Johann Nepomuk Nestroy (1801 -1862) und die Theaterlandschaft der Vormärzzeit Hofburgtheater, Vorstadtbühnen und Theater in der Provinz Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik (entstanden seit 1818, gedruckt erst postum 1935) •Hegel 1349 •Besonders bei uns Deutschen ist seit der Tieckschen Zeit her dieser Trotz gegen das Publikum Mode geworden. Der deutsche Autor will sich seiner besonderen Individualität nach aussprechen, nicht aber dem Hörer und Zuschauer seine Sache genehm machen. Im Gegenteil, in seinem deutschen Eigensinn muss jeder was anderes haben als der andere, um sich als Original zu zeigen. So sind z. B. Tieck und die Herren Schlegel, die in ihrer ironischen Absichtlichkeit des Gemütes und Geistes ihrer Nation und Zeit nicht mächtig werden konnten, hauptsächlich gegen Schiller losgezogen und haben ihn schlechtgemacht, weil er für uns Deutsche den rechten Ton getroffen hatte und am populärsten geworden war. Unsere Nachbarn, die Franzosen, hingegen machen es umgekehrt; sie schreiben für den gegenwärtigen Effekt und behalten stets ihr Publikum im Auge, das nun seinerseits wieder für den Autor ein scharfer und unnachsichtiger Kritiker ist und sein kann, … Königliches Nationaltheater Berlin, Intendanz Iffland •1796 – 1814 •Erfolgreicher Autor von bürgerlichen Rührstücken in der Tradition der englischen ›sentimental comedy‹ und französischen ›comédie larmoyante‹. •August Wilhelm Iffland schrieb über 60 Werke, August von Kotzebue (1761–1819, über 220 Werke). > Obsah obrázku text, kniha, černá Popis byl vytvořen automaticky Die Hof- und Stadttheater, die Beendigung der Schauspielerintendanz nach Ifflands Tod •Der Kammerherr Graf Karl Moritz von Brühl (Bln) •Braunschweig,Coburg, Dresden, Karlstuhe, Kassel, Mannheim, München,Oldenburg, Stuttgart, Wien •Die Theatersaison meistens nur im Winter, in Bädern dann im Sommer. •Spitzenschauspieler kamen nur zu Gastspielen •Privatunternehmen: •Leipzig, Hamburg, Düsseldorf (meistens wenig stabile Unternehmen, da die Städte mehr an den Steuereinnahmen als an der künstlerischen Qualität interessiert waren Seltsame Vorlieben der Fürsten, vergebliche Proteste der Intendanten •Der Hund des Aubry, oder der Wald bei Bondy / Le Chien de Montargis, ou la Forêt de Bondy, mélodrame historique en trois actes et à grand spectacle •Die deutsche Übersetzung von Ignaz Franz Castelli, Musik von Ignaz von Seyfried, 1815 an den Königlichen Schauspielen Berlin. Goethe widersetzte sich das Stück in Weimar aufzuführen. Die Maitresse des Weimarer Herzogs Karoline Jagemann setzte 1817 das Stück durch, aber Goethe verließ 1815 eine einm Viertljahrhundert das Theater. Obsah obrázku text, exteriér, kniha Popis byl vytvořen automaticky Der Einfluss der Architektur der Opernhäuser auf die Schauspielkunst •Keine nuancierte Darstellung möglich, nur Pathos und weit ausholende Gesten. •Monologe erinnerten na Arien und wurden an der Rampe vorgetragen. •Kompars war nötig, um die große Bühne zu füllen. •Tänze, Orchestereinlagen, Gesänge (Beethovens Schauspielmusik zu Egmont von J. W. Goethe). •Gesänge am Lagerfeuer sogar in Schillers Wallenstein. •Mendelssohns Musik zur Antigone und Oedipus in Kolonos, 1843 Obsah obrázku budova, exteriér, staré, skupina Popis byl vytvořen automaticky Erfolgsautoren im Vormärz: August von Kotzebue •Herausgeber des Weimarer Literarischen Wochenblatts, wo er Burschenschaften und Turnerbünde kritisierte. Auf dem Wartburgfest 1817 wurde seine Geschichte des deutschen Reichs verbrannt. Obwohl er dann nach Mannheim umzog, wurde er dort 1819 vom Jenaer Theologiestudent Karl Ludwig Sand erstochen. In Anwesenheit von Kotzebues vierjährigem Sohn begleitete Sand den Mord mit den Begründung: „Hier, du Verräter des Vaterlandes!