Franz Grillparzer 1791-1872 FRIEDRICH SENGLE: Biedermeierzeit. DEUTSCHE LITERATUR IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN RESTAURATION UND REVOLUTION 1815-1848. BAND III. Die Dichter. Stuttgart: Metzler, 1980. • • •Bei einer regionalen Gliederung hätte dem Österreich Metternichs mit sechs Dichtern die Spitze gebührt (Raimund, Grillparzer, Postl-Sealsfield, Nestroy, Lenau, Stifter). •Der eigentliche wissenschaftliche Sinn dieses Bandes ist es aber, die aus regionalen (partikularpatriotischen), politischen, sozialen, religiösen oder ästhetischen Gründen traditionellerweise sehr weit voneinander getrennten Philologien der Biedermeierzeit zusammenzuführen und einen Anfang mit der erkenntnisfördernden wechselseitigen Erhellung dieser Dichter zu machen Sengle: Die deutsche Biedermeierzeit ist eine Spätphase der westeuropäischen Romantik vs. Biedermeier und Realismus •FRANZ GRILLPARZER (1791-1872) •Allmähliche Abklärung des Grillparzerbildes 57 Orientierung am Bleibenden trotz Psychologie und Zerrissenheit 59 Erlebnisdichtung? Goethe-Nachfolge? 63Empfindung als Grund der Poesie •64 Dramaturgie: nur kleine Zugeständnisse an die offene Form 68 Abgrenzung von gescheiterten Dichtern der Zeit: Das bescheidene Amt als Rettung 71 Schreyvogel: die Erziehung durch das Theater 72 Das Gegengewicht Österreich-Ungarn 74 Zwei Gruppen von Dramen (Grillparzers Vorschlag) 76 Das Problem eines katholischen Josephinismus 77 Das Ende des Tragikers 79 •DIE EINZELNEN DRAMEN 80 Die Ahnfrau 81 Sappho 83 Das goldene V ließ 86 König Ottokars Glück und Ende 90 (Hannibal-Szene 92) Der Traum ein Leben 92 Melusina 93 Weh dem, der lügt! 93 Ein treuer Diener seines Herrn 97 Des Meeres und der Liebe Wellen 99 Der Abschied vom Theater ist lange vorbereitet 102 Die Jüdin von Toledo 103 Libussa 106 Ein Bruderzwist in Habsburg 109 Gibt es eine Formel für Grillparzers Dramatik? 112 Keine Sprachkrise im modernen Sinn 115 Grillparzers Lyrik 118 Die Prosaerzählungen 122 Grillparzers Autobiographie 129 Die Epigrammatik 129 Sengle, 57 •57, Er war durch sein ganzes Leben hindurch, wie so viele seiner Zeitgenossen, ein Gehemmter, ein Gespaltener, ein Mensch, der an der Zensur, am »Chaos« der Zeit, noch mehr aber an sich selbst litt. •Sengle bebruft sich auf Herbert Seidler. •60, Der geistvollste Vertreter der ahistorischen, psychologischen und psychoanalytischen Grillparzerforschung war in der letzten Zeit wohl Heinz Politzer: Franz Grillparzer oder das abgründige Biedermeier, Wien u. a. 1 1972. Warum Grillparzer und nicht Stifter oder Ebner-Eschenbach oder Saar -Der österreichische Klassiker, ein „Schutzschild gegen das Deutsche“. -Auch durch Meine Erinnerungen an Grillparzer (1915) von Ebner-Eschenbach als Ahnherr der österreichischen Literatur verehrt. •"So ist es mir aber mein ganzen Leben ergangen. Mißtrauen in mich selbst, wenn ich bedachte, was sein sollte, und damit abwechselnder Hochmut, wenn man mich herabsetzen oder vergleichen wollte. Das ist aber der im Leben schädlichste Stolz, der nicht aus eigener Wertschätzung, sondern aus fremder Geringschätzung hervorgeht.