FilZK - Německá knihovna 1 ** 3*2 fröhlich Tulpe . Ortung DaF unterrichten Basiswissen Didaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache Inhaltsverzeichnis Editorial ..................................................................................................9 FERTIGKEITEN Sprechen (Sandra Kroemer, Hans-jürgen Hantsche!) 12 1 Stellenwert der Fertigkeit Sprechen...............................................................12 2 Gesprochene und geschriebene Sprache.........................................................14 3 Gesprächsstrukturierung und Verständnissicherung...........................................15 4 Dialogisches und monologisches Sprechen......................................................16 5 Motivation zum Sprechen schaffen................................................................16 ■+ Exkurs: Sprache lernen mit Szenarien..............................................................17 6 Sprechen als Ziel- und Mittlerfertigkeit...........................................................18 7 Fehlerkorrektur.........................................................................................18 8 Lernende zum Sprechen bringen: Aktivitäten ...................................................18 8.1 Gelenktes Sprechen: Sprechen als Mittlerfertigkeit .....................................18 8.2 Freies Sprechen: Sprechen als Zielfertigkeit ...............................................19 9 Sprechaktivitäten aus dem Lehrwerk entwickeln...............................................20 Sprechen: Auf einen Blick................................................................................23 Hören (Lourdes Ros) 24 1 Warum ist Hören so schwer?.........................................................................24 2 Hörtextsorten: Wer spricht? ..........................................................................25 2.1 Dialogische Hörtexte.............................................................................25 2.2 Monologische Hörtexte..........................................................................26 2.3 Hör-Seh-Texte ......................................................................................26 3 Phasen des Hörverstehens............................................................................26 3.1 Vorentlastung von Hörtexten: Wo sind wir?.................................................27 3.2 Globales Hören: Worum geht es?..............................................................28 3.3 Selektives Hören: Was ist am wichtigsten?................................................29 3.4 Detailliertes Hören: Wie war das genau? ....................................................30 3.5 Transfer: Was hat das mit mir zu tun? ........................................................31 3.6 Implizite sprachliche Elemente: Sonst noch was?..........................................32 4 Gretchenfragen des Hörverstehens................................................................33 4.1 Einmal, zweimal, dreimal hören? ..............................................................33 4.2 Hörtexte schriftlich austeilen?..................................................................33 Hören: Auf einen Blick.....................................................................................34 Schreiben (Monika Möller-Frorath) 35 1 Schreiben - Wozu?......................................................................................35 2 Schreiben - Wie?........................................................................................36 3 Phasen des Schreibprozesses ........................................................................37 3.1 Vorentlastung: Sammein ........................................................................37 3.2 Schreibaktivitäten ................................................................................41 3.3 