Interkulturelle deutschsprachige Literatur Warum interkulturelle Literatur? Ø Multizentrismus statt Monozentrismus Ø Kompetenzen im Umgang mit (literarischer) Fremdheit Ø Dekonstruktion des Eigenen bzw. der Homogenität Ø Fremdes als konstituierender Aspekt der personalen Identität Ø Fremdes innerhalb der eigenen Kultur wird erkannt Ø alle kanonischen Texte der deutschen Literatur enthalten Begegnungen mit dem Fremden Ø aufgrund des Wandels Deutschlands zum Einwanderungsland wird „Interkulturalität“ zum Forschungsthema Ø Ønach: LESKOVEC, Andrea: 2011 und PATRUT/HOFMANN: 2015 In welcher Tradition steht die interkulturelle Literaturwissenschaft? In welcher Tradition steht die interkulturelle Literaturwissenschaft? Ø Interkulturelle Germanistik (im Inland und Ausland) Ø Postcolonial studies Ø Litterature décentrée Ø Komparatistik, interkulturelle Imagologie Ø Ønach: LESKOVEC, Andrea: 2011 Typologie interkultureller Literaturwissenschaft Ø Interkulturelle Hermeneutik Ø Interkulturelle Literaturgeschichte Ø Kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft Arten interkultureller Literatur Ø Ausländische Literatur Ø Literarische Übersetzungen Ø „Gastarbeiterliteratur“, „Betroffenheitsliteratur“ Ø „Migrantenliteratur“, „Chamisso-Literatur“ Ø „Minderheitenliteratur“ Ø „Hybride“ Literatur Methoden der interkulturellen Literaturwissenschaft Methoden der interkulturellen Literaturwissenschaft Ø Formalistische/Strukturalistische Methode Ø Kulturwissenschaftliche Methode (kultursemiotische, -anthropologische und -thematische Methode) Ø Hermeneutische Methode (interkulturelle Hermeneutik) Ø Textzentrierte Methode Ø (Stoff-, Themen- und Motivgeschichte) Ø Empirische Methode (Produktion, Vermittlung, Rezeption und Verarbeitung von Literatur) Ø Weitere: Diskursanalyse, Poststrukturalismus etc. Methoden der interkulturellen Literaturwissenschaft „Obwohl sie Literatur als Teil kultureller Kommunikation und kulturellen Handelns begreift, bleibt primärer Gegenstand der interkulturellen Literaturwissenschaft der literarische Text, der einerseits auf die gesellschaftliche Realität bezogen ist und andererseits ein autonomes ästhetisches Produkt mit einer spezifischen Struktur darstellt. Darüber konstituieren sich auch die Methoden der interkulturellen Literaturwissenschaft, die sowohl textzentriert als auch kontextualisierend sind.“ LESKOVEC: 2011 Kultur und Interkulturalität Problem: → inflationär gebraucht (Trennschärfe geht verloren) → oft normative Konnotation → Gleichsetzung von „Kultur“ mit „Ethnie“ oder „Nation“ Begriffe von „Kultur“ Begriffe von „Kultur“ 1. agrarwissenschaftlicher Begriff 2. „Kultur“ vs. „Natur“ 3. normativer Kulturbegriff 4. „enger“ Kulturbegriff 5. ethnologisch-anthropologischer Kulturbegriff 6. semiotischer Kulturbegriff „Interkulturalität“ Interkulturalität bezeichnet den: „[…] Austausch zwischen den Kulturen und die Tatsache, dass kulturelle Identität nur in diesem Austausch und in der Mischung zwischen Eigenem und Fremden begriffen werden kann.“ Hofmann/Patrut: 2015. S.7 Identität, Alterität und Fremdheit 1. Identität als „Subjekt der Aufklärung“ 2. Identität als „soziologisches Subjekt“ 3. Identität als „postmodernes Subjekt“ Identität, Alterität und Fremdheit Die Konstitution des Ichs ist ohne die Erfahrung der Alterität („Andersheit“) nicht möglich: „[…] Le moi, ce n'est pas un être qui reste toujours le même, mais l'être dont l'exister consiste, à s'identifier, à retrouver son identité à travers tout ce qui lui arrive. […]“ Emmanuel Levinas (zit. nach Patrut/Hofmann) Identität, Alterität und Fremdheit 1. Alltägliche Fremdheit 2. Strukturelle Fremdheit 3. Radikale Fremdheit Nach: WALDENFELS, Bernhard Die „Gastarbeiteranwerbeabkommen“ Deutschland wird Einwanderungsland Situation in der BRD lAmtliche organisierte Anwerbung von „Gastarbeitern“ lAbkommen: 1. Italien 1955 2. Spanien 1960 3. Türkei 1961 4. Marokko 1963 5. Portugal 1964 6. Tunesien 1965 7. Jugoslawien 1968 Situation in der BRD Situation in der BRD Situation der „Gastarbeiter“ in der BRD l Meistens schlechtere Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung l Mehr Überstunden l Phänomen des Sparens (Geldtransfer in Heimat) l Unzureichende Sprachkenntnisse l Massenquartiere Situation in der BRD Situation der „Gastarbeiter“ in der BRD l Wirtschaftskrise 1973 l „Anwerbestopp“ l „Rückkehrförderung“ l Paradoxe Situation:„einheimische Ausländer“ Situation in der BRD l Familiennachzug l Daueraufenthalt l Entstehung von „Einwandererkolonien“ (ethnische Gemeinschaften) l Identitätskrisen l „Integration“ vs. „Rückkehr“ Situation in der BRD Situation in der BRD Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung: l 1,2% (1960) l 4,9% (1970) l 7,2% (1980) l 8,4% (1990) l 8,9% (2000) l l→ Davon 5,8 Millionen im Ausland und 1,5 Millionen in Deutschland geboren Situation in der BRD Situation in der BRD Ausländeranteil Deutscher Städte im Jahr 2000 West: l 28% Frankfurt l 24% Stuttgart l 22% München lOst: l 5,5% Leipzig l 3,1% Halle l 2,8% Dresden 80% der Ausländer leben in urbanen Zentren 58% der Deutschen leben in urbanen Zentren l Situation in der DDR Situation in der DDR l Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte l→ Grund: Fluch von DDR-Bürgern in den Westen bis zum Mauerbau 1961 l Niedriger Ausländeranteil in der DDR (ca. 1%) l „Vetragsarbeiter“ aus „befreundeten Staaten“ (Vietnam, Polen, Mosambik, Sowjetunion, Ungarn, Kuba, Tschechoslowakei, Angola), dem Westen (Belgien), und blockfreien Staaten (Jugoslawien) l Eheschließungen zwischen Vertragsarbeitern und DDR-Bürgern waren nicht vorgesehen l Ziel: Rückkehr bei Ablauf des Vertrages l Rechtliche Unsicherheit (Möglichkeit der Ausweisung) l Soziale Segregation