Die Türken vor Wien, Drei Viertel der Wiener Bevölkerung waren protestantisch, als Ferdinad I.(1521 – 1564) die Rekatholisierung einleitet und die Jesuiten nach Wien holt. Den Höhepunkt des Protestantismus in Wien wird unter Maximilian II. erreicht . Eine stärkere Rekatholisierung setzt erst unter Rudolf II. ein. Serviten[1], Paulaner[2], Karmeliten[3] und Barmherzige Brüder[4] (Serviten – ‚Alser Grund, Paulaner – Wiedner Hauptstraße, Karmeliten und Barmherzige Brüder im II. Bezirk), kommen dann unter Rudolfs Bruder Mathias nach Wien. Der Aufschwung wurde durch eine Pestepidemie 1679 unterbrochen. Die Reunionskriege – weite elsässische, pfälzische und rheinische Gebiete unter französischer Besatzung :1681 Straßburg besetzt, 1688 in die Pfalz einmarschiert (im Namen seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte von der Pfalz aus der erloschenen pfälzischen Kurlinie; 1683 die franz. Reunionen Ludwigs des XIV. (der Kurfürst kinderlos gestorben, seine Schwester Lieselotte von der Pfalz mit dem Herzog Philipp I. von Orleans verheiratet) im Waffenstillstand von Regensburg anerkannt). Im Frieden von Rijswijk (1697) die meisten Reunionen außer Straßburg und Elsaß kamen zurück ans Reich. Die Verteidigung der Pfalz war durch die Türkenbelagerung erschwert. Kaiser Leopold I. mit seiner Familie verlässt Wien und flüchtet nach Linz. Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg übernimmt die militärische Führung in der Hauptstadt. 15. Juli - Einen Tag nach Eintreffen der Hauptarmee vor Wien lehnt Graf Starhemberg die Kapitulation ab. Er hofft mit 10.000 Verteidigern bis zum Entsatz durchzuhalten. Erst spät kommt eine Allianz des Kaisers mit Polen, Bayern und Sachsen zustande. 15. August - Polens König Jan III. Sobieski startet mit seiner Armee von Krakau aus Richtung Wien. August-Karl von Lothringen schlägt Thökölys Truppen und ein türkisches Hilfskorps am Bisamberg nördlich Wiens. So kann die Donau vom Entsatzheer überquert werden; die Polen vereinen sich mit den Truppen Sachsens, den Kaiserlichen, den Bayern und den fränkisch-schwäbischen Reichstruppen bei Tulln, 30 km stromaufwärts von Wien. 13. September - das Entsatzheer (70.000 Mann unter Jan III Sobieski) schlägt die Türken durch einen typischen polnischen Angriff der Hussaria von den Höhen des Wienerwaldes her (Schlacht am Kahlenberg). Das Türkenheer flüchtet überstürzt und sammelt sich bei Györ/Raab, Ungarn. 25. Dezember - Der osmanische Feldherr, Großwesir Kara Mustafa wird, auf dem Rückzug in Belgrad angekommen, auf Befehl des Sultans erdrosselt. Er hatte die Schlacht um Wien trotz dreifacher Übermacht verloren. 230 000 Soldaten im türkischen Lager 1683 in Wien, nur 1100 Soldaten und 6000 Mann in Miliztruppen verteidigen die Stadt , Hunger, rote Ruhr grassiert, der Bürgermeister Liebenberg stirbt daran. Der Stadtkommandandt, Graf Rüdiger von Starhemberg hat ein Denkmal gegenüber der Universität auf dem Ring. Abraham a Sancta Clara (geb. 1644) trat 1662in den Orden der Augustiner-Barfüßer ein. Nach Studienjahren in Prag und Ferrara erfolgte 1666 die Priesterweihe, wurde 1672 nach Wien berufen, 1677 zum Subprior und von Kaiser Leopold I. zum Hofprediger ernannt. 1680-1683 war A. Prior im Augustinerkloster Maria-Brunn bei Wien, 1683-1688 Kanzelredner in Graz. In der Kaiserstadt hatte er sich schon während der Pestepidemie (1679)[5] und im Jahr der Türkenbelagerung (1683) mit größtem persönl. Einsatz für die notleidende Bevölkerung einen Namen gemacht. Seine temperamentvoll vorge-tragenen Predigten fanden in ihrer Mischung aus religiösem Eifer und treffsicherer Satire an den Stätten seiner Wirksamkeit massenhaften Zulauf aus allen Schichten. Zahlreiche Einzeldrucke der Kanzelreden kursierten als Flugschriften, so vor allem die Pest-Predigten Mercks Wienn, Das ist: Deß wütenden Todts, ein umständige Beschreibung (Wien/Landshut 1680.Neudr. Tüb. 1983), Die Pest- oder Dreifaltigkeitssäule wurde 1679 von Kaiser Leopold I. der Heiligen Dreifaltigkeit, Schützerin gegen die Pest und den neun Chören der Engel gelobt, und im selben Jahr als hölzerne Säule errichtet. Am Dreifaltigkeitstag des Jahres 1693 war die Säule vollendet und wurde geweiht. Über dem Sockel erhebt sich aus den Wolken eine dreiseitige Pyramide. Auf deren Spitze schwebt als Krönung die Hl. Dreifaltigkeit. Das ikonographische Programm stammt aus der Hand eines Jesuitenpaters, des Beichtvaters Kaiser Leopold I. Die untere Reihe der Reliefs zeigt die Schöpfung, die Pest, das Passahfest, das Letzte Abendmahl, die Sintflut und das Pfingstwunder. In der darüber liegenden Zone sehen sie die Himmelskugel mit Tierkreis und Gestirnen, die Erdkugel mit vier Winden, das Lamm Gottes mit Osterfahne, ein Cherubim mit Kelch, die Hand Gottes mit Gesetzestafeln und ein geflügeltes flammendes Herz. Drei Engel halten Schriftrollen deren Texte Gott preisen. Darunter befinden sich die Wappen Österreichs, Ungarns und Böhmens. Über der Sockelzone können Sie die zentrale Statue des in das Gebet versunkenen Kaiser Leopold I. erkennen. Unter ihm ist der Sieg des Glaubens über die Pest dramatisch dargestellt, eine Arbeit des Bildhauers Peter Strudel. Pestheilige: der Heilige Sebastian und der Heilige Rochus Abraham a Santa Clara hielt damals seine Pestpredigten: Wann sterben ist nicht gewiss; wie sterben ist nicht gewiss; wo sterben ist nicht gewiss; abersterben ist gewiss. Auf den Frühling folgt der Sommer, auf den Freitag folgt der Samstag, auf das Drei folgt das Viere, auf die Blühe folgt die Frucht, auf den Fasching folgt die Fasten – ist gewiss; auf das Leben folgt der Tod: Sterben ist gewiss. Leben und glas, wie leicht bricht das! Leben und Gras, wie bald verwelkt das! Leben und Has´, wie bald verlauft das! Das Leben ist allein beständig in der Unbeständigkeit, und wie ein Blatt auf dem Baum, auf dem Wasser ein Flaum, ein Schatten an der Wand, ein Gebäu auf dem Sand sich kann rühmen geringfügiger Beständigkeit, noch minder darf ihm zumessen das menschliche Leben. Klopf mir beileib nicht, wann ich dir werde folgende Worte für der Tür singen: Heut rot – morgen tot, heut Ihr Gnaden – morgen Gnad dir Gott, heut Ihr Durchleucht –morgen eine tote Leich, heut kostbar – morgen Totenbahr, heut hui –morgen pfui! Abraham a Santa Clara und sein Appell zur Ermutigung der Wiener in der Türkennot Auff, auff, Ihr Christen! Das ist: Ein bewegliche Anfrischung der christlichen Waffen wider den Türckischen Bluet-Egel (Salzb./Wien 1683). Kapuziner in Schillers Wallensteins Lager ist ihm nachempfunden Treibt man so mit dem Sonntag Spott, Als hätte der allmächtige Gott Das Chiragra[6], könnte nicht dreinschlagen? Ists jetzt Zeit zu Saufgelagen? Zu Banketten und Feiertagen? Quid hic statis otiosi[7]? Was steht ihr und legt die Hände in Schoß? Die Kriegsfuri ist an der Donau los, Das Bollwerk des Bayerlands ist gefallen, Regenspurg ist in des Feindes Krallen, Und die Armee liegt hier in Böhmen, Pflegt den Bauch, läßt sichs wenig grämen, Kümmert sich mehr um den Krug als den Krieg, Wetzt lieber den Schnabel als den Sabel, Hetzt sich lieber herum mit der Dirn, Frißt den Ochsen lieber als den Oxenstirn. Die Christenheit trauert in Sack und Asche, Der Soldat füllt sich nur die Tasche. Es ist eine Zeit der Tränen und Not, Am Himmel geschehen Zeichen und Wunder, Und aus den Wolken, blutigrot, Hängt der Herrgott den Kriegsmantel runter. [Schiller: Wallenstein, S. 36. Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 83878 (vgl. Schiller-SW Bd. 2, S. 292-293)] Barockkaiser Leopold I. (1657 – 1705) (Leopoldinischer Trakt der Wiener Hofburg , zwischen 1660 bis 1680, Giovanni Pietro Tencala[8], italienisches Frühbarock, schon 1686 schon die Augsburger Liga gegründet (Defensivbündnis zwischen Kaiser Leopold I., König Karl II. von Spanien, König Karl XI. von Schweden, Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern und diversen anderen Reichsständen. Sie war ursprünglich auf drei Jahre angelegt und sah die Einrichtung eines starken Bundesheers gegen die territorialen Ansprüche des französischen Königs Ludwig XIV. auf linksrheinische Gebiete vor). Erfolge auf dem Balkan 1686 Buda erobert, 1687 die zweite Schlacht bei Mohács (Max II. Emanuel aus Bayern), Siebenbürgen mit Ungarn vereinigt, Josef I. zum ung. König gekrönt, 1697 die Schlacht bei Zenta[9] – Prinz Eugen von Savoyen, Friede von Karlowitz[10] – 1699 (Rußland, Polen, Venedig): die Türken mußten Banat von Temesvar und Siebenbürgen an Österreich sowie den größten Teil Ungarn abtreten. An Venedig musste das eroberte Morea (Peloponnes) zurückgegeben werden. Polen erhielt Podolien. Hexenprozesse Zu den Merkmalen einer Hexe gehören laut der Hexenlehre der frühneuzeitlichen Hexentheoretiker: 1. der Flug zum Treffen mit dem Teufel und anderen Hexen auf dem Hexensabbat (der so genannte Hexenflug), 2. der Pakt mit dem Teufel und 3. der Geschlechtsverkehr mit dem Teufel (in Gestalt von incubus und succubus, der so genannten Teufelsbuhlschaft). Von großer Bedeutung war dabei vor allem die Idee einer allgemeinen Hexenverschwörung. Hierfür wurde die Vorstellung des Hexensabbats herangezogen. Man glaubte hier einer orgiastischen Versammlung auf der Spur zu sein, bei der die Schwarze Messe den Höhepunkt bildete. Auf solchen Schwarzen Messen feierte die so genannte Synagoge des Satans ( = Kirche des Satans) eine Art verkehrten Gottesdienst, um Gott und seine Kirche zu lästern, zu verhöhnen. Man glaubte, dass die gesamte Existenz des Christentums durch diese "Hexensekte" bedroht sei. Die Kirche ging gegen ihre abtrünnigen Gläubigen, nach den Grundsätzen des Augustinus von Hippo, mit Zwang und Feuer für ihre Seelenrettung vor. Opfer Die Verfolgung von zu Hexen erklärten Frauen und Männern forderte in Deutschland etwa 20.000 und in ganz Europa nach neueren Forschungen und umfangreichen Auswertungen der Gerichtsakten etwa 60.000 Todesopfer, 80 % der Opfer waren Frauen. Dazu kam eine hohe Zahl weiterer zu Konfiskation und Haft Verurteilter. Insgesamt soll etwa drei Millionen Menschen der Prozess gemacht worden sein, etwa jeder Fünfzigste wurde hingerichtet. Hexenverfolgung. Hexenhammer Eine ideologische Grundlage bzw. Handlungsanweisung für die Hexenverfolgung bildete der von dem Dominikaner Heinrich Institoris verfasste Hexenhammer (Malleus Maleficarum, 1487. Laien und Kleriker, die die Hexenjagd ablehnten, wurde im Hexenhammer zu Häretikern erklärt und mithin der Verfolgung preisgegeben (Hairesis maxima est opera maleficarum non credere = Es ist die größte Häresie, nicht an das Wirken von Hexen zu glauben.). Dabei erschien diese Lehre in den Büchern im Gewande einer leidenschaftslos-sachlichen scholastischen philosophischen Abhandlung. Hexenbulle Die 1484 unterzeichnete Bulle Summis desiderantes von Papst Innozenz VIII. hatte zwar nur in den katholisch bleibenden Gegenden dauerhaft Einfluss. Die Verfolgung von Hexen wurde von allen westlichen Kirchen -- katholischen, lutherischen, reformierten, anglikanischen und puritanischen -- bejaht und unterstützt. Nur die Ostkirchen blieben von dem Phänomen weitgehend verschont. Die regionale Verfolgungsstärke war höchst unterschiedlich; es gab hierbei Schwerpunkte wie z.B. das Rheinland und das Schweizer Wallis. Aber es gab auch andere Gegenden, in denen dagegen kaum Verfolgung stattfand. Ihren relativ hohen Bekanntheitsgrad hatte die Hexenbulle Heinrich Institoris zu verdanken, der sie dem eigentlichen Text des Hexenhammers voran stellte. Hexenprozesse Die tatsächliche Verfolgung geschah jedoch, im Gegensatz zur Inquisition durch weltliche Gerichte, und in sehr vielen Fällen aufgrund von Denunziationen aus der Bevölkerung. Ein bekanntes Beispiel ist die Mutter von Johannes Kepler, die 1615 aufgrund eines Streits durch eine Nachbarin als Hexe denunziert wurde. Sie war über ein Jahr gefangen gesetzt, wurde mit der Folter bedroht, wurde aber schließlich aufgrund großer Bemühungen ihres berühmten Sohnes freigesprochen. Besonders während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wütete die Hexenverfolgung in Mitteleuropa. Der Krieg und die Kleine Eiszeit, die allmählich ihrem Höhepunkt entgegenstrebte, hatten die Felder verwüstet, die Häuser zerstört, die Bevölkerung dezimiert; Hunger und Seuchen forderten ihre Todesopfer. Gerade in dieser kriegerischen Zeit verdächtigten viele Leute angebliche "Hexen" und lieferten sie an die weltlichen Gerichte aus. Der Kampf gegen die Hexenverfolgung war langwierig. Vor dem Zeitalter der Aufklärung war Friedrich Spee von Langenfeld, Professor an der Universität Alma Ernestina in Rinteln, Spee wurde 1627/28 nach Würzburg beordert, um dne zum Tode verurteilten "Hexen" die Beichte abzunehmen. Er betrachtete die angeklagten Frauen weniger abschätzig als seine Zeitgenossen, hatte die Mechanismen der Hexenverfolgung erkannt. Das Hauptübel war die Folter, denn die Gepeinigten, die in ihrer Not alles gestanden, mußten stets weitere Namen nennen. Als 1629 ein Attentat auf ihn verübt wurde, von dessen Folgen er sich einige Monate erholen mußte, schrieb er in dieser Zeit seine flammende Anklage gegen den Hexenwahn, die Prozesse und Folter ("Cautio Criminalis"). Das Buch von Friedrich von Spee war die Antwort auf das Standardwerk zur Theorie der Hexenlehre Processus juridicus contra sagas et veneficos aus dem Jahre 1630. Als um 1700 die Hexenverfolgungen bereits selten geworden waren, veröffentlichte der Hallesche Gelehrte Christian Thomasius seine Schriften gegen den Hexenglauben. Das Hexenprozessverfahren bestand aus folgenden Phasen: 1. Anklage: oft ging einer tatsächlichen Anklage eine jahrelange Phase des Gerüchtes voraus. die Anklage konnte auf Grund einer Denunziation erfolgen, die von einer bereits inhaftierten Hexe - möglicherweise unter der Folter - erfolgt war. selten gestand man vermeintlichen Hexen das Recht auf eine Verteidigung zund 2. Die Inhaftierung Gefängnisse im heutigen Sinne gab es in der Frühen Neuzeit noch nicht, deshalb hielt man die Angeklagten in Kellern oder Türmen gefangen. die heute noch an vielen Orten anzutreffenden Hexentürme waren aber oftmals gar keine reinen Hexentürme, sondern meist allgemeine Gefängnistürme oder z.T. auch einfach nur Türme der Stadtmauern. 