“ (Selbsbiographie) • Obsah obrázku text, osoba, oblek, pózování Popis byl vytvořen automaticky 1827, ein Jahr nach der Begegnung mit Goethe und 1861, Mitglied des Herrenhauses Obsah obrázku text, staré, rámeček obrázku Popis byl vytvořen automaticky Franz Kafka an Milena Jesenská über das 1889 enthüllte Denkmal von Grillparzer Obsah obrázku strom, exteriér, tráva, budova Popis byl vytvořen automaticky Kontrast zwischen Carl Kundmanns jugendlichem Grillparzer und den Reliefs von Rudolf Weyr •Links: Ahnfrau, Der Traum ein Leben und König Ottokars Glück •Rechts: Medea, Sappho und Des Meeres und der Liebe Wellen. Obsah obrázku budova, exteriér, socha, kámen Popis byl vytvořen automaticky Kafka an Felice Bauer am 2. 9. 1913 •Sieh, von den vier Menschen, die ich (ohne an Kraft und Umfassung mich ihnen nahe zu stellen) als meine eigentlichen Blutsverwandten fühle, von Grillparzer, Dostojewski, Kleist und Flaubert, hat nur Dostojewski geheiratet, und vielleicht nur Kleist, als er sich im Gedränge äußerer und innerer Not am Wannsee erschoß, den richtigen Ausweg gefunden. Das alles kann an und für sich für uns ganz bedeutungslos sein, jeder lebt ein neues Leben und stünde ich selbst im Kern ihres Schattens, der auf unserer Zeit liegt. Stefan Riesenfellner über Schiller-Denkmale. Ähnliches galt über die Grillparzer-Feier 1891. (Steinernes Bewusstsein I: die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern, Böhlau Verlag Wien 1998). Bild: Břenek, 1892. https://encyklopedie.brna.cz/home-mmb/?acc=profil_objektu&load=500 •„Wie kaum ein anderer deutschsprachiger Schriftsteller unterlag dieser Klassiker im 19. Jahrhundert einer massenhaft betriebenen politisch-ideologischen Instrumentali-sierung, die weniger seiner Person und seinem Werk galt, als dem Mythos des ´Dichters und Sängers des deutschen Volkes´, der für die Propagierung der Idee der ´deutschen Nation´ genützt wurde.“ Obsah obrázku strom, exteriér, budova, bílá Popis byl vytvořen automaticky Milan Neužil: Die Presse als Faktor der politischen Mobilisierung. Zum Brünner Periodikum Deutsches Blatt •S. 91: Nicht Österreich, sondern die Ostmark, „rüstet sich" den Dichter zu feiern. Er sei der erste unter denen, „welche auf geistigem Gebiete die Verbindung mit Alldeutschland aufrecht erhielten, den in dem „großen deutschen Mutterland" jeder kennt. Der Text […] enthält den Vorwurf, in der Libussa „mit einer Verkündigung der slavischen Weltherrchaft [zu schließen], die ein deutscher Dichter wahrlich nicht nötig hatte“ (Nr. 3, 10.1.1891, S. 2) •. •Baut eure Stadt, denn sie wird blühn und grünen, • •Wie eine Fahne einigen das Volk. • •Und tüchtig wird das Volk sein, treu und bieder, • •Geduldig harrend bis die Zeit an ihm. • •Denn alle Völker dieser weiten Erde, • •Sie treten auf den Schauplatz nach und nach: • •Die an dem Po und bei den Alpen wohnen, • •Dann zu den Pyrenäen kehrt die Macht. […] • •Das blaugeaugte Volk voll roher Kraft, • •Das nur im Fortschritt kaum bewahrt die Stärke, • •Blind, wenn es handelt, tatlos wenn es denkt, […] • •Dann kommts an euch, an euch und eure Brüder, • •Der letzte Aufschwung ists der matten Welt. • •Die lang gedient, sie werden endlich herrschen, Arno Dusini •Die Ordnung des Lebens: Zu Franz Grillparzers "Selbstbiographie". Walter de Gruyter, 1991. •Jemand musste Franz Grillparzer verleumdet haben. Zu Franz Kafkas Grillparzer-Rezeption. •Werner Welzig: »Grillparzers und Kafkas Schriften für eine Akademie«. Obsah obrázku text, vizitka Popis byl vytvořen automaticky Bauernmarkt •Habe ungefähr bis drei Uhr nachts nichts