quellenkunde mit all jfe ts^^^^ des Faches, außerhalb umkreisen CberUeterung den ^ um unter Einsat2 W-^Hafe^"^beintragen, denn das Verhältnis von H^zur Beantwortung ^ ^ ^ ^ und ^und H^^fXtbezug und einen Objektbezug at b Erkennens eme ^ blemorientierten Fragen, letzterer mehr - . * ;i '. ,.. ,um Ausdruck; die Fragen stellen die !*i*««nschiftliC j Lhiekt an ihre Quellen, die hilfswissenschafdi . ; ^l^Vis erkannte Objekt - was allerdings nichts H * "KS^erkannte Objekt" - was allerdings nichts dar-^^^Ätrionen und Fakten ein „epistomologisches Paar" bilden G,**BlChyk ich mein Thema mehr organisatorisch aufgefaßt, doch '"äSiitehljeßend noch einige inhaltliche Bemerkungen dazu ma-^wkk Gestalt ein aktualisierter Kanon Historischer Hilfswissenschaf-f^a^a könnte bzw. wo Forschungsergebnisse zu erkennen sind, die r UtW Historiker in Archiven":0 zu vermeiden helfen, sondern aä Jtafem beachten sollten, sofern sie sich nicht als bloße Informati-: begreifen: Als klassische Hilfswissenschaften, die noch nicht hdan Htsang: Historische .Überreste". Archivalische Quellen und ihre Benut-• • : N F.. Bd. 14, Jg. 36 (1993), S. 51-58. -. -- und I [istorischen Hilfswissenschaften stellt ein aenes \araags-, ewntuell Tagungsthema zum Selbstverständnis beider dar -rann-, doch ist die Geschichtswissenschaft immerhin gehalten, V •"• s- '- 'hrer Quellen auseinander zu setzen, was ihrer rcgM iMOfiemüdigkeit durchaus entgegenkäme. ig jl—*** Historiker in Archiven. Bemerkungen über Defizite in : dung Westdeutschlands. In: Archiv und Wirt- ■^ik£^riker"Archivare mehr ausgebildet würden oder wenigste*5 W^JT^f^ne" Lesern älteren Berufsideal und dem neueren des •^fciTr? ^saAt werden würde, könnten selbst die wenigen1<° Shr"'«£S^1 D0Ch,als Benutzer in ^e Archive begeben, dort kaum ^■*W2Ärä?Spartner hoffen' die ^nen bei der In«**1^ ■ -' ".- rRQudfc» helfen. Die Hilflosigkeit wächst auf ba*»* renalen der Archive, die Hilfsbedürftig!«* ^ Die aktuell e Lage der Historischen -sehen Hilfswissenschaften in Deutschland 9 der Sache nach, aber begrifflich 1741 erstmals titelgebend bei Anselm Desing als „Auxilia historka" auftauchen (ehe Johann Christoph Gatterer diese Bezeichnung 1761 ins Deutsche übertrug"), benannte mein Wiener Lehrer Heinrich v. Fichtenau den folgenden, sicherlich erweiterungsbedürftigen Fächerkanon": Paläographie, Diplomatik, Aktenkunde, Heraldik, Sphragistik, Genealogie, Numismatik und Chronologie. Epigraphik und Skriptoristik bzw. Codicologie fehlen in diesem Kanon nur dann, wenn man diese Entzifferungswissenschaften nicht, wie noch Fichtenau, weiter zur Paläographie rechnet. Sie zeigen genauso Emanzipationstendenzen (in Form eigener Lehrbücher, Fachzeitschriften, Bibliographien und Tagungen) wie andere noch in der Entwicklung begriffene Disziplinen. Soweit ich sehe, wäre hier die die Aktenkunde ergänzende Titulaturenkunde als eventueller Teil einer künftigen Archontologie (Würdenträgerkunde) zu nennen oder auch die teilweise bis in ihre Fachsprache hinein mit der Heraldik verbundene Vexillologie, die Fahnen- und Flaggenkunde. Die Haus- und Hofmarkenkunde mit ihrem -den Wappen gegenüber weit älterem, ursprünglich sippenkundlichen - Forschungsgegenstand nähert sich heute der Marken- und Zeichenforschung an, soweit sich diese mit Eigentums-, Urheber- und Gütezeichen von Handwerker- und Handelswaren befaßt, und - immer noch florierend - der Wasserzeichenforschung. Die Genealogie, in älterer Zeit mehr Individual- als Sozialgenealogie, hat sich zur Historischen Demographie, der Bevölkerungskunde, hin geöffnet und zeigt Interesse ir> —— erfahren inaiviUuaJ- al nai sien zur Historischen Demographie, der Bevölkerungskunde, hin geöffnet und zeigt Interesse an prosopographischen Verfahren, aber auch an historischer DANN-Analyse. Neben den Münzen gewinnen in der Numismatik nicht nur die Geldgeschichte und das Papiergeld, sondern auch die allzu lange nur pseudomonetär begriffenen Medaillen als künstlerische Kleinreliefs immer mehr an Bedeutung. Aus einem anderen numismatischen Nebengebiet, dem Eichwesen, hat sich inzwischen eindrucksvoll die Historische Metrologie entwickelt. Auch die Phaleristik als " Eckart Henning: Die Historischen Hilfswissenschaften - historisch gesehen! In: Vom Nutz und Frommen der Historischen Hilfswissenschaften. Beiträge der gemeinsamen Tagung des HEROLD mit seiner Fachgruppe »Historische Hilfswissenschaften" anläßlich ihres fünfjährigen Bestehens am 5. Oktober 1999 im Museum Europäischer Kulturen. Hrsg. von Friedrich Beck u. Eckart Henning (Herold-Studien, Bd. 5). Neustadt a. d. Aisch 2000, S. 11-22, hier bes. S. 12. Auch wenn einzelne Disziplinen viel älter erscheinen, sind die Historischen Hilfswissenschaften als solche eine im 18. Jahrhundert in universalhistorischer Absicht entstandene Fächergemeinschaft, nicht etwa nur mediävistischen Zwecken dienend wie heute einige meinen! Es wird Zeit, sich wieder dieses Ursprungs zu erinnern und jede Epochenfixierung abzustreifen, da die Alte Geschichte der Hilfswissenschaften genauso bedarf wie die Mittelalterliche oder die Neuere Geschichte. Heinrich v. Fichtenau: Die Historischen Hilfswissenschaften und ihre Bedeutung für Mediävistik. In: Die Methoden der Geschichtswissenschaft und der Archäologie (Enzyklopädie der geschichtswissenschaftlichen Arbeitsmethoden, 10). München 1974, S. 115-143, hierS. 117. 10 Die aktuelle Lage ■er j Ehrenzeichen hat sich längst aus dL " nrprwegs zu einer eigenen Hilfswiss , hre von & ^ *Ä£nde mehr, sondern berück,^ &b*^J^.^W^ und neuerdings die Alph^ St ^ !n ch stimulierter Lum HJlfsWlssenschaften bed 2 So y-gfiS Disziplingenese sich nicht mehr ^ RfdiHi|iatl0n'Un £ läßt, ergänzen ihn: Hierfür ware an die rCC '! s Rcherbnon ab c e bdisziplin, die Insigniologie, zu erinnern, Ficht iofiie bzw. an f J , f ausweitete, an die historische Ik0 f ^« Sym':'^K Schichte oder an die allgemeine "Ii d'hreBfiChUfdc Waffen- und Kostümkunde (einschließlich r Sunde, zu der ^*hlun^ ist alles andere als abschließend, dcr Umformen) «hlt' c hen HiifsWjSSCnschaften hegt allenfalls im denn der Kanon der l u. ^ größcre Bedeutung für die Ent- Llichcr andere für neuzeitliche Zeugnisse, wobei all-i j „mj ycichen sowie die Sachquellen weit mehr in den mählich Raum, Bild _:. j„ j.-- t Kern resi. w"&>- — - ---Schlüsselung mittelalterlicher ^^„v.itii wen mehr in den mählich Kaum, om ^'£^y^\mt der sich die Historischen Hilfswis-Vordergrund nicken ajs f ^ beschäftigt haben Viele ^ .«„schalten ^"^efTempirisch betriebenen Hilfswissenschaften, die nstldigkeit und Werkzeugcharakter defm.ert erscheinen , sind nicht nur zeitgemäß sie sind m. E. nahezu „zeitlos" - wenn Sie mir diese unhistorische Zuspitzung gestatten. Beim Beschreiben und Vergleichen, Datieren und Lokalisieren bzw. dem Verifizieren und Falsifizieren kommen Kulturtechniken zum Einsatz, deren Kennen und Können im Anwendungsfalle erlösend und inspirierend wirken und auch Wechselbeziehungen zu Nachbarwissenschaften wie der Rechts-, Kirchen- oder Wirtschaftsgeschichte zu fördern helfen. „Kultur" ist ohnehin der angemessenste Oberbegriff, mit dem sich Gegenstände der sogen. Geisteswissenschaften gut erfassen und umschreiben las* ' Für Nachweise zu dieser Übersicht vgl. bei Eckart Henning: Begriffsplädoyer n (wie Anm. 8), S. 5-10, Anm. 11-34. bLÄ^" Hilfswissensch^ten besser als „Grundwissenschaften" (Karl hlWäfen °der nicht' ob ihnen Eigenständigkeit oder Werk- Di< HilCri (H. O. Meisner) zu leisten vermag. weckt er womöglich zu h * NobiÜnerungsversuchs nicht, auch rPPebl^tihrinstrum7fC| rt>a,rtungea Verbindend für diese variable Fächer-'"orischen Hülfswjssen"f ^ VSL dazu Brandi: Die Pflege der Nu'S' U2 ""d Heim5 Z* u Deutschl™d. In: Geistige Arbeit 6 (1939), S R» o,UnLd dcr ^künden 2 u™1 Fo"chungsfragen der Archivwissen-UicrS-89^wieFck rdHAkten,chrc' In: Archivmitteilungen 7 (1957), " Hcnn,n8: Begriffsplädoyer (wie Anm. 8), S. 161 Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland 11 sen. Seine Offenheit verlangt allerdings viel synthetische Kraft und von den Historischen Hilfswissenschaften (um einer Selbstüberforderung zu entgehen), daß sie den Blick von den Kontexten weiterhin fest auf die Texte usw. gerichtet halten, denn die entgegengesetzte Blickrichtung - von den Texten auf die Kontexte - führt allzu leicht ins Uferlose bzw. in die Auflösung, bestenfalls in eine nur noch diffuse historische Kulturwissenschaft*. Insgesamt liegt aber im Forschungsmodenwandcl der Geschichtswissenschaft in den neunziger Jahren von der Sozial- und Mentalitätsgeschichte zur Kulturgeschichte eine große Chance für die Historischen Hilfswissenschaften , wenn nicht gar für ein „Comeback" dieser Fächer, da die sogen, kulturalistische Wende auch eine „Nachbarschaftsveränderung"" mit sich gebracht hat: Nicht mehr nur Datenmassen oder Massendaten bilden vorzugsweise die Quellenbasis, sondern einzelne Texte, Bilder und Gegenstände sind es wieder, zu denen der Hilfswissenschaftler problemorienticrt und fächeruber-greifend, oft als Not- oder Ersthelfer herangezogen wird. Hier erfüllen dann die Historischen Hilfswissenschaften nach einem Wort von Michael Tangl „ihre Aufgabe umso mehr, je stärker sie sich des in ihrem Begriff liegenden Abhängigkeitsverhältnisses bewußt bleiben"". Folglich stimme ich Reinhard " Aus der Vielzahl einschlägiger Veröffentlichungen seien hier nur wenige genannt, so von Otto Gerhard Oexle: Geschichte als Historische Kulturwissenschaft. In: Kulturgeschichte heute. Hrsg. von Wolfgang Hardtwig u. Hans-Ulrich Wehler. Göttingen 1996, S. 14—40; Rudolf Vierhaus: Dimensionen einer Historischen Kulturwissenschaft. In: Historie und Eigen-Sinn. Festschrift für Jan Peters zum 65. Geburtstag. Weimar 1997, S. 129-138; Lorraine Daston: Die Kultur der Wissenschaftlichen Objektivität. In: Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft, Kulturwissenschaft: Einheit, Gegensatz, Komplementarität? Hrsg. von Otto Gerhard Oexle. Göttingen 1998, S. 9-39; Thomas Jung: Geschichte der modernen Kulturtheorie. Darmstadt 1999; Michael Maurer: Was ist Kulturgeschichte? In: Archive und Kulturgeschichte. Referate des 70. Deutschen Archivtags vom 21.-24.9.1999. Siegburg 2001, S. 37-61; Hans Schleyer: Historisches Denken in der Krise der Kultur. Fachhistorie, Kulturgeschichte und Anfänge der Kulturwissenschaften in Deutschland. Göttingen 2000; Hans-Ulrich Wehler: Historisches Denken am Ende des 20. Jahrhunderts. Göttingen 2001, insbes. Kap. 5-7, S. 61 ff. 2 Die Historischen Hilfswissenschaften sind zwar instrumentell der Geschichtswissenschaft und damit den Geisteswissenschaften zuzuordnen, doch ist das Spektrum ihrer Fächer wesentlich breiter, zumal einzelne in wesentlichen Bestandteilen eher zu den Naturwissenschaften tendieren (wie z. B. genetische Komponenten der Genealogie oder astronomische der Chronologie beweisen). Diese interdisziplinären Wechselbeziehungen sind typisch für diesen Verbund der „Kulturtechniken". Begriff von Hans-Georg Husung. Michael Tangl: Antrittsrede. In: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Halbbd. 2. Berlin 1918, S. 702 ff., hier bes. S. 704. Annckatrin Schaller: Michael Tangl (1861-1921) und seine Schule. Forschung und Lehre in den Historischen Hilfswissenschaften. Berlin 2002 (Pallas Athene, Bd. 7). ,enn er „das seit langem bestehende Naheverk-, , Weineswegs zu, w Zeitpunkt kundigen möchte, in deJ tW HafG schichte gt NeubegSn abzeichnen könnte. ZweifeUo.^ ^ z^^^^^^heute rdtis^h b-n?> 5 ' Hitorischen Hllt*leinsamen Namen aufzugeben«, ließe di^M f Je en gleich d« »f ^ neblich an Bedeutung gewinnen«, wie nSften doch weiter schwächen. Die Therapie der v ^ andern ^ 516 ?Ezum baldigen Ableben dieser bereits ^t^^^ fÜhrCn' keineSWC8S aW " ^ hunT g • ,aher zum Status quo zurück, wonach die Lage der «j^ Kehren wir ^"er der der sogen. Kiemen Fächer entspricht, dieüber sehen Hilfswissenschaft ^ ^ ^ Universltäten _ wenn überh « wenige Studenterl vert S ^ sind Nach den Vorstellungen des Wis- nur durch einen Pwte ^ ^ mußten v (SChaftsrates , von Q sen --------- - -. '------ten vernachl eher an wenigen Standorten konzentriert werden, wie oben K ■ -------.....— - " " wie ooen bereits358^*6 denn eine bloße digitale Vernetzung ersetzt nicht das persönlich kor^ Seminargespräch hilfswissenschaftlicher Übungen. Diese Klei ^^"^ ohne die die Großen verarmen würden, sind nur numerisch klein^' h er' von geringerer Bedeutung - doch was klein geredet ist, wird gern über Und so haben sich beispielsweise in der Schweiz die Vertreter dieser" Kleinen Fächer schon im Jahr 2001 in Neuchätel erstmals zusarrimengesete" um dem Berner Bundesamt für Bildung und Wissenschaft eigene Vorschr"' zu ihrem „Artenschutz" zu unterbreiten. Das war kein Ruf nach einer akf demischen „Käseglocke" in Form von Studienplänen, sondern sie dokumentierten vielmehr ihr Ziel, mehr Verständnis für fachliche Relevanz und für öffentliche Akzeptanz zu wecken". Ahnlicher Anstrengungen bedarf es auch in Deutschland, wo es freilich schon eine Zentrale für Orchideenfreunde gibt - doch eben nur für Pflanzen! Andernfalls müßten die Historischen Hüfs- Die aktuelle Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland 13 Wissenschaften in die außeruniversitäre Forschung abwandern, womit sie bereits 1994 begonnen haben, als Friedrich Beck (Potsdam), der Referent und einige andere Kollegen unter dem Dach des mehr als 130 Jahre alten Vereins „Herold" die Fachgruppe „Historische Hilfswissenschaften" ansiedelten und seither rund zwanzig Tagungen unterschiedlichster Thematik abhielten . Ich habe über die Lage der Historischen Hilfswissenschaften in Deutschland referiert. Mein Fazit: ihre Lage ist ernst, aber (noch) nicht hoffnungslos, doch Sie, meine Damen und Herren, können sie gar nicht ernst genug nehmen! Vgl. Anm. 22. Alle Zitate aus dem von Reinhard Härtel (Graz) großzügig zur Verfügung gestellten, noch ungedruckten Vortragsmanuskript „Sind die Historischen Hilfswissen-senaften „och ze.tgemäß?", Vortrag gehalten beim Symposion „Mediävistik im pJu, ' vmnstaJtet yon Hans-Werner Götz u. Jörg Jasmut, Universität Laderborn, 3. Sektion, Oktober 2001. De'ur !fSchun8? Zur Situation und Perspektive der Kleinen Fächer in sch.n au 8; VOn der Union def Deutschen Akademien und der Säcte'-Kaase/a t!en,der Wi«haften zu Leipzig. Mainz 2000. Vgl. ferner Max turnte "mha f SCh3U: Bencht zur außeruniversitären Infrastruktur in den ^hCntw gCbniSSe dner Erhebung der DeUtSChen ForSchungSg uÄtoST °-hid-Pflege - ein Beispiel aus der Schweiz. In: De«* tatsze,tu"g.H.9(2002),S.3. Vgl. die Tagungsbände Vom Nutz und Frommen der Historischen Hilfswissenschaften (wie Anm. 22) und den Friedrich Beck zum 75. Geburtstag gewidmete-Die Historischen Hilfswissenschaften in Forschung und Lehre. Hrsg. von Eckart Henning u. Regina Rousavy. Neustadt/Aisch 2003 (Herold-Studien, Bd. 6). Begonnen hat die Berliner Fachgruppe am 14. Juli 1994 noch unter der Schirmherrschaft der Braunschweiger Akademie für Genealogie und Heraldik (Präsident: Oliver Dix) als Pendant zu ihrer Leipziger Gruppe, deren Sprecher Prof. Dr. Wolfgang Lorenz (heute Annaberg-Buchholz) war. Bald darauf erfolgte der Wechsel unter das Patronát des Vereins Herold, was in Berlin nahelag, zumal der Gastgeber der Gruppe im Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem (Boltzmannstr. 14) und Autor dieses Beitrags zugleich Herold-Vorstandsmitglied ist. für die Historischen Begriffsplädoyer für die Historischen .Hilfs'wissenschaften 15 eile Dilettanten", und so nimmt es nicht WUn- nkergelcen.^f^fSedürftig wirken bzw^als Umversalisten der fTi>s^Wnter7,Z Quellen bedürfen. Wie der Mediziner bei der, da» b . sJljjfe bei speaeUen x SÄ fiP^S» Pf J" «-»jft so^e" Fällen der die besonderen „handwerklich-methodischen „seinen Jdsse"1 enthalten soll, die er (hoffentlich) in seinem ,UDiSa;: SSn erworben hat. Leider glauben Geschichtsbild**^!!!^ ^ sich bej den Hüfswissenschaften „um „tenbesuchenm eschen Studium erwo. Studenten anfangs manc^^^ ^ Geschichte Hergehendes, das für Spe-etwas neben dernjage ^ ohnehin rdchlich beschäftigten ZifW mÄw«ter zu mteressieren brauche«2. Ohne Unterstützung aSSÄto kann der Historiker aber bei der Entschlüsselung vieler Quellen nicht auskommen, und so ist schon das bloße Vorhandensein einer solchen Fächergruppe instrumentalen Charakters für die Geschichtswissenschaft charakteristisch. Überflüssig, ausführlicher in die schon nahezu klassische Kontroverse einzutreten, ob es sich nun tatsächlich um „Hilfswissenschaften" oder - wie Karl Brandl 1939 vorschlug - um „Grundwissenschaften" des Historikers handelt3, d.h. die Frage zu klären, ob diesen Fächern ein subsidiärer Charakter anhaftet, oder ob ihnen ein eigenständiger Wert beizumessen ist (was für die meisten längst feststehen dürfte). Brandi wollte verhindern, daß die Quellen von ihren Hilfswissenschaften getrennt werden und letztere dadurch aufwerten, indem er sie zu einem wesentlichen Teil der Geschichtswis-bľC!ľ ~ W3,S die Hilfswi«enschaften im übrigen auch dann blei-«J. «7 Sie »beförderta. Sie haben eine solche Ehrenrettung - einigen Fachvertret" 7 ^ LcÍder kt sich Brandis BeSriff aber bd ^Disziplinendercľ vT estgesetzt;so sPrach Heinz Quirin von „Son-2eicK .Historische traditionsgemäß unter der Be- genauer je- 16-26. Erstmals ersr W >^STe^0ld«uchN.F. 1 (1996) S sehenHilfen ■ Werkzeug des h; \lyyt>)> 5- Ernst o„ensch^n. I] A.