“ •Karlsbader Bechlüsse, 1819 Obsah obrázku text, staré, rámeček obrázku Popis byl vytvořen automaticky Dalibor Tureček: August von Koetzebue aneb Technologie populárnosti. •Konflikt divadelní praxe a teorie dramatu, Překlad jako křižovatka estetických norem, Čtyři názorné příklady střetu kulturních modelů (Česká obrozenská travestie Grillparzerovy Ahnfrau, Amazonky na hranici humoru a travestie, Ferdinand Raimund v Praze roku 1836, Tylova modifikace hry o polepšení a kouzelné hry), August von Kotzebue aneb Technologie populárnosti, Ernst Raupach aneb Anatomie sentiment •Weimar 1791-1817: 87 Stücke von Kotzebue, 18 von Goethe und 8 von Shakespeare. •1876 schon über 50 tsch. Übersetzungen erschienen •Klicpera: Zlý jelen •Der Rehbock oder schuldlosen Schuldbewussten •Každý něco pro vlast •Die deutschen Kleinstädter •Josef Kajetán Tyl galt dem Brünner Kritiker(1852) als Koetzebue von Böhmen •Vocílkovy kuplety ze Strakonického dudáka a Kotzbueův Štěkavec Hermann Böhm: Zwischen Brünn, Graz und Preßburg: Johann Nepomuk Nestroys Jahre in der österrreichischen Theatreprovinz > Obsah obrázku text, staré, rámeček obrázku Popis byl vytvořen automaticky •31. Oktober 1825: Debüt in Brünn als Jakob in Méhuls Bibel-Oper Joseph und seine Brüder. •Vertrag bis 1827: Don Juan von Mozart, Rossinis Barbier von Sevilla, Gessler in Schillers Wilhelm Thell •Im April 1926 die Ludlamshöhler in Wien aufgelöst. •Extemporieren als Dandini in Nicolo Isouards Oper “Aschenbrödel” •18. 4. zur Polizei zitiert •28. April: Der Polizeidirektor Karl Muth •Friedrich Hensler: Die Teufelsmühle am Wienerberge, Nestroy als Käsperle: •Mut, Käsperle, Mut! •Laßt mich einmal aus mit dem Muth. Mir geht der Muth schon bis an den Hals! • Adolf Müller senior (1801 in Tolna (Ungarn); † 1886 in Wien) •Er wuchs bei Tante und Onkel in Brünn auf, wo er auch seine erste musikalische Ausbildung erhielt. Durch seinen Onkel kam er auch mit der Theaterwelt in Berührung. Nach kurzer Tätigkeit als Sänger und Schauspieler ging er 1823 nach Wien und begann bei Joseph von Blumenthal Kompositionslehre zu studieren. 826 wurde er als Sänger in das Hofopernensemble am Kärntnertortheater engagiert, 1828 wurde er Kapellmeister am Leopoldstädter Theater und am Theater an der Wien. Seit 1847 war er ausschließlich am Theater an der Wien tätig. •https://www.youtube.com/watch?v=_YBIw6P3Hec •Kometenlied (Knieriem) (aus der Zauberposse: Der böse Geist Lumpazivagabundus - Das liederliche Kleeblatt) · Fritz Muliar • • Fortuna wird drei Anhängern des Lumpazivagabundus Glück schenken. Sollten diese das Glück zum Fenster hinauswerfen, wird Fortuna es ihnen noch einmal aufdrängen. Sollten dann immer noch mindestens zwei von ihnen das Glück mit Füßen treten, hat Fortuna verloren und muß in die Hochzeit einwilligen. Fortuna hält es für unmöglich, daß zuteilgewordenes Glück nicht zu einembeständigen Leben führt. • Zlý duch Lumpacivagabundus aneb Ludrácký trojlístek. •Klížil, truhlář (Vlastimil Hašek), Jehlička, krejčí (Viktor Preiss), Knejp, švec (Miroslav Středa), •Překlad: Bohumil Mathesius •Hudba: Miroslav Kořínek •Režie: Jiří Horčička •Natočeno: v roce 1986 •Národní divadlo v Praze mělo na repertoáru Lumpacivagabundus