HinterNational Johannes Urzidil Ein Lesebuch von Klaus Johann und Vera Schneider Deutsches KULTURFORUM östliches Europa kamen nur als Widerlegung meines trotzigen Grabspruchs die damals noch frischen Verse meines Freundes und Prag« Landsmanns Franz Werfe! in den Sinn: »Mütter leben, daß sie uns entschwinden, Und das Hans ist, daß es uns zerfalle. Selige Blicke, daß sie uns entfliehen. Selbst der Schlag des Herzens ist geliehen. Fremde sind wir auf der Erde alle, Und es stirbt, womit wir uns verbinden.« Josef Urzidil im 56. Lebensjahr, Aufnahme von 1902 82 Ein letzter Dienst \n einem Frühlingsvormittag, kaum zwei Wochen bevor ich ine I leimatstadt für immer — wahrscheinlich fiir immer — 1 1 hell, begegnete ich in einem der vielen Winkel der alten I lieingasse einem Mann mittlerer Jahre, der mit einem Stelz-luli 11 her das Pflaster hinklapperte und eine Zigarrenschachtel uii Streichhölzern und Schnürsenkeln vorsieh hertrug. Die- ■ •i Mensch spielte in meinem Leben eine merkwürdige und, i\ ic sich zeigen sollte, sehr wichtige Rolle. h Ii kannte ihn aus den Tagen meiner Kindheit. Er hieß ■ v itopluk janda und hatte mit mir in der Volksschule auf der •l'h hen Bank gesessen. Schon damals fehlte ihm das rechte I '"in. Bei unvorsichtigem Ballspiel war er von einem Straßen-l'.ihiiwagen erfaßt worden. Er humpelte auf einem hölzernen I is.it/pfeiler, was ihm unter den sechs- und siebenjährigen Mitschülern einen gewissen Respekt eintrug, der an Bewun-luiing grenzte. Er war auch keineswegs bedrückt oder 1 hwermütig, sondern eher temperamentvoll und herrisch. I lud wegen seiner ungewöhnlichen Körperkraft, die durch das leidende Bein keineswegs beeinträchtigt, sondern offenbar 111 den übrigen Gliedern nur noch gesteigert wurde, war er ."gar gefürchtet. Uli besuchte eine Frager Vorstadtschule mit deutscher Un-1 errichtssprache, in die fast ausschließlich Kinder armer Familien eingeschrieben waren. Obschon der Sohn eines gering besol-■ leten Beamten, galt ich bereits als wohlhabend und verzärtelt, wenn ich auch täglich nicht mehr als zwei Kreuzer Taschen-cid erhielt und mein Vater meine Bitte um Erhöhung dieses I letrages auf drei Kreuzer mit der Erklärung beantwortete: ■Was fällt dir ein? Ich bm kein Dukatenscheißer. Ein Kreuzer täglich mehr wäre drei Gulden fünfundsechzig Kreuzer in einem Jahr. In zehn Jahren wären das mit Zinsen und Zinses- 83 zinsen mehr als vierzig Gulden. Wie stellst du dir vor, daß ich so ohne weiteres mehr als vierzig Gulden entbehren kann?« »Aber Vater, du trinkst doch täglich ein paar Glas Bier, und der Liter ist um einen Kreuzer hinaufgegangen ...« »Das ist etwas ganz anderes«, erklärte mein Vater. »Bier ist flüssiges Brot. Und übrigens werde nicht frech, sonst wirst du etwas erleben.« Hin Erlebnis bestand, wie mir wohlbekannt war, in derartigen Fällen aus ein paar Ohrfeigen. So also war es um die Wohlhabenheit bestellt, um derentwillen mich meine Mitschüler weniger beneideten als verachteten. Svatopluk Janda verachtete mich am entschiedensten. Er verachtete eigentlich alle, den Lehrer Petrak mit inbegriffen. Svatopluk erinnerte an den schrecklichen einbeinigen Seeräuber Long John Silver aus der »Schatzinsel«. Er konnte einen Schulranzen mit solcher Wucht schleudern, daß der Getroffene der Länge nach hinflog, und der Blick seiner dunkelbraunen Augen nahm mitunter etwas derart Drohendes und Unheimliches an, daß niemand gewagt hätte, Svatopluk zu widersprechen, auch nicht der Lehrer. Heimtückisch oder bösartig war er in keiner Weise. Gefährlich wurde er, wenn er irgendeine Ungerechtigkeit zu wittern glaubte. Als ein in früheren Jahren vom Schicksal Mißhandelter hatte er allerdings eine stärkere Witterung für Unrecht als wir anderen. Unter seiner Anleitung erkannten wir bald, daß es viel mehr Unrecht gebe, als wir je geglaubt hätten. Vier Jahre lang saß ich mit Svatopluk in einer Klasse. Dann kam ich ins Gymnasium, ein Umstürzler in meinem Fall viel bedeutsamer war, als sonst dieser Übergang zu sein pflegt. Denn aus einer Umwelt armer abgehärteter Kinder kam ich plötzlich in einen Stadtteil und eine Anstalt zumeist reicher Muttersöhnchen,die seidene Halstüchergegen Zugluft umgewickelt bekamen und denen man wohlverpackte Zehnuhrbrote in die Tasche steckte, behütete Kinder gut gestellter Leute. War ich in der Volksschule verächtlich »der Reiche« genannt worden, so wurde ich im Gymnasium, anfangs jedenfalls, verächtlich als »Armer« behandelt. Aber die Mitschüler der Volksschule hatten mich wenigstens in ihre armen Haus- 84 halte eingeführt, die vollgestopft waren mit zahllosen aufbewahrten Dingen, für die man irgendeinmal noch eine Verwendung erhoffte. Später sollte ich wahrnehmen, daß die 1 eichen Haushake im Gegensatz hierzu leer erschienen, noch I'.iut, daß sie immer ein wenig langweilig, altmodisch und lä-. herlich sind. Svatopluk Janda kam mir nach der Volksschule durch mehr als drei Jahrzehnte abhanden. Freilich erinnerte ich mich seiner während dieser Zeit gelegentlich. Ich sah ihn neben mir in der ll.ink. das Holzbein horizontal gegen die Lade gestemmt, den liinkelnden Blick wachsam rund durch die Klasse sendend;ich .,ih ihn vor mir, wie er während der Unterrichtspausen im VhulhofWurfball spielte und sich mit bemerkenswerter und bewunderter Fertigkeit herumbewegte; ich sah ihn, wie er heim Kaufen zuschlug, mit seinem Stelzbein blitzartig Tritte austeilend und durch unerwartete Griffe und Wendungen irden Gegner zu Fall bringend; ich hörte ihn, wie er aus dem I esebuch für das dritte Schuljahr vorlas, einen höchst denkwürdigen Text, der den Unterschied zwischen verschiedenen Bezeichnungen deutlich machen sollte: »Der Herr Minister hat eine Gemahlin. Der Herr Direktor hat eine Gattin. Der Herr l'ostoftizial hat eine Frau. ] Jer Arbeiter hat ein Weib.