ľfi c t0"kers- Eine Einführung in die Histori-UCd-''s der Ne«eren Geschichte. Braun- doch die historischen Grundwissenschaften umgreifen, ohne deren Kenntnis Geschichtswissenschaft gar nicht möglich ist"4. Der Althistoriker Hermann Bengtson nannte die „früher" gebräuchliche Bezeichnung „Hilfswissenschaften" sogar „irreführend", die endgültig „aus der wissenschaftlichen Terminologie verschwinden" sollte5. Ich finde das nicht, und zwar nicht allein deswegen, weil es meist unsinnig ist, gegen einmal etablierte Begriffe anzugehen, da sie nur sehr schwer wieder zu eliminieren sind, sondern weil ich den Begriff der „Historischen Hilfswissenschaften"6 für gut gewählt und aussagekräftig halte, zudem spricht eigentlich „nichts ernsthaft dagegen, die Hilfsfunktion in der Aufgabenstellung einer Teildisziplin auch entsprechend zu kennzeichnen". Dieser Auffassung hat Helmut Lötzke noch hinzugefügt: „Qualität und Effektivität der historischen Hilfswissenschaften hängen nicht von ihrem Namen, sondern von ihrem wissenschaftlichen Entwicklungsstand und dem Grad ihrer bewußten Anwendung in der Quellenforschung ab"7. Daher sollte man derartige Schlüsselfächer, deren eigener wissenschaftlicher Wert darunter schließlich nicht leidet, daß sie der Geschichte - quasi nebenamtliche - Hilfsdienste zu leisten vermögen, auch ohne überheblichen Unterton und legitim weiter als „Historische Hilfswissenschaften" bezeichnen, was neuere Einführungen in das Studium der Geschichte denn auch bereits wieder tun oder doch die „Grundwissenschaften" nur noch ergänzend in Klammern vermerken8. Ernst Opgenoorth hat in diesem Streit das erlösende Wort gesprochen: „die Zusammenarbeit über die Fachgrenzen hinweg, welche auf verschiedenen Gebieten die jüngste Entwicklung der Wissenschaft kennzeichnet, läßt sich begrifflich am besten so fassen, daß eine Disziplin für die andere zur Hilfswissenschaft wird. ... Ob wir bei den einzelnen Gebieten ihre Eigenständigkeit oder ihre Werkzeugfunktion in den Vordergrund stellen, ist eine Frage des Ermessens oder auch der Konvention"9. Die Brandi-Kontroverse betrifft eigentlich nur ein Scheinproblem; die Historischen Hilfswissenschaften haben keinen „Nobilitierungsversuch" nötig, ja ■2. Wissenschaften in Deutschland. In: Heinz Quirin: Einführung in das Studium der mittelalterlichen Geschichte. 4. Aufl. Wiesbaden 1985, S. 133. Hermann Bengtson: Einführung in die Alte Geschichte. 3. Aufl. München 1959 u. ö., S. 124. Obwohl der Begriff schon im 18. Jahrhundert entstand, ist er nicht selbst „historisch" im Sinne eines Relikts zu begreifen, das es zu erforschen gilt (das höchstens auch), weswegen man dieses Adjektiv - nicht wie vielfach noch üblich - klein, sondern als Begriff »Historische Hilfswissenschaften" zutreffender groß schreiben sollte. Helmut Lötzke: Die historischen Hilfswissenschaften. In: Eckermann/Mohr: Einführung in das Studium der Geschichte. 3. Aufl. Berlin 1979, S. 250. Egon Boshoff/Kurt Düwell/Hans Kloft: Geschichte. Eine Einführung, 4. Aufl. Opladen 1994, S. 142. Opgenoorth (wie Anm. 2), S. 106. g •n«:haft" führt sogar leicht zu einer „ÜberschätzUn ^±^^^j0- .fr Ihr • derLe^ngsf^'^ onschen Hitfswissensch^ se^st um eine histo. Da es sich be. den_n memte Heinnch y. Fichtenau, dür- risA gewachsene tacner«; ^ Kohärenz oder mangelnde „Randschärfe" fe nun ihr auch mcmz* ehörigkeit der einzelnen Disziplinen zu die-vorwcrfen. Er ermittelt vorherrschender Lehrmeinungen in den ge- ser Gruppe einfach aui £inführungen in das Geschichtsstudium11, wobei genwirng "*J*f*^ den foigenden, sicherlich erweiterungsfähigen Ka-jich eme „Mehr-heii -f^unde sowie Lehre von den Schreib- und 000 fat! • J^fttSSS (Urkundenlehre), 3. Aktenkunde, 4. Heral-B*h«b«MoO. 2. Uipic> (sj ^de), 6. Genealogie (Familienge- ^^^V'NunSok (Münz- und Medaillenkunde), 8. Chro- °^*^üV ar^hriftenkunde)12 und Sknptonst.k bzwCod.colc.gxe TU^iV fehlen in diesem Kanon nur dann, wenn man diese Entziffe-moHwi»efflchafien nkht weiter zur Paläographie rechnet, wohin sie eigent-OTC fatsteUbarer Emanzipationsbestrebungen - gehören. Aus der Dbknudk ha sich längst als „moderne Urkundenlehre" die Aktenkunde j2kamwedi«eb mh der Archivkunde), eine der jüngsten Hilfswissen-Kfatften unseres Jahrhunderts, entwickelt14, doch aus ihr scheint sich bereits wieder die .Tiruknirenkunde" (Teil einer Archontologie?) ab „neue" Sub-drapbn des Historikers zu lösen1'. Zu den jüngeren, mit der Heraldik zum Tei noch bis in ihre Fachsprache hinein verwandten Hilfswissenschaften gefrier Rodt Historische Hilfswissenschaften nach 1945. In: Mabillons Spur. 22 Mis-zdka aas dem Fachgebiet Historische Hilfswissenschaften der Philipps-Universität Marburg zum K. Geburtstag von Walter Heinemeyer. Marburg/L. 1992, S. 1-19, Heinnch t. Fichtenau: Die Historischen Hilfswissenschaften und ihre Bedeutung feieMediaristik. In: Die Methoden der Geschichtswissenschaft und der Archä-c4og* ^EnzykJopidie der geisterwissenschaftlichen Arbeitsmethoden, 10), München ! 974, S. 115-143, hkr S. 117. w!L^ ^*LEmiünnjn« in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen LjJT" j "»""«adt 1992. - Walter Koch: Litcraturbericht zur mittelalter- EnfuZLSSÜ ELP,graph,k "97*-19M). München 1987. - Ernst Meyer: KSK SÄ 1 Aufl- EWtadl 1983. Es«b£^ P°Ur UIK hUtoire du -^ieval. Trois Hemnch ffigg?^..1*»* 1980 u. 1983. JHdt' bU 1918' UipZig ,%9 ^«SSSJS^ *■ "neucn" »Wissenschaft 2J-'Hrsg. von Bernt, jlhn" S^JÄ dcS H«old * Berlin m"> 1994, S. 293-310. J g U"d Knut Schulz (Herold-Studien, Bd. 3), Begnfhplidoyer fůr d* Histonschcn .H.hV 17 hört die Vexillologje (Fahnen- und Flaggenkunde \, wahrend uch dtc Hausund Hofmarkenkunde (mit ihrem den Wappen gegenüber weit alteren Foc-schungsgegenstand) langsamer entwickelte. Da es sich dabei ursprünglich um Sippenzeichen handelte, bildet sie auch eigentlich keinen Teil der allgemeinen Marken- und Zeichenforschung, sofern sich diese vorzugsweise mu Eigentums-, Urheber- und Gütezeichen von Waren der Handwerker und Kaufleute befaßt und in neuerer Zeit - geradezu florierend - auch mit Wasserzeichenforschung"'. Die Genealogie, ursprünglich mehr Indivtdualgcnca-logie als Sozialgenealogie, hat sich zur Historischen Demographie (Bevolke-rungskunde) hin geöffnet und zeigt mehr als früher Interesse an prosopo-graphischer und selbst an biographischer Forschung.' Neben den Münzen gewinnen in der Numismatik nicht nur die Geldgeschichtc und das Papiergeld, sondern auch die Medaillen, die man nicht langer nur „pseudomonetar" begreifen sollte", als künstlerische Kleinreliefs an Interesse. Aus dem Eich wesen, eigentlich einem numismatischen Nebengebiet, hat sich inzwischen die Historische Metrologie (Lehre des Maß- und Gewichtswesens vor Einführung des metrischen Systems) entwickelt." Schon langer hat sich die „Phaleristik" (das Ordens- und Auszeichnungswesen) von der Numismatik getrennt und befindet sich „unterwegs" zu einer eigenen Disziplin. Die Chronologie berücksichtigt heute auch moderne Meßverfahren, wie z.B. die Dendrochronologie, die C'-Methode oder die Röntgcnfluoreszenzanaly»*^ So entwickeln sich neue Hilfswissenschaften bedarfsgerecht durch Fihation Gerhard Piccard: Die Wasserzeichenforschung als historische Hilfswissenschaft, in: Archivalische Zeitschrift 52 (1956), S. 62 ff. - Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Bd. 1-17. Stuttgart 1961-1997. - Wisso Weiss: Handbuch der Wasserzeichenkunde. Leipzig 1962. - Th. Gerardy: Datieren mh Hilfe von Wasserzeichen. Bückeburg 1964 (Schaumburger Studien, 4«. Eckart Henning: Sozialgenealogie und Historische Demographie, Prosopographic und Biographieforschung. Zur Diskussion der Begriffe, in: Genealogie 23 (19%), S. 193-202. " Robert Göbl: Numismatik. Grundriß und wissenschaftliches System. München 1987, S. 62, vgl. auch Eckart Henning: Zum Begriff der Medaille und dem Stand ihrer Fachbibliographie. In: Vierteljahrsschrift Der Herold N.F. Bd. 13, Jg. 35 (1992), S. 273-279 u. Petra Hauke/Eckart Henning: Bibliographie zur Medaillenkunde. Schrifttum Deutschlands und Österreichs bis 1990. Bad Honnef 1993, Einleitung, " Vgl. besonders die Arbeiten von Harald Witthöft: Umrisse einer historischen Metrologie zum Nutzen der wirtschaftlichen und sozialgeschichtlichcn Forschung, Bd. 1-2. Göttingen 1979 (Veröffentlichungen des Max-Planck-lnsütuis für Geschichte, 60). -Ders.: Literatur zur historischen Metrologie. In: Vierteljahresschnfi für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 69 (1982), S. 515-541. - Ders.: Münzfuß, Kleingewichte, pon-dus Caroli und die Grundlegung des nordeuropaischen Maß- und Gewichtswesens in fränkischer Zeit. Ostfildern 1985. - Ders.: Die historische Metrologie in den Wissenschaften. Ostfildern 1987 (Sachüberlieferung und Geschichte, 3). * Quirin (wie Anm. 4), Vorbemerkung zur 4. Aufl. 1US alten, deren DUzipüngenese bisher noch kaum zum Abschluß gel "h stehen wettere, die s.ch rucht mehr aus Fichtenaus Fächerig S lassen, ihn aber vermutlich bald erganzen werden. von ihnen haben eine größere Bedeutung für die Entschlüssele mnSrucber, andere für neuzeitliche Zeugnisse, wobei allmählich Ra^ Zachea „od Bilder sowie Sacbquellen mehr in den Vordergrund zu rücken jtiemffl i die Schrift, mit der sich die Historischen Hilfswissenschaften bbher vorzugsweise beschäftigten (wobei die Paläographie an die Stelle der rWomank ab J^itwisserischaft" getreten ist). Die noch tob Jacob Grimm begründete Rechtsarchäologie widmet sich der E/forsebong der Rechtsdenkmaler, im weitesten Sinne allen Gebrauch«*. yymHwri™ des Rechtslebens1, neuerdings unterstützt durch die Mittelalterarchäologie als Wissenschaft für das Fundmaterial (vor allem des Bodens) dne stak expandierende Teildisziplin der Ur- und Frühgeschichte, die hier der Numjsmjtl (Münzfunde; als der Historischen Landeskunde ins .Gehege* kommen dürfte22. Eine Subdisziplin der Rechtsar-t auch die vor allem von Percy Ernst Schramm zur Historischen ah entwickelte ImignioJogie dar, der sich den Herrscliaftazci-cben (Krone, Zepter, Thron usw.; und der Staatssymbolik schlechthin zuwandte; er «ad tose Schule erforschten nicht nur ihre Funktion, sondern ■achten vor allem die dahinter stehenden Herrscfiaftsauffassungen und ihre« Wandel sichtbar.2' Da es sich hier ebenso um den materiellen wie um den sprachlichen Ausdruck von Herrschaft handelt, ergeben sich auch Beziehungen lat Tsmlanirenkunde. Die noch sehr am Staat orientierte Insigniologje24 Begriffspladoyer für die .HihV 19 vj & «fc^ymbiJttcben Arbeiten von Eberhard Frhrn. v. Kürwb«r|. ÄJAS Frh, ,Schwerin: Rechtsarchaologie. G^n^,For-•«MSfd Symbol« ^manischen Rechts, insbs. T. I: Einführung m die Rechts- CiotWr f. rehrmg: Einführung in die Archäolojne des Mittelalter». Darmstaat 1W7, vgl, dsz* ssjeb Mast» tör desiisehe Landesgeschichte 122 (1986), S. 193-205. - Werner Rosener: Archäologe und Geschicht»wi»»en»chaft. Erwartungen der Me&avistik vl<- K<-< hu Lim- historiu he Ikono fraphtt München 1992, ' ' ■ '■■' • ><• ■" ■■>■ >• '.'.mv.ymUlik iViimge m ihrer < ittthk.hu- vom S. In» zum 16. Jarwbunden, 3 Bde. Stuttgart ITH 34 und Nachtrag« «»• »«nem Niehls«, ib l'//H fSchrifti-i. der Monuments Germaniac I listo nca.n/1-)), : !" '•••"*••••" .....»'•.'.'••• |><.li..vl,e„ Sy,„»„J, „„ National «hat » 06.^ Hrsg von Hartmut E2n«^ werte«, wir z.B. die £^Entwjefc. L^^t^sVrfr^^-^ H»tonsche Geographie* (welche ■es«t~TT~' \2x*í~í* pftmagandalwoscmHen, z^niungei (ft*«*1*^ die Reabenkunde3' hingewiesen, * Vi Dtodsmfc fYrliymfm z» (mwt mm fiegrl-TyrxJogic, In: Archiv für ' Vjlmmrmmá*Vutštwtámynde» hmm»far mkubiutttJ* KeaW bmsV OMnwádk nJ Afca* an ipaBwErrUifr Hr«^ von Harry Kähne. H> *» ******* ém Kindts* mé Kénwsg Hís*. von Harry Kühne). *^^-0**m\áy**mámám*. OweTerir^sogie m der Kumt- C **^/l*4>ar» »yi/He* Wmáa; tmmtm% m die Geschieht»-»ÄSZäÄ * Tiber auch die ^c^zir*** ^ ****** v**< tm mm er tur aic rtiitonscnen .riiiTi wuscnscii*. * Kück(wkAnm<10),*. M r die Grenzen der Einzeldisziplinen hinweg zu überwind der Zerfall der Einheit der Wissenschaft im 18. Jahrhundert dUrCn\8Ül- Al, . einsetzte und spätestens mit dem Tode Hegels (1831) Una JP^ali. vollzogen war, begann bereits die lnterdiszipljr.-— t-n- . Sicht über die urou.«-«. —------ • Zerfall der Einheit der Wissenschaft im 18. Ja] sierung einsetzte und spätestens mit dem Tode H (1832) vollzogen war, begann bereits die interdisziplinäre D" T'U Vj°eth" über, wie sie wieder herzustellen sei; die Disziplinbildung selb ÜSSi°n da*5 für interdisziplinäre Gespräche. Die ^u"1 s°mkT Über, wie sie interdisziplinäre Gespräche, uie Sehnsucht*« ^ £l„em Bruckenschlag zwis bereitschaft der Wissenschaftler und ih ^^^^ndenden Theoriekonzepten (man denke an Heisenberg/^ 5fMchi£j seither ebenso gewachsen wie die Hoff^ scheiterte „wei problemorientierte Zusammenarbeit beteilige „^."ÄÄ ZUSWnde ZU bnngen" ZieHtuman DlSZf TeneShnen zur Erforschung eines Phänomens heran (etwa des TitÄl, daß aus dem Miteinander kein Nebeneinander de be engten Fächer wird. Wachsen sich z. B. Umweltprobleme zu neuen i,engängen (Ökologie) aus, so kommt es leicht zur Auslagerung und damit zur Delegierung des Themas aus den tradierten Disziplinen und letztlich zu neuer Spezialisierung (Ghettobildung). Transdisziphnaritat dient dann nicht einer Gesamtsicht, sondern schafft Subdisziplinen. Jede Spezialisierung macht zwar kompetent, doch auch ärmer an Vielfalt, sie kanalisiert die Wissensaneignung, reduziert die Breite möglicher Lebenserfahrung (manchmal kompensiert durch Vertiefung), sie behindert das fachübergreifende Gespräch, den allgemeinen wissenschaftlichen Diskurs. Schon das Wort „Fach" klingt ja fatal nach „Schubfach", der Begriff des „Studienganges" nach der Enge der Wände eines Schulkorridors, und auch das Lehnwort der „Disziplin" läßt eher Zucht und Ordnung als schöpferisches Denken assoziieren. Immer kompliziertere Probleme benötigen aber häufiger als früher in den Geschichtswissenschaften Experten unterschiedlichster Disziplinen, die zu ihrer Lösung zusammenarbeiten müssen. So erhob sich besonders in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts der Ruf nach Interdisziplinarität, der ja immer dann laut wird, wenn einzelne Disziplinen bzw. einzelne Forscher mit ihrem Latein am Ende" sind; in diesem Sinne nannte Jürgen Mittelstraß Interdisz.plinantät ein „Reparaturphänomen"40. In den siebziger und achtzi-t™i„ TS tU Ciner ne°-P°sitiv>*ischen bzw. -historistischen Hin- ^t^i^^t^^^sondern leider tc Ein wirkliches C^^f^U^ ™ ^ ««"geschich- W hachleute W Sinne einer Vernetzung der ^ll.enz.sXnl^r1 KU'tUrCn- - naturwissenschaftliche tt»^«^^, Hr,, Von Jürgcn und Begriffsplädoyer für die Historischen „Hilfs* Wissenschaften 23 „Elfenbeintürme", dessen Ergebnis (gemeinsame Fragestellungen) in den Einzelwissenschaften weiter bearbeitet werden könnte, fand allerdings kaum statt. „Es genügt ja nicht, daß wir elektronisch vernetzt sind", bemerkte Bundespräsident Roman Herzog unlängst in einer Rede über Begabung und Elite (am 2. Juni 1996), in der er ausdrücklich Kants „Streit der Fakultäten" anmahnte. ' Anstöße zu einem fächerübergreifenden Studium42 kommen erfreulicherweise aus dem Wissenschaftssystem selbst und zwar 1. durch die Verschiebungen und Überlappungen zwischen den Disziplinen (es entstehen sog. „Bindestrichfächer" wie die Bio-Chemie, die physikalische Chemie usw.), 2. durch das Unbehagen der Gesellschaft am Expertentum und seinen Folgen (man denke an Nietzsches Persiflage des Blutegelforschers43, dem „Gewissenhaften des Geistes"), 3. aus veränderten beruflichen Anforderungen, die auf ein Bedürfnis an breiter Orientierungs- und Problemlösungsfähigkeit (bzw. -kompetenz) hinauslaufen. Die Historischen Hilfswissenschaften genügen allen Anforderungen eines Studium generale - ein Begriff, der sonst leider zu einem hochschulpädagogischen Schlagwort verkommen ist - nämlich des fächerübergreifenden Lehrens und Lernens sowie der interdisziplinären Forschung schon innerhalb eines einzigen Studienganges, nämlich der Geschichtswissenschaft. Die Hilfswissenschaften sind an Problemen orientiert, die die Quellen bieten, weniger an den traditionellen Disziplingrenzen. Sie sind anwendungsorientiert, sie „helfen" kontextgebunden, indem sie quellenkritisch „Uberreste" aus ihrer Sicht analysieren, wenn sie der Historiker konsultiert. Mit dem fachspezifischen Einsatz ihres Spezial- und Detailwissens geraten die Hilfswissenschaften gar nicht erst in eine Legitimationskrise fachübergreifender Lehre, da neue Konzepte ja gerade vom einzelnen Fach aus entwickelt oder begleitet werden und erst dann über dieses hinausführen. Somit erfährt der Hilfswissenschaftler beides, Fachbegrenzung und Fächerüberschreitung, als die sprichwörtlichen beiden Seiten einer Medaille. III Die zunächst juristischen, größtenteils im Barock entstandenen Historischen Hilfswissenschaften scheinen erstmals titelgebend von J. G. Feßmaier in sei- Roman Herzogs Rede über Begabung und Beruf vor dem Cusanus-Werk am 2. Juni 1996 (Tcilabdruck in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16. Juli 1996, S. 29, vgl. dazu auch dpa-Dienst für Kulturpolitik 24/96 v. 10.6.19%, S. 13). Vgl. Hochschulwesen 43 (1995), H. 4 (ganzes Heft). Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra, IV. T., Kap. Der Blutegel, in F. N Werke in drei Bänden. Hrsg. v. Karl Schlechta. Bd. 2. München 1935, S. 487-490. 