aneb Ludrácký trojlístek v letech 1894-1900. •Podošva (Marián Geišberg), Glej (Juraj Kemka), •Cverna (Vladimír Kobielsky), •Slovenský rozhlas Bratislava v roce 2014. Der böse Geist Lumpazivagabundus •100.000 Taler gewonnen: Leim beschließt, nach Wien zu reisen und, falls noch möglich, seine Peppi zu heiraten. Ansonsten will er ein Spital bauen. Zwirn zieht nach Prag und lässt sich „von Zwirn“ anreden. Knieriem beschließt, statt Bier nur noch Wein zu trinken. … Versprechen, sich im Unglück gegenseitig beizustehen und sich bei Meister Hobelmann in einem Jahr erneut zu treffen. • •Attila Hörbiger - Die Welt steht auf kan Fall mehr lang •https://www.youtube.com/watch?v=4jIT0JNyoic •Es is kein Ordnung mehr jetzt in die Stern. •D’ Kometen müßten sonst verboten wer’n; •Ein Komet reist ohne Unterlaß •Um am Firmament und hat kein Paß, •Und jetzt richt a so a Vagabund •Uns die Welt bei Butz und Stingel z’ Grund; •Aber lassn ma das wie’s oben steht, •Auch unt sieht man, daß’s auf n Ruin losgeht. •Abends traut man ins zehnte G’wölb sich nicht hinein •Vor Glanz, denn sie richten’s wie d’ Feentempel ein; •Der Zauberer Luxus schaut blendend hervor, •Die böse Fee Crida sperrt nacher ’s G’wölb zur. •Da wird Einem halt angst und bang, •Die Welt steht auf kein Fall mehr lang. Kannst du wälisch? Italienisch auch nicht? •Schreib italienisch. (Dictirt.) cane perduto •– Non avete veduto – cane perduto. (Zu CAMILLA.) •War der Mopperl ein Mandel oder ein Weibel? •CAMILLA. Er war männlichen Geschlechtes. •ZWIRN (dictirt). Questo Mopperl – un Signore. •ZWIRN. So? (Nachsinnend, für sich.) Keine Zähn, wie heißt denn das auf wälisch? – Hab’s schon. •(Dictirt.) Zani kani. – War er klein oder groß? •CAMILLA. Ein ganz kleines Hunderl. •ZWIRN (dictirt). Piccolo Viech mit quattro Haxen. – Recompenza zwanzig Zechini in buona moneta Walter Schübler: Nestroy. Eine Biographie in 30 Szenen. > Obsah obrázku text, staré, nakreslené, exteriér Popis byl vytvořen automaticky •Das neue Gebäude des Carl-Theaters von 1847: Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll. •die Uraufführung der Burleske Die schlimmen Buben in der Schule von Johann Nestroy, Nestroy in der Hauptrolle des „Willibald“. •In den Jahren 1854 bis 1860 war Nestroy nicht nur Darsteller, sondern auch Direktor des Theaters. Die Censur ist die jüngere von zwey schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition (S. 124) Eberhard Ultra in Freiheit in Krähwinkel •Brünn 1926 •… musste ich um 9.00 vormittags in den Polizey-Arrest, ging dann in die Probe, nach der Probe in den Arrest, und zur Vorstellung wieder heraus. Am Schlusse wurde ich hervorgerufen. Den folgenden Tag, musste ich um 9 Uhr vormittags in den Arrest, bis 4 Uhr nachmittags, und somit war die Sache abgethan. • Obsah obrázku text, pózování Popis byl vytvořen automaticky Nestroy meistgespielte Stücke •Der böse Geist Lumpazivagabundus, entstanden 1833, Erstdruck: Wien 1835. Uraufführung am 11.4.1833 in Wien. •Das meist gespielte Stück •Zu ebener Erde und erster Stock, Erstdruck: Wien (Wallishausser), 1838. Uraufführung am 24.11.1835, Theater an der Wien, Wien. •Damian Stutzel, Frau Sepherls Bruder, ein zugrunde gegangener Tandler und jetzt Gehilfe seines Schwagers •Salerl, entfernte Anverwandte Schluckers. •Abschied von der höheren Sphäre der Geister, Fortuna nur noch erwähnt. Spekulant Goldfuchs, der arme Tandler Schlucker: •SCHLUCKER. Ja was treibt denn ’s Glück heut’?! •DAMIAN. Die Fortuna muß sich