M.ii Iii l.'.l .ml in (le\ VV.iill- Werl Neue I (I hin aul dii Verdol .-i einr ei f1111.1 i uthi i abi i i' brei hi si hüt«i Mi Lni. muii i i. ui. Ii .IUI i Mil I h I i ...... '"I i' und di »Bleibst du beim Wort, bleib ich beim Schinden«, sage ich, »ich bleib beim gemeinen Lauf Es gibt Richtung der Fürst, dem ich dien.« Der Mönchpfaff kann nur Wort und Schrift. Taugt er zum Leben? Kann nicht flicken noch schmieden. Kann nicht Steine klopfen noch melken. Kann nicht pflügen noch pflücken. Nicht stechen, nur Theologie spucken. Der Fürst hat mich gedungen und in dies fremde Nest gesetzt. Was ich dem Mönch nicht verrat: Einen der vier Feindsinnigen schabt ich übel, weil er sprach: Hinter der Bestie Martin steckt der Sachsenfürst, man müsst beiden den Hals brechen. Das Pfaffenzupfen ist ihm schlecht bekommen. Ich bleib standhaft, ich widersteh. 22 An Melanchthon, Bruder im Bunde, Evangelist der ersten Stunde, Theologe zu Wittenberg. Heiland hilft. Gott ist mit Braus in meine Welt eingebrochen, ich hör heftige Schläge und grässlichen Schall, es fließt mir aller Glaube und der Saft der Milz und der Lungen in die Erde, alles im Leib bricht und knickt und fährt ab, es frisst sich ein Loch in die Brust des Mönchleins, das zum Menschlein schrumpft. Zerfahren ist mein Werk, Gottes Gutheit siegt, kraft des Wortes, das nie verwelkt, bin ich nicht totgeschunden, nur ich steh schief und krumm in der Einsiedelei, man hat nach teutschem Brauch einen Grund von guten Steinen angelegt, und ich deck den Himmel darüber. Ich ward vor viele Herren gerufen, jetzt bin ich gescholten und versteckt, bin ins Rattennest gestoßen, ich wollt meine ganze Fertigkeit anwenden, dass ich bleib, was ich bin: Luther, Gottes Amtsmann, meines Herrgotts Mistvieh, sollen sie auf mich schlagen. Der böse Geist möcht, dass ich Gott hinausschleuder wie den schweren Stein, tat ich's, würd ich zermalmt und zu Stücken zerhackt unterm Stein, es lägen Teufel und all seine verruchten Kinder darunter, ^3 IM' ei [du iii die i I.I..I ■ eine Inn,, ."1.111, u | Hill I und der Stein war geschieden von dem Gott meiner Anbetung. Mir gefällt nicht, dass du zagst. Kein Künder ist angenehm im Vaterland, kein Ruhm, kein Glimpf, hast du gedacht, du bleibst ungerauft? Wir wollen nicht Ehre gewinnen auf beiden Seiten, denn bei Johannes 7,38 steht: »Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme des lebendigen Wassers fließen.« Könnt ich doch den bösen Geist herausgraben aus der Haut! Sollt ich mich in den Mondschein stellen, dass die würgende Schlinge am Hals zerreiße? Sollen wir den Schweinen gleichtun und Eicheln im Walde fressen? Der Fürst zu Rom wurd geboren von einer Hur an der Wegscheide neben dem Baum, an dem sich Judas erhängte. Wir wenden uns ab. Mit altem Wasser taufen - niemals! Deine Zagheit ist zu scheiden von der Verzagtheit, zu der du neigst, weil die Zweifler Zweifel säen. Neuer Bund im Blut Jesu, das ist eine Lehr, die nimmermehr vergeht. Wir stecken zwischen den Kiefern eines wilden Tiers, Herr über die Gestirne, bewahre uns. Wir haben die Schlacht bestellt, der Heiland geb uns Sieg. Wir sind nach Jesaja das Schlachtopfer, das man mästet. Mir zu Schutz und Trutz beigestellt ist ein harter Knecht, ich plauder vor ihm aus, was mir inwendig ist, ich lob mein Tintenhorn, ich lob meine Feder, er lobt Schwert und Axt, und er lobt den falschen Römerfürst. In Strumpf geschissen und Wurst gemacht! Glaubt doch jeder Knecht, dass er Sitz und Stimme besitzt bei