24 Begniispiauu, „schienenen Grundriß so genannt44 worden zu sein, doch ha* hLielsweise Benjamin Hederich im ersten Teil semer verbr?e schon beispieiswe» ^ u^tnrkchen Wissenschaft« „ ,! Dre«et sie nerfl 1802 ers ÍTkÍřu den vornehmsten historischen Wissenschaften« (l7\ 7*>ä behandelt« Ihre Blütezeit erlebten die ^ ^ bis ~1787) ausführlicn oenanu^ . --- ------ -c nistoriScu Hilfswissenschaften allerdings un Histonsmus. Ihr Ansehen ist so , * Achsen wie kritisches Quellenstudium ein Hauptanliegen der r Schichtswissenschaften blieb. Als sich dies änderte, waren auch die Hilfen" senschaften weniger gefragt. Warum es sich aber änderte, hat wohl schiedliche Gründe, die z.T. mit dem Massenbetrieb moderner Universität en »sammenhängen dürften, die heute eher Berufsschulen gleichen als einern Platz zum Denken"47; so warnte schon Brandl kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges: „Die weit verbreitete Rucksicht auf das unmittelbar Nützliche kündigt Schlimmeres an."48 Auch auf den für die Historischen Hilfswissenschaften verhängnisvollen Verlust der Umversitatsanbindung der Archivar- und Bibliothekarausbildung des höheren Dienstes wies Brandi schon hin. Mit ihr verlor Klio ihre wichtigsten Hilfstruppen", und diese wurden - außer in der DDR49 - durch ihre postuniversitäre Ausbildung immer älter, ehe sie berufswirksam, aber leider immer weniger fachspezifisch zu arbeiten begannen50, der verwaltungsinterne deutsche Sonderweg erwies sich als Sackgasse, in der heute allenfalls „Informationsvermittler" produziert, aber kaum noch Historiker-Archivare oder Historiker-Bibliothekare ausgebildet werden, die hilfswissenschaftliches Wissen anwenden können und weitergeben. An den Universitäten ergab sich aus diesem Mangel an Ausbildungsbedarf infolge der Verlagerung ein Niedergang, ebenso wie aus Brandis gut gemeintem Vorschlag, die organisatorische Trennung der Hilfswiss sen- « 1 G Feßmaier: Grundriß der historischen Hilfswissenschaften (1802). Nach A. v. Brandt (wie Anm. 1), S. 164 findet sich der bisher früheste Nachweis des Begntts „Historische Hilfswissenschaften" bei J. C. Gatterer: Von der Evidenz in der Geschichtskunde (1747). " Benjamin Hederich: Anleitung zu den fürnehmsten historischen Wissenschaften, 1711, 7. Aufl., 1787. Vgl. auch P. A. Desing: Auxilia historica oder Historischer Begriff, 4 Bde., 1747 ff. Vgl. Rück (wie Anm. 10) und Eckart Henning: Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin. In: Geschichtswissenschaft in Berlin im 19. u. 20. Jahrhundert. Persönlichkeiten und Institutionen. Hrsg. von Reimer Hansen und Wolfgang Ribbe (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 82), Berlin 1992, S. 365-408. Konrad Adam: Platz zum Denken. Das Hochschulrahmengesetz soll novelliert werden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 204 v. 2.9.1996 S 33 Brandi (wie Anm. 4). Botho Brachmann: Die Ausbildung wissenschaftlirhpr a,„i,- „ , , Berlin 1950 hi< i9tlf< a n b 3Borberettuttö$iDiffettf^aften ß b e 11) a u p t $, unb uber bie i?atccláttbifd)e ©cfd)id>tc in* befonbete, fftmmt gentaiegifetjen £ab*tl«tu SngolftaM 1784- 3n atotem, »u^anbtung bep ^«m©;»*!» Äruü, 55uct)fyitt«« Abb. 3 34 Die ie Historischen Hilfswissenschaften - h.storisch gesehen! • ,, vht mit Ausnahme der Diplomatik , trotz einiger Vorarb«,, VÍ och zu tun. Viele dieser zweckgerichteten Fächer sind X \u* V- I bzw auch ohne Bezug zur Geschichte denkbar, die t^S SelbhÄ und in der frühen Neuzeit mit propädeutischen? b<* i: tnsten von Theologie und Junspru enz stand«, ehenstÜf, sie s1cl JIV"u""" fast alle deutschen Historiker des 18. Jahrhunderts emmTT Íh ode" juristische Studien absolviert die Entwicklung Vom selbst theologische oder, kritisch tängen Geschichtsforscher voll^ Geschichtsschreiber zum ^s b sich erst in der Autk'^ung ■ ^ die 1737 neubegründete Universi- Ihr hilfsw.ssenschafthch«^^ ^ ^ Köh,er {m tät Göttingen, wo der aus Ä Genealogie und Historische bereits ^rrf-JZ^^i oben schon erwähnter Nachfolger, der Geognpbe las. Er und vordem (1727-1799), haben die H> ^"^^^^ solche erst eigentlich „gebündelt«, sie St0nSChe; um Breite in ihren Vorlesungen oder Übungen be:ÍsÍ Lehrbüchern weiterentwickelt. Gatterer hatte in Allrf noch den um die Diplomatik verdienten Staatsrechtler Johann Heu-«nn gehön; seiner „Genealogischen Geschichte der Herren von Holzschu-her« verdankte er 1759 seinen Ruf nach Göttingen, wo er vierzig Jahre lang einen Lehrstuhl bekleidete. Er erweiterte Köhlers hilfswissenschattliches Angebot um die Diplomatik und pflegte besonders in seinem 1766 außerhalb der Universität gegründeten „Historischen Institut", „gewissermaßen dem ersten hilfswissenschaftlichen Seminar"16, Paläographie, Chronologie, Numismatik, Heraldik und Genealogie, ferner sind seine Bestrebungen, die Geographie in eine engere Beziehung zur Geschichte zu bringen, hervorzu- ' Auswahlweise nenne ich für die Diplomatik nur vier Beiträge: Johann Christoph Adelung: Neues Lehrgebäude der Diplomatik, welches in Frankreich von einigen Benedictinern von der Congregation des heiligen Maurus ausgefertigt worden. Aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von J. Chr. A., 9 Teile. Erfurt 1759-1769. - Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre 2 Bde. 4. Aufl. Berlin 1968/69. Registerband von Hans K. Schulze, Berlin 1960 und ders.: Geschehe der Monumenta Germaniae historka im Auftrage der Generaldirektion. "ZZZ^n R;rd; Dle Whntte der Dipl°™tik seit Mabil-äeBÄetv DeU^d-°«h- M-hen, Leipzig 1897 (= Histori- " fffi^^r'zur Geschichte des histori- Gottingen 1970. Un"™en ,m spaten 17. und 18. Jahrhundert. Rudolf Vierhaus: Die Universität Göttingen und die Anf sch.chtsw.ssenschaft im 18. Jahrhnn^- " AnfanSe der modernen Ge- ' Aufl- Berlin 1963,S. 17. Ie- Güttingen Die Historischen Hilfswissenschaften - historisch gesehen! 35 heben. Franz Xaver v. Wegele stellte angesichts von Gatterers Werk1' fest: „In Sachen der historischen Hilfswissenschaften hat er sich lang nachwirkende Verdienste erworben"". Die von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände (DAGV) verliehene Silberne Gatterer-Medaille erinnert bis heute daran." Auswirkungen zeigten sich schon bald, besonders in Österreich, als aufgrund einer neuen Studienordnung (1772/73) nach dem Vorbild von Gatterers Lehrtätigkeit an allen Universitäten ein mit der Altertumskunde verbundenes Extraordinariat für Diplomatik und Heraldik eingerichtet wurde, in Wien sogar getrennt für beide Hilfswissenschaften". In den deutschen Ländern blieb die Behandlung hilfswissenschaftlicher Themen an den Universitäten aber weiter abhängig vom Interesse und der Vorbildung einzelner Lehrstuhlinhaber der Geschichte. Hervorzuheben wäre noch die Göttinger Unterstützung für Marburg"', wo seit 1801 der Gatterer-Schüler Ludwig Wachler (1767-1838) Hilfswissenschaften neben Geschichte und Theologie an der Philippina lehrte, übrigens Verfasser der „einzigen Geschichte der Geschichtswissenschaft, die sich ernsthaft bemüht, die Spuren der Hilfswissenschaften auch bis in die Zeit vor dem 17. Jahrhunden zurückzuverfolgen, ohne sie als Disziplinen von marginaler Bedeutung mitlaufen zu lassen"". An der 1810 neugegründeten Berliner Universität übernahm Friedrich Christian Rühs (1788-1820), ein Schüler des Göttingers Arnold Heeren, die recht eigenständige Betreuung der Hilfswissenschaften". Insgesamt fehlt es aber für Außer Gatterers Handbuch der Universalgeschichte (1761, vgl. oben S. 2) sind von ihm vor allem zu nennen a) Elementa artis diplomaticae universalis, Göttingen 1765; b) Abriß der Heraldik. Neue und verbesserte Ausgabe, 1773, 2. Aufl. Göttingen 1792; c) Abriß der Geographie, Göttingen 1775: d) Abriß der Chronologie, Göttingen 1777; e) Abriß der Genealogie, Göttingen 1788; f) Praktische Heraldik, Göttingen 1791; g) Abriß der Diplomatik, Göttingen 1795; h) Praktische Diplomatik, Göttingen 1799. Franz Xaver v. Wegele: Geschichte der Deutschen Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus. München, Leipzig 1885, S. 757. Über die letzten Verleihungen vgl. Bernhard F. Lessar, in: Genealogie 23 (1996), S. 375-377 u. 24 (1998), S. 53. Vgl. Burkardt: Historische Hilfswissenschaften in Marburg (wie Anm. 2), S. 26. Zu den damals österreichischen Universitäten gehörte auch die in Freiburg im Breisgau. Burkardt: Historische Hilfswissenschaften in Marburg (wie Anm. 2), S. 11, s. auch S. 63-65. Ludwig Wachler: Geschichte der historischen Forschung und Kunst seit der Wiederherstellung der literarischen Cultur in Europa, 2 Bde. Göttingen 1812-1820. Vgl. Eckart Henning: Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin, in: Geschichtswissenschaft in Berlin im 19. und 20. Jahrhundert. Persönlichkeiten und Institutionen. Hrsg. von Reimer Hansen und Wolfgang Ribbe. Berlin 1992, S. 365-408, bes. S. 367 u. ö. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 82). uXwÜJ i Ii " ~ historisch gesehen! Hocksd>lloitt noch an Einzeluntersuchungen, s« da* W^^^***^^ Schule, vor allem Köhler und Gatterer ^ I* ««SSl^ßSz«' Mauers. Heeren und Sartonus) erk^ -^^^SľlSiffl rflfswissaischarten und sorgten für den endlj de.**« ^r^^^tnoden in das Gesamtgebäude des sich von de, E^Swtew^schaft entwickelnden Faches. Damit tn^J ** ^eUTi* lorn Rusen zu sprechen - zu semer „diszipfc^^J p*L ***T ^T - £ huriunisuschen Ideals der Unparteihchkeit des "b°" AMmethodisch erlangbare Objektivität als Leitmotiv der Die Gesdrichtsschreibung kam nun nicht mehr oh* ^ŤSS^iam nach Friedrich Nicolai galt die Dev.se: „Eme Ani-Q-^o^GnWe, ^ historische Aufklärung ohne Dokumente, ist g* kaD£ Al^U^»ch bewnuene E«wickhing der Historischen Hilfswisse* «WuT* líSABadertíand- "ď den ersten Blick überraschend - index eoaeHaSte deMwmzehmen zunächst keine Fortsetzung. Dieser Rück-U jn^nj git dem Zusammenbruch des Ancien regime in der T2íMmáxn Rrwfatk» zusainmengebangen haben, worunter das Intere.se m Heraldik, Genealogie und Diptomatik er« einmal litt; zweitens mit den n-H^r-Ui SpezíaKsierungRendenzen der Alten Geschichte, die nun Nu-mimttj oder Eptgraphik gesondert pflegte, wodurch den Historischen rfifswtsserochahen die uiúversalhistorische Perspektive verloren ging und durch eine mediavisrisch mengte ersetzt wurde; und drittens hat sich die preußische UoWersitattreform Wilhelm v. Humboldts ausgewirkt, der mit der Ausrichtung auf den Nutzen (und damit auf das Brotstudium) brach bzw. dieses pragmatische Leitbild des 18. Jahrhunderts durch das idealistische von der Zweckfreiheit der Wuiem^haften im 19. Jahrhundert ersetzte*. Aus dieser dritten Ursache läßt sich folgern: „Die Beseitigung der aus dem ji>nsóichen Jahrhunden der Historie herstammenden Lehrstühle und zuletzt noch der besonderen Lehrauftrage für die historischen Hilfswissenschaften Vft dazu aktuell den FAZ-Leitartikel vom 21 7 i<*» c Die Historischen Hilfswissenschaften - historisch gesehen! 37 in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die zuerst in der neuen preußischen Universität erfolgte, ist wissenschaftsgeschichtlich gesehen ein notwendiger Akt der Selbstreinigung der Historie von allen Fremdkörpern, die ihre Selbständigkeit als Wissenschaft anzutasten vermochten. Nicht als ob die hilfs-wissenschafdichen Erkenntnisse und Methoden aufgegeben worden wären; sie wurden vielmehr amalgamiert und zum Rüstzeug jedes Historikers erklärt'* So lag die Pflege der Historischen Hilfswissenschaften anfangs vor allem in den Händen derer, die sie für ihre Quelleneditionen als praktisches »Rüstzeug* dringend benötigten, und das waren vor allem die sogenannten Mo-numentisten, d. h. Mitarbeiter der vom Freiherm Karl vom und zum Stein 1819 begründeten Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, die in mehreren Reihen die Monumenta Germaniae historica herauszugeben begannenDiese Monumentisten (in Berlin u. a Pertz oder Koepke) erhielten bald ideelle Unterstützung durch die sogenannten Chartisten, deren ausgezeichnete Ausbildung in Diplomatik und Paläographie wie in anderen Hilfswissenschaften an der 1821/29 in Paris neugegründeten École des Charles für angehende Archivare und Historiker schnell europäische Beachtung fand"*'. Sie bildete auch das Vorbild der 1827 gegründeten Bayerischen Archivschule und vor allem des 1854 in Wien begründeten Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, an dem der „Chartist" Theodor v. Sickcl die Diplomatik erfolgreich weiterentwickelte"'. Dadurch kam es an deutschen Universitäten zu einer Rückbesinnung auf die seit Gatterer empirisch ausgerichteten Historischen Hilfswissenschaften, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch durch den hemmenden Einfluß der romantischen Naturphilosophie auf alle analytisch arbeitenden Erfahrungswissenschaften in Josef Engel: Die deutschen Universitäten und die Geschichtswissenschaft, in: Historische Zeitschrift 189 (1959), S. 223-378, hier S. 321. Zu Engels Befund paßt die Mitteilung Burkardts (wie Anm. 2), S. 63, daß „keine einzige der zahlreichen hilfswissenschaftlichen Zeitschriften des 18. Jahrhundens über die Jahrhundertwende hinweggerettet werden" konnte. Vgl. Henning: Historische Hilfswissenschaften in Berlin (wie Anm. 23), S. 380-383, vgl. ferner Harry Bresslau: Geschichte der MGh (wie Anm. 13). Karl Brandi: Zur Geschichte der Historischen Hilfswissenschaften, Teil I. Die Ecole des Chartes in Paris (Teil II nicht erschienen), in: Archiv für Urkundenfälschung 17(1942), S. 319-328. Alphons Lhotsky: Geschichte des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 1854-1954. Graz, Köln 1954 (= MIÖG Ergänzungsband, 17). Vgl. auch Otto Brunner: Das österreichische Institut für Geschichtsforschung, und seine Stellung in der deutschen Geschichtswissenschaft, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 52 (1938), S. 385-m6 und Emil v. Otten-thal: Das k.k. Institut für Österreichische Geschichtsforschung 1854-1904. Wien 1904 (= Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen). 38 Die Historischen Hiltswisscm^ ' &^cucrl. ■l Pnrwicklune nicht eben begünstigt worden waren . Allerdi lhrer EntwicunS Elnfluß die meisten vaterländischen Vereir!S Vn ^ ff ^ einem "ehr fachspezifischen Zuschnitt gewande ^ G* f ,t z B S Sung der „Numismatischen Gesellschaft" in Berhn z.B. d.e Genealogie und verwandte W1SJ! > X & der „Heraldisch-Genealogischen Gesellig lerUm7dkSnschaftlichkeit der Historie weiter zu fördern, entst an den deutschen Universitäten um die Jahrhundertmitte wieder Lehrstuhl! für Historische Hilfswissenschaften, und neue Lehrauftrage wurden Verge ben. So begründete Heinrich v. Sybel schon 1854 seinen Antrag auf eine *u ßerordentliche Professur für Marburg folgendermaßen: „Bekanntlich ist seit langer Zeit in dem Kreise unserer Disciplinen eine fühlbare Lücke dadurch entstanden, daß das Fach der sogenannten historischen Hülfswissenschaften jeder Vertretung entbehrt"55. In Berlin kam es 1862 zur Errichtung eines ersten außerordentlichen Lehrstuhls (für Philipp Jaffe), wie betont wurde nicht zuletzt .im Interesse der Ausbildung tüchtiger Archivbeamter", der 1873 sogar in eine ordentliche Prolessur umgewandelt wurde. Außer Wilhelm Wittenbach wirkten an der Friedrich-Wilhelms-Universität u. a. so namhafte Hilfswissenschafder wie Harry Bresslau, Michael Tangl und Ernst Pereis, so daß ein mit Paris und Wien vergleichbar hohes Niveau in Forschung und Ausbildung erreicht wurde*. Andere deutsche Universitäten folgten dieser Neubewertung der Historischen Hilfswissenschaften, ohne daß ich hier noch auf sie eingehen könnte. Ich kann aber an diesem Vortragsort meine Skizze nicht vollenden, ohne wenigstens die Gründung einer preußi- " äSmrSt^f U^d« haftsgeschichte in Deutsch- 1 K2*,rMine,lungsblatt der Lan- ^^5S5Z^isS±?£(1969)'s597"598 HÄ^ Ph.c zur k ,teratur * He„nin!/r ^7 ** Über den V^in Hennü* "Ut,^. ™> * 378 f. ^5?^ Shunts: Bibliogra- iienmng/Gabriele Jochums: Bibliogra-«ldik. Köln 1984, S. 378 f. sowie den weiteren Beitrag von Eckart Henning (unter Mitarbeit von Petra Hauke und Gabriele Jochums): Der Herold und seine Bücher. Zur Bestandsgeschichte einer hilfswissenschaftlichen Spezialbi-büothek in Berlin, in: Festschrift für Werner Schochow, hrsg. von Hartmut Walravens. München 1990, S. 34-122. " Christa Mache: Beitrage zur Geschichte der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft .Adler". Bd. I: Die Geschichte der Gesellschaft .Adler"; Bd. II: Das .Stammbuch" der Gesellschaft. Phil. Diss. Wien 1997. Zu. aus den Anhangsdokumenten bei Burkardt: Historische Hilfswissenschaften in Marburg (wie Anm. 2), S. 180. Henning: Historische Hilfswissenschaften in Berlin (wie Anm. 23), S. 371 ff Die Historischen Hilfswissenschaften - historisch gesehen! sehen Archivschule durch den inzwischen zum Direktor der Staatsarchive aufgestiegenen Heinrich v. Sybel und den „allmächtigen" Friedrich Althoff (Preußisches Kultusministerium) zu erwähnen: Sie erfolgte 1893/94 auf Betreiben Paul Fridolin Kehrs zunächst im Marburger „Kugelhaus" in enger Zusammenarbeit zwischen dem dortigen Staatsarchiv und der Universität, nachdem dieser Sybel gegenüber geklagt hatte: „In dem Lehrplan der meisten deutschen Universitäten haben die hist(orischen) Hilfswissenschaften meiner Überzeugung nach in der Regel nicht die rechte Stellung: es fehlt fast überall entweder an hinreichendem Unterrichtsmaterial oder an genügender Sicherheit der Lehrer selbst; die alte Tradition, wie sie in Frankreich die Ecole des Chartes bewahrt und vertritt, fehlt uns in Deutschland durchaus ... Wir haben Universitäten, an denen es schlechterdings unmöglich ist, eine Handschrift oder eine Urkunde zu lesen ...; ich lernte neulich eine Universitätsbibliothek kennen, deren Beamte sich sämtlich außer Sunde erklärten, eine Collation anzufertigen An dieser zentralen Archivschule Preußens, die allerdings - unter Beibehaltung des hilfswissenschaftlichen Seminars in Marburg - schon 1904 durch Reinhold Koser als Generaldirektor aus ihrer hessischen Enge befreit und nach Berlin verlegt wurde, sind die Historischen Hilfswissenschaften in steter Kooperation des Preußischen Geheimen Staatsarchivs mit der Friedrich-Wilhelms-Universität anspruchsvoll und mit gutem Erfolg unterrichtet worden". Dafür sorgte schon ab 1915 Kosers Nachfolger, der zuvor erwähnte Kehr, von dem seine Biographin sagte: „So eng die Entwicklung der Historischen Hilfswissenschaften in Österreich mit dem Namen Sickels verbunden ist, so dominant steht für sie in Deutschland der Name Kehr"59. Diese Entwicklung gipfelte 1930 - leider - in der Errichtung eines außeruniversitären „Instituts für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Fortbildung" durch Albert Brackmann in den Räumen des Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem*. Ich sage „leider", denn dieses in Archivars- Zit. aus den Anhangsdokumenten bei Burkardt: Historische Hilfswissenschaften in Marburg (wie Anm. 2), S. 186. Burkardt: Historische Hilfswissenschaften in Marburg (wie Anm. 2), S. 121 ff-, 138 ff., Anhang S. 190 ff. und Michele Schubert: Paul Kehr und die Gründung des Marburger Seminars für Historische Hilfswissenschaften im Jahre 1894. Der Weg zur preußischen Archivschule Marburg, in: Archivalische Zeitschrift 81 (1998), S. 1-59. Zum Verhältnis dieser 1995 geschriebenen Arbeit zu Burkardt vgl. Schuberts Anm. 30. Vgl. auch Eckart Henning: Der erste Generaldirektor der preußischen Staatsarchive Reinhold Koser, in: Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte 1 (1979), S. 259-293, hier S. 283 f. " Schubert: Paul Kehr (wie Anm. 38), S. 59. Wolfgang Leesch: Das Institut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Fortbildung (IfA) in Berlin-Dahlem (1930-1945), in: Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe für Johannes Schultze zum 90. Geburtstag. Berlin 1971, S. 219-254. }.. ti a- wie es abgekürzt worden ist, war eine , ^sen schon legend^ J*, überdies durch Heinrich Otto Me 8 ^ SleAusbadungssta^;^^ in Forschung und Lehre be^ eine der jüngste" H^w fc ^ kelte Aktenkunde , - doch wurde, nämhch die aus d r war d gelost. enRe Bindung an die Berlin ^f ^.