« Ich sah ihn, wie er, mit den anderen eine Kette bildend, einen grausig humpelnden Kreistanz rund um mich vollführte, wobei alle grölten: »Hahaha, Was macht die Frau Mama?« (Dabei hatte ich gar keine Frau Mama, wie sie dachten, sondern doch nur die »Stief«. Meine Mitschüler sagten daheim jedenfalls niemals »Mama«, sondern eben »Mutter«.) Ich sah Svatopluk Janda auch vor mir, wie er auf der Anhöhe hinter der »Fliedermühle« (einem Wirtshaus am Stadtrand unweit der Schule) mit einem Mädel seines Alters herumwirtschaftete. Er 85 war der erste von uns, der sich mit Mädeln herumtrieb. Von ihm lernten wir allerlei. Er war der Sohn einesTaglöhners, der mehr trank als arbeitete, und einer Mutter, die noch aui sechs andere Kinder aufzupassen und daher wenig Zeit für psychologische Untersuchungen hatte. Wie durch ein Wunder war Svatopluk nach dem Straßeiibahrmnfall am Leben geblieben. Ob seine Eltern sehr glücklich darüber waren, steht dahin. Durch vier Schuljahre hatte ich ihn täglich neben mir. Dann war er durch drei Jahrzehnte nur gelegendich in mein Bewußtsein getreten. »Janda«, sagte ich, »Svatopluk! Wie geht's dir?« Angesichts des Bildes, das er darbot, war dies eine überflüssige Frage. Er beantwortete sie auch nicht, sondern blickte mich eine Weile mit seinen dunklen, unverändert unheimlichen Augen an. Prüfend wanderte sein Blick dann meinen Anzug hinunter bis zu den Schuhen. »Ich weiß schon«, sagte er, »du bist der reiche Urzidil.« »Hör doch auf mit diesem Unsinn. Ich bin nicht reich. Ich bin auch niemals reich gewesen. Das habt ihr euch alle nur eingebildet.« »Also du bist nicht reich? Trägst du vielleicht nur eine Verkleidung und gehst sonst auch wie ich mit Schuhbandeln und Zündhölzern in den Gassen herum?« »Das nicht gerade«, sagte ich verlegen. »Aber nur ganz zufällig nicht. Zwischen mir und einem Reichen ist aber trotzdem noch ein gewaltiger Unterschied.« »Ist er so groß wie zwischen mir und dir? ... Antworte! Ist er so groß wie zwischen mir und dir?« Seine Augen wetterleuchteten, und ich duckte mich, als hätte ich einen Tritt von seinem Stelzfuß befürchten müssen. »Vielleicht hast du recht«, antwortete ich ängstlich. »Aber ich kann doch nichts dafür.« »Das kann wahr sein«, bemerkte er nachdenklich. »Außerdem bist du ja blöd und hast wahrscheinlich deshalb irgendeinen guten Posten.« Ich überging diese Äußerung. Ich kannte zu viele dumme Manschen mit erheblichem Einkommen. Es war mir sogar . hon öfters der Verdacht aufgestiegen, daß es eigendich nicht ■mi so schwer sein könne, viel Geld zu verdienen, in Anbc-ii.h In der Einkünfte mancher Leute, die mir als unzweifelhafte I Hmimköpfe bekannt waren. Übrigens war ich meiner eige-ii.-u Intelligenz gerade damals nicht so unbedingt sicher. Ich iiitwortete also nicht. Ich getraute mich aber auch nicht, Geld li.-iA-orzuziehen und es Svatopluk anzubieten. Daß meine Un-ri ivdung mit ihm auf offener Straße Vorübergehenden oder )-,.ir Bekannten auffällig erscheinen mußte, kam mir nicht in den Sinn.Vielleicht, ich muß es zu meiner Schande gestehen, hätte ich zu anderen Zeiten ein solches Gespräch vermieden. \her in jenen Tagen des Zusammenbruchs der Dimensionen, in jenen letzten Tagen im alten Prag, war das anders geworden. »Steh ich dir tür ein Mittagessen?« fragte er und überhob mich so meiner Verlegenheit. »Ich esse nämlich gern«, setzte er .1 ugenzwinkernd hinzu. »Selbstverständlich«, beeilte ich mich zu sagen, »selbstverständlich, Ich auch.Wohin wollen wir gehen?« »Zu mir natürlich«, sagte er. »Ich wohn hier ganz nahe. Ein Iriiies I lerrchen wie du kann sich doch nicht mit mir in einem < lasthaus zeigen. Wo ich außerdem noch vorbestraft bin. Macht dir das etwas?« »Nein. Gewiß nicht. Ich meine, heutzutage sind viele ... Also warte ein wenig. Ich werde rasch etwas einkaufen.« »Einkaufen? Ganz überflüssig. Ich habe genug zu Hause. Ich habe Brot und eine Masse Wurst. Es ist allerdings Pferdewurst. I last du schon einmal Pferdewurst gegessen?« »l'ferdewurst? Ich glaube nicht.« »Also, da haben wir's. Und du sagst, daß du kein Reicher bist. Nicht einmal Pferdewurst hast du gegessen. Ich kann dir sagen, daß sie besser schmeckt,als du glaubst.« Er humpelte vorwärts durch das enge Theingäßchen, in dem man jetzt gegen Mittag nur wenig Menschen sah. Vor einem der alten kleinen Häuser blieb er stehen, stieß mit dem Ellbogen die Tür auf und trat vor mir her in einen dunklen, muffigen Hausflur, an dessen Ende eine Kellertreppe zu einem Raum führte, der nur durch ein niedriges, vergittertes und noch dazu blindes Fenster von einem dariiberliegenden Hof aus spärliches Licht empfing. »Hab nur keine Angst. Es ist ganz gemütlich«, bemerkte er. »In Pankraz war es allerdings etwas besser.« Pankraz hieß, nach dem gleichnamigen Stadtteil, die Prager Strafanstalt. Hier bei Svatopluk sah es freilich aus wie in einem Verlies. (Ich dachte an den »Grafen von Monte Christo«.) Es roch säuerlich nach alten Abfällen. Mich gruselte, aber ich überwand mich. Svatopluk zündete eine kleine Petroleumlampe an, und ich konnte jetzt unterscheiden, was die Einrichtung des Raumes bildete, dessen Mauerverputz zur Hälfte abgefallen war. Ich erkannte eine aus Kisten zusammengeschobene Lagerstätte mit ein paar angefetzten Pferdedecken und einem gebauschten Zwilchsack, der vermutlich mit Lumpen gestopft war und als Polster diente. Eine größere Kiste fand als Tisch Verwendung, zwei kleinere als Sitzgelegenheiten. Auf einem dreibeinigen, in zweifelhafter Balance schwebenden Gestell standen alte Teller, Gläser, eine Blechkanne und einige in Zeitungen verpackte undefinierbare Objekte. »Ein feines Quartier«, erklärte Svatopluk. »Ich hab schon schlechter gewohnt. In Pankraz war es, wie gesagt, besser.« »Weshalb hat man dich denn eingesperrt?« fragte ich. »Lächerliche Frage. Weil ich einmal etwas mitgenommen habe, was für niemand anderen als mich einen Wert hatte.