FF MUNI Kristýna Cimalová, UČO: 217389 Český jazyk a literatura + Německý jazyk a literatura 1. ročník, 2. semestr jaro 2007 Seminární práce z Německé literatury 1700 - 1790 Zu Wielands Satire Die Abderiten Demokrit als verkappter Aufklärer. PhDr. Zdeněk Mareček, Ph.D Einleitung In meiner Seminararbeit wollte ich die Elemente von Aufklärung finden. Ich konzentriere mich auf zwei Pesönlichkeiten: Demokritos und Christoph Martin Wieland. Dann erinnere ich an typischen Merkmale des Rokokos und Klassizismus. Ich möchte mich zur Satire und Frauen in Abdera einstellen, weil Demokritus oft mit ihnen konversierte und witzelte. Sie waren leichter Ziel seines Spottes. 1. Christoph Martin Wieland (1733 – 1813) a) Persönlichkeit Christoph Martin Wieland war Prosaiker, der als Begründer des modernen deutschen Romans bezeichnet wird, Übersetzer des Shakespeares, Dramatiker antiken Stoffes und Herausgeber der Zeitschrift Teutsche Merkur. Er gehörte zeitlebens zu den gefeiertesten und umstrittensten Autoren. 1760 übernahm er das politische Amt in seinem Geburtsort Biberach. 1769 erhielt er die Professur in Erfurt. 1772 wurde er zum Prinzen nach Weimar als sein Erzieher berufen. Durch die Romane Don Sylvio und Agathon hat Wieland in der deutschen Literatur eine Tradition des Bildungsromans begründet und hat diesem Genre zum Anerkennung geholfen. Wichtige Elemente des modernen Romans sind der Erzähler und die Perspektive des Erzählers. Geschichte der Abderiten (1773 – 1781) hat einen großen Erfolg beim Publikum gewonnen. Es handelt sich nicht um einen Roman, aber es geht um einen Zyklus der Schwänken. Die Bewohner der antiken Stadt Abdera sind eigentlich deutsche Schildbürger. Wieland hat die Form mit dem fiktiven Erzähler und fiktiven Leser benutzt, damit er mit der Hilfe des antiken Stoffes über Abderiten das zeitgenossen Publikum auf aktuelles Umwesen aufmerksam machen konnte. Der englische Novellist Laurence Stern hat ihn beeinflusst. Der Engländer war Satiriker, der die Novell The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman geschrieben hat. Er war berühmt für seinen gelehrten Witz. Er manipullierte mit der Erzählerzeit und Stimme, parodierte Erzählerform und vergisst nicht auf die Ration des schamlosen Humors.1 1 Přispěvatelé Wikipedie, Laurence Sterne [online], Wikipedie: Otevřená encyklopedie, c2006, Datum der letzten Revision: 18. Juni 2007, [Zitation 28.06.2007] Demokritus unternahm viele lange wissenschaftliche Reisen nach Persien, Indien, Babylon und Ägypten. Er hat viel Geld geerbt, das er zum Reisen genutzt hat. Von seinen Zeitgenossen war er am meisten weit gereist. Er beschäftigte sich mit der Ethik, Logik, Erkennungtheorie, Mathematik, Astronomie, Physik, Biologie, Technik, Literatur, Ästhetik, Sprachwissenschaft, usw. b) Demokritus im Werk Demokritus war ein weiser Mann, der unter den Abderiten lebte. Es war ein Zufall, dass in Abdera der größte Naturwissenschaftler des Altertums geboren wurde. Aber die Abderiten hielten ihn am wenigsten von allen in Ehren. Auch hätten sie eben so leicht auf dem Kopfe tanzen, oder den Mond mit den Zähnen fassen, oder den Zirkel quadrieren können, als einen Menschen, der in allem ihr Gegenfüßler war, für einen weisen Mann halten. (Kap.2) Sie betrogen ihm um den Besitz, sie boten ihm verschiedene Frauen an, sie erwarteten, dass er verschiedene Geschichten über sehenswürdige Sachen erzählen würde. Aber Demokrit log so wenig, und in der Tat weniger, als ob er nie über den Thracischen Bosporus gekommen wäre. (Kap.3.) Seine