Johannes Köck, DAAD-Lektor, Masarykova Univezita, Brno koeck@mail.muni.cz Foliensatz: Vergleiche Univ.-Prof. Dr. İnci Dirim M.A. Dr.in Alisha Heinemann Bildergebnis für gemischter Satz Roter Faden 1. Lebensweltliche Mehrsprachigkeit in der Migrationsgesellschaft/amtlich dt. Länder 2.Sprachkontaktphänomene und sprachliche Hybridisierung (Ausgansthese) 3.Beispiele alternierenden Sprachgebrauchs/ Migrationsspezifische Register 4.Monolinguale Schule und sprachliche Normativität 5.Kunst und Mehrsprachigkeit 6.Berücksichtigung der Mehrprachigkeit in der Schule 7. 7. 7. 7. — Ø — — — http://selbstinspiriert.de/opwp/wp-content/uploads/roter-Faden.jpeg —Lebensweltliche Mehrsprachigkeit —Der Begriff lebensweltliche Zweisprachigkeit (Gogolin 1998) wird zur Beschreibung des Sprachvermögens von Menschen verwendet, die in mehr als einer Sprache aufwachsen und leben. Wird (aber zumeist)nicht durch das offizielle Schulwesen vermittelt. —Ist Gegenperspektive zu „Doppelseitige Halbsprachigkeit“ und wurde 2004 zu Lebensweltliche Mehrsprachigkeit erweitert. — — vs. — Bildergebnis für halber kuchen Bildergebnis für patisserie Auslage — Amtlich deutschsprachige Region: —„ Dieser Begriff wird als Ersatz für den Begriff ‚deutschsprachige Länder‘ verwendet, der zwar verbreitet, aber nicht zutreffend ist. Damit soll auf das Spannungsverhältnis zwischen amtlicher Einsprachigkeit im Deutschen und faktischer Mehrsprachigkeit des Alltags aufmerksam gemacht werden. Da allerdings die adressierten Staaten als Amtssprache nicht nur Deutsch haben, ist der Begriff ‚Land‘ durch ‚Region‘ ersetzt“ (Dirim 2015, 26) — —Sprachkontaktphänomene Sprachliche Hybridisierung —Ausgangsthese: vIn Migrationsgesellschaften sind Sprachen nicht nur in ihrer nationalstaatlichen Form hörbar (vielfältiges Klangbild) vMenschen und Sprachen stehen miteinander in Kontakt, Sprachen werden kunstvoll verknüpft und entflochten. vEntstehen neuer Codes, Sprachen und Register, häufig nicht kodifiziert (vgl. Dirim, Ankündigung zu dieser VO). Bildergebnis für chor wiener staatsoper —Beispiele alternierenden Sprachgebrauchs —Beispiel von hochgebildeten Sprechern (Luther Tischgespräche um 1630) v —Ego uxorem meam in praeceptorem Germanicae lingue propono. —ICH EMPFEHLE EUCH MEINE FRAU ALS DEUTSCHLEHRERIN. —Quae facundissima est; —SIE IST SEHR BEREDET —Sie kanns so fertig, das sie mich weit damitt uberwindet. —SIE KANNS(DAS REDEN) SO GUT, DASS SIE MICH DAMIT WEIT ÜBERTRIFFT. v — — — —Sed eloquentia non es laudanda in mulieribus; —ABER BEREDSAMKEIT BEI FRAUEN IST NICHT LOBSAM; —Plus decet illias esses blaesas et balbas, das steht in wohl besser an. —ES IST ANGEMESSENER, WENN SIE LISPELN UND STOTTERN, DAS PASST BESSER ZU IHNEN —(Luther, zitiert nach Auer, 2009, 97) Bildergebnis für Luther vBsp. bilingualer Rede, eines Sprechers, der zu den höchstgebildeten seiner Zeit gehört. vAlternierende Verwendung NICHT auf „sprachliche Unterschicht“ beschränkt vKein Defizit vCode -switching dient hier stilistisch- rhetorischen Mitteln, dem Markieren von Ironie vEinstufen der Ehefrau als überlegene Rednerin ist ironisch gemeint v(Wechsel ins Deutsche kontextualisiert „Weiberschelte“ ) vLetzte Zeile markiert Übergang Tatsachenaufstellung/Bewertung — —Beispiel aus dem modernen Alltag (deutsche Schule Quieto) —Kontext 2 Schüler albern herum beim Schaukeln: — —uuuuu(.) que plena schaukel! (.) —WAS FÜR EINE TOLLE SCHAUKEL! —uuuuuaaa no no me