H. G. Adler "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch" Zur Darstellung des leidenden Menschen in zwei Dichtungen von H.G. Adler“ Mgr. Jana Hatáková Tschechische Übersetzungen 1958 323 Angeblich ein provolegiertes Lager ● 353, Kurt Gerron,, Fritzt Fritta ● 358 Potemkinsche Dörfer ● http://www.morphomata.uni-k oeln.de/veranstaltungen/ver gangene-veranstaltungen/jer emy-adler-rudiger-gorner-un d-michael-kruger14784732004 76/● ● Mit einem Vorwort von Wendelin Schmidt-Dengler. Biographie Prag.Karolinenthal 1910, assimilierte Familie, Vater Buchbinder ● „Vorletzte Worte – Schriftsteller schreiben ihren eigenen Nachruf“, herausgegeben von K. H. Kramberg; Verlag Bärmeier & Nikel, Frankfurt; 292 S. ● Zde: Nachruf zu Lebzeiten. ● Der Zionismus als Fiktion oder Konstruktion verworfen. ● Hans Kolben. Peter Kien, Viktor Ullmann Autobiographische Schriften: Zu Hause im Exil In: Autoren im Exil, hrsg.v. KarlCorino. Frankfurta.M.:Fischer, 1981. S. 242–253. Meine Mutter war Berlinerin mit einer nichtjüdischen Mutter, so daß ich, da auch mein Vater durchaus sich deutsch fühlte, zunächst fast ausschließlich in der Geborgenheit des insularen Prager Deutschtums aufwuchs und in den frühen Kinderjahren jüdische und tschechische Einflüsse nur nebenher auf mich wirkten. Zu Hause im Exil Während ich bereits zuvor in Prag, namentlich beim Schulweg, von tschechischen Buben als Deutscher oder deutscher Jude angepöbelt wurde und gelegentlich mißhandelt worden war, traf es mich in Dresden [im Internat] viel tiefer, daß Zöglinge mich mit judenfeindlichen Zurufen verhöhnten oder gar als tschechisches Schwein beschimpften. Das Freimauererinstitut in Dresden-Striesen, mein erstes Konzentrationslager. Mährisch Trübau, Abitur extern gemacht Interview mit H. D. Knebusch 35 Ich war sehr stark in der Jugendbewegung tätig, die im Prag von 1925 den deutschen Wandervogel von 1900 imitierte. Darin war ich sehr glücklich und habe versucht, meine gleichaltrigen Gefährten der Politik zu entziehen. […] andererseits weiß ich, daß eine Reihe judenfeindlicher Wandervögel im persönlichen Verkehr mit Juden überaus freundich waren. Interview mi H. D. Knebusch 39 Damals hatte ich auch einen Traum, der sich oft wiederholte: Ich ging mit Hitler in Prag spazieren und versuchte, ihn von seinem Judenhaß abzubrigen. 57, bei Pitter Ich habe Ihnen erst beibringen müssen, dass Arbeit auch ein positiver Faktor im menschlichen Leben ist. Marcel Atze Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fritz Bauer Institut, Frankfurt a. M. ● Ausstellung über die Rezeption des ersten Auschwitz-Prozesses (1963-1965) ● Veröffentlichungen u.a.: Ortlose Botschaft. Der Freundeskreis H. G. Adler, Elias Canetti und Franz B. Steiner im englischen Exil (Marbach 1998); Biographie Musik- und Literaturwissenschaft, Psychologie und Philosophie an der deutschen Karls-Universität, Promotion über »Klopstock und die Musik«, 1935. ● ab 1935 mit Hermann Grab, ab 1936 mit Elias und Veza Canetti befreundet; Wolf Salus; Mitarbeiter der Urania Prag, wo auch deutschsprachige Rundfunksendungen entstanden. ● Das Überleben der Shoa nicht als Schuld, sondern als Auftrag empunden. Biographie H. G. Adlers ● An seine Frau G. Klepetar (20.10. 1939): Jude bin ich aus Schicksal, deutsch spreche ich durch Fügung. Mensch bin ich in meiner Art durch meinen Willen. ● 1941 Heirat mit der Ärztin Gertrud Klepetar. Am 8. 2. 1942 nach Theresienstadt deportiert, nach Auschwitz am 12. 10. 1944. H. G. Adlers Eltern 1942 in Maly Trostinec (heute Weißrußland) bzw. Chełmno (Polen) umgebracht worden. H. G. Adler kam am 28. 10. 