SUSANNE BUDDENBERG / THOMAS HENSELER Geteilte Stadt t j \ ZEITGESCHICHTEN avant-verlag URSULA MALCHOW: Das Krankenhaus an der Mauer Wir wohnen mit unseren Kindern direkt neben der Rettungsstelle im Hochparterre. I 6* - fffl Auf der anderen Straßenseite beginnt Ost-Berlin, ein anderes Land, die PCR. Pw>.^.p^0-:U-J'TT ■•••■f---'-_■ X#äW*k*- Pie Häuser dort gehören schon zum Osten. Sämtliche Ausgänge zum Westen werden nach und nach versperrt. Wenn wir bemerken, dass Leute fliehen wollen, versuchen wir uns möglichst unauffäilig zu verhalten, um die Grenzer nicht auFmerksam zu machen. -j-mmer wieder versuchen Menschen verzweifelt, auf die andere Seite in den Westen zu gelangen: ginige flüchten pächer, wobei von Grenztruppe verfolgt werden. Manche werden von Grenzposten nach oben in den Osten gezerrt, während unten West-Berliner versuchen, sie in den Westen zu ziehen. I Andere springen in die aufgespannten « .jji Sprungtücher der alarmierten Feuerwehr. | Es kommt aber auch öfters vor, dass ein Laken reißt... zm_1_l 1 in t; n eim 1 ii cm 1 1 < 1 jjll r T?i i 4 w _\\ * / / 1/IT// Yii-A' jJALT! STEHER BLEIBEN Wird auf der anderen Seite geschossen, schlagen öfters auch Querschläger in die Rettungsstelle ein. Pie West-Berliner Polizei sucht dann mit Scheinwerfern das Gelände t© ab, um die Patronenhülsen als Beweismaterial sicherzustellen. f'~~'"'*~'""55p" i AuF dem Sophienfriedhof direkt hinter der Mauer ist heute Besuchstag von 14 bis 18 Uhr. Pa dürFen Ost-Berliner unter Aufsicht von Grenzposten die Gräber ihrer Angehörigen besuchen. ERNST MUNPT C4D Fährt mit seinem Fahrrad ' über die Bergstraße b:s zur ersten Sperre zj-jif \ V ' An der FfiedhoFsmauer stellt er sein Rad at f 1 L Hfl FAMILIE HOLZÄPFEL: Mit der Seilbahn über die Mauer Pie Flucht hat er sorgfältig geplant: Für sich und seine Frau hat er Passierscheine besorgt, Kinder in Begleitung Erwachsener brauchen keinen. Pie Familie muss sich nun bis zum Pienstschluss um 17 Uhr im Sebäude aufhalten, pabei Fällt sie unter 6.000 Mitarbeitern und privilegierten Funktionären, die das Haus bevölkern und für die es dort auch viele Geschäfte und Serviceeinrichtungen gibt, nicht weiter auf. 2 Schießplätze in Raumes Volleyballplatz, Tennisplatz, Kegelbahn, Tischtenmsraum OTTO-SROTEWOHL-STRASSE * HO = staatliche Handelsorganisation TOILETTE 1 •ßtite 4ie am 0hde. cjes Bernes Pie Familie versteckt sich auf der Toilette. Heinz HoizapFel hatte die Tür von innen mit einem Verschlusseisen verriegelt und von außen das Schild angebracht. III!! Heinz und Jutta Holzapfel haben in monatelanger Vorbereitung ihre Fluchtwerkzeuge hergesteilt: Handgedrechselte HaridschL-ie I ■' j ■ Schwarzer -x.li und Hose Taschenlampesmit schwarz gestrichenem Trichteraufsaiz, gebaut aus Gürters Zuckertütenspitze. So gibt sie nur gebündeltes Punktlicht und kein verräterisches Streulicht ab Ein 500g schwerer Hammer,; mit Schaumgummi umwickelt,* um Aufprallgeräusche zu dämpfen. Mit Leuchtfarbe angestrichen, um ihn im Punkejn zu finden. Am Hammerstiel • eine Öse und: ein Karabinerhaken, an dem eine schwarz bemalte, 45,Meter lange ajfgerollte Perlenschnur hangt Eimverrußter Korken ' zum Schwärzen;'"' ?der Sesicnter Schleichsocken": Uie Sohlen sind mit Schaumstoff gepolsterte Aktentasche enthält: Zeugnisse, Familienstammbuch, Parteidokumente, Lohnsteuerkarten, ki Impfscheine, Kirchenaustrittserklärung Vom Pach aus wollen sie mit einer Seilbahn die Mauer überwinden. F^klAeMJMACt* in 4-i II II i i. j^ffl in int n im 21W OST Poch das können sie nicht alleine. ca.. "72.ni KURT UNPNER aus Burghöim, die Brüder Juttas Und wenn sie schießen? Zum Pach hinauf werden sie nicht schießen, weil uns dort niemand sieht. ■r Wonn wir vorsichtig sind, werden sie auch die Seilbahn nicht sehen. r Ä T 4h y I -TP ■Mllll flrejWBBfl___________ fcso B 0 Ein Helfer löst den Karabinerhaken mit der Perlonschnur vom Hammer. Pie Perlonschnur wird mit einem acht Millimeter dicken Stahlseil verbunden. Mit vereinten KräFten ziehen Jutta und Heinz Holzappel das schwere Sei! nach oben und befestigen es am Fahnenmast. Signal an die Helfer, dass nun gestrafft werden kann. I.L.JL r_Jl Nur dann ist das Seil hoch genug, um mit dem Tragegeschirr an der Pachkante vorbeizukommen ' . A *fc> BSE üie hoffen, des Üb - 'schcssei-" iiri-d * Zeitungsartikel siehe Anhang Seite 95