Alfred Döblin (1878-1957) Ernst Ludwig Kirchner Walter Ruttmann: Berlin-Die Sinfonie einer Stadt • http://www.youtube.com/wa tch?v=YQbQg3zjy2M&feat ure=related • Berlin: Symphony of a Great City [Act 4, Part 2] • Viele kurze Schnitte, die die Hektik der Stadt zu versinnbildlichen. Taktgenau geschnitten, um die Szenen an eine zusammen mit dem Film produzierte Musik anzupassen. Ferdinand Bruckner: Die Verbrecher, 1928 • Bruckner macht von einer Simultanbühne Gebrauch. In mehreren parallel laufenden, auf die Bewohner eines Berliner Mietshauses zentrierten Handlungssträngen wird die skandalöse Ungerechtigkeit der Justiz nach dem Ersten Weltkrieg angeprangert. Berlin. Alexanderpaltz 1929 , Teilabdruck in der Frankfurter Ztg. Samuel Fischer: 50.000 Exemplare bis 1933 Der Untertitel Die Geschichte vom Franz Biberkopf vom Verleger erzwungen. Hörspielfasung 1930 Verfilmung 1931 Mein Buch ›Berlin Alexanderplatz‹, 1932 Döblin vor 1929 Nach dem Krieg las er Karl Marx, Ferdinand Lassalle sowie auch Freud, schloß sich 1919- 1921 eng der USPD an, danach (bis 1927) der SPD, engagierte sich im »Schutzverband deutscher Schriftsteller«, dessen Erster Vorsitzender er im Jan. 1924 wurde, und schrieb (zwischen 1921 u. 1924) regelmäßig Theaterkritiken für das »Prager Tagblatt«. Im Januar 1928 wurde er in die »Sektion für Dichtkunst« der Preußischen Akademie der Künste gewählt. Döblin nach 1929 ab November 1933 in Paris. Dort gehörte er zu den wenigen Emigranten, die die frz. Staatsbürgerschaft erhielten. In Paris setzte er sich sogleich für die jüdische »Freilandbewegung«ein. Ab Okt. 1939 arbeitete er (u.a. mit den Germanisten Pierre Bertaux u. Robert Minder) propagandistisch im Dienst des frz. Informationsministeriums unter Jean Giraudoux. Am 10. 6. 1940 begann seine Flucht vor den dt. Besatzungstruppen durch Frankreich, Spanien u. Portugal in die USA. Am 12. Sept. erreichte er New York. Weg in die Isolation In Hollywood erlebte er eine Zeit des sozialen Abstiegs. Die mit der Taufe am 30. 11. 1941 offiziell vollzogene, doch der Öffentlichkeit verheimlichte Konversion zum Katholizismus verstärkte seine soziale Isolation auch unter den Exilschriftstellern. 1945 traf ihn die Nachricht vom Selbstmord (1940) eines seiner vier Söhne. Gleich nach Kriegsende kehrte Döblin als einer der ersten Emigranten fluchtartig in die Heimat zurück. Als Angestellter der französischen Militärregierung mit der literar. Zensur u. der Herausgabe der Zeitschrift »Das goldene Tor« (1946-1951) beauftragt, wirkte er mit an der Austreibung des Nazi-Geistes und am kulturellen Wiederaufbau in Deutschland. Alfred Döblin Přel. Hanuš Karlach. Brno, Barrister & Principal, 2012, 608 s. Die Fahrt ins Land ohne Tod, 1937 Der blaue Tiger, 1938 Der neue Urwald, 1948 in Europa angesiedelt. Literatur als Ort, wo der Tod sinnvoll besprochen und überwunden werden kann. Berlin Alexanderplatz Das Collage-Material ironisiert die Biberkop- Geschichte: Der auktoriale Erzähler lässt beim Leser allmählich mit diesem Zuhälter mitzufühlen, ja sogar sympathisieren. Trotz der am Anfang geschilderten Vergewaltuigung Minnas, der Schwester der ermordeten Lebensgefährtin. Sein Kompagnon Lüders ist noch schlimmer. Schauerefffekte und melodramatische Szenen. Stilmerkmale des Romans Berlin Alexanderplatz Techniken des inneren Monologs und der erlebten Rede, Montage von Zeitungsausschnitten, Kombination