Max Frisch, am 15. Mai 1911 in Zürich geboren, starb dort am 4. April 1991. Seine wichtigsten Prosaveröffentlichungen: Tagebuch 1946-1949 (19J0), Stiller (1954), Homo /aber (1957), Mein Name sei Gantenbein (1964), Tagebuch 1966-1971 (1972), Dienstbüchlein (1974), Montauk (1975), Der Traum des Apothekers von Locarno, Erzählungen (1978), Der Mensch erscheint im Holozän. Eine Erzählung (1979), Blaubart, Erzählung (1982). Stücke u. a.: Graf Öder-land{ 1951), Don Juan oder Die Liebe zur Geomerrie( 195 3), Biedermann und die Brandstifter (1958), Andorra (1961), Biografie: Ein Spiel(1967), Triptychon. Drei szenische Bilder(1978). Sein Werk im Suhrkamp Verlag ist ab Seite 149 dieses Bandes verzeichnet. Mit der phantastischen Wachheil des Einsamen registriert Herr Geiser die kleinen Anzeichen einer denkbaren Katastrophe. Das Tal ist durch Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Gefaßt darauf, daß eines Tages der ganze Berg ins Rutschen kommt und das Dorf verschüttet für alle Zeit, liest Herr Geiser im Lexikon, in der Bibel, in Geschichtsbüchern und schreibt ab, was nicht vergessen werden soll. Max Frisch erzählt die letzten Alltage eines Mannes, der begreift, daß er sich abhanden kommt und eingehen wird ins Unbewußtsein der Natur, in Erdgeschichte mit ihren Jahrmillionen. »Max Frisch hat einen grausam-faszinierenden, zwiespältigen Abgesang und Lobgesang auf ein Stück l,eben geschrieben.« Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt Max Frisch Der Mensch erscheint im Holozän Eine Erzählung Suhrkamp I müßte möglich sein, eine Pagode zu türmen in. Knäckebrot, nichts zu denken und keinen Donner zu hören, keinen Regen, kein Platin i n aus der Traufe, kein Gurgeln ums Haus. \ ii Ueicht wird es nie eine Pagode, aber die Nacht vergeht. II gendwo klöppelt es auf Blech. \\ acklig wird es immer beim vierten Stockwerk; • in Zittern der Hand, wenn das nächste Knäcke-brol angelehnt werden soll, oder ein Husten, ii.k lidem der Giebel eigentlich schon steht, und alles ist wieder eingestürzt - I [err Geiser hat Zeit. Die Auskünfte im Dorf sind widersprüchlich, andere behaupten, es sei gar kein Hang gerutscht, hingegen sei eine alte Stützmauer eingehrochen, eine Umleitung der Straße an dieser Stelle nicht möglich. Die Frau von der Post, die es eigentlich wissen müßte, bestätigt bloß, daß der Post-Bus nicht verkehrt, während sie, verhärmt wie immer, zu den üblichen Öffnungs- Zeiten hinter dem kleinen Schalter steht und Briefmarken verkauft, auch Pakete in Empfang nimmt, um sie ohne Hast auf die Waage zu legen, dann zu stempeln. Bund und Kantone, so wird angenommen, tun alles, um die Straße wiederherzustellen. Notfalls können Helikopter eingesetzt werden, sofern kein Nebel ist. Niemand im Dorf glaubt, daß eines Tages oder in der Nacht einmal der ganze Berg ins Rutschen kommt und das Dorf verschüttet für alle Zeit. Irgendwo klöppelt es auf Blech. Es ist keine Pagode geworden, aber Mitternacht. Begonnen hat es am Donnerstag der vergangenen Woche, man konnte noch im Freien sitzen, Schwüle wie üblich vor einem Gewitter, die Mücken stachen durch die Socken, kein Wetterleuchten, es war nur ungemütlich. Kein Vogel über dem Gelände. Die Gäste, ein jüngeres Ehepaar auf Durchreise nach Italien, beschlossen plötzlich den Aufbruch, obschon sie im Haus hätten schlafen können. Eigentlich war es kein Gewölk, nur ein gelblicher Dunst wie vor einem Sandsturm in der arabischen Wüste; kein Wind. Auch die Gesichter erschienen gelblich. Sie hat- io ten nicht einmal ihre Gläser geleert, so eilig hatten die Gäste es plötzlich, obschon kein Donner zu hören war. Kein Tropfen fiel. Erst am andern Morgen rauschte es vor den Fenstern, es zischte durch das Laub der Kastanie. Keine Nacht ohne Gewitter und Wolkenbruch. Zeitweise fällt der elektrische Strom aus, was man in diesem Tal gewohnt ist; kaum hat man eine Kerze gefunden, endlich auch Streichhölzer, so ist der Strom wieder da, Licht im Haus, während es weiter donnert. Schlimm ist nicht das Unwetter- I );is Lexikon in zwölf Bänden, Der Grosse IIkockhaus, erklärt die Entstehung der Blitze und unterscheidet zwischen Linien-Blitz, Kurl I blitz, Perlschnur-Blitz etc., wogegen über Donner wenig zu erfahren ist; dabei sind im I auf einer Nacht, wenn man nicht schlafen 1 inn, mindestens neun Arten von Donner zu unterscheiden: i. der einfache Knall-Donner. 11 2. der stotternde oder Koller-Donner, in der Regel nach einer längeren Stille, verteilt sich über das ganze Tal und kann Minuten lang dauern. 3- der Hall-Donner, schrill wie ein Hammerschlag auf ein loses Blech, das einen schwirrenden und flatternden Hall verbreitet, wobei der Hall lauter ist als der Schlag. 4- der rollende oder Polter-Donner, vergleichsweise gemütlich, läßt an rollende Fässer denken, die gegeneinander poltern. 1- der Pauken-Donner. 6. der zischende oder Schotter-Donner beginnt mit einem Zischen, wie wenn ein Kipper eine Ladung von nassem Schotter ausschüttet,' und endet dumpf. 7- der Kegel-Donner; wie wenn ein Kegel, getroffen von der rollenden Kugel, auf andere Kegel 1 2 schmettert und alle auseinander schleudert; es kommt zu einem kurzen Echo-Wirrwarr im ganzen Tal. 8. der zögernde oder Kicher-Donner (ohne Blitzlicht im Fenster) zeigt an, daß das Gewitter sich über die Berge verzieht. ')■ der Spreng-Donner (unmittelbar nach dem Blitzlicht im Fenster) weckt nicht die Vorstellung von einem Zusammenprall harter Massen, im Gegenteil: eine ungeheure Masse wird ent-ci gesprengt und stürzt nach beiden Seiten iiiscinandcr, wobei sie vielfach zertrümmert; danach regnet es in Güssen. /eil weise fällt wieder der Strom aus. Em Nimm wäre der Verlust des Gedächtnisses — \\ is Herr Geiser zum Beispiel nicht vergessen Ii ii: der Satz des Pythagoras. Dazu braucht er (Jus Lexikon nicht auf den Tisch zu schleppen. I lingegen kann Herr Geiser sich nicht erinnern, Ii ilcr Goldene Schnitt (A verhält sich zu B wie \ I B zu A, das weiß Herr Geiser) herzustellen 13 ist mit Zirkel und Winkel. Natürlich hat man das einmal gewußt - Ohne Gedächtnis kein Wissen. Heute ist Dienstag. Noch immer kein Hupen aus dem Tal. Ein Feldstecher hilft in diesen Tagen überhaupt nichts, man schraubt hin und her, ohne irgendeinen Umriß zu finden, der sich verschärfen ließe; der Feldstecher verdichtet bloß den Nebel. Was von bloßem Auge zu sehen ist: die Dachtraufe, die nächste Tanne im Gelände, zwei Drähte, die im Nebel verschwinden, die langsam gleitenden Tropfen an den Drähten. Nimmt man den Schirm und stapft ins Gelände, um nachzusehen trotz Nässe und Nebel, so sieht man nach hundert Schritten das eigene Haus nicht mehr, nur Brombeeren im Nebel, Rinnsale, Farnkraut im Nebel. Eine kleine Mauer im unteren Garten (Trockenmauer) ist eingestürzt: Geröll im Salat, Fladen von Lehm unter den Tomaten. Vielleicht ist es schon vor Tagen geschehen. Tomaten gibt es auch in Dosen. Lavendel blüht auch im Nebel: ohne Duft wie in einem Farbfilm. Man fragt sich, was die Bienen machen in einem solchen Sommer. Vorräte sind genug im Haus: drei Hier Suppenwürfel Irr Fssig und Ol Mehl /.wiebeln I in («las mit Senfgurken Reibkäse ■ u.linen, eine Büchse t kwürze aller Art i näckebrot, fünf Pakete i noblauch I hmheersirup für Enkelkinder Anchovis I in beer CJricß .1 mandeln |. u'lutti, ein Paket » illvcn I »vi imiiltine ..... /.itrone 1'lriM Ii in der Kühltruhe Später im Lauf des Tages donnert es wieder; kurzdarauf Hagel. Die weißen Körner, einige haselnußgroß, tanzen auf dem Granit-Tisch, in wenigen Minuten wird der Rasen weißlich, Herr Geiser kann nur am Fenster stehen und zuschauen, wie das Weinlaub zerfetzt wird, desgleichen die Rosen - Es bleibt nichts als Lesen. (Romane eignen sich in diesen Tagen überhaupt nicht, da geht es um Menschen in ihrem Verhältnis zu sich und zu andern, um Väter und Mütter und Töchter beziehungsweise Söhne und Geliebte usw., um Seelen, hauptsächlich unglückliche, und um Gesellschaft usw., als sei das Gelände dafür gesichert, die Erde ein für allemal Erde, die Höhe des Meeresspiegels geregelt ein für allemal.) Kein Hupen aus dem Tal. Offenbar ist die Straße noch immer gesperrt. Wenn der Regen einmal nachläßt, nicht gänzlich aufhört, aber sich verdünnt, so daß er nicht mehr auf dem Dach zu hören ist, Regen nur noch als lautlose Schraffur vor dem Dunkel der nächsten Tanne, so ist keine Stille, im Gegenteil, jetzt erst hört man es rauschen aus dem Tal; es müssen Bäche sein überall, viele Bäche, die es sonst nicht gibt. Ein stetes Rauschen aus dem ganzen Tal. Die Schöpfting der Welt (HkJb 38: Fi. 33.6-9: P». 104; Spr. 8.22-31) IM Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. 2 Die Erde war aber wüst und öde, und Finsternis lag auf der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. < >b es Gott gibt, wenn es einmal kein menschli-' Ins Hirn mehr gibt, das sich eine Schöpfung ohne Schöpfer nicht denken kann, fragt sich I Icrr Geiser. I Ii utc ist Mittwoch. '( >'lcr Donnerstag?) I iitc ßibliothek kann man es nicht nennen, was Herrn Geiser in diesen Tagen, da Gartenarbeit in, ht möglich ist, zur Verfügung steht; Elsbeth hm hauptsächlich Romane gelesen, klassische Und andere, Herr Geiser lieber Sachbücher 1 Ii 1 1 in als tausend Sonnen); das Logbuch •Ii Robert Scott, der am Südpol erfroren ist, hat Herr Geiser mehrmals gelesen, die Bibel schon lang nicht mehr. Was außer dem Lexikon in zwölf Bänden vorhanden ist: Gartenbücher, ein Buch über Schlangen, eine Geschichte des Kantons Tessin, das Schweizerische Lexikon sowie Bilderbücher für die Enkelkinder (Die Welt, in der wir leben), der Fremdwörter-Duden und ein Buch über Island, wo Herr Geiser vor dreißig Jahren einmal gewesen ist, sowie Landkarten der näheren Umgebung und Wanderbücher, die Auskunft geben über Geologisches, Klimatisches, Historisches usw. betreffend die Gegend. /. Kapitel Die Tessinergegend der Urzeit Die ersten Bewohner In den weit zurückliegenden Epochen des geologischen Altertums und Mittelatters war auch das Gebiet des heutigen Kantons Tessin zeitweise von dem tiefen Meere überflutet, das sich zwischen zwei uralten Kontinenten im Norden und Süden ausbreitete. Mächtige Schichten von Sedimentgesteinen haben sich in jenem Ozean gebildet und sind auf dem Meeresgrunde den kristallinen Gesteinen aufgelagert worden. Kaum aber waren diese Erdkrustenteile aus dem Meeresspiegel emporgetaucht, da setzten auch schon die natürlichen Kräfte der Verwitterung und der Erosion ein und begannen ihre Modellier- und Abtragungsarbeit. Während Fröste und Winde Bergkämme und Gipfel aus den emporgehobenen Felsmassen herausarbeiteten, verbissen sich Wasser und Gletscher in die Furchen und sägten erste Täler ein. Diese 18 Arbeiten erfolgten aber nicht in einem Zuge, sondern in verschiedenen, zeitlich weit auseinander liegenden Perioden. Das erkennen wir ohne Mühe an den vielen parallel laufenden Terrassen, die sich den Talhängen nachziehen, und die einst höher liegende Talgründe gewesen sein müssen. In den Haupttälern war die Mächtigkeit der Gletscher viel größer gewesen als in den Seitentälern, und ihre Flüsse haben denn auch tiefer liegende Betten als die Nebenflüsse. Dadurch sind die Talsohlen der Seitentäler höher geblieben als jene der Haupttäler, und die Seitenbäche münden deshalb über eine Steilstufe in die Hauptflüsse. Das ist die Erklärung der vielen Wasserfälle, die z. B. dem Tessintal das wildromantische Gepräge verleihen. Besser unterrichtet sind wir dagegen über die Menschen, die während des Eisenzeitalters (ungefähr 800—58 v. Chr.) das Land bevölkert haben. Die Gräberfunde aus der ältesten Eisenzeit *, der sog. ligurischen Periode, einerseits, und Ortsund Flurnamen* anderseits, weisen darauf hin, daß damals die Ligurier die Tessinergegend bewohnten. Aus der i .1 ",(-hichte wissen wir, daß die Ligurier im frühesten Altertum nicht nur das heutige Ligurien, sondern auch die Täler lluglürf In» (Whodilnl», ba» nod) iiinnd) einem Hl heutigen ©eiierutlnn lel>l)o)t uot Mugen ftcl)en mufj, oiuiilid) bie Hberjd)uiciiimuuu.cii bes 3ohres 1868 — bie bic ttirdje oon i'obcrio begmben, alle Srüden bes Bttnlotales 3«rjtörten unb Schreden unb Xob in SWal« «"i.ilio, Semione, Dongio unb befonbers in (Eor3onefo m-i breiteten. 3" ber Stacht oom 27. September brad) I in, heftige unb gan3 unerroartete glut über (Eumiasca, iinii ftraftiou ber ©emeinbe oon lld)fcit fei es gefagt, Iaufchte er[d)üttett ben Berichten Bbci bas fchroere Unheil, bas bie Qber|d)toemmungen 'Uenio, in ber fieoentina, in ber 93er3asca unb in ber MiiUcmaggia anrichteten. 3roet ättillionen Pfronten imirben 3U Unterftütjungsweden gefammelt. Sapft H'ius fpenbete mehrere 2laufenb ßtre, ftaifer ftapoleon ,|ioan3igtaufenb jjranfen, ber ©ro'J)er3og oon 93aben Jehntaufenb. 9tm 23. 3Jldr3 bes 3<")res 1851, nad) einem ununter« brodjenen Schneefall oon brei £agen, löften ftrh mehrere geroaltige ßatotnen mit unerhörtem Ungeftüm oon ben ©ipf ein ber umliegenben Serge unb ftür3ten, gan3 ungewohnte 9tid)tungen emfchlagenb, auf bie unfelige Ort« |chaft tjerab unb oerfd)ütteten neun SBefjaufungen. Dreiunb3roan3ig SDlenfdjen unb über 300 Stüd Sieh famen babel um. ßaoi33ari fd)reibt ba3U: „ftaum bafj bie oerhängntsDOlIen Sdjneemaffen, bte U)nen Serben» UBohnftätte unb Angehörige entriffen hatten, f$mol3en, als auch bie Überlebenben [dum neuen OTutes ihre Sutten in (Eo33era roieber aufbauten gleich jenen, benen bte ©luten bes SJefuos bte £eimat 3er|törte unb bte, laum ba& bas Ungeheuer ben feuerfpeienben Wachen fdjUefjt, auch fd)on roieber baran benfen, Ihre SBohnftatt oon neuem auf ber nod) heifeen ßaoa auf3urtd)ten." 23 In der Nacht, gestern, waren Sterne zu sehen, nicht viele, Minuten lang sogar der Mond zwischen ziehendem Gewölk, Schwaden von weißlichem Nebel im unteren Tal, die nassen Felsen in der Höhe glänzten stellenweise wie Alu-Folie und der Mond über dem schwarzen Wald schien trockener denn je - Heute gurgelt es wieder. Wenigstens schneit es nicht. Der Rucksack steht in der Diele, ein Rucksack aus Leder, den Herr Geiser seinerzeit in Island gekauft hat, wasserdicht, und Herr Geiser hat an alles gedacht: Paß, Verbandstoff, Taschenlampe, Unterwäsche zum Wechseln, Ovomal-tine, Socken zum Wechseln, Jod, ein kleines Heft mit Traveller-Checks, Aspirin, Miroton (gegen Herzschwäche) sowie Kompaß und Lupe, damit man die Landkarte entziffern kann, Carta Nazionale della Svizzera i : 25 000, Foglio 1312 und 1311, dabei weiß Herr Geiser, daß eine Flucht über die Berge (nach Italien) ein Wahnsinn wäre. Das hätte man vielleicht als junger Mann noch wagen können. Auch der alte Saumpfad hinunter ins Tal, den Herr Geiser vor vielen Jahren einmal begangen hat, dürfte zur- 24 zeit von Bächen mit Geschiebe unterbrochen sein, lebensgefährlich, das braucht Herr Geiser sich von niemand sagen zu lassen. I leute ist Mittwoch. Fin deutscher Sommergast, Professor für Astronomie, weiß viel über die Sonne, und wenn man ihn fragt, so spricht er nicht ungern auch zu einem Laien. Nachher räumt man die Tassen weg, dankbar für den kurzen Besuch, Herr Geiser hat ungefähr verstanden, was Pro-luberanzen sind, die übrigens nichts mit dem Wetter auf der Rrde zu tun haben, und die Gattin des Sonnenforschers hat einen Topf voll Suppe gebracht, Minestrone zum Aufwärmen. Wenigstens weiß man nachher, daß man nicht verrückt ist: auch andere Leute finden, es regne und regne. 17 Da kam die Sintflut über die Erde, vierzig Tage lang, und die Wasser wuchsen und hoben die Arche, und sie schwamm hoch über der Erde. 18 Und die Wasser nahmen mächtig überhand und wuchsen gewaltig über der Erde, und die Arche fuhr auf den Wassern dahin. 19 Und die Wasser wurden immer mächtiger über der Erde, sodass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. 20Fünfzehn Ellen stiegen die Wasser darüber hin- 25 aus, sodass die Berge bedeckt wurden. 21 Da starb alles Fleisch dahin, das sich auf Erden regte, an Vögeln, an Vieh, an Wild und allem, was auf Erden wimmelte, auch alle Menschen. 