Nachbereitung.....................................................................................47 4 Fehlerkorrektur...........................................................................................47 5 Progression ..............................................................................................48 Schreiben: Auf einen Blick ................................................................................49 Lesen (Hans-jürgen Hantschei) 50 1 Verstehen authentischer Texte ......................................................................51 2 Vor dem Lesen: Vorentlastung und Vorbereitung des Leseverstehens......................51 2.1 Spielerisch vorentlasten..........................................................................51 2.2 Aktivitäten..........................................................................................53 3 Während des Lesens....................................................................................54 3.1 Lesen braucht eine Aufgabe....................................................................54 3.2 Texte laut lesen oder übersetzen?..............................................................55 3.3 Aktivitäten ..........................................................................................56 4 Nach dem Lesen.........................................................................................58 Lesen: Auf einen Blick......................................................................................59 BASISKOMPETENZEN Wortschatz (Monika Möller-Frorath) 60 1 Stellenwert von Wortschatz...........................................................................60 2 Konsequenzen für den Unterricht....................................................................61 3 Phasen der Wortschatzarbeit.........................................................................62 3.1 Vorüberlegungen..................................................................................62 3.2 Wortschatz einführen.............................................................................63 3.3 Wortschatz anwenden............................................................................65 3.4 Wortschatz erschließen..........................................................................66 -» Exkurs: Umgang mit dem Wörterbuch..............................................................68 3.5 Wortschatz einüben und wiederholen........................................................68 Wortschatz: Auf einen Blick...............................................................................71 Grammatik (Michaela Brinitzer) 72 1 Was ist Grammatik?.....................................................................................72 2 Grammatik einführen...................................................................................74 3 Grammatik einüben ....................................................................................77 4 Anwendung und Progression.........................................................................79 Grammatik: Auf einen Blick...............................................................................81 Phonetik (Sandra Kroemer) 82 1 Stellenwert der Phonetik..............................................................................82 2 Grundlagen der Artikulation..........................................................................83 3 Phonetik im Unterricht.................................................................................85 3.1 Phonetik ist Sport..................................................................................85 3.2 Einführung der Wortbetonungsmuster.......................................................85 4 Was ist typisch für die Zielsprache Deutsch?......................................................87 4.1 Einzellaut............................................................................................87 