unterschiedlichster Sprachschichten, Reihung heterogener Bilder und Szenen: Berliner Jargon, Bibelsprache (Jeremias, Hiob), Schlager- und Moritatenton, Werbeslogans, Zeitungsdeutsch, Statistiken, schnoddrige Zwischenbemerkungen des Autor. gluppschen – nordd. mit großen Augen dreinblicken 21 Kruke – liebenswert- schrullige Person 317 der Duisel – Schlafmütze, Dummkopf 343 der Lude – der Zuhälter 244 der Fatzke – ein eitler, arroganter Mensch *lat. facetia - Witz (ugs. abwertend): provozierend lässig, großsprecherisch, den angebrachten Respekt vermissen lassend Biberkopf Durch Reinhold lernt Biberkopf die kriminelle Pumskolonne, 75: Franz handelt nun völkische Zeitungen. Er hat nichts gegen die Juden, aber er ist für Ordnung. Denn Ordnung muß im Paradiese sein, das sieht ja wohl ein jeder ein. Und der Stahlhelm, die Jungens hat er gesehen, und ihre Führer auch, das ist was. (Zitate aus der Stahlhelm. Presse) Biberkopf wie Orest? Der noch verblendete Franz schreibt sein Scheitern immer seinem Schicksal zu. Schicksaltopoi werden aber zunehmend vom Erzähler parodiert. Z. B. durch den Vergleich zwischen Biberkopf und Orest: 91: Er kann es mit alten Helden aufnehmen. Ein Verbrecher, seinerzeit gottverfluchter Mann am Altar, Orestes, hat Klytämnestra totgeschlagen, kaum auszusprechen der Name, immerhin seine Mutter. /…/ Hoi ho hatz, schreckliche Bestien, Zottelweiber mit Schlangen, ferner Hunde ohne Maulkorb, eine ganze unsympathische Menagerie, die schnappen nach ihm, kommen aber nicht ran, weil er am Altar steht, das ist eine antike Vorstellung /…/ Vorbereitung für die Klappsmühle. Franz Biberkopf hetzten sie nicht. Sprechen wir es aus ,gesegnete Mahlzeit, er trinkt bei Henschke oder wonaders, /…/ ein Molle[1] nach der andern. [1] Glas Bier Biberkopf wie Kandaules, Reinhold wie Gyges, Mize wie Rhodope Sie bringt sich aber nicht selbt um wie Hebbels Rhodope, sondern wird von Reinhold umgebracht. Gyges ist Sklave am Hofe von Kandaules, der ihn inzwischen als Freund und Berater schätzt. Aus Dankbarkeit schenkt Gyges ihm einen Ring, der seinen Träger unsichtbar machen kann. Kandaules kommt durch diese Möglichkeit auf eine Idee, die eine Lösung für sein größtes Problem sein soll. Er ist verheiratet mit der schönen Rhodope, deren Schönheit aber noch kein Mensch gesehen hat, da sie immer verschleiert ist und nur ihrem angetrauten Mann ihr Gesicht zeigen will. Sein Stolz und sein Glaube an ihre Schönheit braucht einen Zeugen. Gyges soll sich nachts unsichtbar in ihr Schlafzimmer begeben und anschließend berichten, was er dort gesehen hat. Kinostil im »Berliner Programm«, 1913 Es darf nicht erscheinen wie gesprochen, sondern wie vorhanden.[Man braucht]« einen Kinostil. In höchster Gedrängtheit und Präzision hat ›die Fülle der Gesichte‹ vorbeizuziehen. [...] Von Perioden, die das Nebeneinander des Komplexen wie das Hintereinander rasch zusammenzufassen erlauben, ist umfänglicher Gebrauch zu machen. Rapide Abläufe, Durcheinander in bloßen Stichworten; wie überhaupt an allen Stellen die höchste Exaktheit in suggestiven Wendungen zu erreichen gesucht werden muß. Das Ganze darf nicht erscheinen wie gesprochen, sondern wie vorhanden.