^ andern0rts scharfer vorgetrage. " Norbert Reimann bezie ^ Auslagerung des hilfswissenschaftlichen nen Bedenken, wenn er sagt- • an die Archivschulen, für den die AusbÜdungsbedarfsvona ^ darsteUen, führte andererseits an der, Archivanwärter die ,rtaup ^ Nachfrage und damit auch des Ange- Universitäten zu anm^u g & HilfswiSSenschaften an den Universitäten, botes im Bereich der Histonscn ^ ^ hilfswissenschaftlichen Vor-Dies wiederum wirkt sie ^ ^ den Vorbereitungsdienst kenntnisse ^ ^ Forschung und Lehre der Hi- mitbnngen . len dui Interessenten an den Universitäten irischen Hilfswissemchaftefür aUe* verkümmern. Ich bin weiter stattfinden sollten, wo diese sonst immer mtíft Geschldue> den ^ der Meinung, ^ ^ sehr ge- errdÄ r ihre;r hschar dTein Eäh, weil nicht nur Datenmengen, sondern endlichi wieder Texte undB der » der Geschichtswissenschaft deren E-hheßungshilfe bedürfen. Die moderne Kulturgeschichte, wie sie Michael Maurer auf dem 70. Deutschen Archivtag im September 1999 in Weimar darstellte, erforscht u. a nationale Stereotvpen, Signalgeschichte, Bilderstürme, Namenswandel Kalenderwechsel und die Schrift des Menschen als sprachlichem Symbolwesen, wozu sie nicht zuletzt die Historischen Hilfswissenschaften benötigt4. Dann müßte man gewiß nicht mehr - wie Kehr schon vor hundert Jahren - „über den jämmerlichen Zustand der Hilfswissenschaften in Deutschland" klagen . Hoffen wir, daß unsere Klage so erfolgreich sein möge wie damals seine! Eckan Henning: Wie die Aktenkunde entstand. Zur Disziplingenese einer Historischen HiWsenschaft und ihrer weiteren Entwicklung im 20. Jahrhundert, in: Auxu.a histonca. Ausgewählte Aufsätze. Köln 1999, S. 54-76 (erstmals in: Archi-SřÍTtÍS TRArf ™SChah Und ihres -terdiszipliniären Umím sIKl' K W0lfgang Hempcl u- Eckart Sing, Potsdam Norbert Reimann: Zur Situation der archivarischen Au, „nA B uu Dukussionsbeitrag aus der Sicht der kommunalen Arl n Fortblldung' docet (wie Anm. 41), S. 627-461, hier S Ar<^pflege, ln: Archivi m Vonrag beim 70 Deutschen Archivtag in Weimar (im Druck) Vgl. Anhangsdokumente bei Burkardt: Historisch hÍT , bürg(w.e Anm. 2), S. 187: Schreiben KehrsanTh v ' ;. Ein livistica Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin*1" I Auch wenn sich der Begriff der „Historischen Hilfswissenschaften" erst im 19. Jahrhundert gegen andere, wie „Hilfsdoktrinen" oder „Nebenwissenschaften" durchgesetzt hat, ist er doch der Sache nach bereits im 18. Jahrhunden bekannt;' vor allem Benjamin Hederichs 1711 erstmals erschienene „Anleitung zu den fümehmsten historischen Wissenschaften", die bis 1787 sieben Auflagen erreichte, hat wohl dazu beigetragen, daß sich so etwas wie ein Fächerkanon herausbildete/ auf den unten näher eingegangen werden soll.' Für fast alle, heute als „Historische Hilfswissenschaften" bezeichneten Fächer wie Paläographie, Diplomatik, Heraldik, Sphragistik, Genealogie, Numismatik oder Chronologie gilt, daß sie im 17. und 18. Jahrhundert mehr als juristische Hilfsdisziplinen angesehen wurden, nämlich als artes, die es im aktuellen Recht anzuwenden galt, ähnlich wie die Historie selbst im Reichsund Staatsrecht der Kommentierung diente, aber noch nicht um ihrer selbst willen studiert wurde/ Es ist daher nicht verwunderlich, daß diese Fächer anfangs noch von Juristen (mit)vertreten wurden, bis sie in die Obhut der Erstmals erschienen in: Geschichtswissenschaft in Berlin im 19. und 20. Jahrhundert. Persönlichkeiten und Institutionen, hrsg. von Reimar Hansen und Wolfgang Ribbe, Berlin 1992, S. 365-408 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 82). Das bedeutet natürlich nicht, daß auch die einzelnen hilfswissenschaftlichen Disziplinen selbst erst ein Produkt des 18. Jahrhunderts sind, denn ihre Geschichte ist durchweg älter. Vgl. Ahasver von Brandt, Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, 11. Aufl., Stuttgart 1986, S. 11 f. und S. 163-166. Hederich behandelt Geographie, Chronologie, Genealogie, Heraldik, Universalgeschichte und Mythologie. Vgl. auch seine hilfswissenschaftlichen Beiträge zu Zedlers Großem Universallexikon (64 Bde., 1732-1750). Ludwig Wachler, Geschichte des historischen Wissens, Bd. 1 u. 2, Göttingen 1812-1820, hier Bd. 2, S. 264, sagte über Hederich: Er war der erste, welcher die Hilfskenntnisse der Geschichte zusammenstellte und dadurch die Bekanntschaft mit den wissenschaftlichen Grundbedingungen zum Gelingen historischer Arbeit erleichterte. Vgl. unten Teil III. Josef Engel, Die deutschen Universitäten und die Geschichtswissenschaft, in: Historische Zeitschrift 189 (1959), S. 223-378, hier S. 269; vgl. auch S. 315 f. u. Rudolf Vierhaus, Die Universität Göttingen und die Anfänge der modernen Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert, in: Hartmut Boockmann/Hermann Wellen-reuther (Hrsg), Geschichtswissenschaft in Göttingen (= Göttinger Universitätsschriften, Ser. A, Bd. 2), Göttingen 1987, S. 9-29, hier S. 27 f. Umversilhistonkor übergingen. In Göttingen zum Beispiel I JHHHH Köhler klhS4-1 "55) bereits Chronologie, i lencilogie und M ß ihm erweiterte dann Johann Christoph Gatterer (1727-1799^111Smatik, ^ schaftliche Angebot und pflegte besonders in seinem LUC demente aer Herren von Holzschuher" be rannt geworden, die ihm 1759 den Ruf auf einen Göttinger Lehrstuhl £ trT den er vierzig Jahre innehaben sollte Seme wichtigste Leistung bestand m Ausbau der auch in Lehrbüchern beschriebenen Diplomatik, andere Arbeiten galten der Chronologie, Heraldik und Genealogie, auch numismat,-sche Abhandlungen sind von ihm zu nennen. Weniger bewußt sind uns heute im allgemeinen Gatterers Bemühungen um die Geographie, deren engen Bezug zur Geschichte er besonders herausarbeitete. F. X. von Wegele stellte angesichts seines Werks fest: In Sachen der historischen Hilfswissenschaften hat er ach lang nachwirkende Verdienste erworben.'' Die sogenannte Göttinger Schule, vor allem Röhler und Gatterer, aber auch ihre Nachfolger (Schlözer, Meiners, Heeren und Sartorius) erkannten den besonderen Wert der Hilfs-wissenschaiten und sorgten daher für ihren endgültigen Einbau in das Ge-t^m^jtomU der Geschichtswissenschaft, die sich damals gerade erst zu ejner eigenständigen, kritischen, nur noch der Erkenntnis verpflichteten Wissen-MJxdfl zb entwickeln begann. Das geschah alrrdings weniger im aufgeklärten Göttingen als vielmehr ■ ideaWischen Bahn an seiner im Jahre 1810 neugegründeten Universität, »oliog skh der dordge hiMswissenschafthche „Einbau" nicht ohne Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin Göttinger Unterstützung: Wenn auch Heeren abgesagt hatte, so folgte doch sein Schüler Christian Friedrich Rühs (1781-1820), inzwischen außerordentlicher Professor für Geschichte in seiner Heimatstadt Greifswald, dem Berliner Ruf- Er war in Forschung und Lehre von warmer und starker Leidenschaft und ein, wie Heeren, in der Luft der Aufklärung groß gewordener GÖttinger Historiker. Er hatte dort eine ganz moderne hilfswissenschaftliche Ausbildung erhalten, die er bereits in Greifswald in Vorträgen über Diplomatik, Heraldik und Literaturgeschichte weitergab.'' Einen schnell publizierten „Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums" (1811) legte Rühs seinen ersten Vorlesungen an der Berliner Universität im Winter 1810/11 zugrunde, vom Sommer 1812 an wollte er sie ausdrücklich als eine „Einleitung in das historische Studium und die sogenannten historischen Hülfswissenschaften" verstanden wissen." Neben seinen sonstigen Lehrveranstaltungen und einer regen, seine Kräfte überbeanspruchenden Veröffent-lichungstätigkeit, setzte Rühs nicht nur seine Einführung fort, sondern führte auch einzelne hilfswissenschaftliche Übungen durch. Leider starb der 1817 auch zum Historiographien des preußischen Staates ernannte Rühs schon 1820 auf einer Erholungs- und Studienreise in Florenz. An der Berliner Universität litt der akademische Unterricht in den Hilfswissenschaften anfangs unter einem empfindlichen Mangel an Anschauungsmaterial. Originalurkunden, wie sie Gatterer nebst anderen „Überresten" in Göttingen zusammengetragen hatte und die dort den Grundstock des älteren diplomatischen Apparats bildeten, fehlten in Berlin, bis der durch seine „Paläographica critica" (1817) ausgewiesene Mannheimer Ulrich Friedrich Kopp diesem Mangel abhalf, indem er, der selbst akademischen Unterricht nie erteilte, seine Sammlung von Urkunden und Siegeln, zusammen mit seinen hervorragenden Reproduktionen (Handpausen) der Urkunden und Siegelabbildungen, der Universität für ihren Unterricht unter der Bedingung als Geschenk anbot, daß an ihr ein Diplomatik-Lehrstuhl für ewige Zeiten geschaffen werde, weil dort diese Disziplin entweder gar nicht oder doch nicht mit einem glücklichen Erfolg gelehrt werde.'2 Auf den Vorschlag seines Kultusministers Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein nahm König Friedrich Wilhelm III. diese Schenkung des „Apparatus Koppianus" an und verfügte in seiner Kabinettsordre vom 1. August 1820, das unausgesetzt über die Diplomatik mit beständiger Benützung dieses Apparates auf der Universität 'H Berlin, A. a. O., Bd. 3, S. 259. Pyl, Rühs, Christian Friedrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie (künftig zit. ADB), Bd. 29, München 1889, Neudruck Berlin 1970, S. 624-626, hier S. 625. Ich entnehme diese Angaben einer freundlicherweise von Frau Caroline Flick zusammengestellten Serie aller historischen Vorlesungsankündigungen der Berliner Universitäten seit 1810, jetzt im Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft (Berlin-Dahlem), VIII. Abt., Rep. 25 Universitäten. Michael Tang! in: M. Lenz, Geschichte ... (wie Anm. 8), Bd. 3, S. 261. tad ha jeder Eröffnung «Wt tnggeum würde. Doch das „ «folgt, ab Rühs' Nachfolger, d» i (1777-lf40)M im Winter 1819/20 ^ begann, die er bis zu seiner ErkraniJ* in Hohnsuhen 1825-1827) an deaTJTj Jten „Koppianus" durchführte. Sie rtql !!rrJlwik die Funktion einer Universitätsbibliothek," fcr fctlE£Ä tan* Wilk« als „Oberb.bHothekar-, £ tri Einführung des Pfüchtexemplarrechts ebensogroße Verdi««* JSÄe vorher für die Heidelberger Bibliothek, der er aus Rom Teile der ^btotheca Palauna« zurückerwarb. Wilken wirkte bis zu seinem Todea«d| rStitslehrer, ergänzte den seit 1835 nun von der Universitä^biblio-thek verwalteten Koppianus und verwendete sein.Material für seine hilfsw». senschahlichen Vorlesungen und Kurse (wie übrigens auch GH. Pertz). Leider zog seine nicht sehr ansprechende Lehrart namentlich in dem letzten Jahrzehnt seines öffentlichen Wirkens nur kleine Kreise besonders strebsamer Hörer an, die sich durch den Ernst seiner Forschung und seine eindringende Vertiefung in den Gegenstand derselben für den mangelnden Reiz seiner Vortragsweise entschädigt fanden." Wilken, seit 1819 Akademiemitglied und seit 1821 Historiograph des preußischen Staates, hatte die Hilfswissenschaften auf hohem Niveau, aber ohne größere Resonanz vertreten. Er hatte Anteil an den 1819 durch den Freiherrn vom Stein gegründeten „Monumenta Germaniae historica" (MGH)18 genommen, zumal die kritische Edition mittelalterlicher Quellen nicht ohne besondere hilfswissenschaftliche Kenntnisse betrieben werden konnte; auch der Ranke-Schüler und „Monumentist" Georg Waitz haue zu seinen Hörern gezählt. Trotzdem scheint das hilfswissenschaftliche Wirken Wilkens den Berliner Emanzipationsprozeß der Allgemeinen Geschichte, ihren systematischen Aufbau (durch Niebuhr, Pertz und Ranke ) kaum beeinflußt zu haben. Vielleicht empfand man seine hilfswis-0 Ebda. iwXÄÄti im Bt MÜnChCn 1898' NCUdrUCk BerÜn Frankfun/M. 1984, S. 663. ^scbland, Österreich und der Schweiz, . 5Uch "nd Ausstellungskatalog, Wiesbaden ,986 Sin ^ i( A StoN,W',Äm...(wieAnm. 14), S. 240. Vgl. Herbert Grundmaiin, Monument« r_ ■ cjjn 1«, Mi, c,,,,n ^ÄvSSÄ Mün-" T Uv- Su23 SUndiRCn der Die Hi«ori*chen se0schaftliche Protessur euer aus m nouu ti Stadiums. Bei Friedrich Wilkens Beauftragung als Professor für Gesduchte jind die rlilfswissenschaften jedenfalls noch ausdrücklich miteinbezogen worden, danach scheint diese Verpflichtung zu besonderen Lehrauftragen erloschen zu sein: Die Beseitigung der aus dem juristischen Jahrhundert der Historie herstammenden Lehrstühle und zuletzt noch der besonderen Lehrauftrage für die historischen Hilfswissenschaften in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die zuerst in der neuen preußischen Universität erfolgte, ist xpissenschaftsgeschichtlich gesehen ein notwendiger Akt der Selbstreinigung der Historie von allen Fremdkörpern, die ihre Selbständigkeit als Wissenschaft anzutasten vermochten. Nicht als ob die hilfsvnssenschaftlichen Erkenntnisse und Metboden aufgegeben worden wären; sie wurden vielmehr amalgamiert und zum Rüstzeug jedes Historikers erklärt." Erst in der Jahrhundertmitte erinnerte man sich wieder stärker dieser „unzeitgemäßen* Fächer und widmete den Hilfswissenschaften wieder stärkere Beachtung, die diesmal vom Gesichtspunkt der Wissenschaftlichkeit der Historie her gefordert war." Es wurden zumindest (erneut) außerordentliche Professuren für Historische Hilfswissenschaften geschaffen und Lehraufträge für einzelne Disziplinen vergeben, und es ist vielleicht mehr als ein Zufall, daß im Winter 1856/57 der „Monumentist" und Ranke-Schüler Rudolf Koepke (1813— 1870), außerordentlicher Professor für Geschichte und deutsche Literaturgeschichte, erstmals wieder nach dem Tod von Rühs eine „Encyklopädie der Geschichte und ihrer Hilfswissenschaften" las." In Berlin kam es erst im Jahre 1862 zur Errichtung eines außerordentlichen Lehrstuhls für Historische Hilfswissenschaften, im „Centralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen" folgendermaßen begründet: Für die gedeihliche Entwicklung der historischen Studien auf der Universität zu Berlin und im Interesse der Ausbildung tüchtiger Archivbeamten erschien die Anstellung eines außerordentlichen Professors für die historischen Hülfs-wissenschaften der Paläographie, Diplomatik und Chronologie von großer Wichtigkeit." In einem auszugsweise wiedergegebenen Gutachten der Philosophischen Fakultät wird noch einmal auf Kopps Bedingung hingewiesen, daß von seinem Apparat auch in Vorlesungen Gebrauch gemacht werden müsse. Die Fakultät fügte hinzu: Chronologie und Geographie des Mittelalters sind Disziplinen von hoher Wichtigkeit für künftige Historiker und Ar- Professur eher als das Relikt eines überwundenen Ennocklungs- J. Engel, Die deutschen Universitäten ... (wie Anm. 4), S. 321. A. a. O., S.315. Im Gegensatz übrigens zu Johann Gustav Droysen, der vom Winter 1860/61 an zwar „Historische Methodologie und Encyklopädie" las, aber - soweit man dies seinem gedruckten Grundriß entnehmen kann - die Hilfswissenschaften dabei ausließ. Centralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen, Jg. 1862, S. 324. [)U. I Iis!,.MM Iii-Ii I lilKwlN.UMM'll.lftCMl In Hcr|jn . . /un>,kci,v.v,K W.lken w.rkic hs/usanomlode auch r^L^slchrcr. ertfn/.c den sc« IJ3S nun von der In.vcrs.tatsbibüo. ihek u-nv.iUetcn KolTunus und verwendete so.n M.ucrul lur seine h.lfswis- scn rdigiöfefl Bckcnntniwe« das hutori»che Uh,^' £^5L" Al» Mitarbeiter bei den Monumenu EfaT* 1854 aU Nachfolger für den an d,e Un,ver,,ut beru££ vXlm Wattenbach - war er nicht nur durch «eine Arbeit an den „Script Steten Le.u pontificum Romanorum" (5 Bde. mit .n.ge.arnt 11 OOO j , ......Inliswsscnschaftl.chc» Amt versah er fünfzehn Seme- r lang zicmhch gle.chlornng «Je, d.n h ihemaiisd. rech« eng: Winter und immer wthtelu lateinische Paläographie mit römischer und muteUlterUch» Chronolo&ei in den praknuhen flhunye», /«, dir n vorlrrffluhc Sthnjtlafeln, Urkundendrucke und anderen Apparat anfertigte, wurden außer jenen Dis-ziplmen auch Textkritik, Diplomatie Quellenkunde u. dgl. vorgenommen. Auch für die reizlosesten, wie die wunderlichsten Seiten dieser Studien wußte j&ffi die höchste Teilnahme seiner Schüler zu erregen durch die Schärfe seiner Auffassung und die Lebendigkeit seines Vortrags." Neben seiner Kollegtätigkeit vervollständigte Jaffc, wie erwähnt, den „Koppianus" und veranlaßt* 1864 das Kultusministerium sogar zu I landschriftenankäufen. Tragisch mutet das frühe Ende von Jaffes erfolgreichem Forschcrlcbcn an, dem er selbst, als frühe Auseinandersetzungen mit Pcrtz - deretwegen er schon die MGH verlassen hatte - an Schärfe zunahmen, in den Osterfcrien des Jahres 1870 ein Ende setzte; am sechsten Bande seiner „Bibliotheca rcrum Gcrmanico-rum" arbeitend, muten in der Arbeit an seinem Alkuin, verließ er Berlin, um sich in einem Anfall von geistigem und moralischem Verfolgungswahn in einem Gasthof,n Wittenberg zu erschießen.