Rainer Maria Rilke Im alten Hause; vor mir frei seh ich ganz Prag in weiter Runde; tief unten geht die Dämmerstunde mit lautlos leisem Schritt vorbei. Die Stadt verschwimmt wie hinter Glas. Nur hoch, wie ein behelmter Hüne, ragt klar vor mir die grünspangrüne Turmkuppel von Sankt Nikolas. Schon blinzelt da und dort ein Licht fern auf im schwülen Stadtgebrause.- Mir ist, daß in dem alten Hause jetzt eine Stimme "Amen" spricht. Aus: Larenopfer Rainer Maria Rilke Ve starém domě Ve starém domě pode mnou Se celá Praha rozkládá, A večer na ni dopadá Tichým krokem, první tmou. Město jak za sklem – barvy mdlé. Tak jako přilba hrdiny Měděnkou pokrytá tu za stíny Tyčí se mikulášská kopule. Tu a tam světlo zablýsklo V dálce v dusném městském spěchu. Je mi, jakoby v jemném vzdechu Ve starém domě „Amen“ zaznělo. Překlad S. Stanovská Rainer Maria Rilke •Arme Heilige aus Holz kam meine Mutter beschenken; und sie staunten stumm und stolz hinter den harten Bänken. Haben ihrem heißen Mühn sicher den Dank vergessen, kannten nur das Kerzenglühn ihrer kalten Messen. Aber meine Mutter kam ihnen Blumen geben. Meine Mutter die Blumen nahm alle aus meinem Leben. Aus: Frühe Gedichte Dřevěné sochy svatých Má matka obdarovávala. V údivu tiše stály s mlčícími ústy Před lavicemi, do nichž poklekala. Její námaze žhavé Nikdy neděkovaly, Znaly jen svíce plápolavé, Jež chlad mší halí. Má matka jim však vždycky Květy darovala. Má matka všechny květy Mému životu vzala. Překlad S. Stanovská Rainer Maria Rilke: Von dem mönchischen Leben •Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang. Ich habe viele Brüder in Sutanen im Süden, wo in Klöstern Lorbeer steht. Ich weiß, wie menschlich sie Madonnen planen, und träume oft von jungen Tizianen, durch die der Gott in Gluten geht. Doch wie ich mich auch in mich selber neige: Mein Gott ist dunkel und wie ein Gewebe von hundert Wurzeln, welche schweigsam trinken. Nur, daß ich mich aus seiner Wärme hebe, mehr weiß ich nicht, weil alle meine Zweige tief unten ruhn und nur im Winde winken. Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manchesmal in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, - so ists, weil ich dich selten atmen höre und weiß: Du bist allein im Saal. Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da, um deinem Tasten einen Trank zu reichen: Ich horche immer. Gieb ein kleines Zeichen. Ich bin ganz nah. Nur eine schmale Wand ist zwischen uns, durch Zufall; denn es könnte sein: ein Rufen deines oder meines Munds - und sie bricht ein ganz ohne Lärm und Laut. Wir bauen an dir mit zitternden Händen und wir türmen Atom auf Atom. Aber wer kann dich vollenden, du Dom. Wenn ich gewachsen wäre irgendwo, wo leichtere Tage sind und schlanke Stunden, ich hätte dir ein großes Fest erfunden, und meine Hände hielten dich nicht so, wie sie dich manchmal halten, bang und hart. Dort hätte ich gewagt, dich zu vergeuden, du grenzenlose Gegenwart. Wie einen Ball hätt ich dich in alle wogenden Freuden hineingeschleudert, daß einer dich finge und deinem Fall mit hohen Händen entgegenspringe, du Ding der Dinge. Ich hätte dich wie eine Klinge blitzen lassen. Vom goldensten Ringe ließ ich dein Feuer umfassen, und er müßte mirs halten über die weißeste Hand. Die Engel Sie haben alle müde Münde und helle Seelen ohne Saum. Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde) geht ihnen manchmal durch den Traum. Fast gleichen sie einander alle; in Gottes Gärten schweigen sie, wie viele, viele Intervalle in seiner Macht und Melodie. Nur wenn sie ihre Flügel breiten, sind sie die Wecker eines Winds: als ginge Gott mit seinen weiten Bildhauerhänden durch die Seiten im dunklen Buch des Anbeginns. Aus: Das Buch der Bilder Rainer Maria Rilke Andělé Jak unavená ústa mají! A duše lehké, bez lemu. A hříšnou touhou hořívají, Když někdy sní, když propadají snu. Jsou téměř všichni stejní, bílí, Když mlčí v Božích zahradách. Jak mnohé, mnohé intervaly V jeho moci, v té melodii v tmách. Jen když rozprostřou svá křídla Poryvy větru zavanou, Jakoby Bůh ze svého bydla Rukama sochaře, jež jsou jak živá zřídla Listoval v knize počáteční tmou. Překlad S. Stanovská Herbsttag Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Aus: Das Buch der Bilder Podzimní den Pane můj, přišel čas. Veliké léto matní. Vpusť vichry do polí vstříc mrazům, Stín do slunečních hodin zatni. Poslední plody nalej k plnosti, Daruj jim ještě dva dny svitu, Ať půda vsákne šťávu, předzvěst blahobytu, Vinohrad obdař ztěžklou sladkostí. Kdo ještě nemá dům, ten bude bez něj, sám. Bude sám, tápat bez nadějí, Bdít, číst, psát dopisy a vcházet do alejí, Bezcílně bloudit sem a tam, Ve víru listů, které nikam nedospějí. Překlad S. Stanovská Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. Aus: Neue Gedichte (1907) Panter Za hradbou tyčí pohled tápe němý V únavě, nic už nechce uvidět. Je mu, jak kdyby tisíc tyčí bylo jeho zemí A za tisícem tyčí žádný svět. Ta měkkost, ladnost, skrytá síla chodu Ve stále menším kruhu dokola Je jako tanec síly kolem středu, Ve kterém z mdloby vůle vytryskla. Jen někdy zřítelnice za oponou nudy Zpozorní, přijme to, co vidět chce, Ten obraz proline se napjatými údy A v srdci zanikne a setmí se. Překlad S. Stanovská DUINESER ELEGIEN Die erste Elegie Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen, und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich. Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockruf dunkelen Schluchzens. Ach, wen vermögen wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht, und die findigen Tiere merken es schon, daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sind in der gedeuteten Welt…