4.2 Intonationsmuster....................................................................;............88 5 Progression...............................................................................................90 6 Wie es weitergeht: Intonation.......................................................................91 7 Wie es weiter geht: Einzellaute ......................................................................91 7.1 Konsonanten........................................................................................91 72 Vokale................................................................................................92 8 Fehlerkorrektur..........................................................................................93 Phonetik: Auf einen Blick..................................................................................94 Landeskunde und interkulturelles Lernen (Lourdes Ros) 95 1 Wozu Landeskunde und interkulturelles Lernen im Unterricht?..............................96 2 Von der Landeskunde zur interkulturellen Kompetenz: historischer Überblick...........97 3 Was ist eigentlich „Kultur"?............................................................................98 4 Landeskunde und Kultur im Unterricht - Wie?...................................................99 4.1 Landeskunde.......................................................................................99 4.2 Alltagskultur......................................................................................101 4.3 Interkulturelle Kompetenz ....................................................................102 5 Texte im Unterricht: kulturelles Hintergrundwissen ..........................................103 Landeskunde und interkulturelles Lernen: Auf einen Blick...................................... 105 Fertigkeiten / * A/ccrfr e/'enr Stidue der Cmabirdge Uinertvisy ist es eagl, in wieheer Rehenifloge die Bcuhstbaen in Woeretrn vokrmomen. Huaptschae, der esrte und Itzete Bcuhst-bae snid an der rheitgien Setlle. Dieser Satz machte vor einigen Jahren per E-Mail die Runde und wahrscheinlich konnten Sie ihn ohne Schwierigkeiten verstehen: Geübte Lesende haben in ihrer Erstsprache eine Reihe von Strategien erworben, mit denen sie verschiedene Texte auf unterschiedliche Art und Weise lesen. Einerseits ist das Leseverständnis von unserer Erwartungshaltung an den Text beeinflusst. Andererseits lesen wir nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern fixieren in einer Art Sprung-Stopp-Bewegung nur bestimmte Worttetle oder Wörter: Ncah eienr Stidue Beim Lesen in einer Fremdsprache kommt es durch unbekannten Wortschatz und neue Strukturen zu Problemen, der Leseprozess funktioniert nicht so automatisiert wie in der Muttersprache. Verstehen authentischer Texte Am Anfang des Fremd- oder Zweitsprachenerwerbs können authentische Texte zunächst einmal verwirren, besonders dann, wenn TN gerade erst das lateinische Schriftsystem erworben haben. Ziel des Unterrichts sollte aber von Anfang das Verstehen authentischer Texte sein, denn nur so können Lernende auf das Leben in der fremden Sprachumgebung vorbereitet werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie im Kurs auf Al-Niveau lange Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lesen. Authentische Texte sind z. B. auch: Anzeigen Werbung ■ informationstafeln und Schilder Informationsbroschüren Antragsformulare Ab dem Niveau A2 können Sie auch kurze Zeitungstexte oder unkompliziert geschriebene Geschichten verwenden, ebenso Informationstexte (Bekanntmachungen des Vermieters, des Kindergartens etc.). Ab B1 ergänzen Sie komplexere Zeitungs- oder Informationstexte, Sie können auch eine zum Lehrwerk passende Lektüre lesen. Einige Lehrwerke verwenden authentische Texte von Anfang an. Der Umgang mit und das Verstehen von diesen