das tan fuerte. —NEIN, NEIN MACH NICHT SO STARK —y solo quiero schaukeln un poquito (.) —ICH MÖCHTE NUR EIN BISSCHEN SCHAUKELN —dale! (.) —MACH — Premium Schaukel Schaukelgerüst Holz 1.2 vInserierendes Codemixing vStruktur der Matrixsprache wird respektiert vInteraktionssprache Spanisch gibt grammatische Matrix für Einzeläußerung vor vNomen Schaukel und Verb schaukeln integriert (vgl. Auer, 2009, 101) v — —Ergebnis nach Auer: vKompetente bilinguale Sprecher_innen finden sich in allen Bildung- und Sozialschichten und bei allen Formen von Mehrsprachigkeit — Bestimmte Regelanwendung, bestimmte Vermischung mehrerer Sprachen zeugt von Beherrschen einer Metagrammatik. vBestimmte sprachliche Handlungen werden kontextualisiert, verdeutlicht. vKompetente Mehrsprachigkeit als eigenständige, primäre sprachliche und interaktionale Kompetenz vKompetente Bilingualität kein Privileg der gebildeten Schicht. — — —Migrationsspezifische Register —„Türkischdeutsch“ — —Syntaktische Veränderungen des umgangssprachlichen Standarddeutsch — kurze und dicht aufeinanderfolgende (einander — nachgestellte) Äußerungen —der Einsatz einer bestimmten Satzmelodie —Sprachalternation —der Transfer türkischer Wörter und Äußerungsteile ins Deutsche —(Dirim & Auer 2004; Kern & Selting 2006a und dies. — 2006b, Kern 2013) — —Beispiele: —„Hast du ateş“? (Dirim & Auer 2004) —„Dann bin ich Gesamtschule rübergegangen“ —(Dirim & Auer 2004) —„Gib mir Lineal!“(Beobachtung einer Bremer —Referendarin) — Ähnliches Foto Bildergebnis für Lineal —Neuschöpfungen —Beispiel: — —„Haltelippen“ statt „Zange“(Hamburger Sprachstandserhebung Bumerang, Dirim 2009) — Bildergebnis für Zange —Mehrsprachigkeit... —…hat viele Facetten —... erzeugt kreativen Sprachgebrauch —... ermöglicht strategischen Sprachgebrauch —... ermöglicht (neue) Variation —... ist ein Potenzial für Kommunikation und — Bildung — —Mehrsprachigkeit und die monolinguale Schule — —Die Sprache der Instruktion —Die Sprache der Materialien —Die Sprache der Kommunikation sind vom Deutschen dominiert... — — — —Diese Monolingualiät... —Schränkt die Ausschöpfung kommunikativer —Ressourcen in verschiedenen Sprachen stark ein —Schränkt die Entwicklung von verschiedenen —Bildungssprachen stark ein —Der monolinguale Unterricht ist häufig —nachteilig für Kinder, die zweisprachig und nicht deutsch-dominant aufwachsen — —ZUDEM — Bildergebnis für Achtung Schild —Normative Erwartungen von Bildungsinstitutionen —Was ist ein Fehler? Þ —Eine Abweichung von einer vorgegebenen —Norm, die bestimmt, was „richtig“ ist. —Was ist DIE Norm? —Wer macht die Norm? —Wie sinnvoll sind Normen und ihre Einhaltung im Kontext mündlicher und schriftlicher Sprachverwendung? —Haben nur Migrant_innen Probleme mit der Norm?! — —Normen sind veränderlich … vPräskriptive Normen —Rechtschreibreform 2006 •daß wird zu dass •Schiffahrt zu Schifffahrt — —Deskriptive Normen •Grammatiken/Wörterbücher (Genetiv verschwindet immer mehr, Entstehen neuer Wörter (cloud, Integrationskurs) —Exkurs: Mehrsprachigkeit und Kunst — — „In der Muttersprache sind die Worte den Menschen angeheftet, so dass man selten spielerische Freude an der Sprache empfinden kann. Dort klammern sich die Gedanken so fest an die Worte, dass weder die ersteren noch die letzteren frei fliegen können. In einer Fremdsprache hat man aber so etwas wie einen Heftklammerentferner: Er entfernt alles, was sich aneinanderheftet und sich