1944 nach Niederorschel, ein Nebenlager des KZ Buchenwald. Mitte Februar 1945 ins KZ Langenstein-Zwieberge (Buchhalter, Ivan Ivanji), Mitte April 1945 befreit. Biographie, Bekenntis von 1939 Judentum ist eine Möglichkeit, und ich liebe die Möglichkeit dieses Volkes der Möglichkeiten. ...Die Pendelschläge zwischen Deutschtum und Ziontum, beides Möglichkeiten, die mir ohne Zweifel prinziiell immer offenstanden, habe ich ausgeglichen. Bettina Gross ● Bettina Gross studierte in den 30er Jahren an der École des Beaux Arts in Paris, Exil nach Wales in 1939. H. G. Adler heiratet sie 1947 in London, in dem selben Jahr der Sohn Jeremy geboren. Prag nach Mai 1945 Mitarbeiter von Premysl Pitter, Einsatz für Waisenkinder, danach Mitarbeit am Wiederaufbau des Jüdischen Museums. Nach Diskriminierungen wegen seiner deutschen Muttersprache, die in der Aberkennung der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft gipfelten, im Februar 1947 Emigration nach England. Zu Hause im Exil Wegen meiner bei der Volkszählung 1930 angegebenen deutschen Muttersprache war ich nach einem Präsidialdektret auf einmal ein Deutscher und büßte dadurch die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft automatisch ein. Wohl hatte ich, längst eines flüssigen akzentfreiene Tschechisch mächtig, persönlich nicht viel zu leiden und wusste mich auch geschickt zu wehren, Zu Hause im Exil aber mein Wunsch, aus Prag, wo ich mir wie auf einen Friedhof verbannt vorkam, möglichst schnell zu verschwinden, steigerte sich von Tag zu Tag. [...] Es gelang mir, Anfang Februar 1947 mit einem legalen, doch illegal erhaltenen tschechoslowakischen Paß und einem kurzfristigen Besuchervisum nach London zu reisen ‒ und dort lebe ich bis zum heutigen Tage, Hannah Arendt H.G. Adler über Eichmann, „der in seiner Funktion die ihm von den Spitzen des Staates verliehene Macht in kaum verhüllter Fülle darstellte, von dieser Macht instrumentiert, so daß er damals eine vor dem Jerusalemer Gericht über zwanzig Jahre später verlorene und nicht mehr erkennbare furchtbare Größe besaß, wahrhaftig nicht ‚banal‘, wie Ahnungslose behauptet haben, sondern dämonisch befrachtet. Das darf nicht vergessen werden, bloß weil die Dämonie in einer späteren, vollkommen veränderten Situation an diesem Mann kaum noch Spuren hinterlassen hatte, als der Glanz der Ermächtigung durch seinen Führer ihn längst nicht mehr durchstrahlte“ (Hans G. Adler, Der verwaltete Mensch. Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland, Tübingen 1974, S. 119) 2004 Peter Demetz: Erinnerung an H.G. Adler in Prag ● Michael Krüger: St. Moritz Café, Wardour St. ● Marcel Atze: "Wie Adler berichtet". Das Werk H.G. Adlers als Gedächtnisspeicher für die Literatur ● Rüdiger Görner: Was wirklich ist. Zu H.G. Adlers "Vorschule für eine ● Helmut Göbel: Eine lange und schwierige Freundschaft. H.G. Adler und Elias Canetti ● Franz Hocheneder: Nachruf und Nachlass bei Lebzeiten. Über die Schaffensbedingungen und Publikationsmöglichkeiten H.G. Adlers zur Zeit des englischen Exils ● Franz Hocheneder: Vita H.G. Adler 1973 bis 1985 Präsident des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Peter Suhrkamp über den Roman Eine Reise: Solange ich lebe, wird dieses Buch in Deutschland nicht gedruckt. 1950/51 entstanden, 1962 bei Knut Erichson in der bibliotheca chrisitana erschienen Die Reise – Eine Ballade Der Bewusstseinsstrom wechselt zwischen dem von Paul Lustig und seiner Mutter, der Gedankengang des Erzählers wechselt mit den Ängsten der Schwester. Eine Reise Biographischer Hintergrund: seine Frau heißt Zerline, ihre Eltern Leopold und Caroline Lustig. „Die Schergen“ heißen im roman „Helden“ Stupart/Prag, Leitenberg /Litoměřice, Ruhental/Theresienstadt, Unkenburg / Halberstadt. Die erste epidemische Geisteskrankheit Ausschwitz, Religionen, Nationalität ausgespart Eine Reise 37 Wenn man den Kopf senkt, sieht man besser auf den Weg. […] Menschen begehen Fehler, dass sie dicht beisammen leben. Darum ist es gut vertrieben zu werden. In der Heimatlosigkeit gibt es keine Ruhestätte. Dort gibt es nur Schnee und ewigen Winter. 