22 Alles, was Lebensluft atmete, was auf dem Trockenen war, das starb. 23 So vertilgte er alle Wesen, die auf dem Erdboden waren: die Menschen sowohl als das Vieh, das Kriechende und die Vögel des Himmels, die wurden vertilgt von der Erde; nur Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war. 24 Und die Wasser nahmen zu auf der Erde, 150 Tage lang. 2: 3. Mos. II / 9: 6, 19. Hierr Geiser glaubt nicht an Sintflut. - Schon der Zürcher Pfarrer H. R. Schinz führte vom September 17 70 bis zum September 1771 interessante Beobachtungen durch: Heitere Tage in Locarno: 204, in Zürich 61. Regentage in Locarno: 60, in Zürich 109. „Die Vorzüge und Schönheiten weit entlegener Kliruate linden sich somit hier in einem harmonischen Ganzen vereinigt, wie unser Weltteil es schwerlich irgendwo zum zweiten Mate bietet." Locarno erfreut sich, wie bereits angedeutet, eines vorzüglichen Klimas. Nach dem Jahresmittel, 11,6U ist Locarno die wärmste aller schweizerischen meteorologischen Stationen. Joch vor kurzem, im Juni, war es wolkenlos, as Gras war dürr und gelblich; um sechs Uhr lorgens, als Herr Geiser sich wieder einmal mit 6 der Sense versuchte, sah man die Sonne als Sonne noch nicht, nur ihr Licht auf den Kuppen und Graten der Berge, während das Tal noch schattenblau war; kurz nach sieben Uhr, plötzlich, blinkte es auf der Sense, und es wurde heiß, ein Tag mit Stechfliegen, Eidechsen, Schmetterlingen, Sommer wie eh und je, Wetterleuchten ^egen Abend, kein Regen oder nur ein paar Tropfen, der nächste Morgen wieder biau und heiß, die weißen Haufenwolken trocken wie Watte. Wochen lang war es verboten, den Gar-icnschlauch zu benutzen, die Erde wurde grau und rissig. Der kleine Bach unterhalb der Kirche war ohne Wasser, ein Steinbett. Aussergewöhnlicho Hochwasser infolge fortgesetzten Kegens mit höchstem Wasserstand fanden sich im Jahre 17*14 {mit m. 0,20 »her dem Nullpunkt). 1S07, 1812. 1817. 1824, 1829, 1834. 1840, 1855, 1808, und 1907; die schwersten des xix Jahrhunderts waren die der Jahre : 1807, 1829. 1834, 1H40 und ganz besondere Ihos (3-4 October mit 7 m. über dem Nullpunkt). Der Geschieht« Schreiber Kaul berichtet von einer im xn Jahrhundert (1177) eingetretenen Überschwemmung, bei der der Wasserstand den normalen um m. 10, H überragte. Wie Flut und Ebbe entstehen, wie Vulkane, wie (iebirge usw., hat Herr Geiser einmal gewußt. Wann sind die ersten Säugetiere entstanden? Stattdessen weiß man, wieviel Liter der Heizöltank faßt und wann der erste Post-Bus fahrt, lofern die Straße nicht gesperrt ist, und wann der letzte. Wann ist der Mensch entstanden und 27 wieso? Trias, Jura, Kreide usw., keine Ahnung, wieviele Jahrmillionen die einzelnen Erdzeitalter gedauert haben. In der Trias gewinnen von den Tieren Ammonitcn und Belemnitcn, Amphibien und bes. Reptilien, darunter große Formen wie die seit langem ausgestorbenen Dinosaurier, weite Verbreitung und Manmgfaltigksit. Hinzu kommen in kleinen Formen die Säuger (-•■Triasformalion) und die Vögel {-»Juraformation). Seit dem Jura zeigt sieh eine deutliche Gliederung in Klimazonen. Die Pflanzenwelt, der Tierwelt in der Entwicklung vorauseilend, hatte schon im Oberperm viele mesozoische Merkmale gezeigt. Sie wird in der Kreide (-»Kreideformation) durch gleich massenhaft auftretende Laubbäume bereichert. In der Oberkreide beginnen die heutigen Festländer sich herauszubilden; und in den mesozoischen Geosynklinalen bereitet sich die alpine Gebirgsbildung vor, die im beginnenden Känozoikum (Neolithikum; -»Känozoische Formationsgruppe) ihren Höhepunkt erreicht. Im Tertiär (-■.Tertiärformationen) entfaltet sich der Säugerstamm zu großer Mannigfaltigkeit, während viele Repttl-gruppen, Ammonitcn u. a. verschwunden sind. Im Jungtertiär nähern sich die Verhältnisse, auch die klimatischen, schon mehr den heutigen; doch gibt das Quartär (-»Eiszeit) noch großen Teilen der Erdoberfläche sein Gepräge. Im —Pleistozän erscheint nach bisheriger Auffassung der Mensch (Altsteinzeit); die erdgeschichtl. Gegenwart spielt sich im-»Holozän ab. Es genügt nicht, daß Herr Geiser in diesem oder jenem Buch mit seinem Kugelschreiber anstreicht, was wissenswert ist; schon eine Stunde später erinnert man sich nur noch ungenau; vor allem Namen und Daten prägen sich nicht ein; Herr Geiser muß es eigenhändig auf einen Zettel schreiben, was er nicht vergessen will, und die Zettel an die Wand heften, Reißnägel sind genug im Haus. IfAMftPiUM ■Aoo. 000. 000 "^AlKt SlLUp. •70. 000. 000 DEVOW So. 000. 000 ?S\ 000. 000 PER. H 75. 000. 000 T*. AS So- 000. 000 lOZA 7o. 000. 000 lo. 000. 00 0 TB-RTiÄR «so QUARTÄR. 1. 00 0 00c Zwei von den Briefen, die Herr Geiser sei) Sonntag geschrieben hat, sind schon überholt, weil die Meldung, daß ein Hang gerutscht sei, nicht stimmt, und der dritte Brief, ein Brief an tue Tochter in Basel, ist lächerlich, falls schon morgen oder übermorgen die Post wieder ver kehrt; da stehen Sätze wie von Robert Scott in seinem letzten Biwak. I )nbci regnet es bloß. Man kann fernsehen, Televisione SvizZERi Ii Aliana, wenn auch mit schlechtem Empfang: in London wird soeben Tennis gespielt, man licht deutlich die Schatten der Spieler auf dem K.isen, dann plötzlich Geflimmer, und wenn I K rr Geiser an den Knöpfen dreht, plötzlich 1 ntscht das Bild weg, der Ton bleibt, Beifall 28 überlaut, während die Bilder langsam oder hastig nach oben rutschen oder nach unten, schließlich zucken nur noch schwarze und weiße Streifen. In London scheint die Sonne. Eigentlich kann nicht viel geschehen, auch wenn es Wochen lang regnet, Monate lang; das Dorf liegt am Berg, das Wasser läuft ab, man hört es gurgeln ums Haus. Wenigstens ist heute kein Nebel - Das Tal scheint unversehrt. Die Kochplatte wird nicht warm - Ein See, ein lehmbrauner See, der nach und nach das Tal füllt, ein namenloser See, der, indem sein Wasserspiegel steigt von Tag zu Tag und auch in den Nächten, sich mit den steigenden Seen der andern Täler vereint, bis die Alpen nur noch ein Archipel sind, eine Gruppe von Inseln aus Fels und Gletschern, die ins Meer hangen, ist nicht denkbar. In London scheint die Sonne. 3° Eigentlich hat Herr Geiser keinen Hunger, es macht nichts, daß die Suppe zum Aufwärmen, Minestrone, die neulich die Gattin des Sonnen l< irschers gebracht hat, nicht warm wird - Wahrscheinlich ist das ganze Dorf ohne Strom. Im Kühlschrank stinkt es noch nicht, aber die ßutter ist weich und tropft; offenbar ist der Strom schon vor einer Weile ausgefallen. Der käse schwitzt. Ohne eigentlichen Hunger ißt nun sogleich das letzte rohe Ei - nicht ohne Ekel, da es nicht kühl ist. Alle Sicherungen sind in Ordnung. Wasser im Keller ist üblich, wenn es lange ge-regnet hat; der Schotterboden wird naß, weil das I langwasser von unten heraufdrückt. Auch der Boiler ist außer Betrieb. I lolz ist genug im Haus. Wenn die Straße nicht wegen Unwetter gesperrt ist, so ist Basel in fünf Stunden erreichbar, Mai-l.md in drei Stunden, die nächste Apotheke in ■ iner halben Stunde - 3« Man ist nicht am Ende der Welt! (- wie Elsbeth oft gesagt hat.) Zum Glück ist nicht allzuviel in der Tiefkühltruhe, die außer Betrieb ist: drei Schnitzel, Hackfleisch für Füllungen, ein Kotelett, Spinat in Packungen, ein Rollbraten für allfällige Gäste, Himbeeren in Packungen, zwei Forellen, fünf Bratwürste. Es tropft schon aus den Packungen grünlich und rötlich; das Fleisch, sonst klingelhart, ist schlapp, und die Forellen fühlen sich widerlich an, die Bratwürste weich wie Schnecken. Bekanntlich darf die Ware, einmal aufgetaut, nicht wieder gefroren werden, das weiß Herr Geiser, und es gibt nichts zu überlegen: die Ware muß in eine Tasche gepackt und im Dorf verschenkt werden, je rascher umso besser. Nicht einmal der alte Ettore, Maurer im Taglohn, der lebenslänglich an öffentlichen und anderen Stützmauern gearbeitet hat, glaubt im Ernst daran, daß je der ganze Berg ins Rutschen kommt; er grinst bloß aus seinem weißen Stoppelbart. Vornherum sind sie freundlich und danken für das Fleisch, im Grund halten sie jeden, der nicht in ihrem Tal geboren ist, für reich oder lur einen Spinner. Ii Professore di Basilea < i nennen sie Herrn Geiser, weil er stets, wenn l i ms dem Haus geht, eine Krawatte trägt; dabei i issen sie genau, daß Herr Geiser nicht Profes-il ist, und was er gewesen ist, steht auf dem Steuerzettel. < I II' tempo, che tempo! Leider regnet es wieder in Strömen. Auch die Einheimischen sind ohne Strom, aber überzeugt, daß es nicht lange dauern kann; daß der Strom sozusagen jeden Augenblick wieder da sein wird - Auch die Turmuhr steht. 32 I >.is ist alles, was sie zu sagen wissen. Wenn die Sonne scheint auf seine Dächer aus ' i hui, wenn es nicht über die Traufen plät-• In ii, wenn das alte Gemäuer nicht naß ist, II im da nicht Pfützen sind und wenn es nicht Hin ii II tropft oder gurgelt und wenn die Son-lli uUumen nicht geknickt sind, wenn sein $3 Kirchturm in den blauen Himmel suht, wenn nur der Brunnen plätschert, wenn man nicht durch Rinnsale geht, wenn die Berge ringsum nicht grau sind, ist es ein malerisches Dorf. Heute kein Hund, der bellt. HER»fT UIM (IT ALLES RL"l T£ ^ ESCHW " *J di ^fcc E i V\ Aoooao Kh PRO SEtcuuDE. STP.OHS.rAR.KE OER öLirze: Erst als Herr Geiser mit der leeren Tragtasche wieder zuhause ist, als er den tropfenden Schirm in die Diele gestellt hat, als er die nassen Schuhe auszieht, fällt es ihm ein: auch er hätte das Fleisch braten können im Kamin, wenigstens den Rollbraten, den man auch kalt essen kann. Man verblödet - ! VEHU/A-MDLÜtJ«- U Olü HSu«H€kJ \\l TlfeRE, oao — Aooo V.cw-R. TJuU^STEiwie'i-r: ßtS \Zo<3 V. CUR,. Weitere Arten von Donner: In der Nacht sind auch sonst nicht viele Lichter zu sehen, zwei Straßenlaternen (im Winter fünf, weil dann kein Laub sie verdeckt) und ein paar Stubenlichter im Dorf, bei klarem Wetter noch ein schwaches Licht von einem einsamen Gehöft am Hang gegenüber; jetzt kein einziges Licht im ganzen Tal. AM EMDE DER, ElS^ElT LA^ DER {iE PRESS PI E^EL HIWDESTCW^ Aoo METSR TiepEft. 10. der ächzende oder Latten-Donner; ein kurzer und heller Krach, wie wenn man eine Holzlatte liiicht, dann ein Ächzen länger oder kürzer; der I .atten-Donner ist in der Regel der erste Donner eines beginnenden Gewitters. 11. der Plapper-Donner. der Kissen-Donner hat genau den Ton, der zu 3<1 55 hören ist, wenn eine Hausfrau mit der flachen Hand auf die Kissen klopft. IJ. der rutschende Donner; sein Ansatz läßt einen Polter-Donner oder einen Pauken-Donner erwarten, aber bevor die Fensterscheiben erzittern, rutscht sein Getöse auf die andere Seite des Tals, wo es sich sozusagen verhustet. 14. der Knatter-Donner. líder kreischende oder Flaschen-Donner, oft erschreckender als der Sprcng-Donner, obschon er die Fensterscheiben nicht erzittern läßt, gehört zu den unerwarteten Donnern, man hat keinerlei Blitz gesehen, plötzlich ein schrilles Geklirr, wie wenn eine Kiste voll leerer Flaschen über eine Treppe hinunterstürzt. 16. der munkelnde Donner, usw. Noch ist es nicht so weit, daß Herr Geiser mit der Katze redet, wenn sie um die Hosenbeine streicht. Die letzten Sardinen hat sie schon bekommen, auch die letzte Milch aus einer Dose; schon diese paßte ihr nicht, und dann hockt sie mitten im Zimmer, wartet mit gekniffenen Augen. Offenbar hat sie im Gelände nichts gefun den, keinen Vogel, nicht einmal Fidechsen. Anchovis sind ihr zu salzig. Nimmt Herr Geiser sie am Nackcnfell (was den Katzen nicht wehtut) und setzt sie in den Keller, damit sie vielleicht auf die Idee kommt, Mäuse zu suchen, so jault sie hinter der Kellertüre, bis Herr Geiser sie wieder herausläßt. Sofort streicht sie wieder um die Hosenbeine. Sie will es nicht fassen, daß es kein Fleisch mehr gibt. Natürlich fällt auch der Fernseher aus. Keine Ahnung, was in der Welt geschieht. Das Letzte, was Herr Geiser noch vernommen hat, sind schlimme Nachrichten gewesen, wie meistens, von Attentat bis Arbeitslosigkeit; dann und wann der Rücktritt eines Ministers, aber eine Hoffnung, daß es heute gute Nachrichten wären, besteht eigentlich nicht; trotzdem ist man beruhigter, wenn man von Tag zu Tag weiß, daß die Welt weitergeht. $6 57 Im Garten zu arbeiten ist nicht möglich. Man kann nicht den ganzen Tag lesen. Die Kirchglocke, die morgens um sieben Uhr bimmelt und abends um sechs Uhr, kann von Hand bedient werden, was wie immer der alte Fclice besorgt; je älter er wird, umso kürzer bimmelt es — Hingegen der Stundenschlag bleibt aus. Es bleibt nichts als Lesen. Fágentlich erwartet Herr Geiser niemanden; trotzdem könnte jemand an der Haustüre gewesen sein. Natürlich tut es auch die Hausklingcl nicht ohne Strom und es ist ratsam, einen Zettel an die Haustürc zu nageln, besser noch ein Stück steifer Pappe: Sono in casa! Vielleicht heißt es: Sono a casa. (das hätte Flsbeth gewußt.) Bitte klopfen! Ich bin zuhaus! Oder sachlich: Campanello non funziona. Dann ist auch das getan. Und es ist immer noch Vormittag Herr Geiser gehört sonst nicht zu den Leuten, die sich langweilen, wenn sie keine Firma mehr leiten, wenn das Telefon einen Tag lang nicht klingelt; irgendetwas gibt es immer zu tun oder zu denken, wenn man allein wohnt. ()tt weiß auch das Lexikon wenig Bescheid. Schutz gegen Blitzschlag finden Menschen am besten in Häusern, die mit--Blitzschutz versehen sind. Im Freien wird empfohlen, Bäume (jeder Art!), Zäune und Metalleinfriedigungen zu meiden. Sicheren Schutz gegen Fernwirkungen von Blitzschlägen in der Nachbarschaft (bis zu 40 m gefährlich) durch den sich in der Erde ausbreitenden Blitzstrom gewähren flach auf dem Erdboden oder im Erdboden liegende Metallnetze oder Metallteile. Line Hungersnot wird nicht erwartet. Der kleine Lebensmittelladen im Dorf hat zwar nicht »8 J9 viel auf Lager: Salz, Backpulver, Zwiebeln, Limonade, Waschpulver, Tee, Schneckenkörner usw., Butter schon nicht mehr, Eier auch nicht, Milch nicht einmal mehr in Dosen. Offenbar wird schon gehamstert. Zum Glück gibt es Streichhölzer. Eine Schachtel für jeden Kunden! Fleisch hat es in dem kleinen Laden nie gegeben, ausgenommen geräucherten Speck, und der ist weg. Fleisch in Dosen, das Herr Geiser sonst nicht mag, ist ebenfalls weg. Katzen werden in dieser Gegend nur selten verspeist. Che tempo, che tempo. Die kleine Schreinerei unterhalb des Dorfes ist noch in Betrieb, das nasse Sägemehl vor der Werkstatt dunkel wie Teeblätter; viel Betrieb ist da nie, nicht jeden Tag ist die Säge zu hören. Im Augenblick regnet es fast nicht. Auf dem Asphalt da und dort Fladen von Lehm, Rinnsale, aber keine Fclsblöcke. Ein gelber Schneepflug steht, wo er im Sommer immer steht. Was Herrn Geiser beruhigt: keine Risse im Asphalt. Unterwegs eine holländische Familie in bläulichen Regenhäuten und mit bleichen Gesichtern, trotzdem munter. Ohne zu grüßen. Sie haben hier ein Sommerhaus, vier Wochen lang ist die holländische Fahne gehißt, auch wenn es regnet. Sogar ihr Hund trägt eine bläuliche Regenhaut. Sonst ist niemand unterwegs. Eine Baustelle; die Arbeit ist eingestellt, da die Arbeiter aus Novara ausbleiben; Bretter schwimmen im Keller; Säcke voll Zement in einem Tümpel; ein Zelttuch, das sie vor dem Regen schützen sollte, hat der Wind weggerissen, Herr Geiser hat seinen Schirm. I .eider hat er den Feldstecher vergessen. Schon einmal, 1970, ist unterhalb des Dorfes ein Stück der Straße abgerutscht, am andern Morgen hing das eiserne Geländer verbogen in die Schlucht hinunter, und einen Sommer lang war der Verkehr durch die Baustelle behindert, jedoch nicht unterbrochen. Rutsche solcher Art hat es in dieser Gegend immer gegeben - l (nterwegs drei verregnete Schafe. Die Frage, warum Herr Geiser, Bürger von Basel, sich in diesem Tal niedergelassen hat, ist müßig; Herr Geiser hat es getan. 