den Fuß überstaucht haben, daß s’ nit in ersten Stock auffisteigen kann, sonst kehret s’ g’wiß nicht zu eb’ner Erd’ ein. •Vergleich mit Raimunds Verschwender, Raimunds letztes Stück, das Hobellied: •Nach zwanzig Jahren kehrt Flottwell aus England verarmt zurückS. ein ehemaliger Kammerdiener Wolfwohn in seinem Haus. Flottwellwil lSelbstmord begehen. Cheristanes dienstbarer Geistgibt ihm etwas von seinem Reichtum zurück. •Der Talisman, Entstanden 1840. Erstdruck: Wien 1843. Uraufführung am 16.12.1840 in Wien. •Als Titus das scheuende Pferd einer Kutsche bändigt, schenkt ihm der gerettete Friseur Marquis zum Dank dafür einen Talisman, eine schwarze Perücke. Diese verhilft Titus zur Gartengehilfen-Stellung bei Flora Baumscheer, die ihm einen Anzug aus der Garderobe ihres verstorbenen Mannes gibt und ihm Avancen macht. • •Das Mädl aus der Vorstadt, Entstanden 1841. Erstdruck: Wien 1845. Uraufführung am 24.11.1841 in Wien. •Kauz, ein Speculant vs. Schnoferl, Winkelagent •Schnoferl sagen lässt: „Ah ich sag's, der Zufall muß ein b'soffener Kutscher sein – wie der die Leut' z'sammführt, 's is stark!“ • • •Einen Jux will er sich machen. Entstanden 1842. Erstdruck: Wien 1844. Uraufführung am 10.3.1842 in Wien. •Mit knapper Not entkommen Weinberl und Christoph und kehren zum Geschäft zurück. Dort ertappen sie die Einbrecher Rab und Kraps auf frischer Tat und werden dafür von Zangler belobigt. Aber Weinberl, der Frau von Fischer einen – erfolgreichen – Heiratsantrag macht, ist von seiner Sehnsucht geheilt: „Jetzt frag ich aber zahlt sich so a Jux aus, wenn man ihn mit einer Furcht, mit 3 Schrocken, 5 Verlegenheiten und 7 Todesängsten erkauft?“ •V & W: 1928 frei nach J. N. Nestroy, …si pořádně zařádit, Adria. •Der Zerrissene. Entstanden 1844. Erstdruck: Wien 1845. Uraufführung am 9.4.1844 in Wien. •Lips, der „Zerrissene“, ist trotz oder gerade wegen seines Reichtums gelangweilt. Aber ohne Geld will er auch nicht leben: „Armut ist ohne Zweifel das Schrecklichste, mir dürft' einer 10 Millionen hinlegen und sagen, ich soll arm sein dafür, ich nehmet's nicht.“ Der böse Geist Lumpazivagabundus Obrázok, na ktorom je text, krabica, obálka, vizitka Automaticky generovaný popis •entstanden 1833, Erstdruck: Wien 1835. Uraufführung am 11.4.1833 in Wien. •Das meist gespielte Stück • Zu ebener Erde und erster Stock Obrázok, na ktorom je vnútri, oltár, ľudia, ozdobený Automaticky generovaný popis •Erstdruck: Wien (Wallishausser), 1838. Uraufführung am 24.11.1835, Theater an der Wien, Wien. •Damian Stutzel, Frau Sepherls Bruder, ein zugrunde gegangener Tandler und jetzt Gehilfe seines Schwagers •Salerl, entfernte Anverwandte Schluckers. •Abschied von der höheren Sphäre der Geister, Fortuna nur noch erwähnt. Spekulant Goldfuchs, der arme Tandler Schlucker: •SCHLUCKER. Ja was treibt denn ’s Glück heut’?! •DAMIAN. Die Fortuna muß sich den Fuß überstaucht haben, daß s’ nit in ersten Stock auffisteigen kann, sonst kehret s’ g’wiß nicht zu eb’ner Erd’ ein. • Der Talisman (Titus Feuerfuchs oder Die Schicksalsperücken) Obrázok, na ktorom je text Automaticky generovaný popis •Entstanden 1840. Erstdruck: Wien 1843. Uraufführung am 16.12.1840 in Wien. •Als Titus das scheuende Pferd einer Kutsche bändigt, schenkt ihm der gerettete Friseur Marquis zum Dank dafür einen Talisman, eine schwarze Perücke. Diese verhilft Titus zur Gartengehilfen-Stellung bei Flora Baumscheer, die ihm einen Anzug aus der Garderobe ihres verstorbenen Mannes gibt und ihm Avancen macht. • • Das Mädl aus der Vorstadt > Obrázok, na ktorom je text, rám obrazu Automaticky generovaný popis •Untertitel: Ehrlich währt am längsten. •Kauz, ein Speculant vs. Schnoferl, Winkelagent •Schnoferl: „Ah ich sag's, der Zufall muß ein b'soffener Kutscher sein – wie der die Leut' z'sammführt, 's is stark!