Gérard Genette: Die Erzählung (hg. von Jochen Vogt) 1994 discours : Abfolge von Zeichen, Text , das Wie der Darstellung histoire : Abfolge von Ereignissen, eine Geschichte, das Was der Darstellung discours = récit (´Erzählung´: narrativer Text) und = narration (´Narration´: Akt des Erzählens) Modus - Fokalisierungstypen : die Frage "Wer nimmt wahr?" Stimme des Erzählers: die Frage "Wer spricht?" Fokus: ein einschränkender Blickwinkel eine unfokalisierte Erzählung (oder auch Erzählung mit einem ´Null-Fokus´): der Erzähler sagt mehr als alle seine Figuren wissen können eine interne Fokalisierung der Erzähler sagt genau so viel wie seine Figur weiß eine externe Fokalisierung der Erzähler sagt weniger als die Figur weiß die Form der homodiegetischen Erzählung, der Erzähler ist in der von ihm erzählten Geschichte anwesend die Form der heterodiegetischen Erzählung der Erzähler in seiner Geschichte nicht anwesend Fokalisierung __________________ Person unfokalisiert intern extern heterodiegetisch Thomas Mann: Der Zauberberg Franz Kafka: Die Verwandlung Dashiell Hammett[1]: Der Malteser Falke homodiegetisch Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers [Albert Camus: Der Fremde] Stimme des Erzählers ´Zeit der Narration´ spätere Narration frühere Narration gleichezitige Narration ´narrative Ebene´ eine Diegese: ein räumlich-zeitliches Universum zwei oder mehrere Diegesen ´Person´ Erste oder dritte, homo- oder heterodiegetisch Ordnung chronologisch mit Anachronien: Analepse und Prolepse Analepse: externe Analepse erzählt Ereignisse, die vor Beginn der ´Basiserzählung´ liegen interne Analepse´ füllt hingegen Lücken innerhalb der ´Basiserzählung´ auf komplette Analepse ein ´analeptischer´ Nachtrag reicht bis zu dem Zeitpunkt in der Basiserzählung heran, an dem die Erzählung unterbrochen worden war, flash-back partielle Analepse Prolepse: ´interne Prolepse´ (also eine ´Vorausdeutung´, die den zeitlichen Rahmen der ´Basiserzählung´ nicht überschreitet externe Prolepse komplette partielle ´Frequenz´ ´singulatives´ Erzählen (was einmal geschieht, wird einmal erzählt), ´repetitives´ Erzählen (was einmal geschieht, wird n-mal erzählt) und ´iteratives´ Erzählen (was n- mal geschieht, wird einmal erzählt) Dauer summary´ (1) viel ´histoire´ (Geschichte) bei relativ wenig Text erzählt. verschiedene Raffungsintensitäten. ´Szene´ (2) bezeichnet er zeitdeckendes Erzählen, wie man es in Dialogen, tendenziell im Drama vorfindet. Die Zeit der ´histoire´ (Geschichte) entspricht in etwa der Länge des ´récit´ (Erzählung). `Ellipse´ (3): unendlich viel Geschichte in unendlich wenig Erzählung Platz ´bestimmt´ (die ausgelassene Zeitspanne wird angegeben, z.B. "drei Jahre später") ´unbestimmt´ (es wird keine genaue Zeitangabe geliefert, z.B. "lange Jahre vergingen") ´explizit´ sein, d.h. angekündigt werden (z.B. "Hier bitten wir um Erlaubnis, einen Zeitraum von drei Jahren überspringen zu dürfen, ohne ein Wort darüber zu verlieren ...") ´implizit´, ohne Ankündigung stehen. Das ist typischerweise der Fall bei Kapitelübergängen, Absätzen oder auch der Leerzeile, dem sogenannten ´blanc´. Hier wird Zeit übersprungen, ohne daß es dem Leser ausdrücklich mitgeteilt wird. eine ´deskriptiven Pause ________________________________ [1] 1894 – 1961, die harte Schule des amerikanischen Kriminalromans, Der Malteser Falke, 1930.