Gott, man muss sie recken und strecken, die Säue, die Rottengeister, die auf dem Evangelio springen wie Ratten auf glühenden Kohlen. Wir tun Licht und Luft in den Glauben. Mein Zorn ist groß, Melanchthon, auf den Kriegsknecht mir zur Rechten, auf Rom und die Römlinge, sie mahnen mich, wer Vögel fangen will, muss süß pfeifen und nicht mit Knütteln dreinschlagen, ich will's unterdessen verkühlen lassen, ich neig nicht zum wenigsten, aber zum meisten, ich gelob Besserung. Christus sei unsre Munition, wir sind für Gott versiegelt, wir sind die wahre Gemeinde. Sie haben sich zerstreut, die alten Sünder, der Herr hat sie gestreut wie Samen in die Furchen Seiner Welt, und siehe, sie sind als Kotkörner aufgegangen. Ich lehr die Grammatik der Sitten, dass diese Welt der Schlechtigkeiten erlösche. Wann ist Erlösung? Dass ich mich der Zusagung des Herrn versicher, ist nicht List, noch ist's mein tüftelnder Geist, der mir einen Klippdachsbau höhlt, ich will nicht reißen die Sünder hinab, ich will nicht baden die Christenmenschen rein. Alles in Gott beschlossen, das sing ich, ER begnadet, ER straft, und ich lobe Seine Gnade. Bald kommt Heiland mit seiner Königsmacht! Wort ist Fleisch worden, doch dies Fleisch ist verborgen. Bekenne darum, Bruder, und sag's laut in den Gassen: Ich komme nicht mit Fingerzimbeln, nicht mit Rassel und Klapper, aber mit dem Schall der dröhnenden Trommel! Bekenne, Melanchthon, und schrei's aus in Wittenberg: 24 25 Mir geht der Mund über vor Zorn. Ick beschmier mich nur dann mit Honig, wenn ich Bären fangen will! Paulus in Ephesus: Viele treten über und verbrennen ihre Bücher. So wuchs das Wort des Herrn. Amen. Werden die Mauern halten, gibt's einen Ansturm, rückt ein wildes Heer an, das frag ich mich bei Nacht und bei Tage, und der harte Knecht schaut mich still und denkt: Trägt Luther den Teufel auf der Achsel? Mir kräht der Arsch von den Zwiebeln munter, er hütet sich, mir zur Seite Tischgenoss zu sein. Für ihn ist Glaubenserneuerung Verrat an Vater und Vaters Vater, die alte Kirche ist die ewige Kirche. Die alte Manier bindet die Volksleut, sehr zu meinem Kummer, der Kriegsknecht sieht nicht meine Nützlichkeit, wenn ich das Grauen minder, dass das Seelenlicht heller brenne, wird's mir nicht gelohnt werden, ich leb hier im dunkelnden Land, lernten wir doch wieder das Erschauern, wie wir doch den strengen Schmerz missen, ohne zu wissen, dass er böses Verderben zeugt, lernten wir doch lieben eine neue Helligkeit, ein bisschen Licht von dem ersten Licht Christi. Die Kraft des Gottesgeistes sei bei dir und bei mir. Es kam ein Jud namens Neham, er wollt mir das Gebrest wegtun durch Beschwörung und Zauberei, mich kam ein Schrecken an, dem Ketzer rinnt Schweiß und Schaum ab, mir war nur unwohl in seiner Nähe, schreibt nicht Augustinus: der grausame Eifer der Ärzte, die im Fleische nach grausamen Geheimnissen wühlen. Der Sohn des 2.6 Neham heißt Mosse, was nimmt der Jud doch für Namen an. Ich weiß wohl, die schlechte Luft überträgt Seuchen, Gott hat uns in Wittenberg mit der Strafe der Pestilenz angegriffen, an den Enden der Gassen brannten große Feuer, das hab ich Mosses Vater Neham gesagt, er aber wollt mich dehnen und drücken, ich hab ihn vertrieben. Soli er Hobelspäne als Kopfputz tragen. Der Herr will die Namen der Götzen, die sie anrufen, von ihrem Munde wegtun. Bin ich dem Jud fein oder feind? Der beschnittene Jud höhnt, und es gellt mir unerträglich in den Ohren. Die Judenheit, das sind tausendjährige