73 Ganz anders ist das drüben in Ruhental, in der Stadt der sichtbaren Geister, denn auch dort gibt es Abfall die Menge. Aber da alles verfallen ist, kann man ihn schwer vom übrigen Schutt unterscheiden. Eine Reise Darum wird er erst bemerkt, wenn er schon alle Winkel verstopft und auf den Höfen überquillt. Dann wir er endlich von müden Gesellen geholt und unter Klagewiesen auf offene Fässer geschmissen, die auf ausgedienten Leichenwagen ruhen. Diese Wagen werden nicht von Motoren getrieben und nicht von Tieren gezogen, sondern langsam von Geistern fortgeschoben, die in schlotternden Gewändern streichen. Eine Reise Nirgendwo die Worte SS, Hitler, Himmler, die Vernichtung veerwendet. ● Canetti: Jenseits von Groll und Bitterkeit, ● Die furchbarsten Dinge, die Menschen geschehen können, sind hier so dargestellt, als wären sie schwebend und zart und verwindlich; als könnten sie dem Kern des Menschen nichts anhabe. Gedichte aus der Lagerzeit zwischen 1942–1945 ● Schutt und Bruch zerstampfen das Leben ● Mit klaffenden Kerben bestrickter Gewalt; ● Wandernd möchte das Herz hier entschweben, ● Doch haftet die Seele, von Klammern umkrallt. ● ● In Theresienstadt übernahm der Rabbiner Leo Baeck eine Aktentasche voller Gedichte und Notizen von H. G. Adler, bevor der Prager nach Auschwitz deportiert wuderd. Nach der Befreiung erhält er sie von Baeck zurück. ● Theresienstädter Bilderbogen 1942 ● Gebranntes Leid stockt in der Totenmühle, ● Geduckte Leiber dünsten, grell verwühlter Wust ● Verquert sich feucht verschmiert in schlimmer Kühle, ● Von Feuer schwelend staubig überrußt, ● ● Und irres Kreischen, wahnzerschlißnes Treiben ● Zerritzt den scharf gefleckten Tag, in Stück und Bruch ● Verkrümeln Hände klamm vor Gitterscheiben, ● Und Hunger knistert in ein Tränentuch ● (aus: Die Totenmühle). Gedächtnis Steinerner Gast ● ● Scharf hinzuhören in die Muschel des Gedächtnisses... Mut. ● Uferlose Trauer ● Schürft uns die Hitze vom Grund, der Atem ist ● den Waisen ergraut und sie ● Schreien den Vater, der kommt nicht ● Hervor. Theresienstadt. 1941-1945. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft. Göttingen: Wallstein Verlag, 2005 - 926 Seiten 219 [neue Häftlinge] eingesperrt, weil sie Deutsche waren. Der Satz klingt erschreckend bekannt; man hatte bloß das Wort "Juden" mit "Deutschen" vertauscht. Die Fetzen, in die man die Deutschen hüllte, waren mit Hakenkreuzen beschmiert. die Menschen wurden elend ernährt, mißhandelt, und es ist ihnen um nichts besser ergangen, als man es von deutschen Konzentrationslagern her gewohnt war. Theresienstadt. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft [...] Das Lager stand in tschechischer Verwaltung, doch wurde von ihr nicht verhindert, daß Russen gefangene Frauen vergewaltigten. Zur Ehre der Theresienstädter Juden sei gesagt, daß sich an diesen Gefangenen, die zum Straßenkehren und anderen niederen Arbeiten, aber auch zur Pflege von Flecktyphuskranken in die Stadt kommandiert wurden, keiner der alten Gefangenen vergriff, obwohl Russen und Tschechen dazu aufforderten. Theresienstadt. Das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft Die Anzahl der Häftlinge wechselte und dürfte 3000 kaum einmal überstiegen haben. Nur wenige wurden des Verbrechens überführt und abgeurteilt, viele wurden erschlagen oder gingen im Lager zugrunde, manche wurden nach mühevollen Interventionen anständiger Tschechen entlassen, und dem mutigen Menschenfreunde Přemysl Pitter gelang es, viele Kinder zu retten. Die meisten Gefangenen wurden im Rahmen der Massenausweisung Deutscher aus der Tschechoslowakei nach Deutschland deportiert Bei Pitter (nach Knebusch) 58, Jehuda Bacon, ein Maler in Israel, aus Ostrava Eines Tages gingen wir in einem Schlösschen, südlich von Prag, das wir da bewohnten, spazieren. In manchen dieser Schlössschen waren auch deutsche Kinder, die in Begleitung ihres Personals spazierengingen. Da schrie Jehuda plötzlich, man solle diese Kinder erschlagen. Yehuda Bacon H.G. Adler empfahl Yehuda an die Akademie und vermittelte ihm Privatunterricht bei Prof. Willy Nowak, dessen Schüler Peter Kien war. Nowak war Parteimitglied und arbeitete abwechslend in Bratislava und in Zahrádkbei Böhmisch Leipa, er starb in Prag als 91jähri im Jahre 1977.