40 4' Alt wird man überall. Manchmal bleibt Herr Geiser stehen: das graue Rauschen aus der Schlucht - aber das eiserne Geländer ist noch da. Wenn man ohne Schirm gehen kann, wenn nicht überall Tümpel sind, wenn es nicht tropft von jeder Tanne und wenn die Wälder am Hang gegenüber nicht schwarz sind und die Berge nicht von Wolken verhängt, wenn man im Garten arbeiten kann, wenn Schmetterlinge da sind, wenn man die Bienen hört und in der Nacht ein Käuzchen, wenn man mit der Angelrute am Bach stehen kann und gesund ist, also zufrieden, obschon man den ganzen Tag nichts fängt, und wenn die Straße nicht gesperrt ist, so daß man das Tal drei Mal täglich verlassen könnte, ist es ein malerisches Tal sonst kämen nicht Deutsche und Holländer hierher Sommer für Sommer. Auch das nächste Dorf steht unversehrt. Pfützen auch hier Kein Hund auf der Straße - Die Post ist geöffnet, aber Herr Geiser hat keine Briefe einzuwerfen, und der Mann am Schalter hat auch keine andere Auskunft, nur Hoffnung, dabei lacht er. RlSTORANTE DELLA POSTA: die roten Tische davor glänzen vor Nässe; ein Lastwagen, der nicht zu Tal fahren kann, glänzt ebenfalls und tropft, seit einer Woche beladen mit leeren Haschen: BlRRA BeLLINZONA Die Turmuhr hier steht auch. Der Laden, wo Herr Geiser hätte Streichhölzer kaufen wollen, ist geschlossen, Klingel außer Betrieb, aber Streichhölzer sind auch in der Pinte zu bekommen; man braucht sich nicht zu setzen, um einen kurzen Schnaps zu kippen und dann, während man bezahlt, beiläufig nach dem Wochentag zu fragen. Wieso diese Freundlichkeit des Wirtes? Fs ist also Samstag Nur das hat Herr Geiser wissen wollen. 42 43 Eine düstere Pinte, wenn man nicht draußen sitzen kann, und was die paar Leute an den Tischen reden, sind keine Neuigkeiten. Ein mißliches Weinjahr; sogar für Pilze wird dieser Sommer zu naß. Niemand rechnet mit Sintflut. Die einheimischen Burschen, die nicht zu ihrer Arbeit ins Tal fahren können, klappern offenbar den ganzen Tag an dieser Fußball-Maschine. Ein zweiter Schnaps, Geschenk vom Wirt, bringt den Nachmittag auch nicht viel weiter. Die Burschen haben ihren lauten Spaß; die Erosion, die draußen stattfindet, bekümmert sie überhaupt nicht. SCHWEMMT ff Ol»? M/KJ^A 1H Ort-H-R Kleinholz machen mit dem Beil, einen Korb voll Kleinholz hinauftragen ins Wohnzimmer, dann Feuer machen im Kamin, Eimer um Eimer hinauftragen ins Badzimmer, ohne auf der Treppe zu stolpern mit dem siedenden Wasser, Eimer um Eimer in die Wanne gießen, die aber in einer halben Stunde nicht voll wird, nicht einmal halbvoll, so daß das Wasser immer wieder auskühlt, bevor es reicht für ein Bad, alles in allem wird es nicht einmal handwarm, und andere Unannehmlichkeiten - Eine kleine Wohnung in Basel wäre bequemer. Nicht um Schnaps zu trinken, sondern um Streichhölzer zu kaufen, Streichhölzer auf Vorrat, ist Herr Geiser ins nächste Dorf gegangen und hat in der Pinte vergessen, Streichhölzer zu kaufen. Offenbar fallen Hirnzellen aus. Bedenklicher als der Einsturz einer Trocken-maucr wäre ein Riß durchs Gelände, ein vorerst schmaler Riß, handbreit, aber ein Riß (So fangen Erdrutsche an, wobei solche Risse lautlos entstehen und sich Wochen lang nicht erweitern oder kaum, bis plötzlich, wenn man nichts erwartet, der ganze Hang unterhalb des Kisses rutscht und auch Wälder mit sich reißt und alles, was nicht Grundfcls ist.) Man muß auf alles gefaßt sein. 44 41 Einen Augenblick lang, vom Fenster her, hat es wirklich ausgesehen wie ein handbreiter Riß durch das ganze Gelände - Auch ein Feldstecher kann täuschen. Als Herr Geiser ins nasse Gelände gegangen ist, um zu wissen, worauf er gefaßt sein muß, an Ort und Stelle ist es die handbreite Spur der Katze durchs hohe Gras. Herbstzeitlosen schon im August. Ein riesenhafter Riß in dem Fels, der hinter dem Dorf fast senkrecht in die grauen Wolken steht, ist nicht von heute oder gestern; es wachsen Tannen darin. Ein Riß aus grauer Vorzeit. Seit Menschengedenken ist in diesem Tal kein Dorf verschüttet worden, und wo jemals Felsen herunter gestürzt sind und einige Ställe verschüttet haben, ist nie wieder gebaut worden. Die Einheimischen kennen ihr Tal. Was der Feldstecher zeigt: Flühe, stur wie eh und je - Nicht alles, was Herr Geiser in den ersten Jahren vor allem seiner Frau gegenüber, aber auch gegenüber Gästen aus der Stadt, die kein Interesse für Gesteine haben, als Granit bezeichnet hat, ist Granit. Das weiß Herr Geiser inzwischen und nicht nur durch den Schwiegersohn, der immer alles besser weiß. Flühe also, Gestein (Zum Teil ist es auch Granit.) Fine Stunde mit dem Feldstecher genügt, um Gewißheit zu haben, daß in dem hohen und fast senkrechten Fels, der als einziger das Dorf ver schütten könnte, nirgends ein neuer Spalt entstanden ist; Bruchstellen aus der Gegenwart wären heller, grau und nicht verfärbt wie die ganze Fluh. Was auf den ersten Blick da und dort wie < in Spalt aussieht, zeigt sich im Feldstecher als < hwarze Striemen auf glatter Wand, Verfärbung durch Rinnsale seit eh und je; vermutlich Algen. Der Grat, der oberste, ist allerdings in \\ (>lkcn; Herr Geiser kennt ihn aber auswendig: I ist ein scharfer Grat ohne Trümmer, zackig I it lahrtausenden, Gebirge, das die Gletscher I' i Fiszeit überragt hat, ein zuverlässiges Ge-«i(iu. 46 47 *.1 ^fl-OSER ("2.UM/BiUBU PoRPt+yROiOfiR C\WE"lS qLlMrlEH.SCI+IEPBR. IW AUWECH & LDKJC^ HlT C1weiS( c^RA-KKTH-At-Ti^SW Lll^O A M PH-') 13 0 L-VSCHBJJ ZOU6W ( MiT Z^CtcfiR^ORwiqC H VCALteSTenj Q MAO.KOR.) seRiewscwie^eR. / scwiecer.t-ökj MASJiv/C ODER. AKPl+i ÖOUiSCMF SCH»CliT6k» UÖW FELDSPAT, 5.) G^DAP-"a (, Aoeaw ( scw-rc hts kj Was schon gedruckt ist, nochmals abzuschreiben mit eigener Hand (abends bei Kerzenlicht), ist idiotisch. Warum nicht mit der Schere ausschneiden, was wissenswert ist und an die Wand gehört? Herr Geiser wundert sich, daß er nicht eher auf die Idee gekommen ist. Eine Schere ist im Haus; Herr Geiser muß sie nur noch finden. Ganz abgesehen davon, daß das Gedruckte leserlicher ist als die Handschrift eines alten Mannes - auch wenn Herr Geiser sich Zeit nimmt für Blockschrift - so viel Zeit hat der Mensch nicht. Geologische Formationen, Schichtfolgen, deren Schichten sich durch bestimmte in ihnen versteinerte Tiere und Pflanzen (-►Leitfossilien) deutlich von den darunter- und darüberliegenden Schichtgruppen unterscheiden und eine (straiigraphische) Einheit darstellen. Zu ihnen gehören auch die gleichzeitig entstandenen Eruptivgesteine. Aufeinanderfolgende verwandte G. F. werden zu Formationsgruppen zusammengefaßt. Formationen und Formationsgruppen spiegeln durch ihren Inhalt Abschnitte der Erdgeschichte wider und werden darum auch als Zeitbegriffe verwendet, die G. F. im Sinne von Perioden, die Formationsgruppen im Sinne von Erdzeitaltern oder Ären. Die Gletscher der Eiszeit haben dieses an den Kämmen und in den Tälern gestufte Gebirge nach neuen Gesetzen umgestaltet. In oberen Enden der Täler, Schluchten, Nischen und Dolinen haben sich vielfach Kare als Wannen eingefressen und die schon zu Graten gewandelten Kämme noch mehr zugeschärft. Aus den Tälern selbst schufen die mächtigen, im Inntal z. B. 1600 m mächtigen Eisströme zu U-Formen geweitete Tröge. Große Gletscher leisteten mehr Arbeit als kleine, so daß die Haupttäler in der Regel gegen die Seitentäler übertieft sind, diese in Stufen münden (hängen, Hängetäler). Im einzelnen zeigen die A. vielerorts die allen einst vergletscherten Gebirgen eigenen Spuren der nicht nur schleifenden und polierenden, sondern auch splitternden und brechenden glazialen Erosion: rundgebuckelte Hänge, die sich ander SchlifTgrenze von den zackigen, scharfen, nicht vergletscherten Graten abheben, in flacherem Gelände von Seentümpel erfüllte Wannen, ausgesprochene Rundhöcker mit spiegelnden, aber wieder von groben Steinen gekritzten, geschrammten Gletscherschliffen, hie und da Moränen in Wallform, häufiger durch Moränen ausgekleidete Talflanken. Eine solche komplizierte Struktur ist das Ergebnis einer langen Bauzeit. Wie bei allen in der gleichen Zeit gebauten, d. h. alpidischen Gebirgen, erstreckt sich diese über eine ganze Reihe geolog. Formationen und gliedert sich in eine Serie von Faltungsphasen. Gebirgswehen treten schon in der obersten Trias und im Lias auf. Die Stammfaltung im O ereignete sich in der mittleren Kreide. Mehrere kräftige Phasen folgen in der 4« oberen Kreide und im Tertiär, und die Bewegungen setzen sich durch das Diluvium bis zur Gegenwart fort. Als ein Gebirge, das seine Struktur im wesentlichen in der Kreide und im Tertiär erhalten hat, sind die A. ein junges Falten- oder Deckengebirge. Das diluviale Eisstromnetz, das auch die tieferen Passe überstieg, dadurch die eiserfüllten Täler vergitterte, nur die obersten Grate inselhaft aussparte, ist schon in den warmen Interglazialzeiten. erst recht in der Postglazialzeit geschwunden. Es hat sich zu den heutigen Talgletschern in den Tälern, Hängeglet-schern auf den höheren Hängen, Kargletschern in den Karen umgewandelt; auch etliche Plateaugletscher haben sich gebildet. Diese rezente, augenblicklich in starkem Rückgang befindliche Vergletscherung gehört zusammen mit den Gipreirormen, den Mündungs- und anderen Stufen der Täler, den diese zerschneidenden Klammen und Schluchten, den oft frei über die Trogwände stürzenden Wasserfällen, den Seen zu den schönsten Landschaftsreizen der A. Die glaziale Unterschneidung der Hänge hat mit dem Schwinden der Gletscherwiderlager viele Bergstürze ausgelöst. Die Wannennalur der Trogtäler ist durch die kräftige Abtragung der Hochgebirge und die ihr entsprechende Ablagerung in derTiefe verwischt. Diese stülpt mächtige Schwemmkegel in die größeren Täler, auf denen Murgänge den Siedlungen oft gefährlich werden. Was Elsbeth sagen würde zu diesen Zetteln an der Wand, die sich von Tag zu Tag mehren, und ob sie es überhaupt dulden würde, daß Reißnägel in die Täfelung gesteckt werden, ist eine müßige Frage — Herr Geiser ist Witwer. Nicht jede Wand im Haus eignet sich für Reiß-5° I nägel. Im Verputz haften die Reißnägel nur hin und wieder, keinesfalls zuverlässig; hilft man mit dem Hammer nach, so verkrümmt sich der Reißnagel sofort und fällt ab, und was bleibt, sind Löcher im weißen Verputz, worüber Elsbeth auch nicht entzückt wäre, und alles vergeblich; es bleibt kein Zettel an der Wand. Am besten eignet sich die Täfelung, wo ein einziger Reißnagel genügt, und Täfelung gibt es nur in der Wohnstube Elsbeth würde den Kopf schütteln. Dabei ist das erst ein Anfang; die Wände der Wohnstube werden gar nicht ausreichen, zumal die Zettel nicht allzu hoch oder zu tief hängen sollten; sonst muß Herr Geiser jedes Mal, wenn er wieder vergißt, was er vor einer Stunde sorgsam ausgeschnitten hat, auf einen Sessel steigen oder sich in die Hocke lassen, um seine Zettel lesen zu können. Das ist nicht nur mühsam, sondern es erschwert die Übersicht, und schon einmal ist beinahe der Sessel gekippt. Wo findet sich, zum Beispiel, der Zettel, der Auskunft gibt über das mutmaßliche Hirn der Neandertaler? Stattdessen findet man wieder die Zeichnung mit dem Goldenen Schnitt. Wo hängt die Auskunft über Mutationen, Chromosome etc.? Oft 51 ist es zum Verzagen; Herr Geiser weiß genau, daß es einen Zettel gibt (es ist mühsam genug, Texte voll wissenschaftlicher Fremdwörter abzuschreiben, notfalls zwei oder drei Mal, bis die Abschrift korrekt ist) über Quanten-Theorie. Was gehört wohin? Einige Zettel, vorallcm die größeren, beginnen sich zu rollen, wenn sie eine Weile lang an der Wand sind; sie bleiben nicht flach. Das kommt noch dazu. Um sie lesen zu können, muß man die Hände zu Hilfe nehmen. Einige rollen sich von unten auf, andere von beiden Seiten. Dagegen ist nichts zu machen. Von Tag zu Tag rollen sie sich mehr (was wahrscheinlich mit der Luftfeuchtigkeit zu tun hat) und Kleister ist nicht im Haus, sonst könnte Herr Geiser sie auf die Wand kleben, was auch wieder den Nachteil hätte, daß Herr Geiser, wenn er eine neue und wichtigere Auskunft gefunden hat, die bisherigen Zettel nicht auswechseln könnte. Der Goldene Schnitt zum Beispiel ist nicht so wichtig, und wieviele Hinwoh-ncr der Kanton Tessin hat oder wie hoch das Matterhorn ist (4505 Meter über Meer) oder wann die Wikinger nach Island gekommen sind, kann Herr Geiser sich merken. So verkalkt ist man nicht. Flach bleiben die Zettel nur, wenn man für jeden Zettel vier Reißnägel verwendet, aber so viele Reißnägel sind nicht vorhanden. So rollen sie sich eben, die Zettel, und wenn man ein Fenster aufmacht und ein Durchzug entsteht, so flattert und raschelt die ganze Zettelwand. Das ist keine Wohnstube mehr. Das Bildnis von Elsbeth (Ol) von der Wand zu nehmen, um Platz zu haben für weitere Zettel, hat Herr Geiser bis heute gezögert. Es ist aber nicht anders zu machen. Gedächtnisschwäche isi die Abnahme der Fähigkeit, sich an frühere Erlebnisse zu erinnern (Erinnerungsschwäche). In der Psychopathologie unterscheidet man von der Gedächtnisschwäche die Merkschwäche, die Abnahme der Fähigkeit, neue Eindrückedem Altbesitz desG.einzuverleiben.Gedächtnis- und Merkschwäche sind nur dem Grade nach verschieden. Bei den Allers-krankheiten des Gehirns (Altersblödsinn, Gehirn-Arterienverkalkung) und anderen Gehirnkrankheiten nimmt zuerst die Merkfähigkeil, später auch das G. ab. Manchmal schreibt Herr Geiser auch auf Zettel, was er ohne Lexikon zu wissen meint und was ebenfalls an die Wand gehört, damit Herr Geiser es nicht vergißt: rCÄRPBR ftILDCW | W & & C; 6. i Stt Kf DAS WlRrJ, &ESTEHE-W MferHiHB'irLiCH AUS WASSEL J2 53 pi* epde" »st vsslwff vöixteannEWE VcoqEL V (zukäme HAT BS im tbssiw Ulfe C^BCjBRBM die Pfscrte* sovLA^ew MB DiE S.UMM6 DER EVJBRCJIB ftLBlBT tCOL>CTAWT DE£ MEWSCH QlLT ALS DAS BiWil^B LgHE-WE-S.EVJ HiT ElUfeM (^BW/tKEU qEECWl'cHTS-rjEWUSSTCElkl 'i SCHLAKJ^EW HABEVJ KEi W C^EMo R. S/4 DER- EADOftERFLACMG ist U/AssER. EUROPA ÜWO AMERlKA RUTSCH EW "JEDES "3AHR Z**/El "2.BKITI HETER AU£ Ei WA W OER (^ATUAUTis) UWTERqee^AMCjEN SiND SEiT W/Al/V cpBT Bs WÖRTER. < DA'S ALL WB'itbT £|CH- AUS Sonntag: IO.OO Regen wie Spinnweben über dem Gelände. 54 10.40 Regen als Perlen an der Scheibe. 11.50 Regen als Stille; kein Vogel zwitschert, im Dorf kläfft kein Hund, die lautlosen Hüpfer in jedem Tümpel, die langsam gleitenden Tropfen an den Drähten. 11.50 kein Regen. 13.00 Regen, der nicht zu sehen ist, man spürt ihn bloß auf der Haut, wenn man die Hand aus dem Fenster streckt. 15.10 Regen als Zischen im Laub der Kastanie. 15.20 Regen wie Spinnweben. 16.00 kein Regen, nur das Efeu tropft. 17.30 Regen mit Wind, der gegen die Fensterscheiben klatscht, draußen Spritzer auf dem Granit-Tisch, der schwärzlich geworden ist, die Spritzer wie weiße Narzissen. 