Schläfer, haben sie doch den Gesalbten übersehen, weil sie träumten, und ihr Traum war vom verstockten Teufel gespendet. Aufgehoben sei die Heiligkeit des gottverlassenen Volkes. Unter meine Füße ihr Groll. Geheiligt sei unser Volk. Melanchthon, streb in unsrem Geiste, ohne grobe Hader stürzt nicht das Sündenhaus. Mit Donnerwort wider die Kutte, Kapuze und Königskrone. In Rom schaut der Christ tief in die Hölle, an dem Papst sind Rüben und Sack verloren. Ich stritte nicht, wenn ich nicht wüsste um meine guten Teutschen, die seiner versprochenen Seligkeit anhängen. Er rühmt sich großer Streiche, Segen und Seligmachen werd ich ihm verderben. Er hat mich für einen Ketzer ausgeschrien. Was aber geschieht mir, da ich den Heiligen ins Herz schau? Die alte Gesetzlichkeit wird spröd und fad, denn Gottes Gewalt hat sich entzündet in der Welt. Die Quellen sind kenntlich. Blut und Schaden 27 wird kommen durch Seine Hand, und die heillosen Namen werden gelöscht durch Seine Hand. Das, was sie deine Zimperlichkeit schimpfen, ist dein Herz in Jesus. Schimpflich an uns sei unser Zutrauen auf den Tag der Tage, da uns erlösend der Retter naht. Was steht denn obenan, wenn nicht der Herr? Eine böse Feuchtigkeit ist im Mutterschoß. Mist und Rotz ist auch deshalb in jedem Manne. Das versteh ich, dies versteh ich, ich bekomm Ohrsausen vom vielen Kopfzermartern. Ich füll mir nicht mehr den Darm, das Fasten kommt mich nicht hart an. In Haderlumpen des Ritters gesteckt bin ich und bleib doch ein harter Sachse, der auf alle Tüftelei speit. Meine Waffe sei der Schweinsspieß. Am Vorabend von Peter und Paul, aus der elenden Haft. Martin Luther n 11 as Tollhäuschen steht an der Mauer in der Nähe des U Predigertors. Der Affensinnige schlottert in der Kiste, drückt das Gesicht gegen die Fensterstäbe. Es droht keine Fährlichkeit, er ist ein scharrender Vogel, er ist ein gefallener Geist, er führt Luftstreiche aus. Man hat ihn mit Leichenbinden umwickelt. Die Bürger wollen Schaden und Schändlichkeit abwenden. Der Mönch lehrt: Die Scham ist der Wille des Fleisches zum Gesetz. In Eisenach lieben die Leute das Mirakelspiel, die Mummerei, in Maßen. Sie streiten wider die Gespinste. Haupt und Glieder sind dem Jungen in der Torenkiste zerschrammt. Jäh wirft er sich mit einem Ruck nieder, stellt sich wieder ans Fenster, schreit besessen, unnützes Gespei. Die Weiber schlagen das Kreuz, was der Irre brüllt, ist für ihre frommen Ohren anstößig, er spuckt Flüche wie ein schlimmer Hurer. Kommt sein Ungestüm vom Teufel? Der Friede ist zerbrochen, es hebt an ein Schnauben und Raunzen. Die einen predigen: Wir werden im Himmel ernten. Die anderen wollen Teufels Beutestücke mit Eisen und Lanze niederringen. Den 29 484348 Weibern und den Kerlen ist das Herz ein Mühlstein in der Brust. Die Sünder sind in sich hinein verdreht. Vielleicht zahlt der Tobsüchtige das Angeld auf die Seligkeit. Die feinen Herren tragen hölzerne Überschuhe, auf dass sie nicht einsinken in Schlamm und Schmutz. Trotz der Trippen spritzt Dreck auf ihre Waden. Das Beschütten der Gassen mit Unflat ward verboten. Dass die Leut ihre Unsauberkeit auf die Gasse leeren, macht sie zu Säuen. Der Rat hat's verordnet, Aas vor der Tür auszuschaffen. Schweine suhlen sich in den Schmutzhaufen und Mistpfützen. Ich folg den tiefen Radfurchen, ich acht darauf, dass ich nicht stolper und in die Kanalrinne tret. Ich acht darauf, nicht unter den Abtrittserkern zu laufen, es scheißen die Menschen zu jeder