3. Das Verhör Man unterscheidet in der Regel drei Phasen des Verhörs: a) die gütliche Befragung b) die Befragung mit Vorzeigen und Erklären der Folterinstrumente c) die peinliche Befragung, bei der die Folter Anwendung fand Im Rahmen von Hexenprozessen fiel meist die Beschränkung der Folteranwendung auf eine Stunde weg, da man hier von einem crimen exceptum (Ausnahmeverbrechen) ausging, was besondere Härte verlangte. Häufig kamen Daumenschraube, Rad (Folter), Streckbank (Folter) und Spanischer Stiefel hierbei zum Einsatz. Ebenso galt bei Hexenprozessen oftmals die sonst übliche Regel nicht, dass man einen Angeklagten nur 3 Mal der Folter unterwerfen dürfe und wenn bis dahin kein Geständnis vorliege, er freizulassen sei. 5. Das Geständnis Niemand durfte ohne ein Geständnis in der Frühen Neuzeit verurteilt werden - das galt auch für die Hexenprozesse. Doch aufgrund der Regeln in der Anwendung der Folter war die Wahrscheinlichkeit, ein Geständnis zu erlangen, bei Hexenprozessverfahren um ein vielfaches höher als bei anderen Prozessen. 6. Befragung nach Mitschuldigen Da die Hexen laut der Hexenlehre auf den Hexensabbaten ihre Mitgenossen trafen, mussten sie diese auch kennen. In einer zweiten Verhörphase wurden die Angeklagten nun nach den Namen der anderen Hexen bzw. Hexenmeister befragt - eventuell auch wieder mit erneuter Anwendung der Folter. 7. Verurteilung 8. Hinrichtung Auf das Verbrechen der Hexerei stand die Strafe des Feuertodes, also der Scheiterhaufen, auf dem man lebendig verbrannt wurde. Als ein Akt der Begnadigung galt die vorherige Enthauptung, Erdrosselung oder das Umhängen eines Pulversäckchens um den Hals, oder auch die Verwendung von grünem und nassem Holz, sodass die Verurteilte am Rauch erstickte bevor sie verbrannte "Das erste Opfer war der Hexenprozesse in Groß Ullersdorf war eine Bettlerin, die gesehen wurde, wie sie Hostie aus dem Mund nahm und sie in ihr Gebetbuch gab. Das war zu Ostern 1678 in Sobotín/Zöptau. Der Küster sah sie dabei und zeigte sie an. Olmützer Bischof war damals Karl II. Graf von Lichtensteina-Castelkorn. Zum Hauptverantwortlichen wurde Heinrich Franz Boblig aus Zuckmantel, wo sein Vater Gemeindevorstand war und sogar in den Adelsstand erhoben wurde: von Edelstadt." Boblig, ein wenig erfolgreicher Olmützer Anwalt, ließ sich nach Groß Ullersdorf anwerben. Er stand an der Spitze eines fünfköpfigen Gerichts aus Beamten der Zierotínschen Herrrschaft: der Schlossverwalter, Forstverwalter und andere. Nachdem die Betlerin verriet, von einer Amme zur Tat angestiftet geworden zu sein, damit man mit der Hostie die Milchleistung der Kühe steigert, wurde eine Maschinerie gestartet, die kaum mehr zu stoppen war. Boblig begnügte sich nicht mit armen Dorfbewohnern, er brauchte reichere Opfer. Deshalb wurde das Tribunal nach Mährisch Schönberg verlegt. Der junge Ullersdorfer Pfarrer Thomas Franz König hat Boblig kritisiert und wurde selber zum Opfer der Hexenprozesse. Spanischer Erbfolgkrieg (1701 – 1713/14) 1700 starb in Madrid Karl II. kinderlos. Sowohl Leopold I. als auch Ludwig XIV. hatten seine Schwestern geheiratet. Als Thronprätendenten hatte die größten Chancen ein Wittelsbach. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) war ein europäischer Krieg, der um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, König Karl II. von Spanien, geführt wurde. Von drei Seiten wurden Ansprüche auf die Nachfolge erhoben: Ludwig XIV. von Frankreich, der bereits 1667 die spanischen Niederlande als Erbe seiner Gemahlin in seinen Besitz zu bringen versucht hatte, verlangte den Thron für seinen Enkel Philipp von Anjou, weil er (Ludwig XIV.) ein Sohn der spanischen Infantin Anna von Österreich, Tochter Philipps III. von Spanien, und seine Gemahlin die älteste Tochter des spanischen Königs Philipp IV. war Kaiser Leopold I., ebenfalls Enkel Philipps III. und Gemahl der jüngeren Tochter Philipps IV. Margareta-Theresia stützte seine Ansprüche für seinen zweiten Sohn, Karl, teils auf diese verwandtschaftlichen Beziehungen, welche denen Ludwigs XIV. vorangingen, weil dessen Gemahlin ihren Erbansprüchen bei ihrer Vermählung entsagt hatte, teils auf die Erbansprüche des Hauses Habsburg auf die spanische Monarchie. Außerdem wurden auch für den Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern, dessen Mutter Maria Antonia eine Tochter Leopolds I. und seiner spanischen Gemahlin war, Ansprüche auf den spanischen Thron erhoben, welche namentlich von den Seemächten, an deren Spitze Wilhelm III. von Oranien stand, begünstigt wurden, da diese die spanische Monarchie weder an Frankreich noch an Österreich fallen, höchstens die italienischen Nebenlande an sie verteilen wollten, wie auch ein Teilungsvertrag vom 11. Oktober 1698 festsetzte. König Karl II. ernannte den bayerischen Prinzen testamentarisch zu seinem Nachfolger in allen damals spanischen Landen. Als letzterer am 6. Februar 1699 plötzlich starb, schlossen Wilhelm III. und Ludwig XIV. am 2. März 1700 einen neuen Teilungsvertrag, wonach der Erzherzog Karl die spanische Krone, Philipp von Anjou Neapel, Sizilien, Guipuzcoa und Mailand erhalten sollte. Da aber Leopold I. diesem Vertrag seine Zustimmung verweigerte, so hielt sich auch Ludwig XIV. nicht an ihn gebunden. Am Hof zu Madrid wirkte der kaiserliche Gesandte Graf Harrach für den Erzherzog Karl, der französische Gesandte Marquis v. Harcourt für Philipp von Anjou. Letzterer trug endlich den Sieg davon, denn Karl II. setzte durch Testament vom 2. Okt. 1700 Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie ein. Nach Karls II. Tod (1. Nov. 1700) ergriff Philipp V. sofort Besitz von dem spanischen Thron und zog schon 18. Febr. 1701 in Madrid ein. Anfangs erhob nur Kaiser Leopold Protest hiergegen und traf Anstalt zum Beginn des Kriegs in Italien. Erst als Ludwig XIV. deutlich seine Absicht kundgab, die Erwerbung der spanischen Monarchie zur Erhöhung von Frankreichs Machtstellung zu verwerten und den Schiffen der Seemächte die Häfen Südamerikas und Westindiens zu verschließen, als französische Truppen die holländischen Besatzungstruppen aus den Festungen der spanischen Niederlande vertrieben und der französische König nach Jakobs II. Tode dessen Sohn als König Jakob III. von Großbritannien anerkannte, kam am 7. September 1701 zwischen dem Kaiser und den Seemächten eine Tripelallianz zustande, welcher dann auch das Deutsche Reich und Portugal beitraten. Zwar starb König Wilhelm III. 19. März 1702, indes blieben sowohl England unter Königin Anna, welche von Marlborough und seiner Gemahlin beeinflusst wurde, als die von dem Ratspensionär Heinsius geleiteten Niederlande seiner Politik getreu. Frankreich hatte nur die Kurfürsten von Bayern und Köln sowie den Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen zu Verbündeten. Der Krieg wurde 1701 durch den kaiserlichen Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen in Italien eröffnet. Am Niederrhein behauptete inzwischen der große englische Feldherr Marlborough die Oberhand gegen die Franzosen: Er eroberte die Festungen an der Maas und das ganze Kurfürstentum Köln. Da trat 1704 die entscheidende Wendung ein. Prinz Eugen, den der Kaiser an die Spitze des Hofkriegsrats gestellt hatte, fasste den Plan, durch einen kombinierten Angriff der beiden verbündeten Heere die bayerisch-französische Macht zu vernichten. Marlborough ging bereitwilligst auf diesen Plan ein und zog in Eilmärschen vom Niederrhein nach Schwaben. Markgraf Ludwig von Baden und er vereinigten ihre Truppen bei Ulm und besiegten am 13. August 1704 das französisch-bayerische Heer bei Höchstädt (Blenheim) Als Leopold I. am 5. Mai 1705 starb, setzte sein Sohn Joseph I.[11] den Kampf mit Energie fort, obwohl er noch die Ostgrenze Österreichs gegen die Kuruzzen-Einfälle zu verteidigen hatte. Ungarische Aufständische nannten sich ab dem 15. Jahrhundert Kuruzzen ("Kreuzträger"). Bei ihrem Aufstand unter Franz II. Rákóczi[12] gegen die Habsburger wurden ab 1703 Teile von Niederösterreich, das Burgenland und die östliche Steiermark bis 1709 mehrmals überfallen und verwüstet. Zum Schutz von Wien wurde 1704 der Linienwall (Verlauf des Gürtels), eine leichte Befestigungslinie, angelegt, ebenso vom Neusiedler See bis zur Donau mehrere Schanzen. Gleich im Anfang des Kriegs wurde von den Engländern und Holländern eine im Hafen von Vigo liegende spanische Flotte zerstört; 1703 trat König Dom Pedro II von Portugal dem großen Bündnis bei, und 1704 erschien Erzherzog Karl in Spanien, während die Engländer (4. August 1704) Gibraltar eroberten. Wirklich gelang es Karl, 1705 sich zum Herrn von Valencia, Katalonien und Aragonien zu machen. Französische Niederlagen Obwohl die Verbündeten auch auf den übrigen Kriegsschauplätzen 1707 keine großen Erfolge errangen, machte sich in Frankreich die Erschöpfung der Hilfsmittel schon so sehr geltend, dass Ludwig XIV. den Seemächten den Verzicht auf Spanien anbot und nur die italienischen Lande für seinen Enkel beanspruchte. Indes noch war Marlboroughs Einfluss in England maßgebend, überdies hofften die Engländer, Spanien unter Karl III zu ihrem ausschließlichen Nutzen merkantil ausbeuten zu können. Die Seemächte waren mit Österreich darüber einverstanden, dass man nicht bloß aus dem Erwerb der ganzen spanischen Monarchie für Österreich bestehen, sondern auch die Lage benutzen müsse, um Frankreichs Vorherrschaft für immer zu brechen. Der Erfolg schien dies Vorhaben zu begünstigen. Ein Versuch, den ein starkes französisches Heer unter dem Herzog von Burgund und Marschall L. J. Vendôme 1708 unternahm, um die spanischen Niederlande wiederzuerobern, wurde durch den Sieg Eugens und Marlboroughs bei Oudenaarde (11. Juli) vereitelt und ganz Flandern und Brabant von neuem unterworfen. Ludwig XIV. war jetzt sogar bereit, aus Grundlage des völligen Verzichts auf Spanien über einen Frieden zu verhandeln. Joseph I. wurde 1705 zum Kaiser, aber starb zu früh ((1705-11) Sein Bruder, Karl VI., der ursprünglich als Thronfolger nach Spanien kommen sollte, musste in österreichischen Erblanden den Thron besteigen und die Engländer wollten eine Verbindung von Spanien und Österreich vermeiden. Der Marschall Villars nahm am 20. August 1713 Landau, brandschatzte die Pfalz und Baden und eroberte 16. November Freiburg im Breisgau, worauf er Eugen Friedensunterhandlungen anbot, welche auch am 26. November 1713 zu Rastatt eröffnet wurden. Am 7. März 1714 wurde der Friede zwischen Frankreich und dem Kaiser zu Rastatt, das1705-71 Residenz der Markgrafen von Baden-Baden war, abgeschlossen. Um auch das Deutsche Reich in den Frieden aufzunehmen, fand ein Kongress zu Baden im Aargau statt, wo der Rastatter Friede mit wenigen Änderungen am 7. September 1714 angenommen wurde (Frieden von Baden). Hiernach bekam der Kaiser die spanischen Niederlande, Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien; Frankreich behielt von seinen Eroberungen nur Landau; die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden in ihre Länder und Würden wieder eingesetzt. Vergeblich verwendete sich der Kaiser für die treuen Katalonier, welche sich Philipp V. nicht unterwerfen wollten; seine Bemühungen waren fruchtlos, Barcelona wurde am 11. September 1714 von dem Marschall von Berwick erobert. Als Karl nach dem Tod von Joseph I. den Thron bestieg, haben die Engländer im Frieden von Utrecht einen engl. – franz. Frieden geschlossen. 1713 Frieden zu Utrecht: Bourbonen blieben auf dem spanischen Thron, es wurde aber vermieden, daß es in der Zukunft zur Vereinigung Spaniens und Frankreichs kommt, Frankreich hat das Geschlecht der Welfen, der hannoveranischer Kurfürsten (seit 1692) als britische Thronfolger anerkannt. – 1714 Georg Ludwig zum König Georg I., Gibraltar britisch, spanische Niederlande österreichisch (1714-1794; österreichische Niederlande (ohne Artois und Südbrabant). Zu den spanischen Nebenländern zählte noch Neapel (hier konnten sie sich allerdings nur kurz halten 1713 – 1735) Fortsetzung der Balkankriege Erfolge auf dem Balkan: 1717 Einahme von Belgrad, 1718 Frieden von Passarowitz (Požarevac), Österreich wurde der Besitz von Banat[13] bestätigt. Das Osmanische Reich trat auch die Kleine Kleine Walachei (im heutigen Rumänien) sowie Nordserbien mit Belgrad und einen Grenzstreifen in Nordbosnien an Österreich ab. 1739 gingen die Gebiete mit Ausnahme des Banats wieder verloren. Wien wird zu einer prunkvollen Barockmetropole: Karl VI, brachte aus Sežana, einer Ortschaft nahe der italienischen Grenze bei Triest, genauer aus ihrem Ortsteil Lipica (italienisch: Lipizza), Lipizzanerhengste mit und ließ für sie von Josef Emanul Fischer von Erlach den Reitsaal errichten (57 x 19 m), Johann Bernhard Fischer von Erlach stirbt 1723, seine Pläne (Hofbibliothek, Karlskirche) von seinem Sohn ausgeführt. Apotheose Karls VI von Daniel Gran um 1730, Marmorstatue Karls VI. ) Prinz Eugen von Savoyen 1663 in Paris geboren, als Sohn einer Nichte Kardinal Mazarins, Als ihm der französische Kriegsdienst verweigert wurde, trat er 1683 in das kaiserliche Heer ein, kämpfte beim Entsatz von Wien (Türkenbelagerungen Wiens)und wurde 1697 Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres in den Türkenkriegen und errang den Sieg bei Zenta. Ab 1700 kämpfte Eugen im Spanischen Erbfolgekrieg in Italien, siegte gemeinsam mit J. Churchill Herzog von Marlborough 1704 bei Höchstädt in Bayern, entsetzte 1706 Turin, besiegte 1708 mit Marlborough bei Oudenaarde und 1709 bei Malplaquet die Franzosen, blieb aber 1712 erfolglos. Ab 1703 Präsident des Hofkriegsrates, ließ er den Linienwall um Wien errichten und verhandelte 1714 den Frieden von Rastatt. In einem weiteren Türkenkrieg errang er 1716 einen Sieg bei Peterwardein und am 16. 