schlafen können. Las Grillparzers Selbstbiographie und habe mir einiges angestrichen /…/ Meisterhafte Schilderung einer alten Wohnung •(Musils Tagebücher, 1905) •Selbsbiographie: Um das Formlose und Trübe meiner ersten Jahre begreiflich zu machen, muß ich sogar unsere Wohnung beschreiben. • Wohnung auf dem Bauernmarkt •Finster und trüb waren die riesigen Gemächer. Nur in den längsten Sommertagen fielen um Mittagszeit einzelne Sonnenstrahlen in das Arbeitszimmer unsers Vaters und wir Kinder standen und freuten uns an den einzelnen Lichtstreifen am Fußboden. •Ja auch die Einteilung der Wohnung hatte etwas Mirakuloses. Nach Art der uralten Häuser war es mit der größten Raumverschwendung gebaut. Das Zimmer der Kinder, das so ungeheuer war, daß vier darin stehende Betten und einige Schränke kaum den Raum zu verengen schienen, empfing sein Licht nur durch eine Reihe von Glasfenstern und eine Glastüre von einem kleinen Hofe auf gleicher Ebene mit dem Zimmer, also wie das Zimmer selbst im ersten Stockwerke. Dieser Hof war uns streng versperrt, … •Das Schauerliche wurde übrigens durch eine wirkliche, lebende Bevölkerung vermehrt, durch Ratten nämlich, die in Unzahl sich da herum trieben, und von denen einzelne sogar den Weg in die Küche fanden. Ein bei uns lebender Neffe meines Vaters und mein zweiter Bruder begaben sich manchmal, mit Stiefelhölzern bewaffnet auf die Rattenjagd, ich selbst konnte mich kaum ein paarmal entschließen, das Gewölbe zu betreten und mir Angst und Grauen zu holen. Gliederung des Vortags 1.Warum Grillparzer, was macht ihn zum modernen Klassiker 2.Die Selbstbiographie 3.Der arme Spielmann 4.König Ottokars Glück und Ende 5.Der Bruderzwist im Hause Habsburg und Libussa 6. 6. 6. Arno Dusini •Darin mag man die Leistung der Autobiographie erkennen: daß sie Einzelnes, mitunter Heterogenstes in einen übergreifenden „Zusammenhang“ bringt, einen „Zusammenhang“ freilich, den das Leben selbst nicht vorgibt. •Goethe: •Denn dieses scheint die Hauptaufgabe der Biographie zu sein, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen, und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet, und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abgespiegelt. Grillparzer und Goethe •„Wenn ich einmal tot bin, muss man mich im Zusammenhalte mit meiner Zeit schildern. Unter Kaiser Franz musste jeder Dichter oder Literator, wenn nicht vernichtet, so doch verkümmert werden.“ ●1847 aufgefordert, 1853 abgeliefert, nur bis 1836 (der Misserfolg mit Weh dem, der lügt erst 1938) ● • Fragment vom 6. Jäner 1814, drei Jahre vor der Ahnfrau •so setzt er sich hin seinen unsterblichen Werken durch eine Beschreibung seines Lebens die Krone aufzusetzen, damit doch auch das Erdenpack einigermaßen begreife, wie man wie sie aussehen, und doch so unbegreiflich anders sein könne. So hieltens die berühmten Männer mit den Biographien vom Hl. Augustinus an bis auf Wolfgang von Goethe. So wahr das ist, so sonderbar mag es daher scheinen, daß ich, dessen Ruhm höchstens von den Lippen dreier Freunde und aus dem Munde einiger weniger weiblichen Verwandten tönt, nichts geringeres im Sinne habe, als – diese berühmten Männer nachzuahmen. • 1809 sein Vater gestorben, 1819 beging seine Mutter Selbstmord •„Während sie sich ankleiden wollte, traf sie ein Schlagfluß, wobei ihr Rücken gegen die Mauer lehnte, während ihre Kniee sich gegen den vor ihr stehenden Nachttisch stemmten, so daß sie aufrecht im Tode dastand.Das Entsetzen dieses Momentes läßt sich begreifen. Da aber vielleicht noch Hilfe möglich sein konnte, befahl ich den Mägden die Frau ins Bette zu bringen und eilte augenblicklich fort nach dem Arzte, der mir auch ebenso schnell folgte. Als wir kamen, hatten sich die dummen Weibsbilder nicht getraut die Tote anzufassen und sie stand noch immer neben ihrem Bette.