Max Brod: Ein tschechisches Dienstmädchen, 1909 1. Das Buch wurde von den Tschechen als ein Werk voll von Vorurteilen abgelehnt. Welche Vorurteile konnten damals beanstandet werden? 2. Im Kap. VIII berichtet Pepi Vlková: No sie hat mi holt ausg´lacht, weil i das eine Aug ein bißl größer hab wie´s andere. Wie sieht ihr Gesicht William Schurhaft, als er ihr zumersten Mal begegnet?[1] 3. Was ist Recke der Tschinderbahnen[2]? 4. Was ist ein Dienstmädchenasyl? Warum kommt Schurhaft hierher? 5. Vera Schneider beschreibt in ihrer Dissertation „Wachposten und Grenzgänger. Deutschsprachige Autoren in Prag und die öffentliche Herstellung nationaler Identität“ (Würzburg: Königshausen & Neumann, 2009, S. 38ff. wie der Wiener Schurhaft, der von den Tschechen zuerst völlig isoliert war, „von einem Tag auf den andern Tschechisch spricht“. Wie geht sein erster praktischer Versuch in einer fremden Sprache aus[3]? 6. In der Besprechung des Romans im Prager Tagblatt (31.3. 1909, Morgenausgabe) beanstandet H. T., Heinrich Teweles, der Chefredakteur des Blattes, die politische Tendenz des Romans: Was aber die einmalige Vereinigung des Wiener Buchhalters mit dem tschechischen Dienstmädchen betrifft, so haben solche ziemlich alltägliche Akte, wie die Erfahrung lehrt, leider keinen Einfluss auf die politisch-nationalen Beziehungen der beiden Völker. Seltsam scheint sich im kopfe des Dr. Brod, der ja sonst sehr gescheit ist, die Politk zu malen. ...In Hauschners Familie Lowositz ist, um nur das jüngste Beispiel zu nennen, die Liebe zweier national entgegensetzter Persönlichkeiten[4] viel kräftiger und verständisvoller gezeichnet als im Buch Brods. Dieses Buch ist übrigens nichts anderes als die literarische Projektion der Lüsternheitsempfindungen eines nach dem Weibe strebenden Jünglings, dem jedes Mädchen eine Venus dünkt. Die Gedankenreihen, in denen der Held der Geschichte sich vor sich selbst auseinandersetzt, sind mit großem Scharfblickt erfasst und wiedergegeben. Das Buch ist als interessante Pubertätsstudie entschieden wervoller, denn als nationales Versöhnungsmitel. Würden Sie Teweles beipflichten oder gegen ihn polemisieren? 7. Wie hoch war die Analphaberenquote unter jungen Tschechen um 1900?[5] Welche Rezeption der Liebesgeschichte legte legte folgender Satz nahe? Ba sie konnte wahrscheinlich wirklich nicht schreiben. S. 93. 8. Wie nennt Brod den Teil von Žižkov gleich hinter dem Bahnhof?[6] 9. Ist folgende Beschreibung nur unbeholfen oder hat sie eine tiefere Funktion in der Darstellung des Typs eines beschränkten Männerhelden? ... ich darf sie ansehn und die lieben Reden vernehmen. sie schaut jetzt träumerisch drein, leicht rosig, und das Rosa der Wangen, das Blau der Augen, das Blond der Haaare geben den entzückenden Durdreiklang.(104). 10. Rilkes Schlussgedicht Das Heimatlied aus der Sammlung Larenopfer (1895) enthält einen Stereotypen über die Rückständigeit des tschechischsprachigen Böhmen. Vergleichen sie es mit Brods Text, der um 14 Jahre jünger ist und Andulko šafářová als ein symbolisches tschechisches Lied heranzieht, um die tschechische Volksseele zu charakterisieren. Vom Feld klingt ernste Weise; weiß nicht, wie mir geschieht... «Komm her, du Tschechenmädchen, sing mir ein Heimatlied.» - Das Mädchen läßt die Sichel, ist hier mit Husch und Hui, - setzt nieder sich am Feldrain und singt: «Kde domov muj»... Jetzt schweigt sie still. Voll Tränen das Aug mir zugewandt, - nimmt meine Kupferkreuzer und küsst mir stumm die Hand. 11. Der Oxforder Professor Ritchie Robinson schrieb von nationalen Stereotypen in der Prager deutschen Literatur: The Germans embody masculinity, activity, culture; the Czechs embody femininity, passivity, nature; Their role is to be dominated by the Germans, while helpin to regenerate their masters spiritually to their closeness to nature and the Volksgeist expressed in their traditional songs.(Colloquie germanica, Bd. 22.2, Bern 1989, S. 132). 12. Prof. H. D. Zimmermann, der sich um Max Brod als einen zu Unrecht wenig bekannten Autor bemüht, schreibt über den letzten Abschnitt des Buches: Leider fügt Brod eine allgemeine Betrachtung über die Tschechen ein. Sie ist gut gemeint und schief wie alle nationalen Klischees. Das arme Dienstmädchen wird ihm zur Verkörperung des Tschechischen Volkes, eine ungute Verallgemeinerung, die man ihm mit Recht übel nahm. Welche Eigenschaften mutet er den Tschechen zu? ________________________________ [1] S. 31. [2] laš. čindrovati (klouzati se), čindruvka (klouzačka) podle něm. tschindern. [3] S.67. [4] Rudolf und die rothaarige tschechische Sängerin Milada, der er in der Wohnung des tschechischen Schulkameraden Ptatschek begegnet. [5] 4,3% , bei Deutschen 6,8%. Vgl. Kořalka, S. 101 [6] S. 103