8. 1717 bei Belgrad. Nach dieser ruhmreichen Laufbahn zog er später nur noch ungern in den Krieg. Eugen galt als wichtiger Ratgeber der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. und war einer der bedeutendsten Bauherren des Barock. Sein Winterpalais in der Himmelpfortgasse in Wien (heute Finanzministerium) schufen J. B. Fischer von Erlach und J. L. von Hildebrandt, das Belvedere und Schlosshof im Marchfeld J. L. von Hildebrandt. Prinz Eugen war ein großer Bücherfreund ("Eugeniana" im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek) und Sammler und hielt im Belvedere eine Menagerie. Er war nicht verheiratet. Sein Grabmal befindet sich im Stephansdom, das Denkmal auf dem Heldenplatz (A. D. von Fernkorn, 1865). Brandenburg unter dem Großen Kurfürsten Seit 1613 waren die Kurfürsten calvinistisch., aber das Land blieb protestantisch (lutherisch). Gewonnennen Länder: 1614 Cleve und Mark (Krieg gegen Sachsen - bekam den Herzogtitel, und Pfalz-Neuburg - die Pfalz gewann Jülich und Berg). 1618 Herzogtum Preußen (bis 1657 als polnisches Lehen. Der letzte Hochmeister war nämlich Hohenzollern, der 1525 das Gebiet säkularissierte. Als Friedrich Wilhelm 1688 starb, war Brandenburg eine Großmacht: um Halberstadt und Minden (Ersatz für das „schwedische“ Vorpommern 1648), 1675 Fehrbellin (die Schweden unter Wolmar Wrangel, besiegt. Dynastie Pfalz-Zweibrücken0), Pommern 1679 um Gebiete östlich der Oder erweitert, auf das bereits eroberte Vorpommern mußte er allerdings verzichten. Usedom und Stettin blieben bis 1720 schwedisch. 1680 Anwartschaft auf Magdeburg /1688 tatsächlich an Brandenburg/, Geb. 1620, einige Jahre auf dem calvinistischen Hof der Oranier im Haag. Ein stehendes Heer, erster Nordischer Krieg an der Seite Polens, um Preußens Souverenität zu bekommen. Um sich vom ständischen Steurbewilligungsrecht zu befreien, führte er nach dem niederländischen Vorbild ein indirektes Steursystem ein. Ansiedlung von 20.000 Hugenotten in Berlin und Brandenburg (von einer 0,5 Million ,die 1685 Frankreich verlassen mußten), Edikt von Potsdam 1685. Merkantilistische Wirtschaftspolitik. Brandenburgisch-afrikanische Handlelsgesellschaft mit dem Sitz Emden, Groß Friedrichsburg gegründet : an der Küste von Guinea , 1717 an die Niederlande abgetreten. Andreas Schlüters Reiterdenkmal im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg. Königin Charlotte Sophie Charlotte, geboren 1668 als Tochter des späteren Kurfürsten von Hannover, wurde umfassend ausgebildet, liebte wie ihre Mutter die Philosophie, die Musik und die Gartenkunst. Sie war vielseitig begabt, geistreich und sprach auch Französisch, Englisch und Italienisch. Und sie galt als Schönheit. Der französische König soll gar erwogen haben, sie mit einem seiner Söhne zu verheiraten. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag wurde sie mit dem elf Jahre älteren Mann verheiratet, der wegen seines Buckels der "schiefe Fritz" genannt wurde. Sie aber wurde gefeiert. In einer zeitgenössischen Schrift hieß es: "Sie hat den schönsten Hals und die schönste Haut, die man sich denken kann, große, sanfte, blaue Augen, eine wunderbare Menge schwarzer Haare, Augenbrauen, als wären sie mit dem Zirkel gezogen ..." Anfangs scheiterte die Erfüllung ihrer wichtigsten Ehepflicht: Der erste Sohn starb kurz nach der Geburt, es folgte eine Fehlgeburt. Erst 1688 gebar sie einen Thronfolger - Friedrich Wilhelm I., den späteren Soldatenkönig. Sie wollte ihn feinsinnig erziehen, er aber war ein militärbegeisterter Sparsamkeitsfanatiker, der später erklärte, seine Mutter hätte ihn verzogen. Doch auch ihr Gemahl, der sich 1701 zum Preußenkönig Friedrich I. krönte, war vom Militär begeistert. Sophie Charlotte langweilten die altmodischen Sitten am soldatisch geprägten Hof im Berliner Schloss. Also etablierte sie auf ihrem Sommersitz, dem Schloss Lietzenburg[14], eine kulturelle Gegenwelt: Hier trafen sich Künstler und Freidenker. Das brachte ihr den Namen "philosophische Königin" ein. Sie war mit dem Universalgenie Leibniz befreundet und unterstützte ihn bei der Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften. Legendär waren auch die Feste am ersten Musenhof Preußens. Es hieß, die Gäste hätten danach direkt zum Morgenempfang des Königs gehen können. Als die Königin 1705 dem langweiligen Berliner Hofleben nach Hannover entfloh, um mit ihrer Familie Karneval zu feiern, starb sie. Zwar taufte der König ihr zu Ehren das Schloss auf den Namen Charlottenburg. Doch er fürchtete auch die Hinterlassenschaft der klugen Königin und verbrannte Teile ihrer Korrespondenz - er fürchtet, darin sei schlecht über ihn geschrieben worden. Aufstieg Preußens Sohn des Großen Kurfürsten - Friedrich III. wurde zum König Friedrich I., das Herzogtum Preußen zum Königreich in Preußen, weil Westpreußen immer noch polnisch war. Prunkliebend, 12 Tage dauerte der Krönungszug von Berlin nach Königsberg . Januar 1701. Schloß Charlottenburg 1699 von Schlüter der Mittelbau entworfen; sonst J. Nehring; Berliner Stadtschloß von Schlüter (1695-1706) an Berninis Louvre orientiert,1700 die Berliner Akademie gegründet Andreas Schlüter (* vermutlich 1659 oder 1660 in Danzig; † 1714 in St. Petersburg) war ein preußischer Architekt und Bildhauer. Er wurde 1694 nach Berlin berufen und schuf zwei Jahre später die Schlusssteinreliefs (sterbende Krieger) im Innenhof des Berliner Zeughaus, die als wuchtige Anklage gegen den Krieg verstanden werden, während er an den Aussenwänden des Zeughauses, den Krieg überhöhende Refliefe angebracht hat. Schlüter soll Mitglied einer Mennonitensekte gewesen sein, die den Krieg verdammte. Realistisch und impressiv zeigen sie das Grauen der Schlachtfelder. Der Innenhof des neu restaurierten Zeughauses, welches Waffenmagazin war, ist nach Schlüter benannt. Auf seiner Italienreise 1696 studierte er die großen Meister. Vor allem Michelangelo Buonarroti und Gian Lorenzo Bernini prägten sein Werk. 1698 wurde er vom Kurfürsten und späteren König Friedrich I. mit der Neugestaltung des Berliner Schlosses beauftragt. Er schuf den bedeutendsten Profanbau des protestantischen Barocks, mit Elementen des italienischen Barocks und des aufkeimenden Klassizismus. Sein bekanntestes Werk ist das Bernsteinzimmer. Es wurde 1701 angefertigt und 1716 dem russischen Zaren Peter den Großen geschenkt. Von 1702 bis 1704 war er Direktor der Akademie der Künste. Zwei Jahre später fiel er wegen mangelhafter Fundamentierung des Münzturms am Berliner Schloss in Ungnade und wurde als Hofbaumeister unehrenhaft entlassen, blieb aber als Hofbildhauer im Amt. Sein bedeutendstes Reiterstandbild war das des Großen Kurfürsten im Charlottenburger Schlosshof, gegossen 1708. 1713 Friedrich Wilhelm I., pietistisch beeinflußt: sparsam, pflichbewußt, die einseitige militärische Ausrichtung des Staates, Kantonreglement zur Aushebung der Soldaten,, Besteuerung des Adels, Zentralisierung: Generaldirektorium als oberste Vewaltungsbehörde, Finazämter in den Städten. Tuchindustrie, 14 - 17.000 aus Salbzburg vertriebene Lutheraner 1732 in Ostpreußen angesiedelt: Kredite, um Häuser kaufen zu können, für drei Jahre von Steuern befreit. Erwerb des östlichen Vorpommern mit Stettin nach dem zweiten Nordischen Krieg 1720. Friedrich II. Geb. 1712, Fluchtversuch 1730 – Inhaftierung in der Festung Küstrin, Warte-Mündung in die Oder – Kostrzyn (1,5 Jahre, Leutnant von Katte hingerichtet, Heirat der braunschweigischen Prinzessin. Schloß Rheinsberg am Grienericksee: 1736-1740 Wiederaufbau des niedergebrannten Schlosses nach Plänen von G.W. von KnobelsdorfFranz von Trenck Friedrich I versammelte hier bedeutende Männer der Wissenschaft und der Künste um sich und verbrachte in Rheinsberg seine glücklichsten Tage bis er 1740 den Thron bestieg. 1744 schenkte er das Schloss seinem jüngeren Bruder, dem Prinzen Heirich. Nach einer großen Brandkatastrophe 1740, wo weniger als 30 Prozent der Häuser übrig blieben, erhielt der Königliche Intendant Baron von Knobelsdorff den Auftrag die Stadt neu zu projektieren. Der Grundriss weist ein durchgehendes Straßennetz mit sich rechtwinklig kreuzenden Straßen auf, alle Scheunen wurden außerhalb der Stadt errichtet und die Häuser in Traufstellung[15] gebaut. Der Schlosspark wurde bedeutend ausgebaut und in die Weite der landschaftlichen Umgebung erweitert. Den Ort machten auch Fontane (mit seinem Roman Stechlin) und Kurt Tucholsky Friedrich stand seit 1736 Korrespondenz mit Voltair, der 1750 Preußen besucht und für den eine Rente 20 00 Franks ausgeschrieben wurde. Golo Mann, 44: Große, sonderbare, liebens- und hassenswerte Erscheinung! Dieser Urgründer des preußischen Deutschland sprach und dichtete französich (31 Bände 1846-57) und machte sich über die deutsche Zivilisation lustig. König von Gottes Gnaden, aber ohne Religion, Menschenfreund und Menschenverächter, Freigeist und Despot, Bürgerkönig und Beschützer des Junkertums, noch Jahrhunderte später der Abgott der Nationalisten, aber in seiner Person ein volksfremder, grimmiger, trostloser Spottvogel, ein Mensch von höchster musischer Kultur und doch auch abergläubisch, starr und finster – so steht Friedrich II. vor der Geschichte da Seine Legende /../ hat zum ersten Mal die Deutschen mit jener Haltung vertraut gemacht, welche von dem großen Manne große Taten erwartet, den Zauberer gewähren läßt und sich nicht um seine Mittel kümmert, solange er nur, wieder und wieder, Erfolg bringt. Ewald von Kleist, Freund Lessings – Schlacht bei Kunersdorf: An den König, an die preußische Armee, 1757 Thomas Mann: Friedrich und die große Koalition, Ess. 1916 156-1763 Siebenjähriger Krieg nach dem neuen Bündnis Österreich – Frankreich: nach dem Sieg von Lobositz 1756[16] , bei Prag (Štěrbohol), nach der Schlacht bei Kolin. Daun zwang 1757 Friedrich II. Böhmen zu räumen. Im Herbst 1757 besetzten die Russen Ostpreußen. 1758 fiel Friedrich in Mähren ein. Die Schlacht bei 1759 Kunersdorf (Kunowice: Wojwodschaft Gorzów (Landsberg an der Warthe ): Sieg des russischen und habsburgischen Heers (unter General Laudon und Saltykow). Trotzdem konnte Friedrich II. seine Niederlage durch Siege 1760 Liegnitz über Laudon und bei Torgau über Daun noch wettmachen. Gerettet wurde er durch den Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland im Januar 1762. Ihr Nachfolger Peter III. war sein Bewunderer und stieg aus der Koalition aus. Frieden von Hubertusburg bestätigte die Gebietsgewinne Preußens, um die Kurstimme für Josef I. zu sichern. Sachsen August der Starke (1670, Kurfürst von Sachsen seit 1694, starb 1733 in Warschau) Bewunderer Ludwigs XIV. , Übertritt zum Katholizismus. 1697 zum poln. König gewählt (als August II). 1701-1720 der zweite Nord. Krieg gegen Schweden (zuerts Karl XII erfolgreich – Narva 1700, erst 1709 Poltawa: Schweden blieb nur der westliche Teil Vorpommerns. Rangordnung, Intrigen und Mätressenwirtschaft prägten Augusts Hof, der dazu durch den polnischen Adel ein fast exotisches Flair bekam. Als Kurfürst bemühte sich August um die Einführung indirekter, d. h. verbrauchsorientierter Steuern (1703 Generalkonsumakzise). Er wollte finanziell unabhängig von den Ständen agieren, da diesen die Bewilligung direkter Steuern zustand. Eine oberste Rechnungsprüfbehörde wurde 1707 eingerichtet, um Ordnung in die Staatsfinanzen zu bekommen. Eine staatliche Förderung der Wirtschaft Sachsens (exportorientiert, Leipziger Messe) nach den Grundsätzen des Merkantilismus trat hinzu, wobei sich August um die Gründung eines Kommerzkollegiums (1735 umgesetzt) bemühte, um diese zu effektivieren. Der Ökonom Paul Jacob Marperger (1656 - 1730) einer der meistgelesenen Autoren in der Vorgeschichte der Betriebswirtschaftslehre in Deutschland, die damals (als »Privatökonomie«) noch Bestandteil größerer Arbeitsfelder, der späteren Politischen Ökonomie u. Volkswirtschaftslehre, gewesen ist, kam 1712 nach Dresden. Die sehr zahlreichen Schriften M.s erstrecken sich v. a. auf die Gebiete der »Manufacturen, Commerzien, Policey- und Cameral-Sachen«, also auf die Beförderung der »Glückseeligkeit« (salus publica) eines Landes. Die Spannweite von M.s Lehrschriften u. consilia reichte von polizeiwissenschaftl. Themen wie dem Traktat Von den großen Laternen und nächtlichen Illuminationibus (Dresden 1722) über die Zeitungstheorie in der Anleitung Zum rechten Verstand und nutzbarer Lesung [...] Ordentlicher [...] Zeitungen oder Avisen, [...] (o. O.. 1726) bis zu wirtschaftsgeographischen Schriften, z.B. Geographische, historische und merkatorische Beschreibung derjenigen Länder, welche dem preußischen Scepter in Teutschland unterworfen sind (Bln. 1710). Als wirtschaftlich bedeutsam erwies sich auch die kurfürstliche Reform der sächsischen Post um 1722, die damals die schnellste in Deutschland wurde. Bekannt ist zudem die Nacherfindung des Porzellans durch Böttger, die zur Gründung der Meißner Porzellanmanufaktur 1710 führte. Der protestantische sächsische Adel verhinderte August den Starken , einen Zentralismus einzuführen. Die Verbindung Sachsens und Polens hörte mit dem Tod seines Sohnes 1763 auFranz von Trenck Matthäus Daniel Pöppelmann schuf für Barockfeste den Zwinger, 1709-1716, Statuen von Balthasar Permoser; Nymphenbad mit Grotten), Frauenkirche (protestantisch, ein Zentralbau), Hofkirche – katholisch, G. Chiaveri 1738-56, das Deckenfresko von Maulbertsch). Pillnitz Lustschloß, 7 km SÖ von Dresden Bergpalais, Wasserpalais 1720-23 . Pillnitzer