18.00 wieder das Gurgeln ums Haus. 19.30 kein Regen, aber Nebel. Ii 23.00 Regen als Glitzern im Schein der Taschenlampe. Wenigstens schneit es nicht. Im Winter, wenn es schneit, ist es ein schwarzes Tal. Schwarz der Asphalt zwischen Schollen von Schnee, der zur Seite gepflügt worden ist. Schwarz die Fußstapfen im nassen Schnee, wenn es taut, und schwarz der nasse Granit. Schnee plumpst von den Drähten; die Drähte sind schwarz. Schnee in den Wäldern, Schnee auf dem Boden und auf den Asten, aber die Stämme sind schwarz. Auch auf den Dächern liegt Schnee; schwarz die Kamine. Nur der Post-Bus bleibt gelb; er fährt mit Ketten, ihre Spur ist schwarz. Da und dort eine rötliche Weide, fast fuchsrot, das Farnkraut wie verrostet, und wenn die Bäche nicht vereist sind, schwarz das Wasser zwischen verschneiten Steinen. Der Himmel wie Asche oder Blei; auch das verschneite Gebirge über dem schwarzen Wald erscheint nicht weiß, nur fahl. Alle Vögel, wenn sie fliegen, sind schwarz. Unter den Traufen wird es schwarz von Tropfen. Tannenzweige bleiben grün; schwarz die Tannenzapfen im Schnee. Die Kreuze auf dem Friedhof sind meistens schwarz. Nicht einmal die Schafe im Gelände sind weiß, sondern schmutzig-grau. Ein weißer Schneemann, den man für die Enkelkinder aufgetürmt hat und versehen mit einer Rübe als Nase, steht auf schwarzem Moos. Die Schuhe, die man nachher an die Heizung stellt, sind schwarz vor Nässe. Wenn es nicht schneit, kann man oft ohne Mantel gehen, so warm ist es über Mittag, Himmel wie über dem Mittelmccr; kein Laub, man sieht mehr Fels als im Sommer und der Fels erscheint silbergrau, wenn er trocken ist. Die Reben sind kahl, die I länge braun von verdorrtem Farnkraut; darin die weißen Stämme der Birken. Nur die Nächte sind kalt, tagsüber bleibt die Erde gefroren unter dem raschelnden Herbstlaub, aber es kommt vor, daß man zu Weihnachten draußen an der Sonne seinen Kaffee trinkt. Die Gletscher, die sich einmal bis Mailand erstreckt haben, sind überall im Rückzug; die letzten Lappen von schmutzigem Schattenschnee schmelzen auch in der Höhe spätestens im Mai. Nur in einer Schlucht, wo die Sonne kaum hinkommt, halten Reste von Lawinen sich länger; auch sie verschwinden. Alles in allem ein grünes Tal. Wenn der Kanton mit seinem gelben Bulldozer kommt, um da oder dort die Straße zu verbreitern, sieht man Moräne, Schutt von den großen Gletschern der Eiszeit; die Moräne ist so hart, daß gesprengt j6 57 werden muß. Dann blasen sie drei Mal in ein kleines Horn und zeigen eine rote Fahne, kurz-darauf prasselt es, Kies und Geröll aus der Eiszeit. Das Dorf liegt auf einer schmalen, mit Grundmoiäno bedeckten Hangterrasse, die sich als Oberrest eines ehemaligen Talbodens bis nach Spruga hinauf verfolgen läßt. Heute Vormittag konnte man Minuten lang meinen, es gebe Schatten unter der großen Tanne - und sofort zwitschern zwei oder drei Vögel im Gelände; trotz einzelner Schauer, die glitzern, scheint es nicht ausgeschlossen, daß die Sonne plötzlich durchbricht. Das Gewölk, das von den oberen Hängen nicht loskommt, auch im Lauf des Nachmittags nicht, ist bauschig und eigentlich nicht grau, da und dort geradezu bläulich. Nur die Tanne bleibt schwarz vor Nässe. Immerhin ahnt man, wo hinter dem Gewölk sie sich im Augenblick befindet, die Sonne, und zum ersten Mal seit einer Woche kann man sich vorstellen, daß morgen oder übermorgen (es kommt auf einen Tag nicht an) die Sonne scheint - Es bleibt das Rauschen der Schlucht. 58 Erst am Abend, als Herr Geiser nochmals ans Fenster tritt, um Ausschau zu halten nach dem Mond, steigen wieder die grauen Schwaden aus dem unteren Tal herauf. Es regnet nicht, nur kommen wieder diese Schwaden; einige ver-fransen an den Hängen und schwinden wieder, andere aber nicht. Eine Viertelstunde später ist die Tanne nicht mehr zu sehen. " s- • UP CA R.VJO oq. 4l> "M • 57 IS. 4& 1%. 06 TS. 2*1 04. 12. Das Tal hat eine einzige Straße, die kurvenreich ist, aber fast überall versehen mit einem eisernen Geländer; eine schmale, aber ordentliche Straße, die nur Ausländern, insbesondere Holländern, Angst macht. Unfälle mit tödlichem Ausgang sind seltener, als man beim ersten Anblick dieser Straße erwartet. Die stete Sicht in Schluchten auf der einen Seite, Fels mit scharfen Kanten auf der andern Seite, die Ahnung, daß das eiserne Geländer einen Wagen nicht halten könnte, machen die Fahrer wach und vorsichtig. Wo zwei 59 Wagen nicht aneinander vorbeikommen, muß der Fahrer, der von oben kommt, rückwärts fahren, bis er ausweichen kann. Ein alter Arbeiter betreut die Straße jahrein und jahraus, einmal da und einmal dort sichelt er das wuchernde Farnkraut von der Böschung oder entfernt die Steinbrocken, die auf den Asphalt gefallen sind, im Herbst fegt er das nasse Laub weg. Bund und Kanton tun alles, damit das Tal nicht ausstirbt; Post-Bus drei Mal täglich. Alles in allem kein totes Tal. Es gibt Schlangen, Ringelnattern, die harmlos sind, und verschiedene Arten von Vipern, darunter die Aspis-Viper, aber es können ganze Sommer vergehen, ohne daß man auch nur eine Ringelnatter erblickt, man hört bloß ihr Rascheln in den Brennesseln. Es wimmelt von Eidechsen, die ebenfalls harmlos sind; sie sonnen sich auf dem steinernen Fenstersims und huschen an der Hausmauer hinauf und hinunter. Bären gibt es keine mehr, Eber auch nicht, schon Füchse sind selten, Wölfe gibt es nicht einmal als Gerücht. Sommergäste aus der Großstadt, die auf ihren Wanderungen einen Adler gesehen haben wollen, sind nicht ernstzunehmen; der letzte Adler, der dieses Tal beflogen 60 haben soll, hängt seit dem Ersten Weltkrieg in einer verrauchten Wirtsstube. In der Höhe soll es Murmeltiere geben. Kühe sind selten, da die Hänge zu schroff sind, es ist eher ein Tal für Schafe und Ziegen und Hühner. Neuerdings gibt es Kehrichtabfuhr. Noch vor kurzem warfen sie ihre Abfälle einfach über den 1 lang neben der Kirche: Flaschen, Lappen, Büchsen und alte Schuhe, Schachteln, Pfannen, Strümpfe usw., wobei das eine und andere in den Büschen hängen blieb. Die Bevölkerung ist katholisch. Zeugnisse dafür, daß das Tal schon von den alten Römern bewohnt worden wäre, gibt es kaum. Kein römisches Pflaster, geschweige denn Reste einer Arena. Wald und Geröll haben auch die mittelalterlichen Herrschaften nie gelockt, sie befestigten sich lieber in der Ebene und am See, wo Herrschaft sich lohnte. Kein Visconti oder Sforza hat je dieses Tal betreten. Nicht einmal ein Raubritter hat hier einen Turm hinterlassen. Kein Ortsname erinnert an Sieg oder Niederlage, weder Hannibal noch Suvafoff sind hier vorbeigekommen. 61 Ein Tal ohne Durchgangsverkehr. Alles in allem ein stilles Tal. Hin und wieder hört man den flatternden Schall eines Helikopters, der Baustoff transportiert, irgendwo wird noch gebaut. Sonst ereignet sich wenig. Früher hat die Bevölkerung von der Strohflech-terei gelebt, Heim-Industrie mit Kinderarbeit, bis auf dem Markt zu Mailand die billigen Japaner erschienen sind. Die Jungen wandern aus. Ein Stausee ist nicht vorgesehen. Feinen F.inheimischen zu finden, der einem Rentner das Gras mäht, ist schon beinahe unmöglich. Auch das Gras lohnt sich nicht mehr. Trotzdem steigen die Bodenpreise auch hier; wer Boden besitzt, auch wo er sich nicht lohnt, fühlt sich sicherer. Die Feigen werden nicht reif, aber die Trauben. Viele Kastanien haben den Krebs. Im Herbst sind Holzfäller an der Arbeit, Tage lang hört man das Geknatter ihrer Motorsäge, ohne die Männer im Gehölz zu sehen. 62 Was Herr Geiser insbesondere geschätzt hat, ist die Luft, die Abwesenheit von Industrie. Auch das Wasser der Bäche ist unverschmutzt wie im Mittelalter. Eine verfaulende Matratze in einer unzugänglichen Schlucht, das kommt vor; in der Regel wäre das Wasser zu trinken. Bandita di caccia die Jagd ist gesetzlich geregelt. Caduta di massi / Steinschlag gemeint sind die kleinen Brocken, die gelegentlich auf dem Asphalt der Straße liegen; kein Bergsturz; die Hänge haben das Gefälle, das sich hält, und die Grate in der Höhe bleiben wie eh und je. Die Gletscher befinden sich seit Jahrhunderten im Rückzug. Die letzten Lappen von schmutzigem Schattenschncc schmelzen späte stens im Juli oder August. Auch die Bäche haben ihr Bett seit Menschengedenken, groß genug auch für schwere Gewitter. Eine Fcuerstclle am Bach, erstellt von den Enkelkindern, ist im folgenden Jahr verschwunden infolge Hochwasser, aber die Mulden und Schliffe im Fels, die 63 das Wasser sprudeln lassen, und die großen Platten, die nur bei Hochwasser überspült werden, sowie die scharfen Kanten der Blöcke bleiben von Jahr zu Jahr dieselben, nur die runden glatten bunten Kiesel im Bach sind von Jahr zu Jahr vermutlich andere. Erosion ist ein langsamer Vorgang. Im Sommer sieht man dann und wann ein Zelt, gelb oder blau, und wo man es nicht erwartet, steht unter Bäumen ein Wagen mit deutscher Nummer und Leute baden im Bach, Touristen. Steigt man in die Höhe, so trifft man keine Zeitgenossen mehr; man findet Ruinen von steinernen Ställen, das Gebälk eingestürzt, die Mauern stehen noch im Geviert, im Innern wuchern Brennesseln unter dem freien Himmel und es rührt sich nichts. Es bellt kein Hund. Andere Ställe, die noch nicht eingestürzt sind, stehen offen; tritt man ein, so riecht es fast noch ein wenig nach Heu, der Mist der Ziegen ist vertrocknet, fast versteinert. Skelette von Bewohnern sind nicht zu finden. Die Brunnen, gleichfalls aus Granit, stehen leer und trocken, der Wasserhahn ist für immer verrostet, die Aussicht herrlich, nicht anders als vor Jahrtausenden. Da und dort eine kleine Kapelle; die verbli- chene Muttergottes hinter einem verrosteten Gitter und eine verrostete Büchse mit verdorrten Blumen davor, Fresken unter dem Vordach, zum Teil zerstört, da die Ziegen sich den Salpeter von den Mauern lecken. Ein Tal ohne Baedeker-Stern. Hinten im Tal, wo die Straße aufhört, stehen die italienischen Grenzwächter in ihrer Uniform, Burschen aus Palermo und Messina, ihre Hände in den Hosentaschen, froh, wenn ein Holzfäller oder ein Sportfischer sich mit ihnen unterhält. Der Schmuggel über unwegsamem Gebirge lohnt sich zur Zeit auch nicht. Es gibt Steinbrüche hinten im TaL. ab und zu eine Sprengung, eine Serie von Sprengungen, dann eine Wolke von Staub über dem Wald; später fahren die Lastwagen, beladen mit Quadern oder Platten, hinunter ins Tal. Die Goldwäscherei in den Bächen hat sich nie gelohnt. Im Sommer gibt es Preiselbeeren, auch Pilze. Wenn es nicht regnet, so ist über den Bergen, hoch im blauen Himmel, die weiße Spur von Verkehrsflugzeugen zu sehen, die man nicht hört. Der letzte Mord im Tal, nur gerüchteweisc bekannt, da er nie vor ein Gericht gekommen ist, liegt schon um Jahrzehnte zurück. Auch die Inzucht ist im Schwin- 64 65 den, seit die Burschen ihr Motorrad haben, ebenso die Sodomie. Seit 1971 gibt es das Frauenstimmrecht. Einmal im Sommer hatten die Spechte sozusagen eine Idee: sie pickten nicht mehr auf die Rinde der alten Kastanie, sondern plötzlich an die Fensterscheiben, und es kamen immer mehr, alle wie versessen auf Glas. Auch Bändel mit glitzerndem Staniol verscheuchten sie nicht auf die Dauer. Fs wurde eine Plage. Trat man ans Fenster, um sie persönlich zu verscheuchen, so wählten sie flugs ein anderes Fenster, und man konnte nicht überall am Fenster stehen und in die Hände klatschen. Wirksamer war es, wenn Herr Geiser mit einer Latte auf den Granit-Tisch schlug, so daß es knallte wie ein Schuß, dann flohen sie und warteten in den Zweigen ringsum. Später tönte es wieder an diesem oder jenem Fenster; sie konnten im Anflug sich an der glatten Scheibe nicht halten, so daß sie im Flattern nur zwei oder drei Mal auf das Glas pickten, ausnahmsweise vielleicht vier Mal. Im Sommer darauf hatten sie es wieder vergessen. Zwei Mal in der Woche fährt eine blonde Metzgerin das ganze Tal hinauf, sie ist deutscher Abstammung, Tessinerin durch Heirat, und verkauft Fleischwaren aus ihrem Volkswagen. Die Fischerei ist wenig ergiebig. Viele Kastanien haben den Krebs, aber alles in allem ist es ein grünes Tal, waldig wie zur Steinzeit. Das Farnkraut wird beinahe mannshoch. Im August, wenn es nicht regnet, sind Sternschnuppen zu sehen oder man hört ein Käuzchen. Bei Nebel im unteren Tal, wenn über dem Nebel der Mond scheint, kann es aussehen wie ein See mit verzackten Buchten, ein Fjord, es fehlt nur ein Schiff, das unterhalb des Dorfes vor Anker läge, ein schwarzer Kutter, ein Walfischfänger. Der Saumweg, der 1768 durch die Brüder Remonda aus Comologno auf eigene Kosten ausgebaut wurde, stellte bis zum Bau der Straße im Jahre 1896 die Verbindung der Valle Onsernone mit der Außenwelt her. £rofc ber urfprüngltchen Armut bes Sobens, ber roenig einfichtspollen lanboögtlidien Regierung, ber im-. ausgefegten Aufteilungen unb pünberungen äum Schaben ber Seffmer (Sememben burd) franjöfifdje, öfterretchifdje unb ruffifche Armeen 3ur 3eit ber fran-3öfifcfjen SReoolutton unb bes erften Stapoleons, doII* brachten bie 3!ejfinet roirtliche SBunber burch bie (Eröffnung bequemer unb fchöner Strafjen von (Ehiaffo nach Airolo, uon SBriffago 3um fiutmanier, ja felbft in alle bie Scebentäler unb bie Sänge ber fteilften Serge entlang bis hinauf ju ben oerlorenften Alpbörfem, um btefe ber Äultur näher 3U bringen. 66 67 In Island gibt es Moränen aus der letzten Eiszeit, die heute noch nicht überwachsen sind, ganze Täler voll Geröll, sie bleiben Wüste für alle Zeit. Ohne Rover wäre man verloren. Es gibt Gletscher, die ins Meer hangen. Ein einziger von ihnen, Vatnajökul, ist größer als alle Gletscher der Alpen zusammen. Vulkane gibt es reihenweise, Kegel aus Asche; man kann sie besteigen, dann schaut man auf eine andere Art von Wüste, wo auch der Rover nichts hilft, Wüste aus schwarzer und brauner und violetter Lava. Kein Baum. Was aus der Ferne wie eine grüne Oase erscheint, meistens ist es Moor. Man fährt Tage lang, ohne ein Gehöft zu sehen; dann und wann ein paar einzelne Schafe, es reicht nicht für eine Herde, was da grünt zwischen dem Geröll. Wenn man in der Nacht vor das Zelt tritt, kein einziges Licht auf der Erde. Kein Laut. Tagsüber gibt es Vögel, viele Vögel. Wenn einmal die Sonne scheint, so glänzen in der Ferne die flachen Hauben der endlosen Gletscher. Meistens sind nur Wolken zu sehen, darunter die Ebene aus Kies. Da und dort liegen große Steine auf der Ebene, rund und glatt, so wie die Gletscher der Eiszeit sie geschliffen haben, und da bleiben sie. Das Wetter wechselt von Stunde zu Stunde, die Wüste bleibt, sie wechselt nur ihre Farben und es gibt keine Farbe, die in der Wüste nicht vorkommt im Verlauf der langen Tage. Die eigene Wagenspur im Kies oder im Schlamm ist oft das einzige Zeichen dafür, daß es Menschen gibt auf diesem Gestirn. Es gibt Blumen, kleine wie in den Alpen, alle Sorten von Moos und Flechten. Anderswo zischt es aus dem Boden, es gluckst oder sprudelt grünlich zwischen gelblichen Krusten und riecht nach Schwefel. Es gibt ganze Mulden und Schluchten, die vom Schwefel gefärbt sind, anderswo eine Ebene voll Fahnen aus weißem Dampf, anderswo Wasserfälle. Ein breiter Strom aus Gletscherwasser stürzt über eine Basalt-Tafel in die Tiefe oder über mehrere Basalt-Tafeln, eine tosende Unmasse von grauem Wasser; der Basalt, wo er naß ist, glänzt wie Bronze, und eine Wolke von Gischt ist meilenweit zu sehen, ein Regenbogen dazu. Wenn es regnet, so regnet es meistens nicht lang. Ein blauer Himmel ist selten. Über dem Hochland liegen die Wolken niedrig und streifen die Gletscher, so daß sie grau werden, die Gletscher, und Himmel erscheint bloß als schmaler Streifen am Horizont, gelb wie Bernstein oder Zitrone und gegen Mitternacht lila. Kurzdarauf ist Morgen, in der Ferne ein rötliches Gestäube, ein Sandsturm. Anderswo ein hundertfaches Geäder von blinkenden Flüssen in einer Ebene. Es gibt Fjorde 6i) ohne ein einziges Schiff, ohne eine lebendige Seele, abgesehen von einem jungen Seehund. Kein Gehöft, nicht einmal ein verlassenes, kein Menschenwerk. Brandung um einen schwarzen Lava-Turm; der Aschenkegel ist weggespült. Rings um die Fjorde die waagrechten Berge, diese immerglcichen Basalt-Tafeln; die Halden hinunter ins Meer sind grün. Welt wie vor der Erschaffung des Menschen. Manchenorts ist nicht zu erraten, welches Erdzeitalter das ist. Erschaffen sind die Möwen; ihr weißes Geflatter vor dem tintenblauen Gewölk über einem fahlen und bleiernen Meer. In der Regel kommen Bisberge nicht in Sicht, aber das Meer ist eisig. Trotz Golfstrom. Nicht nur an den nördlichen Halden bleiben Striemen von altem Schnee; der Sommer reicht nicht aus, um ihn zu schmelzen. Trotz der überlangen Tage. Wenn das Eis der Arktis schmilzt, so ist New York unter Wasser. Ivin Zeichen dafür, daß die Erschaffung schon stattgefunden hat, ist ein Leuchtturm, anderswo eine amerikanische Radar-Station. Da und dort Treibholz aus Sibirien. Unter dem tiefen Gewölk ist das Meer schwarz mit wechselnden Flecken von Quecksilber, eine Stunde lang erscheint es blau wie das Mittelmeer, um Mitternacht wie Perlmutter. Es gibt Vulkane, die von Gletschern überdeckt sind, Hekla, der einzige Vulkan, der zur Zeit raucht. Ein anderer Vulkan, ein neuer, ist im Meer entstanden, eine Insel aus Asche und Basalt; die ersten Bewohner, wenn die Lava erkaltet ist, sind Vögel, die sich von Fischen nähren; ihre F,xkremente sind der Anfang einer Oase, die Menschen bewohnen können, bis eine nächste Lava alles erstickt. Wahrscheinlich sind es Fische, die uns überleben, und die Vögel. Mensch, latein. hnmo, griech. anthropos (hierzu Modell S. 685 und Tafeln S. 676 und 684). 