“ •Thecla die Tochter des durchgegangenen Diebes Stimmer ist, der angeblich Kauz bestohlen hat. Schnoferl gelingt der Beweis, Kauz habe sich mit Hilfe Käfers selbst „beraubt“ und nötigt Kauz eine reichliche Entschädigung für Thecla und deren Vater ab. • Einen Jux will er sich machen Obrázok, na ktorom je text Automaticky generovaný popis •. Entstanden 1842. Erstdruck: Wien 1844. Uraufführung am 10.3.1842 in Wien. •Mit knapper Not entkommen Weinberl und Christoph und kehren zum Geschäft zurück. Dort ertappen sie die Einbrecher Rab und Kraps auf frischer Tat und werden dafür von Zangler belobigt. Aber Weinberl, der Frau von Fischer einen – erfolgreichen – Heiratsantrag macht, ist von seiner Sehnsucht geheilt: „Jetzt frag ich aber zahlt sich so a Jux aus, wenn man ihn mit einer Furcht, mit 3 Schrocken, 5 Verlegenheiten und 7 Todesängsten erkauft?“ •V & W: 1928 frei nach J. N. Nestroy, …si pořádně zařádit, Adria. •https://www.youtube.com/watch?v=Po8nH81Ccbk&ab_channel=Fernsehspiel Die lieben Anverwandten. Erstaufführung fand am 21. Mai 1848 im Wiener Carltheater •Bey die Wahlen durch Stimmen is der Fehler auch das, •Es giebt Mancher sein’ Stimm, und er weiß net für was; •Gar Manch’r is als Wähler für Frankfurt h’neing’rennt, •Der außer d’Frankfurter-Würsteln von Frankfurt nix kennt.“ •Ganz nach den herrschenden Anforderungen berechnet: • •Freiheit in Krähwinkel •Ideen und Erfolge der Revolution dargestellt, kleinsinnige Nutznießer und engstirnige Opfer der Revolution verspottet. Ultra: Diese Zeit war bequem / Für das Zopfensystem. •Unumschränkt haben s' regiert, •Und kein Mensch hat sich g'rührt, •Denn hätt's einer g'wagt •Und ein freies Wort g'sagt, •Den hätt' d' Festung belohnt, •Das war man schon g'wohnt. • •Ausspioniert haben s' alles glei, •Für das war d' Polizei. •Der G'scheite ist verstummt, •Kurz 's war alles verdummt •Diese Zeit war bequem • •Für das Zopfensystem. •Was für eine Menge Rechte haben wir g'habt, diese Rechte der Geburt, die Rechte und Vorrechte des Standes, dann das höchste unter allen Rechten, das Bergrecht, dann das niedrigste unter allen Rechten, das Recht, daß man selbst bei erwiesener Zahlungsunfähigkeit und Armut einen einsperren lassen kann. Wir haben ferner das Recht g'habt, nach erlangter Bewilligung Diplome von gelehrten Gesellschaften anzunehmen. … Und trotz all diesen unschätzbaren Rechten, haben wir doch kein Recht g'habt, weil wir Sklaven waren. Persiflage aller Freiheitsbestrebungen •Um den unbequemen Ultra still zu stellen, rät Reakzerl, der Bürgermeister solle dem Aufmüpfigen den Posten eines Zensors, verbunden mit einer sehr guten Bezahlung anbieten. Empört lehnt Ultra, der von sich selbst sagt „Ich bin Freiheit durch und durch“, das Angebot ab. Zur Begründung erklärt er: „Ein Censor is ein Menschgewordener Bleysteften oder ein Bleistiftgewordener Mensch.“ •https://www.nestroy.at/neu/leben-und-werk/texte-materialien/nestroy-stuecke-chronologisch/freiheit -in-kraehwinkel/ Lady und Schneider, 6. 2. 