“ Selbstmord der Mutter •[Die Magd] bat mich um Gotteswillen hinüber zu kommen, da die gnädige Frau durchaus nicht ins Bette zurückgehen wolle. Ich eilte ins Zimmer meiner Mutter und fand diese halb angekleidet an der Wand zu Häupten ihres Bettes stehend. Ich beschwor sie, sich keiner Verkältung auszusetzen und sich wieder niederzulegen, erhielt aber keine Antwort. Ich faßte sie an, um allenfalls ihrer Schwäche nachzuhelfen, da, bei dem Scheine des von der Magd gehaltenen Lichtes, sehe ich ihre Züge starr und leblos. Ich hielt meine Mutter tot in meinen Armen. Wahrscheinlich war ihr während der Nacht der Gedanke wiedergekommen in die Kirche zur Kommunion zu gehen. Selbstmord der Mutter •Das offizielle Totenprotokoll nach erfolgter Obduktion im Wiener Allgemeinen Krankenhaus : N[ota] B[ene]. Hat sich erhängt. • • Die Einstellung von Kaiser Franz zum Theater: Verbot vom Laientheater •Leute, welche sich mit Komödienspielen abgeben, gar bald dafür eine solche Leidenschaft fassen, daß sie es nicht mehr als eine Unterhaltung in freien Stunden betrachten, sondern es als ein Hauptgeschäft treiben, und somit von ihrer eigentlichen Berufsarbeit abgezogen werden. Die Mädchen, besonders von der geringeren Klasse, werden aus der Sphäre, wohin sie eigentlich gehören, herausgerissen, erhalten einen romanhaften Schwung und verlieren ganz diejenigen guten Eigenschaften, die sie zu ihrer künftigen Bestimmung, gute, sittsame und arbeitsame Mütter zu werden, doch so nötig haben. •Norbert Bachleitner: Die Theaterzensur in der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert. S. 78 • Wiener Verhälnisse unter Metternich •Grillparzer: Nun war dem Grafen [Stadion] Baron Pillersdorff persönlich zuwider. Demungeachtet erklärte er jetzt, daß wenn man ihm diesen ausgezeichneten Hilfsarbeiter entziehe, er sein Amt niederlegen müsse, das er ohne ihn fortzuführen außerstande sei. Das ist groß, dünkt mich. Es hat aber keine Beziehung auf mich, aber ich schreibe meine Erinnerungen und da gehört meine Zeit ebenso gut hinein als ich. Oder vielmehr ich will mich amüsieren und es freut mich, Personen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die mir wohlgewollt haben, der Übelwollenden war ohnehin die größere Anzahl. FG im Dezember 1823 an den Grafen von Sedlnitzky, Metternichs Polizeiminister, anläßlich der Ottokarzensur • Polizeichef Sedlnitzky wollte die Aufführung verhindern, wegen "des Kontrastes, in welchem die Österreicher gegenüber denen überall mit den ungünstigsten Farben geschilderten Böhmen" dargestellt sind. •Ich habe mich nie unter die Schriftsteller des Tages gereiht. Kein Journal hat Beiträge von mir aufzuweisen. All die Korrespondenz-Nachrichten und Tagesneuigkeiten, wodurch andere Literatoren so leichten und so reichlichen Gewinn finden, habe ich verachtend von mir gewiesen, meine Kräfte