1) Die Sonderstellung des M. Der Mensch hat sich und seine Daseinsumständc, so weit die Überlieferung zurückreicht, als ein Rätsel empfunden; er ist sich selbst unausschöpfliches Thema kraft seiner Fähigkeit, sich (als das .Subjekt') der Welt, in der er lebt (den .Objekten') gegenüberzustellen, —Philosophie. Dieses Abstandnehmen zu der Welt ist die Voraussetzung dafür, sich ihrer zu bemächtigen und damit für die Sonderleistung des M. Da der M. steh aus sich selbst nicht verstehen kann, hat er seit uralten Zeiten versucht, sich über die Gottheit (--Religion) oder über ein anderes Nichtmenschliches hinweg zu begreifen, indem er sich mit diesem sowohl gleichsetzte wie von ihm abhob: sei es ein Tier (-►Totemismus). ein Ahnengeist (--Ahnenbild, --Ah-nenverchrung) oder sonst ein Alter Ego (--Maske), sei es in rationalist. Zeitaltern eine Maschine (Lamet-trie: L'homme machine). Daß der M. ein geschieht!. Wesen ist, bedeutet eine bis ins Innerste gehende Formung durch überlieferte Fertigkeiten, Künste, Wissenschaften, Sitten, Rechtsanschauungen und Werthaltungcn, zu denen er sich kritisch verhält, die er ergänzt, anreichert, vereinfacht, kompliziert, umbildet und verändert. Hinzu kommt die Fähigkeit, sich einen andersartigen Zustand vorzustellen und diesen bewußt zu planen, Ziele und Zwecke zu setzen - die produktive Phantasie und der Wille. Höhere Tiere lassen Hoffnungen und Befürchtungen erkennen, nur der M. ,hat Zukunft'. Ermöglicht sind diese Fähigkeiten durch eine Rück- 70 7I bildung jener starren angeborenen zweckmäßigen Verhaltensschemata, die wir beim Tier .Instinkte' nennen. Der M. lebt nicht eingepaßt in eine artbesondere natürliche -»Umwelt, in der er sich instinktiv orientieren könnte, sondern er ist zur Zurichtung und Veränderung beliebiger Naturumständc durch seine Intelligenz, seine Handlungen und seine Arbeit fähig. Damit sind einerseits zahllose Möglichkeiten crhal-tungswidrigen (nicht-angepaßten) Verhaltens gegeben, Irrtümer und Irrwege, Fchlentwürfe und Fehlentscheidungen, anderseits aber konnte der M. seine Art über die ganze Hrde verbreiten und sich selbst in seinen Lebensformen differenzieren. Weite Gebiete der Erdoberfläche hat er für seine Lebensbedürfnisse umgestaltet; der Anteil der Kulturlandschaft nimmt ständig zu. Iis sind Hänge gerutscht, aber nicht hier, sondern hinten im Tal. Es sehe wüst aus. Der Bach habe sein Bett jetzt anderswo, der ganze Birkenwald sei weg, einfach weg, der ganze Talboden voll Geschiebe Herr Geiser kennt die Gegend von Wanderungen mit den Enkelkindern sie sei nicht wiederzuerkennen; die eiserne Brücke zum Sägewerk sei weg und auch nicht mehr nötig, da der Bach jetzt anderswo fließt. Von der Straße sei nichts mehr zu sehen. Das Sägewerk, zu einem Drittel eingestürzt, stehe nicht mehr rechts vom Bach, sondern links, und das Erdgeschoß mit den Maschinen sei voll Kies und Sand, der Bach voller Stämme, die das Geröll geschält hat, und Wellblech. Eine Schneise sei entstanden, der Hang jetzt ohne Wald und Erde, von oben bis unten nichts als nackter Fels, es sehe wüst aus. Menschen sind nicht umgekommen. Der das berichtet hat, kann nur Francesco gewesen sein, der Sekretär der Gemeinde, der gestern vorbei gekommen ist, um sich den Feldstecher auszuleihen; sonst hat Herr Geiser in den letzten Tagen niemand gesehen. Che tempo, che tempo! Unten am Isorno sei auch die alte Brücke weg, so daß der frühere Saumpfad ebenfalls unterbrochen ist, ein Gewölbe von Fels zu Fels und mindestens zehn Meter über dem Bach, ein Bauwerk, das Jahrhunderte lang gehalten hat; vermutlich hat die enge Schlucht sich mit Stämmen gefüllt, die das Wasser gestaut haben. I Ibrigens regnet es weiter. I)(r deutsche Sonnenforscher ist nicht wieder-ommen, was Herr Geiser verstehen kann; [Iii fragen eines Laien, der sich den Gekrümm-i' n Raum nicht vorstellen kann und trotzdem fragt, sind für einen Gelehrten langweilig, und in titlich möchte Herr Geiser auch nicht, daß mand ins Haus kommt und seine Zettel an der \\ ind sieht. 72 73 Rt i Tz ^ Eic » w í o o i <^ fcc e t T*: 100.015 KM PI? O SEteuUOE. STB.OM^.rAR.K.E OER. tSLirzE: TtfcREj aÍ.OME.( ST6ÍVJE ĚK . SreiwiElT-: £ooo-4ooti v. ctt-R. Der Strom ist wieder da und Herr Geiser steht mit der Kerze in der Hand und erinnert sich nicht, warum er den Hut auf dem Kopf hat. Die Kochplatte glüht. Licht auch im Keller. Herr Geiser hat nicht vergessen, daß die Tiefkühltruhe, die wieder summt, leer ist, und erinnert sich auch, warum er den Hut auf dem Kopf hat: Herr Geiser wollte zur Post gehen. Der Hut hat keinen Zweck; Herr Geiser hat vergessen, daß die Straße gesperrt ist und keine Post verkehrt. Die Kerze hat keinen Zweck, der Strom ist wieder da. Irgendetwas vergißt man immer. Wer hat von der Verwüstung berichtet? Während Herr Geiser sich nicht erinnert, wohin er die Kerze gelegt hat für den Fall, daß der Strom nochmals ausfallen sollte, glüht die Kochplatte noch immer; leider ist die Suppe zum Aufwärmen, die Minestrone, säuerlich geworden, die Kochplatte hat keinen Zweck. Ks sind Hänge herunter gekommen - Herr Geiser erinnert sich, was er in den Schubladen hat suchen wollen, nämlich Siegellack, und während er endlich die glühende Kochplatte ausschaltet, erinnert er sich auch, warum er, statt in den Schubladen zu suchen, in die Küche gegangen ist; Herr Geiser hat den Glühschein der Kochplatte gesehen, offenbar ist der elektrische Strom schon seit einiger Zeit wieder da. Herr Geiser trägt noch immer den Hut. 74 Auch der Stundenschlag ist wieder da. Drei Uhr nachmittags. Als Herr Geiser sich wundert, warum er mitten im Nachmittag eine Kerze gebraucht hat, fällt ihm auch wieder ein, daß er ein Schriftstück hat versiegeln wollen, eine Verfügung für alle Fälle. Einmal Ordnung zu machen in den Schubladen ist sein Vorsatz, während Herr Geiser eine Pfanne sucht. Die Pfanne, die kleine, steht aber schon auf der Kochplatte, das Wasser siedet, obschon die Kochplatte nicht mehr glüht, und Herr Geiser hat vergessen, daß er, während er an die Unordnung in den Schubladen gedacht hat und an die Erben, seinen Tee schon ausgetrunken hat; die leere Tasse ist warm, der Teebeutel dunkel und naß. Was sich in den Schubladen findet: Unterlagen für das Steueramt, ein Kataster-Plan vom Grundstück, Quittungen, Schlüssel zu einem Fiat, den es seit Jahren nicht mehr gibt, die Diplom-Urkunde vom Technikum, allerlei Briefe, die die F.rben nichts angehen, und ein verjährtes Röntgen-Bild von seiner Wirbelsäule, seinen grauen Rippen, seinen weißen Hüftknochen, ferner Siegellack, aber kein Siegel, und was ebenfalls nicht zu finden ist: sein Paß. Es ist vier Uhr nachmittags. Herr Geiser braucht im Augenblick seinen Paß nicht, hingegen ein Saridon gegen Kopfschmerzen, die nicht rasend sind, nur langweilig, und einmal Ordnung zu machen auch in der kleinen Apotheke ist es Zeit, alles wegzuwerfen, wovon Herr Geiser nicht mehr weiß, ob es gegen Juckreiz oder gegen Harnsäure gemeint ist, gegen I krzbeschwerden, gegen Verstopfung, gegen Mückenstiche oder gegen Sonnenbrand usw. Fin Feuer-Salamander im Bad Als Herr Geiser beiläufig im Spiegel sieht, daß i i noch immer einen Hut auf dem Kopf trägt, fällt ihm ein, wo sein Paß ist. I angsam läßt der Kopfschmerz nach. I)( r Feuer-Salamander muß durch das offene I < Ilster hereingefallen sein, und da er an den rl.uten Kacheln nicht wieder hochkommt, liegt ■ i einfach da, schwarz mit gelben Tupfen, 76 77 reglos. Man mag ihn nicht anfassen, obschon Feuer-Salamander harmlos sind. Nur wenn Herr Geiser ihn mit der Schuhspitze etwas bedroht, strampelt er mit allen Vieren. Wie aus Pflicht. Kurzdarauf verharrt er wieder, Panzerhaut, schwarz mit gelben Tupfen darauf und schleimig. Auch Kitty, die Katze, rührt den Feuer-Salamander nicht an, stattdessen streicht sie wieder um die Hosenbeine, sobald Herr Geiser in die Küche geht. Die Kochplatte ist ausgeschaltet. Katzen fallen immer auf die Pfoten, trotzdem jault sie jetzt vor der Haustüre, vielleicht hat Herr Geiser noch gesagt: Hau ab - dann aber kein Wort mehr im Haus. Draußen regnet es. Was im Haus fehlt: eine Leiter. Sicher sind die grauen Spinnweben an der Decke schon lange da; hat man sie einmal gesehen, so hat man keine Ruhe mehr; ein gewöhnlicher Besen reicht nicht hin, da die Decke über der Treppe einfach zu hoch ist, und man kann nicht einen Stuhl auf die Treppe stellen. Herr Geiser kommt nicht zum Fesen. Später am Tag liegt der Feuer-Salamander auf dem Teppich im Wohnzimmer, was ekelhaft ist. Herr Geiser nimmt ihn mit der kleinen Schaufel und wirft ihn in den Garten hinaus, aber du Spinnweben über der Treppe sind immer noch da. Fs gibt nur eine Möglichkeit, sie herunter zu holen: indem Herr Geiser den langen Handlanl des Treppengeländers abschraubt, dann an dem langen Handlauf einen kleinen Besen befestigt mit Draht Kitty jault noch immer vor der Haustüre. Die Spinnweben sind weg. VC asser im Keller, das ist es nicht, was I lerr < leiser im Keller hat nachsehen wollen; das li.it Herr Geiser schon gesehen. Plötzlich ist die Zange da, aber keine Ahnung, wozu man sie vor eioer Stunde gesucht hat. Hingegen erinnefl dich Herr Geiser jetzt an die Männer im blauen ()verall und an das Trinkgeld, das er ihnen gc Heben hat, und ob der Heizöltank gefüllt ist, braucht Herr Geiser nicht nachzusehen. Im September kann es schon kalt werden. 78 79 Später am Tag, als Herr Geiser wieder den krummen Nagel in der Wand sieht, hat er keine Ahnung, wo er die Zange hingelegt hat. Der krumme Nagel muß weg. Dabei geht die Schere kaputt. Alles geht kaputt; gestern das Thermometer, heute das Treppengeländer: die alten Schrauben wollen nicht mehr in den Rost zurück, jetzt stehen auf der Treppe lauter Stäbe ohne Handlauf. Der Mensch bleibt ein Laie. Der Feuer-Salamander auf dem Teppich im Wohnzimmer muß ein andrer gewesen sein; der andere liegt noch immer im Bad, schwarz mit gelben Tupfen und schleimig. Die Lupe ist im Rucksack. Eigentlich hat Herr Geiser ein Bad nehmen wollen, da es wieder warmes Wasser gibt, nach der vergeblichen Arbeit am Treppengeländer; Herr Geiser hat geschwitzt, und seine Hände sind rostig von den Schrauben. Es wäre Zeit für die Nachrichten. Betrachtet man einen Feuer-Salamander unter der Lupe, so erscheint er wie ein Ungetüm: wie ein Saurier. Sein übergroßer Kopf, die schwarzen Augen ohne Blick. Plötzlich bewegt er sich. Sein ungelenker Gang in einer Art von Liegestütz, der Schwanz bleibt dabei unbeweglich. Er strampelt sich stur in eine Richtung, wo er nie weiterkommt. Plötzlich hält er wieder innc, Kopf in die Höhe gereckt. Dabei ist zu sehen, wie sein Puls schlägt. Ein entsetzlicher Stumpfsinn in allen Gliedern. Salamander (Salamandridae; Molche), Schwanzlurche: 1) Erd-S.. Feuer-S. (Salamandra maculosa) u. Alpen-S. (S. atra). 2) Waaer-S. od. -«Molche. Molasse [schweizer.] die, tertiäre Konglomerate (Nagelfluh), Sandsteine und Mergel am Nordrand der Alpen, als untere Meeres-, untere Süßwasser-, obere Meeres- und obere Süßwassermolassc zum Oligozän und Miozän gehörig. Molche und Salamander, Salamandroidea, Unterordnung der Schwanzlurche (Tafel Lurche). Die Molche unterscheiden sich durch ihren seitlich zusammengedrückten Schwanz von den Salamandern, die einen runden Schwanz besitzen; dies rechtfertigt jedoch nicht eine systemat. Trennung in zwei Gruppen. Die echten M. u. S. (Fam. Salamandridae) kommen vor allem in Europa vor, ihre Gaumenzähne stehen in 2 Längsreihen. Die fast ausschließlich nordamerikan. lungenlosen M.u.S. (Fam. Plelhodoniidae) sind gekennzeichnet durch 2 quer angeordnete Gaumenzahnreihen und alleinige Haut- und Mundhöhlenatmung. - In DU. leben der leuchtend schwarz und gelb gemusterte Feuersalamander (Salamandra sala- 80 8i mandra) in einer gefleckten und einer gestreiften Rasse, sowie der einfarbig schwarze Alpensalamander (Salamandra alra). Das Männchen des bis zu 18 cm langen Kammolchs (Triturus cristatus) hat während der Fortpflanzungszeit einen hohen Rückenkamm, der in schwächerer Ausbildung auch den häufigen Teichmolch (Triturus vulgaris) kennzeichnet; der rotbäuchige Alpen- oder Bergmolch (Triturus alpeslris) und der im männl. Geschlecht mit einem endständigen Schwanz-faden ausgestattete Fadenmolch (Triturus helveticus) tragen an Stelle des Kammes eine erhöhte Längslciste auf dem Rücken. Amphibien (Lurche) 1) in der Zoologie: Wechsel warme Wirbeltiere. Die meisten machen eine -»Metamorphose durch: Larven (z. B. Kaulquappen der Frösche) im Wasser lebend und mit Kiemen atmend; die umgewandelten Tiere als Lungenatmer landbewohnend. Man unterscheidet: Schwanzlurche (Urodelen), Froschlurche (An- 4meAi4iai uren)u. die tropischen MjcropHoli, Stowi. Skelett von fußlosen Blind wühlen oben - gesehen. Untere Mitteltrias od. Schleichenlurche (Gymnophionen). Fortpflanzung durch Eier, meist mit Callertschicht versehen (z. B. Froschlaich). Größte lebende A.: der afrik. Goliathfrosch u. der über I m lange jap. Riesensalamander. - 2) in der Paläontologie: Frdgeschichtlich fehlen die Blindwühlen. Im Karbon bis zur Trias Stegozephalen, teilw. mehrere Meter lang, manche den Reptilien noch sehr nahe stehend. Im obern Jura die ältesten Froschartigen. - Amphibicngijte, viele A. enthalten in ihren Hautsekreten wirksame Gifte (Feuer- u. Alpensalamander, Kröten u.a.). Ob die heutigen Feuer- bzw. Alpen-Salamander als Nachkommen oder als Vorläufer der Dino- saurier zu betrachten sind, geht aus dem Lexikon nicht hervor. SAUS.1ER : C.R.ÍECknse.M: SAU R. OS = ECHStT OiNO-SAURien.: quiecH-iicw : DEiMoi = SCHaeckucH- Seit die Schere, die gewöhnliche, kaputt ist, arbeitet Herr Geiser mit der Nagelschere, und wenn die Reißnägel aufgebraucht sind, so gibt es Klebeband, Magic Tape, eine ganze Spule, und Klebeband haftet auch auf Verputz. DAS ZEITALTER DER DINOSAURIER Doch so grotesk und riesig die Saurier des frühen Erdmittelalters auch waren - das goldene Zeitalter der Dinosaurier sollte erst noch kommen. Im Verlauf des ]ura und der Kreidezeit stiegen die warmen Meere an und überschwemmten einen Großteil von Europa und fast halb Nordamerika. Korallen bauten ihre Riffe bis 3000 Kilometer weiter nördlich von ihren heutigen Vorposten. Fetgen und Brotfruchtbäume wuchsen in Grünland, Palmen in Alaska. Und die kaltblütigen Schreckenssaurier wälzten sich ebenfalls nordwärts und gediehen allenthalben aufs erstaunlichste. In den üppig wuchernden Sümpfen und Stillwassem, zwischen mächtigen Schachtelhalmen und Farnen, hausten nun die riesigsten Pflanzenfresser aus dem Saurischicr-Gcschiecht: «In Stahl gehüllt, vom Stahl umwittert. / Die Schar, die Reich um Reich zerbrach, / sie treten auf, die Erde schütten, / sie schreiten fort, es donnert nach». Es ist, als habe Goethe mit diesen Worten aus dem Faust diese Ungetüme kennzeichnen wollen. Denn unter den Schritten dieser Giganten vom zehn- bis elffachen Gewicht eines heutigen Elefanten muß die Erde in der Tat gedröhnt haben wie grollender Donner. Um ihr enormes Eigengewicht tragen zu können, hatten sie sich wieder auf die Vorder-Wine niedergelassen; ihre vier Füße waren regelrechte Säulen von monolithischer Dicke und Starke. Lange hat man sich gestritten, wie diese wandelnden Fleischberge wohl ihre klotzigen Beine gesetzt haben - abgegrätscht und Hur. 1 dazwischen den Bauch über den Boden schleifen lassend und nur wenig anhebend wie die Krokodile, oder nach der Art der Huftierriesen von heute, clefantenhaft die Last des Körpers auf die massigen Säulen vor allem S2 der Hinterbeine gelagert, während die Vorderbeine vom Ellenbogengelenk ein wenig nach außen wie bei einer Bulldogge eingeknickt gehalten wurden. Alles spricht dafür, daß die zweite Deutung richtig ist. So tonnenschwer waren diese Giganten, daß sie nur halb untergetaucht im Flachwasser und in Sümpfen zu leben vermochten, wo das Wasser das Gewicht ihres Titanenleibes tragen half. Urtyp dieses Riesengeschlechts ist der Brontosaurus, die «Donnerechse» - rund 30 Tonnen schwer und über 20 Meter lang. Sein kleiner Kopf, nicht mehr als eine Anschwellung am Vorderende des Schlangenhalses, barg wenige schwache Zähne von Löffelform und ein kleines, armseliges Gehirn, das wohl wenig mehr zu leisten hatte als die Kiefer zu bewegen und die schwachen Eindrücke zu verarbeiten, die von den sehr begrenzten Sinnen dieses Untiers aufgenommen wurden. Die Hinterbeine des Monstrums wurden von einem übergroßen Nervenknoten gelenkt, der weit hinten an der Lendenwirbelsäule lag und um ein Mehrfaches größer war als das Spatzengehirn im Kopf — Das Tollste erreichte jedoch die Entwicklung der Dinosaurier mit der Erschaffung des Tyrannosaurus rtx, des gewaltigsten und schrecklichsten Fleischfressers, der je diese Erde terrorisiert hat. 15 Meter lang, fast 6 Meter hoch, ein Gigant an Größe und Stärke, bewegte sich dieses Scheusal auf mächtigen dreizehigen und mit gräßlichen Krallen bewehrten Hinterbeinen. Seine Hauptangriffswaffe war sein mörderisches Gebiß mit den 15 Zentimeter langen Säbelzähnen. Obwohl dieser wahre Tyrannensaurier nichts auf dieser Erde zu furchten hatte, dauerte seine Herrschaft nur kurze Zeit. Er erschien erst in der späten Kreidezeit und verschwand schon wieder - und mit ihm das ganze Dinosauriergeschlecht - zu Ende dieses Zeitalters, als das große, plötzliche und rätselvolle Sterben die Saurier dahinraffte. Zum Glück ist es die Lesebrille, die auf den Küchenboden gefallen und zerbrochen ist, zum Glück nicht die andere. Das wäre schlimmer gewesen. Alles durch die Lesebrille zu sehen, macht schwindlig. Lesen kann man zur Not auch mit der Lupe. Plesiosaurier [Kunstw. greh.], ausgestorbene Saurier mit kleinem Schädel, langem Hals (z. B. Elasmosaurus), kurzem Schwanz und paddelartigen Gliedmaßen. Vollständige Skelette wurden bes. im Lias von Schwaben, Franken und England gefunden. 