Konvention 1791 zwischen Leopold II und Fridrich Wilhelm II. Matthäus Daniel Pöppelmann (* Mai 1662 in Herford; † 17. Januar 1736 in Dresden) deutscher Baumeister des Barock. Er stand seit 1686 im Dienste des sächsischen Hofs. Pöppelmann wurde 1705 Landbaumeister, besuchte 1710 Rom und Neapel und 1715 Paris und wurde 1718 Oberlandbaumeister. In dieser Stellung entfaltete er eine umfangreiche Bautätigkeit, welcher Dresden die glänzendsten und fantasievollsten Schöpfungen des Rokokostils verdankt. Er begann 1711 den Zwinger, führte 1722 den Umbau der Moritzburg und 1727-31 die Umgestaltung der Elbbrücke aus und erbaute 1730 das Japanische Palais. Als sein Hauptwerk gilt der Zwinger in Dresden (1711-1722) In diesem formal einzigartigen Gebäude eines befestigten Turnierplatzes kam es zu einer einmaligen Verbindung von Architektur und Plastik. Einflüsse des Wiener Barocks und des römischen Barocks zeigen sich in Plänen für das Schloß. Weitere Werke sind: Schloss Pillnitz (1720-1723), Schloss Großsedlitz (seit 1720) eine der letzten innerstädtischen Kriegslücken Warschaus geschlossen. Der Dresdner Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann hatte zusammen mit Joachim Daniel Jauch das Palais entworfen (1724), das Teil der ,,sächsischen Achse" war. Zusammen mit dem Sächsischen Park und dem Opernhaus hatte der Sachsenkönig auch hier eine Art Leistungsschau der Künste initiiert. " Heinrich von Brühl kam 1719 in der Funktion eines Silberpagen an den kursächsischen Hof zu Dresden. Durch das Ableben des Kriegsrates Pauli berief man ihn 1729 in das Amt des "Vortragenden Kammerjunkers" Augusts des Starken. Für seine Verdienste wurde er mit 31 Jahren einer der jüngsten Geheimräte und Minister. Nach dem Tod August des Starken 1733 war Brühl maßgeblich an der polnischen Königswahl beteiligt; er beschaffte die Gelder und leitete zusammen mit Alexander Sulkowski die Außenpolitik Das Vortragsrecht beim Kurfürsten Friedrich August II. (in Polen August III.) wurde November 1733 auf Brühl und Sulkowski beschränkt. Es war eigentlich nur die Frage, ob Brühl oder Sulkowski die Arbeit des willensschwachen und trägen Kurfürsten übernehmen würde. 1738 entschied sich der Kurfürst-König zugunsten Brühls. In diesem Jahr konzentrierte Brühl alle Departements auf sich, darunter solche, zu denen er keinerlei Fähigkeiten oder Begabung besaß, insgesamt ca. 30 Ämter. Das Militärwesen war ihm fremd, von Wirtschaft und ihrer Förderung verstand er nichts. Allerdings war er ein erfolgreicher Diplomat und erprobter Organisator. Seine Ernennung zum Premierminister 1746 war nur eine Formfrage. Der Premierminister Bereits 1748 zeichnete sich die finanzielle Katastrophe ab. Die von Brühl zur Deckung der laufenden Ausgaben bereitgestellten Summen reichten nicht einmal für die Zinsen früherer Schulden. Der Wert staatlicher Schuldverschreibungen sank auf 1/3 des Nennwertes. Brühl tauschte gerichtlich verwaltete Vermögenswerte in solche Schuldverschreibungen um. Das betraf u. a. die hinterlegten Wertpapiere vieler Gewerbetreibender, die daraufhin ihre Kreditwürdigkeit verloren. Zudem ließ er die rückständigen Gehälter der Beamten und Offiziere damit begleichen. Die Ständevertretung (d. h. der Landtag) protestierte mit einer Sonderkommission gegen Brühls abenteuerliche Finanzpolitik, musste sie aber dulden (1749). Um die folgende öffentliche Kampagne gegen Brühl zu entwaffnen, wurden einige Leute, unter anderem der schottische Finanzfachmann A. M. de Bishopfield verhaftet. Weiterhin wurde 1748 die Armee verringert, von 32 000 auf 17 000 Mann, zu wenig, um damit noch einen Faktor in der Außenpolitik darzustellen. Dann wurden staatliche Hoheitsrechte verpachtet, so 1750 und besonders 1754/55 die Generalkonsumakzise (eine Verbrauchssteuer, entsprach etwa der heutigen Mehrwertsteuer), die vom Einspruch der Ständevertretung unabhängige Einnahmequelle des Landesherren. Analog dazu wurden 1750 die Steuern erhöht. Trotzdem betrugen die Staatsschulden 1749-1756 30-35 Millionen Taler. Kurz, Sachsen war bankrott. Der Siebenjährige Krieg tat ein Übriges. Preußen besetzte Sachsen, gab monatlich eine Million Taler für seine Armee aus, verfügte aber über nicht mehr als 6,5 Millionen Taler an jährlichen Steuereinnahmen. Die Differenz der Kriegskosten musste in erster Linie Sachsen bezahlen. Friedrich II. hatte da keinerlei Skrupel und somit am damaligen Ruin Sachsens nicht weniger Anteil als Brühl. Mit dem Tod Augusts III. trat Brühl von seinen Ämtern zurück. Nach dem Ableben Brühls wurde 1763 ein Prozess gegen den Verstorbenen und seine engsten Mitarbeiter angestrengt, der allerdings nie zu einem Ergebnis kam. Denn Brühl handelte in allen Punkten mit der Einwilligung des Landesherren und diesen konnte der Regent Prinz Xaver nicht verurteilen, ohne den Staat insgesamt in Frage zu stellen. Das Maria-Theresia-Denkmal in Wien Nach 13jähriger Bauzeit wurde das Denkmal von Kaspar von Zumbusch auf einem Sockel Karl von Hasenauer im Jahr 1888 fertiggestellt. Im Mittelpunkt befindet sich die auf einem hohen Sockel thronende überlebensgroße Figur der Kaiserin, die das Zepter und die Pragmatische Sanktion in ihrer Linken hält. Um sie herum sind die Allegorien der Kraft, Weisheit, Gerechtigkeit und Milde angeordnet. Am Unterbau ist die Kaiserin von Heroen ihres Zeitalters zu Fuß und zu Roß umgeben. Die Reiterstandbilder zeigen die vier großen Feldherren der Kaiserin: Daun, Laudon, Traun und Khevenhüller. Vor den Seitenflächen befinden sich die Figuren des Staatskanzlers Fürst Kaunitz. Zur rechten Hand der Kaiserin der Minister und Reorganisator der inneren Verwaltung Graf Friedrich Wilhelm Haugwitz, hinter ihm der ungarische Staatsmann Graf Grassalkovich, der siebenbürgische Hofkanzler Freiherr von Bruckenthal, die Juristen und Mitarbeiter an der Gesetzeskodifikation der Kaiserin Rieger und Martini, sowie der Literat Sonnenfels. Zur linken Hand der Kaiserin befinden sich ihr Leibarzt Gerhard van Swieten, dahinter im Hochrelief der Numismatiker Eckhl, der ungarische Historiker Georg Pray und die Komponisten Gluck, Haydn und Mozart als Kind mit der Gloriette im Hintergrund. Abensberg-Traun, Otto Ferdinand Graf von * 27. 8. 1677 Ödenburg (Sopron, Ungarn), † 10. 2. 1748 Hermannstadt (Sibiu, Rumänien) Im Österreichischen Erbfolgekrieg erhielt er 1742 das Kommando über die österreichischen und sardinischen Truppen, zwang 1744 die preußischen Truppen zum Rückzug aus Böhmen und die französischen Truppen über den Rhein. 1747 Generalkommandant von Siebenbürgen. Khevenhüller, Ludwig Andreas Graf * 30. 11. 1683 Linz (Oberösterreich), † 26. 1. 1744 Wien, Feldmarschall. Kämpfte unter Prinz Eugen 1716/17 bei Peterwardein und Belgrad, 1733-37 in Italien. Wurde 1737 Feldmarschall und 1741 Befehlshaber der österreichischen Armee; schlug 1742 Bayern und Franzosen zurück und eroberte Bayern. War auch militärischer Theoretiker. Daun, Leopold Josef Graf, Fürst von Thiano, * 24. 9. 1705 Wien, † 5. 2. 1766 ebenda, Feldmarschall. Hofkriegsratspräsident, hervorragender österreichischer Feldherr, erfolgreicher Gegner des Preußenkönigs Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg. Daun wurde von seinem Vater Wirich Philipp Graf Daun zunächst für den geistlichen Beruf, dann aber für das Militär bestimmt. Im Österreichischen Erbfolgekrieg 1742 vertrieb er die Franzosen aus Böhmen, begann 1748 mit der Reorganisation des k. k. Heeres, gründete (1752) und leitete die Theresianische Militärakademie und wurde 1754 Feldmarschall. Im Siebenjährigen Krieg besiegte er König Friedrich II. von Preußen in der Schlacht von Kolin 1757, wofür er den neu gestifteten Maria-Theresien-Orden erhielt; nochmals siegte er über Friedrich II. in der Schlacht bei Hochkirch 1758 sowie über ein preußisches Korps bei Maxen 1759. 1760 verlor er die Schlacht bei Torgau. Daun wurde wegen seines systematischen Vorgehens und seiner der Manöverstrategie verpflichteten Kriegführung "Zauderer" genannt, hatte aber vielleicht gerade deswegen Erfolg. Laudon, Ernst Gideon Freiherr von (bis 1759 E. G. Loudohn oder Loudon), * 13. 2. 1717 Tootzen (Tootsi, Estland), † 14. 7. 1790 Neutitschein (Novy Jičín, Tschechische Republik), kaiserlicher Feldmarschall (ab 1778). 1732-42 Offizier in der russischen Armee, ab Sommer 1744 in österreichischen Diensten. Im 7-jährigen Krieg errang Laudon mehrere Siege (1758 bei Domstadtl in Mähren, 1759 mit Fürst Saltykow bei Kunersdorf, 1760 bei Landshut in Schlesien), er unterlag jedoch wenig später bei Liegnitz; 1761 gelang die Erstürmung der Festung Schweidnitz durch Handstreich[17]; danach von wichtigen Funktionen ausgeschlossen. Bei Volk und Armee beliebt, neigte er zu Schwermut und war leicht verletzlich. In Rivalität stand er zu L. J. Graf Daun und Franz von Trenck M. Graf von Lacy. Grabmal im Park seines Schlosses in Hadersdorf (Wien 14), Reiterstandbild am Maria-Theresia-Denkmal. Franz Freiherr von der Trenck. K. K. Obrist, berühmt - berüchtigter Panduren- Kommandant Er war eine der schillerndsten Gestalten des 18. Jh. In seinem kurzen Leben (er starb im Alter von 38 Jahren) spiegelt sich eine Fülle wildester Leidenschaften und heroischer Tugenden. Geboren wurde Franz von Trenck am 1. 1. 1711 in Reggio di Calabria. Sein Vater, ein preussischer Edelmann, trat während der Türkenbelagerung Wiens 1683 aus brandenburgischen Kriegsdiensten in die österreichischen über, wo er nahezu 60 Jahre seines Leben verbrachte. Franz von Trenck begleitete bereits als kleiner Junge seinen Vater bei seinen militärischen Wanderungen nach Messina, Palermo, Neapel, später Venedig, Kärnten, Steiermark, Tirol, Kroatien, Slawonien Syrmien und das Banat. Als 1737 der Krieg zwischen Russland und der Türkei, an dem bald auch Österreich teilnahm ausbrach, meldete sich auch Franz von Trenck zu den Waffen. Er bot General Seckendorf an, mit einem selbst geworbenen Korps Panduren in Bosnien einzufallen. Seckendorf, der Trenck`s Vorgeschichte gut kannte, lehnte ab. Franz von Trenck trat darauf in russische Dienste als Rittmeister im Husarenregiment des Obersten Cumming. F erwies sich jedoch andererseits als tapferer Soldat und wurde deshalb zum Major des Olow`schen Dragonerregiments ernannt. Aber Auch hier bekam Franz von Trenck Ärger mit seinem Obersten, den er öffentlich geohrfeigt hatte. Franz von Trenck wurde vor das Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Das Urteil sollte am 10. 1. 1740 vollstreckt werden. Franz von Trenck stand bereits vor dem Erschießungskommando als der Pardon von Feldmarschall Münnich, der trotz aller Händel und Rauferein den tapferen Franz von Trenck schätzte, eintraFranz von Trenck Franz von Trenck wurde degradiert und zu halbjährigem Gefängnis verurteilt, danach aus Russland verwiesen. Ein Teil der Haft wurde ihm erlassen und so traf Franz von Trenck Ende 1740 in Leutschau bei seinem Vater ein. Er begab sich danach eine Zeitlang auf seine Güter. Der Einfall von Räubern in sein Haus, deren Züchtigung er auf eigene Rechnung übernahm, brachte Franz von Trenck in einen Konflikt mit der Justiz. Seiner Verhaftung entzog sich Franz von Trenck durch Flucht nach Wien. Die Kapuziner gewährten Franz von Trenck Asyl bis die Angelegenheit durch Vermittlung Herzogs Karl v. Lothringen beglichen war. Franz von Trenck kehrte auf seine Güter in Slawonien zurück. Als Ende 1740 der 1. Schlesische Krieg ausbrach, erbot sich Franz von Trenck seiner Kaiserin tausend Panduren auf eigene Kosten aufzustellen. Das Angebot wurde angenommen und Franz von Trenck erhielt das Majors - Patent. Im März 1741 hatte Franz von Trenck innerhalb von 3 Wochen tausend Mann beisammen und kam mit ihnen nach Wien, wo die Truppe durch ihre eigentümliche Tracht und Bewaffnung allgemeine Aufmerksamkeit erregte. Franz von Trenck rückte auf Befehl des kommandierenden Generals Graf v. Neipperg nach Schlesien. Franz von Trenck glückten mehrere gute Streifzüge. Auf einem sollte ihn Baron Menzel (später Inhaber eines Husarenregimentes) begleiten. Franz von Trenck hatte aber schon vorher mit Menzel Streit gehabt und lehnte mit den Worten "..ich habe dieses Korps Panduren aufgestellt und Ihre Majestät hat nur mir dessen Führung anvertraut ... " ab.Die Panduren lehnte es ab, unter Menzel ins Feld zu ziehen, 40 kamen wegen Widersetzlichkeiten nach Glatz zu Schanzarbeiten. Nach 5 Wochen Arrest übernahm Franz von Trenck wieder das Kommando über seine Panduren. In den nächsten 2 Jahren vollbrachten die Trenck´schen Panduren die tollsten Streifzüge, bei denen sie sich allerdings auch vieler Grausamkeiten an der Bevölkerung schuldig machten. Franz von Trenck dessen Tapferkeit und Verdienste Feldmarschall Khevenhüller ebenso rühmte, als er dessen grausame Härte und Beutegier streng rügte, wurde zum Obristlieutenant befördert. Am 20. 10. 1744 stürmten seine Panduren Budweis wobei der preussische General Kreutz mit 1.000 Mann nach fünfstündigem Kampf gefangen wurde. Am 23. 10 zwang Franz von Trenck die 600 Mann starke Besatzung des Schlosses Frauenberg (heute Hluboká), nachdem er ihre Wasserleitung unterbrochen hatte, zur bedingungslosen Kapitulation. Kurz vor seinem Tod im Januar 1744 schlug Feldmarschall Khevenhüller der Kaiserin Maria Thersesia die Beförderung Trenck´s zum Obristen vor. Der Vorschlag wurde angenommen. So begab sich Franz von Trenck nach seiner Genesung in seinem neuen Range nach Wien wo ihn die Kaiserin mit Auszeichnung empfing. Anschließend kehrte Franz von Trenck auf seine Güter zurück wo er für den neuen Feldzug 800 Mann anwarb. In den Feldzug 1745 fallen einige der denkwürdigsten Unternehmungen der Trenk`schen Panduren. Die Einnahme der Festung Kosel bei der 18 Offizieren und 400 Mann gefangen und 27 Kanonen nebst 100 Munitionswagen erbeutet wurden. Auch am 30. 