« Stil Simultaneität, Reihung von Wahrnehmungen ohne psychologischen Kitt. Hinzu kommt, was nur der Roman zu leisten vermag: die »Tatsachenphantasie« arbeitet bei Döblin mit reportagehaften Elementen, mit dokumentarischen Einblendungen; naturalistische Grundsätze werden einem Wochenschau-Stil angepaßt. Anregungen aus Futurismus, Dadaismus, Neuer Sachlichkeit und aus dem modernen angelsächsischen Roman - Joyce: "Ulysses" (1922), Dos Passos: "Manhattan Transfer" (1925). 4. Buch Ihr werdet den Mann hier saufen sehen und sich fast verloren geben. Aber es war noch nicht so hart, Franz Biberkopf ist für schlimmere Dinge aufbewahrt. 130 Franz Biberkopf, stark wie eine Kobraschklange, aber wacklig auf den Beinen, ist aufgestanden und ist nach der Münzstraße zu den Juden gegangen. .. Der Mann will mit allem aufräumen. Der Mann will reinen Tisch machen. Da gehen wir wieder, Franze Bibberkopf. Trockenes Wetter, kalt, aber frisch, wer möchte jetzt im Hausflur stehen, Straßenhändler sein und sich die Zehen abfrieren. (bei den Juden) Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh; wie dies stirbt, so stirbt er auch. Hiob. 4. Buch Viertes Buch: Der Mann ist kaputt. Es wird noch ein anderer Biberkopf gezeigt, dem der alte nicht das Wasser reicht und von dem zu erwarten ist, das er seine Sache besserr macht. 454 Er schließt sich den Vorbeimarschierenden nicht an. Wenn ich marschieren soll, muss ich es nachher mit dem Kopf bezahlen, was andere sich ausgedacht haben.Darum rechne ich erst nach, und wenn es so weit ist und mir paßt, werde ich mich danach richten. Dem Menschen ist gegeben die Vernunft, die Ochsen bilden statt dessen eine Zunft. Biberkopft zu seiner Arbeit Hilfportier..Dann marschiert er doch mit: Erich Kästner: Fabian - Die Geschichte eines Moralisten (1931) Walter Benjamins Aufsatz Linke Melancholie. gegen die WeltbühnenLinke, also gegen »die linksradikalen Publizisten vom Schlage der Kästner, Mehring oder Tucholsky« gerichtet. Den Anlass gab Kästner: 1930 erschien dessen Gedicht-sammlung: Ein Mann gibt Auskunft. Kästner aus W. Benjamins Sicht Kästners Schwermut komme aus der Routine: »Denn Routiniert sein heißt, seine Idiosynkrasien geopfert, die Gabe, sich zu ekeln, preisgegeben zu haben ... Und nichts ist routinierter als die Ironie, die den gerührten Teig der Privatmeinung aufgehen lässt wie ein Backmittel.« Sven Hanuschek: Erich Kästner rororo monographie 50640; Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004; Kästner-Parodie Robert Neumanns »Uns Erwürger des Gefühls würgt ja doch nur das Gefühl. Na, schon gut! Halb ein Bürgerschreck und halb ein erschrockener Bürger ...« Der Grund für Benjamins Gereiztheit, wenn er auf Kästner zu sprechen kam, war in der Figur Labude im Roman »Fabian«, in der Benajmin portraitiert wurde: die gescheiterten Habilitation und die ebenso gescheiterten Ehe. Fabian Der Name Fabian assoziiert den römischen Feldherrn Fabius genannt Cunctator („der Zauderer“), der wegen seiner abwartenden Strategie gegenüber Hannibal berühmt wurde. „Fabian Society war eine 1883 gegründete Vereinigung britischer Sozialisten, die im Gegensatz zu Marx eine allmähliche, gesetzliche Sozialisierung erstrebte und die Grundlage für die Labour Party schuf . Auch sie wurde nach Fabius Cunctator benannt. Fabian. Die Geschichte eines Moralisten. 1931. Dr. Jakob Fabian, ein Germanist, 32, bisher Adressenschreiber, erfindet er Reklametexte für eine Zigarettenfirma (eine Zigarette groß wie der Kölner Dom). 