« Ich vermied es, mich nach den näheren Umständen dieser Strafsache zu erkundigen. »Das ist nämlich so«, begann er von selbst zu erläutern. »Menschen wie du verstehen so etwas nämlich nicht. Leute wie ich werden früher oder später immer wegen Diebstahls bestraft. Eher früher als später. Uns kann man nichts stehlen, folglich müssen wir diejenigen sein, die den anderen etwas abluchsen. Das ist doch klar wie Stiefelwichs. Nicht?« Gegen diese Logik ließ sich schwer etwas einwenden. »Gibt es denn niemanden, der etwas für dich tut?« fragte ich. »Du mußt doch Geschwister haben.« »Ja. Die hab ich. Aber etwas für mich tun? Zwei sind noch da. Die Vlasta hat vier uneheliche Kinder. Die könnt ich noch selbst unterstützen. Und einen Bruder hab ich auch noch. Ko- lossal! I )er ist Bahnangestellter. 1 )em darf ich gar nicht nahe-1 innen. Schau, daß du verschwindest, sonst verlier ich noch meine Stellung, hat er mir gesagt. Willst du einen Schnaps?« ■Nein, ich trinke keinen Schnaps«, sagte ich vorbeugend, nb/war dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. ■1 )as ist gut«, sagte er und schüttelte die Kiimmelflasche. »Es isl nämlich auch gar keiner mehr da.« I )ie Pferdewurst hatte an der Schnittfläche einen metallisch ii Gierenden Schimmer und schmeckte süßlich. Das Brot war vertrocknet Ich aß, denn ich wollte um nichts in der Welt das lilllallen oder gar den Zorn meines Gastgebers hervorrufen. I.Ii fühlte mich wie in der I löhle Polyphems, ängstlich erwar-liMid, was nun als Nächstes geschehen würde. Svatopluk aß herzhaft und schweigend große Wurststücke. Mit Schrecken bemerkte ich, daß auch seine linke Hand verstümmelt war. »letzt wäre ein Bier gut«, sagte er, nachdem er zu Ende gemessen hatte. ■■Ich könnte ja welches holen«,schlug ich vor. »Nicht nötig. Ich werd schon eines verschaffen. Das heißt: wenn du es bezahlst. Geld hab ich nämlich nicht.« Ich reichte ihm meine Geldbörse, die er mit seiner rechten I find öffnete. Er betrachtete eingehend den Inhalt, schüttelte i len Kopf, nahm dann so viel heraus, als ihm nötig schien, und i eichte mir die Geldbörse zurück. Dann humpelte er zur Tür. »Frau Dobrohlawek,Bier!« rief er in den Hausflur. »Erst Geld«, kam eine scheppernde Frauenstimme zurück. »Gieriges Luder«, knurrte Svatopluk, schleppte sich hinaus und kam nach kurzem mit einer Flasche wieder. »Sogar eine Einlage für die Flasche hat sie mir abgenommen. Die hat's nämlich zu Haus. In den Ausschank geht sie nicht. Und ich schon gar nicht. Nusler Bier.Trinkst du Nusler?« Ich bejahte. Er tat einen tiefen Zug und bot mir dann die I lasche an, nachdem er ihren Hals an seinem Ärmel abgewischt hatte. Ich trank. »Ja, das ist einmal ein Festtag«, sagte er zufrieden. »Wie bei Matthäi.« (Matthäi war eine alljährliche Prager Kirchweih.) »Ich hab da auch noch saure Zwiebeln von meinem Hoflieferanten, der das Kaffee Kandelaber am Ring betreibt.« 88 89 (Kaffee Kandelaber nannte man einen Würstelstand am Altstädter Ring. Die Würstel, so sagte man, veranstalteten im Magen ein Wettrennen, was ihre Herkunft kennzeichnete.) »Erinnerst du dich an den Lehrer Petrak?« begann er nach einer Weile. »Ein anständiger Mensch. Ich hab ihn später noch ein paarmal getroffen. Janda*, sagte er, »kannst du dir denn gar nicht helfen?« »Wie soll ich mir helfen*, sage ich, >mit meinem einen Bein?< >Aber du hast doch zwei Hände«, sagt er. »Du könntest doch irgend etwas arbeiten. Ich werde dir einen Platz in einer Fabrik verschaffen.* Das hat er auch wirklich getan. Und ich bin sogar hingegangen. I )as ist jetzt zwanzigjahre her. Und das hier ist das Resultat.« Er schüttelte seine linke Hand vor meinen Augen. Es fehlten zwei Finger. »Wie ist denn das geschehen?» fragte ich. »Es ist eben geschehen«,sagte er. »Ich hab gesehen, wie die zwei Finger fortgeflogen sind vom Zahnrad. Wie I lolzschnit-zeln sind sie fortgeflogen. Schwupp, weg waren sie. Ich hab ein paar Kronen ausgezahlt bekommen. Eigene Unvorsichtigkeit, hat man gesagt. Der Lehrer Petrak hat mir eine Zeitlang auch etwas geschickt. Dann ist er gestorben. Ein anständiger Mensch. Aber sein Rat war nicht gut.« »Er hat es gut gemeint.« »Gut gemeint? Natürlich hat er's gut genieint. Aber man soll Menschen in Ruhe lassen. Denen, die's böse meinen, kann man wenigstens einen Tritt in den Hintern geben. Aber gegen die, die's gut meinen, kann man sich nicht helfen. Die meinen es so gut, bis man dran kaputtgeht.« Ich zog vor, den guten Willen von Menschen nicht zu verteidigen, nicht unter den gegebenen Umständen. Svato-pluk hatte sich auf seinem Kistenlager ausgestreckt. »Und was für eine Art von Unsinn treibst du?« fragte er dann. Ich konnte keine klare Antwort geben. Im Augenblick war ich berufslos. Es war ein Glück, daß ich nichts angeben konnte. Ein Hinweis auf Erwerb und irgendeine Tätigkeit hätte ihn doch nur bitter oder vielleicht gar zornig machen müssen. Ich war damals drauf Lind dran, aus dem Lande zu fliehen, auf irgendeine Weise, die mir vorderhand noch nicht klar war. 90 »Ich muß fort von hier«,sagte ich. »Ich meine: von Prag oder lein ichr aus dem Lande.« ■■Aha«, sagte er. »Wahrscheinlich bist du so irgendein Poli-ii.. her.Von solchen Sachen hab ich auch schon gehört. Na, im. Ii geht das alles ja nichts an.« Er setzte sich auf, betrachtete niii Ii eine Weile und sagte dann: »Also da hast du's! Du hast doch bestimmt gar nichts angestellt. Du hast sicher nicht ■ iiimal irgendeinen dreckigen Hunderter gestohlen, nein, du ii Im mir nicht so tüchtig aus. Und trotzdem lassen sie dich im In in Ruh,deine eigenen Leute.« Es waren zwar durchaus nicht meine eigenen Leute; aber i. Ii schwieg. »Siehst du«, fuhr er fort, »deine eigenen Leute! Und sie lassen .lieh auch nicht in Ruh. Ich hab hier wenigstens mein Zuhause. I > i kann mich niemand wegjagen. Den möcht ich sehn! I 1 ivonlaiifen lim Li ich vor niemandem.