Sollen Philologie-Studenten im Bachelostudium zum Auslandsaufenthalt verpflichtet werden? 20220303 15.18, Pro Bára: Es ist begrüßenswert, dass die Bedingungen eines Auslandsaufenthaltes auch für ärmere Studenten erschwinglich sind, dass neben der Erhöhung des Stipendiums (in Deutschland und Österreich 600,- EURO pro Monat) auch noch die Möglichkeit besteht, bei finanziellen Problemen der Familie noch einen Zuschuss zu beantragen. Damit berücksichtigt die Stipendienhöhe auch die soziale Herkunft der Studenten. 15.20, Contra Anežka konnte bei der Kostenfrage anknüpfen, in dem sie anzweifelte, ob eine allgemeine Verpflichtung aller Philologie-Studenten zum Studienaufenthalt im Ausland überhaupt finanzierbar ist. Wenn das Kostenproblem mit der Senkung des Stipendiums verbunden sein sollte, wäre es kontraproduktiv, alle ins Ausland schicken, die dann mehr jobben als wirklich studieren. 15.22, Pro Jana ging davon aus, dass ein Pflichtsemester im Ausland trotzdem das Niveau des Studium in Tschechien erhöhen würde, weil die Studenten im Ausland lernen mehr diskutieren und selbstständig arbeiten. Die engere Zusammenarbeit z. B. mit deutschsprachigen Universitäten könnte dann einen Doppelabschluss als Ziel anstreben. 15.26, Contra Adéla wandte ein, dass Familien- oder Gesundheitsprobleme, bei einigen Studentinnen trotz der Verbesserung der Bedingungen auch Geldprobleme einen Auslandsaufenthalt ausschließen können. Lebenkosten in einigen EU-Ländern, z. B. in Frankreich, sind wesentlich höher als in Tschechien und werden von dem Stipendium nicht gedeckt. Deshalb schlägt sie vor, eher über Pflichtpraktika nachzudenken. 15.28, Pro Klára wies auf die Möglichkeit hin außer dem Grundstipendium noch ein Sozialstipendium zu beantragen. Außer dem finanziellen Rahmen ist aber vor allem die Bedeutung des Auslandsaufenthalts für die Abnabelung von der Familie wichtig. Viele Studenten zögern ins Ausland zu gehen, weil sie Angst vor dem Unbekannten haben, weil sie unsicher sind, wie sie mit neuen Kommilitonen zurechtkommen. Es gibt Angst, wenn alte Wege verlassen werden, aber Hürden überwinden ist der verlässlichste Weg, wirklich erwachsen zu werden. Wenn man Angst hat, soll man ihr ins Gesicht lachen und Mut zeigen. 15.31, Contra Adéla Skládaná begründete ihre Ablehnung eines Pflichtsemesters damit, dass manche begabte Interessenten für das Philologie-Studium dadurch von der Entscheidung z. B. Germanistik zu wählen, abgeschreckt werden könnten. Gerade das Philologie-Studium wählen oft introvertierte Menschen, die die Welt lieber erlesen als die Tücken des Alltags in de Fremde auf ihre eigene Haut rücken lassen. 15.33, Pro Katrin begründete die Notwendigkeit eines sanften Drucks auf die Studenten, den ersten Auslandsaufenthalt nicht allzu lange aufzuschieben, mit der Bedeutung von Erfahrungen im Kontaktanknüpfen. Gerade diesen Mut kann man später nutzen, wenn ein Standortwechsel unvermeidbar wird, um eine gute Stelle zu finden. 15.34, Contra Eva plädierte dafür, Auslandsaufenthalte zu keinem Massenphänomen zu machen, weil die weniger Mutigen und Unternehmungslustigen dann auch im Ausland dazu neigen, Zuflucht am tschechischsprachigen Stammtisch zu suchen. Man fährt doch nicht ins Ausland, um mit denselben Kommilitonen in einer Ecke zu hocken wie in Brünn. Und man unterschätzt die Häufigkeit der Agoraphobie, die durch Menschengedränge in Großstädten, aber auch durch Resien ausgelöst wird. 15.35, Pro Zdenek erklärte, Auslandserfahrungen sind für zukünftige Übersetzer unumgänglich, um Sprachkompetenz zu gewinnen und interkulturelle Unterschiede zu internalisieren, nicht nur davon lesen. Auch die Karlsunversität bietet die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt mit dem Studium in Tschechien zu verbinden. 15.38, Contra Andriana fasste in der Abschlussrede zusammen, was für finanzielle Hindernisse einem Pflichtsemester entgegenstehen. Sie dachte wohl nur an Studentinnen, als Sie die Vorteile einer Auslandserfahrung als Au-pair-Mädchen hervorhob, die auch einen Sprachkurs von der Gastfamilie bezahlt bekommen. 15.40, Pro Nikas Abschlussrede wurde darauf aufgebaut, wie unersetzlich die Kenntnis der Umgangsprache, des Studentenmilieus im Land, dessen Sprache man studiert, und der Festigung der Freundschaften mit neuen KommilitonInnen ist. Deshalb sollten Studierenden, die einen Rückzugs ins Private und eine hausbackene Gemütlichkeit bevorzugen, man von ausgetrenen Wegen geschubst werden. Liebe Studierende, Der Fortschritt gegenüber Ihren ersten Auftritten war groß und es war ein wohltuendes Gefühl für mich, mir Ihre treffenden Argumente wieder in Erinnerung zu rufen, als ich dieses Protokoll schrieb.