4. Kap.: Fabian rollte ein Plakat auf, befestigte es mit Reißzwecken an der Wand, stellte sich in die entlegenste Zimmerecke und starrte das Plakat an, das mit einer Fotografie des Kölner Domes und einer vom Plakathersteller daneben errichteten, dem Dom an Größe nichts nachgebenden Zigarette bedeckt war. Er notierte: "Nichts geht über ... So groß ist ... Turmhoch über allen ... Völlig unerreichbar." Er tat seine Pflicht, obwohl er nicht einsah, wozu. Fabian "Wie hieß denn Ihre Dissertation?" "Sie hieß "Hat Heinrich von Kleist gestottert?" Erst wollte ich an Hand von Stiluntersuchungen nachweisen, daß Hans Sachs Plattfüße gehabt hat. Aber die Vorarbeiten dauerten zu lange. Cornelia Battenberg lässt sich, um ihren arbeitslosen Freund Fabian zu ernähren, mit einem Filmagenten ein und verlässt Fabian. Sie kommentiert das in ihrem Abschiedbrief: Man kommt nur aus dem Dreck heraus, wenn man sich dreckig macht. (162). Auch sie ist eine Akademikerin aus der Provinz wie Fabian und völlig desillusioniert . Cornelia Battenberg Wenn wir einen Mann liebhaben, liefern wir uns ihm aus. Wir trennen uns von allem, was vorher war, und kommen zu ihm. „Da bin ich,“ sagen wir freundlich lächelnd. „Ja,“ sagt er, „da bist du,“ und kratzt sich hinterm Ohr. Allmächtiger denkt er, nun hab ich sie auf dem Hals. Leichten Herzens schenken wir ihm, was wir haben, und er flucht. Die Geschenke sind ihm lästig. Erst flucht er leise, später flucht er laut. Der Erzähler kommentiert das: wir jungen Männer haben Sorgen. Und die Zeit, die übrigbleibt, reicht fürs Vergnügen, nicht für die Liebe. Die Familie liegt im Sterben. Labude will sich mit einer Arbeit über Lessing habilitieren Fabian in Labudes Wohnung II: Er sah auf die Uhr. Labude war noch in der Bibliothek. Fabian trat zum Tisch. Bücher und Broschüren lagen in Stapeln darauf. Darüber, an der Wand, hing eine Stickerei mit der Inschrift: "Nur ein Viertelstündchen." Er hatte, als er einzog, den Spruch vom Sofa entfernt und über den Büchern angebracht. Labudes zweite Wohnung lag im Zentrum. Wenige wußten davon. Hierhin zog er sich zurück, wenn ihm der Westen, die noble Verwandtschaft, die Damen der guten Gesellschaft und das Telefon auf die Nerven gingen. Und hier hing er seinen wissenschaftlichen und sozialen Neigungen nach. Labude vs. Fabian Labude schüttelte den Kopf. "Das ist Indolenz. Wer Geld verdient und es nicht liebt, kann es gegen Macht eintauschen." "Was fang ich mit der Macht an?" fragte Fabian. "Ich weiß, du suchst sie. Aber was fange ich mit der Macht an, da ich nicht mächtig zu sein wünsche? Machthunger und Geldgier sind Geschwister, aber mit mir sind sie nicht verwandt." Labude vs. Fabian "Man kann die Macht im Interesse anderer verwenden." Fabian: "Wer tut das? Dieser wendet sie für sich an, jener für seine Familie, der eine für seine Steuerklasse, der andere für diejenigen, die blonde Haare haben, der fünfte für solche, die über zwei Meter groß sind, der sechste, um eine mathematische Formel an der Menschheit auszuprobieren. Ich pfeif auf Geld und Macht!" Fabian hieb mit der Faust auf die Brüstung, aber sie war gepolstert und plüschüberzogen. Der Faustschlag blieb stumm. Fabians Berlin im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen Unzucht, und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang. witzige Dialoge, schnodderige Sprache Kap. III: Es ist richtig, das Falsche zu tun Der Wirtschaftsredakteur Malmy weiß, dass er mit seiner Berichterstattung dem herrschenden System hilft. "Ich