84 Ichthyosaurier ■öSS A» (etwa '/, nat. [Kunstw. greh.], Fisch- Größe) saurier, ausgestorbene Ordn. der Reptilien, die in der Trias- bis Kreidezeit, bes. aber im Jura die Meere bewohnten. Der nackthäutige Körper war hschförmig und trug eine hohe häutige Rückenflosse; in den unteren Läppender großen Schwanzflosse setzte sich die Wirbelsäule unter Bildung eines Knickes fort. Der Kopf lief in eine lang zugespitzte Schnauze aus;dieKic-fer trugen zahlreiche gleich- artige, spitzkcgeligc Zahne; die großen Augenhöhlen umgab ein Knochenring. Die paddclförm. Gliedmaßen dienten als Steuerorgane. Die I. erreichten bis zu 15 m Länge und gebaren lebende Junge. Ihre Nahrung bestand vorwiegend aus Fischen und Tintenfischen. Wieder und wieder auf die Armbanduhr zu Micken, um sich zu überzeugen, daß die Zeit vergeht, ist Unsinn. Die Zeit ist noch nie stehen-< Hieben, bloß weil ein Mensch sich langweilt und am Fenster steht und nicht weiß, was er denkt. Es ist sechs Uhr gewesen, als Herr Geiser zuletzt auf seine Armbanduhr geblickt hat: Henau drei Minuten vor sechs. I Ind jetzt? 1 ine Minute vor sechs. Ii|',(■ndetwas gibt es immer zu tun. 85 So müßte man meinen. Das Bildnis von Fdsbeth, das Herr Geiser neulich von der Wand genommen und in die Diele gestellt hat, gehört nicht in die Diele. Wohin gehört es? Somit ist Herr Geiser, seit er zuletzt auf seine Armbanduhr geblickt hat, in der Diele gewesen; sonst hätte er es nicht in der Hand, das Bildnis, und jetzt steht er im Schlafzimmer. Vermutlich ist die Armbanduhr stehengeblieben. Das Bildnis von Elsbeth als neunzehnjährige Tochter eines Vcrwaltungsrates in der Chemie, gemalt von einem einheimischen Künstler, der inzwischen berühmt geworden ist, gehört auch nicht ins Schlafzimmer; es zeigt ein Gesicht, das Herr Geiser nie gekannt hat, und es schaut einen auch nicht an und gehört eher in eine Kunsthalle, wo es heutzutage einen Wert darstellt. das hat Herr Geiser gedacht. Die Kunsthallc Basel ist berühmt. Vorläufig steht es hinter dem Schrank. Als Herr Geiser wieder zum Fenster geht, um .in den langsam gleitenden Tropfen zu sehen, daß die Zeit nicht stehen bleibt - das hat es in der ganzen Erdgeschichte nie gegeben! - und als er es nicht lassen kann und nochmals auf seine Armbanduhr schaut, zeigt sie sieben Minuten nach sechs. Irgendwo klöppelt es wieder auf Blech. Das andere Geräusch: Schritte im Haus, die eigenen - Kleinholz für ein Feuer im Kamin ist noch im Korb, Herr Geiser braucht nur eine alte Zeitung tu zerknüllen und unter das Kleinholz zu stopfen, dann ein größeres Scheit und ein zweites m/ulehnen, zuletzt eine schwere Astgabel mit Kinde - I Linn ist auch das getan. I >aß einer auf einen Stuhl steigt und seine Ho-enträger am Deckenbalken befestigt und sich ml hängt, um seine eignen Schritte nicht mehr tu hören, kann Herr Geiser sich vorstellen. 86 «7 Immerhin ist es nicht mehr sechs Uhr. Auch dieser Abend geht vorüber. Im Augenblick steht Herr Geiser, die Hände in den Hosentaschen, vor der Zettclwand, während es knistert im Kamin. So eine Astgabel glimmt stundenlang Soviel Herr Geiser weiß, ist es fraglich, ob es auf dem Mars auch Menschen gibt oder nicht; wahrscheinlich gibt es ganze Milchstraßen ohne eine Spur von Hirn. Nacht ohne Regen - Trotzdem kann Herr Geiser nicht schlafen. Der Rucksack ist gepackt, auch die Taschenlampe wieder im Rucksack, ebenso die Lupe, die Herr Geiser allerdings noch einmal braucht. Um zu lesen. Herr Geiser ist nicht zu Bett gegangen, obschon es Mitternacht ist. Das Klöppeln auf Blech hat aufgehört. Wenn Herr Geiser seinen Atem anhält, so ist überhaupt nichts zu hören, nichts als der eigene Puls. Im Kamin glimmt e» noch. Herr Geiser will nicht schlafen; so viel Zeit hat der Mensch nicht 88 Die Erdgeschichte (im geolog. Sinne) ist die Abfolge der Erdzeitalter seit Bildung einer festen Erdrinde und erstreckt sieh über 2. nach neuen Forschungen 5 Milliarden Jahre (--Chronologie). Die Dauer der Erdzeitalter ist sehr verschieden, z. B. das Paläozoikum 340 Millionen,das Mesozoikum 140 Mill. und das Känozoikum 60 Mill. Jahre. Der Inhalt der Erdgeschichte ist die Geschichte der Lithosphare (Festländer und Meere), der vulkan. Erscheinungen, der Tier- und Pflanzenwelt. Kennzeichnend ist eine mehrfache Wiederholung des Vorgangs, daß sinkende Räume mit starker Sedimentation, die Geosynklinalen, durch Gcbirgsbildung in starre Massen verwandelt werden, die dann vorwiegend Festland bleiben und der Abtragung unterliegen. Treibende Ursachen sind die endogenen und exogenen Kräfte. Das organische Leben, vor etwa 1,5 Milliarden Jahren entstanden, aber erst in Gesteinen nachweisbar, die etwa 1 Milliarde Jahre alt sind, strebt höheren Stufen, reicherer Formenentwicklung und höherer Qualität zu. Dabei spielt die Umgestaltung des Erdbildes mit; durch sie werden Pflanzen und Tiere zur Anpassung an neue Lebensverhältnisse, zur Wanderung oder zum Untergang gezwungen. Im Morgengrauen, noch vor dem kurzen Kirch-rcläute, hat Herr Geiser den gepackten Ruck-iik genommen, dazu Hut und Regenmantel lind Schirm - der Rucksack ist nicht zu schwer, Und sowie Herr Geiser in den Wald gekommen Ist, hat das Herzklopfen nachgelassen; niemand Im Dorf hat ihn gesehen und gefragt, wohin denn Herr Geiser wandern wolle mit seinem Kucksack und bergaufwärts und bei diesem Wetter. Herr Geiser weiß, was er tut. Du Paßhöhe liegt 1076 Meter über Meer und 89 wenigstens bis zur Paßhöhe kennt Herr Geiser den Weg aus früheren Jahren, außerdem gibt es die Karte; Herr Geiser weiß, daß man, wo der Weg sich gabelt, sich links halten muß und daß es unterwegs Ställe gibt, wo man im Fall eines schweren Gewitters unterstehen könnte, und auf der Paßhöhe wieder Ställe - Fin Weg ist ein Weg auch im Nebel. Wenigstens hat es nicht gedonnert. Im Anfang ist es kein steiler Weg; der Hang ist steil, aber der Weg beinahe horizontal, teilweise mit Platten belegt, ein sicherer Weg auch bei Nebel, wenn man den Wasserfall nicht sehen kann, dessen Rauschen man hört. Später wird der Weg steiler. Ausschau zu halten nach einer Kapelle - wenn die Erinnerung stimmt: unterhalb des Weges rechts - hat Herr Geiser später aufgegeben; vielleicht hat man sie im Nebel nicht sehen können. Irgendwann müßte der Wald sich lichten. Was Herr Geiser nicht mehr weiß: ob der Weg über zwei oder drei Brücken führt, bevor man aus dem Wald kommt. Wo man einen Bach in nächster Nähe hört, müßte eigentlich, auch wenn Herr Geiser den Bach in der Tiefe nicht sehen kann, trotz Nebel plötzlich das Geländer einer Brücke zu sehen sein, oder Herr Geiser ist schon über eine Brücke gegangen, ohne sie beachtet zu haben - Die hohe Brücke hat Geländer. (wenn sie nicht weg ist!) Der Feldstecher, der vor seiner Brust baumelt, ist kein großes Gewicht, nur überflüssig; was im Nebel zu sehen ist: die nächsten Stämme, schon die Wipfel verschwinden im Nebel, Farnkraut, die nächsten paar Meter des Weges, einmal eine rote Bank, Felsen, die eine Schlucht anzeigen, und plötzlich das Geländer. Die Röhren sind verbogen. Nach einer Stunde, genau, hat Herr Geiser die erste Rast gemacht, ohne den Rucksack abzulegen und ohne sich zu setzen. Natürlich ist das Steigen mühsamer als in früheren Jahren, aber das Herzklopfen hat nachgelassen. 90 9' Herr Geiser hat Zeit. Zum Teil sind es schwere Platten, die den Weg bilden, und bis alle diese Platten gefunden sind, bis sie an Ort und Stelle geschleppt und verlegt sind und zwar so, daß nicht jedes Unwetter einen solchen Weg zerstört, das muß eine Arbeit gewesen sein, nicht zu vergleichen mit der Mühe, die Herr Geiser hat Schritt um Schritt und dann wieder Stufe um Stufe; manchmal sind die Stufen etwas zu hoch, so daß man außer Atem kommt und den Mut verliert. Lästig ist das Tragen des Schirms. Dann und wann gabelt sich der Weg, aber es kann nicht die Gabelung sein, die auf der Karte verzeichnet ist, und Herr Geiser braucht seine Karte nicht hervorzuholen: die entscheidende Gabelung, wo Herr Geiser links gehen soll, befindet sich oberhalb der ersten Ställe, und Ställe hat Herr Geiser bisher nicht gesehen. Line Weile lang wird man trotzdem unsicher vielleicht hat Herr Geiser die Ställe nicht sehen können wegen Nebel bis es sich zeigt, daß es sich bloß um eine Abkürzung gehandelt hat; beide Wege, der steilere und der andere, kommen wieder zusammen, und also hat es sich nicht 92 gelohnt, daß Herr Geiser zurückgegangen ist, um doch den steileren Weg zu wählen. Noch ist es früh am Tag. Auch wenn man im Nebel nicht weiß, wo man sich im Augenblick befindet, in jedem Fall geht es aufwärts. Kehre um Kehre; wichtig ist nur, daß man ohne Hast geht, Schritt vor Schritt, regelmäßig und ohne Hast, damit man nie außer Atem kommt. Endlich die Ställe Ein dummer Hund, der kläfft. Früher als geplant, schon nach einer halben Stunde, hat Herr Geiser wieder eine kurze Rast gemacht, ohne den Rucksack abzuschnallen; ohne Bedürfnis nach Ovomaltine; immerhin hat er sich auf einen moosigen Fels gesetzt, platschnaß trotz Schirm, dabei zuversichtlich: Der Plan ist durchführbar. Bei der Gabelung der andere Weg führt zu einer Maiensäß, zu einer Gruppe von Häusern auf der anderen Talseite, wo es, laut Karte, nicht 93 weiter geht - ist Herr Geiser richtig gegangen, auch bei einer zweiten Gabelung, die nicht in der Karte verzeichnet ist. Eine Markierung auf Fels, weiß-rot-weiß, hat ihn bestätigt. Später ist der Weg schmaler geworden, ein Pfad ohne Platten. Zweierlei hat Herr Geiser sich vorgenommen: 1. nie ohne einen Pfad zu gehen, 2. das Unternehmen abzubrechen, wenn sich Herzbeschwerden einstellen, und keinesfalls bis zur Erschöpfung zu gehen. Einmal ist Herr Geiser über einen Wurzelstock gestolpert; etwas Blut mit Regennässe auf der Haut, eine Schürfung am rechten Arm, der den Schirm hält, hat ihn nicht veranlaßt, seinen Rucksack aufzuschnüren und Verbandstoff hervor zu holen. Ein Wanderstock wäre übrigens nützlicher gewesen als der Schirm, eine Regenhaut besser als der Regenmantel aus Gabardine, der vor Nässe schwer wird. Der Regen hat nicht nachgelassen. Ein Bach ohne Brücke, eigentlich kein Bach, sondern ein Gewässer, das es nur nach langen Unwettern gibt und das auf der Karte nicht verzeichnet ist, ein breites Gewässer über Geröll, ein Gesprudel, nirgends so reißend, daß einer mit kniehohen Stiefeln nicht hätte darin stehen können, hat viel Zeit gekostet, da Herr Geiser gewöhnliche Wanderschuhe trägt. Mindestens eine halbe Stunde. Um eine Stelle zu finden, wo zuverlässige Steine, möglichst große, die nicht kippen oder rollen, wenn man den Fuß darauf stellt, ungefähr in Schrittweite auseinander liegen, ist Herr Geiser hinauf und hinunter gegangen. Überall ungefähr das gleiche Gesprudel. Schließlich hat Herr Geiser es einlach wagen müssen. Einer der Steine, denen er nach längerer Betrachtung besonders vertraut hat, ist dann doch gekippt - Herr Geiser ist nicht gestürzt, er hat nur einen Schuh voll Wasser herausgezogen, das ist um neun Uhr morgens gewesen, also noch früh am Tag. Zur Paßhöhe hin wird es flacher Noch vor zehn Jahren (Herr Geiser wird vierundsiebzig) und bei Sonnenschein ist das ein Spaziergang gewesen, ein Ausflug von zweieinhalb Stunden hin und zurück. Sein Gedächtnis bekommt recht: 94 9J eine weitläufige Paßhöhe, Weiden, Trockenmauern im Geviert und Wald mit Lichtungen, hauptsächlich Laubbäume (aber es sind Buchen, nicht Birken) und ein paar verstreute Häuser (keine Ställe, sondern Sommerhäuser, die verlassen sind) und auf der offenen Weide verliert sich der Weg, das ist meistens so. Line Rast wäre fällig gewesen. Die Gewißheit, daß niemand wissen kann, wo Herr Geiser sich in diesem Augenblick befindet, hat Herr Geiser genossen. Kein Vieh - Kein Vogel Kein Laut - Bloß um einen Ausblick zu haben und vor der Rast zu wissen, was ihn auf der andern Seite erwartet - nach der Karte gibt es einen Pfad, daneben viel Schraffur, was Fels bedeutet ist Herr Geiser weiter gegangen. Ohne Pfad. Esj gibt aber keinen Ausblick ins andere Tal, nur Wald, der steiler wird, Unterholz zwischen vermoostem Geröll, wo man wieder und wieder stolpert und schließlich nicht mehr weiß, wie man weiterkommt, ohne zu rutschen. Zum Keuchen kommt die Angst, die Hast, der Ärger über sich selbst und der Schweiß, und wo das Dickicht sich lockert, wird der Hang noch steiler; ein aufrechter Gang ist kaum noch möglich. Es wird ein Kraxeln auf allen Vieren, wobei eine Stunde mehr Kräfte kostet als drei Stunden auf einem Pfad, von Wurzclstock zu Wurzelstock, und plötzlich sind Felswände da - Ein falscher Tritt und es ist aus. Herr Geiser wäre nicht der erste. Plötzlich geht es nur noch mit Glück. Als Herr Geiser, froh, daß niemand ihn gesehen hat, wieder die offene Weide auf der Paßhöhe erreicht hat, ist es Mittag gewesen. Ein grauer Mittag. Unter einer großen Tanne, wo der Boden beinahe trocken ist, aber leider voll Ameisen, hat Herr Geiser sein verschwitztes Hemd gewechselt und gewartet, ob die Zuversicht wiederkomme, das Selbstvertrauen, das Gefühl, nicht verloren zu sein. I lunger hat er nicht verspürt. 