« Fr faßte mich schart ins Auge. »Mir scheint, du bist wirklich ein armer Hund. Na, wenn du etwas brauchst, ich helf dir. Ich kann noch mit meinen acht Fingern manche Sache drehen. Geld hab ich freilich nicht ...« »|anda«, sagte ich, »wenn du Geld brauchst, ich meine, für lieh selbst ...'-< »Untersteh dich«, rief er, »du hast das doch nötiger als ich, du Trottel. Das soll keine Beleidigung sein.« Er stand .ml", ging zu dem dreibeinigen ('.est eil und wickelte eines der in Zeitungspapier gehüllten Pakete auf »Das ist mein Archiv«, sagte er dann. »Da will ich dir etwas schenken. Ich hab nämlich noch etwas von dir aus der Schulzeit.« »Was? Jetzt nach dreißig Jahren?« »Ja. Komisch, nicht wahr? Es hat sich mit mir herumgeschleppt. Da, ein Zettel von dir. Den hat dir der Petrak einmal aufgesalzen. »Vom Vater unterschrieben bringen: Ich soll nicht schwätzen und nicht einsagen.*« Es war wirklich ein Zettel, auf dem ich die besagten Gebote zwanzigmal hintereinander hatte aufschreiben müssen. Die Unterschrift meines Vaters aber, dessen entsann ich mich genau, die Unterschrift hatte ich gefälscht. Selbstverständlich 91 hatte das der Lehrer Petrak sogleich erkannt und hatte meinen Vater in die Schule kommen lassen. »Unterschriftfälscher«, schrie mein Vater und schmierte mir eine ins Gesicht, »Unterschriftfalscher, das ärgste, was es auf Gottes Erdboden gibt!« Ich war damals zehn Jahre alt. »Warum hast du dir denn diesen Zettel aufgehoben?« fragte ich staunend. »Warum? Du hast doch mir eingesagt und geschwätzt hast du auch mit mir. Petrak hat den Zettel nachher fortgeworfen, und ich hab ihn aufgeklaubt. Warum, weiß ich nicht. Seither hab ich ihn. Da hast du ihn jetzt, zum Andenken. Damals hast du dich wenigstens getraut, etwas zu machen.« Ich nahm den Zettel und steckte ihn ein. »Na also«, sagte Svatopluk. »Jeder hat irgend etwas fiirjeden. Jetzt will ich aber meinen Nachmittagsnatzer machen.« Er streckte sich wieder auf seinem Lager aus. Ich stand auf. »Wenn du etwas brauchst, so komm«, rief er mir noch nach, und es schien mir, daß ich noch nie im Leben eine ehrlichere Einladung erhalten hatte. Ich wunderte mich, daß es noch für irgend jemanden einen Nachmittagsschlaf geben könne in jener beklemmenden Phase der Besetzung. Auch der Schlaf der Nächte hatte sich auf eine ganz kurze Spanne zusammengedrängt. Nur die wenigsten schliefen von selbst ein oder erwachten von selbst. Der Zustand der Furcht ist die niedrigste und beklagenswerteste Stufe der Seelenverfassung, durch das Erregen von Furcht seine Zwecke zu erreichen, das ärgste Verbrechen an der Menschenwürde. Denn Furcht, selbst in ihren leisesten Äußerungen, ist der Ansatz des Irrsinns. Dies ist Urerkenntnis. Der Heiland selbst hatte die Gradeinteilung aufgestellt. »Von alters her ward euch gesagt: Du sollst nicht töten; wer aber tötet.möge dem Gerichte verfallen. Ichjedoch sage euch: Wer seinem Bruder auch nur mit Groll begegnet, der soll dem Gerichte Rede stehen; wer ihn herabwürdigt, der komme vor den Rat; wer ihn aber zum Narren macht, dem gebührt das Feuer der Hölle!« 92 Ich hielt mich in jenen Tagen wenig zu Hause auf; denn I Irini bedeutete Erreichbarkeit für gefährlichen Zugriff. Auf im inen Wegen vermied ich die I lauptstraßen; denn viele, die um Ii kannten und nun der Gewalt dienten, mochten mir be-••••.•nen und mich preisgeben. Aber auch in kleinen Gassen war I i (iefahr. Ich hielt mich in den Wohnungen anderer auf, aber null sie waren nicht sicherer als ich, ja ihre Unsicherheit mochte durch meine Anwesenheit noch großer sein. Auch sie m hraken zusammen, wenn die Türklingel tönte oder das Telephon läutete. War man allein, suchte man Gemeinschaft; war in.ui mit anderen, wollte man allein sein. Man ging zu Men-,i lien,zu denen man früher nie gegangen wäre.zu flüchtigsten I bekannten, nur um nicht daheim sein zu müssen. Das Heim Ii.ute eben aufgehört und fluktuierte von Stunde zu Stunde. iiin.il in der Nacht, als ich von einem solchen Besuch fortging, schleppte man gerade einen Menschen aus einer Nach-lurwohnung ab. Das Treppenlicht spiegelte sich in den polierten Schaftstiefeln der schwarzen Kohorte, die rund um den Mann die Stockwerke hinuntertrampelte. Er sah zu mir herüber, aber ich stand und regte mich nicht. Ich ging auf Friedhöfe. In ihren Labyrinthen von Grüften und Gräbern mochte man noch am ehesten unbeachtet bleiben. Die Heere von Toten, die schon alles erlitten hatten, wirk-ien besänftigend. Ich begleitete fremde Menschen auf ihrem letzten Weg, stand mit Trauergästen vor fremden Gräbern, und als gehörte ich mit dazu, warf ich dem Toten wohl auch eine Schaufel Erde nach. Ich ging in die Kinos, wo man für zwei Stunden im Finstern /wischen ein paar hundert Menschen anonym bleiben konnte. Mickcy Mouse als Tennisspieler. Fahrradrennen in Dänemark. Waltischjagd bei den Eskimos. Heinrich Vlll. frißt einen Braten, den er mit beiden Händen hält; der Saft trieft fettig auf seine brokatenen Ärmel. Er wird nachher eine seiner Gattinnen köpfen lassen. Wie kommt man aus der Falle? Zahllose warteten naiv in fingen Reihen vor Amtstüren auf Erlaubnisscheine, die sie niemals erhielten. Einige schlugen sich über einsame Grenzhalden, durch Grenzwälder oder auch durch Bergwerke, deren 93 Stollen jenseits der Grenzen mündeten; manche schwammen durch Grenzflüsse, andere schwindelten sich mit gefälschten Papieren durch, etliche wurden erwischt und mit hämischem Triumph wieder eingebracht. Manche blieben auf dem Weg. Manche wieder waren zu erschöpft, die Mühsal auch nur zu versuchen, und endeten freiwillig. Ein grausiger Totentanz wirbelte rundum in grotesken Rhythmen. Manche suchten Zuflucht in Irrenhäusern. Wer seinen Bruder zum Narren macht, dem gebührt das Feuer der Hölle. Mit anderen zusammen beschwor man die Vergangenheiten; oder man erzählte uralte Witze, denn man lechzte nach ablenkender Heiterkeit. Sagte Professor Komma einmal: »Bäuinel, sind Sie nicht der Bruder vom Friedländer aus der Quarta?