Textsorten wird auch in den gängigen Prüfungen verlangt. Ergänzen Sie deshalb das Angebot Ihres Lehrwerks, wenn es zu wenig authentisches Textmaterial enthält. Sie denken: „Das geht doch gar nicht - schon gar nicht auf A1!" Sie haben Recht, wenn Sie die TN unvorbereitet mit authentischen Texten konfrontieren. Die Einstimmung und Vorbereitung auf die Texte ist das A und 0. Lernziel: Verstehen authentischer Texte Was sind authentische Texte? authentische Texte in Prüfungen Vor dem Lesen: Vorentlastung und Vorbereitung des Leseverstehens Spielerisch vorentlasten Im modernen Fremdsprachenunterricht sollte es darum gehen, die Lernenden so oft wie möglich zum sprachlichen Handeln zu bringen. Auch Lesen sollte immer im Kontext stattfinden, es ist nicht sinnvoll, durch das Lehrwerk zu hasten und Lesetexte „abzuhaken". Die Vorbereitung der TN auf einen Lesetext ist von größter Bedeutung. Manche Didaktiker sagen, diese sei sogar wichtiger als das eigentliche Lesen. Spielerische Aktivitäten zur Vorentlastung machen Spaß und nehmen den TN den Stress, den authentische und längere Lesetexte verursachen können. Sie helfen den TN, sich auf den Kontext und nicht auf einzelne Wörter zu konzentrieren. Während der Vorentlastung wird den Lernenden oft schon die Bedeutung des neuen Wortschatzes klar, so dass sich der Griff zum Wörterbuch erübrigt. LESEN Zeit nehmen für Vorentlastung Vorteile von Bildern Textsortenkenntnis Manche KL verzichten auf die Vorentlastung mit dem Argument, sie hätten keine Zeit, sie müssten das Pensum schaffen. Die Lernenden nehmen dann jedoch nicht viel mit und vergessen vieles aus dem Unterricht schnell wieder. Planen Sie also immer genügend Zeit für vorentlastende Aktivitäten ein. Leiten Sie einen Lesetext niemals ein mit: „Schlagen Sie bitte die Bücher auf Seite 34 auf und lesen Sie ..."sondern beginnen Sie stattdessen z.B. mit: Bildern und Fotos Gegenständen Pantomime Fragen, die zu Hypothesen zum Textinhalt anregen Zum Text passende Bilder oder Gegenstände erklären sich von selbst und eignen sich daher hervorragend, um neuen Wortschatz einzuführen oder Vorwissen zu aktivieren. Erarbeiten Sie den Wortschatz gemeinsam mit den TN, es gibt fast immer jemanden, der das eine oder andere Wort schon kennt. Helfen Sie immer dann, wenn etwas unbekannt ist. Dazu können Sie z. B. Assoziogramme oder Poster erstellen. Ideal ist die Kombination von Wort und Bild (oder Symbol, wenn sich ein Wort nicht als Bild darstellen lässt), denn Bilder visualisieren den Textinhalt und helfen den TN dabei, sich den neuen Wortschatz dauerhaft zu merken (-* Wortschatz, S. 60). Zur Einstimmung auf den Lesetext gehört auch die Kenntnis der Textsorte. Ist der Text ein Brief, ein Zeitungsartikel, eine Mitteilung, ein Kochrezept oder Werbung? Geübte Lesende erkennen bestimmte Textsorten häufig auf einen Blick, auch in Fremdsprachen, die sie nicht verstehen. Sehen Sie sich folgende Texte an - welche Textsorten erkennen Sie? Das Erkennen der Textsorte ist ein weiterer Schritt, um den Inhalt eines Textes zu entschlüsseln. Liest man einen Brief, so erwartet man andere Informationen als bei einer Werbeanzeige oder einem Kochrezept. Wenn sich die Lernenden auf den Inhalt des Textes einstellen können, bilden sie Hypothesen und erwarten bestimmten Wortschatz. §atad .'.eitere Hinweise auf den Inhalt des Textes gibt die Überschrift, deshalb sollte sie Funktion der = :enfalls während der Vorentlastungsphase dazu verwendet werden, Hypothesen :_m Textinhalt zu bilden. Auch dabei wird Vorwissen aktiviert und Wortschatz kann t - geführt werden. Z'e Bildung von Hypothesen hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie bei den TN Neu- Neugier wecken g'er auf den Text weckt. Das ist im Unterricht besonders wichtig, da TN hier ständig aufgefordert werden, etwas zu lesen - unabhängig davon, ob es sie Interessiert oder nicht Außerhalb des Unterrichts