Zeit, ich seh blanke Ärsche zwischen Himmel und Erde. Es wird im Glockenturm geläutet, ich Sprech das Vaterunser, das muss reichen. Ich seh Frauen mit Witwenbuckel hasten, ich seh Pfaffen hetzen, als wären sie Beute der Verdammnis. Die Kerle haben den Wolfshunger, sie staunen mich an, ich würd gern die kranke sengende Glut in ihren Augen löschen. Gott ist außerhalb, darin ist seine Majestät. Der Teufel ist verstrickt, darin ist seine Kleinheit. Jeder Stümper, Wurzelgräber und Spielmann gibt sich als Weisen von Sachsen aus. Bescheißer in allen Winkeln. Wer ist ein Feind, wer will Luther brechen? Weil ich überall Heimtücke vermut, fall ich fast über spielende Kinder. Sie werfen Murmeln aus Ton nach dem Messer, das in der Erde steckt, je näher, je besser, ich hab ihr Spiel zertreten. Ich weich in die Hengersgasse, die Frauen zupfen von den Leinen die Tücher, die sie zum Trocknen aufgehängt hatten, ich schleich Richtung Nadeltor und steh bald vor dem Haus des Blutvogts, hier ist's still, hier hallen wenige Laute. Nach dem zweiten Klopfen geht die Tür auf Ein gestraffter und gestreckter Kerl ist der Henker. Nach Heidenart hat er das Haar gefettet, den Hirschfänger hält er in der Hand, als würd's ihn zwicken, fleißig zu werden in seinem Handwerk. Ein übler Knecht mit kalter Natur. Helles Wasser, trübes Wasser, mir ist beides recht. Ich bin nicht hergelaufen, dass er mir eine Ergötzlichkeit gebe. Ich folg ihm in die nächste Stube, Rauch hängt an der Decke, Rauch von der abwärtigen Küche, wir setzen uns an den Tisch. Mich sieht er das erste Mal in seinem Haus. Bring ich Unwill und Greuel, streich ich der Lüge eine weitere Farbe an, er will's erfahren. Ich leg ihm Münzen auf den Tisch, er schiebt sie auf die Mitte, er fragt, was mein Auftrag sei. »Menschenschmalz«, sage ich, »ein Töpfchen Armesünderfett.« »Für dich?«, sagt er. »Ich knirsch nicht und bin nicht lose.« »Für wen?« »Für einen, der gesunden soll.« »Woran leidet er?« »An der Hurtigkeit des Gemüts«, sage ich, »früher fraß . i ein . Inn i uthi Mm, Hilf, . er Mus und Grütz. Heut zerreißt ihm die Kost den Leib.« »Was frisst er?« »Kleine und große Keulen aus der Bratenpfanne. Gehöhlter Weißkrautkopf, darin Kalbfleisch und gebrühte kleine Vögel.« »Ein Ritter ist bei euch in Haft gesetzt«, sagt er. »Wer hat's vermeldet?«, sage ich und spann mich an. »Tut er schwere Buße?« »Er tut's.« »Fütter einen Ziegenbock mit Salbei, schlacht ihn in der fünften Woche, seih das Blut, trockne den Blutkuchen. Das muss er fressen vorm ersten und dem letzten Mahl. Ist die rechte Arznei gegen Traurigkeit.« »Nein«, sage ich, »man hat ihm Zwiebeln in die Tasche eingenäht, hat ihn nicht von Taumelsucht befreit. Er wird den Blutkuchen nicht anrühren.« Ich sitz mit einem Blutmann am Tisch, er gehört zu den Unehrlichen. Ich darf in seinem Haus keine Gemeinschaft halten. Er hat manch einen Frevler auf Wahrhaftigkeit geprüft, hat ihm Weihwasser eingeflößt, bis er platzte. Hat Augen ausgeglüht. Hat die Zunge hinten durch den Nacken gerissen. Der Frevler ist Vogelfraß, der Henker Bürgers Arm. Übel riecht's, die Leut schütten ihr Leibwasser auf die Gassen, sie rümpfen die Nas nicht so heftig wie beim Schinder der Räuber und Ketzer. Er sagt: »Ein Landsknecht und ein Bäckerschwein wollen allzeit gemästet sein.« Ist er zum friedlichen Geschäft nicht geneigt? Soll ich zum Vergeltungsschlag ausholen? Dann spricht er, dass er schlimmer sei als der Abdecker, der Gruben räumt, Ratten fängt, Kot und Mist ausfährt. Höllenfürst, der die Schädel türmt, dafür halten ihn die Ehrbaren. Er sagt: »Ich hab jeden gebeten, dass er mir verzeiht, bevor ich ihn köpfte.