Sippurim hebr. Erzählungen – eine in Fortsetzungen erscheinende Sammlung von Legenden, Märchen und Lebensgeschichten aus biblischen, rabbinischen und volkstümlich mittelalterlichen Quellen. Sippurim •Galizische Chassidim druckten seit 1814 ihre Geschichten unter diesem Namen. Typische Merkmale: Fiktive Geschichten, alltägliche Umgangssprache, auf eine breite Leserschaft orientiert. Jüdische Geschichtsbilder aus Böhmen: Kommentierte Edition der historischen Erzählungen von Salomon Kohn Kohn, S. 1825-1904. Herausgeber: Krobb, Florian. , Glasenapp, Gabriele von. Tübingen: Niemeyer, 2005. 246 S., ISBN: 3484651563 8.3.1825 Prag, † 6.11.1904 Prag. Heuer, Renate, "Kohn, Salomon" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 434 f. Leiterin des Archiv Bibliographia Judaica (Frankfurt/M.), Wenn Kohn, der Sohn eines Wollhändlers, nicht 1873 durch einen Bank-zusammenbruch sein gesamtes Vermögen verloren hätte, wäre er nicht gezwungen zu schreiben. Sein Erstlingswerk „Gawriel“, 1853 in Prag nur unter den Initialen „S. K.“ publiziert, wurde 1869 ins Englische übersetzt und Kohn bekannte sich seitdem als „Verfasser des Gabriel'“. Salomon Kohn Florian Krobb, Maynooth: In der ersten Sippurim-Sammlung Die Juden in Böhmens Vorzeit und Der Kadisch vor Col-Nidre. In der dritten Sammlung erschien Gawriel. Seit 1863 leitete er die väterliche Firma. 1886: Ein deutscher Minister, (Jud Süß). Gawriel Ein Mamser, eigentlich ein Bastard, ist nach dem jüdischen Gesetz der Nachkomme einer verbotenen Beziehung zwischen zwei Juden, meistens aus einer ehebrecherischen Beziehung eines Mannes mit einer verheirateten Frau. Der Mamser-Status ist erblich: Wessen Vater oder Mutter Mamser ist, gilt ebenfalls als Mamser. Mamserim gelten als Juden, dürfen aber keine Juden heiraten, außer andere Mamserim oder zum Judentum Übergetretene. Gawriel Es beginnt 1620 in Prag, der Protagonist wird zum General (der Mannsfeld´sche General Otto Bitter), aber der versöhnliche Schluss bringt seine Wiedereingliedrung in die jüdische Gemeinschaft. Von Ich glaube an gar nicht als an Mannsfeld und mein gutes Schwert ... Peter Ernest/Ernst Graf zu Mansfeld, war der uneheliche Sohn des Grafen Peter von Mansfeld, der als Statthalter von Luxemburg und Brüssel 1604 starb. Er trat 1610 zur reformierten Kirche über und wird zu einem der am meisten gefürchteten militärischen Gegner des Kaisers. Die Juden in Böhmens Vorzeit, 1847 10, Libussa. die Prag im jahre 730 erbaute, galt bekanntlich als Seherin; auf dem Totenbette ...: Wenn dein Enkel über mein Volk herrschen wird, wird ein fremdes, verstoßenes und bedrängtes Völkchen, das zu einem einzigen Gotte fleht, Schutz in unseren Wäldern suchen. Mögen sie gastlich aufgenommen werden, möge dein Enkel ihnen Schutz verleihen; denn sie werden Segen bringen über die Fluren unseres Landes. die Abgesandten der Juden vor Hostiwit: Wir werden ... unser neues Vaterland so lieben, wie unsere Väter das gelobte Land Kanaan, das ihnen der Herr unser Gott gegeben, und aus welchem er sie ihrer Sünden halber vertrieb. Prager Judenstadt •B. Havránek: Klausen-Synagoge, 1843. •Klaus (jiddisch aus Klause, Klausur; mittellat. clusa, „abgeschlossener Raum“) war ein von Gemeindemitgliedern gestiftetes Lehrhaus oder eine Schule, in der Juden ihre Tora- und Talmud-Studien betreiben konnten. Wilhelm Raabe, 1863, Holunderblüte: das schmutzigste Labyrinth, welches die menschliche Phantasie sich vorstellen kann. Wolf Pascheles (1814-1857) •In 1837 eröffnete er eine Buchhandlung, seit 1846 erschienen Sippurim, die auch Lebensbilder berühmer Juden enthielten. Seit 1852 gab Pascheles den Illustrirten Israelitischer Volks-Kalender. Sein Nachfolger als Verleger war sein Schwiegersohn Jacob B. Brandeis. Sippurim in der Jüdischen Universalbibliothek •Titelseite aus dem Jahre 1858 •deutsch, aber auch in hebräischen Lettern publiziert (1860), •Nacherzählt von Heinz Politzer, 1936 Wolf Pascheles sein Verkaufserfolg war eine kleinformatige Ausgabe des Pentateuch in deutscher Übersetzung, 1853 Zuerst von Moses Mendelssohn 1783, Haskala, in hebräischen Lettern •die fünf Bücher Mose im Alten Testament, hebräisch Tora •Beré’šît : Genesis •Šemôt : Exodus •Wayyiqrá’: Leviticus •Bemidbar : Numeri •Debárîm : Deuteronomium Leopold