anhaltend, ernsten Studien, meine Zeit der Hervorbringung weitaussehender Werke gewidmet und von der Anerkennung meines Vaterlandes jenen Lohn erwartet, der der Ehre nichts benimmt ... Ich habe ein Recht auf Berücksichtigung von Seiten der Zensur. Wenn E. E. meinen Ottokar verbieten, rauben Sie mir die Frucht jahrelanger Arbeiten, meine Aussicht auf die Zukunft, vernichten mich, und in mir vielleicht eine Reihe aufkeimender Talente, die mein Beispiel sich zur Warnung nehmen und sich zur Gemeinheit der Journale oder der Posse der Leopoldstädterbühne flüchten werden. • • • KOGuE •ein Hofrat der Zensurstelle, der "mir bis auf diesen Augenblick immer zugetan geblieben ist. Er begann das Gespräch mit der damals in Wien stereotypen Frage: warum ich denn gar so wenig schriebe? Ich erwiderte ihm: er als Beamter der Zensur müsse den Grund wohl am besten wissen. Ja, versetzte er, so seid Ihr Herren! Ihr denkt euch immer die Zensur als gegen euch verschworen. Als Ihr Ottokar zwei Jahre liegen blieb, glaubten Sie wahrscheinlich, ein erbitterter Feind verhindere die Aufführung. Wissen Sie, wer es zurückgehalten hat? Ich, der ich, weiß Gott, Ihr Feind nicht bin. Aber, Herr Hofrat, versetzte ich, was haben Sie denn an dem Stücke Gefährliches gefunden? Gar nichts, sagte er, aber ich dachte mir: man kann doch nicht wissen . . .!" Wiener Verhältnisse unter Metternich •„Als der Tag der Aufführung kam, gab es ein Gedränge, desgleichen man im Hofburgtheater weder früher noch später erlebt hat. Leider konnte ich die Ehre dieses Zulaufs nicht bloß mir anrechnen, es war vielmehr das Gerücht, dass das Stück von der Zensurverboten gewesen sei, was dem Publikum die Aussicht auf einen allfälligen Skandal eröffnete.“ • Grillparzers Leben als Beamter •1832 Grillparzer wird zum Direktor des Hofkammerarchivs ernannt •1838 Nach dem Misserfolg von Weh dem, der lügt zieht sich Grillparzer vom Theater zurück •1849 Heinrich Laube wird Leiter des Wiener Hofburgtheaters: Viele der bereits im Vormärz aufgeführten Stücke Grillparzers werden wieder gespielt. •1856 Pensionierung auf eigenen Wunsch. Grillparzer erhält den Titel eines k.k. Hofrats Ludlamshöhle •Wynfried Kriegleder: „Ein politisch harmloser Männerverein, der … im April 1826 in einer Polizeirazzia geschlosen wurd. Die Mitglieder, darunter Deinhardstein [seit 1832 Nachfolger Joseph Schreyvogels als Dramaturg und Vizedirektor des Hofburgtheaters], die Brüder Jeitteles, Saphir, … wurden polizeilich verhört und einer Hausdurchsuchung unterzogen]. Spiritus agens der Ludlamshöhle war Ignaz Franz Castelli” •Alois Isidor Jeitteles schrieb mit Castelli 1818 eine Parodie auf das Schicksalsdrama Der Schicksalstrumpf. Schlusssatz der Selbstbiographie •Es fehlte nämlich, wie an Dichtern, so auch allgemach an Schauspielern und endlich sogar an einem Publikum. •Ein Zitat aus Lessings Ein und achtzigstem Brief, die neueste Literatur betreffend: Das ist ohne Zweifel der Hauptpunkt! Wir haben kein Theater. Wir haben keine Schauspieler. Wir haben keine Zuhörer. (6. 2. 