1849 •Heugeign ‒ ein Opportunist, dessen gesamtes amateur-politisches Verständnis in seinem Ehrgeiz nach Ruhm gipfelt: •„Sie müssen mich noch wo an die Spitze stellen, sey's Bewegung oder Clubb, liberal, legitim, conservativ, radical, oligarchisch oder gar kanarchisch[gar ka = wienerisch für gar kein, nichts davon], das is mir alle eins, nur Spitze!“ (Erster Act, 10te Scene) •Peter von Matts: „keine Neigung zum politischen Märtyrertum. Es liegt ihm sehr am persönlichen Wohlergehen, mehr noch an der ungebrochenen Entwicklung seines Finanzhaushalts. […] Nach dem blutigen Oktober 1848 ist Nestroy offensichtlich darauf bedacht, sich mit einigen pointiert reaktionären Äußerungen [in Lady und Schneider] öffentlich abzusichern.“ Gesinnungslos wie die Liebe (Karl Kraus) •Egon Friedell: https://www.projekt-gutenberg.org/friedell/wozuthea/chap016.html •Nestroy war ein echter Philosoph auch darin, daß er kein System besaß. Wo er irgend eine moralische Ungleichung bemerkte, da stellte er sie ans Licht und gab sie dem Spott preis. Deshalb hat er auch niemals ein politisches Programm gehabt und galt gleichermaßen den Konservativen als bedenklicher Umstürzler wie den Liberalen als finsterer Reaktionär. Von rechts und links angefeindet zu werden, ist aber immer das Los aller echten Komödientemperamente, denen es gar nicht anders möglich ist, als alle Dinge von oben zu betrachten, von einem erhöhten Standpunkt olympischer Heiterkeit, vor dem rechts und links nur zwei Hälften desselben menschlichen Grundwesens sind. Nestroy war zweifellos das, was Nietzsche einen ›freien Geist‹ genannt hat: seine außerordentliche Witterung für alles Komplizierte, Widerspruchsvolle, Vieldeutige, sich Kreuzende und Aufhebende in der menschlichen Natur, seine seltene Gabe, gerade die halben, gemischten, gebrochenen Seelenfarben auf seiner Palette zu bringen, macht ihn zum unmittelbaren Erben und Fortsetzer Lawrence Sternes, Lichtenbergs und Kierkegaards und stellt seine Bühnenpsychologie neben die moderne Chromatik eines Wilde und Shaw. Und auch darin erinnert er an die beiden Iren, daß er ganz skrupellos gerade die ordinären Sorten der Bühnenliteratur: das Kolportagedrama, das Rührstück, das Familienmelodram, den Schwank und die Posse bevorzugt, aber freilich im höchsten Maße veredelt hat, indem er ihnen seinen reifen, funkelnden, facettenreichen Geist okulierte. Er nahm eben nichts ernst, auch sein eigenes Handwerk nicht: Karl Kraus: Nestroy und die Nachwelt, 1912 •43/44: Leibesgegenwärtig, geisteswiderwärtig, vollkommen wie sie ist, hofft sie [die Geschwindigkeit] , werde die nächste sie übernehmen und die Kinder, die der Sport mit der Maschine gezeugt hat und die Zeitung genährt, würden dann noch besser lachen können. •45: Nicht wie Heine, dessen Witz mit der Welt läuft, der sie dort traf, wo sie gekitzelt sein w … nicht wie Heine wird sie Nastroy überwindenollte •46/47: Er nahm die Schablone, die als Schablone geboren war, um seinen Inhalt zu verstecken, der nicht Schablone werden konnte. Karl Kraus: Rede zum 50. Todestag »Nestroy und die Nachwelt« (1912). •Angriff auf den „bekannzen umdichter Hofmansnthal“,der ehrwürdigen Kadavern das Fell abzieht, um fragwürdige Leiche darin zu bestatten •Nestroy Erfinder das Gefundenen •53 •Wann ich mir meinen Verdruss net versaufet, ich müsst´mich grad aus Verzweiflung dem Trunke ergeben. •61 •Kunst ist, was den Stoff überdauert. Karl Kraus nannte Nestroy „den ersten deutschen Satiriker, in dem sich die Sprache Gedanken macht über die Dinge. Er erlöst die Sprache vom Starrkrampf, und sie wirft ihm dafür für jede Redensart einen Gedanken ab. •688. VORLESUNG