Öffentlichkeit machte ihm viele Feinde. «Um Vergebung! Ich bin so unhöflich, jedes Ding bei seinem Namen zu nennen; und so eigensinnig, daß ich nie gestehen werde, alles sei schön und vortrefflich was man so zu nennen beliebt.» (Kap.8) Aber er kam aus einer reichen Familie; darum die Abderiten tolerierten ihn. Er wollte in der Einsamkeit leben, aber die Abderiten gaben ihm keine Ruhe. Sie besuchten ihn sehr oft. Demokritus war der Weltbürger und gleichzeitig Bürger der Abdera. Er wollte den Mitbürgern helfen, aber es ging nicht. Die Abderiten hielten ihn für einen Zauberer: «Er arbeitete am Stein der Weisen», sagt Borrichius, «und er fand ihn, und machte Gold.» Zum Beweis davon beruft er sich darauf, daß Demokrit ein Buch von Steinen und Metallen geschrieben habe. Er sagte Sonnen- und Mondfinsternisse, Mißwachs, Seuchen und andre zukünftige Dinge zuvor. Er hatte einem verbuhlten Mädchen aus der Hand geweissagt, daß sie - zu Falle kommen, und einem Ratsherrn von Abdera, dessen ganzes Leben zwischen Schlafen und Schmausen geteilt war, daß er - an einer Unverdaulichkeit sterben würde; und beides war genau eingetroffen. ( Kap. 12) Seine Witze waren manchmal schamlos. „Amors und Cytheräens Lieblingsblume nicht auf Hecken, wie bei uns, sondern in dichten Büscheln auf großen Bäumen wachsend, und voll aufgeblüht, wie die Busen meiner schönen Mitbürgerinnen...“ (Kap.4) Auf seiner Reise sprach er viel mit den Leuten und lernte die Natur kennen. 3. Die Charakteristik der Abderiten Die Abderiten in Griechenland heißen in Deutschland Schildbürger. Ein Abderitischer Einfall, ein Abderitenstückchen, war bei diesen ungefähr, was bei uns ein Schildbürger- oder bei den Helvetiern ein Lalleburgerstreich ist. (Kap.1) Ihre Vorstellungskraft war sehr groß. Ihre Lebhaftigkeit nahm nur eine wunderliche Wendung; denn ihre Einbildung gewann einen so großen Vorsprung über ihre Vernunft, daß es dieser niemals wieder möglich war, sie einzuholen. (Kap. 1) Sie sprachen sehr viel. Am besten charakterisiert sie die Geschichte über heilige Frösche. Sie konnten sie nicht töten und vermehrten sich so viel wie Frösche, sodass die Abderiten von Abdera umziehen mussten. Sie dachten, dass sie Nachkommen der Athener sind. Sie waren es, aber der Geschmack fehlte ihnen. Sie bemühten sich, die Athener in allen Stücken zu kopieren, und kopierten sie genau - wie der Affe den Menschen. (Kap.7) Sie hatten kleine Seelen. Was lustig war, war für sie traurig, was traurig war, war für sie lustig. Eine ihre Tugend war, dass sie nicht aufhören konnten. Aber ist es immer Tugend? Sie waren sehr hochnäsig, es war schon zu Lachen. Abdera war für sie der Mittelpunkt des Kosmos. Was draußen war, war nicht interessant. Demokritus vergleicht die Abderiten mit Kindern: am meisten ärgern sie sich, wenn jemand ihnen ihre Puppen und Pferdchen wegnahm. Über alles denkt ihr noch eben so, wie ihr als Kinder davon dachtet. Eure Körper sind gewachsen, und eure Seelen liegen noch in der Wiege. (Kap. 9) Man konnte in der Tat nicht lange unter den Abderiten leben, ohne in Versuchung zu geraten, ihnen etwas aufzuheften. (Kap.12) Das war etwas gegen die Langweile mit ihnen. Sie verstanden der Ironie nicht. 