* Zunächst unbesetzt gelassen, wurde Jaffcs Professur 1873 in einen or- utswissenschaftcn umgewandelt, au den man einen der bedeutendsten Quellenkenncr seiner Zeit, Wilhelm Wat tenbach (1819-1897), berief. Ursprünglich nur am Altertum interessiert, hatte sich Hattenbach unter Giesebrechts Einfluß auch dem Mittelalter zugewandt, und nach dem Fortgang von Waitz nach Kiel ergriff er 1843 die Gelegenheit, an seiner Stelle in die Monumenta Germaniae historica einzutreten; als Aufsehen erregendes Ergebnis seiner Quellenstudien aus jener Zeit Ebda. Alfred Dove, ]affé, Pfciiipp, in: ADB, Bd. 13, München 1881, Neudruck Berlin 1969, S. 636-642, hier S. 639. Vgl. nicht nur Doves Angaben (]affé), sondern vor allem ausführlicher Harry Breßlau, Geschichte der Monumenta Germaniae fctstorica. Im Auftr. ihrer Zentraldirektion bearb., in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 42 (1921) S. 462-168. Di« H í «or neben Hitfrwutemchartcn »n Berlin 47 ň »ein i äl»chung»nachww de» PriviUnum m^, i rech (1156; er^ihnt. Wattenbach iSffÄ 5£*Í 1 * w'e •em Buth --IT/_. , nath lienm, ^ immer ist bei ihm das geschriebene Wŕft wirksamer gewe- *Ctnf Ii* Rede"), übernahm Wattcnbach in der 1875 reo «>n als <*ic /»____ .... n_±_»_i^i rv:- i /.,,,. . ...i. ri um .*i ii 'I . jorganuierten Zen m££oa der MGH die Abteilung „Epistolae". Die Gesamtleitung « lu KK8 als es Kalt, diese Position neu zu besetzen, allerdings nicht angetra- iX als CS LuU%* i ■ —-----------' y vorďen. Doch als das 1882 TO* fébu Wem*** ****** mé -* gen worden. u»ocn ai» u■ 2. KL*?.«**«« 1^2), S. 372-374 kStee8el auf Michael T 8 ly26, S. 29-55 (mit a"gl. in: H;.tn ■ , auch Vy VC? L Hin°rische 7„ , , , Lexikon ... Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 49 sich vor allem den Hilfswissenschaften, daneben las er aber auch stets Kir Chen- und Verfassungsgeschichte, ferner sogar politische Geschichte aus großdeutscher Sicht. Eine eindrucksvolle Zwischenbilanz der ersten dreizehn Jahre seiner Berliner Tätigkeit zog Tangl selbst, als er anläßlich des Universi tätsjubiläums (1910) darüber berichtete: Wissenschaftliche Arbeiten die aus dieser Abteilung des historischen Seminars m den letzten Jahren h'ervorgm-gen, versuchten die monographische Behandlung einzelner Gebiete der Kai-serdiplomatik, hier besonders eine zusammenfassende Untersuchung der Immunitäten, Fragen der Papstdiplomatik seit Innozenz HL, hier vor allem das Registerwesen des 13. und die Organisation der päpstlichen Kanzlei und Verwaltung des 15. Jahrhunderts. Außerdem wurde die Bearbeitung einzelner Gruppen von Fürstenurkunden, deutschen und italienischen, angeregt, und auf dem Gebiet des Urkundenwesens der Mark Brandenburg gesucht Anschluß an die von Schmoller und Hintze geförderten verwaltungsgeschichtlichen Arbeiten des 16. Jahrhunderts zu gewinnen ...H Um die Anschaulichkeit zu verbessern, bemühte sich Tangl ständig, die photographische Lehrsammlung zu vergrößern, und bearbeitete zum Beispiel selbst in mehreren Auflagen die bekannten Arndtschen Schrifttafeln.57 Auch Originale konnten für den „Koppianus" weiterhin erworben werden; sein Fundus reichte schließlich vom Karolingerdiplom Ottos des Deutschen bis ins 16. Jahrhundert. Tangl war mit der natürlichen Frische und Lebendigkeit seines herzlichen Wesens ein begnadeter Lehrer von starker Wirkung," wenn er auch nicht gerade auf die Masse der Studierenden wirkte, so begründete er doch eine eigene Schule. Er gehörte nicht zu denen, die jeder kannte; aber den Kopf mit dem scharfen Profil des Alpendeutschen, der hohen Stirn, dem straffen Haar vergißt man nicht, wer ihn sah.'" Er starb viel zu früh in seiner Heimat bei Klagenfurt im Jahre 1921 an der dort gerade ausgebrochenen Ruhr. Tangls Nachfolger, zunächst als außerordentlicher (1923), dann als ordentlicher Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften (1931) wurde sein Schüler Ernst Pereis (1882-1945). Tangl und Holder-Egger hatten ihn bereits 1904 promoviert und zugleich als Assistenten in die Monumenta Germaniae historica übernommen, wo er sein Leben lang Briefe aus der Karolingerzeit edierte. „Daneben" hatte er sich 1911 an der Berliner Friedrich-Wilheims-Universität habilitiert, wo er auch als späterer Lehrstuhlinhaber, größten Wert auf die praktisch-hilfswissenschaft- M. Tangl in. M. Lenz, Geschichte ... (wie Anm. 8), S. 263. Vgl. u. a. seine Darstellung der Entwicklung der Urkundenschrift im Beih. 1903, ferner Michael Tangl, Das Mittelalter in Quellenkunde und Diplomatik. Ausgewählte Schriften (- Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte 12), Bd. 1 u. 2, Graz 1966. E. E. Stengel, Michael Tangl... (wie Anm. 35), S. 375. A. a. C, S. 372. Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin liehe Ausbildung der StudentenJegte Säne außerordentlich hoben An, , rungen und der etwas „altfränkische Betneb schreckten leichtere^ md besonders jüngere Semester rucht selten ab. Die kleine Zahl der 4> renden aber erhielt eine vorzügliche Ausbildung und ihnen gegeniiy^' schloß sich der sonst so spröde und wortkarge Professor menschlich in T Uebenswürägsten Weise/0 Als Pereis 1935 erkennen mußte, daß ihm°* Nürnberger Gesetze der Nazis jede weitere Wirksamkeit in der ÖffentU keit beschnitten, gab er seine Professur auf, um sich nun vollends der Editj onstätigkeit bei den Monumenten zu widmen: Sein Name durfte allerdi^ nicht mehr auf dem Titelblatt weiterer Teilbände der „Epistolae Karoli aevi" erscheinen." Pereis' Weiterarbeit wurde von den Machthabern bis 1944 ge. duldet; dann ist er plötzlich im Oktober in der Bibliothek von Schloß P0m. mersfelden, wohin die Monumenta-Forschungsstelle verlagert worden war, von der Gestapo verhaftet worden, da sein Sohn Justus am Widerstand gegen Adolf Hitler, an der Verschwörung des 20. Juli 1944 beteiligt gewesen sein sollte. „Sippenhaftbarmachung" lautete die Begründung. Der Sohn ist erschossen worden, der Vater am 10. Mai 1945, also nach der Befreiung durch die Amerikaner, im Konzentrationslager Flossenbürg an völliger Entkräftung verstorben. Der hilfswissenschaftliche Lehrstuhl von Pereis wurde nach dessen Rücktritt erst wieder von 1936-1938 als Extraordinariat vorübergehend mit dem für diese Aufgabe noch kaum ausreichend qualifizierten Stengel-Schüler Wilhelm Engel (1905-1964) besetzt, wodurch er den notwendigen wissenschaftlichen Rückhalt für seine führende Rolle in so erlauchten Gremien wie den MGH2 erhalten sollte. Dieser durch seine fränkisch-hennebergischen Arbeiten sonst gut ausgewiesene Archivar hatte in der Hochschulabteilung viw!Cu " preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung als Sachbearbeiter für Personalfragen an der Besetzung von Lemstuhlen mitgewirkt und leitete nun die in ein „Reichsinst.tut für ältere Ge^htskunde" umgewandelten MGH von 1936-1937 kommissa-nscn, ehe er dort seinem Lehrer Stengel das Feld überließ" und in Würzburg itireWtttjSo^iTÄrL? u-5 DeUtSches Archiv zur Erforschung .. **> Lexikon ... (wie Anm fjf"s Sl ^ VgL ^ M" Wcbef' Bl°^' « Vg7^^n-(-ieAnrn:40).' ' »«.'S.4Mi; ^S^Z^^^^^J^^ 6 (1964), S. 413^426, "^Gabriele ÄS^T Ar^^n vgl. Nachweise in Eckart Hen- "■ng, Die benneber^beVc 6' S" 148 u" 63^7> sowie Eckart Hen- Remhold Oksch k! G"^icbtsvereine (1832-1945) in- rw l i S. ,82. °leSCh- hr* von Hans Rothe u. ,, Köln-wten ,990 S ^ * Vgl-unten ,urA,GHweiteres.mT.in/i Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 51 184, hier Buchners vakantes Ordinariat für mittelalterliche Geschichte, Histonsche Hilfs Wissenschaften und Frankische Landesgeschichte zum 1. November 1937 übernahm. Engels hilfswissenschaftlichen Vorlesungen und Übungen an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität nahm von 1939 an der Tangl-Schüler und bis dahin das Staatsarchiv Münster leitende Eugen Meyer (1893-1972) wahr, zunächst als außerordentlicher Professor, von 1946-1949 als Ordinarius." Er betreute in den Kriegsjahren unter immer schwierigeren Verhältnissen die Studierenden seiner Fächer, zuletzt in Behelfsräumen des Kronprinzenpalais, nachdem das im Westflügel des Hauptgebäudes der Friedrich-Wilhelms-Universität untergebrachte Historische Seminar am 16. Dezember 1943 zerstört worden war. Eugen Meyer verdanken wir den Grabgesang auf die mittelalterliche Geschichte an der Universität Berlin, in dessen Rahmen er die Historischen Hilfswissenschaften allerdings nur kursorisch behandeln konnte." In der von der SED gesteuerten marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft in der DDR'6 war das Interesse an den Hilfswissenschaften lange Zeit nicht eben groß, doch war immerhin im Lehrplan des zweiten Studienjahres noch eine zweistündige Einführung in diese Fächer sowie eine Übung von zwei Wochenstunden vorgesehen, beides im jeweiligen Frühjahrssemester an der nach ihrem geistigen Gründer Humboldt umbenannten Friedrich-Wilhelms-Universität/7 Ein Archivpraktikum war ebenfalls möglich. Neben diesen obligatorischen Veranstaltungen wurden zusätzliche Vorlesungen usw. zur wissenschaftlichen und beruflichen Spezialisierung auch auf dem Gebiet der Historischen Hilfswissenschaften gehalten." Der Studienplan für die Fachrichtung Geschichte in der Fassung vom 1. November 1955 bot dann die Möglichkeit der „Schwerpunktbildung" auch auf dem Gebiet der „Hilfswissenschaften" oder der „Archivwissenschaften"." Die wichtigsten auf diesen Gebieten tätigen Berliner Hochschullehrer der fünfziger und sechziger Jahre in der DDR waren der ordentliche Professor Eugen Meyer (1946-1949, später Universität Saarbrücken), der außerordentliche Professor Willy Flach (1953-1958) und der Professor mit Lehrstuhl Heinrich Eckart Henning/Christel Wegeleben, Archivare beim Geheimen Staatsarchiv m der Berliner Kloster- und Neuen Friednchstraße 1874-1924, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 29 (1978), S. 25-61, hier S. 53. Eugen Meyer, Die mittelalterliche Geschichte an der Berliner Universität während der letzten hundert Jahre, in: Hans Leussink/Eduard Neumann/Georg Ko-towski (Hrsg.), Studium Berolinense, Berlin 1960, S. 625-647, hier S. 644 ff. Albrecht Timm, Das Fach Geschichte in Forschung und Lehre in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands seit 1945 (= Bonner Berichte aus Mittel- und Ost-( deutschland 25), 4., erg. Aufl., Bonn-Berlin 1966, S. 102. n Studienplan für die Fachrichtung Geschichte vom 22.8.1952, vgL a. a. O., S. 107. A.a. O., S. 109. A- a. O., S. 135. Die Historischen Hilfswissenschaften in Berli Otto Meisner (1953-1960X der Direktor des Münzkabinett ^949-1963) und andere.* "s A*hur s Trou ihrer Bemühungen mußte der Direktor des »Deutsch*« ivs* in Potsdam und des „Instituts für ArchivwissertschafV« ^ ^entr»h tur Arcnivwissenschaft« an d^S* Helmut Lötzke, 1%2 bekennen: Uber die Stellung «nsotedenm HÜfswtS$enscb*ften von Lehre und Forschung £ IjiTi.fcl-l iwt.«an««*«"g***«- »od» unzureichend, in der Awjjfc«*, '"^TT"1-" Löttke betonte die Bedeutung vieler Spezialdisziplinetl L Ja wtfaiitrii Anfg^ew der Q«eifaMiM*>w.K wobei er klassenindifft. >iJXC QMtVnB tob kiissenrelevanten unterschied. Er fordene auf hilfswis- Artest und daher auch unter anderem in Anlehnung an das Institut für Ar-cMtWissenschaft die Bildung einer besonderen Arbeitsgemeinschaft bei der Deutschen HistoTiker-Gesettscbdft, die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift für die Historischen Hilfswissenschaften (unter Einbeziehung der Quellenkunde, die er sonst nicht zu den Hilfswissenschaften rechnete), besonder Ausbildung*- und Lehrpline für Studierende dieser Fächer sowie eine Kli rung der institutionellen Stellung der historischen Hilfswissenschaften an den Universitätanmnuen und an der Akademie. Programmatisch forderte Lötzke mit Recht die Überwindung der bisherigen Isolierung der historischen Hdfs-mnssensduften von der Geschichtswissenschaft* Doch erst am 12. Februar 1986 konstituierte sich in Leipzig die Fachkommission „Quellenkunde/Historische rlufswissenschaften" der Historiker-Gesellschaft der DDR, deren Vorsitz Friedrich Beck (Potsdam) übernahm, der an der Humboldt-Universität seit vielen Jahren rülfswissenschaften unterrichtete. Sie soll den bei ihrer Gründung empfundenen großen Nachholebedarf in den (Unter-) Gruppen: Urkunden/Amtsbücher/ Akten; Schrift/Beschreibstoffe; Beglaubi-tJJQgs und Ketmzekhnungsmittel; Nurnismatik/Metrologie; Genealogie; Bil-der/Karten;ModerneDatenträger, Archivwissenschaft, befrieden helfen.55 nunars" ™* ^ Gründu*S eines Historischen Se- nunars (zunächst ui drei Räumen des ehemaligen Lser-Wilhelm-Instituts *•*— *r «J^nsriS (ÜSi!711ZtiTriKbn Wissenschaften im sST(SSSSS^ cn: ***** & Geschichts-^ Über du Stellung und LlCZ^^l 2* Vgl auch Jind"ch Se' un Hirnen der GeschuhtsvnssensAaKv lÜTt** »^Wissenschaften fmiXS. 1825-1835. ^ ****** Geschichtswissenschaft 9 A * O, S. 378. ™ Anm- 51), S. 380 _V*0-,S.384f ^36(1^S-3(=Oründun Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 53 für Biologie), das der aus dem Lehrkörper der • - . scheidende Friedrich Meinecke als Ordinarius ISmuuuZS^S* aus" tät Berlin übernahm und das seit Herbst 1951 au-n C" UnivCTS'- dient dem - wie wir es heute sehen - erfolgreichen VmJSkZ trägt' sehen Zwängen freies historisches Studiums eZ^^Z^ ^°/0g" dem Institut nicht sofort auf allen Gebieten, die hLcSheSTV g 1 Lehre auf eine möglichst breite Grundlage zu «ÄRFr 1^ Historischen Hilfswissenschaften blieb sowobezue at T ^^ schn,.de l.ehrangebot als auch - damit zusammenhangen/- auf dTe St! e" ausstattung stiefmütterlich, trotz der Selbsthckundune daß dt Institut so stark gepflegten Gebiete der histonschTwswJ 7 T™** der Landeskunde beinahe von Anfang Z vertretZ stand der Lehrkörper lediglich aus 14 Dozenten übertragen erhielt, und lief auch erst aus, als er knegsbedingt 2War °* Deutschland, aber nicht nach Göttingen zurückkehrte, sondern nach KoSer, Tod nun in Berlin die Generaldirektion der preußischen Staatsarchive (sJ tember 1915-1. Oktober 1929) übernahm. Den Vorsitz in der Zentral^, tion der MGH führte er allerdings erst ab 1919, nachdem Tangl abgelermt haue und Breßlau für die Übernahme dieser Aufgabe zu alt geworden war. Kehr leitete die MGH dann immerhin siebzehn Jahre lang mit großem Erfolg .uif seine autoritäre und energische Art, bis er sein Amt im 76. Lebensjahr zum 1. April 1936 dem schon erwähnten Wilhelm Engel kommissarisch übergab. Damals wurden die MGH, freilich nicht gegen Kehn Widerstand" in ein „Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde" umgewandelt, dessen Präsidenten ohne vorherige Wahl der zuständige Reichsminister ernannte. Kehrs eigentlichem Nachfolger Edmund E. Stengel (1938-1942) ging es vor allem darum, das Erbe der Monumentu, auf die er sein Amt bewußt konzentrierte, zu erhalten."* Er begründete aber auch neue Editionsreihen und die „Schritten der Monumenta Germaniae historica" für die Darstellung von Forschungsergebnissen, ehe er nach Marburg zurückkehrte.69 Der letzte, zunächst noch in Berlin amtierende Präsident wurde von 1942-1945 der aus Oberösterreich stammende Theodor Mayer (1883-1972). Seine Pläne, die für die MGH typische Beschränkung auf Editionen von Quellen aufzuheben, ließen sich m den Kriegsjahren am Reichsinstitut nicht mehr verwirklichen,7" doch rettete er das ehrwürdige Unternehmen vor dem Untergang durch rechtzeitige Auslagerung aus dem bombenbedrohten Berlin nach Schloß Pommers-telden (Leitung: Otto Meyer). Nach dem Krieg erhielt es in der Bayerischen Reit »München - von 1963 an als Körperschaft öffentlichen WWdtT H,ert«W0 eS Schon ab 1946 ^ »Deutsches Institut für Er-cÄsg^orl?^^ Unt£r Präside™-haft von Friedrich Baethgen sZS^t^ ^Mitarbeiter Harry Breßlaus in Heidelberg, wleder aufnahm; Baethgen stellte die Zentraldirektion wieder l LFleckenstein, Paul Kehr... (wie Anm. 64) S 245 „ ^-d-nn,Monumenu... (wie Anm 18),S 9 . %M^\^^t^^™Ar*ivfar Geschtchte Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 57 her, die bekanntlich weiterhin eine Arbeitsstelle bei der im Umbruch befindlichen Berliner Akademie am alten Ort unterhält. 