1760) König Ottokars Glück und Ende Obsah obrázku exteriér, savci, kůň Popis byl vytvořen automaticky Obsah obrázku osoba, šaty Popis byl vytvořen automaticky König Ottokars Glück und Ende Obsah obrázku osoba Popis byl vytvořen automaticky Obsah obrázku osoba, nošení, kabát, bunda Popis byl vytvořen automaticky Dušan David Pařízek, geb, 1971 in Brno •Wolfram Lotz: Die lächerliche Finsternis (UA: 2014 am Akademietheater Wien) 2014 von der Theaterzeitschrift Theater heute als Inszenierung des Jahres ausgezeichnet. •Kamila Polívková •Ein langer tschechischer Monolog mit Übertiteln, Kunigunde spricht Ungarisch. •Das nationale Pathos beseitigt, der vierte und fünfte Akt redikal gekürzt. Der Bruderzwist im Hause Habsburg (1825- 1860er Jahre; 1872 im sterbbejahr FG uraufgheführt) •Kriegleder: „Was im späten 16. Jh. die zentrifugalen Kräfte des Religionsstreits waren, sind in der Gegenwart die Nationalismen. •Rudolf: Ich bin das Band, das diese Garbe hält, / Unfruchtbar selbst, doch nötig, weil es bindet. •Don Julius Caesar d´Austria, der älteste Sohn des Kaisers Rudolf II. von Habsburg und Katarine Strad, mit der er etwa 6 Kinder hatte. •Hier lässt ihn der Vater als Missetäter (Mörder von Lukrezia, die Tochter Prokops) verbluten. Der konventionelle Handlungsstrang. • •Grillparzers Tagebuch 1848/49 über die Revolution: •die Vorurteile entfernt, aber durch keine Urteile ersetzt; die Empfindung nur noch in der Selbstsucht lebendig; Autorität und Vertrauen erloschen, und die Rechtschaffenheit einer erlogenen oder geträumten Großartigkeit untergeordnet: Wo wäre da noch ein fester Punkt, an den an den Hebel für ein Emporziehen des Versunkenen ansetzen könnte? Am übelsten daran ist Frankreich durch seine moralische und Deutschland durch seine geistige Verworrenheit ... • •Claudio Magris: •„Kein einziges Dichtwerk hat mit solchem Pathos und mit soviel Poesie zum habsburgischen Mythos beigetragen. Der Bruderzwist steht wahrlich im Mittelpunkt dieser ganzen Tradition.“ • Der Bruderzwist im Hause Habsburg Rudolf II. (1576 bis 1612) und Matthias (1611-1619) Obsah obrázku text, osoba, tmavé Popis byl vytvořen automaticky Obsah obrázku text Popis byl vytvořen automaticky „ohne Tatkraft voll Tatendurst"Tagebücher Nr. 1281 •Matthias, Klesel: •Streben Selbstbehauptung und Macht an, die auf Eitelkeit zurückgehen, ohne sich einem überpersönlichen Ziel zu fügen • •Nach dem Tod von Rudolf endet das Stück mit einem Schuldeingeständnis von Mathias. •Die Angst vor dem Kommenden, das droht, ja die Einsicht in sein unaus-weichliches Kommen stellt Grillparzer dar in den Ereignissen des Bruderzwists. Und in den Reden des Kaisers zeigt er, welche Tugenden nötig wären, um den drohenden Untergang aufzuhalten. Das was andrängt, und wogegen der Kaiser zu bewahren strebt, ist also die Zeit, des Dichters eigene Zeit, „die wildverworrne, neue" (III, 363). •(Walter Naumann: Grillparzer: das dichterische Werk. Urban Bücher – Bd. 17. •Stuttgart: W. Kohlhammer, 1955, S. 38) • Entschlossenheit bedeutet meistens nur Gewissenlosigkeit Rudolf II. als Projektionsfläche Grillparzers. Umarbeitung nach dem März 1848 •Dazu noch das Bewußtsein, daß im Handeln, •Ob so nun oder so, der Zündstoff liegt, •Der diese Mine donnernd sprengt gen Himmel. •Ihr habt gehandelt, wohl! Das Tor geht auf •Und eine grasse Zeit hält ihren Einzug. •Was wollen sie, die Stände? Weiß man es?