« Der Henker lässt die Faust aufs Tischholz krachen, er starrt mich an, er zeigt auf eine trockne Schlange neben den Münzen. »Was ist das?« »Hautriemen eines Gehenkten«, sagt er, »der Ritter soll sich damit gürten.« »Gegens böse Aug hilft kein geräuchertes Kraut und keine Maulwurfspfoten«, sage ich. »Das hilft«, ruft der Henker, »ich kannte eine mächtige Hexe, die hat den Wein des Abendmahls verwandelt in Teufelsbalg. Und die Hostie verkehrt zum Blutsud ihrer Öffnung.« »Ich will das Fett, Blutmann. Gib mir den Tiegel.« »Hast du Angst, dass ich dich verspuk?« »Bist ein Ketzerrichter. Kannst martern und zerteilen. Kannst in die Seele dringen.« Da ich ihm die Ehre nicht angefochten hab, lässt er mir meinen Willen, er steckt Fett und Haut in den Sack, den ich ihm vorhält. Der Henker ist ein Hurenwirt, er versperrt Weibsbilder in Hütten, dass ihnen Christenmenschen zugehen. Dem Jud droht Entmannung, wenn er Dirnen beischläft. Der Henker verpfändet Mädchen, und wenn s aber der Rat will, straft er eine Metze durch Haarabsengen. 32 33 brach ■.. hüi Ii Im nun I, Hl, Mir ist die Sünde spannenlang gewachsen, ich dämpf nicht die Brunst, ich mach davon nicht viel Prahlens. Ich handel um eine Magd, die eine verdunkelte Tugend hat. Der Hurentreiber lacht und sagt: »Das Mägdlein hat sein Magdtum verloren. Der Riemen hilft vor feindlichem Geschoss, wirst ihn brauchen.« Ich stehl mich weg von ihm, sein Geheimnis duldet keinen Genossen. Ich werd nicht warten weich und gütig. Ich werd nicht sein ein rechter Zapf für die Flaschen. Der Schlamm spritzt mir hoch im Dirnengässlein, Regen fällt ohn Unterlass, nässt mir Kappe und Schädel. Bei jedem Laut dreh ich mich um, blick fest auf Winkel und Wege. Was macht der Mönch in dieser Stunde? Es wachen über ihn zwei Wärter, die ein Krieger leicht übermannen kann. Würgt der Meister am üblen Brocken? Will er im Dunkeln Flöhe fangen? Dies Lamm, das ich schütz, bleibe unter Wölfen unversehrt, Herr. Soll die lose Rotte nicht in seine Einöde einfallen. Ich leg dem Mädchen die Schmalzkrapfen im Sack vor die Füße. Es hat ein geschnäbeltes Gesicht, wenn es sich freut, wird's zum gaggenden Vogel. Die kleine Kammer ist ein Verschlag im Stall, es riecht nach Rossdreck. Ich kenn sie unter dem Namen Else. Morsche Schwester, Hürlein ohne Arg. Sie zeigt mir eine wasservolle Schüssel. »Wir Mädchen haben jedes ein Haar ausgerissen und ins Wasser gelegt«, sagt sie, »wes Haar als erstes kringelt, wird vor den anderen eine Braut. Bald werd ich gefreit.« »Ja«, sage ich, »es soll dich ein Graf heimführen.« »Das war schön.« 34 »Kannst ihm zehn Buben schenken. Jedes Jahr gebären, bis du entzweireißt.« »Häng mir nicht Unglück an«, ruft sie und bekreuzigt sich, »beschwör nicht den Geist, der mit Ruten in den Tümpel peitscht, bis dunkler Nebel steigt.« »Hast du ihn je gesehen?« »Ich leg mir drei Apfelkerne unters Kissen, ich bin geschützt.« »Wovor?« »Vorm Behextsein.« »Bist schon behext«, sage ich. »Bin ich nicht«, sagt sie, »hab einen Sud gekocht, aus vier Kräutern, und getrunken.« »Was ist das für ein Gebräu?« »Schwarzwurzel. Hirtentäschchen, Brennnessel und Prophezeikraut. Musst beim Trinken beten. Wer betet, ist vor Hex und Seuchen bewahrt.« »Hilft's gegen Schwindel?« »Da braucht's des gesungenen Gebets«, sagt sie. »Da muss man sprechen: Das Fleisch soll nicht schwellen noch schwären, das wünsch ich.