96 97 Vor einem Jahr ist ein jüngeres Paar, das auch den Pfad verloren hat, drei Wochen lang nicht gefunden worden, auch nicht von einem Helikopter; gefunden hat man sie erst, als es jemand aufgefallen ist, daß über einem Wald und immer an derselben Stelle viele Vögel kreisen. Vergessen hat Herr Geiser die Thermos-Fla-schc. Die roten Ameisen scheint das Wetter überhaupt nicht zu kümmern; ihre lautlose Emsigkeit in einem Hügel von Tannennadeln Ein Mittagsschlaf wäre fällig gewesen. Wenn man nicht geht, kommt das Frostein; auch die nassen Socken hat I lerr Geiser gewechselt, aber es bleiben die nassen Hosenbeine wie kalte Umschläge. Nicht vergessen hat Herr Geiser die Landkarte. Der Pfad, der auf der andern Seite der Paßhöhe siebenhundert Meter hinunterführt, laut Karte rechts von der Schlucht, ist in jedem Fall ein steiler Pfad, und als Herr Geiser wieder aufge- standen ist, um sich den Rucksack anzuschnallen, hat er seine weichen Knie gespürt. Aber inzwischen hat der Regen aufgehört. Eine Weile lang, als er schon auf der offenen Weide geht, hat Herr Geiser nicht gewußt, was er nun beschließen würde. AlIRIGENO / valle MaGGIA unweit von der Stelle, wo Herr Geiser vor drei Stunden seinen Irrgang ins Dickicht angetreten hat, ist es mit weißer Farbe auf einen Fels geschrieben, ein Pfeil weist auf den Pfad, der nach rechts führt und durch Buchenwald. Ein schmaler Pfad, dann und wann steinig, dann wieder geht man auf Walderde, was für die weichen Knie angenehmer ist, und wenn man nicht auf Wurzeln tritt, die infolge der Nässe glitschig sind, ein harmloser Pfad. Im Wald sieht man das graue Gewölk nicht, das Buchenlaub ist grün, das Farnkraut grün, und die Umkehr, die Herr Geiser während seiner Rast erwogen hat, wäre dumm gewesen. Der Plan ist durchführbar. Alles in allem hat Herr Geiser mit fünf bis sechs Stunden gerechnet (der Schwiegersohn will 98 99 genau zweieinhalb Stunden gebraucht haben) unter Berücksichtigung seines Jahrgangs. wart, wenn Herr Geiser daran denkt, daß er vierzehn Jahre dort gelebt hat. Hine erste Runse ist harmlos. Die zweite sieht schlimmer aus, eine steile Rinne voll Geschiebe, Wirrwarr von Felsklötzen und zersplitterten Stämmen, Rinnsale, aber kein tosender Bach, man stapft durch Kies und Schic ferschlamm, die Hand an einem morschen Ast oder an einem Stein und nicht ganz ohne Herzklopfen aber nachher kommt man wieder auf den Pfad. Die Mahnung im Wanderbuch (»Abstieg durch die Valle Lareccio: Vorsicht bei schlechtem Wetter!«) wirkt an Ort und Stelle übertrieben, auch wenn der Hang immer steiler wird. Man braucht nicht in die Schlucht zu schauen. Zickzack mit guten Stufen. Die Schraf-fur auf der Karte ist nicht übertrieben; auf der andern Seite der Schlucht gibt es Felswände und einen Wasserfall, der sich in Wasserstaub aui löst Finc dritte Runse macht keine Sorgen. Das Haus, das Herr Geiser im Morgengrauen verlassen hat, sein Haus, das jetzt in einem an dem Tal steht, gehört kaum noch zur Gegen« ioo Meistens denkt man im Gehen gar nichts. Wichtig ist der nächste, der übernächste Tritt, damit man nicht den Fuß verstaucht, damit die Knie nicht knicken, damit man nicht plötzlich ausrutscht. Der Schirm als Wanderstock ist keine Hilfe, oft rutscht er von den Steinen ab und ist keine Stütze, wenn der Tritt nicht sicher ist. Es bleibt ein guter Pfad, nur da und dort im Gestein sind die Stufen zu hoch, wenn einer schon weiche Knie hat. Manchmal denkt Herr Geiser doch Plötzlich sind es die Waden, die streiken; ein Schmerz wie von Nadeln bei jedem Schritt, /war ist das Maggia-Tal schon zu sehen, seine jrüne Ebene, aber die Häuser darin erscheinen noch klein wie Spielsachen, und es ist besser, I Ii i r Geiser blickt nur auf den Pfad. I nimal geht es wieder aufwärts I'.iik- Kapelle mit Vordach und sogar mit einer Mink unter dem Vordach, wo Herr Geiser sich IOI hat setzen müssen, um den Krampf in den Waden loszuwerden, ist auf der Karte verzeichnet, was immer beruhigend ist: man weiß, wo auf der Karte man sich im Augenblick befindet; in einer knappen Stunde ist Herr Geiser mehr als vierhundert Meter abgestiegen, und jetzt ist es nicht mehr weit: Höhenunterschied noch 313 Meter. Die Ameisen im Rucksack haben ihn nicht gestört; hier hat I lerr Geiser sich einen Cognac erlaubt, dann einen Blick in die Schlucht, wo voraussichtlich noch nie ein Mensch gewesen ist, und einen Blick hinauf: Grate und Schneisen, Hänge so steil, daß man sich wundert, wie man da herunter gekommen ist. Ks ist ein irres Tal. Es ist ungefähr zwei Uhr gewesen. Worüber soll man sich Gedanken machen? EB : AE = AE:AB - daß es Gott gibt, wenn es einmal keine Menschen mehr gibt, die sich eine Schöpfung ohne Schöpfer nicht denken können, ist durch die 102 Bibel und das Muttergottes-Fresko nicht bewii sen; die Bibel ist von Menschen verfaßt. - die Alpen sind durch Faltung entstanden, die Ameisen leben in einem Staat. - das Gewölbe haben die Römer erfunden. - wenn das Eis der Arktis schmilzt, so ist New York unter Wasser, desgleichen F,uropa, ausgt nommen die Alpen. - viele Kastanien haben den Krebs. Katastrophen kennt allein der Mensch, sofern er sie überlebt; die Natur kennt keine Katastto phen. der Mensch erscheint im Holozän. I s ist ungefähr vier Uhr gewesen, als Herr (rd •er erwacht ist. Von einem Gewitter hat er nur noch die letzten ausrollenden Donner gehört, offenbat hat es kurz geregnet. Wolken um du « hroffen Berge, aber lose Wolken, Licht in den Wolken, beinahe Sonne. FJs fehlt wenig, daß lieh ein blauer Himmel zeigt da oder dort. El 10} tropft noch aus dem Laub, das glitzert, und es zwitschert aus dem glitzernden Laub. Der Krampf in den Waden hat nachgelassen. Die Kirche von Aurigeno (wo es einen Post-Bus nach Locarno gibt) ist noch nicht zu sehen, immerhin hat Herr Geiser ihren Stundenschlag gehört und deutlich: ein harter und heiserer Glockenton fast ohne Hall. Die Ameisen sind verschwunden. Nachdem er den Cognac ausgetrunken hat (ein kleiner Flachmann) und den Feldstecher in den Rucksack gesteckt und langsam den Rucksack wieder verschnürt hat, ist Herr Geiser noch eine Weile lang sitzen geblieben, ohne sich zu sagen, was er denkt, was in seinem Kopf beschlossen wird. Dann ist Herr Geiser aufgestanden, hat sich den Rucksack wieder angeschnallt und nachgesehen, ob da nicht ein Ovomaltinc-Pa-pier auf dem Boden liegt oder auf der Bank vor der Kapelle, die übrigens keine Kapelle ist. Fs ist nur ein Muttergottes-Fresko mit Vordach. Fast hätte Herr Geiser den Schirm vergessen. Der Anstieg ist mühsam, wie nicht anders erwartet, und Herr Geiser weiß: zur Paßhöhe geht es vierhundert Meter hinauf. Die Gewißheit, daß die drei Runsen nicht unüberwindlich sind, daß es alles in allem ein ordentlicher Pfad ist und gefahrlos, solange man Tageslicht hat, und daß der Zickzack, der bevorsteht, nicht endlos sein wird, hat Herrn Geiser ermutigt, auch wenn ein Pfad, den man vom Abstieg kennt, im Anstieg oft nicht wiederzuerkennen ist. Fs sind jetzt nicht die Waden, die streiken, sondern die Oberschenkel. Wann kommt Herr Geiser zu der zweiten Runse, der großen? FLs gibt Strecken, an die Herr Geiser sich nicht erinnern kann; trotz dem sind sie einfach da und ziemlich steil, so daß Herr Geiser ab und zu, um eine hohe Stufe zu überwinden, seinen Oberschenkeln helfen muß, indem er die Hand, die rechte, auf das Knie stützt; die linke Hand hält den Schirm als Wanderstock. Immer öfter hat Herr Geiser sich auf die nächste Böschung setzen müssen, um zu verschnaufen, beide Hände auf den Griff seines Schirmes gelegt, das Kinn auf die Hände gestützt. Was soll Herr Geiser in Basel? Als er wieder die Paßhöhe erreicht hat, ist es 104 etwa sieben Uhr abends gewesen und dämmerig; auf der Paßhöhe hat es wieder geregnet. Ks ist ein langer Tag geworden. Wieder die offene Weide, wo der Pfad sich verliert, wo Herr Geiser es am Vormittag genossen hat, daß niemand weiß, wo Herr Geiser sich in diesem Augenblick befindet- Auch jetzt weiß es niemand. und wieder das breite Gewässer ohne Brücke: das Gcsprudel über Geröll ist nicht reißender geworden, nur ist es dunkel geworden, und im Regen leuchtet eine Taschenlampe, auch die beste, nicht weit. Was sie hauptsächlich zeigt,, das sind Glitzerfäden. Wo er dem nächsten Stein in Schrittweite nicht getraut hat, ist Herr Geiser jedesmal umgekehrt. Da und dort hätte vielleicht ein kräftiger Sprung genügt, aber einen solchen Sprung hat Herr Geiser seinen Beinen nicht mehr zugetraut. Wenn niemand von dieser Wanderung erfahren soll, so muß jeder Unfall vermieden werden, und wäre es auch bloß cm Armbruch. Einmal hat er es weiter oben versucht, dann weiter unten. Herr Geiser hat sieh 106 Zeit genommen - es ist niemand zuhause, dl I wartet und die Stunden zählt - und sich jedl Hast verboten. Überall dasselbe Gesprudel \\ Ii schon am Vormittag; nur daß man bei Taget licht eher hat erraten können, wo das Wasser in I oder untief ist. Der Gedanke daran, daß man jetzt in der Bahn sitzen würde oder in einem Gasthaus, hätte Herr Geiser bei der MuttergCM tes mit Vordach nicht die Umkehr gcwafVit, ist auch keine Hilfe, wenn Herr Geiser mitten im Gewässer auf einem Stein steht, umgeben von dem Gcsprudel im Schein seiner Taschenlampe und sogar die Umkehr heikel ist; ein Stein, d< n er zuletzt betreten hat, scheint sich verschob) D zu haben und ist jetzt von Wasser überspült Was jetzt? Schließlich ist es ihm verleidet; Herl Geiser hat seinen Schirm zugemacht, man braucht zwei bewegliche Arme, um das C den Ii gewicht zu wahren. Plötzlich reicht das kalt« Wasser bis zum Knie. Schon das Stehen in dem tließendcn Wasser ist schwierig gewordi n nachdem Herr Geiser den stochernden Schirm v erloren hat aber Herr Geiser ist durchgeki hm inen, ohne die Taschenlampe zu verlieren, und die Taschenlampe ist jetzt wichtiger als ein Seliirm. I in Weg ist ein Weg auch in der Nacht. 107 Solangc man geht, ist Erschöpfung fast ein Wohlgefühl in den Adern, und Herr Geiser hat gewußt, daß er sich nicht mehr setzen darf; nachher kommt man nicht mehr auf die Beine. Boden gibt es auch in der Nacht. Meistens hat es genügt, was im Schein der Taschenlampe zu erkennen ist: Platten, die Weg bedeuten, die nächste Stufe, dann Walderde mit Wurzeln, Stämme links und rechts, aber links oder rechts geht es in die Tiefe, dann wieder Platten zwischen Farnkraut, Geröll mit Disteln, einmal ein toter Wurzelstock und dahinter nichts als die glitzernden Fäden von Regen -Nacht ohne Boden, so daß man nicht weiter geht, sondern zurück, und schon ist der Weg wieder da und die Spitzkehre, die Herr Geiser übersehen hat, deutlich zu erkennen. Manchmal hat Herr Geiser gemeint, jetzt wisse er ungefähr, wo er sich befinde, und jetzt müsse er auf die Weide mit den Ställen kommen. Stattdessen wieder Wald. Vielleicht hat Herr Geiser die erwarteten Ställe nicht gesehen, weil sie nicht in der Reichweite seiner Taschenlampe stehen. Auch wenn es in Strömen regnet, schließlich spürt man es nicht mehr. In den letzten zwei Stunden ist Herr Geiser bloß noch gegangen, 108 ohne wissen zu wollen, wo er sich befindet Dann und wann ein Knicken der Knie, abei gestürzt ist Herr Geiser nur noch ein Mal. Wald erde mit Tannennadeln an den Händen, nicht! weiter. Der Weg führt hinunter, das ist die Hauptsache. Die Ställe, die Herr Geiser seit ei ner Stunde erwartet hat, plötzlich sind sie- ,|., Hier hätte Herr Geiser unterstehen können; aber wozu, wenn man in nassen Kleidern schic >i tert. Finsterer als bisher kann es nicht werden Was folgt, hat Herr Geiser gewußt: Zickza« I durch Wald, wo man keine Spitzkehre verpas sen darf, und später einmal die Brücke mit dem Geländer aus verbogenen Röhren, danach wird der Weg flacher, ein ordentlicher Weg, der nicht zu verfehlen ist, solange die Batterie der T;i schenlampe reicht - Von seinem Ausflug wird niemand erfahren, Wenn es nötig geworden ist, eine Weile lang stehen zu bleiben und zu warten, bis das 11, , klopfen einigermaßen nachläßt, hat Herr (reift 1 lidesmal die Taschenlampe ausgeknipst, um du Batterie zu sparen. Was soll Herr Geiser in Basel! lo<; Das Dorf hat geschlafen, es ist nach Mitternacht gewesen, als Herr Geiser, von niemandem gesehen, zuhause angekommen ist. Ober den Pa**o della Garln« (1076 m) stieB zur Eiszeit ein Arm des Maggtagletschers nach Süden vor, wobei der Gipfel des Salmone nur knapp über die mächtige Eisdecke ragte. Die Suppe zum Aufwärmen, die Minestrone, die Herr Geiser schon vor Tagen in den Garten geschüttet hat, ist wieder da, ein ganzer Topf voll, daneben ein Sonderdruck aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift mit einem Bleistiftgruß vom deutschen Professor; offenbar ist im Lauf des Tages, als Herr Geiser geschlafen hat, jemand da gewesen, sicher nicht ohne an der Haustüre geklingelt zu haben. Was macht man gegen Muskelkater? Ob es heute noch immer regnet oder schon wieder, ob schräg oder senkrecht, ob im Augenblick das Dorf zu sehen wäre und das ganze Tal oder wieder nur die nächste Tanne im Nebel, die langsam gleitenden Tropfen an den Drähten, das Efeu, das glänzt und tropft, will Herr Geiser nicht wissen. Die Schürfung an der Hand ist harmlos, i io Der Feuer-Salamander im Bad - Schon einmal hat Herr Geiser die Schaufel holen wollen, um das schleimige Ungetüm ins Gelände zu werfen, und hat es unterwegs vergessen. Das Treppengeländer ohne Handlauf ins Wer immer es gewesen ist, der die S^ppe Haus gebracht hat, der Sonnenforscrier persönlich oder dessen Gattin oder deren Tochter, jemand hat die Zettel an den Wänden gesehen; das ist ärgerlicher als der Muskelkater (vor allem in den Oberschenkeln) und dringlicher als die Schaufel für den Feuer-Salamander ist wieder etwas anderes: daß Herr Geiser die Haustüre abschließt. Herr Geiser wird das Tal nicht verlassen. (Möglich wäre es gewesen!) Der Aufsatz des Sonnenforschers, als Vortrag gehalten an einem Internationalen Kongreß, ist ■'iich für einen Laien, wenn er den Fremdwör-ler Duden benützt, einigermaßen verständlich, bis tue mathematischen Formeln kommen. Die 111 ersten hat Herr Geiser übersprungen. Leider kommen mehr solche Formeln, auch chemische, so daß Herr Geiser es aufgeben muß. (Was man alles nicht gelernt hat!) Die Kochplatte wird warm - Begrüßung von zwei Staatsmännern auf irgendeinem Flughafen, das alles gibt es noch, und wenn man später nochmals hinschaut: Werbespot für allerlei, was man keinesfalls braucht. Die Haustüre ist abgeschlossen. Die Kochplatte glüht. Wenn in diesem Tal einmal ein Haus brennt, so kommt eine Feuerwehr aus den nächsten Dör fern, lauter betagte Männer; bis sie die Schlau che an Ort und Stelle gebracht und zusammengeschraubt haben, brennt das Gebälk unter du schweren Granit-Platten des Daches, die kui darauf, wenn das Gebälk zusammenkracht, mi ihrem Gewicht die Zimmerdecke durchseht gen und den Zimmerboden auch und dann all Trümmerhaufen im Keller liegen. Die Kochplatte ist ausgeschaltet. Im Augenblick steht Herr Geiser vor der Zettelwand. 18 Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe schaffen, die zu ihm passt. 19 Da bildete Gott der Herr aus Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und ganz wie der Mensch sie nennen würde, sosoll tensieheissen. 