[399] • • Kein abstraktes Ziel rechtfertigt die Verletzung des Menschlichen (beschreibt Walter Naumann Rudolfs Grundsatz) •RUDOLF •Damit ich lebe, muß ich mich begraben,[390] •Ich wäre tot, lebt ich mit dieser Welt. •Und daß ich lebe, ist vonnöten, Freund. •Ich bin das Band, das diese Garbe hält, •Unfruchtbar selbst, doch nötig, weil es bindet. • •JULIUS •Doch wird das Band nun locker, Majestät? • • •RUDOLF •Mein Name herrscht, das ist zur Zeit genug. •Glaubst: in Voraussicht lauter Herrschergrößen •Ward Erbrecht eingeführt in Reich und Staat? •Vielmehr nur: weil ein Mittelpunkt vonnöten, •Um den sich alles schart, was gut und recht •Und widersteht dem Falschen und dem Schlimmen, •Hat in der Zukunft zweifelhaftes Reich •Den Samen man geworfen einer Ernte, •Die manchmal gut und vielmal wieder spärlich. • Prophezeiung, das Prag im 30jährigen Krieg für den Verrat büßen wird •Ich aber sage dir: wie eine böse Beule •Die schlimmen Säfte all des Körpers anzieht, •Zum Herde wird der Fäulnis und des Greuls, •So wird der Zündstoff dieses Kriegs zu dir, •Der lang Verschonten, nehmen seinen Weg, •Nachdem du ihm gewiesen deine Straßen . . . Libussa (1827 – 1847) (Quellen – Cosmas, Hajek von Libotschan, Brentanos Die Gründung Prag; Karl Egon Eberts Epos „Wlasta") •Libussa ( sowohl Brentano als auch Grillparzer beginnen mit dem Tod von Krokus und schließen mit der Gründung Prags) •Ein mythisch-matriarchalisches Zeitalter •Demut, Selbstbescheidung, Selbstbegrenzung •Vita contemplativa •Der Tod Libussas an die Passion Christi angelehnt •Primislaus •Das männliche Zeitalter der modernen Zivilisation, die mit dem Utilitarismus verknüpft ist. •Vita activa Die Gründung Prags •LIBUSSA. • •Baut eure Stadt, denn sie wird blühn und grünen, •Wie eine Fahne einigen das Volk. •Und tüchtig wird das Volk sein, treu und bieder, •Geduldig harrend bis die Zeit an ihm. •Denn alle Völker dieser weiten Erde, •Sie treten auf den Schauplatz nach und nach: •Ja, selbst die Menschen jenseits eurer Berge, •Das blaugeaugte Volk voll roher Kraft, •Das nur im Fortschritt kaum bewahrt die Stärke, •Blind, wenn es handelt, tatlos wenn es denkt, •Auch sie bestrahlt der Weltensonne Schimmer, •Und Erbe aller Frühern glänzt ihr Stern. •Dann kommts an euch, an euch und eure Brüder, •Der letzte Aufschwung ists der matten Welt. •Die lang gedient, sie werden endlich herrschen, Libussas Prophezeiung •Der Mensch ist gut, er hat nur viel zu schaffen, •Und wie er einzeln dies und das besorgt, •Entgeht ihm der Zusammenhang des Ganzen. •Des Herzens Stimme schweigt, in dem Getöse •Des lauten Tags unhörbar übertäubt, •Und was er als den Leitstern sich des Lebens •Nach oben klügelnd schafft, ist nur Verzerrung, •Schon als verstärkt, damit es nur vernehmlich. • •So wird er schaffen, wirken, fort und fort. •Doch an die Grenzen seiner Macht gelangt, •Von allem Meister, was dem Dasein not, •Dann, wie ein reicher Mann, der ohne Erben •Und sich im weiten Hause fühlt allein, •Wird er die Leere fühlen seines Innern. • Abschied der Schwestern von Primislaus und dem Volk •KASCHA. •Es stand dir nah, du stießest es zurück. •Geliehen war sie euch und nicht geschenkt, •Vertraun gehorcht, der Eigenwille denkt. •Wir nehmen sie mit uns auf unsrer Fahrt, •Bis ihr des Segens würdger, als ihr wart. • •Indem sie ihren Gürtel ablöst und zu dem auf dem Boden liegenden Libussas hinwirft. •Aus diesem Gold laßt eine Krone schmieden. •Mit Handbewegung nach dem Hügel und gegen den Boden. •Das Hohe schied, sein Zeichen sei hienieden. Obsah obrázku text, osoba Popis byl vytvořen automaticky Burgtheater, 1941, Regie