« »Gut. Hat jemand nach mir gefragt, oder nach einem Ritter auf der Warte?« »Ich weiß von nix um mich rum«, sagt Else, »wenn ich den Rock schütte!, fällt's ab, was am Vortag war, und allen gefällt's. Sucht dich die Hex?« Ich verbiet ihr das Maul, sie zwickt sich heimlich ins Fleisch, dass sie übern Schmerz Tränen vergießt. Die Magd schürzt den Rock hoch, nestelt die Schambinde lose, auf der Bettstatt dreh ich sie auf den Bauch, 35 3 wühl mich hinein, drück die Hand auf ihre Lippen nach dem ersten Aufschrei. Heimlich hastig. Ich fühl ihr hämmerndes Herz bei jedem Stoß. Ich will nicht in ihr quellen. Dann gürt ich mich, greif eine Münze aus dem Beutel. Sie wäscht sich die Scham. Stellt mir einen Teller gebratene Apfelringe und zwei Stücke gerupftes Brot hin. Vor dem behosten Weib hüt ich mich. Ich will meinen Samen nicht unnütz vergießen. Ein wenig Schande wärmt und macht gesunde Farbe. Man muss danach die große Anhänglichkeit des Weibes abwehren. Ich sah: Mönch Martin peitschte sich mit einem Büschel Brennnesseln auf seinen Mannsstab, um zu erlöschen. Es folgte winselnde Reue über seine Schwachheit. Es fließt Blut durch seine Lenden, ich bin bar der Zweifel. Er wird nicht überbrodeln, auch wenn ihm das Weib nicht ohne Kitzel ist. Brunst und Drang verlegt er aufs Sprechen. Es tut ihm nicht übel, wenn er schweigt und brütet überm Papier, und was er an heiliger Tollheit vollbringt, lässt sich lesen am Tintenschmier an seinen Fingern. Ist dies eine schändliche Liebhaberei? Sie sagten mir über ihn: Auf der Kanzel ist der Doktor keusch. Seine Kutte bestand aus vielen geflickten Lappen. Weiß ich, was er tut, wenn er das Gebetstuch weglegt? Jetzt, da ihn nichts bindet, hat er freien Lauf. Vor der Weiber Macht warnt auch er. Hürlein Else legt den Hautriemen um den Hals, ich erklär die Zauberei, sie möcht ihn behalten. Die Kraft kehrt zurück, die zweite Münze bekommt sie nicht, ich schwäch mich auf andren Plätzen. Sie kämmt ihr Haar, ein loses Haar lässt sie in die Schüssel fallen und lacht, als es sich flugs kringelt. »Ich werd mit einem Schlag glücklich«, sagt sie. »Das werden viele nach dem Backenstreich«, sage ich, »sie fallen um und schlafen.« »Bin ich eine verlebte Bübin?« »Bald hast du Schrunden und Makel allüberall.« »Der Hurentreiber hält mich für hübsch.« »Das ist ein tückischer Kolkrabe«, sage ich. »Lügt er?« »Die Pfaffen verheißen, dass uns vergeben wird, und halten hin die Schatulle. Der Blutvogt schmeichelt dir und greift ab dein Pfand der Hurerei.« »Der neue Ritter in der Feste«, sagt sie, »wer ist das?« »Was geht's dich an?« »Die Leute erzählen Geschichten. Die wollen wissen, dass er ein Sauleben geführt hat. Dass er s weit gebracht hat in der bösen Wissenschaft. Dass er sich jede Nacht in den Bußsack hüllt und in der Asche wälzt. Weil ihm der Blitz ins Herz schlug...« »Geschwätz«, sage ich, »Gerede.« »Dass er blind und rückwärtsgeht, weil er möcht sich strafen.« »Wenn s so weitergeht«, sage ich, »wird der Henker mit Garnwickeln die Zeit vertreiben... Es sind nicht die Leut, es ist dein Herr und Meister, der redet. Er braucht nicht zu fürchten, dass er den eignen ehrlichen Namen veraast. Deshalb schwätzt er.« 36 37 »Verrat mir, wer der Junker ist«, sagt sie. Ich greif ihr jäh an den Hals, drück zu, bis sie rot anläuft, lass los. »Frag ich dich, wann der Hauptmann dich stößt, Metze?