2 Wissenschaftskommunikation Wissenschaft ist kommunikativ. Die Gültigkeit dieser Ihese I larald Weinrichs (vgl. 1995:158) bestätigt sich mit jeder der jährlich ca. 27 000 in Deutschland1 und 2 600 in Tschechien' verteidigten Dissertationsschriften. Was wäre eine wissenschaftliche Erkenntnis, wenn sie nicht kommuniziert würde? Weinrich (2003;210) zufolge wäre sie gar keine; Denn etwas wissen und es wissenschaftlich wissen, ist nichts wert, wenn es nicht auch den anderen Angehörigen der wissenschaftlichen Population bekannt gegeben wird. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse sind daher einem allgemeinen Veröffenllichungsgebot unterworfen, und kein privates Wissen oder Gehetmwissen darf sich wissenschaftlich nennen. Das Gebot der Veröffentlichung ist jedoch mehr als ein bloßes Mitteilungsgebot; es ist nämlich in seiner striktesten Form nur dann erfüllt, wenn ein Forschungsergebnis allen anderen Wissenschaftlern, die es je für relevant halten können, zugänglich gemacht wird. Alle diese Wissenschaftler sind nämlich, sobald sie die Nachricht von einem Forschungsergebnis empfangen haben, im Prinzip einem ebenso strikten Rezeptionsgebot, das mit einem Kritikgebot gepaart ist, unterworfen, und die kritisch rezipierenden Wissenschaftler dürfen nicht eher Ruhe geben, bis sie die mutmaßliche wissenschaftliche Erkenntnis allen dankbaren Falsifikationsversuchen ausgesetzt und sie auf diese Weise entweder erhärtet oder zu Fall gebracht haben. Aufgrund des Publikations-, Rezeptions- und Kritikgebots entsteht eine Fülle wissenschaftlicher Textsorten, sowohl mündlicher als auch schriftlicher. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht eine schriftliche Textsorte: der Wissenschaftliche Artikel. Schriftliche Texte charakterisiert Konrad Ehlich (vgl. Ehlich 1991:136) als „zerdehnte Sprechhandlung". Gemeint ist damit, dass zum Zwecke der Überliefe- 1 Zahl von 2013: . 2 Zahl von 2011: . '1 ETunk & Timme Verlag für wissenschüftliehe Literatur 13