2. Kehr hatte in Wien das nach dem französischen Vorbild der „Ecole des Chartes" gegründete Institut (1854) von Theodor von Sickel kennengelernt und richtete nun 1893/94 zwar mit Zustimmung von Heinrich von Sybel als Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, vor allem aber im Auftrag seines Gönners, des genialen Leiters des preußischen Unterrichtswesens, Friedrich Althoff, dem Kehr selbst diesen Plan vorgelegt hatte, die preußische Archivschule in Marburg ein, eine Art Institut für österreichische Geschichtsforschung, und wurde dessen erster Vorstand.' Es bestand aus einem an der Philipps-Universität gegründeten und von Kehr als Extraordinarius geleiteten Seminar für Historische Hilfswissenschaften, das zugleich der Ausbildung der „Archivaspiranten" diente, während deren praktische Einweisung im örtlichen Staatsarchiv erfolgte (damals noch oberhalb der Altstadt im Landgrafenschloß untergebracht). Als Kehr dem Ruf nach Göttingen folgte, übernahm mit Michael Tangl ein anderer Sickel-Schüler seine Marburger Aufgaben, der der Prüfungskommission auch in Berlin angehören sollte, als sie Reinhold Koser als neuer Generaldirektor 1904 von Marburg nach Berlin holte.2 Die praktische Ausbildung fiel nun dem Preußischen Geheimen Staatsarchiv (anfangs noch in Berlin-Mitte untergebracht, von 1924 an in Dahlem) zu, während sich die „Archivaspiranten" ihr theoretisches Prüfungswissen zunächst noch an der Berliner Universität erwerben mußten. Kehr, seit 1915 nun auch Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, wandelte die Archivarausbildung 1917 in einen Graduiertenunterricht um; das Staatsexamen für das höhere Lehramt sowie die Promotion bildeten nun die Voraussetzung zur Zulassung zum höheren Archivdienst, dessen Ausbildung ebenfalls im Geheimen Staatsarchiv stattfand.73 Hohe Anforderungen wurden nicht nur gestellt, sondern auch erfüllt, besonders auf dem Gebiet der Historischen Hilfswissenschaften, wo Hermann Krabbo (1875-1928) aus der Schule Tangls von 1920-1927 hauptamtlich als Dozent für die Ausbildung des wissenschaftlichen Archivdienstes vielseitig wirkte; als bleibendes Verdienst dürfen sicherlich seine „Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Leo Santifaller, (Nachruf auf) Paul Kehr, in: Almanach der Akademie der Wissenschaften m Wien 95 (1947), S. 193. Eckart Henning, Der erste Generaldirektor der Preußischen Staatsarchive Reinhold Koser, in: Neue Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 1 (1979), S. 259-293, hier S. 283. Vgl. Eckart Henning, .50 Jahre Geheimes Staatsarchiv in Berlin-Dahlem. - 100 Jahre seit seiner Vereinigung mit dem Ministerialarcbiv, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 25 (1974), S. 154-174, hier S. 161 f. Hause. gelW Als weiterer Lehrer der Archivschule muß Unbed i n.ro Meisner genannt werden, in dessen Unterricht danfi^ Hemr tsw sensch.dt der ..Aktenkunde« (heute auch als*« Diese Entwicklung gipfelte in der noch unter Mttwirkung Kehrs erfo, ten Errichtung des „Instituts für Archivwtssenschalten und(geschieht^£ schliche Fortbildung« (1930) durch seinen Nachfolger als Generaldire^ der preußischen Staatsarchive, Albert Brackmann, wonach im Geheimen Staats archiv nicht nur archivarischer Nachwuchs, sondern auch künftige Hochschullehrer der Geschichte ausgebildet werden sollten. Auch wenn die neUe Ausbildungsstätte infolge des Wechsels der Generaldirektion von Brackmann zu dem Verwaltungsmann Zipfel, aber auch letztlich wegen des drohenden Krieges dieses hohe Ziel in der Zusammenarbeit von Universitätslehrern und Archivaren nicht ganz erreichen konnte, ist in ihr doch eine hervorragende Pflegestatt für die Historischen Hilfswissenschaften entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihre Tradition von den Archiv-schulen in Marburg/L. und Potsdam beziehungsweise Berlin (Ost) weitergeführt. 3. Die Pläne, innerhalb der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Ford erung der Wissenschaften auch ein historisches Institut zu gründen, sind fast so alt wie die am 1. November 1911 gegründete Gesellschaft selbst. Schon am 28. Februar 1911 war ihrem Präsidenten Harnack ein Antrag von Bailleu, Delbrück, Hintze, Koser, Lenz, Schäfer und Schiemann aus Berlin beziehungsweise von M. Lehmann aus Göttingen unterbreitet worden, ein „Deutsches Institut für Geschichtswissenschaft" ins Leben zu rufen, der auch vom Hufswissenschaftler der Friedrich-Wilhelms-Universität, von Michael Tangl sehen Geschiebte Ä jSt^ Tl *™^urgischen und Preufii-Krabbo, in: Archaische LtschVS ^ ^^Verzeichnis), Ernst Müller, Historische Zeitschrift 139 (K „("?.' SD 309 f- EuS™ Meyer; Krabbo, in: sei angemerkt, daß er nach fast 7S t\Z P'el für Kr*bbos Vielseitigkeit legte „Einführung in das Studium derSsST" ^ cine brdt ^ an der Fnedrich-Wilhelms-Univcrsiüt ,„u a una lhrer Hilfswissenschaften" Henning/Ch. Wegeleben. ArchTa e ^ (SS 1925und WS 1926/27). von H. Löuke, in: Zmmmmm^V S' » f. Vgl. Nachrufe , DerArchtv.r30 (,977), Sp. 469^748 ^ S' ^ und Wolfgang Leesch, in: ForthiuZ \rcA, mum fur Anhivwissenscho.ft , 167 *•» ur(d Wolf- äerte. Fesche fur Johannes Schultz; Berlin 197,, S.zZfsT ***** MrW Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 59 unterschrieben worden war." Es sollte der rWirtW.....IT ,r i j- i • r i . '"siiiutioneli unterstützten Fin zelforschung dienen, mit Jahres- und Reisegeldern usw Nach pJ\TaT Kehrs Gutachten vom 6. September 1913 das eder K • Ull"d?^ Gese.lschaft über die Begründig Zs /iVÄ2t stattete, sollten - abermals nach Wiener Vorbild - die Historischen Hil C Wissenschaften Gegenstand von Hautes ttudes sein, doch scheuerten s ine noch heute modern anmutenden Pläne für ein Weiterbildungs' t' Historiker am Mehltau akademischen Widerstandes gegen A'lSS zugunsten eines Forschung.- und Publikationsmst.tu*, weiches inhaltlich allerdings anders als die MGH oder das Preußische Historische Institut in Rom, ebenso das Mittelalter wie die Neuzeit in den Kreis seiner Forschungen einbeziehen und weiterhin auch über Deutschland und Italien hinausgreifen sollte; als Forschungsziele wurden das „Repertorium Germanicum". die „Germania Sacra die Sammlung der Korrespondenzen Karls V. in Spanien und Herausgabe der Bnefe Kaiser Wilhelms I. genannt. Der Senat der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft faßte seinen Gründungsbeschluß für ein historisches Institut am 26. Mai 1914, doch verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges; vorerst die Eröffnung. Im Jahre 1917 bekräftigte die Gesellschaft ihren Beschluß und Kaiser Wilhelm II. stimmte zu, seinen Namen dem neuen Tä\5n Pl A ; • tf-TTT mh den MGH'ihrer Spez.albibliothek von 50 000 Banden (einschließlich des L. Traube-Bestandes zur Paläographie) und der Nebenstelle des römischen Institut, eine sehr stattliche Unterkunft in einem Flügel der Staatsbibliothek [Charlottenstraße 41] erhalten" hatte Inst! Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, I. Abt., Rep. 1 A, Nr. 1678, 1684-1686. Hermann Heimpel, Über Organisationsformen historischer Forschung in Deutschland, in: Historische Zeitschrift 189 (1959), S. 139-222, hier S. 135. Wie Anm. 77. Hermann Heimpel, Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen, in: Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft, (1961), Teil 2, S. 316-338, hier S. 325, vgl. ferner: Max-Planck-Institut für Geschichte (= Berichte und Mitteilungen. Max-Planck-Gesellschaft 6/80), München 1980, S. 17. Paul Kehr, Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Deutsche Geschichte und die damit m Verbindung stehenden historischen Institute, in: L. Brauer/A. Mendelssohn Bar-tholdy/Arnold Oskar Meyer (Hrsg.), Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Organisation und Ziele, Bd. 2, Hamburg 1930, S. 324-330, hier S. 327. Antrag Harnacks vom 3.12.1917. Vgl. Eckart Henning/Marion Kazemi, Chronik der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, Berlin 1988, S. 21,23,25. P. Kehr, Das Kaiser-Wilhelm-Institut... (wie Anm. 81), S. 328. Nachdem Kehr die MGH aus Altersgründen abgegeben hatte, wurde sein Kaiser-Wilhelm-Institut unter seiner weiteren ehrenamtlichen und kommissarischen Leitung 1940 bei der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Berliner Schloß untergebracht; die Hauptarbeit am Institut leisteten nebenamtliche Archivare. Vgl. E. Henning/M. Kazemi, Chronik ... (wie Anm. 82), S. 27. 60 Die Historischen Hilfswissenschaften in Berli in rutsdirektor wurde Paul Fridolin Kehr, der bald allen drei Einricl vorstehen sollte. In einem Punkte stimmen alle, die mit ihm zu tun 1, iiherein: daß er als Urkundenforscher von überwältigender Kennerschaft Organisator von einzigartiger Treffsicherheit und untrüglichem Wehli , war." So führte er auch „sein" Kaiser-Wilhelm-Institut bis zu seinem T A im Jahre 1944; erste Erfolge stellten die Edition der Briefe Wilhelms I °d sowie die Veröffentlichungen aus der Germania Sacra-Arbeit (der erste Ba ^ behandelt das Bistum Brandenburg), die auch heute noch eine zentrale Auf gäbe des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen bildet. 4. Gleich nach Gründung der Berliner Universität hatte Friedrich Rüfis die Teilnehmer seiner Übungen eine societas historica** genannt; dessen Brauch setzten Ranke, Waitz, Droysen und andere fort, doch gehören die von ihnen zumeist neben der Universität gegründeten „Historischen Gesellschaften" in denen eifrig Quellenkritik betrieben und mithin hilfswissenschaftliche Kenntnis gepflegt und angewendet wurde, nicht hierher, sind doch diese Arbeitsgemeinschaften Teil der Entwicklung historischer Seminare in Deutschland, die schließlich auch in Berlin, wie erwähnt, in die Gründung eines historischen Seminars durch Julius Weizsäcker mündete (1882)."6 Sie sind so wenig Thema dieser Studie wie die allgemeingeschichtlich ausgerichtete „Historische Gesellschaft" (gegr. 1872) und die „Historische Vereinigung zu Berlin" (gegr. 1880) von Laien und Fachleuten, die sich keineswegs in erster Linie den Historischen Hilfswissenschaften verschrieben haben. Anders verhält es sich mit der bereits 1843 durch den Privatdozenten Freiherrn Bernhard von Koehne gegründeten „Numismatischen Gesellschaft", die laut Satzung die Münzkunde des Altertums und der Neuzeit pflegt und heute noch besteht. Vorsitzende waren unter anderen so bekannte Numismatiker ZTl£?£Ä&^f Mitbegründer), Friedrich Friedensburg SfcS.S'-F m tdX (damalige M-tg'^erzahl: 35). Die Gesell- richte in der wlu t- ^3 1943) heraus, ferner erschienen Sitzungsbe- S^abtS^^Ä elne ei8Cne Berliner numismatische stellt)." S CltWe,Se nach dem Zwe«en Weltkrieg (Erscheinen einge- Größere Beachtung verdient der 1869 gegründete und ebenfalls noch heute - mit mehr als tausend Mitgliedern - in Berlin bestehende „Herold , " ]. Fleckenstein, Paul Kehr ... (wie Anm. 64), S. 240, u. E. Henning/M. Kazemi, CWi* ... (wie Anm. 82), S. 59,113. * H. Heimpel, Max-Planck-Imtitut... (wie Anm. 80), S. 141. * A«.0.,S.139ff.,143. Vgl. J75 Jahre Numismatische Gesellschaft (in Berlin), in: Mitteilungsblatt der LandesgescbichtUchen Vereinigung für die Mark Brandenburg 70 (1969), S 597- 598. Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 61 ein überregional ausgerichteter „Verein für Heraldik r ■ • wandte Wissenschaften", wobei als „verwandt" unter ^ T Ver" stik, aber auch die Ordens- oder die Fahnen- und FuSS sehen werden. Beachtlich sind nicht nur die ^dLlt" f T'*** Bände), die Wappenbilderkarte, (ca. 150 000 NachweTse) „n5 l (3° °°° gische Sammlungen, die sowohl der U*4*£T££ 1^°-Iwecken dienern sondern auch seme rege P^ZZS^^ der Penod,ka w.rd auf die einschlägige Zusammenstelluneund^ndl Auswertung im „Schlüssel" verwiesen," dazu auf die DeüLhe W ^ ,e«, das in Lieferungen erscheinende »HofpfalzgrafemReSt^ÜSt „Wappenbilderordnung", die Editionsreihe -wfp^bShTLT' S ters" und zwei Handbücher für Heraldik h«ii„ • 1 Mmelii-HinsichtHch ihrer Bedeutung ^Sd^tSTSÄ^" pe Berlin des „Roland, Verein zur f^^^S^Ä d,e nach dem Zweiten Weltkriege nicht wieder ins Leben gcrulTwu^e zumal der Verem seinen S.tz ,„ Dresden hatte, und der noch fn Berhn W hende Verein zur Forderung der Zentralstelle für Personen- und Farm u, III Anfangs m der Rolle der ancilla, ist die Historie den anderen akademischen Disziplinen ranggleich geworden, ja sie kann diese von Fall zu Fällige TVnl er heranziehen. Gemeint sind damit Nachbarwissenschaftente Theologie, Jurisprudenz oder die Philologien, derer sich die Geschichte senschaft gelegentlich mit einigem Nutzen bed.ent, ohne deswegen für I unentbehrlich zu sein - ganz im Gegensatz zu den eigentlichen H.ton sehen Hdfswissenschaften". Ohne ihre Uomfi^gfiiÄ Schlüsselung ,hrer Quellen nicht auskommen, und so ist schon dL VorLn densem dieser Fächergruppe für die gSLJ^Z^I Vgl. Der Schlüssel, Bde. 3-5 u. 7, Göttingen 1956-1965, 1981 und Eckart Henning (unter Mitarbeit von Petra Hauke und Gabriele Jochums), Der Herold und seme Bücher. Zur Bestandsgeschichte einer hilfswissenschaftlichen Spezialbibhothek in Berlin, in: Bibliographie und Berichte. Festschrift für Werner Schochow, hrsg. von Hartmut Walravens, München 1990, S. 34-122. Vgl. die über den Verein „Herold" verzeichnete Literatur bei Eckart Henning/ Gabriele Jochums, Bibliographie zur Heraldik, Köln 1984, S. 378 f. Heinrich Fichtenau, Die Historischen Hilfswissenschaften und ihre Bedeutung für die Mediävistik, in: Die Methoden der Geschichtswissenschaft und der Archäologie (= Die Enzyklopädie der geisteswissenschaftlichen Arbeitsmethoden 10), München 1974, S. 115-143, hier S. 115. Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin gewachsene Fächergruppe handelt, wird man ihr nicht geringe K L^t - „Randschärfe' vorwerfen dürfen, meinte Heinrich R^2 ind ermittelte die Zueehöriekeit der ein7pln»„ r*- - v„_ Di es sich bei den Historischen Hilfswissenschaften »m eme Kol ----»»tuinch Ficbttnau und ermittelte die Zugehörigkeit der einzelnen Disziplin^" > einfach aufgrund von Uhrmeinungen in den derzeit verbreiterten EirJ/u" rungen in das Studium der Geschichtswissenschaft, wobei sich eine Mh hek" für den folgenden, sicherlich noch erweiterungsfähigen Kaulog" f l.Paläographie (Schriftkunde), 2. Diplomatik (Urkundenlehre), 3. Akten künde, 4. Heraldik (Wappenkunde), 5. Sphragistik (Siegelkunde), 6. Gene» logie (Pamilienforschung), 7. Numismatik (Münz- und Medaillenkund«) 8. Chronologie (Zeitberechnung). Die Epigraphik „fehlt" nicht etwa, jeden-falls dann nicht, wenn man sie zur Paläographie rechnet, wohin sie eigentlich, trotz feststellbarer Emanzipationsbestrebungen, gehört. Die Quellenkunde ist entgegen der Auffassung Ahasver von Brandts nicht aufgenommen worden,'" da sie als Stoff- und Methodenlehre meines Erachtens ein integraler Bestandteil der Geschichtswissenschaft ist, und nicht als „abspaltbare" Hilfswissenschaft, aber auch nicht als ein selbständiges Fach gewertet werden kann, wie die Historische Geographie" {die aus eben diesem Grunde fehlt); allenfalls könnte man sie als historische Zweig- beziehungsweise Teil Wissenschaft (wie die Kirchen- oder Wirtschaftsgeschichte), aber auch als Grundlagenkunde ansehen. Auch einige jüngere Fächer fehlen „noch", die sich aber vermutlich bald innerhalb dieses „mehrheitsfähigen" Kanons etablieren werden, wie die Vexillologie (Fahnen- und Flaggenkunde), die Phaleristik (Ordenskunde), die Historische Metrologie (Maß- und Gewichtswesen); auch die Lehre von den Amts- und Herrschaftszeichen (begründet von P. E. Schramm), die Ikonographie (Bildnis- und Porträtkunde), die Waffen- und Kosoimkunde ab Teil einer umfassenderen Realienkunde des täglichen Lebens konnten genannt werden. yL4.0,S.U7. A. von Brandt, Werkzeug... (wie Anm. 1), S. 48 ff. Alle historischen KoUegankündigungen erscheinen bis einschließlich Wintersemester 1918/19 immerhin neu unter der gemeinsamen Fächerbezeichnung „Ge-schichte und Geographie* im Vorlesungsverzeichnis der Friedrich-Wilhelms-Umvmiut, doch werden die von Historikern geleiteten Lehrveranstaltungen zur Historischen Geographie allmählich seltener; zu nennen in noch Harry Breßlaus Vorlesung über die „Historisch-politiiche Geographie von Deutschland" (WS 1878/79), später betätigten sich in dieser Richtung u. a. noch Wilhelm Sieglin, Dietrich Schäfer, Hermann Krabbo und Adolf Hofmeister. Die Gründung des Seminars für historische Geographie an der Universität führte zur weitgehenden Emanzipation dieser Hilfswissenschaft. Zu nennen sind hierfür besonders Konrad KreUchmer (1864-1945) und Walter Vogel (1880-1931), der seit 1929 sogar eine »geopolitisch-staatenkundliche Arbeitsgemeinschaft" an dem genannten Seminar leitete. Vgl. allgemein Hans-Dietrich Schultz, Die deuttchsprachige Geographie von 1800-1970, Berlin 1980. Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 63 F aeen weiter zu verfolgen, ist hier ebenso unnötig wie eine Dis-plCSe~L r die Eigenständigkeit der Hilfswissenschaften beziehungsweise Wussion u ftaftswert oder über das von Karl Brandl einst aus Zukünftigen «^'""7« J__ L.