festklammert“. — (Yoko Tawada, 1991) — Ernst Jandl - calypso — ich was not yet in brasilien nach brasilien wulld ich laik du go wer de wimen arr so ander so quait ander denn anderwo ich was not yet in brasilien nach brasilien wulld ich laik du go als ich anderschdehn mange lanquidsch will ich anderschdehn auch lanquidsch in rioo wulld ich laik du go Ernst Jandl: Laut und Luise; Reclam 1976; 160 Seiten — Ernst Jandl - calypso — — — — —https://www.mediathek.at/atom/13CC4875-321-000D9-00000BAC-13CB464A — —Möglichkeiten der Öffnung für Mehrsprachigkeit —Sprachvergleiche; Ziel: Schaffung von Sprachbewusstheit auf einer Metaebene, —Wertschätzung von Mehrsprachigkeit (Krumm & Reich 2013) —Methoden des Aufbaus bilingualer —Sprachkompetenz, z.B. bilinguales Scaffolding (Roth o.J./2006) —Lernen mit Quellen in verschiedenen Sprachen: Bereitstellung mehrsprachiger Materialien —Umgang mit Non Standard-Varianz (Rösch 2005) — —Einbezug von Mehrsprachigkeit zur Erhöhung — des Schulerfolgs (El Kechen u.a. 2011) —Anwendung des Konzepts der “Durchgängigen Sprachbildung”(Gogolin & Lange 2010) —Ermöglichung von Kommunikation ohne — Einschränkung durch Monolingualität (Dirim 1998) — Literatur — —Auer, Peter (2005):Competence in performance: Code-switching und andere Formen — bilingualen Sprechens. In: Ingrid Gogolin / Ursula Neumann (Hrsg.): StreitfallZweisprachigkeit - The Bilingual Controversy, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009, 93-111. — —Bourdieu, Pierre (1990): Was heißt Sprechen? Zur Ökonomie des sprachlichen Tauschs. Wien (Braumüller) —Busch, Brigitta (2013): Mehrsprachigkeit. Wien (Facultas) —Dirim, İnci (1998): „Var mı lan Marmelade?“Türkisch-deutscher Sprachkontakt in einer Grundschulklasse Münster (Waxmann) —Dirim, İnci (2009): „Ondan sonra gine schleifen yapiyorsunuz“: Migrationsspezifisches Türkisch in Schreibproben von Jugendlichen. In:Neumann, Ursula & Hans H. Reich (Hrsg.): Erwerb des Türkischen in einsprachigen und mehrsprachigen Situationen. Münster (Waxmann), S. 129- 146. —Dirim, İnci & Peter Auer (2004): Türkisch sprechen nicht nur die Türken.Über die Verwischung der Grenze zwischen Sprache und Ethnie. Berlin (de Gruyter) —Dorostkar, Niku (2013): Mehrsprachigkeit und Lingualismus. Wien (Vienna UniverstyPress) —Jandl Ernst: Calypso. Online Verfügbar unter: https://www.literaturforum.de/threads/3908-ernst-jandl-calypso — —Malušić, Jasmina (2013): Welche/n Lehrer/in wünschst du dir? Eine Untersuchung —der Situation von SchülerInnen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem —Österreichs. Diplomarbeit, Universität Wien. — —Mecheril, Paul & Thomas Quehl (2006): Sprache und Macht. Theoretische Facetten —eines migrationspädagogischen Zusammenhangs. In: dis. (Hrsg.): Die Macht der —Sprachen. Englische Perspektiven auf die mehrsprachige Schule. Münster —(Waxamnn), S. 355-381 — —Quist, Pia (2000): Ny københavsk ‚multietnolekt‘. Om sprogbrug blandt unge i —sprogligt og kulturelt heterogene miljøer. In: Danske talesprog 1, S. 144-211 — —Reich, Hans-H. & Hans-Jürgen Krumm (2013):Sprachbildung und —Mehrsprachigkeit: Ein Curriculum zur Wahrnehmung und Bewältigung sprachlicher —Vielfalt im Unterricht. Münster (Waxmann) — —Rösch, Heidi (2005): Hast Du Problem oder was? Zur Entfaltung von —Sprachregistern. In: Lernchancen 48/2005, S. 42-48 — —Tawada, Yoko (1993): Ein Gast. — — — — — — — — — —Für Ihre Aufmerksamkeit! Bildergebnis für danke loriot