lüge auch ... Aber ich weiß es. Ich weiß, daß das System falsch ist. Bei uns in der Wirtschaft sieht das ein Blinder. Aber ich diene dem falschen System mit Hingabe. Denn im Rahmen des falschen Systems, dem ich mein bescheidenes Talent zur Verfügung stelle, sind die falschen Maßnahmen naturgemäß richtig und die richtigen sind begreiflicherweise falsch. ... Mein Charakter ist meinem Verstand in keiner Weise gewachsen. Ich bedaure das aufrichtig, aber ich tue nichts mehr dagegen." Malmy "Der Staat unterstützt den unrentablen Großbesitz. Der Staat unterstützt die Schwerindustrie. Sie liefert ihre Produkte zu Verlustpreisen ins Ausland, aber sie verkauft sie innerhalb unserer Grenzen über dem Niveau des Weltmarktes. Die Rohmaterialien sind zu teuer; der Fabrikant drückt die Löhne; der Staat beschleunigt den Schwund der Massenkaufkraft durch Steuern, die er den Besitzenden nicht aufzubürden wagt; das Kapital flieht ohnedies milliardenweise über die Grenzen. Ist das etwa nicht konsequent? Hat der Wahnsinn etwa keine Methode? Da läuft doch jedem Feinschmecker das Wasser im Munde zusammen!" Erfinder Ein aus der Irrenanstalt entwichener Erfinder neuer Textilmaschinen, der sein Kapital in der Tasche herumträgt und sich weigert es zu verkaufen, weil er nur tragische Folgen seiner Erfindung sieht: Er hat einmal gesehen wie ein kleines Mädchen von einem Pferd niedergetrampelt wurde, als die Polizei auf demonstrierende Arbeiter losritt. Die Demonstrationen gab es, weil mit den neuen Maschinen die Produktivität stieg und die überflüssigen Arbeiter entlassen wurden. Der Erfinder schreibt sich die schuld an allem zu und wird als psychisch Kranker von seiner Familie unter Kuratell gestellt. "Alter schützt vor Klugheit nicht", sagte Fabian. "Leider sind nicht alle Erfinder so sentimental." Institut für gesitige Annäherung (Kap. 1) Fräulein Paula ist insgeheim rasiert (Kap.5) Während in der Wirtschaft gilt alle gegen alle , gilt im Sex jeder mit jedem. Unten im Saal wurde die schönste Figur prämiiert. Die Frauen drehten sich mit ihren knappen Badeanzügen im Kreis, spreizten die Arme und Finger und lächelten verführerisch. Die Männer standen wie auf dem Viehmarkt. "Der erste Preis ist eine große Bonbonniere", erklärte die kauende Paula, "und wer sie gekriegt hat, muß sie dann beim Geschäftsführer wieder abliefern." "Ich esse lieber, außerdem findet man meine Beine immer zu dick", sagte die Blondine. "Dabei sind dicke Beine das beste, was es gibt. Ich war einmal mit einem russischen Fürsten zusammen, der schreibt mir noch jetzt Ansichtskarten." Potiphar und Frau Moll ... und lebe vom Bauch in den Mund In der Nachbarnische sang eine Frau laut mit betrunkener Stimme: Die Liebe ist ein Zeitvertreib / Man nimmt dazu den Unterleib. Fabian fiel jene bekannte ägyptische Ministergattin ein, die den armen Josef, den begabten Urenkel Abrahams, so schamlos belästigt hatte. Da stand die Grüne auf, packte ein Sektglas und taumelte zur Brüstung. Es war nicht Frau Potiphar, sondern Frau Moll. Jene Irene Moll, deren Schlüssel er im Mantel hatte. Fabians Tod Fabian sucht Zuflucht bei seinen Eltern. Er stirbt, als er versucht, einen ertrinkenden Jungen zu retten, obwohl Fabian selbst nicht schwimmen kann. Es ist ein symbolischer Tod: in den trüben Wassern der damaligen Zeit kann der Moralist nicht schwimmen. Der ursprüngliche Titel war Der Gang vor die Hunde.