9. focht Franz von Trenck mit seinen Panduren bei Soor. Diese Schlacht wurde ihm später zum Verhängnis. Als Franz von Trenck den Sieg der kaiserlichen bereits sicher wähnte, plünderte er das preussische Lager, wobei das Zelt und das silberne Tafelservice Friedrich II. auf seinen Anteil kam. Als Friedrich II. dies erfuhr, soll er vergnügt gerufen haben: "... desto besser, desto besser, so haben doch meine Feinde etwas zu tun und ich werde an der Hauptsache nicht gehindert...!" Trenck wurde später beschuldigt, er habe den König in dessen Zelt gefangen genommen, ihn aber gegen Zahlung eines größeren Betrages wieder laufen lassen. Obwohl Franz von Trenck von diesen Beschuldigungen wusste, ging er nach Beendigung des Feldzuges nach Wien. Dort hatten sich inzwischen seine Feinde zusammengetan und Franz von Trenck bei der Kaiserin angeschwärzt. Die Klagen waren so massiv, dass die Kaiserin die Errichtung einer Untersuchungskommission anordnen musste. Das Resultat war, dass man Franz von Trenck eine geringe Geldbuße auferlegte, worauf er sich Anfang 1746 wieder auf seine Güter begab. Später in Wien angekommen, erhielt er sofort Hausarrest. Er beachtete dies jedoch kaum und fuhr in den schönsten Equipagen in der Stadt herum. Im Theater, im Beisein der Kaiserin, stürzte sich Franz von Trenck auf einen seiner Gegner, den er in einer Loge erblickt hatte, um ihn zu züchtigen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Franz von Trenck wurde vor das Kriegsgericht gestellt, dessen Präsident General Löwenwalde, einer der erbittertsten Gegner Trencks war. Dieser leitete die Untersuchungen in höchst parteiischer Weise. Die gegen Franz von Trenck erhobenen Beschuldigungen lauteten: daß er Regimentsgelder veruntreut, mehrere seiner Panduren niedergemetzelt, seine Leute zum Raub von Kirchengerät aufgefordert und Geistliche mit Schlägen misshandelt hätte. Auch die Soorer Lagergeschichte wurde wieder aufgefrischt. Nach einer abwertenden Bemerkung Gen. Löwenwalde zu dem von Herzog Karl zugunsten Franz von Trenck vorgelegtem Zeugnis kam es zum Eklat: Franz von Trenck packte den Präsidenten des Gerichts an der Brust, schleifte ihn zum Fenster und machte Anstalten, ihn hinauszuwerfen. Nur die anwesenden Wächter konnten dies durch schnelles Einschreiten verhindern. Franz von Trenck wurde zum Tode verurteilt. Die Bestätigung des Urteils wollten die Urheber während der Abwesenheit des Kaisers und Herzog Karls erreichen. Freunde Trencks verwendeten sich für ihn bei der Kaiserin, die das Urteil aufhob und eine Wiederaufnahme des Prozesses anordnete. Nun kamen alle Unrechtmäßigkeiten des 1. Prozesses an`s Tageslicht, aber es blieb noch genug übrig um Franz von Trenck zur lebenslangen Festungshaft auf dem Spielberg in Brünn zu verurteilen. Seine Güter wurden unter die Verwaltung des von Franz von Trenck benannten Freunden gestellt. Die Kaiserin befahl, da sie das kriegsrechtliche Urteil nicht umstoßen konnte und wollte, dass man Franz von Trenck in der Haft Alles was er nur wünsche, nur nicht die Freiheit gewähren möge. Am 22. 9. 1749 setzte Franz von Trenck sein Testament in 22 Paragraphen auf. Neben dem Festungskommandanten und seinen 7 Kindern und den Offizieren vermachte er größere Beträge der Kirche für Messen und den Kapuzinern, die ihm seinerzeit Asyl gewährt hatten. Außerdem sollte ein Spital für Arme und Bedürftige errichtet werden. In diesem Paragraph ist bemerkenswert, dass Franz von Trenck wünschte, dass vorzüglich Personen aufgenommen werden sollten, die sich legitimieren können, dass sie in der Stadt Cham oder im Isarwinkel von dem letzten Krieg verunglückt oder verarmt seien (hier hatten seine Panduren am schlimmsten gewütet). Zehn Tage nach Aufstellung dieses Testaments starb Franz von Trenck, ohne eigentlich krank gewesen zu sein und zwar zu der Stunde, die er vorausgesagt hatte. Am 4. 10. ließ er die Offiziere der Bürgergarnison sich versammeln, ließ sich als Kapuziner die Tonsur scheren und legte das Habit der Ordensbrüder an. Gegen 11 Uhr rief er aus: .."Gottlob, meine Stunde ist gekommen..!", setzte sich an den Tisch, stützte seinen Kopf auf die Arme und verweilte so eine Zeitlang. Als ihn die Anwesenden nach einiger Zeit berührten, merkten sie, dass Franz von Trenck tot war. Sein Verwandter, Major Friedrich v. d. Trenck meinte später, dass Franz von Trenck im Besitz des sogen. "Aqua Toffana" war, welches, wenn man es nimmt, den Tod bis auf die Stunde voraussehen lasse und mit diesem Gift hätte sich sein Vetter das Leben genommen. Franz von der Trenck wurde in der Kapuzinergruft in Brünn in einem gläsernen Sarg, der 1872 in eine neuen Sarg aus Metall umgebettet wurde, beigesetzt. Er hatte viele Feinde aber auch hochgestellte Personen, die sich für ihn einsetzten, so Feldmarschall Khevenhüller und Prinz Karl v. Lothringen. Wenzel Anton Graf von Kaunitz seit 1764 Reichsfürst von Kaunitz-Rietberg, österr. Staatsmann, *Wien 2.2. 1711, ebd. 27.6. 1794; Der zweite Teil seines Namens geht auf die Herrschaft bei Gütersloh zurück: die Erbin der Grafschaft Rietberg, Maria Ernestine Franziska heiratete im Alter von 12 Jahren 1699 den mährischen Grafen Maximilian Ulrich von Kaunitz mit Stammsitz in Austerlitz. Die Eheleute vereinigten Namen und Wappen und führten den Namen Kaunitz-Rietberg. Seit dieser Heirat wurde die Grafschaft Rietberg von Austerlitz bzw. Wien regiert. Der berühmteste Familienmitglied Wenzel Anton begann seine Karriere als Diplomat in Turin und Brüssel. 1745 wurde er zum Minister ernannt. 1749 verfaßt Kaunitz die Denkschrift über ein neues politisches System. 1750 im November trifft Wenzel Anton als Gesandter in Fontainbleu ein und befreundet sich mit der Marquise de Pompadur.1753 wird Kaunitz zum Staatskanzer ernannt. 1756 am 29. August beginnt der Siebenjährige Krieg. 1764 Nach der Kaiserkrönung Josephs II. in Frankfurt wird Kaunitz am 3. April in den Reichsfürstenstand erhoben. Sein Titel: Fürst von Kaunitz, Reichsgraf zu Rittberg. Allerdings darf jeweils nur ein Mitglied der Familie den Fürstentitel führen und nicht wie bei den großen Familien (z. B. Liechtenstein) sämtliche Mitglieder der Familie. Ein Adeliger und seine Lebensweise Die Toilette blieb lebenslang eine Hauptsache für den Fürsten. Selbst am Morgen, als er wußte, daß seine Monarchin Maria Theresia im Sterben liege, ließ er sich nicht abhalten in aller Ruhe Toilette zu machen, wobei besonders seine Haare aufs sorgfältigste behandelt wurden. Die gleiche Sorgfalt ließ er seiner gesamten Umgebung zukommen. Strengste Symmetrie herrschten zwischen den Federn und Bleistiften die in völliger Parallelität liegen mußten. Währen des Diktierens entfernte er den Staub von Vasen, Rahmen und Kästen des Arbeitszimmers. Kleidung Während Wenzel Anton in jungen Jahren z.T. außerordentlich extravagate Kleidung trug, berichtet wird von einem rosa Anzug der einiges Aufsehen erregte, ging er in höherem Alter dazu über, immer nur schwarze Hose und Strümpfe mit goldenen Schnallen auf seinen ebenfalls schwarzen Schuhen zu tragen. Das kam seiner Grundgewohnheit der Gleichmäßigkeit am meisten entgegen. Baron Fürst, der Botschafter Berlins am Kaiserhofe schreibt "Gleich im Anfang seiner Gewalt (als Staatskanzler) wollte sich Kaunitz auch über die Hofettikette hinwegsetzten. Mit der spanischen Tracht vereinigte er statt roter weiße Strümpfe. Er erschien mit Haarbeutel und einem gewaltigen Muff. Allenthalben begleitete ihn eine große Dogge, die er nur zum Hof nicht mitnahm. Während er als Staatskanzler immer geschmackvoll gekleidet war, bei besonderer Gelegenheit selbst prächtig, aber nie reich oder gestickt. "En grande parure" mit Degen erschien er selbst bei Hofe nie. Auf der Brust trug er stets den Orden vom goldenen Vließ mit Brillanten, wie der englische Tourist Wraxall erzählte. Er besaß daneben noch den von der Kaiserin anläßlich der Vermählung der Erzherzogin Christine mit Herzog Albert von Sachsen-Teschen verliehenen St. Stephansorden mit Brillanten, eine außerordentliche Ehre, die jedem anderen Untertanen nach den Aufwandsgesetzten untersagt war. Kaunitz der Reiter Durch das ganze Leben des Fürsten zieht sich sein Hang zu Pferden. Seine Reitbahn im Palais im Mariahilf hielt er für die Beste im Reich. Allgemein wurde seine Geschicklichkeit und die Gewandtheit des Fürsten anerkannt. Selbst im hohen Alter ritt er noch junge Hengste ein. Sein Grundsatz war, dem Pferd unbedingten Gehorsam beizubringen. Das Pferd hatte keinen eigenen Willen zu haben. In seiner Bibliothek war vermutlich die größte Bibliothek über Pferde in Europa versammelt. Gern zeigte sich der Fürst zu Pferde. Auf seine Reitbahn hatte jedermann Zugang. Wenn der Fürst nicht krank war, ritt er fast täglich vor seinem Mittage (also am späteren Nachmittag!) zwei bis drei Pferde und ließ die Reitbahn im Winter mit vielen Argant'schen Lampen beleuchten. Daß er seine Stallmeister selbst unterrichtet und erzogen habe, das wußten viele Wiener bisher durch Tradition. Seit seinem Testament ist dies sogar ausdrücklich der Welt mitgeteilt. Sprache Kaunitz liebte alles französische und sprach von allen Sprachen Französisch am besten. Deutsch konnte er zwar gut, radebrechte es aber z.T. absichtlich um den "Petitmaitre" vom ersten Range zu machen. Latein, italienisch, tschechisch und englisch waren ihm ebenfalls vertraute Sprachen, das tschechische allerdings wohl am wenigsten. Als Kaiser Joseph II. französisch als Amtssprache einführen wollte, weigerte sich der Fürst vollständig und teilte dies auch unmißverständlich dem Kaiser mit. So blieb auch dies aufgrund des Kaunitzschen Einspruchs nur eine Episode der Geschichte. Während der Arbeit mit den Sekretären lag er ganz steif und unbeweglich im Bett. Charakteristisch war auch sein Gruß: er grüßte fast nur durch ein Kopfnicken, die Freunde erhielten dabei ein väterliches Lächeln, alle Anderen die Miene des Protectors. Was er sprach und diktierte, sprach er ebenfalls höchst bedächtig und langsam. Auch durch für andere aufregende Dinge ließ er sich nie aus der Ruhe bringen. Er war ganz von der tiefen Überzeugung durchdrungen, daß ihm Gleichmut und unbesiegbare Standhaftigkeit gebühre, nichts verriet eine innere Bewegung bei ihm. Selbst Menschen die ihn viele Jahre begleitet haben, haben ihn, wie Ludwig XIV., nie lachen gesehen. Über dem Eingang des heutigen Bundeskanzleramtes am Ballhausplatz weist die Inschrift noch auf den ehemaligen Bewohner Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg hin, der für einige Jahrzehnte Dreh- und Angelpunkt europäischer Politik war. Auf Bestreben von Kaunitz wurde das Haus 1767 renoviert und den Bedürfnissen der von Kaunitz völlig neu geschaffenen zentralen Behörde angepaßt. Hier residierte später auch Fürst Metternich, der die Enkelin Wenzel Antons geheiratet hatte. Ernährung und Gesundheit Die ängstliche Sorge für seine Gesundheit stand dabei an oberster Stelle. Der Grund lag wohl darin begründet, daß von seinen zahlreichen Geschwistern nur 3 heiraten konnten, währen alle andern vorher gestorben waren. Die Kindersterblichkeit und natürlich auch die der Erwachsenen lag sehr hoch. Die Medizin steckte z.T. noch in den Kinderschuhen. Trotzdem ist seine Sorge um seine Gesundheit auffallend. In allen Berichten über Kaunitz tauchen Aspekte der Bemühungen um den Erhalt der Gesundheit auf. Frische Luft war dem Fürsten ein Angstmacher. Sowohl seine Fenster als auch sein Kutschen blieben ständig völlig geschlossen. Wärme und Kälte regulierte er mit übereinandergezogenen schwarzen Seidenmänteln. Je nach Temperatur 1-9 Mäntel! Die Hände steckte er in einen Muff. In jedem Zimmer hing ein Thermometer, auch die Reitbahn wurde beheizt! Sein Leibarzt war ein wichtiger Mann in seinem Leben, den er sich sorgfältig auswählte. Gesellschaftlicher Umgang Kaunitz machte ein großes Haus in Wien, aber die Gesellschaft um ihn herum interessierte ihn in keiner Weise. Regelmäßig war bei ihm offene Tafel, früher zu zwölf, später zu 18 Couverts. Kaunitz pflegte seine Einladungen aber erst am gleichen Tage und zwar sehr spät zwischen 10 und 11 Uhr zu schicken, wo die meisten schon anderweitige Verpflichtungen eingegangen waren. Deshalb waren an seiner Tafel manchmal nur wenige Plätze besetzt. Der Engländer Wraxall rühmte vor allem die köstlichen Trüffeln, die aus Turin bezogen wurden. Wenzel Anton machte nie Höflichkeitsbesuche und erschien sehr selten zu Festen. Swinburne, ein weiterer englischer Tourist rühmte die dem Fürsten besonders reservierten Desserts, von denen die Gäste aber nichts anzurühren hatten. Swinburne war eine ausdrückliche Warnung zugegangen, von diesem Backwerk und dergleichen nichts zu kosten. Da er dieses Verbot aber nicht achtete, hat ihn der Fürst dafür ganz ernstlich für mehrere Tage "boudirt". Genauso offen wie seine Mittagstafel war auch die Abendgesellschaft, in der Konversation gemacht und Karten gespielt wurde. Der Fürst selbst spielte Billard, aber nie Karten. Bei diesen Abendgesellschaften konnte jeder (aus der Gesellschaft!) kommen und gehen wie es ihm beliebte. Er empfing seine Gäste nie selbst, ließ ihnen aber alle Freiheiten. Regelmäßig um 11 Uhr, selbst wenn Kaiser Joseph da war, ging Kaunitz schlafen. Ging der Fürst auf Einladung zur Tafel außer Haus, so ließ er sich von seinem Koch die Speisen, Wein, Brot sogar das Wasser bringen. Alle unterwarfen sich diesem Bedingungen, sonst wäre der Fürst nicht erschienen. Zahnhygiene Swinburn erzählt über die Mund- und Zahnpflege des Fürsten, daß er nach jeder Mahlzeit den Mundreinigungsapparat aus der Tasche zog und vor aller Augen längere Zeit mit dem reichhaltigen Instrumentarium und den verschiedenen Spiegeln in seinem Mund herumhantierte. Als Kaunitz diese Operationen auch einmal vor dem französischem Botschafter, Baron Breuil anfangen wollte, stand dieser auf und sagte zu seinen Gästen "Lovons