Prüfungstext Nr. 1. Hier sind vor allem die Fächer Deutsch, Französisch, Philosophie, aber auch Bildende Kunst mit thematischen Berührungspunkten einzubeziehen, z.B. unter den Aspekten • Die Entstehung des nationalen Gedankens bei Herder und in den literarischen Epochen des Sturm und Drang, der Klassik und der Romantik • Untersuchung einzelner literarischer Werke im Hinblick auf den nationalen Gehalt • Verlautbarungen, Dekrete und Zeitungen aus den vier linksrheinischen Departements • Französisch als Sprache der oberen Schichten im 18. und 19.Jh. • Der Napoleon-Kult in Frankreich und Deutschland • Die Stilrichtung des Empire und des Biedermeier. Es versteht sich von selbst, dass vertiefende und weiterführende Fragestellungen an Hand von Referaten und Hausarbeiten in vielfältiger Weise möglich sind. Die im nächsten Abschnitt formulierten Vorschläge geben hierzu einige Anregungen. Zahlwörter: Wie hat sich der deutsche Nationalismus nach 1871 entwickelt? Die Siegessäule in Berlin-Tiergarten ist 69 Meter hoch und von oben bietet sie einen tollen Blick auf den 210 Hektar großen Park, auf die Straße des 17. Juni sowie das nahe Schloss Bellevue. 150 Wörter Prüfungstext Nr. 2 In der Sekundarstufe I ist Napoleon in den Lehrplänen aller Länder und in allen Schulbüchern als zentrales Thema vorhanden, auch in der personalisierten, auf Napoleon bezogenen Form. Eng verbunden ist das Thema mit dem der Französischen Revolution. Stein und die preußischen Reformen stark treten in den Hintergrund. Insgesamt ist mehr eine übergreifend-europäische Perspektive vorhanden statt einer nationalen. – In der Sekundarstufe II geht der Geschichtsunterricht in nahezu allen Ländern nicht chronologisch, sondern thematisch, meist in Form von epochenübergreifenden Längsschnitten, vor, wobei unter allgemeineren Fragestellungen mehr Strukturen und weniger Personen im Vordergrund stehen. Dabei spielen im Zusammenhang mit dem Niedergang des Alten Reiches die Neuordnung Europas durch und nach Napoleon meist eine zentrale Rolle, manchmal, jedoch nachgeordnet, auch die Preußischen Reformen. Zahlwörter: Am 20. Juni 1791 flüchtete Ludwig XV. nach Varennes: Verkleidet als Kammerdiener brach er mit seiner Familie mitten in der Nacht Richtung Osten auf. Am 22. Juni 1791 wurde er verhaftet und am 21. Januar 1793 guillotiniert. Prüfungstext Nr. 3 Der Historiker Lothar Gall (geb. 1936) beurteilt Bismarck und die Reichsgründung so: „Die bewusst angestrebten Ziele [Bismarcks] waren oft eher kurzatmig und auch kurzsichtig konzipiert, dienten allein dem Machtgewinn und Machterhalt. Von ihnen ging, und das war eine der großen Schwächen der Reichsgründung, kaum eine werbende, integrierende oder gar mitreißende Kraft aus: Eine „Reichsidee“ als zündendes Leit- und Zukunftsbild seiner Schöpfung besaß Bismarck nie; er und die Führung des Reiches konnten sie daher auch nicht vermitteln. Die Bedeutung Bismarcks liegt viel mehr darin, dass er über weite Strecken hin verbal auf die Vergangenheit, real, in seiner politischen Praxis, auf die Zukunft setzte, ihr faktisch in einem Maße zum Durchbruch verhalf, wie es die angeblichen Parteigänger dieser Zukunft wohl nie gewagt hätten; „er wusste nicht, wohin er ging, darum eben kam er am weitesten“, so hat es