« Noch hesser: »Sagte Komma zu Bäumel: Sie haben gestern Ihr Unvorbereitetsein in Griechisch mit der plötzlichen F.rkrankung Ihrer Frau Großmutter entschuldigen wollen. Nun, ich habe mich erkundigt. Und da erfahre ich denn zu meiner größten Bestürzung, daß sich Ihre verehrte Frau Großmutter, Gott sei Dank, bei bestem Wohlsein befindet.« Lachsalve. Draußen geht der Aufzug. Beklommene Stille. »Weiß noch jemand eine Komma-Geschichte?« Der Aufzug ist am Stockwerk vorbeigefahren. »Ich hab zerrüttete Nerven«, sagt die Hausfrau. Angst erfand sich die widersinnigsten Kalkulationen. In den Toiletten der Kaffeehäuser wucherte der Schleichhandel mit falschen Pässen. Familienschmuck.Wertpapiere. Kostbarkeiten übergab man wildfremden Personen. Wer Briefe schrieb, hatte mit den Adressaten einen Geheimcode vereinbart. Die Briefe ähnelten dadaistischen Gedichten. »1 )ie Aktentasche ist im Badeofen ... Die Katze ist in der Nähmaschine.« Das hieß dann etwa: Mein Mann ist schon draußen, aber meine Tochter hat man geschnappt. Wer hoffte, entkommen zu können, lernte noch rasch fremde Sprachen. »Mr. Brown is proud ofhis green-house ... Mrs. Brown has an inkstand.« »Nous sommes ä Paris. Voilä le tombeau de Napoleon! Voilä l'ecole de Berlitz!« Das würde man vielleicht noch gut brauchen können. Das Tragische bediente sich der lächerlichsten Masken. Das Lächerliche wandelte auf tragischen Kothurnen umher. Viele packten Koller, um sie noch rasch ins Ausland zu senden. Wihllos, wie .1 einer Feuersbrunst, rafften sie die abstrusesten Dinge zu-iiinnen. Silberne Leuchter, sinnlose Briefheschwerer, geahmte Blumenstücke, auf Glanzpapier aus den Haaren einer ilten Tante gebildet, mit der Umschrift »Zur Erinnerung« (ebenfalb aus Haaren). Andere, die sich besonders klug hinkten,legten alte Kupferstiche in die Koffer. Ghodowiecki! In Amerika soll er sehr gesucht sein. Nicht nur der rundum drohenden Gewalt, nicht nur der l\ i.mnei des Unrechts,sondern auch dem chiliastischen Höl-liiibrueghel des Irrsinns rings suchte man zu entfliehen. Wo u Ii eine Stelle frei von diesem Hexensabbat? Auch nicht einmal von den Kirchen konnte das gelten. Ich sehe noch meinen ilien Freund Alfred König vor nur. Es war in der Kleinseitner Niklaskirche. Ich war eingetreten, nicht gerade aus Frömmigkeit, sondern um mich in der Stille des geweihten Raumes von der Qual der Außenwelt abzusondern. Ich versuchte zu beten. I >er Gedanke an Gebet war mir eigentlich erst gekommen, als i-Ii Alfred vor mir in der Bank knieen sah, den Kopf auf die gefalteten 1 lande gestützt. Er war ein Mensch aufrichtigen < ilaubens.der erst spät,aber mit inbrünstiger Überzeugung sich der Kirche angeschlossen hatte. Er war Schriftsteller und nach seinem Übertritt Autor einiger kirchengeschichtlicher Werke. Wir hatten einst viele Abende miteinander verbracht, und ich hatte ihn immer bewundert. Und als ich ihn knieen und beten sah, dachte ich, daß er vielleicht einer der sehr wenigen wäre, die im Stande der Gnade lebten und ihren Weg und ihre Wahrheit gefunden hätten. Riesenhaft wölbte sich oben die Barockkuppel mit ihrer schwebenden Gloriole von Heiligen und Märtyrern, zu denen sein leises Beten emporzusteigen schien längs der Strahlen, die schräg und steil durch die Fenster einsprangen. So begann auch ich zu beten. »Zukomme uns Dein Reich.« Dann sah ich zwei Männer hinter Alfred treten, von denen einer ihm ganz leicht auf die Schulter tippte. Alfred erhob sich, als hätte er dieses Tippen längst erwartet. Er schickte ■.ich an, mit den zwei Männern davonzugehen. Dabei traf mich sein Blick. Er hatte helle, blaue Augen. In ihnen schien mir in dieser Sekunde alles Leid, aber auch alles Erbarmen des 1 )aseins 94 vereinigt. Er ging zwischen den zwei Männern durch die Bankreihen davon gegen die helle Öffnung des Portals in ein Licht und in ein Dunkel, aus dem er nicht mehr zurückkehrte. Ich ging nun auch nicht mehr in Kirchen. Ich wußte schließlich nur noch von einer Stelle, die das Zeitalter nicht erreichen konnte. Daß der Mauerverputz halb abgefallen war, störte mich nicht. Das erzeugte geographische Ornamente an den Wänden. Eine Stelle sah aus wie Arabien, eine andere wie Südamerika. Am unteren Ende rechts erkannte man deutlich die Gruppe der Falklandinseln. Der Anblick der Mauer erinnerte mich an alte Vciseleieii aus der Schulzeit. Mich erschüttert die große Landkarte mit dem Gewoge der Staaten. Strich werk bezeichnet Tiefebenen. Weiß blitzt auf Alpengraten. Blau sind die Ozeane, gelb ist die Mongolei, Rostrot brennt die Sahara, eisgrün die Hudson Bai. Stiergefecht in Sevilla. Irankneipe der Eskimos, Lianen am Amazonas,Tee aus Isländerinoos, Uberall auf der Karte, überall bin ich zugleich, 1 Kirch alle Breiteilgrade dehnt sieh mein herrliches Reich. Svatopluk, der einigermaßen dem von mir mitgebrachten Kümmel zugesprochen hatte,grölte unaufhörlich ein Ghorlied aus der »Verkauften Braut«, offenbar sein Lieblingslied, das ja auch als Volkslied in aller Munde war: »Warum sollen wir uns nicht freuen, uns nicht freuen, Wenn uns Gott Gesundheit schenkt, Gesundheit schenkt...« »Da schau her«, rief er, »bin ich vielleicht nicht gesund? Ein Bein ist tschan, und eine halbe I land ist futsch. Aber sonst bin ich doch großartig beisammen.« Im Kellerloch war es diesmal wirklich ganz gemütlich. Svatopluk hatte mir das Zwilchsackpolster untergeschoben. 96 \ui der Tischkiste waren sogar Teller ausgelegt und ein paar Mp.ika Bestecke mit der Aufschrift »Hotel Monopol«. I i.is ist nämlich mein Hotel«, erklärte Svatopluk. »Der rote inunerhackel ist dort Küchenchef. Der gibt mir zweimal in .Ii i Woche einen ganzen Haufen Fressalien. Heute ist es Fa-luertes. Erinnerst du dich noch an den roten Zimmerhackel?