nous, le Prince veut etre seul." Darauf unterblieb das öffentliche Reinigen seiner Zähne, und er speiste nie wieder auswärts. Wenzel Anton und die Kirche Eines der spannendsten Kapitel der Person des Fürsten ist sein Verhältnis zur Kirche. Er hielt sich an alle Regeln (z.B. die Osterbeichte, für die er einmal sogar der Kaiserin Maria Theresia einen schriftlichen Nachweis vorlegte) aber auch nicht mehr. Vehse berichtet von der Merkwürdigkeit, daß seine Sonntagsmesse, die er in seinem Hause hörte, immer nur 10 Minuten gedauert hätte. Selbst wenn dies etwas übertrieben war, so ist doch davon auszugehen, daß die Messe sehr kurz war. Kaunitz hohe Meinung von sich selbst hat sicher dazu geführt, daß er fast immer der Ansicht war, daß er selbst die Kirchenverwaltung besser (und natürlich besser zum Nutzen der Krone und nicht der Kirche) geregelt hätte. Solange Maria Theresia noch lebte, waren dies Gedankenübungen, die allerdings von Kaiser Josef in dessen kurze Regierung dann mit der 2. Säkularisierung nach der Reformation umfangreich und z.T. sogar gegen den Willen des Fürsten Kaunitz durchgesetzt wurde. Kaunitz hatte immer auch die rechtsstaatlichen Grundlagen des Staates berücksichtigt. Joseph II. legte sich diese zusätzliche Rücksicht z.T. nicht auf. Nach dem Tode Joseph II. verfaßte Kaunitz ein ziemlich vernichtendes Urteil über die Amtsführung des verstorbenen Kaisers, in dem man seine Erleichterung über dessen Tod deutlich spüren konnte. Wenzel Anton trug eine umfangreiche Bibliothek in seinem Mariahilfer Palais zusammen. Im Bibliothekssaal las er auch allein die Werke, die von der Zensur verboten wurden. Die Bibliothek ist angeblich (in Teilen) noch in Austerlitz vorhanden. Nach dem gegen den Enkel Wenzel Anton, den Fürsten Aloys von Kaunitz-Rietberg-Questenberg geführten Prozess verkaufte dieser 1823 in öffentlicher Auktion eine Bibliothek, weil er Geld brauchte. Wahrscheinlich wurden in dieser Auktion auch die Bücher seines Großvaters Wenzel Anton verkauft. Im Antiquariatshandel tauchen immer wieder Exemplare aus der Bibliothek Kaunitz auf. Kaunitz als Förderer und Mäzen der Künste In Antwerpen fand Kaunitz besonderen Gefallen an der Malerei Rubens'. Der dort grundgelegte Eindruck führte 1776 und 1777 zu Empfehlungen an die Kaiserin, Rubensgemälde für die Kaiserliche Sammlung anzukaufen. Kaunitz nahm reges Interesse an der Neuaufstellung der Gemäldegalerie im Belvedere. Groß war auch sein Anteil an der Ausgestaltung des Schönbrunner Schloßparkes. Neben Herzog Albert von Sachsen-Teschen[18] bildet er den Mittelpunkt des kunstsinnigen Adels in Wien und sammelte auch selbst Kunst in großem Stil. Noch im Jahre 1800 listete eine Beschreibung des Palais einen Bestand von 2000 Bildern auf. Einen besonderen Schwerpunkt bildet sein Interesse an der Graphik. Alle bedeutenden Stecher waren mit Blättern in seiner Sammlung vertreten. Allein 82 Holzschnitte von Dürer waren in der Nachlaßauktion nach dem Tode des Fürsten vertreten. Mit Johann Winkelmanns "Geschichte der Kunst des Altertums" begann die Kunstgeschichte. Das grundlegende Werk wurde dem Protektor Wenzel Anton gewidmet. Kaunitz unterstützte die Gründung einer eigenen Kupferstecherakademie in Wien am 1.7.1766 und übernimmt das Protektorat. Die Statuten sind wesentlich vom Fürsten mitbestimmt. Seit dem 28.4.1770 war er auch noch Protektor der bekannten Graveur- und Bossier[19]schule.Auch an der zwischen 1770 und 1773 neu organisierten Akademie der vereinigten bildenden Künste war Kaunitz maßgeblich beteiligt. Auch hier übernahm er das Protektorat. Die Bildergalerie die Fürst Wenzel mit großem Aufwand in ganz Europa zusammengetragen hatte, wurde am 1.3.1820 und 1829 unter seinem Enkel Alois im Kaunitzschen Stadtpalais in der Dorotheergasse versteigert. Der Tod Wenzel Antons Nachdem Wenzel Anton immer mehr sein Gehör eingebüßt hatte und 1792 auch als Staatskanzler zurückgetreten war, wurde er im Mai 1794 schwach, traurig und niedergeschlagen. "Ich fühle", sagte er zu seinem Sohn, "daß ich gehen muß, tröste, ermutige mich." Am 12. Juni machte er sein Testament, empfing die Sakramente und ließ sich täglich von seinem Almosenier[20] die Messe lesen. Darüber freuten sich besonders seine Schwiegertochter deren Schwester, die Fürstin Eleonore Liechtenstein, die ihn immer für einen verkappten Freimaurer gehalten hatten. Die Wiener Zeitung Nr. 52 widmete dem Charakter des Fürsten einen Artikel. Dieser Nekrolog blieb bis zur Veröffentlichung von Hormayr 1807 der einzige Nachruf von Belang. Die kühle Persönlichkeit des Fürsten hatte wenig entflammendes. Er schlug keine Schlachten wie sein Widersacher Friedrich II. von Preußen und später Napoleon. Obwohl - oder besser - weil beide viel Blut vergossen, sind sie ungleich häufiger beschrieben worden. Wenzel Antons Nachlaß wurde versteigert. Der alte Fürst wurde einbalsamiert und am 29. Juni auf einem Paradebett im Mariahilfer Gartenpalais ausgestellt.Am 30. Juni wurde der Leichnam nach Austerlitz überführt und in der von ihm selbst gebauten Gruft der neuen Pfarrkirche beigesetzt. Seine Bedeutung liegt darin, 1756 ein Defensivbündnis mit Frankreich geschlosen zu haben, das nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges in ein Offensivbündnis umgewandelt wurde. Diese »Umkehrung der Allianzen« ist einer der Wendepunkte der europ. Politik. K. setzte mit Joseph II. (seit 1765 Mitregent) gegen Maria Theresia die Erwerbung Galiziens (1772), der Bukowina (1775) und des Innviertels (1779) durch. Sein Staatsdenken war absolutistisch und zugleich der Ideenwelt der rationalistischen Aufklärung verhaftet. Haugwitz, Friedrich Wilhelm Graf (ab 1733), * 11. 12. 1702 Sachsen (Deutschland), † 11. 9. 1765, Staatsmann und Verwaltungsbeamter. Ab 1725 ist er zum Katholizismus konvertiert und wurde österreichischer Beamter in Breslau, 1742 Landespräsident von Österreichisch-Schlesien, seine Reformen in Schlesien bekamen Vorbildfunktion für den Gesamtstaat. Von Maria Theresia 1747 zur Reform der Verwaltung von Kärnten und Krain bestellt, sein Reformsystem wurde seit 1749 auf Ganzösterreich (außer Ungarn und Niederlande) übertragen, Haugwitz´ Befugnisse als Präsident des "Directorium in publicis et cameralibus" (Finanz- und politische Verwaltung) erhöht, 1753 oberster böhmischer und erster österreichischer Kanzler. Unter ihm wurde die Justiz von der Verwaltung getrennt und eine oberste Justizstelle geschaffen; mit den Ständen wurden 10-jährige Rezesse vereinbart. Die Steuererhebung hat er dem Adel entzogen; die Gerichtsbarkeit über die Untertanen blieb dem Adel aber bis 1848 noch erhalten . Die Steuerbefreiung für Adel und Klerus wurde aufgehoben und dadurch stiegen die staatlichen Einnahmen (bis 1763 von 6 auf 10 Mio. Gulden). Haugwitz wurde 1760 seines Postens als oberster Kanzler enthoben und zum Staatsminister in inländischen Geschäften im neu errichteten Staatsrat ernannt, was einer Entmachtung gleich war. Seine Position des wichtigsten Reformers übernahm Kaunitz. 1752 kauft er die Herrschaft Naměšť nad Oslavou, gründet dort ein Kapuzinerkloster, in dessen Gebäude später im Zuge der Sekularisierung, nach 1795 eine Tuchmanufaktur gegründet wurde. Heinrich Wilhelm Haugwitz (1770 - 1842) gründete dann die Schlosskapelle, jeder der Dienstmänner musste ein Instrument spielen. Der Schlossherr hatte Kontakte zu Beethoven, ließ hier Salieris Requiem und viele Kompositionen Händels aufführen. Sonnenfels, Joseph von, * wahrscheinlich 1733 Nikolsburg/Mähren, † 25. 4. 1817 Wien. - Kameralwissenschaftler[21], Justiz- u. Verwaltungsreformer, Publizist, Theatertheoretiker. Sonnenfels stammte aus einer jüd. Gelehrtenfamilie: Der Großvater war Oberrabbiner in Berlin, der Vater, der sich Lipman Perlin nannte, trat 1733 als Lehrer der hebräischen Sprache in die Dienste des Fürsten Dietrichstein in Nikolsburg (heute: Mikulov). Einige Jahre später konvertierte er mit seinen drei Söhnen zum Katholizismus u. führte nun den Namen Aloys Wienner. Aufgrund einer Denkschrift über die Förderung der Kameralwissenschaften übertrug ihm Maria Theresia 1763 eine neubegründete Professur an der Wiener Universität. In diesem Amt entfaltete S. eine umfangreiche Tätigkeit, deren bedeutendstes Zeugnis das dreibändige Lehrbuch Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanzwissenschaft (zuerst Wien 1765-76. Bis 1819 acht Auflagen) ist. Die staatswissenschaftl. u. ökonomischen Lehren Sonnenfels' sind weniger Resultat theoretisch-systemat. Ehrgeizes als Dokument eines politisch-prakt. Denkens, das sich in den Bahnen des aufgeklärten Absolutismus bewegt. Der pragmat. Ansatz von S., Staatsphilosophie zeigt sich darin, daß sie die Vergesellschaftung des Menschen auf dessen Interesse an der Verbesserung seiner materiellen Lebensumstände zurückführt. Das Verhältnis zwischen Individuum u. Staat interpretiert S. harmonistisch: »Wir suchen unser eignes Beste, indem wir das Beste des Vaterlandes suchen, wir lieben in dem Vaterlande uns selbst« (Über die Liebe des Vaterlandes. Wien 1771. Neudr. Königst. 1979, S. 13 f.). Durch seine Lehrtätigkeit u. Publikationen, aber auch durch seine Arbeit in hohen Ämtern u. Kommissionen übte S. breiten Einfluß auf die Verwaltungspraxis u. auf die Reformbemühungen in Österreich aus. Am bekanntesten sind wohl seine Aktivitäten auf dem Feld des Strafrechts geworden, v. a. sein Kampf gegen die Folter (Über die Abschaffung der Tortur. Zürich 1775. Neudr. Ffm. 1970). Der Überlieferung nach hat sich Maria Theresia durch ein leidenschaftlich vorgetragenes Plädoyer Sonnenfels' zur Aufbebung der Tortur bewegen lassen. Seine administrativen Talente bewies er, als er innerhalb zweier Jahre Wien mit einer brauchbaren Straßenbeleuchtung ausstattete. 1781 übernahm S. neben seinen zahlreichen anderen Ämtern eine neuerrichtete Professur für »Geschäftsstil«, deren Aufgabe es war, die in Verwaltung u. Gesetzgebung verwendete Sprache zu reinigen. Aufgrund bes. Anordnung hat S. den Texten der kaiserl. Gesetze u. Patente ihre endgültige sprachliche Form gegeben. Sonnenfels sah in der Literatur u. im Theater ein wichtiges Instrument des Staates zur moralischen undsprachl. Erziehung des Publikums sah.An dieser Stelle zeigt sich eine Ambivalenz, die S. als Anwalt des aufgeklärten Absolutismus mit dem System im ganzen teilte: Einerseits forderte er Rechtssicherheit, religiöse Toleranz, Humanisierung der Justiz, Hebung des Massenwohlstands undFörderung der Künste. Andererseits hielt er an der Bevormundung der Bürger durch einen patriarchal. Obrigkeitsstaat fest. Felbiger, Johann Ignaz von, * 6. 1. 1724 Glogau (Glogow, Polen), † 17. 5. 1788 Pressburg (Bratislava, Slowakische Republik), Schulreformer, Augustiner-Chorherr (ab 1758 Abt) in Sagan. Verschaffte sich durch die Reform der katholischen Schulen in Schlesien und Glatz pädagogisches Ansehen, wurde 1774 von Maria Theresia nach Wien berufen und ordnete mit der "Allgemeinen Schulordnung" das österreichische Elementarschulwesen (Deutsche Schule, Pfarrschule) vollständig neu. Allgemeine Schulordnung war ein neues Schulgesetz für "die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Kayserl. Königl. Erbländern" (1774). Die Einführung der Unterrichtspflicht (6.-12. Lebensjahr) schuf die Voraussetzung für eine rasche Alphabetisierung auch der bildungsferneren Schichten. Der Kirche wurde nur noch eine subsidiäre Rolle zugewiesen. In der Hauptstadt jedes Kronlandes wurde eine 4-klassige Normalschule geführt, in der außer Lesen, Schreiben und Rechnen Lehrinhalte für die Berufsausübung, vor allem für die Lehrerausbildung vermittelt wurden. Swieten, Gerard van (ab 1753 Freiherr) * 7. 5. 1700 Leiden (Niederlande), † 18. 6. 1772 Wien, Leibarzt und Berater Maria Theresias (ab 1745); er veranlasste die Herrscherin, den Staatseinfluss auf die Universitäten wesentlich zu verstärken und vor allem den medizinischen Unterricht zu reformieren: Errichtung neuer Lehrstühle, eines Botanischen Gartens, einer Klinik für praktische medizinische Ausbildung, eines chemischen und physikalischen Laboratoriums, Berufung bedeutender Professoren und anderes; G. von Swieten gilt daher als Begründer der älteren Wiener Medizinischen Schule. Er gründete ein Bürgerspital, um den Studenten einen praktischen Unterricht am Krankenbett zu ermöglichen. er trug zur Akademisierung der Chirurgie bei. Es setzte durch, dass Professoren Staatsbeamte wurden, ihre früheren Privilegien beseitigt und die Fakultät der Regierung unterordnet wurde. Zudem erhöhte er den medizinischen Standard in Wien durch Verbesserung von Spitälern und Heilanstalten. Mit J. von Quarin[22] beranlasste er die Gründung von Hebammenschulen, Findelhäusern und einer Schule für Tierärzte. Er drängte weiters zur Errichtung eines neuen Universitätsgebäudes. Als Direktor der Hofbibliothek ermöglichte er durch einen Lesesaal allgemeine Benützung, als Leiter der Studien- und Bücherzensur-Hofkommission bewirkte er eine Lockerung der Zensurbestimmungen. Sein Sohn, der Diplomat Gottfried von Swieten (1733-1803), war 1777 aus Preußen zurückgekehrt, wurde Direktor der Hofbibliothek und wurde Organisator von Konzerten als auch ein Förderer von Musikern wie Mozart, Beethoven und Haydn. Für diesen schrieb er auch die Texte der beiden Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten". Mozart lernte durch ihn seit 1782 Händel und Bach kennen, bearbeitete in seinem Auftrag Händels Messias. Die Begegnung mit der Bachschen Polyphonie stürzte ihn zunächst in die kompositorisch tiefste Krise seines Lebens, aus der er aber gestärkt hervorging und erstmals im Finale des Streichquartetts KV 387 die -zwei Welten» von Sonate und Fuge miteinander versöhnte. Das Gegenstück zu jenem Streichquartettsatz bildete nun das Finale der C-Dur-Sinfonie (Jupiter): Hier legte, Mozart nicht die thematischen Abschnitte, sondern die verbindenden Partien als sich mehrschichtig imitierende Passagen (Fugati) an. Vollends überraschend bleibt aber doch der Schlussteil des Satzes, in dem - Bachs sechsstimmigem Ricercare[23] aus dem «Musicalischen Opfer» vergleichbar - sämtliche fünf Motive des Finales und mittelbar auch der gesamten viersätzigen Sinfonie gleichzeitig miteinander erklingen. Mit Mozarts vierstimmigen Fuge in c-moll für zwei Klaviere (K. 426, vom 29. Dezember 1783) ist ein Bach ebenbürtiges Werk entstanden.. Freimaurerei kam aus den Österreichischen Niederlanden, wo 1721 in Mons die erste Loge gegründet wurde. Herzog Franz Stephan von Lothringen, der spätere Gemahl Maria Theresias, trat der Loge in Den Haag bei und förderte später die Freimaurerei in Österreich, wo er die Verkündigung der Exkommunikationsbulle gegen die Freimaurer (1738) verhinderte. 