wird ein Text normalerweise mit einer bestimmten -ssicht gelesen, aus Interesse oder weil man eine bestimmte Information benötigt. Aktivitäten \eben den bereits genannten Möglichkeiten (Bilder, Gegenstände etc.) können Sie folgende Aktivitäten zur Vorentlastung einsetzen, um die Neugier der TN zu wecken, Sie E_f den Text einzustimmen und den passenden Wortschatz zu aktivieren. Überraschungspaket: Sie benötigen einen Gegenstand, der zum Inhalt des Lesetextes :asst, z.B. eine Energiesparlampe, wenn das Thema „Energie sparen" Ist, ein kleines V.odellauto, wenn der Text „Verkehr" zum Thema hat, ein Päckchen Gummibärchen :um Thema „Ernährung" usw. Diesen Gegenstand packen Sie in Geschenkpapier ein, so dass er nicht mehr sichtbar ist. Sagen Sie den TN, Sie hätten ein Geschenk bekommen, das Sie nicht auspacken möchten. Die TN können aber versuchen zu ertasten, worum es sich handelt. Geben Sie das Überraschungspaket im Kreis herum. Die TN raten, was sich im Geschenkpapier befinden könnte, erst am Ende wird das Paket ausgepackt und gezeigt. Danach sagen 5ie, dass Sie gleich zusammen einen Text lesen. Der Gegenstand hat etwas mit dem Text zu tun. Fragen Sie, worum es Im Text gehen könnte. Sonne und Mond: Teilen Sie den Unterrichtsraum in zwei Hälften (Sonne und Mond), die TN stehen in die Mitte. Kündigen Sie an, dass Sie gleich einige Statements formulieren werden. Die TN sollen entweder zustimmen oder widersprechen. Diejenigen, die zustimmen, sollen sich in die Raumhälfte „Sonne" begeben, die anderen, die dem Statement widersprechen, sollen in die andere Raumhälfte „Mond" gehen. Sämtliche Statements haben natürlich thematisch etwas mit dem Lesetext zu tun, der später gelesen wird, zum Thema „Ernährung" z. B. „Cornflakes sind gesund" oder „Man sollte keinen Zucker essen". Die TN aus den verschiedenen Raumhälften diskutieren jeweils über ihre Meinungen. Fragen Sie am Ende, was die diskutierten Statements mit dem Lesetext zu tun haben könnten. Fragen an den Text 1: Teilen Sie den Lernenden mit, dass sie gleich einen Text lesen werden. Die Lernenden können Ihnen Fragen dazu stellen, die Sie jeweils mit„Ja"oder „Nein" beantworten. Lassen Sie die Lernenden so lange Fragen stellen, bis sie das Thema des Lesetexts erraten haben. Fragen an den Text 2: Sie sagen den TN das Thema des Textes und stellen ihnen die Aufgabe, darüber nachzudenken, welche Informationen sie wohl im Text erwarten. In Gruppen sammeln die TN die erwarteten Informationen und formulieren sie als Fragen an den Text. Nach dem Lesen des Textes überprüfen die TN, welche der gestellten Fragen durch den Text beantwortet wurden. Wechselspiel zwischen Vorwissen und Textinhalt Hypothesenbildung beim Lesen Während des Lesens Lesen braucht eine Aufgabe Einen Text zu lesen und seinen Inhalt zu verstehen ist immer ein Wechselspiel zwischen dem Vorwissen des Lesenden zum Thema und dem Textinhalt. Ohne Vorwissen gibt es keine Anknüpfungspunkte, mit denen der Lesende die neuen Informationen aus dem Text verbinden kann. Wer sich mit einem bestimmten Thema noch nie beschäftigt hat, wird immer Schwierigkeiten haben, einen Text zu diesem Thema zu verstehen. Umso wichtiger ist auch deshalb die Vorentlastung von Lesetexten. Aufgrund seines Vorwissens bildet der Lesende Hypothesen, die während des Lesens bestätigt oder korrigiert werden. Bei Störungen der Informationsaufnahme während des Lesens reagiert der/die Lesende mit einem Wechsel des Lesestils (z.B. von kursorisch zu detailliert) oder greift zu Hilfsmitteln (z.B. Wörterbuch oder Fragen an KL). LESESTILE Wenn man einen Text in der Muttersprache liest, verfolgt man immer eine bestimmte Leseabsicht. Wenn Sie z.B. eine Zeitung lesen, dann werden Sie zunächst auf die Überschriften schauen und entscheiden, welchen Artikel Sie lesen. Dieser Lesestil wird orientierendes Lesen genannt. Wenn Sie in dem Artikel nur die wesentlichen Informationen