Ivan Hollaus Francis Bacons Selbstbildnisse - Der Rausch der Vitalität Bacon ging nicht mehr von der Überzeugung der malerischen Darstellbarkeit einer Person aus, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend üblich war. Er erfüllte vor allem in seinen Selbstbildnis- und Porträtsstudien die Aufgabe der Malerei, Kräfte sichtbar zu machen, die nicht sichtbar sind. Die Hauptschwierigkeit bestand für Bacon darin, eine Person kenntlich zu malen, ohne sie ihrer Vitalität, ihrer Energie der Erscheinung zu berauben. Wie noch zu sehen wird, ordnete dabei Bacon die Farbmaterie der Darstellung nicht unter, Malerei blieb als solche sichtbar. Denn bei genauer Betrachtung dieser Bilder zeigte sich, dass die verzerrten und verwischten Gesichtspartien nicht zu einer Zerstörung oder Auslöschung des Gesichts und seiner Struktur führten, sondern vielmehr einer enormen Vitalisierung der Darstellung dienten. Bacon erzeugte demnach kein „Doppel“ eines lebendigen „Originals“, er versuchte vielmehr die lebendige Erscheinung, die von einer Person ausgeht, in ihrem ganzen Facettenreichtum auf der Leinwand zu erfassen. Darin zeigte sich Bacons völlige Abkehr von der traditionellen Porträtmalerei. Denn im Gegensatz zu dieser erschien bei ihm das Subjekt nicht als ein fixierbarer Status, sondern als ein kontinuierlicher Prozess. Er definierte den Unterschied zwischen einer illustrativen und nichtillustrativen Form so, „dass eine illustrative Form einem durch den Verstand mitteilt, was der Inhalt ist, während eine nichtillustrative Form zunächst auf die Empfindung einwirkt und dann erst langsam zum Wirklichen durchsickert.“