1742 wurde die 1. Loge "Aux Trois Canons" (Zu den 3 Regeln) in Wien gegründet, der 1754 eine zweite folgte. Das 1764 ausgesprochene Verbot der Freimaurerei hatte zunächst nur formellen Charakter, denn schon 1780 wurden die Logen in Österreich gesetzlich anerkannt und im gleichen Jahr die berühmte Loge "Zur wahren Eintracht" gegründet. 1784 entstand die "Große Landesloge" von Österreich, die 45 Provinziallogen umfasste. Ein Jahr später wurde die Zahl der Logen jedoch eingeschränkt, die restlichen unter staatliche Aufsicht gestellt. Seit ihrem Bestehen unterstützte die Freimaurerei die Ideen der Aufklärung und des Josephinismus. Kaiser Joseph II. stellte sie 1785 unter staatliche Kontrolle. Die bedeutendsten Männer des kulturellen und öffentlichen Lebens gehörten damals Logen an, so G. van Swieten, und J. von Sonnenfels, der einen geistigen Mittelpunkt der Wiener Freimaurerei bildete. Auch um den 2. Stuhlmeister, Ignaz von Born[24] (Vorbild des Sarastro in W. A. Mozarts "Freimaureroper" "Die Zauberflöte"), sammelte sich eine Reihe von Künstlern, unter anderem J. Haydn, F. Zauner und W. A. Mozart. Die Freimaurer entwickelten in dieser Zeit eine rege journalistische Tätigkeit; Aloys Blumauer redigierte das "Journal für Freymaurer" (1784) und "Die Physikalischen Arbeiten der Einträchtigen Freunde in Wien"; Born gab 1784 die "Realzeitung" als Organ der Wiener Freimaurer heraus. Daneben entstand eine umfangreiche Logendichtung. Unter Leopold II. (1790-92) waren die Freimaurer bereits dem polizeilichen Spitzelwesen ausgesetzt, und Franz II. verbot 1801 allen Staatsbeamten, einer Loge beizutreten. Auch Metternich verfolgte die Freimaurer im Vormärz. Erst nach dem Ausgleich mit Ungarn (1867) trat für die österreichische Freimaurerei wieder eine günstigere Wendung ein; allerdings konnten sie nur den auf ungarischem Boden entstandenen "Grenzlogen" beitreten (so der in Neudörfl im heutigen Burgenland). Ein Freimaurereimuseum besteht seit 1975 in Rosenau (Niederösterreich.) Über die Freimaurerei hinaus ging der Geheimbund der Illuminaten. Sein Hauptanliegen war, die Prinzipien der Aufklärung, d. h. die Ideale von Freiheit und Gleichheit, d.h. glücklichen Urzustand der Menschheit, zu fördern. Nicht durch den Umsturz, sondern durch Errichtung einer sittlichen Regierung sollte das Ziel erreicht werden. Mitglieder waren Herder und Goethe; seit 1785 verfolgt und aufgelöst, 1896 neu gegründet. Der Illuminatenorden versuchte durch aktive Beeinflussung von Entscheidungsträgern im politischen und wirtschaftlichen System das aufklärerische Gedankengut effizient zu streuen. Im Buch Das Foucaultsche Pendel von Umberto Eco tauchen die Illuminaten als Geheimgesellschaft auf, die sich auf die Templer berufen. Maria Theresia geb. 1717 , 1713 die Pragmatische Sanktion sicherte ihr die Regierung. Einspruch der Kurfürsten von Bayern und Sachsen, die mit Töchtern Josefs I. verheiratet waren Schlesische Kriege Frankreich an der Seite Preußens (österr. Erbolgekrieg 1740-1748), der bayr. Kurfürst, Der bayr. Kurfürst Karl VII im Januar 1742 zum Kaiser gewählt 1744-1745. England und die Niederlande unterstützen Österreich.. 1744 in Prag, 1745 Franz Stephan von Lothringen. Gebietsverluste in Schlesien (auch Glatz) und Italien. Der dritte – der Siebejährige. Reformen Heeresreform /Daun, Lacy( Besteuerung des Adels, 1749 die böhmische Kanzlei aufgelöst, die Binnezölle aufgehoben (1775 einheitliche Zollregeln für böhmische und Alpenläder sowie polnische Gebiete, förderte die Erschließung des Banats und der Batschka (Wojwodina)[25], Bildungsreform - Friedrich Wilhelm Haugwitz verpflichtete zu einer höheren Kontribution nach dem Erbfolgekrieg) Paseka 30: Directorium in publicis et cameralibus, Oberste Justizstelle 1753 an der Spitze der Haus- Hof und Staatskanzlei (quasie Außenamt) Wenzel Anton von Kaunitz 1760 Staatsrat; Bezirkshauptmann seit 1751 an der Spitze jeder Bezirkverwaltung 1748 der theresianische Kataster: Die österreichische Kaiserin Maria Theresia wollte erstmals Grund und Boden sowohl der Untertanen als auch der Grundherrschaften nach allgemeinen Richtlinien besteuert. Hierzu ließ sie erstmals ein amtliches Verzeichnis aller Grundstücke erstellen, das heute eine herausragende Quelle für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 18. Jh. ist. Die Vereinheitlichung der Grundsteuerverfassungen in der gesamten Monarchie wird auch als Steuerrektifikation bezeichnet. Münzwesen reformiert: l Gulden (in Silber), den Wert von einem halben Taler oder 30 Kreuzer einheitliches Maß- und Gewichtsystem Josephinisches Kataster seit 1785 vorbereitet Zollprohibition, die Preußen treffen sollte und die heimischen Manufakturen förderte. Neue Absatzgebiete : Galizien und Bukowina Peuplierungspolitik zur Neubesiedelung der entvölkerten Gebiete durch Dreißigjährigen Krieg und Türkenkrieg (1737-39) Teilung Polens Die Wahlmonarchie Polen. Sejm häufig beschlussunfähig, weil die Notwendigkeit einer einstimmigen Entscheidung seine Wirkung lähmte. August III. (1733-1763)- von Rußland und dem Kaiser unterstütz gegen den frankophilen Kandidaten Stanislaus Leszczynski[26] – 1733 in Krakau gekrönt: Beginn eines Krieges um die Nachfolge in Polen – 1735 Friede von Wien. Nach seinem Tod haben die Russen den ehemaligen Geliebten der Katharina II. Stanislaus August Poniatowski auf den Thron durchgesetzt. 1768 brach in Polen ein Bürgerkrieg, der sich von dem gleichzeitig verlaufenden russisch-türkischen Krieg eine Schwächung der Zarin versprach. Rußland siegte aber 1770. Aus der Initiative Preußens wurde 1772 der erste Teilungsvertrag zwischen Preußen, Rußland und Österreich geschlossen, bei dem das geschwächte Polen ein Drittel seines Gebietes und 35% seiner Bevölkerung verlor: Preußen annektierte Westpreußen und Ermland (Varmie, 42.000 qkm zwischen Elbing und Königsberg). ohne Thorn und Danzig; Verbindung zwischen Pommern und Ostpreußen hergestellt. Nur etwa zwei Fünftel der neuen Bevölkerung waren Deutsche. Österreich erhielt Galizien (Herzogtum Krakau, Sendomir - ein Teil, Rotrußland, westliches Podolien) In Polen wurden nach der ersten Teilung die Bemühungen um Reformen durch den König Stanislaw August Poniatowski verstärkt. Nach der Französischen Revolution gab sich Polen am 3. Mai 1791 als erstes Land Europas eine Verfassung. Diese wurde von der Konföderation von Targowica (1792) abgelehnt, Russland wurde um Hilfe angegangen. Dies führte zur zweiten Teilung 1793. An dieser war Österreich nicht beteiligt. Die zweite Teilung In Polen wurden nach der ersten Teilung die Bemühungen um Reformen durch den König Stanislaw August Poniatowski verstärkt. Nach der Französischen Revolution gab sich Polen am 3. Mai 1791 als erstes Land Europas eine Verfassung. Die Bürger erhielten die gleichen Rechte wie die Adligen, eine demokratisch gewählte Volksversammlung sollte eine Regierung berufen, der König sollte im Grunde genommen rein repräsentative Funktionen übernehmen (etwa so wie heutzutage in Spanien). Die Verfassung vom 3. Mai wurde von den Nachbarländer Polens als eine Bedrohung für deren absolutistische Herrschaftsform gesehen und nach der Intervention Russlands der Katharina II. und Preussen des Friedrich Wilhelm II. abgeschafft. Diese wurde von der Konföderation von Targowica (1792) abgelehnt, Russland wurde um Hilfe angegangen. Dies führte zur zweiten Teilung 1793. An dieser war Österreich nicht beteiligt. Preußen erhielt die Freie Stadt Danzig sowie Großpolen (die spätere Provinz Posen), Russland Polesien und Wolhynien (heute Weißrussland) sowie den Rest der Ukraine, damit entstand eine gemeinsame Grenze zu Österreich. Der darauf folgende Kościuszko-Aufstand (1794) unter Tadeusz Kościuszko bot den Anlass, den Reststaat vollends zu liquidieren. Diesmal war auch Österreich wieder beteiligt: Es erhielt bei der Dritten polnischen Teilung Nordgalizien bis kurz vor Warschau. Preußen annektierte Warschau und das Gebiet bis zur Memel, Russland erhielt Litauen sowie die Gebiete östlich der späteren Curzon-Linie. Stanislaus II. August war damit gezwungen abzudanken. 1807 bzw. 1809 verloren Preußen und Österreich ihre Gewinne aus der zweiten und dritten Teilung Polens an das von Napoleon gebildete Großherzogtum Warschau, welches 1815 als Kongresspolen an Russland ging. Philosophie Leibniz , Gottfried Wilhelm * 1. 7. 1646 (neuen Stils) Leipzig, † 14. 11. 1716 Hannover; - Mathematiker, Philosoph. In der Zeit der Polyhistorie war Leibniz wohl der gelehrteste u. methodischste Denker, u. das in einer Epoche, die an philosophischen Köpfen nicht arm war. Er wurde als Sproß einer Professorenfamilie geboren. Sein Vater war Aktuar u. Professor der Moral an der Universität Leipzig. Leibniz war eines der Wunderkinder, mit denen zu seiner Zeit renommiert wurde: Sein Leipziger philosophisches u. juristisches Studium begann Leibniz mit 15 Jahren, im Sommer 1663 setzte er es in Jena fort. Mit 21 Jahren promovierte er mit der Disputatio de casibus complexibus in iure (o. O.) am 15. 11. 1666 in Altdorf[27] zum Doktor beider Rechte; die Leipziger Fakultät hatte Leibniz ' Promotionspläne hintertrieben. Im Zusammenhang mit dem pfälzischen Krieg u. den Reunionskriegen Ludwigs XIV. wurde Leibniz im März 1672 nach Paris geschickt. Dort versuchte er vergeblich, dem frz. König das Consilium Aegyptiacum zu unterbreiten, einen Plan, der die militärischen Energien Frankreichs aus der Pfalz u. den Niederlanden nach Ägypten ableiten sollte. Die Zeit in Paris war für Leibniz wahrscheinlich die fruchtbarste u. abwechslungsreichste Periode seines Lebens. Er kam dort mit nahezu allen Größen der westeuropäischen Wissenschaft in Kontakt; hier knüpfte er die wichtigsten Knoten seines weit gespannten Korrespondentennetzes. Bei seinem vierjährigen Aufenthalt in Paris - Leibniz´ Dienstherr, der Mainzer Erzbischof, starb in der Zwischenzeit - wurde er u.a. von Huygens[28] in die moderne Mathematik eingeführt, entwickelte seine Rechenmaschine, reiste nach London, wo er den Sekretär der Royal Academy, Oldenburg, u. Robert Boyle traf. Nach seiner Rückkehr beschäftigte er sich verstärkt mit der Mathematik Pascals u. Descartes', entdeckte 1675 die Grundzüge seiner Infinitesimalrechnung[29] u. wurde als Mitgl. der frz. Akademie der Wissenschaften vorgeschlagen (die Mitgliedschaft kam erst 1700 zustande). In Paris verpflichtete sich Leibniz einem neuen Dienstherrn, dem Hannoveraner Herzog Johann Friedrich. Ehe er aber seine Stellung antrat, reiste er erneut nach London, nahm dort Einblick in Newtons Papiere zur Analysis u. fuhr über Den Haag, wo er Spinoza traf, nach Hannover. Hannover, je länger sein Aufenthaltsort, desto weniger geliebt, blieb den Rest seines Lebens Leibniz´ Hauptwohnsitz. Seine Aufgabe am Hannoveraner Hof war juristisch u. historisch: Er sollte als Hofhistoriograph die Geschichte der Welfen schreiben u. als Jurist die Gesetze des Herzogtums neu disponieren u. ordnen; schließlich war er Bibliothekar. Von Hannover aus führte Leibniz seinen umfassenden Briefwechsel, von hier aus brach er zu seinen zahlreichen Reisen nach Berlin, Wolfenbüttel, Dresden u. Wien auf, von hier aus bereiste er 1689/90 Italien, hier überdauerte er drei Kurfürsten - 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig König von England-, u. mit jedem Herrscherwechsel wurde sein Verhältnis zu seinem Dienstherrn schlechter. Gerne wäre Leibniz nach Berlin entkommen, wo er 1700 erster Präsident der von ihm konzipierten Preußischen Akademie der Wissenschaften wurde, gerne auch hätte er als preuß. Hofrat mit der klugen Königin Charlotte mehr über philosophische Fragen u. Theodizee geplaudert. Lieber als in Hannover wäre er gewiß auch als kaiserl. Hofrat, der er 1712, gegen Ende seines Lebens wurde, in Wien geblieben: aber der hannoverische Hof ließ ihn nicht gehen. Die vollständige Geschichte des Welfenhauses kam sowenig zustande wie die Versöhnung der großen Kirchen untereinander. Die prakt. Vorschläge zur Justizreform u. zu techn. Fragen, v. a. zum Bergbau im Harz, wurden nicht ausgeführt oder scheiterten - u. erst am Ende seines Lebens hat Leibniz die großen philosophischen Traktate veröffentlicht, die seinen Ruhm im 18. Jh. ausmachten: Das Système nouveau de la nature et de la communication des substances (in: Journal des Sçavans, 1695) u. die Theodicée (Amsterd. 