« Ii Ii mußte gestehen, daß ich den roten Zimmerhackel voll-1 indig vergessen hatte. \Iht doch der rote Zimmerhackel«, rief Svatopluk er- I min. »der dem Schulinspektor das Bein gestellt hat. Ein II il'i.iitiger Kerl! Jeder hat doch den roten Zimmerhackel ge-I null.« I 1 entnahm einem Zeitungspapier eine ganze Menge I mitten faschierten Bratens und einem anderen, von mir ii steuerten Paket Brot. Würste und sauere Gurken. letzt brauchen wir nur noch Bier und Zigaretten«, sagte er, m ibei er mich fragend ansah. Ich reichte ihm meine Geldtasche. • Aber ich muß heute die Dobrohlawek mit einladen«,setzte hinzu, »sonst ist sie beleidigt. Heut ist nämlich ihr Tag. Immer, wenn ich aus dem >Monopol< komm.« Frau Dobrohlaweks etwas verwittertes Gesicht zeigte immerhin noch Spuren einstmaliger Reize. Ihr wasserstotfent-1 11 hics Kräuselhaar war an den Wurzeln dunkelbraun nachge- II hsen. An ihrem sonst hageren Leib protzte ein ausfälliger Unsen, der bei jeder ihrer unaufhörlichen Bewegungen autonom herumpendelte. Ihr Gesicht hatte einen lächelnden Aus-1I1 uck, ohne daß man wußte, ob sie wirklich lächelte. »Wenn ich nicht war, war der Svatopluk längst zugrund gelingen, sag ich Ihnen. Wer sorgt für seine Sachen? Wer hält < )rdnung? Wer verschafft etwas? Wenn ich nicht war ...« ■ I lalts Maul«, unterbrach Svatopluk, »und tratsch keinen lilodsinn.« »Blödsinn«, rief Frau Dobrohlawek entrüstet, »Ordnung braucht ein jeder einmal in der Zeit. Aber er möcht am lieb-len nur fressen und saufen. Ich, ich bin ganz anders. Mein Va-iit war ...« ■Ich weiß genau, was dein Vater war«, warf Svatopluk ein, ■ ich bin mit ihm ein halbes Jahr in Pankraz gesessen.« 97 »Das war ein Mißverständnis«,widersprach die Dobrohlawek »Er ist nur aus Freundschaft Mauer gestanden. Angestellt hat ei gar nichts. Hineingefallen ist er.« »Das ist es ja«, rief Svatopluk, »eingesperrt werden und nicht einmal etwas angestellt haben, das soll man vielleicht noch besonders bewundern. Noch dazu bei einem Ruzicka.« (Die Ruzickas waren eine weit verzweigte Kcsselflicker-familie, die in Böhmen und Mähren,auch im Slovakischen von Ort zu Ort zogen.) »Ein Handwerker war mein Vater«, wehrte sich die Dobrohlawek. »Jeden zerbrochenen Topf hat er so zusain mengedrahtet, daß man noch gute zehn Jahre darin kochen konnte. Ich hab heut noch einen. Und meine Mutter war eine berühmte Spiritistin.« »Sie hat aus dem Kaffeesatz gelesen«, erklärte Svatopluk. »Das ist nicht wahr. Sie hat aus der Hand geweissagt«, schrie Frau I )obrohlawek empört. »Jeder Mensch weiß, daß man aus der Hand wahrsagen kann und daß alles drin ist in der Hand, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.« »Hör auf von Händen zu quatschen«, brauste Svatopluk auf. »Ich hör ja schon auf. Aber wahr ist es trotzdem. Ich bin auch Spiritistin.« »Besonders wenn du Kümmel trinkst. Das ist dein Spiritismus«, sagte Svatopluk. »Du hast zu reden«, sagte sie wegwerfend, während sie zu einer Flade des Faschierten einen tiefen Schluck nahm. »Meine Mutter hat sogar der Gräfin Ghotek, wie sie noch ganz jung war, ihre Zukunft vorausgesagt. Machens nur ja keine Reise, hats gesagt. Das kann bös ausfallen, Fräulein. Fahrens nicht im offenen Wagen. Da könnten Sie sich was zuziehn, Fräulein. Bleibens schön daheim. No, und was ist passiert?« »Was ist denn passiert?« fragte ich geistesabwesend, »Was passiert ist? Du lieber Gott! Umgebracht haben sie's doch, in Sarajewo, im offenen Wagen, zusammen mit dem Franz Ferdinand. I )as war doch der Anfang vom ganzen Wirbel. Und wer hat's vorausgesagt? Meine Mutter.« Es trat eine kurze Stille ein nach der Art des Schweigens bei Trauerkundgebungen. 98 |.i,das waren noch Zeiten«, sagte dann Svatopluk. Was denn für Zeiten?« fragte die Dobrohlawek etwas beirrt. No.es waren eben Zeiten«, sagte Svatopluk. »Heutzutage, ii .imiI keine Zeiten mehr.« I >u meinst, weil draußen wieder ein Wirbel ist?« Mit dem Wirbel wisch ich mir den Hintern aus. Das sind heu für Leute, denen's viel zu gut geht. Erzähl lieber etwas Ina iges, damit wir was zu lachen haben. Sie kann nämlich er-ilileii. Also erzähl eine Geschichte. Aber eine wahre.« Was heißt wahr? Alles, was ich erzähl, ist wahr.« Frau I lohn ihlawek kreuzte die Beine und steckte sich eine Zigarette 1 1 \Ko, was soll ich erzählen? Vielleicht das mit den Kralo-11 /er (ränsen. I lab ich's schon mal erzählt?« I >u erzählst es doch jedesmal anders. Und jedesmal sagst du, 1 wahr.« "I >as ist es auch. Also die Kralowitzer Gänse. Das war noch . 11 der Geschichte mit der Ghotek. Ich war damals ein Mädel dreizehn Jahren. Bei Kralowitz am Waldrand, da gab es 1 . 1 nse. Wie wir vorbeikamen, liefen uns die Gänse nach. Die l 1 .ilowitzer kamen gerannt und schrien: >Ihr habt unsere Gänse ii ililen!« Aber das war nicht wahr.« -Wird schon was dran gewesen sein«, meinte Svatopluk. Ts war nicht wahr! Sie sind uns ganz freiwillig nachgelaufen Ii. 111 den Wald. Die Kralowitzer trieben die Gänse fluchend lederins Dorf zurück. Und wir zogen weiter nach Roslowitz. Wir hatten nämlich einen Planwagen mit einem Gaul, der lud) Kosak. Meine Mutter hat immer aus seinem Wiehern die Zukunft vorausgesagt, besonders an Silvester. Am nächsten Tag waren die Kralowitzer Gänse wieder da. Gänse wissen näni-In h, wo sie hingehören. Aber es hatten sich auch Roslowitzer 1 ..inse unter sie gemischt. Da kamen nun die Roslowitzer Hauern gelaufen und brüllten: >Her mit unsem Gänsen!' Wir 1 In ien zurück, daß auch Kralowitzer Gänse dabei sind. Die ' 1 islowitzer schrien: >Es sind unsere Gänse, und ihr seid gottverfluchte Diebe!< Sie holten die Gendarmen, und mein Vater igte, sie sollten nur nach Kralowitz gehen, da würde es sich ., hon herausstellen, daß es nicht bloß Roslowitzer Gänse sind. I )ie Gendarmen gingen und kamen wieder mit den Kralowitzer 99 Häuslern, die ihre Gänse suchten, aber sie konnten sie in dem durcheinandergemischten Gänsevolk nicht unterscheiden. Wir sagten: >Wir können nichts dafür, wenn uns Gänse nachlaufen.