und Schlüsselbegriffe interessieren, dann lesen Sie wahrscheinlich kursorisch bzw. global. Suchen Sie im Artikel eine ganz bestimmte Information, z.B. einen Namen oder Zahlen, dann lesen Sie selektiv oder suchend. Wort für Wort bzw. detailliert lesen Sie den Artikel, wenn Sie an allen Informationen interessiert sind oder Sie eine Stimmung erkennen oder etwas interpretieren wollen. Auch Texte, bei denen es leicht zu Missverständnissen kommen kann (juristische Texte oder Gebrauchsanweisungen), werden detailliert gelesen. Grund für das Wichtig ist, dass man weiß, warum man einen Text liest. Im Fremdsprachenunterricht übernimmt normalerweise die Aufgabenstellung diese Funktion. Wenn die Aufgabe lautet herauszufinden, worum es im Lesetext geht (Ernährung oder Umweltschutz? Urlaub oder Arbeitswelt?), passt dazu der orientierende Lesestil, denn die Informationen sind oft schon in der Überschrift und den Bilder enthalten. Ist die Aufgabe, die Hauptinformationen herauszufiltern, wird der Text global gelesen. Geben Sie für die Lösung von Aufgaben zum orientierenden oder globalen Lesen nicht zu viel Zeit, je nach Textlänge reichen ein bis zwei Minuten. Zu viel Zeit verleitet Fremdsprachenlernende zumeist wieder zum detaillierten Lesen. Wenn der Text mit der vorentlastenden Aktivität „Fragen an den Text 2" ( > S. 53) eingeleitet wurde, sollten die Lesenden selektiv nach den erwarteten Informationen suchen. Geht es darum, die Meinung des Autors zu einem bestimmten Sachverhalt herauszufinden, muss man jedes Wort lesen, um eventuelle Nuancen erkennen zu können. Ebenfalls wird man einen Text detailliert lesen, wenn es darum geht, textgrammatische Bezüge zu erkennen und zu analysieren. Es lohnt sich, die oft aus der Muttersprache bekannten Lesestile im Unterricht zu üben und ihre Abhängigkeit von der Aufgabenstellung klar zu machen. Später funktioniert das Lesen mit den richtigen Strategien dann effektiver und die TN wissen, dass Wortfür-Wort-Lesen nur infrage kommt, wenn die Aufgabe es erfordert. Texte laut lesen oder übersetzen? Es sollte klar sein, dass die genannten Lesestile nicht funktionieren können, wenn man etwas laut vorliest. Orientierendes Lesen und Vorlesen passen z. B. überhaupt nicht zusammen. In aller Regel liest man Texte also für sich. Einen Text Satz für Satz reihum von den TN vorlesen zu lassen, führt in der Regel nicht zum Leseverstehen. Die TN sind viel mehr mit der Aussprache beschäftigt als mit dem Inhalt, das Textverständnis bleibtauf der Strecke. Auch wenn Sie einen Text z. B. für das Training von Aussprache und Intonation nutzen möchten, muss der Textinhalt zuvor klar sein (— Phonetik, S. 83). Die Frage, ob man zum Leseverstehen Texte übersetzen soll oder nicht, wird heiß diskutiert. Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn Lernende der Zielsprache so viel wie möglich ausgesetzt sind. Dazu gehört es auch, nicht alles zu verstehen oder etwas aus dem Kontext zu erschließen. Das Ziel des Fremd- und Zweitsprachunterrichts ist es schließlich, auf die Anwendung der Zielsprache in realen Situationen vorzubereiten. In den meisten DaZ-Kursen ist es sowieso illusorisch, einen Text in die Erstsprachen der TN zu übersetzen: Es sind einfach zu viele verschiedene Sprachen. Einen Text in eine Sprache, aber nicht in alle Sprachen zu übersetzen, führt schnell zur Benachteiligung. Andererseits spielt die Muttersprache zumindest bis Bl-Niveau eine nicht zu unterschätzende Rolle als Modell und als Sicherheitsanker in der noch unbekannten Sprachumgebung. In Lernergruppen mit homogener Ausgangssprache kann es daher manchmal sinnvoll sein, einzelne unbekannte Schlüsselwörter in der Muttersprache der Lernenden vorzugeben. Auf keinen Fall sollten ganze Texte übersetzt werden, denn Übersetzung führt in der Regel nicht zur Verankerung der neuen Sprache im Gedächtnis. Das erreichen Lernende eher, wenn sie sich auf