«, ruf ich und lauf raus aus dem Haus. Ich werd der Hur noch oft das Wieslein wässern. Sonst hätt ich ihr den Vogelhals umgedreht. Welchen Tuches ist der Blutvogt? Es ist mit seinem guten Willen ein Dreck. Ein glühender Stein ist mir in der Brust gespalten, und die Stücke brennen mich. Die Magd gebärdet sich affensinnig, bald ist sie verblättert. Hat der Hauptmann in ihrer Schenkelmulde gelegen und den verbotenen Namen des Mönchs ausgeschwätzt, weil er Luther strafen will für die Bußpsalter von Brunst und Befleckung? Ich weich den Geistern der Nacht, find das Wirtshaus an der gefällten Linde. Gesindel, Gelichter, vom Sturm losgerissene Spitzbuben mit tropfendem Schoß, Harnischpolierer, Pfannenflicker, die Beschwörungswesen treiben. Unter den Kappen und Mützen harte hohle Knochen. Ein Kerl hat Knötchen wie Hirsesamen am Gesicht, ein anderer ist vom Lampenrauch geschwärzt. An einem Tisch sitzen die Unehrlichen: Schindergehilfen, die den Totenkarren beladen mit dem Treibgut der Hölle. Saueintuer, die den geräucherten Kern vom Aas fressen. Sie tragen Stiefel aus Hundeleder, es ist ihres niederen Stands würdig. Die Schinderknechte schlagen herrenlose Hunde, ziehen das räudig zerkratzte Fell ab. Ich seh mich vor, dass sie mir die Haut nicht gerben. Der Mundschenk füllt den Becher, kaum dass ich sitz. Saufen ist eine Ehr. Trunken gesündigt, nüchtern gebüßt, das ist hier die rechte Weise, es will ein jeder auch den letzten Tropfen schnappen. Den sauren Wein hat der Wirt mit Pfeffer gewürzt, dass man durstig werde. Seine Knochen sind wie gespalten und falsch zusammengenagelt. Wer ihm Unehre andichtet, bricht nach einem letzten Herzschlag. Die üble Beißerei der Schinder endet, weil er sie mit Tritt und Schlag in die Nacht rausjagt. Das schwatzhafte Irrereden der Schandbuben schürt seine Mordlust. Es muss eine kleine Zeit geschwiegen sein, also trink ich und blick auf meine Hände. Ein grober Kegel spricht von dem Halbtier in der Tollkiste, ich werd wieder wach. »Wer ist er?«, sage ich. »Mein Bruder«, sagt er, »wer will es wissen!« »Ich heiß Burkhard.« »Nicht von hier.« »Werd mich bald heimisch fühlen.« »Wenn wir dich lassen«, sagt er. »Ich greif zu, eh mir die Hände gebunden werden«, sage ich, »da zog ich her. Und hör dich von dem Jungen reden. Der ist nicht bös.« »Auf abgeschnittene Nägel hat er gebrunzt und ist unsinnig geworden. War nie ein Nützling. Wurd zum Schädling verwandelt. Durch des Dämons Eingebung beging er die böse Tat...« »Ich sah ihn in der Kiste flehen und schreien.« »Der Pisswart fand ihn in der Dunggrube, im verkehrten Spiel. An seinen Fingern klebten Kadaverteile. Er 38 35» I INI Main i , M.l, (tili lll tini i zog ihn raus. Die Wächter haben ihn eingeschlossen. Zahl mir eine Trinkkanne. Hab alles Geld verzecht und verschlemmt.« Ich kenn den Kerl: Er wurd wegen freventlichen Schwörens gestäupt. Das Brandmal auf seiner Wange zeigt an, dass der Zinker falschspielt. Ich schenk ihm eine halbe Kanne. Er soll nicht glauben, dass er meinen Willen bricht. Dass ich aus Weichlichkeit ihm allerhinterst ins Arschloch blas. Er grunzt beim Saufen, ich seh die bösen Male und Schnitte auf der Haut. »Mein Bruder wurd von der falschen Amme gesäugt«, sagt er, »deshalb ist er weibisch geworden. Mit viel Wunders Geschrei lebt er in den Tag hinein. Kann ihn nicht immer weisen und geleiten. Vatter hat's früh verkündet: Es wird Übles daraus erwachsen. Nun ist der Bub der Obrigkeit Buße schuldig. Gebot und Gelüst sind ihm zuwider, das kann man nicht gesundbeten.« »Mancher ist im Vorderzug«, sage ich, »und mancher zieht im Tross nach.