___!..fc— U^l(„„.. w/' «"nschattsweri uuci u^u —--------- ihren die Pflege der historischen Hilfswissenschaften in Deutschland' sorg« urn ^hein-JProblem, daß es sich bei ihnen womöglich gar nicht ^JS sondern eher um „Grundwissenschaften" handele." Es geht we-um Hufs > tj-ese päcner selbst von subsidiärer Art sind oder ob ihnen ^ger ciaruiiH „, ______— ;«* _ Am nwurm von ihnen durfte au er darum, od aiesc i....... . eigenständiger Wert beizumessen ist - bei den meisten von ihnen dürfte letzteres längst feststehen -, sondern darum, daß jedes dieser Fächer anderen Disziplinen (nebenamdiche) Hilfsdienste zu leisten vermag. Überblickt man die bisherige Literatur zur Geschichte der Historischen Hilfswissenschaften, so ist diese - im Gegensatz zur Disziplingeschichte einzelner Fächer" - nur als dürftig zu bezeichnen. So findet sich in Franz Xaver von Wegeies „Deutscher Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus" (1885) zwar im 3. und 4. Buch je ein Kapitel über .Die historischen Hilfswissenschaften", doch beschränkt sich der Verfasser darin leider auf die vergleichsweise ausführliche Herausarbeitung des Anteils der Diplomatik an der Gesamtentwicklung, um dann lakonisch zu bemerken: Über die übrigen in den Rahmen der historischen Hilfswissenschaften fallenden Disziplinen dürfen wir uns kurz fassen ... H In Eduard Fueters Darstellung (1911) findet sich schließlich im Kapitel „Die Hilfswissenschaften" nur noch der ominöse Satz: Die Geschichte der Historiographie hat sich mit der Geschichte der historischen Forschung und Kritik an sich nicht zu befassend Entsprechend verhält sich Georg von Below in seiner „Deutschen Geschichtsschreibung von den Befreiungskriegen bis zu unseren Tagen" (1924); er widmet den Historischen Hilfswissenschaften nicht einmal mehr ein Kapitel, sie werden auch sonst in seiner Gesamtdarstellung kaum erwähnt." Über die Berechtigung eines solchen sich negativ steigernden Vorgehens ließe sich streiten, Karl Brandi, Die Pflege der historischen Hülfswissenschaften in Deutschland, in: Geistige Arbeit 6 (1939), Nr. 2, S. 1-2. Vgl. die einzelnen Disziplingeschichten (veraltet) in: Aloys Meister (Hrsg.), Grundriß der Geschkhtswissenschaft, Bd. 1 ff., Leipzig 1906 ff. Erschienen München-Leipzig 1885, 3. Buch, 3. Kapitel, S. 542-562, hier S. 558, und 4. Buch, 1. Kapitel, S. 756-772, vgl. auch seine Ausführungen zur Geschichte der Monumenta Germaniae historica, in: Franz X. von Wegele, Geschichte der Deutschen Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus (= Geschichte der Wissenschaften in Deutschland, Neue Zeit, Bd. 20), München-Leipzig 1885, S. 1010-1081. Eduard Fueter, Geschichte der Neueren Historiographie (= Georg von Below/ Friedrich Meinecke [Hrsg.], Handbuch der mittelalterlichen und neueren Ge-m schichte, Abt. 1), München-Berlin 1911, S. 329. Georg von Below, Die deutsche Geschichtsschreibung von den Befreiungskriegen bis zu unseren Tagen. Geschichtsschreibung und Geschichtsauffassung (= Handbuch... [wie Anm. 97], Abt. 13), 2., wesentl. erw. AulL, MüiKben-lsertin 1924. Die Historischen Hilfswissenschaft en in Berlin doch ändert dies zur Zeit nichts an dem Befund, daß eine C l-tischen Hilfswissenschaften im Sinne einer Zusammenscha^h te der Hist in der Lösung queUenkririscher Probleme auch in d<»r ,\- 65 ^r^* ein Desiderat Wieb" * )Un&ren FacJ^v** Desiderat blieb.' Unnötig fast zu sagen, daß es auch an einer Geschichte der Hirfaw^, schahen in Berlin fehlt, der man zumindest entnehmen könnte, ob und %Z sie hier gepflegt worden sind. Doch das läßt sich wenigstens einigen^ TCitifihch anhand der Vorlesungsverzeichnisse der im Jahre 1810 b Berta gegründeten Universität beziehungsweise ihrer Nachfolgerin sowie der fc^ enUniversnit Berhn erkennen:3" Das Unterrichtsangebot, das zwar nicht die Pm^Uaw^* des einzelnen festhält, gewährt doch eben guten Ebblkk m die ±-l"^~V>* Lehrtätigkeit, ~ und da ältere Ankündigungen häufig angaben, nach welchem (meist sdbstverfaßten) und dann oft veröffemJic^ * Dm indene auch kider der kleine Band von Karl Brandl Geschieht* der Ge-fdmdmsmisstmahtft, Bonn 1947 (2. Aufl. 1952), nichts, der im Kapitel »Kritöcfae r^uk^tn imWm^M luH* aber wenigstens nicht nur die MGH erwähnt, «m«!^ aach »an, Rcker und S*kel (S. 93 (f.). 1 Der kJemden Ziii ■■MiiniHim^toc Lehrveranstaltungen lagen nur die AnkäwnV V'V .Geschichte und Geographie' (später lediglich als .Geschichte" be-w*hi) «yk, von Ausnahmen - wie bei Parallelankündigungen - abgesehen, abo aicht die Lehrangebote des Instituts für Altertumskunde, nicht des Seminars ■• oanropasche Geschichte und Landeskunde, nicht der Kirchengeschichtli-des Theologischen Seminars, nicht des Suatswissenschafdich- * Sewinars und auch nicht des Seminars für historische Geographie; • ach dieses Angebot angemessen würdigen, was den Raum eines Auf-'«"«M» aÜte, hefie sich das hihSwissenschafuiche Spektrum noch da . Auch die Verzeichnisse der anderen Berliner Hochschulen net O.a. der Technischen Universität, der Pädagogischen _. »tu aie Historische Bibi t^«s*«wräiidnch,aaB die hier Ergebnisse nochmals an Hand der im UuiruÜLJUJfchr. der Humbokh-Ututersnit (August-Bebel-Platz, O-1080 Bahn) noch vorhandenen Akten überprüft und korrigiert werden müßten, da '. .-- u -_r - ---- ; .' - -~r Lt-:--.-.v.. r. xt ;cdr_ck*. / _ werden, oüer tbyjf bzw. abgebrochen wurden, ohne im Vorlesungsverzeichnis, das von 1968-1990/91 gar rocht mehr erschien, gestrichen zu werden usw. Gleichwohl dürften diese Korrekturen das aus den Verzeichnissen gewonnene Gesamtbild kaum nen- Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 65 Grundriß" der Lehrende vortrug, belegen sie mithin die Durchdnneunc Forschung und Lehre im Sinne von Humboldts Idealvorstellung. Zumindest überliefern die Vorlesungsverzeichnisse, wer in Berlin hüfswissenschaftl.ch gewirkt hat. Dabei geht es nicht nur um die ohnehin .großen Namen" sondern auch um die Ermittlung weniger bekannter Fachvenreter und ihres Beitrags zur Entwicklung und Verbesserung der .Werkzeuge" des Historikers. 1. Paläographie (Schriftkunde beziehungsweise Schrcibwesen): Spater als Di-plomatik erscheint die Paläographie an der Friedrich-Wilhelms-Unrversitat, und zwar zuerst im Lehrprogramm von Friedrich Wilken als Vorlesung mit Übungen unter Benutzung des Kopp'schen Apparats (Sommer 1835), die er bis zu seinem Tode im Jahr 1840 mehrfach wiederholte. Dreißig Jahre später las Harn- Breßlau im Sommer 1873 wieder „Lateinische Paläographie", ebenfalls verbunden mit praktischen Übungen.''' Von da an wurden die Abstände geringen einmal wandte sich Wilhelm Wattenbach nun der .Griechischen Paläographie" (WS 1878/79) zu, dann Samuel Löwenfeld (1854-1891) mehrmals der »Lateinischen Paläographie, besonders für Historiker" (seit Winter 1888/89). Doch erst als Michael Tangl vom Sommer 1898 bis 1921 in einem festen Rhythmus mehr als zehnmal »Lateinische [und anfangs auch Deutsche] Paläographie" vierstündig gelesen hatte, oftmals verbunden mit Übungen, begann sich diese wichtige Hilfswissenschaft bei den Studierenden durchzusetzen, wobei noch sein Sonderkolleg über die .Tironischen Noten* erwähnenswert ist (mehrmals vom Winter 1900/01 an). Nachdem Tangl das paläographische Interesse geweckt hatte, wuchs der Bedarf an Leseübungen ständig, den unter anderen eb bei Äsen* nicht verzeichneter Dozent „Schöne" (WS 1901/02 und öfter), aber auch im WS 1908/09 der Kirchenhistoriker Erich Caspar (1879-1935) und schon vom Winter 1906/07 an der junge Privatdozent Hermann Krabbo (1875-1928) deckte, bis letzterer 1913 als a. o. Professor nach Leipzig berufen wurde. Ihn löste Adolf Hofmeister bis zu sebem Weggang nach Greifswald (zuletzt für den Sommer 1921 angekündigt) ab. Spätestens mit der Übernahme des Extraordbariars für Historische Hilfswissenschaften durch Ernst Pereis (1923), teilweise aber schon früher (SS 1920), hielt dieser nun auch die Vorlesung über „Latebische Paläogra- Harry Breßlau schreibt in seiner Selbstdarstellung (in: S. Geschichtswissenschaft... [wie Anm. 34], S. 44 f.) d- *■■■)t»* sehe Paläographie habe ich nur einmal, im Winter 872/73 gelesen, *™JT™°? WattenbJh zum Sommersemester 1873 nach Berlm berufen war, J-jg^Í rer. wogegen Wattenbach, zu dem ich dauernd m den allerbesten Beziehung stlnd, Jr durch eine Art von stillschweigender Übereinkunft 67 Die riuiv/i _ 1934), der von etwa 1927 bis 1933 d.e -EntwtcUunesgescluchte A~ .... iaxtnti Mitrplalterliche Urkundenfalscbuno-(=.n"— Ss°r im ty: Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 7t in. --------*b mVQ&to „MittelalterlicheUrkundenfälschungen" an. Gleich nach Übernahme seines hilfswissenschaftlichen Extraordin kündigte Wilhelm Engel „nach Vereinbarung" sowohl Vorlesungen Kaiser- und Königsurkunden als auch zu den Papsturkunden des MitteU mit Übungen (WS 1936/37) an. Später las er eine „Allgemeine Urkunden^ re" und die seltener behandelte „Lehre der mittelalterlichen Privaturkunden" (WS 1937/38). Im Winter 1938/39 übernahm sein Lehrer E. E. Stengel einiRc von Engels Lehraufgaben und begann mit einer „Allgemeinen Urkunden-lehre", begleitet von Übungen, zuerst als einfacher Lehrbeauftragter, später als Honorarprofessor. Diese Tätigkeit setzte Stengel im Sommer 1939 mit». ncr Überblicksvorlesung, verbunden mit Übungen zur „Geschichte der Urkunde vom Altertum bis in die Neuzeit" fort, gefolgt von der „Diplomatik der Papsturkunden". Als er sich mehr der Paläographie zuwandte, folgte inj Jahre 1940 von Eugen Meyer die Vorlesung zur „Urkundenlehre", die er zweiteilig mit Übungen verband, bis sie Stengel wieder 1941 diplomatisch 1 onset zu- i...l rkunden und Kanzlei dei Päpste"), desgleichen im Wimer 1941/42 („Königsurkunden und -kanzlcien") und ein letztes Mal - ehe er nach Marburg zurückkehrte - im Sommer 1942, als er sich mit einem noch auf die Neuzeit ausgedehnten Überblick zur „Entwicklung der sogenannten Privaturkunde" seit dem Altertum verabschiedete. Werner Peek widmete sich, wie übrigens auch in früheren Semestern, im Seminar für Alte Geschichte nur den „Urkunden der römischen Republik", so daß nun Eugen Meyer wieder im Wechsel mit paläographischen Vorlesungen die Urkundenlehre (dreiteilig!) vom Winter 1942/43 bis zum Winter 1943/44 las. Seine letzten diplomatischen Übungen während des Zweiten Weltkrieges galten der „Geschichte der mittelalterlichen Kaiserurkunde". Nach dem Zusammenbruch setzte Meyer, inzwischen ordentlicher Professor an der wiedereröffneten Universität, bis 1949 seine diplomatischen Übungen und auch sein Kolleg zur „Speziellen Urkundenlehre" fort. Sein Nachfolger war auch auf diesem Gebiet Helmut Plechl geworden, der eine vierstündige diplomatische Uberblicksvorlesung mit Übungen abhielt. Dann vertrat der Chef der thüringischen Archivverwaltung, Willy Flach, die „Urkundenlehre" in Vorlesungen und Übungen, auch in „Spezialseminaren", an der Humboldt-Umversitat (vom Winter 1953/54 an bis zu seinem Tode 1957). Sein Nachfolger war wieder ein Archivar, Berent Schwineköper (aus Magdeburg, heute r-reihurg/Br.) der außer der Einführung in die Urkundenlehre auch einmal eine Urkunden- und Aktenlehre des Mittelalters" gelesen hat (1959), was a Tn\ thieU' * er von 1960/61 an diese Vorlesung weiter-KfiSLfZ! p ttC !ich darum' mcht nur -Standardvorlesungen" über ÖLT£!S ndCn «ondern auch „privaturkundliche" Übungen. Erwähnt seien noch die Spezialser ' Aussage der 1 i»l— -i zur r ----»cien noch H » c„__■ ■ . -t—««muiwiKac -Aussage der Urkunden des 9 fefS^ E" »-Mertens des 9. Jahrhunderts über die Entstehung und Entwicklung des ostfränktsch-deutschen p ■ , 1963/64). CheS"(^rstlm^ Seit dem Wintersemester 1949/5Q k l rbstsemest freien Universität Berlin aUcn das l,rlJUS*-*- Mannes CL , r Rcs^chtUchen inter en zustän- Selag,'auch „Allgemeine UrKunaemenre una rtKtenKun< "L0/51 an) miteinander und verfolgte dann beide „in ihrer eeschw-lJ u Swcklung» (WS 1953/54) auch widmete er diesem Stt qEunium für ältere Semester" (SS 1962). Wilhelm Berges als eigentheh "zustl Ler Ordinarius beteiligte sich anfangs an der hilfswissenschaftlichen Aus bildung der Studenten durch „D,pomatische Übungen", die wieder sem Assistent Peter fassen (SS 1953-1956) abhielt, und durch Lektürekurse, die Lorenz Wcinrich für ihn durchführte (vom WS 1955/56 an). Die „Einführung in die Urkundenlehre ubernahm aber Heinz Quirin, wobei er seit dem WS 1959/ 60 unterschiedliche Schwerpunkte setzte (bis WS 1964/65 noch mals im WS 1975/76). F.-W. Haussig wandte sich seit dem Sommer 1958 wiederholt der griechischen und lateinischen Papyrusurkunde oder byzantinischen Kaiserurkunden zu. Eines der relativ seltenen Beispiele angewandter hilfswissenschaftlicher Lehrveranstaltungen bot Herbert Helbigs Kolleg über „Die deutsche Ostsiedlung im Lichte der Urkunden" (SS 1966), später auch die .Probleme der Stadtentwicklung an Hand von ausgewählten Urkunden" (SS 1975) oder Wolfgang H. Fritzes „Interpretation von Urkunden zur Verfassung Ostpommerns" (WS 1967/68). Vom WS 1967/68 an bot dann Dietrich Kurze die „Einführung in die Urkundenlehre" an, die er seither - mit Unterbrechung seiner Tübinger Zeit - immer wieder abhielt, desgleichen weitere diplomatische Lehrveranstaltungen unterschiedlicher Thematik. Spezialvor-lcsungen zur spanischen Urkundenlehre an lateinamerikanischen Beispielen bot Enrique Otte (vom SS 1972 an, mehrfach wiederholt). 3. Aktenkunde: Der erste Historiker, der sich nicht nur mit den mittelalterli-chen Urkunden, sondern auch mit dem „modernen Aktenwesen" (vom Sommer 1891 bis in den Winter 1892/93) befaßte, war Albert Naude, ehe er 1893 nach Marburg ging; er hatte seine formenkundlichen Erfahrungen unter anderem in der Bearbeitung der „Acta Borussica" gesammelt. Seine Aufgabe übernahm vom Winter 1897/98 an der damalige Privatdozent Friedrich Meinecke. Er führte „in das Archivwesen und in die Benutzung der Archivalien zur neueren Geschichte" ein, die er - zuletzt im Sommer 1901 und im Winter 1901/02 -mit praktischen Übungen verbinden wollte (vermutlich wegen seines Wegganges nach Straßburg verkürzt). Mehr als zehn Jahre nach Meineckes Versuch tauchte im Vorlesungsverzeichnis noch einmal eine „Archivkunde mit Übungen und Führung im Archiv" (Winter 1914/15) auf, die Friedrich Wol-ers (1876-1930) durchführte, ehe er einem Ruf nach Marburg gefolgt ist. A lt eZ?C d *ur Wilhelm Engel, wie erwähnt eigentlich Archivar, war die Kündigung seiner „Aktenkunde". Ob auch Eugen Meyers „Geschichte 72 Die Historischen Hilfswissenschaft. en ir> Berlin modernen Aktenwesens" (1942) in diesem Sinne aufZufasSeri 0f, archivgeschichtlich gemeint war, wird sich nicht mehr feststellen i ^ Heinrich Otto Meisner ist als akademischer Lehrer erst an der H u n-Universität hervorgetreten, wo der Begründer der Aktenkunde sie n dt' im Rahmen einer oft wiederholten „Einführung in die Historischen senschaften der Neuzeit" (vom Herbst 1954/55 an) vortrug und in Sn^' Seminaren" weiterentwickelte, sie aber auch mehrmals als „Grundzüge^ neuzeitlichen Urkunden- und Aktenlehre" (unter anderem im § 7*r 1956/57) allein darbot. Daneben las Meisner immer wieder ..Archiv-Theorie-1 auch „Archivgeschichte", wobei formenkundliche Fragen bei ihm immer V ne besondere Rolle spielten. Inzwischen hatte Erich Neuß die Erkenntnisse Meisners, der seine letzte Lehrveranstaltung für das Frühjahr 1960 angekündigt hatte, zu einer „Urkunden- und Aktenlehre der Wirtschaft" weiterentwickelt, die er erstmals 1958/59 las, während das „klassische" formenkundliche Programm seines Lehrers von Gerhard Schmid übernommen und zur selben Zeit als „Aktenkunde des Staates" systematisch ausgebaut wurde. Die rein archivwissenschaftlichen Vorlesungen gingen nach Meisners Ausscheiden allerdings an den Direktor des Zentralen Staatsarchivs (Potsdam), Helmut Lötzke, und auf Gerhard Enders über, dessen „Archiwerwaltungslehre" sich als Lehrbuch durchsetzte, aber leider wegen anderer Publikationsvorhaben in der DDR nicht mehr aufgelegt worden ist. An die Stelle von Neuß trat bald Botho Brachmann mit seiner weitergeführten „Aktenkunde der Wirtschaft" (vom Herbst 1965/66 an). An der Freien Universität Berlin verknüpfte Johannes Schultze die Urkundenlehre mit dem Aktenwesen, doch dehnte er sein Lehrangebot vom WS 1959/60 an auch auf speziellere Leseübungen aus sowie seit dem SS 1966 auf das Gebiet des „Deutschen Archivwesens (Archive als Geschichtsquelle, neuzeitliches Aktenwesen, Aktenpublikationen)". „Übungen an diplomatischen Akten des 18. Jahrhunderts" führte Carl Hinrichs anfangs mit seinem Assistenten Friedrich Zipfel durch (SS 1955), Werner Pols übte einige Male das „Lesen neuzeitlicher Akten" (vom WS 1962/63 an) und später setzte Zipfel - als sich Johannes Schultze vom Lehrbetrieb zurückzog - seine Übungen Zcc *Akten" und Llrkundenlehre der Neuzeit" in allgemeinerer Form fort (SS l%8 bis WS 1977/78 mehrmals). Für kurze Zeit kam mit Eberhard Weis ein auch archivansch vorgebildeter Historiker nach Berlin (1969), der eigentlich im Sommersemester 1970 in die „Forschungsarbeit in Archiven" einführe« wollte, was wegen seines schnellen Wegganges unterblieb. linS^S1^^^^- Im Lel*betrieb der Friedrich-Wilhelms-^nrversut bbeb die S,egelkunde bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhun-SwSiT!^.UDCTWihM-Sie «ets gemeinsam mit der Diploma- -Elem«.« 7OI^Cn zunund«t wird sie erst unter Harry Breßlaus ^T^S^tteUkeriichCT Chronologie, Numismatik und Sphragi-le einmal gesondert genannt (Sommer 1882); diese Vorle- Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin suag wurde wohl wegen ihrer Beliebtheit i Bteßhus Weggang nach Straßburg nahe,2u i" jedem TangI im Sommer 1899 erstmals aussMil T^1*- ^ZllT" b,s » größere Resonanz. Erst Hermann ^^t^^ndT^u* fachen 1909 und im Wlmer ,9sie * J „ach seiner Leipziger Zeit und der, ^er auf. *chliefiVu"1* 1907 rna im ld Familienkunde" im wmici „ kündigte er für das Wintersemester 1937/38 ^^1, Übungen" an, die damit wohl erstmals so thematisiert wurden. Doch Wechsel Beziehungen hatte auch schon Arthur Suhle im Blick, als er nach dem Zweiten Weltkrieg an der Humboldt-Umversitat einen „Abriß der Siegel- und Wap pe, 7ur Münzkunde" gab (WS 1949/50, erneut i960- penkunde in Beziehung zur MunzKunuc g4U lBJ )961). Willy Flach unterrichtete „Siegel- und Wappenkunde" ebenfalls gemein sam (Frühjahr 1957). Berent Schwineköper las auch Siegelkunde, aber nicht nur heraldisch, sondern auch durch Chronologie erweitert (1958/59). An der Freien Universität Berlin scheint Sphragistik erstmals im SS 1973 in einer heraldischen Einführung zum Gegenstand einer Lehrveranstaltung gemacht worden zu sein. 5. Heraldik (Wappenkunde): Der erste Historiker, der an der Berliner Universität „Heraldik" ankündigte, wenn auch nur innerhalb einer Überblicksvorlesung Historischer Hilfswissenschaften, war im Sommer 1820 der eben habilitierte Privatdozent Gustav A. H. Stenzel, zugleich Hauslehrer der Mendelssohns, nachmals Geschichtsprofessor in Breslau. Auch sein Mentor Friedrich Wilken widmete sich im Winter 1821/22 in überraschender Kombination der „Heraldik und Diplomatik" (mehrmals wiederholt) und vom Sommer 1835 an in anderer Verknüpfung der „Paläographie mit einer kurzen heraldischen Einleitung", was er bis in sein Todesjahr gelegentlich wiederholte. Im Sommer 1844 las dann der Numismatiker Freiherr Bernhard Karl von Koehne (1817/1886) Heraldik und nannte diese Vorlesung im darauffolgenden Sommer sogar vielsagend „Die Heraldik und ihre Wichtigkeit für die Geschichte", ehe er im Herbst 1845 nach St. Petersburg ging. Es sollte nun mehr als ein halbes Jahrhunden dauern, ehe die Heraldik wenigstens wieder in einem „Sammelkolleg" genannt wird, zunächst von Adolf Hofmeister über „Genealogie nebst Grundzügen der Wappen- und Siegelkunde" (Winter 1920/21) und dann von Hermann Krabbo „Siegelkunde, Wappenkunde und Familienkunde" (Winter 1924/25). Nochmals zehn Jahre später las auch Carl Erdmann im Winter 1934/35 „Historische Familien- und Wappenkunde , ehe ihm die venia legendi als Betroffenem der NS-Rassengesetze entzogen wurde. Die erste heraldische Lehrveranstaltung nach dem Zweiten Weltkrieg an der Humboldt-Universität hatte interdisziplinären Charakter, es handelte s'ch um den schon erwähnten „Abriß der Siegel- und Wappenkunde in Be- D.c Historischen Hilfswissenschaften in Berlin ziehung zur Münzkunde" von Arthur Suhle (WS 19 war es auch, der im Frühjahr 1953 einmal „Paläo ^i?0 Und oft dieselbe überraschende Fächerkombination wie einS l U°d ^r]}^1 anbot. Sie weist auf Suhles Beherrschung nahezu aller W\f drich tyfc« Fächer hin, die ihn auch befähiete. in rUn Aw..