Maximilian Harden [Publizist, 1861-1927] einmal ebenso lapidar wie scharfsinnig formuliert. Am 15. März 1890 weist Bismarck auf einer Kabinettsordre von 1852 hin, die den Verkehr der einzelnen Minister mit der Krone unter die Kontrolle des Ministerpräsidenten stellt, und es kommt zum Bruch zwischen Kaiser Wilhelm II. und ihm. Am 18. März reicht Bismarck sein Abschiedsgesuch ein. Am 30. Juli 1898 stirbt er in Friedrichsruh bei Hamburg. Prüfungstext Nr. 4 Der Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst (1812-1891) schrieb am 22. Oktober 1870 an seinen Freund Wilhelm Freiherr von Hammerstein (1808-1872): „An den ewigen Frieden nach dieser Campagne [dem deutsch-französischen Krieg] glaube ich nicht, vielmehr bin ich der Meinung, dass wir von 1866 an in eine unabsehbare Reihenfolge von Kriegen eingetreten sind. Der nächste Krieg, welchen wir, sofern wir noch 10 Jahre leben, noch mitmachen können, wird der Weltbrand sein, und es wird der jetzige Krieg dahinter wie ein Kinderspiel zurücktreten. Die deutsche Verfassung wird niedergeschrieben im Palaste Ludwig XIV., sie wird niedergeschrieben unter dem Donner der Kanonen. Es wäre verwunderlich, wenn ihr Charakter nicht dadurch mitbestimmt würde.“ Zahlwörter: Bismarcks innenpolitischer Kurswechsel war zusätzlich durch einen Wechsel auf dem päpstlichen Stuhl am 20. Februar 1878 erleichtert worden. Der neue Papst, Leo XIII. (1810-1903), hatte in Rom Bereitschaft zur Verständigung signalisiert. Im Mai 1880 kündigte Bismarck im Reichstag eine Abmilderung der antiklerikalen Gesetze an. Prüfungstext Nr.5 Die bekannte britische Karikatur „Dropping the Pilot“ wird häufig nicht ganz korrekt „Der Lotse geht von Bord“ übersetzt, richtig wäre „Der Lotse muss von Bord“. Karikaturen werden gerne im Geschichtsunterricht eingesetzt, doch wird ihre Komplexität zuweilen unterschätzt, zeigen sie doch – in besonderem Maße – ein Zerrbild der Wirklichkeit. Diese Karikatur bietet sich vor allem als Einstieg in die unterschiedlichen Vorstellungen Bismarcks und Wilhelms II. an, die sich innenpolitisch in der Behandlung der Arbeiterfrage und außenpolitisch beim Wechsel von der eher defensiven Vertragspolitik des Reichskanzlers zum „Neuen Kurs“ des neuen Kaisers zeigten. Eine Schwierigkeit besteht häufig darin, das Schiff als „Staatsschiff Deutsches Reich“ zu erkennen, hier muss Hilfestellung geleistet werden. Schließlich bietet es sich an, die historische Größe Bismarcks und den Bismarck-Mythos, kritisch zu beleuchten. Den entscheidenden Schub erhielt die Verehrung des Reichskanzlers erst nach dessen Tod. Bismarck-Denkmäler, –säulen und –warten schossen wie Pilze aus dem Boden, viele davon sind heute noch erhalten. Zahlwörter: Als Österreich am 1. Juni 1866 die Entscheidung über die Zukunft Schleswig-Holsteins dem Bundestag übertrug, ließ Bismarck mit dem Argument, dies sei eine Verletzung der Gasteiner Konvention, die preußische Armee in Holstein einmarschieren. Daher beschloss der Bundestag am 14. Juni auf Antrag Österreichs die Mobilmachung des Bundesheeres. Preußen erklärte daraufhin den Bund für aufgelöst, da ein solcher Beschluss unzulässig sei. Es begann am 16. Juni 1866 mit den militärischen Operationen gegen die Königreiche Hannover, Sachsen und gegen Kurhessen.