« Die Kralovvitzer und die Roslowitzer begannen aufeinander zu schreien und sich wegen der Gänse herumzuprügeln. Die Gänse schnatterten und zischten dazwischen. Eine davon flog auf die Plane unseres Wagens und war nicht herunterzukriegen. Man lockte sie und zerrte an ihr von beiden Seiten, bis unser Pferd, der Kosak, scheu wurde und mit dem Wagen samt der Gans durchging. Als wir ihn einholten, war die Gans verschwunden. Weil man uns nichts beweisen konnte und wir ja auch wirklich unschuldig waren, ließen uns die Gendarmen weiterziehen. Aber am nächsten Abend war die Gratis plötzlich wieder bei uns.« »Das glaub ich«, sagte Svatopluk. »Unterbrich nicht«, sagte die Dobrohlawek. »Die Gans war bei uns,aber nicht fiir lange. Denn mein Vater sagte: >üevor wir uns deinetwegen einsperren lassen, werden wir dich lieber braten!« Was hätte man auch anderes mit der Gans machen sollen?« »Natürlich. Das war dein Viter. Unschuldig wie ein neugeborenes Kind«, warf Svatopluk ein. »Entweder du willst die Geschichte hören, oder du willst sie nicht hören! Wir rupften also die Gans, packten sie in Lehm ein und steckten sie an den Spieß. Das ist die richtige Art, Gänse zu braten. I )as haben die Gänse gern. Der Lehm wird hart wie ein Hochofen, die Gans wird drinnen regelmäßig goldbraun, und der Saft hält sich innen. Die Gans war beinahe fertig, und wir schmatzten schon mit den Lippen. Indem erschien plötzlich einer von den Gendarmen, roch herum und sagte: >Was bratet ihr da? Eine gestohlene Gans.« Mein Vater sagte: >Wir braten keine gestohlene Gans. Es ist die Gans, die uns gestern nachgeflogen und dann verschwunden, aber heute wiedergekommen ist.« >Es ist jedenfalls nicht eure Gans«, sagte der Gendarm >und ich muß sie konfiszieren.« Was sollten wir machen? Die Mutter sagte: >So warten Sie doch wenigstens,bis die Gans zu Ende gebraten ist. Eine halb gebratene Gans ist doch überhaupt wertlos.« I )as sah der Gendarm ein und wartete also, bis die Gans gar geworden war und meine Mutter mit einem .i. in die I.ehmkruste herunterschlug. >Sie sollten das einmal kosten«, sagte sie zum Gendarmen, >so was Gutes haben Sie Im stimmt noch nicht gegessen.« Der Gendarm wollte zwar i ist nicht. Es roch aber derart gut, daß ersieh schließlich nicht mehr beherrschen konnte, zumal meine Mutter auch noch I. i.nit und Knödel im Kessel hatte. Das Kraut, das will ich gern .•ugeben, hatten wir am Weg von einem Feld genommen, aber Iis Mehl für die Knödel hatte, meiner Seel. so wahr ich leb, im in Vater von einem Bauern fürs Zusammendrahten eines XVidlings bekommen. Der Gendarm fraß fast die halbe Gans ii 11.1 )ann sagte er: >Es ist besser so, wie es ist. Denn man weiß 11 nicht einmal, ob es eine Kralowitzer oder eine Roslowitzer < ..ms war.« >Das ist ja auch jetzt egal«, sagte meine Mutter. Sie Ii m ihm dann auch noch gratis seine Zukunft vorausgesagt.« »Und was war die Zukunft?« fragte ich. ■•Na, so das Übliche. Was Zukunften halt sind. Es ist gar nicht so schwer, die Zukunft vorauszusagen. Was geschieht .! hon Besonderes mit den Leuten? Sie kommen zusammen und gehn wieder auseinander. Jeder hat sein Packel Unglück ('der hat auch mal ein Glück.Trinkt einer zuviel kaltes Was-,er, dann kriegt er halt Läuse im Bauch. Sagt er zuviel die Wahrheit,bekommt er den Fiedelbogen ums Maul geschlagen. Wenn man sich die Leut ein bissei anschaut, da kann man schon voraussagen, was mit ihnen geschehen wird. Man muß nur das Schwarze und das Weiße recht durcheinandermischen. Irgendwas stimmt dann immer.« »Und was sagen Sie mir denn voraus?« fragte ich. »Da müssens erst mal ein Fünfkronenstück auf Ihre Hand legen.« »Laß dich von ihr nicht auch begaunern«, warnte Svatopluk. »Also, so ist er«, brach die Dobrohlawek los. »Das hab ich davon, daß ich ihm immer aushelf. Wer schafft dir die Zündhölzer und die Schuhbandeln? Wer hat dir unlängst sogar ein I )utzend Bleistifte mitgebracht?« »Unlängst? Damit zieh ich doch schon seit drei Jahren herum.« »Beklag dich noch! Dir geht's ja viel zu gut! Statt daß er froh ist, daß die Leut ihm was zahlen und dabei nichts abnehmen.« IOO 101 »Was nehmens denn dir ab, wenns dir zahlen?« »Immer ein Striekel nehmens mir ab. Immer ein Striekel, das kannst mir glauben. Also zeigens Ihre Hand her. Es geht auch ohne die fünf Kronen.« »Das glaub ich«, sagte Svatopluk. Frau Dobrohlawek betrachtete meine Hand. »Noja, was soll man da sagen? Vielleicht habens ein Glück und werden eine weite Reise machen. Es kann aber auch hübsch schiefgehen mit Ihnen.jedenfalls ist noch viel zuviel da zum Schiefgehen. Machens ein bissei weniger aus Ihnen, dann wird Ihnen auch weniger passieren. Je kleiner das Sand-körndel, um so machtloser die Straßenwalze.« »Jetzt hör aber schon auf mit deinen Weisheiten«, knurrte Svatopluk. »Ich muß sowieso gehen«, sagte sie. »Ich hab noch meinen Rundgang zu machen.« Sie warf mir einen prüfenden Blick zu. »Ihnen steht ja der Kopf auch nicht auf ein Frauenzimmer«, sagte sie dann und ging. »Ich sollte eigentlich jetzt auch gehen«, sagte ich zu Svatopluk. »Wohin denn?« fragte er. Ich wollte sagen »Nach Hause«, aber das Wort ließ sich schlecht aussprechen. Es war so inhaltlos geworden, daß die Lippen keinen Anhalt hatten, es zu formen. Ich blieb bei Svatopluk. Es war bei ihm heimelig und still. »Meinetwegen mußt du überhaupt nie weggehen«, sagte er, während ersieh auf seinem Kistenlager ausstreckte, »Ein komisches Frauenzimmer, die 1 )obrohlawek, mit ihren Geschichten. So was fein Zigeunerisches hat sie. Zum Beispiel die Geschichte mit den Clausen.