Fragen zu Hesses Siddharta Siddhartha (USA, 1972), Regie und Drehbuch Conrad Rooks, Kamera Sven Nykvist, die Hauptrolle spielte Shashi Kapoor. In Venedig 1972 wurdeder Fil mit einem Silbernen Löwen ausgezeichnet. Hauptdarsteller - Simi Garewal und Shashi Kapoor Wie wurde das Thema der Selbstfindung, des Wegs nach Innen, in zeitlich nahe liegenden Werken dargestellt? •Unter dem Titel Weg nach Innen fasste Hesse 1931 seine Werke aus den Jahren 1918-1922 zusammen: Kinderseele, Klein und Wagner, Klingsors letzter Sommer, Siddharta. •Klingsors Glauben an den Untergang verbindet ihn mit dem Expressionismus: • [...] wir alle, wir müssen sterben, wir müssen wieder geboren werden, die große Wende ist für uns gekommen. [...] Bei uns im alten Europa ist alles das gestorben, was bei uns gut und unser eigen war; unsere schöne Vernunft ist Irrsinn geworden, unser Geld ist Papier, unsere Maschinen können bloß noch schießen und explodieren [...]. Sein eigener Untergang wird auf das gesamte Europa ausgedehnt: [...] ich spreche von Europa, von unserem alten Europa, das zweitausend Jahre lang das Gehirn der Welt zu sein glaubte. Dies geht unter. Wie wird Siddhartas Weg von Ich über Entselbstung zum Selbst beschrieben? •Sieh, mein Govinda, dies ist einer meiner Gedanken, die ich gefunden habe: Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit. (Govinda, 113ff.) • Govinda, 113ff. •Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit. Wenn der erhabene Gotama lehrend von der Welt sprach, so mußte er sie teilen in Sansara und Nirvana, in Täuschung und Wahrheit, in Leid und Erlösung. Man kann nicht anders, es gibt keinen andern Weg für den, der lehren will. Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig. Nie ist ein Mensch, oder eine Tat, ganz Sansara oder ganz Nirvana, nie ist ein Mensch ganz heilig oder ganz sündig. Es scheint ja so, weil wir der Täuschung unterworfen sind, daß Zeit etwas Wirkliches sei. Zeit ist nicht wirklich, Govinda, ich habe dies oft und oft erfahren. Und wenn Zeit nicht wirklich ist, so ist die Spanne, die zwischen Welt und Ewigkeit, zwischen Leid und Seligkeit, zwischen Böse und Gut zu liegen scheint, auch eine Täuschung." Spiel mit den Namen •Siddharta •Gotama •Govinda, der Wagenlenker der Bagavad-Gita •Kamala •Kamaswami Vom Ich zum Selbst •Wer verkörpert den Archetypus des „Alten Weisen“ als Symbol der seelischen Ganzheit des Selbst? •Hermann Hesse hat in dieser Figur seinem taoistischen Glauben an die Nichtlehrbarkeit der Weisheit eine eindringliche Darstellung gegeben. Deshalb hat Hesse diese Dichtung als „Ausdruck meiner Befreiung vom indischen Denken“ bezeichnet. •