1710). Die Entdeckung der Infinitesimalrechnung wurde erst durch den unerfreul. Streit mit Newton weithin bekannt, Leibnitz' Philosophie erschließt sich am besten von seiner Metaphysik. Ihr Hauptthema ist die Einheit der göttl. u. menschl. Vernunft, ein Thema, das Leibniz mit dem Begriff der Möglichkeit zu fassen versuchte. Im unendlichen u. zeitlosen Gedanken des einen guten Gottes war die Welt als die beste mögliche konzipiert (im 18. Jh. ist das zuerst polemisch, dann affirmativ »Optimismus« genannt worden), u. im Gedanken Gottes war auch der Mensch als Begriff (Monade) vollständig u. zeitlos definiert. Wegen der Logizität Gottes u. der Welt repräsentierte jede Monade in ihrer Position u. aus ihrer Perspektive die Harmonie, das war die beste Denkmöglichkeit der ganzen Schöpfung. Der Mensch zeichnete sich in dieser Harmonie dadurch aus, daß er sein Denken selbst zum Gegenstand seines Denkens machen konnte, also reflexiv u. damit bewußt dachte. Diesen Menschen sah Leibniz in der Lage, die Struktur der Gedanken Gottes apriorisch nachzuvollziehen. Denn in der Struktur des Denkens, im Denken der Möglichkeit waren Gott u. Mensch gleich: Das galt für die Mathematik einerseits, für die Moral, deren Leitbegriffe mit der menschl. Vernunft erkennbar waren, andererseits. In seiner Verortung in der besten aller mögl. Welten blieb der Mensch dennoch frei. Die Freiheit des Menschen hat Leibniz von Beginn an verteidigt.In Gottes bester Welt ist Freiheit möglich, weil Gott zwar die menschl. Verfehlungen vorhersieht, aber nicht vorherbestimmt, weil er zugleich die menschlichen Sünden in das harmonische - u. Harmonie ist die Einheit der Differenz - Konzept seiner besten mögl. Welt einbezieht. Da die beste Welt so variabel konzipiert ist, daß in ihr die Möglichkeiten ihrer Entwicklung je nach dem menschl. Handeln angelegt u. vorgesehen sind, ist die Welt zwar in diesem ihrem variablen - gleichwohl perfekten - Konzept Gottes Schöpfung, entwickelt sich aber unabhängig von göttl. Eingriffen. Dieses metaphys. Konzept von Erkenntnis u. Freiheit hat Leibniz von Jugend an verfolgt, in der Mitte der 80er Jahre war es in den Grundzügen konzipiert. Den Discours de Métaphysique, in dem er diese Konzeptionen zuerst bündig formuliert hat, hat er 1686 an Arnauld geschickt, zehn Jahre später hat er seine These von der prästabilierten Harmonie veröffentlicht - Système nouveau de la nature - u. durchweg unverständiger Kritik ausgesetzt. Die breite Darstellung seiner theolog. Metaphysik in der Theodicée (1710), in den Principes de la nature et de la Grâce[30] (1714), der Monadologie (1716) u. im polem. Briefwechsel mit Samuel Clarke (zuerst London 1717) hat für das 18. Jh. die Diskussion um Metaphysik maßgebend geprägt. Christian Wolff gab Leibniz´ Theodizeekonzept die schulmäßige Form (Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen. Halle 1720), u. mit der Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt hat Leibniz die optimistische Folie für den Pessimismus u. Nihilismus des 19. Jh. geliefert. Christian Thomasius – um 9 Jahr jünger als Leibniz , Universitätslehrer in Lpg – seit 1681, 1690 nach Halle, von Samuel von Pufendorf beeinflußt, dem Heidelberger und Lunder Professor /De jure naturae et gentium) Vorlesungen auf deutsch 1688, die gelehrte Monatsschrift : Monatsgespräche Kritiker des Aberglaubens, Tortur, der Hexenprozesse. Starb 1728 in Halle. Die Scheidung von Theologie und Philosophie. Man darf sich durch kein Vorurteil der Autorität (Aristoteles) einschüchterm lassen, man darf sich nur nach dem gesunden Menschenverstand richten. Er stand der praktischen Religiosität des Pietismus nahe. Merkantilismus Er löste die mittelalterliche Zunft- und Stadtwirtschaft ab. Das Hauptziel der merkantilistischen Wirtschaftspolitik bestand darin, den Reichtum des merkantilistisch wirtschaftenden Staates zu vermehren. Gradmesser des Wohlstandes war dabei der Bestand an Geld, Gold und anderen Schatzmitteln. Um dies zu erreichen, zielte der Staat darauf ab, einen Handelsbilanzüberschuss zu erwirtschaften, wobei der Staat in seinen Außenbeziehungen ähnlich handelte wie ein Kaufmann - was die Namensgebung erklärt. Die klassische merkantilistische Politik bestand darin, den Import von Fertigprodukten durch hohe Schutzzölle zu unterdrücken, während deren Export gefördert wurde. Bei Rohstoffen verfolgte der Merkantilismus eine umgekehrte Zollpolitik. Hier wurden Einfuhren nicht behindert, während deren Ausfuhr erschwert wurde. Außerdem wurden auch Fachkräfte aus anderen Länder angeworben, und es war im Merkantilismus üblich, dass der Staat auch aktiv als Unternehmer durch die Gründung staatlicher Manufakturen auftrat, die Subventionen und Steuervorteile erhielten, oder gar in bestimmten Sektoren ein staatliches Monopol beanspruchte. Adam Smiths Werk Wohlstand der Nationen und die französische Revolution machten letztlich dem Merkantilismus ein Ende und bereiteten den Weg für den Liberalismus. Hörnigk Er kam 1664/65 nach Wien und führte hier ab 1673 Gewerbestatistiken für die böhmischen und deutschen Erblande durch. 1684 veröffentlichte er sein Hauptwerk "Österreich über alles, wann es nur will", das als eines der einflussreichsten Werke des Merkantilismus gilt. Bis 1784 wurden 15 Auflagen davon herausgegeben. Darin beschreibt Hörnigk die wirtschaftlichen Möglichkeiten der habsburgischen Länder, die hier zum ersten Mal wirtschaftlich als Österreich zusammengefasst sind. Er starb 1712. Porzellanmanufaktur Augarten 1718 gegründet, nur acht Jahre nach Meißen, Josephinische Hochschulreformen Durch Gründung von Generalseminarien (1783) in den Landeshauptstädten wurde die Priesterausbildung den Bischöfen und Orden entzogen. In der Denkschrift Josephs II. über das Schulwesen (1781) stand, dass möglichst viele Menschen Lesen und Schreiben lernen sollten, aber nur Elite an der Universität studieren sollte. Die Zahl der Universitäten wurde auf Wien, Prag, Galizien und Lemberg (1784), Löwen, Pest beschränkt. Universitäten Brünn bzw. Olmütz , Innsbruck, Graz, Freiburg/Breisgau wurden zu Lyzeen mit einem juristischen Lehrfach. Dementsprechend wurde auch die Zahl der Gymnasien verringert. Die Universitäten mussten auf alle Fächer verzichten, die nicht der Beamtenausbildung dienten. Die philosophische Fakultät gab die politischen und die Kameralwissenschaften an die juristische Fakultät ab. Philosophie als Vorbereitung zum Universitätsstudium wurde nur noch an höheren Gymnasien unterrichtet, z. B. in Brünn. Die Universitätsausbildung wurde auf drei bis vier Jahre gekürzt. ________________________________ [1] Serviten – Ordo Servorum Mariae, schon 1233 als Betlerorden ( v Praze Na Slupi, Hora Matky Boží u Králík, Jaroměřice nad Rokytnou) gegründet. [2] Paulaner – Ordo minimorum, 1435 vom Hl. Franziskus aus Paola in Kalabrien, V. F. Durych, Hebraeist und Slawist, studierte nach der Aufllösung des Prager Klosters 1784 Slavica in Wien in der Hofbiliothek. 1796 das Wiener Kloster aufgelöst, danach lebte er in Armut in Trutnov / Trautenau, Bibelübersetzung mit Procházka. Pirnitz, Wranau, Mödritz [3] Karmeliten – Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo, 1209, Bettelorden, Prag. Maria Schnee, 1347, St. Gallen in Prag später. Ordo Fratrum Discalcetorum ...- ein reformierter Zweig, im 16. Jh. In Spanien (Theresa von Avilla), Bambino di Praga – Die siegreiche Maria - 1624 Heute Kostelní Vydří [4] Barmherzige Brüder – Ordo Hospitalarius S. Ioannis de Deo, 1537 in Granada, Hl. Simon und Juda, 1620, Kukus, Feldsberg, Proßnitz, Altbrünn, [5] 49.486. [6] Gicht der Handgelenke [7] müßig [8] Zwischen 1685 und 1687 wurde das Palais Lobkowitz nach G.P. Tencallas Entwürfen für Graf P.S. Dietrichstein in Wien erbaut. Ebenso wird vermutet, daß das Theresianum nach den Zerstörungen von 1683 möglicherweise nach Plänen von G.P. Tencalla zwischen 1687 und 1693 wiederhergestellt wurde.(DEHIO) Er übernahm von seinem Lehrer Filiberto Luchese den Bau des Schlosses und desZiergartens/Květná zahrada in Kremsier/Kroměříž, baute das Olmützer Kloster Hradisko und der Wallfahrtskirche Svatý Kopeček, die Diminikanerkirche St. Michael in Olmütz und Mariä Himmelfahrtskirche des Klosters Lomnice u Tišnova und Brno-Zábrdovice/Obrowitz. [9] an der Theiß am 11. September 1697 wurde ein blutiger Sieg über die Osmanen errungen: Mit 50.000 Mann hält Prinz Eugen den Vormarsch der Türken in Richtung Norden auf und schlägt diese zurück. Etwa 25.000 Türken fallen, die Verluste auf kaiserlicher Seite sind verschwindend gering. Es ist der erste große militärische Erfolg für Prinz Eugen. [10] Sremski Karlovci [11] Joseph I. zählte zu den komponierenden Kaisern, überliefert ist ein "Regina coeli". [12] 1704 ließ sich Rákóczi zum Fürsten von Siebenbürgen wählen, obwohl Siebenbürgen seit Jahren kein unabhängiges Fürstentum mehr war. Das auf dem ersten Landtag der von Rákóczi eroberten Gebiete im Jahre 1705 in Szecseny propagierte Ziel des Aufstandes war die Wiederherstellung der ständischen Verfassung, die Schaffung eines unabhängigen Königreichs Ungarn mit freier Königswahl, in dem Siebenbürgen selbständiges Fürstentum bleiben sollte.Er versuchte seine Lage noch zu retten, indem er auf dem dritten Landtag von Rákóczi im Jahre 1708 in Sárospatak die am Aufstand beteiligten Bauern gegenüber ihren Grundbesitzern für frei erklärte. Da es aber ähnliche Erklärungen seinerseits schon vorher gab, haben ihm die Bauern zu Recht nicht mehr geglaubt. Obwohl Franz II. Rákóczi kein Feldherr war, verfügte er 1705 über 100.000 Mann und kontrollierte wie bereits erwähnt sehr schnell die ganze Slowakei und heutiges Nordungarn. Ein wesentlicher Faktor bei diesem Erfolg war es, dass 1703 zu seinen Truppen sehr viele Offiziere der österreichischen Armee, die zuvor gegen ihn kämpften, z.B. Alexander Károlyi (ung. Károlyi Sándor), übertraten, so dass er mit der modernen Kriegsführung vertraut war. Andererseits waren aber viele seiner Kuruzentruppen disziplinlos, arbeiteten nur mangelhaft zusammen und beherrschten nur eine Art der Kriegsführung, welche Emmerich Thököly und vor ihm andere Streifscharführer praktiziert hatten, und hatten Mangel an Waffen. Am 3. August 1708 wurden die Kuruzen bei der Stadt Trenčín/Trentschin trotz zweifacher zahlenmäßiger Überlegenheit geschlagen und es folgte eine Serie von Niederlagen. Im April 1711 fiel auch die letzte größere Siedlung, Košice/Kaschau, in die Hände der Habsburger. 1711 blieben nur noch etwa 12.000 Kuruzen über. Nachdem Rákóczi nach Polen gegangen (oder vielleicht geflüchtet) war, schloss 1711 sein Stellvertreter Graf Alexander Károlyi dank dem diplomatischen Geschick von Graf Johann Pálffy (einem Diplomaten, dem die Habsburger zum Schluss taktisch die Stelle von Gen. Heister überließen) einen Frieden mit den Habsburgern - den Frieden von Satu Mare/Sathmar. Die Habsburger gewährten den Aufständischen Amnestie gegen einen Treueeid, das Recht auf ständische Selbstverwaltung und speziell dem Adel das Verfügungsrecht über seine Güter, Leibeigenen und die Steuerfreiheit. Im Gegenzug wurde das Erbfolgerecht der Habsburger in Ungarn anerkannt. [13] Das Banat ist ein Gebiet, das im Dreiländereck Rumänien, Ungarn, Serbien liegt. Hier wurden im 18. Jahrhundert deutsche Kolonisten durch die damalige österreichische Verwaltung angesiedelt. [14] das spätere Charlottenburg [15] Querhäuser, um das Löschen zu erleichtern: im Unterschied zu giebelständiger Bauweise [16] Bräker, Ulrich, einem Schweizer Autor ausden ä'rmlichsten Vetrhältnissen, gelang während der Schlacht bei Lobositz (1. 10. 1756), sich davonzumachen. Peter Hacks schroeb nach Bräkers Tagebuch eine antimilitaristische KomödieDie Schlacht bei Lobositz. [17] von frz. coup de main = Überrumpelung, plötzlicher Überfall] (bes. Milit.): Aktion, bei der ein Gegner in einem blitzartigen Überfall überrumpelt wird: © Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 5. Aufl. Mannheim 2003 [CD-ROM]. [18] Sohn Kurfürst Friedrich Augusts II. von Sachsen (als August III. König von Polen), heiratete Marie Christine, Tochter Maria Theresias. 1765-80 Statthalter in Ungarn, dann bis 1792 Generalgouverneur der Niederlande. In Wien bewohnte er ab 1795 das Palais, in dem sich die durch seine Sammeltätigkeit entstandene Albertina befindet. Albert Kasimir stiftete 1805 eine Wasserleitung in Wien. [19] in Ton, Gips od. Wachs modellieren [20] Mit der Almosenpflege betrauter kirchlicher Würdenträger [21] Der Kameralismus kann als dt. Ausprägung des Merkantilismus bezeichnet werden. Er erstrebte v.a. eine Sicherung der Staatsfinanzen durch planmäßige Förderung der Wirtschaft. Für die Kameralwissemschaften wurden 1727 in Halle (Saale) und Frankfurt (Oder) erste Lehrstühle errichtet. Bedeutende Kameralisten waren P.W. von Hornigk, V.L. von Seckendorff [22] Auf seine Initiative hin wurde 1788 das Findelhaus errichtet. [23] eine Vorform der Fuge. [24] ein Mineraloge, Geologe und führender Kopf der Wiener Illuminaten. Born hatte sich bei einem Grubenunglück eine schwere chronische Erkrankung zugezogen, die ihm zur Einnahme starker schmerzstillender Mittel zwang und die wiederum einen schleichenden Tod durch Vergiftung bewirkt haben könnten. Anonym erschienen ist seine Monachologia bzw. Neueste Naturgeschichte des Mönchtums (1783 bzw. 1784). [25] Landschaft zw. unterer Theiß und Donau, in der Wojwodina (Jugoslawien), kleiner Teil in Ungarn; Größte Städte sind Novi Sad und Subotica.ÿþ Nach den Türkenkriegen im 18.ÿJh. wurde die Batschka mit Deutschen, besonders aus SW-Deutl and (Donauschwaben), später auch Magyaren, Serben und Slowaken besiedelt. 1920 (Vertrag von Trianon) kam der größte Teil zu Jugoslawien, nur ein Sechstel blieb bei Ungarn. [26] Nach der Niederlage von Karl XII. bei Poltawa musste er jedoch aus Polen fliehen. Erst durch die Heirat seiner Tochter mit dem französischen König Ludwig XV. wuchs sein Einfluss wieder. Im Wiener Frieden wurde Leszczynski mit dem Herzogtum Lothringen entschädigt und entfaltete in seiner Hauptstadt Nancy eine rege Bautätigkeit. [27] bei Nürnberg: 1623þ1809 Sitz der Universität [28] niederländ. Physiker und Mathematiker, *ÿDen Haag 14.ÿ4. 1629, �ÿebd. 8.ÿ7. 1695; begr. die Wellenlehre des Lichtes und fand mithilfe des nach ihm benannten huygensschen Prinzips die Erklärung für Reflexion und Brechung. [29] zusammenfassende Bez. für Differenzial- und Integralrechnung [30] Gnade