Weisel: Sagen der Prager Juden Gabriele von Glasenapp: Popularitätskonzepte jüdischer Folklore : die Prager Märchen, Sagen und Legenden in der Sammlung "Sippurim". In: Populäres Judentum.Medien, Debatten, Lesestoffe. Herausgegeben von Christine Haug, Franziska Mayer und Madleen Podewski. Tübingen: Niemeyer, 2009, s. 19-45 Gabriele Glasenapp, Hans Otto Horch: Ghettoliteratur: Eine Dokumentation zur deutsch-jüdischen Literaturgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts Berlin: Walter de Gruyter, 2005. Warum ist die Golem-Sage so kurz dargestellt? S.44-47 Was ist Kabbala? Welche jüdische Begriffe werden ins Deutsche übersetzt? Woher stammen die Verse Walle! walle!/ Manche Strecke,/Daß zum Zwecke,/ Wasser fließe,/Und, mit reichem vollem Schwalle,/Zu dem Bade sich ergieße. aus dem Munde der Alten traditionell auf die Nachwelt überkommen Der Golem Diese Volkssage ist oft schon von verschiedenen Schriftstellern benutzt worden – und es scheint mir überflüssig, eine so bekannte Sage nochmals zu bearbeiten; damit man aber nicht glaube, ich hätte sie gar nicht gekannt, will ich sie hier nur in der Kürze anführen. 44 Die erzählten Episoden (die Patriarchen und die Söhne Jakobs aus ihren Gräbern zitiert) entsprechen dem Drehbuch des Paul Wegeners Wegener Gedreht wurde 1920 im Ufa-Union-Atelier und auf dem Ufa-Freigelände in Berlin-Tempelhof. Die Uraufführung 1920 in Berlin im Ufa-Palast am Zoo. Der Film war einer der international größten Erfolge des deutschen Stummfilms, monatelang ausverkauft. Strategien, um das wunderbare oder märchenhafte Erzählte zu legitimieren •Berufung auf ein altes Manuskript •Hinweis auf tschechische Chronisten, •man gibt vor, Mündliches schriftlich zu überliefern Golem Als aber der schnellfüßige Naphtali über stehende Kornähren und flachsstengel daherschwebte, konnte sich der Kaiser nicht länger halten, er musste lachen. Die Erscheinungen waren verschwunden, und die Wölbung des Saales senkte sich herab. Naftali war der sechste Sohn Jakobs und der zweite mit Bilha, der Leibmagd Rahels (Gen 35,25 EU). Naftali ist einer der zwölf Stammväter Israels. das Märchenhafte parodiert Solche selbstgeschaffene Domestiken sind viel wert, sie essen nicht, sie trinken nicht und brauchen kein Gehalt; sie arbeiten unverdrossen, man kann sie ausschelten, und sie geben keine Antwort. In unserer aufgeklärten Zeit, wo man alles Wunderbare leugnet oder natürlich aufzuklären sich bemüht, wurde auch die Sage vom Rabbi Löw natürlich erklärt: Der hohe Rabbi Löw war nämlich ein geschickter Mechaniker, der sich einen Automaten verfertigte, das ist der Golem. das Parodistische Man will ihm die Erfindung der Camera obscura zuschreiben, wodurch er den Kaiser täuschte; - kurz, der hohe Rabbi Löw war ein Tausendkünstler. als seine einzige, heißgeliebte Tochter hinab von dem hohen Ufer in das brausende Wasser sprang, die Wellen ihren zarten Leib auf ewig verschlangen. Freilich waren mir die tausend Jahre und tausend Liebschaften meines Wasserprinzen nicht gar angenehm, … aber er war trotz seines Alters immer noch ein blühender schöner Jüngling, darum nahm ich sein Anerbieten an… gegen antisemitische Klischees Mordechai ben Šemuel Maisl (1528-1601) Hofjude Rudolfs II.: Ich will lieber arm und redlich sein, als mir auf verbotenem Wege Reichtum verschaffen. Hier habt Ihr Eure Goldstücke. Mein Vater hieß Schalum Meisel, und war, ehe er erblindete, Lastträger. Meine Mutter handelt mit altem Eisen in der Ecke der Goldenen Gasse. gegen antisemitische Klischees ein armer, aber frommer und redlicher Jude, dessen Geschäft darin bestand, daß er am Tage mit dem Sacke über der Schulter durch die Gassen ging und von Zeit zu Zeit sein elegisches Handlwos (Was zu handeln?) ertönen ließ, des Nachts hingegen in seiner schmutzigen Kammer bei einer düsteren Lampe das Gesetz studierte. Freundschaft des Grafen mit dem redlichen armen Pinchas: Nun erkenne ich, dass das Vertrauen auf Gott sich lohnt. Auch die Gräfin zur Sedar-Feier geholt. Georg Leopold Weisel •(1804 Pschestitz/ Přeštice – 1873 Neumarkt/ Všeruby) •geb. südlich von Pilsen, gest. nordwestlich von Pilsen. •Jachim Löbl Weisel, •Konvertiert 1843 •Weisls Biografie stammt von Josef Blau, der 1926 auch eine Auswahl aus Weisls Werk veröffentlichte.