Lothar Müthel •Grillparzer als „Künder der deutschen Nation“ (Baldur von Schirach) •… viele Persönlichkeiten aus Partei, Staat (an ihrer Spitze der Schirmherr der Grillparzer-Woche, Reichsstatthalter und Gauleiter Baldur von Schirach. Die Neuinszenierung dieses Grillparzerschen „Faust“, wie man das Stück nicht mit Unrecht bezeichnet hat, hatte Intendant Lothar M ü t h e l sich selbst vorbehalten. … Die Rolle der Libussa war Hedwig Pistorius anvertraut, die sie zu einem packenden Erlebnis für die Zuschauer gestaltete. •Was von Grillparzers Text wurde dabei wohl unterschlagen? Evelin Deutsch-Schlager entnahm es demInspizinetenbuch des Burgtheaters- Jos. Václav Frič a Arnošt Kraus o Grillparzerově Libuši 1889, Květy; Stará historie česká v německé literatuře (Praha, Bursík & Kohout, 1902) •V každé sceně jeví se zoufalá malomocnost obrazotvornosti, jež odpornou svou pretensí, s jakouž se vydává za hlubokomyslnou moudrost, přímo uráží. • •Arnošt Kraus: •a jako Přemysl žije pro národ, ona žije pro něho; vidíme, jak svoje vlastní názory podrobuje jeho rozumu, a odpor, který klade jeho přání, aby stavbu města zasvětila, mizí, když pozorovala z jeho špatně zatajené mrzutosti, jakou váhu klade na nový podnik. •Radí se se staršími, ač je nepovažuje za moudřejší sebe. Ale ví, že raději se dají do práce, budou-li dílo považovat za své vlastní. •Přemysl chce z Prahy zahájit obchod do Německa, chce získat, co ještě schází zde. Arnošt Kraus •Úloha, na kterou vynaloženo tolik nadšení vlasteneckého, tolik studií: vytvořit tragedii Libušinu, řešena básníkem Nečechem, který měl nejmenší znalost místa a nejméně náklonnosti k dějinám českým, ale byla rozřešena skutečně a česká látka, která prošla tolika rukama, vyvrcholila v dílo trvalé ceny, dílo plné poesie a hloubky myšlenkové, které patří k největším skvostům literatury německé a přejde časem ve vlastnictví literatury světové. •1941 mělo Libuši uvést vinohradské divadlo: •Překlad: K. M. Walló, režie František Salzer, Libuše Marie Brožová, Přemysl Otomar Korbelář. •Premiéra, plánovaná na 28. února 1941, nakonec zakázána. Kathi Fröhlich, ein Porträt von Marie Ebner-Eschenbach •Grillparzer: »Ich bin der Liebe nicht fähig«, gestand er dem Freunde. »Sosehr mich ein wertes Wesen anziehen mag, so steht doch immer noch etwas höher, und die Bewegungen dieses Etwas verschlingen alle andern so ganz, daß nach einem Heute voll der glühendsten Zärtlichkeit leicht – ohne Zwischenraum, ohne besondere Ursache – ein Morgen denkbar ist der fremdesten Kälte, des Vergessens, der Feindseligkeit möchte ich sagen.« •So war's ein langes Leben hindurch gewesen, und so sollte es bleiben. Als er ihr in späten Jahren, ein alter Mann der Gealterten, seine Hand und seinen Namen anbot, lehnte sie ab. Seine »ewige Braut« – in Gottes Namen. Seine Frau? Nein. Was sie von ihm ertrug, weil sie wollte, hätte sie nicht ertragen, weil sie mußte. •Was Grillparzer von Kathi Fröhlich gehalten, bezeugte er dadurch, daß er sie zur Herrin seines Hab und Guts wie über seinen poetischen Nachlaß einsetzte. Ihr vertraute er die Verfügung über die Werke, die er seit dem Tage seiner bittersten Enttäuschung vor aller Augen – die ihren gewiß ausgenommen – verborgen gehalten hatte. Den höchsten Beweis von Liebe und Vertrauen, den er geben konnte, hat sie aus der Hand des Toten empfangen. • •