« Er begann zu lachen, und ich lachte mit. »Mich freut's, daß du lachst«, sagte er. Dann kehrte er sich zur Wand, und fast im gleichen Augenblick mischte sich in sein glucksendes Lachen ein Schnarchen, das allmählich die Oberhand behielt und immer regelmäßiger wurde. Ich blickte in die flackernde Petroleumlampe, deren Zylinder zur Hälfte schwarz angerußt war, und lauschte nach diesem festen, unbekümmerten Schnarchen, inmitten der Lautlosigkeit, die bloß von Zeit zu Zeit von der Turmglocke der 102 I heinkirche unterbrochen wurde. Einmal vernahm ich vom Ilm her auch Stimmen, offenbar die Dobrohlawek, die mit irgendeine! Begleitung von ihrem Rundgang zurückgekom-ii im war. Dann war es wieder still, und nur die Schnarchtöne aiopluks waren zu vernehmen wie das Geräusch eines \\ asseis in einem Ganon. Mein Blick verlor sich in den Land-I irtengebilden des zerfallenen Mauerverputzes. Ich .sah die Prärien und die Felsengebirge, sah den Dampf des dunklen Urwalds und den Kräuselrauch derWigwams, hört' das Brausen breiter Ströme und den Donner in den Bergen. 1 Inter den letzten und daher besten Diensten, die ein Mensch einem anderen erweisen kann,steht das Lachen, das er bewirkt,als tiefe Befreiung von Bürden und Kümmernissen. Im anderer Dienst liegt in der wachgerufenen Erkenntnis, daß es immer noch Zonen gibt, die selbst dem unerbittlichsten Zugriff der Zeitereignisse standhalten können, Asyle, in denen eine Zuflucht findet, wer die Kraft hat, die Bedeutungslosigkeit all dessen wahrzunehmen, was sich über dem Kern des I >aseins in schillernden Schichten angesetzt hat und worunter dieser Kern vergessen wurde. Ein hastiger Tag trieb mich nach jener letzten Nacht zwischen den Netzen umher, die nicht immer sichtbar, aber stets fühlbar quer über Straßen und Plätze und durch den Gang der Stunden gespannt waren, so daß nur, wer die heimlichen Passagen der Durchhäuser kannte, dazwischen durchglitt. Die Stadt war, wie vieles damals, mittelalterlicher geworden denn je; sie hatte plötzlich bewachte Wälle und Tore bekommen. WO es galt, durchzudringen. Daß Trug und Täuschung die Waffe der Besten werden mußte, darin lag vielleicht eine der tiefsten Erniedrigungen jener Tage. Man muß Menschen zum Lachen bringen; oder auch zum Weinen. Nur dann sind sie menschlich und beglaubigt. Die, vor denen man sich zu retten hatte, waren nicht zum Weinen 103 zu bringen. Die Tränen hatte man ihnen ausgelaugt. Wie mochte es um das Lachen stehen? Der Zug rollte aus dem Bahnhof, und die Schatten vertrauter Häuser fielen endgültig in sich zusammen. Wer wird, wenn ich nicht da bin, das Lied der Häuser und Gassen singen, den späten Sonnenblitz in den Turmknäufen, die Nachdenklichkeit der Karyatiden, wer das leise Summen der alten Brezelweiber im Park,die Schicksale der beiden Ufer und die Hoheit ihrer Brücken? Der Zug arbeitete sich durch die Nacht gegen die Grenze. Ich kannte dieses Grenzland; ich kannte die sanften Berge und die mütterlichen Wälder, die Hänge, die jetzt schwarz dalagen, aber deren Farbigkeit ich wußte und die sich jetzt für ihren Sommer rüsteten wie jedes Jahr. Schlaf lagerte schwer in den Tälern. Wer begreift, wenn ich nicht da hin, das goldene Aufspringen der Morgenknospen, wer den Drosselschrei und das Leuchten der Quarze? Wer wird die wilde Wirtschaft des Windes in den Wipfeln feiern und die endlosen Regengüsse, wer die Verzweigungen des Bärlapps am Waldgrund enträtseln, mit den Wegwarten Zwiesprache halten und den kupferroten Wanderkäfern folgen? Sei ruhig! Irgendjemand wird es tun. Noch viele werden es am. Wer bist denn du? Der Zug hielt mit einem Ruck. Es war drei Uhr früh. Die Grenze! Um diese Zeit ist vielleicht auch der hartnäckigste Grenzbeamte schläfrig. Um diese Zeit mag er möglicherweise übersehen, daß etwas nicht stimmt. Darauf hoffte ich. Aber es kann auch sein, daß er besonders übellaunig ist wegen seines Nachtdienstes, besonders scharf auf alles und böse auf jeden, mit dem er zu tun hat. »Grenzkontrolle! Ausreisegenehmigungen!« Ich griff in die Tasche und zog meine Papiere hervor. Der Beamte war ein älterer Mensch. Er blickte auf die Papiere. »Was? Das soll eine Ausreisegenehmigung sein?« Jetzt hatte er es bemerkt.Jetzt ging es an den Kragen. »Ja«, sagte ich mit angenommener Festigkeit, »das ist die Genehmigung, die man mir erteilt hat.« »Sie sind wohl nicht ganz recht im Kopf«, sagte er. »Ich soll nicht schwätzen und nicht einsagen? Was soll denn das heißen?« Erschrocken blickte ich auf den Zettel. "Entschuldigen Sie«.sagte ich dann, »da ist mir ein alter Zettel unier die Papiere geraten. Ein alter Zettel aus der Schulzeit.« Ich suchte in meinen Taschen. »Hier, hier ist der Ausreise- .i hein.« I >ie Augen des Beamten leuchteten auf. »Natürlich«, sagte >i. »das ist er«, und er begann zu lachen. »Ich soll nicht schwätzt! und einsagen, so was hab ich auch einmal abschreiben .....ssen, tünfzigmal sogar, das gibt's immer wieder«, und er i hiittelte sich vor Lachen, daß ihm die Tränen kamen, während er auf meinen gefälschten Ausreiseschein seinen Stempel ■i ztc. »Ich soll nicht schwätzen und einsagen! Na so was! Und .....ten in der Nacht!« Und er lachte sich in den Waggongang. I )er Zug fuhr an. Die Grenze wich zurück. Die Nacht löste Mi Ii von den Gebilden. I )ie Sonne stieg auf und tönte nach alter Weise. Ich blickte in das einzige Buch, das ich mitgenommen hatte. »Wer ist es, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Verstand? Wo u arst du, da ich die Erde gründete? Sage an,bist du so klug? Da mich die Morgensterne priesen und alle Engel jubelten.« I >er Zug stieß vor in beleuchtetes Flachland. Fachwerkhäuser sprangen hoch und vorüber; Wege glitten heran und huschten liinwegins Unbekannte;Menschen und Fuhrwerke bewegten u h in den Tag. Es lebte ringsum. »Haben sich dir die Tore des Todes je aufgetan, oder sähest In jemals die Tore der Finsternis?« Bei dieser Frage schloß ich das Buch. 104 105