- . .SWlssen^u.r ken. Die Historischen Hilfswissenschaften in Berlin 75 anstaltung zu machen, indem er „Chronologie und Genealo-sche" ^e^rV,eo5i) miteinander verband, bevor Johann Karl von Schroeder im • « rim SS ,. c„u JLia pinzuführen begann (mehrfach wi«Whr>lt^ uicjtiut uuvi i ^ ' -^uniüination wie einst bei F \ H^\duk cc 1951) miteinander verband, bevor Johann Karl von Schroeder in anbot. Sie weist auf Suhles Beherrschung nahezu all*- Uir edrich W-i, «ie" (im S A Les Fach allein einzuführen begann (mehrfach wiederholt) Fächer hin, die ihn auch befähigte, in den fünfziger Iab ^**chSJj * ^ 1969/70 m diese „Einführung in die Hilfswissenschaften" an A^\i ja?ren ^iederk„i'Chen aMmz- und Medaillenkunde): Fnednch Christoph Rühs wand — " 13set\sch ki^11 * mn, uie um aucn oeianigte, in den fünfziger Jahren wiederh 1 En „Einführung in die Hilfswissenschaften" an der Humboldt-Univers " -geben. Wie schon im Abschnitt über Sphragistik erwähnt, hielt auch"»-1* Flach im Frühjahr 1957 einmal eine kombinierte Vorlesung zur Siegel y Wappenkunde ab. Dasselbe tat Berent Schwineköper 1959. An der Freien Universität Berlin gelang es schon im Wintersemester 1952/53, den früheren heraldischen Mitarbeiter des Reichskunstwarts, Ott fried Neubecker, für einen Lehrauftrag „Heraldik als Hilfswissenschaft für Historiker und Kunsthistoriker" zu gewinnen, den dieser, bisweilen unter Berücksichtigung einer Landschaft („Studium-Exemplare"-Ziele waren damals unter anderem Mainfranken beziehungsweise Burgund), rund zehn Jahre lang bis ins Sommersemester 1963 hinein wahrnahm. Später sorgte der zuständige Fachreferent beim Geheimen Staatsarchiv, Johann Karl von Schroeder (1923-1998), für eine „Einführung in die Heraldik" (vom SS 1969 an in unregelmäßigen Abständen wiederholt). 6. Genealogie (Familienforschung): Obwohl sie zu den ältesten der Historischen Hilfswissenschaften zählt, ist eine „Einführung in die wissenschaftliche Genealogie" erstmals im Sommer 1910 durch Adolf Hofmeister an der Friedrich-Wilhelms-Universität erfolgt. Zehn Jahre später behandelte er die „Genealogie nebst Grundzügen der Wappen- und Siegelkunde" und setzte im Sommer 1921 auch eine „Besprechung genealogischer Arbeiten" an. Wie erwähnt, las der wieder nach Berlin zurückgekehrte Hermann Krabbo im Winter 1924/25 zusammenfassend über „Siegelkunde, Wappenkunde und Familienkunde" und Carl Erdmann „Historische Familien- und Wappenkunde". Dann übernahm diese ideologisch wichtig gewordene Hilfswissenschaft vorm 1. April 1936 an der als „Dozent für Genealogie" von den Nazis installierte Prinz Wilhelm Karl von Isenburg (1903-1956), der neben einer Vorlesung für Hörer aller Fakultäten über „Talent und Genie in Sippe und Geschichte" auch „Sippenkundliche Übungen für Historiker" abhielt, die \m TS 1936/37 fortsetzte. Da er aber bereits 1937 eine Professur in München ubernahm, wird er in Berlin nur noch die angekündigte „Einführung n die Sippenforschung" und seine Vorlesung über „Die Bedeutung der bippcnkunde innerhalb der Geschichte" durchgeführt haben, während die fielen GescWechter ■ ihrer Bedeutung für die Geschichte" schon ent- ziehun^w^1"6 ™7issensch*fc durch das „Dritte Reich" in Verruf be-SEsZLS ldeol°r "d**t graten war, hatte Johannes Schnitze, ^HfiST^r^ an der Freien ******* Berlin als Hochschullehrer wieder den Mut, sie zum Gegenstand einer histori- § 1969//W — 7 Nunüsmatik (Münz- und Medaillenkunde): Friedrich Christoph Ruh« £2 bereits im W.nter 1816/,7 im Rahmen seiner hüfs'st^hct; Einführungsvorlesung der Numismatik zu, dann erneu, ,m Wi»£ „ ET Lh die alte Geschichte trng Herr Professor Tölken vor und Zti , ^ ^antiken Münzen ... Nach Rühs' Tod las der EiZÄt£3£ S Toelken (1785-1869) auch eine Einführung ,n die Numisrnaril, "ng aber später mehr auf die Gemmenkunde über (Winter 1828/29) Erst ,m Sommer 1844 wurde wieder eine numismatische Vorlesung angeboten über .Münzkunde und Geschichte der Münzfüße der Völker des Altertums und Deutschlands, mit besonderer Wichngkeit, welche die Münzen für Geschieh te und Archäologie enthalten". Dieses Kolleg las der bekannte, nachmals in den Freiherrenstand erhobene Numismatiker Bernhard Karl Koehne (1817-1886), der auch Übungen dazu ankündigte, doch leider schied er zu MichaeUs 1845 schon wieder aus, um - wie erwähnt - nach Rußland zu gehen; immerhin „hinterließ" er Berlin die von ihm 1843 gegründete „Numismatische Gesellschaft", die sich große Verdienste um die Pflege dieses Spezialgebiets erworben hatte. An der Universität scheint sich erst der Staatswissenschafder Adolf Wagner (1855-1917) wieder mit dem „Münzwesen und der deutschen Währungsfrage" befaßt zu haben (Sommer 1881), im Sommer darauf schließlich - und nun kontinuierlich - Harry Breßlau, dessen „Elemente" von Sommer 1882-1890 auch „Numismatik" enthielten. Ergänzend las der klassische Philologe Hans Droysen (später im Schuldienst) seine „Einleitung in die griechische und römische Numismatik" (Sommer 1883), oder Adolf Wagner trug nochmals über das „Münz- und Bankwesen" vor (1890). Erwähnt sei wieder der Althistoriker Karl-Friedrich Lehmann-Haupt (1861-1938), der das numismatische Grenzgebiet der „Historischen Metrologie" betrat, indem er im Sommer 1894 in die „Gewichts-, Münz- und Maßsysteme des Altertums in ihrem Zusammenhang betrachtet" einführte (desgleichen im Sommer 18%). Von der thematischen Breite des Vorlesungsangebotes von Michael Tangl zeugte auch sein Kolleg über „Geld- und Münzwesen im Mittelalter", das er im Winter 1899/1900 zweistündig hielt, aber später nie wiederholte. Die— Gebiet sollte von 1908 an regelmäßig von einem Spezialisten, von Kurt Ri ling (1876-1935), seit 1921 Honorarprofessor, übernommen werden, der eine Vorlesung über „Antike Münzbilder, mit Übungen zur Einführung in die Münzkunde" verband (desgleichen im Winter 1908/09 und im Sommer 1910), auch las er „Antikes Münzrecht" (Sommer 1909), trug über „Münzen und Medaillen" mit Lichtbildern (!) im Wintersemester 1909/10 vor und interpretierte »Die antike Münze als Geschichtsquelle" (Sommer 1914). Im Münzkabinen hielt er wiederholt „Übungen" zu besonderen münzkundlichen Fragen ab (vom Wintersemester 1914/15 an bis mindestens 1928). Reglings numismati- 76 — " .£ piistorischen Hilfswissenschaften in Berlin m^rm sehe Übungen wurden durch diejenigen Tassilo Hoff™ , .• • gelöst, der sich am 1. April 1936 für Numismatik (l887-l9,, □ 1870) zum hilfswissenschaftlichen Extraordtnanus^der dann von ° tj: r.i . .. LIK nat»uitiertp „ j. 5l)ai ,t> ' c ™-Semester dreimal wöchentlich wieder „Romische Sommer 1936 u. a eineEinfuhrung in die Münzkunde« ^ >e- "£ B°de-Mu;l er ^ ^ Auch diese Vorlesung, .e w Die Historischen Hilfswissenschaften in B - «na bereits i ul aie Münzkunde« ankündigte, die* ' - - r KSr-Eriedrich-Museums (heutiges Bode-Mus^ ■ ""Münzkabinett des leiser äWte Kapitel der Munzgeschichte ^ ? Arte', ferner las er ^-^Tassa0 Hoffmann mit semer „Brandy dU ten kitteWters" - Niete nur i bolik der Mittelaltermünz^ A Lseewähken Kapiteln der o k bmugte n Und/S im ^ 1936/37) »^^chen Numismatik. Hoffmann setzte 3 Ä t äSÖÄ ^Bemühungen um eine —"v- starýma wiaaenscnan: Dis 1940 mit ähnlicher, 1933 noch durch die „Brakteaten der Stauferzeit" ergänzter Thematik fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Arthur Suhle die numismatischen Lehrveranstaltungen, die er im SS 1947 mit einer „Einführung in die europäische Münzkunde" begann und bald zu einer „Geld- und Münzgeschichte im Zusammenhang mit der Wirtschaftsgeschichte Mitteleuropas während der Stauferzeit" (SS 1950) ausweitete. Suhles Lehrangebot umfaßte eine seltene The-menvielfak, die hier nur angedeutet werden kann: Neben einer mit der „Münz- und Geldgeschichte des Mittelalters« abwechselnden „Münz- und Geldgeschichte der Neuzeit", hielt er „Spezialseminare über Territorialgeschichte auf numismatischer Grundlage" ab und befaßte sich auch mit der „Entwicklung der Medaille von der Renaissance bis zum Klassizismus" oder mit dem „Antiken Münz- und Geldwesen". Sein letztes numismatisches Kolleg fand im WS 1961/62 an der Humboldt-Universität statt. An der Freien Universität Berlin fehlte ein Numismatiker ebenso wie ein mit dem in Ost-Berlin befindlichen Münzkabinett vergleichbares Forschungsinstrument. Nur gelegentlich gab es Lehrveranstaltungen wie diejenige von Bruno Schultz über „Geldgeschichte in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert" (SS 1961), doch vom WS 1971/72 an immer wieder eine Einführung in die Hilfswissenschaften der Alten Geschichte, also neben Epigraphik vor allem in die antike Numismatik. 8. Chronologie (Zeitberechnungslehre)-. Die ersten Vorlesungen dieser Disziplin veranstaltete im Winter 1821/22 der eben zum außerordentlichen Professor für Astronomie, Geographie und Chronologie ernannte Christian Ludwig Ideler (1766-1846), „lesendes" Akademiemitglied seit 1813 und herausragender Experte seines Faches. Er trug variierend, vier- und manchmal auch sechsstündig, über „Die Zeitrechnung der Juden, Christen, Mohameda-ner und asiat.schen Völker" oder über „Chronologie der Ägypter, Babylo-Per: GnetCn Und Röm«"> ">ch der neueren Völker sowie der Araber und '45 auch über die der Hindus vor. Danach irangebot der Universität zunächst unberück-inderte sich erst mit der Berufung von Philipp sch sie an jewe- - ,d mittelalterliche Chronologie" lehne, zuletzt aneekundi t ,870. Auch diese Vorlesung, wie die diplomatischeÄ T t dem Winter 1873/74 Harry Breßlau mit der SuSSÄS***0 £ was er - Jährlichen Rhythmus bis in ^1^"^^^ ertlich auch ergänzt durch Veranstaltungen gSS grasen (1851 - um 1918), der d,e „GnecHsie ÄStSE^ hinzufügte. Vom Sommer 882 an ging Breßlau dann zu den erwahmen „Elementen der mittelalterlichen Chronolog.e usw." über, vom Somm« 1890 an „Grundzuge genannt. Im Sommer 1883 und 1885 las Breßla.. schließlich selbst „Romische und mittelalterliche Chronologie" Daneben scheint sich vom Winter 1885/86 an zugleich der Privatdozent Paul Ewald (1851-1887) mit einer „Allgemeinen Chronologie" eingeführt zu haben auch Karl Spannagel (1862-1937) las zweimal die „Chronologie des MittelaT ters und der Neuzeit« (1893/94 und 1895/96), ehe er nach Münster ging und brachte damit thematische Neuerungen. Als Tangl schließlich den Berliner Lehrstuhl für die Hilfswissenschaften übernahm, bezog er auch die „Zeitrechnung des Mittelalters und der Neuzeit" in sein Vorlesungsprogramm mit ein (erstmals im Winter 1898/99). Bis in den Winter 1910/11 wiederholte er diese Vorlesung insgesamt sechsmal, nahm sie vom Sommer 1912 an zunächst als „Chronologie (Mittelalter und Neuzeit)" wieder auf, um sie unter ihrer früheren Bezeichnung bis ins Wintersemester 1918/19 noch viermal fortzuführen. Ergänzend las Hermann Dessau vom Winter 1897/98 bis Winter 1918/19 mindestens achtmal eine „Chronologie der Völker des Altertums", gelegentlich eingeschränkt auf die „Zeitrechnung der Griechen und Römer". Nach Tangls Tod gab der aus Marburg nach Berlin berufene spätere Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, Albert Brackmann, zum ersten Male im Winter 1923/24 einen Überblick über „Geschichte der Zeitrechnung vom Altertum bis zur Neuzeit", doch weitergeführt hat er diese Vorlesung nicht, die nach ihm Ernst Pereis als „Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit" anbot (vom Sommer 1925 an bis Sommer 1934). Auf einem Nebengebiet führte Walter Lehmann den Chronologie-Unterricht weiter, in dem er über die „Zeitrechnung der Maya-Völker" (Sommer- und Wintersemester 1938 und 1938/39) vortrug. Ein weniger exotisches Kolleg über die „Zeitrechnung des Mittelalters und der Neuzeit" hielt Eugen Meyer erst 1940, desgleichen zum letzten Male im SS 1944 in Berlin. An der Humboldt-Universität hielt erst wieder im SS 1951 Helmut Plechl ein Kolleg über „Zeitrechnung im Mittelalter" ab, dann Willy Flach („Chronologie", Herbst 1956/57) und schließlich Berent Schwineköper 1958/59 in Verbindung mit der Siegel- und Wappenkunde. Wenn Johannes Schultze sich an der Freien Universität Berlin nicht gerade palaographisch-diplomatischen oder aktenkundlichen Fragen widmete, lehrte er (vom Sommersemester 1951 an) auch „Chronologie", später „Zeitrechnung 1 1 muuaiucu muswissenschaften in Berl' und Kilend« genannt, wobe! er bis in sein letztes Winterse_ hinein wie Meyer das Mittelalter und die Neuzeit gemeinsam behS Mterwm berücksichtigte Ruth Stiehl (angekundtgt für das WS \%^Jelte- \ Schlußbemerkungen o — Di« Historischen Hilfswissenschaften würden aud, • » hebtheit gewinnen, wenn die Quellenfern,. A.Tv Berli" Wied» schuft» den Universitäten und Hoc^ hü en b "T" G«* h I * •±L^j^^ ForschunVen: 7^' * 0— ^«cnichtswU^ Lx.ciMieiien una Hochschulen ab- und nicht nur der l redete Mut zu interdisziplinären Forschungen, sondern auch die^d nötigen hilfswissenschaftlichen Kenntnisse zunähmen. Völlig „rein" betri bene Forschungen wird es zwar immer geben müssen, sie sind notwend* um die Grundlagen der einzelnen hilfswissenschaftlichen Disziplinen zu verbessern, doch sollten intensiv betriebene Spezialarbeiten auf diesem Gebiet eher die Ausnahme und angewandte, vergleichende Untersuchungen künftig die Regel bilden, zumal der Austausch mit den Nachbardisziplinen höchst ertragreich sein kann. Wissenschaftliche Arbeit in „klösterlicher" Abgeschiedenheit ist den „kommunikativen" Hilfswissenschaften trotz des Antiquarischen, das ihnen oft anhaftet (oder eben deshalb?), ganz wesensfremd. Die Hilfswissenschaften gehören insgesamt nicht allein den Geisteswissenschaften an, sondern sind auch den Naturwissenschaften zuzurechnen, denkt man an biologische Fragestellungen in der Genealogie oder an astronomische Methoden in der Chronologie, so daß ihnen eine Mittlerfunk-üon zukommt. Hilfswissenschafthche Arbeitsmethoden sind empirisch, ihre Ergebnisse kontrollierbar und die hier gewonnenen Erfahrungen sollten, wie im Handwerk, übend und nicht allein in Lehrbüchern weitergegeben werden. So wirken sie auf die Methodologie der Geschichtswissenschaft „positiv", das heifit stabilisierend ein und helfen ihr zugleich, sich neue Gebiete grenzüberschreitend zu erobern."' ^^^^^ - per Herold und seine Bücher* u.ctandseeschichte einer hilfswissenschaftlichen Zur Bestan |pe^bibUotliek m Berlin An» Hubertustag des Jahres 1869 als der Verein in Berlin gegründet wurde waren die Umstände dafür offenbar wenig verheißungsvoll, denn leider war Jas Lokal unglücklich gewählt und das Wetter so schlecht, daß von den Eingeladenen nur der Hauptmann a. D. v. Linstow, Geheimer Registrator Dr Brecht, Premier-Lieutenant a. D. Max Gritzner und Hofgraveur C. Voigt gekommen waren1. So berichtete Friedrich Warnecke als Einladender am 12.UAS69 dem Numismatiker Dr. Grote in Hannover über die Gründungssitzung des Vereins für Wappen-, Siegel- und Familienkunde in Berlin am 3. November 1869 im Cafe Jacobi, unweit der Potsdamer Brücke. Vom 1. Januar 1870 erst führte der Verein den Namen Herold' und entwickelte sich bald weit günstiger, als es selbst seine beherzten Gründungsmitglieder ahnen konnten - die Zahl seiner Mitglieder überstieg bereits 1882 fünfhundert, 1907 waren es über tausend. Damals war Berlin zum Sammelpunkt deutschen kulturellen Lebens geworden. Nicht so sehr der preußische als der weltbürgerliche Geist des Ortes hat dann auch bis heute in der Gemeinschaft gewirkt, die hier entstand und die sich vom ersten Tage an dem ganzen Deutschland, ja der gesamten fachwissenschaftlichen Welt verbunden und verpflichtet fühlte1. Die Geschichte der Vereinsgründung ist hinreichend bekannt, auch der weitere Verlauf ist anläßlich von Herold-Jubiläen mehr oder Erstmals erschienen in: Bibliographie und Berichte, Festschrift für Werner Scho-chow, hrsg. von Hartmut Walravens, München 1990, S. 34-122, hier allerdings um den III. Teil von Gabriele Jochums verkürzt. Er enthält auf den Seiten 60-122 eine annähernd vollständige Titelliste der ältesten Bücher der Herold-Bibliothek vom 15.-18. Jahrhundert, zumeist Rara, aber nachgewiesenermaßen auch einige Unica, die dem Kenner einen besseren Eindruck in den außergewöhnlichen Reichtum dieser Spezialbibliothek gewähren, als es die Darstellung vermag, deren Aufzählung hier aber zu weit führen würde. Gustav A. Seylen Bericht über die Tätigkeit des Vereins Herold in den ersten 25 Jahren seines Bestehens (1869-1894). Berlin 1894, S. 5; vgl. auch von dems.: Chronik des Vereins Herold 1869-1909. Berlin 1909, S. 3. Seyler Bericht, S. 9. Heinz Hugo: Der Herold in Berlin. Hundert Jahre deutschen Vereinslebens für Heraldik und Genealogie in: Archiv für Sippenforschung. 35.1969, S. 197-2C2, hierS. 197.