die neue Sprache einlassen und so viel Input wie möglich in dieser Zielsprache zu erhalten. Laut lesen trainiert nicht das Verstehen Texte übersetzen? LES Aktivitäten Man kann sich immer dann etwas besonders gut merken, wenn man die neue Information an etwas Bekanntes anknüpfen kann. In einer neuen Sprache kann es aber passieren, dass es nur wenige Anknüpfungspunkte gibt. Aus diesem Grund fühlen sich Lernende anfangs bei Lesetexten überfordert. Wo anfangen - wie entschlüsseln? Die folgenden Aktivitäten können dabei helfen, eine Überforderung der TN zu vermeiden. WELTWISSEN Weltwissen bezeichnet Informationen, von denen man annehmen kann, dass sie in weiten Teilen der Welt bekannt sind. Dazu zählen auch internationale Wörter, wie z.B. Fremd- und Lehnwörter aus dem Lateinischen oder Griechischen, Markennamen oder geographische Bezeichnungen. Aber Vorsicht: Während ein Wort wie „Harmonie" TN mit der Erstsprache Spanisch oder Englisch keine Problem bereiten dürfte, weisen die türkische oder chinesische Entsprechungen keine sprachlichen Ähnlichkeiten auf. Verstehensinseln: Suchen Sie einen Zeitungstext, in dem es viele Namen, Zahlenangaben oder sonstige Wörter gibt, die die Lernenden aufgrund von Weltwissen entschlüsseln können. Bitten Sie die TN, alle Namen und Zahlen zu markieren sowie alle Wörter, die sie kennen. Dann vergleichen die TN ihre Ergebnisse in Gruppen. Lassen Sie dann raten, worum es in dem Text gehen könnte. Diese Aktivität hilft Lernenden, den Fokus darauf zu legen, was sie wissen, anstatt zu fokussieren, was sie nicht wissen. Damit wird das Selbstvertrauen gesteigert und gleichzeitig eine wichtige Strategie für das Leseverstehen trainiert. Das weltbekannte Fotomodell Katja Kaiser macht mit den beiden Kindern Sabine und Nick auf der Insel Mallorca Urlaub. Wie erst heute bekannt wurde, ist ihr Mann Dieter Gröhler, mit dem sie seit 2005 verheiratet ist, nicht dabei. Daher gibt es Spekulationen, Auswischtext: Diese Aktivität funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Leerstellen-Übung (-» Wortschatz, S. 67). Schreiben Sie einen Text an die Tafel, in dem es sowohl bekannten als auch unbekannten Wortschatz gibt. Sie können z. B. einen noch unbekannten Text aus dem Lehrwerk verwenden. Bitten Sie die Lernenden herauszufinden, worum es in dem Text geht. Sobald jemand nach einem unbekannten Wort fragt, entfernen Sie dieses von der Tafel. Gehen Sie weiter so vor, bis nur noch ein Textgerüst mit bekanntem Wortschatz übrig bleibt. Lassen Sie raten, worum es gehen könnte. Wenn das nicht funktioniert, weil die übrig gebliebenen Wörter zur Textentschlüsselung nicht ausreichen, ergänzen Sie nach und nach wichtige Schlüsselwörter, bis der Textinhalt klar ist. Es ist hierbei nicht wichtig, den gesamten Text an der Tafel zu rekonstruieren, der Sinn der Aktivität besteht wieder darin, dass die Lernenden ihren Fokus darauf legen, was sie schon wissen. Sie lernen, Wörter aus dem Kontext zu erschließen, auf Schlüsselbegriffe zu achten und nicht an unbekannten Wörtern zu kleben, die für die Textentschlüsselung nicht benötigt werden. Es War 'VNMMIF ein Waschen, Aas ^tKtttf Rotkäppchen. Wollte es feine 6tof^muttef *&HtHtP ; die im 4MP' Wald Wohnte. Rotkäppchen nahm einen mit Kuchen und Weioj um \hr\ zu Grofbmutter zu I^HP ... Halber Text: Diese Aktivität eignet sich als „Augenöffner" für Gruppen, die schon über einen gewissen Wortschatz verfügen (ab A2+), und in denen es viele Personen gibt, die regelmäßig an unbekannten Wörtern „kleben". Nehmen Sie einen dem Lernniveau ent genau in der Mitte von oben nach unten Gruppen. Jede Gruppe versucht nun, ih sprechenden Text und schneiden Sie ihn durch. Teilen Sie die Lernenden in zwei ren halben Text zu entschlüsseln. Anschließend vergleichen die Lernenden aus beiden Gruppen ihre entschlüsselten Texte mit dem durch Aneinanderhalten wiederhergestellten Originaltext. Zur