« »Was?... Verschimpfst du mich?« »Nein. Die einen trifft's, die andren kommen davon, das mein ich.« »Greif die wilde Sau nicht am Ohr«, sagt er kalt, »ich stampf dich nieder.« »Hab nicht Unglück als Ziel gesteckt«, sage ich, »will nur trinken und lauschen.« »So ist's recht«, ruft er, »sonst spann ich dich vor den Ackerpflug und peinige dich mit der Rute.« Er spricht wieder vom ungeratenen Bruder. Wie lang werd ich meine Gebärde verstellen? Ich reg die Faust zum Streich, will ihm die Büberei ahnden. Es war Torheit, die ich reute, ich lass ab. Der Kerl treibt Scherzreden. Von ihm hängt's nicht ab, ob ich bei Ehren bleib. Er ist von eingeschüttetem Wein geschwollen. Die Trägen blöken Lieder mit Zung und Zähnen, nicht mit der Seel. »Mutter hätt dem Bruder kleine Kugeln aus Wachs kneten sollen«, sagt er, »sie hätt die Kugeln in die Wiege legen sollen zum Schutz gegen Schadenweiber.« »Vielleicht hätt's geholfen«, sage ich. »Bist du wüstgläubig?« »Ich weich vom Vorfahr nicht ab.« »Ins Feuer mit den Martinern«, schreit er, »der entlaufene Mönch braut im Kessel sein Höllensud. Der Ketzer ist ein geblähter Sack voller Rattenzähne. Was lehrt der? Gott biegt den, den er gebogen wissen will... Soll er kommen, ich brech ihn in Klumpen. Ich hab dich im Verdacht, du bist abgefallen.« »Der Heilige Vater ist mir Hirte«, sage ich. Er zwingt mich zum Spiel, ich schüttel die Würfel, werf den Knochen, ich verlier, ich gewinn, ich verlier. Wann immer er siegt, höhnt er und die beistehenden Kerle loben seine Kunst. Er leert die Becher bis auf den Grund, und je mehr er säuft, je ärger spottet er. Bald nennt er mich nur noch den welschen Martiner. »Hast du bald ausgesungen?«, sage ich. »Schab dir den Ketzergrind mit scharfer Schneide, wart's ab!« »Durch Christi erstes Kommen zerbrach die Welt. Durch Christi zweites Kommen zerbricht die Zeit.« 40 41 »Was schwätzt du da?« »Hab die Worte Luthers nachgesprochen.« »Halt das geschissene Maul«, ruft er. »Bist ein recht dummer Heckenvogel«, sage ich, »es ist mehr Seel in deinem Bruder als in dir. Der täuscht die Christen nicht, wie du's tust mit den Würfeln.« Er wankt beim Aufstehen und Brüllen, und er brüllt, als ich mit dem Katzbalger das Läppchen vom Ohr an- schneid, und dann sein ganzes Ohr, ein Streich, und sein Blut spritzt, jetzt ist er ein einziger Knochen der Furcht. Ich ruf dem Mundschenk zum Abschied einen Segensspruch zu, lass das bisschen Fleisch des Zinkers im Sack verschwinden und zieh los. r i" rater Martin träumt vom Siegeslauf, von Horden, I die ihm folgen. Er träumt, dass man sein Wort nicht dämpft. Pöbels Irrwahn kennt er nicht. Die Erzver-leumder kennt er nicht. Das Hürlein, das die trockne Schlinge des gehenkten Mörders trägt, kennt er nicht. Er kennt nicht den Zinker, der aus Luft, Schleim und Galle besteht. Luther will sich mit dem Volk vermischen. Die Sünde ist in alle Städte eingepflanzt. Die borstigen schorfigen Säue müsst man in den Schmutz stoßen. Die Herzschlechtigkeit kennt Luther nicht. Auf ein Fingerpfiff werden die Leute nicht weise. Er kennt die Kerle nicht, die Gutes und Gutgemeintes verderben. Sie sind gekeimt aus dem Schweiß, der Judas vom Hoden tropfte. Hunger nach Herrlichkeit, offene Mäuler, Vieh im Tier, das ist der Mensch. Er rührt an den Schlaf der Welt, uns kennt er nicht. Ich lös die Wächter ab, die ihre Posten an Tür und Treppe räumen. Es kam kein Feind, der die Schutzwehr brach. Der Mönch betet, dass er nicht in Anfechtung fällt. Der 42 43