20 Und der Mensch gab allem Vieh und allen Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen; aber für den Menschen fand er keine Hilfe, die zu ihm passte. Pt-fe-ilO - SADRftR. Dl PLODOCUS Dl KSTR.000w Dlk/OCEP-AS U A B y ft I yj 0 DO WTC Ty ÜA kikio- SAU P-i 613 Ttt A n P H- 0 R H. y kj q u g MAMMUT «CBRAVODUt icHTWyo- SAuai es TP-icEPATOPi(K>hau bi* ru einer Tide von 12 km. dewi Verzweigung im besten in der Monli I' Decke m et kennt n iit. Die oberste Decke l1 ■ ■ H u ■ ■ l •■ . .!.: ■ ,. >■ dag Mauer hom angehen) bildet das Bindeglied nutchen den WeU-Alpen ("Wallis), Graubunden nd Corinne eine liebe Tochter 134 '35 Was sie wissen will, hat nichts mit dem Matterhorn zu tun, das ist vor fünfzig Jahren gewesen, und Corinne ist da, um zu wissen, was jetzt ist. Es sind Hänge gerutscht. Aber die Straße ist wieder offen - Sonst wäre Corinne nicht hier. Endlich rutschte über den Fels langsam das Seil herab, Armlänge um Armlänge; es reichte aber nicht. Zum Glück hatten sie alles vereinbart; nach genau fünf Minuten zog Klaus das leere Seil wieder Armlänge um Armlänge hinauf, und wieder klirrte Firn herunter, Scherben von Eis, zwei oder drei Steine sprangen vorbei und schlugen auf Fels weiter unten und verschwanden in einem großen Bogen lautlos ins Leere. Eine Viertelstunde später kam das Seil nochmals, jetzt lang genug, aber es pendelte einen oder zwei Meter vor der Wand und war schwierig einzufangen, schließlich gelang es mit Hilfe des Pickels Das alles ist lang her. nen Fensterläden, wozu die vielen Zettel an der Wand, warum ein Hut auf dem Kopf. Das ist heute. Offenbar sind die Männer wieder gegangen, sie haben die Haustüre nicht gerammt, es ist nicht nötig gewesen, da Corinne einen Schlüssel hat. Warum redet sie wie mit einem Kind? Es gäbe noch vieles an die Wände zu kleben, wenn es nicht zwecklos wäre, weil das Klebeband, Magic Tape, nichts taugt; ein Durchzug, wenn Corinne die Fensterläden öffnet, und die Zettel liegen auf dem Tcppich, ein Wirrwarr, das keinen Sinn gibt. Zucker ist keiner mehr da. Als sie Tee kocht, hat Corinne noch nicht einmal ihren Mantel ausg€zog?n. Der Schwiegersohn in Basel, der immer alles besser weiß, lasse grüßen. Es wird nie eine Pagode Was Corinne wissen will: warum die geschlosse- Das weiß Herr Geiser. Aber Knäckebrot ist noch da. Eine Trockenmauer ist gerutscht, Geröll im Salat, und die Straße ist gesperrt gewesen, das alles hat Corinne schon gehört. , Es gibt nichts zu sagen. Das Augenlid ist gelähmt, der Mundwinkel auch, Herr Geiser weiß es, dagegen hilft auch kein Hut auf dem Kopf. Heute scheint die Sonne. Was man mit den Zetteln machen soll? Als sie den Tee bringt, hat Corinne feuchte Augen, was sie nicht zu wissen scheint, sie lächelt dazu wie eine Krankenschwester und redet zu ihrem Vater wie zu einem Kind. Das Geländer ohne Handlauf- Die zerschnittenen Bücher - Die Ameisen, die Herr Geiser neulich unter ei ner tropfenden Tanne beobachtet hat, legen keinen Wert darauf, daß man Bescheid weiß über 138 sie, so wenig wie die Saurier, die ausgestorben sind, bevor ein Mensch sie gesehen hat. Alle die Zettel, ob an der Wand oder auf dem Teppich, können verschwinden. Was heißt Holozän! Die Natur braucht keine Namen. Das weiß Herr Geiser. Die Gesteine brauchen sein Gedächtnis nicht. Erosion, die (von tat: erodere - benagen), im weiten Sinn die Vorgänge bei der Bildung der Oberflächen-formen der Erde (Fluß-, Wind-, Eis-E.); im engern Sinn die ausfurchende u. einschneidende Arbeit des fließenden Wassers. Die Stärke der E. ist abhängig von der Stoßkraft des Wassers, der Widerstandsfähigkeit des Gesteins u. der Gestalt des Geländes. Die E. führt durch Tieferlegung (Tiefen-E.) u. Erweiterung (Seiten-E.) des urspr. Flußbettes zur Bildung von Tälern. E.basis, Niveau, bis zu dem die E. wirken kann; allg. E.basis ist außer bei abflußlosen Becken der Meeresspiegel. Ubermäßige E. wird durch Zerstörung des Kulturbodens (Versteppung, z.B. im W der USA) zu einem wirtsch. einschneidenden Faktor. Schädigend kann vermehrte E. auch werden durch Veränderung der Vegetationsdecke infolge Kahlschlages, übernormaler Nutzung u.a. 500 Jahre vor Christi Geburt verpflanzten die Menschen die Edelkastanie aus Kleinasien nach Griechenland und wenig später nach Italien. Die Römer setzten am Fuss der Alpen die ersten Kastanienbäume. Diese werden 20-30 m hoch und stehen 70-140 Jahre in voller Pracht. Später werden sie meist hohl. EsIchatoloKix I■ cha...: xr-ntat) die: -: Lehre von den Letzten Dingen, d. h. vom Endschicksal des einzelnen Menschen u. der Welt. iJ9 kohärent [lat.V. zusammenhängend: -es Licht: Lichtbündel von gleicher Wellenlänge u. Schwingungsart (Phys.). Kohärenz die: -: 1. Zusammenhang. 2. Eigenschaft von Lichtbündeln, die gleiche Wellenlänge u. Schwingungsart haben (Phys.). Kohärenzfaktor der. -s. -en: die durch räumliche Nachbarschaft. Ähnlichkeit, Symmetrie o. ä. Faktoren bewirkte Vereinigung von Einzelempfindungen zu einem Gestaltzusammenhang (Psychol). Kohärenzprinzip das. -s: Grundsatz von dem Zusammenhang alles Seienden (Phi-los.). Der Kastanienkrebs wurde 1904 erstmals bei New York entdeckt. Sechs Jahre nach dem Auftreten waren 2% der Bäume abgestorben, nach 8 Jahren sogar 95%. Nach dem Krieg kam diese Krankheit zuerst nach Italien. Im Jahre 1948 trat eine ähnliche Krankheit erstmals im Tessin am Monte Ceneri auf. Hervorgerufen wird dieses Absterben des Baumes durch einen Pilz, den die Wissenschafter «en-dothia parasitica» nennen. Man sucht nach einem Bekämpfungsmittel. Doch ist dieser Seuche, die sich so hartnäckig verbreitet wie im Mittelalter die Pest, schwer beizukommen. Müssen wohl im Tessin alle Kastanienwälder verderben? Zurzeit seiner Weltherrschaft legte Rom auch in diesen Gegenden militärische Kolomen an. Aus den rümiachen ÜberretUn zu schließen, die der locarnesische Boden birgt, muß die Kolonie in Locamo eine sehr bedeutende gewesen Bein. Sie bestand, wie aus verschiedenen Anzeichen hervorgeht, aus gedienten Khegsleutcn, Kohorten, die ihre strengen Tage hinter Bich hatten. I40 Schlaganfall, Gehirnschlag, Hirnschlag, Apoplexie, eine plötzlich eintretende, meist mit Bewußtlosigkeit und Lähmungen, oft mit Sprachveilust ( Aphasie) einhergehende Ausschaltung von mehr oder minder großen Hirnteilcn. S. tritt meist ein durch Bersten eines Hirngefäßes (Gehirnblutung) infolge arteriosklerotischer Schädigung seiner Wand. Manchmal kommt es zu langsamer verlaufenden .Sickerblutungen'. Die Krankheitszeichen des S. entstehen durch den Druck der ausgetretenen Blutmassen auf das Gc-hirngewebc. Die Lähmungen sind, wenn nicht lebenswichtige Bezirke (Atmungs- und Gc-fäßzcnlium) oder zu große II irntcile betroffen werden, oft in hohem Grade rück-bildungsfähig. Auch plötzliche Verstopfungen von Blutadern (Embolie) können ähnliche Symptome hervorrufen. Die Lähmungen betreffen meist nur eine Körpcrhälftcf Hemiplegie): bei Blutungen in die linke Hirnhalbkugel die rechte Seite, beim rechtsseitigen Sitz die linke. Die gelähmten Gliedmaßen sind anfangs schlaff; sie gehen erst später in das krampfhafte (spastische) Stadium über. ™ Schlags mder II U Das Dorf steht unversehrt. Über den Bergen, hoch im blauen Himmel, zieht sich die weiße Spur der Verkehrsflugzeuge, die nicht zu hören sind. Duft von Lavendel und die Bienen, tagsüber wird es fast heiß, Sommer wie eh und je. Wo das Gemäuer besonnt ist, wimmelt es von Lidechsen, sie sonnen sich auf dem steinernen Fenstersims oder huschen lautlos an der Hausmauer hinauf und hinunter. Sie werden nie grö 15er als Fidechsen. Manchmal ist eine Motorsäge zu hören, das schrille Kreischen, wenn die Säge sich in einen Stamm frißt, und kurz darauf, nachdem man irgendwo im Gehölz ein plötzliches Rauschen und den dumpfen Aufschlag eines gefällten Stammes gehört hat, wieder das Geknatter im Leerlauf. Viele Kastanien haben den Krebs. Die Feigen werden nicht reif, aber die Trauben. Wenn sie reif sind, knallen die Kastanien auf den Boden, so daß man erschrickt. Alles in allem ein stilles Tal. Ab und zu ist ein Helikopter zu hören und zeitweise zu sehen; ein Bündel von Balken pendelt an einem Drahtseil, irgendwo im Tal wird gebaut. Eine halbe Minute lang flattert sein Schall über dem Dorf, so daß man keine Stimme versteht; kaum ist er hinter dem Wald verschwunden, so ist Stille. Wie im Mittelalter. Minuten später knattert er zurück, jetzt in einem kürzeren Bogen, und holt eine nächste Ladung, eine Tonne voll Zement. Sonst ereignet sich wenig. Zwei Mal in der Woche fährt die blonde Metzgerin das ganze I Tal hinauf und verkauft Fleisch und Würste aus ihrem Volkswagen. Alles in allem kein totes Tal; es gibt Schmetterlinge, es gibt Vipern, aber man sieht selten eine, und wo Menschen wohnen, gibt es Hühner. Die Turmuhr schlägt die Stutn lc zweifach für den Fall, daß jemand nicht genau gezählt hat. Im Oktober kommt es vor, daß ;uil den Höhen plötzlich der erste Schnee gefallen ist; wenn die Sonne scheint, schmilzt er in zwei bis drei Tagen. Die Gletscher, die sich einmal bis Mailand erstreckt haben, sind im Rückzug. Es gibt Schluchten, wo die Sonne im Winter nicht hinkommt; dort gibt es Eiszapfen wie Orgelpfeifen. Wo die Sonne hinkommt, kann man im Winter, wenn es nicht schneit, oft ohne Mantel gehen, so warm wird es über Mittag, obschon die Erde gefroren bleibt. Im Frühjahr blühen Kamelien und im Sommer sieht man da und dort ein Zelt, Leute baden im kalten Bach oder liegen auf den besonnten Felsen. Bund und Kanton tun alles, damit das Tal nicht ausstirbt; Post-Bus drei Mal täglich. Die Goldwäscherei in den Bächen hat sich nie gelohnt. Alles in allem ein grünes Tal, waldig wie zur Steinzeit. Ein Stausee ist nicht vorgesehen. Im August und im September, nachts, sind Sternschnuppen zu sehen oder man hört ein Käuzchen. 142 Dil Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Zürich 195 5 Seiten 17, 25, 26, 11 3 Giulio Rossijhligio Pometta, Geschichte des Kantons Tessin. Bern 1944 Seiten 18-20 Giovanni Anastasi, Tessiner Leben. Zürich Seiten 22, 2}, 67 Piero Bianconi, Locarno. Zürich 1972 Seite 26 /. Hardmeyer, I\ocarno und seine Täler. Zürich 1925 Seite 26, 140 Der Logo Maggiore und seine Täler. Leipzig 1910 Seite 27 Der Große Hrockhaus. In zwölf Bänden. 16., völlig neubearbeitetc Auflage. Wiesbaden 1953 Band Ii Seiten 49, 50, 118; Band II: Seite 39; Band IV: Seiten 28, 49. 53. 89> "4; Band V: Seite 8^; Band VII: 70, 71; Band VIII: Seite 81, 82; Band IX: Seite 84; Band X: Seite 141 Locarno. Schweizer Wanderbuch 23. Bern 1969 Seiten 58, 67, 110, 139 Schweiber Lexikon in %wei Bänden. Zürich 1949 Seiten 81,82 Die Welt in der wir leben. Zürich 1956 Seiten 83, 84 Rodney Steel, Die Dinosaurier. Wittenberg l.utherstadt 1970 Seiten 115-119 Konrad Bächinger, Tessin. Arbeitsheftc für den Unterricht in Schweizer Geografie. St. Gallen 1970 Seiten 139, 140 Der Große Duden. Band 5: Fremdwörterbuch. Mannheim 1974 Seiten 1 39, 140 Zeittafel 1911 geboren in Zürich am 15. Mai als Sohn eines Architekten 1924-1930 Realgymnasium in Zürich 1931-1933 Studium der Germanistik in Zürich, abgebro-' chen, freier Journalist Balkan-Reise 1934 Jürg Reinhart 1936-1941 Studium der Architektur an der ETH in Zürich. Diplom 1938 Conrad Ferdinand Meyer-Preis 1939-1945 Militärdienst als Kanonier 1940 Blätter aus dem Brotsack 1942 Architekturbüro in Zürich 1943 J'adore ce qui me brüte oder Die Schwierigen 1945 Bin oder Die Reise nach Peking Nun singen sie wieder 1946 Reise nach Deutschland, Italien, Frankreich 1947 Tagebuch mit Marion Die Chinesische Mauer 1948 Reisen nach Prag, Berlin, Warschau Kontakt mit Bertolt Brecht in Zürich 1949 Als der Krieg zu Ende war 1950 Tagebuch 1946-1949 1951 Graf Oderland Rockefeller Grant for Drama 1952 Einjähriger Aufenthalt in den USA, Mexiko 1953 Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie 1954 Stiller Auflösung des Architekturbüros, freier Schriftsteller 1955 Wilhelm Raabe-Preis der Stadt Brauntchweig Pamphlet achtung: die Schweiz 1956 Reise nach den USA, Mexiko, Kuba 1957 Homo faber Reise in die arabischen Staaten 1958 Biedermann und die Brandstifter Die große Wut des Philipp Hotz Georg Büchner-Preis Literaturpreis der Stadt Zürich 1960-1965 Wohnsitz in Rom 1961 Andorra 1962 Dr. h. c. der Philipps-Universität Marburg 1963 Literaturpreis von Nordrhein-Wcstfalen 1964 Mein Name sei Gantenbein 1965 Preis der Stadt Jerusalem Reise nach Israel , Schiller-Preis des Landes Baden-Württemberg Wohnsitz im Tessin, Schweiz 1966 Erste Reise in die UdSSR, Polen 1967 Biografie: Ein Spiet 1968 Zweite Reise in die UdSSR Öffentlichkeil als Partner Politische Publizistik in Zürich 1969 Dramaturgisches Aufenthalt in Japan 1970 Aufenthalt in den USA 1971 Wilhelm Teil für die Schule Aufenthalt in den USA 1972 Tagebuch 19(^,-1971 1974 Dienstbüchlein Großer Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung 1975 Montauk 1976 Gesummelte Werke in zeitlicher Folge Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Max Frisch/Hartmut von Henlig. Zwei Reden zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1976 Wir hoffen. Rede zur Verleihung des Friedenspreises (Schallplatte) 1978 Triptychon. Drei szenische Bilder Der Traum des Apothekers von Locarno. Erzählungen 1979 Der Mensch erscheint im Holozän. Eine Erzählung 1982 Blaubart. Erzählung 1983 Forderungen des Tages. Porträts, Skizzen, Reden 1943-1982 1986 Neustadt-Literatur-Preis 1989 Heinrieh Heine-Preis der Stadt Düsseldorf 1990 Schweiz als Heimat? Versuche über 50 Jahre 1991 gestorben am 4. April in Zürich Max Frisch Sein Werk im Suhrkaiiip Verlag Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Sieben Bände. Herausgegeben von Hans Mayer unter Mitwirkung von Walter Schmitz. Leinen Band 1: Kleine Prosaschriften, Blätter aus dem Brotsack.Jürg Remhart. Die Schwierigen oder J'adore ce tun nie bnjlc. Diu oder die Reise nach Peking. 1931-1944 Band 2: Santa Cruz. Nun singen sie wieder. Die C chinesische Mauer. Als der Krieg zu Ende war. Kleine Prosaschriften. Tagebuch 1944-1949 Graf Oderland. Don Juan oder die Liebe zur Geometrie. Kieme Prosaschriften. Der Laie und die Architektur. Achtung: Die Schweiz. Stiller. Rip van Winkle. 1949-1956 Homo Uber. Kleine Prosaschriften. Herr Biedermann und die Brandstifter Biedermann und die Brandstifter. Mit einem Nachspiel. Die grolle Wut des Philipp Hotz Andorra. 1957-1963 Mein Name sei Gantenbein. Kleine Prosaschriften. Zürich-Transit Biographie: Ein Spiel. 1964-1967 Tagebuch 1966-1971. Wilhelm Teil für die Schule Kleine Prosaschriften. Dienstbüchlein. Montauk. 1968-1975 Kleine Prosaschriften.Triptychon. Der Mensch erscheint im Holozän. Blaubart. 1976-1985 Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Jubiläumsausgabe in sieben Bänden in den suhrkanip taschenbüchern. 1931-1985. Herausgegeben von Hans Mayer unter Mitwirkung von Walter Schmitz.Textidentisch mit der Leinenausgabe. st 1401-1407 tlitufhuisgübcti Andorra Stück in zwölf Bildern. BS 101 und st 277 Biedermann und die Brandstifter. Ein Lehrstück ohne nein Nachspiel. BS 1075, es 41 und st 2545 Hin oder Die Reise nach Peking. BS 8 Biografie: Ein Spiel. BS 225 Biografie: Ein Spiel. Neue Fassung 1984. BS 873 Blaubart. Eine Erzählung. Gebunden, BS 882 und st 2194 Die Chinesische Mauer. Eine Farce, es 65 Dienstbüchlein. st 205 Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie, Komödie in tiinfAkteii.es 4 Erzählungen des Anatol Ludwig Stiller Mit einem Nachwort von Walter Jens, st 2303 Band 3: Hand 4: Band 5: Hand 6: Band 7: Lehre. Mit ei- Max Frisch Sein Werk im Suhlkamp Verlag Fordeningen dos Tages. Porträts. Skizzen, Reden 1943-1982. Herausgegeben von Walter Schmitz, st 937 Fragebogen. BS 1095 Frühe Stücke. Santa Cruz. Nun singen sie wieder, es 154 Graf Oderland Eine Moriiat in zwölf Bildern, es 32 Herr Biedermann und die Brandstifter Rip van Winkle. Zwei Hörspiele, st 599 Homo faber. Ein Beruht. Leinen. BS 87. st 354 und Großdruck, it 2344 »Ich stelle mir vor«. Em Lesebuch. Herausgegeben von Rolf Nieder- lianser. Gebunden Mein Name sei Gatitciibcin. Roman. Leinen und st 286 Der Mensch erscheint im I lolozän. Eine Erzählung, st 734 Montauk. Eine Erzählung. Leinen. BS 58I. st 7(HI und st 2dl 3 Schweiz als Heimat? Versuche über 511 Jahre. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Walter Obschlager. Sonderausgabe. Leinen Schweiz ohne Armee? Ein Palaverst 1881 Stich-Worte. Ausgesucht von Uwe Johnson. BS 1138 Stiller. Roman. Leinen und st 105 Stücke 1. Santa Cruz. Nun singen sie wieder. I )ie chinesische Mauer. Als der Krieg zu Ende war. Graf Öderland. st 70 Sämtliche Stücke, st 2417 Tagebuch 1946-1949. st 1148 Tagebuch 1946-1949. Tagebuch 1966-1971. 2 Bände in Kassette 1 einen und Leder Tagebuch 1966-1971. Leinen, kartoniert. BS 1(115 und st 256 Der Traum des Apothekers von Locarno. Erzählungen aus dem 'Tagebuch 1966-1971.. BS 604 Triptychon. Drei szenische Bilder. Engl Broschur und st 2661 Wilhelm Teil für die Schule. Leinen und st 2 Zürich-Transit. Skizze eines Films st 2251 Sdullplettt Wir hoffen. Rede Schallplatte zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Oha Max Frifdl Max Frisch. Herausgegeben von Walter Schmitz, stm. st 21*59 Begegnungen. Eine Festschrift für Max Frisch zum siebzigsten G burtstag. Herausgegeben von Siegfried Unseld. Leinen Max Frisch Sein Werk im Suhrkamp Verlag Y^Z]^^^^™™^*........I Malcriiiliai i Enschs .Homo faber-. Herausgegeben von Waller Schmitz, stm. s, 2.128 23/2/10.9* U/3/10,96