allgemeinen Überraschung ergibt sich eine hohe Übereinstimmung. Diese Aktivität hilft zu zeigen, dass in einem Lesetext nicht jedes einzelne Wort gelesen und verstanden werden muss. Informationslücken im Kugellager: Um den Umgang mit Informationslücken zu üben, bietet sich das Kugellager-Verfahren an: Teilen Sie Gruppe in zwei Hälften. Hälfte 1 bildet einen Stuhlkreis und schaut nach außen, Hälfte 2 sitzt ebenfalls in einem Stuhlkreis und schaut nach innen, so dass jede Person aus Hälfte 1 einer Person aus Hälfte 2 gegenüber sitzt. Alle Beteiligten erhalten den gleichen Lesetext, den sie innerhalb einer vorgegebenen kurzen (!) Zeit möglichst bis zum Ende lesen sollen. Es kann sein, dass dies nicht alle schaffen. Danach werden die Texte umgedreht, so dass die TN sie nicht mehr lesen können. Die TN haben nun ca. zwei Minuten Zeit, um sich über den Textinhalt auszutauschen. Dabei soll der Text nicht komplett rekonstruiert werden, Informationslücken werden also ausdrücklich zugelassen. Nach der vereinbarten Zeit wechseln die TN ihre Partner, indem der Außenkreis einen Stuhl nach rechts rückt. Die Lernenden lesen den Text noch einmal mit dem gleichen Zeitlimit wie zuvor. Danach erfolgt wieder ein Austausch mit dem Gegenüber über den Textinhalt. Die Prozedur wird etwa viermal wiederholt. Danach wird der Textinhalt im Plenum rekonstruiert. Bei dieser Aktivität erfahren die Lernenden, wie mit wachsendem Vorwissen das Leseverstehen immer leichter wird und wie sich ihre Lesestile verändern. Am Ende haben gewöhnlich alle TN den Text bis zum Ende gelesen und verstanden. Nach dem Lesen Abhaken und weiter geht's im Kursbuch - das wäre die denkbar schlechteste Möglichkeit. Das Lesen von Texten führt meistens auch neuen Wortschatz ein, damit dieser im Gedächtnis bleibt, sollten Sie nach dem Lesen sinnvolle Aufgaben stellen, mit denen das Vokabular im Kontext verarbeitet werden kann. Dabei findet immer ein Wechsel der Fertigkeiten statt: vom rezeptiven Lesen zum produktiven Schreiben oder Sprechen. Folgende Beispiele bieten sich u.a. an: Schreiben ■ Leserbrief schreiben Blogeintrag verfassen Kommentar für eine Nachrichtensendung schreiben Zusammenfassung schreiben Bericht in Boulevardpresse verfassen Sprechen Interview mit Hauptperson des Lesetexts Umfrage zum Thema im Kurs Dialog zwischen Handelnden aus dem Text ■ Radiosendung zum Textinhalt Werbespot zum Inhalt Diese Aktivitäten ermöglichen die Beschäftigung mit Inhalt und Wortschatz des Lesetexts und helfen, den Wortschatz langfristigen zu behalten. LESEN: AUF EINEN BLICK Das oberste Lernziel ist das Verstehen authentischer Texte. Zur Erleichterung des Leseverstehens sollten Texte immer vorentlastet werden. Lesen braucht eine Aufgabe, damit die Lernenden wissen, welchen Lesestil sie anwenden müssen- Lautes Vorlesen eignet sich nicht zur Förderung des Leseverstehens, da die Konzentration auf die Aussprache das Verständnis des Inhalts eher behindert. Übersetzen ist für das Leseverstehen ungeeignet, weil die Lernenden dabei oft den Kontext aus den Augen verlieren. Zum Training des kontextbezogenen Lesens gibt es eine Reihe von Aktivitäten, die Aha-Erlebnisse bei den Lernern auslösen und ihnen helfen, das Wortfür-Wort-Lesen zu überwinden. Nach dem Lesen eines Textes können eine Reihe von kreativen Aktivitäten durchgeführt werden, die nicht als Extra zu verstehen sind (wenn halt noch Zeit ist...), sondern die einen wichtigen Einfluss auf die Erinnerungsleistung haben. Literatur zum Weiterlesen Ulrich Häussermann / Hans-Eberhard Piepho (1996): Aufgaben-Handbuch Deutsch als Fremdsprache. Abriss einer Aufgaben- und Übungstypologie. München, Kapitel 8 „Aufgaben und Übungen zur freieren Entfaltung der Lese-Intelligenz", S. 286 ff. Gert Solmecke (1993): Texte hören, lesen und verstehen. München LukaszTyczkowski, (2008): Lesen und Hören - rezeptive Fertigkeiten. Norderstedt (Lizentiatsarbeit)