4. Die Frauen Die Geschichte der Abderiten ist nicht direkt über Frauen, aber die Frauen sind sehr oft das Ziel des Spottes oder Demokritus Hörerinnen. Vielleicht hängt es mit dem Kult der Erotik zusammen. Demokritus machte Witze über ihre Tugendhaftigkeit. Demokritus versteckt sich nicht mit der Bewunderung weiblicher Körper und intelligenter Frauen. Im vierten Kapitel schreibt man über das Ideal der Schönheit. Demokritus erzählt von dem afrikanischen Mädchen Gulleru, die für die Griechen kein Ideal ist, aber für die Äthiopier die afrikanische Helen darstellte. Demokkritus sagt, dass für Schönheit verschiedene Maßstäbe existieren. Das Schöne hat notwendig ein bestimmtes Maß, und was über solches ausschweift, entfernt sich eben so davon, wie das, was unter ihm bleibt. (S. 46) Er zieht die Abderitinnen ins Lächerliche, wenn er sie zum Lachen bringt. Hier kontrastiert Schönheit der Frauen mit ihrem Auftreten. Demokritus schiebt den Bonnen die Schuld zu, dass sie an der abderichen Dummheit schuld sind. Eine gute Seuche, (dacht er) welche das ganze Völkchen - bis auf etliche Dutzend Kinder, die gerade groß genug wären um der Ammen entbehren zu können - von der Erde vertilgte, wäre das einzige Mittel, das der Stadt Abdera helfen könnte; den Abderiten ist nicht zu helfen! (S.67) Eine Lumperei, die Demokritus den Abderitinnen gemacht hat, war, dass er gesagt hat, dass die Jungfrauschaft in den Augen zu sehen ist. «Ich weiß ein unfehlbares Mittel, wie man machen kann, daß ein Frauenzimmer, im Schlafe, mit vernehmlicher Stimme alles sagt was sie auf dem Herzen hat.» (S.88) Er sagte das Geheimnis den Abderiten und die Abderitinnen konnten lange Nächte nicht schlafen. Natürlich war es nur ein Witz, aber die Abderiten glaubten daran, also waren sie zufrieden, dass ihre Frauen tugendhaft sind. Immer war es aber auch nicht wahr.«Sie sind ein Weiberfeind», riefen die Abderitinnen allzumal. (S. 90) 5. Die Satire Für eine Satire ist typisch Humor, Komik, Vegleichung der Realität mit dem Ideal und Kritik des Mangels der Realität. Das alles finden wir auch in dieser Geschichte. Demokritus nutzt seinen beißenden Spott für Kritik an den Frauen, der Oberflächlichkeit ( Aber Demokrit war aus dem besten Hause in Abdera, und, was noch mehr zu bedeuten hat, er war reich. Dieser doppelte Umstand machte, daß man ihm nachsah, was man einem Philosophen in zerrißnem Mantel schwerlich zugut gehalten hätte. «Sie sind auch ein unerträglicher Mensch, Demokrit!» schnarrten die schönen Abderitinnen, und - ertrugen ihn doch. S. 61), den Künstlern (Er lieferte jeden Monat seine Tragödie, mit einem kleinen Possenspielchen zur Zugabe. S. 57) («Die wahren Regeln der Kunstwerke», sprach er, «können nie willkürlich sein. S. 59), den Philosophen («Alles war immer so wie es ist, und wird immer so bleiben wie es war.» , «Was für eine schöne Sache es um die Philosophie ist!» sagten die Abderiten. «Alles, was man daran aussetzen möchte, ist, daß einem unter so viel feinen Theorien die Wahl sauer wird.» S. 77, 81), den Beamten(Eine gute Seuche, (dacht er) welche das ganze Völkchen - bis auf etliche Dutzend Kinder, die gerade groß genug wären um der Ammen entbehren zu können von der Erde vertilgte, wäre das einzige Mittel, das der Stadt Abdera helfen könnte; den Abderiten ist nicht zu helfen! S. 67), in Abdera. All diese Probleme sehen wir aber auch im 18. Jahrhundert in der bürgerlichen Gesselschaft. Er kritisiert auch die Leser. (Verhüte der Himmel, daß man euch zumuten sollte die Abderiten zu lesen, wenn ihr gerade was nötigeres zu tun oder was besseres zu lesen habt! In Gottes Namen! Studiert, besucht, referiert, rezensiert, übersetzt, kauft und freiet! Beschäftigte Leser sind selten gute Leser. S. 24), die Alleswisser (Denn wer zu seiner Zeit weise werden wollte, mußte mit eignen Augen sehen. S. 34), die Berechnung (Herr