AM 31.05.1935 in Wien •31.05.1935 •Zum ersten Mal •Eisenbahnheiraten oder Wien, Neustadt, Brünn • •Posse mit Gesang in drei Akten (nach dem Vaudeville »Paris, Orléans et Rouen« von Bayard und Varin) von Johann Nestroy, nach der Schroll’schen Ausgabe*) eingerichtet von Karl Kraus, mit improvisierter Musik Eisenbahnheiraten •patzmann. Wo werden Sie einlogieren? •kipfl. Beym Padowetz. In dem Haus war a Tafel vergangene Wochen, •Es hat deliziös d’ ganze Nachbarschaft g’rochen, •Sogar an die Vormittag’ gab es Soiree, •Erst neulich war Ball, und noch gestern war Thee – •Und heut’ hab’n sie Krida, wem pfänd’t und das Kreuz, •Der Herr is nit z’ finden, ’s heißt, er is in der Schweitz. •Trotz Extrapost hohlt ihn kein Gläubiger ein[:] •Es muß da a heimliche Eisenbahn seyn. • • •Ignaz Stimmstock, Gitarren- und Geigenmacher in Wien •Peter Stimmstock, Blasinstrumentenmacher in Krems •Edmund, erster Arbeiter bei Ignaz Stimmstock •Patzmann, Portrait- und Zimmermaler •Zopak, Bäckermeister in Brünn •Babett, seine Tochter •Nanny, sein Mündel •Kipfl, Bäckermeister in Neustadt •Theres, seine Tochter Eisenbahnheiraten, Čičvák, 1843 Obsah obrázku text, osoba Popis byl vytvořen automaticky Obsah obrázku text Popis byl vytvořen automaticky Zopak, Bäckermeister in Brünn •Zopak ringt der Maler Patzmann das Versprechen ab, Nanny als Frau zu bekommen, wenn er ihren Entführer beibringen könne, was natürlich ein Leichtes ist. Da Ignaz und die Zaschelhuberin sich nicht auf Anhieb zu einer gemeinsamen Zukunft entschließen können, gibt Patzmann ihnen Bedenkzeit bis Lundenburg, und so steigen alle in den abfahrenden Zug. •Zopak (im Eintreten zu Babett). A potom, wann sag ich courage, so sag ich courage; da is e nix von fürchten, da seyn wier bey Strumentenmacher musikalisches Stimmstock, was is Freund intimrische von mir. (Das Rohr schwingend.) Wann i. akt, 7. szene * seite 27 könnt ich nur finden Kerl niederträchtige. •Stimmstock is pritsch, und ich möcht’ ich – sagen S’ me Gütigkeit, haben S’ nicht gesehn Frauenzimmer flüchtiges? • Nestroys intertextuelle Leistungen •Judith und Holofernes, eine Travestie in einem Acte von Johann Nestroy. Die Erstaufführung 1849 • •Die Kategorisierung des Stücks als Parodie auf Hebbel bezeichnet Ulrich Scheck nicht haltbar ist. Es ist keine literarisch-kritische Polemik gegen Hebbel. In der Belagerung Bethuliens durch Holofernes wird eine Parallele zur Belagerung Wiens durch Alfred I. zu Windisch-Graetz. •Karl Kraus betont, dass Nestroy die charakteristischen Unzulänglichkeiten des Hebbelschen Sprachstils mit so minimalen Änderungen zu entlarven verstand, „daß die Parodie von Hebbel ist und nicht von Nestroy.“ Nestroys intertextuelle Leistungen •Tannhäuser, 1857 •https://www.youtube.com/watch?v=3x16OocOloM •„O tönet fort, ihr Heimat-Wonnelieder, •Die ird'sche Kneipe winkt, sie hat mich wieder.“ • •„Drum geh ich jetzo die Grotte zu betrachten, •Und werde mich daselbst zu Tode schmachten. •Leb‘ wohl, und wart nur einen Augenblick, •Als Leiche kehr ich bald zu dir zurück.“ •Tannhäuser / Zukunftsoper mit vergangener Musick und gegenwärtigen Gruppierungen in 3 Acten. Musick von Kapellmeister Carl Binder, • •Eine ulkige Bieroper, deren Geist der ‚höhere Blödsinn‘ war, hat Nestroy in eine echte Parodie umgewandelt, die ihre Spitzen gegen den Begriff der Zukunftsmusik richtet, eine Tendenz, die in der Vorlage fehlt. „O tönet fort, ihr Heimat-Wonnelieder, Die ird'sche Kneipe winkt, sie hat mich wieder.“