Antistrepsiades, der einen Anschlag auf die Abendmahlzeit des jovialischen Ratsherrn gemacht hatte, unterstützte gefällig das allgemeine Gelächter mit lautem Händeklatschen. S. 47) und die Erziehung (Kapitel über kleine Nannion). Als Mittel der Satire wird in dieser Geschichte die Vergleichung (die Kinder zu Abderiten), die Hyperbel (sie halten Demokritus für den Zauberer), die Ironie (was Demokritus sagte und ironisch meinte, nahmen die Abderiten ehrenhaft an), der Sarkasmus(...wünschte den Abderiten und Abderitinnen - was sie nicht hatten, und ging nach Hause, nicht ohne Verwunderung über die gute Gesellschaft. S. 51) und die Naivität (die Prüfung der Tugendhaftigkeit) benutzt. 6. Der Schlüssel zur Abderitengeschichte Der Schlüssel zur Geschichte der Abderiten ist zuerst in der Zeitschrift Der Teutsche Merkur (1773-1810) erschienen, die Wieland gegründet hat. Seine Mitarbeiter waren Goethe, Herder, Schiller und andere. Es war ein neuer Typ der literarischen Zeitschrift in Deutschland. Er hatte eine ähnliche Funktion wie die französische nationale Zeitschrift Merkur. Er umfasste Kritiken, neue literarische Formen, Kommentare zur politischen Situation usw. Der Schlüssel hatte mit der satirischen Form die Leser auf die Unsterblichkeit des Narrentums aufmerksam gemacht. Das Drama Esel und Schatten von Voskovec und Werich ist von dieser Geschichte inspiriert. Der Erzähler überzeugt die Leser durch die Vieldeutigkeit des Wortes Geschichte (history), von der Wahrscheinlichkeit der Fiktion.2 In der Abderitengeschichte finden wir nichts anderes, als der Schlüssel sagt. Er sagt, dass es 2 BAHR, EHRHARD: Dějiny německé literatury 2. Praha : Karolinum, 2006. solche dummen Leute wie die Abderiten gab, gibt und auf der Welt immer geben wird. Trotzdem fabullierte der Autor was es ging, er schaffte lebendige Typen, die wir immer in der Welt finden können. Die Abderiten sind also nicht Kritik der Epoche, sondern der Einzelnen. Werden wir es glauben? Schluss Ch. M. Wieland als Vertreter des Rokokos und Klassizismus schuf die Satire Die Geschichte der Abderiten in der Zeit, in der die Leute begannen, sich nach Freiheit und Rechten zu sehnen. Als Quelle benutzte er die historische Persönlichkeit des Demokritus von Abdera. Seine Mitbürger sind berüchtigt für ihre Naivität, Dummheit und Kleinlichkeit. Die Frauen sind oft das Ziel des Spottes. Auf ihnen heben sich die Eigenschaften der Abderiten ab. Die Satire entstand nicht absichtlich, sondern als Fantasie, sagte der Autor. Trotzdem haben viele Leser hat geschrieben, dass sie diese Abderiten aus ihrer Stadt kennen. Quellen: primäre: WIELAND, CHRISTOPH MARTIN: Příběh Abdéřanů. Praha : Státní nakladatelství krásné literatury, hudby a umění, 1958. Projekt Gutenberg – De [online], © 1994-2007 abc.de Internet-Dienste. [Zitation 28. 06. 2007] sekundäre: BAHR, EHRHARD: Dějiny německé literatury 2. Praha : Karolinum, 2006. BERND, LUTZ (hrsg.): Metzler Autoren Lexikon. Weimar: Metzler, 1994. KOLEKTIV AUTORŮ: Filosofický slovník. Olomouc, nakladatelství Olomouc,1998. ASMUS, V. F.: Antická filozofie. Praha, Nakladatelství Svoboda, 1986. VLAŠÍN, ŠTĚPÁN: Slovník literárních směrů a skupin, Praha: Panorama 1983. MÜLLER, HELMUT: Dějiny Německa. Praha: Lidové noviny 2004. PAVERA, L., VŠETIČKA, FR.: Lexikon literárních pojmů. Olomouc: Nakladatelství Olomouc, 2002. Vorlesungen von prof. Munzar Přispěvatelé Wikipedie, Laurence Sterne [online], Wikipedie: Otevřená encyklopedie, c2006, Datum letztes Revision: den 18. Juni 2007, [Zitation 28.06.2007]